Mittagsjournal 1977.08.08

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    Rechtliches

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    Guten Tag, verehrte Damen und Herren, wir bringen wieder 60 Minuten Information zur Mittagsstunde.
    Am Mikrofon im Studio begrüßt sie dazu Adolf Poindl.
    Spitalsfinanzierung, das ist und bleibt anscheinend das innenpolitische Thema dieses Sommers.
    Heute Mittag hören wir zum Androsch-Vorschlag eines Selbstbehalts der Patienten, eine Stellungnahme des ÖGB-Vizepräsidenten Sekhanina und auch ein Teil der Presseschau ist diesem Thema gewidmet.
    Aus Österreich kommt hinzu ein Beitrag über die energiepolitischen Vorstellungen der Volkspartei und die Anlässe für die außenpolitischen Beiträge sind Regierungswechsel im Iran, ein Korrespondent aus Teheran zu den Hintergründen,
    Außenminister Vance setzt eine Ostmission fort, Saudi-Arabien Schlüsselrolle in diesem Konflikt.
    Begräbnisfeierlichkeiten für Erzbischof Makarios auf Zypern und Österreicher in Rhodesien von Untergrundkämpfern erschossen.
    Die Beiträge der Kulturredaktion führen uns heute nach Salzburg und nach Locarno.
    Zunächst aber, wie immer, die Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Rainer Warnecke und gesprochen werden die Meldungen von Peter Fichner.
    Zypern, Griechenland.
    Die Trauerfeierlichkeiten für den am vergangenen Mittwoch verstorbenen Staatspräsidenten Erzbischof Makarios haben heute Vormittag mit der Überführung des Leichnams von der Sankt-Johannes-Kathedrale in die Marienkirche begonnen.
    An der Beisetzung nehmen zehntausende griechische Zyprer und offizielle Trauergäste aus mehr als 65 Ländern teil.
    Makarios wird auf eigenen Wunsch in einem Kloster im Troodos-Gebirge beigesetzt.
    Die griechische Regierung hat heute Vormittag an einem Trauergottesdienst für den Verstorbenen in der Kathedrale von Athen teilgenommen.
    In Betrieben und Ämtern wurden Arbeitspausen und Schweigeminuten für Makarios eingelegt.
    Die Jugendorganisationen aller politischen Parteien haben für heute Abend zu einer Trauerkundgebung vor der Universität von Athen aufgerufen.
    Unmittelbar nach dem Begräbnis werden die vier politischen Parteien der griechischen Zypra die Verhandlungen über die Nachfolge des Staatspräsidenten beginnen.
    Als aussichtsreichste Kandidaten gelten Parlamentspräsident Kyprianou und dessen Vorgänger Klerides.
    Saudi-Arabien Auf der fünften Station seiner Ostmission konferiert heute der amerikanische Außenminister Vance mit König Khalid in dessen Sommerresidenz Taif.
    Saudi-Arabien wird wegen seiner dominierenden Stellung in der arabischen Welt eine Schlüsselfunktion bei der Bemühung um den Frieden im Nahen Osten eingeräumt.
    Nach den bisherigen Gesprächen des amerikanischen Außenministers in Kairo, Beirut, Damaskus und Amman erwartet man jedoch keinen entscheidenden Durchbruch bei den Bemühungen um die Wiederaufnahme der Genfer Nahostkonferenz.
    Wegen der ablehnenden Haltung Syriens hat Vance bereits seinen Vorschlag fallen gelassen, dass die Außenminister der Nahoststaaten noch vor der Genfer Konferenz zu Verhandlungen zusammentreten sollten.
    Auch von Seiten der Palästinenser sind die Vorschläge Vance reserviert aufgenommen worden.
    Der Führer der Befreiungsorganisation Arafat hat die arabischen Staatschefs aufgefordert, härtere Maßstäbe anzulegen, da die Pläne der Amerikaner eine Spaltung der arabischen Welt zum Ziel hätten und die Palästinenser-Frage übergehen wollten.
    Ägypten, Libyen Die Propagandakampagne im Zusammenhang mit den Kämpfen an der Grenze zwischen Ägypten und Libyen wird von beiden Seiten fortgesetzt.
    Bei einer Truppeninspektion warnte gestern der ägyptische Präsident Sadat Libyen vor neuer Aggression.
    Er beschuldigte den libyschen Staatschef Gaddafi, in Europa und in Kuba Söldner anzuwerben.
    Nach Presseberichten aus Kairo sind in den vergangenen Tagen mehr als 12.000 Flüchtlinge von Libyen nach Ägypten gekommen, um Zwangsrekrutierungen zu entgehen.
    Als Erfindung des libyschen Regimes werden Meldungen aus Tripolis bezeichnet, dass in Ägypten zwei Offiziere hingerichtet worden seien, die sich geweigert hätten, an den militärischen Einsätzen gegen Libyen teilzunehmen.
    Libanon Der Führer der PLO, der Palästinensischen Befreiungsorganisation, Arafat, hat den Irak und Libyen aufgefordert, den im Libanon lebenden Palästinensern keine Einreisevisa mehr zu erteilen.
    In den vergangenen Tagen ist bekannt geworden, dass Libyen im Libanon Palästinenser für Einsätze gegen Ägypten anwerbe.
    Auch aus dem Irak sollen Palästinenser lukrative Angebote erhalten haben.
    Arafat will dagegen so viele kampffähige Palästinenser wie möglich im Libanon halten.
    Rovesian.
    Die Bombenanschläge der vergangenen Tage haben zu weiteren Rivalitäten zwischen den verschiedenen schwarz-afrikanischen Befreiungsbewegungen geführt.
    Nach dem Bombenattentat vom vergangenen Samstag auf ein Kaufhaus in Salisbury beschuldigte der Nationalistenführer Musarewa die Afrikanische Volksunion unter der Führung von Njuja Nkomo des Anschlages.
    Eine südafrikanische Zeitung berichtete, die Afrikanische Nationalunion von Zimbabwe, unter der Leitung von Robert Mugabe, habe den Anschlag verübt.
    Heute früh wurde ein zweiter Bombenanschlag gemeldet, bei dem die Gleisanlagen auf einer Eisenbahnbrücke in Sozbui beschädigt wurden.
    Verletzt wurde bei diesem Attentat niemand.
    Gabun.
    Der Vermittlungsversuch der Organisation für Afrikanische Einheit im Konflikt zwischen Äthiopien und Somalia ist vorerst gescheitert.
    Der Außenminister Somalias Jamabar hat seine sofortige Abreise aus Liberville angekündigt, wo der Vermittlungsausschuss seit drei Tagen berät.
    Jamabar betonte, seine weitere Anwesenheit habe keinen Zweck.
    Er sei nicht gekommen, um sich die falschen Anklagen von Seiten Äthiopiens anzuhören.
    Iran.
    Shahreze Pahlavi hat der neuen Regierung unter Ministerpräsident Amusegar die Aufgabe gestellt, rigoros gegen Inflation und Versorgungsengpässe anzukämpfen.
    Notfalls soll das neue Kabinett dabei auch die Hilfe der Armee in Anspruch nehmen können.
    Der Vorgänger Amusegas, Hoveyda, ist von der Öffentlichkeit für die ständige Versorgungskrise verantwortlich gemacht worden.
    Hoveyda hat sein Amt nach fast 13-jähriger Tätigkeit am Samstag zurückgelegt.
    USA Eine gemischte amerikanisch-iranische Expertenkommission wird heute in Washington zu zweitägigen Beratungen über den Ausbau der Energieversorgung des Irans zusammentreten.
    Zur Debatte steht unter anderem die Lieferung von acht amerikanischen Atomreaktoren.
    Die Regierung in Teheran hat die Vereinigten Staaten bereits vor dem Amtsantritt der Region Kater um den Verkauf dieser Reaktoren herkömmlicher Bauart ersucht.
    Spanien.
    Nach der Abwertung der Peseta am 12.
    Juli um etwa 20 Prozent und nach Verabschiedung rigoroser Sparmaßnahmen verzeichnet die Regierung in Madrid nunmehr erste Erfolge bei der Sanierung der Wirtschaft.
    Die Gold- und Devisenreserven Spaniens sind erstmals seit Jahresbeginn gestiegen.
    Auch die Handelsbilanz hat sich verbessert.
    Die Ausfuhren lagen im Juli um 16 Prozent über den Zahlen des Vergleichsmonats im vergangenen Jahr.
