Mittagsjournal 1971.03.29

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    mit Aktionar.
    12 Uhr, zum Mittagsschanal begrüßt Sie Roland Macatschke.
    Spitzenthema der Außenpolitik ist nach wie vor die Entwicklung in Pakistan, wo Präsident Jahjah Khan versucht, die Unabhängigkeit von 75 Millionen Bengalen in Ostpakistan mit Soldaten, Panzern, Flugzeugen und Kanonen zu unterdrücken.
    Wir erwarten dazu eine Zusammenfassung von Korrespondentenberichten.
    Weitere Auslandsbeiträge im Mittagsjournal befassen sich mit dem Besuch Präsident Titus bei Papst Paul VI., mit der Warnung des jugoslawischen Ministerpräsidenten Ribicic vor wirtschaftlichem und politischem Chaos in Jugoslawien und mit dem Verhandlungspapier der Sowjetunion bei den Berlin-Gesprächen der Vier-Mächte-Botschafter.
    Aus Österreich bringen wir einen Bericht über den Wahlkampf für die Bundespräsidentenwahl, die Inlandspresseschau und ein Gespräch mit dem Direktor des Münchner Flughafens über die Probleme des zu erwartenden Olympiadeverkehrs.
    Das Kulturmagazin enthält heute einen Beitrag über die Viennale 71 und ein Gespräch mit dem Regisseur Otto Schenk über seine Inszenierung des Shakespeare-Lustspiels der widerspenstigen Zähmung in München.
    Soweit unser Programm für das Mittagsjournal, das jetzt mit den Nachrichten beginnt.
    Ich gebe weiter an Willi Heuer.
    Pakistan.
    Das über die Hauptstadt Ostpakistans, Dakar, verhängte Ausgehverbot ist seit heute aufgehoben.
    Dies geht aus einer Meldung des westpakistanischen Rundfunks hervor, die in Neu-Delhi abgehört wurde.
    Die Lage in Ostpakistan wird von dieser Station als ruhig bezeichnet.
    Der von der westpakistanischen Armee kontrollierte Sender Dakar berichtete, sämtliche Bankkonten der verbotenen ostpakistanischen Awami-Liga seien von den Militärbehörden gesperrt worden.
    Der ostpakistanische Geheimsender Freies Bengalen appellierte heute an alle Staaten der Welt, den Führer der Awami-Liga Sheikh Mujibur Rahman im Kampf für die Freiheit der Ostprovinz zu unterstützen.
    Niemals zuvor sei gegen ein unbewaffnetes Volk derart brutal vorgegangen worden, wie es die westpakistanischen Truppen in Ostpakistan getan hätten.
    Der Geheimsender erinnerte die Weltöffentlichkeit an die Flutkatastrophe in Ostpakistan im November vergangenen Jahres und fügte hinzu, dass heute die Not der Bevölkerung noch weit größer sei.
    VATIKAN Der jugoslawische Staatschef Tito und seine Frau wurden heute Vormittag von Papst Paul VI.
    zu einem offiziellen Besuch empfangen.
    Einen Bericht über den Besuch Titos, der amtlichen Charakter hat, hören Sie nach den Nachrichten.
    Jugoslawien.
    Das Parlament in Belgrad ist heute zu Beratungen über den jugoslawischen Staatshaushalt für 1971 zusammengetreten.
    Das Parlament muss bis zum 1.
    April das Budget bewilligen.
    Eine Ablehnung könnte den Sturz des Kabinetts Ribicic zur Folge haben.
    Einen Bericht aus Belgrad hören Sie im weiteren Verlauf der Sendung.
    Indokina.
    Ein südvietnamesisches Kommandounternehmen gegen das Hauptquartier der 324.
    Nordvietnamesischen Division in Südlaus musste heute wegen schlechter Wetterbedingungen und starker nordvietnamesischer Fliegerabwehr aufgegeben werden.
    Aus Militärkreisen in Saigon verlauterte, die Südvietnamesen seien wieder zu ihren Stützpunkten zurückgekehrt.
    USA.
    Das amerikanische Magazin Live bezeichnet den Abzug der südvietnamesischen Truppen aus Laos als einen schmählichen und völlig ungeordneten Rückzug, bei dem die Verluste weit über den in offiziellen Berichten enthaltenen Ziffern lagen.
    In einem Bericht über die Laos-Intervention schreibt der Korrespondent des Blattes unter Berufung auf eine sichere Quelle, die Südvietnamesen hätten 10.000 Mann Angefallenen, Verwundeten und Vermissten zu beklagen.
    Dies mache fast die Hälfte der gesamten Invasionsstreitmacht aus.
    Für den katastrophalen Fehlschlag macht der Korrespondent den amerikanischen Geheimdienst verantwortlich, dem bei der Feststellung über die Fähigkeit Nordvietnams zu Gegenangriffen große Irrtümer unterlaufen seien.
    Frankreich.
    In Paris beginnt morgen eine Konferenz der diplomatischen Missionschefs Ägyptens in den westlichen Ländern.
    Den Vorsitz bei dieser Tagung, die für drei Tage anberaumt ist, wird Außenminister Riad führen.
    Die Diplomaten werden zunächst einen ausführlichen Bericht über die Haltung der verschiedenen westlichen Regierungen zur jüngsten Friedensinitiative von Präsident Sadat und deren Ablehnung durch die Regierung in Tel Aviv erstatten.
    Anschließend wird Riad die derzeitige Lage im Nahen Osten analysieren.
    Der letzte Teil der Konferenz gilt der Vorbereitung einer groß angelegten diplomatischen Kampagne bei den westeuropäischen Regierungen.
    Ägypten.
    Anlässlich des Besuchs seiner sudanesischen Militärakademie erklärte Staatspräsident Sadat, Ägypten bereite sich gegenwärtig für den Befreiungskrieg vor, nachdem alle Bemühungen zur Beilegung der Nahostkrise gescheitert sind.
    Der Kampf sei der einzige Weg, der Ägypten noch bleibe.
    Jordanien.
    Nach den Schießereien in der vergangenen Nacht ist die Lage in der Hauptstadt Amman heute Vormittag ruhig.
    Die Geschäfte sind wieder geöffnet, auch der Verkehr verläuft normal.
    Derzeit steht noch nicht fest, ob die Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den palästinensischen Freischälern auch Menschenleben gefordert haben.
    Österreich.
    In Wien tagt heute das Exekutivkomitee des ÖVP-Bauernbundes sowie die Direktoren der Landesorganisationen.
    Auf der Tagesordnung steht eine Analyse der Auswirkungen und der Erfolge der jüngsten Bauerndemonstrationen in Wien, Salzburg und Graz.
    Außerdem soll erörtert werden, ob weitere Kampfmaßnahmen zur Unterstützung der Forderungen der Landwirte ergriffen werden sollen.
    Bundesrepublik Deutschland, Großbritannien, USA.
    Der Vorsitzende der CSU, Franz Josef Strauss, äußerte sich in einem Artikel in der heutigen Ausgabe der Londoner Times skeptisch zu den in Wien stattfindenden amerikanisch-sowjetischen Gesprächen zur Begrenzung der strategischen Rüstung.
    Strauss meinte, es gäbe keine Anzeichen dafür, dass die UdSSR bereit sei, die Anerkennung ihrer Vorherrschaft in Osteuropa durch eine Verminderung der militärischen Bedrohung Westeuropas zu honorieren.
    Der demokratische amerikanische Senator Jackson erklärte gestern, das wachsende Raketenpotential der Sowjetunion bedrohe das internationale strategische Gleichgewicht.
    Jackson schlug ein einjähriges Moratorium vor, um Zeit für die Beendigung der Verhandlungen über das Wettrüsten zu gewinnen.
    Belgien.
    Der norwegische Außenminister Kappelen wird heute in Brüssel zur Teilnahme an der Beitrittskonferenz erwartet, die vor zwei Wochen wegen der Regierungsumbildung in Oslo ausgefallen war.
    EWG-Kreise setzen in die Ministerkonferenz keine großen Hoffnungen, da die entscheidenden Fragen über einen EWG-Beitritt Norwegens erst dann angeschnitten werden können, wenn die politischen Hindernisse in den Unterredungen des gemeinsamen Marktes mit Großbritannien überwunden sein werden.
