Mittagsjournal 1978.01.26

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    Guten Tag, verehrte Damen und Herren.
    Bei 60 Minuten Mittagsinformation begrüßt Sie Adolf Poindl im Namen von Redaktion und Technik.
    Das Thema Energie beherrscht weiterhin das politische Geschehen und das nicht allein in Österreich.
    Wir hören nach den Nachrichten aus Brüssel das Resultat einer mehrtägigen Diskussion bei den europäischen Gemeinschaften über die verschiedenen Energiequellen und über die Möglichkeiten ihrer Verwertung.
    Auch in den österreichischen Zeitungen wird diese Frage weiterhin heftig diskutiert.
    Wir bringen wieder einige Auszüge aus den Kommentaren.
    Dazu kommen aus dem Inland Beiträge über die heutige Sicherheitskonferenz in Wien und über den Beginn der Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden.
    Korrespondenten melden sich dann aus Stockholm zur Möglichkeit einer Trennung von Kirche und Staat in Schweden und aus Brüssel mit einem Beitrag über eine europaweite Aktion gegen das Rauchen.
    Die heutigen Themen der Kulturredaktion sind schließlich
    vor Josefstadt-Premiere des Horvath-Stückes Glaube, Liebe, Hoffnung und Verleihung der österreichischen Würdigungspreise für Literatur und bildende Kunst.
    Zuerst aber zurück zu den aktuellen Ereignissen in der Politik, zu den Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist jetzt Henry Goldhahn und gesprochen werden die Meldungen von Roland Knie.
    Innenminister Lanz und der Wiener Bürgermeister Graz haben für heute gemeinsam eine Sicherheitskonferenz ins Wiener Rathaus einberufen.
    Die Konferenz befasst sich mit dem Ergebnis der bisherigen Bemühungen um eine weitere Verbesserung der Sicherheitsverhältnisse und mit künftigen Maßnahmen zur Erreichung dieses Zieles.
    An den Besprechungen nehmen unter anderem die Mitglieder der Wiener Landesregierung und des Stadtsenates, Vertreter der Parlamentsfraktionen, der zuständigen Stellen des Bundes und der Stadt Wien, sowie der großen Interessensvertretungen und anderer Institutionen teil, die sich mit Sicherheitsfragen befassen.
    Der Bundesrat hat heute Vormittag seine erste Sitzung in diesem Jahr abgehalten.
    Den Vorsitz führte Turnus gemäß sein Vertreter des Burgenlandes, der Sozialist Medel.
    Da nach der Geschäftsordnung der Vorsitzende nicht stimmberechtigt ist, ergibt sich angesichts der Mandatsverteilung von 29 zu 29 in diesem Halbjahr bei den Abstimmungen eine Mehrheit der Volkspartei.
    In seiner Antrittsrede sprach Medl die Hoffnung aus, dass er zwischen den Fraktionen eine parlamentarisch tragfähige Brücke errichten könne.
    Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung standen nur drei Gesetzesbeschlüsse.
    Sie betreffen die Förderung staatsbürgerlicher Bildungsarbeit im Bereich der politischen Parteien, die technischen Studieneinrichtungen und das Kunsthochschulorganisationsgesetz.
    Alle drei Gesetzesbeschlüsse blieben unbeeinsprucht.
    Der Vorsitzende der jungen Generation in der SPÖ, Koneczny, richtet heute in der sozialistischen Korrespondenz an die ÖVP die Frage, ob sie der, wie er sich ausdrückte, kritiklosen und alle Sicherheitsaspekte ignorierenden Begeisterung für Kernkraftwerke in ihren Programmen abgeschworen habe.
    Da diese Konzepte von der ÖVP, soweit öffentliche Informationen vorliegen, niemals aufgehoben worden seien, wäre es gleichermaßen interessant zu erfahren, ob ÖVP-Konzepte nach etwa zwölf Monaten automatisch als gegenstandslos anzusehen sind, meint Connett Schnee.
    Die Bundeswirtschaftskammer und der amtsführende Präsident des Niederösterreichischen Landesschulrates, Sark Bauer, nehmen heute in Presse Aussendungen zu Problemen der Schulferienstellung.
    Die Bundeskammer stellt fest, die derzeitigen Bestrebungen für eine Staffelung der Schulferien kämen einer mehr als 10-jährigen Forderung der fremden Verkehrswirtschaft sehr entgegen.
    Dadurch, dass sich die Urlaube in zunehmendem Maße immer mehr auf die Zeit von Anfang Juli bis etwa Mitte August konzentrierten, ergebe sich eine Verkürzung und gleichzeitig eine schlechte Auslastung der Sommersaison.
    Landesschulratspräsident Sackbauer erklärte, weil die zweite Juni-Hälfte erfahrungsgemäß die größten Hitzewerte bringe, sollte das Schuljahr bereits Mitte Juni enden.
    Dann könnte das neue Schuljahr schon Anfang August beginnen und dieses Semester unmittelbar bis vor die Weihnachtsfeiertage dauern.
    Die Semesterferien werden gleich an den Weihnachtsurlaub anzuhängen.
    Im vergangenen Jahr mussten jene Firmen, deren Geschäft vor allem auf den Export ausgerichtet ist, durch die Abwertungen ausländischer Währungen Ertragseinbußen von nahezu 4,5 Milliarden Schilling hinnehmen.
    Wie der Experte der Industriellen Vereinigung für Handelsfragen, Weber, dazu in einem Artikel der Zeitschrift Die Industrie, feststellt, haben sich die Währungsrelationen von Jänner des vergangenen Jahres bis Jänner 1978 im Durchschnitt um zwei Siebenzehntel Prozent zu Ungunsten Österreichs verändert.
    Dieser scheinbar geringe Unterschied, stellt Weber fest, habe sich bei einem Exportvolumen von etwa 160 Milliarden Shilling 1977 in einem Ertragsdefizit von 4,5 Milliarden Shilling ausgewirkt.
    In diesem Zusammenhang betont die Industriellenvereinigung, es sei höchste Zeit, der geänderten Situation auf den internationalen Märkten durch eine wirkungsvolle Exportförderungspolitik Rechnung zu tragen.
    Niederlande
    Ein Gericht in Den Haag hat heute die Auslieferung der beiden deutschen Terroristen Christoph Wackernagel und Gerd Schneider an die Bundesrepublik Deutschland für zulässig erklärt.
    Die endgültige Entscheidung muss der Justizminister treffen.
    Das Gericht sprach den beiden im November nach einer Schießerei mit Polizisten in Amsterdam festgenommenen Extremisten eine politische Motivation ihrer Taten ab.
    Bereits gestern hat ein Gericht in Maastricht die Auslieferung des Terroristen Knut Volkerts freigegeben.
    Volkerts bekennt sich ebenso wie Wackernagel und Schneider zur Mitgliedschaft in der Routen Armee Fraktion.
    Frankreich.
    Nach Pariser Presseberichten sind angeblich bereits Kontakte zwischen der Familie des am Montag entführten belgischen Großindustriellen Ampin und den Entführern im Gang.
    Dagegen erklärte die Polizei, in der Affäre gebe es keine neuen Entwicklungen.
    Ungeklärt ist in erster Linie das Motiv der Verbrecher.
    Zuletzt haben sich sowohl gewöhnliche Kriminelle als auch Terroristen zu der Tat bekannt und angekündigt, in kürze Beweise dafür vorzulegen, dass sie Ampin in ihrer Gewalt hätten.
    Während die eine Seite ein Lösegeld in Höhe von etwa 50 Millionen Schilling für die Freilassung des Industriellen forderte, verlangte eine sogenannte Proletarische Revolutionäre Front die Enthaftung des Bader-Meinhof-Anwaltes Croissant und der Terroristen Irmgard Möller und Rolf Pohle.
    Italien.
    Aus Rom und aus Mailand werden neue Sprengstoffanschläge gemeldet.
    In einem Fuhrort der italienischen Hauptstadt wurden heute Vormittag zehn Autobusse eines Transportunternehmens durch Brandlegung schwer beschädigt.
    Nach Angaben der Polizei haben sich Neofaschisten zu dem Anschlag bekannt.
    Ein anonymer Anrufer erklärte gegenüber der Mailander Zeitung Corriere della Sera, das Attentat sei als Vergeltung für den Tod dreier Rechtsradikaler gedacht, die Anfang dieses Monats bei Unruhen in Rom ums Leben gekommen sind.
    In Mailand detonierten vor einer Polizeiwache zwei Bomben.
    Verletzt wurde niemand, es erstand jedoch erheblicher Sachschaden.
    Kanada, Schweden, Japan.
