Mittagsjournal 1971.03.04

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    Rechtliches

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    Mittagsschornal.
    Guten Tag meine Damen und Herren, zwölf Uhr war es soeben.
    Im Namen der Redaktion begrüßt Sie Wolfgang Grosar.
    Wir berichten aus dem Inland über die heutige Sitzung des Finanz- und Budgetausschusses, in der man sich wieder mit der Verteilung der Überschüsse aus dem Familienlastenausgleichfonds und mit der Dieselölfrage beschäftigt.
    Weiters über die Eröffnung der internationalen Möbelmesse in Wien, über eine Enquete der österreichischen Volkspartei zum Thema Forschungspolitik und schließlich über die Situation der österreichischen Erfinder, die sich mit der Forderung auf Befreiung von wirtschaftlichen Benachteiligungen an die Bundesregierung gewendet haben.
    Unsere Auslandsberichterstattung konzentriert sich auf die Schwerpunkte Nahe Osten, wo in wenigen Tagen neuerlich das Waffenstillstandsabkommen abläuft, und Osteuropa, wo sich verschiedentlich eine Überprüfung des Verhältnisses zur Kirche abzuzeichnen scheint.
    Der ferne Osten wird durch einen Beitrag über den Stand der chinesischen Rüstungspolitik berücksichtigt.
    Das chinesische Militärpotenzial hat ja insbesondere nach den jüngsten Ereignissen in Laos einige Beachtung gefunden.
    Das Kulturmagazin wird sich mit der österreichischen Erstaufführung des neuen Beethoven-Films und mit dem zweiten Theaterkongress in Ostberlin befassen.
    Zunächst aber ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse des heutigen Tages.
    Die Nachrichten spricht Wolfgang Kriemerschmidt.
    Österreich.
    Der Finanz- und Budgetausschuss des Nationalrates befasst sich seit 11 Uhr mit der Frage der Verteilung der Überschüsse aus dem Familienlastenausgleichsfonds.
    Die SPÖ befürwortet die kostenlose Bereitstellung von Schulbüchern und die Gewährung von Schülerfreifahrten.
    Nach den Vorstellungen der ÖVP sollen die Überschüsse durch jährliche Zahlungen von 400 Schilling pro Kind aufgeteilt werden.
    Einen Bericht über die Sitzung hören Sie im weiteren Verlauf des Journals.
    Der Ausschuss für Schulfragen der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern erhob im Hinblick auf den Entwurf der vierten Schulorganisationsgesetznovelle Bedenken dagegen, dass die durch die Eignungsprüfung bestehende Qualifikation für die Aufnahme in die höheren Schulen wegfallen soll.
    Nach Ansicht des Ausschusses der Präsidentenkonferenz würde sich damit die Gefahr einer Überfüllung der höheren Schulen mit zum Teil wenig qualifizierten Schülern vergrößern.
    In weiterer Folge würden begabte Kinder aus dem ländlichen Bereich wegen Platzmangels vom Studium ausgeschlossen bleiben.
    In Wien begann heute eine Forschungs-Enquete des ÖVP-Parlamentsklubs.
    Im Mittelpunkt der heutigen Sitzung stand ein Referat des belgischen Wissenschaftsministers Lefebvre.
    Die auf der Konferenz gewonnenen Erkenntnisse werden die Grundlage für die Tätigkeit von Arbeitskreisen sein, die ein Konzept der Volkspartei für den Forschungsbereich sowie diesbezügliche Gesetzesinitiativen erstellen sollen.
    Ausführlich informieren wir Sie über dieses Thema im Anschluss an die Nachrichten.
    Handelsminister Dr. Staribacher eröffnete heute in Wien die österreichische Möbelmesse 1971.
    Der Minister wies unter anderem darauf hin, dass das Exportvolumen in der Möbelbranche von 1969 bis 1970 von 108 Millionen auf 202 Millionen Schilling angestiegen ist.
    Näheres darüber erfahren Sie in einem Beitrag unserer Wirtschaftsredaktion.
    In Wien tagt gegenwärtig die Direktorenkonferenz der Verbundgesellschaft, auf der die endgültige Haltung der Gesellschaft in der Frage der Errichtung eines Kernkraftwerkes im Thulner Feld präzisiert werden soll.
    In den letzten beiden Tagen hatten die Landeselektrizitätsgesellschaften und die Verbundgesellschaft eine gemeinsame Haltung in der Frage der Kosten des Atomstroms gefunden.
    Die Entscheidung über das weitere Vorgehen der Verbundgesellschaft soll noch heute fallen.
    USA, China.
    Die Volksrepublik China hat gestern ihren zweiten Satelliten in den Weltraum geschossen.
    In einer Mitteilung des nordamerikanischen Luftverteidigungskommandos NORAD heißt es, der Start der Rakete unbekannten Typs mit dem Satelliten sei von einem amerikanischen Piloten beobachtet worden, als er von einem Einsatz über Südostasien zum Flugzeugträger zurückkehrte.
    Nach Angaben des amerikanischen Verteidigungsministeriums werde der Flug des chinesischen Air-Satelliten von Radarstationen der Vereinten Staaten beobachtet.
    Großbritannien.
    Der Führer der britischen Postarbeitergewerkschaft, Jackson, hat in der Nacht auf heute der Beendigung des nun schon 44 Tage dauernden Streiks der britischen Postbediensteten zugestimmt.
    Die Gewerkschaftsführung hat einem Vorschlag ihre Zustimmung erteilt, einen Vermittlungsausschuss in den Tarifkonflikt einzuschalten, der die weiteren Lohnverhandlungen überwachen soll.
    Das Verhandlungsergebnis des Ausschusses wird jedoch den rund 230.000 Mitgliedern der Gewerkschaft zu einer Urabstimmung vorgelegt werden.
    Wenn diese positiv ausfällt, kann der Postbetrieb spätestens am Montag wieder aufgenommen werden.
    Berlin.
    Der Westberliner Bürgermeister Schütz hat gestern in einem Fernschreiben an Ostberlin eine Vertagung der Verhandlungen über ein eventuelles Passierscheinabkommen zu den Osterfeiertagen vorgeschlagen, die heute beginnen sollten.
    Auch ein Expertengespräch mit den Sowjets zur Vorbereitung der nächsten Botschafterkonferenz über Berlin wurde von den drei Westmächten unter Hinweis auf die jüngsten Behinderungen im Interzonenverkehr durch die ostdeutschen Behörden abgesagt.
    In einer Stellungnahme zu den Verkehrsbehinderungen um Berlin hat das amerikanische Außenministerium heute seine Auffassung bekräftigt, dass die Sowjetunion für einen störungsfreien Ablauf des Zivilverkehrs von und nach Berlin verantwortlich sei.
    Im Prozess um die Befreiung des Frankfurter Kaufhausbrandstifters Bader ist heute der Antrag der Verteidigung abgelehnt worden, das Gericht für befangen zu erklären.
    Die Verteidigung hatte argumentiert, dass Presseveröffentlichungen und Erklärungen von Politikern eine faire Prozessführung verhinderten.
    Der Antrag der Verteidigung wurde vom Vorsitzenden des Gerichtes als unbegründet zurückgewiesen.
    Polen.
    Das Oberhaupt der katholischen Kirche, Kardinal Wyszynski, führte gestern ein dreistündiges Gespräch mit Ministerpräsident Jarosiewicz.
    Es war dies die erste Unterredung zwischen dem höchsten kirchlichen Würdenträger und dem Regierungschef in Polen seit 25 Jahren.
    Im Mittelpunkt des Gesprächs sollen Probleme der Bistümer in den ehemals deutschen Ostgebieten Polens gestanden sein.
    Italien.
    Im Parlament in Rom wird heute Ministerpräsident Colombo die Vertrauensfrage stellen.
    Die Sozialistische Partei des Landes hat gestern ihren Verbleib in der Koalition der linken Mitte angekündigt.
    Der Sprecher der sozialistischen Parlamentsfraktion Massini erklärte dazu, eine Mitarbeit seiner Partei im Koalitionskabinett auf lange Sicht hänge von einer zufriedenstellenden Lösung des Verhältnisses zu den Kommunisten ab.
    Norwegen.
    In Oslo soll heute die Entscheidung über die Neubildung der Regierung fallen.
    Nach dem Rücktritt des Ministerpräsidenten Borden wird erwartet, dass der Vorsitzende der Arbeiterpartei, Bratelli, ein sozialdemokratisches Minderheitenkabinett bildet.
    Die Zentrumspartei, die bisher den Regierungschef stellte, will heute in einer Erklärung ihre Haltung bekannt geben.