    Anschließend setzt der EWG-Ministerrat seine Vorbereitungen der Beitrittsgespräche mit London fort.
    Im Mittelpunkt stehen dabei wieder die Probleme des britischen Finanzbeitrages sowie der englischen Zucker- und Butterimporte aus dem Commonwealth.
    Großbritannien.
    Der ehemalige Labour-Außenminister Lord Brown vertritt in seiner heute in London erschienenen Memorande die Ansicht, dass ein Beitritt zur EWG für Großbritannien nur ein Schritt auf dem Weg zum größeren Ziel sein müsse, die politisch und militärisch führende Macht in einem Vereinigten Westeuropa zu werden.
    Großbritannien wäre in der Lage, meint Brown, alle alten Spannungen auf dem Kontinent auszugleichen.
    Für diese Rolle kommen Frankreich oder die Bundesrepublik Deutschland nach Ansicht des Labour-Politikers aus emotionellen Gründen nicht in Betracht.
    Frankreich.
    Im Europarat in Strasburg beginnt heute das zweitägige Treffen eines Expertenkomitees über den Schutz von Angehörigen diplomatische Missionen und konsularischen Vertretungen.
    Die Ergebnisse der Tagung werden dem Ministerkomitee des Europarates vorgelegt werden.
    Die Minister hatten nach einer Sitzung im vergangenen Dezember empfohlen, die Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und, falls notwendig, zu verstärken.
    Außerdem sollten die Regierungen der Mitgliedstaaten prüfen, in welchem Umfang die nationalen Gesetze die Möglichkeit einer strengen Bestrafung von Angriffen auf das Leben und die Person von Diplomaten bieten.
    Nordirland.
    In der nordirischen Hauptstadt Belfast explodierte heute früh eine Bombe.
    Bei dem Zwischenfall wurde ein Haus beschädigt.
    Menschen kamen dabei nicht zu Schaden.
    Die Explosion ereignete sich nur wenige Stunden vor der für heute anberaumten Sitzung des Parteirates der regierenden Unionisten-Partei.
    Nach Ansicht politischer Beobachter wird der neue nordirische Ministerpräsident Faulkner vor diesem Gremium eine wichtige Rede halten.
    Sowjetunion.
    Der polnische Parteichef Gierek verurteilt heute in einem Artikel in der Parteizeitung Pravda scharf die Politik der Volksrepublik China, die auf eine Spaltung der internationalen kommunistischen Bewegung gerichtet sei.
    Gierek unterstreicht in seinem Bericht die dominierende Rolle der sowjetischen kommunistischen Partei und deren Führungsstellung in der Entwicklung der marxistisch-leninistischen Bewegung.
    Argentinien.
    Eine Gruppe von etwa 20 argentinischen Untergrundkämpfern besetzte gestern Abend eine Fernsehstation in der Stadt Cordoba.
    Die Guerrilleros verlasen eine Proklamation und zeigten ein Bild Chegueras, bevor sie wieder abzogen.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Ein Hoch über Nordrussland.
    Von einem Hoch über Nordrussland erreicht ein Ausläufer über den Ostseeraum und Mitteleuropa bis nach Spanien.
    Österreich liegt an seinem Südrand in einer nördlichen Strömung.
    Eine Störungszone reicht von Osteuropa bis zum Ostalpenraum und beeinflusst zum Teil auch unser Bundesgebiet.
    Das Zentrum des Mittelmeertiefs liegt nun über der südlichen Adria und verlagert sich zur Balkanhalbinsel.
    Die Vorhersage für heute und die kommende Nacht.
    Im Süden und Westen aufgelockerte Bewölkung, örtlich auch heiter.
    Im Norden und Osten einzelne Aufhellungen.
    Im Allgemeinen jedoch stark bewölkt und vor allem am Nordrand von Gebirgen und im Nordalpenbereich strichweise Schneefall.
    In tiefen Lagen Regen.
    Mäßige Winde aus nördlichen Richtungen.
    Nachmittagstemperaturen 4 bis 10, tiefste Nachttemperaturen plus 5 bis minus 3 Grad.
    Die Prognose für Morgendienstag.
    Im Westen und Süden wechselnd wolkig, zum Teil auch heiter.
    Im Norden und Osten veränderliche, überwiegend aber noch starke Bewölkung.
    Besonders am Nordrand der Gebirge und im Nordalpenbereich örtlich Niederschlag.
    Meist Schneefall.
    Nur in tiefen Lagen Regen.
    Mäßige Winde aus nördlichen Richtungen.
    Tageshöchsttemperaturen 5 bis 10 Grad.
    Die Werte von 12 Uhr.
    Wien, bedeckt, 6 Grad, Nordwestwind, Geschwindigkeit 15 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt, bedeckt, 7, Nord, 10.
    Linz, bedeckt, 3 Grad, Südwestwind, 5.
    Salzburg, stark bewölkt, 5, Nord, 20.
    Innsbruck, stark bewölkt, 7 Grad, Nordost, 10.
    Bregenz stark bewölkt, 5 Grad, Nordostwind 5 Kilometer.
    Graz stark bewölkt, 8 Grad Windstille.
    Klagenfurt heiter, 8 Grad, Südostwind, Geschwindigkeit 10 Kilometer pro Stunde.
    Es ist 12 Uhr und 12 Minuten.
    In knapp einem Monat sind die österreichischen Wähler zur Wahl des Bundespräsidenten aufgerufen.
    Die vergangene Woche brachte zahlreiche Wahlveranstaltungen, wobei jedoch der Höhepunkt des Wahlkampfs noch nicht erreicht sein dürfte.
    Im folgenden Beitrag befassen wir uns nicht mit den Kandidaten selbst, sondern mit den Politikern, die für Franz Jonas und Kurt Waldheim werben.
    Hören Sie einen zusammenfassenden Bericht von Jürgen Jungwirth.
    Besonders aktiv waren in den vergangenen Tagen die Mitglieder der Bundesregierung, die ein wahres Monsterprogramm absolvierten.
    Das amtierende Staatsoberhaupt Franz Jonas selbst bereiste drei Bundesländer, und zwar Salzburg, Tirol und Vorarlberg, und sein Gegenkandidat Dr. Waldheim warb im Burgenland und in Salzburg.
    Bundeskanzler Dr. Greisky nahm während seines Non-Stop-Programms auch zur Politik seiner Regierungsstellung und streifte dabei auch die jüngsten Bauern-Demonstrationen.
    In seinen Wahlreden ging Dr. Greisky vor allem auf die Aussendungen der Waldheim-Werbung ein, dass ihr Kandidat unabhängig sei.
    Dazu meinte der Regierungschef.
    Zuerst einmal kann man nicht bestreiten, dass der Herr Dr. Waldheim der Kandidat der ÖVP ist.
    Das kann nicht bestritten werden.
    Man kann weiters nicht bestreiten, dass der Herr Dr. Waldheim nicht nur der Kandidat der ÖVP ist, sondern auch der Kandidat des Herrn Dr. Wittheim.
    Er selber hat ihn vorgeschlagen, er hat ihn ausgesucht.
    Weiters kann man nicht bestreiten, dass der Herr Dr. Waldheim Wochen vor dem 1.
    März
    1970 in einer großen Zahl von Wählerversammlungen für den Sieg der ÖVP und für den Erfolg des Dr. Klaus geworben hat.
    Und schließlich kann man nicht bestreiten, dass die ÖVP viele Millionen Schilling dafür ausgibt, dass die Österreicher den Dr. Waldheim kennenlernen.
    Im Weiteren bedonte der Regierungschef dann, dass der Bundespräsident entscheidende innenpolitische Aufgaben zu erfüllen habe.
    In diesem Zusammenhang ging Kreisky auf die diplomatische Tätigkeit Waldheims ein.
    Er ist Diplomat, er ist ein ordentlicher Beamter, immer gewesen, hat seine Aufgaben ordentlich erfüllt.
    Kein Wort der Kritik, was diese Dinge betrifft.
    Er ist aber, wie ich schon sagte, Diplomat.
    Und zum Wesen dieses Berufes gehört es nun einmal,
    dass er seine Träger weit hinaus in die Welt führt und dass sie eigentlich nur ausnahmsweise, die Diplomaten, in der Heimat selber arbeiten.