    Der kanadische Verteidigungsminister D'Anson hat im Zusammenhang mit dem Absturz seines sowjetischen Spionagesatelliten über Nordkanada die mangelnde Information durch die Sowjetunion und durch die Vereinigten Staaten kritisiert.
    D'Anson äußerte sich beunruhigt darüber, dass bisher keine Überreste des Flugkörpers, an dessen Bord sich ein Atomgenerator befand, gefunden werden konnten.
    Nach Angaben des Verteidigungsministers steht die Antwort der UdSSR auf eine Protestnote noch aus.
    Die Regierung in Ottawa hat den sowjetischen Behörden vor allem vorgeworfen, sie nicht von dem möglichen Eintritt des Satelliten in die Erdatmosphäre über Kanada unterrichtet zu haben.
    Einen demarschähnlichen Inhalt richtete auch die schwedische Regierung an die Sowjetunion.
    Der Satellit hat auch den Luftraum dieses Landes regelmäßig überflogen.
    Die Regierung in Tokio will internationale Konsultationen über die Vermeidung von Unfällen in der internationalen Raumfahrt anregen.
    Unter anderem wird Japan diese Frage in zwei Unterausschüssen der Vereinten Nationen zur Sprache bringen.
    Israel Ministerpräsident Begin hält nach eigenen Angaben eine Wiederaufnahme der Gespräche der ägyptisch-israelischen Militärkommission in Kairo in der kommenden Woche für möglich.
    Als Hauptthema der Verhandlungen bezeichnet Begin in einem heute von der Zeitung Haaretz veröffentlichten Interview die Entmilitarisierung der Halbinsel Sinai.
    Begin betont, Israel werde darauf bestehen, dass der ägyptische Präsident Sadat sein anlässlich seines Besuches in Jerusalem gegebenes Versprechen hält, den größten Teil der Halbinsel zu entmilitarisieren.
    Selbst einige ägyptische Kommandos in der Nähe der Grenze würden bereits eine Gefahr für Israel darstellen, meint Begin.
    Südafrika.
    Ministerpräsident Forster hat sein aus 18 Mitgliedern bestehendes Kabinett umgebildet.
    Unter anderem wurde das sogenannte Bantu-Ministerium, das praktisch das gesamte Leben der 19 Millionen schwarzen Südafrikaner kontrolliert und regelt, in zwei Ressorts aufgeteilt.
    Das Wort Bantu wurde aus dem Namen der beiden neuen Ministerien gestrichen.
    Darüber hinaus kündigte Forster zahlreiche Verbesserungen im Erziehungswesen der schwarzen Bevölkerung an.
    Die Maßnahme gilt als versöhnliche Geste gegenüber den Schwarzen.
    Das Wort Bantu wird vom Großteil der schwarzen Bevölkerung als gleichbedeutend mit der Apartheid, der strikten Rassentrennungspolitik, verstanden.
    Soweit die Meldungen.
    Nun der Wetterbericht.
    In Österreich überwiegt noch schwacher Hochdruckeinfluss.
    Eine weitere Störungszone hat Westeuropa erreicht.
    Sie wird in der Folge auch unser Bundesgebiet beeinflussen.
    Ihre Wetterwirksamkeit ist jedoch nicht sehr intensiv.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Veränderliche Bewölkung, anfangs gebietsweise auch heiter.
    Im Westen und am Nordrand von Gebirgen örtlich geringer Schneefall.
    Im späteren Verlauf des Tages Verdichtung der Bewölkung.
    In der kommenden Nacht Durchzug der Störung mit Niederschlägen in tiefen Lagen, Teil Schnee, Teils Regen.
    Mäßiger in freien Lagen lebhafter Westwind.
    Nachmittagstemperaturen im Süden minus 2 bis plus 3 Grad, sonst plus 2 bis 6 Grad.
    Tiefste Temperaturen in der kommenden Nacht im Süden minus 8 bis minus 3, sonst minus 2 bis plus 3 Grad.
    Die Prognose für morgen.
    Anfangs meist stark bewölkt und vor allem im Norden noch Niederschläge.
    Schneefallgrenze in Talnähe.
    Im weiteren Verlauf bereits wieder Auflockerung der Bewölkung.
    Mäßiger in freien Lagen anhaltend lebhafter West- bis Nordwestwind.
    Tageshöchsttemperaturen morgen minus 2 bis plus 5 Grad.
    Das Wetter in den Landeshauptstädten heute um 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 5°, Westwind 30 kmh.
    Eisenstadt stark bewölkt, 6°.
    Linz stark bewölkt, 3°, Westwind 20 kmh.
    Salzburg, heiter, 4°, Südwest 15 kmh.
    Innsbruck stark bewölkt, 0°, Westwind 5 kmh.
    Bregenz bedeckt, Schneefall 1°, Windstille.
    Graz heiter, minus 1°, Windstille.
    Und Klagenfurt bedeckt, minus 3°, ebenfalls Windstille.
    Es war gerade 12.12 Uhr.
    Wir beginnen mit der ausführlicheren Berichterstattung und das Schlagwort für den ersten Beitrag heißt Energie.
    Dazu ein paar Worte zur wirtschaftspolitischen Bedeutung, zu den Verstrickungen, den Schwierigkeiten.
    Wenn der Lebensstandard der Menschen steigt, weil sie mehr verdienen, dann wird die Arbeitskraft für die Industrie teurer.
    Dann muss die Industrie die teurer gewordenen menschlichen Arbeitskräfte durch Maschinen ersetzen.
    Die aber verbrauchen Energie.
    Und je mehr Maschinen eine hochentwickelte Wirtschaft einsetzt, umso mehr Energie verbraucht sie.
    Und darum ist billige Energie für jede Industrienation, also auch für Österreich, von grundlegender Bedeutung.
    Hier liegt auch die Ursache für die Energiekrise 1973 und für alle Kernkraftwerksdebatten, die derzeit in der westlichen Welt geführt werden.
    Billige Energie bedeutet Konkurrenzfähigkeit und es ist nur die Frage, wie kann man diese Energie beschaffen, ohne der Umwelt mehr Schaden zuzufügen als erträglich.
    In dieser Beziehung ist sicherlich die Wasserkraft das Beste, aber nicht jeder Staat hat sie.
    Und nicht in jedem Staat gibt es noch Reserven an Wasserkraft.
    Sonnenenergie?
    Eine Frage der Zukunft vielleicht.
    Kernenergie?
    Umstritten.
    Und elektrischer Strom aus Kohle und Öl?
    Umweltverschmutzend.
    Die Wahl zwischen diesen Alternativen fällt allen schwer.
    Auch den europäischen Gemeinschaften, die seit Beginn dieser Woche in Brüssel Energiequellen und ihr Für und Wider untersucht haben.
    Hans-Peter Ott.
    Der für die Gestaltung einer gemeinschaftlichen Energiepolitik der Europäischen Gemeinschaft zuständige deutsche EG-Kommissar Guido Brunner will sich des Vorwurfs entledigen, an den Kernenergiegegnern vorbei den Ausbau der friedlichen Nutzung der Atomkraft durchsetzen zu wollen.
    In einer zweiteiligen öffentlichen Anhörung soll denjenigen, die Kernreaktoren ablehnen, verdeutlicht werden, dass Westeuropa bei der Energieversorgung der Zukunft auf diese Energieart nicht verzichten kann.
    Nachdem beim ersten Teil im Dezember mehr Kernkraftbefürworter zu Wort gekommen waren, was Umweltschützervereinigungen dem deutschen Kommissar schwer ankreideten, hat man diesmal mehr Kritiker geladen.
    Diese haben nun, aus ihrer Sicht gerade rechtzeitig, neue Munition für ihren Feldzug erhalten.
    Der Absturz eines sowjetischen Militärsatelliten über Kanada, der eine nukleare Energieversorgungsanlage an Bord hatte, und die Aufdeckung einer Panne in einem belgischen Kernkraftwerk in Tionge zwischen Lüttich und Namur werden von den Gegnern als neue Beweise aufgeführt, dass es eben keine hundertprozentige Sicherheit gibt.
    dass bei diesen beiden Vorfällen nach Aussagen kompetenter Wissenschaftler keinerlei Gefahren für Menschen und Umwelt entstanden sind, sehen die Kernkraftgegner nicht als ausreichenden Gegenbeweis an.
    Der als Atomgegner bekannte Futurologe Robert Jung, als Schriftsteller aus Salzburg angekündigt, sagte hier, die Einführung der Kernenergie müsse unvermeidlich zu Sicherheitsmaßnahmen führen, die mindestens einen Teil der bürgerlichen und gewerkschaftlichen Rechte aufheben.
