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KI-generiertes Transkript
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Und ich sage Ihnen Grüß Gott beim Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
Redakteurin im Studio ist Ilse Oberhofer.
Erstes Thema auch in unserer heutigen Sendung, die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl und die Folgen sieben Tage nach diesem schweren Unglück.
Roland Adrovica hat recherchiert, wie es in ganz Österreich mit der Strahlenbelastung aussieht und welche Vorsichtsmaßnahmen noch erforderlich sind.
Vor allem bei der Milch könnte die Situation jedoch ein bisschen kritisch werden.
Aus Moskau wird sich dann auch noch Franz Kössler melden mit einem aktuellen Bericht zum Thema.
Nächstes Stichwort Bundespräsidentenwahl.
Einen Tag vor dem Wahlgang bringen wir heute die letzten Wahlappelle der vier Kandidaten.
Und zum Thema Wahl gibt es dann auch ein Gespräch mit Professor Gerhard Bruckmann, dem Hochrechner der Nation, der diesmal zum ersten Mal in seinem Rechenmodell vier Kandidaten berücksichtigen muss.
Aus dem Ausland kommt dann noch eine Vorschau auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Tokio, für das Treffen der Startchefs der sieben wichtigsten westlichen Industrienationen sind gigantische Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden.
Und in unserer Samstag-Mittagsschanalserie im Journal zu Gast ist es heute Klaus-Helmut Drese, mit dem wir sprechen, und zwar über seine zukünftige Arbeit als Wiener Operndirektor.
Zunächst aber gibt's für immer die Nachrichten, verantwortlicher Redakteur heute Christian Auer und Sprecherin im Mittagsschanal Maria Piefel.
Europa, USA.
Die Weltöffentlichkeit steht weiterhin unter dem Eindruck der Katastrophe von Tschernobyl.
Der sowjetische Atomenergieminister Andronik Petrosians hat vor westlichen Diplomaten in Moskau zugegeben, dass der Reaktorkern geschmolzen ist.
Der Minister betonte, den sowjetischen Technikern sei es ohne ausländische Hilfe gelungen, den Brand zu löschen.
Die friedliche Nutzung der Kernenergie habe jedoch nicht nur in der Sowjetunion, sondern weltweit einen Schlag erlitten.
Der Moskauer Parteichef Boris Yeltsin führte den Unfall auf menschliches Versagen zurück.
Das staatliche sowjetische Fernsehen warf den westlichen Medien vor, in der Berichterstattung über das Unglück böswillige Propaganda zu betragen.
Der amerikanische Vizepräsident George Bush bezeichnete das Schweigen der sowjetischen Behörden nach dem Unfall als unverantwortlich.
Außenminister George Shultz meinte, die Zahl der Opfer sei weitaus grösser als die Sowjetunion zugebe.
Präsident Reagan will die Katastrophe beim morgen beginnenden Weltwirtschafts-Gipfeltreffen in Tokio zur Sprache bringen.
Die Teilnehmer der Konferenz sollen nach dem Willen Reagans an Moskau appellieren, die Sicherheitsvorkehrungen für Kernkraftwerke zu verstärken.
Die Regierung in Bonn hat unterdessen von Reisen nach Rumänien abgeraten, nachdem dort gestern Strahlenalarm gegeben worden war.
Die Radioaktivität in Rumänien liegt nach Angaben von Radio Bucharest noch immer über den zulässigen Normen.
Angesichts der Katastrophe von Tschernobyl haben die deutschen Grünen heute in Westberlin und in zahlreichen anderen Städten zu Anti-Atomkraft-Demonstrationen aufgerufen.
Unter anderem soll in Wackersdorf in Bayern ein sogenanntes Kulturfestival stattfinden.
In Wackersdorf entsteht eine nukleare Wiederaufbereitungsanlage.
Österreich
Eine Woche nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl geht die radioaktive Belastung in Österreich nach Angaben des Gesundheitsministeriums weiter zurück.
In der Luft ist sie stark gesunken.
Wegen radioaktiver Ablagerungen auf dem Boden sollte aber nach wie vor Kontakt mit Staub, vor allem durch Kinder, vermieden werden.
Obst und Gemüse sollten gründlich gewaschen oder geschält werden.
Nach Angaben des Ministeriums wird durch Kontrollen von Milch- und Lebensmittelimporten sichergestellt, dass keine Produkte mit erhöhten radioaktiven Werten verkauft werden.
Die steirische Landesregierung hat durch Verordnung verboten, dass Vieh Grünfutter erhält.
Dieses Verbot gilt vorerst bis zum 10.
Mai.
Grund dafür ist eine Milchprobe, in der ein geringfügig erhöhter radioaktiver Wert festgestellt wurde.
An der ungarischen Grenze werden Lastwagen, die möglicherweise aus den vom Reaktorunfall betroffenen sowjetischen Gebieten kommen, überprüft und, wenn nötig, entstrahlt.
Der Wiener Bürgermeister Helmut Zilk hat den bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauss in einem Fernschreiben aufgefordert, einen Verzicht auf die geplante Atomariewiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf zu erwecken.
Der Kärntner FPÖ-Landesvorstand hat in einer ausordentlichen Sitzung beschlossen, das Ultimatum des Bundesparteivorstandes nicht zur Kenntnis zu nehmen.
Die Bundespartei hatte die Kärntner Landesorganisation aufgerufen, bis Mitternacht seinen Beschluss über das Einfrieren der Beziehungen zur Bundes-FPÖ zurückzunehmen.
Die Kärntner FPÖ vertritt der Ansicht, es sei Sache eines Parteigerichtes zu entscheiden.
Zugleich wiesen die Kärntner Freiheitlichen alle, wie es heisst, Unterstellungen zurück.
Sie wollten die Partei spalten oder die Regierungskoalition in Wien zu Fall bringen.
USA, Österreich
Der Senat in Washington hat mehrheitlich eine Resolution verabschiedet, die das Justizministerium zu einer raschen Entscheidung darüber auffordert, ob Kurt Waldheim künftig die Einreise in die USA verwehrt werden soll.
In dieser Resolution heisst es, der Justizminister solle prüfen, ob Waldheim an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen sei und ihn entsprechend behandeln.
ÖVP-Obmann Alois Mock sagte dazu, das Fass sei nun zum Überlaufen gebracht.
Mock sprach von einer abgekarteten und tintehältigen Kampagne, mit der die Österreicher noch unmittelbar vor dem Wahltag unter Druck gesetzt werden sollten.
Sri Lanka
Ein Bombenanschlag auf eine Maschine der Luftlinie Air Lanka hat berichtende staatlichen Rundfunks zufolge mindestens 20 Menschenleben gefordert.
41 Personen wurden verletzt.
Der Sprengkörper explodierte im Heck des Flugzeuges, das auf dem Flughafen der Hauptstadt Colombo stand.
Zum Zeitpunkt des Attentats stiegen Passagiere für einen Flug auf die Malediven ein.
Die Maschine vom Typ Lockheed Twister brach auseinander.
Als Täter werden Extremisten vermutet, die auf Sri Lanka für einen unabhängigen Staat der tamilen Minderheit kämpfen.
Bisher ist nicht bekannt, ob Ausländer unter den Opfern sind.
Österreich.
Der am vergangenen Wochenende verstorbene Gründer der SOS-Kinderdörfer Hermann Gmeiner ist am Vormittag im Kinderdorf Imst in Tirol begraben worden.
Imst war das erste der weltweit 225 Kinderdörfer, die von Gmeiner ins Leben gerufen wurden.
An der Trauerfeier in Imst nahmen Bundespräsident Kirchschläger, der Tiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer und zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland teil.
Protestierende Bauern blockieren nach wie vor mit ihren Traktoren Grenzübergänge in Niederösterreich und im Burgenland.
Die Grenze bei Drasenhofen in Niederösterreich ist weiterhin unpassierbar, der Übergang Berg wird fallweise blockiert.
Im Burgenland bleibt der Grenzübergang Nickelsdorf von den Bauern gesperrt, in Deutschkreuz gibt es zeitweise Blockadeaktionen.
Klingenbach ist freipassierbar und soll nach Angaben des Innenministeriums bis zum 12.