    Da sind sie meistens nur auf Gastrollen.
    Die meiste Zeit ihrer beruflichen Tätigkeit üben sie im Ausland aus.
    Und deshalb bin ich halt der bescheidenen Meinung,
    Ich kenne ja diesen Beruf sehr genau.
    Ich habe ihn ja bis vor 20 Jahren auch ausgeübt.
    Es ist allerdings schon lange her.
    Ich bin halt der Meinung, Bundespräsident soll halt vor allem einer sein, der sich in Österreich gut auskennt und weiß, wo die Leute in Österreich sehr gut sind.
    Soweit also der Bundeskanzler bei einer Wahlansprache in dem niederösterreichischen Ort Purgstall.
    Der frühere Innenminister und jetzige ÖVP-Abgeordnete Dr. Soronic begleitete Dr. Waldheim auf seiner Reise durch das Burgenland.
    Er ging auch auf die Argumente der Wahlwerbung für Franz Jonas ein, dass Waldheim innenpolitisch nicht genug profiliert sei.
    Wenn man hier versucht, von dem politischen Gegner verschiedenen Merken zu erzählen, er wäre in der Innenpolitik zu wenig bewandert,
    So glaube ich, jeder, der sich ein wenig mit den Dingen beschäftigt, weiß, dass ein Botschafter sein Vaterland gleichgültig, welchem Land er tätig sein möge, nur dann richtig vertreten kann, wenn er mit der innenpolitischen Situation seines Heimatlandes eng verbunden ist.
    Und das hat Dr. Waldheim nicht nur als Botschafter getan, sondern auch in jener Zeit,
    als er als Bundesminister für Auswärtige Angelegenheit dieser Republik und diesem Staate diente.
    Vizekanzler und Sozialminister gingen im steirischen Lietzen auf die Erklärungen Waldheims ein, dass der Bundespräsident sich nicht in der Hofburg abkapseln, sondern die Diskussion mit der Bevölkerung forcieren sollte.
    Er meinte... Der Bundespräsident müsste mehr Kontakt mit der Bevölkerung haben.
    Es klingt etwas komisch, meine Damen und Herren, wenn das ausgerechnet ein Mann sagt, der bislang in seiner Berufstätigkeit überhaupt nicht in Österreich Kontakt
    miträchischen Volk gehabt hat, nicht haben konnte, weil er ja von seinen 25 Jahren Österreich im Ausland vertreten hat.
    Dass ausgerechnet jemand, der also mit den ganzen inneren Verhältnissen, kraft seiner beruflichen Tätigkeit und ich hoffe es fasst das niemand als Vorwurf gegen Waldheim auf, was ich hier sage,
    ausgerechnet er auf die Idee kommt, es müsse mehr Kontakt hergestellt werden, dann könnte ich nur sagen, er weiß wahrscheinlich viel zu wenig.
    wie oft Franz Jonas in diesen sechs Jahren bei den verschiedensten Anlässen in die Bundesländer gefahren ist, mit den Menschen dort konkret praktisch Kontakt hergestellt hat.
    Ja, wenn jemand etwa glaubt, dass man Kontakt bekommt mit Sprechstunden,
    Den muss ich enttäuschen aus meinen elfmonatigen Erfahrungen als Bundesminister.
    Denn hier kommen ausschließlich jene, die etwas wollen.
    Aber der Weg ist einfacher.
    Da gibt es bekanntlich eine Post,
    und die Möglichkeit zu schreiben.
    Und dann kann man viel klarer Antwort geben und helfen, dort wo die Hilfe möglich ist und gegeben ist.
    Der Generalsekretär der Volkspartei, Dr. Schleinzer, hielt am Wochenende in der Steiermark und in Kärnten Wahlveranstaltungen für Dr. Waldheim ab.
    In Kapfenberg befasste sich der ÖVP-Politiker unter anderem auch mit der Betrauung Dr. Greiskis zur Bildung einer Minderheitsregierung durch Franz Jonas im vergangenen Jahr.
    Dazu Dr. Schleinzer.
    Es wird für die nächste Zukunft ganz wesentlich sein, dass an der Spitze des Staates ein Mann steht, dem man die nötige Ausgewogenheit und die nötige Gesinnung zumuten darf, über den Parteien zu stehen, um allen Parteien, auch im Falle von Regierungsbildungen, die gleichen Chancen zu geben.
    Ich kann mir einen Bundespräsidenten Waldheim nicht vorstellen, der einer Minderheitsregierung innerhalb weniger Stunden seine Billigung gegeben haben würde.
    Ich glaube, dass auch diejenigen, die vielleicht bei den Nationalratswahlen sich für die Freiheitliche Partei entschieden haben,
    allen Grund haben, bei dieser Bundespräsidentenwahl Dr. Waldheim zu wählen, allen Grund haben, dafür zu sorgen, dass nicht alle Macht in der Hand der Sozialisten liegen, weil gerade eine kleine Partei ansonsten allzu leicht in den Sog dieser einen Partei geraten könnte.
    Soweit also der ÖVP-Generalsekretär.
    Abschließend noch eine kurze Bilanz über die Wahlveranstaltungen der vergangenen drei Tage.
    Von der Sozialistischen Partei waren acht Minister zur Wahlwerbung für Franz Jonas in den Bundesländern unterwegs.
    Insgesamt nahmen die Ressort-Chefs an 104 Wahlveranstaltungen teil.
    Jonas selbst bereiste drei Bundesländer und nahm an 46 Wahlkundgebungen teil.
    Die Bilanz 150 Wahlveranstaltungen für das amtierende Staatsoberhaupt.
    Von den ÖVP-Spitzenpolitikern war mit Ausnahme von Dr. Soronitsch, der Waldheim begleitete, nur Generalsekretär Dr. Schleintzer in den Bundesländern unterwegs.
    Er sprach in sechs Veranstaltungen.
    Waldheim selbst nahm an 36 Kundgebungen teil.
    Also insgesamt 40 Veranstaltungen für den ÖVP-Kandidaten.
    Gesamtbilanz 150 zu 42.
    Über die Wahlwerbung für Franz Jonas und Kurt Waldheim berichtete Jürgen Jungwirth.
    Die heutigen Tageszeitungen beschäftigen sich in ihren Kommentaren mit einer Vielzahl von innenpolitischen Themen.
    Die ÖVP-Bauernbund-Demonstration und die Reaktion Bundeskanzler Dr. Kreiskopf bilden noch immer ein Zentralthema für Berichte und Kommentare.
    Ferner gehen die Zeitungen auf die heranahenden Personalvertretungswahlen der öffentlich Bediensteten und auf die damit in Zusammenhang stehende geplante Einführung der Fünf-Tage-Woche ein.
    Mehrere Zeitungen kommentieren auch die Fernsehsendung »Wünsch Dir Was« vom vergangenen Samstag und die Reaktion des Präsentators Dietmar Schönherr auf verschiedene Protest-Telefonanrufe.
    Die heutige Presseschau wurde zusammengestellt von Johannes Fischer.
    In der Presse umreist Karl Graber noch einmal die innenpolitische Situation nach der großen ÖVP-Bauernbund-Demonstration in Wien und schreibt unter dem Titel »Mit dem Hoftor ins Haus gefallen«.
    Die besorgten Fragen nach der Zukunft des sozialen Friedens im Lande, die die große Traktorendemonstration des Niederösterreichischen Bauernbundes in Wien und darauf die Bauernproteste in einigen Landeshauptstädten geweckt haben, scheinen nicht ganz ohne Eindruck geblieben zu sein.
    Graber skizziert die Problemstellung zwischen Bauernbund und Landwirtschaftskammern und betont, sie bestehe darin, dass die Landwirtschaftskammern in der Lage sein müssen, mit den agrarpolitischen Schaltzentralen des Regierungsapparates sachlich im Gespräch zu bleiben.
    Der Autor befasst sich damit der Agrarpolitik der Regierung Kreisky und mit den Bemühungen der sozialistischen Partei, neue Wege und Methoden zur Gewinnung von Bauernstimmern zu gehen.
