Mittagsjournal 1985.01.25

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Einen schönen guten Tag, meine Damen und Herren.
    Louis Glück begrüßt Sie beim Freitag-Mittag-Journal.
    Eine Sendung, die Sie, wenn Sie Ö3 hören, nur bis etwa 12.25 Uhr hören können.
    Dann gibt es eine Ski-Übertragung in Ö3.
    Das komplette Journalprogramm in Österreich 1 läuft etwas so ab.
    Zuerst die Nachrichten, dann die Wochen-Wetter-Vorschau und dann befassen wir uns mit der Freilassung des Ex-SS-Majors Walter Reeder und der nicht unumstrittenen Rolle Verteidigungsminister Frischenschlagers bei der Reeder-Rückkehr.
    Dazu gibt es politische Reaktionen, eine Presseschau und einen Bericht aus Italien, auch dort ist Praxis Gnadenakt für Erräter das Thema.
    Aus dem Ausland gibt es unter anderem noch einen Bericht aus Bonn über eine Bundestagsdebatte über den schweren Unfall mit einer Pershing-2-Rakete, der vor zwei Wochen
    drei Menschenleben gefordert hatte.
    Weitere geplante Inlandsberichte befassen sich dann mit der wieder aufgeflammten Diskussion über das Dorfatalkraftwerk.
    Dazu nahm Energieminister Steger Stellung und mit einem langfristigen Regierungsprogramm zur Sanierung der verschmutzten österreichischen Flüsse, das Bautenminister Seekanina vorstellt.
    Vorschauen auf den jüdischen Weltkongress in Wien und die Salzburger Mozartwoche ergänzen unser Programm bis 13 Uhr.
    Am Beginn aber die Nachrichten.
    Robert Stoppacher ist der verantwortliche Redakteur, Sprecherin Melitta Tschapka.
    Österreich.
    Das Verhalten von Verteidigungsminister Frischenschlager im Zusammenhang mit der Freilassung des ehemaligen SS-Sturmbandführers Walter Reder aus italienischer Haft hat zahlreiche Reaktionen ausgelöst.
    Frischenschlager hatte den wegen Beteiligung an Massakern verurteilten Österreicher nach seiner Überstellung in Graz abgeholt und in die Martinek-Kaserne nach Baden begleitet, wo sich Reda nach wie vor aufhält.
    Außenminister Graz, der sich zu einem Besuch in der Schweiz aufhält, sagte, die österreichische Regierung sei von Italien ersucht worden, Reda als formal bedingt Entlassenen zu übernehmen.
    Da nur das Verteidigungsministerium über den dafür notwendigen Apparat verfüge, habe er Graz' Minister Frischenschlager gebeten, dafür zu sorgen, dass alles reibungslos und unspektakulär vor sich gehe.
    SPÖ-Zentralsekretär Peter Schieder sagte, es sei unnötig gewesen, dass Frischenschlager den ehemaligen SS-Major begleitet habe.
    Auch die freiheitliche Sozialsprecherin Helene Partik-Pablé übte Kritik an der Vorgangsweise ihres Parteikollegen.
    Der sozialistische Abgeordnete Josef Tschapp betonte, der Empfang Frischenschlagers für den Nazi-Kriegsverbrecher sei ein Schlag ins Gesicht jener, die unter dem Nationalsozialismus ihr Leben verloren oder schwerste Leiden erdulden mussten.
    Tschapp forderte Frischenschlager zum Rücktritt auf.
    Die österreichische Gewerkschaftsjugend nannte das Vorgehen des Verteidigungsministers bedenklich und unverständlich.
    Der italienische Ministerpräsident Bettino Craxi hat die Freilassung Walter Reeders mit Druck aus Wien begründet.
    In Italien haben unterdessen neben den Kommunisten die Partisanenverbände, die ehemaligen KZ-Insassen und die Bewohner von Marzabotto gegen die vorzeitige Freilassung Reeders protestiert.
    USA, Sowjetunion.
    Die neuen Abrüstungsverhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion werden möglicherweise am 5.
    März in Genf beginnen.
    Dieses Datum nannte Verteidigungsminister Caspar Weinberger in einem Gespräch mit seinem italienischen Ressortkollegen Giovanni Spadolini, der sich gegenwärtig in Washington aufhält.
    Unterdessen hat das Politbüro der KPDSU in Moskau die Delegation der UdSSR für die Rüstungskontrollgespräche mit den USA nominiert.
    Die Namen der Delegationsmitglieder wurden allerdings nicht bekannt gegeben.
    Zu den vereinbarten Gesprächen liegen neuerlich Stellungnahmen vor.
    Der Leiter der amerikanischen Delegation, Max Campbellman, meinte in einem Zeitungsartikel, die Großmächte müssten lernen, miteinander zu leben.
    Die Sowjetunion werde von einer politischen und militärischen Elite regiert, deren Ziel es sei, die Welt einzuschüchtern und zu ängstigen.
    NATO-Generalsekretär Lord Carrington hat die beabsichtigte Wiederaufnahme des Abrüstungsdialoges begrüßt, aber vor der Hoffnung auf eine rasche Einigung gewarnt.
    Der japanische Ministerpräsident Yasuhiro Nakazone und Außenminister Shintaro Abe haben zu Beginn der neuen Parlamentsperiode in Tokio die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion zu konstruktiven Abrüstungsgesprächen aufgerufen.
    Das Moskauer Parteiorgan Pravda hat unterdessen die militärische Mission der gestern Abend auf Cap Canaveral gestarteten amerikanischen Raumfähre Discovery kritisiert.
    Die Pravda schreibt heute, damit setzen die Vereinigten Staaten den ersten Schritt zur Verwirklichung ihrer Pläne zur Militarisierung des Weltraums.
    Österreich
    Für das Reinhalten der Flüsse sollen bis 1993 59 Milliarden Schilling investiert werden.
    Wie Bautenminister Karl Seckanina heute ankündigte, sind hochwirksame biologische Abwasserbeseitigungsanlagen und eine ökologische Gestaltung von Uferräumen und Flussabschnitten geplant.
    Zwei Drittel des finanziellen Aufwandes werden vom Wasserwirtschaftsfonds getragen, den Rest bestreiten Länder und Gemeinden.
    Mit den Maßnahmen zum Schutz der Fließwässer werden nach den Worten Sekaninas 11.000 Arbeitsplätze gesichert.
    Das Kohlekraftwerk Dürrenrohr soll möglichst rasch mit einer Entstickungsanlage ausgerüstet werden.
    Der kaufmännische Geschäftsführer der Verbundkraft Otto Sommerbauer meinte, die Entstickungsanlage könnte bis Anfang März nächsten Jahres fertiggestellt sein.
    Voraussetzungen dafür seien allerdings die termingerechte Abwicklung der Genehmigungsverfahren, das rechtzeitige Eintreffen von tausend in Japan bestellten Katalysatoren und günstiges Wetter im nächsten Winter, weil die Montagearbeiten in 80 Meter Höhe im Freien durchgeführt werden müssen.
    Bundesrepublik Deutschland
    Der Pershing-2-Unfall auf einem amerikanischen Militärstützpunkt bei Heilbronn war nach Aussage von Verteidigungsminister Manfred Wörner nie eine Gefahr für die Bevölkerung.
    Vor dem Bundestag in Bonn versicherte Wörner, das Unglück werde voll aufgeklärt, die Öffentlichkeit erhalte umfassende Informationen.
    Die Tauglichkeit der Raketen sei nicht zu bezweifeln.
    Der Verteidigungsminister bekräftigte das Festhalten Bonns an der Stationierung der amerikanischen Mittelstreckenwaffen.
    Die Sozialdemokraten und die Grünen warfen Wörner Verharmlosung und Vertuschung vor.
    Sie forderten einen Aufstellungstopp.
    Jugoslawien.
    Ein Zugunglück im Süden des Landes hat heute früh, nach jüngsten Berichten, mindestens zwei Menschenleben und 20 Verletzte gefordert.
    Es wird nicht ausgeschlossen, dass sich die Zahl der Opfer noch erhöht.
    Nach einer Meldung der amtlichen Belgrader Nachrichtenagentur TANJUK entgleisten die Lokomotive und zwei Waggons des zwischen der jugoslawischen Hauptstadt und der Küstenstadt Bar verkehrenden Expresszuges.
    Ausgelöst wurde das Unglück durch einen Erdrutsch, der die Gleise im Bereich einer Tunnelausfahrt verschüttete.
    Besonders erschwert werden die Rettungsarbeiten durch das unzugängliche und gebirgige Gelände.
    Österreich.
    Ein Wasserrohrbruch in der Elisabethstraße in Wien-Innerstadt hat heute erhebliche Schäden und Verkehrsbehinderungen verursacht.