Mai von keinen weiteren Demonstrationen betroffen sein.
Die Bauern protestieren gegen die Agrarpolitik der Regierung und vor allem gegen das neue Weingesetz.
Nun zur Wetterlage.
Der Alpenraum liegt am Südrand einer ausgedehnten Hochdruckzone mit Schwerpunkt über Nordosteuropa.
Die Aussichten bis morgen früh.
Im Südwesten Österreichs teilweise stärker bewölkt, gegen Abend einzelne Gewitter.
Im übrigen Bundesgebiet durchwegs gering bewölkt, am Nachmittag örtlich Quellwolkenentwicklung.
Südliche Winde.
Nachmittagstemperaturen 18 bis 24, Frühtemperaturen morgen 7 bis 13 Grad.
Die Prognose für morgen Sonntag.
Allgemein sonnig und warm.
Am Nachmittag im Westen und Südwesten Österreichs lokale Gewitter.
Tageshöchsttemperaturen 20 bis 25 Grad.
Noch eine Vorschau auf übermorgen Montag.
Weiterhin meist sonnig, jedoch zunehmende Gewitter- und Schauerneigung.
Das Wetter um 12 Uhr.
Wien heiter 22 Grad, Südostwind mit 20 Kilometern pro Stunde.
Eisenstadt heiter 20 Grad, Linz wolkenlos 21 Grad, Ost 10.
Salzburg heiter 23 Grad, Südostwind mit 10 Kilometern pro Stunde.
Innsbruck Halter 21 Grad, Südost 15, Föhn, Bregenz Halter 18 Grad, Graz Halter 20 und Klagenfurt Halter bei 18 Grad.
Zehn Minuten nach 12 Uhr ist es jetzt.
Erstes Stichwort auch in unseren Journalbeiträgen die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.
Natürlich steht die Weltöffentlichkeit auch heute noch sieben Tage danach unter dem Eindruck dieser Katastrophe und ihrer Spätfolgen.
Während derzeit überhaupt nicht absehbar ist, was dieser Unfall für die Menschen in der näheren Umgebung des Kernreaktors bedeutet, stellen wir hier in Österreich uns natürlich auch weiterhin die Frage, wie weit auch wir noch mittelbar von Strahlenverseuchung betroffen sein könnten.
Eine scheint klar zu sein, die Tendenz der Radioaktivität ist fallend, in der Luft hat sie stark abgenommen.
Jetzt geht es um die Frage, wie weit radioaktive Ablagerungen auf dem Boden in die Nahrungskette kommen könnten.
Besonders kritisch ist es da ja bei der Milch.
Seit Tagen gibt es Aufrufe der Gesundheitsbehörden, Kühe nicht mit frischem Grünfutter zu versorgen.
Roland Adrovica hat die aktuelle Situation recherchiert.
Obwohl die Strahlenbelastung in Österreich heute weit geringer ist als an den vergangenen Tagen, mussten in einigen Bundesländern dennoch zum Teil rigorose Maßnahmen angeordnet werden.
In der Steiermark ist gestern in einer Milchprobe ein radioaktiver Wert festgestellt worden, der leicht über der vom Gesundheitsministerium verordneten Höchstgrenze lag.
Nachforschungen ergaben, dass die Milch von Tieren stammte, die entgegen den Anregungen der Behörden mit Grünfutter versorgt worden waren.
Die städtische Landesregierung sah sich daher gezwungen, zu schärfere Maßnahmen zu greifen.
Per Verordnung ist ab sofort die Fütterung von Kühen, Schafen und Ziegen mit Grünfutter verboten.
Milchtiere dürfen nicht mehr auf die Weiden getrieben werden, das Tränken mit Regenwasser ist ebenfalls untersagt worden.
Diese Verordnung gilt bis 10.
Mai.
Um jenen Landwirten, die nicht genügend Trockenfutter vorrätig haben, zu helfen, hat die Steirische Landwirtschaftskammer in allen Bezirksstellen mit einer Heuverteilungsaktion begonnen.
Die Entdeckung eines überhöhten radioaktiven Wertes in einer Milchprobe hat aber darüber hinaus noch weitere Konsequenzen.
Gestern Abend wurde vor der Auslieferung aus dem Grazer Milchhof die gesamte Babymilch eingezogen.
Heute werden wieder Proben nach Wien eingeschickt, dann wird entschieden, ob ab Montag wieder Babymilch in der Steiermark verkauft werden darf.
In Kärnten ist es ebenfalls die Milch, die den Gesundheitsbehörden leichtes Kopfzerbrechen bereitet.
Vor allem im Labandtal sind Werte festgestellt worden, die hart an der zulässigen Grenze liegen.
Gesundheitsreferent Landesrat Gallup hat an die Landwirte appelliert, zurzeit keine Milch ab Hof zu verkaufen.
Außerdem hat der Gesundheitsreferent zur Verärgerung vieler Bauern verordnet, dass auf dem sogenannten Benediktinermarkt in der Landeshauptstadt Klagenfurt bis auf Weiteres kein Frischgemüse verkauft werden darf.
In Kärnten geht das Trockenfutter für die Milchtiere bereits zur Neige.
Der Kärntner Landesveterinärdirektor hat empfohlen, nur noch milchgebende oder kurz vor der Schlachtung stehende Tiere mit Trockenfutter zu versorgen und das übrige Vieh dennoch auf die Weiden zu treiben.
Ungewöhnlich starke Regenfälle haben gestern in Salzburg die radioaktiven Werte, vor allem auf dem Erdboden, enorm in die Höhe schnellen lassen.
In der Landeshauptstadt Salzburg wurden gestern Mittag 250 Mikro-REM gemessen.
Das entsprach dem 30-fachen Wert vom Mittwoch.
Die Werte sind allerdings auch in Salzburg derzeit rückläufig.
Dennoch haben die Behörden Konsequenzen gezogen.
Der Schulsport im Freien findet vorläufig nicht statt.
Kindern wird vom Ball- und Zahnspielen abgeraten.
Gestern wurde sogar generell empfohlen, die Kinder nicht in die laue Maienluft zu lassen.
Und auch die Salzburger Sonnenanbeter und Wasserraten müssen sich gedulden.
Die Freibäder der Festspielstadt bleiben trotz der sommerlichen Temperaturen bis auf weiteres geschlossen.
In Tirol ist heute Vormittag ebenfalls per Verordnung verfügt worden, dass Milchkühe nicht mehr mit Grünfutter und Regenwasser versorgt werden dürfen.
Auch in Tirol sind nämlich leicht erhöhte radioaktive Werte in der Milch festgestellt worden.
In Vorarlberg lagen zwar die Werte in den vergangenen Tagen stets unter jenen jenseits des Arlbergs, die Arbeiterkammer des Ländles hat jedoch heute an das Handels- und das Gesundheitsministerium appelliert, die Verunsicherung der Konsumenten im Hinblick auf Nahrungsmittel aus Osteuropa zu beenden.
Es sollten gegebenenfalls Importsperren für Lebensmittel aus dem Ostblock verhängt werden, meint die Vorarlberger Arbeiterkammer.
Im Burgenland hat die Landesregierung angeordnet, dass an jenen Grenzübergängen, die nicht von protestierenden Bauern blockiert sind, Schwerfahrzeuge aus dem Osten auf mögliche Radioaktivität untersucht werden.
In Oberösterreich beraten derzeit die Gesundheits- und die Agrarbehörden, ob sie, wie in Tirol und in der Steiermark, Grünfutter für Milchtiere per Verordnung verbieten sollen.
In Salzburg ist an diesem Thema eine Auseinandersetzung im Gang.
Die Landwirtschaftskammer beruft sich darauf, dass lediglich eine Empfehlung des Gesundheitsministeriums vorliege.
Das Vieh wird vielfach weiterhin auf die Weiden getrieben.
Die Kollegen vom Landesstudio Salzburg haben uns mitgeteilt, dass deswegen heftige Proteste aus der Bevölkerung laut werden.
Und soeben haben wir noch eine aktuelle Stellungnahme des Gesundheitsministeriums zum Thema Milch erhalten.
