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Marker setzen in: Mittagsjournal 1985.02.25
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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Grüß Gott, sage ich Ihnen beim Mittagsjournal.
Des aktuellen Dienstes Redakteurin im Studio ist heute Ilse Oberhofer.
Nach dem völlig überraschenden Rücktritt von Bautenminister Sekanina am vergangenen Freitag stellen sich jetzt natürlich die Fragen nach seinem Nachfolger.
In seinem Amt als Minister, in Sekaninas Funktion als Vorsitzender der Gewerkschaft Metallwerkbau und Industrie, vermutlich aber auch in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des ÖGB.
Denn auch dieses Amt wird Sekanina Mitte der Woche höchstwahrscheinlich niederlegen.
Wir sprachen heute mit Sozialminister Alfred Dallinger, wie es seiner Ansicht nach diesbezüglich nach dem Ausscheiden des doch sehr schwergewichtigen Politikers Sekhanina nun weitergehen wird.
Ein weiteres Inlandsthema im Mittagsjournal.
In Wien ist heute ein Informations- und Beratungszentrum für Arbeitslose eröffnet worden.
Mein Kollege Wolfgang Fuchs hat sich informiert.
Arbeitslosigkeit schafft soziale und psychische Probleme.
Das ist ja heute unbestritten.
Von den sozialen Problemen vielleicht einige.
Jeder Arbeitslose fragt sich, wie zahle ich jetzt meine Wohnung, mein Auto, wie viel Geld bekomme ich von der Arbeitslosenversicherung.
Von den psychischen Problemen vielleicht einige.
Einsamkeit, fehlendes Selbstwertgefühl, Frustration bei den Arbeitslosen.
Gegen das alles will man in Wien mit einem neuen Beratungszentrum für Arbeitslose jetzt losgehen.
Hier gibt's Hilfe, hier gibt's Rat für alle die Ratsuchenden.
Darüber also bei uns dann nähere Informationen.
Ein paar Schlagzeilen noch zu den Auslandsbeiträgen im Mittagsjournal.
In Norwegen hat heute der größte Spionageprozess in der Geschichte des Landes begonnen.
Ein hochkrankiger Diplomat arbeitete für den KGB und den Irak.
Der sowjetische Außenminister Gromyko besucht Italien.
Dabei geht es um die Sorgen der Sowjets wegen der geplanten Weltraum-Raketenpläne der Amerikaner.
In Polen nimmt die Regierung möglicherweise geplante Preissteigerungen zurück.
Nach der verbotenen Gewerkschaftssolidarität hatten am Wochenende auch die neu zugelassenen erlaubten Gewerkschaften gegen die Pläne der Regierung protestiert.
Wir berichten über soziale und wirtschaftliche Probleme der Farmer in den USA.
Es gibt tatsächlich dort so etwas wie ein Bauernsterben.
Und die Kulturredaktion spricht mit Ken Russell, der in der Wiener Oper Gounod's Faust inszeniert.
Zunächst aber stehen bei uns die Nachrichten auf dem Programm.
Raymond Taylor hat sie zusammengestellt.
Gesprochen werden sie von Peter Fichner.
Österreich.
Der Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner hat sich massiv gegen die Absicht der Mineralölfirmen gewandt, den Heizölpreis anzuheben.
Wagner spricht von einer drohenden Massenbelastung breitester Bevölkerungsschichten.
Nach Ansicht des Landeshauptmanns würden durch eine Preiserhöhung vor allem viele Rentner, Pensionisten und sozial schwächere Menschen benachteiligt.
Wagner weist darauf hin, dass die Heizkosten durch den strengen Winter ohnehin bereits gestiegen sind.
In Wien ist am Vormittag ein Informations- und Beratungszentrum für Arbeitslose eröffnet worden.
Diese Einrichtung der Arbeitsmarktverwaltung und des Berufsbildungsinstituts soll praktische Hilfe bei der Bewältigung der sozialen und seelischen Folgen länger dauernder Arbeitslosigkeit geben.
Vier Sozialarbeiter stehen kostenlos zur Verfügung.
Sie sollen die Arbeitslosen vor allem bei Schwierigkeiten mit Behörden, Ämtern, Banken und Versicherungen sowie bei Wohnungsproblemen mit Rat und Tat unterstützen.
Im vergangenen Jahr waren 35 Prozent der beschäftigungslosen Männer und 25 Prozent aller arbeitslosen Frauen sogenannte Langzeitarbeitslose.
Als Langzeitarbeitslos gilt ein Beschäftigungsloser, wenn sein Anspruch auf Arbeitslosengeld abgelaufen ist und er vom Arbeitsamt aus verschiedenen Gründen nicht vermittelt werden kann.
Der Betroffene bezieht in der Regel Notstandshilfe.
Vor dem Wiener Straflandesgericht wurde heute der Prozess um das Allgemeine Krankenhaus teilweise neu aufgerollt.
Zu verantworten haben sich der ehemalige Generaldirektor des Elektrokonzerns ATT und frühere Präsident der Industriellen Vereinigung Fritz Mayer und Mayers Nachfolger bei ATT Edmund Heinisch.
Sie sind im ersten Verfahren für schuldig befunden worden, Schmiergelder an den AKH-Manager Adolf Winter gezahlt zu haben.
Der Oberste Gerichtshof hat den Schuldspruch gegen Meier aufgehoben, das Urteil gegen Hainisch nur teilweise bestätigt.
Die Neuauflage des Prozesses wird voraussichtlich zwei Wochen dauern.
Polen Die Regierung in Warschau scheint nach dem Protest der offiziellen Gewerkschaften gegen die geplanten Preiserhöhungen für Grundnahrungsmittel zum Einlenken bereit.
Arbeitsminister Stanislaw Ciosek sagte im Fernsehen, die Regierung werde den von den Gewerkschaften vertretenen Standpunkt in ihrer heutigen Sitzung wohlwollend prüfen.
Die Steigerungen könnten niedriger ausfallen als ursprünglich vorgesehen, meinte der Minister.
Die verbotene Gewerkschaft Solidarität hat für Donnerstag zu einem viertelstündigen Proteststreik aufgerufen.
Lech Walesa hat sich gestern zum Verzicht auf den Streik bereit erklärt, sollten die geplanten Verteuerungen aufgeschoben oder verringert werden.
Vor einem Gericht in Oslo muss sich jetzt der ehemalige Pressesprecher des Außenministeriums, Arne Trehold, wegen Spionage verantworten.
Der 42-Jährige ist angeklagt, für den sowjetischen Geheimdienst KGB und den irakischen Nachrichtendienst Dokumente beschafft zu haben.
Die Aufdeckung der Spionageaffäre im Jänner vergangenen Jahres hatte in der norwegischen Öffentlichkeit einen Schock ausgelöst.
Drehold war damals auf dem Flughafen von Oslo verhaftet worden, als er sich auf dem Weg zum Treffen mit einem KGG-Agenten in Wien befand.
Im Falle eines Schuldspruchs drohen dem ehemaligen norwegischen Diplomaten 20 Jahre Gefängnis.
Pakistan.
Erstmals seit der Machtübernahme des Militärs vor acht Jahren finden heute wieder Parlamentswahlen statt.
Politische Parteien sind allerdings von der Kandidatur ausgeschlossen.
Staatschef General Sir Ul Haq strebt eine sogenannte islamische Demokratie an.
Von den 217 Mandaten sind 207 für Mohamedaner bestimmt, die restlichen 10 für Vertreter religiöser Minderheiten.
34 Millionen Einwohner sind zur Stimmabgabe aufgerufen, da die Kriegsrechtsverwaltung die Ausweispflicht für den Urnengang aufgehoben hat, werden zahlreiche Unregelmäßigkeiten erwartet.
Während der sechswöchigen Wahlvorbereitungen wurden sämtliche Oppositionsführer sowie hunderte Regimekritiker festgenommen.
Das pakistanische Militärregime bezeichnet die Wahlen als erste Etappe für die Übergabe der Macht an Zivilisten.
Ein Termin für die Aufhebung des Gerichtsrechts wurde bisher allerdings nicht genannt.
Österreich.
Behinderte Kinder sollen stärker in normale Schulklassen eingegliedert werden.
Bei einem Symposium in Bad Tatzmannsdorf wurde am Wochenende ein Modellversuch an der Oberwarther Volksschule diskutiert.
Seit vergangenem Herbst werden dort in einer ersten Schulstufe behinderte und nichtbehinderte Kinder von zwei Lehrern teils gleichzeitig unterrichtet.
Das Projekt wird voraussichtlich wissenschaftlich betreut.
