Mittagsjournal 1986.05.09

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    Rechtliches

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    Teilweise ist man schon ziemlich weitgehend von der Kernenergie abhängig.
    Überdies verweist man im Westen auf den wesentlich höheren Sicherheitsstandard als in der Sowjetunion.
    So ist Frankreichs Stromversorgung zu fast zwei Dritteln von der Atomenergie abhängig.
    Frankreich verfolgt die konsequenteste Nuklearpolitik.
    Kernkraftwerke vom Fließband machen den Atomstrom billig.
    Die jährliche Verfügbarkeit liegt bei mehr als 70 Prozent.
    Belgien ist zu knapp 60 Prozent von Kernkraftwerken bei der Stromversorgung abhängig.
    Die Kraftwerke sind dort noch zuverlässiger.
    Sie liegt bei knapp 90 Prozent der möglichen Jahresleistung.
    Zu mehr als der Hälfte trägt die Kernenergie in Taiwan zur Stromversorgung bei.
    Die sechs Kraftwerke arbeiten auch dort relativ zufriedenstellend.
    Stramm auf Kernkraftlinie bleibt auch die Bundesrepublik Deutschland.
    Sie bezieht knapp ein Drittel ihres Stroms aus Atomkraftwerken.
    Japans Anteil mit 27% Kernenergie liegt knapp darunter.
    Bereits Ende der 60er Jahre hat die Schweiz per Volksentscheid für den Bau von Kernkraftwerken und gegen Ölkraftwerke entschieden.
    Die fünf Atommiler erzeugen mehr als ein Drittel des Stroms bei den Altgenossen und die Schweizer halten auch bei der Zuverlässigkeit einen einsamen Rekord von 90 Prozent der theoretisch möglichen Jahresbetriebszeit.
    Was die absoluten Zahlen betrifft, so liegen die USA mit 93 Kernkraftwerken weltweit an der Spitze.
    Die haben aber nur einen Anteil von 16 Prozent an der Stromerzeugung.
    Der Bau von Kernkraftanlagen in den USA ist wegen des Fehlens technischer Standards extrem langwierig und teuer.
    Die Zuverlässigkeit ist wesentlich geringer als in Westeuropa und der Strom aus Kohlekraftwerken ist daher günstiger.
    Deswegen und wegen des Unfalls von Three Mile Island ist das US-Kernkraftprogramm seit Jahren ins Stocken geraten.
    An zweiter Stelle der Gesamtleistung folgt bereits Frankreich mit 34 Kernkraftwerken, 41 sollen es in den nächsten zehn Jahren werden.
    Dann kommt die Sowjetunion an dritter Stelle mit etwa 45 Kraftwerken, die in Summe aber weniger Strom liefern als die in Frankreich.
    Die Kernkraft hat in der Sowjetunion einen Anteil von 11 Prozent an der Stromerzeugung.
    Wie man in der UdSSR nach der Tschernobyl-Katastrophe mit der friedlichen Nutzung der Kernenergie, auf die die Sowjetunion als erstes Land der Erde gesetzt hatte, weiterverfährt, ob dies dort überhaupt eine politisch ernsthaft gestellte Frage ist, dazu weiß man derzeit, vielleicht mit Ausnahme der engsten KPDSU-Spitze, überhaupt nichts.
    Aber immerhin werden nun, fast zwei Wochen nach der Katastrophe, die Berichte über den Brand des ukrainischen Atommilars aus der UdSSR und auch in den dortigen Medien immer detaillierter.
    Zu Beginn hatten die lokalen Behörden demnach offensichtlich den Reaktorunfall bei weitem unterschätzt gehabt und dürften sogar die Moskauer Zentralstellen nur reichlich ungenügend informiert haben.
    Was nun in der sowjetischen Hauptstadt alles zu erfahren war und ist, berichtet von dort Hans-Peter Riese.
    Aus unterschiedlichen Quellen hat sich das Bild über das Reaktorunglück in Tschernobyl und die aktuelle Situation dort jetzt wesentlich verbessert.
    Nach ersten Informationen einer nach Kiew gereisten westlichen Journalistengruppe ist die Situation in der Stadt selber ruhig und normal.
    Allerdings haben die Behörden die Einwohner vor radioaktiver Strahlung gewarnt und Vorbeugungsmaßnahmen empfohlen.
    Die Fenster sollten geschlossen werden, Früchte, Eis und Gemüse dürfen nicht mehr an offenen Straßenständen verkauft werden, Straßen und Plätze werden regelmäßig gewaschen und offenbar wird erwogen, die Schulferien vorzuverlegen, um die Kinder aus der Stadt zu bringen.
    Viele Eltern haben bereits versucht, mit ihren Kindern kurzfristig Kiew zu verlassen.
    Flugverbindungen aus Kiew sind ausgebucht, Sonderzüge wurden eingesetzt und vor den Schaltern, heißt es, bilden sich Schlangen.
    Aus einem Bericht der Nachrichtenagentur TASS geht hervor, dass die Löscharbeiten am Reaktor von Armeehubschraubern durchgeführt worden sind.
    Es sei schwer gewesen, den Krater im zerstörten Reaktor zu treffen und Sandsäcke abzuwerfen.
    Ein Reporter hatte die Gelegenheit, über das Kraftwerk zu fliegen und berichtet, der Krater Schlund sei mit 5000 Tonnen Sand und Chemikalien zugeschüttet worden.
    Es sei weder Rauch noch sonst etwas Ungewöhnliches zu bemerken.
    Es seien Maßnahmen aus der Luft und, wie es heißt, unter dem Reaktor durchgeführt worden, schreibt TASS.
    Offenbar haben die Techniker versucht, das Durchsacken der außer Kontrolle geratenen Brennstäbe in den Untergrund zu verhindern.
    Der Direktor der internationalen Atomenergieorganisation in Wien, Hans Blix, hat sowohl Kiew als auch Tschernobyl besucht und gestern Abend in der Nachrichtensendung des sowjetischen Fernsehens gesagt,
    Die Behörden hätten seiner Meinung nach alles getan, was möglich gewesen wäre.