    Südvietnam, USA.
    Präsident Van Thieu drohte gestern mit dem Einmarsch in Nordvietnam, falls Hanoi nicht sofort den Krieg gegen Südvietnam beende und seine Truppen zurückziehe.
    Durch einen Regierungssprecher ließ der Präsident später mitteilen, dass sein Land gegenwärtig keinen Angriff auf Nordvietnam plane.
    Der Pressesprecher des Weißen Hauses, Ziegler, erklärte dazu in Washington, die Möglichkeit einer Invasion Südvietnams im Norden sei von der Regierung Nixon nicht in Erwägung gezogen worden.
    Der Fraktionsvorsitzende der Demokraten, Senator Mansfield, forderte Präsident Nixon auf, eindeutig gegen jeden südvietnamesischen Invasionsversuch Stellung zu nehmen.
    Indokina.
    Die südvietnamesischen Truppen hatten in der abgelaufenen Woche im ganz Indokina mit 3.222 Toten und Verwundeten die höchsten Verluste seit dem Jahr 1968 zu verzeichnen.
    Dies gab ein Militärsprecher heute in Saigon bekannt.
    Auch die amerikanischen Verluste waren mit 350 Gefallenen und Verwundeten die höchsten seit sechs Monaten.
    Die gegnerischen Verluste betragen nach amerikanischen Angaben mehr als 5000 Mann.
    Frankreich
    Die Chefdelegierten Nordvietnams und des Vietcong nahmen heute aus Protest gegen die Laos-Invasion und gegen die jüngsten Bombenangriffe auf Nordvietnam nicht an der 105.
    Sitzung der Pariser Vietnam-Gespräche teil.
    Die beiden Abordnungen standen unter der Führung der stellvertretenden Delegationsleiter.
    Vor Beginn der Sitzung erklärte der Außenminister der Vietcong-Regierung, Frau Thi Binh, dass die jüngsten amerikanischen Operationen eine ernste Bedrohung für die Fortsetzung der Gespräche darstellen.
    Washington würde alle Folgen neuer militärischer Abenteuer in Indokina zu tragen haben.
    Italien.
    Außenminister Moro wird heute zu einem fünftägigen offiziellen Besuch nach Israel reisen.
    Aus politischen Kreisen der italienischen Hauptstadt verlautete, Moro werde bei seinen Gesprächen mit italienischen Regierungsmitgliedern die Nahostfrage erörtern.
    Wie es heißt, sei Italien als Anrainerstaat des Mittelmeeres besonders an einer Stabilisierung der Lage in dem Krisengebiet interessiert.
    Vor kurzem hatte Moro erklärt, Italien sei bereit, jede Friedensvereinbarung für den Nahen Osten garantieren zu helfen.
    Das waren die Meldungen.
    Das Wetter.
    Die Wetterlage?
    Hoher Druck über Nordrussland und Skandinavien und tiefer Druck über dem Raum und dem Schwarzmeergebiet bewirken, dass die nördöstliche bis nördliche Strömung in unserem Raum anhält.
    Dadurch wird weiterhin kontinentale Kaltluft aus Russland nach Mitteleuropa herangeführt.
    So hält das kalte Winterwetter in Österreich weiter an.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Nordalpengebiet, im nördlichen Alpenvorland sowie im Donauraum wechselnde vorübergehend auch aufgelockerte Bewölkung mit nur einzelnen unergiebigen Schneeschauern.
    Im Süden Österreichs wolkig, teils aufgeheitert und vereinzelt geringer Schneefall.
    Nachmittagstemperaturen in der Niederung zwischen minus 8 und minus 2 Grad.
    Nächtliche Tiefstwerte meist zwischen minus 16 und minus 8 Grad.
    Nördliche Winde.
    Die Prognose für morgen Freitag.
    Fortbestand des kalten Winterwetters.
    Im größten Teil Österreichs wechselnd, gebietsweise auch stark bewölkt, doch nur einzelne Schneefälle.
    Nachmittagstemperaturen minus 7 bis minus 1 Grad.
    Nördliche Winde.
    Die Messwerte von heute Mittag, 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, minus 9 Grad, Nordwestwind 20 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt heiter, minus 8 Grad, Nordwest 25.
    Linz heiter, minus 9 Grad, Süd 5.
    Salzburg stark bewölkt, Schneefall, minus 10 Grad, Nordwest 15.
    Innsbruck stark bewölkt, minus 7 Grad, Ost 10, Bregenz bedeckt, minus 8 Grad, Nordost 15, Graz stark bewölkt, minus 7 Grad, Süd 10 Kilometer und Klagenfurt heiter, minus 2 Grad, Südostwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Das waren die Nachrichten und der Wetterbericht.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 12 Minuten.
    Im Parlament begann vor etwas mehr als einer Stunde die Sitzung des Finanz- und Budgetausschusses des Nationalrates.
    Die beiden Hauptthemen der heutigen Beratungen sind, wie bereits erwähnt, die Verwendung der Überschüsse aus dem Familienlastenausgleichsfonds und der Dieselölpreis.
    Direkt aus dem Parlament meldet sich jetzt Dieter Gettler.
    Die Summe, um die es heute geht, was den Familienlastenausgleich-Fonds betrifft, ist etwa 600 Millionen Schilling.
    Die gesamten Überschüsse haben circa 1,3 Milliarden ausgemacht.
    Davon wurde die Hälfte bereits für die Erhöhung der Familienbeihilfen um je 20 Schilling, beziehungsweise für die Erhöhung der Geburtenbeihilfen auf 600 Schilling verbraucht.
    Und was dann mit den restlichen 600 Millionen geschehen soll, dafür gibt es so viele Auffassungen, wie Parteien im Parlament vertreten sind.
    Die SPÖ wollte bekanntlich eine Gratisschulbuchaktion durchführen und den Schülern Fahrtkostenzuschüsse gewähren.
    Die Volkspartei trat dafür ein, allen Eltern pro Kind im September eine Sonderzahlung von 400 Schilling zu überweisen, während die FPÖ eine nochmalige generelle Erhöhung der Kinderbeihilfen verlangte.
    Soweit die Ausgangspositionen.
    Aber die einzelnen Standpunkte haben sich schon ein wenig geändert, weil ja schließlich jede Partei auf die Unterstützung zumindest einer der anderen Fraktionen angewiesen ist.
    Voraussichtlich wird man die Schulbuchaktion endgültig begraben.
    Dafür haben sich aber die Freiheitlichen mit dem Gedanken der Fahrtkostenzuschüsse angefreundet, wollen jedoch eine genaue Definition darüber, wer alle Anspruch auf Freifahrten hat.
    Diese Freifahrten sollen dann auch den Studenten zugutekommen.
    Hier zeichnet sich also eine Einigung zwischen SPÖ und FPÖ ab.
    Die Volkspartei ist zwar nicht gegen diese Zuschüsse, wehrt sich aber dagegen, dass die Mittel aus dem Familienlastenausgleichsfonds genommen werden.
    Man sprach sogar von dem Versuch, damit indirekt das Defizit der Verkehrsbetriebe abzudecken.
    Und die ÖVP steht auf dem Standpunkt, dass alle Eltern und nicht nur die von schulpflichtigen Kindern Zuschüsse erhalten sollen.
    Hier stößt die Volkspartei auf bedingte Gegenliebe bei den Freiheitlichen.
    Man denkt daran, die monatliche Kinderbeihilfe um weitere 10 Schilling zu erhöhen.
    Also in diesem Punkt möglicherweise ein Zusammengehen der beiden Oppositionsparteien.
    Und noch ein Vorschlag steht zur Debatte.
    Die Erhöhung der Freigrenze, ab der ein Arbeitgeber für seine Angestellten in den Topf des Familienlastenausgleichsfonds einzahlen muss.
    Bezieht ein Arbeitnehmer 3.000 Schilling, so braucht sein Dienstgeber derzeit nichts zu bezahlen.
    Diese Freigrenze will man jetzt auf 5.000 Schilling erhöhen.
    Dadurch würde das Finanzministerium etwa 100 Millionen verlieren.
    In dieser Frage könnte wiederum eine Einigung zwischen ÖVP und Freiheitlichen erzielt werden.
    Auf alle Fälle kommt die Verwendung der Überschüsse aus dem Familienlastenausgleichsfonds am kommenden Mittwoch in den Nationalrat.
    Das zweite Problem, woran sich heute die Geister scheiden werden, ist der Dieselölpreis für die Landwirtschaft.
    Die ÖVP will erreichen, dass die Bauern gefärbtes Heizöl verwenden dürfen.