    Zahlreiche Keller wurden überflutet, das Wasser drang auch in die Postzentrale am Schillerplatz und ins Theater an der Wien ein.
    Parkende Autos standen bis zu einem halben Meter unter Wasser.
    In der Elisabethstraße wurde die Fahrbahn unterwaschen.
    Es entstand ein dreimal sieben Meter großer Krater.
    Die Straßenbahnlinien 52 und 58 mussten umgeleitet werden.
    Die Behebung der Schäden wird bis zum Abend dauern.
    Das war am Beginn des Mittagschannals 6 Minuten Nachrichten aus aller Welt.
    Wir haben jetzt, wie immer zu Freitag, als erstes Beitragsthema die Vorschau auf das zu erwartende Wetter am Wochenende.
    Heute bin ich mit Felix Hufnagel von der Wiener Hohen Warte verbunden.
    Grüß Gott und die Frage an Sie, wie wird es denn am Wochenende?
    Grüß Gott.
    Nun, es herrscht derzeit in Österreich ein recht ruhiges Wetter.
    Die starke Bewölkung überwiegt.
    Zwar im Süden ist es teilweise sonnig, es fehlt aber zurzeit kein Niederschlag.
    Zur Illustration die Messwerte von heute 12 Uhr.
    Wien bedeckt
    Plus 1°, Eisenstadt bedeckt plus 1°, Linz stark bewölkt minus 3°, Salzburg stark bewölkt minus 2° bei einem Südostwind mit 20 km pro Stunde, Innsbruck bedeckt minus 4°, Tregens stark bewölkt minus 1°, Südwind 10 km pro Stunde, Graz heiter minus 1° und Klagenfurt wolkig minus 3°.
    Bis morgen wird sich an dieser ruhigen Wettersituation vorerst nicht sehr viel ändern.
    Die nächste Störung liegt über dem Ostatlantik.
    Sie wird morgen im Laufe des Tages die Westalpen erreichen und in der Folge dann Österreich überqueren.
    Das bedeutet im einzelnen ungefähr folgenden Wetterablauf.
    Morgen teilweise aufgelockerte Bewölkung an der alten Nordseite, kurzzeitig etwas föhnig.
    In der Folge dann Bewölkungszunahme und zunächst im Westen und dann fortschreitend nach Osten aufkommend von Niederschlägen, die in tiefen Lagen teilweise als Regen, sonst aber vorwiegend als Schnee fallen werden.
    Es kann da durchörtlich Glatteisgefahr geben, da am unterkühlten Boden stellenweise der Regen gefrieren wird.
    Am Sonntag dann zunächst noch starke Bewölkung und einzelne Schneeschauer, vor allem an der Alpen-Nordseite noch Schneefall.
    Im Laufe des Tages beginnt aber die Bewölkung bereits wieder aufzulockern.
    Die Temperaturen morgen früh nach teilweise klarer Nacht noch relativ strenger Frost, Werte etwa zwischen minus 12 und minus 3 Grad.
    Tagsüber dann fortschreitende Milderung und Höchstwerte zwischen minus 3 und plus 3, stellenweise durch Föhneinfluss sogar bis plus 5 Grad.
    Am Sonntag kaum Morgenfrost, Temperaturen am Morgen um 0 Grad und tagsüber wenig Erwärmung.
    Die Höchstwerte rechne ich bei etwa minus 2 bis plus 3 Grad.
    Frage nach, Herr Hufnagel, in den letzten Tagen hat es ja geschneit im Alpenbereich.
    Hat dieser Schneefall die Schneesituation im Gebirge, was nun die Skifahrer betrifft, etwas verbessert?
    Bisher war es ja eher noch dünn, die Schneeschicht.
    Es ist wohl eine leichte Besserung eingetreten.
    Im Westen sind die Schneeverhältnisse eigentlich nach wie vor dürftig.
    Da ist der Neuschneezuwachs durchwegs unter 10 cm geblieben.
    Etwas besser hat der Süden abgeschnitten.
    Hier sind die Neuschneemengen teilweise um die 20 cm, in Gebirgslagen stellenweise bis zu 40 cm.
    Darf ich vielleicht bei dieser Gelegenheit noch einen kurzen Hinweis des Lawinenwarndienstes gegeben,
    Wegen der tiefen Temperaturen sind Nass-Schneewinnen nicht zu erwarten.
    Wohl aber ist bei Touren auf Schneebrettern sehr zu achten.
    Vielen Dank Felix Hufnagel und auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Jetzt politische Berichterstattung im Mittagsschanal.
    Der Ex-SS-Sturmbahnführer Walter Reder ist also von Italien, das ihn vor 34 Jahren als Kriegsverbrecher verurteilt hatte, ein halbes Jahr vor dem regulären Haftende begnadigt und nach Österreich überstellt worden.
    Die Freilassung des 70-jährigen Österreichers wird von allen drei Parlamentsparteien als humanitärer Akt begrüßt.
    Die Kritiker der Entscheidung des italienischen Ministerpräsidenten Craxi, der Gnadenappelle unter anderem von Bundeskanzler Sinowaz und Kardinal König erhalten hatte, kommen nicht aus Österreich, sondern aus Italien.
    Die Umstände dieser Heimholung allerdings sind auch bei uns umstritten.
    Denn die Tatsache, dass Nazi-Verbrecher Reda vom Verteidigungsminister Frischenschlager höchstpersönlich in Graz in Empfang genommen und mit Handschlag begrüßt wurde, wird von manchen als politische Fleißaufgabe und freiheitliche Gäste gegenüber den Ewiggestrigen gesehen.
    FP-Kollegin Patik Pablé etwa hätte das Ganze, wie sie gestern sagte, lieber privat, diskret über die Bühne gehen sehen.
    Distanziert äußerte sich auch SPÖ-Zentralsekretär Peter Schieder.
    Der große Bahnhof für Räder ist auch in der Bundesrepublik und in der Schweiz stark und kritisch beachtet worden.
    In unserer Berichterstattung zunächst jetzt politische Reaktionen aus Österreich vom heutigen Vormittag.
    Sie werden zusammengefasst von Erich Aichinger.
    Ja, in der Hauptsache eher keine politischen Reaktionen, denn ohne Erfolg haben wir heute Vormittag versucht, Kanzler Fred Sinowatz zu einer Stellungnahme zu erreichen.
    Vizekanzler Norbert Steger hat im Gespräch einen Kommentar dazu abgelehnt.
    Der freiheitliche Generalsekretär Grabherr Mayer, auf den wir verwiesen wurden, befindet sich unerreichbar im Ausland.
    Nicht ausweichen konnte den Fragen, Wissenschaftsminister Heinz Fischer in einer Pressekonferenz an sich dem Thema Forschungsprojekte gewidmet.
    Heinz Fischer sagte, ich kann nur sagen, ich hätte das so nicht gemacht.
    Der Eindruck, der dadurch entsteht, ist natürlich ein äußerst ungünstiger und ich selbst kann das auch nicht verstehen, daher kann ich es von der Öffentlichkeit nicht verlangen.
    Halten Sie den Räder für einen Kriegsverbrecher oder für einen Kriegsgefangenen?
    Ja, eindeutig für den Kriegsverbrecher.
    Weitere Reaktion.
    Der frühere Vorsitzende der sozialistischen Jugend, der heutige Abgeordnete Zschapp, erklärte, die Vorgangsweise zeige auch, dass die Freiheitliche Partei zur Absicherung ihrer ewig gestrigen Wähler bereit sei, die Konzeption einer sozial-liberalen Regierungskoalition jederzeit aufs Spiel zu setzen.
    so müsse gerade in einer Phase der FPÖ-Programmdiskussion bei den konkreten politischen Taten weiterhin das liberale Element mit der politischen Lupe gesucht werden.
    Ein Pressegespräch, wenn auch zu einem anderen Thema, gab der heutige Vorsitzende der sozialistischen Jugend, Alfred Gusenbauer.
    Ich fordere daher den Verteidigungsminister Frischenschlager auf,
    zurückzutreten, weil ich glaube, dass dieses gefährliche Stadium, in dem sich nun die Regierung befindet, nicht
    überwunden werden kann mit jenen Aussagen, die auch gestern im Anschluss an seine Vorgangsweise bei der internationalen Pressekonferenz gegeben hat.
    Wenn ich daran denke, dass der Verteidigungsminister meint, er hat das alles als Privatperson gemacht und ganz offensichtlich ist hier mit den Flugzeugen und Hubschraubern des österreichischen Bundesheeres
    durch die Gegend geflogen worden.
    Wird sich wahrscheinlich jeder Österreicher, der sich noch nie in seinem Leben was zu Schulde hat kommen lassen, die Frage stören.
    wieso der Verteidigungsminister so lustig ist und da jetzt irgendwelche Personen als Privatperson mit den staatseigenen, heereseigenen Flugzeugen und Hubschraubern durch die Gegend führt.