    Politiker und Bürger in Europa müssten sich kritisch die Frage stellen, ob man es riskieren kann, in diesem dicht besiedelten Kontinent eine Industrie anzusiedeln, die besonders empfindlich für soziale Erschütterungen sein muss, weil sie nicht nur zur Erzeugung von Energie, sondern auch zur Herstellung von Waffen dienen kann, zudem auch von terroristischen Gruppen zu Erpressungszwecken missbraucht werden könnte.
    Robert Jung prangerte unter anderem auch an, dass zum Beispiel in der Bundesrepublik Deutschland und in Frankreich die Methode Einreise Kernkraftgegner zu observieren, das heißt heimlich zu fotografieren, zahlreiche Personaldaten von ihnen aufzunehmen, das sei eine starke Bedrohung der Freiheit.
    Des Weiteren meinte Jung, man könne noch so viele Sicherheitsmaßnahmen beim Betrieb von Kernreaktoren vornehmen, es gebe immer Möglichkeiten, solche Maßnahmen zu umgehen.
    Sein Fazit, in einer Epoche politischer und gesellschaftlicher Spannungen müsste auf Kernkraft verzichtet werden.
    Bei derart geballter Ladung gegen die Nutzung der Atomkraft hatten es die Befürworter hier nicht leicht.
    Ein flammendes Plädoyer für diese Energieform hielt, wie nicht anders zu erwarten, der jetzt in Kalifornien lebende Vater der Wasserstoffbombe, Edward Teller.
    Er unterstrich, man müsse alle Energiearten, ob herkömmliche oder völlig neue, sinnvoll nutzen.
    Für ihn liegt die Bedrohung der Menschheit viel stärker darin, dass die industrialisierten Länder die Entwicklungsländer vernachlässigen, dass die Reichen nicht sehen wollen, dass drei Viertel der jetzt vier Milliarden Erdenbewohner ein unzureichendes Dasein führen.
    Als Verteidiger der Kernenergie trat auch der belgische Professor Robert van den Damme auf.
    Er ist Direktor der Gesellschaften Elektrobel und Intercom, die den belgischen Kernreaktor in Tyange betreiben.
    Dort war es am 13.
    Januar beim Auswechseln von Brennstoff zu einer Panne gekommen.
    Van den Damme beteuerte, es sei mit absoluter Sicherheit keinerlei Schaden für Menschen und Umwelt entstanden.
    Die äußerst gründlich untersuchten Arbeiter seien nur einer ganz minimalen, weit unter dem zulässigen Grenzwert gelegenen radioaktiven Strahlung ausgesetzt gewesen.
    Jeder Versuch, diesen Vorfall zu dramatisieren, sei unzulässig.
    Der belgische Innenminister hat freilich inzwischen doch sein Missfallen ausgedrückt.
    Er erwägt Maßnahmen gegen die Direktion dieses belgischen Kernkraftwerks, weil sie den Vorfall verschweigen wollte und erst nach der Initiative einer Umweltschutzvereinigung die Panne eingestand und auch die Regierung informierte.
    Dem Leiter dieser Anhörung, dem EG-Kommissar Guido Brunner, dürfte heute Nachmittag eine Synthese schwerfallen.
    Atomenergiegegner und Befürworter sind drei Tage lang wieder hart aufeinandergeprallt.
    Ihre Argumente auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, erscheint unmöglich.
    So ist auch zweifelhaft, ob diese öffentliche Anhörung als Entscheidungshilfe für den EG-Ministerrat dienen kann, der im März über die Fortsetzung des Kernenergieprogramms der neuen EG-Mitgliedstaaten beschließen will.
    Hans Peter Hoth schilderte aus Brüssel das bisherige Resultat, das relativ magere Ergebnis der Energiedebatte bei den europäischen Gemeinschaften.
    Für die österreichischen Zeitungen ist das Thema Kernkraft, ja oder nein, weiterhin eines der wichtigsten.
    Einen grundsätzlichen Kommentar über das Thema Kernenergie, ja oder nein, findet man heute im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Nach Meinung des Autors Günther Fehlinger geht die derzeit so heftig geführte Diskussion um eventuelle gesundheitliche Schäden durch Betrieb oder Müllablagerung des Kernkraftwerkes eigentlich am Kernpunkt vorbei.
    Bis heute ist es noch keinem Staat gelungen, den Zusammenhang zwischen Energieverbrauch und Wirtschaftswachstum zu durchbrechen.
    Bis heute hängt das Florieren einer Volkswirtschaft davon ab, wie viel Energie sie einsetzen kann, um damit Produkte zu erzeugen, die im In- und Ausland gekauft werden.
    Wobei es weitgehend egal ist, aus welchen Quellen die Energie stammt.
    Vehlinger vertritt im neuen Volksblatt im Übrigen die Meinung, dass die Gegner von Atomstrom auch gegen alle anderen möglichen Energieproduzenten eingestellt seien.
    Die Diskussion lässt sich daher auf die Alternative reduzieren.
    Wohlstand für alle mit Ausnützung aller Energiequellen oder
    Ausschöpfung der uns zur Verfügung stehenden Reserven."
    Soweit das ÖVP-Organ.
    Im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt beschäftigt sich Walter Kunz in einem Kommentar unter dem Titel Der doppelte Maurer mit der Position des niederösterreichischen Landeshauptmannes.
    Kunz geht davon aus, dass Maurer einerseits Haftungsübernahmen für das Kernkraftwerk in Zwentendorf und das mögliche zweite Werk in St.
    Pantaleon zugestimmt,
    außerdem die Anlieferung der Brennstäbe genehmigt habe, jetzt aber gegen Zwentendorf Stellung nehme.
    Man liest.
    Mit kaum mehr zu überbietender Kaltschneuzigkeit verlangt Maurer also die Haftung für Gelder, die Projekten zufließen sollen, gegen die er in der Öffentlichkeit mit aller Vehemenz auftritt.
    Angeblich im Namen der Sicherheit und des Schicksals künftiger Generationen.
    Ekelerregend, kann man dazu nur sagen.
    So handeln Spitzenpolitiker einer Partei, die den Anspruch erhebt, nach den nächsten Wahlen unseren Staat zu regieren.
    Das war die Meinung einer sozialistischen Zeitung.
    Im freiheitlichen Zentralorgan Neue Freiheit Zeitung schließlich wird die Kritik auf beide Großparteien ziemlich gleichmäßig verteilt.
    Zur Situation der ÖVP geht Kurt Pieringer von einigen Stellungnahmen der Volkspartei in den vergangenen Jahren pro Zwentendorf aus, wie etwa dem Plan 1 zur Lebensqualität, den zustimmenden Stellungnahmen zur Finanzierung des Kernkraftwerkes oder Maurers Interesse an einem Bau des Werkes in Niederösterreich.
    Bei so viel einschlägiger Vorbelastung ist der Mut der ÖVP zu ihrer plötzlichen Anti-Atom-Gesinnung geradezu halsbrecherisch.
    Halsbrecherisch im Sinne des freiwilligen Verzichts auf den letzten Rest politischer Glaubwürdigkeit.
    Die Regierungspartei hat ihrerseits alles getan, um ihre Entscheidungsunfähigkeit in der Kernenergiefrage zu dokumentieren.
    Mit dem verklausulierten Ja zu Zwentendorf will sie sich bis zuletzt einen Rückzugsweg offenhalten, obwohl sie die Weichen längst in Richtung Inbetriebnahme gestellt hat.
    Durch ihren einseitig gehaltenen Kernenergiebericht und zuletzt noch drastischer durch die Lieferung der Brennstäbe.
    Soweit also Meinungen von drei Parteizeitungen zum Thema Atom.
    Nun noch kurz zur gestrigen Enquete der Bundesregierung Kampf der Armut.
    Josef Laschober notiert in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Wenn sich nun eine Enquete des Sozialministeriums mit der Armut befasste, dann bestätigt das nur klipp und klar, dass es bislang misslungen ist, die Probleme wirklich zu bewältigen.
    Das soll nicht heißen, dass überhaupt totales Versagen vorliegt.
    Allerdings kann nichts darüber hinwegtäuschen, dass unter der gepriesenen Wohlfahrts-Tuchend noch manches steckt, was nach Abhilfe schreit.
    Und die kommunistische Volksstimme meint dazu?
    Betrachtet man die Verteilung des Volkseinkommens, so muss man feststellen, dass auch und gerade in der Ära Kreisky eine Umverteilung zugunsten der Reichen und Superreichen stattgefunden hat.
    Demzufolge ist gerade jene Schichte der Bevölkerung, die alle Werte geschaffen hat, die Arbeiterschaft, nämlich relativ ärmer geworden.
    Und abschließend noch der Kommentar aus der Tageszeitung Die Presse.
