Mittagsjournal 1984.11.15

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    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Hier meldet sich Udo Bachmeier mit dem Mittagsjournal.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Zum ausführlichen Programm der folgenden Stunde, das wir Ihnen anbieten wollen, die Themen.
    Der schwere Grenzzwischenfall an der GSSR-Grenze erregt nun auch zunehmend Aufmerksamkeit außerhalb Österreichs und der GSSR.
    Die verschlechterten Beziehungen zwischen Wien und Prag veranlasst nun auch den Kreml zu Reaktionen.
    Dazu dann mehr von Otto Hörmann.
    Wir erwarten dazu auch eine Analyse unserer Osteuropa-Expertin Barbara Kudnow-Kalergi, die versucht, den Hintergrund des Konflikts zwischen Österreich und der GSSR zu beleuchten.
    Zwischen der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland ist eine Auseinandersetzung rund um Autobahngebühren entstanden.
    Wir erwarten eine Stellungnahme von Bautenminister Sekanina über den Österreich-Aspekt dieser Frage, im Besonderen zur Diskussion über Autobahn-Pickerl.
    Der angebliche westliche Technologietransfer über Österreich in den Ostblock ist Thema eines weiteren Beitrags.
    Der Anlass diesmal geplant sind verschärfte gesetzliche Einfuhrkontrollen, die die schwelenden Unstimmigkeiten zwischen Wien und Washington in dieser Frage endgültig beseitigen sollen.
    Kurz die weiteren Schlagzeilen.
    Auf Kreta beginnt heute ein Treffen zwischen Libyens Gaddafi und Frankreichs Staatschef Mitterand, Thema der Truppenabzug aus dem Tschad.
    Erstmals vielversprechende Wirtschaftsverhandlungen werden zwischen Nord- und Südkorea geführt.
    Italien, der populäre 84-jährige Staatspräsident Bertini will nicht mehr für eine weitere Funktionsperiode kandidieren.
    Und aus Österreich kommt dann noch ein Bericht über eine Pressekonferenz von ÖVP-Chef Mock nach der Sitzung des ÖVP-Vorstands.
    Mehr dazu ist noch nicht bekannt.
    Die Kulturredaktion informiert über Vorradlberger Gegenwartsliteratur.
    Erster Programmpunkt sind die Nachrichten, zusammengestellt von Helmut Koller, Sprecher ist Peter Fichner.
    Österreich.
    Der Index der Verbraucherpreise hat sich heuer im Oktober gegenüber Oktober des Vorjahres um 5,2 Prozent erhöht.
    Dies ist die bisher geringste monatliche Steigerungsrate in diesem Jahr im Vergleich zu den jeweiligen Monaten 1983.
    Die minimale Steigerung des Index gegenüber September führt das Statistische Zentralamt auf teurer gewordenes Gemüse und Benzin zurück.
    Demgegenüber haben sich Verbilligungen bei Obst, die Nachsaisonpreise im Fremdenverkehr und die Verbilligungsaktion für Butter dämpfend ausgewirkt.
    Mit dem Plus von 5,2% liegt Österreich vor der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz, die Preissteigerungen von ungefähr 2% bzw.
    3% zu verzeichnen hatten.
    In Italien dagegen sind die Lebenshaltungskosten um 9% gestiegen.
    Sowjetunion
    Der jüngste schwere Zwischenfall an der tschechoslowakisch-österreichischen Grenze findet nun auch seinen Niederschlag in den sowjetischen Medien.
    Die Parteizeitung Pravda zitiert eine Meldung der amtlichen TASS, wonach das Außenministerium in Prag im Zusammenhang mit einer in Österreich entfesselten Propagandakampagne gegen die GSSR in Wien protestiert hat.
    Einzelheiten bleiben unerwähnt.
    Insbesondere wird die Tatsache nicht gemeldet, dass der Flüchtling tot auf österreichischem Hoheitsgebiet aufgefunden worden ist und nach österreichischen Erhebungen die Schüsse auf österreichischem Staatsgebiet abgegeben worden sind.
    Österreich.
    In Villach wird heute die modernste Halbleiterproduktion Europas im Siemensbauelementewerk eröffnet.
    Eineinhalb Milliarden Schilling sind investiert worden.
    Siemens kann dadurch den amerikanischen und japanischen Technologievorsprung wesentlich verkürzen.
    Unter anderem wird nun in Villach ein Computerchip gefertigt, der auf einer Fläche von nur 33 Quadratmillimetern den Inhalt von 16 Schreibmaschinenseiten speichern kann.
    Die VÖST Alpine hat mit der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft von Indonesien einen 300-Millionen-Shilling-Auftrag abgeschlossen.
    Der Vertrag sieht die Planung, Lieferung und Montage von vier Wasserkraftturbinen vor.
    Sie sind für die erste Ausbaustufe eines Wasserkraftwerkes in Westjava bestimmt.
    Der Finanzausschuss des Bundesrates, in dem die ÖVP die Mehrheit besitzt, hat beantragt, das von den Regierungsparteien im Nationalrat beschlossene Abgabenänderungsgesetz 1984 zu beanspruchen.
    Als Hauptredner der ÖVP verlangte Bundesrat Karl Pisetz unter anderem eine umfassende Steuerreform und die totale Abschaffung der Zinsertragssteuer.
    Außerdem forderte er die Rücknahme der Luxussteuer und die Änderung der Getränkebesteuerung.
    In Wien beginnen heute die Lohnverhandlungen für die mehr als 270.000 Handelsangestellten.
    Die Gewerkschaft verlangt die Erhöhung der Kollektivvertragseinkommen um 8 Prozent, mindestens aber um 650 Schilling.
    Die Unternehmerseite hat die Förderung als überhöht bezeichnet und wird heute voraussichtlich ein Gegenangebot vorlegen.
    Im dritten sogenannten WBO-Prozess in Eisenstadt sollen heute Nachmittag die Urteile verkündet werden.
    Die Angeklagten, vier ehemalige Geschäftsführer von Privatfirmen des früheren Obmanns der Burgenländischen Wohnbaugenossenschaft Ost, Ernst Rauchwarther, müssen im Falle ihrer Verurteilung mit Haftstrafen zwischen einem Jahr und zehn Jahren rechnen.
    Sie waren beschuldigt, fast 16 Millionen Schilling aus dem WBO-Vermögen für die Rauchwarther Firmen verwendet zu haben.
    USA, Sowjetunion.
    Beide Supermächte haben ihre Bereitschaft zum Dialog signalisiert.
    Präsident Reagan meinte in einer Botschaft an das Präsidium des obersten Sowjets, er teile die Hoffnung Moskaus auf verbesserte Beziehungen in den kommenden Jahren.
    Reagan forderte die Sowjetunion auf, gemeinsam mit den USA am Abbau der internationalen Spannungen zu arbeiten.
    Der sowjetische Staat und Parteichef Dschernjenko betonte, es gebe keine Alternative zur Koexistenz.
    In einer vom sowjetischen Botschafter in Washington verlesenen Erklärung heißt es, Moskau sei bereit, sich mit Washington über eine Reihe von Fragen zu einigen.
    Korea.
    Vertreter des kommunistischen Nordkorea und des mit den USA verbündeten Südkoreas haben heute im Grenzort Panmunjom Wirtschaftsgespräche aufgenommen.
    Es sind die ersten offiziellen Verhandlungen zwischen beiden Landesteilen seit mehr als fünf Jahren.
    Die Delegationen sollen sich bereits auf eine Tagesordnung für künftige Treffen geeinigt haben.
    Südkorea tritt für eine weitgehende wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Nordkorea auf dem Gebiet der Skifahrt und des Fremdenverkehrs ein.
    Man hofft, die Wirtschaftsgespräche könnten zum Abbau von Spannungen auf der koreanischen Halbinsel führen.
    Griechenland.
    Der libysche Revolutionsführer Gaddafi und der französische Staatspräsident Mitterrand werden heute Nachmittag auf der Insel Kreta zusammentreffen.
    An der überraschend bekanntgegebenen Begegnung wird auch der griechische Ministerpräsident Papandreou teilnehmen.
