Mittagsjournal 1978.01.03

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    Guten Tag meine Damen und Herren, hier ist der Aktuelle Dienst mit seiner Mittagssendung beim Mittagschanal, begrüßt Sie heute im Namen von Redaktion und Technik Herbert Dobrowolny.
    Zu Ihrer besseren Übersicht nun ein Überblick über die Themen, die Sie bis 13 Uhr hören können.
    Aus Österreich bringen wir ein Gespräch mit Zukunftsforscher Professor Robert Jung.
    Er warnt vor gesellschaftspolitischen Auswirkungen der Atomenergie.
    Und unsere Wirtschaftsredaktion hat die Probleme analysiert, die bei einer Betriebsstilllegung alter Atomkraftwerke austreten.
    Außerdem ein aktueller Bericht zum Thema Neue Entwicklung bei den Nachforschungen in der Entführungsaffäre Palmas.
    Aus dem Ausland, hier steht wohl die Weltreise des amerikanischen Präsidenten Carter im Mittelpunkt des Interesses, wir ziehen Bilanz über seinen Aufenthalt in Indien, versuchen zu analysieren, was sich die arabischen Staaten von seinem Aufenthalt in Saudi-Arabien und in Ägypten erwarten oder erhoffen
    Und wir bringen einen Beitrag zu den Reaktionen Israels auf diesen Aufenthalt in Ägypten, der ja außerplanmäßig eingeschoben worden ist.
    Die Kulturredaktion berichtet über Lovro van Matacic, der Bruckner im Wiener Musikverein dirigiert, und über ein Wien-Gastspiel des bundesdeutschen Pantomimen Rolf Scharre.
    Vor ist aber wie immer das Wichtigste aus aller Welt die Nachrichten.
    Für sie ist heute Rainer Warnecke verantwortlicher Chef vom Dienst, Sprecherin ist heute Jutta Wochesländer.
    Österreich.
    Die Wiener Polizei hat jenes Auto gefunden, in dem Kommerzial Ralf Palmas am 9.
    November von bisher unbekannten Verbrechern verschleppt worden ist.
    Es ist ein orangefarbener VW-Transporter, der seit Wochen mit dem gestohlenen Kennzeichen N23345 ausgestattet in Wien-Favoriten in der Nähe des Laaberges geparkt war.
    Vor oder auch während der Entführung hatte das Auto das Kennzeichen W 787153.
    Fingerabdrücke oder sonstige Spuren, die auf die Verbrecher hindeuten könnten, fanden sich in dem Wagen nicht.
    Nach einer im Auftrag der Bundeswirtschaftskammer stellten Meinungsbefragung sind 85% der Befragten dafür, dass der Staat bei seinen Ausgaben sparen solle, um das Defizit des Staatshaushalts zu reduzieren.
    11% befürworteten Steuererhöhungen.
    Nach den vermutlichen Hauptursachen für das Budgetdefizit befragt, nannten etwa zwei Drittel zu leichtfertige Geldausgaben der Bundesregierung, ein Drittel vermutete eine falsche Einschätzung der Einnahmenentwicklung,
    Von 13 Vorschlägen mit möglichen Einsparungsbereichen nannte die große Mehrheit der Beteiligten kulturelle Ausgaben, nämlich die Staatstheater, die freien Schulbücher und die freien Schulfahrten, und zwar zu jeweils etwa 50 Prozent.
    Auch das Heiratsgeld und die Geburtenprämie werden von etwa 40 Prozent der Befragten als mögliche Einsparungsgebiete genannt.
    Auf keinen Fall gespart werden dürfe nach Meinung der Mehrheit in dieser Bundeswirtschaftskammerumfrage bei den Pensionszuschüssen.
    Nahe Osten.
    Der amerikanische Präsident Carter wird heute Mittag in der saudi-arabischen Hauptstadt Riyadh erwartet.
    Es ist dies die vierte Station seiner Weltreise.
    Für morgen ist ein Treffen Carters mit dem ägyptischen Präsidenten Sadat in Aswan geplant.
    Sadat beschuldigte in einem Interview für das mexikanische Fernsehen den amerikanischen Präsidenten durch seine negative Haltung in der Frage eines unabhängigen Palästinenserstaates die Nahostverhandlungen zu erschweren.
    Sadat betonte, Ägypten habe alle Konzessionsmöglichkeiten ausgeschöpft.
    Es liege nun an den Vereinigten Staaten, auf Israel Druck auszuüben, um zu einer Nahostregelung zu gelangen.
    Der jordanische König Hussein hat Israel der Unnachgiebigkeit bei den gegenwärtigen Friedensgesprächen mit Ägypten beschuldigt.
    Hussein sagte in einem Zeitungsinterview, er unterstütze persönlich die Initiative des ägyptischen Präsidenten, es sei aber notwendig, dass dieser Schritt von den Israelis entsprechend erwidert werde.
    Der jordanische König beendet heute einen mehrtägigen Besuch in Teheran, wo er mit dem Shah des Iran und dem amerikanischen Präsidenten konferiert hat.
    Der ägyptische Präsident Sadat hat gestern einen Sonderbeauftragten nach Teheran geschickt, um sich von Hussein über dessen Gespräche mit Qatar informieren zu lassen.
    Der israelische Ministerpräsident Begin hat für heute die Regierung zu einer Sondersitzung einberufen.
    Dabei soll über die bevorstehenden ägyptisch-israelischen Verhandlungen beraten werden.
    Nach einer Meldung der Zeitung Yediot Aharad hat Begin in einer persönlichen Botschaft an den amerikanischen Präsidenten betont, dass Israel zu keinen weiteren Konzessionen in der Palästina-Frage bereit sei.
    Begin bekräftigte seinen Standpunkt, dass ein selbstständiges palästinensisches Staatswesen nicht zur Debatte stehen könne.
    Auch eine engere Bindung der besetzten Territorien an Jordanien könne nicht in Erwägung gezogen werden.
    In Bagdad beginnt heute eine zweite Konferenz der Arabischen Staaten und der Palästinensischen Befreiungsorganisation, die gegen die Friedensinitiative des ägyptischen Präsidenten Sadat auftreten.
    Diese Ablehnungsfront hatte sich nach dem Treffen zwischen Sadat und dem israelischen Regierungschef Begin in Tripolis gebildet.
    Der Chef der PLO, Arafat, ist nach eigenen Angaben im vergangenen Monat zwei Attentaten knapp entgangen.
    Dies berichtet heute die ägyptische Zeitung Gomuria.
    Das Blatt meldet weiter, zahlreiche in Karur lebende Palästinenser seien in anonymen Briefen mit dem Tod bedroht worden, wenn sie weiterhin die Initiativen des ägyptischen Präsidenten unterstützten.
    Indien.
    Der amerikanische Präsident Carter und der indische Regierungschef Desai haben in Neu-Delhi eine Deklaration unterzeichnet, in die eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung als Mittel zur Sicherung des Weltfriedens gefordert wird.
    Außerdem heißt es in dem Dokument, der Weiterverbreitung von Atomwaffen müsse Einhalt geboten und die Abrüstung im konventionellen Bereich müsse vorangetrieben werden.
    Gestern ist bekannt geworden, dass Carter und Desai zu Fragen der Atomenergie in nicht allen Punkten Einheit erzielt haben.
    Mit einem Erfolg der nach Peking orientierten kommunistisch-marxistischen Partei haben die Wahlen für das Parlament des Staates Tripura im Osten Indiens geendet.
    Die Partei konnte sich 49 der 60 Mandate sichern.
    Die Kommunisten-Marxisten unterstützten die zentrale Regierung unter Ministerpräsident Desai.
    Pakistan.
    Bei Auseinandersetzungen zwischen streikenden Arbeitern und der Polizei sind in der Stadt Multan, etwa 600 Kilometer südlich von Rawalpindi, fünf Demonstranten erschossen worden.
    In einer offiziellen Erklärung heißt es, die Polizisten hätten in Notwehr gehandelt, weil sie von den Arbeitern angegriffen worden seien.
    Die streikenden Arbeiter verlangen eine Neujahrsprämie von etwa sechs Monatslöhnen.
    Kambodscha, Vietnam.
    Im Konflikt zwischen Kambodscha und Vietnam liegen von den beiden Seiten einander widersprechende Meldungen über die militärischen Auseinandersetzungen vor.
    Die Regierung in Phnom Penh hat Hanoi neuerlich aufgefordert, besetztes kambodschanisches Territorium zu räumen.
    Andererseits wird gemeldet, dass sich kambodschanische Truppen im Gebiet des sogenannten Entenschnabels auf vietnamesischem Territorium befinden.
    Der kambodschanische Regierungschef Pol Pet hat sich an die nordkoreanische Führung mit der Bitte um Unterstützung in dem Konflikt gerannt.