    Die Importe sind dagegen lediglich um 7 Prozent gestiegen.
    Industrieminister Olliert kündigte an, möglicherweise werde auch der Energieverbrauch beschränkt, doch sei damit keine Treibstoffrationierung verbunden.
    Schweden.
    Vor einem Gericht in Stockholm beginnt heute der Prozess gegen 13 mutmaßliche Terroristen.
    Die Angeklagten werden beschuldigt, die Entführung der früheren Ministerin Anneretta Leijon geplant zu haben.
    Die Affäre steht im direkten Zusammenhang mit dem Anschlag gegen die Deutsche Botschaft im April 1975.
    Frau Leijon hatte damals die Papiere für die Auslieferung der deutschen Terroristen unterzeichnet.
    Österreich
    Nach einer ersten Bilanz der rund 800 Ausstellerfirma bei der gestern abgeschlossenen Dornbirner Messe ist in Vorarlberg im zweiten Halbjahr 1977 mit einer leichten Wirtschaftsbelebung zu rechnen.
    Man schließt auf diese Besserung vor allem deshalb, weil ein beträchtlicher Teil der während der Messe vergebenen Aufträge Investitionsgüter und nicht nur Konsumartikel betreffen.
    Nach einer eben veröffentlichten Studie des Instituts für Werbewissenschaft und Marktforschung haben die Österreicher, wie es wörtlich heißt, ein bestürzend geringes Sparwissen.
    Das Institut kommt zu dem Schluss, dass die österreichischen Sparer jedes Jahr viele Millionen Schilling an Zinsen und Erträgen verschenken, weil sie nicht wissen, wie sie ihr Geld am günstigsten anlegen können.
    Die Österreicher hätten zwar den Sparstrumpf und das Versteck im Wäschekasten als Geldaufbewahrung überwunden, heißt es in der Untersuchung weiter, es gehe aber jetzt darum, sie davon zu überzeugen, dass man gespartes Geld auch anders als im Sparbuch anlegen könne.
    Derzeit benutzen drei Viertel aller Österreicher nur ein normales Sparbuch.
    30 Prozent haben einen Bausparvertrag und ein Viertel aller Österreicher legt sein Geld nach einem Prämiensparvertrag an.
    Wertpapier, Pfandbrief oder Anleihesparformen nehmen nur 3 bis 4 Prozent der Österreicher in Anspruch.
    Nun das Wetter.
    Eine Störungszone liegt quer über dem Ostalpenraum und verlagert sich langsam ostwärts.
    An ihrer Rückseite fließen etwas kühlere Luftmassen in unser Bundesgebiet ein.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Gebietsweise heiter, sonst überwiegend reichliche Bewölkung.
    Im weiteren Verlauf erhöhte Bereitschaft zu Gewittern oder gewittrigen Regenschauern.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 23 bis 28 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 10 bis 18 Grad.
    Und die Wetteraussichten für morgen.
    Lokale Aufheiterungen, sonst wechselnd, gebietsweise ganztägig, stark bewölkt.
    Örtlich Gewitter oder Regenschauer, westliche Winde.
    Tageshöchsttemperaturen 21 bis 26 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 25 Grad, Nordostwind 2 km in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig 25 Grad, Südwind 10.
    Linz wolkig 22, Nordwestwind 15.
    Salzburg stark bewölkt, 21 Grad, Nordwestwind 10 km in der Stunde.
    Innsbruck heiter, 22 Grad, Windstill.
    Bregenz bedeckt 19 Grad, Südwestwind 3 km in der Stunde.
    Graz heiter 25 Grad Windstill und Klagenfurt heiter 23 Grad Windstill.
    Das also waren Wetter und Nachrichten und jetzt gleich wie angekündigt wieder zur Spitalsfinanzierung.
    Gesucht werden zwischen 4 und 5 Milliarden Schilling.
    Eine Summe, die dem Defizit der Spitäler entspricht und die einfach aufgebracht werden muss.
    Letzten Endes von uns allen, von den Steuerzahlern.
    Die Frage ist nur, wie?
    Bundeskanzler Kreisky stößt mit seinem Vorschlag nach einer Autosondersteuer auf immer mehr Widerstand, auch in seiner Partei.
    Die Idee des Finanzministers nach einem Selbstbehalt für Spitalspatienten fand bislang halbe Zustimmung bei einigen Finanzexperten in den Ländern und gestern auch bei der Bundeswirtschaftskammer.
    Die BundesöVP aber lehnt nach wie vor alle neuen Belastungen ab.
    Aus dem Gewerkschaftsbund ist bislang nur die Meinung von ÖGB-Vizeschef Dallinger bekannt.
    Ablehnung der Autosondersteuer.
    ÖGB-Präsident Benja mochte sich zu den jüngsten Vorschlägen nicht äußern.
    Heute nun aber hat sich der Chef der zweitgrößten Einzelgewerkschaft, der Metall- und Bergarbeitergewerkschaft, zu Wort gemeldet.
    Mit Obmann Karl Sekanina, der sich im Übrigen einen österreichischen Vorschlag, eine österreichische Lösung für dieses Problem wünscht, spricht Markus Sommersacher.
    Herr Abgeordneter Sekanina, welche Meinung vertritt der Gewerkschaftsbund in dieser so wichtigen Frage?
    Ich möchte vorerst festhalten, dass ich als Person nicht die offizielle Meinung des Gewerkschaftsbundes äußern kann.
    Dazu sind die Gremien zuständig.
    Aber als Vorsitzender einer nicht kleinen Gewerkschaft erlaube ich mir, zum konkreten Problem folgende Auffassung auszusprechen.
    Ich glaube, dass die Varianten, die aufgezeigt wurden, ob Autosondersteuer, ob Selbstbehaltung und ähnliche Dinge, die in der letzten Zeit in der Diskussion aufgetreten sind, dass es eben Beiträge zu einer Diskussion sind.
    Für mich erscheint es nun wichtig.
    dass man möglichst rasch gleich nach den Sommerferien zu einer gemeinsamen Gesprächsrunde wiederkommt.
    Zum Zweiten würde ich sehr dafür eintreten, dass man eine breite politische Basis findet.
    Das kann man nicht nur als Mehrheitspartei durchführen, meine Auffassung.
    Man sollte vor allem die Länder zu einer Regelung
    dazu bringen und zum Dritten glaube ich jetzt sagen zu dürfen, dass es auf Sicht gesehen nicht ohne eine Abgabe auch seitens der Bevölkerung gehen wird.
    In welcher Form, das bitte sollte man also ausdiskutieren.
    Es sollte eine soziale Regelung sein, wenn sie notwendig ist und es soll vor allem die Bevölkerung wissen,
    dass die medizinische Betreuung im Laufe der Jahre nicht billiger, sondern teurer wird.
    Und hier wäre es sicherlich erforderlich, auch eine umfassende Aufklärungskampagne für diese Öffentlichkeit durchzuführen.
    Sie sind ja Sozialversicherungs-Experte.
    Welcher Lösungsvariante würden Sie nun den Vorzug geben?
    Es ist schwierig im jetzigen Augenblick zu sagen, eine Form, die selbstbehakt ist oder die Form der Autosteuer oder die Form einer zusätzlichen Belastung von Alkoholikers, Zigaretten, neuerlichen zusätzlichen Belastung ist die gegebene.
    Ich besitze nur den Mut zu sagen, es wird auf Sicht nicht möglich sein, dass es ohne Belastung, wenn sie auch gering sein wird für den Einzelnen, ohne Belastung der Bevölkerung geht.
    Herr Abgeordneter Sekanina, einer der Schwerpunkte bei der Lösung des Spitalsfinanzierungsproblems ist Wien.
    Und nun hat gerade vor kurzer Zeit der Wiener Finanzstadtrat Mayer den Vorschlag gemacht, man könnte zum Beispiel auch die Krankenversicherungsbeiträge erhöhen.
    Was halten Sie davon?
    Die Funktion des Finanzstaatsrates, ob der nun Hans Mayer heißt oder anderen Namen hat, ist natürlich dafür Sorge zu tragen, dass er für die Verwaltung, für die er zuständig ist, in dem Fall für die Gemeinde Wien, möglichst umfassende Eingänge im Zusammenhang mit der Spitalsfinanzierung aufweisen kann.