Darin heißt es, dass laufende Kontrollen der Frischmilch nur in wenigen Fällen die Überschreitung der vom Ministerium festgelegten Riskengrenze ergeben hätten.
Das Ministerium hat dennoch nach dem Strahlenschutzgesetz die Länder aufgefordert, den betroffenen Molkereien die Auslieferung von Frischmilch zu verbieten.
Außerdem wurde an die Länder appelliert, wie in der Steiermark und in Tirol die Verwendung von Grünfutter vorläufig zu verbieten.
Weiters rät das Ministerium vom Kauf von Frischmilch auf Bauernhöfen ab.
Soweit zur aktuellen Situation.
Wie sie Österreich betrifft, Roland Adrovica hat dafür uns recherchiert.
Aus der Sowjetunion selbst gibt es nach wie vor keine wirklich transparenten Auskünfte über die Katastrophe von Tschernobyl.
Der sowjetische Minister für Atomenergie sagte gestern vor westlichen Diplomaten in Moskau, der Kern des Reaktors sei geschmolzen, es sei aber ohne ausländische Hilfe gelungen, den Brand zu löschen.
Und der Moskauer Parteichef Yeltsin führt den Unfall auf menschliches Versagen zurück und sagte auch, die Radioaktivität direkt an der Unglücksstelle sei noch immer hoch, die verseuchte Zone und das Atomkraftwerk könnten nach wie vor nicht betreten werden.
In der Zwischenzeit gehen aber die sowjetischen Medien jetzt in die Gegenoffensive.
Sie werfen den Westjournalisten propagandistischen Umgang mit der Wahrheit vor.
Und auch unser Korrespondent in Moskau, Franz Kößler, registrierte bereits diesen Unmut in der Sowjetunion über die Tschernobyl-Berichterstattung auch in Österreich.
Interviews mit den Leuten auf der Straße gehören zum erlaubten Instrumentarium eines westlichen Korrespondenten in Moskau.
Gestern liefen die Befragungen in die andere als die gewohnte Richtung.
Sowjetische Reporter interviewten westliche Studenten und Touristen, die von ihren Botschaften aus dem Umkreis des defekten Kraftwerks, vor allem aus Kiew, evakuiert worden sind.
Ihre Aussagen bestätigten das, was offizielle sowjetische Stellen seit Tagen erklären.
Außerhalb eines Sicherheitsgürtels von 30 Kilometern um das Kraftwerk herum verlaufe das Leben normal, es bestehe kein Grund zur Beunruhigung.
Einige der Betroffenen gingen noch weiter.
Sie äußerten sich empört darüber, dass sie zum Verlassen des Landes gedrängt wurden.
Einzelne erklärten, sie fühlten sich politisch missbraucht.
Das war auch die Botschaft der Fernsehberichterstattung, die keine neuen Informationen über den Stand des Unfalls in Tschernobyl gab, sondern die westlichen Regierungen und Medien beschuldigte, das Kraftwerksunglück dazu zu gebrauchen, eine verleumderische Hetzkampagne gegen die Sowjetunion zu führen.
Westliche Zeitungen kommen in Moskau mit einiger Verspätung an.
Als jetzt einige Blätter eintrafen, vor allem auch aus Österreich, konnte man von sowjetischen Funktionären im privaten Gespräch Verwunderung, wenn nicht Verärgerung erfahren.
In der Tat scheinen manche Titel und Berichte kaum durch Tatsachen belegt zu sein.
Nach allen vorliegenden Berichten hat es in keiner der umliegenden Städte Panik gegeben.
Hamsterkäufe in Moskau waren schon deshalb nicht möglich, weil zu den Feiertagen die Geschäfte geschlossen waren.
Solche Entgleisungen bieten jetzt den Ansatzpunkt dazu, die westlichen Medien auf die Anklagebank zu setzen.
Was freilich nicht davon ablenken kann, dass die sowjetische Informationspolitik über den Kraftwerksunfall den Spekulationen selbst Tür und Tor geöffnet hat.
Noch immer gibt es keine offizielle Information über die derzeitige Lage an der Unfallstelle, keine konkreten Messwerte über die Radioaktivität in den umliegenden Gebieten.
Es ist nicht bekannt, ob gesundheitliche Vorbeugemaßnahmen, wie es in westeuropäischen Staaten, aber auch zum Beispiel in Polen verfügt worden sind, in der Sowjetunion ergriffen worden sind.
Maßnahmen, die die Besorgnis der Ausländer in der Sowjetunion zerstreuen würden, aber auch der eigenen Bevölkerung, die durch die westlichen Radiosendungen jetzt auch zunehmend aufgeschreckt worden ist.
Die Kritik internationaler Gesundheitsorganisationen an den mangelnden Informationen, die die sowjetische Regierung, wenn überhaupt dann mit großer Verspätung,
an die umliegenden Staaten gegeben hat, wird von der amtlichen Nachrichtenagentur nicht erwähnt, die hingegen ausführlich darüber berichtet, wie bei vergangenen Kraftwerksunfällen im Westen Informationen zurückgehalten oder Fehlinformationen erteilt worden sind.
Freilich trifft es zu, dass die Tradition der Katastrophenberichterstattung in den sowjetischen Medien grundsätzlich verschieden ist von der im Westen.
Wir laufen nicht hin und reißen die Tür auf und fragen, was ist hier passiert,
erklärte der Sprecher des sowjetischen Außenministeriums Lameko.
Was allerdings in den Augen der Moskauer Botschaften der von der Strahlung betroffenen Staaten kaum rechtfertigen kann, warum auch sie immer noch vergeblich auf eine zuverlässige Information warten, die wirksame Vorbeugemaßnahmen in ihren Ländern ermöglichen würden.
Sie machen aus ihrer Verärgerung keinen Hehl.
Die negative Wirkung auf die internationalen Beziehungen wird kaum auf sich warten lassen.
Aber auch intern scheint die Frage berechtigt,
ob man sich nach der von Gorbatschow erklärten Offenheit in der Berichterstattung nicht ein anderes Verhalten hätte erwarten können.
Franz Kößler war das aus Moskau.
Zwölf Uhr und neunzehn Minuten ist es jetzt.
Vier Minuten nach Viertel Eins.
Jetzt zur Bundespräsidentenwahl.
In Österreich ist ein Wahlkampf zu Ende gegangen, der seinesgleichen in der Geschichte dieser Zweiten Republik sucht.
Fast die gesamte Wahlauseinandersetzung konzentrierte sich auf ein Thema und auf eine Person, auf Kurt Waldheim und dessen Kriegsvergangenheit.
Mit dem gestrigen Tag sind die offiziellen Wahlkampfveranstaltungen beendet.
Heute wenden sich die vier Kandidaten noch einmal offiziell an jene, von denen sie hoffen, sie würden ihnen morgen ihre Stimme geben.
Wir bringen Wahlaufrufe der vier Kandidaten, das heißt der drei Kandidaten und der einen Kandidatin, und zwar in einer Reihenfolge von unten nach oben auf dem amtlichen Stimmzettel.
Zunächst Freder Meißner-Blau bzw.
Blau-Meißner, wie es amtlich korrekt heißt.
Jahrgang 1927, nach ihrem Selbstverständnis die grüne Kandidatin.
Liebe Wählerinnen und Wähler, Sie brauchen morgen nicht für die Fortsetzung der bisherigen, oft abstoßenden Politik zu stimmen, nicht für Machtmissbrauch und Parteienzwang.
Ich bin Ihre Alternative.
Wenn Sie mich wählen, wählen Sie Ihre eigene Sehnsucht nach dem Ende von Heuchelei und öffentlicher Lüge.
Wenn Sie mich wählen, wählen Sie Ihre Hoffnung auf Veränderung unwürdiger Zustände.
unsere Hoffnung, endlich Schluss zu machen mit sinnloser Naturzerstörung und die Pflicht zum verantwortungsvollen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen.
Ich stehe für die Rechte des Bürgers, für die verbriefte und so oft vorenthaltene Gleichheit aller vor dem Gesetz.
für das Recht der Frauen auf volle Teilhabe an der Gesellschaft und dass es endlich für gleiche Leistung gleichen Lohn gibt.
Ich stehe für menschliche Wärme und für Kinderfreundlichkeit und auf der Seite derer, die jetzt zu Tausenden unter die Räder kommen.