    Nordkorea ist neben China Hauptwaffenlieferant Kambodschas.
    Japan.
    Nach Angaben der Zeitung Asahi Shimbun wird das chinesische Parlament im kommenden Monat in Peking zusammentreten.
    Wie der Korrespondent des Blattes berichtet, soll Parteichef Hua Guofeng dabei auch zum Staatspräsidenten gewählt werden.
    Sein Stellvertreter Deng Xiaoping soll das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen.
    Chile.
    Die für morgen angesetzte Volksabstimmung ist gesichert.
    Der neue Vorsitzende der obersten Kontrollbehörde hat das Regierungsdekret endgültig akzeptiert.
    Sein Vorgänger war von Staatschef Pinochet seines Postens enthoben worden, weil er das Dekret als nicht der Verfassung entsprechend abgelehnt hatte.
    Bei der Volksabstimmung herrscht Wahlpflicht.
    Die Bevölkerung soll dabei zu Vorwürfen der Vereinten Nationen Stellung nehmen, dass in Chile die Menschenrechte verletzt würden.
    Im Zusammenhang mit dem Referendum ist es auch innerhalb der Junta zu Meinungsverschiedenheiten gekommen.
    Die chilenischen Bischöfe haben sich gegen das Referendum ausgesprochen, die verbotene christlich-demokratische Partei hat ihre Anhänger aufgerufen, der Regierung eine Absage zu erteilen.
    Belgien, Großbritannien.
    Auf die türkische Botschaft in Brüssel ist heute früh ein Bombenanschlag verübt worden.
    Es entstand lediglich Sachschaden.
    In London ist in einer von einer türkischen Gesellschaft betriebenen Bank eine Bombe explodiert.
    Auch bei diesem Anschlag wurde niemand verletzt.
    Zu den beiden Attentaten hat sich eine Organisation mit dem Namen Neuer Armenischer Widerstand bekannt, die damit für ein geeinigtes, unabhängiges und sozialistisches Armenien demonstrieren wollte.
    Indien.
    Regierungsbeamte haben in Bombay Vermutungen zurückgewiesen, der Absturz eines Jumbo-Jets, der eher indier am Sonntag, könnte auf Sabotage zurückzuführen sein.
    Möglicherweise hängt das Unglück mit einem Vorfall am Vortag zusammen, bei dem eine der Tragflächen durch den Aufprall eines Vogels beschädigt worden ist.
    Durch die Reparaturarbeiten hatte sich der Abflug der Maschine um zwölf Stunden verzögert.
    Bei dem Unglück sind alle 213 Insassen ums Leben gekommen.
    17 der Todesopfer wurden bisher aus dem Meer geborgen.
    Japan.
    In Tokio fiel heute etwa 25 cm Schnee.
    Für die japanische Hauptstadt war dies der erste stärkere Schneefall seit etwa drei Jahren.
    Da hunderttausende Arbeiter im Urlaub sind und die Kinder Schulferien haben, hielten sich die Verkehrsbehinderungen in Grenzen.
    Soweit die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Der Alpenraum liegt im Bereich einer kräftigen Westströmung, mit der atlantische Störungsfronten in rascher Folge ostwärts geführt werden.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Räumlich recht unterschiedliche Bewölkungsverhältnisse.
    Örtlich etwas Niederschlag.
    Wind aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen minus 2 bis plus 6 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 7 bis plus 2 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Örtlich aufgelockerte, meist aber starke Bewölkung.
    Strichweise Niederschläge.
    Schneefallgrenze in höheren Teillagen.
    In freien Lagen und auf den Bergen lebhafte Winde aus West bis Nordwest.
    Tageshöchsttemperaturen 0 bis 5 Grad.
    Nun die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien-Heiter 7° Westwind mit 3 km in der Stunde.
    Aus Eisenstadt ist kein Wert eingelangt.
    Linz-Heiter 5° Nordwestwind 10.
    Salzburg-Heiter 4° Südostwind 15.
    Innsbruck-Heiter 2° Westwind 20.
    Bregenz-Bedeckt 5° Westwind 3.
    Graz-Heiter 3° Windstill.
    Und Klagenfurt-Heiter 0° Westwind mit 3 km in der Stunde.
    Es ist jetzt zwölf Uhr und zwölf Minuten, drei Minuten vor Viertel eins.
    Die Hälfte der befragten Österreicher spricht sich, glaubt man einer im Spätherbst vergangenen Jahres durchgeführten Meinungsumfrage, für die Inbetriebnahme des Atomkraftwerkes Zwentendorf aus.
    Das Kraftwerk, das im Wesentlichen fertiggestellt ist, wartet derzeit auf eine vorläufige Betriebsbewilligung.
    Die Regierung, so geht aus ihrem Bericht über die Kernenergie hervor, will einer Inbetriebnahme freilich erst dann zustimmen, wenn das Problem der Abfalllagerung gelöst ist.
    In der Bundesrepublik Deutschland äußert sich die Bevölkerung deutlich emotioneller.
    In Erinnerung sind noch die Bilder von Demonstrationen in Brockdorf oder Kalkar, wo tausende von Atomkraftgegnern gegen die Ausbaupläne der Regierung protestierten.
    Sozusagen als Paraderedner stellte sich nun schon bei mehreren derartigen Veranstaltungen der Zukunftsforscher Professor Robert Jung, Jahrgang 1913, zur Verfügung.
    Jung ist ein im wahrsten Sinne des Wortes alter Kämpfer gegen blinden Fortschrittsglauben.
    Schon im Jahre 56 veröffentlichte er sein Buch »Heller als tausend Sonnen.
    Das Schicksal der Atomforscher«, in dem er vor den Gefahren des Atomzeitalters warnte.
    Nun erschien ein weiteres Werk zu diesem Thema, »Der Atomstaat.
    Vom Fortschritt in die Unmenschlichkeit«.
    in der sich Jung vor allem mit den gesellschaftspolitischen Auswirkungen im Zusammenhang mit Atomkraftwerken auseinandersetzt.
    Eugen Freund hat aus diesem Anlass das folgende Gespräch mit Robert Jung geführt.
    Herr Professor Jung, es klingt doch eigentlich bestechend, dass österreichische Kernkraftwerk Zwentendorf soll, wenn es nach den Betreibern dieses Projektes geht, so spät in Betrieb genommen werden, dass alle Sicherheitsprobleme, die bei anderen Atomkraftwerken schon aufgetaucht sind, gelöst erscheinen, dass alle technischen Schwierigkeiten, wie etwa die Atommüllagerung, abplaniert sind, sodass gegen die Inbetriebnahme von Zwentendorf eigentlich nichts mehr spricht.
    Können Sie dem auch zustimmen?
    Wer kann überhaupt mit Sicherheit sagen, dass diese Probleme je gelöst wären, geschweige denn innerhalb eines Jahres oder innerhalb von zwei Jahren?
    Die Frage der Entlagerung ist völlig offen und wird in der wissenschaftlichen Welt immer noch diskutiert, denn wir können ja gar nicht wissen, wie sich gewisse Gesteine und gewisse Erdschichtungen über Jahrhunderte und Jahrtausende verhalten.
    Da kann man immer nur mit Annahmen arbeiten.
    Und die Annahmen, das, was man uns bisher als sicher vorgestellt hat, ist in Wirklichkeit nicht sicher.
    Ich habe gerade mit einer Gruppe von jungen Wissenschaftlern gesprochen, die die Endlagerung in der Asse im Salzbergwerk in Niedersachsen untersucht haben und die festgestellt haben, dass zum Beispiel vor 15 Jahren ein Wassereinbruch dort stattgefunden hat.
    und diese Asse dieses Lager überschwemmt hat.
    Das ist bisher völlig unterspielt worden, das war nicht bekannt.
    Solche Daten werden ja bekanntlich nicht historisch aufgezeichnet, das kennen nur die Bergleute dort.
    Also man weiß sehr wenig über die Entlagerung und es ist meiner Ansicht nach, sagen wir mal auf schöne österreichische Schmäh, wenn man den Leuten vormachen will, dass man dort je eine Sicherheit haben wird.
    Nun schreiben Sie, Herr Professor Jung, in Ihrem Buch auch von gesellschaftlichen Auswirkungen, die die Inbetriebnahme eines Kernkraftwerkes mit sich bringen könnte.
    Etwa in der Frage, dass eine Entscheidung für die Kernenergie nur ein Vorwand für die Berechtigung einer harten Politik, also gemeint ist wahrscheinlich eine Politik der starken Hand, zu sein scheint.
    Wie ist denn das zu verstehen?
    wenn so viele Nachteile damit verbunden sind, wenn es sich heute schon zeigt, dass die Kernenergie nicht wirklich ökonomisch ist, sind da nicht vielleicht andere Motive dahinter und will man nicht in Wirklichkeit einen guten Vorwand zur kompletten Herrschaft, zur kompletten Absicherung haben.