    Wissenschaftsminister Heinz Fischer in der Zwischenzeit mit dieser Rücktritts-Aufforderung konfrontiert, bemerkte dazu nur lakonisch, ich habe Verständnis dafür, kommentiere aber nicht.
    Der sozialistische Abgeordnete Edgar Schrantz hat heute eine Aussendung hinausgegeben, wo er daran erinnert, dass aus einem Bezirk, nämlich Wien-Leopoldstadt, kommt, wo es die meisten Opfer der NS-Herrschaft gegeben habe.
    Da heißt es in der Aussendung, auch die koalitionsbedingte Zusammenarbeit kann die Sozialisten nicht der Verpflichtung entheben, gegen das eklatante Fehlverhalten führender Persönlichkeiten der anderen Koalitionspartei aufzutreten.
    Im Wiener Presseclub Concordia gab es heute Vormittag auch ein Pressegespräch des Vorsitzenden der Lagergemeinschaft Auschwitz.
    Sozusagen Thema 40 Jahre nach Auschwitz.
    Hermann Langbein, der Vorsitzende, sagte... Meine Angst ist, welcher Geist herrscht in den Spitzen des Bundesheeres, wenn
    der man, der der oberste Chef des Bundesheeres ist, eine solche Geste für denkbar hält.
    Das ist eine Frage und damit, glaube ich, gleichzeitig eine Aufforderung.
    an die Menschen, die heute das Leben vor sich haben, die heute in das Leben eingreifen, die heute die Möglichkeiten einer Demokratie ausnützen wollen.
    um, ich traue mich wieder das Wort zu wiederholen, die Humanität stärker zur Geltung zu bringen, dass diese Menschen daraus Schlussfolgerungen ziehen.
    In der Zwischenzeit hat auch der Bundesverband der Israelitischen Kultusgemeinden ein Protestschreiben an die Regierung gerichtet.
    Dort heißt es in dem Schreiben, sie solle sich von der Haltung Frischenschlagers klar distanzieren und entsprechende Konsequenzen ziehen.
    Mit heftiger Kritik hat auch nicht der außenpolitische Sprecher der ÖVP, Botschafter Steiner, gespart.
    Er sagte, ein militärischer Staatsempfang sei mit der Verantwortung Frischenschlagers als Verteidigungsminister nicht vereinbar.
    Es sei ein staatspolitischer Fehler, wenn das Schicksal Rehders mit dem österreichischen Bundesheer verbunden wird.
    Nach diesen durchwegs negativen politischen Reaktionen auf die Causa Reda Frischenschlager nun Zeitungskommentare zu diesem Thema.
    Die Zitate hat Leopold Esteri ausgewählt.
    Manfred Scheuch, SPÖ-Organ, Arbeiterzeitung, Titel, streng geheim.
    Der Verteidigungsminister hat es leider fertiggebracht, die Heimkehr des begnadigten Kriegsverbrechers so zu gestalten, dass sie von der Welt, die heuer den 40.
    Jahrestag der Niederringung des Hitlerfaschismus begeht,
    …und von allen demokratisch Empfindenden in Österreich als affront betrachtet werden muss.
    Eigentlich müsste man von einem Minister der Republik erwarten dürfen,… …dass er gar nicht die Idee hat, einen solchen Mann höchstpersönlich abzuholen.
    Frischenschlager gibt die geforderte Geheimhaltung als Grund dafür an.
    Nun, das ist jedenfalls in peinlichster Weise missglückt.
    Wir können im guten Fall hoffen,… …dass die Welt auch so freundlich ist, uns diese operettenhafte Ungeschicklichkeit zu glauben.
    und die Republik nicht einem unerträglichen Verdacht aussetzt, den es raschest und unmissverständlich zu bereinigen gelte.
    Manfred Scheuch im SPÖ-Organ Arbeiterzeitung.
    Helmut Gries, sozialistische Grazer Neue Zeit, Titel Politik mit Räder.
    Nicht die Staatspolizei nahm Räder in Empfang, auch nicht die Militärstreife, der man noch einige Zuständigkeit zuschieben könnte, weil sich das alles auf einem Militärflughafen ereignet hatte, sondern der Verteidigungsminister persönlich.
    Was Frischenschlager in seiner Partei damit bezweckte, liegt auf der Hand und braucht nicht näher erörtert zu werden.
    Was er dem Bundesheer damit angetan hatte, aber auch.
    Er hat damit die Armee des neutralen Österreich in einen direkten Zusammenhang mit der SS gebracht und ist damit allen Politikern und Offizieren in den Rücken gefallen, die sich seit 1955 bemüht haben, unser Bundesheer nicht als Traditionsträger der Wehrmacht oder gar der SS gelten zu lassen.
    Helmut Gries in der sozialistischen Grazer Neuen Zeit.
    Fritz Schocklich in der kleinen Zeitung Graz, Titel, allzu demonstrativ.
    Wenn man bedenkt, dass zehntausende Österreicher nach Jahren der Gefangenschaft heimgekehrt sind, ohne je von einem Minister empfangen worden zu sein, erscheint diese Geste allzu demonstrativ.
    Dadurch könnte der Eindruck entstehen, die FPÖ wolle Räder für ihre Zwecke nützen.
    Vielleicht spielte aber auch der Wunsch Frischenschlagers eine Rolle, sein Image in der eigenen Partei aufzupolieren, das durch die Angelobung von Soldaten des Bundesheeres im KZ Mauthausen angeschlagen wurde.
    Wie dem auch immer sei, Walter Reder wird gut daran tun, niemandes Aushängeschild zu werden.
    Katharina Gravagna Pfeiffer, Salzburger Nachrichten, Titel, ein Anlass zum Rücktritt.
    Walter Reder wurde durch einen Gnadenakt des italienischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi sechs Monate vorzeitig aus der Haft entlassen.
    Dieser Akt ehrt die Italiener und fordert Respekt vor ihrer Fähigkeit des Verzeihens.
    Doch warum in aller Welt muss ein Mitglied der österreichischen Bundesregierung den Entlassenen empfangen?
    Es gibt keine Antwort darauf und deshalb kann man nur entsetzt sein.
    Frischenschlager wollte sich in jüngster Vergangenheit als liberaler Minister in der FPÖ profilieren.
    Aus diesem Grund inszenierte er vor wenigen Monaten eine Angelobungsfeier für Soldaten des Bundesheeres im ehemaligen KZ Mauthausen.
    Herr Minister Frischenschlager, im Nachhinein hat sich dies als schlimmste Heuchelei herausgestellt.
    Ein österreichischer Minister hat jedoch nicht zu heucheln, Kriegsverbrecher zu empfangen und Österreich in der ganzen Welt zu diskreditieren.
    Tut er es, dann muss er seinen Hut nehmen.
    Katharina Gravagna-Pfeiffer, Salzburger Nachrichten.
    Gerfried Sperl, Südost-Tagespost, ÖVP-nahe, Titel, eine Gäste und ihr Hintergrund.
    Die Freilassung Rehders, der seit 1951 als Verurteilter festgehalten wurde, ist in Ordnung.
    Umso mehr, als sie wenige Monate vor dem Ende der Strafe erfolgte.
    Weil Rehder österreichischer Staatsbürger ist, darf auch seine Repatriierung als normaler Vorgang gesehen werden.
    Auch auf österreichischer Seite ist einwandfrei gearbeitet worden.
    Dass Minister Frischenschlager persönlich nach Graz gekommen ist, um Reda zu empfangen, mag ebenfalls verständlich sein.
    Eine Partei, die beim nationalen Flügel in letzter Zeit so abgebaut hat wie die FPÖ, möchte sich gerade dort rehabilitieren.
    Südost-Tagespost, Nürnberger Zeitung zu Redas Heimkehr.
    Kraxismut zur Unpopularität hat Format.
    Dabei sollte die Handlungsweise des Politikers eigentlich selbstverständlich sein.
    34 Jahre lang saß der fast 70-jährige hinter Gittern.
    Soll Strafe nicht zur schieren Rache werden und sich damit selbst entwerten, muss ja auch ein Ende gesetzt werden.
    Wenn sich solche Überzeugungen aber durchsetzen sollen, dürfen sie nicht konterkariert werden.
    Der Empfang Rehders durch den österreichischen Verteidigungsminister ist jedenfalls mehr als eine Geschmacklosigkeit.
    Es ist Wasser auf die Mühlen derer,
    die die Welt voll von ewig gestrigen wehnen.
    Nürnberger Zeitung, Augsburger Allgemeine Zeitung zur Entlassung Greders.