Förderungen des Symposions sind unter anderem geänderte Unterrichtsmethoden zur Förderung Behinderter, kleinere Klassenschülerzahlen mit einem Behindertenanteil von maximal 20 Prozent und mehr Schulversuche.
Tausende Österreicher verspielen jährlich ihre Chance auf Heilung nach einem Herzinfarkt, weil sie bei Herzbeschwerden nicht sofort einen Arzt rufen.
Das erklärte der Leiter der Herzabteilung an der Grazer Universitätsklinik Werner Klein bei einer Fortbildungstagung der Apothekerkammer.
Wie Professor Klein ausführte, können modernste Therapien einen Infarkt gleichsam rückgängig machen.
Dies muss jedoch binnen vier Stunden geschehen.
Bei Schmerzen in der Brustgegend sollte, nach Ansicht des Herzspezialisten, sofort der Arzt verständigt werden.
Australien.
In Melbourne sind Zwillinge geboren worden, die außerhalb des Mutterleibs gezeugt und im Embryonalzustand längere Zeit tiefgekühlt waren.
Eine 29-jährige Frau brachte in der Queen-Victoria-Klinik zwei gesunde Mädchen zur Welt.
Die Einpflanzung der tiefgefrorenen und wieder aufgetauten Embryos wurde vorgenommen, nachdem ein erster Versuch mit befruchteten Eiern fehlgeschlagen war.
Die australischen Ärzte sprechen vom ersten derartigen Fall.
Eine solche Zwillingsgeburt in den Niederlanden vor zwei Jahren wird von den Wissenschaftlern angezweifelt.
Türkei
Kälte und Schneetreiben haben hungrige Wölfe bis in die Straßen von Istanbul getrieben.
Nach einer Mitteilung der Stadtverwaltung wurden gestern 15 Tiere im europäischen Teil in der Nähe des Stadtzentrums gesehen.
Ein Wolf wurde von der Polizei erschossen.
Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, wachsam und vorsichtig zu sein.
Das Wetter.
Bei flacher Druckverteilung über Mitteleuropa überwiegt im Alpenraum schwacher Hocheinfluss.
Aussichten bis morgen früh.
Im Nordosten noch Wolkenfelder, sonst meist heiter.
Schwachwindig.
Nachmittagstemperaturen 3 bis 10 Grad.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 6 bis plus 2 Grad.
Aussichten für morgen, lokal früh Nebel, sonst bei unterschiedlicher Bewölkung teilweise sonniges Wetter, schwach windig, Tageshöchsttemperaturen 3 bis 10 Grad und eine Vorschau bis Freitag, zeitweise schwacher Störungseinfluss, daher räumlich und zeitlich sehr unterschiedliches Wetter.
Wettermeldungen von 12 Uhr.
Wien stark bewölkt, 8 Grad, Nordwestwind mit 10 Kilometern in der Stunde.
Eisenstadt stark bewölkt, 6 Grad, Linz heiter 7, Salzburg heiter 8, Innsbruck wolkig, Bodennebel 3 Grad, Bregenz heiter 6, Graz wolkig 4 und Klagenfurt heiter 3 Grad und Ostwind mit 10 Kilometern in der Stunde.
Zehn Minuten nach zwölf Uhr ist es jetzt.
Am vergangenen Freitag hat der Rücktritt von Bautenminister Karl Sekanina wie eine politische Bombe eingeschlagen.
Als Grund für seinen überraschenden Schritt gab Sekanina an, dass er habe vermeiden wollen, dass die gegen ihn im Umlauf befindlichen Gerüchte über finanzielle Transaktionen der Regierung und der SPÖ Schaden zufügen.
Bundeskanzler Sinowaz hatte unmittelbar nach dem Rücktritt Sekaninas Verkehrsminister Ferdinand Latziner interimistisch mit den Agenten eines Bautenministers betraut.
Die Frage, wer Sekanina nachfolgt, wird dann wohl Anfang dieser Woche geklärt sein.
Mit dem Rücktritt Sekaninas als Bautenminister und schon vorher als Chef der Metallarbeitergewerkschaft sind aber auch die letzten Spekulationen über einen künftigen ÖGB-Präsidenten Karl Sekanina beendet worden.
Sekanina war ja gemeinsam mit dem Chef der Privatangestellten-Gewerkschaft, Sozialminister Alfred Tallinger, seit Jahren als möglicher Nachfolger Anton Benjas im Gespräch gewesen.
Wie denkt nun Alfred Tallinger über den Rücktritt Sekaninas?
Darüber führten Karl Amon von der Wirtschaftsredaktion des Fernsehens und mein Kollege Roland Adrovice das folgende Gespräch.
Sekarina war eine sehr gewichtige Persönlichkeit, er galt zu ihrem Leidwesen, wie Sie immer gesagt haben, als einer der beiden Kronprinzen, gemeinsam mit Ihnen.
Sie wurden immer als Nachfolger gehandelt von Anton Pena.
Was wird das bedeuten jetzt insgesamt im ÖGB?
Das wird auf dem Gebiet nichts bedeuten, meines Erachtens, weil ich in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart alle diese Spekulationen und Überlegungen für die Zukunft zurückgewiesen habe.
Meines Erachtens wird Präsident Peña bis 1987 im Amt sein.
Das sind also noch zweieinhalb Jahre.
Und zwischenzeitlich wird man überlegen, welche Lösungen man dann im Herbst 1987 treffen wird.
Es sind da verschiedene Überlegungen am Gange.
die sicher Hand und Fuß haben und ich möchte mich dazu vorher nicht äußern.
Nun hat es aber immer zwei logische Benga-Nachfolger gegeben, nämlich Sekanina und Tallinger.
Sekanina ist nun gegangen,
überbleibt, sozusagen, Dallinger.
Sind Sie jetzt der logische Nachfolger von ÖGB-Präsident Benja?
Nein, es gibt meines Erachtens keinen logischen Nachfolger.
Zunächst bin ich seit elf Jahren mit dieser Frage beschäftigt worden, bei den Interviews, die mit mir gemacht worden sind, und ich habe gesagt, man wird zeitgerecht eine Entscheidung treffen.
Wenn 1987 die Situation heranreift, dass sie zu entscheiden ist, wird man überlegen müssen, welchen Mann man antritt und welche Frau man an die Spitze einer solchen Organisation stellt, wenn man längerfristig die Dinge beeinflussen möchte.
Es gibt zwei Möglichkeiten, dass man einen
in meinen oder ähnlichen Lebensalter befindlichen nimmt und eine Überbrückung herbeiführt, für vier Jahre wahrscheinlich, um dann eine endgültige Entscheidung für die Zukunft zu treffen oder sich zu überlegen, ob man gleich im Jahre 1987 den Sprung in die Zukunft macht und
jemand in die Funktion wählt, der das dann unter Umständen 10 oder 15 Jahre kontinuierlich machen kann.
Aber das wird eine Entscheidung sein, die ansteht, wenn das Ereignis da ist.
Und man sollte, wie Figura zeigt, nicht allzu früh Überlegungen mit einem Zeithorizont von zweieinhalb Jahren in der Form beantworten, dass man schon fixe Lösungen anbietet.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der nächste ÖGB-Präsident Dallinger heißt?
Ich würde sagen, es ist sehr gering.
Wie beurteilen Sie eigentlich persönlich den Rücktritt Karl Seckaninas?
Ich bedauere diese Entwicklung zutiefst und ich wäre glücklich, hätte sie nicht stattgefunden.
Es ist ja in Österreich nicht alltäglich, dass ein Minister zurücktritt.
Nun gibt es Stimmen, die sagen, es muss mehr dahinter sein, wenn ein Minister geht.
Es können nicht 400.000 Schillingen aus einer Gewerkschaftskasse sein, die man dann wieder zurückgezahlt hat.
Oder Gerüchte um eine Willenfinanzierung, da haben ja noch andere Minister sehr lange Funktionen ausgeübt und es gab schon Gerüchte um sie.
Wie beurteilen Sie die Hintergründe des Rücktritts?
Ich möchte dazu überhaupt keine Stellung abgeben.
Ich bin in all diese Vorgänge in keiner Weise involviert.
Ich kenne all das nicht, was am Ursprung gestanden hat.
Ich kann daher in keiner Weise zu dieser Fragen Stellung nehmen.
Es gibt auch Stimmen, die sagen, das Geschehen rund um Carl Zeckanina habe mit einem innergewerkschaftlichen Machtkampf etwas zu tun.
Wie sehen Sie die Situation innergewerkschaftlich?