    Ich weiß nicht, ob das für Österreich so sehr zutrifft.
    Für die DDR, für die Oststaaten trifft es bestimmt zu und für gewisse Kreise in der Bundesrepublik trifft es auch zu und ganz bestimmt trifft es für die Staaten zu, in die Kernkraftwerke heute exportiert werden.
    wie Brasilien, Südafrika und so weiter, die heute bereits halbtotalitäre Regimes haben und die dadurch eine zusätzliche Legitimation für solche totalitären Apparaturen beziehen können.
    Aber ist es nicht notwendig hier zu trennen, einerseits die, wie Sie es in einen totalitären Staaten und andererseits die, wenn wir an die Bundesrepublik denken oder an Österreich, die von Sozialdemokraten regierten Staaten, ist die Gefahr, die Sie hier andeuten, nicht doch etwas überzeichnend?
    Ich meine, Sie müssen sich ja nur ansehen, ich selber war bei der großen Demonstration in Kalkar, was da schon geschehen ist an Durchsuchung, was heute schon an sog.
    Beobachtung im Vorfeld geschieht.
    Aber offenbar hat sich Herr Prof. Jung die Bevölkerung, etwa in Österreich, doch mit einer Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes schon abgefunden, wenn man an die jüngsten Meinungsumfragen geht.
    Die sind ja sehr schwankend.
    Das wissen Sie ja, wie oft die schon geschwankt haben.
    Und wenn man sich abgefunden hat, dann liegt es daran, dass man eben über diese Gefahren noch nicht wirklich informiert worden ist.
    Man ist einigermaßen informiert worden über die gesundheitlichen Gefahren, über die Umweltgefahren, aber noch nicht genügend über die politischen Gefahren.
    Ich bin zum Beispiel sicher,
    dass die Gewerkschaften, wenn sie wüssten, wie stark ihre gewerkschaftlichen Rechte durch diese neuen Überwachung- und Kontrollmaßnahmen, Voraufnahmen in einen Betrieb, im Betrieb und zum Beispiel Maßnahmen gegen das Streikrecht, die notwendig werden, wenn die das wüssten, wenn sie darüber genügend aufgeklärt wären, dann würde die Meinung sehr schnell umschwenken und das ist zum Teil meine Absicht.
    Ich versuche hier eine Informationslücke zu decken, ich versuche auf Dinge hinzuweisen, die man bisher verschwiegen oder nicht beachtet hatte.
    Sie schreiben auch von einem vom staatlich geförderten Institut für Konfliktforschung beim österreichischen Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung erarbeiteten Studie, die die gesellschaftspolitischen Folgen einer Inbetriebnahme eines Kernkraftwerkes untersuchen soll.
    In Österreich ist ja diese Studie eigentlich bis jetzt völlig unbekannt geblieben.
    Es handelt sich auch nur um eine Vorstudie.
    Es handelt sich um einen Projektvorschlag, der vom Institut an den Wissenschaftsminister gegangen ist, ans Wissenschaftsministerium gegangen ist und der dann angeblich nicht, dieses Projekt wurde dann angeblich nicht aufgenommen, sogar mit der Begründung, dass es in meine Hände geraten sei und dass man das jetzt nicht mehr gut machen könnte.
    Das ist auch verständlich, denn in diesem Projektvorschlag wird ziemlich offen klar gemacht, wie man versuchen wird, die Öffentlichkeit zu manipulieren.
    Und das ist dann natürlich unangenehm, wenn so etwas herauskommt.
    Ein Argument wird von den Betreibern der Kernkraftwerke auch immer wieder herangezogen.
    Das ist jenes, dass es etwa in der Bundesrepublik Deutschland schon eine Unmenge von atomarem Material gibt.
    Wenn es also, wie Sie es befürchten, zu Terroranschlägen über Atomkraftwerke durch gestohlenes Plutonium kommt,
    Dann hätte das doch schon längst geschehen können, wenn sich die Terroristen des schon in Deutschland gelagerten atomaren Materials bedienen würden.
    Man hat bis vor wenigen Monaten noch nicht den Beweis in den Händen gehabt, dass man mit sogenanntem Reaktorplutonium auch Bomben zünden kann.
    Man hat immer behauptet, das könne man nicht.
    Versuch, den Präsident Carter im Juli dieses Jahres in der Wüste Nevada hat machen lassen, ist es klar geworden, dass man mit diesem gewöhnlichen Reaktorplutonium, das nicht so rein ist wie das militärische Plutonium, auch zumindest primitive Bomben, das heißt Bomben, die etwa der Größe der Hiroshima-Bombe oder zumindest der Hälfte der Hiroshima-Bombe machen kann.
    Die Terroristen wissen also jetzt erst, dass sie so etwas machen können.
    Je mehr Plutonium da ist, desto schwerer ist es zu kontrollieren.
    Gleichzeitig steigen aber die Spannungen, gleichzeitig steigt die Erkenntnis der Terroristen, dass sie auch mit modernsten Waffen sich gegen den Staat richten könnten und all das zusammen scheint mir so kritisch zu sein, dass man eben rechtzeitig diese verhängnisvolle Entwicklung abbrechen müsste und man kann gar nicht laut genug, ich möchte beinahe sagen schreien, um die Menschheit davor zu warnen, sich auf diesen verhängnisvollen Weg zu begeben.
    Was lässt sich denn nun für ein Resümee ziehen?
    Wenn man die Kernkraftwerke stilllegen würde, würden doch tausende von spezialisierten Arbeitskräften ihre Stellen verlieren, wird auch immer wieder argumentiert.
    Das ist doch auch ein Argument, den man sich nicht verschließen kann.
    Das sind alles Arbeitsplätze auf kurze Zeit, nämlich solange die Anlagen gebaut werden.
    Die Leute werden dann arbeitslos.
    Es gibt dann Strom und dieser Strom wird umgesetzt, denn nur so ist er sinnvoll, in mehr Automatisierung, in mehr Mechanisierung, in mehr Rationalisierung und auf lange Sicht hingesehen.
    vernichtet die Kernkraftarbeitsplätze, sie schafft keine Arbeitsplätze.
    Das weiß man auch schon.
    Und das wissen auch die Gewerkschaften schon.
    Nur, sie geben es noch nicht zu und sie müssten endlich es zugeben.
    Sie dürften diese Verschleierungspolitik nicht weiter treiben.
    Und dass sie das tun, laste ich eigentlich einer alten Generation von Gewerkschaftlern an, die einfach nicht mehr umdenken können, die nicht flexibel genug sind und die durch diese Starre ihre eigenen Genossen in ein Verhängnis hinein steuern.
    Man könnte ja, wenn man so argumentiert, wie sie es gerade gemacht haben, auch sagen, naja, der Hitler hat ja Arbeitsplätze geschaffen, er hat Autobahnen bauen lassen.
    Wohin hat das sieben Jahre später geführt?
    Ich glaube, dass man wegen kurzfristiger Arbeitsplatzvorteile nicht langfristige Nachteile wie Krieg und Bürgerkrieg in Kauf nehmen darf.
    Herr Professor Jung, vielen Dank für das Gespräch.
    Der Atomstart vom Fortschritt in die Unmenschlichkeit, dieses Buch von Robert Jung stand zur Diskussion.
    Dieses Gespräch mit Robert Jung führte Eugen Freund.
    Eines der Hauptprobleme in der Diskussion um die Kernkraft allgemein ist neben der Reaktorsicherheit die sogenannte Entsorgung.
    Dieses hässliche Wort schließt zunächst einmal die Behandlung der ausgebrannten Prellelemente ein, die entweder chemisch zerlegt oder überhaupt gleich abgelagert werden sollen, ebenso die Lagerung von Atommüll.
    Eine weitere Frage ist aber auch, was mit dem Kernkraftwerk selbst passiert, wenn seine Lebensdauer abgelaufen ist.
    Obwohl die Kernenergie eine relativ junge Technologie ist, wird dieses Problem für die älteren Reaktoren bereits akut.
    In Österreich hat man zwar noch Zeit in dieser Frage, aber man muss sich heute schon Gedanken darüber machen, was mit Zwentendorf in einigen Jahrzehnten passieren soll.
    Wie man dieses Problem derzeit generell zu lösen sucht, darüber sprach Herbert Hutter mit dem Chef der Kernkraftwerksplanungsgesellschaft Christian Held.
    Jede Maschine, jedes Kraftwerk muss nach einer Reihe von Jahrzehnten stillgelegt werden.
    Bei den Kohlekraftwerken oder bei den Ölkraftwerken passiert das so, dass man sie aus dem täglichen Gebrauch herausnimmt, dass man sie sozusagen in Reserve stellt und bei Bedarf, dass dann ein altes Kohlekraftwerk oder ein altes Ölkraftwerk
    wieder für einige Stunden oder für einige Tage in Betrieb geht.