    Die Erhöhung der Kassenbeiträge, die der einste Dienstnehmer heute zu zahlen hat, in bekannten Größenordnungen ja vorhanden, sind im jetzigen Augenblick, meine ich, in einer Größenordnung, wo man sie nicht verändern soll.
    Ob das auf Dauer so bleiben kann, ist eine Frage der Einkommensentwicklung.
    Wir sind alle jetzt dabei, die österreichische Wirtschaft möglichst heil über die Runden zu bringen.
    Und daher meine ich, auf diese konkrete Vorstellung geantwortet, dass das nicht der richtige und vor allem der mögliche Zeitraum ist, die Beiträge zu erhöhen.
    Aber ich habe in dem Zusammenhang, darf ich mir erlauben zu sagen, einmal den Vorschlag gemacht, ob man nicht das ganze Krankenscheinwesen umfunktionieren könnte in eine sinnvollere, weniger bürokratische
    Ablaufsituation bringen sollte.
    Daraus entstehen für die Unternehmungen geringere Aufwände im Verwaltungsbereich.
    Und ich habe mir erlaubt einmal zu sagen, man sollte ohne Emotion in aller Ruhe überlegen, ob nicht hier aus diesem Titel ein Teil dieser ersparten administrativen Aufwendungen in Form von Personalkosten, ob sie nicht als Krankenversicherungsdingen zugeführt werden könnten, einfacher erklärt,
    Die 3,15% Abgabe, die heute Arbeitnehmer zu zahlen hat, Krankenversicherungsbeitrag genauso der Arbeitgeber, muss ja nicht auf Dauer immer gleich bleiben.
    Mir schwebt also vor, dass es heute ja so ist, dass bei den Krankenscheinern der Dienstnehmer am Quartalsbeginn für sich, für seine Familie,
    prophylaktisch vorbeugend Krankenscheine holt und das halte ich nicht für notwendig.
    Das ist nicht sinnvoll.
    Und hier ist im System etwas nicht in Ordnung.
    Aber ich würde im Herbst neuerlich an den jetzigen Präsidenten, Herrn Primatius Dr. Neugebauer, herantreten und einmal im Gespräch überlegen, ob das jetzige System nicht abänderungswürdig ist.
    Ich glaube, dass es abänderungswürdig ist, weil dieses prophylaktische Konsumieren von Krankenscheinen nicht sinnvoll ist.
    Und Krankenschein ist ja nicht Papier, sondern Geld.
    aufgrund der bestehenden Honorarvereinbarung.
    Vielen Dank.
    Das also ist die Meinung von Karl Sekanina, dem Chef der größten Einzelgewerkschaft Österreichs.
    Die Fragen hat Markus Sommersacher an ihn gerichtet.
    Gleich weiter zum Thema Spitalsfinanzierung mit der Inlandspresseschau.
    Johannes Fischer hat heute die Auszüge ausgewählt und zusammengestellt.
    Die Diskussion um die Finanzierung der Spitalsdefizite setzt sich auch heute mit einigen neuen Akzenten fort.
    Hatten politische Kommentatoren angesichts des Androsch-Vorschlags vom selbst behaltenden Spitälern einige Differenzen zwischen Bundeskanzler Kreisky und seinem Vizekanzler registriert, soll nun auch die bisherige Hartwährungspolitik des Finanzministers nach einem Interview der oberösterreichischen Nachrichten mit Bundeskanzler Kreisky von diesem kritisiert worden sein.
    In dem Interview mit der Oberösterreichischen Zeitung wird Bundeskanzler Kreisky mit dem Satz zitiert, wir müssen mit dem Schilling flexibler werden.
    Und im Kommentar meint Hermann Polz, der Gegensatz zwischen Kreisky und Androsch wird immer schärfer und einschneidender.
    Die Meinungsverschiedenheiten gehen weit über die Frage der Spitalität.
    Finanzierung hinaus in das Grundsätzliche.
    Während der Finanzminister eine strikte Bindung des Schillings an die D-Mark und damit für eine kompromisslose Hartwährungspolitik ist, tritt Kreisky von seinem Urlaubsort aus nun ganz entschieden für Korrekturen in der Währungspolitik ein.
    Die damit verbundene flexiblere Gestaltung des Wechselkurses würde in der Praxis auf eine Abwertung des Schillings hinauslaufen, um die österreichischen Waren wieder konkurrenzfähiger auf dem Weltmarkt zu machen und unsere Wirtschaft vom Druck billiger Importware zu entlasten.
    Androsch hat sich dagegen aber immer wieder für ein kompromissloses Mitziehen des Schillings mit der D-Mark eingesetzt und jeden Gedanken an eine Abwertung sogar als ausgesprochen pervers bezeichnet.
    Das Verhältnis des Bundeskanzlers zu seinem Vize- und Finanzminister ist aber durch die gesamte Situation der Staatsfinanzen auf das Schwerste belastet.
    Sie zwingt die sozialistische Regierung in der mit Herbst beginnenden zweiten Hälfte der Legislaturperiode
    der Bevölkerung den Opferstock vorzuhalten und einer Blut- und Tränenpolitik immer näher zu rücken.
    Soweit Hermann Polz in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Mit einer anderen Reaktion auf den Androsch-Vorschlag nach selbstbehaltenden Spitälern befasst sich eine Glosse in den Salzburger Nachrichten.
    Die Bundeswirtschaftskammer hatte am Wochenende den Vorschlag nach Selbstbehalt für die Patienten grundsätzlich begrüßt.
    Dazu der Kommentar.
    Sicher wird Androsch das in seiner Partei nicht viel nützen, denn das Lob eines politischen Gegners gilt in Österreich immer noch als Nachteil.
    Dennoch sollte man über dieses Lob auch in der SPÖ nachdenken.
    Nach der Ablehnung des Spitalselbstbehaltes durch Spitzenvertreter der ÖVP ist es der Bundeswirtschaftskammer, deren Präsident der ÖVP Vizeobmann Rudolf Salinger ist, gewiss nicht leicht gefallen, Androsch zu applaudieren.
    Dass sie es getan hat, zeigt von Konsequenz.
    Die Wirtschaftskammer hat nämlich in ihren Vorschlägen zur Spitalsfinanzierung schon vor Monaten den Selbstbehalt vorgeschlagen.
    Sie hätte nun taktisch, politisch schweigen und den sozialistischen Finanzminister alleinlassen können.
    Mit politischer Taktik aber wird man die Spitalsmisere nicht bereinigen können.
    Soweit zwei Bundesländerstimmen zur Spitalsfinanzierungsfrage.
    Paul Yvonne in der Presse kommentiert und untersucht die derzeitige Brückensituation in Wien.
    Vor allem die täglich auftretenden Stauungen auf der gegenwärtig reparierten Nordbrücke.
    Der Autor schreibt, wenn es schon nicht den Autofahrer zur Selbsthilfe reizt, dass überhaupt ein Unikum auf der ganzen Welt diese jährliche Brückensanierung auf seinem Rücken stattfindet, dass dabei die Baustellen aber zur Nachtzeit bestenfalls vom Meister Schlendrian besetzt sind und dass vor allem niemand Schuld daran trägt,
    So müsste es doch wenigstens den Bewohner dieser Stadt dort oben im Stau auf der Brücke auf die Barrikaden treiben, was er unter, neben sich sieht.
    Eine Milliardenbeträge verschlingende Donauinsel, die weder in das Finanzkonzept der Stadt noch in die Idee passt, die man von ihrer Zukunft haben könnte.
    Auch diese Idee fehlt.
    Aber der Anspruch steht hoch aufragend als UNO-City da, gut sichtbar wie der nach wie vor leblose Lagerhaus-Friedhof, der sich vom Kahlenberg hinunter bis zu den langsam absterbenden Au-Wäldern den Strom entlang zieht.
    Donauhafen?
    Rhein-Main-Donau-Kanal?
    Handel, Impulse, neues Leben für Wien im Austausch mit Europa?
    Nie gehört.
    Gleichgültig.
    Hauptsache der Stau löst sich auf.
    Wir wollen alle nur nach Hause.
    Es scheint fast, als hieße das Wort Materialermüdung in Wirklichkeit Wien.
    Das war die Inlandspresseschau.
    Zuletzt hörten wir einen Auszug aus der Zeitung Die Presse.
    Ebenso wie bei der Spitäler Finanzierung gibt es heuer in der Diskussion um die Energiepolitik Österreichs keine Sommerpause.