    Während Bettino Craxi Respekt für seine Haltung verdient, so muss sich der österreichische Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager ernstlich fragen lassen, ob politische Dummheit oder bewusste Provokationen ihn getrieben haben, dem ehemaligen SS-Führer und verurteilten Mörder gleichsam einen Staatsempfang zu bereiten.
    Dass der Ministerempfang für Reda einen neuen Keil in die derzeitige Wiener Koalition zu treiben droht, ist angesichts der Ungeheuerlichkeit dieses Vorgangs ein eher zweitrangiger Aspekt.
    Das also war die Presseschau.
    In Italien hat die Entscheidung des sozialistischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi für Reda viel öffentliche Kritik ausgelöst.
    Vor allem von den Kommunisten, den Kriegsveteranenverbänden und vielen Zeitungen, auch manchen liberalen und bürgerlichen.
    Zur Erinnerung an schlimme Zeiten braucht Italien keinen in einer Festung eingeschlossenen alten Mann, hatte Craxi schon vor einigen Tagen erklärt und damit Redas Freilassung angekündigt.
    Die Gegenposition liest sich etwa heute in der liberalen Touriner La Stampa so.
    Die Menschen von Marzabotto fühlen sich auf grausame Art verhöhnt.
    Das Italien des Kuhhandels hat wieder einmal triumphiert.
    Marzabotto ist jenes Dorf, in dem das von Reda angeordnete Massaker verübt wurde.
    Im Dezember hatte sich die Dorfbevölkerung mit klarer Mehrheit gegen einen Gnadenakt für Reda ausgesprochen.
    Alfons Dalma berichtet, dass der Fall Reda heute die italienische Öffentlichkeit beherrscht.
    Die heutige italienische Presse behandelt die Rückkehr Walter Reeders nach Österreich als eines der großen Themen des Tages.
    Im Allgemeinen ist die gleiche Scheidung der Geister zu ersehen wie in den ersten Reaktionen von gestern.
    Auf der einen Seite alle gemäßigten Zeitungen und Rundfunkprogramme, die mit einigen Vorbehalten und Kautellen die Maßnahme der italienischen Regierung für richtig halten und der Ansicht sind, dass eine weitere Internierung
    Deswegen der Kriegsverbrechen verurteilten und aufgrund der normalen italienischen gesetzlichen Bestimmungen schon seit zwei Jahren praktisch am Ende seiner lebenslänglichen Verurteilung angelangten SS-Offiziers nicht mehr fortgesetzt werden sollte und konnte.
    Auf der anderen Seite haben heute die Kommunistische Partei und die extreme Linke ihren ganzen Apparat mobilisiert,
    um die Öffentlichkeit mit der üblichen Welle von Protesten und Anklagen zu überschwemmen.
    Von den Partisanenverbänden bis zu den Friedensvereinen, von den Organisationen der Kriegsopfer bis zu den religiösen Jugendkollektiven meldet sich dieser gesamte Bereich, der von der KPI kontrolliert wird, zum Wort.
    Das war an sich erwartet worden, aber diese Offensive fand ein unerwartet dankbares Thema in der Tatsache,
    dass dem als Kriegsverbrecher verurteilten Reda in Österreich ein überraschender offizieller Empfang vonseiten des Verteidigungsministers zuteil wurde, der den Heimkehrer am Flugzeug selbst erwartete und ihm persönlich das Geleit bis nach Baden gab, wie es in den hiesigen Zeitungsberichten heißt.
    Das ermöglicht es der kommunistischen Tageszeitung Lunita, die zwei ganze Seiten heute in Großformat der Affäre Reda widmet,
    mit dem Titel auszudrücken, in Graz mit offiziellen Ehren empfangen.
    Das Blatt der kommunistischen Linksintellektuellen, ihr Manifesto, prangt mit der Hauptüberschrift auf der ersten Seite, Ehrung für Walter Reda, vom österreichischen Verteidigungsminister empfangen.
    Die gemäßigten Zeitungen dagegen kommen zwar nicht umhin, diesen unerwarteten Umstand hervorzuheben, fügen aber immerhin sofort hinzu,
    dass der Vorfall in Österreich selbst vielfach auf Kritik gestoßen sei und auch den Verteidigungsminister zu einschränkenden Stellungnahmen veranlasst hat.
    Häufig wird aber die Befürchtung ausgesprochen, dass durch die Handlungsweise des freiheitlichen Ministers verschiedene rechtsextreme und neonazistische Gruppen zu einer Art von Redakult ermutigt werden.
    Soviel im Mittagsschanal zur Affäre rund um Walter Reda und Friedhelm Fischenschlager.
    Und jetzt um 12.27 Uhr verabschieden sich die Hörer von Ö3.
    Dort gibt es jetzt eine Skiübertragung.
    Wir in Ö1 machen weiter, und zwar bis 13 Uhr mit folgendem geplanten Programm.
    Ein Gespräch mit dem Vizekanzler und für Energie zuständigen Handelsminister Norbert Steger über die Diskussion rund um das Kraftwerksprojekt Dorfertal, dass sie in einem geplanten Naturschutzgebiet, Nationalparkgebiet entstehen soll.
    Dann gab es eine Pressekonferenz des Bautministers Karl C. Kanina.
    Er stellt Pläne zur Sanierung der österreichischen Flüsse vor.
    Aus dem Ausland dann ein Beitrag über eine Bundestagsdebatte über den Pershing-2-Unfall vor zwei Wochen, der drei Todesopfer gefordert hatte.
    Dann gibt es eine Vorschau auf den jüdischen Weltkongress, der am Samstag in Wien beginnt, erstmals in Wien übrigens.
    Und im Kulturteil gibt es auch eine Vorschau, und zwar auf die Salzburger Mozartwoche.
    Jetzt haben wir aber doch ein bisschen umgestellt thematisch, denn es gibt noch einen Beitrag zum Thema Walter Reder und Empfang durch Verteidigungsminister Frischerschlager.
    Dazu nimmt nun auch der SPÖ-Ehrenvorsitzende und frühere Bundeskanzler Bruno Kreisky Stellung.
    Neben mir hat jetzt im Studio Platz genommen Kollege Erich Eichinger.
    Ich gebe ihm die Kopfhörer, damit er nämlich den Dr. Kreisky auch hören kann.
    Und bitte also mikrofonfrei für die Fragen von Erich Eichinger an Bruno Kreisky.
    Herr Dr. Kreisky, Sie selbst haben sich ja x-mal um die Freilassung Major Reders bemüht.
    Wie kommentieren Sie den mittlerweiligen Gang der Ereignisse dieser Entwicklung?
    Ich habe mich für die Freilassung Reders deshalb sehr eingesetzt, für diese Freilassung eingesetzt, weil ich der Meinung war, dass er bei uns, auch bei lebenslänglicher Verurteilung,
    schon nach dem österreichischen Gesetzeslage frei wäre.
    Und zweitens habe ich mich dafür eingesetzt, weil ich der Meinung war, dass wenn ein Mann, der eher in Gefährdungshaft stirbt, werden gewisse Kreise in Österreich da einen Mythos versuchen, entstehen zu lassen.
    Ich war also der Meinung, dass es das Gescheiteste wäre, man gibt ihm auf seinen alten Tag die Freiheit zurück und das alles soll sich in einer unauffälligen Art vollziehen.
    Und das ist geschehen, dank der vielen Interventionen.
    Nun aber ist ein riesen Sturm in der ganzen Welt ausgebrochen, wie ich jetzt gerade gehört habe, auch in Rohn, dass man den Mann wie von einem Minister empfangen lässt.
    Ich kann die Zusammenhänge überhaupt nicht begreifen, ich verstehe auch gar nicht,
    wenn er gefragt hat, ob er das tun soll, weil er schon selbst nicht genug gutes Urteil hat, um das von sich aus anders zu tun.
    Er hat dann, wie ich höre, auch den Außenminister gefragt.
    Er hat das mehr oder weniger gut geheißen und das ist mir noch unbegreiflicher.
    Also ich möchte nur sagen, das ist sicher die Art gewesen, wie man es nicht hätte machen dürfen.
    Das heißt also, ein Bruno Kreisky in seiner Amtszeit hätte sich mindestens von einem Minister verabschiedet?
    Nein, ich glaube gar nicht.
    Ich will nicht immer haben, dass man an meine Amtszeit erinnert.
    Das schaut so ein bisschen... Das ist mir unangenehm.
    Das möchte ich gar nicht, weil das immer wieder mich im Gegensatz zu anderen bringt und das möchte ich nicht haben.
    Aber in meiner Amtszeit hätte wahrscheinlich kein Minister, ohne mit mir zu reden, so etwas getan.
    Und ich hätte mir daherspaltet.