    Ganz so einfach ist dies bei einem Kernkraftwerk aber offenbar nicht.
    Herr Richter hält zu den Aufgaben der Kernkraftwerkplanungsgesellschaft gehört ja unter anderem auch das Entsorgungsproblem in der gesamten Kernenergie und dazu gehört auch die Stilllegung von Kernkraftwerken.
    Wie ist das hier?
    Welche technischen Vorstellungen hat man hier bei der Stilllegung eines Kernkraftwerkes bereits?
    Grundsätzlich kann man natürlich ein Kernkraftwerk ebenso wie die konventionellen Kraftwerke
    nach einiger Zeit teilweise in die Reserve schicken, wenn andere Energiearten den Strombedarf wirtschaftlicher oder sicherer decken.
    Ist aber die technische Lebensdauer eines Kernkraftwerks wirklich abgelaufen, gibt es zwei Möglichkeiten, damit fertig zu werden.
    Die erste
    wäre das Einmuten.
    Das heißt, es werden alle radioaktiven Stoffe, Brennelemente wie Abfälle aus dem Kernkraftwerk entfernt und es wird dann entsprechend abgeschlossen.
    Das heißt also, Rohrleitungen, das Reaktordruckgefäß und so weiter, das bleibt alles drinnen?
    Das würde alles drinbleiben und man wird nur Sorge tragen, dass der Zugang zu diesem Kraftwerk nicht möglich ist.
    Was soll dann mit dem eingemotteten Kraftwerk passieren?
    Bleibt es dann als solches verschlossen stehen?
    Das würde auf viele Jahrzehnte verschlossen stehen bleiben und es bliebe dann späterer Zeit überlassen, ob es nicht doch abgerissen wird.
    Es spricht einiges dafür, wenn man das Kraftwerk abreißen möchte,
    einige Zeit damit zuzuwarten, weil die Radioaktivität der Rohrleitung und des Kessels im Laufe der Jahre abnimmt.
    Das heißt, das Betriebspersonal, das diesen Abbruch durchführt, würde weniger Strahlung abbekommen.
    Aber wenn man als zweiten Fall den Abbruch grundsätzlich in Erwägung zieht, dann dauert dies ungefähr fünf Jahre.
    Die auftretenden Kosten werden auf 6% geschätzt.
    6% wovon, Herr Direktor Held?
    6% von den Investitionskosten des Kraftwerkes.
    Diese Zahl ist durch Erfahrungen, insbesondere in den USA, erhärtet.
    Insgesamt sind nämlich auf der Welt bislang 65 Reaktoren außer Betrieb genommen worden.
    Darunter sind 15 Kernkraftwerke.
    Eingemottet ist noch keines worden.
    Doch, es sind auch welche eingemottet worden.
    Es sind zwei oder drei abgebrochen worden.
    Und daher rühren auch diese Erfahrungswerte.
    Das sogenannte eingemottete Kernkraftwerk erzeugt ja in der Öffentlichkeit die Vision, die Horrorvorstellung fast.
    Einer strahlenden, einer strahlenverseuchten Ruine gibt es andere Möglichkeiten, hier eine Lösung zu finden.
    Ein eingemodetes Kernkraftwerk strahlt sicher weniger als ein in Betrieb befindliches Kraftwerk, denn es sind ja keine radioaktiven Stoffe mehr darin enthalten.
    Ich würde aber glauben, dass man bei einem Kernkraftwerk sich die Frage stellen wird, ob man nicht nach der technischen Lebensdauer der maschinellen Einrichtungen, für den Reaktorkessel gelten 30 bis 40 Jahre, dass man
    die alten Maschinenteile herausbringt und dafür neue wieder einsetzt.
    Das heißt, dass man das Reaktorgebäude für eine zweite Generation desselben Kraftwerkstyps mit derselben Leistung verwendet.
    Das heißt also, dass die radioaktiven Teile, der Kessel, die Rohre, ausgebaut werden.
    Und was passiert jetzt mit diesen ausgebauten radioaktiven Dingen, die man ja eigentlich nicht mehr brauchen kann?
    Die werden in diesem Fall natürlich wie bei einem kompletten Abbruch in ein geologisches Endlager gebracht und dort sicher verwahrt.
    Die Frage ist nur, ob man das Reaktorgebäude, dessen Kosten ja etwa 20 Prozent an den Investitionskosten betragen, ob man das abreißen möchte, um dafür ein neues Kraftwerk, möglicherweise des gleichen Types, hinzustellen.
    Ich glaube, dass von der wirtschaftlichen Seite her das Interesse groß sein wird,
    den Baukörper für ein weiteres Kraftwerk noch einmal zu verwenden, die Kostenersparnis gegenüber dem Abbruch und der
    Errichtung eines neuen Kernkraftwerkes des gleichen Typs liegen in der Gegend zwischen 20 und 50 Prozent.
    Ich glaube, dass das ein so hoher Betrag ist, dass man dieser Lösung den vorzugeben wird.
    Gibt es bereits Kernkraftwerke, die außer Betrieb genommen worden sind und denen dann sozusagen ein neues Innenleben verpasst worden ist?
    Nein, das gibt es nicht.
    Wie schätzen Sie die technische Realisierbarkeit ein?
    Ich sehe keine Schwierigkeiten aus folgendem Grund.
    Es bezweifelt niemand, dass man ein Kernkraftwerk abbrechen kann.
    Das heißt, dass man die maschinellen Teile aus diesem Kraftwerk herausbringen kann.
    Es wird auch niemand bezweifeln, dass man neue Anlagenteile wieder in das gleiche Gebäude hineinbringt.
    Denn sie wurden ja beim ersten Mal schon eingebracht.
    Ich habe deshalb an der Realisierbarkeit keine Zweifel.
    Vielen Dank, Herr Direktor Held.
    Über das Problem der Kernkraftwerksstilllegung sprach Herbert Hutter mit Christian Held, dem Chef der Kernkraftwerksplanungsgesellschaft.
    Wir setzen fort mit der Inlandspresseschau, Auswahl der Zitate Markus Sommersacher.
    Das Spektrum der Themen in den heutigen innenpolitischen Kommentaren und Leitartikeln reicht vom gestrigen Mittagsjournal-Interview mit Sozialminister Weißenberg über das zweite Abgabenänderungsgesetz bis zu Prognosen für das Jahr 1978.
    In der Presse wird unter der Überschrift »Hemd und Moral« die gestrige Äußerung des Sozialministers kommentiert, wonach die heuer notwendigen 38.000 zusätzlichen Arbeitsplätze
    einerseits durch strukturelle Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt und andererseits durch eine Rücknahme der Ausländerbeschäftigung geschaffen werden müssten.
    Dazu heißt es in der Presse, Kolaritsch hat ausgedient, kann gehen.
    Das ist auf einen sicher vereinfachten Nenner gebracht, die Quintessenz der Beschlüsse des Arbeitsmarktpolitischen Beirats des Sozialministeriums und der Aussagen des Ressortschefs.
    Was der Schweiz mit dem Abbau von etwa 300.000 Gastarbeitern schon in der letzten Rezession an 1975 recht war, wird Österreich nun billig.
    Vorbei die Zeiten, da man die Gastarbeiter als Garanten des Wirtschaftswachstums bezeichnete, ihrer auch psychologischen Eingliederung Werbekampagnen widmete.
    Ich hasse Kolleritsch, du hasst Kolleritsch, warum sagen sie zu dir Tschusch?
    Und sie im Lande zu halten versuchte.
    Gäbe es nicht allen pessimistischen Arbeitsmarktprognosen zum Trotz immer noch Beschäftigungen, die ein standener Österreicher, auch beispielsweise in der Krisen geplagten Föst, einfach nicht auszuüben bereit ist, der Abbau von Gastarbeitern schritte sicher noch schneller voran.
    Die internationale Moral hat da Atempause.
    Es zählt nur das beschäftigungspolitische Element als das Hemd, das den Wirtschaftspolitikern in allen Industriestaaten eben am nächsten ist.
    Soweit die Presse.
    Zum selben Thema, das auch im Salzburger Volksblatt analysiert wird, heißt es im ÖVP-Organ Neues Volksblatt in einem Kommentar von Walter Salzmann.
    Hurra schreien die einen, denen die Untermenschen aus dem Süden schon immer ein Dorn im alpenländischen Auge waren.
    Betreten schweigen die anderen, die nicht nur am 1.
    Mai ihre Internationale heruntertrellern, sondern sich dabei auch etwas denken.