    Nach seinem Eindruck seien die Maßnahmen erfolgreich gewesen.
    Mittlerweile ist auch bekannt geworden, dass aus der gesamten Sowjetunion zusätzliches medizinisches Personal nach Kiew verlegt worden ist.
    Alle Menschen aus der Umgebung von Tschernobyl seien genau untersucht worden.
    Es habe aber zunächst ein Mangel an Blutkonserven und Geräten zur Diagnostik bestanden.
    Mittlerweile sei die medizinische Versorgung allerdings sichergestellt.
    Meldungen, denen zufolge ein drittes Todesopfer zu beklagen ist, sind offiziell nicht bestätigt worden.
    Allerdings sind bei einigen der 18 kritischen Fälle, die sich in Moskau in Krankenhäusern befinden, Knochenmarkstransplantationen vorgenommen worden.
    In einem Fall seien die Eltern des Betroffenen die Spender gewesen.
    Das Politbüro der KPDSU hat sich auf seiner Sitzung am Donnerstag mit dem Untersuchungsbericht der Regierungskommission befasst.
    und den lokalen Behörden wie den zahlreichen Helfern seine Anerkennung ausgesprochen.
    Allerdings heißt es nur knapp in der amtlichen Verlautbarung, die Behörden hätten die notwendigen Maßnahmen eingeleitet.
    Diese Formulierung schürt Vermutungen, dass in der ersten Phase des Unglücks doch nicht alles getan worden ist und es erhebliche Verzögerungen gegeben haben muss.
    Ob die Angaben des ukrainischen Ministerpräsidenten, die Temperatur in dem beschädigten Reaktor sei nunmehr auf 300 Grad zurückgegangen, wirklich bedeutet, dass der Kernschmelzungsprozess unterbrochen ist, wie das sowjetische Fernsehen behauptete, ist unter Beobachtern umstritten.
    In den offiziellen Informationen über die Maßnahmen in Tschernobyl wird immer häufiger auf die Tatsache hingewiesen,
    dass international keinerlei Erfahrungen mit dem Umgang eines außer Kontrolle geratenen Reaktors vorlegen und die Behörden deshalb vor einer völlig neuen Situation gestanden hätten.
    In der ganzen Ukraine und in Belarusland werden mittlerweile strenge Kontrollen der Radioaktivität von Lebensmitteln durchgeführt.
    Auch Menschen, die Kiew und Umgebung verlassen wollen, müssen sich solchen Messungen unterziehen.
    In Moskau sind bislang keine erhöhten radioaktiven Werte gemessen worden.
    Dies geht aus Angaben westlicher Kreise hervor.
    Die staatlichen Medien setzen unterdessen ihre Propagandakampagne gegen die Berichterstattung im Westen fort, in die jetzt auch der bekannte Amerikaspezialist Arbatov eingegriffen hat, der in der Parteizeitung Pravda die USA beschuldigte, diese Berichterstattung organisiert zu haben, um davon abzulenken, dass die weitgehenden Abrüstungsvorschläge der Sowjetunion nicht akzeptiert worden seien.
    Das war Hans-Peter Riese aus Moskau.
    Und wir kommen jetzt wieder zu Österreich-Aspekten der Tschernobyl-Katastrophe.
    Die daraus resultierende radioaktive Belastung des Bodens hierzulande und damit auch des Freilandgemüses war heute Vormittag auch Gegenstand einer Pressekonferenz von Landwirtschaftsminister Günther Heiden, berichtet Susanna Gassner.
    Das größte Problem für die Bauern ist der Freilandsalat.
    Während Feldspinat auf Lager gelegt werden kann und später, wenn die radioaktive Strahlung zurückgegangen ist, angeblich weiterverarbeitet werden kann, ist das bei Feldsalat nicht möglich.
    Dieses Gemüse muss eingeackert werden, wodurch dem Bauern ein beträchtlicher Schaden entsteht.
    Da soll nun der Katastrophenfonds Abhilfe schaffen, wie Heiden erklärt.
    Die Bauern, die Salat einackern müssen, können ab sofort
    als ob es das Katastrophenfondsgesetz in der geänderten Form schon gäbe, bei den Bezirkshauptmannschaften ihre Meldungen machen.
    Die Vorgangsweise ist genau dieselbe wie etwa bei anderen Katastrophen, die bisher nach dem Katastrophenfondsgesetz gedeckt wurden.
    Ich denke an Überschwemmungen und Ähnliches mehr.
    Wenn es nichtverschuldete Katastrophen gibt, das ist eine nichtverschuldete Katastrophe und daher wird das Katastrophenfondsgesetz angewendet werden.
    So als ob es jetzt schon novelliert werde, wird jedenfalls die Finanzverwaltung vorgehen.
    Heiden nahm dann auch zur Frage der Versorgung der Rinder mit Trockenfutter Stellung.
    Dies war ja kurzfristig notwendig, damit die Kühe nicht durch die Aufnahme von Grünfutter auf den Weiden radioaktive Strahlung in die Milch konzentrieren.
    Wie schwierig sich allerdings die Versorgung mit Trockenfutter in der Praxis gestaltet, macht Heiden nur allzu deutlich.
    Mit dem Futtergetreide ist ja gar nichts gemacht.
    Die entscheidende Frage ist ja das Raufutter.
    Und eine Raufutterverteilung logistisch so vorzunehmen, wenn ich eine Halbwertszeit von acht Tagen habe, das ist ja zentral nicht möglich.
    Das ist ja gar nicht möglich.
    Da kann man ja nur in den Ländern draußen schauen, wo kriege ich jetzt das Heu noch, das ich brauche.
    Wobei man sich klar sein muss, dass in der ersten Maiwoche die Heuvorräte ja schon längst
    weg sind.
    Und es sehr schwer ist, sicher da und dort möglich noch zu finden.
    Aber mit Futtergetreide allein können sie das Problem ja nicht lösen.
    Haydn ging heute auch auf die Verhandlungen zu einer Novelle zum Weingesetz ein.