    Im Mittelpunkt des Gesprächs dürfte die Lage im Tschad stehen.
    Frankreich und Libyen haben sich im September unter Vermittlung Griechenlands darauf geeinigt, ihre im Tschad stationierten Truppen abzuziehen.
    Am vergangenen Wochenende wurden die letzten ausländischen Soldaten aus dem zentralafrikanischen Land abgezogen.
    Österreich.
    Im Süden des Bundesgebietes ist heute Nacht der Winter eingekehrt.
    Es wurden zum Teil heftige Schneefälle bis in Tallagen gemeldet.
    In den Karawanken fielen innerhalb kurzer Zeit 15 Zentimeter Schnee.
    In Kärnten und in Teilen der Steiermark dauern die zum Teil heftigen Schneefälle an.
    Außer in diesen beiden Bundesländern kommt es auch im Burgenland und teilweise in Niederösterreich zu wetterbedingten Verkehrsbehinderungen.
    Es haben sich bereits zahlreiche Unfälle ereignet, weil viele Lenker ihr Fahrverhalten noch nicht den Straßenverhältnissen angepasst haben.
    Eine der wichtigsten Straßenverbindungen in Niederösterreich, die Bundesstraße 17, war heute Vormittag nach einem Tankwagenunfall bei Glocknitz völlig blockiert.
    Ein mit 26.000 Liter Spiritus beladener Tankwagen stieß in der vergangenen Nacht mit einem Personenauto zusammen und stürzte um.
    Der Tankwagen blieb zwar dicht, sein Inhalt musste aber umgepumpt werden.
    Das Wetter.
    Eine Tiefdruckzone reicht von Island bis in den westlichen Mittelmeerraum.
    Von Süden streift eine erste Störung die Ostalpen und führt im Süden erstmals in dieser Saison zu winterlichen Bedingungen.
    Ein weiteres Tief nähert sich vom Westen dem Golf von Biskaya.
    Die zugehörigen Störungen bestimmen den Wetterablauf zum Wochenende.
    Aussichten bis morgen früh.
    Von einzelnen Auflockerungen abgesehen durchwegs reichlich bewölkt und südlich des Alpenhauptkamps gebietsweise Schneefall, der im weiteren Tagesverlauf auf Teile der Alpen-Nordseite übergreift.
    In Tiefenlagen Übergang zu Schnee, Regen oder Regen, dabei örtlich akute Glatteisgefahr.
    Mäßiger bis lebhafter Wind aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen minus 1 bis plus 6 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 6 bis plus 2 Grad.
    Aussichten für morgen.
    Anfangs noch Störungsreste und strichweise Schneefall.
    Örtlich durch Schnee, Regen, Glatteisgefahr.
    In der Folge zunächst in Vorarlberg und Tirol.
    Gegen Abend auch im übrigen Bundesgebiet vorübergehende Bewölkungsauflockerung.
    Mäßiger bis lebhafter Wind aus Südost bis Südwest und Tageshöchsttemperaturen 1 bis 7 Grad.
    Eine Vorschau auf das Wochenende.
    Veränderliche, meist starke Bewölkung und besonders im Süden Niederschläge.
    In tiefen Lagen teilweise Schnee, Regen und Regen.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 0°, Südostwind mit 20 km in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt 0°, Ostwind 20.
    Linz stark bewölkt, 4°, Ostwind 25.
    Salzburg stark bewölkt, 3°, Nordwestwind 10 km in der Stunde.
    Innsbruck stark bewölkt, 9°, Westwind 10.
    Bregenz bedeckt durch Hochnebel 6°, Graz Nebel, Schneefall minus 2°, Ostwind 10 km pro Stunde.
    Klagenfurt bedeckt Schneefall 0°.
    Die Zeit 12.11 Uhr ist das gleich.
    Der schwere Grenzzwischenfall an der GSSR-Grenze bei Gmünd erregt weiterhin die Gemüter.
    Nach der Rückberufung des GSSR-Botschafters aus Wien haben sich die Beziehungen zu unserem nördlichen Nachbarn weiter verschlechtert.
    Beide Seiten machen einander jeweils für die Eskalation der Lage verantwortlich.
    Aus Prag verlautet Österreich vor allem seine Medienbetrieben eine Anti-GSSR-Kampagne und Österreich ist davon überzeugt, dass die Krise eindeutig durch das Verhalten der tschechoslowakischen Behörden ausgelöst worden ist, wie Außenminister Kratz gestern
    nach dem außenpolitischen Rat nochmals betonte.
    Wien will zwar seinen Botschafter in Prag nicht zurückbeordern, man will der CSSR-Regierung allerdings nahelegen, die für Dezember geplanten CSSR-Kulturtage in Wien zu verschieben.
    Ausgelöst wurde der Konflikt von der Ermordung eines tschechoslowakischen Flüchtlings durch CSSR-Grenze auf österreichischem Boden, wie eine Grenzkommission ergeben hat.
    Die Abkühlung des Verhältnisses Wien-Prag hat mittlerweile nicht nur bilateral, sondern über die beiden betroffenen Länder hinaus Aufmerksamkeit erregt.
    Ist doch damit auch die Frage nach den Chancen einer Ost-West-Entspannung ebenfalls angesprochen.
    Wie reagiert Moskau auf den jüngsten Konflikt zwischen Wien und Prag?
    Otto Hörmann.
    Als erstes hatte der Auslandsteam der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur TASS den Grenzwischenfall aufgegriffen in einer Version, die den Hergang des Zwischenfalles aus tschechosowatischer Sicht darstellte.
    Flucht, aber Schüsse nur auf TSC-Gebiet.
    Der Auslandsteam der TASS wird in den wichtigsten Fremdsprachen verbreitet und ist, wie gesagt, fürs Ausland bestimmt.
    Im sowjetischen Inland hat die sowjetische Darstellung des Zwischenfalles eine interessante Metamorphose durchgemacht.
    In den Fernsehnachrichten am Dienstagabend wurde ein Text der TASS verlesen vor einer Karte mit Österreich und der CSSR.
    Darin hieß es unter Berufung auf die CSSR-Nachrichtenagentur JTK, man habe in Prag gegenüber dem österreichischen Geschäftsträger wegen einer verlogenen und feindseligen Propaganda gegen die CSSR protestiert, die auch von offiziellen Persönlichkeiten Österreichs unterstützt werde.
    Dem sowjetischen Fernsehzuschauer musste das Ganze wie ein unverständlicher antiösterreichischer
    aus dem angeblich so heiteren österreichisch-sowjetischen Himmel vorkommen.
    Die Fernsehnachricht vom Dienstagabend hätte gestern in der Pravda ihre Fortsetzung finden müssen, tat es aber nicht.
    Erst heute ist es soweit.
    Wiederum wird Tschetika zitiert.
    Jetzt kommt aber noch eine Passage aus Rude Bravo hinzu zur Erklärung des Hintergrundes.
    Die Initiatoren der anti-tschetsowakischen Kampagne versuchten demnach auf den Gang der Untersuchung der Verletzung der Tschetser-Grenze Einfluss zu nehmen.
    Indem die Pravda das CSSR-Parteiorgan zitiert, sieht das Moskau-Parteiorgan also nur eine Verletzung der CSSR-Grenze und nicht auch der österreichischen Grenze.
    Doch das ist noch nicht alles, denn wörtlich steht dann in der Pravda, schon mehrmals haben verschiedene Zentren der Subversion und der Spionage versucht, auf das Territorium der CSSR vorzudringen.
    Wir werden unsere Grenze schützen und niemand gestatten.
    zu verletzen, heißt es in dem von der Prafter nachgedruckten Zitat aus der Prager Parteizeitung.
    Es ist also nicht die Rede von einem Flüchtling, der raus wollte, sondern indirekt von Grenzverletzern, die aus Österreich kommen und Subversion und Spionage beabsichtigen.
    Sowjetische Medienreaktionen auf die Verschlechterung der Beziehungen Wien-Prague analysiert von Otto Hörmann.
    Als eine der Fragen dreht sich im Zusammenhang mit dem abgekühlten Verhältnis auf, welche ist die eigentliche Ursache für die so harte Haltung Prags?