    Die FPÖ hat bereits durch ihren Bundesparteiobmann Peter verlauten lassen, dass ihr in dieser Frage wegen des Budgetübereinkommens mit der SPÖ die Hände gebunden sind.
    Für die Regierung hatte Landwirtschaftsminister Weiß erklärt, der Verwendung von Heizöl für Traktoren nicht zustimmen zu können.
    Er zitierte Proteste seitens der Bundeswirtschaftskammer und seitens der ÖMV.
    Weiß versprach jedoch, eine Erhöhung der Treibstoffrückvergütung für die Landwirtschaft in Betracht zu ziehen.
    Und die Volkspartei hat versprochen, wenn auch mit teurem Dieselöl wieder Traktorendemonstrationen zu veranstalten, sollte sie mit ihren Forderungen nicht durchkommen.
    Derzeit sind die Beratungen des Finanz- und Budgetausschusses noch im Gange und ich gebe zurück zum Funkhaus.
    Aus dem Parlament berichtete Dieter Gettler.
    In der gestrigen Fragestunde des Nationalratsplenums wurde die Geduld der Abgeordneten harte Probe gestellt.
    Die Beantwortung einer Anfrage des Abgeordneten Soronic durch Innenminister Rösch nahm gut eineinhalb Stunden in Anspruch.
    Denn Rösch, der die jüngste Bestellung eines burgenländischen Landesamtsdirektors umfassend darstellte, verlaß nicht nur ein Schreiben von Landeshauptmann Kehry und eine Dokumentation zum Thema, sondern auch ein viele Seiten umfassendes Rechtsgutachten.
    Die Unmutsäußerungen des Plenums wurden vom Präsident Waldbrunner mit dem Auftrag an Rösch weiterzulesen abgetan.
    Dieser parlamentarische Präzedenzfall ist heute Gegenstand politischer Kommentare in fast allen Tageszeitungen.
    Hören Sie nun Auszüge aus den diesbezüglichen Kommentaren, zusammengestellt von Harald Gruber.
    Im Kurier, schreibt Dieter Lenhardt, im Trauerspiel der entarteten Fragestunde agierten gestern im Nationalrat der Fragesteller, Abgeordneter Soronic, beantwortende Innenminister Rösch und am Regiepult Präsident Waldbrunner.
    Das Publikum gab teils seinem Behagen, teils seinem missfallen Ausdruck.
    Waldbrunner duldete, ja förderte sogar diesen Exzess, heißt es dann im Kurier.
    Er war von Rösch davon informiert worden, dass die Antwort länger dauern werde.
    Als die ÖVP nach einer Viertelstunde unruhig wurde, verlangte Waldbrunner Barsch, bitte weiterlesen.
    Das Blatt stellt fest, der Präsident habe am Ende die Überschreitung damit begründet, dass es in derselben Angelegenheit schon einmal zu einer hitzigen Auseinandersetzung gekommen sei.
    Dem Präsidenten könne aber der Vorwurf nicht erspart werden, dass er den Fall vorher und nicht, wie er ankündigte, nachher in der Präsidialkonferenz zur Sprache hätte bringen sollen.
    Wozu ist diese Konferenz da, wenn nicht zur Verhinderung derartiger Unsinnigkeiten?
    Die Fragestunde kann schließlich doch nicht der Befriedigung von Revanche-Gelüsten einiger Minister dienen, heißt es abschließend im Kurier.
    Die Sozialistische Arbeiterzeitung meint, Rösch hätte sich nicht dem Vorwurf, eine unzulängliche Antwort gegeben zu haben, aussetzen wollen.
    Unter dem Titel «Entwertet» heißt es in der AZ.
    Die Fragestunde, bei geschickter Handhabung eine scharfe Waffe des Parlaments gegen die Regierung, wurde durch eine wenig sinnvolle Fragestellung des Abgeordneten Soronitsch noch mehr entwertet, als dies schon in den letzten Fragestunden durch die große Oppositionspartei geschehen ist.
    In der Grazer Zeitung Neue Zeit schreibt Paul Fritz zur gestrigen Fragestunde im Parlament.
    Man war versucht, Busch zu zitieren.
    Siehst du wohl, das kommt von das.
    Vor wenigen Wochen war Bundeskanzler Dr. Kreisky, nachdem er ein Schriftstück sinngemäß zitiert hatte, von der ÖVP in den parlamentarischen Schwitzkasten genommen worden, weil nach Ansicht der ÖVP die Anfrage ungenügend beantwortet worden war, weil der Kanzler das Schriftstück hätte wörtlich zitieren müssen.
    Gestern kam es in der gleichen Angelegenheit, nämlich der Bestellung des burgenländischen Landesamtsdirektors, zu einer dringenden Anfrage des Abgeordneten Soronic an Innenminister Rösch.
    Rösch riskierte keine dringliche Anfrage und verlass das geforderte Schriftstück, einen Brief von Landeshauptmann Keri mit sämtlichen Beilagen, von 9.42 Uhr bis 10.28 Uhr.
    Fritz meint dann, der Anfragesteller Soronitsch wäre reichlich verzweifelt gewesen und auch die ÖVP hätte mehrmals hörbar gemurrt.
    Aber immerhin hätte Präsident Waldbrunner nach dieser Fragestunde angekündigt, wie Präsidialkonferenz und der Geschäftsausschuss müssten sich mit den aus dieser Anfrage Beantwortung erwachsenen Problemen beschäftigen.
    Das war die Inlandspresse Schau.
    Das aus den polnischen Dezemberunruhen des Jahres 1970 hervorgegangene Regime in Warschau lässt es nicht an Demonstrationen ihrer Befriedungspolitik fehlen.
    Die direkte Auseinandersetzung mit unzufriedenen Bevölkerungsteilen in Form von ausführlichen Diskussionen gehört zu den charakteristischen Merkmalen des neuen polnischen Führungsstils.
    Trotzdem hat es allgemein überrascht, als gestern das Oberhaupt der katholischen Kirche Polens, Kardinal Wyszynski, in Warschau von Ministerpräsident Jaroszewicz zu einem dreistündigen Gespräch empfangen wurde.
    Hören Sie dazu ein Gespräch mit dem Publizisten Hans-Jakob Steele, der langjähriger deutscher Korrespondent in Warschau war.
    Dieses Gespräch führte Helmut Bock.
    Herr Dr. Steele, gestern fand eine Begegnung zwischen dem Kardinal Wyszynski und dem polnischen Ministerpräsidenten Jarosiewicz statt.
    Eine offizielle Begegnung, die drei Stunden dauerte.
    Diese Begegnung wurde herbeigeführt von der polnischen Staatsseite.
    Das heißt, der Staat ist interessiert an einem Gespräch mit der Kirche.
    Was bedeutet das?
    Ja, zum ersten Mal nach sehr langer Zeit hat der Staat dieses Interesse geäußert.
    Seit dem Ende der Gomukha-Ära, schon in den ersten Tagen des Girek-Regimes und des Regierungsantritts von Jaroszewicz ist dieser Wunsch nach einer Normalisierung geäußert worden, nach einer Überwindung der Spannungen, die es eigentlich seit 25 Jahren schon gibt.
    Es war aber nicht die erste Begegnung mit polnischen Kommunisten.
    Es war nicht die erste Begegnung.
    Das erste Abkommen zwischen Kirche und Staat ist schon 1950, also vor 20 Jahren, geschlossen worden.
    Überhaupt das erste Abkommen, das jemals zwischen Kommunisten und katholischer Kirche geschlossen wurde.
    Auch damals von Kardinal Wyszynski in der stalinistischen Ära.
    sehr zum Leidwesen des Papstes.
    Damals sehr zum Leidwesen Pius XII., der von Wyszynski erst nachträglich informiert wurde, und zwar im Höhepunkt des Kalten Krieges.
    Wyszynski hat das, soviel ich weiß, später sehr bereut, denn er hatte damit den Kommunisten eigentlich ein Vertrauensvorschuss gewährt, in einem Moment, wo sie ihn gewiss am wenigsten verdient hatten.
    1953 wurde er verhaftet,
    zunächst interniert und erst 1956 von Gomuka wieder freigelassen und damals kam dann das zweite Abkommen, ein sehr viel bescheideneres Abkommen, das sich auf das erste stützte, zustande.
    Wieso braucht der Staat im Augenblick die katholische Kirche in Polen?
    Der Staat braucht die Kirche vor allem deshalb, weil die Kirche in Polen eine große geistige Macht bildet, nach wie vor, während die Kommunisten alle staatliche, alle administrative, materielle Macht besitzen, aber sehr wenig geistigen, ideologischen Einfluss im Land haben.