    Der Kampf gegen die Armut muss stets, muss jederzeit, muss in aller Zukunft, muss gegen einen sich stets wandelnden Gegner gekämpft werden.
    Der perfekte Sozialstaat hat mit seiner Umverteilungspolitik sogar einen erheblichen Teil der Armut 1978 auf dem Gewissen.
    Denn der einzelne glaubt durch seine Steuer- und Sozialleistungen der moralischen Mitverantwortung enthoben zu sein.
    Ist er aber nicht.
    Wir alle müssten täglich gegen die Armut kämpfen, auch wenn die Regierung täglich behaupten sollte, sie gewinne diesen Kampf.
    Das also waren Auszüge aus Kommentaren österreichischer Zeitungen.
    Ausgewählt hat sie Wilfried Seifert.
    im Brennpunkt.
    Armut im Wohlfahrtsstaat.
    Armut ist individueller geworden.
    Sie hat eine neue Dimension jenseits des nur Materiellen bekommen.
    Die Dimension der Isolierung inmitten der Satten.
    Ich habe eine kleine Wirtschaft und zwei Kinder.
    Mein Vater ist 1976 gestorben.
    Ich stehe jetzt alleine.
    Ich bin krank.
    Ich habe so eine kleine Rente, eine Mindestrente.
    Von dem kann ich nicht leben.
    Ich warte schon 76 Jahre auf Gleichzulage und bis jetzt habe ich noch nichts bekommen.
    Wie soll ich jetzt weiterleben?
    Armut in Österreich, heute Abend im Brennpunkt, 21.15 Uhr, Programm Österreich 1.
    Und dazu noch ein Hinweis, am 23.
    Februar wird die Sendung im Brennpunkt zum 400.
    Mal ausgestrahlt.
    Grund genug, einmal die Hörerinnen und Hörer zu fragen, was sie von dieser Sendung halten, welchen Themen sie den Vorzug geben, was sie zur Gestaltung und Präsentation zu sagen haben und vor allem, was ihrer Meinung nach zu verbessern wäre.
    Bitte schreiben Sie uns.
    Schreiben Sie an die Abteilung aktueller Dienst und Zeitgeschehen, Redaktion im Brennpunkt, Argentinierstraße 30A, 1041 Wien.
    Neben der Kernkraftwerksdebatte ist es vor allem das Thema innere Sicherheit, das immer wieder für emotionsgeladenen innenpolitischen Diskussionsstoff sorgt.
    Dass dieses Thema auch im bevorstehenden Landtagswahlkampf in der Bundeshauptstadt eine große Rolle spielen dürfte, zeigte sich heute Vormittag im Wiener Rathaus.
    Dort veranstaltete die Wiener SPÖ nämlich eine Sicherheits-Enquete, an der neben Innenminister Lanz, Bürgermeister Graz und Vertretern der Wiener Stadtverwaltung auch Nationalratsabgeordnete und Delegierte verschiedener Interessenvertretungen teilnahmen.
    Zweifellos bildeten lokale Wiener Aspekte den Schwerpunkt der Referate.
    Aber Innenminister Lanz nützte die Gelegenheit, um vor diesem Forum zum Problemkreis Terrorismus Stellung zu nehmen.
    Leopold Esterle berichtet.
    Terrorismus als neue gefährliche Bedrohungsform auch der Menschen in Österreich.
    Die Massenmedien als die Bühne, die sich dem Agitator biete, gleichzeitig Rückgang der eigentlichen, der kriminellen Delikte in unserem Land.
    Das waren die Schwerpunkte der heutigen Rede des Innenministers vor der Wiener Sicherheitskonferenz.
    Zuerst zum Grundsätzlichen.
    Dem Terroristen gehe es nicht nach äußerlicher Erweiterung eines absteckbaren Machtbereiches.
    Ihm gehe es darum, sagte Lanz, einen Zustand der Angst, der Nervosität und der Hysterie zu erzeugen, die die Gemeinschaft dazu bringen soll, das zu tun, was der Terrorist aufgrund seiner Schwäche nicht unmittelbar erreichen kann.
    Terrorismus sei daher die auf das Äußerste zugespitzte Form psychologischer Kriegsführung.
    Lanz zitierte den Anarchismus Bakunins ebenso wie den italienischen Anarchisten Caffiero.
    Terrorismus aller Kategorien sei historisch, sagte Lanz, der die Umtriebe des Ku Klux Klan im amerikanischen Süden ebenso streifte wie den Irgun-Zwei-Läume-Anschlag auf das King-David-Hotel in Jerusalem unter Menachem Begin, dem derzeitigen Regierungschef Israels.
    Es folgten, auf österreichische Verhältnisse Bezug nehmend, der Opec-Überfall, die Geiselnahme von Machek und die jüngste Palmas-Entführung.
    Zusammenfassend, Lanz, Terrorismus sei der Angriff kleiner Gruppen mit dem Ziel, die Köpfe der Menschen zu beeinflussen.
    Lanz zur Konsequenz.
    Wenn Terrorismus die extremste Form psychologischer Kriegsführung ist, dann bleibt gelassenes Selbstbewusstsein der Demokratie
    die allerbeste Voraussetzung der Überwindung der terroristischen Aggression.
    Die Bühne dieser Aggression, dieses Terrorismus, diese Bühne bildeten die Massenmedien, die durch ihre gestraffte Form zwangsläufig nur die ungewöhnlichen Einzelheiten erwähnen und zeigen können.
    Untersuchungen der letzten Jahre hätten nachgewiesen, dass das tägliche Nachrichtenangebot der Agenturen, das an sich schon eine Auswahl sei, von den Zeitungsredaktionen nur zu einem geringen Prozentsatz verwertet würde.
    Im Fernsehen werde dieser geringe Prozentsatz noch einmal unbarmherzig zusammengepresst.
    Das Leben der Welt werde auf einige Auffälligkeiten zusammengestrichen, die Zeit werde ausgemustert, meinte der Innenminister.
    Das Ausgewählte aber verneine alles andere.
    Dem Terroristen sei so eine Bühne bereitet.
    Lanz?
    Der heutige junge Intellektuelle aus sogenanntem moralisch einwandfreiem Bürgerhaus ist über die mangelnde Moral in der Gesellschaft besser informiert.
    als früher die Publizität des Abgründigen in der Gesellschaft erschreckt ihn.
    Gleichzeitig ist die Summe der zum Verständnis gesellschaftspolitischen Entscheidungen notwendigen Informationen so angewachsen, dass sie trotz neuer Medien kaum mehr vermittelt oder selbst im vermittelbaren Ausmaß vom Bürger kaum mehr aufgenommen werden können.
    Trifft die daraus resultierende Frustration auf Resignation, drückt sich das in einer Abnahme des Engagements des einzelnen Bürgers in seiner gesellschaftlichen Aktivität aus.
    Trifft diese Frustration hingegen auf die Aktivität der Jugend,
    ist tiefe Enttäuschung unausbleiblich."
    Dann kam Lanz auf die allgemeine Sicherheit des österreichischen Bürgers zu sprechen und betonte positive Aspekte.
    Er verwies auf das nachweisliche Absinken der Gesamtzahl der Verbrechen in Österreich von 1975 bis 1976 um 6%.
    Lanz verwies auf das Absinken der Verbrechen gegen Leib und Leben um 25% und auf das generelle Absinken der Suchtgiftdelikte.
    Auch im Jahre 1977 lässt sich gegenüber dem Vorjahr in der Gesamtzahl der Verbrechen in Österreich eine deutliche Abnahme registrieren.
    Doch ist im Gegensatz zum Vorjahr in diesem Vergleichszeitraum auch bei den Vergehen, die ja anzahlmäßig viel größer sind, eine leichte Abnahme festzustellen.
    Ebenso günstig wie die Kriminalität entwickelte sich 1977 auch die Aufklärungstätigkeit und der Aufklärungserfolg, also die Aufklärungsquote.
    Diese Aufklärungsquote habe 1975 noch bei 35 Prozent gelegen.
    Nach neuesten Erkenntnissen des Jahres 1977 sei sie aber bereits auf 50 Prozent angestiegen.
    Soweit die Rede des Innenministers vor der heutigen Wiener Sicherheitskonferenz.
    Unbestritten blieb auch im Saal, dass gerade das Sicherheitsgefühl eine äußerst subjektive Angelegenheit sei.
    Wie gesagt, die Konferenz ist noch im Gange.
    Ich gebe aber zurück zum Studio des Mittagsschonals.
    Sicherheit in Österreich, Sicherheit in Wien.
    Den Beitrag aus dem Wiener Rathaus hat Leopold Esterle gestaltet.