    Das vor allem vor dem Hintergrund einer trotz des Zentralamerikakonflikts in den vergangenen Wochen feststellbaren, vorsichtigen Gesprächsbereitschaft zwischen Ost und West.
    Warum also die harte Haltung Prags?
    Diese Frage im Zuge des Grenzzwischenfalls an der österreichisch-tschechoslowakischen Grenze untersucht im folgenden Barbara Kudnow-Kalergi.
    Die Harten in der Führung der Tschechoslowakei sind offensichtlich daran interessiert, dass Österreich als Feindbild erhalten bleibt.
    Die neueste Krise zwischen Wien und Prag ist die schwerste seit langem, obwohl das Klima zwischen den beiden Nachbarländern eigentlich immer zwischen kühl und eisig geschwankt hat und seit dem Prager Frühling nie wirklich gut war.
    Besuchsdiplomatie auf hoher Ebene hat es zwar, wenn auch mit Abständen, meistens gegeben.
    Zuletzt war noch im März Außenminister Lanz in Prag.
    In den Medien ist die Polemik aber kaum abgerissen.
    Die Liste der Vorwürfe hat sich dabei im Laufe der Jahre kaum gewandelt.
    Österreich, heißt es, lässt sich trotz Neutralität einspannen in die Machenschaften imperialistischer Kreise in den USA und in der Bundesrepublik.
    Es lässt revanchistischen Strömungen im Lande freien Lauf.
    Es hängt immer noch nostalgisch den Zeiten nach, in denen Böhmen den habsburgischen Kaisern untertan war.
    Nun gibt es zwar aus langer historischer Erfahrung in der tschechoslowakischen Bevölkerung tatsächlich auch bittere Gefühle gegen Österreich, sie werden aber inzwischen mehr als aufgewogen durch Interesse, Neugier und Sympathie.
    Man gewinnt den Eindruck, dass die Bitterkeit möglichst aufgepäppelt und die Sympathie möglichst hintangehalten werden soll.
    Die Gründe sind nicht schwer zu erraten.
    Die historischen Bindungen sind immer noch eng.
    Bei auch nur geringfügiger Lockerung würde es zweifellos sofort einen lebhaften Reise- und Austauschverkehr geben.
    Verwandtschaften und Freundschaften würden reaktiviert.
    Und bei den Menschen in Böhmen und in der Slowakei würde schnell die gefährliche Idee genährt werden, dass die Völker Mitteleuropas einander immer noch nahe stehen.
    näher möglicherweise als die Tschechoslowakei und der große Bruder Sowjetunion.
    Aus dieser Angst nähert sich auch die erbitterte Polemik gegen die katholische Kirche, die ja ein Bindeglied zwischen Ost- und Westeuropa ist und insbesondere zwischen österreichischen und tschechoslowakischen Katholiken.
    Das alles widerspricht nicht dem Festhalten der tschechoslowakischen Politik an Friedens- und Entspannungsparolen.
    Man will offizielle Beziehungen zum offiziellen Österreich, als einem fremden, entfernten und ein wenig bedrohlichen Land mit einem anderen Gesellschaftssystem.
    Man will keine Beziehungen zu den Menschen bei uns.
    Dafür haben die Schüsse an der Grenze nun wieder einmal für längere Zeit gesorgt.
    Barbara Kutenhofe-Kalergi.
    Nun zu einem Thema, das in den vergangenen Monaten mehrmals für Misstöne zwischen Wien und Washington gesorgt hat, zum Thema Technologietransfer.
    Von Seiten der USA, etwa von Regierungsbeamten, aber auch von Seiten der amerikanischen Presse war in den letzten eineinhalb Jahren mehrmals der Vorwurf erhoben worden, Österreich diene manchen Firmen als Transferschleuse heikler Computertechnologien aus dem Westen in Staaten des Ostblocks.
    Solche Vorwürfe wurden etwa im August in der amerikanischen Wirtschaftszeitung Wall Street Journal erhoben.
    Und noch im September wurde noch von hochrangigen Beamten der politischen Abteilung der NATO in Brüssel gemeint, dass die Technologietransferrestriktionen der NATO ohne Nutzen seien, wenn Österreich an den Osten jene Güter liefert, die von den USA auf die Embargo-Liste gesetzt wird.
    Deshalb sagen wir offen, dass wir auch Druck auf Österreich aushüben, hieß es.
    Verschiedentlich war der Wunsch geäußert worden, dass Österreich den Technologieimport, aber auch den Verbleib heikler Technologie in Österreich stärker kontrollieren soll.
    Gestern hat nun der Rat für Auswärtige Angelegenheiten gemeinsam mit den drei Klubobmännern der im Parlament vertretenen Parteien eine Novellierung des Außenhandelsgesetzes beschlossen.
    Mit dieser Gesetzesänderung soll der Technologietransfer nach Österreich möglichst lückenlos kontrolliert werden.
    Aber hören Sie Einzelheiten von Michael Kerbler.
    Die Neuregelung des Technologietransfers nach Österreich hat primär zum Ziel, Spannungen zwischen Wien und Washington, wie sie in den vergangenen Monaten mehrmals aufgetreten waren, endgültig auszuschalten.
    Die USA hatten befürchtet, dass amerikanische Entwicklungen etwa auf dem Computersektor über Österreich an Staaten des Ostblocks gelangen könnten.
    Solche Erfindungen sind nicht nur im zivilen, sondern auch im militärischen Bereich anwendbar.
    Die Novelle des Außenhandelsgesetzes sieht nun Importgenehmigungen vor, die bei Einfuhr heikler Technologie nach Österreich ausgestellt werden müssen.
    Sie sieht auch eine Kontrolle durch Beamte des Bundesministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie vor.
    Darüber hinaus werden Verstöße gegen diese Gesetzesbestimmungen nach dem Verwaltungsstrafrecht geahndet.
    Der Text dieser Novelle, er muss noch vom Parlament verabschiedet werden, ahndet Verstöße mit Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren bzw.
    mit 360 Tagsätzen Geldstrafe.
    Kann man außerdem der Ware habhaft werden, wird sie beschlagnahmt und verfehlt.
    Ein Unternehmen, das gegen die neuen Gesetzesbestimmungen verstößt, muss außerdem damit rechnen, dass ausländische Lieferanten den Gesetzesbrechern keine Waren mehr verkaufen.
    Zuständig für die Vollziehung des Gesetzes ist das Handelsministerium, dessen Ressortchef Vizekanzler Norbert Steger überzeugt davon ist, dass mit der Modifizierung des Gesetzes das Thema Technologietransfer aus der Diskussion genommen wird.
    Ich bin zuversichtlich, dass das der echte Schlussstrich um Debatten ist, für die wir eigentlich vorher auch nichts konnten, denn es war nie der österreichische Plan, irgendwelchen ausländischen Firmen bei Umgehung ihrer heimischen Gesetze zu helfen.
    Man muss ja einmal klarlegen, dass es dabei nicht um österreichische Technologie geht, die irgendwohin exportiert wird.
    Die wird nach den neuen Bestimmungen genauso wie bisher frei nach österreichischen marktwirtschaftlichen Überlegungen exportierbar sein.
    Wir meinen jetzt, eine Lösung gefunden zu haben, die autonom ist, österreichisch ist, ohne dass wir uns an irgendeinen NATO- oder anderen Bereich anlehnen.
    und bei der wir sicherstellen können, dass Österreich die Sammellizenzen von den Vereinigten Staaten von Amerika her bei deren Exporten erhalten bleiben, damit wir einen vollen Austausch bei technologisch hochwertigen Produkten, also den Anschluss an die Hochtechnologie auch wirklich erhalten können.
    Die Neuregelung, die also eine Verschärfung des Technologietransfers beinhaltet, kann als vertrauensfördernde Maßnahme gewertet werden.
    Eine Maßnahme, die wie gesagt nur ausländische Erzeugnisse betrifft, die nach Österreich eingeführt werden, nicht aber auf österreichischen Know-how basierende Produkte.
    Ende September hatte noch der Leiter der politischen Abteilung der NATO, Renault, auch die Einbeziehung österreichischer Technologie in die verschärfte Kontrolle gefordert.