    Er rechnet damit, dass die Novelle bereits nächsten Dienstag dem Ministerrat basieren und mit den Stimmen aller drei Parteien demnächst im Nationalrat beschlossen werden kann.
    Offen ist allerdings noch die von Haydn angestrebte Beschränkung der Hektar-Erträge, gegen die sich die Agrarvertreter noch querlegen.
    Ohne diese Bestimmung sei aber, so Haydn, die Qualitätsweinerzeugung nicht garantiert.
    Soweit die Pressekonferenz von Landwirtschaftsminister Haydn und ich gebe damit zurück an die Studie des Mittagsjournals.
    So wie Landwirtschaftsminister Haydn gab heute auch ÖVP-Gesundheitssprecher Stumpfoll eine Pressekonferenz.
    Dabei kritisierte er die Reaktionen von Gesundheitsminister Kreuzer auf den Reaktorunfall in Tschernobyl und reihte sich damit in die Liste von ÖVP-Landespolitikern ein, die schon vor einigen Tagen meinten, das Gesundheitsministerium habe auf die radioaktive Gefahr falsch reagiert.
    Es berichtet Wolfgang Fuchs.
    Der ÖVP-Gesundheitssprecher Günther Stumpfold sprach heute in einer Pressekonferenz von einem kalt-heiß-Wechselbad der verunsicherten Bevölkerung durch den Gesundheitsminister Franz Kreuzer.
    Am Beispiel Salat habe das so ausgesehen.
    Zuerst die Aufforderung, Salat vor dem Essen lediglich zu waschen, dann die Empfehlung, Salat überhaupt nicht zu essen, schließlich das Verkaufsverbot und ganz am Ende die Bekanntgabe, dass der zum Verkauf angebotene Salat aus dem Glashaus ohnehin unbedenklich sei.
    Stumpfholz zur Kreuzhauspolitik der letzten Tage.
    Ich muss jetzt doch feststellen, dass das, was hier als Krisenmanagement dargestellt wurde, eine Mischung aus Improvisation und Hilflosigkeit war.
    Der Gesundheitsminister hat meines Erachtens zu spät reagiert, dann zum Teil aber überreagiert.
    Was waren die Fakten?
    Faktum ist bitte, dass wir eineinhalb Wochen lang eine ungeheure Verunsicherung und Verwirrung in der Bevölkerung hatten, dass selbst jene Stellen, die verständlicherweise von Menschen, die Gesundheitssorgen hatten, als erste angerufen werden, weil die Ärzte in Österreich überhaupt keine Information hatten.
    Wir hatten hier schwere Informationsmängel, eigentlich eine Informationslücke,
    Niemand wusste, wie wir eigentlich wirklich dran sind.
    Es sind immer nur spruchstückhaft Informationen und Daten der Öffentlichkeit bekannt gegeben worden.
    Konkrete Messdaten waren fast überhaupt nicht zu bekommen.
    Testergebnisse bei Milch, Gemüse, Bodenproben waren oft tagelang verschollen.
    Die Landesgesundheitsbehörden konnten zum Teil nicht einmal telefonisch Kontakt mit dem Gesundheitsministerium herstellen.
    Das heißt, es waren eigentlich primitivste Voraussetzungen.
    Nämlich zumindest eine Telefonleitung zwischen dem Gesundheitsministerium und den Landesgesundheitsbehörden waren nicht vorhanden.
    Die ÖVP will nun politisch Druck machen, sagte Stumpfohl.
    Man werde nächste Woche im Parlament einen Entschließungsantrag einbringen, einen Bericht Kreuzers anfordern und die ÖVP wird zwei Dinge fordern.
    Erstens ein wirksames Strahlen-Frühwarnsystem und zweitens Alarmpläne für radioaktive Unfälle.
    Beides gibt es nach Aussagen des ÖVP-Gesundheitssprechers derzeit nicht.
    Die Schuld für das Fehlen dieser Pläne gibt Stumpfoll allerdings nicht Kreuzer, sondern dem Vorgänger Kreuzers, dem heutigen SPÖ-Präsidentschaftskandidaten Kurt Steirer.
    Das Thema Tschernobyl ist also auch im Präsidentenwahlkampf.
    Soweit mein Bericht von der ÖVP-Pressekonferenz und damit zurück ins Funkhaus.
    Mit diesem Beitrag von Wolfgang Fuchs schlossen wir die Tschernobyl-Berichterstattung im heutigen Mittagsschornal ab.
    Es ist inzwischen 12.33 Uhr, drei Minuten nach halb eins geworden.
    Und wir setzen jetzt zwischendurch fort mit einem Programmhinweis auf unser heutiges Abendschornal, auf dessen Beilage
    Journal Panorama.
    Atlanta, Hauptstadt des amerikanischen Bundesstaats Georgia.
    In diesen Tagen läuft dort die größte Party der Welt über die Bühne.
    Ein Geburtstagsfest für einen amerikanischen Mythos, Coca-Cola.
    Spitzenpolitiker, Pop- und Showgrößen und 24.000 Mitarbeiter des multinationalen Getränkekonzerns, der heute auch zu den größten Film- und Fernsehproduzenten zählt, prosten einander unter dem Bild jenes Mannes zu,
    der im Mai 1886 den milliardenschweren Saft als Kopfschmerzmittel erstmals verhökerte, dem Quacksalber John Pamperton.
    100 Jahre Coca-Cola-Kolonisierung.
    Der Aufstieg einer Limonade zu einer Art Weltanschauung.
    Der Krieg mit dem Konkurrenten Pepsi.
    Der Streit ums neue Cola.
    Der Coca-Cola-Konzern ein weltweit aktives Wirtschaftsimperium.
    Darüber mehr heute Abend um 18.30 Uhr auf Österreich 1 im Journal Panorama.
    Gestaltet wird dieses Journal Panorama von Hans-Christian Unger.
    Und jetzt weiter im Mittagsschornalprogramm.
    In Großbritannien starb im Alter von 101 Jahren Lord Chinwell, einer der farbigsten Gestalten der britischen Politik.