    Ich hätte ihm gesagt, du lieber Freund, alles was recht ist, aber das geht wirklich zu weit und das wird uns nur Probleme und Schwierigkeiten schaffen.
    Das ist auch unbegründet.
    Das heißt, Sie schließen daraus, dass er mit Bundeskanzler Sinovac nicht gesprochen hat.
    Etwas, was wir beide ja nicht wissen oder vielleicht wissen Sie es, Herr Dr. Kreisky.
    Ich weiß es nicht.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ihn hier in dieser Sache bestärkt hätte.
    Das halte ich für ausgeschlossen.
    Dass ihm der Außenminister vielleicht hier
    eine Antwort gegeben hat, aus der er entweder nicht klug geworden ist oder sich positiv gehalten hat.
    Das kann ich nicht ausschließen.
    Gibt es nach Ihrem Urteil Situationen, wo trotzdem ein Minister auf den Plan treten muss?
    Sie sind ja selbst einmal kritisiert worden, als Terrorist Carlos von einem Minister auf dem Flugplatz verabschiedet wurde.
    Der Minister war dort in seiner Funktion als Innenminister und hat die Sache sozusagen
    in ihrem Endstadium verfolgt, was ja sicherlich richtig war.
    Und dann hat ihm Carlos die Hand gegeben.
    Es war eher eine Reflexbewegung des Innenministers, der hätte ich keine so große Bedeutung beigemessen.
    Es war so wie eine Vereinbarung, die getroffen wurde mit ihm.
    ist eingehalten worden, also sicherlich hat es dann viel Aufsehen gegeben, aber das sehe ich anders, denn der Minister war direkt involviert, aber wieso darf ein Verteidigungsminister involviert sein, sollte das ein Mischleier sein.
    Ist dazu bei einem Offizier der ehemaligen Wehrmacht, außer in der SS, nicht einmal der Wehrmacht.
    Stellt das für Sie prinzipiell die Frage, ob jetzt die Freiheitliche Partei doch der beste denkbare Koalitionspartner ist, wenn solche Pannen passieren können?
    Sie haben ja selbst gesagt, es ist eine Panne und solche Pannen können immer wieder passieren.
    Das kann nicht die Koalitionsfrage sein.
    Also es ist reparierbar, meinen Sie?
    Meiner Meinung nach.
    Frischenschlager hat bis jetzt seine Sache sehr gut gemacht.
    Soweit ich das so überblicken konnte, naja, also dann kann man nicht einem jungen Mann aus so einer Sache gleich vorwandtscheiter werden, wenn er einsehen würde, dass das ein großer Fehler ist und das auch deutlich sagt.
    Also Dr. Kreisgeher teilt ihm noch einmal Bewährungsfrist.
    Ich nicht, sondern ich glaube, dass das noch nicht der Grund sein kann, jemanden wegzuschicken.
    Vielen Dank für diese Stellungnahme.
    Wiederhören.
    Ja, ich kann mich daran erinnern, dass nach dem Ende seiner Amtszeit als Bundeskanzler, also 1983, Bruno Kreisky jemals seither so klar zu einem doch tages- und innenpolitisch umstrittenen Thema Stellung genommen hätte.
    Das waren also Äußerungen, auch durchaus kritische, von Bruno Kreisky in einem Telefoninterview von Erich Aichinger.
    Damit ist es aber für heute Mittag Schluss mit diesem Thema und wir wenden uns einem anderen breiten Thema der letzten Wochen und Monate zu Energiepolitik.
    Kaum haben sich die Wogen rund um den geplanten Kraftwerksbau in Hainburg einigermaßen geglättet, steht seit gestern ein weiteres umstrittenes Kraftwerksprojekt wieder im Blutpunkt der Öffentlichkeit.
    Die Osttiroler Kraftwerksgesellschaft und Verbundgeneraldirektor Walter Fremuth haben nämlich vorgestern erklärt, dass der Bau eines Speicherkraftwerks im Osttiroler Dorfertal nur dann wirtschaftlich sinnvoll wäre, wenn sämtliche Gletscherbäche der Region, also auch die obere Isl, die berühmten Umballfälle, einbezogen werden.
    Dieses Kraftwerk würde ihm noch immer nicht vollständig verwirklichten Nationalparcours etauern liegen.
    Naturschützer und auch Politiker haben daher bereits vehement gegen diesen neuen Vorstoß der E-Wirtschaft protestiert.
    Die sozialistischen Minister Heinz Fischer und Kurt Steirer haben gestern erklärt, für sie komme die energiewirtschaftliche Nutzung der Umbaufälle nicht in Frage.
    Roland Adrowitzer führte heute mit dem für die Energiefragen zuständigen Minister, Vizekanzler Norbert Steger, das folgende Gespräch zum Thema.
    Herr Vizekanzler, es zeichnet sich wieder einmal ein neuer Konfliktfall in der E-Wirtschafts- und Kraftwerksfragen ab, und zwar Dorfatal.
    Die zuständige Kraftwerksgesellschaft und Verbund Generaldirektor Fremuth haben sich nun wieder auf die Maximalvariante 74.3 festgelegt, das heißt mit Einbeziehung der Umballfälle.
    Ihre Regierungskollegen Steirer und Fischer haben sich schon dezidiert dagegen ausgesprochen.
    Wie sehen Sie diese jüngsten Aussagen der E-Wirtschafter?
    Ich glaube, dass Herr Generaldirektor Dr. Fremuth gut beraten wäre, jetzt etwas abzuwarten, bis das Wasserrechtsverfahren, das derzeit anhängig ist, abgeschlossen ist.
    Dort werden ja diese Fragestellungen, Restaurationsmöglichkeiten und wasserrechtliche Möglichkeiten geklärt.
    maximalistische Vorstellungen in dieser Phase zu äußern, heißt nur einen nächsten Konfliktherd suchen, bevor es für möglich erklärt wird, wirklich eine gemeinsame Lösung zu finden.
    Ich glaube nicht daran, dass dieses Kraftwerk gebaut wird mit Einbeziehung der oberen Isel.
    Ich hielte es daher für sinnvoller, wenn sich die E-Wirtschaft auf die Frage beschränkt.
    Hält sie es für notwendig, ein weiteres großes Speicherkraftwerk zu haben in Österreich oder nicht?
    Im Übrigen aber, dieses Wasserrechtsverfahren abgewartet wird.
    Nun ist Ihr Verhältnis zur E-Wirtschaft, zu den Spitzen der E-Wirtschaft in letzter Zeit nicht gerade das Beste gewesen.
    Wie wird sich diese jüngste Aussage, dieser jüngste Vorstoß der E-Wirtschaft, insbesondere von Generaldirektor Fremuth, auf das Verhältnis Handelsministerium E-Wirtschaft auswirken?
    Ja, da wird es keine grundsätzliche Änderung geben, außer dass ich den Herrn Generaldirektor darauf aufmerksam mache, dass es schlecht beraten ist, wenn auf die Maximalvariante öffentlich besteht, während Verfahren erst angelaufen sind.
    Ich sehe hier eher den Versuch vorzubreschen, zu einem Zeitpunkt, wo man in der Elektrizitätswirtschaft unglücklich ist,
    dass jetzt ein neuer Regierungsbeauftragter sich um die Fragestellungen kümmern wird, die er eigentlich das Management bisher hätte selber treffen müssen.
    Ich glaube aber, dass man es dabei bewenden lassen soll.
    Ich werde sehr deutlich den Herrn Generaldirektor daran erinnern, dass er damit weder der Regierung noch sich selbst einen guten Dienst herweist, wenn er in der Phase der Findung eines Kompromissmodelles bereits so mit Maximalforderungen herausgeht.
    Also der neue Regierungskommissär, der wahrscheinlich Kanyak heißen wird,
    wird es mit den Spitzen der E-Wirtschaft nicht leicht haben, das kann man eh schon absehen.
    Der Regierungsbeauftragte wird im Auftrag der Bundesregierung zur Entscheidungsvorbereitung sehr vieles zu unternehmen haben und ich erwarte von den Vorstandsdirektoren, dass sie loyale Partner bei der Zusammenarbeit sind und wirklich all das offenlegen, was eben dringend erforderlich ist zu einer transparenteren Planung und Vorbereitung, als das in der Vergangenheit möglich war.
    Niemandem ist dabei gedient, wenn man Maximalforderungen aufstellt und dann gar nichts mehr bauen kann in Österreich.
    Niemandem ist gedient, wenn ein Klima vorhanden ist, bei dem man nicht den Eindruck hat, dass die Elektrizitätswirtschaft wirklich gesprächsbereit ist.
    Dieses Klima wieder zu schaffen war der eigentliche Grund für die Denkpause, die der Herr Bundeskanzler und ich in der Frage Heimburg bekannt gegeben haben.