    Graber meint dazu, die Klein- und Gebirgsbauern sind offenbar die Zielgruppe, bei der die Sozialisten bedeutende Sympathien für ihren Vormarsch auf dem Land glauben, nutzbar machen zu können und am ehesten Aussichten zu haben glauben, die Landwirtschaftskammern vom Bauernbund und diesen, oder doch Teile von ihm, von der Volkspartei trennen zu können.
    In der Tiroler Tageszeitung analysiert Hans Thyr die Situation bei den öffentlich Bediensteten vor den herannahenden Personalvertretungswahlen und geht ihm zusammen mit der in Planung stehenden 5 Tage Woche die Forderungen der Bediensteten ein.
    Er schreibt, konkret handelt es sich um die Häufung der Arbeitszeit und Gehaltsforderungen aus allen Bereichen des öffentlichen Dienstes.
    Generell wird die Verlängerung des Schmidtschen Gleitlohnabkommens gefordert.
    Etliche Gehaltserhöhung um insgesamt 12 Prozent, zuzüglich Wertsicherungsklausel.
    Partiell verlangen die Postler die 5-Tage-Woche und die Lehrer eine Kürzung der Unterrichtszeiten insgesamt.
    Ihre Zusammenfassung in auch nur 5 Tage.
    Gefordert werden all diese Bestrebungen von der mit Montag, den 3.
    Jänner 1972 heranstehenden zweiten Etappe der Arbeitszeitverkürzung auf 42 Wochenstunden, nachdem schon im vergangenen Jahr die Wochenarbeit von 45 auf 43 Stunden herabgesetzt worden war.
    Hans Thür meint weiter, die 42-Stunden-Woche werde eine effektive Arbeitszeitverkürzung bringen und werde Grund genug für die Beamten sein, ihre, so heißt es wörtlich, auf Hoheitsgleisen fahrende Salonwagen an den Sozialeilzug anzuhängen.
    Damit aber stößt man an den Kern des Problems.
    Denn es wird zwar keinen geben, der selbst, wenn er es wollte, den Briefträger oder dem Volksschullehrer, den Polizisten, dem Eisenbahner, dem Portier im Regierungsgebäude zu Ebener Erd, wie dem Hofrat in der ersten Etage, vom sozialen Fortschritt ausschließen könnte.
    Die Frage ist nur, ob das, was in fortschreitender Entpolitarisierung des Politariats erkämpft wird, ohne weiteres auf Privilegierte übertragen werden kann.
    Denn, so meint Hans Thürweiter, der Briefträger, der Volksschullehrer und der Amtsportier waren schon zu einer Zeit Respektspersonen, als der Arbeiter noch kaum so viel galt als das liebe Vieh.
    Der Autor schließt mit der Feststellung, es werden also, wenn der öffentliche Dienst den Sozialweg der privaten Wirtschaft mitgehen will, Überlegungen zur Systemangleichung nicht ausbleiben können.
    Dass dann Pragmatisierung und Staatsmonopole fallen müssten, steht wohl außer Zweifel.
    In einer kurzen Glosse kommentiert die Presse unter dem Titel Unerwünscht das Verhalten des ORF-Präsentators Dietmar Schönherr bei der Wünsch-dir-was-Sendung am vergangenen Samstag und schreibt unter anderem Unbenommen bleibt es jedermann, sich zu engagieren und deklarieren Unerträglich wird es allerdings, wenn sich Showmaster zu Schaustellern im Wahlkampf machen, wie es dem Wünsch-dir-was-Schönherr Samstag in seiner TV-Sendung passierte
    dass nämlich Dietmar Schönherr, geübter Präsentator manch innenpolitischer Show, just mit einer roten Nelke im Knopfloch bei einem Familienquiz durch die Blume warb.
    Und da konnte er noch so entrüstet wie eine gekränkte Diva schließlich die Nelke von sich entfernen, die Absicht solch symbolhafter Dekoration blieb kleben.
    Diese offensichtliche Erbung, meint die Presse, sei so transparent gewesen, dass wörtlich der Bundeskanzler als Schirmherr des unpolitischen ORF unter den protestierenden Anrufern gewesen sein müsste, oder?
    Das war die Inlandspresseschau.
    Es ist 12 Uhr und 27 Minuten.
    Über die Lage in Ostpakistan liegen nach wie vor keine authentischen Berichte vor, da die von der Zentralregierung verhängte Nachrichtensperre weiterhin in Kraft ist.
    Eines scheint aber klar zu sein.
    Die Bevölkerung Ostpakistans, das sich jetzt nach der einseitigen Erklärung seiner Unabhängigkeit Bangladesh nennt, setzt den Kampf um ihre Freiheit fort.
    Dieser Kampf hat am Donnerstagabend begonnen, als plötzlich Armeeeinheiten, die fast ausschließlich aus Westpakistanis zusammengesetzt sind, in den Straßen der Ostprovinzhauptstadt Dakar bekannte Zentren der ostpakistanischen Nationalbewegung angriffen, darunter die Universität und das Gebäude der Awami-Liga, die mit ihrem national betonten Programm bei den Wahlen im Dezember über 90 Prozent der abgegebenen Stimmen im Osten gewinnen konnte.
    Westliche Journalisten, die mittlerweile nach ihrer Ausweisung in Indien eingetroffen sind, konnten von ihrem Hotel in Dhaka riesige Brände beobachten und Gefechtslärm hören.
    Die pakistanische Zentralregierung hat in Ostpakistan etwa 70.000 Mann an Truppen, die jetzt durch Marineeinheiten verstärkt werden.
    Angeblich sollen Verstärkungen aus dem Westen auch auf dem Luftweg über China und Burma nach dem Osten verlegt werden.
    Der direkte Weg über Indien ist durch ein Überfliegungsverbot der indischen Regierung gesperrt.
    Diesen 70.000 Soldaten, die mit Panzern und Artillerie ausgerüstet sind und von Flugzeugen unterstützt werden, steht nicht nur eine Bevölkerung von 75 Millionen Menschen gegenüber, sondern auch etwa 100.000 Mann ostpakistanische Miliz und etwa 12.000 bis 15.000 Mann des ostpakistanischen Rifle Regiment, die ihrer Volkszugehörigkeit nach Bengalen sind und Sheikh Mujibur Rahman gehorchen.
    Über schwere Waffen verfügen diese Truppen allerdings nicht.
    Der Krieg der diktatorischen Zentralregierung unter Yahya Khan im Westen gegen den nach Selbstverwaltung strebenden Osten ist nicht nur eine Katastrophe, die einen Schlusspunkt hinter die 24-jährige Entwicklung eines künstlich geschaffenen Staates setzt, sie wird sich auch wirtschaftlich zu einer Katastrophe auswachsen und nicht nur für den übervölkerten, unterentwickelten bengalen Staat im Osten, sondern auch für den reichen Westen.
    Immerhin stammt die Hälfte der pakistanischen Deviseneinnahmen aus dem Jute-Export Ostpakistans, wofür die zentrale Regierung dem Osten allerdings weniger als ein Drittel der gesamtpakistanischen Budgetmittel zur Verfügung stellte.
    Aber auch außenpolitisch beginnt die Unterdrückung des bengalischen Nationalismus in Ostpakistan bereits Auswirkungen zu zeitigen.
    Aus Moskau wird gemeldet, dass die Sowjetunion die Anerkennung von Bangladesch erwege und Indien unterstützt sogar offen die Unabhängigkeitsbewegung.
    Indien ist zur Zeit auch die einzige Nachrichtenquelle über die Situation in Ostpakistan, wenn man von den Geheimsendern der Awami-Liga und den Sendungen des offiziellen Radio Pakistan absieht.
    Die Nachrichten aus Indien laufen wiederum in London zusammen und von dort meldet sich nun unser Korrespondent Heinz Beran mit einem zusammenfassenden Bericht.
    Nach wie vor sind wir, was Ostpakistan betrifft, im Stadium der Wahrscheinlichkeitsinformation.
    Alle Korrespondenten wurden, wie bekannt, aus Ostpakistan hinaus befördert.
    Ihre Magnetofonbänder und Notizen wurden konfisziert.
    Pakistan-Radio sagt, die östliche Region ist ruhig.
    In Dakar wurde das Ausgehverbot wieder für zwölf Stunden aufgehoben.
    Banken wurden aufgefordert, ihre Tore zu öffnen.
    Staatsbeamte und andere Arbeiter und Angestellte wurden zur Arbeit zurückgerufen.