Ich weiß nicht, was bei der Gewerkschaft Metallberg bei Energie in den entscheidenden Gremien für Sprache kam.
Aber innerhalb des ÖGB, wenn ich das jetzt im größeren Sinne des Wortes verstehe, als gesamte ÖGB, hat es keinen Machtkampf gegeben und ich bin überzeugt, wird es auch in der Zukunft keinen geben.
Sikaniner selbst hat von einer Intrige gesprochen, die gegen ihn im Gang sei, gewesen sei, aus einigen Herrschaften im ÖGB hat wörtlich gesagt, auf einige Herrschaften wird er nicht mehr sehr gut zu sprechen sein, das sei logisch.
Was wissen Sie davon und wie beurteilen Sie diese Aussage?
wirklich ehrlich und aufrichtig sagen, dass ich davon überhaupt nichts weiß.
Und es ist ja eines der Ironien bei der ganzen Sache, dass Sekanin und mir immer unterstellt wurde, dass wir Konkurrenten seien und da irgendwelche Auseinandersetzungen führen.
Ich darf sagen, dass das in Wirklichkeit eigentlich nie der Fall gewesen ist.
Wir haben jeder unsere eigene Aufgabe gehabt, haben Berührungspunkte in der gemeinsamen Organisation gehabt,
aber da kam es nie zu irgendwelchen Auseinandersetzungen.
Der ÖGB ist daher nur insofern von diesem Ereignis betroffen, als Sekaniner Vizepräsident des ÖGB und Vorsitzender der Gewerkschaft Metallberg bei Energie gewesen ist.
Der Kern und die Ursache und die Wurzel all dieser Dinge ist in der Gewerkschaft Metallberg bei Energie, sodass der
ÖGB und auch die übrigen Fachgewerkschaften natürlich betroffen sind, aber indirekt betroffen und nicht irgendeinen Einfluss auf diesen Entscheidungsprozess gehabt haben.
Und von Herrn Saganina selbst stammt auch die Theorie, dass er als möglicher Großkoalitionär von anders denkenden Persönlichkeiten in seiner Partei eben bekämpft worden sei.
Halten Sie das für möglich?
Nein, diese Version halte ich für nicht zu treffen.
Sozialminister Alfred Tallinger war das im Gespräch mit Karl Amon und Roland Adrovice.
Die angespannte Beschäftigungssituation in Österreich und die damit verbundene hohe Zahl von Arbeitslosen, immerhin waren im vergangenen Jahr durchschnittlich 130.000 Menschen in Österreich ohne Arbeit, haben nun die Arbeitsplatzverwaltung, das Berufsförderungsinstitut und das Sozialministerium dazu bewogen, neue, unkonventionellere Wege in der Stellenvermittlung zu gehen.
In Wien wurde heute bei einer Pressekonferenz ein sogenanntes Informations- und Beratungszentrum für Arbeitslose vorgestellt.
Sozialarbeiter und Spezialisten der Arbeitsmarktverwaltung wollen dort vor allem Langzeitarbeitslosen bei der Suche nach einem neuen Job helfen.
Von der Eröffnung des neuen Zentrums berichtet Wolfgang Fuchs.
35 Prozent aller arbeitslosen Männer und 25 Prozent aller arbeitslosen Frauen waren 1984 Langzeitarbeitslose, also länger als sechs Monate auf der Suche nach einem neuen Job.
Und wenn diese Zahlen gegenüber anderen westeuropäischen Staaten immer noch nieder sind, so zeigt sich doch, dass die Arbeitsämter als Vermittler oft versagen.
Sie sind zu bürokratisch und behäbig, um rasch helfen zu können.
Und die Arbeitsämter helfen auch nicht bei den sozialen und psychischen Problemen, die Arbeitslose haben.
Das Berufsförderungsinstitut will daher Neues versuchen.
Herwig Starge zu den neuen Wegen bei der Hilfe für Arbeitslose im Beratungszentrum.
Es ist ein Versuch, was die Arbeitsmarktverwaltung ja bei bestem Willen gar nicht kann, hier individuelle Hilfestellung zu geben.
Hilfestellung eigentlich in jeder Art.
Diese Hilfestellung soll reichen von der Betreuung, von der Führung von Gesprächen,
über ganz konkrete Hilfestellung beispielsweise, wenn jemand finanzielle Probleme hat, wenn er sich in Bezug auf seine rechtlichen Ansprüche nicht auskennt, wenn er Probleme mit der Miete oder sonstiges, also alles das, was ihm wirklich Probleme und Schwierigkeiten bereitet, mit dem soll er hierher kommen oder soll sie hierher kommen und wir werden uns bemühen, hier Hilfestellung zu geben.
Neu und erfolgsversprechend sind hier im Zentrum eingerichtete sogenannte Aktivgruppen für Arbeitssuchende.
Das Modell stammt aus Kanada und wurde vom Berufsförderungsinstitut auf die österreichischen Verhältnisse umgearbeitet.
In diesen Aktivgruppen lautet das Motto Arbeitssuche ist gleich Arbeit.
Das heißt, dass die Teilnehmer an dieser Aktivgruppe
versuchen eine Arbeit zu finden und dabei von Trainern und Betreuern des BFI unterstützt werden.
Und die Erfolge dieser Aktivgruppen geben uns eigentlich für Hoffnung Anlass.
Im Schnitt ist es uns gelungen im letzten halben Jahr, wir haben hier vier Pilotseminare durchgeführt, im Schnitt ist es uns gelungen, dass die Teilnehmer an diesen Gruppen innerhalb von drei Wochen
dass 50 Prozent der Teilnehmer an diesen Gruppen innerhalb von drei Wochen einen Arbeitsplatz gefunden haben.
Und das Erstaunliche oder das Überraschende und zugleich auch das uns Zufriedenstellende ist das, dass es sich bei den Teilnehmern dieser Gruppen
um sogenannte Langzeitarbeitslose handelt, d.h.
um Kolleginnen und Kollegen, die über ein halbes Jahr schon arbeitslos sind und vergeblich gesucht haben, einen Arbeitsplatz zu finden.
Sollte sich das Wiener Beratungszentrum bewähren, so plant Sozialminister Alfred Dallinger ähnliche Institute für die Landeshauptstädte.
Die Teilnahme an den Kursen, Vorträgen und Seminaren ist kostenlos und der Probebetrieb in den vergangenen Monaten hat gezeigt, dass vor allem jüngere Arbeitslose dieses neue Service gut annehmen.
Wichtig wird es allerdings sein, dass das Bestehen dieses Zentrums auch den Arbeitslosen bekannt wird.
Die Arbeitsämter, Gewerkschaften und Ministerien haben jedenfalls versprochen, dass sie kräftig Reklame machen werden.
Ja und wir natürlich auch.
Das Informations- und Beratungszentrum für Arbeitslose ist im 5.
Wiener Gemeindebezirk und zwar in der Gassergasse 2 bis 8.
Auch telefonisch kann man dieses Zentrum erreichen und zwar unter der Wiener Telefonnummer
54 15 64 also Hilfe für Arbeitslose unter der Telefonnummer der Wiener Telefonnummer 54 15 64 Adresse Wien 5 Gassergasse 2 bis 8
Ein neues Heeresdisziplinargesetz liegt derzeit zur Behandlung im Parlament.
Die Regierungsvorlage ist im Verteidigungsministerium ausgearbeitet worden.
Sie enthält einige Verbesserungen.
Beispielsweise soll der Kompaniekommandant nur mehr eine Disziplinarhaft von drei Tagen verhängen können.
Derzeit sind noch bis zu fünf Tagen Haft möglich.
Der Gesetzesentwurf enthält aber auch Bestimmungen, die es bisher nicht gab.
Und ein solcher neuer Paragraf betrifft nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilisten, sofern sie der Reserve angehören, Manfred Steinhober berichtet.
Eine Handlung oder Unterlassung, die geeignet ist, das Ansehen des Bundesheeres zu beeinträchtigen.
So lautet der Tatbestand, der einen Wehrpflichtigen der Reserve, selbst dann, wenn er längst wieder Zivilist ist, vor den Richter bringen kann.
Der Richter ist in diesem Fall der Militärkommandant, in dessen Bereich der mutmaßliche Täter seinen Wohnsitz hat.
So sieht es wenigstens die Regierungsvorlage für das neue Heeresdisziplinargesetz vor, die derzeit im Parlament auf die Behandlung durch den Unterausschuss des Verteidigungsausschusses wartet.
Die Bestimmung soll für alle Reservisten gelten, die es wenigstens bis zum Dienstgrad Gefreiter gebracht haben.