    Dieses Klima soll jetzt nicht durch einseitige Erklärungen gestört werden.
    Das war jetzt eigentlich eine nicht zu überhörende Warnung an die Spitzen der E-Wirtschaft.
    Arbeitet gut zusammen mit dem Herrn Kaniak.
    Sonst, wenn ich Sie jetzt weiter interpretieren darf, könnte es Konsequenzen geben.
    Selbstverständlich.
    Wie könnten die aussehen bis zur Abrufung auch von Herrn Generaldirektor Fremuder?
    Ja, jetzt möchte ich nicht öffentliche Drohungen aussprechen.
    Ich möchte nur sagen, wenn der Bundeskanzler und ich vereinbart haben, dass ein Regierungsbeauftragter eingesetzt wird, um das alles transparenter und besser als in der Vergangenheit vorzubereiten,
    dann ist selbstverständlich die Erwartung vorhanden, dass jene Generaldirektoren, die in Gesellschaften arbeiten, die der Republik Österreich gehören, auch wirklich zusammenarbeitsbereit sind.
    Ich bin aber zuversichtlich, dass es auch der Fall sein wird, Herr Generaldirektor.
    Dr. Freemont hat mir gegenüber derartige Erklärungen bereits abgegeben.
    Fragen von Roland Adrowitzer und Antworten von Vizekanzlerhandelsminister Norbert Steger zum wieder aufgeflammten Thema Dörfertal.
    Ein Thema, das ja wirklich auch schon ewig diskutiert wird.
    12.40 Uhr wird es bald wieder kommen, ins Ausland noch einmal.
    Die NATO-Wunderrakete Pershing 2 ist eine gefährliche Waffe.
    Nicht nur, weil sie im Ernstfall schon wenige Minuten nach dem Start von den deutschen Basen die sowjetischen Ziele zerstören kann, weshalb Moskau sie eine aggressive Erstschlagwaffe nennt.
    Nein, die Pershing ist auch ohne Atomsprengkopf gefährlich.
    Denn die amerikanische Nachrüstungsrakete ist fehleranfällig und, wie Kritiker meinen, technisch noch nicht ausgereift.
    Neuestes Beispiel der Pershing-Pannen war der schwere Unfall auf dem US-Stützpunkt Waldheide bei Heilbronn vor zwei Wochen.
    Der Brennstoff der Rakete geriet in Brand, drei Soldaten wurden getötet.
    Schon in der zweijährigen Testphase reihten sich Fehlschläge aneinander, mehrmals explodierte das Geschoss und auch vom Pentagon dementierten amerikanischen TV-Berichten klappten die Versuche eher selten.
    Ein Stationierungsaufschub wurde aber auf alle Fälle aus politischen Gründen nicht erwogen.
    Der neuerliche Unfall, inzwischen sind ja 45 der 108 Pershings auf deutschem Boden in Stellung.
    Dieser neuerliche Unfall hat die Debatte um diese Rakete neu entfacht.
    Denn Kritiker wie etwa der pensionierte US-Admiral Gene LaRock meinen, die Pershing könnte auch einmal versehentlich losgehen und, auch wenn sie nicht atomar bestückt ist, durch die extrem kurze Vorwarnzeit einen Atomkrieg aus Irrtum auslösen.
    Der Deutsche Bundestag debattierte heute in einer Aktuellen Stunde das Thema.
    Markus Peter berichtet.
    Heute sind es genau zwei Wochen her, dass auf dem amerikanischen Raketenstützpunkt Waldheide bei Heilbronn drei US-Soldaten ums Leben kamen, 16 verletzt wurden.
    Die erste Stufe einer gerade neu angekommenen Pershing-2-Rakete hatte Feuer gefangen und war explosionsartig ausgebrannt.
    Das alles passierte während einer Routineübung.
    Die Ursachen des Unglücks sind bis heute nicht bekannt.
    Die Untersuchungen werden von den Amerikanern hier in der Bundesrepublik und in den Vereinigten Staaten unter höchster Geheimhaltung weitergeführt.
    Gefahr für die Bevölkerung im Raume Heilbronn habe es durch dieses Unglück nie gegeben, wurde von Amerikanern und deutschen Behörden sehr rasch nach der Explosion festgestellt.
    denn die Rakete war nicht gefechtsbereit und nicht mit einem atomaren Sprengkopf bestückt.
    Trotzdem kamen Zweifel und Unruhe auf und das nicht nur in Heilbronn.
    Man hatte festgestellt, dass bei der Explosion Raketentrümmer bis zu 120 Meter weit geschleudert wurden.
    Die Standorte der Pershing-Raketen auf den Stützpunkten sind aber nur 250 Meter voneinander entfernt.
    Und was geschehen wäre, wenn eine andere Pershing 2 getroffen worden wäre, wagt niemand zu sagen.
    Denn ob die jeweils neun Raketen eines Stützpunktes kampfbereit, das heißt mit Atomsprengköpfen versehen sind, wird letztlich geheim gehalten.
    Diese militärisch wahrscheinlich notwendige Geheimhaltung führt auf der anderen Seite aber dazu, dass die amerikanischen Standorte für Atomraketen nicht in die deutschen Katastrophenschutzpläne miteinbezogen sind.
    All das hat nun wohl den Gemeinderat von Heilbronn veranlasst, von den Amerikanern die unverzügliche Beseitigung des Raketenstandortes Waldheide zu fordern.
    Es sollen keine Raketen mehr stationiert werden, alle Raketenübungen und Transporte sollen eingestellt werden und bis zur endgültigen Klärung des Unfalls soll auch das Überfliegen des Raketengeländes verboten werden.
    Es ist nicht anzunehmen, dass die amerikanischen Streitkräfte diesen Wünschen der Heilbronner Stadtväter nachkommen werden.
    Doch auch der Deutsche Bundestag hat sich heute früh in einer von der SPD durchgesetzten Aktuellen Stunde mit dem Pershing-Unfall beschäftigt.
    Die Opposition fordert einen Stationierungsstopp.
    Hauptargument, das Waffensystem sei unausgereift, anfällig und im Grunde genommen nicht einsatzfähig.
    Es wird darauf verwiesen, dass die Hälfte aller Tests mit der Pershing vor ihrer Stationierung fehlgeschlagen seien und dass es bei den Übungen mit der Pershing 2 in der Bundesrepublik in den letzten zwei Jahren nicht weniger als neun Unfälle gegeben habe.
    Vor allem hätten bei den schweren Transportfahrzeugen immer wieder die Bremsen versagt.
    Die Schlagkraft des Pershing-Systems liegt aber gerade darin, dass es mobil ist.
    Wenn diese Mobilität durch technische Unzulänglichkeiten nicht gegeben sei, sei das ganze System aber nicht einsatzbereit, meint man bei der SPD.
    Bei den Regierungsparteien hingegen warnt man vor Hysterie und lehnt einen Stationierungsstopp ab.
    Denn gerade der Stationierung der Pershing 2 ohne Wenn und Aber sei es unter anderem zu verdanken, dass die Sowjets wieder an die Verhandlungstische zur Rüstungskontrolle und Abrüstung zurückgekehrt seien.
    Diskussion also in der Bundesrepublik um die Pershing 2.
    Dreiviertel eins wird's bald.
    Mit Anzeichen eines historischen Ereignisses wird morgen in Wien in der Hofburg eine Tagung des jüdischen Weltkongresses eröffnet.
    Zum ersten Mal wurde das in dieser Frage durchaus nicht unbelastete Wien zum Schauplatz einer solchen Konferenz gewählt.
    Mehr als 200 Delegierte aus über 60 Ländern aller Erdteile werden als Vertreter jüdischer Gemeinden und Organisationen über die Nahostpolitik, das Ost-West-Verhältnis, die Lage der sowjetischen Juden, über christlich-jüdische Kontakte und andere Themen diskutieren.
    Die Eröffnung wird Bundeskanzler Sinovac vornehmen, Kardinal König wird zu den Teilnehmern sprechen und eine Begrüßungsadresse des israelischen Ministerpräsidenten Shimon Peres wird über Satellit live in die Hofburg übertragen.
    Harry Sichrovsky über Hintergrund und Bedeutung dieser Tagung.
    Die Anfänge einer Dachorganisation des Weltjudentums gehen auf das Jahr 1919 zurück, als während der Friedenskonferenz von Versailles ein Komitee der jüdischen Delegationen auftrat.
    Doch erst der Aufstieg Hitler-Deutschlands und die für die Juden heraufziehende tödliche Gefahr führte zu konkreteren Schritten.
    Der Jüdische Weltkongress wurde im Jahre 1936 in Genf gegründet, im selben Jahr, in dem die Flüchtlingskonferenz von Evian keine Einigung über die Rettung der Juden erzielen konnte und damit Millionen der Vernichtung preisgab.
