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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag beim Mittagschanal, sagt eine Fritz Wendl als Redakteur im Studio.
Nach dem Nachrichtenüberblick und der Vorschau aufs Wetter am Bundespräsidentenwahlwochenende ist, nicht weiter überraschend, auch heute wieder die Katastrophe im Atomkraftwerk von Tschernobyl unser Hauptthema.
Wir fassen dazu die aktuelle Meldungslage zusammen, erwarten einen Situationsbericht aus Moskau, fragen einen Experten, wie die nach wie vor aufrechterhaltenen Vorsichtsmaßnahmen des Gesundheitsministeriums zu interpretieren sind
und berichten von der einstimmigen Forderung der Wiener Landesregierung, nach der Katastrophe in der Ukraine Schluss mit Zwentendorf zu machen.
Die Zukunft des stillliegenden AKW im Tullner Feld könnte auch bei einer Pressekonferenz der SPÖ-Spitze eine Rolle spielen.
Eigentliches Thema des Auftritts von Bundeskanzler Sinowaz, ÖGB-Präsident Benja und der Minister Blecher, Fischer und Graz vor Medienvertretern ist aber der Bundespräsidentschaftswahlkampf.
Schließlich geht es im heutigen Mittagsjournal auch noch um Bauern-Grenzblockaden im Burgenland und in Niederösterreich und um Versuche, einen FPÖ-Sonderparteitag einzuberufen, bei dem Jörg Haider gegen Norbert Stege als Bundesparteiobmann kandidieren möchte.
Vor all dem jetzt aber von Edgar Haider zusammengestellte Nachrichten, die Josef Enzelnattek liest.
Sowjetunion, USA, Österreich.
Die Folgen der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl sind nach Angaben eines sowjetischen Diplomaten noch nicht beseitigt.
Der zweite Sekretär der sowjetischen Botschaft in Washington, Vitaly Churkin, bestätigte vor einem Unterausschuss des Repräsentantenhauses der USA, dass gewisse Gefahren für die Sowjetunion und das benachbarte Ausland weiterbestünden.
Westliche Experten gehen nach der Auswertung von Satellitenfotos davon aus, dass der Reaktorbrand im Atomkraftwerk von Tschernobyl unter Kontrolle und vermutlich auch bereits gelöscht ist.
Amerikanische Spezialisten schenken unterdessen den sowjetischen Angaben über zwei Todesopfer bei der Katastrophe mehr Glauben als internationalen Medienberichten von fast 2000 Toten.
Ein amerikanischer Spezialist für Knochenmarksverpflanzungen ist in die Sowjetunion gereist, um bei der Behandlung von Schwerverletzten zu helfen.
Radioaktive Strahlung zersetzt unter anderem das Knochenmark.
Aus dem Gesundheitsministerium in Wien verlautet, dass seit gestern Mittag keine radioaktiv belastete Luft aus der Sowjetunion mehr nach Österreich komme und die Radioaktivität auf dem Boden und in Oberflächengewässern zurückgehe.
Weiterhin werden jedoch täglich Wasser- und Milchproben in den zentralen Darburs in Wien untersucht.
Alle 200 Molkereien Österreichs sind bereits erfasst worden.
Die Radioaktivität der Milch hat in den vergangenen 24 Stunden zugenommen.
Die Werte liegen nach Angaben des Ministeriums jedoch noch weit unter dem international üblichen Grenzwert.
Gesundheitsminister Franz Kreuzer und Landwirtschaftsminister Günther Heiden haben die zugeständigen Behörden, die zuständigen Behörden der Landwirtschaft, heute Vormittag darüber informiert.
Die Landwirte werden dringend gebeten, in den nächsten Tagen die Verfütterung von frischem Grünfutter, das Weiden von Milchkühen und das Tränken des Viehs mit Regenwasser einzustellen.
Österreich
Die Bauernblockaden an der österreichischen Grenze haben sich am Vormittag ausgeweitet.
Protestierende Bauern, die bereits seit Tagen den Grenzübergang Nickelsdorf im Burgenland mit etwa 500 Traktoren blockieren, haben angekündigt, auch den Grenzübergang Klingenbach zu sperren, sollte Bundeskanzler Fritz Inowatz nicht bis 12 Uhr nach Nickelsdorf kommen und Verhandlungen aufnehmen.
Auch die Blockade der Grenzübergänge Deutschkreuz und Rattersdorf ist beabsichtigt.
Seit 9 Uhr früh halten Bauern den Grenzübergang Drasenhofen in Niederösterreich besetzt.
Die Zufahrt Richtung Tschechoslowakei ist von etwa 350 Traktoren verstellt.
Fahrzeuge können nicht passieren.
Eine Gruppe von protestierenden Bauern ist derzeit auch zum Grenzübergang Berg in Niederösterreich unterwegs.
Eine Delegation steirischer Bauern hat heute bei Landwirtschaftsminister Heiden vorgesprochen, die Bauern drohen mit der Blockade steirischer Grenzübergänge.
Die Proteste richten sich gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung, vor allem gegen einige Bestimmungen des neuen Wahlgesetzes.
Bauernbundpräsident Adolf Dörfler bezeichnete die Demonstrationen als deutlichen Ausdruck für agrarpolitische Versäumnisse der Koalitionsregierung.
Der SPÖ-Abgeordnete Alwin Schober appellierte an die Demonstranten, ihre Blockaden abzubrechen.
Der Obmann der Kärntner Freiheitlichen Jörg Haider hat seine Absicht bekräftigt, beim FPÖ-Bundesparteitag gegen Parteiobmann Norbert Steger zu kandidieren.
Haider argumentierte, Steger sei gegenüber der Kärntner Landesorganisation wort- und vertragsbrüchig geworden.
Außerdem gebe es ein Unbehagen bei vielen Parteifunktionären über die Rolle der Freiheitlichen in der Bundespolitik.
Haider betonte ausdrücklich, dass er keine neue Parteigründung beabsichtige.
Heute um Mitternacht läuft ein Ultimatum des FPÖ-Bundesparteivorstands gegen die Kärntner Freiheitlichen ab.
Sie sollen bis dahin im Konflikt mit der Bundespartei einlenken.
Haider sagte, er wolle auf dieses Ultimatum nicht eingehen.
Die Salzburger Freiheitlichen haben heute alle Entscheidungsträger der FPÖ aufgefordert, der Geschlossenheit und politischen Handlungsfähigkeit der Partei nicht zu schaden.
Den von der Grazer Freiheitlichen Partei verlangten außerordentlichen Bundesparteitag lehnt die FPÖ Salzburg ab.
Schweden.
Die Regierung in Stockholm hat vier Angehörige der tschechoslowakischen Botschaft ausgewiesen.
Den Diplomaten wird vorgeworfen, in Aktivitäten verwickelt zu sein, die mit ihrem diplomatischen Status unvereinbar seien.
Diese Formulierung gilt in der Diplomatensprache als Hinweis auf den Verdacht auf Spionage.
Im Zusammenhang mit den Botschaftsangehörigen wurde auch ein Mitarbeiter der tschechischen Fluggesellschaft GSA zum Verlassen Schwedens aufgefordert.
Kanada.
In Vancouver wird heute die Weltausstellung Expo 86 eröffnet, unter dem Motto, eine Welt in Bewegung, eine Welt in Kontakt werden 49 Staaten Ausstellungen präsentieren.
Der Themenbogen spannt sich dabei von Pharao Ramsest II.
bis zur Weltraumfahrt.
Die meisten Exponate beschäftigen sich mit den Bereichen Verkehr und Kommunikation.
Die Weltausstellung Expo 86 in Vancouver dauert bis 13.
Oktober.
Frankreich
Die verstorbene Herzogin von Buinzor hat einen Großteil ihres Besitzes dem Louis-Pasteur-Institut in Paris vermacht.
Das Vermögen der Witwe des britischen Königs Edward VIII., er hat ihr zuliebe 1936 auf den Thron verzichtet, beträgt mehrere Millionen französische Frauen in Form von Aktien und Schmuck.
Die Anwältin der verstorbenen Herzogin betonte, keines der Schmuckstücke habe jemals einem Mitglied des britischen Königshauses gehört.
In dem Testament sind auch mehrere gemeinnützige Organisationen bedacht, unter ihnen solche, die sich für arme Kinder, für die Krebsbekämpfung und für ausgesetzte Tiere engagieren.
Das waren die Nachrichten, es ist 12.07 Uhr und unser nächster Programmpunkt ist jetzt das Wetter.