    Dieser Sender gibt nur zu, dass es in Kulna, etwa 50 Kilometer von der indischen Grenze, zu Unruhen gekommen sei und ebenso im Hafen Chittagong die Lage verbessere sich aber.
    Der Geheimsender Freies Bengalen berichtet weiter von Kämpfen und sagt Chittagong und Jessor und Rangpur seien von der Befreiungsarmee besetzt worden.
    Der Geheimsender spricht auch von einer provisorischen Bangladesch Regierung und der Major Jia Khan, der als Chef der Befreiungsarmee befreit wird.
    Dies könnte man so auffassen, dass die offizielle Meldung vom Pakistan-Radio bestätigt wird, dass Sheikh Mujib sich tatsächlich in Haft befindet.
    Das, was man Hard News, also verlässliche Meldungen nennt, muss sich leider auf indische Berichte beschränken, wie zum Beispiel auf den, dass Indien eine Bitte Pakistans abgelehnt hat, das Überfliegen indischen Gebiets zu gestatten.
    Wie vielleicht nicht bekannt ist, muss Pakistan über Ceylon fliegen.
    Das heißt, den gesamten indischen Kontinent vermeiden, um nach Ostpakistan zu gelangen.
    Das war ein Bericht von Heinz Beran aus London.
    Am Freitag fanden in Berlin wieder Gespräche der vier Botschafter statt.
    Dabei überreichte der sowjetische Botschafter Abrasimov Vertretern der Westmächte ein sogenanntes Arbeitspapier, das nach Angaben des Bonner Außenamtes ähnlich dem Papier der Westmächte ist.
    Dieses Verhandlungsdokument wiederum war am 5.
    Februar übergeben worden und hatte die Positionen der Westmächte zum Berlin-Problem enthalten.
    Über das Abrasimov-Schriftstück, das eine neue Phase der Berlin-Gespräche einleitet, berichtet nun unser Bonner Korrespondent Klaus Emmerich.
    Zeigt schon die diplomatische Aktenlage in der Berlin-Frage durch die Übergabe sogenannter Positionspapiere des Westens und des Ostens, dass die Gespräche zwischen den drei Westmächten und der Sowjetunion nach einjähriger Dauer in ein fassbareres Stadium getreten sind,
    so sorgen die westdeutschen Politiker für eine wortreiche Garnierung dieses höchst komplizierten und sensiblen Vorgangs.
    Um die Kernfrage der Lebensfähigkeit Berlins geht es nach Ansicht des parlamentarischen Staatssekretärs im Auswärtigen Amt Mörsch, es müsse jetzt nachgeholt werden, was seit 20 oder 25 Jahren strittig ist, nämlich die gewachsenen Bindungen zwischen Berlin und der Bundesrepublik nun durch die vier Mächte bestätigt zu bekommen.
    Horst Ehmke, der Minister des Bundeskanzleramtes, vertritt die Ansicht, dass eigentlich die Möglichkeit bestehen solle, mit Geduld noch in diesem Jahr zu einer befriedigenden Berlin-Lösung zu kommen, wenn die vier Mächte es wollen.
    Was die vier Mächte wollen oder nicht wollen, lässt sich bei einer Analyse ihrer Positionspapiere deutlicher erkennen.
    Hinter dieser unterspielten Einstufung als Papiere stecken, wie informierte Diplomaten bestätigen, detaillierte Entwürfe für einen umfassenden Vertrag über Rechte und Pflichten in und um West-Berlin.
    Die Westmächte haben ihre Grundposition im Februar der Sowjetunion bei den Gesprächen der vier Botschafter schriftlich dargetan, wobei eine gründliche Vorbereitung mit der Bonner Regierung vorausgegangen ist.
    Der Vertragsentwurf der Sowjetunion wurde nun am letzten Freitag den drei Westmächten schriftlich übergeben, wobei allgemein davon ausgegangen wird, dass sich Moskau ebenso gründlich mit der Ostberliner Regierung abgestimmt hat.
    Fleißige Diplomaten haben inzwischen eine vergleichende Darstellung der Positionen von West und Ost skizziert, wie sie sich in den Vertragsentwürfen spiegeln.
    Schon in der völkerrechtlichen Grundfrage werden die Unterschiede deutlich.
    Der Westen stellt die Verantwortung der vier Mächte für ganz Deutschland,
    und damit auch für ganz Berlin gar nicht in Frage, während die Sowjetunion davon ausgeht, dass das Abnorme in und um Berlin nicht dadurch gegeben sei, dass West-Berlin nicht zur Bundesrepublik gehöre, sondern dass ganz Berlin nicht Bestandteil der DDR sei.
    In russischer Sicht ist dadurch also eigentlich die Normalität erst hergestellt, wenn ganz Berlin ein Teil der DDR ist.
    Dies ist aber auch im Vertragsverhältnis zwischen der DDR und der Sowjetunion ausdrücklich ausgeschlossen.
    Im Jahre 1964 hat die Sowjetunion mit der DDR vereinbart, dass West-Berlin als Selbstständigenheit zu behandeln ist, die DDR also keine Ansprüche auf West-Berlin erheben soll und dieser Verzicht auch von der Sowjetunion garantiert wird.
    Aus diesen Grundpositionen von West und Ost, die extrem weit voneinander entfernt sind, erklären sich die Unterschiede in wichtigen Einzelfragen.
    Die Westmächte schlagen Bestimmungen für die Sicherung des Zivilverkehrs von und nach Berlin vor.
    Die Sowjetunion verweist die Westmächte an die DDR, da nach ihrer Meinung die Amerikaner, Engländer und Franzosen keine originären Rechte auf die Zufahrtswege gelten machen können.
    Die Westmächte wollen ein festes Vertragssystem für die politischen und anderen Bindungen zwischen Westdeutschland und Westberlin errichten.
    Die Sowjetunion unterstreicht, dass Westberlin nicht zur Bundesrepublik gehöre.
    Diplomaten fällt in diesem Zusammenhang auf, dass die Fragen der sogenannten Bundespräsenz von beiden Seiten offen gehalten werden, also etwa der Amtshandlungen des westdeutschen Staatsoberhauptes in Berlin, der Sitzungen von Parlament, Regierung und der Tätigkeit von 20.000 Bonner Beamten in Westberlin.
    Diese und andere Details werden die Kanzleien der Regierungen noch reichlich beschäftigen.
    Nach Vorlage der Vertragsentwürfe als Positionspapiere sind sich die Beteiligten wohl in einem Punkt einig, dass eine neue Phase der Berlin-Verhandlungen jetzt erreicht ist."
    Über das Abrasimow-Papier berichtete Klaus Emmerich.
    Der jugoslawische Staatspräsident Tito hat seinen offiziellen Besuch in Italien am Samstag beendet und am privaten Wochenende einen neuen Staatsbesuch begonnen.
    Heute Vormittag wurde Tito als Oberhaupt Jugoslawiens vom Oberhaupt des Vatikanstaates empfangen.
    Er ist nach dem sowjetischen Präsidenten Podgorny, der allerdings nur privat empfangen wurde, der zweite Staatschef eines kommunistischen Landes, der mit Papst Paul VI.
    zusammentrifft.
    Die Beziehungen zwischen Jugoslawien, das vor allem in den Republiken Kroatien und Slowenien einen sehr starken katholischen Bevölkerungsanteil hat, und der Kirche sind seit einigen Jahren in steigendem Maße entspannt.
    Der Höhepunkt dieser Entwicklung war die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Belgrad und dem Vatikan im August vorigen Jahres.
    Über den heutigen Besuch Präsident Titus bei Papst Paul berichtet nun unser Korrespondent Rolf Gallus aus Rom.
    Vatikanbesuch und Papstaudienz des Staatschefs aus Belgrad
    waren der sichtbare und repräsentative Ausdruck der im letzten Sommer definitiv abgeschlossenen Normalisierung der Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der bundesstaatlichen Volksrepublik Jugoslawien.
    Die ersten Anzeichen einer Entspannung gehen auf das Konzil zurück, als den jugoslawischen Bischöfen die Teilnahme an der Weltversammlung der Kirche gestattet wurde.
    Dann im Jahre 1966 Unterzeichnung des sogenannten Belgrader Protokolls.