Denn die einzige Strafe für die Beeinträchtigung des Ansehens des Heeres ist die Degradierung.
Und einem Wehrmann kann man ja keinen Stern mehr wegnehmen.
Allerdings rüstet der größte Teil der Präsenzdiener wenigstens als Gefreiter ab.
Der neue Paragraf ist auslegungsbedürftig.
Ein unbestimmter Rechtsbegriff, wie das Juristen nennen.
Ein Gummiparagraf, wie man landläufig sagt.
Wie dehnbar diese Bestimmung ist, hängt letztlich von dem ab, der sie auslegt.
Das ist, wie gesagt, der Militärkommandant.
Er bestimmt, was dem Ansehen des Heeres abträglich ist.
Über die Berufung gegen seine Entscheidung befindet dann nur mehr das Verteidigungsministerium.
Die Journalistengewerkschaft sieht darin ein Sonderstrafrecht, mit dem kritische Äußerungen über das Bundesheer unter zusätzliche Sanktionen gestellt werden sollen.
Die Journalistengewerkschaft hat heute in Briefen die Klubobmänner der drei Parlamentsparteien aufgefordert, diese Strafbestimmung zu verhindern.
Die Gewerkschaft sieht die Grundrechte auf Meinungs- und Medienfreiheit in Gefahr, und zwar nicht nur für Journalisten, sondern auch für andere Staatsbürger, die sich öffentlich äußern.
Kritik gibt es aber auch schon von anderer Seite.
Der ÖVP-Abgeordnete Otmar Karas, der eben seinen Präsenzdienst beim Bundesheer ableistet, hält den neuen Strafparagrafen auch für gefährlich.
Wie könnte nun so eine strafwürdige Handlung, die das Ansehen des Bundesheers beeinträchtigt, konkret aussehen?
Im Verteidigungsministerium wird auf diese Frage mit einem Beispiel geantwortet.
Ein Reservist baut mit seinem Privatfahrzeug einen Unfall, er ist alkoholisiert und schuld am Tod seines Unfallgegners.
In diesem Fall, so meint man im Ministerium, müsse man doch die Möglichkeit haben, diesem Mann seinen Dienstgrad abzuerkennen, weil er ja im Einsatzfall als Kraftfahrer vorgesehen sei.
Das ist allerdings nicht die einzige denkbare Möglichkeit.
Wie etwa steht es mit Leuten, die das Bundesheer kritisieren?
Sei es als Journalisten, Karikaturisten, Leserbriefschreiber oder Flugblattverteiler.
Und wie sind Friedensdemonstranten zu behandeln, die etwa ein Transparent mit sich führen, das einen Saurier zeigt und dazu den Text, zu wenig Hirn, zu viel Panzer?
Und was geschieht mit einem Demonstranten, der ein solches Transparent zwar nicht trägt, aber auch nichts dagegen unternimmt?
Hat er durch eine Unterlassung das Ansehen des Bundesheeres beeinträchtigt?
Solche Beispiele seien extrem, meint man im Verteidigungsministerium.
Und damit solche Handlungen nicht bestraft werden können, will man auch durch interne Erlässe die Auslegungsmöglichkeiten der Militärkommandanten einschränken.
Dies ist allerdings bisher nur eine Absichtserklärung eines Beamten.
Verteidigungsminister Frischenschlager selbst war heute nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Angesichts des aufkommenden Widerstands gegen die neue Strafbestimmung scheint jedenfalls bei den Ausschusssitzungen im Parlament ein politischer Streit so gut wie programmiert.
Ein Bericht von Manfred Steinhuber war das und das waren überhaupt die Inlandsberichte heute im Mittagsschanal.
Die haben wir damit jetzt um 12 Uhr und 26 Minuten abgeschlossen.
Ich möchte Ihnen gleich jetzt sagen, was wir noch auf unserem Programm stehen haben.
Also ein Schwergewicht Ausland.
Kurz ein paar Schlagzeilen dazu.
Der sowjetische Außenminister Gromyko ist zu Besuch in Italien.
Es gibt Proteste gegen Preissteigerungen in Polen.
Die Regierung wird diese geplanten Preissteigerungen daraufhin möglicherweise sogar zurücknehmen.
In Norwegen hat heute der größte Spionageprozess in der Geschichte des Landes begonnen.
In den USA gibt es tatsächlich so etwas wie ein Bauernsterben.
Und die Kulturredaktion bringt uns heute dann ein Interview mit Ken Russell, der an der Wiener Oper Gunoß-Faust inszeniert.
Zunächst aber noch ein Hinweis auf unsere Sendung heute Abend, Journal Panorama.
Journal Panorama.
Vier Tage lang war München Schnittstelle zwischen Sport und Geschäft.
Auf der internationalen Sportartikelmesse in München, der größten der Welt, haben weit mehr als tausend Hersteller ihre Neuheiten für die Wintersaison 1985-86 präsentiert.
Vom Ski und Schuh über die Bindung bis zur Sportmode.
Auf der ISPO in München treffen sich aber nicht nur die Anbieter und Einkäufer aus fünf Kontinenten, sondern auch die Stars des Sports.
Jene also,
die mit ihren Siegen oder Niederlagen, so meint die Industrie, den Verkauf mit beeinflussen.
Wie etwa der Schweizer Pirmin Zurbrigen, zweimal Gold- und einmal Silbermedaillengewinner bei der Ski-WM in Bormio.
Herr Zurbrigen, eine Frage so zwischen Autogramm geben.
Glauben Sie, dass Kästle weniger Ski verkaufen würde, wenn es Sie nicht gäbe?
Ja, ja, ganz sicher.
Sie glauben, Sie sind ihr Geld wert?
Ja, ich hoffe es.
Wenigstens so.
Ich glaube schon.
Oder sein goldener Kollege aus dem Riesentorlauf, der Bayer Markus Wassmeier.
Glauben Sie, dass Ihr Gold Geld für Fischer bringt?
Sicher, es gibt bestimmt genügend Anzahl von Menschen, von Skifahrern, die sich an den Weltmeister orientieren.
Der Fartfischer, den probieren wir auch mal, den schauen wir uns mal an, vielleicht gefällt ihm einer.
Sicher, für das dürfen sie ja eigentlich nochmal den Skisport auch fördern.
Und bringt's auch mehr Geld dem Markus Wasmeier ab kommendem Jahr?
Ja sicher, die Leistung ist besser geworden und wenn man gute Leistung bringt, dann bekommt man automatisch ein bisschen besseres Geld.
Die beiden Sportler und andere prominente Verkaufshilfen der Wintersportindustrie, sowie die großen Produzenten aus Österreich mit ihren neuen Trends für die kommende Saison, sie stehen im Mittelpunkt des heutigen Journal Panorama, das sie durch die ISPO führt.
Journal Panorama, heute um 18.30 Uhr auf Österreich 1 nach dem Abendjournal.
Ja und jetzt zu unseren Auslandsbeiträgen im Schmittagsschanal.
Vor einem Gericht in Oslo begann heute der vermutlich sensationellste Geheimnisverrats- und Spionageprozess in der Geschichte Norwegens.
Angeklagt ist der 42 Jahre alte Arne Trehold, der frühere Leiter der Presseabteilung des norwegischen Außenministeriums, der für den sowjetischen Geheimdienst KGB und auch für den Irak gearbeitet haben soll.
Die Aufdeckung der Agententätigkeit Drehholz und seine Verhaftung hatten vor gut einem Jahr in Oslo einen richtigen Schock ausgelöst.
Drehholz galt als hochqualifizierter Diplomat, als politischer Aufsteiger, dem alle Türen offen standen.
Der Sohn eines sozialdemokratischen Politikers und ehemaligen Landwirtschaftsministers zählte zum linken Flügel der norwegischen Arbeiterpartei und machte bereits in den 60er Jahren als Studentenführer von sich reden.
Seine ersten Kontakte zum KGB sollen auch auf diese Zeit zurückgehen.
Günther Grafenberger informiert sie.
Vor den Zeitungskiosken in Oslo prangte in diesen Tagen das Konterfei eines Mannes, der sogar so prominente Gesichter wie die von Björn Borg oder die norwegische Schauspielerin Liv Ullmann verdrängt hat, nämlich das von Arne Trehold.
Heute Vormittag um 10 Uhr hat in einem Oslo-Gericht, das seit einer Woche von der Polizei auf Zeitbomben abgesucht und systematisch durchkämpft worden war, der größte Spionageprozess in der norwegischen Geschichte begonnen.
Er dürfte nun die kommenden fünf Wochen über die norwegische Öffentlichkeit in Atem halten.