    Und die Stirne runzeln schließlich jene, die wissen, welche Arbeiten unsere Gastarbeiter verrichten und sich dabei vorstellen, dass ausgerechnet das die Berufe sein sollen, auf die die 30.000 Schulabgänger und die ebenso vielen zu erwartenden Arbeitslosen spitzen werden, meint das neue Volksblatt.
    Zum Abschluss der Presseschau noch zwei Auszüge aus Kommentaren, in denen auf den Jahreswechsel eingegangen wird.
    So schreibt Kurt Piringer im Leitartikel der Neuen Freien Zeitung, dem Zentralorgan der Freiheitlichen Partei.
    Die Regierung selbst bezeichnet 1978 als das bisher schwierigste Jahr.
    Aber mit welchem Rüstzeug geht sie an die Lösung der vielen Schwierigkeiten heran?
    mit einer Führungsgarnitur, die in letzter Zeit mehr durch interne Meinungsgegensätze als durch Tatkraft und Entscheidungsfähigkeit aufgefallen ist.
    In Grundfragen der Wirtschaftspolitik Schilling-Kurz herrscht nicht einmal zwischen Kanzler und Vizekanzler Einmütigkeit.
    Meinungsgegensätze gibt es in der Strukturpolitik, Krach mit Staatssekretär Weselsky, in der Frage von Großprojekten, Austro-Porsche, in Sachen Kernenergie und sogar in Bildungsfragen, Fünf-Tage-Schulwoche.
    Krisenbekämpfung müsste sich die Regierung nicht nur nach außen, sondern auch nach innen angelegen sein lassen,
    sollen ihr die vielen Peinlichkeiten erspart bleiben, mit denen sie 1977 Lütgendorf Vertrauen und Glaubwürdigkeit in wahrhaft verschwenderischer Manier verspielt hat.
    Nur die Schwäche der ÖVP bewahrt die Regierung davor, dass der Vertrauensschwund bis zum Verlust der Mehrheitsposition durchschlägt.
    Soweit die Neue Freie Zeitung.
    Franz Ferdinand Wolf von der Wochenpresse sieht den Jahresbeginn so.
    Unverdrossen will Bundeskanzler Bruno Kreisky mit all seinen Lieben am ersten Sonntag im Oktober 1979 in die Wahlen ziehen.
    Mit der chronisch politkranken Gesundheitsministerin Ingrid Leodolter, dem überforderten Sheriff Erwin Lanz und Gefängnisöffner Christian Bruder.
    In aller Freundschaft.
    Und auch mit seinen Staatssekretären, mit Elfriede Kahl, die ihre Namensbekanntheit einem Kabarettisten verdankt.
    Mit Albin Schober, dem Mann aller Parteien, der selbst bei schlichten Routinearbeiten ins Schwitzen kommt und doch dauernd die Sauna frequentiert.
    Mit Franz Löschnack, der über Gehaltslisten von Beamten brütet und selbst auf einer steht.
    Und schließlich mit Adolf Nussbaumer, dem freudigen Wegbegleiter, der das Wechselkennzeichen für Karrieristen stolz sichtbar vor sich her trägt.
    liberal.
    Bei der Opposition wiederum dauert die stillste Zeit im Jahr länger und so ist für die beiden in allerlei Kämpfen zerzausten Oppositionäre Josef Taus und Sixtus Lanner das Jahr der groß angelegten Alternativen still abgelaufen.
    Aber Josef Taus hat nicht nur Streuße, er hat auch noch Lanner.
    Für die freiheitliche Riege zuletzt gilt im alten wie im neuen Jahr nur eine Existenzfrage.
    Schafft Friedrich Peter die Partei oder sie ihn?
    Das war die Inlands-Presseschau.
    Mittlerweile ist es 12.33 Uhr geworden.
    Terror, Menschenraub und das Erpressen von Löse gilt.
    Auch Österreich ist im vergangenen Jahr von diesen Verbrechensphänomenen nicht verschont geblieben.
    So war es auch in den zahlreichen Neujahrsreden der verschiedenen Politiker zu hören.
    Das Thema ist seit Wochen aktuell, vor allem durch die spektakulären Entführungsfälle Palmas und Böhm.
    Allerdings, das fiel in den letzten Dezemberwochen auf.
    Neuigkeiten, Spuren oder Weiterentwicklungen haben sich nicht ergeben.
    Die Polizei schien auf der Stelle zu treten.
    Das Thema aber nicht ganz so war, stellte sich nun heute heraus.
    Zumindest im Fall Palmas gibt es eine spektakuläre Neuigkeit.
    Das Auto, in dem die Verbrecher Kommerzialrat Palmas verschleppt haben, ist gefunden worden.
    Georg Schallgruber berichtet.
    Das Auto ist ein orangefarbener VW-Transporter, der seit Wochen im 10.
    Wiener Gemeindebezirk in Favoriten in der Nähe des Laaberges vorschriftsmäßig geparkt stand.
    Funkstreifenbesatzungen war das Auto mehrfach aufgefallen.
    Routinemäßig richtete man schließlich eine Anfrage an das Wiener Verkehrsamt und man kam darauf, dass der Wagen mit gestohlenen Nummerntafeln ausgestattet war.
    N, Niederösterreich, 23.345.
    Diese Kennzeichen sind bereits am 15.
    Oktober in St.
    Pölten entwendet worden.
    Über die Fahrgestell- und Motornummer, die im Zentralkomputer im Verkehrsamt registriert sind, wurde bald klar, dass der orangefarbene VW-Transporter bei einer Leihwagenfirma in Wien am 18.
    Oktober angemietet worden war, und zwar von einem Mann, der sich mit den Papieren eines gewissen Erwin Kurka auswies.
    Nachdem man gleiche Papiere bei dem in der Schweiz verhafteten Thomas Gratt gefunden hatte, der nachweislich in die Palmers Entführung verwickelt ist, war klar, dass man das Entführerauto gefunden hatte.
    Auch die Aussagen des Kommerzialrats Palmers bestätigen dies.
    Er hat angegeben, vorerst in einen hellfarbenen Peugeot 504 gezerrt und später, bereits durch eine Schneebrille praktisch blind gemacht, in einen Lieferwagen, mutmaßlich in einen VW, gleichsam umgeladen worden zu sein.
    Das Auto ist, wie gesagt, bei einer Wiener Leihwagenfirma angemietet worden und trug damals die Nummer W, Wien, 787153.
    Es ist möglich, Schmutzspuren unter den gestohlenen niederösterreichischen Nummern deuten darauf hin.
    dass diese Nummerntafeln auch noch bei der Palmas-Entführung und in den Tagen danach an dem Fahrzeug befestigt waren.
    Der Fahrer verursachte am 27.
    Oktober im 2.
    Bezirk auf dem Max-Winter-Platz einen Verkehrsunfall.
    Damals nachweisbar mit einer Wiener Nummer.
    Der Sachschaden ist übrigens gering, der schuldige Lenker flüchtete.
    Dass die Verbrecher den Kupp von langer Hand vorbereitet haben müssen, beweisen einige kleine Details.
    Die niederösterreichischen Nummerntafeln wurden bereits im Oktober gestohlen, Palmers wurde am 9.
    November entführt.
    Die Papiere von Erwin Kurka, den Mann gibt es wirklich, er hat mit dem Verbrechen nicht das Mindeste zu tun, wurden bereits im August in einem Lokal im 1.
    Bezirk ebenfalls gestohlen.
    Der VW-Transporter wurde, offensichtlich bevor er in Favoriten abgestellt wurde, mit einer Aufschrift aus Klebebuchstaben versehen.
    Sie lautet Entrümpelung B Sieg.
    Damit ist offensichtlich ein Name gemeint, aus Sankt Pölten.
    Die kriminaltechnische Untersuchung des Fahrzeuges hat keinerlei Hinweise erbracht.
    Es ist sicher, dass sich die Verbrecher, nachdem sie den Wagen abgestellt hatten, mit feuchten Tüchern ans Werk gemacht haben, um auch den kleinsten Fingerabdruck, die kleinste Spur zu verwischen.
    An einem ist die Polizei aber interessiert.
    Es steht nämlich fest, dass das Fahrzeug vom Zeitpunkt der Anmietung bis zur Auffindung 665 Kilometer zurückgelegt hat.
    Das Auto hat einen 60-Liter-Tank und muss daher mindestens einmal aufgetankt worden sein.
    Daher die Frage, wer hat dieses Auto wo gesehen?
    An welcher Tankstelle haben die Verbrecher getankt?
    Erst wenn diese Fragen beantwortet werden, lässt sich absehen, ob der Fund, das Auto ist übrigens vorgestern Abend erkennungsdienstlich behandelt worden, die Polizei im Fall Palmas tatsächlich weiterbringen kann.
    In einer anderen Frage, nämlich wo wurde Palmas gefangen gehalten, hat sich die Polizei seinerzeit vergeblich an die Öffentlichkeit gewandt.