    Dem Heiligen Stuhl wurde das Recht wieder eingeräumt, vakante Bischofsstühle neu zu besetzen.
    Ferner wurden in Rom und Belgrad provisorische diplomatische Vertretungen eingerichtet.
    Der August 1970 schließlich stellte die Endstufe des Normalisierungsprozesses dar durch die Schaffung der Apostolischen Nunciatur in der jugoslawischen Hauptstadt und der Botschaft Jugoslawiens beim Heiligen Stuhl in Rom.
    Das aus mehreren schwarzen Wagen bestehende Korteich Titos und seines Gefolges fuhr kurz vor 10 Uhr in den Damasushof, dem Ressans-Innenhof des Apostolischen Palastes, ein.
    Das Musikchor der ehemaligen Palatingarde, das nur noch bei feierlichen Ereignissen in Erscheinung tritt, spielte die jugoslawische Nationalhymne.
    Ein Pikett der Schweizer Garde erwies die militärischen Ehen.
    Danach wurden Marschall Tito in Frack und Zylinder, seine Frau Jovanka sowie Außenminister Tepavac und die übrigen Mitglieder der Belgrader Delegation von den päpstlichen Würdenträgern begrüßt und durch die Reparationssäle des Palastes geleitet.
    Um 10 Uhr betrat Tito die Privatbibliothek des Papstes.
    Paul VI.
    kam ihm entgegen und empfing ihn mit betonter Herzlichkeit.
    Die Unterredung dauerte bis kurz vor halb zwölf Uhr und war die längste bisher zwischen Paul VI.
    und einem Staatsmann.
    Noch ist über den Inhalt des Gesprächs nichts Offizielles bekannt, doch dürften die blockfreie, aktive Neutralitäts- und Friedenspolitik Jugoslawiens, die der Heilige Stuhl mit sehr aufmerksamem Interesse verfolgt, einen beachtlichen Teil dieses Meinungsaustauschs eingenommen haben.
    Die Beilegung des Nahostkonflikts von Seiten als dringend bezeichnet, sieht den Vatikan und Belgrad in den vertraulichen diplomatischen Bemühungen um einen waffenlosen Ausweg aus der Krise, der in konkreten Friedensverhandlungen gipfeln müsste, in mehr wie einem Punkte wohl ziemlich nahe.
    Tito legte die Betonung auf die folgenschweren Auswirkungen des Aggressionskrieges von 1967.
    Auch die Problematik der dritten Welt als Folge des überwundenen Kolonialismus ist nach Auffassung zuverlässiger Beobachter ein relevantes Thema der Aussprache Pauls VI.
    mit Tito gewesen.
    Hier ebenfalls einige markante Gemeinsamkeiten, vor allem in der Bewertung des rein entwicklungs- und sozialpolitischen Bereichs des weltweiten Fragenkomplexes.
    Als weitere gewichtige Punkte dieses bedeutungsvollen Audienzgesprächs werden die Ost- und Entspannungspolitik in ihren vielseitigen europäischen und Weltaspekten und der Indochina-Krieg genannt.
    Nach der Unterredung mit Tito empfing der Papst die Gattin des Marschalls, Frau Jovanka, Minister Tepavac und das übrige Gefolge, im Anschluss daran der Austausch der Geschenke und die Ansprachen.
    die des Papstes an Tito und die Titos an Paul VI.
    Rolf Gallus berichtete aus Rom.
    Während der jugoslawische Staatschef mit offiziellen Besuchen in Rom und beim Vatikan, also neue außenpolitische Erfolge feiert, wurden in Jugoslawien selbst wieder einmal die wirtschaftlichen und innenpolitischen Schwierigkeiten dieses Landes deutlich.
    Regierungschef Ribicic warnte vor der Gefahr einer Krise und vor chaotischen Zuständen, falls das Parlament den neuen Haushaltsplan ablehnen sollte.
    Und Parlamentspräsident Popovic nahm in einer Rede zu verfassungsrechtlichen Streitigkeiten Stellung, weil sich die jugoslawischen Teilrepubliken noch immer nicht einig sind, wie der neue Präsidentschaftsrat als höchstes Staatsorgan funktionieren soll.
    Hören Sie dazu einen Bericht von Gustav Kalupa aus Belgrad.
    Neue Abänderungen zu den Verfassungsänderungen in Jugoslawien brachte heute Vormittag der Präsident des Bundesparlaments, Melentija Popovic, in Belgrad vor.
    Auf der Sitzung des Bundesparlaments, an welcher alle fünf Kammern teilnehmen, sollten die Vorschläge zur Abänderung der jugoslawischen Bundesverfassung gebilligt werden, wie sie kürzlich veröffentlicht wurden und zu deren Diskussion Staatschef Tito bereits auf der Sitzung der Sozialistischen Allianz das Startzeichen gegeben hat.
    Dass der Parlamentspräsident bereits jetzt gezwungen war, Abänderungen vorzubringen, ist dem Druck der einzelnen Republiken und autonomen Provinzen zuzuschreiben.
    Sie sahen sich im geplanten Staatspräsidium ungünig in Vertreten, weshalb sie eine Abänderung des nationalen Schlüssels und der Anzahl ihrer Vertreter in dieser Körperschaft forderten.
    Ursprünglich waren insgesamt 15 Mitglieder des Staatspräsidiums vorgesehen.
    Jetzt sollen aus jeder Republik 3 und aus jeder autonomen Provinz 2 Mitglieder delegiert werden, sodass das Staatspräsidium auf 22 Mitglieder anschwillt.
    Diese höchste Repräsentanz im Staate, die die Geschicke ganzes Gesamtjugoslawiens leiten und vor allem nach außen vertreten soll, schwillt somit zu einem immer unbeweglicheren Organ an.
    Schon haben die Gewerkschaften in Bosnien und Herzegowina die Forderung aufgestellt, dass Staatspräsident Tito ohne Rücksicht auf das Staatspräsidium alle bisherigen Rechte verbleiben müssten, womit das kollektive Führungsprinzip wieder ad absurdum geführt würde.
    Hinter dieser Forderung verbirgt sich die Furcht, dass im Staatspräsidium die nationalen und ökonomischen Spannungen in Vielvölkerstraße nur erneut ausbrechen würden.
    Der Ruf nach einer starken Hand im Lande wird immer lauter, das Unbehagen immer spürbarer.
    150 einflussreiche Wissenschaftler und Politologen aus ganz Jugoslawien repräsentierten die auseinanderstrebenden Meinungen während einer Tagung, die der heutigen Sitzung des Bundesparlaments übers Wochenende vorausgegangen ist.
    Während die einen die Meinung vertraten, dass durch die Verfassungsänderungen der Weg zur Majorisierung der Schwächeren geebnet werde, stellten andere die Frage, was denn das für eine Souveränität Jugoslawiens wäre, wenn die Träger der Souveränität die einzelnen Republiken im Staate seien.
    Einstimmigkeit bei Beschlüssen führt zu Ungleichheit, stellte ein kroatischer Politiker fest, und ein Mazedonier verwies auf den Rückschritt der Demokratisierung, da das Staatspräsidium dem Bundesparlament übergeordnet würde.
    ... Musik ...
    Es ist jetzt 12.45 Uhr, dreiviertel eins.
    Münchens Flughafen in Riem rüstet sich für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr.
    Der Flughafenverwaltung macht der erwartete Ansturm der Flugpassagiere aus aller Welt schon heute kopfzerbrechen.
    Um etwas über die Pläne der Münchner Flughafenverwaltung zur Bewältigung dieses Verkehrs zu erfahren, hat der Club der Luftfahrtpublizisten in Wien den Flughafendirektor Wulf Dieter Graf zu Castell zu einem Vortrag nach Wien eingeladen.
    Mit ihm sprach heute Vormittag im Presseclub Concordia Raimund Heller.
    Herr Direktor, inwieweit sind die Vorbereitungen für den Olympia-Flugverkehr in München-Rhin gediehen?
    Zur Zeit laufend, zur Erweiterung unserer Passagier-Abfertigungsanlage, große Baumaßnahmen im Werte von 30 Millionen, sodass wir glauben, diesen großen Ansturm, den wir im August 72 bekommen werden, bewältigen zu können.