    Es ist jetzt gleich 12.31 Uhr, eine Minute nach halb eins.
    Wir wechseln wieder ins Ausland.
    In Schweden ist die Trennung von Kirche und Staat bereits seit längerem in Gespräch.
    Nun nimmt eine parlamentarische Lösung dieser heiklen Frage Gestalt an.
    Die evangelisch-lutherische Kirche von Schweden wird nach vier Jahrhunderten möglicherweise nun ihre Stellung als Staatskirche verlieren.
    Ein Parlamentsausschuss hat in jahrelanger Arbeit einen Bericht fertiggestellt, der der Regierung die Möglichkeit gäbe, hier ein Gesetz im Reichstag in Stockholm einzubringen.
    Nach den Vorstellungen dieses Ausschusses soll die Kirche die meisten ihrer Rechte und Privilegien sowie ihr gesamtes Vermögen behalten.
    Aus der staatlichen Kirchensteuer, in Schweden ist das ein Prozent des steuerpflichtigen Einkommens, soll eine Kirchenabgabe werden, eingehoben vom Finanzamt.
    Weitere Einzelheiten dieser geplanten Trennung von Kirche und Staat in Schweden, jetzt von Günter Graffenberger aus Stockholm.
    Seit Gustav Vasa mit dem Reichstag von Westeros 1527, also vor 450 Jahren, den schwedischen Kirchen das Rückgrat brach und die mächtige protestantische Kirche als Staatskirche an die Kandare nahm, seither hat sie, übertrieben formuliert, sich mehr oder minder zum Einwohnermeldeamt Herb entwickelt.
    Bischöfe und Pfarrer sind Staatsangestellte, werden vom Staat bezahlt, die polizeiliche Anmeldung erfolgt bei den Pfarrereien und sie regeln auch die Form der Beerdigung.
    Nun soll dies anders werden und in Schweden findet zur Zeit eine lebhafte Debatte über die Trennung von Staat und Kirche und ebenso über die Frage, weibliche Pfarrer, ja oder nein, statt.
    Weibliche Pfarrer sind rein rechtlich bereits seit Jahren zugelassen und 5% aller Pfarrer oder 250 insgesamt sind weiblichen Geschlechtes.
    Bisher jedoch können männliche Pfarrer sogenannte Gewissensgründe vorbringen, ihren Amtsdienst zu verweigern, wenn daran auch weibliche Pfarrer teilnehmen.
    Um diese Frage wird gegenwärtig in einer Bischofskonferenz in Stockholm gerungen und allem Anschein nach endet sie damit, dass kein Bischof mehr geweiht wird, wenn er sich weigert, einen weiblichen Pfarrer als Glaubensbruder und gleichberechtigt anzuerkennen.
    Was nun die Trennung Stadtkirche anbetrifft, so hat eine staatliche Kommission nach 20-jähriger Vorarbeit empfohlen, wie dies bewerkstelligt werden soll.
    Der Beschluss vor 450 Jahren von König Gustav Vasa soll also rückgängig gemacht werden, als er die Kirche zum Anhängsel des Staates degradierte.
    Sachkenner vergleichen diese empfohlene Trennung mit einem Ehepaar, das sich zwar auseinandergelebt hat und trennt, ohne sich scheiden zu lassen.
    Die Lutherische Kirche soll von 1984 an unabhängig werden und auf eigenen Beinen stehen.
    Das Besteuerungsrecht der Kirche wird aufgehoben.
    Die Kirchensteuer beträgt gegenwärtig 1% der Einkommenssteuer und wird automatisch mit der Lohnsteuer abgezogen.
    Ferner sollen Kinder nicht länger in die schwedische Staatskirche hineingeboren werden und damit automatisch Mitglieder sein.
    Wer nun meint, dass sich die Kirche über diese Trennung vom Staat laut freuen müsste, irrt sich.
    Ungewohnt des Fliegens und des Gebrauches der Flügel, wenn Sie mir diesen Vergleich gestatten wollen, haben nicht wenige Pfarrer Angst, dass die Kirche dabei abstürzt und sich das Genick bricht.
    Um die ersten Flugversuche nach 450 Jahren zu erleichtern, soll der Staat finanziell helfen.
    Befürworter und Gegner der Trennung halten sich in etwa die Waage.
    Eine Zeitung befürchtet, dass sich die sogenannte Neue Freie Kirche Schwedens zu einem Machtzentrum von Kirchenfürsten entwickelt, die die Kirche zu einer Festung für reaktionäre Strömungen und entzogenen Zugriff der Öffentlichkeit umwandeln könnten.
    Die sogenannte Freie Kirche werde nicht etwa das sein, was die vielen Freikirchen in Schweden als Folge der protestantischen Staatskirche sind, aber auch nicht länger wie bisher eine Volkskirche, also eine Art Gewohnheit.
    Eine andere Zeitung fragt, ob denn die Schweden wirklich nichts Wichtigeres zu diskutieren haben als eine so unwichtige Frage, Staatskirche ja oder nein.
    Eine dritte Zeitung erhofft sich endlich eine Vitalisierung der Kirche von einer Trennung vom Staat.
    Dass im Zuge der Gleichberechtigung der Geschlechter auch künftig Frauen auf der Kanzel von allen männlichen Amtsbrüdern gut geheißen werden müssen, wird eigentlich viel leidenschaftlicher diskutiert.
    Und im Grunde fühlt jeder Schwede, dass dies doch eigentlich ganz selbstverständlich sein sollte.
    Man spricht von alten verkalkten Knackern, die dies nicht begreifen wollten und empfiehlt ihnen, ihren Pfarrerhut zu nehmen und zu gehen.
    Vor Trennung von Kirche und Staat in Schweden, Günther Graffenberger schilderte Hintergründe und vermutliche Auswirkungen.
    Und jetzt, verehrte Zuhörer, zum angekündigten Feldzug der europäischen Gemeinschaften gegen das Rauchen.
    Es ist ja an sich ein unverständliches Paradoxon der modernen Gesellschaft, dieses Rauchen.
    Es ist ohne Zweifel ungesund, aber der Zigarettenkonsum steigt.
    Es füllt die Spitäler, aber es gibt kaum einen Staat auf dieser Erde, der nicht daran verdient.
    Immer wieder werden Propagandaaktionen gegen die Nikotinabhängigkeit, besonders gegen das Rauchen in Büros, öffentlichen Verkehrsmitteln und dergleichen gestartet.
    Der Erfolg dieser Aktionen aber ist recht bescheiden.
    Dennoch, die große Zahl der sogenannten Passivraucher, in Österreich sind es immerhin 800.000 Menschen, verstärkt den Druck und das nicht nur hierzulande.
    Hermann Bohle berichtet uns aus Brüssel über eine neue Aktion, die in den westeuropäischen Ländern gestartet werden soll.
    Die Brüsseler EG-Kommission hat eine Studie in Auftrag gegeben, die genaues über Teergehalt von Tabakwaren und den Folgen für die Gesundheit, aber auch darüber aussagen soll, inwieweit der aufsteigende Qualm aus jährlich 400 Milliarden Zigaretten in den neuen EG-Ländern etwa der Umweltverpestung Vorschub leistet.
    Dabei, so meinten jetzt Abgeordnete aus den EG-Mitgliedsstaaten im Europäischen Parlament in Luxemburg, wird sich zweifellos herausstellen, dass die Umweltvergiftung in abgeschlossenen öffentlichen Räumen vom Restaurant über Straßenbahn und Fahrstuhl bis zu Konferenzzimmern ganz erheblich sein kann.
    Deshalb wird das Rauchen auch in immer mehr öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten untersagt.
    Besonders ragt Italien da heraus.
    Und in der Mehrheit der europäischen Staaten bieten die Eisenbahnen, wer wusste das eigentlich, heute mehr Abteile für Nichtraucher als für Raucher.
    Ein Parlamentarier, der sich eigens als starker Raucher im Halbrund des Sitzungssaals deklarierte, wies mahnend darauf hin.
    Wenn durch Rauchverbot in Europa und den Wegfall allen Tabakwarenverkaufs keiner mehr raucht, dann bekommen die Staaten auch keine Tabaksteuern mehr.
    Der Ausfall wäre erheblich.
    Das zeigte sich anhand von Angaben, die der für Volksgesundheit zuständige holländische Brüsseler EG-Kommissar Wredeling machte.
    Der deutsche Staat kassierte 1976 fast 9,5 Milliarden Mark, also über 66 Milliarden Schilling.
    Das kleine Belgien brachte es auch auf beinahe 8 Milliarden Schilling, um nur zwei Beispiele zu nehmen.