Auf der Wiener Hohen Warte ist Dr. Walter Sobiczka, der derzeit diensthabende Metrologe.
Guten Tag Herr Doktor.
Grüß Gott.
Herr Dr. Sobiczka, nachdem Sie und Ihre Kollegen in den letzten Tagen im Zusammenhang mit dem Weg der radioaktiven Wolke aus Tschernobyl im Mittelpunkt des Interesses standen und da meist eher beruhigende und zum Glück auch eingetroffene Vorhersagen liefern konnten, ist nun die Frage, bleibt es weiter weitgehend niederschlagsfrei, gibt es einen schönen Wahlsonntag?
Es gibt ein schönes Wetter am Wochenende.
Das Hoch über der Ostsee wird weiterhin das Wetter in Österreich bestimmen, also frühsommerliches Schönwetter.
Die Frühtemperaturen werden am Wochenende zwischen 7 und 13 Grad liegen, die Tageshöchsttemperaturen zwischen 20 und 25 Grad.
Die Strömung wird über Ost allmählich gegen Süd drehen.
Das heißt, wir erwarten morgen noch Luftmassen im Osten Österreichs aus dem Raum Polen.
Im Westen Österreichs sind Luftmassen aus Jugoslawien zu erwarten.
Die Luftmasse, die derzeit im Großraum Kiew liegt, wird mit einer nördlichen Strömung zur rumänisch-bulgarischen Schwarzmeerküste und weiter Richtung Türkei abgetrieben.
Der Ostalpenraum dann am Sonntag schon überwiegend einer südlichen Strömung, weiterhin schönes Wetter.
Am Nachmittag oder Abend könnte es im Südwesten Österreichs einzelne Gewitter geben.
Das kann man nicht ganz ausschließen.
Die wären allerdings dann schon in einer Luftmasse, die aus dem Mittelmeerraum stammen würde.
Auch zu Wochenbeginn werden wir dann in einer Süd- bis Südwestströmung liegen, also Luftmassen aus dem Mittelmeerraum zu erwarten.
Ein weiterhin relativ warmes Wetter.
Die Gewitterneigung wird allerdings zu Wochenbeginn dann zunehmen.
Das war's von der Hohen Warte.
Auf Wiederhören.
Auf Wiederhören, Herr Dr. Sobitschka.
Es ist inzwischen 12.09 Uhr geworden und wir kommen jetzt gleich wieder zum Thema Reaktorkatastrophe im ukrainischen Tschernobyl.
Gesicherte Informationen vom Ort des schrecklichen Geschehens gibt es aufgrund der nach wie vor eher restriktiven sowjetischen Informationspolitik noch immer nur wenige.
Aber immerhin ist es, wie auch schon in den Nachrichten gehört, nicht unwahrscheinlich, dass der Reaktorbrand unter Kontrolle oder auch schon gelöscht ist.
Welche detaillierten Informationen es gibt und was man daraus schließen kann, das fasst jetzt Roland Machatschke zusammen.
Die Katastrophe in einem der vier Reaktoren des Kernkraftwerks Tschernobyl begann bereits am Samstag.
Entsprechende Vermutungen im Westen wurden jetzt unter anderem vom sowjetischen Botschaftern Bonn-Kwizinski bestätigt.
Er sprach außerdem von einer Explosion, die das Reaktorgebäude beschädigte.
Nach Meinung von Experten ist durch einen Störfall die Wasserkühlung des Reaktors ausgefallen.
Die Temperaturen stiegen, das Wasser zersetzte sich in seine Bestandteile, Wasserstoff und Sauerstoff, es entstand ein Knallgasgemisch, das explodierte.
Genauso hatte auch der Unfall im amerikanischen Atomkraftwerk Three Mile Island begonnen.
Anders als dort hat der sowjetische Reaktor aber keine Schutzhülle aus Stahl und die Brennelemente sind in Grafit eingebettet, der bei 800 Grad zu brennen beginnt.
Durch die teilweise Zerstörung des Reaktorgebäudes, die auf dem einzigen veröffentlichten Foto deutlich zu erkennen ist, konnte Luft hinzutreten und den Brand anfachen.
In der enormen Hitze von 1500 Grad und darüber wurden die Brennstäbe mit dem angereicherten Uran zerstört und es wurde der Albtraum der Nukleartechniker Wirklichkeit.
Der Reaktorkern schmolz, es gab einen sogenannten Meltdown.
Nach Aussagen des sowjetischen Botschaftssekretärs Churkin vor einem Ausschuss des amerikanischen Kongresses konnten die Vorgänge dann am Mittwoch unter Kontrolle gebracht werden.
Seither wird keine Kettenreaktion des atomaren Brennstoffs mehr registriert, die noch mehr Strahlung freigesetzt hätte.
Allerdings räumte Churkin ein, dass damit die Gefahr noch lange nicht vorüber sei.
Die drei anderen Reaktoren des Kraftwerks sind abgeschaltet.
Auch auf Satellitenbildern ist zu erkennen, dass das Feuer an Intensität nachgelassen hat.
Aus Polen wird ein Rückgang der gemessenen Strahlung um das Hundertfache berichtet.
Das ist indirekt ein Maß dafür, wie schwer Polen betroffen war.
Aus der Sowjetunion tauchen nach wie vor beschwichtigende Meldungen auf, vor allem was die Opfer betrifft.
Allerdings werden jetzt von westlichen Experten Presseberichte über 2000 Tote als unglaubhaft bezeichnet.
Die Sowjetunion spricht nach wie vor offiziell von zwei Toten und von 18 Personen, die sich laut einer Meldung an die internationale Atomenergiebehörde in Wien in ernstem Zustand befinden.
Das ist aber nur ein kleiner Teil der wahrscheinlichen Wahrheit.
Die Sowjetunion verschweigt zwar nach wie vor das Ausmaß der radioaktiven Strahlung, die durch die Katastrophe freigesetzt worden ist, und spricht nur davon, dass die Radioaktivität in Tschernobyl jetzt auf die Hälfte gesunken sei.
Aber in der unmittelbaren Umgebung des Unglücksortes sind sicherlich schwerste Folgen für das gesamte Leben zu erwarten.
Menschen werden in den kommenden Tagen und Wochen direkt an Strahlenkrankheit leiden und möglicherweise sterben.
Die Todesrate an Krebs und Leukämie wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten steigen.
Es werden vermehrt genetische Schäden auftreten.
Über das verseuchte Wasser und die verseuchte Luft gelangt Radioaktivität auch in die Nahrungsmittel.
Milch und Fleisch aus den riesigen Viehzuchtgebieten nördlich von Kiew werden davon ebenso betroffen sein wie das Getreide aus der ukrainischen Kornkammer südlich von Kiew.
An den amerikanischen Getreidebörsen steigen die Kurse unaufhörlich und auch die Kurse für Fleisch gingen in die Höhe.
Zum Teil beträchtlich weniger Informationen als die Auswertung internationaler Agenturberichte und Expertenstellungnahmen zulassen, haben die in Moskau arbeitenden Korrespondenten, die auf ihre dürre offizielle sowjetische Kommunikäs angewiesen sind und auch zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Öffentlichkeit in der UdSSR-Hauptstadt von der Katastrophe eher kaum beunruhigt ist.
Umso beunruhigter sind dafür die in Moskau lebenden westlichen Ausländer, die nun selbst Messungen der dort herrschenden Radioaktivität vornehmen lassen wollen.
Die erste diplomatische Vertretung in der UdSSR, die Geräte zur Messung der Radioaktivität in Moskau eingeflogen bekam, soll übrigens die österreichische sein.
Stimmt das, Herr Köstler?
Ja, das stimmt.
Das österreichische Außenamt hat in diesem Fall außergewöhnlich rasch reagiert.
Und die Österreicher haben heute als erste vor wenigen Stunden Strahlenmessungen vorgenommen, in der Atmosphäre und im Gebäude der österreichischen Botschaft und können somit mit einigem Wissen und Gewissen die Ausländergemeinde in Moskau beruhigen.
Es wurden keine außergewöhnlich hohen Strahlenkonzentrationen festgestellt.
Das heißt jetzt, dass Angehörige der österreichischen Ausländergemeinde und auch die anderen westlichen Ausländer eher nicht aus Moskau zurückgeflogen werden?
Nein, aus Moskau zu diesem Zeitpunkt auf keinen Fall.
Es wurde allerdings wiederholt, dass die Situation in der Ukraine weiterhin unklar ist.
Dort verfügt man über keine zuverlässigen Daten.