    Wir haben ferner, da wir mit einer Startbahn nicht alle die Flugbewegungen aufnehmen können, die wir erwarten, vom Verteidigungsminister die Mitbenutzung eines Militärflugplatzes zugebilligt bekommen, auf dem ein großer Teil des Schachterverkehrs abgewickelt werden wird.
    Und außerdem wird die allgemeine Luftfahrt auf einem anderen militärischen Gelände in der Umgebung von Wien verlegt werden.
    damit wir in Riemen ausschließlich für den Linienverkehr und auch große Teile des Starterverkehrs die Startbahn zur Verfügung haben.
    Mit wieviel Gästen rechnen Sie schätzungsweise während des Olympia-Jahres?
    Es werden ja oft in der Presse Zahlen genannt, über die man staunen muss, was alles an Passagieren kommt.
    Wir rechnen erstens damit, dass vom Ausland etwa 50 Prozent aller Gäste über die Luft kommen wird, das heißt über unsere Flughäfen.
    Die Zahl ist aber, wenn ich sie Ihnen jetzt nenne, doch relativ gering.
    Nach unseren Schätzungen werden wir ankommend etwa 130.000 zusätzliche Passagiere haben zu unserem normalen Luftverkehr, der sich etwa in den Monaten August um zwischen 4.000 und 500.000 Passagieren bewegen wird.
    Und natürlich abreisend wieder 130.000 Gäste mehr.
    Wir wissen heute schon, dass einige der Gesellschaften auch Jumbo-Jets einsetzen werden.
    Und wie viele Gäste glauben Sie kommen aus Österreich?
    Der normale Anteil an österreichischen Gästen, beziehungsweise Flugpassagieren, die in Österreich ihren Wohnsitz haben oder ihren Zielort haben, sind etwa 13 Prozent der Fluggäste.
    Wenn wir also etwa diesen Prozentsatz nehmen, dann müssten von den 130.000 Passagieren etwa 10 Prozent
    13.000 Passagiere aus Österreich.
    Die charmante Gattin des Flughafendirektors von München, Frau Luise Ullrich, die in Wien momentan im Sorbas, dem Theater der Wien Theaterspiel, ist mit zur Pressekonferenz gekommen und wir möchten gern von ihr wissen, inwieweit sie Anteil an der Arbeit ihres Mannes nimmt.
    Ja, also wir beide haben uns auf einem Flugplatz kennengelernt, das ist eigentlich schon symptomatisch, und zwar in Südamerika, in Peru.
    Und dann war der erste Flirt in der Maschine der Lufthansa, wo mein Mann Pilot war, und ich bin für einen Verlag gereist.
    Und so ging das eigentlich immer weiter.
    Zwangsläufig musste ich immer teilnehmen, weil das halbe Leben meines Mannes spielt sich ja am Flugplatz ab.
    Und nun ist es auch noch so, dass meine eine Tochter, die ältere Gabriele, hat wieder einen Flugzeugführer geheiratet, wieder einen Pilot bei der Lufthansa.
    Und meine andere Tochter ist mit einem Bernd Rosemeyer verheiratet, der der Sohn ist von dem Rennfahrer.
    Schwiegermutter ist die Ellie Beinhorn.
    Also wird bei uns sehr viel mehr von Flugzeugen und Startbahnen gesprochen als vom Theater.
    Recht herzlichen Dank.
    12.50 Uhr, das Kulturmagazin.
    In der Wiener Albertina beginnt heute Nachmittag ein internationales Gespräch zum Thema Film- und Jugendschutz, das im Rahmen der Viennale 1971 veranstaltet wird.
    Mit dem Leiter der Viennale, Dr. Otto Bleyer, sprach Heidi Grundmann.
    Die Veranstaltung Film und Jugendschutz nennt sich internationales Gespräch.
    Herr Doktor, aus welchen Ländern kommen die Teilnehmer?
    Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen österreichischen Bundesländern, aber auch aus der Schweiz, aus Holland, aus der Bundesrepublik Deutschland, aus Schweden.
    Sie haben die Veranstaltung drei geteilt.
    Aus welchen Gründen?
    Ich glaube, dass dieses Gespräch Film und Jugendschutz von drei Gesichtspunkten aus interessant ist.
    Vom Gesichtspunkt der Filmwirtschaft, vom Gesichtspunkt der Pädagogik und natürlich vom Gesichtspunkt des Gesetzgebers her, der die Jugendschutzbestimmungen schafft.
    Nun ist es gerade in Österreich so, dass die Gesetze in den verschiedenen Bundesländern verschieden sind.
    Wäre es nicht sinnvoller gewesen, dazu erst einmal ein innerösterreichisches Gespräch zu führen?
    Ja, diese innerösterreichischen Gespräche wurden ja schon geführt.
    Sie haben zu nichts geführt, wenn ich das gleich fortsetzen darf.
    Es ist natürlich schwer, zum Beispiel den Standpunkt Wiens und den Standpunkt Tirols und Vorarlsberg unter einen Hut zu bringen.
    Vielleicht ist es möglich, mit Hilfe internationaler Beteiligung, dass man diese Gespräche forciert und dass man hier zu besseren Ergebnissen kommt, wenn Vertreter aus anderen Ländern hier ihre Standpunkte sagen, als wie wenn man innerösterreichisch auf der Stelle tritt.
    Ich glaube, dass hier eigentlich herauskommen müsste, dass man zumindest eine Vereinheitlichung des Jugendschutzes durchführen sollte und dass man den Jugendschutz heute noch immer irgendwie mit falschen Voraussetzungen betreibt.
    Nämlich ich persönlich bin der Meinung, dass man viel zu sehr
    auf der einen Seite die Sexfilme verurteilt und auf der anderen Seite die Filme, die Gewalt und Brutalität verbreiten, durchgehen lässt.
    Wie erwarten Sie sich eine Verbreitung des Ergebnisses dieses internationalen Gesprächs?
    Werden Sie eine Publikation herausgeben?
    Wir nehmen das ganze Gespräch auf Tonband auf und haben bereits Verbindungen aufgenommen, dass in irgendeiner Form dieses Gespräch als Broschüre herauskommt.
    Und wird man auch den geeigneten Stellen des Ergebnisses des Gesprächs vortragen?
    Natürlich, zum Teil sind ja die Vertreter der zuständigen Stellen dabei, sprechen ja mit.
    Und wir werden dann diese Broschüre natürlich den einzelnen, den wichtigsten Stellen, den gesetzgeberischen Stellen, zuleiten, denn auf die kommt es ja an.
    Vielen Dank.
    Heidi Grundmann sprach mit dem Leiter der Viennale, Dr. Otto Wladyka.
    Mit dem Josefstadt-Schauspieler Klaus Maria Brandau als Petruchio wird in dieser Woche am Residenztheater Shakespeare's Komödie der widerspenstigen Zemung aufgeführt.
    Die Inszenierung besorgt der Wiener Regisseur Otto Schenk.
    Wolfgang Kudernowski sprach mit ihm über seine Münchner Arbeit.
    Sie sind, Herr Schenk, nach München gekommen, um im Residenztheater zu inszenieren, obwohl Sie ursprünglich in den Kammerspielen inszenieren hätten sollen.
    Sie inszenieren auch nicht einen Österreicher, denn es wäre Wolfgang Bauer gewesen mit seinem Massaker im Hotel Sacha, das Sie inszenieren wollten, sondern Sie inszenieren einen Engländer, nämlich Shakespeare.
    Wie kam es zu dieser Komödie der Verehrungen und Irrungen und Wirrungen?
    Ich muss dazu sagen, dass
    Vorgesehen war die Uraufführung des nächsten Bauerstückes, das hatte Bauer uns schon zugesagt, und das sollte in den Kammerspielen stattfinden.
    Dann wurde aber Bauer nicht rechtzeitig mit diesem Stück fertig und konnte es auch den Kammerspielen nicht rechtzeitig
    bringen, das sind aber Sachen, Verlagssachen, dann hat das dem Volkstheater gegeben und wahrscheinlich ist es auch richtiger, dass ein Österreicher in Österreich Urhauf geführt wird, wenn auch selten, aber so ist es doch, so gehört sich Sache und dann stand ich ohne Stück da und plötzlich kam Everding zu uns und wir beschlossen ein anderes Stück zu machen und
    Mir liegt immer Shakespeare sehr am Herzen.