Mit Straßensperren vor dem Gerichtsgebäude und Detektorkontrollen mit Polizeischarfschützen sogar auf dem Dach des Gerichtsgebäudes soll verhindert werden, dass dieser Prozess irgendwie gestört wird, der sich vor fast genau einem Jahr anbahnte, als die Spionagebombe Arne Trehold platzte.
Als einer der engsten Mitarbeiter des früheren sozialdemokratischen See-Rechtsministers Jens Evinsen, der mit den Sowjets über die Abgrenzung der umstrittenen Meeresgrenzen im Nordatlantik und im Eismeer verhandelte, hat sich Trehold mehrere Male mit sowjetischen KGB-Agenten im Ausland getroffen, vor allem in Helsinki und in Wien.
Als gewissermaßen graue Eminenz im norwegischen Außenministerium war er wesentlich mit seinem genannten Minister an der Bekämpfung der früheren griechischen Militärdiktatur unter Papadopoulos beteiligt und hielt zum damaligen griechischen Widerstand in Skandinavien engste Kontakte.
Dabei kam er auch mit der irakischen Abwehr in Berührung, der er dann später, als die Demokratie in Griechenland wiederhergestellt worden war, seine Gutindienste anbot.
Sein Bankkonto in der Schweiz wuchs höher und höher.
Wir Journalisten in Skandinavien kennen Arne Treholdt als einen sympathischen, wohlinformierten Beamten im Osloer Außenministerium und alle, die mehr wissen wollten als nur das, was in den Zeitungen stand, hielten engsten Kontakt zu ihm.
Und dann, wie gesagt, die Enthüllung, als Treholdt auf dem Osloer Flugplatz auf dem Wege zu einem Treffen mit sowjetischen KGB-Leuten in Wien von der norwegischen Abwehr gestellt, sein Akt im Koffer beschlagnahmt und er mit Handschellen abgeführt unter ein Osloer Untersuchungsgefängnis gebracht wurde.
Doch die große Aufregung und Empörung in Norwegen über diesen angeblichen Verräter, den einige sogar als den kommenden Außenminister voraussagten, falls etwa die Arbeiterpartei zurück in die Macht kommen sollte, legte sich, als es ihm aus dem Gefängnis heraus gelang, Manuskripte an eine Zeitung zu schmuggeln, die seine Version des Falles Arne Trehold schilderten.
Demnach waren die von den Massenmedien veröffentlichten Berichte maßlos übertrieben.
Er, Arne Trehold, habe sich gewiss mit sowjetischen KGB-Leuten getroffen und ihnen im Interesse Norwegens gewisse Informationen zukommen lassen, damit die Zähen, wie Rechtsverhandlungen vom Fleck gekommen, stand da zu lesen.
Und er habe auch dem irakischen Geheimdienst Informationen gegeben, aber dabei sei es ganz und gar nicht um norwegische Interessen gegangen.
Sein Vater, seine Frau, die als Journalistin im norwegischen Rundfunk arbeitet, empörten sich über die Art und Weise, wie sich viele norwegische Journalisten gegenseitig übertrumpften, um den Spionagefall Arne Trehold immer größer aufzublasen, der nicht einmal ein Zehntel von dem sei, was da nun im letzten Jahr zusammengeschrieben worden war, sagte seine Frau.
Von heute an nun sollen sieben Geschworene während des fünfwöchigen Prozesses darüber befinden, ob Trehold ein großer oder ein nur kleiner Fisch gewesen ist.
Ein Massenaufgebot von Zeugen, darunter vermutlich eine Reihe von früheren sozialdemokratischen Ministern, wird gehört werden und ein Massenaufgebot von Journalisten bewacht diesen Spionagefall.
Wird Trehold der Grobin-Spionage für schuldig befunden, drohen 25 Jahre Gefängnis.
Norwegen hat nach dem Kriege insgesamt 77 sowjetische KGB-Leute auffliegen lassen und sie nach Hause geschickt.
Und Norwegen als NATO-Mitglied ist beim Thema Spionage sehr empfindlich.
Dies umso mehr, als Trehold auch noch die Hochschule für Verteidigung besuchte, also gewissermaßen in das Herz der norwegischen Abwehr hineinschaute.
Sein Verteidiger Ulf Underland erklärte heute, er wolle auf nicht schuldig plädieren.
Der Ankläger und Staatsanwalt Lasse Kvikstad ist ein alter bekannter Drehholz.
Beide trainiert im gemeinsamen Marathon.
Jetzt wird es sich im Gerichtssaal zeigen, wer von beiden den längeren Atem hat.
Günter Grafenberger, Watters aus Oslo.
In Polen hat an diesem Wochenende die verbotene Gewerkschaft Solidarität praktisch Unterstützung von Seiten der legalen neuen Gewerkschaften bekommen.
Und zwar in der Frage der geplanten Preiserhöhungen für Lebensmittel.
Die Solidarität will ja für kommenden Donnerstag wegen der Wirtschaftspolitik der Regierung zu einem 15-minütigen Warenstreik aufrufen.
Arbeiterführer Lech Walesa hat aber nun bereits erklärt, sollten die geplanten Verteuerungen tatsächlich verschoben oder verringert werden, wäre die Solidarität bereit, auf ihren Streikaufruf zu verzichten.
Der stellvertretende Vorsitzende des Rates der neun von der Regierung also zugelassenen Gewerkschaften hatte nämlich am Wochenende erklärt, die geplante Preiserhöhung bei Grundlebensmitteln um etwa 12 Prozent sei unannehmbar.
Besonders kritisiert werden die vorgesehenen Erhöhungen der Kosten für Zentralheizung, Elektrizität, Gas und Kohle.
Nun scheint es so, als würde die Regierung einlenken.
Arbeitsminister Dziosek sagte gestern im polnischen Fernsehen, die Regierung werde den, von den Gewerkschaften gemeint sind, natürlich die zugelassenen neuen Gewerkschaften, vertretenen Standpunkt in ihrer heutigen Sitzung wohlwollend prüfen.
Joanna Racina berichtet aus Warschau.
Ich muss sagen, dass wir uns immer noch fragen, was wir tun sollten, um die Organisation zu befreien, Material und Rohstoffe zu versparen, überhaupt nicht alles regulieren,
Aber das ist eine Frage, die nicht nur den Berufsgemeinschaften stellt.
Das war ein Auszug aus einem Interview des polnischen Fernsehens mit dem Vorsitzenden der neuen Gewerkschaften, Alfred Miodowicz, Samstagabend, unmittelbar nach der Bekanntgabe der Ablehnung aller drei Regierungsvorschläge zum Thema Preiserhöhungen auf dem Lebensmittelsektor.
Doch das für heute Morgen anberaumte Interview für den ORF sagte Miodowicz wieder kurzfristig ab.
Die Lage sei heikel, man müsse die für heute Nachmittag erwartete Reaktion der Regierung auf die Gewerkschaftsentscheidung abwarten.
Schon seit Tagen häufen sich hier in Warschau die Zeichen wachsender politischer Spannung vor dem Hintergrund der für kommenden Donnerstag von der Untergrundführung der Solidarität angekündigten Protestaktionen.
Demonstrativ rollen Polizei- und Armeewagen durch die Straßen, an vielen Kreuzungen steht Militär.
Das polnische Fernsehen bringt schon seit einer Woche in mehreren Fortsetzungen den Fall Knapik zur medialen Abrechnung mit Solidarität und insbesondere ihrem Pariser Auslandsbüro.
In der Warschauer Automobilfabrik FSO soll die Belegschaft für drei Tage inklusive Donnerstag in den Urlaub geschickt werden.
Die offizielle Begründung Materialmangel.
Auch der harte Standpunkt der neuen Gewerkschaften gegenüber dem Regierungsvorschlag über die Preiserhöhungen erschien vielen Polen als ein Versuch der Solidarität für den 28. den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Die Absage aller Interviews für die kommende Woche von Seiten der offiziellen Gewerkschaften deutet allerdings darauf hin, dass die Regierung diese Haltung nicht erwartet hatte oder zumindest nicht in dieser Härte erwartet hatte.
Zwar meinte der Minister für Gewerkschaftsfragen Djosik gestern Abend, dass die Regierung den Standpunkt der 5-Millionen-Staaten-Gewerkschaft berücksichtigen würde.
Doch war in der Ministerrede weder von Alternativvorschlägen noch von einem Verzicht auf Preiserhöhungen für die unmittelbare Zukunft die Rede.
Für die neuen Gewerkschaften ist die jetzige Auseinandersetzung mit der Regierung auch ein Test ihrer Glaubwürdigkeit.