Ebenfalls wird gewarnt, nach Leningrad zu fahren, weil auch dort die Radioaktivität vermutlich höher sein dürfte als in Moskau.
Aber die Daten
die verfügbar sind, geben keine ausreichende Basis, um darüber ein begründetes Urteil abgeben zu können.
Wäre es überhaupt möglich bzw.
ist es geplant, die Messgeräte von der österreichischen Botschaft etwa jetzt nach Schlobin zu bringen, wo ja auch Festangehörige sind, um dort zu messen?
Es geht um sehr heikle Geräte.
In diesem Fall wurden sie vom österreichischen Verteidigungsministerium nach Moskau geschickt.
Die Messungen wurden vom österreichischen Militärattaché vorgenommen.
Ich glaube nicht, dass es ohne besondere Genehmigung und ohne einigen bürokratischen Aufwand möglich wäre, sie jetzt in anderen Städten auch einzusetzen.
Und die österreichischen Messungen stehen auch den Vertretern der anderen westlichen diplomatischen Vertretungen und den anderen Ausländern in Moskau zur Verfügung?
Die ausländischen Vertretungen sind seit Tagen, seit die Katastrophe bekannt geworden ist, fast in permanentem Kontakt untereinander.
Man tauscht sich die Erkenntnisse, Erfahrungen und Daten aus.
Die österreichischen Daten wurden heute sofort auch an andere westliche Botschaften weitergegeben und haben dann in einigen Botschaften, die im Laufe des Vormittags später auch Messungen vorgenommen haben, zum Beispiel Botschaft der Bundesrepublik Deutschland,
eine Bestätigung gefunden, dass die Situation in Moskau nicht gesundheitsgefährdend ist.
Das heißt, man kann zusammenfassen, in Moskau eher allgemeine Beruhigung, nicht nur bei der örtlichen Bevölkerung, sondern eben auch in der ausländischen Kolonie.
Was die Radioaktivität der Atmosphäre anbetrifft, ja, es bleibt allerdings eine sehr große Sorge, die sich bezieht auf die Lebensmittel.
Denn wir beziehen in Moskau einen Großteil der Milchprodukte und der Frischobst- und Gemüsevorräte aus der Ukraine, wahrscheinlich auch aus den betroffenen Gebieten.
Und nachdem die sowjetischen Behörden bisher keine zuverlässigen Daten geliefert haben und sich zu dem ganzen Vorfall sehr geschlossen geben,
traut man auch den Versicherungen nicht, dass hier kein Anlass zur Sorge besteht.
So haben zum Beispiel einige westliche Botschaften die Empfehlung ausgegeben, keine Milch zu konsumieren, sondern sich aus dem Ausland Milch und Milchprodukte zu importieren und Gemüse und Obst mit heißem Wasser zu waschen, bevor man es genießt.
Herr Köstler, welche Schlüsse ziehen aus diesen Warnungen Sie persönlich?
Wir haben heute natürlich auch mit persönlicher Sorge auf die Ergebnisse in der österreichischen Botschaft gewartet.
Ich persönlich habe eine Frau und ein Kind in Moskau, um die ich mir natürlich Sorgen mache.
Aber unter den bestehenden Umständen und mithilfe der österreichischen Vertretung in Moskau glaube ich, dass zurzeit noch kein Anlass besteht zur Panik.
Das war Franz Köstler aus Moskau.
In Wien hat das Gesundheitsministerium heute Vormittag in einem weiteren Kommuniqué zu den Auswirkungen der Tschernobyl-Katastrophe auf Österreich festgestellt, dass seit gestern Mittag keine radioaktive Luft aus dem Gebiet des Reaktorkatastrophen mehr nach Österreich kommt.
Auch die Radioaktivität des Staubes sei im Abklingen.
Die Gesundheitsbehörden konzentrieren sich derzeit auf die Folgebelastung von Trinkwasser und landwirtschaftlichen Produkten, vor allem Frischmilch.
Bisher wurden 700 Milchproben aus allen 200 österreichischen Molkereien untersucht.
Die Radioaktivität der Milch hat in den vergangenen 24 Stunden zugenommen.
Das Gesundheitsministerium nimmt an, dass seine Empfehlungen nicht lückenlos befolgt wurden, dass also Kühe im Freien geweidet wurden oder Frischfutter bekamen.
Die gemessenen Werte liegen aber noch weit unter dem international üblichen Grenzwert.
Falls die Kontrollen ergeben, dass in einzelnen Molkereien ein Zehntel dieses internationalen Grenzwerts überschritten wird, dann zieht das Ministerium die Einstellung der Frischmilchproduktion in diesen Betrieben in Erwägung.
Gesundheitsminister Kreutzer hat gemeinsam mit dem Landwirtschaftsminister die Bauernfunktionäre aufgefordert zu unterbinden, dass Milchkühe im Freien geweidet werden oder Regenwasser in die Tränken bekommen.
Soweit das neue Kommuniqué des Gesundheitsministeriums.
Wir sind darüber hinaus der Frage nachgegangen, was der Einzelne tun kann, um möglichst wenig in Kontakt mit radioaktiven Substanzen zu kommen.
Manfred Steinhuber hat darüber, einem auch vom Gesundheitsministerium herangezogenen Experten, mit dem Leiter der Abteilung für Nuklearmedizin in der zweiten Universitätsklinik in Wien, Professor Rudolf Höfer gesprochen.
Herr Professor Höfer, Sie sind Internist mit dem Spezialgebiet Nuklearmedizin.
Was raten Sie jetzt Ihren Patienten?
Was können die Österreicher tun, um kein Strahlenrisiko einzugehen?
In der augenblicklichen Situation
sind wir noch im Großen gesehen in einem, sagen wir, in einer Größenordnung der Verseuchung, die spezielle tatsächliche Maßnahmen nicht notwendig machen und auch nicht sinnvoll erscheinen lassen.
Man kann aber natürlich gewisse Ratschläge der Allgemeinheit geben, um
Auch wenn die Gesamtverseuchung noch nicht gefährlich ist, doch für sich persönlich möglichst wenig Radioaktivität, die zweifellos eben vermehrt ist, aufzunehmen.
Die Verseuchung durch Einatmung durch die Luft zu verhindern, ist sicherlich sinnlos, umso mehr als die Luftradioaktivität schon fast wieder in der Norm zurückkehrt.
Wir haben uns zu beschäftigen daher mit der Radioaktivität, die deponiert worden ist in Österreich.
Die ist deponiert in erster Linie am Grund, auf den Pflanzen, im Staub.
Und hier können wir uns selbst einfach vernünftig verhalten.
Wir werden also z.B.
in den nächsten Tagen, wenn wir tatsächlich schon Freilandfrischgemüse haben, werden wir sorgfältig waschen.
Wir werden bei Salat die äußeren Blätter eher wegwerfen.
Wir werden zum Beispiel verhindern, dass unsere Kinder so fast wie ein Staubsauger am Boden herumkrabbeln und noch mehr auf sich versammeln als wir, die wir nur mit den Schuhen am Grund sind.
Wir werden also den Kindern sagen, jetzt spielst du mal nicht im Dreck draußen, wälzt dich nicht auf der Wiese herum.
Das sind Maßnahmen, die man vernünftigerweise tun kann.
Das Gleiche gilt übrigens auch für Haustiere.
Wir werden auch schauen, dass die Hunde vielleicht mehr in einem überschaubaren Rahmen bei uns in der Wohnung bleiben, als sich eben auch wieder als Staubsauger zu betätigen.
Das Entscheidende, glaube ich, ist die Einstellung gegenüber den Möglichkeiten, dass wir Radioaktivität durch die Nahrungskette aufnehmen, wobei es sich vorwiegend um die Milch dreht.
Wenn sie auf der Weide ist, wenn sie Frischfutter bekommt, natürlich Radioaktivität zu sich nimmt.
Hier dreht es sich fast ausschließlich um das radioaktive Jod, dass die Kuh dann mit der aus dem Gras gebildeten Milch ausscheidet und in der Milch wird aber dieses Jod konzentriert, sodass also die Konzentration in der Milch relativ hoch ist.
Hier sollen wir acht geben.
Nun möchte ich nicht empfehlen, dass jetzt die Bevölkerung keine Milch trinkt.
Das wäre ein Unsinn.
Die Verantwortung liegt hier bei der öffentlichen Gesundheitsbehörde, also ich möchte fast sagen bei uns, laufend Milchproben zu nehmen und dann zu entscheiden, können wir diesen Gehalt an Radioaktivität, der natürlich drinnen ist, ohne weiteres tolerieren oder müssen wir hier schon Einschränkungen empfehlen, so wie die Situation jetzt aussieht?
müssen wir noch erwarten, dass in den nächsten Tagen eine geringe Steigerung des Jodgehaltes der Milch möglich ist, obwohl die Radioaktivität schon weg ist, weil dieser deponiert.