    Es ist bei der Kirche genau umgekehrt.
    Sie hat einen sehr starken geistigen, ideologischen,
    Einfluss auf das Volk, aber sehr wenig materiell.
    Beide Seiten des Staates und die Kirche leiden unter diesem Missverhältnis.
    Das erzeugt Spannungen, immer wieder Spannungen, aber es erzeugt auch die Notwendigkeit, sich immer wieder zusammenzufinden.
    Vor allem dann, wenn die Lage, die äußere Lage Polens oder auch die innere, die wirtschaftliche, innenpolitische Lage sehr gespannt ist, brauchen beide einander.
    Das offizielle Kommuniqué spricht davon, dass Probleme zwischen Staat und Kirche besprochen wurden.
    Welche Probleme können das sein?
    Es sind aus der Sicht der Kirche
    Fünf Probleme würde ich sagen.
    Es ist erstens das Problem der Besteuerung der Kircheneinnahmen.
    Die Kirche finanziert sich selbst nicht aus Kirchensteuern, aus dem Klingelbeutel, aus Sammlungen.
    Der Staat verlangte dafür bisher Steuern, ohne sie zwar in allen Fällen einzutreiben, aber die Forderung hing als Damoklesschwert über der Kirche.
    Das zweite Problem ist das des kirchlichen Eigentums in den ehemals deutschen Gebieten, also des ehemals deutschen katholischen Kircheneigentums.
    Das dritte ist die Frage des Kirchenbaus.
    Kardinal Wyszynski möchte vor allem an den Rändern der Großstädte, wo neue Wohnsiedlungen entstanden sind, Kirchen bauen.
    Das war in den letzten Jahren sehr schwierig, wenn nicht unmöglich.
    Das vierte Problem ist die Frage des Militärdienstes der Seminaristen, der jungen Priester.
    Und das fünfte Problem ist, dass der katholischen Publikation, Kardinal Wyszynski hat den Wunsch angemeldet nach einer katholischen Tageszeitung, die nicht, wie die jetzt existierende, von irgendeiner mehr oder weniger mit der Regierung verbundenen katholischen Institution abhängig ist, sondern eben in eigener kirchlicher Regie betrieben werden kann.
    Sollte es zu einem Arrangement zwischen Kirche und Staat in Polen kommen,
    könnte es dann eines Tages dazukommen, dass sogar der Papst das polnische Heiligtum, die Częstochowa Mutter Gottes besucht.
    Ich selbst habe mit dem päpstlichen Außenminister Monsignore Casaroli während der Asienreise des Papstes darüber noch einmal gesprochen und er hat mir das
    bestätigt, dass der Papst gerne nach Polen fahren wolle.
    Gomuka, dem ich die Frage nach der Polenreise des Papstes noch kurz vor seinem politischen Ende Anfang Dezember letzten Jahres stellte, behauptete, er habe nie etwas dagegen gehabt, dass der Papst nach Polen fahre.
    Es habe ganz andere von ihm unabhängige Gründe gegeben.
    Ich weiß nicht genau, was er damit meinte, aber wahrscheinlich meinte er damit die Tatsache, dass es in der polnischen Führung bislang immer Meinungsverschiedenheiten darüber gab, ob eine solche Papstreise dem Prestige der Regierung und damit auch
    der polnischen Kommunisten nützt, wie die einen meinen, oder aber ob eine solche Papstreise eben nur der Kirche nützt und damit den Kommunisten schaden könnte, wie die anderen meinen.
    Herr Steele, herzlichen Dank.
    Dieses Gespräch mit Hans Jakob Steele führte Helmut Bock.
    Das gestrige Zusammentreffen in Warschau ist das einzige Zeichen dafür, dass in den Staaten des Ostblocks in nächster Zeit das Verhältnis zur Kirche nahe überprüft werden könnte.
    Dafür spricht auch und besonders der vorwöchige Moskau-Besuch von Erzbischof Casaroli, der als Außenminister des Vatikans bezeichnet werden kann.
    Dieser Anlass gibt jedoch auch die Möglichkeit einmal umgekehrt die Frage nach der Ostpolitik des Vatikans aufzuwerfen und zu untersuchen, ob und inwieweit sich das Verhältnis zwischen Moskau und Rom einerseits und zwischen Rom und den katholischen Gläubigen in den Ostblockstaaten andererseits verändert hat.
    Die Sendung Im Brennpunkt, gestaltet von Dr. Helmut Bock, Dolores Bauer und Johannes Fischer, wird sich heute Abend um 21.25 Uhr mit dieser Problematik beschäftigen.
    Vorgesehen sind Kommentare und Berichte aus Rom und Moskau, aus Warschau, Prag und Belgrad, ferner ein Abriss der Geschichte der Diplomatie des Vatikans und eine Untersuchung des Verhältnisses zwischen Katholiken und Orthodoxen in den Staaten des Ostblocks.
    Die Sendung im Brennpunkt, heute um 21.25 Uhr im Programm Österreich 1.
    Wie gemeldet soll China nach amerikanischen Beobachtungen seinen zweiten künstlichen Erdsatelliten gestartet haben.
    Aus Peking liegt dazu noch keine offizielle Bestätigung vor.
    Dieses Ereignis, das von Beobachtern bereits seit einigen Wochen erwartet wurde, sowie die Entwicklung des Indokinakrieges lenken die Aufmerksamkeit auf das Rüstungspotenzial Chinas.
    Das am Bevölkerungszahl größte Land der Welt beschreitet seit einigen Jahren einen Weg, der es konsequent zum militärischen Niveau der Großmächte führt.
    1964 wurde in der Wüste von Xinjiang die erste Atombombe zur Explosion gebracht.
    Zwei Jahre später testete China die erste Kurzstreckenrakete mit nuklearem Sprengkopf.
    1967 wurde die erste chinesische Wasserstoffbombe erfolgreich getestet.
    Dann unterbrach aber die Kulturrevolution diese Entwicklung, sodass der erste chinesische Erdsatellit erst 1970, also im vorigen Jahr, gestartet werden konnte.
    Mit diesem Versuch bewies China zweierlei.
    Dass es wissenschaftlich so fortgeschritten ist, einen Raumflugkörper zu bauen und in den Weltraum zu entsenden und dass es über eine Rakete verfügt, die nicht unbedingt friedliche Satelliten auf Erdumlaufbahnen schießen muss, sondern die auch Atomsprengköpfe gegen feindliche Ziele auf der Erde befördern kann.
    Zurzeit ist die chinesische Atomdrohung allerdings für die Supermächte noch sehr klein.
    China hat praktisch kein Interkontinentalraketenarsenal, während die USA 1054 Langstreckenatomraketen einsatzbereit haben und die Sowjetunion sogar 1400.
    Aber Chinas Rüstung wird zielstrebig aufgebaut.
    Über die Entwicklungen nach dem Ende der Kulturrevolution berichtet Günther Müggenburg aus Hongkong in einem fernschriftlichen Beitrag, den wir jetzt verlesen.
    Im August 1967, kurz nach dem erfolgreichen Test der Wasserstoffbombe, berief das Nationale Komitee für Verteidigungswissenschaft und Technik in Peking eine Konferenz zur Kritik und zum Kampf gegen den Revisionismus ein.
    Diese Konferenz sollte der Kulturrevolution und ihren Roten Garten den Weg in die Verteidigungsindustrie öffnen.
    Die bis dahin vorhandene Immunität der Experten fiel dem Ansturm der Radikalen zum Opfer, bis schließlich im April 1968 Ministerpräsident Chiu Enlai persönlich eingriff.
    Dass eine so hochspezialisierte und empfindliche Industrie wie die Kernwaffen- und Raketenforschung derartige Unruhen und Eingriffe nicht ohne Schäden überstehen kann, ist selbstverständlich.
    Erst im Dezember 1968 hatte sich die Verteidigungsindustrie, offenbar unter dem Schutz der Armee, so weit erholt, dass ein zweiter Wasserstoffbombenversuch durchgeführt werden konnte.
    Dieser Versuch unterschied sich jedoch in Sprengkraft und Auslösungsmethode nur wenig vom ersten erfolgreichen Test.
    Im September 1969 gab es dann kurz nacheinander eine unterirdische Atomexplosion und einen neuen Wasserstofftest.
    Voll stolz erklärte das theoretische Parteiorgan Rote Fahne, China sei auf dem Wege, die Sowjetunion und die Vereinigten Staaten auf dem Gebiet der Kernwaffen zu überholen.
    In Washington wurden solche Behauptungen Chinas durchaus nicht auf die leichte Schulter genommen.