Da auch die Regierung an der Glaubwürdigkeit ihrer neuen Gewerkschaften interessiert ist, kann man in den nächsten Tagen sicherlich mit einer Kompromisslösung, wenn nicht gar mit dem Verzicht auf die geplanten Preiserhöhungen rechnen.
Für die Untergrundführung der Solidarität hat sich durch die Haltung der neuen Gewerkschaften nichts Wesentliches geändert.
Neben dem Protest gegen die Preiserhöhungen gilt ja der Aufruf zum 15-minütigen Warnstreik am Donnerstag auch der Forderung nach Einhaltung des von der Verfassung garantierten Acht-Stunden-Tages, den eine Verordnung des Ministerrates vom Oktober vergangenen Jahres gefährdet hat.
Diese Verordnung gibt der Betriebsleitung die Möglichkeit, den Acht-Stunden-Tag je nach Bedürfnis zu verlängern oder durch Arbeitspausen zu unterbrechen.
Jenseits von Gewerkschaftsfragen geht es heute aber einmal mehr um die Auseinandersetzung zwischen Regierung und Opposition, konkret um die Auseinandersetzung zwischen Regierung und der verbotenen Gewerkschaft Solidarität.
Jenseits von Gewerkschaftsfragen geht es heute aber einmal mehr um die Auseinandersetzung zwischen der Regierung und der verbotenen Gewerkschaft Solidarität.
Eine Auseinandersetzung, wie sie seit dem Dezember 81 nicht mehr stattgefunden hat.
Nämlich in der Form eines Aufrufs zum Streik als Beginn der sogenannten Gegenoffensive, wie es Lech Wałęsa vor kurzem formulierte.
In der letzten Ausgabe der Solidaritätszeitschrifte Gottnik Masowsche meint Untergrundführers Bignev Bujak wörtlich, der Protesttag am 28.
Februar ist ein Element einer Strategie zur künftigen Blockierung der Politik der Preiserhöhungen.
Darum geht es uns heute um eine Massenaktion.
Und wir dürfen nicht auf Streiks und Demonstrationen verzichten.
Etwas später sagt Bujak, ich glaube, dass Solidarität heute schwach ist.
Aber immerhin ist sie noch stärker als alles, was man sich unter den heutigen Bedingungen vorstellen hätte können.
Joanna Ratziner berichtete aus Warschau.
Der sowjetische Außenminister Gromyko trifft heute zu einem viertägigen offiziellen Besuch in Italien ein.
Besonders interessant zwei Wochen vor Aufnahme der neuen sowjetischen, amerikanischen Rüstungskontrollverhandlungen in Genf.
Beide Großmächte, die USA und die UdSSR, haben ja vor dieser Verhandlungsrunde bereits voll das propagandistische Trommelfeuer eröffnet.
Dabei geht es vor allem um die neuen Weltraumpläne des amerikanischen Präsidenten Ureger.
Sein Science-Fiction-Traum einer Raketenabwehr aus dem Weltraum verstört die Sowjets.
Verständlich geht es jedoch um eine völlige Abkehr von jenem Gleichgewicht der Abschreckung, das in den vergangenen 40 Jahren zumindest geholfen hat, den Atomkrieg zwischen den Supermächten zu verhindern.
Ein so umfassendes Raketenabwehrsystem, wie es den Amerikanern aus dem Weltraum vorschwebt und auf das sie verstärkt nun auch die Europäer einschwören wollen, ist für die Sowjets offensichtlich in nächster Zeit nicht zu realisieren.
Dazu fehlt es an neuerster Technologie.
Wobei ja auch die amerikanischen Pläne bis jetzt nur äußerst vage sind.
Wie aber immer.
Sollten die Amerikaner an ihrer Raketenabwehr aus dem Weltraum festhalten, würde das über kurz oder lang ja letztlich nur wieder den Rüstungswettlauf ankurbeln.
Und eigentlich solches wollte man doch in Genf eigentlich verhindern.
Der sowjetische Außenminister Krumikow hofft nun wohl bei seinem Besuch im NATO-Land Italien Gehör für die sowjetische Ablehnung der amerikanischen Rüstungs-Weltraumpläne zu finden.
Alfons Thalmer berichtet aus Rom.
dass Gromyko ein westeuropäisches Land absucht, seitdem die Sowjetunion vor drei Jahren systematisch zu drohen begonnen hatte.
Sie werde mit keinem NATO-Land mehr Gespräche führen, wenn es an der Aufstellung von amerikanischen Pershing- und Cruise-Waffen zum Ausgleich der sowjetischen SS-20-Raketen in Europa festhalten oder diese gar aufstellen sollte.
Nun, diese Aufstellung ist in Italien ebenso vollzogene Tatsache wie auch in England,
wo bereits der Besuch des Moskauer Kronprinzen Gorbatschow die früheren Boykottdrohungen als gegenstandslos vergessen ließ, wie das in der sowjetischen Taktik gegenüber dem Westen immer der Fall war, wenn sich dieser von seinen wichtigsten Vorhaben doch nicht abdingen ließ.
Das war so mit der Gründung der Bundesrepublik, mit der Unterzeichnung des Atlantischen Bündnisses,
mit der deutschen Wiederbewaffnung, mit der Aufstellung der taktischen Atomwaffen und jetzt mit der Installierung von strategischen Mittelstreckenraketen in den westeuropäischen NATO-Ländern.
Jetzt erleben wir die erste Phase des neuen Abschnitts, die Gromyko selbst mit dem Besuch in Washington und beim Präsidenten Reagan zum Ende des vergangenen Jahres eingeleitet und nun zunächst in Rom und in Madrid fortsetzt.
im Hinblick auf die direkten und den beiden Supermächten reservierten strategischen Verhandlungen, die Europäer zu bewegen, zumindest bremsend auf die amerikanische Regierung zu wirken.
Es ist das sechste Mal übrigens, dass Gromyko in der Stadt am Tiber aufkräuft.
Das letzte Mal war er hier vor fast genau sechs Jahren, im Jänner 1979.
Jedes Mal sprach er mit dem jeweiligen Außenminister, mit dem Ministerpräsidenten und mit dem Staatsoberhaupt.
Diesmal also stehen auf dem Programm Giulio Andreotti, Bettino Craxi und Sandro Pertini.
Der Ministerpräsident wird übrigens einen Tag nach dem Abflug Gromykos am kommenden Freitag seinerseits zum Präsidenten Regen nach Washington fliegen und sicher nicht, um den Amerikanern zu erläutern, warum sich Italien auch nur teilweise den sowjetischen Ansichten angeschlossen hätte.
Dieser Programmlauf zeigt vielmehr die Grenzen dessen an, was Gromyko hier erreichen kann.
Der russische Plan ist aber langfristig aufgestellt.
Deshalb ist es auch zur Tradition geworden, dass auch dem Papst ein Besuch erstattet wird, was auch mit dem damaligen Staats- und Regierungschef Podgorny der Fall war.
Für Gromyko ist das Erscheinen im Vatikanischen Palast zu lieben Gewohnheit geworden,
wenn man nach einem Absatz seiner autobiografischen Memoiren beurteilen kann.
Schon von Stalin stammt das Wort, wir würden es jederzeit begrüßen, wenn sich der Papst unserer Friedensbewegung anschließen würde.
Die Umgangsformen sind seitdem viel zivilisierter und freundlicher geworden.
Die Einladung an den polnischen Papst ist aber in Abwandlungen immer noch dieselbe.
Sie wird vor allem auf die 60 Millionen amerikanische Katholiken ausgedehnt.
So sieht Alfons Thalmer den Besuch des sowjetischen Außenministers Gromyko in Italien.
Unser nächster Beitrag befasst sich mit den Problemen der amerikanischen Bauer.
Nach gängigen Vorstellungen sind die USA nicht nur ein gigantischer Produzent landwirtschaftlicher Güter, ob nun in der Viehzucht oder beim Getreide, sondern es herrscht auch die Vorstellung vor, dass landwirtschaftliche Betriebe in den USA riesige Industriebetriebe seien, Farmen mit hunderten Hektar Land.
Nun, das stimmt auch tatsächlich für viele, aber eben nicht für alle.
Die Konzentrierung auf relativ wenige ganz große Farmen verdrängt nämlich die unzähligen, auch vorhandenen, kleineren und mittleren immer mehr.
Dazu kommt noch, dass der Weltmarktpreis für verschiedene Agrarprodukte sehr niedrig ist.
Die amerikanischen Bauern wollen daher mehr Subventionen von der Regierung.
Diese ist dazu nur zögernd, wenn nicht gar nicht bereit.