    Zwentendorf ist zwar so gut wie fertig, die Inbetriebnahme ist aber nicht geklärt, geschweige denn die grundsätzliche Haltung Österreichs zur Kernenergie überhaupt.
    Die Regierung macht die Inbetriebnahme von Zwentendorf von der Lösung der Frage der Abfalllagerung abhängig, wobei man sich offenbar auf die schnelle technische Entwicklung auf diesem Gebiet verlässt.
    Vor kurzem hat auch die Freiheitliche Partei dazu Stellung genommen.
    Sie lehnt die Kernenergie überhaupt ab.
    Heute hat sich nun ÖVP-Energiesprecher Abgeordneter König in einer Pressekonferenz in Wien zur Energiepolitik geäußert.
    Herbert Huttar berichtet.
    Keine klare Stellungnahme zur Kernenergie, jedoch das Eingeständnis, dass der ab 1985 international erwartete Engpass bei Erdöl auch Österreich treffen wird.
    Unter diesen Voraussetzungen versuchte heute VB-Energiesprecher König ein alternatives Energieprogramm auf die Beine zu stellen.
    Als Stütze diente ihm dabei die von der British Petroleum vor mehr als einem Monat präsentierte Studie 2000, die speziell auf die österreichische Situation abgestellt ist.
    Kurz der Inhalt.
    Ab 1985 wird, wie gesagt, das Erdöl knapp.
    Der Energieverbrauch wird jedoch langsamer zunehmen als das Wirtschaftswachstum.
    Trotzdem ist mit Verknappungserscheinungen zu rechnen, denen man mit Sparmaßnahmen einerseits und Kernenergie andererseits begegnen sollte.
    Erst auf drängendes Fragen gab König zu, dass die BP-Studie für Österreich drei Kernkraftwerke vorsieht.
    Er würde diese Konsequenz aus der zu erwartenden Versorgungslage lieber nicht ziehen, sondern nur die Aufforderungen zum Sparen beherzigen.
    König fordert daher ein neues Energieprogramm.
    Ich bin der Meinung, dass wir mit einem österreichischen Energieprogramm, das also die Isolierung umfasst, die Verwendung der Solartechnik, Wärmepumpen, aber auch Wärmeaustauscher, Folgendes erreichen könnten.
    Wir könnten eine Menge Arbeitsplätze sichern.
    Wir könnten Energie sparen und damit Devisen sparen.
    Wir würden eine echte Mittelstandsförderung betreiben, weil der Einbau dieser Dinge, die Installationen, ja vor allem dezentralisiert vorgenommen werden, auch die Produktion zum Teil dezentralisiert erfolgt, was viel weniger Energie braucht, aber auch Beschäftigung schafft, auch Wirtschaftswachstum schafft.
    Und wir würden schließlich Erfahrungen sammeln für den Export,
    was also gerade für ein so exportorientiertes Land wie Österreich sehr wesentlich wäre.
    Hier wären staatliche Förderungen sehr viel besser angelegt, als wenn man Milliarden in das Projekt des Austro-Porsche steckt, von dem wir heute mit Sicherheit sagen können, dass es mangels Service-Netz und mangels Vertriebs-Netz zum Scheitern verurteilt sein müsste.
    König fordert eine Reihe von Gesetzen und scheint sich auch mit der Einführung von Lenkungsmaßnahmen anzufreunden.
    So sollen Besitzer von Klimaanlagen über den Stromtarif besonders zur Kasse gebeten werden.
    Kleine Wasserkraftwerke sollen von der Elektrizitätswirtschaft kostendeckende Strompreise erhalten und überhaupt gefördert werden.
    Einen beschleunigten Ausbau hat ja die Elektrizitätswirtschaft schon vor wenigen Wochen beschlossen.
    Generell sagt König zur Gesetzgebung in Energiefragen,
    Ich möchte wirklich sagen, dass es einfach nicht stimmt, wenn sich der Minister Starrybacher vor die Fernsehkamera stellt und nun sagt, ja, ich würde ja, aber ich habe keine gesetzlichen Ermächtigungen.
    Das stimmt nicht, bitte.
    Wir haben bis jetzt im Parlament alle Gesetze, alle Energiegesetze, einstimmig verabschiedet.
    Was wir nicht bereit sind ihm zu geben, ist eine Blankoermächtigung, wie er sie im Energiesicherungsgesetz haben wollte, wo er sie dann auch in den
    Industriebetrieben die Orte der Maschinen, die dort verwendet werden, hätte festsetzen können.
    Das kommt nicht infrage.
    Aber wir werden ihm für jede vernünftige Maßnahme, soweit sie eine gesetzliche Beschlussfassung erfordert und soweit das nicht ohne dieser auf administrativen Wege möglich ist, zweifelsohne, wenn sie vernünftig ist, im Parlament unsere Unterstützung geben.
    Nur er bringt nichts.
    Er kommt mit nichts.
    Er redet sich also darauf nur aus und das ist also wirklich zu billig und wird uns auch nicht weiterhelfen.
    Schließlich zur Atomkraft.
    Die SPÖ-Regierung solle der ÖVP dankbar sein, sagte König, dass sie 1969 rechtzeitig an die Planung eines Kernkraftwerkes gedacht habe.
    Jetzt allerdings stehe die Regierung unter Zugzwang.
    Die Regierung ist dazu da, zu regieren.
    Die Regierung hat dem Parlament einen Bericht angekündigt, in dem sie gesagt hat, ursprünglich, er wird eine Weichenstellung sein.
    Jetzt ist davon keine Rede mehr.
    Jetzt sagt man, das soll lediglich eine Grundlage für Diskussionen sein.
    Das Parlament soll nun offensichtlich nach Meinung der Regierung das tun, was die Regierung verfassungsmäßig zu tun hat und nicht tun kann oder will.
    Ich bitte zu verstehen, dass wir der Regierung nicht das Regieren abnehmen können.
    Der schwarze Peter in Sachen Kernkraft soll also die Regierung zugeschoben werden.
    Einig ist sich der ÖVP-Energiesprecher grundsätzlich auch mit dem SPÖ-Parteiteoretiker Professor Matzner.
    So in der Forderung, dass die Energiepolitik völlig umgestippt gehöre und dass der jetzige Energieplan der Regierung fantasielos sei.
    Soweit mein Bericht von der Pressekonferenz des ÖVP-Energiesprechers und ich gebe zurück in die Studie des Mittagsschanals.
    Danke Herbert Hutter für diesen Direktbericht und wir wechseln jetzt um 12.28 Uhr, zwei Minuten vor halb eins, zur Außenpolitik.
    Der Iran hat seit dem Wochenende eine neue Regierung.
    Nun, das wäre an sich noch nichts Sensationelles.
    Bedenkt man aber, dass der letzte Austausch eines Ministerpräsidenten in Teheran immerhin zwölfeinhalb Jahre zurückliegt und dass der Wechsel durch ein Attentat damals erzwungen worden ist,
    Zieht man ferner die hochfliegenden Pläne Persiens ins Kalkül, man will ja den Ölreichtum nützen, um das Land in eine große Industrienation umzuwandeln, und vergleicht man diese Pläne mit der Wirklichkeit, mit der jüngsten Energiekrise, mit den mehrstündigen Stromausfällen täglich in Teheran, mit der steigenden Inflation, mit den Versorgungsengpässen,
    Und denkt man schließlich daran, dass der Schah gerade in letzter Zeit eine politische Umorientierung des Irans erkennen ließ, ein stärkeres Hinwenden zu den Vereinigten Staaten, ein Anbahnen von Milliarden-Dollar-Geschäften, besonders auf dem Sektor der Atomenergie, bedenkt man all dies, so erhält dieser Regierungswechsel in Teheran doch großes politisches Gewicht.
    Viele Fragen bleiben allerdings noch offen.
    Wir richten sie an einen Korrespondenten an Ort und Stelle, an Gerd Rainer Neu in Teheran.
    Ich würde sagen, dass man zunächst wohl erwähnen muss, dass sich in Persien ein Regierungswechsel mit einem neuen Ministerpräsidenten ganz anders vollzieht als in Westeuropa.
    Solch ein Wechsel wird hier von oben verordnet, vom allmächtigen Herrscher, dem Shah.
    Er ist es nämlich, der nach gut Dünken seine Minister entlässt und benennt.
    So ist es dann auch gestern gewesen.