    Daraufhin fehlte natürlich nicht der Volksvertreter, der empört darauf hinwies.
    Der Staat mache mit dem Schaden an der Volksgesundheit durch das Rauchen auch noch üppige Geldgeschäfte.
    Nun ist bei der Europäischen Gemeinschaft auch die Vorplanung für einen ganzen Feldzug in Europa gegen das Rauchen in Vorbereitung.
    Daraufhin kam die Frage, es sei doch eigentlich ganz angebracht, solch eine Kampagne mit Plakaten, Handzetteln, Fernsehspots und Rundfunkwerbung, dazu mit Anzeigen in den Zeitungen und Wanderausstellungen, aus den Steuereinnahmen zu finanzieren, die die Staaten aus dem Tabakgenuss kassieren.
    Also möge man das Rauchen lieber nicht verbieten.
    In jedem Fall zeigte sich im Europaparlament Einigkeit zwischen Rauchern und Nichtrauchern über dieses.
    Ein totales Verbot sei ganz unangebracht, weil damit ein völlig unzumutbarer Eingriff in die persönliche Freiheit verbunden wäre.
    Speziell Abgeordnete aus England, auch Nichtraucher, äußerten sich in diesem Sinne.
    Es sei dann nur noch ein Schritt, bis den Menschen in Europa auch vorgeschrieben würde, wie viel Bonbons sie lutschen dürfen und wann sie der Gesundheit wegen ins Bett gehen müssen, meinte einer frotzelnd.
    Die Frage tauchte auf, ob man dann wenigstens die Werbung fürs Rauchen untersagen solle.
    Darauf kam ein kluger Däne mit der Gegenfrage, wie man dann, denn die Jugendlichen, noch darauf aufmerksam machen könne, welche von den Zigaretten wenig Teer und Nikotin enthalten.
    Das geht schließlich nur über aufklärende Werbung.
    Britische Vertreter berichteten daraufhin, in ihrem Lande beweise die neueste Erfahrung, dass die Leute immer mehr zur Zigarette mit geringem Teer- und Nikotingehalt greifen, was immerhin ein Fortschritt sei.
    Einer stellte als Lösung fest, man müsse die Jugend eben erziehen, dass sie nicht erst zu rauchen beginne.
    Woraufhin dann ein Holländer wissen wollte, ob es etwa gar bald europäische Vorschriften über Kindererziehung geben müsste.
    Anti-Raucher-Kampagne der europäischen Gemeinschaften.
    Hermann Bolle informierte uns aus Brüssel und schon sind wir in der Berichterstattung wieder in Österreich.
    Im Auftrag des Finanzministeriums haben eine Reihe von Wissenschaftlern unter der Leitung des Technikprofessors Egon Matzner eine Untersuchung über den österreichischen Finanzausgleich, das heißt über die Verteilung der öffentlichen Gelder zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, angestellt.
    Wichtigste Aufgabe der Expertengruppe war es, jene Stellen aufzuspüren im Gefüge zwischen den drei genannten Gebietskörperschaften, wo finanzielle Reibungsverluste entstehen könnten und dadurch auch die Aufgabenteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden sowie die Erfüllung der Aufgaben gefährden könnten.
    Finanzminister Androsch stellte auf einer Pressekonferenz dieses Werk vor und nahm auch gleichzeitig zu den beginnenden Finanzausgleichsverhandlungen Stellung.
    Hören Sie dazu den folgenden Bericht von Johannes Fischer.
    Es geht im Wesentlichen um zwei ineinander verzahnte, voneinander abhängige, aber doch getrennte Gesichtspunkte.
    Erstens um die politische Verteilung der öffentlichen Mittel zwischen den Gebietskörperschaften Bund, Länder und Gemeinden.
    Eine Verteilung des Kuchens, die sich immer noch sehr schwierig und wegen der divergierenden Interessen besonders schwierig gestaltet hat.
    Zweitens geht es aber auch darum, finanzielle Reibungsverluste aufzuspüren und herauszufinden, was öffentliche Leistungen aus öffentlichen Geldern erbracht, die nun tatsächlich kosten.
    In der politischen Diskussion des Finanzausgleichs steht seit Jahren im Vordergrund, dass die Gemeinden zunehmend mehr Aufgaben übernommen haben.
    Stichwort Umweltschutz, Stichwort Abwasserreinigung, Stichwort Fremdenverkehr.
    Und dass sie daher mehr von den öffentlichen Mitteln erhalten sollten als bisher.
    Der Bund wiederum hat beim letzten Finanzausgleich bei der Verteilung des Kuchens eher schlechter abgeschnitten.
    Finanzminister Hannes Androsch begründet warum und steckt die Linie für die kommenden Verhandlungen ab.
    Teile verzichtet.
    Es war uns klar, dass wir könnten Ihnen die Übersicht zeigen, wie sie das Ergebnis der Verhandlungen widerspiegelt, dass der Bund zugunsten der Länder und Gemeinden Haare gelassen hat als Preis für einen Totalkonsens.
    Also das war ein Akt der politischen Raison, wissentlich für beide Teile, gar nicht überraschend.
    Die Frage ist jetzt, da der Bund so ungleich mehr etwa wirtschaftspolitisch in diesen Jahren getan hatte und tun musste, ob nicht dieser Umstand eine besondere Berücksichtigung etwas in der anderen Richtung
    finden müsse.
    Aber nicht nur die politische Seite des Finanzausgleichs sollte ins Kalkül gezogen werden.
    Ein wichtiger Teil dieses Finanzausgleichs übrigens, nämlich die Frage der Spitalsfinanzierung, befindet sich nach Ansicht des Finanzministers derzeit in der Endphase und wird bei einer möglichen Einigung die weiteren Gespräche um den Finanzausgleich sicher nicht erschweren.
    Die zweite Seite, die gesehen werden sollte, ist die der finanziellen Reibungsverluste.
    Dazu ein Beispiel von Mag.
    Schönbeck vom Institut für Finanzwissenschaften der Technischen Universität Wien aus dem Gesundheitsbereich.
    Hier etwa haben die Untersuchungen ergeben, dass bei der Medikamentenbeschaffung große Reibungsverluste, man könnte auch sagen, eine zu großzügige Handhabung der Steuergelder immerhin denkbar wäre.
    Nach jüngsten Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation beträgt die Zahl jener Medikamente, die wirklich notwendig sind, etwa 250 Stück.
    Expertenmeinungen in Österreich sprechen laut Mag.
    Schönbeck von 1200 Medikamenten.
    Tatsächlicher Medikamentensortenumlauf in Österreich allerdings 7000.
    Ein weiteres Beispiel für veraltete und damit falsche Prioritätensetzung öffentlicher Gelder nennt der Finanzminister, der meint, einige Leistungen seien bereits überholt.
    Damit meine ich die Zweckzuschüsse für den Pflichtschulbau.
    wo ja schon ein Überangebot entstanden ist, weil überlappend, aber über weite Strecken parallel dazu eine ganz andere bildungspolitische Entwicklung Platz gegriffen hat und verkehrsmäßig erschlossen wurde, also wenn Sie wollen in Schwerpunktschulen und höhere Schulen der Trend gegangen ist und die vielen Pflichtschulen, vor allem Volksschulen, es gibt ja die Beispiele, dass sie schon für andere Zwecke angeboten werden, schulisch überhaupt nicht mehr genutzt werden.
    Man wird anerkennen,
    können und müssen die Zweckzuschüsse an die data-haltenden Gemeinden und man wird andere Dinge, so Umweltschutz und Fremdenverkehrsförderung und so weiter, wo eigentlich geringfügige Beträge dann wirklich wie Staubzucker verstreut werden, nach Volkszahlen zugeteilt und dann halt dahin
    Brösel und dort ein Brösel herumgekleckert wird und das hat sicherlich überhaupt keine Wirkung, macht aber doch auch einen insgesamt lahmhaften Betrag aus und da wird man sich bemühen sollen, glaube ich, und kann mir vorstellen, dass man auch Einigung erzielt.
    dass man die Beträge eben wirklich für einige wenige, aber prioritäre Aufgaben verwendet.
    Den Repräsentanten der Gebietskörperschaften und dem Finanzministerium stehen bei den kommenden Finanzausgleichsverhandlungen also recht schwierige Zeiten bevor.
    Abgesehen von den politischen Vorgaben könnte vielleicht auch die Untersuchung der Wissenschaftler dazu beitragen, öffentliche Leistungen besser als bisher und vor allem finanziell weniger aufwendig und damit effizienter zu gestalten.
    Johannes Fischer hat diesen Beitrag über den Finanzausgleich, ein recht trockenes, aber alle Staatsbürger direkt betreffendes Thema, zusammengestellt.