Und hier muss laufend in der Milch gemessen werden.
Und hier überlegt man derzeit, ob Maßnahmen notwendig sind oder nicht.
Weniger für die Allgemeinbevölkerung als für besonders exponierte Gruppen der Bevölkerung.
Und das sind natürlich insbesondere Kleinkinder und Kinder.
Wie lange werden die Österreicher diese Vorsichtsmaßnahmen am besten noch treffen müssen?
Das lässt sich schwer abhängen.
Das hängt sehr, sehr viel von meteorologischen Gegebenheiten und allem Möglichen ab.
Ich würde glauben, dass diese Maßnahmen, die ich jetzt geschildert habe, nach etwa einer Woche nicht mehr notwendig sind.
Herr Professor, wie erkennt man oder gibt es überhaupt eine Möglichkeit für den Einzelnen zu erkennen, ob er auf welchem Wege auch immer bereits etwas abbekommen hat?
Ja, nun man kann sich also messen lassen.
Ich sage das mit äußerster Vorsicht deswegen, weil man sich natürlich bei uns messen lassen kann.
Wir haben einen Ganzkörperzähler und wir machen das auch gerne.
aber natürlich in einem wirklich nur ganz, ganz, ganz ausgewählten Personenkreis, weil wer sonst, ich weiß nicht, total überrannt.
Gibt es eine Personengruppe, der Sie das empfehlen würden?
Eventuell Reisende, die aus Russland kommen?
Wir haben, wenn ich sage wir, so ist sowohl das, oder sagen wir insbesondere das Reaktorzentrum Seibersdorf, als auch wir hier in meinem Institut, eine Reihe von Leuten,
die sowohl aus Russland kommend als auch aus Polen kommend untersucht, Botschaftspersonal und so weiter, und wir haben bei allen eine leichte Kontamination festgestellt, fast bei allen, manche waren auch nicht kontaminiert, aber in allen Fällen eine Kontamination, die sicherlich nicht unmittelbar und auch nicht mittelbar gesundheitlich
Herr Professor, was passiert, wenn es wieder regnet?
Kann es dann sein, dass das Gemüse... Wenn es wieder regnet, so würde ich sagen, passiert jetzt günstiges, weil das Zeug weggewaschen wird von der Oberfläche und dann seinen natürlichen Weg nimmt.
Wenn aber radioaktiver Staub weggewaschen wird, dann verflüchtigt er sich ja nicht.
Besteht die Möglichkeit, dass er dann ins Grundwasser kommt?
Naja, das ist bitte... Da kommen dann schon bei der derzeitigen Kontamination Verdünnungsfaktoren und auch ganz natürliche Beseitigung durch Filterung und so weiter dazu, die diese Gefahr ganz sicher nicht auftauchen lassen.
Die offiziellen Stellen der Wiener Landesregierung gaben heute bekannt, dass man in der Bundeshauptstadt erhöhte Radioaktivität registriert habe.
Man rate daher zu erhöhter Vorsicht, warne aber vor jeder Panikmache.
Die Kraftwerkskatastrophe von Tschernobyl hat aber auch weitgehende politische Folgen aus der Sicht der verantwortlichen Wiener Politiker.
Sowohl Wiens SPÖ-Bürgermeister Helmut Zilk als auch sein ÖVP-Vize Erhard Busseck sehen nun das Endgültige aus für Österreichs stillgelegtes AKW Zwentendorf gekommen, berichtet Ernest Hauer.
Die Wiener Landesregierung ist heute einstimmig auf Anti-Atomenergiekurs gegangen.
In einer Sondersitzung stellte sich der Stadtsenat voll hinter die Aussagen von Bürgermeister Zilk vom vergangenen Mittwoch, wonach unter das Kapitel Zwentendorf ein Schlussstrich zu ziehen sei.
Zilk gab in einer Pressekonferenz den Beschluss wieder.
Die Katastrophe von Tschernobyl stellt die bisherige Politik der friedlichen Nutzung der Atomenergie infrage.
Die Wiener Landesregierung fordert daher die Neuorientierung der Energiepolitik im Hinblick auf die friedliche Nutzung der Atomenergie und bekennt sich in diesem Zusammenhang zu der vom Landeshauptmann getroffenen Aussage am 30.04.86 in der Rathauskorrespondenz.
In einem weiteren Beschluss wird die Bundesregierung aufgefordert, sich auf der internationalen Ebene für ein wirksames europäisches Krisenmanagement und ein Sicherheitssystem zur verstärkten Zusammenarbeit bei Nuklearunfällen und Katastrophen einzusetzen.
Die Regierung soll aber auch bei den Nachbarländern vorstellig werden, und zwar gegen den Bau von Atomkraftwerken, insbesondere von schnellen Brütern und Wiederaufbereitungsanlagen, wie sie im bayerischen Wackersdorf geplant ist.
Aber auch die Stadt Wien selbst werde in diesem Sinne aktiv werden, kündigte Zilk an.
Man möge sich nicht darauf verlassen, ich möchte das auch ausdrücklich sagen, dass irgendwelche technische besondere Situationen in Tschernobyl dazu geführt haben.
Längst wissen wir aufgrund der Ereignisse, dass die Luft und die Windströmung keine Grenzen kennen, aber spätestens seit Three Miles Island wissen wir auch, dass es offenbar technologische Grenzen
nicht oder eben nur bedingt gibt.
Daher ist diese Aufforderung zu verstehen.
Nicht an unseren nördlichen Nachbarn, die Tschechoslowakei, sondern natürlich auch an die Bundesrepublik, im Besonderen an Bayern und auch an unsere Freunde und Freundesnachbarn in der Schweiz.
Ich glaube, wenn man in diesem Land Österreich die Frage der Atomenergie diskutiert, dann kann diese Diskussion
nicht in Zwentendorf aufhören, dann muss sie selbstverständlich grenzüberschreitend geführt werden und auch das in der Richtung zum politischen Osten und zum politischen Westen.
Die ÖVP-Fraktion hat den Beschlüssen der Landesregierung zugestimmt, hätte aber zu Zwentendorf gern einen konkreteren Beschluss gehabt.
In einem Antrag hieß es, die Landesregierung möge sich für eine umgehende Verwertung von Zwentendorf einsetzen.
Vizebürgermeister Busseck vermutete vor Journalisten, dies sei am Widerstand von kernkraftfreundlichen SPÖ-Politikern gescheitert.
Wir waren, und der Text liegt Ihnen vor, der Ansicht, dass die Wiener Landesregierung, die Bundesregierung bzw.
die zuständigen Stellen an diese herantritt, um eine ausbeutige Verwertung von Zwendendorf zu erreichen.
Nach dem gegenwärtigen Atomsperrgesetz ist eine Inbetriebnahme gar nicht möglich.
sondern man soll jetzt endlich die Konsequenzen ziehen, die sich aus der gegebenen Gesetzeslage ergeben.
Es wurde darauf hingewiesen, dass die Erklärung des Bürgermeisters hier genügen müsse.
Wir haben aber auf Abstimmung bestanden, was letztlich für uns aus dem Sitzungsverlauf klar ergeben hat, dass der Standpunkt des Bürgermeisters nicht die Unterstützung, die volle Unterstützung seiner gesamten Fraktion findet.
Wir sind aber froh, dass wenigstens also darüber ein Einvernehmen zustande gekommen ist, weil, glaube ich, damit jetzt endlich in der Frage selber etwas geschehen muss.
Bürgermeister Zilk meinte zum ÖVP-Antrag, die Stadt Wien sei an Zwentendorf nicht beteiligt, sollte also keine Ratschläge geben.
Eine rasche Verwertung halte er für sinnvoll.
Wenn diese nicht möglich wäre, müsse Zwentendorf ebenso zugesperrt bleiben.
Die Frage, wie sich die beiden prominenten Zwentendorf-Gegner nun in ihren Parteien für ein grundsätzliches Nein zur Atomenergie einsetzen würden, wurde an beide Politiker gestellt.
Zilg dazu, wenn er als Landeshauptmann in der Öffentlichkeit Stellung nehme, richte sich das auch an die SPÖ.
Und er hat Bussig auf die Frage, ob er für ein Nein zur Atomkraft im Parteiprogramm eintrete.