    Der Erfolg blieb trotz hunderter Hinweise aus.
    Hier nochmals die Daten des Fahrzeuges.
    Es ist ein orangefarbener VW-Transporter mit dem Kennzeichen entweder Wien 787.153 oder Niederösterreich 23.345.
    Die Aufschrift lautet Entrümpelung B Sieg St.
    Pölten.
    Georg Schallgruber fasste die neuesten Ermittlungsergebnisse der Polizei mit Führungsfall Palmas zusammen.
    Es ist jetzt sieben Minuten vor dreiviertel eins.
    Wir kommen in der Berichterstattung ins Ausland.
    Das wohl wichtigste außenpolitische Ereignis dieser Tage ist die Weltreise des amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter.
    Eine Reise, die schwere Geburtswehen durchzumachen hatte, bis sie endlich nach amerikanischen innenpolitischen Schwierigkeiten für Carter von der Theorie in die Praxis umgesetzt werden konnte.
    In neun Tagen standen sechs Länder auf dem Reiseplan.
    Auch hier wurde dieser Reiseplan abgeendet.
    Den Kater wird auch mit dem ägyptischen Präsidenten Sadat zusammentreffen.
    Man kann aber nur im Interesse der Weltöffentlichkeit hoffen, dass dieses Treffen mit Sadat erfolgreicher verlaufen wird als seine Gespräche in den vergangenen Stationen.
    Schon der Beginn der Reise stand unter keinem guten Stern.
    In Polen sorgte der Dolmetscher des Präsidenten für Aufsehen, als er schwerwiegende Übersetzungsfehler machte.
    So meinte er ja beispielsweise, Carter habe ein fast erotisches Verlangen gehabt, nach Polen zu kommen.
    Und auch in Indien war der Präsident, der nun am Ende seines ersten Amtsjahres steht, nicht so erfolgreich, wie er es sich vielleicht gewünscht haben dürfte.
    In der Atomfrage gab es keine Übereinstimmung zwischen dem indischen Präsidenten Desai und Carter.
    Hören Sie aber nun eine Bilanz des Indienaufenthalts, zusammengestellt von Hans-Joachim Werbke.
    Die neue Freundschaft zwischen Indien und den Vereinigten Staaten, zu der der 48-Stunden-Besuch des amerikanischen Präsidenten in Delhi einen frischen Grundstock legte, basiert auf einer etwas älteren Brieffreundschaft.
    Demi Carter und Premierminister Desai
    hatten seit geraumer Zeit eine intensive Korrespondenz miteinander geführt.
    Ihr Inhalt von beiden Seiten mit Stillschweigen bewahrt, obwohl oder vielleicht gerade weil man sich wohl bisweilen auch herzhaft die Meinung gesagt hat, machte es möglich, dass ohne Tagesordnung verfahren werden konnte.
    Mehrmals pflegten die beiden Regierungschefs das Gespräch unter vier Augen, was übrigens der Mentalität des kreisenindischen Premierministers entgegenkommt,
    der Publizität ohne Entscheid, um nicht zu sagen, verabscheut.
    Diese Geheimdiplomatie stehte merkwürdigen Kontrast zu der demokratischen Offenheit, von der in den Begegnungen in Delhi so häufig die Rede war.
    Würde denn Carter immer für die Bürgerrechte streiten, lobte denn auch die Donnerstimme, mit der Indien bei den letztjährigen Parlamentswahlen der Welt zu verstehen gab, dass Demokratie keineswegs eine Spielsache für der reichen Leute sei.
    Sein Gegenüber, Murat Yıldızay hingegen, macht weniger Wesens von den Bürgerrechten, deren zeitweiligen Verlust er mit den meisten Mitgliedern seiner Regierung am eigenen Leib erfahren hatte.
    Für ihn ist es nämlich wichtig, die Sowjetunion nicht vor den Kopf zu stoßen, an die Indira Gandhi Indien mit dem Freundschaftsvertrag von 1971 gekoppelt hatte, was von der damaligen Opposition als Abweichen von der Neuro-Politik der Neutralität des sogenannten Sonnen-Alignments betrachtet wurde.
    Nun in der Regierungsverantwortung fällt sich der Tsar die Moskauer Freunde sacht vom Leibe, ohne sie zu verprellen, und öffnet Indien ebenso sacht nach Amerika hin, um das herzustellen, was als echte Blockfreiheit bezeichnet wird.
    Auf diese Weise gelingt es Indien, das in der Indra-Gandhi-Nixon-Ära agramponierte Verhältnis zu den Amerikanern wieder in vernünftigere Bahnen zu lenken.
    Carter zog dem Rechnung, indem er gestern Nachmittag vor einer gemeinsamen Versammlung der Volksvertreter beider Parlamentskammern die künftige Zusammenarbeit der beiden Länder skizzierte.
    Auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft will Amerika, Indien und seine Nachbarn, Bangladesch und Nepal, beim Ausbau eines Reservoirs behilflich sein.
    Auch bei der Ölgewinnung und der Kernkraftnutzung, noch mehr bei Gewinnung von Sonnenenergie, werden amerikanische Dienste angeboten.
    Als Bonbon sicherte Carter den Gastgebern Lieferung von Schwerwasser für den explosionsgeschädigten Meiler von Baroda zu und stellte auch 7,6 Tonnen angereicherten Uranium für das Atomkraftwerk Tarapur in Aussicht.
    Dennoch blieben in der Frage der Sichtweitergabe von atomarem Sprengmaterial im Hinblick auf anstehende amerikanische Gesetzgebung Ungereimtheit.
    Denn die Inder lehnen den Nicht-Weitergabe-Vertrag wegen seines diskriminatorischen Charakters nach wie vor ab.
    Sie scheuen sich auch vor Inspektionen, soweit sie ihre Souveränität antasten könnten, aber schwören Stein und Bein, sie wollten Kernkraft nicht waffentechnisch, sondern lediglich im Rahmen ihrer industriellen Entwicklung verwenden.
    Im Sommer hier in Delhi wurde nicht Weltgeschichte gemacht, aber ein Verhältnis bereinigt, das unnötigerweise von der früheren Regierung über Jahre hindurch
    Ideologisch befrachtet von...
    Hans-Joachim Werbke war es, der Bilanz zog über den Aufenthalt Katers in Indien.
    Der amerikanische Präsident setzt ja heute seine Reise, die er schon Kissinger-Ausmaße annimmt, fort.
    Nächstes Ziel ist Saudi-Arabien, der wohl mächtigste und einflussreichste Staat im arabischen Lager.
    Und nach diesem Aufenthalt wurde kurzfristig ein Halt eingeschoben.
    Ein Halt zwischen Saudi-Arabien und Frankreich geografisch gesehen.
    Ein Halt, dem man sehr großes Interesse entgegenbringt.
    Kater wird zu einem mehrstündigen Stopp nach Assuan fliegen, um dort mit Ägyptens Präsident Sadat zusammenzutreffen.
    Was erwartet sich nun das arabische Lager von seinem Aufenthalt in Ägypten und in Saudi-Arabien?
    Erwin Behrens analysiert.
    Es sind nun schon einige Jahre her, als ein amerikanischer Außenminister hier im Nahen Osten mit einigem Anspruch auf Glaubwürdigkeit feststellen konnte, la diplomatie c'est moi.
    Was Dr. Kissinger beherrschte, war die Alchemie persönlicher Kontakte mit den Führern der arabischen Welt, die ihre Politik immer zu den Männern in Beziehungen bringen, denen sie ihr Vertrauen schenken.
    Unter Präsident Carter hat sich vieles geändert.
    Während Dr. Kissinger sich selbst als Staatsmann betrachtete, der zwischen internationalem Frieden und dem thermonuklearen Untergang stand und im oberen Osten deswegen eine neutrale Rolle spielen musste,
    ist die Carter-Administration selbst nach der Meinung des ägyptischen Präsidenten Sadat, der immer auf die Karte der Amerikaner setzt, heute nicht mehr neutral, sondern sie solidarisiert sich mit Israel.
    Carter verhandelt heute in Saudi-Arabien und morgen in Aswan am Nil mit Präsident Sadat.
    Sowohl die Saudis wie die Ägypter wollen das lästige Palästinenser-Problem durch die Gründung eines unabhängigen Palästinenser-Staates westlich des Jordan aus der Welt schaffen.
    Präsident Carter ist dagegen.
    Die Saudis haben am Vorabend des Carter-Besuches die Amerikaner darüber aufgeklärt, wo sie stehen, als sie über Radio Riyad bekannt gaben, dass sie den palästinensischen Vertragskommandos unter der Führung von Yasser Arafat im vergangenen Jahr erneut 42 Millionen Dollar zur Verfügung stellten.