Wir wollen die krankmachende Vergeudung von Rohstoffen und Energie eindämmen und werden entdecken, dass es uns allen dabei besser geht.
Unser Protest gegen mörderische Großtechnologien muss unüberhörbar sein.
Kein Tschernobyl in Österreich, darum kein Atomkraftwerk Zwentendorf.
Wir sind freie Menschen eines freien Landes.
Es ist ein schönes Land und könnte ein glückliches Land sein.
Je mehr Stimmen für mich, desto mehr werden wir gemeinsam erreichen, füreinander und miteinander.
Und jetzt Wahlaufruf von Dr. Otto Skrinzi, Jahrgang 1918.
Er bezeichnet sich als Kandidat der rechten Mitte.
Liebe Mitbürger und Landsleute, morgen fällt erst die Vorentscheidung darüber, wem Sie in den nächsten sechs Jahren die Treuhänderschaft für unsere in gemeinsamer Arbeit aufgebaute Republik überantworten wollen.
Prüfen Sie sorgfältig, ob unser Vaterland bei den traditionellen Parteien in guten Händen ist.
Wenn Ihre Antwort Nein lautet, dann sagen Sie morgen Ja zu dem unabhängigen Kandidaten der rechten Mitte.
Denn jede Stimme für einen der beiden Parteikandidaten heißt dem System der öffentlichen Korruption, der Skandale, der Proporz- und Freunderlwirtschaft zustimmen.
Belohnen Sie mit Ihrem Ja die Zivilcourage von vielen tausenden Mitbürgerinnen und Mitbürgern, welche durch Ihre Unterstützungserklärungen meine Kandidatur gegen die privilegierten Parteien möglich gemacht haben.
Protestieren Sie gegen die abgelaufene Schlammschlacht.
Protestieren Sie dagegen, dass ausländische Kreise uns eine einseitige Vergangenheitsbewältigung verordnen wollen.
Denken Sie morgen daran, dass Ihre Stimme für mich zugleich eine gegen die Fristenlösung, gegen Zwentendorf und gegen die Verleumdung der Kriegsgeneration ist.
Protestieren Sie aber vor allem gegen den Versuch linksextremer Elemente unsere Demokratie durch Terror und durch Wahlbehinderung zu zerstören.
In der Stichwahl vom 8.
Juni können Sie immer noch nach Gefühl, morgen sollten Sie nach Vernunft und Gesinnung entscheiden.
Wahlaufruf von Dr. Kurt Walcker, Jahrgang 1918, in der Sprachregelung der ÖVP, der von der Volkspartei unterstützte, unabhängige Präsidentschaftskandidat.
Liebe Österreicherinnen und Österreicher, neun Wochen des härtesten und hässlichsten Wahlkampfes liegen hinter uns.
Es war für Sie und für mich eine schwere Zeit und viele dachten wohl sehr oft, so kann es in Österreich nicht weitergehen.
Mit Verleimdung und persönlicher Diffamierung darf bei uns nicht Politik gemacht werden.
Ich habe in diesen Wochen viel Sympathie und seelischen Zuspruch erlebt.
Dafür möchte ich mich sehr herzlich bedanken, vor allem bei jenen, die sich schon heute für meine Wahl entschieden haben.
Ich möchte mich aber jetzt am Vorabend der Wahl auch insbesondere an jene Mitbürgerinnen und Mitbürger wenden, die noch unentschlossen sind oder die zwar wollen, dass ich Bundespräsident werde, die es aber erst bei einem allfälligen zweiten Wahlgang zum Ausdruck bringen möchten.
An ihnen liegt es jetzt in erster Linie, ob es noch weitere fünf Wochen Wahlschlacht geben soll oder ob wir schon morgen an die Lösung unserer großen Probleme herangehen können.
Die Alarmmeldungen der letzten Tage über den Reaktorbrand in Tschernobyl haben gezeigt, wie notwendig es ist, die Dimensionen der Probleme, die vor unseren Grenzen keineswegs Halt machen, zu erkennen und ihnen verantwortungsbewusst zu begegnen.
Ich bin in den letzten Wochen mit tausenden Landsleuten zusammengekommen.
Es herrscht dort eine wahre Aufbruchsstimmung.
Die Menschen sehnen sich nach einer Wiederherstellung jener christlichen Werte, die den Wiederaufbau unseres Landes in den Nachkriegsjahren ermöglicht haben.
Die Jugend will Ideale, denen sie nachleben kann.
Eine der großen Forderungen der katholischen Soziallehre, ein sicherer Arbeitsplatz, ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr.
Und die älteren Mitbürger wollen die Gewehr, dass ihre sozialen Rechte durch ausreichende Renten und Pensionen gesichert werden.
Deshalb will ich ein aktiver Bundespräsident sein.
Deshalb will ich ein überparteilicher Bundespräsident sein.
Und deshalb will ich mich mit Nachdruck dafür einsetzen, dass in unserem Land wieder Anständigkeit und Leistung zählen und nicht parteipolitische Protektion.
Es muss uns wieder Freude machen, gemeinsam im Geiste der Versöhnung und Zusammenarbeit die Zukunft unseres Landes zu gestalten.
Ich bitte Sie daher, schenken Sie mir morgen Ihr Vertrauen, damit wir gemeinsam mit diesem Programm für Österreich beginnen können.
Und zuletzt Wahlaufruf von Dr. Kurt Steirer, Jahrgang 1920, der Kandidat der SPÖ.
Liebe Österreicherinnen und Österreicher,
Wir alle stehen im Banner einer Umweltkatastrophe globalen Ausmaßes.
Sie hat uns dramatisch vor Augen geführt, wie schicksalshaft die Völker und Staaten dieser Erde miteinander verbunden sind.
Die internationale Zusammenarbeit im Bereich der Umwelt- und Sicherheitspolitik ist die große Aufgabe unserer Zeit.
Das neutrale Österreich kann dabei eine wichtige Rolle übernehmen.
um ein Mehr an Sicherheit für Österreich, aber auch um ein Mehr an Sicherheit für alle Menschen zu erreichen.
Internationales Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind die Voraussetzungen hierfür.
Glaubwürdigkeit, Ansehen und internationales Vertrauen benötigen wir aber auch, um unsere wirtschaftlichen Interessen zu wahren, als Handelspartner, als Fremdenverkehrsland und als Städte der internationalen Begegnung.
Liebe Österreicherinnen und Österreicher, mit Sorge haben wir alle in den letzten Wochen und Monaten beobachten müssen, wie sehr sich das politische Klima in Österreich verschlechtert hat.
Eine neue Radikalität, Intoleranz und überwungen geglaubte Tendenzen sind spürbar geworden.
Aber so wie es sich Österreich nicht leisten kann, sich vom Ausland abzukoppeln, so kann es sich Österreich auch nicht leisten, zerrissen und zerstritten zu sein.
Das lehrt uns die geschichtliche Erfahrung.
Österreich braucht Versöhnung, ein neues Miteinander, ein Klima der Toleranz und der Liberalität, des Dialogs und der Weltoffenheit.
Ich kann Ihnen, meine lieben Österreicherinnen und Österreicher, keine Zukunft ohne Probleme versprechen, keine Zukunft ohne Sorge.
Aber ich kann Ihnen versprechen, mit meiner ganzen Kraft für Österreich zu arbeiten.
für inneren Frieden, mehr Gerechtigkeit und internationales Ansehen.
Ich verspreche, ein aktiver, ein überparteilicher Bundespräsident zu sein.
Ein Bundespräsident, der sich wie Renner, Körner, Scherf, Jonas und Rudolf Kirchschläger nur ihnen, den Österreicherinnen und Österreichern verpflichtet fühlt.
Das waren Wahlaufrufe der vier Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl am morgigen Sonntag.
Morgen wird also gewählt.
Schon um 0 Uhr haben zwei Wahllokale für besonders Eilige offen, nämlich jenes am Flughafen Schwächert und jenes am Linzer Bahnhof.
Um 17 Uhr ist dann Wahlschluss in ganz Österreich.
Wahlberechtigt sind diesmal fast 5,5 Millionen Österreicher, mehr als jemals zuvor bei einer österreichischen Wahl.