    Rechnet Vizekanzler Norbert Steger aufgrund der Tatsache, dass nun österreichische Erzeugnisse von dieser Neuregelung ausgenommen sind, mit erneuter Kritik, etwa seitens der NATO?
    Wenn Ausländer uns kritisieren wollen, dann sollen sie.
    Aber es kommt auch nicht infrage, dass wir als ein neutrales Land uns von irgendjemandem
    in dem Fall etwa von der NATO diktieren lassen, was mit österreichischen Produkten geschieht.
    Das hat Österreich autonom zu bewerten und autonom zu entscheiden.
    Wir sind dem Nichtangehörige irgendeines Militärbündnisses.
    Sie sind überzeugt, dass diese neue Novelle von allen Signatarmächten des Staatsvertrages akzeptiert werden kann?
    Ich glaube, dass man bei allen Signatarmächten unseren guten Willen sehen wird, in alle Richtungen gute Kontakte aufrechtzuerhalten und gleichzeitig trotzdem nicht irgendwo als Schlupfloch für eine der Seiten benutzt zu werden.
    wird der Text der Novelle vom Parlament angenommen und es ist mit einer einstimmigen Annahme der Neuregelung zu rechnen, dann tritt das modifizierte Gesetz mit 1.
    Jänner kommenden Jahres in Kraft.
    Ein Bericht von Michael Kerbler.
    Wir bleiben beim Thema moderne Technologie und zwar hat Siemens in Villach die modernste Halbleiterproduktion Europas heute in Betrieb genommen.
    In diesem Werk werden Speicher, Bausteine und Mikroprozessoren für den Microchip von Typ 256K erzeugt.
    Was dieses nur 33 Quadratmillimeter große Ding kann, es speichert auf dieser winzigen Fläche den Inhalt von 16 Schreibmaschinenseiten.
    Siemens ist damit der erste Produzent auf unserem Kontinent, der einen Chip mit dieser Leistung produziert.
    Die Entwicklungskosten dafür beliefen sich auf fast zwei Milliarden Schilling.
    Im Bauelementewerk Villach, das durch diese Produktion eine bedeutende Erweiterung erfahren hat,
    sind derzeit fast 1200 Mitarbeiter beschäftigt, die im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,2 Milliarden Schilling erzielt haben.
    Innerhalb der nächsten Monate soll der Personalstand noch um weitere 200 erhöht werden.
    Alles in allem also ist Siemens ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Kärnten.
    Von der Eröffnung des Werks, die Bundeskanzler Fred Sinowaz vorgenommen hat, meldet sich nun Theo Pressien vom Landesstudio Kärnten.
    In diesem neuen Siemens-Werk, dem Werk Villach 2, werden Speicherbausteine und Mikroprozessoren mit Feinstruktur des Typs 256K produziert.
    Das in Villach erzeugte Chip soll als Ausrüstung für EDV-Anlagen, Industrieautomaten, Steuer-, Mess- und Regeltechnik, für Haushaltsgeräte, Medizintechnik, Telefon- und Telexanlagen dienen.
    Das Chip bewältigt 260.000 Schaltungen.
    Dazu ein Beispiel.
    Eine Lampe kann mit zwei Drahtverbindungen eingeschaltet werden.
    Um die Möglichkeiten des Chips auszuschöpfen, könnte man ein Fußballfeld erhellen.
    Dank mehrerer Mikroprozessoren, das sind programmierbare Schaltungen, wird das Chip zum Minicomputer.
    Mit dieser Produktion in Villach hat auch für die 1200 dort Beschäftigten ein neues Arbeitszeitalter begonnen.
    Total vermummt wird an komplizierten Maschinen gearbeitet.
    Schaltungen entstehen in mehr als 200 Arbeitsgängen auf sieben Flächen übereinander und haben eine Feinheit von 1,5 tausendstel Millimeter.
    Ein Staubkorn ist weit größer als 100 dieser Bauelemente.
    Es kann daher großen Schaden anrichten.
    Daher die fast utopisch anmutende Ausrüstung für Arbeiter in der Mikroelektronik-Technik.
    Wo nahmen nun das Werk Villach 2 diese Spezialisten her?
    Dazu Simens Generaldirektor Dr. Karl-Heinz Kaske.
    Eine Belegschaft hat ja verschiedenerlei Qualifikationen.
    So werden wir hier, und das ist ja bereits vorhanden seit mehreren Jahren, davon ausgehen müssen, dass wir stets einen großen Anteil hochqualifizierter Ingenieure und zum Teil Physiker haben müssen für diese Art.
    Aber der übrige Anteil der Belegschaft sind Facharbeiter, soweit es sich um Werkzeugmacher und ähnliche für die Pflege des Werkzeugmaschinenparks handelt, und natürlich angelernte Kräfte,
    die eine erhebliche Anlernzeit brauchen und die sich sehr gut einarbeiten müssen.
    Und wir sind froh, dass wir hier in Kärnten so fähige und fleißige und tüchtige Mitarbeiter gefunden haben.
    Das heißt, Sie müssen investieren in jeden Mitarbeiter vorher?
    Selbstverständlich, jeder Mitarbeiter muss sich auf dieses Spezialgebiet schulen lassen und es ist eine besonders schwierige, hohe Anforderung stellende Arbeit an Präzision.
    Insbesondere ist gegenüber anderen Fertigungen die Frage der höchsten Sauberkeit.
    Ein Thema, hier müssen Spezialkleidungsstücke getragen werden.
    Sie haben Villach als Standort gewählt, bedeutet dies, dass Sie genug Arbeitsreservoir hier haben, dass Sie also genug Arbeitnehmer im Raum Villach finden?
    Davon gehen wir aus und wir haben ja nur wenige Kilometer weiter auch noch unser Werk in Deutschlandsberg, wo auch in den letzten Monaten wiederum die Belegschaft aufgebaut werden konnte und wir haben bisher keinerlei Schwierigkeiten gehabt, qualifiziertes Personal hier im Kärnten zu bekommen.
    Die modernste Halbleiterproduktion Europas wurde heute in Villach in Betrieb genommen.
    Aus dem Studio Kärnten hörten Sie Theo Pressien.
    Vom 1.
    Jänner kommenden Jahres an tritt in der Schweiz eine international vielbeachtete Gebührenregelung auf dem Kraftfahrzeugsektor in Kraft.
    Wer Schweizer Autobahnen benutzen will, muss laut Verordnung des Eidgenössischen Bundesrates ein Autobahnbickerl bzw.
    eine Autobahnvignette um 30 Franken kaufen.
    Für umgerechnet 260 Schillingen darf man dann ein Jahr lang unbeanstandet die Schweizer Autobahnen frequentieren.
    Aber auch als Transitland wird die Schweiz teurer.
    Dafür sorgt die ebenfalls mit dem 1.
    Jänner 1985 in Kraft tretende Schwerverkehrsabgabe.
    Diese Neuerungen werden vor allem in der Bundesrepublik Deutschland mit Missfallen registriert.
    Zurzeit werden in Bonn hart geführte Verhandlungen zu diesem Thema zwischen Ministern der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland abgewickelt.
    Manfred Kronsteiner informiert über die neuen Verkehrsgebühren und die daraus resultierenden Diskussionen.
    Umgerechnet 3,4 Milliarden Schilling erwartet sich die Schweiz als jährliche Einnahme aus dem Verkauf des Autobahn-Pickles, schweizerische Diktion Autobahn-Vignette und der erstmals eingeführten Schwerverkehrsabgabe.
    Denn immerhin verzeichnet die Schweiz jährlich 50 Millionen per PKW einreisender Urlauber,
    die den 30-Franken-Kleber auf die Windschutzscheibe affischieren müssen, und zwar ganz links oder hinter dem Innenrückspiegel bei Motorrädern an gut sichtbarer Stelle, wie die Verordnung mit schweizerischer Präzision festlegt.
    Jedes Auto, jeder Anhänger bis zu 3,5 Tonnen Gesamtgewicht müssen das Pickerl aufweisen, sonst verlangt die Gendarmerie saftige 100 Franken, 860 Schilling im Gegenwert, als Strafe plus Bezahlung einer Vignette.