    Der Altenhofminister Alam ist schwer krank und der Shah wollte für dieses wichtige Amt einen seiner engsten Vertrauten an seiner Seite haben.
    Und Hodeida, der Ministerpräsident, der 13 Jahre lang an der Regierungsspitze gestanden hat, gilt seit jeher als die rechte Hand des iranischen Herrschers.
    Nun,
    Dieses Amt ist äußerst wichtig, denn Hoveda ist jetzt derjenige, der allein dem Kaiser verantwortlich ist und der die Anweisungen des Herrschers direkt an den Minister weitergibt.
    Der tiefere Grund ist natürlich ein anderer.
    Es sind eine Reihe von Schwierigkeiten, die in diesem Land entstanden sind durch einen rapiden Wirtschaftswachstum, der in den letzten Jahren angekurbelt worden ist und auch
    ... der Industrialisierung.
    Dadurch sind hier viele, viele Engpässe aufgetreten und viele Dinge laufen nicht mehr so recht zusammen.
    Wenn man sich die neue Kabinetteschart ansieht, dann sind gerade die Ressorts ausgewechselt worden, wo es besonders hart wird.
    Da haben wir einmal den Wohnungsbau.
    Der Wohnungsbau bordet hier über und trägt in einem ganz, ganz riesigen Maße zu der hohen Inflationsrate bei.
    Sie liegt im Moment offiziell bei 15 Prozent, aber Zement und anderes Baumaterial ist nur auf dem Schwarzmarkt zu erhalten.
    Und da werden auch exorbitante Preise verlangt, sodass gerade dieser Wohnungsmarkt ganz erhebliche Inflation beiträgt.
    Unser Musiker hat auch gesagt, dass ein erstes Ziel sein wird, die Inflation zu bekämpfen.
    Es mag verwunderlich klingen, dass es in einem Land, in dem Öl produziert wird und in dem Öl in einem riesigen Markt exportiert wird, Iran ist der zweitgrößte Ölekporteur, eine Energiekrise gibt.
    Wir haben hier in Teheran täglich mehrere Stunden Stromausfälle mit all den Nachteilen, dass der Eisschrank nicht mehr funktioniert und dass die Ampeln in den Straßen erlöschen und das hier herrschende Verkehrschaos noch viel schlimmer wird als gewöhnlich.
    Aber viel schlimmere Auswirkungen hat diese Stromkrise natürlich für die Wirtschaft, die durch Produktionsausfälle ganz, ganz hart getroffen wird und wo bereits riesige Verluste entstanden sind.
    Man hat zwar Geld, man kann investieren, aber es fehlt im Land an allen Ecken und Enden, an wirklich fachkundigen Arbeitskräften.
    sodass man hier schon Millionen von Gastarbeitern aus Pakistan, aus Südkorea, aus Bangladesch, aus Indien ins Land geholt hat, die aber natürlich auch nicht so ausgebildet sind, wie es notwendig ist für die Wirtschaft.
    Wir haben hier Transporte, die ankommen, die nicht weiter befördert werden können, obwohl Lastwagen zur Verfügung stehen, weil es an Fahrern mangelt, sodass also Waren verderben und einfach weggeworfen werden müssen.
    Auch dieses soll jetzt von der neuen Regierung besser in den Griff bekommen werden.
    Es wurde ein neuer Bildungsminister genannt.
    Man wird versuchen, die Ausbildung von Persern zu forcieren.
    Man will auch versuchen, die Rückkehr von vielen iranischen Studenten und von anderen Fachkräften, die im Ausland sind, zu erreichen.
    Und man wird versuchen, gerade dieses Problem besser in den Griff zu bekommen.
    Der Schah hat sich immerhin zum Ziel gesetzt.
    Bereits in zwölf Jahren den Standard Europas zu erreichen.
    Es ist bekannt, dass er zur Industriemacht aufsteigen will.
    Und da heißt es natürlich gerade die Menschen zu haben, die dazu beitragen können, dass jenseits von Geld die Dinge auch tatsächlich in den Griff bekommen werden können.
    Das war Gerd Rainer Neu aus Teheran und hinzuzufügen wäre vielleicht noch, dass heute in Washington die amerikanisch-persischen Verhandlungen über einen Ausbau der Energieversorgung des Irans beginnen, wobei die Lieferung von acht amerikanischen Atomreaktoren zur Diskussion steht.
    ein Geschäft im Ausmaß von immerhin 10 Milliarden Dollar, also etwa 160 Milliarden Schilling, und dass der neue Regierungschef Amusegar als Amerika-Freund gilt, der den Auftrag haben soll, die bisher auf Europa ausgerichtete Politik Persiens gewissermaßen nach den USA umzuorientieren.
    Die mit Spannung erwartete Mission von Außenminister Vance im Nahen Osten neigt sich ihrem Ende zu.
    Vance war in Ägypten, im Libanon, in Syrien und in Jordanien und er ist gestern in Saudi-Arabien eingetroffen.
    Morgen soll er in Israel der deutlichen Regierung die Antwort der arabischen Führer auf die Vorschläge Ministerpräsident Begins zu den nächsten Schritten im Nahen Osten überbringen.
    Die Vance-Mission hat in Ägypten recht verheißungsvoll begonnen und sie hat in Syrien und in Jordanien Rückschläge erlitten.
    Was ist nun vom Aufenthalt des amerikanischen Außenministers in Saudi-Arabien zu erwarten?
    Die Position Saudi-Arabiens und die Schlüsselrolle dieses Landes im Nahen Osten fasst Barbara Kudnow-Kalergi zusammen.
    Wie der Trend in der arabischen Welt läuft, dafür hat noch immer das Wort des mächtigen Königs in Saudi-Arabien den Ausschlag ergeben.
    Und während Außenminister Vance und seine Begleiter noch in der Sommerresidenz der Königsfamilie konferieren, so deuten jetzt schon alle Zeichen auf eine harte Haltung der Herrscher in Riyadh hin.
    König Khaled hat in den letzten Tagen intensiven Kontakt mit seinen Verbündeten in Syrien, in Jordanien und in Ägypten geplogen.
    Das entschiedene Nein der Syrer und Jordanier zum Vorschlag einer Außenministerkonferenz und das prompte Einschwenken von Präsident Sadat, der den Plan ursprünglich vorgelegt hatte, lassen die Antwort der Saudis schon vorwegnehmen.
    Die arabische Welt will keine Umwege nach Genf akzeptieren, allenfalls vorbereitende Gespräche am Rande der nächsten UNO-Vollversammlung.
    Dann aber soll der Abzug der Israelis aus allen besetzten Gebieten, die Beteiligung der PLO an der Genfer Konferenz und die Bildung eines mit Jordanien verbundenen Palästinenserstaates zügig durchverhandelt werden.
    Spätestens seit dem Ende des libanesischen Bürgerkriegs im vorigen Jahr ist das ölreiche Saudi-Arabien endgültig als die Schlüsselmacht in der arabischen Welt hervorgetreten.
    Damals, als Syrer und Palästinenser einander blutig bekämpften und die arabischen Völker wieder einmal total zerstritten schienen, haben die Saudis die Einheit wiederhergestellt und den allgemeinen Zorn wieder auf den gemeinsamen Feind Israel zurückgelenkt.
    Durch einen wahren Regen von Dolasheks wurde der Libanon unter syrisches Kuratel gestellt, Syrien und Ägypten versöhnt und der Führer der Palästinenser Arafat zur Zustimmung bewogen.
    Saudi-Arabische Gelder haben die Linken in der PLO ausgeschaltet und Arafat die Zustimmung zu einer de facto Anerkennung Israels abgerungen.
    Und Saudi-Arabische Gelder waren es schließlich auch, die in den letzten Jahren ein arabisches Land nach dem anderen sich von der Sowjetunion ab- und den USA zuwenden ließ.
    Die selbe Politik beginnt sich nun übrigens auch in Afrika auszuwirken.
    Die von Moslems bewohnten Gebiete am Roten Meer, Somalia und Eritrea kämpfen mit saudischer Unterstützung erfolgreich gegen das von der Sowjetunion gestützte Äthiopien.
    Ohne die Saudis läuft im Nahen Osten überhaupt nichts mehr.
    Die saudischen Feudalherren, Erzkonservativ und Todfeinde aller Kommunisten und Linken sehen sich als geistige Führer der arabischen Welt.
    In ihrem Land liegt Mekka, das Heiligtum aller Moslems.