    Zu seinen heutigen Zielsetzungen nennt der Jüdische Weltkongress die Sicherung der Rechte und Interessen der jüdischen Gemeinden, die Bewahrung der Einheit und die schöpfrische Erhaltung des geistigen, kulturellen und sozialen Erbes des Judentums.
    Darüber hinaus aber nimmt der Kongress zur weltpolitischen Fragenstellung und unterhält enge Kontakte zu anderen Religionsgemeinschaften, vor allem zum Vatikan und zum Weltkirchenrat.
    Mit dem Hauptquartier in New York unterhält der jüdische Weltkongress sieben Büros in vier Kontinenten, von Argentinien bis Zambia, wie es heißt.
    Die antisemitische Propaganda wurde nicht müde, den jüdischen Weltkongress als eine Art Geheimbund zur Beherrschung der Welt darzustellen.
    Dazu Dr. Leon Zählmann, der Leiter des Jewish Welcome Service in Wien und einer der Initiatoren der Wiener Tagung.
    Dieser jüdische Weltkongress ist nichts anderes als eine Sammlung von Gemeinden aus 64 Ländern der Welt.
    Es ist eine Sammlung von jüdischen Organisationen, die sich zur Aufgabe gestellt haben, die Interessen
    ihre Gemeinden im Rahmen eines Kongresses zu vertreten.
    Es ist die einzige außenpolitische Organisation, die all das zum Ausdruck bringen will, was das Judentum einfach in Wirklichkeit darstellt.
    Gründer des jüdischen Weltkongresses war der liberale amerikanische Arabiner Stephen Wise, sein prominentester Führer allerdings Dr. Nahum Goldman, der fast 30 Jahre Präsident des Kongresses war und in dieser Zeit mit dem deutschen Bundeskanzler Adenauer nach dem Holocaust ein neues Verhältnis zwischen Deutschen und Juden herstellen konnte.
    Goldman war aber auch ein harter Kritiker der israelischen Politik.
    Wie lässt sich das Verhältnis zwischen Israel und dem jüdischen Weltkongress definieren?
    Zuerst möchte ich sagen, dass die jüdische Weltkongress nicht identisch ist mit der israelischen Regierung.
    Natürlich gibt es verschiedene Meinungen, aber eine steht im Vordergrund.
    Die Sicherheit und Existenz des Staates Israel wird außer Frage gestellt.
    Sie wird durch den jüdischen Kongress in allen ihren Belangen gefördert und unterstützt.
    Natürlich war Goldman durch seine Persönlichkeit, durch seine Personality ein bisschen aggressiver und aktiver und offensiver immer, aber auch heute
    wird das als wichtiges Ziel des jüdischen Weltkongresses durch Meinungsaustausch, durch Unterstützung und wieder, ich wiederhole, außer Frage gestellt, die Existenz des jüdischen Staates zu fördern und zu unterstützen.
    Warum aber wurde gerade Wien zum Tagungsort gewählt?
    Immerhin eine Stadt, in der Zehntausende Juden verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.
    Für die kleine jüdische Gemeinde mit 7.000 Mitgliedern, vor dem Krieg waren es 180.000, ist der Kongress ein großer Beitrag zur Stärkung ihres Selbstvertrauens, für das Bewusstsein der Wiederauferstehung jüdischen Lebens, wie dies durch die Wiedereröffnung eines jüdischen Gymnasiums, durch den Besuch des New Yorker Bürgermeisters Koch und durch die Veranstaltungsserie Versunkene Welt im Vorjahr zum Ausdruck gekommen ist.
    Doch damit ist die Bedeutung dieser Tagung für Wien und Österreich nicht erschöpft, wie Dr. Zellmann meint.
    Aber es ist auch eine Verbeugung vor einer Stadt, die so viel der Welt auf dem kulturellen und geschichtlichen Gebiet gegeben hat.
    Es ist auch eine Verbeugung für die jetzige Regierung, die das versucht, einfach zu verarbeiten.
    Aber es ist auch wichtig für den jüdischen Weltkongress, dass dieser Kongress in einer Stadt stattfindet, die so geopolitisch wichtig ist.
    Durch diese Stadt sind tausende, tausende Flüchtlinge gegangen.
    Diese Stadt ist ein Tor zur Demokratie, zur westlichen Demokratie.
    Und das ist, glaube ich, ein sehr wichtiger Faktor, warum dieser jüdische Weltkongress hier zum ersten Mal nach 1945 in Wien stattfindet.
    Als Motto für das Ereignis können die Worte des derzeitigen Präsidenten des jüdischen Weltkongresses Edgar Bronfmann gelten.
    Ein neues Kapitel der Beziehungen zwischen dem Judentum und Österreich aufzuschlagen, in dem die Realitäten der Zukunft vor den dramatischen Ereignissen der Vergangenheit Vorrang haben sollten.
    Ohne jedoch zu vergessen.
    Am Samstag beginnt also in der Wiener Hofburg der jüdische Weltkongress.
    Eine Vorschau von Harry Sikowsky war das und wir stimmen uns jetzt auf den Kulturbericht ein und zwar mit Mozart.
    ... Musik ...
    ... Musik ... ... Musik ...
    Heute Abend wird im großen Festspielhaus in Salzburg mit einem von Peter Schreier dirigierten Konzert die diesjährige Mozartwoche der Internationalen Stiftung Mozarteum eröffnet.
    Im Rahmen der schon zur Tradition gewordenen Veranstaltung finden 22 Konzertveranstaltungen statt, in deren Mittelpunkt die Werke Wolfgang Amadeus Mozart stehen.
    Die Mozartwoche wird zwar heuer nicht mit einer konzertanten Opernaufführung eröffnet, Opernfreunde werden aber heuer dennoch auf ihre Rechnung kommen.
    Und zwar am 30.
    Jänner, wenn Ralf Weikert gemeinsam mit dem Mozarteumorchester und mit Gesangssolisten wie Sona Garzarian, Janet Perry, Walter Holweg und Kurt Riedl zwei Opernraritäten zugehör bringt.
    Eva Halus berichtet aus Salzburg.
    Von Mozarts Opern steht in dieser Mozart-Woche nur das Fragment »Die Gans von Cairo« auf dem Programm.
    Doch Ralf Weikert spielt mit dem Mozarteum-Orchester in diesem Konzert noch einen Don Giovanni.
    Der allerdings stammt nicht von Mozart, sondern von seinem Zeitgenossen Giuseppe Gazzaniga.
    Der eigentliche Schwerpunkt dieses Jahres liegt jedoch, neben Mozart selbstverständlich, auf Werken von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händl.
    Zwei Komponisten also, die wegen der 300.
    Wiederkehr ihrer Geburtstage in diesem Jahr besonders gefeiert werden.
    Zudem waren Bach und Händl für Mozart wichtige Vorläufer.
    Zahlreiche Bearbeitungen belegen das.
    Eine davon, Mozarts Version der Händlschen Sizilienode, gibt es heute Abend zum Auftakt.
    Außerdem steht auf dem Programm des Konzertes des Prager Kammerorchesters und des Rundfunkchors Leipzig, geleitet von Peter Schreier, noch Mozarts Davide Penitente.
    Am Sonntag dirigiert Klaus Martin Ziegler, außer Mozarts großer C-Moll-Messe, noch das Magnificat in D-Dur von Johann Sebastian Bach.
    Auch in diesem Jahr sind wieder für drei Konzerte die Wiener Philharmoniker zu Gast.
    Die Dirigenten sind Claudio Arbado, Leopold Hager und Wolfgang Savalisch.
    Er leitet unter anderem eine Uraufführung, ein Hafner-Konzert des Salzburger Komponisten Helmut Eder.
    Außer den zahlreichen Konzerten, bis zum kommenden Sonntag insgesamt 22, kann man in Salzburg auch drei Ausstellungen sehen, die sich mit Mozart und seinem Werk befassen.
    Die Hochschule Mozarteum zeigt gemeinsam mit dem Bärenreiter Verlag als Begleitveranstaltung zum Mozart-Wettbewerb den Weg vom Autograf zur Aufführung, anhand von Bänden der neuen Mozart-Ausgabe.
    Selbst im Computerzeitalter ist das ein Weg, der vorwiegend von der Handarbeit geprägt ist.
    Außerdem hat die Stiftung Mozarteum eine umfangreiche Fotoausstellung über Mozart zusammengestellt, die auf Reisen bis nach Australien gehen wird, sowie die bereits zur Tradition gewordene Schau in Mozarts Geburtshaus.
    Dort ist heuer Mozart und das 19.
    Jahrhundert zu sehen.
    Ausgestellt sind sowohl die Anfänge der Mozart-Forschung als auch Kurioser, wie Rudolf Angermüller, der die Ausstellung gestaltet hat, meint.