    Sein Leben umspannte die Geschichte der Labour-Partei.
    Der Sohn eines jüdischen Schneiders aus dem Londoner East End war Unterhausabgeordneter zur Zeit der ersten Labour-Regierung in den 20er Jahren.
    Im Kabinett Eitli 1945 war er verantwortlich für die Verstaatlichung der Kohleindustrie, ließ sich im Alter von 85 Jahren zum Lord ernennen, trat im Oberhaus durch Brandreden gegen zu hohe Besteuerung von Whisky hervor, war bis kurz vor seinem Tod aktiv und Redner bei jedem Jahresparteitag seiner Leberparty.
    Aus London berichtet Gundermar Aibäcker.
    Er starrt mit einem Lächeln auf den Lippen.
    Zuvor hat er von seinem Sohn noch ein Glas Whisky verlangt und es langsam ausgetrunken.
    Ich habe jetzt genug erlebt, sagte er zu den Umstehenden, verschränkte die Hände in der bekannten Geste über seinen Kopf und legte sich zurück.
    Zwei Minuten später war er tot.
    Er war ein bemerkenswerter Mensch, meinte sein Sohn zu den Journalisten.
    Die Nachricht von seinem Tod verbreiterte sich mit Windeseile in Großbritannien.
    Innerhalb der ersten Stunde trafen bereits die Kondolenztelegramme der Königin und der Regierung bei der Familie ein.
    Lord Chinwell, von seinen Freunden nur liebevoll Manny, für Manuel genannt, war der älteste aktive Politiker Großbritanniens.
    Er war eine Institution.
    Sein öffentliches Wirken erstreckte sich über einen Zeitraum von 83 Jahren.
    Als Abgeordneter zum Parlament und später als Mitglied des britischen Oberhauses lernte er sechs Monarchen und 20 Premierminister kennen.
    Als er am 18.
    Oktober 1884 geboren wurde, regierte noch Königin Victoria.
    Als er in die Volksschule ging, gründete Keir Hardy die britische Leberpate, der Ashenwell zehn Jahre später, 1903, beitrat.
    Er war der Sohn eines jüdischen Schneiders im Londoner East End, das erste von 13 Kindern.
    Mit elf Jahren musste er die Schule bereits verlassen, da sein Vater, der mit der Familie nach Glasgow übersiedelt war, das Geld nicht mehr aufbringen konnte.
    Menny half zunächst in der väterlichen Schneiderei und wurde dann Bote in einem Tabakgeschäft.
    Hier lernte er die ganz anderen Lebensverhältnisse der Kunden des Tabakgeschäfts durchwegs Mitglieder der Mittelklasse kennen.
    Er sah den Gegensatz zwischen Arm und Reich und beschloss, für die Unterprivilegierten einzutreten.
    Eigentlich wollte er Matrose werden, aber er konnte keine Arbeit finden, so ging er zur Matrosengewerkschaft und wurde deren Sekretär.
    seine politische Laufbahn begann.
    Er war zeitliebens ein Linker, ein Feuerkopf, der keine Grenzen kannte.
    Sein rednerisches Talent riss die Leute mit sich.
    Er kannte keine Kompromisse.
    Ich wollte nie ein Führer werden, meinte er zu seinem 100.
    Geburtstag, weil ich es immer abgelehnt habe, geführt zu werden.
    Doch seine Anhänger vergötterten ihn.
    1924 wurde er zum ersten Mal ins Kabinett berufen, von Labour-Premierminister Ramsay MacDonald,
    den er hundertprozentig unterstützte, bis MacDonald zehn Jahre später eine Koalition mit den Konservativen eingehen wollte.
    Schienberl verließ ihn über Nacht, stellte sich selbst als Gegenkandidaten gegen den Premierminister in dessen Wahlkreis auf und gewann.
    MacDonald schied aus der Politik.
    Während der Kriegszeit lehnt er Schinwell ab, in das Kabinett Churchill einzutreten, unterstützte aber den Premierminister im Parlament und in der Öffentlichkeit.
    Aetli machte ihn wieder zum Minister.
    Schinwell wurde für die Verstaatlichung des Kohlenbergbaus und der E-Werke verantwortlich.
    Als er im Winter 1946-47 die ersten Stromsparmaßnahmen und Stromabschaltungen verordnete, musste er als Minister gehen.
    Er wechselte ins Verteidigungsministerium.
    Manischin-Well war lange Zeit Führer der Parlamentarischen Labour Party.
    Das Amt des Parteiführers strebte er nie an.
    Dazu wäre er seiner eigenen Aussage nach aufgrund seines Temperaments völlig ungeeignet gewesen.
    Mit 86 Jahren nahm er noch einmal eine öffentliche Berufung an, die ins britische Oberhaus.
    Aufsehen und Verwunderung erregte er hier mit einer Rede, in der er dafür eintrat, Whisky
    über den Gesundheitsdienst gratis abzugeben.
    Denn seiner Meinung nach wäre Whisky eine Medizin.
    In der Lade seines Pults im Sitzungssaal des Oberhauses hatte er immer eine Flasche Whisky und nahm regelmäßig alle vier Stunden daraus einen Schluck.
    Aus London berichtete Gondoma Ipeker.
    Und da an innenpolitischen Beiträgen derzeit noch gearbeitet wird, ziehen wir jetzt unseren heutigen Kulturbeitrag vor.
    Zwei Theaterstücke des Filmemachers und Autors Herbert Achternbusch haben demnächst in Wien Premiere.
    Ab morgen, Samstag, dem 10.
    Mai, spielt man im dritten Raum des Burgtheaters Gust mit Robert Mayer in der Hauptrolle in einer Neuinszenierung Josef Kudernas vom Innsbrucker Kellertheater.
    Und am Sonntag startet in der Halle D des Wiener Messepalast die Festwochenproduktion Mein Herbert, inszeniert von Felix Prada mit Gertrud Roll und Dietrich Hollinderbäumer als Darsteller.