Ich glaube, dass das einfach vorüber ist.
Also wenn wir uns jetzt hinstellen und sagen, eigentlich sind wir jetzt drauf gekommen, Nein zu sagen heute, das ist für gar nicht sinnvoll, sondern jetzt ist dem Atomsperrgesetz zu folgen.
Ende der Durchsage.
Er halte die Frage für entschieden, sagte Brusek, sei aber nicht gegen die von ÖVP-Obmann Mock geforderte neuerliche Volksabstimmung.
Soviel aus dem Wiener Rathaus und ich gebe zurück ins Studio des Mittagschanals.
Ernest Hauer berichtete vom einstimmigen Beschluss der Wiener Landesregierung, nach der Tschernobyl-Katastrophe endgültig Schluss mit Zwentendorf zu machen.
Die wieder angelaufene Zwentendorf-Diskussion könnte auch zu einem Thema einer Pressekonferenz der SPÖ-Spitze geworden sein.
Eigentlicher Anlass dieser Pressekonferenz in der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße war aber der Bundespräsidentschaftswahlkampf.
Den Medienvertretern stellten sich Bundeskanzler Sinowaz, ÖGB-Präsident Peña und die Minister Blecher, Fischer und Graz.
Es berichten Roland Adrovica und Gisela Hopfmüller.
Gestärkt durch den gestrigen Massenaufmarsch der Wiener SPÖ zum 1.
Mai trat heute die Spitze der SPÖ Schulter an Schulter zur medialen Schlussoffensive für Kurt Steirer an.
Man gab sich optimistisch und wies einleitend darauf hin, dass Steirer mehr als 1000 Wahlveranstaltungen abgehalten habe und vor allem seit der Fernsehkonfrontation mit Kurt Waldheim immer mehr Zustimmung aus der Bevölkerung ernte.
Parteiobmann Fred Sinowaz bekannte sich zwar weiterhin zu einem Positivwahlkampf für Kurt Steirer, leitete dann aber doch die Serie der heutigen Attacken auf Waldheim und die ÖVP ein.
Aus einem Kandidaten, dem die Welt laut Wahlslogan vertraut, sei ein Kandidat geworden, der wie kein anderer in der Zweiten Republik höchst umstritten sei.
Die angebliche Vorleimdungskampagne der SPÖ sei nichts als ein Ablenkungsmanöver der ÖVP ohne die geringste Beweisführung gewesen.
Er sei glücklich über die Nominierung des unumstrittenen Kandidaten Kurt Steirer, sagte Sinovac und ging dann auf den von der ÖVP in letzter Zeit wiederholt gebrauchten Begriff Patriotismus ein.
patriotisch nach meinem Dafürhalten ist, was für Österreich gut ist und nicht, was für den Kandidaten gut ist.
Patriotisch ist es, wenn man einen Bundespräsidenten wählt, der für Österreich kein Risiko darstellt, weil er eben die Interessen Österreichs schützt und
weil er ein Mann ist wie Dr. Kurt Steirer, den man nicht vor dem Ausland schützen muss.
Ich glaube, das möchte ich zum Abschluss dieser Wahlbewegung sagen, dass die Wahl Dr. Kurt Steirers ein wirkliches österreichisches Anliegen ist.
Nun eine kleine Auswahl aus den anschließenden Aussagen der stellvertretenden Parteiobmänner Graz, Fischer und Blecher.
Außenminister Graz, Österreich werde im Ausland so dastehen, wie es am Sonntag seine Entscheidung treffe.
Mit seiner Entscheidung vom Sonntag müsse jeder Österreicher sechs Jahre lang leben.
Wissenschaftsminister Fischer, der Bundespräsident, sei bisher stets eine im In- und Ausland angesehene Persönlichkeit gewesen.
Diese Tradition solle man durch die Wahl Kurt Steirers fortsetzen.
Und Innenminister Blecher, die Bundespräsidentenwahl sei kein Mittel zur Vergangenheitsbewältigung, sondern zur Zukunftsgestaltung.
Wer ungültig oder gar nicht wähle, der unterstütze Waldheim.
Eine überraschende Facette brachte heute ÖGB-Präsident Anton Benje ein.
Er stellte eine Verbindung von den Bauerndemonstrationen an Österreichs Grenzen zum Präsidentschaftswahlkampf her.
Ja, ist denn auf Seite der österreichischen Volkspartei niemand da, der diese Parteigänger aufrufen könnte, sie mögen doch dem österreichischen Staat nicht Schaden zufügen, denn solche Demonstrationen, solche Blockaden sind sicherlich nicht zum Nutzen des österreichischen Staates und der österreichischen Wirtschaft.
Und da kann man fast das Gefühl haben, dass man etwas provoziert, um in den letzten Tagen vor dem Wahlkampf
die sozialistische Partei schuldig werden zu lassen und womöglich mit der sozialistischen Partei den von den Sozialisten aufgestellten Kandidaten für den Bundespräsidenten noch zum Schluss einmal mit etwas zu begreifen.
Soweit also einer der beiden großen Männer der österreichischen Sozialpartnerschaft, ÖGB und Nationalratspräsident Anton Peña.
Parteiobmann Sinowaz nahm diesen Ball auf und bezeichnet es als eigenartig, dass diese zum Teil gesetzwidrigen Aktionen gerade jetzt stattfinden.
Alle wissen, dass zum Beispiel zur Frage des Weingesetzes Besprechungen angesetzt sind für Anfang Mai.
Beschlüsse wie etwa bei dem Düngemittelgesetz haben wir
gemeinsam beschlossen.
Es gibt also keinen Grund unbedingt jetzt Straßen zu besetzen und so lautstark gewissermaßen in der Öffentlichkeit aufzutreten.
Ich bin also der Auffassung, dass hier tatsächlich der bevorstehende Tag der Bundespräsidentschaftswahl zum Anlass genommen wurde, um
die Regierungspartei zu treffen, die auch Dr. Kurt Steirer als Präsidentschaftskandidaten nominiert hat.
Obwohl Kanzler Sinowaz darauf hinwies, dass das Pressegespräch zum Thema Bundespräsidentenwahlkampf angesetzt war, konzentrierten sich über weite Strecken die Journalisten-Fragen doch auch auf das Thema Kernkraft bzw.
Zwentendorf, eben unter dem Eindruck von Tschernobyl.
Die junge Generation der SPÖ hat ja von Sinowaz eine Erklärung verlangt über einen dauernden Verzicht auf Zwentendorf, was Sinowaz heute so kommentierte.
Ich glaube, man kann überhaupt bei der Kerntechnologie nicht etwas Endgültiges auf Dauer sagen, weil etwa die Entwicklung hin zur Kernfusion ganz neue Bedingungen schaffen würde, die auch von den Kernkraftgegner als eine Technologie anerkannt wurde, die denkbar ist.
Also ich glaube, dass es hier nicht darum geht, jetzt irgendwelche Erklärungen abzugeben, was Österreich betrifft.
So habe ich es schon gesagt und Sie wissen es ja, dass Zwentendorf selbst
in einem Stadium sich befindet, bei dem die Gesellschaft die Verkaufsverhandlungen eingeleitet hat.
Ob Zwentendorf tot sei, wollten die Journalisten wissen und ließen mit diesbezüglichen Fragen nicht locker, bis Sinowaz zugestand, es schaut jetzt nicht so aus, als ob Zwentendorf je in Betrieb gehen würde.
Ändert sich etwas am grundsätzlichen Ja der SPÖ zur Kernkraft, Sinowaz?
Ich würde es so sagen, wir in Österreich haben jetzt nicht diese Frage, aber die Technologie selbst würde ich nicht zur Gänze deswegen beseitigen.
Und ÖGB-Präsident Benjas Sicht der Dinge?
Wir haben ein Atomsperrgesetz, nach den nächsten Wahlen würde über etwaige Änderungen zu entscheiden sein, vom Volk zu entscheiden sein.
Befragt, ob sich nach Tschernobyl an seiner persönlichen Haltung zur Kernkraft etwas geändert habe, sagte Benja?
Ich möchte sagen, dass was der Herr, unser Kandidat, der Kurt Steirer gestern am Rathausplatz gesagt hat, dass dieses Unglück eine Ermahnung für alle, die die friedliche Nutzung der Kernenergie betreiben, sein muss, noch mehr Sicherheitsvorkehrungen einzubauen.
Aber im Grundsatz
wäre es völlig falsch, wenn wir dadurch in eine Panik und in eine Technologiefeindlichkeit kommen würden.
Denn dann würden wir uns abkoppeln von der Welt.