    Ich mache Shakespeare sehr gern.
    Und dann sollten wir uns einigen auf Widerspenstige.
    Das ging aber nicht.
    Dann kam eine Absage der Kammerspiele.
    Und dann kam ein Rusher-Intendant, der Henrichs vom Residenztheater, und sagte, ich habe gehört, Sie haben diesen Termin frei.
    Wollen Sie bei mir inszenieren?
    Und ich habe gesagt, ja.
    Und er hat gesagt, was?
    Ich hab gesagt, ich hab immer gern Widerspenstige gehabt und möchte das gerne mal machen.
    Und ich glaube, sie haben eine Idealbesetzung im Haus, das ist die Ostermai.
    Wenn Sie den Brandauer noch kriegen, mit dem haben wir schon immer so über Petruchio geredet.
    Das war auch der Fall, wie er bei mir in Wien Shakespeare gemacht hat, den Schäfer.
    Also ist eigentlich das, was Sie jetzt machen, ein altes Projekt von Ihnen?
    Nur ein altes Projekt, ist zu viel gesagt ein alter Wunsch.
    Ich habe dieses Stück sehr gern und wollte dieses Stück machen und natürlich immer unter der Voraussetzung, dass man es
    für meine Begriffe ideal besetzen kann.
    Das ist im Falle von Ostermeyer und Brandauer gegeben.
    Zur eigentlichen Regiearbeit.
    Sie haben ein eigenes Konzept für die Widerspenstung.
    Ich habe eine gewisse Vorstellung von diesem Stück.
    Also es ist
    wird manchmal in dem Stück beanstandet, dass der Mann zu stark wegkommt und die Frau im Zuge der Gleichberechtigung von Seiten Shakespeares schlecht behandelt wird.
    Ich finde das nicht.
    Ich finde, man kann dem Stück noch eine andere Seite abgewinnen, indem die Frau die klügere
    Mit Otto Schenk sprach Wolfgang Kudanowski.
    Vier Minuten vor 13 Uhr die neuesten Meldungen.
    Indien.
    Ministerpräsident Frau Gandhi hat beschlossen, dem Parlament eine Resolution vorzulegen, in der die einstimmige Unterstützung des ostpakistanischen Freiheitskampfes zum Ausdruck gebracht wird.
    Das Parlament des größten Bundesstaates Uttar Pradesh hat die zentrale Regierung aufgefordert, die Regierung von Sheikh Rahman in Ostpakistan anzuerkennen.
    Israel.
    Politiker und hohe Offiziere beraten gegenwärtig in Jerusalem über den ägyptischen Vorschlag zur Wiedereröffnung des Suezkanals.
    Nach israelischen Zeitungsmeldungen zeichnet sich die Tendenz ab, eine eventuelle Wiedereröffnung des Kanals von einem ägyptisch-israelischen Waffenstillstandsabkommen abhängig zu machen, indem sich beide Seiten verpflichten, die Feindseligkeiten bis zu einem endgültigen Friedensvertrag nicht wieder aufzunehmen.
    Philippinen.
    Im südchinesischen Meer hat heute ein flotten Manöver der Staaten des Südostasiens, Seattle, begonnen.
    An den Übungen sind insgesamt 12.000 Soldaten, 45 Schiffe und 54 Kampfflugzeuge aus den USA, aus Großbritannien, Australien, Neuseeland und den Philippinen beteiligt.
    Bundesrepublik Deutschland.
    In Bonn ist heute Vormittag der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei zusammengetreten.
    Einzelheiten über Beratungsthemen wurden nicht bekannt gegeben.
    Nach Angaben meines Sprechers wird sich das Gremium vor allem mit aktuellen innenpolitischen Fragen beschäftigen.
    Kuwait.
    Nationalchina hat heute seine diplomatischen Beziehungen zu Kuwait abgebrochen.
    In einer offiziellen Mitteilung der Botschaft Taiwans hieß es, nach Anerkennung des kommunistischen China durch Kuwait sei Nationalchina keine andere Wahl geblieben.
    USA.
    Eine Gruppe amerikanischer Farbiger hat im Bundesstaat Mississippi die Hauptstadt einer Republik Neues Afrika gegründet.
    Die Organisation will in den amerikanischen Südstaaten Mississippi, Louisiana, Alabama, Georgia und Südkarolina Land aufkaufen und darauf ein eigenes Staatsgebilde gründen.
    Auf dem gestern eröffneten Gelände soll zunächst eine Schule, ein Krankenhaus und ein Verwaltungsgebäude errichtet werden.
    Sowjetunion.
    Ein heute im Parteiorgan Pravda veröffentlichtes Foto beweist, dass der serienmäßige Bau des sowjetischen Überschallflugzeuges TU-144 bereits vor einiger Zeit begonnen hat.
    Das Bild zeigt zwei der Maschinen bei der Montage in einer großen Werkhalle.
    Im Text wird ausdrücklich betont, dass dies die Montagehalle der Überschallflugzeuge TU-144 sei.
    USA.
    In einem Stadtteil von Atlantic City, 95 Kilometer südöstlich von Philadelphia, brach heute früh ein Großbrand aus.
    Nach offiziellen Berichten stand nach kurzer Zeit eine etwa 600 Meter lange Straße in Flammen.
    Es wurden mindestens fünf Explosionen festgestellt.
    Einige im Hafen liegende Frachter gerieten ebenfalls im Brand und mussten unverzüglich abgeschleppt werden.
    Mindestens 18 Häuser wurden durch das Feuer zerstört.
    Das Mittagsjournal ist damit beendet.
    Die Informationsabteilung meldet sich wieder um 18.45 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendjournal.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1971.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1971.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Round-up zum Bundespräsidentenwahlkampf: Stellungnahme von Politikern zu den beiden Kandidaten
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky, VP-Abgeordneter Soronics, Sozialminister Häuser und VP-Generalsekretär Schleinzer
    Mitwirkende: Jungwirth, Jürgen [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Soronics, Franz [Interviewte/r] , Häuser, Rudolf [Interviewte/r] , Schleinzer, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1971.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lage in Ostpakistan
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1971.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Bengalen, Unabhängigkeit, Ausgehverbot, Befreiungsarmee , Nachrichten
    Sowjetunion unterbreitet detaillierte Vorschläge zu Berlin-Regelung (Abrassimow-Papier)
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1971.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Vier-Mächte-Verhandlungen , Nachrichten
    Jugoslawisches Staatsoberhaupt Tito bei Papst Paul VI.
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1971.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Bischofsstühle, Diplomatie, Ostpolitik, Entspannungspolitik , Nachrichten
    Budgetberatungen im Belgrader Parlament
    Mitwirkende: Chalupa, Gustav [Gestaltung]
    Datum: 1971.03.29 [Sendedatum]
    Ort: Belgrad
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Haushaltsplan, Warnung vor Krise, Teilrepubliken, Veränderung der Bundesverfassung , Nachrichten
    Münchner Flughafenverwaltung rüstet für Olympiade-Ansturm
    Interview: Direktor Castell und Schauspielerin (und Gattin) Ullrich
    Mitwirkende: Heller, Raimund [Gestaltung] , Castell, Wulf-Diether zu [Interviewte/r] , Ullrich, Luise [Interviewte/r]
    Datum: 1971.03.29 [Sendedatum]
    Ort: München
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Sport ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Vorbereitung, Mitbenutzung eines Militärflughafens, Besucher, Passagiere , Nachrichten
    Viennale 1971: Internationales Gespräch zu "Film und Jugendschutz"
    Interview: Viennale-Leiter Wladika
    Mitwirkende: Grundmann, Heidi [Gestaltung] , Wladika, Otto [Interviewte/r]
    Datum: 1971.03.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Bildung ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inszenierung von "Der Widerspenstigen Zähmung" in München
    Interview: Regisseur Schenk
    Mitwirkende: Kudrnofsky, Wolfgang [Gestaltung] , Schenk, Otto [Interviewte/r]
    Datum: 1971.03.29 [Sendedatum]
    Ort: München, Residenztheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1971.03.29
    Spieldauer 01:00:33
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Tajmar, Peter [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1971.03.29 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format KKA [Kompaktkassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-710329_k02
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