Auch diesmal überwiegen wieder die Frauen, gleich um 500.000.
Erstmals gibt es nicht bundesweit Wahlpflicht, sondern nur länderweise und zwar in Kärnten der Steiermark, Tirol und Fadlberg.
Man rechnet daher diesmal mit einer geringeren Wahlbeteiligung als bei den letzten Bundespräsidentenwahlen.
Nicht zu vergleichen ist diese Wahl mit der letzten vor sechs Jahren, als Bundespräsident Kirchschläger sich zum zweiten Mal der Wählerentscheidung stellte.
Er erhielt damals fast 80 Prozent der Stimmen, sein Gegenkandidat Kredler 17 Prozent.
Die böse Überraschung damals waren drei Prozent der Stimmen für den NTP-Mann Burger.
Bei den Hochrechnungen für diese Wahl wird man daher nicht auf 1980 zurückgreifen, sondern auf die Bundespräsidentenwahl von 1974 als Kirschschläger und Luggerkandidierten.
Das heißt, die Hochrechnung des Innenministeriums wird von dort her ihre Vergleichszahlen beziehen.
Daneben, neben dieser Hochrechnung des Innenministeriums, gibt es ja aber schon seit Jahren die jetzt schon etablierte zweite Hochrechnung aus dem ORF-Rechenzentrum, wo Professor Bruckmann, der Hochrechner der Nation, am Werk ist, diesmal schon zum 20.
Mal.
Er wird seiner Hochrechnung eine andere Vergleichszahl als das Innenministerium zugrunde legen und zwar die Nationalratswahl 1983.
Erstmals hat es Professor Bruckmann diesmal auch mit vier Kandidaten zu tun.
Gisela Hopfmüller fragte ihn unter anderem, ob das zum Beispiel die Mathematik seiner Hochrechnung diesmal irgendwie beeinflusst.
Herr Professor Bruckmann, am Sonntag gibt es vier Kandidaten für die Bundespräsidentschaftswahl.
Wird es ein spannender Wahlabend oder wird nach Ihrer ersten Hochrechnung um 17 Uhr alles klar sein?
Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, dass es diesmal zu einem sehr spannenden Wahlabend insofern kommen kann, als durchaus möglich ist, dass einer der beiden Hauptkandidaten von Anfang an in die Nähe der 50-Prozent-Grenze kommt.
Und das ist für den
Hörer und Seher der spannendste Fall, für den Hochrechner der unangenehmste Fall.
Denn es ist sehr entscheidend, ob der betreffende Kandidat dann 49,9% der Stimmen bekommt und es zu einem zweiten Wahlgang kommt oder aber 50,1% der Stimmen und es zu keinem zweiten Wahlgang kommt.
Beides aber kann innerhalb der prognostizierten Unsicherheitsgrenzen liegen.
Wenn Sie sagen, das ist der unangenehmste Fall für den Hochrechner, wie reagiert der Hochrechner darauf?
Was muss er da jetzt anders machen?
Mathematisch kann er gar nichts anders machen.
Wichtig ist nur die Form, in der er das Ergebnis kommentiert.
Sie haben definiert, Hochrechnung basiert auf der Beobachtung der Veränderung von Wählerverhalten.
Nun gibt es zum Beispiel erstmals diesmal eine grün-alternative Kandidatin für die Bundespräsidentschaft.
Auf welche Basisdaten greifen Sie dafür Ihre Vergleiche zurück?
Wie Sie richtig sagen, beruht die Hochrechnung auf einer Untersuchung der Veränderung des Wählerverhaltens anlässlich der ersten ausgezählten Teilergebnisse der neuen Wahl im Vergleich zu irgendwelchen Vergleichsdaten.
Die Vergleichsdaten für neue Kandidaten sind jeweils undefiniert.
Was man tun kann und was ich in diesem Fall diesmal tue, ist, dass ich als Vergleichsbasis heranziehe einen festen Prozentsatz der gesamten gültigen Stimmen anlässlich einer früheren Wahl.
Das heißt, man geht von der Annahme aus, dass der betreffende Kandidat bei einer früheren Wahl in einem bestimmten Wahlkreis einen bestimmten Prozentsatz, 1%, 2% der Wählerstimmen bekommen hätte, und berechnet dann die Veränderung von diesem angenommenen Prozentsatz auf den tatsächlich anlässlich dieser Wahl errungenen Prozentsatz.
Also etwa die erreichte Stimmenanzahl der grün-alternativen Gruppierungen bei der letzten Nationalratswahl wäre keine Basis?
wäre durchaus eine Basis, die in diesem Fall sogar für Friedermeister Blau, die man ja in gewisser Hinsicht vielleicht als Kandidatin der Grünen ansprechen könnte, herangezogen werden könnte.
Wenn ich noch weiter aus der Schule plaudern soll, für Dr. Skrinci nehmen wir einen festen Prozentsatz der gültigen Stimmen vom letzten Mal an, für Kärnten allerdings einen höheren Prozentsatz.
In der letzten Zeit war immer wieder davon die Rede, dass man damit rechnen muss, dass es diesmal eine geringere Wahlbeteiligung gibt als bei den letzten Präsidentschaftswahlen.
Es gibt immerhin diesmal nicht mehr durchgehende Wahlpflicht, sondern nur mehr in vier Bundesländern.
Ihrer Einschätzung nach, wie wird sich das auswirken?
Rein rechnerisch behandle ich die Nichtwähler als fiktive Partei, als sozusagen eine Partei der Nichtwähler und teile die gesamten Wahlberechtigten in die Partei der Nichtwähler und die Parteien der Wähler.
Darunter gibt es auch dann wieder die Partei der Ungültigwähler.
Welche Auswirkungen kann eine geringere Wahlbeteiligung haben?
Könnte das unter Umständen für einen Kandidaten von Vorteil bzw.
von Nachteil sein?
Die historische Erfahrung hat gezeigt, dass in Ländern und in Fällen, wo ein Kandidat, hinter dem eine feste, geschlossene Wählerschaft stand, einem anderen Kandidaten mit einer eher losen Wählerschaft gegenüber,
bei einer geringen Wahlbeteiligung natürlich zu Lasten dieses zweiten Kandidaten geht.
Inwiefern man in Österreich heute davon sprechen kann, dass die Wählerschaft des einen oder anderen Kandidaten eine geschlossenere sei, möchte ich doch der Beurteilung durch den Österreicher selbst überlassen.
Meiner persönlichen Auffassung nach glaube ich, dass die geringe oder höhere Wahlbeteiligung keinen entscheidenden Einfluss auf die Auswahl eines bestimmten Kandidaten diesmal in Österreich haben dürfte.
Und welche Rolle spielen die ungültigen Stimmen?
Ganz ähnlich.
Die ungültigen Stimmen werden, glaube ich, kaum zu Lasten des einen oder anderen Kandidaten gehen.
Anders ausgedrückt, wenn man jeden ungültigen Wähler zwänge, einem bestimmten Kandidaten seine Stimme zu geben, was natürlich ohnehin nicht geht, glaube ich kaum, dass es das Endergebnis, welches auch immer es sei, entscheidend beeinflussen würde.
Getraut sich der Hochrechner der Nation eine Prognose darüber abzugeben, ob es einen zweiten Wahlgang geben wird?
Ich wäre allenfalls bereit, im Freundeskreis eine geheime Wette darüber abzuschließen, nicht aber mich zu dieser heiklen Frage öffentlich zu äußern.
Das wird es erst morgen sein um 17 Uhr mit der ersten Hochrechnung, wenn wir Professor Bruckmann hier auch im Radio hören und da gleich ein Hinweis.
Österreich 1 berichtet ab 16.58 Uhr, also zwei Minuten vor 17 Uhr bis zum Wahlende über diesen
Wahltag, beziehungsweise über die Auszählung der Stimmen.
Und Ö3 berichtet zu jeder vollen und halben Stunde ganz kurz, da gibt es Kurzinformationen zur Bundespräsidentenwahl.
Österreich 1, wie gesagt, ab 16.58 Uhr bis Wahlende, das wird etwa 20 Uhr sein, um 19.30 Uhr, so rechnet man, steht das amtliche Endergebnis fest, das vorläufige.