    Es war soeben 12.45 Uhr, dreiviertel eins.
    In den Wiener Theatern scheint das Jahr 1978 ein Horwath-Jahr zu werden.
    Im kommenden April bringt das Wiener Volkstheater die Uraufführung einer Horwath-Bearbeitung der Wiesenbraut von Traugott Krischke heraus.
    Im Mai folgt dann das Wiener Burgtheater mit der Premiere der italienischen Nacht.
    Und heute bringt das Wiener Theater in der Josefstadt Horvaths »Kleinen Totentanz« in fünf Bildern »Glaube, Liebe, Hoffnung« in der Inszenierung von Johannes Schaaf heraus.
    Es spielen unter anderem Christa Stadler, Heribert Sasse, Guido Wieland, Marianne Ment und Grete Zimmer.
    Es berichtet Koschka Hetzer.
    Glaube, Liebe, Hoffnung entstand und spielt Anfang der 30er Jahre.
    Horvath schrieb das Stück auf Anregung eines Gerichtsreporters namens Lukas Christl.
    Christl hatte die Frage aufgeworfen, warum Bühne und Film immer nur Kapitalverbrechen behandelten.
    Die kleinen Fälle, in deren Schlingen sich der Mensch oftmals verfängt,
    seien ebenso dramatisch und außerdem die Regel.
    Christl lieferte also die Tatbestände, Horvath schrieb das Stück, einen kleinen Totentanz, wie er es genannt hat.
    Das Mädchen Elisabeth versucht, in einem anatomischen Institut einen Vorschuss auf ihre Leiche zu bekommen.
    Mit dem Geld soll ein Wandergewerbeschein für den Kauf von Miederwaren bezahlt werden.
    Aber daraus wird nichts.
    Elisabeth gerät von einer Niederlage in die andere, kommt schließlich ins Gefängnis, macht einen Selbstmordversuch und stirbt im Wachzimmer, das ihr Sterbezimmer werden soll.
    Regisseur Johannes Schaaf sieht in Glaube, Liebe, Hoffnung auch ein politisches Stück.
    Ich glaube, dass das Stück weit darüber hinaus eine exakte Beschreibung der Grundsituation der Anfang 30er Jahre gibt, der Jahre vor der Nazi-Zeit in Deutschland.
    Ich glaube, dass das Stück eine ganz genaue und präzise Beschreibung
    einer Situation, die im kapitalistischen Bereich typisch und symptomatisch ist, ist nämlich der Mensch als Warencharakter.
    Der Mensch, der gezwungen wird, sich so zu verhalten, wie eine Ware sich verhalten muss, der aber darüber hinaus immer Hoffnungen hat, immer Bedürfnisse hat, Sehnsüchte hat, die aber nicht erfüllbar sind und nicht erfüllt werden können.
    Hören Sie den Beginn einer Liebesszene zwischen Elisabeth, der Hauptfigur, gespielt von Christa Stadler, und dem Schupo, dem Polizisten Klostermeier, gespielt von Heribert Sasse, der Elisabeth schließlich fallen lässt, als er von ihrer Vorstrafe hört.
    Ich gehe lieber allein.
    Haben Sie die Polizei nicht gern?
    Wieso?
    Weil Sie nicht wollen, dass ich Sie begleite.
    Schauen Sie, Fräulein, es muss doch auch Polizisten geben.
    In jedem von uns schlummert beispielsweise ein Eisenbahn-Atemtäter.
    In mir nicht.
    Das gibt es doch gar nicht.
    Sie tun ja direkt, als wären Sie schon einmal hingerichtet worden.
    Es kümmert sich keiner darum.
    Man darf die Hoffnung nie sinken lassen.
    Das entspricht.
    Ohne Glaube, Liebe, Hoffnung gibt es logischerweise kein Leben.
    Das resultiert alles voneinander.
    Sie haben leicht reden.
    Als Staatsbeamter in gesicherter Position.
    Wir müssen doch alle mal sterben.
    Hören Sie mich auf mit der Liebe.
    Was fasziniert Christa Stadler, einige Jahre Hauptdarstellerin in Grazers Gruppe Werkstatt, an dieser Rolle?
    dass die Umstände, die sie nicht reflektieren kann, sie kann überhaupt nicht reflektieren, was endlich passiert, aber dass sie die Umstände nicht entmutigt und sie jedes Mal sagt, ja jetzt ist mir das passiert und das ist mir passiert, aber ich lasse den Kopf nicht hängen.
    Die Elisabeth ist nicht anpassungsfähig, was ich selbst auch nicht bin und das hat mich besonders an der Elisabeth interessiert.
    Johannes Schaaf lässt seine Hauptfiguren vielfach unterspielen, besonders die Elisabeth.
    Wir haben nur versucht, Elisabeth nicht sentimental zu inszenieren.
    Wir haben versucht, das Stück nicht aus einer heurigen oder Oktoberfestseligkeit oder Hofbräuhausseligkeit zu inszenieren, denn das ist zwar ein Teil, den der Horvath benutzt, aber er nimmt es nicht als Stimmungselement eines Stückes.
    Es wird nicht ein Volksstück im Sinne von einem heurigen Stück oder sowas, sondern es wird immer ein äußerst scharfes Stück, was diese Elemente verwendet, sie aber gleichzeitig auch dekoriert.
    Anlässlich der Premiere von Glaube, Liebe, Hoffnung hat der Sessler Verlag in Zusammenarbeit mit den Wiener Theatern in Wien eine Informationsbroschüre von Dr. Tamara Awagrafka über Horwath herausgegeben.
    Diese Festschrift wird zum Selbstkostenpreis bei den Horwath-Aufführungen verkauft werden.
    Heute Abend jedenfalls Horwath-Premiere im Theater in der Josefstadt.
    Heute Vormittag wurden im Palais Palffy in Wien die Würdigungspreise für Bildende Kunst und für Literatur 1977 übergeben.
    Die vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst mit je 70.000 Schilling dotierten Preise gingen an den Tiroler Architekten Josef Lackner und an den in Wien lebenden Schriftsteller Andreas Okupenko.
    Konrad Sobel stellt die beiden Preisträger vor.
    Josef Lackner wurde 1931 in Wörgl geboren, studierte bei Clemens Holzmeister in Wien, hatte sieben Jahre Praxis in der Bundesrepublik, machte viele Auslandsreisen und lebt seit 1960 in Innsbruck als selbstständiger Architekt.
    Ein Architekt, der sich stilistisch nicht festgelegt sehen möchte und der seine Architekturphilosophie folgendermaßen umschreibt.
    Mir geht's auf der anderen Seite.
    um Spezifisches in der Architektur, sprich Individuelles.
    Meine Intention ist es also der Architektur das Anonyme zu nehmen und auf der anderen Seite aber möchte ich absolut zeitgemäß arbeiten, das heißt in keinem Falle nach hinten blinzeln und das sind also zwei Kriterien, die schwer genug zu erfüllen sind.
    Besonders bekannt ist Lackner durch seine Kirchenbauten geworden.
    Zu nennen wären etwa die Konzilsgedächtniskirche in Wien-Lainz oder die Kirche an der Grottenbachstraße in Wien.
    Berühmt ist auch sein großes Schulzentrum für die Usulinen in Innsbruck.
    Zum Thema Kirchenbau erklärt Architekt Lackner, inzwischen ist der Kirchenbau etwas stagnierter.
    Aber ich glaube, er ist nach wie vor aktuell, wird neue Aktualität bekommen.
    Und meine Intentionen in diesem Falle sind dieselben.
    Ich glaube, auch für den Kirchenbau gilt dieses von mir Angestrebte.
    Der Kirchenbau hat natürlich
    die zusätzliche Schwierigkeit, dass sehr viel Emotion und auch Tradition, oft auch im besten Sinne, der Sache gegenübersteht.
    Ich sage absichtlich nicht entgegen, sondern gegenüber.
    Und das macht die Sache auf der einen Seite sehr interessant, auf der anderen Seite sicher zur schwierigsten Aufgabe.
    Mit seinem jüngsten Bau, dem Jugendzentrum in Fellbach in der Bundesrepublik, ist Lackner besonders zufrieden.
    Zu seinen Arbeiten gehören aber auch eine Reihe individuell gestalteter Wohnhäuser und einige kleinere Bäder.
    Zum Problem, dass gute Architektur durch ökonomische Zwänge verhindert werden könnte, meint Lackner.
    Vor diesen sogenannten Zwängen, sprich ökonomischen oder gesellschaftlichen Zwängen, hatte ich auch immer Angst.
    Aber ich muss sagen, in der Realität existieren sie nicht.