    Und der Schwerverkehr, der zum erklecklichen Anteil aus der Bundesrepublik Deutschland kommt, muss je nach Lkw-Gewicht umgerechnet 43.000 bis 172.000 Schillingabgabe pro Jahr auf den Tisch blättern.
    Der EG, allen voran der Bundesrepublik Deutschland, ist das ein Dorn im frechter Auge.
    Die Einführung der Schweizer Abgaben kommt just zu einem Zeitpunkt, zu dem die EG bemüht ist, stufenweise eine generelle Abschaffung der Autobahngebühren zunächst in den Mitgliedsländern zu erreichen.
    Gemeint sind hier Frankreich, Italien und Griechenland.
    Bei den deutsch-schweizerischen Verhandlungen stößt die neue Verordnung der Eidgenossen auf schroffe Ablehnung.
    Man beruft sich auf eine 1928 beschlossene Vereinbarung zwischen dem Deutschen Reich und der Schweiz zur Beseitigung von Schwierigkeiten steuerlicher und verkehrsrechtlicher Art, wie der deutsche Verkehrsminister Werner Dollinger ausführt.
    Ich hoffe, dass die Eidgenossen im Hinblick auf den Vertrags
    sich die ganze Sache nochmal überlegen.
    Wenn aber man der Schweiz glaubt, dass man das tun muss, einseitig den Vertrag, ich sage jetzt bewusst, verletzen, dann müssen wir auch überlegen, welche Maßnahmen wir greifen.
    Der Schweizer Standpunkt ist jedenfalls hart, denn die Autobahnabgabe wurde heuer bei einer Volksabstimmung gut geheißen und ist bereits in der Schweizer Bundesverfassung verankert.
    Der Schweizer Finanzminister Otto Stich erklärt, von Herrn Dollinger weiß man, dass er immer gegen alle möglichen Abgaben gekämpft hat.
    Das ist an sich sein gutes Recht.
    Aber auf der anderen Seite haben wir Beschlüsse des Schweizer Volkes und wir haben hier an sich keinen Spielraum.
    Und selbst wenn wir wollten, hätten wir gar keinen Handlungsspielraum.
    Wir haben also keine Möglichkeit.
    Das Abkommen, auf das sich die Deutschen berufen, sei eben schon 56 Jahre alt und man könne sich überlegen, es aufzukündigen, meint Stich.
    Und wie steht man in Österreich zu dieser Angelegenheit?
    Im Transitland Nummer 1, durch das täglich 3400 schwere Lkw-Züge aus dem Ausland donnern, pro Jahr also 1,3 Millionen, zuzüglich der 50 Millionen ausländischer Pkw pro Jahr?
    Bautenminister Sekanina, der die Finanzierung der Straßenbauten in der Hand hat?
    Die mittelfristige oder knapp längerfristige Zeitraum ist finanziell abgesichert, weil ein Haftungsrahmen des Bundes gegeben ist in der Größenordnung von 45 Milliarden Schillinge.
    Der wird jetzt in der laufenden Sitzungsperiode des Parlaments auf 60 Milliarden erhöht.
    Das heißt also, dass wir bis zum Jahr 1990 im Wesentlichen
    das hochrangige Straßennetz im Bereich Autobahnen fertiggestellt haben werden.
    Daher gibt es für mich im Augenblick keinen Grund seiner Aktivität im Hinblick auf die Einführung einer Generalmaut oder auf die Einführung eines Pickles.
    Eine Generalmaut für Österreich steht also offensichtlich nicht zur Debatte.
    Dass es in Österreich zu einer Verkehrsexplosion kommen könnte, weil die Schweizer die Gebühren eingeführt haben, ist nicht zu erwarten, weil für die meisten Kraftfahrer, die durch die Schweiz wollen, die Umwege über Österreich zu groß wären.
    Zudem wird ja auch auf dem Brenner und anderen Transitstrecken Maut kassiert.
    Wer als Österreicher mit Kraftfahrzeugen in die Schweiz will, kann ab Anfang Dezember beim ÖAMTC, der gegen die Autobahngebühr bereits protestiert hat, oder beim Arbe die notwendigen Vignetten erstehen.
    Sonst riskiert man nämlich lange Wartezeiten an den Schweizer Grenzen, wo die blauen Pickel mit der gelben Aufschrift 85 von Automaten ausgespuckt werden sollen.
    Informationen von Manfred Kronsteiner.
    12 Uhr 32, zwei Minuten nach halb eins.
    Was können Sie im weiteren Verlauf dieses Mittagsschonals noch hören?
    Wir informieren Sie über ein Pressegespräch nach dem ÖVP-Vorstand.
    Die ÖVP plant eine Wohnbau-Offensive.
    Wir berichten aus dem Ausland dann über ein Treffen zwischen Gaddafi und Mitterand auf Kreta.
    Dann über die Gründe dafür, warum der beliebte italienische Staatspräsident Pertini nicht mehr kandidieren will und
    Die Kulturredaktion informiert über Gegenwartsliteratur in Vorarlberg.
    In Wien hat heute der Bundesvorstand der österreichischen Volkspartei getagt.
    ÖVP-Obmann Mock hielt im Anschluss an die Sitzung eine Pressekonferenz ab, bei der die innenpolitischen Themen auch noch einmal die gespannten Beziehungen zwischen Österreich mit der GSSR zur Sprache kamen.
    Mock sprach von glattem Mord sowie von einer primitiven, polemischen Propaganda seitens der GSSR.
    Außerdem meinte der ÖVP-Chef, er hätte es lieber gesehen, wenn der österreichische Botschafter nicht in die SSR zurückgefahren wäre.
    Im Interesse eines gemeinsamen Vorgehens aller Parlamentsparteien unterstütze er jedoch die Haltung des Außenministers Kratz.
    Nun zu den innenpolitischen Themen.
    Mock präsentierte einerseits eine neue Wohnbau-Offensive seiner Partei und nahm auch zum umstrittenen Thema
    8.
    Dezember dem Feiertag Maria Empfängnisstellung.
    Roland Adrowitzer informiert.
    Nachdem die ÖVP die beiden neuen Wohnbaugesetze der Regierung abgelehnt hat, weil sie sie für eigentumsfeindlich hält, erarbeitet sie nun ein neues Wohnbaukonzept, das bis Sommer nächsten Jahres vorliegen soll.
    Grundthema des Papiers wird sein, von der bisherigen Praxis der Objekt auf die Subjektförderung überzugehen.
    Das bedeutet, dass die Förderungsmittel nicht mehr an die einzelnen Genossenschaften, sondern direkt an die Wohnungswerber ausbezahlt werden sollen.
    MOK verspricht sich davon folgende positiven Auswirkungen.
    Dieses System ist sozialer, weil es Rücksicht nimmt direkt auf die Einkommenssituation des einzelnen Bürgers,
    Es ist marktorientierter, weil die Bauträger von Baugenossenschaften und Gemeinden, wenn sie bauen, im Wettbewerb mit jedem anderen stehen.
    Es ist ein System, das dem Freiheitsbegriff näher ist und dem Begriff des selbstständigen Bürgers, weil es wird gebaut.
    Der Bürger wählt aus, wo und wie er wohnen will und bekommt dann die Hilfe gemäß seinen Einkommensbedingungen.
    Zweites Thema heute, der auf einen Samstag fallende Tag-Marie-Empfängnis, an dem vor allem der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer die Geschäfte offen halten will, obwohl die Gewerkschaft, der Sozialminister und auch weite Teile der Kirche dagegen sind.
    MOX-Meinung, er unterstützt Haslauer und meint, dies sollte jedes Bundesland eigenständig regeln, wie das etwa auch Niederösterreich und andere
    wer sich nun alles für die Erhaltung kirchlicher Feiertage einsetze.
    Ich habe ein positives Gefühl.
    Das ist natürlich ein hohen Ausmaß Heuchelei, wenn sich jetzt besonders linke Gruppen engagieren, einen Marienfeiertag um jeden Preis zu verteidigen.
    Also ich nehme das nicht ernst.
    Ich nehme insgesamt den Respekt vor den Feiertagen sehr ernst.