So, zwölf Uhr und 36 Minuten in diesem Mittagsschanal, sechs Minuten nach halb eins, kurz noch einmal ins Ausland.
In Tokio beginnt morgen der sogenannte Weltwirtschaftsgipfel, ein regelmäßig stattfindendes Gipfelgespräch der sieben wichtigsten Industriestaaten des Westens.
Japan hat für dieses Polit- und Medienereignis Sicherheitsvorkehrungen wie bisher bei keinem der zehn Weltwirtschaftsgipfel getroffen.
Rund 30.000 Polizisten sollen die sieben Staatschefs und ihre Delegationen rund um die Uhr schützen.
Die Angst vor Terror, vor allem jenem libyscher Provenienz, nach dem amerikanischen Bombenüberfall auf Tripolis und Benghazi, ist allgegenwärtig.
Und das Thema Terrorismus bzw.
Maßnahmen zu seiner Bekämpfung soll diesmal bei dem Supertreffen auch schwergewichtig behandelt werden.
Zumindest will das der amerikanische Präsident, der seine Kollegen aus Japan, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und der Bundesrepublik Deutschland gerne auf eine gemeinsame Terrorbekämpfungsstrategie festlegen will, wenn er schon keine Billigung des amerikanischen Bombardements erhoffen kann.
An sich stünden ja Fragen der Weltwirtschaft im Mittelpunkt, vor allem Währungspolitik und Entwicklungshilfepolitik.
Aber nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl wird man wohl auch über die innen- und außenpolitischen Folgen dieser Katastrophe für den sowjetischen Parteichef Gorbatschow sprechen.
Genug Themen also für ein relativ doch sehr kurzes Treffen.
Helmut Obletal informiert.
Mit dem Wirtschaftsgipfel der Superlative führt Japan seinen Bürgern und Besuchern gleichzeitig den Albtraum des Überwachungsstaates zumindest ansatzweise vor Augen.
30.000 Polizisten befinden sich in höchster Alarmbereitschaft.
Das Zentrum von Tokio wurde im Umkreis von eineinhalb Kilometern für drei Tage zur Sperrzone erklärt.
Das größte Hotel des Landes mit 2000 Zimmern wurde ausschließlich für die Delegationen reserviert und allen Hotelbediensteten verpasste man neue Uniformen, weil vor einigen Wochen eine gestohlen worden ist und nun Angst herrscht, ein Attentäter könnte sich mit ihrer Hilfe einschleichen.
Die Terroristen können sich als Fischhändler und Hausierer verkleiden, warnte der Tokioter Polizeichef Hideo Yamada, als er die 12 Millionen Einwohner aufrief, alle Verdächtigen unverzüglich zu melden.
Der Öffentlichkeit stellte er gleichzeitig 600 nagelneue, tragbare Kleinkomputer vor, mit denen die Polizei Personalausweise und Autonomen in Sekundenschnelle prüfen kann.
Der rechte Hintergrund also für das Hauptthema
Terror, das vor allem Präsident Reagan vorrangig vor allen wirtschaftlichen Debatten auf die informelle Tagesordnung gesetzt haben möchte.
Reagan will die westlichen Partner dazu bringen, gemeinsam konkrete Maßnahmen, wie er sich ausdrückte, zu beschließen.
Der Vorschlag der Amerikaner, ein Sonderstab für Terrorbekämpfung, in dem die Länder des Westens Informationen austauschen und Maßnahmen koordinieren.
Reagan kann bei seinen Wünschen auf britisches und kanadisches Wohlwollen zählen.
Frankreich und Italien wollen aber ebenso wenig ein neues Supergremium wie die Bundesrepublik Deutschland und Japan, die ihre wirtschaftlichen und politischen Interessen im arabischen Raum nicht gefährden möchten.
Erstes wirtschaftspolitisches Thema ist die Wiederankurbelung der Weltwirtschaft, wobei Washington von den Deutschen und den Japanern ein weniger eigennütziges Verhalten erwartet.
Bonn und Tokio mit ihren derzeit enormen Exportüberschüssen, dem hohen Wachstum und den verschwindend kleinen Inflationsraten sollen verstärkt Lokomotive spielen, die anderen mitziehen.
Die Amerikaner sehen durch ihr hohes Außenhandelsdefizit derzeit ihre eigenen Hände gebunden.
Zweites Hauptthema bleibt der weltweit zunehmende Wirtschaftsprotektionismus.
Die Japaner protestieren gegen Handelsschranken für ihre Autos und Elektronikprodukte.
Amerikaner und Europäer verlangen umgekehrt eine Öffnung des bürokratisch verbarrikadierten japanischen Marktes.
Hier dürfte Tokio auch gewisse Zugeständnisse machen.
Denn eine Hauptsorge der Japaner ist, anerkannt zu werden, dazu zu gehören, so wie man es auch durch die Abhaltung des Gipfels in der japanischen Hauptstadt demonstriert.
Die anderen Spitzenthemen, wie die Reform des Währungssystems und der Ölpreisverfall, die Schuldenprobleme der Entwicklungsländer und die 31 Millionen Arbeitslosen im OECD-Bereich, werden in den drei Tagen wohl nur am Rande und unter den begleitenden Experten ausgiebiger zur Sprache kommen.
Wie weit es überhaupt Beschlüsse, Einigkeit in Grundsatzfragen und ein mehr als allgemeines Abschlusskommuniqué geben wird, ist noch völlig offen.
Sicherlich.
Allein die Tatsache, dass die Staats- und Regierungschefs ein solches regelmäßiges Gesprächsforum zur Diskussion wichtiger Probleme der westlichen Welt gefunden haben, ist schon begrüßenswert.
Doch wollen sie sich nicht den Vorwurf aussetzen, nur eine Show-Veranstaltung zur Pflege ihrer eigenen Popularität zu Hause aufzuziehen, dann müssen sie schon ein paar konkrete Ergebnisse auf den Tisch legen.
Und jetzt vier Minuten vor dreiviertel eins noch Kultur im Mittagsschanal.
In diesem Jahr steht ja eine große Veränderung in den Wiener Theatern bevor.
Klaus Peimann wird Nachfolger von Achim Benning im Burgtheater, Schorster Bori übernimmt das Schauspielhaus.
Entscheidungen über die Zukunft des Rohnacher und Raimund Theaters stehen ebenfalls bevor.
Eberhard Wächter wird 1987 Nachfolger von Karl Dönch in der Volksoper.
In der Staatsoper residiert ab 1.
September 1986 Klaus Helmut Drese, der Egon Seefellner ablösen wird.
Dr. Drese war zuletzt Direktor der Zürcher Oper, die mit einem Monteverdi-Zyklus und einem Mozart-Zyklus des österreichischen Dirigenten Nikolaus Annoncourt internationale Beachtung fand.
Für die Wiener haben Dr. Dresier und sein musikalischer Direktor Claudia Bardo einen genau ausgearbeiteten Fünf-Jahres-Plan vorgelegt.
Grundsätze seines Verständnisses von der Leitung der Wiener Staatsoper äußerte Klaus-Helmut Dresier im Gespräch mit Volkmar Paschalk für unsere Samstag-Mittag-Journal-Reihe.
Im Journal zu Gast
Herr Dr. Drese, in einem Alter, in dem man normalerweise in Pension ist, treten Sie die größte Herausforderung Ihres Lebens an.
Sie übernehmen die Direktion der Wiener Staatsoper.
Was hat Sie veranlasst, dieses Amt noch einmal in diesem Alter anzunehmen?
Ich habe eine Intendantenlaufbahn, Direktorenlaufbahn, sagt man wohl hier, gemacht mit fünf verschiedenen Theatern.
und in einer Reihenfolge die von Heidelberg über Wiesbaden, also ein Staatstheater, dann nach Köln in Generalintendanz von Dreihäusern nach Zürich in ein Opernhaus führt.
Und von diesem Opernhaus, wo ich elf Jahre doch recht erfolgreich tätig war, kommt nun aus dieser Situation plötzlich
sozusagen die Krönung eines Theaterlebens, die Wiener Staatsoper leiten zu dürfen.