Aber bitte, wie gesagt, Sicherheit, Sicherheiten, Untersuchungen, internationale Atombehörde, ein Auftrag noch mehr Einfluss zu nehmen.
Es gibt ja auch Kraftwerke, die von der Atombehörde nicht untersucht werden können aus verschiedenen Gründen.
Aber sie müssten alle untersucht werden dürfen.
Und Kanzler Sinovac bekräftigt, alles was wir in Zukunft tun werden, wird von den Eindrücken der Tschernobyl-Katastrophe bestimmt sein.
Und damit gebe ich zurück ans Studio.
Roland Adrovitser und Gisela Hopfmüller berichteten von einer Pressekonferenz der SPÖ-Spitze, bei der es vor allem um die Bundespräsidentenwahl am Sonntag ging, wo unter anderem aber auch die aktuellen Bauerngrenzblockaden zur Sprache kamen.
Und diese sind nun das nächste Mittagsjournal-Thema.
Seit einer Woche protestieren Bauern im Burgenland an der Grenze zu Ungarn in Nickelsdorf.
Auch heute stehen dort wieder Traktoren, nachdem Landwirtschaftsminister Heiden vorgestern vergeblich versucht hatte, die Gemüter der Landwirte zu beruhigen.
Die Gendarmerie hat bereits erklärt, sie werde eine Blockade eines weiteren Grenzübergangs in Klingenbach, ebenfalls nach Ungarn, nicht zulassen.
Die Bauernwiederhaben genau das angedroht, sollte ihre Protestaktion in Nickelsdorf unbeachtet bleiben.
Das tut sie aber sicher nicht, denn Politiker und Funktionäre haben sich seit heute früh auf den Weg gemacht, um an Ort und Stelle dabei zu sein.
Aber auch an anderen Grenzübergängen gibt es protestierende Bauern.
Hans Adler analysiert die Hintergründe der Aktionen.
Der Zorn der Bauern, der sich jetzt offensichtlich zu entladen beginnt, ist jahrealt.
Er hat sich aber immer wieder gesteigert, wenn einmal beim Getreide, dann bei der Milch, einmal beim Fleisch und dann wieder beim Wein Preise verfallen sind und dann versucht werden musste, mit verstärktem Dirigismus von oben das Schlimmste wieder abzuwenden.
Und dieses Abwenden besteht zwangsläufig aus mehr oder weniger verwässerten Kompromisslösungen, denn seit die Bauern bei fast allen wichtigen Produkten Überschüsse produzieren, sind wir Exporteure und von den Weltmarktpreisen abhängig.
Und weltweit, nicht nur bei uns, wird die Politik mit den Überschüssen nicht fertig.
Die einzige Lösung, die allen einfällt, besteht darin, sich bei den wenigen Käufern so lange gegenseitig zu unterbieten, bis einer nicht mehr weiter kann.
Das erfordert ständig höhere Preisstützungen.
Daher müssen alle mitzahlen, daher sprechen alle mit.
Die Konsumenten als Steuerzahler und Käufer, die Bauern als zur Kasse Gebetene, denen man Überschussverwertungskosten vom Milchgeld und vom Getreidepreis abzieht.
Alternative Produktionen sind bekannt, aber bisher gibt es nur erste Anfänge bei der Versorgung Österreichs mit Pflanzenöl.
Zwei Ölmühlen sollen gebaut und die Vertragsflächen für den Anbau von Raps ausgeweitet werden.
Nichts ist bisher geschehen, um Ackerflächen mit rasch wachsenden Holzarten zu bepflanzen und dieses Holz dann als Hackschnitzel in kleinen Kraftwerksanlagen zu verfeuern.
Nichts ist bisher weitergegangen in der Frage Biosprit, also Ethylalkohol.
Die Bauernvertretungen wollen ihn den Autofahrern verkaufen.
Alle Fahrversuche, alle Berechnungen über die Preise und der internationale Vergleich sprechen dagegen.
Man wurde sich bisher nicht einig.
Daher hat man die zweite, naheliegende Möglichkeit, den Alkohol in der chemischen und pharmazeutischen Industrie einzusetzen, erst gar nicht in Erwägung gezogen, weil dieser Einsatz natürlich ebenso wie der Aufbau einer Ölsaatenproduktion auch handels- und außenhandelspolitischer Maßnahmen bedürfte.
Wenn man etwas tut, was im Ausland nicht üblich ist und vielleicht Produkte verteuert, die dann durch importierte Waren unterboten werden könnten, muss man die heimische Produktion eben schützen oder sie unterstützen, um sie konkurrenzfähig zu machen.
All das ist nicht geschehen.
Aber jetzt steht bereits die Stilllegung von Flächen zur Debatte.
Also wieder einmal der leichterste Weg, wenigstens vorübergehend aus der Überschussproblematik zu kommen.
Das ärgert die Bauern ebenso wie die Abzüge von ihren Erzeugerpreisen.
Ein Schwein oder ein Rind bringt einem Bauern heute nur wenig mehr als vor zehn Jahren.
Dafür hört er seit Jahren, dass die Bauern immer weniger werden.
240.000 gibt es noch.
Und die Zahl nimmt weiter ab.
Dann ist im vergangenen Jahr der Glykol-Skandal und mit ihm das neue Weingesetz gekommen.
Mit neuen Kontrollen, neuen Vorschriften und Überwachungsmechanismen.
entzündet sich jetzt der Ärger der Bauern endgültig.
Daher auch der Schwerpunkt der Proteste in den Weinbautreibenden Bundesländern Burgenland und Niederösterreich und in der Steiermark, wo ebenfalls auf nicht zu unterschätzenden Flächen Weinbau betrieben wird.
Die Bauern sprechen von Nazi-Methoden, wenn sie an die Pflicht zur Offenlegung ihrer Weinernte denken.
Sie fühlen sich durch die tägliche Meldepflicht bei der Lese, in der Arbeit behindert und selbst ein kleiner Weinbauer muss mit etwa 70.000 Schilling Investitionskosten rechnen, wenn er sein Getränk maschinell in Flaschen füllt und etikettiert und daher eine eigene Zusatzmaschine für das Aufkleben der Banderolen kaufen muss.
Jener Papierstreifen, die über Flaschenhals und Kork geklebt werden müssen und die man vorher gegen Vorlage des Kellerbuches von der Bezirkshauptmannschaft holen muss.
Sie ist für die Bauern ein Stein des Anstoßes, für den Landwirtschaftsminister die wichtigste Sicherheitsbestimmung im neuen Weingesetz.
Auf beiden Seiten kein Kompromisswille in dieser Angelegenheit, nur die Meldepflicht dürfte fallen.
Über sie und einige andere Details des neuen Weingesetzes wird derzeit verhandelt.
Dass diese Verhandlungen angesichts der jetzigen Situation, in welcher die Bauern ihren eigenen Organisationen, den Kammern und dem Bauernbund davonzulaufen beginnen, aufrecht bleiben, ist zweifelhaft.
Es waren ja nicht die Kammern und nicht die etablierten bäuerlichen Parteiorganisationen, sondern eine kleine Gruppe von sehr rechts stehenden Jungbauern aus dem Seewinkel, welche die erste Protestaktion in Nickelsdorf heute vor einer Woche begonnen haben.
Dass aber fast gleichzeitig in drei Bundesländern die Bauern aller politischen Überzeugungen auf den Traktoren sitzen und an die Grenzen fahren, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass hier ein Fass am Überlaufen ist.
Protestbauern sind heute, wie erwähnt, an mehreren Grenzübergängen in Niederösterreich und dem Burgenland unterwegs.
Schwerpunkt ist aber nach wie vor Nickelstort.
Dort hat die Bewegung ja auch vor einer Woche ihren Ausgang genommen.
Vorerst protestierten die Bauern nur gegen das neue Weingesetz, später aber gegen die Agrarpolitik der Regierung im Allgemeinen.
Inzwischen geht es neben dem Wein eben auch um Getreide, Milch und Fleisch und natürlich vor allem um die Preise für diese Produkte.
Politiker aller Couleurs und bäuerliche Interessenvertreter sind ins Burgenland unterwegs.
Darunter auch der ehemalige Vordelberger ÖVP-Abgeordnete Türtscher, der vor kurzem sein Mandat spektakulär zurückgelegt hatte.
Direktor aus Nichlsdorf berichtete jetzt Christl Reis vom Landesstudio Burgenland.
Hier in Nickelsdorf, wo der Grenzübergang nach wie vor von rund 500 Traktoren blockiert ist, gab es am Vormittag prominenten Besuch, gleich zweimal.