    So musste auch der amerikanische Verteidigungsminister Laird zugeben, dass China mit einem Minimum von Versuchen größere Fortschritte als jede andere Nation erzielt habe.
    1970 sah den Start des ersten chinesischen Erdsatelliten.
    Nach dem jetzt bekannt gewordenen Start des zweiten Satelliten rechnet man nun bald mit der Erprobung der ersten chinesischen Interkontinental-Rakete.
    Nach einem in Washington veröffentlichten Bericht hält es das amerikanische Verteidigungsministerium durchaus für möglich, dass China Mitte der 70er Jahre über 10 bis 30 dieser Raketen mit einer Reichweite von 10.000 Kilometern und nuklearen Sprengköpfen mit einer Explosivkraft von 3 Megatonnen verfügen könnte.
    Noch früher, so glaubt man, könnte Peking ein Arsenal von Mittelstreckenraketen aufgebaut haben, die mit ihrer Reichweite von 2000 Kilometern vor allem sowjetische Städte wie Vladivostok, Irkutsk und Taschkent, aber auch Formosa und Südostasien bedrohen würden.
    Nach den Wirren der Kulturrevolution ist China nun dabei, nicht nur seine Außen- und Wirtschaftspolitik zu konsolidieren und seine Aufnahme in die Vereinten Nationen vorzubereiten, sondern arbeitet auch zielstrebig daran, seine Waffensysteme weiterzuentwickeln.
    In kurzer Zeit wird das größte Volk der Erde, nach dessen Meinung sich jetzt schon die meisten Staaten Asiens zu orientieren beginnen, mit Interkontinentalraketen und thermonuklearen Sprengköpfen über alle Attribute einer Weltmacht verfügen.
    Das war ein fernschriftlicher Bericht von Günther Müggenburg.
    In den Vereinigten Staaten ist wieder einmal eine heftige Diskussion um die Frage im Gange, wie weit die demokratischen Ansprüche der Führungsmacht der sogenannten freien Welt mit der praktizierten Demokratie im eigenen Land übereinstimmen.
    Tatsache ist, dass Sicherheitsorgane wie FBI und CIA bei der Verfolgung ihrer Ziele immer wieder verfassungsmäßige Grundrechte einzelner Staatsbürger verletzen.
    Nun sind auch die amerikanischen Streitkräfte beschuldigt worden, in ihrem Kampf gegen antipatriotische Kräfte die Grenzen der verfassungsrechtlichen Grenzen überschritten zu haben.
    Aus den Vereinigten Staaten berichtet Michael Herde.
    Zwei Ereignisse sind es, die die Öffentlichkeit auf bisher verborgene Praktiken der Armee aufmerksam gemacht haben.
    Die überregionale Fernsehgesellschaft CBF beschuldigte das Verteidigungsministerium des Versuchs, die Bürger dieses Landes in seinem Sinne politisch zu beeinflussen.
    Eine außerordentlich heftige Kontroverse war die Folge dieser Fernsehsendung.
    Unter anderem erklärte der Vorsitzende des Streitkräfterausschusses des Repräsentantenhauses, Hubert, CBS habe ganz offensichtlich Tatsachen verfälscht und damit das Ziel verfolgt, das amerikanische Verteidigungsministerium in der Öffentlichkeit zu diskreditieren.
    Der zweite Anlass, der hier Debatten über die Rolle des Pentagon verursacht hat, ist die gegenwärtig laufende Untersuchung des Verfassungsausschusses des Senats über die Praktiken der amerikanischen Armee bei der Überwachung verdächtiger Bürger.
    Vor diesem Ausschuss hat der Unterstaatssekretär im Verteidigungsministerium Robert Frölke jetzt offengelegt, dass die Nachrichtenabteilung der Armee schriftliche Aufzeichnungen über die politischen Ansichten und Aktivitäten von rund 25 Millionen Amerikanern besitzt.
    In anderen Worten, jeder achte Amerikaner wird zumindest namentlich in den Listen geführt, die normalerweise Personen vorbehalten sind, die umstürzlerische Aktivitäten verdächtigt werden.
    Dies geht aus der Aussage Frölkes weiter hervor, schon 1965 und erreichte ihren Höhepunkt 1967 und 68.
    Zu der Zeit, als schwere Rassenunruhen und Antikriegsdemonstrationen die Vereinigten Staaten erschütterten.
    Die Öffentlichkeit hatte zum ersten Mal vor einem Jahr davon erfahren, dass die Armee rund 1.000 Agenten in Zivil beschäftigte, die Informationen über politisch verdächtige Personen sammelten.
    Vor zwei Monaten entschloss sich der Senatsausschuss und der Senator Irwin, diese Praktiken näher zu untersuchen und auf ihre Verfassungsmäßigkeit zu prüfen.
    Den Aussagen eines früheren Agenten zufolge besaß und besitzt die Armee Dossiers über Personen wie Martin Luther King, Senator Adlai Stevenson Jr., den früheren Gouverneur von Illinois, Kerner und über viele andere.
    Verteidigungsminister Laird hat inzwischen eine Überprüfung der Praktiken eingeleitet und angeordnet, dass er direkt über alle diesbezüglichen Vorgänge informiert wird.
    Allerdings ist das Pentagon nicht wie Senator Irwin der Ansicht, dass die Überwachung von Zivilpersonen und ihre Erfassung in der zentralen Datenbank der Armee schon an sich ungesetzlich ist.
    Erwin dagegen sieht darin eine Bedrohung der Möglichkeit, seine Person frei zu entwickeln, eine Beschneidung der Gedankenfreiheit und der Redefreiheit.
    Das war ein Bericht von Michael Herde.
    Der Parlamentsklub der österreichischen Volkspartei veranstaltet heute und morgen eine Enquete zum Thema die Forschung in der modernen Gesellschaft.
    Im Rahmen dieser Enquete will man sich besonders mit den Fragen Forschungspolitik, Bildung von Forschungsschwerpunkten, Organisation und Finanzierung der Forschung beschäftigen.
    An den Diskussionen nehmen neben den Abgeordneten der ÖVP zahlreiche Hochschulprofessoren und Wissenschaftler aus dem Ausland teil.
    Prominentester Gast, der zugleich das Hauptreferat des heutigen Vormittags hielt, ist der belgische Wissenschaftsminister Lefebvre.
    Lefebvre, der auch in der internationalen Forschungspolitik eine wichtige Rolle spielt, er ist unter anderem Vorsitzender des Europäischen Weltraumkomitees, sprach zu dem Thema die Wechselbeziehung zwischen Forschung und Politik.
    Helmut Pfitzner ersuchte ihn anschließend um das folgende Interview.
    Herr Minister, das Wort von der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik ist vielfach bereits zu einem politischen Schlagwort geworden.
    Sie haben heute in Ihrem Referat diesem Wort einen neuen Inhalt gegeben.
    Was verstehen Sie unter Zusammenarbeit zwischen Politik und Wissenschaft?
    Wissenschaft ist nicht nur ein Mittel, die Wirtschaft zu entwickeln und das soziale Niveau eines Volkes zu heben, sondern auch ein Mittel der Politik.
    Die beiden sind untrennbar.
    Meinen Sie also, dass die Wissenschaft der Politik etwas bieten kann oder dass die Politik der Wissenschaft mehr bietet als umgekehrt?
    Wissenschaft und Politik können sich gegenseitig unterstützen, wobei es klar ist, dass der Staat sehr stark die Grundlagenforschung und die angewandte Forschung unterstützen kann.
    Es sind hier sehr wichtige Mittel notwendig, die den Privaten wahrscheinlich im Allgemeinen fehlen.
    Sie sprachen weiter in Ihrem Referat von einem Misserfolg der europäischen Forschung.
    Worin sehen Sie die Ursachen dieses Misserfolges und meinen Sie, dass die Wissenschaftspolitik in Europa insgesamt in eine Krise geraten ist?
    Man kann sicher feststellen, dass die Wissenschaftspolitik in Europa sich in voller Krise befindet.
    Das hat mehrere Gründe, die aber auf einen Nenner zurückzuführen sind, der Nationalismus der Staaten.
    Die einzelnen Staaten haben einen allzu großen nationalen Egoismus.
    Die Konsequenz dessen ist, dass es keinen hinreichenden Konsens über das Ziel der Wissenschaftspolitik gibt.
    Die gemeinsamen Aktionen, die unternommen werden, verlaufen im Allgemeinen mehr oder weniger im Sand.
    Was müsste also unternommen werden, um diese Krise zu beheben?
    Meinen Sie, dass eine internationale europäische Forschungspolitik möglich wäre und dass sie Erfolg hätte?