    Neben Ägypten sind sie die wichtigsten Freunde Amerikas in der Region.
    Und ihr Wort wird bei jeder künftigen Naostregelung schwer ins Gewicht fallen.
    Wenn Außenminister Vance also morgen nach Israel kommt, wird er den dortigen Führern vermutlich eine ziemlich einheitliche Antwort der arabischen Regierungen überbringen können.
    Sadats Plan einer Außenministerkonferenz, die die Konfrontation in Genf noch ein wenig aufschieben könnte, dürfte vor der Hand gestorben sein.
    Und die alternative Krieg ist wieder um ein Stückchen näher gerückt.
    Außenminister Vance in Saudi-Arabien, Barbara Kudnow-Kalergi, befasste sich mit der Schlüsselposition Saudi-Arabiens im Nahostkonflikt.
    Die Mittelmeerinsel Zypern ist heute Zielpunkt vieler Delegationen aus Ost und West und aus der Dritten Welt.
    Erzbischof Makarios wird beigesetzt.
    Makarios, der die Insel 17 Jahre lang regiert hat und der am Mittwoch vergangener Woche einen Herzinfarkt erlegen ist, erhält seine letzte Ruhestätte auf eigenen Wunsch auf dem Gelände des orthodoxen Kykho-Klosters im Troodos-Gebirge, wo er als junger Priester gelebt hat.
    In Nikosia sind in den vergangenen Tagen tausende griechische Zöpler an der Bahre des verstorbenen Staatschefs vorbeigezogen.
    Über die heutigen Begräbnisfeierlichkeiten für Erzbischof Makarios berichtet jetzt Wolfgang Pfeiffer.
    Zypern erlebt den Pompf einer Beerdigung, die sich über viele Stunden, vom Morgen bis in den späten Nachmittag hinein erstreckt.
    Ab 8 Uhr früh Kranzniederlegung, Gebete, Requiem Nikosia, in den Vormittagsstunden Begräbnisprozession auch durch die Altstadt, unmittelbar entlang an den Schießscharten und den mit der türkischen Feindflagge überwähten Barrikaden der geteilten Stadt.
    Zuvor ein Bataillon von Arbeitern am Werk, das die Straßen schrubbte.
    Zurzeit ist der Sarg mit dem toten Staatspräsidenten auf einer mehrstündigen Überführungsfahrt in den Dörfern immer wieder aufgehalten, von der zyprischen Hauptstadt hinauf ins Troodos-Gebirge der höchsten zyprischen Erhebung.
    wo der Staatschef einst als Mönchs Novize diente, ist ein gewaltiges Grabmonument halb in den Berg hineingegraben, zur anderen Hälfte aus grob beschlagenem Felsgestein über der Erde errichtet.
    Vor einem Jahr etwa hat Makarios diese Begräbnisstätte bei einem noch in weiter Ferne geglaubten Tod für sich gut geheißen.
    Jetzt wurde innerhalb weniger Tage in Tag- und Nachtarbeit die Pyramide eines byzantinischen Pharaos vollendet und ebenfalls in den wenigen Tagen und Nächten wurde ein zu ihr führender Weg zur Straße verbreitert, um Platz zu schaffen für die unübersehbare Zahl der Trauernden aus dem Inselstaat und für die Delegationen.
    Über 60 sind es aus aller Welt.
    Aus Griechenland an der Delegationsspitze der Staatspräsident, Tzatzos, stellvertretende Staatsoberhäupter, vor allem aus den Ostblockländern, aus der Sowjetunion, aus der DDR, aus Ungarn und Polen, aber auch aus Indien und Jugoslawien.
    Die europäische Gemeinschaft ist ebenso vertreten wie die palästinensische Befreiungsorganisation.
    Die englische Königin entsandte den Prinzen Michael von Kent
    Die Bundesrepublik, Bundesjustizminister Vogel, in der amerikanischen Delegation befindet sich die Schwester von Präsident Carter.
    Doch während Hunderttausende von Zyprioten der Trauerzeremonie verbunden sind, während die Führer von Griechisch-Zypern Einigkeit geloben am Sarge jenes Mannes, der Zyperns Zweiteilung mitbewirkte, nimmt die Tagespolitik als Folge des plötzlichen Todes herben Fortgang.
    Der Führer der türkischen Cyprioten Denktasch hat erklärt, ein für Makarios gewählter Nachfolger dürfe sich nicht mehr Präsident von Zypern nennen, andernfalls würde dies den vollständigen Bruch der beiden Teilstaaten und das Ende aller Verhandlungen bedeuten.
    In Ankara erklärte der türkische Außenminister Caglayangil ebenfalls, ein Nachfolger werde von seiner Regierung nicht als Präsident von Zypern anerkannt.
    Chaglayan Kiel schlug das Bilden einer zyprischen Interimsregierung vor, von Griechen und Türken bis zur Fertigstellung endgültiger Staatsverträge.
    Türken und Griechen sollten gleichermaßen stark in ihr repräsentiert sein, ein Vorschlag, der von den Griechen bereits einmal abgelehnt wurde.
    Daher nicht nur die Festlegung des jetzigen Status,
    sondern noch eine weitere Kräfteverschiebung zugunsten der Türken mit sich brächte.
    Doch auf griechischer Seite, während die Trauer auch auf den Gesichtern der führenden Inselpolitiker liegt, gerade unter diesen Politikern sich ausweitende Meinungsverschiedenheiten eben über die Nachfolge.
    Die Linke
    Kommunisten und Sozialisten scheint, obwohl sie bei den letzten Wahlen eine Mehrheit der Stimmen erhielt, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen.
    Sie ist untereinander uneins.
    im bürgerlichen und rechten Lager weiterer Andrang mehrerer Kandidaten.
    Es sieht so aus, als werde es keinen Einheitskandidaten geben, als werden die Griechen Zyperns im September bereits einen neuen Präsidenten wählen müssen.
    Mit einem schon jetzt sich abzeichnenden, heißen, selbst zerfleischenden Wahlkampf
    wobei dieser Wahlkampf wieder sofort in den nächsten überginge, weil die neue Präsidentschaft nur bis zum Februar vergeben wird, dem normalen Ablauf der Präsidentschaftsperiode.
    Heute noch Trauer, morgen bereits Kampf der Diadochen."
    So viel also von Wolfgang Pfeiffer über das Makariosbegräbnis, zu dem Delegationen aus mehr als 60 Ländern auf die Mittelmeerinsel gekommen sind.
    Noch heute wollen die vier politischen Parteien der griechischen Bevölkerungsmehrheit auf Zypern im Übrigen ihre Verhandlungen über die Nachfolgefrage wieder aufnehmen.
    Nach der Verfassung muss ja innerhalb von 45 Tagen eine Regelung getroffen werden.
    Salisbury, die Hauptstadt Rhodesiens, hat am vergangenen Samstag den bisher schwersten Anschlag von Untergrundkämpfern seit Ausbruch des Konflikts erlebt.
    Bei einer Bombenexplosion in einem überfüllten Warenhaus wurden elf Menschen getötet und an die 80 verletzt.
    Acht der Toten sind Schwarze, auch bei den Verletzten sind die Weißen in der Minderheit.
    Dementsprechend war und ist auch die Reaktion in der schwarzen Bevölkerungsmehrheit Rhodesiens.
    So meinte der rhodesische Nationalistenführer Bischof Musorewa, man habe es offensichtlich mit einem verachtenswerten Werk, der Zapu, des Terroristenführers Nkomo zu tun.
    Und diese Politik wird fortgesetzt.
    Heute gab es bei einem Sprengstoffanschlag auf eine Eisenbahnbrücke im nördlichen Außenbezirk Salisburys zwar nur Sachschaden, zugleich aber wurde bekannt, dass bei einem Überfall auf eine Missionstation im Nordosten Rhodesiens der in Österreich geborene Bauunternehmer Rudi Kogler erschossen worden ist.
    Das hat uns veranlasst, wieder mit Paul Schumacher Verbindung aufzunehmen, von dem wir jetzt Details über diesen Zwischenfall zu erfahren hoffen.
    Wochenende hinter sich in dem nunmehr bereits seit fünf Jahren wütenden Krieg.
    Insgesamt starben in 48 Stunden mindestens 40 Menschen, davon 11 am Samstagmittag bei einer Bombenexplosion im Wuhlwurstkaufhaus im Zentrum von Salisbury.