    Ich darf auch auf Ausführungen von Theologen verweisen, die durchaus hier
    Verantwortung der öffentlichen Hand auch übertragen und sagen, wir haben nie die Tradition gehabt des orthodoxen Sabbat, wo an einem kirchlichen Feiertag nichts getan werden darf.
    Ich wiederhole nochmals, das ist eine Ausnahmeregelung und dort wo sich
    extrem linke Gruppen oder auch linke Gruppen jetzt so engagieren um die Wahrung eines Marienfeiertages, nämlich sind sie nicht glaubwürdig?
    Zur Kirche an sich meinte der Oppen- und Erfolgspartei, es bestehe hier zweifellos eine gewisse Diskrepanz zwischen seiner Haltung und jener der meisten kirchlichen Würdenträger.
    Dennoch gehe er im Interesse flexiblerer Öffnungszeiten von seiner Haltung in dieser Frage nicht ab.
    soweit mein Bericht von der Pressekonferenz des ÖVP, ob man es alles mag, und zurück an das Studio des Mittagschanals.
    Berichterstatter war Roland Atrowitzer.
    Jetzt Auslandsberichte im Mittagschanal.
    Die griechische Insel Kreta ist heute Schauplatz eines libisch-französischen Gipfelgesprächs.
    Am Nachmittag treffen sich in einem kleinen Ort an der Südostküste Libyens Revolutionsführer Gaddafi und Frankreichs Staatschef Mitterand.
    Hauptthema des unter größter Geheimhaltung vorbereiteten Treffens
    an dem auch der griechische Ministerpräsident Papandreou teilnimmt, ist die Situation im Dschad.
    Zur Erinnerung, Frankreich und Libyen hatten sich im September darauf geeinigt, ihre im Dschad stationierten Truppen abzuziehen.
    Die offizielle Vollzugsmeldung über die Beendigung des Truppenabzugs kam am vergangenen Wochenende.
    Für die Chad-Regierung hat das Ganze jedoch einen Haken.
    Libische Truppen sollen nämlich, wie es aus der Hauptstadt Jamena heißt, weiterhin im Norden des an Libyen grenzenden Chad verblieben sein.
    Die Version vertreten auch die USA.
    Washington soll im Vorfeld des Treffens auf Kreta Kontakt mit der französischen Regierung aufgenommen haben, um mit Tehran die Augen zu öffnen über Gaddafi, den aus US-Sicht gefährlichsten Mann der Welt.
    Zur Ausgangslage für das libisch-französische Treffen mehr von Thomas Fuhrmann.
    Der Rafi lag seit Wochen in der Luft.
    Das einzige Hindernis für eine Begegnung scheint seit letztem Samstag aus dem Wege geräumt.
    Nach französischer Überzeugung haben sich die libyschen Truppen wie versprochen aus dem Schad völlig zurückgezogen.
    Das zwischen Frankreich und Libyen am 17.
    September dieses Jahres vereinbarte Abkommen über einen gleichzeitigen Truppenabzug wurde zum vorgesehenen Termin eingehalten.
    Diese von Paris und Tripolis offiziell am vergangenen Samstag in gleichem Wortlaut veröffentlichte Mitteilung wird allerdings von manchen bezweifelt.
    Dazu gehören in erster Linie der amtierende Staatschef des Charts, Tizien Habré, und die Vereinigten Staaten, deren Spionagesatelliten weiterhin libysche Militäreinheiten im Norden des Charts festgestellt haben sollen.
    Während Frankreich seine 3.000 Soldaten mitsamt ihrer Logistik tatsächlich aus dem Chart zurückgenommen hat,
    bleibt der libysche Gegenzug umstritten.
    Zur Erklärung dieser zentralen Frage soll das Gespräch zwischen dem französischen Präsidenten und dem libyschen Staatschef heute Nachmittag auf neutralem Boden dienen.
    Im Beisein und über Vermittlung des sozialistischen griechischen Premierministers Andreas Papandreou, der ebenso wie Österreichs Altkanzler Bruno Kreisky eine Vermittlerrolle zwischen Libyen und Frankreich spielt.
    Oberst Gaddafi hatte bereits vor Wochen seinen Wunsch nach einer direkten Begegnung mit François Mitterrand in einem Interview mit dem französischen Fernsehen ausgesprochen.
    Es ist auch bekannt, dass Gaddafi am liebsten zu einem offiziellen Besuch nach Paris eingeladen worden wäre.
    Dies hätte für ihn den ersten Ausbruch aus der politischen Isolation gegenüber Westeuropa bedeutet.
    Denn Gaddafi ist seit seiner Machtübernahme im Jahre 1969 nur in einem einzigen westeuropäischen Staat offiziell empfangen worden, in Österreich.
    Die Beziehungen zwischen Libyen und Frankreich sind seit langem kräftigen Wechselbädern unterzogen.
    Frankreich rangiert zwar unter den Waffenlieferanten der Jamaria an zweiter Stelle hinter der Sowjetunion.
    Dies geht auf eine unter den Vorgängern mit daraus Pompidou und Giscard d'Estaing eingeschlagene Politik zurück.
    Die libyschen Expansionsbestrebungen in den Chad, die aktive Unterstützung der verschiedenen Rebellengruppierungen,
    Die direkten militärischen Interventionen und die entsprechenden Gegenreaktionen Frankreichs erschwerten jedoch den Dialog erheblich.
    Dazu kamen noch Zwischenfälle wie die Zerstörung der französischen Botschaft in Tripolis durch eine aufgebrachte Volksmenge im Februar 1980.
    Im Gegensatz zu Großbritannien, Italien und anderen europäischen Ländern blieb Frankreich jedoch vom Terror gegen libysche Oppositionelle auf seinem Staatsgebiet verschont.
    Dafür unterstützt Libyen aktiv die Unabhängigkeitsbewegungen in den verschiedenen französischen Überseegebieten.
    Zuletzt hat sich eine Gruppe von 17 Mitgliedern einer separatistischen Partei Neukaledoniens mehrere Wochen lang zur Ausbildung in Libyen aufgehalten.
    Im Touristenort Agios Nikolaos auf Kreta wird es zwischen Mitterrand und Gaddafi daher heute Nachmittag vor allem aber nicht nur um den Tschad gehen.
    Gaddafi und Mitterrand konferieren auf Kreta, sie hörten Thomas Fuhrmann.
    Weiter nach Italien.
    Inmitten von Wirtschaftskrise und Korruptionsskandalen hat Italien seit einigen Jahren eine Art nationale Vaterfigur gefunden, den betagten Staatspräsidenten Sandro Pertini.
    Der 87-jährige eigenwillige Sozialist hatte als Partisanenführer im antifaschistischen Widerstand gekämpft,
    weist eine makellose, oft exzentrische politische Karriere auf und hat das vorwiegend zeremonielle Amt des Präsidenten politisch genutzt, unter anderem, um zum ersten Mal einen Sozialisten an die Spitze der italienischen Regierung zu berufen.
    Bertinis Popularität ist bekannt, überall wo er auftritt,
    empfangen ihn begeisterte Menschenmassen und auch im Ausland trifft er meist auf große Sympathie.
    Im kommenden Mai läuft nun seine Amtsperiode aus und trotz seines hohen Alters glaubten viele, er würde eben wegen seiner Beliebtheit noch einmal kandidieren.
    Bertini hat jetzt selbst dazu Stellung bezogen, Alfons Thalmer berichtet.
    Als Rom heute aufwachte, fand es die Antwort auf eines der größten und seit Monaten viel debattierten politischen Rätsel fix und fertig vor.
    Italiens Staatspräsident und mit Abstand populärste Persönlichkeit des Landes, Sandro Pertini, wird nach Ablauf seines siebenjährigen Mandats im kommenden Mai nicht zum zweiten Mal für die Hürde des Staatsoberhauptes kandidieren.
    Diese Entscheidung wurde mitten in der vergangenen Nacht nach dem Besuch Pertinis in der Redaktion und in der Druckerei der großen Turiner Tageszeitung La Stampa bekannt, nachdem der Präsident der Republik seit Monaten
    entweder dunkel-orakelhafte oder eher positiv andeutende Antworten auf diese Frage zu geben pflegte, wurde er von einem Zeitungssetzer nun gefragt.