    Es ist unumgänglich, dass die Wissenschaftspolitik und die technologische Politik notwendigerweise, wenn wir in Europa etwas erreichen wollen, gemeinsam gemacht werden muss.
    Wir dürfen uns keine Illusionen darüber machen, dass wir immer stärker von den Vereinigten Staaten, wahrscheinlich auch von der Sowjetunion und von Japan auf jeden Fall, überholt werden.
    Wir brauchen eine gemeinsame Politik.
    Wir brauchen ein, verwenden wir das Wort, ein supernationales Organ, das diese Politik verwirklichen kann.
    Österreich ist eines der kleinsten Länder in Europa.
    Welchen Platz kann dieses kleine Österreich in einer gesamteuropäischen Forschungspolitik einnehmen?
    Es gibt nur kleine Länder in Europa.
    Die Länder, die das wissen und die Länder, die das nicht wissen wollen.
    Was Wissenschaft und Forschung betrifft, gibt es in Europa nur für kleine Länder, und hier ist Österreich nicht schlechter gestellt als die anderen, die das vielleicht nicht zur Kenntnis nehmen wollen.
    Es geht nur durch gemeinsame Zusammenarbeit, und dies gilt auch für Österreich, dass man das Potenzial, das man hat und die guten Gehirne, die man hat, ausnützt.
    Es werden immer wieder Zahlen in Österreich angeführt, dass Österreich im Vergleich zu anderen Ländern in seiner Forschungsförderung rückständig wäre.
    Nun, von Ihrem Standpunkt, vom internationalen Standpunkt aus gesehen, können Sie dem beipflichten, wie liegt Österreich im internationalen Standard der Forschungsförderung?
    Ich glaube,
    Ich glaube, dass Österreich ernste Bemühungen unternehmen muss, einen größeren Teil seines Bruttonationaleinkommens für die Forschung, sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die technologische Forschung, bereitzustellen.
    Das heißt nicht, dass Österreich allein für sich sehr viel Hoffnung haben kann.
    Das gilt genauso für Belgien oder für die Niederlande, selbst noch für Frankreich und für Deutschland.
    Aber es ist notwendig, um morgen zu einer konzertierten europäischen Politik, was die Forschung betrifft, zu kommen.
    Und hier muss sich Österreich, auch wie die anderen Staaten, für die Zusammenarbeit vorbereiten.
    Vielen Dank für dieses Gespräch.
    Dieses Gespräch mit dem belgischen Wissenschaftsminister Lefebvre führte Helmut Pfitzner.
    In Wien fand heute eine Pressekonferenz des Österreichischen Erfinderverbandes statt, auf der ein Forderungsprogramm der Erfinder an die Bundesregierung veröffentlicht wurde.
    In Österreich scheint es tatsächlich immer schwieriger zu werden, Erfindungen auszuwerten und zu verwirklichen.
    Anton Gartner sprach darüber mit dem Sprecher der Erfinder, Ingenieur Wilhelm Schuster.
    Der Erfinderverband hat heute auf einer Pressekonferenz ein Forderungsprogramm an die Bundesregierung gerichtet.
    Welche Schwierigkeiten haben nun die Erfinder in Österreich?
    Nun, das beginnt schon, dass ja mit der Idee noch lange nichts vorhanden ist.
    Es muss die Idee in Prototypen, in Versuchen, in kostschwierigsten Versuchen also verwirklicht werden.
    Wenn dann das Gerät so halbwegs funktioniert, muss ein Seriengerät gemacht werden.
    Es muss in aller Welt patentiert werden.
    Das sind irrsinnige Kosten.
    Sie sind aber wichtig, dass wir für unsere österreichische Wirtschaft, für die Industrie eine Art Monopolstellung schaffen, dass uns nicht die ganze Welt alles nachbaut.
    Das soll alles der Erfinder schon vorher erbringen, damit er dann seine Erfindung halbwegs geschützt in der Welt verwerten kann.
    Und das ist eine Last, die er alleine kaum tragen kann.
    Welche Punkte beinhaltet nun dieses Forderungsprogramm?
    Ich glaube, nachdem die Erfindung so ziemlich, in vielen Fällen zumindest, die Basis für die Industrie von morgen und für unseren Lebensstandard von morgen ist, weil ja alles einmal erfunden werden musste,
    so glaube ich, dass es gerechtfertigt wäre, dass die Erfinder und die Erfindungen allgemein in die Förderungsmaßnahmen von Handel, Gewerbe und Industrie einbezogen werden.
    So wie wenn sie schon Industriebetriebe oder Gewerbebetriebe wären.
    zum Beispiel auf Messen die 80% Vergütung, die die Industrie hat, dann glaube ich, dass zum Beispiel Umsatzsteuerrückvergütung für die Deviseneingänge aus Lizenzverträgen gerechtfertigt wäre.
    Denn wenn zum Beispiel ein Landwirt, den ich sehr schätze, Dünger oder Kuhmist exportiert,
    dann erhält er dafür eine Umsatzsteuerrückvergütung.
    Ich habe in meinem Fall zum Beispiel 4,5 Mio.
    Schilling für Ideen nach Österreich gebracht und habe keinen Groschen dafür bekommen.
    Ich glaube, das sind dieselben harten Devisen.
    Und solange Österreich die Ideen so einstuft, etwa wie Kumist oder schlechter noch, solange werden die Ideen von Österreich abwandern.
    Da bitte ich um Verständnis, das nicht als Vorwurf, denn meine Behörden und Stellen haben mir unheimlich geholfen.
    Aber sie haben keine gesetzliche Handhabe zum Helfen.
    Und da wollen wir eingreifen.
    Sie erwähnten auch Kapitalschwierigkeiten.
    Gäbe es auch hier eine Abhilfe?
    Das ist das Nächste.
    Ich glaube, es müsste unbedingt eine Basis geschaffen werden, dass die wunderbaren Ideen, die wir im Lande haben, und zwar ist ja Österreich lange Jahre Weltmacht Nummer Eins im Erfinden gewesen, auch heute zum Teil noch anerkannt.
    Wir sind aber die Schlechtesten in der Verwertung.
    Während Österreich 400 Millionen Defizit aus Lizenzen pro Jahr jetzt gerade hat,
    hat die Schweiz neben uns drei Milliarden Gewinn.
    Man hat schon öfter Kritik geübt an der Schwierigkeit, in Österreich Patente anzumelden.
    Gäbe es auch hier eine Abhilfsmöglichkeit?
    Ja, also da ist wieder der Punkt mit der Kapitalbeschaffung, glaube ich.
    Es müsste, um für Kaufleute, für Industrien überhaupt interessant zu werden, ein Buffer da sein, ein Fonds, den bin ich dabei zu errichten,
    ein Fonds für österreichische Erfindungen, damit sie erstens einmal vorentwickelt werden dürfen und überhaupt erst interessant werden für die Öffentlichkeit.
    Zweitens, dass sie international gesichert werden, bevor sie bekannt gegeben werden und soweit gesichert werden, dass sie uns und unserer Industrie den Export von morgen ermöglicht und zwar unter Monopolschutz.
    Herzlichen Dank.
    Anton Gattner sprach mit Ingenieur Schuster vom österreichischen Erfinderverband.
    Gleichsam als Vorprobe zur Frühjahrsmesse begann heute in Wien die Möbelfachmesse 71.
    Die Ausstellung wurde von Handelsminister Dr. Starrybacher eröffnet und soll dem Möbelhandel einen Überblick über neue Angebote von Industrie und Gewerbe verschaffen.
    Ernst Zwietli sprach direkt auf der Messe mit Kommerzialrat Felix Effenberg, dem Vorsitzenden der Berufsgruppe Möbelindustrie.
    Welche Erfahrung hat die Möbelindustrie mit der Kombination von drei Tagen Fachmesse und anschließend einer Woche Publikumsmesse gemacht, Herr Kommerzialrat Effenberg?
    Eigentlich recht gute Erfahrungen.
    Herr Minister Staribach hat bei der Eröffnung gesagt, die Fachmesse ist das Geschäftslokal.
    in dem die Möbelerzeiger und Möbelhändler ihre Umsätze tätigen.
    Während die Wiener Messe dann die Auslage dieses Geschäftslokals ist, wo das Publikum den Trend und die neuen Waren zu sehen bekommt.
    Das Publikum wird aber keine Preise genannt bekommen.
    Möbel wurden ja, wie bekannt ist, ins Netto-Preissystem einbezogen.
    Wertet das nicht Ihre Ausstellung auf der Publikumsmesse ab?