    Im Südwesten des Landes, im Matabele-Land, starb ein österreichischer Bauunternehmer Rudi Kokler auf dramatische Art und Weise.
    Während seines Besuchs in eine abgelegene Missionsstation tauchte plötzlich eine Gruppe von Guerillieros auf, die den Missionsangehörigen, Schülern und Lehrern eine politische Lektion erteilen wollten.
    Dem Österreicher wurde das Gewehr abgenommen und der Unterricht begann.
    Doch unversehnt zog der Europäer eine versteckte Pistole und erschoss den Anführer der Guerillieros.
    Sekunden später starb er selbst im Kugelhagel aus Kalashnikov-Gewehren von vier Mitkämpfern.
    Die Guerillieros verschwanden gleich nach dem Vorfall spurlos.
    Zu dem Bombenanschlag am Samstagmittag in Salisbury meldete eine Johannesburger Zeitung gestern, dass ich Robert Mugabes Nationalistenbewegung, Sanu, zu dem Terrorakt bekannt habe.
    Der rhodesische Krieg scheint damit in eine neue Phase getreten zu sein.
    Während sich die Kampftätigkeit bislang vorwiegend auf die Grenzgebiete beschränkte, soll der Krieg gegen die weiße Minderheit nun offenbar in die Städte getragen werden.
    Der Methodistenbischof und Nationalistenführer Abel Mutsurewa verurteilte das Attentat als einen so wörtlich sinnlosen und teuflischen Akt.
    Weiter sagte er,
    Dies ist kein legitimer Teil des Krieges.
    Ich unterstütze zwar die 99% aller Schwarzen dieses Landes den Krieg, doch so etwas ist reiner Terror und Brutalität.
    Muzurewa ist der Nationalistenführer, der gegenwärtig die besten Aussichten hat, bei der vom weißen Staatschef Ian Smith geplanten internen Lösung beteiligt zu werden.
    Er fliegt heute nach London zu Gesprächen mit dem britisch-amerikanischen Verhandlungsteam, das eine friedliche Lösung im letzten Moment zustande bringen soll.
    Die Aussichten sind allerdings schlecht.
    Nach Aussagen von Ian Smith hat sich Südafrika, das Land mit erheblichem Einfluss auf die weiße Minderheitsregierung in Salisbury, nunmehr ebenfalls für eine Lösung ohne die militante patriotische Front ausgesprochen.
    Eine Haltung, die den britisch-amerikanischen Plänen zuwiderläuft.
    Am kommenden Freitag wird der südafrikanische Außenminister Pete Buttah zu Gesprächen mit seinen Kollegen Vance und Owen in London sein.
    Die Zwickmühle ist perfekt, denn eine Zustimmung zu den britisch-amerikanischen Plänen, unterstützt vom gesamten Westen, wäre eine Entscheidung gegen die Pläne der derzeitigen weißen Bruderregierung in Rhodesien.
    Außerdem wäre es wohl auch, und daran lassen die Machthaber in Pretoria in diesen Tagen keinen Zweifel, eine Entscheidung gegen besseres Wissen und Gewissen.
    Mehr als 5.000 Menschen starben bereits im Krieg in und um Rhodesien.
    Es versprechen noch erheblich mehr zu werden in den nächsten Monaten.
    Paul Schumacher schilderte die aktuelle Situation in Rhodesien.
    Es ist gleich 12.49 Uhr und wir wechseln elf Minuten vor eins zu schöneren Dingen.
    Das fünfte Orchesterkonzert der Salzburger Festspiele heute Abend im Mozarteum bringt die österreichische Erstaufführung der Komposition Choro von Luciano Berio.
    Es spielt das ORF-Sinfonieorchester, es singt der ORF Chor Wien, es dirigiert der Chefdirigent des ORF-Sinfonieorchesters, Laif Segerstam.
    Hören Sie einen Bericht von Volkmar Paschalk.
    Neben der Uraufführung einer Komposition von den drei österreichischen Komponisten Wim Berger, Rathauer und Horvath beim Eröffnungsfestakt, neben der Uraufführung einer Waldmusik von Günter Bialas bei einer Serenade, einem Werk von Ligeti, nämlich Atmosphäre, im zweiten Orchesterkonzert, ist die heutige österreichische Erstaufführung von Luciano Berios Choro im fünften Orchesterkonzert sicherlich die interessanteste Manifestation zeitgenössischer Musik bei den Salzburger Festspielen 1977.
    Das Werk wurde im Oktober vergangenen Jahres unter der Leitung des Komponisten bei den Musiktagen in Donau-Eschingen uraufgeführt und wurde seither in Venedig, in Köln und in Rotterdam gespielt.
    Es ist ein Auftragswerk des Westdeutschen Rundfunks, ein Work in Progress, wie es der Komponist nennt, eine Auseinandersetzung Berius mit dem Volkslied, mit dem er sich Jahrzehnte hindurch beschäftigt hat.
    Er selbst sagte uns über das Werk.
    Der Chor ist auf zwei Ebenen.
    Einer sehr einfach und der andere sehr komplex.
    Der einfache Ebene bezieht sich auf Texte, auf Folk-Texte aus der ganzen Welt, die ein Thema von Liebe und Arbeit entwickeln.
    Choro ist auf zwei Ebenen komponiert, einer sehr einfachen und einer sehr schwierigen.
    Die einfache Ebene bezieht sich auf Volkslieder aus der ganzen Welt.
    Es ist eine Hymne von Liebe und Arbeit.
    Die komplizierte Ebene basiert auf einem Text von Pablo Neruda, dem chilenischen Dichter, der vor ein paar Jahren ermordet wurde.
    Musikalisch ist es ebenfalls auf zwei Ebenen komponiert, die eine Ebene verwandt mit der Technik der Volksmusik, ohne sie direkt zu zitieren, wie zum Beispiel die afrikanische Volksmusik, die einen ganz bestimmten Rhythmus hat, oder auch jugoslawische Volkslieder und so weiter.
    Die andere komplizierte Ebene bezieht sich auf den Text von Pablo Neruda.
    Es ist eine große Klangmasse mit mehrfachen Möglichkeiten, wobei Teile der einfachen Ebene
    mit der der komplizierten Ebene verbunden werden.
    Ist Corot ein sehr kompliziertes, ein sehr schwieriges Werk?
    Vielleicht ist Choro vom psychologischen Standpunkt zunächst schwierig, weil jedes Mitglied des Chores, übrigens des ausgezeichneten herrlichen Chores des österreichischen Rundfunks,
    selbst eine Einheit in sich bilden muss.
    Jedes Chormitglied wird sozusagen Solist.
    Das andere Problem für den Sänger ist, auf eine ganz andere Weise zu singen, als man es von klassischen Kompositionen gewohnt ist, von Bach-Kantaten etc.
    Es handelt sich um einen Chor von 40 Sängern und um 40 Musiker und jedes Mitglied des Chores sitzt neben einem Orchestermitglied.
    Das sind also sozusagen 40 Ehen und das beeinflusst die Sänger und Spieler wechselseitig.
    Die Bereiche von Sopranisten, Altisten, Tenören und Bässe und so weiter sind mit bestimmten Instrumenten gekoppelt.
    Diese sozusagen geografische Verteilung des Orchesters ist durch die Stellung der Chorsänger gegeben und das verändert den Klang und das macht mich glücklich.
    Koro, dieses 29-teilige Werk von barocker Klangfülle, hat heute Abend um 19.30 Uhr im Mozarteum seine österreichische Erstaufführung.
    Und aus Salzburg, wie angekündigt, noch nach Locarno.
    Europas zweitältestes Filmfestival feiert nämlich Jubiläum.
    Zum 30.
    Mal finden heuer in Locarno internationale Filmfestspiele statt.
    Eine längere Tradition hat nur Venedig.
    Dort trafen sich schon 1933 Kinofreunde zum ersten Wettbewerb belichteten Zelluloids.
    In den letzten Jahren freilich machte die Filmshow am Lido Pause.
    Pläne, sie wiederzubeleben, sind auch heute noch nicht aufgegeben.
    Locarno jedoch hat bisher alle Krisen heil überstanden, berichtet Heinz Kersten.
    Begonnen hat dieses Festival im Schweizer Tessin nach Ende des Zweiten Weltkrieges 1946 im benachbarten Lugano mit der Absicht, dadurch den Tourismus zu beleben.