    Anlässlich dieser beiden Premieren hat Robert Billig den folgenden Beitrag gestaltet, der mit einem Szenenausschnitt aus Gust beginnt.
    Ja, der Göring, der hat gesagt, wenn ein feindliches Flugzeug Deutschland überfliegt, dann heißt er Meier.
    Und wie sind Sie da dahergekommen?
    Ja, der Göring, der hat das Mai aufgerissen.
    Und danach hat er Sie umbringen müssen.
    Ja, weil sonst hätten Sie ihn umgebracht.
    Ja, der Hitler.
    Hätt halt auch ein wenig denken sollen.
    Achternbusch's Drama über Gust, den Landarbeiter, der neben der Sterbenden Lies seine Lebensgeschichte erzählt, als Lehrstück über den Tod und die Anpassung des Menschen an eine schmutzige Welt.
    Ein Stück auch über die Relativität alles Kraftstrotzenden.
    Regisseur Josef Kuderna.
    Das Stück heute, wenn man es anschaut, soll eigentlich nur Verstehen ermöglichen, glaube ich, auf welchen Charakteren das Regime funktioniert hat.
    Es auf keinen Fall sollte es verzeihen.
    Also der Gustl als Charakter ist er für mich ein Ungustl.
    Dieser Gustl als Prototyp des Opportunisten und Mitläufers steht in einer Inszenierung, die sich in wesentlichen Punkten von Achternbuschs Regiearbeit, die kürzlich in Wien zu sehen war, unterscheidet.
    Wir haben mehr Wert darauf gelegt beim Wiener Gust auf die politische Aussage.
    Bei uns, glaube ich, kommt also die Nazi-Vergangenheit des Gust mehr zum Ausdruck.
    Ich habe mehr die literarische Vorlage eigentlich in den Vordergrund gestellt und weniger die Volkstückvorlage, die, wie ich glaube, der Achternbusch so perfekt in seiner Inszenierung in den Vordergrund mit Sepp Birbichler gestellt hat.
    Und eine wichtige Unterscheidung scheint für mich die zu sein.
    Achternbusch hat den Tod lustig inszeniert.
    Bei mir ist es mehr eine Oper.
    Und ich glaube, dass das irgendwo auch Wien adäquater ist.
    Ganz anders der Festwochen Achternbusch.
    Mein Herbert ist ein persönliches, ja autobiografisches Stück, das die Auseinandersetzung zwischen Mutter und Sohn zum Inhalt hat.
    Ein schmerzhaftes Denkmal für die durch Selbstmord umgekommene Mutter.
    Trauarbeit und wilder Emanzipationsversuch in einem.
    Dabei muss man sehen, dass bei Achternbusch das Traurigste, die traurigsten Dinge immer über eine bestimmte komische, groteske Situation entstehen.
    Das heißt, schön wäre es, und das versuchen wir, dass wirklich groteske Komik direkt neben sehr traurigen Momenten liegt.
    Mein Regisseur Felix Prada.
    Und hier eine Konfrontation des jungen Herbert, gespielt von Dietrich Hollinderbäumer, mit seiner wohlmeinenden Mutter, dargestellt von Gertrud Roll, die ihren Sohn bei einer Dichterakademie angemeldet und einen abschlägigen Bescheid erhalten hatte.
    Weißt du, wer auf diese Akademie gehört?
    Du, mit deinen beinah unaussprechbaren Schmerzen!
    Du, mit deinen beinah unaussprechbaren schönen Blumen!
    Du, mit deiner beinah unaussprechbaren Liebe zu deinem Robert!
    Du gehörst auf diese Akademie, damit du endlich für alles, was du ständig von dir gibst, das richtige Wort lernst!
    Ich schreib dem Böller!
    Dem brauchst du nicht zu schreiben!
    Ich schreib dem Hölderli!
    Ja, dem schreibst!
    Oder besser noch, schreib dem Homer!
    Der ist nämlich der Präsident dieser Akademie!
    Nein, so hat er nicht geheißen.
    So Wärmflasche oder so etwas ähnliches.
    Sag mal, du möchtest auf diese Akademie und weißt noch nicht mal, wie der Präsident heißt?
    Übrigens, beide Stücke spielen auf einer schräg im Raum hängenden Bühne.
    Bei Gust signalisiert dies den unsicheren Boden, auf dem wir uns alle befinden.
    Während im 50er-Jahre-Ambiente der Inszenierung von Mein Herbert solche Bedeutungen fehlen.
    Also die Schräge symbolisiert erstmal gar nichts, sondern es ist sozusagen eine Rutschbahn aufs Publikum zu, eine Öffnung zum Publikum.
    Nachdem im Mittagsschanal heute die Kultur früher als geplant dran war, Robert Bilek berichtete über Achternbusch-Inszenierungen, die in den nächsten Tagen in Wien Premieren haben, jetzt entgegen meinen Ankündigungen vor 10 Minuten doch noch einmal im Mittagsschanal zum Tschernobyl-Thema.
    Wir haben nämlich soeben eine Reportage aus dem von der Tschernobyl-Katastrophe besonders betroffenen Nordostpolen bekommen.
    Es berichtet Friedrich Wilhelm Kramer.
    Über Mikołajki liegt ein wolkenloser blauer Himmel.
    Seit anderthalb Wochen zeigt das Thermometer hochsommerliche Temperaturen.
    In dem malerischen Ort, der früher Nikolaiken hieß und der nur etwas mehr als 3000 Einwohner zählt, drängeln sich in der Urlaubszeit Tag für Tag über 20.000 Touristen.
    Das Wetter ist schön, sie werden schon kommen, die Touristen, meint der Bürgermeister von Mikołajki.
    So gern er über den Ort erzählt, der inmitten der urwüchsig schönen Landschaft der Masurischen Seen liegt und den die polnischen Segler ihre Hauptstadt nennen, so ängstlich reagiert der Bürgermeister, wenn man ihn nach dem Ereignis fragt, das die Menschen in der vorigen Woche in Angst und Schrecken versetzte und bis heute beunruhigt.