    Diese Nachricht kann nur so interpretiert werden, dass die Saudis die Palästinenser auch in Zukunft unterstützen werden.
    Der Vertragsvertreter in Saudi-Arabien lobt in einer Versammlung in Jeddah König Khaled und Kronprinz Shah für ihre Hilfe und für ihre Politik zur Wiedererlangung der Rechte des palästinensischen Volkes.
    Präsident Carter wird heute versuchen, auch Saudi-Arabien von der Notwendigkeit von Verhandlungen zwischen Arabern und Israelis zu überzeugen.
    Aber Carter ist bei solchen Bemühungen schon bei König Hussein von Jordanien gescheitert.
    Und nichts spricht dafür, dass der amerikanische Präsident bei König Khaled von Saudi-Arabien mehr Erfolg hat.
    Die Führung von Saudi-Arabien hat vor der Ankunft Katars erklärt, dass eine Nahostfriedensregelung nur unter folgenden drei Bedingungen möglich ist.
    Erstens, die Israelis müssen sich aus allen besetzten arabischen Territorien bis zu den Grenzen von 1967 zurückziehen.
    Zweitens, der arabische Sektor von Jerusalem muss wieder arabisch werden und drittens,
    Die Palästinenser müssen ihre Rechte zurückerhalten und sie brauchen ihren eigenen Staat.
    Nach allem, was man hört, wird Präsident Carter ebenfalls wenig Glück haben, wenn er bei seinen Gesprächen in Riyadh einen Erdöl-Pakt zwischen Saudi-Arabien und den Vereinigten Staaten vorschlagen sollte, um so für alle Eventualfälle die Petroleum-Lieferungen für die USA zu garantieren.
    Die Saudis haben gezeigt, dass sie verantwortungsbewusste Partner in der Weltwirtschaft sind.
    als die Vorweihnachten sich dafür einsetzten, die Ölpreise für die kommenden sechs Monate nicht zu erhöhen.
    Aber die Saudis sind stark.
    Sie haben 60 Milliarden Dollar im Ausland deponiert.
    Und obwohl sie nicht im Traum daran denken, wären sie theoretisch in der Lage, die Wirtschaft der industrialisierten Welt zu runterminieren.
    Die Saudis stehen heute nicht etwa in Opposition zur Friedensinitiative Saadats.
    Aber sie werden sich Saadat erst anschließen, wenn er Erfolg hat.
    Und Erfolg hatte er erst dann, wenn sich die Israelis mit der Schaffung eines Palästinenserstaates einverstanden erklären.
    Einen Tag vor seinem Treffen mit Präsident Carter hat Sadat noch einmal erklärt, die Amerikaner müssten die Israelis unter Druck setzen.
    Er sagte weiter, dass es in der Frage des Rückzuges der Israelis aus den besetzten Territorien keinen Kompromiss geben wird.
    Es ist unser Land, erklärte er.
    Sadat fügte hinzu, Ägypten wird keine weiteren Zugeständnisse mehr machen.
    Eine ziemlich harte Erklärung des ägyptischen Präsidenten Sadat vor seinem Zusammentreffen mit Amerikas Präsident Kater.
    Natürlich wird dem Zwischenstopp in Ägypten auch von israelischer Seite besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
    Begin war ja vor seinem zweiten Gipfeltreffen mit Sadat in den Vereinigten Staaten, um mit Kater seine Friedensvorstellungen zu besprechen.
    Nun wird Kater versuchen mit Sadat den eingeschlagenen Weg weiterzugehen, um vielleicht doch einmal ein Friedensabkommen für den Nahen Osten zu erreichen.
    über die israelischen Reaktionen auf die Katerreise nun Moshe Meisels.
    Menachem Begin hat heute überraschend sein Kabinett zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen.
    Der amerikanische Botschafter Samuel Lewis hat gestern der israelischen Führungsspitze einen Bericht über die Gespräche zwischen Präsident Kater, König Hussein und den Shah von Iran in Teheran und die Haltung Washingtons vor dem morgigen Treffen zwischen Präsident Kater und Präsident Sadat in Aswan abgegeben.
    Dabei stellte sich heraus, dass Präsident Carter einen Kompromissweg sucht, um eine Lösung für das strittige Problem des Westjordanlandes zu finden, die von Israel, Ägypten, den gemäßigten arabischen und muslimischen Staaten akzeptiert werden und Jordanien in die zukünftigen Nahostverhandlungen einschalten könnte.
    Qatar versucht eine Formel zu finden, laut der der Selbstverwaltungsvorschlag Begims für das Westjordanland und den Gazastreifen nur als Interimperiode von circa drei Jahren gelten soll.
    Nach dieser Periode soll der Bevölkerung dieser Gebiete Selbstbestimmungsrecht gewährt werden, dass jedoch die sofortige Errichtung eines selbstständigen palästinensischen Staates jedoch nicht die eines Staatswesens ausschließt,
    das föderativ mit Jordanien oder konföderativ mit Israel und Jordanien verbunden sein soll.
    Qatar hofft, die Zustimmung Sadats Husseins, Saudi-Arabiens, des Schahs von Iran und anderer gemäßigter arabischer und muslimischer Staaten zu diesem Vorschlag zu bekommen.
    Begin hat bereits negativ auf einen solchen Vorschlag in einer persönlichen Botschaft an Qatar reagiert.
    Er betonte die eindeutige Opposition Israels zur Selbstbestimmung der Bewohner des Westjordanlandes und des Gazastreifens und zur Bildung eines palästinensischen Staatswesens mit oder ohne Bindung an Jordanien.
    In Jerusalem wurden heute Befürchtungen über das Ergebnis des morgigen Treffens zwischen Präsident Katar und Präsident Sadat geäußert.
    Diese wurden durch den Bericht über die Gespräche in Teheran und die letzten Erklärungen Katars und Sadats gestärkt.
    Begin ist da an sich, dass eine Selbstbestimmung früher oder später zur Errichtung eines palästinensischen Staates führen müsse.
    Er ist auch gegen weitgehende Verbindungen zwischen Jordanien und dem Westjordanland, da er die Frage der Souveränität in diesen Gebieten offen lassen will.
    Er sieht noch immer seinen Selbstverwaltungsvorschlag mit einer Neuüberprüfung der Situation nach fünf Jahren als beste Lösung für dieses Problem.
    Amerikanischer Druck in Richtung einer Selbstbestimmung könnte die Beratungen des ägyptisch-israelischen politischen Ausschusses, die am 15.
    Jänner in Jerusalem anlaufen sollen, erschweren.
    Inzwischen werden in Jerusalem bereits intensive Vorbereitungen auf diese Beratungen getroffen.
    Die israelische Delegation wird aus Außenminister Moshe Dayan, Landwirtschaftsminister Ariel Sharon, dem Rechtsberater der Regierung Aaron Barak und Generalmajor Abraham Orly bestehen.
    Die Ernennung von Sharon als Stellvertreter von Dayan, die heute dem Kabinett vorgelegt wurde, soll diejenigen Kreise in Israel beruhigen, die Begin kritisieren, dass er in seinen Konzessionen an Sadat zu weit gegangen ist.
    Sharon ist ein Falke,
    der insbesondere aus Sicherheitserwägungen für eine israelische Massenansiedlung in den besetzten Gebieten eintritt.
    Angesichts der Widerstandsbewegung gegen den Friedensplan Begins, der außer dem Bush-Emunim und der Bewegung für ein vollständiges Israel sämtliche Siedlergruppen in diesen Gebieten umfasst, erörterte das Kabinett heute Vorschläge zur Verstärkung der israelischen Siedlungen in Judea und Samaria und in der Rafiach-Öffnung zwischen dem Gaza-Streifen und Nordchinae.
    Das Kabinett will damit die Entschlossenheit Israels demonstrieren, auf sein Ansiedlungsrecht in diesen Gebieten zu bestehen und die in ihnen errichteten Siedlungen nicht aufzugeben.
    Berichterstatter aus Israel war Moshe Meisels, es ist jetzt 8 Minuten vor 13 Uhr, ein Kulturbericht im Mittagsschanal.
    Bruckners 9.
    Sinfonie und sein Tedeum werden in dieser Woche dreimal in Wien aufgeführt.
    Die Wiener Sinfoniker und der Singverein sind die Ausführenden, gemeinsam mit den Solisten Jane Marsh, Anne Giewang, Thomas Moser und Alfred Ramek.
    Leiter dieser drei Konzerte im großen Saal des Wiener Musikvereins Morgen, Donnerstag und Sonntag ist Lovro van Matacic.
    Der 79-jährige Künstler, der die meisten der Bruckner-Sinfonien schon in Wien geleitet hat, dirigiert nun zum ersten Mal auch die neunte.
    Aus diesem Anlass führt Brigitte Hofer mit Lovro van Matacic das folgende Gespräch.