    Präsidente, werden Sie im Frühling wieder kandidieren?
    Nein, bin wirklich zu alt, war die Antwort der Dillis.
    Und in seiner launigen Art, die eines der Geheimnisse seiner Beliebtheit ist, drückte er hinzu.
    Stellt euch nur vor, ich würde wieder gewählt werden.
    Meine Frau würde sofort die Scheidung beantragen.
    Und wo finde ich in meinem Alter ein anderes Weib?
    Signora Pertini, mehr als 30 Jahre jünger als ihr Mann, von Beruf Sozialhelferin, tritt übrigens nie in der Öffentlichkeit auf.
    Das war ihr eigener Wunsch.
    Der Präsident wohnt jedoch nach wie vor mit ihr in der kleinen Privatwohnung.
    In dem majestätischen Kriminalpalast begibt er sich wie ein braver Beamter
    pünktlich und nur zu Amtszeiten.
    Obwohl schon 87 Jahre alt, erweckte Bertini bis vor kurzem den Eindruck, er würde gerne eine zweite Amtsperiode antreten, deren Erfüllung er im Alter von 95 Jahren erreichen würde.
    Er ist für sein Alter außerordentlich frisch, gesund und lebhaft.
    Allerdings, auch gestern, während seines Besuches im Turiner Autosalon,
    waren Müdigkeitserscheinungen im Auftreten und im Reden doch bemerkbar.
    Was aber Persili vor allem beeindruckt und zur Überlegung veranlasst haben mag, ist der vor einer Woche erfolgte Tod und das Begräbnis eines großen und vielbewunderten Freundes, nämlich des bedeutenden neapolitanischen Schauspielers und Comedienautors Eduardo de Filpo,
    der bis zuletzt sehr aktiv geblieben, aber dann im Alter von 82 Jahren, fünf Jahre jünger als Bertini, gestorben war.
    Bertinis Verzicht schafft jetzt eine Klarheit und zugleich eine neue Vernebelung der ohne dies undurchsichtigen innenpolitischen Situation.
    Es gibt keinen eindeutigen Kandidaten für die Nachfolge.
    Der bisher meistbesprochene, der christliche Demokrat, Giulio Andreotti,
    wird wahrscheinlich als Minister zwar die vielen Affären, die ihm zugeschrieben werden, politisch irgendwie überleben.
    Als Präsidentschaftskandidat ist er aber schon in diesen Tagen und Wochen endgültig.
    Bertini kandidiert nicht noch einmal für das Amt des italienischen Staatspräsidenten.
    Sie hörten einen Bericht von Alfons Dalma.
    Ein Sprung jetzt in den fernen Osten.
    In der neutralen Waffenstillstandszone von Panmunjom haben heute Handels- und Wirtschaftsgespräche zwischen Nord- und Südkorea begonnen.
    Diese Gespräche gelten als die wichtigsten Nord-Süd-Gespräche in Korea seit zwölf Jahren.
    Das Treffen steht im Zeichen eines Tauwetters zwischen den beiden Teilen Koreas, eines Tauwetters, das im September begann, als nordkoreanische Hilfslieferungen für die Opfer der Überschwemmungskatastrophe von Südkorea akzeptiert wurden.
    Für nächste Woche sind Rot-Kreuz-Gespräche zwischen Nord und Süd über die Familienzusammenführung angesetzt.
    Die überraschende Entspannung steht nicht zuletzt im Zeichen der für 1988 in Seoul geplanten Olympischen Spiele, wie Harry Sichrovsky in der folgenden Analyse feststellt.
    Damit die Welt auf der koreanischen Halbinsel wieder in Ordnung kommt, musste sie in Unordnung geraten.
    Die Ordnung, das waren bisher laufende Angebote beider Seiten zur Kontaktaufnahme und Zusammenarbeit mit dem Ziel der Wiedervereinigung.
    Damit wurde zwar einerseits einem Herzenswunsch der 50 Millionen Koreaner Rechnung getragen, freilich in der berechtigten Hoffnung, dass man der anderen Seite durch deren Ablehnung den schwarzen Peter zuschieben konnte.
    Seit einigen Monaten aber funktioniert das System nicht mehr.
    Das Hilfsangebot Nordkoreas für die Hochwasseropfer wurde überraschenderweise vom Süden angenommen, doch mit der Auflage, dass man den nordkoreanischen LKWs nicht gestatten würde, bis Seoul zu fahren.
    Die zweite Überraschung war dann die Annahme dieser Bedingung durch Nordkorea.
    Die Hilfsgüter wurden in Panmunjom ausgeladen.
    Der nächste Schlag war von nordkoreanischer Seite die Akzeptierung des Vorschlags für bilaterale Wirtschaftsgespräche.
    Obendrein wurden noch für den 20.
    November Rot-Kreuz-Gespräche über die Familienzusammenführung vereinbart.
    Dass die koreanische Welt in Bewegung geraten war, konnte man bereits spätestens durch die Annahme neuer Wirtschaftsgesetze in Nordkorea widern, die die Beteiligung ausländischen Kapitals und ausländischer Investitionen mit Schutzmaßnahmen zur Steuerfreiheit und Ausfuhrfreiheit für Profite legalisieren.
    Ausländische Firmen und selbst Einzelpersonen werden eingeladen, sich an Joint Ventures im Bauwesen, Transport, Tourismus sowie allgemein auf den Gebieten Wissenschaft und Technologie zu beteiligen.
    Die neue chinesische Wirtschaftsordnung und das Abkommen über die Zukunft Hongkongs haben hier zweifellos ausgestrahlt.
    Der Wirtschaftsverkehr der bislang total isolierten beiden Koreas wäre jedoch keine Einbahnstraße.
    Denn auch Südkorea ist brennend am Handel mit dem Norden interessiert.
    Das ganze Korea ist historisch ein einheitliches Wirtschaftsgebiet, untereinander ergänzend.
    Nordkorea besitzt einen Reichtum an Rohstoffen, Wasserkraft und Meeresvegetation, die in der koreanischen Küche eine große Rolle spielt.
    Südkorea hat dafür eine hochentwickelte Konsumgüterindustrie samt Elektronik und das technische Know-how zu offerieren.
    Ein Beispiel dafür, was der Wirtschaftskontakt zwischen Nord und Süd praktisch bedeuten würde.
    Südkorea muss Anthrazit-Kohle aus dem fernen Südafrika beziehen, zum Tonnenpreis von 43 Dollar, wobei allein die Transportkosten 13 Dollar pro Tonne betragen.
    Käme die Kohle aus dem benachbarten Norden, würden die Transportkosten faktisch wegfallen und sich die Kohle um ein Drittel verbilligen.
    Die Wirtschaft Südkoreas ist einseitig orientiert.
    Zwei Drittel des Exports gehen nach den USA und Japan, beides Länder, die der südkoreanischen Wirtschaft durch harten Protektionismus immer wieder schwere Rückschläge versetzen.
    Eine Rückendeckung durch den Handel mit dem Norden käme Seoul nicht ungelegen.
    Denn mit 40 Milliarden Dollar ausländischen Krediten schwer verschuldet, ist Südkorea am Exportmarkt nach allen Richtungen interessiert.
    So kurios es klingen mag, wie die gesamte Bewegung auf der koreanischen Halbinsel, stehen auch die nüchternen Wirtschaftsverhandlungen im Schatten der an Seoul vergebenen Olympischen Spiele 1988.
    Südkorea erhofft sich von den Spielen eine Annäherung an die Sowjetunion und den Ostblock, vor allem aber an China.
    Nach Meldungen in der südkoreanischen Presse laufen sogar Verhandlungen, einzelne Bewerber nach Nordkorea zu verlegen, um jede sowjetische Boykott-Wiederholung auszuschließen.
    Eine gemeinsame koreanische Olympiamannschaft steht nach wie vor auf der Tagesordnung.
    Auf der anderen Seite aber steht das südkoreanische Militärregime unter Zugzwang, sein innenpolitisches Image aufzupolieren, um sich den 200.000 erwarteten Gästen im besten Licht zu präsentieren.