    Das sind Angstbilder, die Architekten weiß nicht woher nehmen.
    In der Realität existieren sie meines Erachtens nicht.
    Sie existieren einfach deshalb nicht, weil auch die ökonomische
    begrenzt, dass die Aufgabe durchaus gut gelöst werden kann.
    Also es ist nicht so, dass der Anspruch, der vom Bau her kommt, das muss aber billig sein, bedeuten würde, jetzt kann ich nichts machen, jetzt ist Architektur nicht mehr möglich.
    Ich erinnere an die einfachsten Lehmhütten der afrikanischen Stämme, die sehr wohl
    ökonomisch billig sind und zwar sehr wohl auch großartige Architekturen.
    Also ich glaube überhaupt nicht an den Zusammenhang von Ökonomie und Qualität, sondern ich glaube, dass sich das eine das andere in keinem Fall ausschließt.
    Der Lyriker und Erzähler Andreas Okopenko, der den Würdigungspreis für Literatur erhielt, ist Würdigungen gewohnt.
    Sie haben ihm freilich nicht die Scheu vor den großen Gesten genommen.
    Schon acht Literaturpreise hat der 1930 in Kaschau in der Ostslowakei geborene Schriftsteller, der im Alter von neun Jahren nach Wien kam, später hier Chemie studierte und seit 1968 als freier Schriftsteller tätig ist, erhalten.
    Die erste wichtige Station von Okopenkos literarischer Laufbahn war seine Mitgliedschaft im Arbeitskreis der Zeitschrift Neue Wege.
    Bereits 1951 gab er seine eigene und experimentierfreudigere Zeitschrift, die Publikationen, heraus.
    Mit Okupenkos Sprache verbinden sich vor allem Begriffe wie Genauigkeit, Distanz, Pointiertheit, Ironie.
    Populär sind in erster Linie seine leicht satirischen, artistisch verspielten und hintergründig grotesken Texte wie etwa Warnung vor Y, der Akazienfresser, die Nonsensgedichte, Displiengesänge und so weiter.
    Viel ernstzunehmender ist Okupenko freilich mit seinem Lexikon einer sentimentalen Reise zum Exporteurtreffen in Druden oder mit der Geschichtsklitterung der letzten Jahrzehnte in den Meteoriten, beides wichtige Romane, die Okupenko nicht nur sehr experimentierfreudig zeigen, sondern als geradezu mit Röntgenaugen für die Wirklichkeit ausgestattet.
    Seiner Gesellschaftskritik fehlt jedes dogmatische oder moralisierende Pathos.
    Das heißt aber nicht, dass sich Okopenko nicht als engagierter Schriftsteller versteht.
    Ich würde mich durchaus als engagierten Dichter bezeichnen, nur nicht in dem so engen Sinn, dass ich mich einer ganz bestimmten politischen Richtung verschrieben hätte, als eine politische Partei.
    Aber sogar die Richtung liegt ziemlich genau fest.
    Es ist ein linker Humanismus, wenn ich es charakterisieren könnte.
    Über sein Verhältnis zur Sprache sagte uns Okopenko,
    Da würde ich in erster Linie sagen, dass mir die Sprache auf jeden Fall ein Mitteilungsvehikel ist und dass es mir nicht um die Untersuchung einer innersprachlichen Wirklichkeit geht, sondern um die Durchleuchtung außersprachlicher Verhalte mittels der Sprache.
    Und so bin ich auch dort, wo ich experimentelle Mittel anwende und wo ich einzelne
    Errungenschaften, der konkreten Poesie sogar Einsätze.
    Jedenfalls ein Realist.
    Ich sehe mich und kategorisiere mich selbst auf jeden Fall als einen Realisten.
    Schon aus diesen Bemerkungen wird deutlich, dass Okopenko ein literarischer Einzelgänger ist.
    Kein Wunder, dass er damit meist zwischen den Stühlen zu sitzen kommt.
    Wenn Sie sagen, dass ich zwischen zwei Stühlen sitzend öfters gesehen werde, so stimmt das.
    Und zu diesem Thema habe ich auch ein ganz kurzes Gedicht geschrieben.
    Wie man es macht, ist es falsch.
    vorlaut befunden, wähle ich den anderen Weg.
    Erwarte die Vergreisung, um meine Feinde widerlegen zu können.
    Erreiche, dass meine Argumente dann nicht mehr vorlaut gefunden werden, sondern hilflos autoritär.
    Und nach diesen kurzen Funkportraits der beiden Empfänger der Würdigungspreise für Bildende Kunst und für Literatur schließen wir das Mittagsjournal mit Kurznachrichten.
    In einer Sicherheitskonferenz im Wiener Rathaus sagte Innenminister Lanz, die Demokratie müsse dem Terrorismus mit gelassenem Selbstbewusstsein entgegentreten.
    Lanz verwies auf die Abnahme der Verbrechen und Vergehen sowie auf eine höhere Aufklärungsquote.
    Bürgermeister Graz bezeichnete Wien als eine der sichersten Städte der Welt.
    Der Vorstand des Geologischen Institutes der Universität Wien, Tollmann, warnte neuerlich vor der Lagerung radioaktiven Abfalls im Waldviertel.
    In einer Pressekonferenz nannte Tollmann das offizielle geologische Gutachten über die Endlagerung des Atommülls in Österreich wegen neuer entscheidender Fakten als grundlegend falsch.
    Die Bundeswirtschaftskammer begrüßte heute die Bestrebungen, die Schulferien zu staffeln.
    Der amtsführende Präsident des Niederösterreichischen Landesschulrates, Sark Bauer, setzte sich für ein Ende des Schuljahres bereits Mitte Juni ein.
    Nahe Osten.
    Die Vereinigten Staaten setzen ihre Bemühungen fort, die unterbrochenen Verhandlungen zwischen Israel und Ägypten wieder in Gang zu bringen.
    In Jerusalem meinte Ministerpräsident Begin, die Gespräche in der gemischten Militärkommission in Kairo könnten in der kommenden Woche wieder aufgenommen werden.
    Großbritannien, Belgien.
    Der griechische Ministerpräsident Karamanlis, der sich zuletzt zu Verhandlungen mit Premierminister Callaghan und Außenminister Owen in London aufgehalten hatte, ist nach Brüssel weitergereist.
    Karamanlis will dort den Wunsch seines Landes betonen, in die europäischen Gemeinschaften aufgenommen zu werden.
    Auch ein Gespräch mit NATO-Generalsekretär Lönz steht auf dem Programm.
    Tunesien.
    Zum ersten Generalstreik in der Geschichte des Landes hat heute die einzige Gewerkschaft Tunesiens aufgerufen.
    Der 24-stündige Ausstand der Arbeitnehmer ist ein Protest gegen die Verhaftung des stellvertretenden Generalsekretärs der Arbeitnehmerorganisation GORBAY.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    2. EG-Energiehearing - Kontroverse Jungk - Teller
    Mitwirkende: Ott, Hans Peter [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tailer: Brennpunkt "Armut in Österreich"
    Einblendung: Pensionistin
    Mitwirkende: Anonym, Pensionistin, Pensionist [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wiener Sicherheitskonferenz: Innenminister Lanc erchnet mit Terrorismus ab
    Einblendung: Innenminister Lanc
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Lanc, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Geplante Trennung Kirche - Staat ab 1984 in Schweden ruft Kontroversen hervor
    Mitwirkende: Graffenberger, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    EG-Parlamentarier diskustiern Vor- und Nachteile eines allgemeinen Rauchverbotes
    Mitwirkende: Bohle, Hermann [Gestaltung]
    Datum: 1978.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beginn der Finanzausgleichsverhandlungen durch Finanzminister Androsch
    Einblendung: Finanzminister Androsch
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Androsch, Hannes [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Horvaths "Glaube, Liebe, Hoffnung" Premiere in der Josefstadt
    Einblendung: Johannes Schaaf, Szene mit Krista Stadler und Heribert Sasse
    Mitwirkende: Hetzer-Molden, Koschka [Gestaltung] , Schaaf, Johannes [Interviewte/r] , Stadler, Krista [Interpret/in] , Sasse, Heribert [Interpret/in]
    Datum: 1978.01.26 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Theater in der Josefstadt [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Würdigungspreis für Bildende Kunst und Literatur an Josef Lackner und Andreas Okopenko
    Einblendung: Josef Lackner, Andreas Okopenko
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Lackner, Josef [Interviewte/r] , Okopenko, Andreas [Interviewte/r]
    Datum: 1978.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Wirtschaft ; Literatur ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.01.26
    Spieldauer 00:59:10
    Mitwirkende Poindl, Adolf [Moderation]
    Sterbenz, Edgar [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-780126_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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