    Manches wird belächelt werden.
    Sie sehen Objekte da, besonders was mit Mozarts Tod zu tun hat, wie Mozart begraben wurde.
    Sie sehen dort Mozarts angeblichen Schädel, der natürlich nicht echt ist.
    Sie sehen aber auch wunderbare, originale Dekorationen, Theaterdekorationen und Bühnenbilder.
    Eben die ganze Fülle, was das 19.
    Jahrhundert geboten hat.
    Für uns heute historisch ist diese Schau interessant.
    Das Programm für 1986 wurde gestern vorgelegt.
    Besonderes Interesse gilt dabei einem Konzert von Nikolaus Arnon Kur, der nach seinem aufsehenerregenden Auftritt vor einigen Jahren im nächsten Jahr erstmals bei der Mozartwoche die Wiener Philharmoniker dirigiert.
    Und auch ein Postscriptum zu diesem Beitrag, auch das Salzburger Marionettentheater präsentiert anlässlich der Mozart Woche 85 Produktionen von Mozart Opern und zwar die Zauberflöte, die Hochzeit des Figaro, Don Giovanni und die Entführung aus dem Saraj.
    Vor den Schlussmeldungen im Mittagsjournal noch ein Programmhinweis auf die Sendung im Brennpunkt ab 21 Uhr in Österreich 1.
    und morgen ab 10.05 Uhr im Regionalprogramm.
    Und zwar heißt der Titel der Sendung diesmal Grundeinkommen ohne Arbeit, Utopie oder Weg aus der Krise?
    Es geht um diese jetzt von Herwig Büchele und Liselotte Wohl genannt präsentierte Idee eines Grundeinkommens ohne Arbeit aus der Staatskasse.
    Für jeden ein Lösungsansatz, denken die Autoren, gegen die wachsende Arbeitslosigkeit.
    Zu diesem Thema nehmen unter anderem in der Sendung der Sozialminister Alfred Dallinger Stellung und Professor
    Ralf Dahndorf gestaltet wird der Brennpunkt von Dolores Bauer, Helmut Waldert und Helfried Brandl.
    Jetzt also 5 vor 1 gibt es den gewohnten Nachrichtenschlussüberblick.
    Österreich.
    Das Verhalten von Verteidigungsminister Frischenschlager im Zusammenhang mit der Freilassung des ehemaligen SS-Sturmbahnführers Walter Reder aus italienischer Haft hat eine heftige Diskussion ausgelöst.
    Frischenschlager hatte den wegen Beteiligung an Massakern verurteilten Österreicher nach dessen Überstellung in Graz abgeholt und in die Martinek-Kaserne nach Baden begleitet, wo sich Reeder nach wie vor aufhält.
    Wissenschaftsminister Fischer meinte in einer Pressekonferenz, er hätte das nicht so gemacht, damit sei in der Öffentlichkeit ein ungünstiger Eindruck entstanden.
    Zu der vom Vorsitzenden der Sozialistischen Jugend Österreichs Alfred Gusenbauer erhobenen Rücktrittsforderungen gegenüber Frischenschlager erklärte Fischer, er habe Verständnis dafür, wolle dies aber nicht kommentieren.
    Von Bundeskanzler Sinowaz, Vizekanzler Steger und FPÖ-Generalsekretär Grabherr Mayer waren keine Stellungnahmen zu diesem Thema zu erhalten.
    Altbundeskanzler Kreisky verteidigte in einem ORF-Interview seinen Einsatz für die Freilassung Reeders.
    Wäre Reeder in Festungshaft gestorben, hätte man damit zum Entstehen eines Mythos in gewissen Kreisen beigetragen.
    Bezüglich der Abholung Reeders durch Frischenschlager meinte Kreisky, er begreife die Zusammenhänge nicht, das Ganze sei ihm unbegreiflich und noch unbegreiflicher wäre es, wenn Außenminister Graz seine Zustimmung gegeben haben sollte.
    Das Verhalten Frischenschlagers sei aber kein Grund für einen Bruch der kleinen Koalition und auch kein Grund für eine Entlassung des involvierten Ministers.
    Handelsminister Norbert Steger hat Verbundgesellschaftsdirektor Walter Fremuth aufgefordert, in der Auseinandersetzung um das Kraftwerk Dorfertal die Wasserrechtsverfahren abzuwarten.
    Steger sagte, maximalistische Äußerungen führten nur zu neuen Konflikten.
    Die E-Wirtschaft solle sich darauf beschränken, die Notwendigkeit eines neuen großen Speicherkraftwerks in Österreich zu überprüfen, meinte der Handelsminister.
    Das Klima dürfe nicht durch einseitige Äußerungen gestört werden.
    Im Übrigen könne man von dem Generaldirektor eines Bundesunternehmens Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Regierung erwarten, betonte Steger.
    Für die Reinhaltung der Flüsse sollen bis 1993 insgesamt 59 Milliarden Schilling aufgewendet werden.
    Nach Angaben von Bautenminister Sekanina sind hochwirksame biologische Abwasserbeseitigungsanlagen und eine ökologische Gestaltung von Uferräumen und Flussabschnitten geplant.
    Mit diesen Maßnahmen sollen 11.000 Arbeitsplätze gesichert werden.
    Das Kohlekraftwerk Dürenrohr soll möglichst rasch mit einer Entstickungsanlage ausgerüstet werden.
    Der kaufmännische Geschäftsführer des Verbundkonzerns Sommerbauer meinte, die Anlage könnte bis Anfang März nächsten Jahres fertiggestellt sein.
    Voraussetzungen dafür seien allerdings die termingerechte Abwicklung der Genehmigungsverfahren, das rechtzeitige Eintreffen von 1000 in Japan bestellten Katalysatoren und günstiges Wetter im nächsten Winter.
    USA, Sowjetunion.
    Die neuen Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion werden möglicherweise am 5.
    März in Genf beginnen.
    Dieses Datum nannte Verteidigungsminister Weinberger in einem Gespräch mit seinem italienischen Ressort-Kollegen Spadolini, der sich zurzeit in Washington aufhält.
    Unterdessen hat das Politbüro der KPDSU in Moskau die sowjetische Delegation für die Rüstungskontrollgespräche mit den USA nominiert.
    Die Namen der Delegationsmitglieder wurden allerdings nicht bekannt gegeben.
    Bundesrepublik Deutschland
    Der Pershing-2-Unfall auf einem amerikanischen Militärstützpunkt bei Heilbronn war nach Aussage von Verteidigungsminister Wörner nie eine Gefahr für die Bevölkerung.
    Vor dem Bundestag in Bonn versicherte Wörner, das Unglück werde voll aufgeklärt, die Öffentlichkeit erhalte umfassende Informationen.
    Die Tauglichkeit der Raketen sei nicht zu bezweifeln, betonte Wörner.
    Noch die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
    Im Süden teilweise noch heiter, sonst aufgelockert bis stark bewölkt.
    Nachmittagstemperaturen minus vier bis plus drei Grad.
    Und ich habe noch eine Sportmeldung.
    Beim Damenslalom von Arosa haben sie nicht viel versäumt.
    Es siehte die deutsche Maria Epple siebente, die junge Österreicherin Ulrike Mayack.
    Bald ist es 13 Uhr.
    Das Mittagsschornal ist beendet.
    Louis Glück verabschiedet sich im Namen aller Mitarbeiter.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel von Stephanie Geiges

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.01.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wochenendwetter
    Mitwirkende: Hufnagl, Felix [Gestaltung]
    Datum: 1985.01.25 [Sendedatum]
    Ort: Hohe Warte, Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Politikerreaktionen Frischenschlager
    Einblendung: Heinz Fischer, Alfred Gusenbauer, Hermann Langbein
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Hauer, Ernest [Gestaltung] , Pesata, Fritz [Gestaltung] , Fischer, Heinz [Interviewte/r] , Gusenbauer, Alfred [Interviewte/r] , Langbein, Hermann [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kritik in Italien an Verhalten Frischenschlagers
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1985.01.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Telefoninterview Kreisky zu Reder
    Interview: Bruno Kreisky
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Steger zu Kraftwerksprojekt Dorfertal
    Einblendung: Norbert Steger
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Steger, Norbert [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Debatte im Bonner Bundestag über Pershing - Unfall
    Mitwirkende: Peter, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1985.01.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau Jüdischer Weltkongreß
    Einblendung: Leon Zelman (Jewish Welcome Service)
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung] , Zelman, Leon [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Mozartwoche in Salzburg
    Einblendung: Direktor Angermüller, Operneinblendungen, Magnifica
    Mitwirkende: Halus, Eva [Gestaltung] , Angermüller, Rudolph [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.01.25
    Spieldauer 01:00:03
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.01.25 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
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