David Stockman, Budgetdirektor der Regierung Reagan, sieht den Niedergang der Farmer
eher als logische Folge der Gesetze der sozialen Marktwirtschaft an.
Die Kleineren müssen halt auf der Strecke bleiben.
Seine eigene Mutter, ebenfalls Farmerin, sieht das anders.
In einem Interview, das im amerikanischen Fernsehen Aufsehen erregt hat, sagte Frau Stockmann, mein Sohn irrt, wenn er glaubt, die Bauern wollen Almosen von der Regierung.
David hat keine Ahnung, wie viele von ihnen jetzt zugrunde gehen.
Seine eigenen Eltern mit eingeschlossen.
Soweit die Mutter des amerikanischen Budgetdirektors.
Aber sogar die amerikanische Filmindustrie hat sich jetzt schon der sozialen Probleme der Bauern in den USA angenommen.
Lorenz Gallmetzer berichtet.
Country, the river, places in the heart.
So lauten drei von elf Filmtiteln, die soeben für den Oscarpreis nominiert wurden.
Alle drei Filme haben das Leben auf dem Lande und die Schwierigkeiten der amerikanischen Farmer zum Inhalt.
Das ist kein Zufall, sondern entspricht ganz der Tradition der amerikanischen Filmindustrie, soziale Probleme aufzugreifen und sie in mehr oder weniger unterhaltsame Streifen zu verbacken.
Das Leben der amerikanischen Bauern bietet zurzeit reichlichen Stoff für ergreifende Storys.
Den Hab und Gut von rund 20.000 Farmern wurden seit 1981 zwangsversteigert.
Tausende Klein- und Mittelbauern haben selbst verkauft, weil sie ihre Schuldenlast nicht mehr ertragen konnten.
Laut einer Untersuchung des Landwirtschaftsministeriums ist die Existenz eines Viertels der rund zwei Millionen Farmer ernsthaft bedroht.
Obwohl sie effizient arbeiten, werden sie ihre Ernten nicht mehr los.
Die Exporte gehen trotz staatlicher Förderung zurück, denn auf dem Weltmarkt geraten die Produkte aus den USA in eine fatale Zangenbewegung.
Der hohe Dollarkurs verteuert die eigenen Waren unverhältnismäßig und gleichzeitig verschärfen die massive staatliche Unterstützung der Bauern in Europa sowie die niedrigen Preise der Produkte aus gewissen Ländern der Dritten Welt die Konkurrenz.
Hinzu kommen politisch motivierte Embargo-Maßnahmen, die den Export in die Länder des Ostblocks gebremst haben und zu Hause seit Jahren hohe Zinssätze.
Das Einkommen der Farmer sinkt, die Verschuldung steigt.
Besonders hart getroffen werden jetzt vor allem jene Farmer, die in den 70er Jahren, als die Sowjetunion mit umfangreichen Getreideimporten aus den USA begann, ihre Betriebe aufgebaut haben.
Vor allem in der Kornkammer Amerikas, den Staaten Kansas, Iowa, Illinois, Nebraska und Indiana wurden auf Kredit Land und moderne Maschinen gekauft.
In weniger als zehn Jahren hat sich so die Verschuldung in der Landwirtschaft verdoppelt.
Doch der große Boom hat nicht lange angehalten.
Viele Farmer verdienen heute weniger, als sie jährlich an Schulden mit Zins und Zinseszinsen zurückzahlen müssen und täglich werden Dutzende Farmen zwangsversteigert.
Der Fog des Niedergangs ist so gewaltig, dass Zuliefer- und Verwertungsbetriebe sowie jährlich über 100 Provinzbanken mitgerissen werden.
Zahlreiche kleine Städte verarmen und werden entvölkert.
In den vergangenen Wochen ist es immer wieder zu Protesten und Demonstrationen verzweifelter Farmer gegen Zwangsversteigerungen gekommen.
Chicago wurden 47 Bauern verhaftet, als sie in die Handelskammer einbringen wollten.
Von der Regierung in Washington fordern die Farmer mehr finanzielle Hilfe, eine für sie günstigere Preispolitik und die Senkung der Zinssätze.
Doch Präsident Donald Reagan hat offensichtlich ganz andere Vorstellungen.
Wir brauchen einen geordneten Übergang zu einer marktorientierten Landwirtschaft, sagte Reagan in seiner Erklärung zur Lage der Nation vor zwei Tagen.
Während der vier Jahre seiner ersten Amtszeit wurden die Subventionen für die Landwirtschaft vervierfacht.
Mit 21 Milliarden Dollar pro Jahr betragen sich ebenso viel wie der gesamte Reinerlös der Farmer.
Jetzt soll sich das ändern.
Regens Budgetvorschlag für das Jahr 1986 zieht eine 15-prozentige Kürzung der Subventionen vor.
Umgerechnet 14 Milliarden Schilling sollten eingespart werden.
Zur Rechtfertigung dieser Wende, meinte Landwirtschaftsminister John Block,
Zwei Drittel der amerikanischen Farmer kämen ohne staatliche Unterstützung aus.
Also müssten es die anderen eben auch lernen.
Im Klartext heißt das gesund schwanken.
Präsident Reagan setzt also auch diesmal alles auf eine Karte.
Eine von allen staatlichen Eingriffen befreite Agrarwirtschaft soll wieder konkurrenzfähig werden.
Aber die Medaille hat auch eine Kehrseite.
Schon jetzt verdienen ein Prozent der Farmer mit ihren Großbetrieben rund 60 Prozent des Gesamterlöses.
Ein weiterer Konzentrationsprozess und vor allem das damit verbundene Bauernsterben könnte zu beträchtlichen sozialen Spannungen mit der traditionell konservativen Bauernschaft führen.
Daran ändern auch die zugesagten Soforthilfemaßnahmen, die den Farmern bis zur Frühjahrsaat über die Runden helfen sollen, nicht sehr viel.
Nach diesem Beitrag aus den USA nun zu unserem Kulturbeitrag im Mittagsschanal.
Mit Filmen wie Maler, Listomania, der Rockoper Tommy festigte der englische Regisseur Ken Russell seinen Ruf als enfant terrible der Filmbranche.
Seit einigen Jahren inszeniert der 58-jährige Engländer auch Opern.
Bisher hat er sechs Werke der Opernliteratur für die Bühne erarbeitet.
Zurzeit ist der eigenwillige Regisseur in Wien tätig, wo er an der Wiener Staatsoper Charles-Gonoz-Faust in Szene setzt.
Die Aufführung, deren Premiere am 16.
März stattfindet, wird von einer Lombardie dirigiert.
In den Hauptrollen sind Gabriela Benjatschkova-Chap, Francisco Arraiza und Ruggiero Raimondi zu hören.
Walter Gelat hat am Wochenende mit dem Regisseur Ken Russell gesprochen und dazu den folgenden Beitrag gestaltet.
Ken Russell zählt zu den wohl erfrischendsten, aber auch umstrittensten Erscheinungen des internationalen Films.
Seine Umsetzungen von musikalischen Themen, seine filmische Präsentation von Persönlichkeiten wie Tchaikovsky, Mahler oder Liszt riefen heftiges Für und Wider hervor.
Immer aber lobten Kritiker seine Originalität.
Und so wurden ihm letztlich Misserfolge, wie etwa der 1977 entstandene Streifen Valentino mit Rudolf Nureyev in der Titelrolle, auch verziehen.
Bekannt wurde der Regisseur, der früher Tänzer, Schauspieler und Fotograf war, durch eine BBC-Serie über Künstler, wobei seine persönlich gestalteten Komponisten-Porträts allgemein Aufsehen erregten.
Russells Arbeiten waren und sind stark vom Optischen her geprägt.
Frage an den Regisseur, welche Bilder hat er gesehen, als er sich zum ersten Mal mit Gounods Oper Faust beschäftigte?
Was ich zuerst gesehen habe, war eine äußerst langweilige Geschichte.
Die langweiligste, die ich je gelesen hatte und auch die unglaubwürdigste, scheinheiligste.
Es hat einfach nichts gestimmt.
Gleichzeitig habe ich aber doch gedacht, dass etwas in der Musik ist, was mich anspricht.
Ich meine, je unmöglicher die Aufgabe, umso größer ist die Herausforderung.
Ich habe eigentlich nie mit der Inszenierung einer Oper begonnen, die ich wirklich gemocht habe, aber wahrscheinlich wäre eine Inszenierung nie gut geworden.
Hätte mir die Oper schon vorher gefallen, wäre das wahrscheinlich zu einfach gewesen.