    Als nach dem Atomunglück von Tschernobyl über den nordöstlichen Teil Polens eine radioaktive Wolke zog, wurde in Nikolaiken der höchste Wert gemessen.
    Er lag, wenn auch nur für wenige Stunden, 500 Mal über der normalen radioaktiven Strahlung.
    Doch weil der Ausgangspunkt der Messung, die natürliche Radioaktivität, in diesem Gebiet sehr gering sein soll, habe keine Gefahr bestanden, meinen die Experten.
    In Nikolaiken haben nicht nur die Kinder, wie überall in Polen, sondern auch die Erwachsenen, wenn sie es verlangten, Jod erhalten.
    Einige Eltern hätten ihre Kinder weggefahren, erzählt ein Mann auf dem Marktplatz.
    Drei Tage lang wurden die Milchgeschäfte nicht beliefert.
    Jetzt stapeln sich die vollen Milchflaschen in Kisten hinter den Tresen.
    Kaum jemand kauft frische Milch, denn viele Kühe stehen auf den Weiden, weil den Bauern das Trockenfutter ausgegangen ist.
    Und die Menschen sind misstrauisch, ob sie wirklich einwandfreie Milch erhalten.
    Die Bauern schimpfen.
    Na, jeder einzelt's, ehrlich gesagt.
    Wär das Vieh doch schon draußen und wär doch mehr Milch.
    Das ist ja die Sahne, das erste Gras.
    Das Gras ist ja am wertvollsten.
    Im Mai.
    Im steilen Himmel geht nicht so viel.
    Wer aber bezahlt den Schaden?
    Ich weiß es nicht, sagt dieser Bauer resignierend.
    Und ein anderer fügt lachend hinzu, die Sowjetunion, oder?
    Im Gemüseladen bietet die Verkäuferin Salat und Petersilie an.
    Doch obwohl das Grünzeug aus dem Treibhaus stammen soll, findet es nur wenig Käufer.
    Am Erdboden, auf Pflanzen und in offenen Gewässern werden weiterhin erhöhte radioaktive Werte festgestellt.
    Aber auch sie sind nach Angaben der Experten nicht gesundheitsgefährdend und werden langsam zurückgehen.
    Friedrich Wilhelm Kramer berichtete aus Nordostpolen, wo die aus Tschernobyl freigewordene Radioaktivität überdurchschnittlich stark zu messen war.
    Und jetzt um 12.47 Uhr, zwei Minuten nach dreiviertel eins wieder zur österreichischen Innenpolitik.
    Auch wenn zumindest von SPÖ-Seite ein Ruhm des Wahlkampfes bis nach dem Muttertag angekündigt wurde, ganz ohne Bundespräsidentenwahl geht es auch heute nicht.
    Hauptthema der Diskussion ist derzeit der Wahltermin.
    Die ÖVP hat sich bekanntlich für eine Vorverlegung des zweiten Wahlgangs vom dafür geplanten 8.
    Juni auf den 25.
    Mai ausgesprochen.
    Die SPÖ argumentiert dagegen, heute unter anderem der stellvertretende Parteivorsitzende Heinz Fischer.
    Eine Pressekonferenz im Wissenschaftsministerium, die ressortspezifischen Themen gewidmet war, bot den Anlass dazu.
    Manfred Steinhuber berichtet.
    Für Wissenschaftsminister Heinz Fischer steht nach wie vor fest, gewählt wird am 8.
    Juni und nicht am 25.
    Mai, den sich die ÖVP wünscht und auch nicht am theoretisch noch möglichen Kompromisstermin 1.
    Juni.
    Soviel ich weiß, ist eine Sitzung der Hauptwahlbehörde
    einberufen für 14.
    Mai.
    Und soviel ich weiß, gibt es einen Wahlkalender, der den 8.
    Juni als Wahltag vorsieht und der allen Beteiligten seit Wochen, wenn nicht seit Monaten, als Wahltermin für den
    zweiten Wahlgang, wenn es einen solchen geben sollte, bekannt ist.
    Nachdem es nunmehr durch die Entscheidung der Österreicher
    einen zweiten Wahlgang gibt, glaube ich, dass nicht derjenige Manipulation betreibt, der an dem einvernehmlich in Aussicht genommenen und gedruckten Wahlkalender festhält, sondern dass derjenige Manipulation betreibt, der jetzt aus welchen Gründen auch immer versucht, hier den einvernehmlich
    in Aussicht genommenen Wahltermin auf einen anderen, ihm günstiger erscheinenden, zu verlegen.
    Und auf die Frage, ob dieser Standpunkt das Ergebnis eines Gesprächs von SPÖ-Politikern mit Altkanzler Bruno Kreisky sei, das gestern stattgefunden hat, meint Fischer.
    Sie wissen ganz genau, dass ich diese Meinung in einem Pressegespräch am Montag dieser Woche vertreten habe und den Kollegen von der Presse auch am Montag dieser Woche den Wahlkalender schon gezeigt habe und es ist ja auch niemand bestritten worden, dass das die
    die Intentionen aller Beteiligten bis zum Wahltag waren.
    Daher hat das überhaupt nichts mit irgendwelchen Gesprächen zu tun, sondern ist Ausdruck des Grundsatzes, dass man in der Politik ein Mindestmaß an Treue und Glauben anwenden sollte.
    Und Fischer nimmt auch seinen Ministerkollegen Karl Blecher in Schutz, dem von der ÖVP vorgeworfen wird, Staats- und Parteiinteressen zu vermengen, weil er einerseits Leiter der Hauptwahlbehörde sei und andererseits nun SPÖ-Zentralsekretär Peter Schieder als Wahlkampfleiter abgelöst hätte.
    Fischer dementiert diesen Wechsel der Wahlkampfstrategen der SPÖ.
    Der Kollege Blecher ist
    Leiter der Hauptwahlbehörde in seiner Funktion als Innenminister, aber nicht Leiter des Wahlkampfes.
    Daher ergibt sich dieses Problem gar nicht.