Ich kann auch gar nicht in Pension gehen.
Das liegt meiner Natur nicht.
Ich glaube, wenn ich nicht mehr Theater habe, dann ist auch mein Leben zu Ende.
Das Theater gehört als ein Element zu meiner Natur und so nehme ich diese Herausforderung an und bin sehr dankbar dafür und freue mich jetzt mit voller Kraft diese Aufgabe angreifen zu können.
Was erwarten Sie sich von der Wiener Staatsoper?
Sie haben sicherlich von allen Ihren Intendanzen hier die größten Geldmittel zur Verfügung, das größte Haus, Sie können sicherlich hier die größten Stars verwenden, aber waren die Tätigkeiten früher in Köln zum Beispiel oder in Zürich nicht interessanter, was Ihre Freiheiten, Ihre Möglichkeiten anbelangt?
Denn hier sind Sie doch in gewisse Zwänge gebunden, man hat ein großes Repertoire, man muss täglich spielen, man kann keinen
richtigen Stagione-Betrieb machen?
Nein, das kann man sicher nicht.
Ich habe mir meine Gedanken gemacht und überlegt, wie kann man in diesem Hause sinnvoll arbeiten.
Und sinnvoll arbeiten heißt erst einmal ein gutes Management.
Das habe ich wohl gelernt in vielen Jahren.
Also einen Spielplan machen und auch im Repertoire
für mehr Proben, mehr Disziplin, mehr Kontrolle sorgen, dass das Repertoire des Hauses, das ja die Basis aller Arbeit ist, vielleicht etwas die Hand eines auch an szenischen Dingen interessierten Direktors spürt.
Dann darüber hinaus einen Spielplan entwickeln.
Und ich habe ja einen 5-Jahres-Spielplan vorgelegt, weil es mir wichtig ist, gleich die Schwerpunkte zu setzen.
Einen Spielplan zu entwickeln, der sich dramaturgisch die Gebiete erschließt, die in dem Spielplan der letzten Jahre zu kurz gekommen sind.
Und ich habe mit Claudio Abbado einen sehr wichtigen Partner.
Es ist ein Programm, das versucht, erst einmal im Repertoire und dann in den Neuinszenierungen den Spielplan zu bereichern und auch neue Sänger vorzustellen.
Es ist zweitens eine Aufgabe auf das große Jubiläum, nämlich auf Mozart Jahr 1991, vorauszudenken.
Denn es ist ja die Ambition, in dem Mozart Jahr 91 sämtliche großen szenischen Werke in historischer Folge aufzuführen.
Sie haben natürlich genau die Verhältnisse an der Wiener Staatsoper studiert.
Was, finden Sie, müsste verändert werden und haben Sie nicht den Eindruck, das Publikum möchte eigentlich jeden Tag Tosca oder La Traviata mit den Primadonnen der Welt, mit den besten Tenören der Welt oder am dritten Abend Rosenkavalier?
Ja, ich glaube, dass Sie haben natürlich Recht, das ist der Zustand.
Und den werde ich auch nicht grundlegend verändern können und auch nicht wollen.
Es ist nun einmal so, dass dieses Theater ein Pantheon der Sänger ist, lebender und toter Sänger.
Und dass wir mit diesen Sängern auch in Zukunft rechnen und möglichst viele große Abende mit den ersten Tenören und Primatronen hier haben.
Aber ich meine, dass wir die szenische Arbeit im Laufe der Jahre systematisch verändern müssen, intensivieren müssen.
Und ich als Dramaturg und auch als Regisseur habe ein anderes Auge für diese Dinge.
Und ich bin mir sehr bemüht, dass wir mit anderen Regisseuren etwas von der
neuen Ästhetik ins Haus bringen, die sich so an anderen Theatern in den letzten Jahren entwickelt hat.
Das meint, dass auf die Dauer der Zeit Regisseure wie Karl Ernst Herrmann, Luc Bondi, Patrice Giraud Einzug halten in die Wiener Staatsoper.
Das Wiener Publikum ist besonders konservativ.
Glauben Sie, dass die bei diesen Schritten mitgehen werden?
Das wird man sehen.
Sie müssen ja auch dazu denken, dass das nicht Inszenierungen sind, die nun total alles auf den Kopf stellen.
Herr Dr. Drese, Sie kommen aus Deutschland, aus Aachen.
Dort sind Sie geboren.
Claudia Appardo kommt aus Italien.
Was wird nun das spezifisch österreichische an der Wiener Staatsoper unter ihrer Direktion sein?
Vor allen Dingen der Blick zum Osten, in das alte kakanische österreichische
Gebiet, werde nach Prag reisen, werde auch nach Polen reisen, werde dort nach Sängern Ausschau halten und werde diese Theater auch einladen in die Wiener Staatsoper als Gast zu kommen und werde auch sicher im Laufe der Zeit dort gastieren.
Es wird immer wieder davon geredet, dass es so wenig neue Opern gibt.
Was werden Sie tun, um auch zeitgenössische Musik in dieses Wiener Opernhaus hereinzubringen?
Ich werde jedes Jahr mindestens ein neues Werk hier spielen und vor allen Dingen ein Werk in Auftrag geben.
Eine neue Oper braucht drei, vier, fünf Jahre, bis sie
entsteht.
Ich habe dem Komponisten Wolfgang Riem einen solchen Auftrag gegeben und ich hoffe, dass es zustande kommt, dass er mit Peter Handke eine neue Oper schreibt.
Ich möchte viel mehr.
Meine Augen sind viel zu groß, als mein Magen es verkraften kann.
Ich möchte viel mehr, als realisierbar ist, nämlich realisierbar sind eigentlich fünf Produktionen im Jahr.
Wenn sie aber dann das alles tun wollen, Repertoire-Lücken schliessen, sich auch noch im Theater an der Wien eine gewisse Möglichkeit schaffen, noch ein Studio machen, dann sind die Kapazitäten erschöpft.
Die Wiener Staatsoper hat zwar ausreichend Geld für Gäste, aber die Wiener Staatsoper ist sehr gebunden
in ihrem Budget für Ausstattungskosten, für die Sachausgaben.
Das ist sehr, sehr klein.
Ich habe in Zürich für Ausstattung genauso viel Geld zur Verfügung wie hier an der Wiener Staatsoper, allerdings in Zürich durch private Sponsorship.
privates Geld von Mäzenen, die für bestimmte Produktionen einmal eine Million Schilling zahlen.
Ich hoffe, dass es gelingt, im Laufe der Zeit auch diese Freunde hier zu mobilisieren und auch alle zu überzeugen, dass das für die Staatsoper von Nutzen ist.
Der österreichische Komponist Ernst Grenek, der Grand Old Man unter den österreichischen Komponisten, hat ihnen einen Brief geschrieben, in dem er seiner Enttäuschung Ausdruck gibt, dass sein Calder V. nicht im Repertoire der Wiener Staatsoper gehalten wurde und keines seiner Werke aufgeführt wird zu seinem 90.
Geburtstag im Jahre 1990.
Was haben Sie ihm geantwortet?
Ich habe ihm geantwortet, dass ich mich mit ihm treffen will und dass wir miteinander über Dinge reden möchten, die wir machen.
Ich habe ihm auch in Aussicht gestellt, dass der Karl V. irgendwann wiederkommt.
Und ich habe ihm gestanden, dass ich seinen neunzigsten Geburtstag leider vergessen habe.
Herr Dr. Dreses, Sie haben sich in einem Buch, das Sie vor zwei Jahren veröffentlicht haben, sehr ausführlich mit dem Verhältnis der ernsten Musik in unserer Zeit, der Opernmusik im Speziellen, und der Popmusik auseinandergesetzt.
Sie haben davon gesprochen, dass diese Popmusik sozusagen die volkstümliche Kunst unserer Zeit sein könnte.
Hat die Oper eigentlich für die Mehrheit unserer Bevölkerung noch eine Funktion?
Ist das eine museale
eine reaktionäre Kunstgattung.
Ich persönlich habe zu Museen ein positives Verhältnis.
Ich gehe sehr gerne in Museen und wenn dort Ausstellungen sind, auch von gegenwärtiger Kunst, dann ist das Museum nicht keineswegs reaktionär, sondern es ist ein lebendiges Museum.