Für Ken Russell geht es bei einer Operninszenierung nicht darum, Theater für eine Elite zu machen.
Für mich geht es auch darum, schwierige und langweilige Opern auch für jenes Publikum akzeptabel zu machen, das sich nicht unbedingt aus Opernliebhabern zusammensetzt.
Ich weiß, in Wien geht man der Sänger wegen in die Oper.
Andererseits denke ich aber an meine Kinder.
Sie würden eine solche Vorstellung langweilig finden.
Es wäre jetzt leicht, natürlich eine Allerweltsproduktion von diesem Stück abzuliefern, die alle zufriedenstellen würde.
Das aber würde meinen sieben Kindern nicht gefallen und ich könnte ihnen nicht mehr ins Gesicht sehen.
Was bedeutet dies nun im Hinblick auf Ken Russells Inszenierung von Gunnós Faust?
Das bedeutet, dass die Geschichte glaubhaft sein muss.
Das ist alles.
Sie muss unterhalten, sie muss bezaubern, sie muss spektakulär sein.
Man muss nach der Vorstellung weggehen und denken, man hat einen großen Abend erlebt.
Das sind meine Ansprüche an einen Opernabend.
Ich freue mich auch, wenn mir Oper gefällt, denn es ist schon passiert, dass ich ein Werk zunächst in einer fremden Inszenierung gesehen und das Ganze schrecklich gefunden habe.
Ich wollte das Ganze nie wieder sehen.
Als ich dann gefragt wurde, diese Oper selbst zu inszenieren, habe ich mir gedacht, das ist gar nicht so schrecklich.
Das war damals nur die Produktion.
In einer bestimmten Weise bin ich ein totaler Außenseiter.
Ich kann keine Noten lesen, aber ich bin ein Musikliebhaber und Musik spielt ja auch in meinen Filmen eine große Rolle.
Ich weiß um die Kraft von Bild und Musik zusammen und auch um die Kraft von Stimme, Bild und Musik.
Gefällt dem Regisseur Ken Russell die Zusammenarbeit mit Sängern?
Nicht besonders.
Viele Sänger haben eine Rolle in einer bestimmten Oper zumeist schon sehr oft auf der Bühne dargestellt.
Wenn man zum Beispiel einen Film macht, dann hat man die Rolle vorher nie verkörpert.
Man kommt also unbelastet und frisch zu den Dreharbeiten.
In der Oper hat man viel harte Arbeit zu verrichten, um die Sänger früher eingelernte Ideen vergessen zu lassen, sie so einzustellen, dass sie wie ich an die Arbeit herangehen, dass sie diese Arbeit als neu ansehen, dass sie alles Eingelernte ablegen, den Ballast, der sich bei der Rollengestaltung in vielen Jahren angesammelt hat, dass sie sich ganz darauf zurückziehen, was der Komponist gemeint haben kann und das ist schwierig und das braucht natürlich auch einige Zeit.
Glaubt Ken Russell, dass seine Art Oper zu machen in Wien die Zuschauer provozieren könnte?
Es wird keine Provokation geben.
Man könnte vielleicht ein oder zwei Dinge als Sakrileg ansehen und manche werden vielleicht eine Szene schockierend finden, weil nacktes Fleisch zu sehen ist.
Nacktes Fleisch wird es übrigens auch in dem nächsten Film zu sehen geben, den Ken Russell plant.
Ich werde wahrscheinlich einen Film über eine englische Prostituierte des 18.
Jahrhunderts machen, über Moll Flanders, nach der Novelle von Daniel Defoe, dem Autor von Robinson Crusoe.
Das wird eine Satire auf jede sexuelle Perversion, die die Menschheit gekannt hat.
Wenn ich diesen Film mache und es gibt noch einige Probleme um die Produktion, dann wird der Beginn der Dreharbeiten in etwa zwei Monaten sein.
Und zwar in England.
Ein Beitrag von Walter Gellert war das.
Und bei uns stehen jetzt am Programm noch Kurzmeldungen.
Österreich.
Sozialminister Dallinger sagte heute bezüglich Spekulationen um eine Benja-Nachfolge.
Dieser werde bis 1987 im Amt bleiben und bis dahin habe man Zeit, eine Entscheidung zu treffen.
Er selbst, so Dallinger, sei keineswegs ein logischer Nachfolger für das Amt des ÖGB-Präsidenten.
Auf den Rücktritt von Bautenminister Sekanina angesprochen, meinte Dallinger, er bedauere diese Entwicklung zutiefst und wäre glücklich, hätte sie nicht stattgefunden.
In der heutigen Sitzung der Paritätischen Kommission wurden die Anträge für Preiserhöhungen bei Diesel und Ofenheizöl vorläufig zurückgestellt.
Alle anderen Ölprodukte dürfen ab morgen teurer werden.
Gegen die geplante Verteuerung von Ofenheizöl hatte unter anderem der Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner protestiert, weil dadurch die soziale und wirtschaftliche Situation von Rentnern und Pensionisten sowie sozial schwächeren Mitmenschen empfindlich verschlechtert wurde.
In Wien ist am Vormittag ein Informations- und Beratungszentrum für Arbeitslose eröffnet worden.
Diese Einrichtung soll praktische Hilfe bei der Bewältigung der sozialen und seelischen Folgen länger dauernder Arbeitslosigkeit geben.
Vier Sozialarbeiter stehen kostenlos zur Verfügung.
Sie sollen Hilfesuchende vor allem bei Schwierigkeiten mit den Behörden sowie bei Wohnungsproblemen mit Rat und Tat unterstützen.
Vor dem Wiener Straflandesgericht wird seit heute der Prozess um das allgemeine Krankenhaus teilweise neu aufgerollt.
Zu verantworten haben sich der ehemalige ATD-Generaldirektor Fritz Mayer und dessen Nachfolger Edmund Hainisch.
Sie wurden im ersten Verfahren schuldig befunden, Schmiergelder an den AKH-Manager Adolf Winter gezahlt zu haben.
Der oberste Gerichtshof hat den Schuldspruch gegen Mayer aufgehoben, das Urteil gegen Hainisch nur teilweise bestätigt.
Tausende Menschen vergeben jährlich ihre Chance auf Heilung nach einem Herzinfarkt, weil sie bei Herzbeschwerden nicht sofort einen Arzt rufen.
Der Leiter der Herzabteilung an der Grazer Universitätsklinik, Werner Klein, betonte bei einer Fortbildungstagung, ein Infarkt könne heute durch modernste Therapien gleichsam rückgängig gemacht werden.
Dies müsse jedoch binnen vier Stunden geschehen.
Behinderte Kinder sollen stärker in normale Schulklassen integriert werden.
Bei einem Symposium in Bad Tatzmannsdorf wurde am Wochenende ein Modellversuch an der Oberwatervolksschule diskutiert.
Dort werden seit Herbst in einer ersten Schulstufe behinderte und nicht behinderte Kinder von zwei Lehrern teils gleichzeitig unterrichtet.
Das Projekt wird wissenschaftlich betreut.
Polen.
Die Regierung in Warschau scheint nach dem Protest der offiziellen Gewerkschaften gegen die geplanten Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln zum Einlenken bereit.
Der Arbeitsminister betonte, die Regierung werde den Gewerkschaftsstandpunkt wohlwollend prüfen.
Die verbotene Gewerkschaft Solidarität hat für Donnerstag zu einem viertelstündigen Proteststreik aufgerufen.
Arbeiterführer Lech Walesa hat sich zum Verzicht auf den Streik bereit erklärt, sollten die geplanten Verteuerungen aufgeschoben oder verringert werden.
Norwegen.
Der ehemalige Pressesprecher des Außenministeriums, Arne Drehold, muss sich in Oslo wegen Spionage verantworten.
Drehold ist angeklagt, für den sowjetischen Geheimdienst KGB und den irakischen Nachrichtendienst Dokumente beschafft zu haben.
Im Fall eines Schuldspruchs drohen dem ehemaligen Diplomaten 25 Jahre Freiheitsentzug.
Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend meist sonnig, im Nordosten zeitweise noch Wolkenfelder, Nachmittagstemperaturen 3 bis 10 Grad.
Das war im Mittagsschanal des aktuellen Dienstes.
Ilse Oberhofer hat Sie durch die Sendung geführt für Redaktion und Technik, sage ich auf Wiederhören.
Einblendung: Pirmin Zurbriggen, Markus Wasmeier
Mitwirkende:
Unger, Hans Christian [Gestaltung]
, Zurbriggen, Pirmin [Interviewte/r]
, Wasmeier, Markus [Interviewte/r]
Datum:
1985.02.25 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
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20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
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