    Nein, wir glauben nicht, dass das eine Abwertung ist, denn das Publikum soll vor allen Dingen die neuen Artikel jetzt schon sehen können, die es in einigen Wochen oder Monaten in den Geschäften vorfinden wird.
    Wir bitten allerdings um Verständnis, dass jene Firmen, die reine Möbelerzeiger sind und keine Handelsgeschäfte haben, keine Preise nennen dürfen.
    Diese Möbelaussteller werden ein lustiges Plakat auf ihren Ständen zeigen, wo der Hinweis darauf vorzufinden ist.
    Sie sprachen davon, dass das Publikum die Trends absehen kann.
    Wie sind die Trends auf dem Möbelsektor, in der Konstruktion, in der Formgebung?
    Ich möchte das im Einzelnen so beantworten.
    Bei den Küchen kann man heuer noch mehr bunte und mit Holz kombinierte Küchen vorfinden.
    Außerdem sind weitere Raffinessen bei den Einbauten zu sehen.
    Bei den Polstermöbeln ist ein Trend nach noch komfortabler, großzügiger, materialaufwendiger Herstellungsweise.
    Rustikale Garnituren und Einzelstücke sind auch vorzufinden.
    Bei Schrank- und Verbaumöbeln ist in verschiedenen Ausstellungskojen viel Farbe bei Holz zu sehen.
    Dann an den Furnieren Nuss, Teak, Eiche, Palisander.
    Es ist im allgemeinen Trend zu großzügiger, offener Raumgestaltung, viel Vitrinen und Verbauten von Wand zu Wand zu bemerken.
    Ist das ein ausgesprochen österreichischer Trend?
    Tja, ich möchte fast sagen, dass der Trend der Verbauten spezifisch Österreich ist.
    In diesem Ausmaß zumindest.
    Wie sieht es mit dem Preistrend aus?
    Es hieß mehrfach, dass Möbel in diesem Jahr teurer werden würden.
    Die Möbelindustrie und das möbelschaffende Handwerk stehen sicherlich unter starkem Kostendruck.
    Einerseits durch Lohnerhöhungen und andererseits durch sehr starken Auftrieb beim Material.
    Insbesondere bei Materialien, die den internationalen Marktgepflogenheiten folgen.
    Wann und um wie viel werden Möbel teurer werden?
    Ich glaube, das kann man generell nicht beantworten, aber es wird sicher im Laufe des Jahres 1971 zu einigen Preiskorrekturen nach oben kommen müssen.
    Sehr starke, in welchem Prozentsatz?
    Das kann ich beim besten Willen nicht beantworten.
    Es wurde darauf hingewiesen, dass der Export von Möbeln im vergangenen Jahr einen sehr großen Aufschwung genommen hat, aber das Defizit im Möbelaußenhandel ist doch relativ groß, weil die Einfuhren beträchtlich sind.
    Ja, aber trotzdem ist durch die Bemühungen der Möbelindustrie das Bilanzdefizit um circa 15 Millionen im vergangenen Jahr gesunken.
    Die Ausfuhrsteigerung machte in absoluten Ziffern 100 Millionen Schilling aus.
    Die Exporterfolge sind deswegen besonders erfreulich, weil sie vor allen Dingen auf einem sehr verwöhnten Markt, nämlich auf dem Schweizer Markt, erzielt wurden.
    Vielen Dank.
    Das war ein Interview von Ernst Zwietli.
    Am kommenden Sonntag läuft der Waffenstillstand im Nahen Osten neuerlich ab.
    Für eine Verlängerung der Feuerpause stehen diesmal die Zeichen äußerst ungünstig.
    Die jüngste Initiative des UNO-Vermittlers Yarenk bzw.
    die Reaktion Israels auf diese Initiative hat klar zutage gebracht, dass Tel Aviv zurzeit nicht bereit ist, seine Truppen aus allen besetzten Arabischen zurückzuziehen.
    Kairo, das seit dem Ende des Juni-Krieges 67 den bedingungslosen Abzug der israelischen Truppen als Voraussetzung für eine Friedensregelung bezeichnet, läuft Gefahr, vor seinen arabischen Verbündeten sein Gesicht zu verlieren, wenn es sich jetzt konziliant zeigt.
    In dieser schwierigen politischen Situation hat heute Staatspräsident Sadat eine Sonderkonferenz des Nationalen Sicherheitsrates einberufen.
    Hören Sie dazu einen Bericht aus Kairo von Peter Fuchs, den wir soeben über Leitung erreichen konnten.
    Während nur noch drei Tage bis zum Ablauf der befristeten Kampfeinstellung Ägyptens am Suezkanal bleiben, erhöht sich erneut der Pulsschlag der Weltpolitik rapide.
    UNO-Generalsekretär Udan wird heute dem Weltsicherheitsrat seinen Bericht über den Stand der Friedensverhandlungen vorlegen, die durch Israels Weigerung dem Rückzugsbefehl des Sicherheitsrates nachzukommen, erneut auf dem toten Punkt angelangt sind.
    Ebenfalls in New York kommen heute die Vertreter der vier Großmächte zusammen und man erwartet ein gemeinsames Kommuniqué, in dem in irgendeiner Form Israel nahegelegt werden dürfte, seinen Teil der in der UNO-Resolution enthaltenen Schritte für eine friedliche Lösung zu akzeptieren.
    Sowohl Utans als auch die Großen Vier dürften gleichzeitig Ägypten zur Fortsetzung der Waffenruhe am Suezkanal auffordern.
    In Kairo hat unterdessen Präsident Sadat heute Mittag den nationalen Verteidigungsrat und den obersten Exekutivausschuss der Partei der Arabisch-Sozialistischen Union zu einer gemeinsamen Sitzung einberufen.
    Dabei soll erörtert werden, wie sich Ägypten nach Ablauf der Kampfeinstellung verhalten wird.
    Diese beiden wichtigsten Familien werden die Lage eingehend untersuchen, vor allem
    im Lichte der aus New York und Washington eingehenden Berichte über die dort erwartende Reaktion auf Israels Verhalten.
    Der halbamtlichen Kairoer Zeitung Al-Akham zufolge habe Präsident Sadat internationale Kontakte aufgenommen, die für die Entscheidung Ägyptens zur Kampfeinstellung von größter Bedeutung seien.
    Kairo habe den großen vier mitgeteilt, dass man hier von ihnen
    eine genaue Definition ihrer Einstellung zur Israels Ablehnung der Vorschläge Dr. Jarrings erwartet.
    Andererseits hat der amerikanische Außenminister Rogers in einer neuen Botschaft an seinen ägyptischen Kollegen Riad Kairo zur Zurückhaltung und Geduld aufgefordert.
    Rogers riet Kairo
    zur Fortsetzung seiner Friedenspolitik und sagte zu, dass Washington unterdessen weiterhin alles dran setzen werde, Israel von seiner Sternenhaltung abzubringen.
    Dazu aber sei vor allem eine Verlängerung der Waffenruhe am Suezkanal notwendig.
    Wie heute bekannt wurde, wird sich noch vor Ablauf der Kampfeinstellung am Sonntag Präsident Sadat in einer Rundfunkansprache ans ägyptische Volk wenden.
    vermutlich, um seine Entscheidung in dieser Frage zu erläutern.
    Im Gegensatz zu früheren Gelegenheiten hat es Cairo diesmal vermieden, sich durch offizielle Äußerungen darüber festzulegen, was nach der Kampfeinstellung geschehen wird.
    Im Hinblick auf die Tatsache, dass Sadat mit seiner Friedenspolitik für die arabische Sache so unvergleichlich mehr als früher erreicht hat,
    meinen politischen Beobachter hier, dass Kairo versuchen wird, die bisherigen Erfolge nicht durch erneute militärische Drohungen zunichte zu machen.
    Das aber wird weitgehend von den heutigen Entscheidungen in New York, in Washington und hier in Kairo abhängen.
    Das war ein Bericht von Peter Fuchs.
    Es wird in wenigen Sekunden 12 Uhr und 54 Minuten.
    Nun noch das Kulturmagazin.
    In der Wiener Urania findet heute Abend die Österreichpremiere des Farbfilms Ludwig van Beethoven von Hans Konrad Fischer statt.
    Ein illustres Aufgebot weltbekannter Beethoven-Interpreten gibt den zahlreichen Musikbeispielen des Filmes besonderen Rang.
    Schauplatz der Welturaufführung des Streifens im Dezember 1970 waren die Philharmonic Hall des Lincoln Center in New York und die Royal Festival Hall in London.
    Mit dem Regisseur Hans Konrad Fischer, der für seinen Film »Das Leben Mozarts« den Sonderpreis der österreichischen Filmkritiker erhalten hat, sprach Heidi Grundmann.