Der von vielen als Bauernheld aus Vorarlberg gefeierte ehemalige ÖVP-Nationalratsabgeordnete Anton Türtscher bestieg heute Nacht in Zug und reiste aus Vorarlberg ins Burgenland.
Er ging, ohne vorerst eine Erklärung abzugeben, mit Vertretern der Notwehrgemeinschaft der Bauern in einen Raum des Grenzgasthauses.
Dort beriet er über eine Stunde lang die Demonstranten, wie sie ihre Forderungen formulieren sollten, damit sie auch erfüllbar sind.
Und um halb zwölf gab es viel Applaus für einen weiteren Besucher, der, so könnte man annehmen, im Moment andere Sorgen haben müsste.
Der Kärntner FPÖ-Landesparteiobmann, Landesrat Jörg Haider.
Ich werde mich einmal eingehend informieren, da ich Interesse am Schicksal der Bauern habe.
Hängt das nicht zusammen mit Ihren innenparteilichen Konflikten zurzeit?
Nein, ich bin auch in Kärnten ein engagierter Kämpfer für die Landwirtschaft und daher bin ich auch hierher gekommen, um meine Solidarität zum Ausdruck zu bringen.
Über welche Initiative?
Über die Initiative meiner bäuerlichen Freunde im Burgenland.
Jörg Haider wurde in ein anderes Zimmer als Türcher gebracht.
Man wünscht keine Kollision, so hieß es hier.
Die Bauern verlangen nach wie vor vor allem eine Änderung des Weingesetzes und eine andere Agrarpolitik der Bundesregierung.
Nationalratsabgeordneter außerdem Türcher sprach vor wenigen Minuten zu den Bauern.
Er zeigte sich sehr beeindruckt.
Von der Größe und vom Ausmaß ihrer Demonstration und zum Zweiten von der Disziplin, die er dabei bewahrt hat.
Und das ist eure Stärke.
Ihr seid nicht nur einige da, sondern ihr seid viele da.
Und ihr seid nicht da, um Radau zu machen, sondern ihr seid da, um zu zeigen, so wie man jetzt mit uns umgeht, kann es nicht weitergehen.
Wir sind hier und kämpfen um unsere Existenz.
Und das will ich euch anerkennen und ich ermutige euch.
Die Bauern wollen keine Vorrechte, sondern Grundrechte, sagte Dürtscher und bekam auch dafür viel Applaus.
Soviel vorerst aus Nickelsdorf, damit zurück zum Mittagschanal.
Das war Christl Reiß aus dem burgenländisch-ungarischen Grenzübergang Nickelsdorf.
Und jetzt noch einmal zu Hans Adler, der Ihnen jetzt sagt, wo derzeit die Bauern sonst noch an den Grenzen stehen und welche weiteren Aktionen im Gang sind.
Bis jetzt also nur in Nickelsdorf.
Der Grenzübergang Klingenbach, der auch blockiert werden sollte, ist bisher noch offen.
Aber anscheinend ist eine Gruppe von Bauern dorthin unterwegs.
Auch die Blockade der Grenzübergänge von Deutschkreuz und Rathasdorf ebenfalls zwischen dem Burgenland und Ungarn ist zwar angekündigt, aber bisher nicht in die Tat umgesetzt worden.
Von Niederösterreich aus ist der Grenzübergang Drasenhofen in die Tschechoslowakei blockiert.
Dort sind die Bauern mit ungefähr 350 Traktoren.
Eine Gruppe von ihnen ist auch zu dem nächsten Grenzübergang in die Tschechoslowakei nach Berg unterwegs.
Bisher ist Berg aber nicht blockiert.
Von Hainburg aus geht ein Grenzübergang aus Niederösterreich nach Ungarn.
Auch dort wird bereits protestiert.
Anscheinend ist aber dieser Grenzübergang nach wie vor offen.
Inzwischen ist eine Abgeordnetengruppe von steirischen Bauern in Wien gewesen bei Bundesminister Heiden und hat sich dort über die niedrigen Schweine- und Rinderpreise beklagt.
Das Gespräch ist nach eigener Angabe des Ministers sehr ruhig verlaufen und inzwischen wieder zu Ende gegangen.
Die steirischen Bauern haben aber bereits am Beginn dieser Woche in einer öffentlichen Veranstaltung
möglicherweise eine Blockade des Grenzüberganges von Spielfeld nach Jugoslawien angedroht.
Bisher gibt es aber dafür keine Anzeichen.
Das war das Aktuellste von den Bauern Grenzblockadenfronten.
Es ist inzwischen 12.48 Uhr, drei Minuten nach drei Viertel eins geworden.
Und unser nächster Beitrag ist auch ein Frontbericht, einer von der innerparteilichen FPÖ-Front.
Die kleine Regierungspartei steht nämlich wieder einmal vor einer Zerreißprobe.
Heute 24 Uhr läuft das Jörg Haider und seiner Kärntner Landesgruppe vom Bundesparteivorstand gestellte Ultimatum ab, die Kärntner-Beschlüsse von einer Abkapselung von der Bundespartei wieder rückgängig zu machen.
Noch bis kommenden Montag, 24 Uhr, haben die Mitglieder des Kärntner FPÖ-Spitzengremiums die Möglichkeit, sich von der Los-von-Wien-Bewegung zu distanzieren.
Da nach den jüngsten Aussagen Jörg Haiders damit nicht zu rechnen ist, scheint schon jetzt so gut wie sicher, dass es am Dienstag zu einem Parteigerichtsverfahren gegen die Kärntner-Rebellen kommen dürfte.
Seit vorgestern Abend gibt es aber auch noch ein neues, zusätzliches und die Lage der Gesamtpartei verschärfendes Element.
Jörg Haider hat sich nämlich bereit erklärt, auf einem eventuellen außerordentlichen Bundesparteitag als Gegenkandidat zu Stege anzutreten.
Diesen außerordentlichen Parteitag könnten fünf Landesorganisationen oder rund ein Drittel aller Parteitagsdelegierten einberufen.
Leopold Esterle erläutert die statutenmäßigen Möglichkeiten dazu.
Sollte es zu keinem Einlenken Jörg Haiders und der Kärntner Landesorganisation kommen, ist es spätestens Dienstag früh soweit.
Gemäß Organisationsstatut der FPÖ wird ein zehnköpfiges Bundesparteigericht über Jörg Haider und die Mitglieder des Kärntner Parteivorstandes zu urteilen haben.
Dieses Parteigericht führt der Rechtsanwalt Dr. Peter Brabitz an, seine Stellvertreter sind Dr. Gerhard Kodek und Dr. Hermann Turner.
Weitere sieben Personen ergänzen dieses unabhängige Gremium.
Haider dürfte parteischädigendes Verhalten ebenso vorgeworfen werden wie die Gefährdung des Zusammenhaltes der Partei.
Dieses Parteigericht kann entweder auf Freispruch oder auf Schuldspruch erkennen.
Die daraus resultierenden Konsequenzen hat dann der Bundesparteivorstand zu fällen.
Drei Möglichkeiten gibt es.
Den Ausschluss aus der Partei, die Funktionsenthebung oder die Verwarnung.
Für Jörg Haider bleiben wohl nur noch die beiden erstgenannten Möglichkeiten übrig, nachdem er bereits einmal eine schwere Rüge erhalten hat.
Unabhängig von dem möglichen Parteigerichtsverfahren hat sich die Lage FPÖ-intern aber noch weiter insofern zugespitzt, als nunmehr auch von der Einberufung eines außerordentlichen Parteitages die Rede ist, bei der Jörg Haider sich bereits bereit erklärt hat, gegen Norbert Steger als Obmannkandidat aufzutreten.
Hier ist die Statutenlage so.
Ein außerordentlicher Bundesparteitag muss einberufen und binnen vier Wochen abgehalten werden,
wenn dies von mindestens einem Drittel der Delegierten, also von rund 150 zum letzten 1984 abgehaltenen, ordentlichen Parteitagnominierten Parteimitgliedern oder von fünf Landesgruppen verlangt wird.
Bisher tauchte diese Forderung vom Grazer Stadtparteiobmann Dr. Paul Treml und von der Landesgruppe Linz-Land auf.
Entsprechend groß ist derzeit die Aufregung über Jörg Haider in der Wiener Parteizentrale.
Generalsekretär Walter Grabherr-Meyer sprach heute wörtlich von einem Putschversuch Haiders.