In einem gewissen Sinne ist
die Oper ein lebendiges Museum.
Es ist richtig, dass heute Pop und Rockmusik die Populärmusik sind.
Es ist, glaube ich, ein Prozess im Leben junger Menschen, dass sie nach einer gewissen Zeit beginnen, selber zu selektieren, eine Auswahl zu treffen und sich zu entscheiden.
Ich habe das an meinen eigenen Söhnen erlebt.
Meine eigenen Söhne waren voll Beatle-Anhänger.
Nach einer gewissen Zeit hörte das auf und sie begannen plötzlich in Konzerte zu gehen, klassische Musik zu hören.
Diesen Entwicklungsprozess, diesen Entscheidungsprozess machen viele durch, nicht alle.
Aber es ist ein Weg vom Einfachen zum Anspruchsvollen.
Von der eingängigen Melodie zum anspruchsvollen Harmonik und zur raffinierteren rhythmischen Begleitung.
Das ist ein Differenzierungsprozess.
Wenn dieser Prozess einsetzt, kommen die jungen Leute irgendwann in die Bereiche anspruchsvollerer Musik.
Das ist, glaube ich, ein pädagogischer Erfahrungsprozess, den wir da durchmachen.
Und dann sind sie irgendwann auch in der Oper.
Vielleicht zuerst mal im Musical und in der Operette und dann in der Oper irgendwann.
Und die Oper ist für mich nicht nur ein lebendiges Museum, sondern die Städte, wo die Meisterwerke gespielt werden, die unseren Horizont bilden und die für unser Leben von Bedeutung sind.
Man kann nicht ohne Tradition leben.
Jede Tradition ist die Voraussetzung dafür, dass die Zukunft entsteht.
Ohne Tradition gibt es keine Zukunft.
Und deshalb gehört nun einmal ein Institut wie die Staatsoper oder die Opernhäuser überhaupt oder die städtischen und staatlichen Theater, gehören in unser öffentliches Bewusstsein mit der ganzen Kunstfreiheit, die sie haben,
auch mit der Aufgabe, mit der pädagogischen Verantwortung, Tradition zu vermitteln, umzusetzen in Vergegenwärtigung von Kunst.
Das tun wir.
Insofern haben wir eine echte Funktion im geistigen Haushalt einer Nation.
Was erwarten Sie sich, Herr Dr. Drese von Österreich?
Österreich ist ja derzeit wegen verschiedener Umstände ein bisschen in der Welt in Misskredit gekommen.
Der Direktor der Wiener Staatsoper steht in dieser Stadt und in diesem Land im Mittelpunkt.
Jeder, so hat es einmal einer ihrer Vorgänger formuliert, jeder in Wien möchte selbst Operndirektor sein.
Und jeder Opernkritiker wetzt schon beim Erscheinen eines neuen Direktors die Feder, um diesen Direktor abzuschießen.
Haben Sie davor Bedenken?
Ich habe die Theatergeschichte dieses Hauses sehr genau studiert.
automatisch in einem kulturpolitischen Zusammenhang in diesem Land und ich stehe dazu, ich fühle mich als ein kultureller Reißläufer, wenn Ihnen der Begriff etwas sagt, das waren früher die Landsknechte, die sich beim Kaiser verdinkten, die Schweizer Landsknechte.
Also ich bin ein Landsknechter Kunst, wenn Sie so wollen, der sich hier verdinkt, indem er die Interessen und die kulturpolitischen Aufgaben des Landes, in dem er lebt, voll
zu den seinigen macht.
Ich befinde mich in Österreich und ich lebe gern in diesem Staat aufgrund verschiedener Tatsachen.
Erstens, er ist ein neutraler Staat.
Er ist eine Demokratie nach Schweizer Vorbild.
Da muss ich allerdings sagen, die Schweizer Demokratie kenne ich sehr gut.
aus dieser elfjährigen Tätigkeit.
Und ich sehe manchmal mit etwas Sorge, dass die parlamentarische Demokratie, wie sie in Österreich heute Realität ist, noch nicht das Prinzip der Demokratie erreicht hat, was die Schweizer eben seit 750 Jahren gelernt haben.
Das kann man auch nicht erwarten, aber diesen Demokratisierungsprozess des Landes von innen nach außen, von unten nach oben, nicht von oben nach unten, das ist für mich ein wichtiger Prozess.
Ich habe immer gesagt, dass zu den entscheidenden Grundlagen meines Lebens dieses Demokratie in Freiheit gehört.
Diese Freiheit ist ja hier und die Neutralität ist hier und das ist für mich ein wichtiger Punkt.
Ich lebe hier lieber als in einem NATO-Land, sage ich ausgesprochen gern diesen Satz.
Und ich habe auch ein sehr herzliches Bedürfnis, wie ich schon sagte, über die Grenzen hinaus zu sehen und
Ich tue da ganz das, was ich in einem Vortrag von Bundeskanzler Sinovac gehört habe, der das einmal sehr schön formuliert hat.
Österreich muss sich mit seinen ehemaligen, mit den Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie
auf der menschlichen Basis wieder zusammenfinden, um kulturell-menschlich eine gewisse Entspannungszone herbeizuführen.
Und in diesem politischen Verständnis bin ich gerne Wahlösterreicher.
Und gerne Operndirektor in Wien.
Und gerne Operndirektor in Wien, mit heißem Herzen und sehr kühlem Kopf.
Im Journal zu Gast war heute Klaus Helmut Drese und bei uns gibt es jetzt noch Kurzmeldungen.
Sowjetunion Österreich.
Sechs Tage nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl hat Ministerpräsident Nikolai Ryzhkov das Katastrophengebiet in der Ukraine besucht.
Wie die amtliche Nachrichtenagentur TASS berichtet, soll Ryzhkov an Ort und Stelle zusätzliche Maßnahmen beschlossen haben, um die Folgen des Unglücks zu überwinden.
Wie nahe er dem Unfallzentrum kam, wurde nicht bekannt gegeben.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Wien geht die radioaktive Belastung in Österreich weiter zurück.
Die Empfehlungen für die bisherigen Vorsichtsmaßnahmen bleiben aber aufrecht.
Laufende Kontrollen der Frischmilch haben, wie das Ministerium hervorhebt, nur in wenigen Fällen die Überschreitung der festgelegten Riskengrenze ergeben.
Österreich.
Die vier Kandidaten für die morgige Bundespräsidentenwahl haben heute ihre Schlusserklärungen abgegeben.
SPÖ-Präsidentschaftskandidat Kurt Steirer hat im Hinblick auf die Katastrophe von Tschernobyl die internationale Zusammenarbeit im Bereich der Umwelt- und Sicherheitspolitik als die große Aufgabe unserer Zeit bezeichnet.
Der von der ÖVP unterstützte Präsidentschaftskandidat Kurt Waltheim meinte in seiner Schlussansprache, die Katastrophe von Tschernobyl müsste allen bewusst machen, wie sehr die Lösung existenzieller Probleme Vorrang vor parteipolitischen Interessen haben müsse.
Präsidentschaftskandidat Otto Skrinci appellierte an die Wahlberechtigten, sorgfältig zu prüfen, ob Österreich bei den traditionellen Parteien in guten Händen sei.
Die Präsidentschaftskandidatin Freda Meissner-Blau präsentierte sich als Alternative.
Sie betonte kein Tschernobyl in Österreich, daher auch kein Atomkraftwerk in Österreich.
Protestierende Bauern blockieren nach wie vor mit ihren Traktoren Grenzübergänge in Niederösterreich und im Burgenland.
Die Grenze bei Drasenhofen ist weiterhin unpassierbar, der Übergang Berg wird fallweise blockiert.
Der Grenzübergang Nickelsdorf ist ebenfalls gesperrt, in Deutschkreuz gibt es zeitweise Blockadeaktionen.
Klingenbach ist frei passierbar.
Nur noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
Allgemein sonnig und warm.
Nachmittagstemperaturen 18 bis 24 Grad.
Und noch ein kurzer Hinweis auf morgen.
Ab 16.58 Uhr berichtet Österreich 1 über die Bundespräsidentenwahl.