    Warum, Herr Dr. Fischer, fand die Uraufführung Ihres Filmes nicht in Österreich statt?
    Ja, das hat praktische Gründe, die zunächst darin liegen, dass man natürlich einen Film international gesehen heute einfach günstiger in New York oder in London startet, durch das größere Publikumsreservat in diesen Weltstädten, durch die doch stärkeren Verbindungsmöglichkeiten, die sich sofort ergeben,
    Zum Zweiten hatte die Festival Hall und das Lincoln Center mich dazu eingeladen und es hat mich natürlich also sehr gereizt und sehr gefreut, den Film dort herauszubringen.
    Und zum Dritten würde ich glauben, dass ja gerade ein Anlass wie die 200.
    Wiederkeit des Geburtstages von Beethoven eher von uns aus so zu sehen ist, dass man nach draußen das zeigt und darstellt, was bei uns gewissermaßen als heimisches Kulturgut zu verstehen ist.
    Das Beethoven-Image ist ja gerade im Beethoven-Jahr ein wenig lädiert worden.
    Ich finde, es ist etwas zu Unrecht, so furchtbar viel gegen derartige Gedenkjahre zu Felde gezogen worden.
    Man muss die Sache ja mal von nicht der Warte jetzt der Fachleute nur ansehen, sondern eben des Publikums.
    Und ich meine, ich würde sagen, mit dem gleichen Recht, mit dem wir also den Geburtstag einer Tante
    feiern wir eben auch den Geburtstag eines großen Genies.
    Also ich finde, diese Polemik sitzt nicht ganz genau am Kern der Sache.
    Man hat aber nicht nur gegen die Feiern und gegen den ganzen Rummel protestiert, man hat auch das Image des Komponisten und vor allen Dingen des Menschen Beethoven entheroisiert.
    Ja, dazu ist zu sagen, dass das meines Erachtens dringend notwendig war.
    Wobei nicht eine Zertrümmerung erfällig war.
    Man ist ins andere Extrem zum Teil gegangen und glaubte nun also hier einen Bildersturm entfachen zu müssen.
    Heute sind wir glaube ich so weit, dass wir eben abzuwägen wissen, dass ein großes Genie wie Beethoven nicht nun unbedingt in jeder Regung seines Alltages ein sogenannter edler Mensch gewesen sein muss und so weiter.
    Es ist einfach eine sachliche Berichtigung eines einseitig idealisierenden Beethoven-Bildes notwendig gewesen, was in keiner Weise einer Verkleinerung der Erscheinung Beethovens gleichzusetzen ist.
    Im Gegenteil, ich glaube, man kann ihn besser verstehen, wenn man auch die menschlichen Probleme seines Lebens klar sieht.
    Und wo passt nun Ihr Film in die vielen Veröffentlichungen über Beethoven?
    Ja, das ist für mich schwer, das selbst einzustufen.
    Ich würde sagen, dass wir versucht haben, uns streng an die Tatsachen zu halten.
    Ich habe mit den maßgeblichen Institutionen der Forschung zusammengearbeitet und habe mich bemüht, in diesem Auf und Ab der Meinungen, Heroisierung, Entheroisierung,
    und so weiter, einfach den Weg der Tatsachen zu gehen, eine Dokumentation im strengen Sinne zunächst vorzunehmen, zu zeigen, was war, und es dem Publikum in gewisser Weise selbst zu überlassen, sich daraus den Kommentar zu bilden.
    Ihrem Film geht der Ruf voraus, dass er Oscar-verdächtig sei.
    Ist das ein Publicity-Gag oder wird der Film wirklich in die enge Wahl kommen?
    Der Film ist für die Oscar-Wettbewerb dieses Jahres, also nimmt an der Konkurrenz teil.
    Es ist gerade in diesen Tagen darauf zu warten, wie nun die engste Schlussrunde aussieht.
    Ich weiß das noch nicht.
    Vielen Dank.
    Nach diesem Beitrag von Heidi Grundmann zwei Minuten vor 13 Uhr die neuesten Nachrichten.
    Türkei.
    Vier Unteroffiziere der amerikanischen Luftwaffe sind heute nach Mitteilung eines Beamten in Ankara entführt worden.
    Der türkische Rundfunk hat inzwischen ein Schreiben der Entführer erhalten, in dem von der amerikanischen Regierung ein Lösegeld in der Höhe von umgerechnet 10 Millionen Schilling verlangt wird.
    Die Kidnapper drohen mit der Erschießung der Soldaten, falls das Lösegeld nicht bis morgen 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit ausgefolgt wird.
    Volksrepublik China Wie aus gut informierter Quelle in Hanoi verlautete, wurde der britische Geschäftsträger N.P.
    King-Denson vom chinesischen Ministerpräsidenten Zhu Enlai in seiner Eigenschaft als Vertreter Großbritanniens bei der Genfer Indo-China-Konferenz zu einer Unterredung empfangen.
    Wie es heißt, werden die Volksrepublik China in den nächsten Tagen möglicherweise bedeutende politische Schritte im Hinblick auf den Indochina-Konflikt unternehmen.
    Türkei.
    Generalstabchef Tagmac hat sich heute gegen ein Eingreifen der Armee zur Behebungskrise in der Türkei ausgesprochen.
    Tagmac betonte, der Einsatz der Streitkräfte käme nur als allerletzte Möglichkeit in Frage, wenn das Land tatsächlich am Rande des Abgrunds stehen sollte.
    Mit diesen Kurzmeldungen, meine Damen und Herren, ist das Mittagschanal beendet.
    Wir sehen uns wieder um 18.45 Uhr im Programm Österreich 1 beim Abendschanal.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Finanz- und Budgetausschuss über Familienlastenausgleich und Dieselölpreis
    Mitwirkende: Gettler, Dieter [Gestaltung]
    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Bildung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Familienbeihilfe, Geburtenbeihilfe, Schulbuchaktion, Fahrtkostenzuschuss für Schüler, Treibstoffrückvergütung , Nachrichten
    Inlandspresseschau: Fragestunde im Parlament
    Mitwirkende: Gruber, Harald [Gestaltung]
    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
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    Inhalt: Nachrichten
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    Mitwirkende: Stehle, Hansjakob [Gestaltung] , Bock, Hellmuth [Gestaltung]
    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
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    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: erster künstlicher Erdsatellit, Großmächte, Supermächte, Atombombe, Kurzstreckenrakete, Wasserstoffbombe, Rüstung, Kulturrevolution , Nachrichten
    US-Armee wehrt sich gegen Angriff über Überwachungspraktiken
    Mitwirkende: Herde, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Grundrechte verletzt, antipatriotische Kräfte , Nachrichten
    Forschungsenquete der ÖVP
    Interview: Wissenschaftsminister von Belgien Lefèvre
    Mitwirkende: Pfitzner, Helmut [Gestaltung] , Lefèvre, Théo [Interviewte/r]
    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Zusammenarbeit zwischen Politik und Wissenschaft, Nationalismus, Konsens, Grundlagenforschung , Nachrichten
    Forderungen der Erfinder an die Regierung
    Interview: Sprecher der Erfinder Schuster
    Mitwirkende: Gatnar, Anton [Gestaltung] , Schuster, Wilhelm [Interviewte/r]
    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Forderungsprogramm, Idee, Prototyp, Versuche, Seriengerät, Patent, Kosten, Monopol, Kapitalbeschaffung, Umsatzsteuerrückvergütung, Fonds, Export , Nachrichten
    Eröffnung der internationalen Möbelmesse
    Interview: Vorsitzender der Berufsgruppe der Möbelindustrie Effenberg
    Mitwirkende: Swietly, Ernst [Gestaltung] , Effenberg, Felix [Interviewte/r]
    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Raumgestaltung, Wandverbau , Nachrichten
    Bilanz des palästinensischen Nationalrates
    Mitwirkende: Fuchs, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
    Ort: Kairo
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
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    Inhalt: Weltsicherheitsrat, Suez Kanal, Waffenruhe , Nachrichten
    Österreich-Premier des Films "Ludwig van Beethoven"
    Interview: Regisseur Fischer
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung] , Fischer, Hans Conrad [Interviewte/r]
    Datum: 1971.03.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Störgeräusche, schlechte Qualität , Uraufführung, Publikum, Entheroisierung , Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1971.03.04
    Spieldauer 01:01:13
    Mitwirkende Rosar, Wolfgang [Moderation] [GND]
    Eibegger, Gundomar [Regie] [GND]
    Koller, Hellmuth [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1971.03.04 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format KKA [Kompaktkassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-710304_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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