Das ist der Versuch eines Putsches zu einem Zeitpunkt, der auf jeden Fall ungünstig ist, egal wie nun der Erfolg eines solchen Putsches wäre.
Jeder der siegt, jeder der siegen würde, hätte meiner Ansicht nach einen Scherbenhaufen zu vertreten.
wenn es so gemacht wird, auf diese Weise, in dieser Härte, auf diese Art, einen Schergenhaufen, der jedenfalls, so meine ich, jede andere Partei, die für eine Koalition in Frage käme, abhalten würde, mit der Freidlern-Partei eine Koalition einzugehen.
Und ist nichts anderes, als die Freidler-Partei aus der Regierungsverantwortung heraus zu katapultieren.
Demnach steht die kleine Regierungspartei also wieder einmal vor einer Zerreißprobe.
Ausgelöst durch Jörg Haider.
Dazu Generalsekretär Grabherr Mayer.
Dies hat Jörg Haider zweifelsohne von allem Anfang an vorgehabt.
Er hat es bestimmt vorgehabt, weil er es nicht ertragen kann offensichtlich aus seiner Sicht, aus seiner Ehrgeiz heraus, Zweiter in der Partei oder Dritter oder Vierter zu sein.
Und dies hat er bewusst in Kauf genommen, denn alles, was jetzt in der Folge geschehen ist, vom ersten Moment an, als er die Abnabelung von der Freien Partei proklamiert hat, hat er offensichtlich auch in Kauf genommen, dass wenn das nicht geduldet wird,
dass er auch lieber eine kaputte Partei hat, als dass er unterliegen müsste in dieser Machthandlung.
Glaubt Generalsekretär Grabherr Mayer derzeit daran, dass fünf Landesgruppen oder 150 Delegierte sich für einen außerordentlichen Parteitag aussprechen könnten?
Die Chance, dass es fünf Landesgruppen tun,
meiner Ansicht nach gleich Null haben doch alle acht Landesobmänner der Freien Partei bei diesem Beschluss, den wir am Mittwoch gefasst haben, gegen diese Vorgangsweise von Jörg Haider gestimmt.
dass es nicht die 150 werden.
Dafür müssen, glaube ich, alle Landesparteiobmann selbst auch mitsorgen.
Und jeder Parteiobmann weiß, dass er Parteiobmann auf Zeit ist.
Aber ist zu einem Zeitpunkt zu tun, wo die Freiheit der Partei
auf Wahlen zugeht, die Schicksalswahlen für die Freien Partei sind.
Und wenn man vor einem solchen Putsch macht, kann das nur in die Bedeutungslosigkeit der Partei führen.
Und das sollten, glaube ich, alle Delegierte wissen.
Sollte es aber zu der Einberufung des außerordentlichen Parteitages kommen, dann, so Grabherr Mayer abschließend, werde sich Norbert Steger dieser Herausforderung stellen.
Das war ein Beitrag von Leopold Esterle zur aktuellen FPÖ-Krisensituation.
Es ist jetzt 12.54 Uhr, sechs Minuten vor eins und gegen Ende des Mittagsschanals bleibt uns jetzt noch ein wenig Zeit für ein paar Takte Musik.
Das war's für heute.
Musik
Nach dieser kurzen Musikpause im Mittagsjournal jetzt ein Programmhinweis aufs Abendjournal, das Journal Panorama.
Dieses wird heute dem zu Ende gehenden Wahlkampf um das Amt des Bundespräsidenten gewidmet sein.
Wir haben in der abgelaufenen Woche die Wahlreisen der beiden aussichtsreichsten Kandidaten Kurt Steirer und Kurt Waldheim begleitet und vergleichen deren bei den Wahlkampfauftritten getätigten wichtigsten politischen Aussagen.
Näheres ab 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 im Journal Panorama des Abendjournals.
Und im Mittagsschanal gibt es jetzt noch Schlussmeldungen.
Sowjetunion, USA, Österreich.
Die Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl sind nach Angaben eines sowjetischen Diplomaten noch nicht beseitigt.
Der zweite Sekretär der Sowjetbotschaft in den USA bestätigte, dass es für die Sowjetunion und das benachbarte Ausland weiter gewisse Gefahren gebe.
Nach der Auswertung von Satellitenfotos gehen westliche Experten davon aus, dass der Reaktorbrand unter Kontrolle und vermutlich bereits gelöscht ist.
Das Gesundheitsministerium in Wien erklärte, dass seit gestern Mittag keine radioaktiv belastete Luft mehr aus dem Katastrophengebiet nach Österreich komme und die Radioaktivität auf dem Boden und in den Oberflächengewässern zurückgehe.
Weiterhin werden jedoch täglich Wasser- und Milchproben untersucht.
Die Radioaktivität der Milch hat in den vergangenen 24 Stunden zwar zugenommen, die Werte liegen jedoch noch weit unter dem internationalen üblichen Grenzwert.
Die Landwirte werden dringend gebeten, in den kommenden Tagen kein frisches Grünfutter zu verwenden und Vieh nicht mit Regenwasser zu trinken.
Der Nuklearmediziner Rudolf Höfer hat heute betont, angesichts der Katastrophe im Kernkraftwerk Tschernobyl seien in Österreich derzeit kaum spezielle Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung notwendig.
Allerdings sollte man Freilandgemüse sorgfältig waschen und Kinder sowie Haustiere veranlassen, möglichst wenig im Freien und am Boden zu spielen, sagte Höfer.
Die Wiener Landesregierung hat sich einstimmig hinter die Aussage von Bürgermeister Helmut Zilk gestellt, nach der Tschernobyl-Katastrophe müsse endgültig ein Schlussstrich unter Zwentendorf gezogen werden.
Ein Antrag der ÖVP-Fraktion, die Regierung zur umgehenden Verwertung von Zwentendorf aufzufordern, blieb in der Minderheit.
Universitätsprofessor Tollmann und die Gruppe Gewerkschafter gegen Atomenergie forderten die sofortige Abwrackung des Atomkraftwerks.
Bundeskanzler Sinovac hat bei einer SPÖ-Konferenz zum Abschluss des Präsidentschaftswahlkampfes erklärt, derzeit sehe es nicht so aus, als ob Zwentendorf in Betrieb gehen werde.
ÖGB-Präsident Anton Benja wies darauf hin, dass das Unglück für Tschernobyl eine Ermahnung sein müsse, noch mehr Sicherheitsvorkehrungen einzubauen.
Panik und Technologiefeindlichkeit wären jedoch falsch, sagte Benja.
Sowohl Sinowatz als auch Benja äußerten den Verdacht, die Grenzblockaden von Bauern seien gezielt kurz vor der Präsidentenwahl begonnen worden, um der SPÖ zu schaden.
Die österreichische Botschaft hat heute als einer der ersten ausländischen Vertretungen Strahlenmessgeräte erhalten.
Bei ersten Messungen wurde keine außergewöhnlich hohe Konzentration von Radioaktivität festgestellt.
Die Blockadeaktionen protestierender Bauern an der österreichischen Grenze weiten sich aus.
Schwerpunkt ist nach wie vor der seit Tagen blockierte Grenzübergang Nickelsdorf im Burgenland.
Die Bauern haben auch die Sperre von Klingenbach, Deutschkreuz und Rattersdorf angekündigt.
Seit den Vormittagsstunden ist der Grenzübergang Drasenhofen in Niederösterreich besetzt.
Die Zufahrt Richtung Tschechoslowakei wird von 350 Traktoren verstellt.
Fahrzeuge können nicht passieren.
Zum Grenzübergang Berg ist ebenfalls eine Gruppe protestierender Bauern unterwegs.
Auch am Grenzübergang Wolfstal haben am Vormittag Blockadeaktionen begonnen.
Der Reiseverkehr über diesen Grenzübergang ist zwar behindert, aber nicht stillgelegt.
Großbritannien.
Etwa 30 Abgeordnete der Labour Party haben die Regierung in London aufgefordert, wegen des Verschwindens zweier Briten im Zweiten Weltkrieg die Rolle von Präsidentschaftskandidat Kurt Waldheim zu untersuchen.
Die zwei Briten waren auf der griechischen Insel Kalymnos in deutsche Gefangenschaft geraten.
Nach Darstellung des Unterhausmitglieds Greville Jenner, des Präsidenten des jüdischen Commonwealth Rates, kam einer der beiden in einem Konzentrationslager ums Leben, von dem anderen fehlt jede Spur.
Das Wetter?
Störungsfrei und warm.
Nachrichten und das Wetter standen am Ende des Mittagsjournals.
Auf Wiederhören, sagte neben Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.