    Ich sehe ebenso wenig eine Unvereinbarkeit, als wenn der Landeshauptmann Haslauer Landeshauptmann für alle Salzburger ist und der engagierteste Advokat eines Kandidaten ist.
    Ich sehe ebenso viel oder wenig Unvereinbarkeit, als wenn die zweite Nationalratspräsidentin Präsidentin des Nationalrats ist und in der engagiertesten Weise im Wahlkampf tätig ist.
    Ich kann auch dem
    dem Innenminister nicht eine politische Meinung verbieten und ein Eintreten für jenen Kandidaten, den er für den besseren hält.
    Und mehr ist es nicht, was der Innenminister macht.
    Soweit die Aussagen Heinz Fischers zum Wahlkampf.
    Ich gebe zurück ans Studio des Mittagschanals.
    Von den innenpolitischen Diskussionen um den Bundespräsidentschaftswahltermin jetzt noch zu einem weiteren innenpolitischen Hauptthema der letzten Tage.
    Zur schweren innerparteilichen Krise der FPÖ.
    Diese kam heute auch bei der letzten Pressekonferenz, die Friedhelm Frischenschlager als Verteidigungsminister gab, zur Sprache.
    Es berichtet Leopold Esterle.
    In seiner Abschlusspressekonferenz als Verteidigungsminister zog Friedhelm Frischenschlager militärisch folgende positive Bilanz.
    Erstens, die Zwischenstufe 86 sei personell ebenso erreicht worden wie mehr Wehrgerechtigkeit.
    Das Luftraumüberwachungssystem Goldhaube sei fertiggestellt worden.
    Mit dem geplanten Ankauf der Föstkanone sei die Artillerie verbessert worden und auch die Pfeilmunition habe die Lebensdauer des Curassierpanzers als Verteidigungssystem verlängert.
    In seiner Negativbilanz nannte Frischenschlager den Fall Reda, wo es zu einer schwerwiegenden Fehlinterpretation gekommen sei.
    Sein zweites Negativerlebnis sei die Traken-Ankaufsdiskussion gewesen.
    Dadurch, dass die Opposition umgefallen sei, sei die Diskussion um den Traken völlig falsch gelaufen, habe viel Konsens absorbiert und insgesamt ein Jahr gekostet.
    Auf die Frage seiner künftigen Klubobmann-Tätigkeit sagte Frischenschlager, er wolle integrativ wirken.
    Die Situation der FPÖ sei sehr ernst.
    Er halte im Fall Haider aber den Weg zum Parteigericht als keinen falschen Weg.
    Es gehe nicht an, dass Landesorganisationen nach Regeln der internationalen Diplomatie miteinander verkehrten.
    Frischenschlager dann zu den Problemen der FPÖ.
    Deshalb meine ich,
    Für die FPÖ ist das wahrscheinlich eine der letzten Chancen, sich über ihre eigene politische Rolle in der Republik Österreich klar zu werden und klar zu sein.
    Ich meine, dass eine Partei, die fünf Prozent hat, die daher logischerweise angewiesen ist auf politische Kooperation mit anderen Parteien, aber zumindest mit einer, die aufgrund dessen immer in der Schwierigkeit steht,
    ihr eigenes Profil, ihre politische Handschrift ausreichend deutlich zu machen, das ist eine Belastung für die eigenen Anhänger, das weiß man, aber es führt kein Weg drum herum.
    Für eine politische Partei, die nicht willens ist oder nicht fähig ist oder nicht belastbar genug ist,
    auch in schwierigen politischen Zeiten Regierungsverantwortung zu tragen.
    Für so eine Partei sehe ich keinen Platz in der österreichischen politischen Landschaft.
    Das ist für mich die eigentliche Frage, die dahinter steht.
    Alles andere sind zum Teil menschliche Probleme und müsste eigentlich, wenn man
    den gemeinsamen politischen Boden oder ich möchte fast sagen die gemeinsame politische Perspektive zumindest mittelfristig wieder im gemeinsamen Visier hat, eigentlich lösbar sein.
    Und ich gehe noch immer davon aus, dass dieser Streit in der Freiheitlichen Partei, den ich nicht als eine Personaldifferenz Heider-Steger sehe, sondern es ist eher ein Streit mit seinen Auswirkungen
    über das Verhältnis der FPÖ insgesamt als Bundespartei zu ihren Landesorganisationen.
    Ich sehe die Situation durchaus nicht aussichtslos, aber es ist höchste Zeit, dass wir diesen
    dieses Bild der Zerrissenheit in der Öffentlichkeit hinter uns lassen.
    Weil eines weiß man als gelernter Freiheitlicher, nichts schadet uns so sehr wie öffentlich ausgetragener, böser Streit.
    Das schadet uns ungemein.
    Und ich glaube,
    Die FPÖ braucht sich vor nichts zu fürchten als vor sich selber.
    Einen möglichen Parteiausschluss Heiders wollte Frischenschlager heute nicht ausschließen.
    Eventuelle Kooperationen mit anderen Parteien haltet er jederzeit für möglich.
    Soweit mein Bericht und damit zurück ans Studio des Mittagsschannals.
    Leopold Esterle berichtete von der letzten Pressekonferenz, die Friedhelm Frischenschlager, der designierte FPÖ-Clubobmann, als Verteidigungsminister gab.
    Dabei ging es natürlich vor allem auch um die aktuelle Krise innerhalb der kleinen Regierungspartei.
    Und im Mittagsschonal schalten wir jetzt vier Minuten vor 13 Uhr noch einmal ins Nachrichtenstudio zu einem Meldungsüberblick.
    Österreich.
    Im gesamten Bundesgebiet geht die Strahlenbelastung nach Angaben des Gesundheitsministeriums weiter zurück.
    Allerdings gibt es regional Unterschiede.
    Die Empfehlungen für Vorsichtsmaßnahmen bleiben aufrecht.
    So etwa darf man weiterhin kein Freilandgemüse essen, Bodenkontakte sollen vermieden werden.
    Für die Bauern haben sich vor allem Verluste durch die Einackerung von Freilandsalat ergeben.