    Inzwischen kommt man jedoch längst nur der Filme wegen an den Lago Maggiore.
    Wer das ganze Programm absolvieren will, findet ohnehin kaum Zeit, sich den Schönheiten der Landschaft zu widmen.
    Sein Blick wird von morgens 10 Uhr bis gegen Mitternacht mit nur geringfügigen Unterbrechungen von der Kinoleinwand beansprucht.
    Abends braucht der Festival Dauerbesucher freilich auch nicht auf Tessiner Kuratmosphäre zu verzichten.
    Da finden die Vorführungen der Wettbewerbsfilme unter freiem Himmel auf dem Piazza Grande von Locarno statt.
    Es sei denn, wie gestern Abend, der Regen zwingt in den Kursaal und zwei andere lokale Lichtspieltheater zurückzukehren, wo tagsüber die Festivalfilme laufen.
    Für Festivalchef Moritz de Hadeln ist Regen jedoch das geringste Problem.
    Er fühlt sich bei seiner Aufgabe, so formulierte er es selbst, in die Zange genommen durch die Filmverleiher, die um ihren Gewinn besorgt sind, die Regisseure, die manchmal ein zu asketisches Ideal befürworten, die Produzenten mit ihren vielen Angeboten, die Journalisten, die auf Neues und Sensationelles gespannt sind, eine Lokalbevölkerung mit einem bestimmten Geschmack und die eidgenössischen Behörden,
    die sich mit Recht um die Ausstrahlung auf nationalem und internationalem Gebiet bemühen.
    Ein zu entwirrendes Problem, das die Quadratur des Kreises bedeutet.
    Bisher ist der Hadel mit dieser Quadratur ganz gut fertig geworden.
    Trotz der Konkurrenz größerer Festivals wie Cannes, Berlin, Moskau oder Kalovivari und San Sebastian bietet Locarno doch jedes Jahr Interessantes und Informatives genug, um selbst dem Festival-Profi noch zufriedenzustellen.
    Diesmal sind es rund 50 Filme aus 22 Ländern.
    Nicht gerechnet Produktionen, die auf dem Filmmarkt gezeigt werden und die Retrospektive, die Moritz Stiller gewidmet ist, dem großen schwedischen Stummfilmregisseur.
    Schwerpunkte im Programm bilden in diesem Jahr Filme aus Italien und der Schweiz.
    Das ist nicht nur eine Konzession an den Austragungsort im italienisch sprechenden Tessin.
    Aus beiden Ländern empfing man bisher auch die stärksten filmischen Eindrücke.
    Un anno di scuola, ein Schuljahr von Franco Giraldi beispielsweise, war die Geschichte einer 18-Jährigen, die als einziges Mädchen in eine Abiturklasse von Jungen kommt.
    Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch ziemlich ungewöhnlich und deshalb auch nicht ohne Folgen für die Gefühle aller Beteiligten.
    Erzählt ist dies als eine frühe Emanzipationsgeschichte nach einem autobiografischen Roman von Giannis Tuparchi, Schauplatz ist Triest, das damals noch zu Österreich-Ungarn gehörte und was den Film auszeichnete war die Sensibilität mit der hier Milieu und Stimmung jener Zeit getroffen wurden.
    Stärkster Publikumsandrang herrschte bei der Vorführung des Schweizer Beitrags Lieber Herr Doktor, ein aufklärerischer Dokumentarfilm zum Thema Schwangerschaftsabbruch.
    Seine unmittelbare Aktualität gewinnt er durch die in der Schweiz für den 25.
    September anberaumte Volksabstimmung über die Einführung der Fürstenlösung.
    Hier wurde eine Veranstaltung des Festivals unversehens zur engagierten Bürgerdiskussion.
    Allabendlich trifft man sich übrigens auch jeweils zu Aussprachen mit Filmemachern aus aller Welt.
    Locarno ist jedenfalls kein elitärer Cineastentreffpunkt.
    Und nach diesem Bericht aus dem schweizerischen Tessin von Heinz Kersten, wie immer zum Abschluss, noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Der Obmann der Metallgewerkschaft, Sekanina, hat die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge zur Finanzierung der Spitalsdefizite abgelehnt.
    Die übrigen Vorschläge zur Spitalsfinanzierung, Autosondersteuer und Selbstbehalt bezeichnete er als Diskussionsbeiträge, ohne selbst dazu konkret Stellung zu nehmen.
    Sekanina betonte, man müsse der Bevölkerung rechtzeitig und deutlich sagen, dass die Finanzierung nicht ohne Belastungen abgehen werde.
    ÖVP-Energiesprecher König hat ein neues Energieprogramm gefordert.
    Er verlangte unter anderem staatliche Förderung von Projekten, die der Einsparung von Energie dienen.
    Nach einer Studie des Instituts für Werbewissenschaft und Marktforschung haben die Österreicher geringes Sparwissen.
    Demnach verschenken die österreichischen Sparer jedes Jahr viele Millionen an Zinsen und Erträgen, weil sie nicht wissen, wie sie ihr Geld am günstigsten anlegen können.
    Zypern.
    In Nikosia haben die Trauerfeierlichkeiten für den am vergangenen Mittwoch verstorbenen Staatspräsidenten Erzbischof Makarios begonnen.
    An der Beisetzung nehmen offizielle Trauergäste aus mehr als 65 Ländern sowie mehrere zehntausend griechische Zyperer teil.
    Makarios wird am Nachmittag in der Nähe seines Heimatortes Pannaia in den Trodosbergen bestattet werden.
    Unmittelbar nach dem Begräbnis sollen die Verhandlungen über die Nachfolge beginnen.
    Vertreter der Zypern-Türken haben eingewendet, der Nachfolger Makarios dürfe sich nicht mehr als Präsident ganz Zyperns bezeichnen, da dies die Verhandlungen über eine Lösung des Konflikts unmöglich machen würde.
    Saudi-Arabien Auf der fünften Station seiner Nahost-Mission konferiert heute der amerikanische Außenminister Reince mit König Khalid von Saudi-Arabien.
    Die Erwartungen für ein zustande kommender Genfer Nahost-Konferenz sind nach den bisherigen Verhandlungen des Ministers in anderen arabischen Ländern wenig optimistisch.
    Amerikanische Beamte bestätigten heute, dass zwischen den USA und der Palästinensischen Befreiungsorganisation indirekte Kontakte über eine Änderung der Resolution des Weltsicherheitsrates im Gange sind, die die Grundlage für die Genferner Ostverhandlungen bildet.
    Gabun.
    Der Vermittlungsversuch der Organisation für Afrikanische Einheit im Konflikt zwischen Äthiopien und Somalia dürfte vorerst gescheitert sein.
    Der Außenminister Somalias hat seine Abreise aus Libreville angekündigt.
    Der Vermittlungsausschuss wird voraussichtlich am Nachmittag eine Resolution beschliessen, die dem Standpunkt Äthiopiens weitgehend Rechnung tragen dürfte.
    Und das wär's auch schon wieder für heute Mittag.
    Die Journalredaktion meldet sich wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendjournal.
    Und Adolf Pöndl sagt für das Mittagsteam bis dahin auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview: Karl Sekanina zur Spitalsfinanzierung, Ablehnung der Erhöhung der Beiträge
    Interview: Karl Sekanina
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Sekanina, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1977.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP Vorschläge zur Energiepolitik
    Einblendung: Friedrich König (ÖVP)
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , König, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1977.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Regierungswechsel im Iran
    Mitwirkende: Neu, Gerd-Rainer [Gestaltung]
    Datum: 1977.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Saudi-Arabiens Schlüsselrolle bei Vance - Mission
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1977.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Begräbnisfeierlichkeiten für Erzbischof Makarios
    Mitwirkende: Pfeiffer, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1977.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rhodesien nach den jüngsten Terroranschlägen
    Mitwirkende: Schumacher, Paul M. [Gestaltung]
    Datum: 1977.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Österreichische Erstaufführung von "Coro" von Luciano Berio bei den Salzburger Festspielen
    Einblendung: Luciano Berio
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Berio, Luciano [Interviewte/r]
    Datum: 1977.08.08 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    30. Filmfestival von Locarno seit 4. August
    Mitwirkende: Kersten, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1977.08.08 [Sendedatum]
    Ort: Locarno [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.08.08
    Spieldauer 00:59:44
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Brandl, Hellfried [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.08.08 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770808_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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