    L'Auvent von Matadžić, Bruckner's D-Moll-Sinfonie ist unvollendet geblieben.
    Der dritte Satz, dass er da schon in dem Bruckner eine Stelle Abschied vom Leben nannte, wurde ja für Bruckner wirklich der Abschied vom Leben.
    Sehen Sie in dieser Komposition den Höhepunkt von Bruckners Schaffen?
    Das ist schwer zu sagen, der Höhepunkt von Bruckners Schaffen.
    Es ist ein gewaltiger Quader in Bruckners Schaffen, selbstverständlich.
    Letzte Adagio ist unübertrefflich, aber wenn man die Achte spielt, ist sie auch ein Höhepunkt im Schaffen.
    Und die Siebente auch.
    Er nannte die Tubenstelle Abschied vom Leben.
    Wenn die Tuben dort einsetzen, das ist schon erschütternd und großartig.
    Dann ist noch eine letzte Steigerung, die wirklich noch ...
    wie ein Todeskampf ist.
    Und dann spürt man die Resignation, dass ich hingebe und lieber Gott nehme ich zu sich.
    Untertitel der Amara.org-Community
    Im Anschluss an die 9.
    Sinfonie wird häufig das Tideum aufgeführt, wie auch bei Ihren kommenden Konzerten.
    Man sucht wohl damit eine nur äußerlich einleuchtende Parallele zu Beethovens 9.
    Sinfonie zu schaffen, indem man die drei Sätze von Bruckner's Unvollendete der Sinfonie durch das Tideum ergänzt.
    Sehen Sie eine innere Beziehung zwischen diesen beiden eigentlich völlig selbstständigen Werten?
    Ich glaube überhaupt nicht, dass man
    die 9. unvollendet bezeichnen soll.
    Er wollte einen 4.
    Satz schreiben.
    Aber ich finde sie so vollendet, dass man sie auch ohne Dedeum spielen kann.
    Und dass niemand spüren wird, jetzt müsste noch was kommen.
    Aber er hat selbst, das war sein Wunsch, nachdem er gespürt hat, dass das Schicksal schneller war,
    Er hat selbst gesagt, nehmt das Tedeum als Abschluss.
    Allerdings zu Beethoven's 9. überhaupt keine Beziehung, deshalb muss man eine Pause machen.
    Nach der 9.
    Pause und nach der Pause das Tedeum.
    Chor und Solisten bilden ja neben der großen Orchesterbesetzung wichtige Ausdrucksmittel des Tedeum.
    Sind diese Proben und Aufführungen nicht vor allem physisch eine große Anstrengung für Sie?
    Doch schon, aber das sind wir, die wir diese Werke dirigieren, gewöhnt.
    Wenn man, so wie ich, so oft den Ring dirigiert hat, doch diese gewaltigen, großen Sachen gewöhnt man sich da.
    Es ist ja so, dass Sie überhaupt die großen Orchester der Welt geleitet haben.
    Nun, daneben gab es aber schon sehr früh hier in Wien unter Bernhard Baumgartner eine Uraufführung Ihrer Komposition.
    Ja, da war ich 15,5 Jahre.
    Ja, eine Orchesterfantasie.
    Ja, ja.
    Hier in diesem Saal.
    Dann gibt es doch später einige Zyklen von Ihnen.
    Haben Sie jetzt keine Freude oder keine Zeit zu komponieren oder gibt es noch viel Unveröffentlichtes?
    Oh nein, ich komponiere.
    Dieses Jahr führt das Nationalorchester von Monte Carlo ein Stück von mir unter meiner Leitung für
    großes Streichorchester, zwei Klavier und Schlagzeug, das heißt Ballade der Konfrontationen.
    Dann ist in Japan etwas von mir aufgeführt worden, auch bei uns unten, eine Kantate für Chor und Orchester.
    Ich arbeite andauernd.
    Ich sage nicht, dass ich Musik von übermorgen schreibe, aber auch nicht von vorgestern.
    Nach diesem Gespräch zwischen Lovro von Matačić und Brigitte Hofer nun noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Ein schweres Lawinenunglück hat sich am Samstag in den Lofarer Steinbergen ereignet.
    Acht bayerische Touristen wurden im sogenannten Lofarer Hochtal von einer Lawine verschüttet.
    Erst gestern Abend war eine Suchaktion gestartet worden, weil man zunächst angenommen hatte, die Gesuchten hätten die Silvesternacht in einer Hütte verbracht.
    Bisher wurden zwei Tote geborgen.
    An der Suchaktion nehmen 100 Mann der Alpin-Gendarmerie und zwei Hubschrauber teil.
    Der Zukunftsforscher Professor Jung hat sich neuerlich gegen den Bau von Kernkraftwerken ausgesprochen.
    Jung gab zu bedenken, dass die Endlagerung des Atommülls nicht sicher sei, dass sich Terroristen des Reaktorplutoniums bemächtigen könnten und dass auf lange Sicht durch die Kernkraft Arbeitsplätze verloren gingen.
    In diesem Zusammenhang beschuldigte Jung die Gewerkschaften, eine Verschleierungspolitik zu betreiben.
    Nach Angaben des Statistischen Zentralamts ist das Handelsbilanzdefizit Österreichs in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres auf 66 Milliarden Schilling gestiegen.
    Im Vergleichszeitraum 1976 betrug das Defizit 50 Milliarden.
    Nach einer im Auftrag der Bundeswirtschaftskammer erstellten Meinungsumfrage sind 85 Prozent der Befragten für Einsparungen im Budget, um das Defizit zu reduzieren.
    Elf Prozent befürworten Steuererhöhungen.
    Die Wiener Polizei hat das Auto gefunden, in dem Kommerzialrat Palmas am 9.
    November entführt worden ist.
    Der orangefarbene VW-Transporter war seit Wochen in Wien geparkt.
    Fingerabdrücke oder sonstige Spuren, die auf die Entführer hindeuten könnten, wurden nicht entdeckt.
    Nahe Osten.
    Der amerikanische Präsident Carter beginnt heute einen Besuch in der saudi-arabischen Hauptstadt Riyadh.
    König Khalid nimmt eine wichtige Schlüsselposition im Nahostkonflikt ein.
    Morgen wird Carter in Assuan mit dem ägyptischen Präsidenten Sadat zusammentreffen.
    Sadat hat Carter vorgeworfen, durch seine negative Haltung in der Frage eines unabhängigen Palästinenserstaates
    die Nahostverhandlungen zu erschweren.
    König Hussein hat zum Abschluss seines Besuchs in Teheran, wo er mit Katar zusammengetroffen ist, Israel der Unnachgiebigkeit beschuldigt.
    Der israelische Ministerpräsident Begin hat in einer Botschaft an Katar betont, dass Israel zu keinen weiteren Konzessionen in der Palästina-Frage bereit sei.
    Die bevorstehenden israelisch-ägyptischen Verhandlungen stehen heute auf der Tagesordnung der Sondersitzung der israelischen Regierung.
    In Bagdad beginnt heute eine zweite Konferenz der Staaten der sogenannten Ablehnungsfront, die gegen die Nahostinitiative des ägyptischen Präsidenten Sadat eintreten.
    Zum Abschluss noch ein Programmhinweis auf die Sendung der Wirtschaftskompass heute Abend um 20 Uhr im Programm Österreich 1.
    Eines der vielen interessanten Themen, wenn wir an der Regierung wehren, das Wirtschaftskonzept der ÖVP.
    Der Wirtschaftskompass, 20 Uhr, Programm Österreich 1.
    Mit diesem Hinweis möchte ich mich von Ihnen verabschieden.
    Das war das Mittagsjournal im Namen von Redaktion und Technik.
    Sagt Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.01.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.01.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zukunftsforscher Prof. Jungk warnt vor gesellschaftspolitischen Auswirkungen im Zusammenhang mit Atomkraftwerken
    Interview: Prof. Jungk
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung] , Jungk, Robert [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Probleme bei Stilllegung von Kernkraftwerken
    Interview: Direktor Christian Held (KKWP)
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Held, Christian [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Fall Palmers: Orangefarbenes Entführungsauto gefunden
    Mitwirkende: Schallgruber, Georg [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bilanz des Carter-Besuches in Indien
    Mitwirkende: Werbke, Hans Joachim [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Carter in Saudi-Arabien und Ägypten - Analyse des Nahostkonfliktes
    Mitwirkende: Behrens, Erwin [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sondersitzung des israelischen Kabinetts über Carters Nahostplan
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.03 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lovro von Matacic dirigiert Bruckner im Musikverein
    Interview: Lovro von Matacic, Musikausschnitt Bruckner 9. Symphonie
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Matačić, Lovro von [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.03 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Musikverein [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.01.03
    Spieldauer 00:59:52
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Kerbler, Michael [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.01.03 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780103_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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