    Landwirtschaftsminister Heiden sagte dazu, die Landwirte würden aus dem Katastrophenfonds entschädigt.
    Ab sofort könnten bei den Bezirkshauptmannschaften Meldungen gemacht werden.
    Der Gesundheitssprecher der ÖVP stummvoll kritisierte Gesundheitsminister Kreuzer und sprach von einem kalt-heiß Wechselbad der verunsicherten Bevölkerung.
    Die Bundesleiterin der ÖVP-Frauen, Marie-Lise Fleming, hat die Vorsitzende der Frauenvereinigung der CSSR und die CSU-Frauenchefin zu einem Atomkrisengespräch nach Wien eingeladen.
    Sowjetunion.
    In der Nähe des beschädigten Kernreaktors in Tschernobyl soll nun eine ständige Messstation für Radioaktivität errichtet werden.
    Vor allem die internationale Atomenergieorganisation hat auf diese Messstation gedrängt.
    Der Ministerpräsident der Ukraine hat unterdessen bestätigt, dass das Feuer im Atomkraftwerk nach wie vor glimmt.
    Der Bürgermeister von Kiew hat vorgezogene Schulferien für 250.000 Kinder angekündigt.
    Die Kommission für Nuklearenergie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung veranstaltet heute in Paris eine Sondersitzung über die Sicherheit von Atomanlagen.
    Bundesrepublik Deutschland Auch in der Bundesrepublik Deutschland ist das Thema Kernkraft durch die Katastrophe von Tschernobyl aktualisiert worden.
    Bundeskanzler Helmut Kohl hat erklärt, nach Tschernobyl bestehe für die Bevölkerung der Bundesrepublik keinerlei Gefahr.
    Der Kanzlerkandidat der SPD, Johannes Rau, sagte, Tschernobyl sei eine Zäsur, das Undenkbare sei Realität geworden.
    Rau bekräftigte, die Sozialdemokraten lehnten einen weiteren Ausbau der Kernenergie ab.
    In Wiesbaden hat eine Gruppe von Umweltschützern das Ministerium des hessischen Umweltministers Joschka Fischer, der gehört den Grünen an, besetzt.
    Der Bund für Umwelt- und Naturschutz vertrat in Bonn die Ansicht, der Bundesrepublik drohe nach Tschernobyl eine ökologische Katastrophe.
    Zu Demonstrationen gegen die Kernkraft ist es auch wieder in der Nähe des geplanten Atommüll-Lagers in Gorleben gekommen.
    Österreich.
    Der stellvertretende SPÖ-Vorsitzende, Minister Heinz Fischer, hält an dem Datum 8.
    Juni für den zweiten Wahlgang der Bundespräsidentenwahl fest.
    In diesem Sinne äußerte sich heute auch SPÖ-Zentralsekretär Fritz Marsch.
    Fischer nahm Innenminister Karl Blecher in Schutz, dem von der ÖVP vorgeworfen wird, Staats- und Parteiinteressen zu vermengen.
    Österreich.
    Der Kärntner FPÖ-Landesparteiobmann Jörg Haider hat einen außerordentlichen Landesparteitag einberufen.
    Er will die Vertrauensfrage für die Vorstandsmitglieder und für sich als Landesparteiobmann stellen.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Teils aufgelockerte, teils starke Bewölkung.
    Nachmittagstemperaturen 12 bis 18 Grad.
    Nachrichten und das Wetter standen am Ende des Mittagschanals.
    Auf Wiederhören sagten im Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.

    Beiträge dieses Journals

    Tschernobyl: Übersicht Kernenergienutzung weltweit
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1986.05.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Bandaufnahme beginnt während des Beitrag, Beginn fehlt, Beitrag auf Band nur teilweise vorhanden !!! , Nachrichten
    Tschernobyl: Informationsstand Sowjetunion
    Mitwirkende: Riese, Hans Peter [Gestaltung]
    Datum: 1986.05.09 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tschernobyl: Pressekonferenz Haiden zu Folgen
    Einblendung: Günter Haiden
    Mitwirkende: Gassner, Susanna [Gestaltung] , Haiden, Günter [Interviewte/r]
    Datum: 1986.05.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tschernobyl: ÖVP kritisiert Gesundheitsminister
    Einblendung: VP-Gesundheitssprecher Stumvoll
    Mitwirkende: Fuchs, Wolfgang [Gestaltung] , Stummvoll, Günter [Interviewte/r]
    Datum: 1986.05.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama: 100 Jahre Coca Cola
    Einblendung:
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung]
    Datum: 1986.05.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lord Shinwell im 102. Lebensjahr gestorben
    Mitwirkende: Eibegger, Gundomar [Gestaltung]
    Datum: 1986.05.09 [Sendedatum]
    Ort: London [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: 2 Achternbusch - Stücke in Wien
    Einblendung: Szenenausschnitte, Josef Kuderna, Felix Prader
    Mitwirkende: Bilek, Robert [Gestaltung] , Kuderna, Josef [Interviewte/r] , Prader, Felix [Interviewte/r]
    Datum: 1986.05.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tschernobyl: Folgen für Polen
    Einblendung: Betroffener polnischer Bauer
    Mitwirkende: Kramer, Friedrich Wilhelm [Gestaltung] , Anonym, von Tschernobyl betroffener polnischer Bauer [Interviewte/r]
    Datum: 1986.05.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medizin ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Stellvertretender SPÖ - Vorsitzender Fischer zu Wahlkampf
    Einblendung: Heinz Fischer
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Fischer, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1986.05.09 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abschlußbilanz FPÖ - Pressekonferenz Frischenschlager
    Einblendung: Friedhelm Frischenschlager
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Frischenschlager, Friedhelm [Interviewte/r]
    Datum: 1986.05.09 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1986.05.09
    Spieldauer 00:40:10
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Kronsteiner, Manfred [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1986.05.09 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-860509_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Beginn der Aufnahme fehlt !!! (Bandaufnahme beginnt nach cirka 20 Minuten)
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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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