    Die ständigen Studentenproteste sind dazu ebenso wenig förderlich wie die angekündigte Rückkehr des Oppositionspolitikers Kim Dae-jung aus den USA, der für so manchen südkoreanischen Politiker das Gespenst der Akino-Tragödie auf den Philippinen heraufbeschwören könnte.
    Ein Beitrag von Harry Sichrovsky.
    Ein Hinweis jetzt auf das heutige Journal Panorama, das Thema Nicaragua nach den Wahlen.
    Sie hören die Zusammenfassung einer Podiumsdiskussion unter anderem mit Andreas Kohl von der Politischen Akademie der ÖVP, mit Peter Jankowitsch, internationaler Sekretär der SPÖ,
    Jesuiten, Pater, Professor Bücherle und andere.
    Die Diskussion gestern Abend im Albert-Schweizer-Haus in Wien hat Brigitte Fuchs zusammengefasst fürs Journal Panorama, heute 18.30 Uhr, Österreich 1.
    Die Zeit 12.50 Uhr ist es gleich 10 Minuten vor 13 Uhr.
    Im Bundesländerhaus in Wien wird heute Abend eine Lesung unter dem Motto Gegenwartsliteratur in Vorarlberg angekündigt, was als etwas offizielle, vielleicht sogar alibihafte Veranstaltungsankündigung verstanden werden könnte, verspricht dieser Abend in Wirklichkeit eine Begegnung mit aufregender Gegenwartsliteratur ohne aufgesetzten Lokalpatriotismus zu werden.
    Das meint Brigitte Hofer, nachdem sie Ausschnitten aus Beiträgen, die Ingrid Buganik und deren Vorarlberg lebende Türke Kunde Csurdum heute Abend lesen werden, gehört hat.
    Zuerst eine Probe aus einem Gedicht von Ingrid Buganik.
    Das Gedicht wartet nicht, dazu hat es keine Zeit.
    Wer ihm nachstellt, den legt es herein.
    Wer sich ihm anbiedert, den verfolgt es.
    Das Gedicht besitzt einen Teint, als ob es aus dem Gefängnis kommt.
    Ich fand Textstellen des Gedichts in einer Süßwarenfabrik.
    Die meisten Verse lagen auf der Straße.
    Im Paradies fand ich keinen Text, aber dort war es auch trüb.
    Nach dem Roman Fasnacht und dem ungewöhnlichen Kriminalroman La Habanera bezeichnet Ingrid Puganik diesen unveröffentlichten Text als Gedicht.
    Ich schreibe einen Stil.
    weil ich denke, dass nicht in den Geschichten, nicht in der Thematik das Engagement eines Autos erkennbar wird, sondern in der Form.
    Da kann er sich nicht verstellen.
    Nicht verstellen will sich auch die junge, zarte Schriftstellerin im Gespräch, sodass ihre Verschlossenheit logische Folge bleibt.
    Sie ist in Kärnten geboren, lebt aber von Kindheit an in Vorarlberg.
    Ich bin abhängig von der Landschaft und ich liebe die Landschaft in Vorarlberg.
    Ich bin aufgewachsen in Vorarlberg.
    Ich bin dort zu Hause.
    Ich lebe dort auch an der Grenze, das habe ich gern.
    Über die Grenzen ging der Türke Kundet Şurdum vor 13 Jahren.
    Am österreichischen Gymnasium in Istanbul lernte er Deutsch.
    Nun schreibt er in Vorarlberg.
    Texte für Menschen.
    Er würde sie überall schreiben.
    Heute Abend wird er unter anderem sein Gedicht »In der Folterkammer« lesen.
    An der Wand hängen keine Ketten, kein Blasebalg in der Mitte, keine Zangen, nur ein Stuhl, ein blaues und ein rotes Kabel und Steckdosen.
    Wer hier schreit, sieht eine nackte Frau, umschlungen von einer Schlange, die bist du nicht.
    Ich sitze da und schreie.
    Wer die Knöpfe drückt, wird auch schreien.
    Die Kammer, der Stuhl, er und ich, wir sind in einer Hand, die uns alle drückt.
    Die Bürde des Schriftstellers, der nicht schweigen kann, würde der in Vorarlberg schreibende Türke Kundet Şurdum in jedem Land spüren.
    Es ist eine harte Arbeit.
    Es ist eine harte Arbeit, wenn man mit einer Hälfte schreibt, zum Beispiel wie ich.
    Nämlich die deutsche Sprache ist nicht meine sogenannte Muttersprache.
    Mit Mühe und Not schreibe ich, aber ich weiß, ich habe das Gefühl, dass ich eine Form in dieser Sprache finde, die mir gefällt.
    Wie jeder andere Gastarbeiter bin ich ausgegangen, um mir eine Arbeitsstelle zu finden.
    Wenn man in einem anderen Land lebt, dann weiß man sofort, dass die Welt nicht aus einem einzigen Land besteht.
    Es ist gut, wenn man die Grenzen überschreitet, man kennt dann die Menschen.
    Und man erfährt plötzlich, dass die Menschen überall gleich sind.
    Wenn man in einem Land bleibt,
    Dann hat man die falschen Vorurteile, die tödlich sind für die anderen meistens.
    Ich freue mich, dass ich dort und hier gelebt habe und dort und hier lebe.
    In welchem Kontakt stehen Sie mit österreichischen Schriftstellern?
    Sind sie akzeptiert?
    Bei meinen lieben Autoren, Schriftstellern, bei diesen Freunden fühle ich mich als Freund.
    Also ich fühle mich bei den Schriftstellern sehr wohl.
    Also da bin ich plötzlich nicht mehr ein Gastarbeiter.
    Ich fühle mich aber nicht sehr wohl, wenn ich etwas einkaufe.
    In einem Geschäft fühle ich mich nicht wohl.
    Da bin ich wirklich ein Fremder.
    Eine Begegnung mit Schriftstellern ohne Eitelkeit, die sich lohnen könnte.
    Gemeinsam mit Ingrid Puganik und Kurdet Shurdum lesen Monika Helfer-Friedrich und Wolfgang Lindner.
    Heute Abend im Bundesländerhaus in Wien.
    Nach diesem Beitrag von Brigitte Hofer, nun fünf Minuten vor 13 Uhr, noch ein Nachrichtenüberblick.
    Österreich.
    Die Inflationsrate betrug im Oktober 5,2 Prozent und war damit niedriger als im September mit 5,6 Prozent.
    Die geringe Indexsteigerung im Oktober gegenüber dem Vormonat wurde nach Angaben des Statistischen Zentralamtes durch die Preiserhöhung bei Benzin sowie durch saisonbedingte Verteuerungen für Gemüse und Bekleidung verursacht.
    In Italien betrug die Inflationsrate im Oktober 9,1%, in der Schweiz 3,1% und in der Bundesrepublik Deutschland 2,1%.
    Bautenminister Sekhanina hat heute ausgeschlossen, dass es in absehbarer Zukunft in Österreich zu einer Generalmaut für Autobahnen oder zur Einführung eines sogenannten Piccadills kommen werde.
    Anlass für die Äußerungen des Ressortschefs war die Diskussion um das Autobahn-Piccadill, das in der Schweiz eingeführt wird und das vor allem von der Bundesrepublik Deutschland bekämpft wird.
    Zur Diskussion, ob zu Maria Empfängnis, einem Samstag heuer, die Geschäfte offen halten dürfen, sagte ÖVP-Obmann Mock heute, diese Frage soll jedes Bundesland selbst entscheiden.
    Mock unterstützt in dieser Frage den Salzburger Landeshauptmann Haslauer, der die Geschäfte offen halten lassen will.
    Es sei eine Heuchelei, sagte Mock, wenn linke Gruppen heute Marienfeiertage verteidigen.
    Er persönlich sei aber selbstverständlich für die Achtung von Feiertagen.
    Weiters hat der ÖVP-Vorstand heute beschlossen, eine neue Wohnungsinitiative zu starten, die das Eigentum massiv fördert und von der Objekt- auf die Subjektförderung übergeht.
    Im dritten WBO-Prozess in Eisenstadt hat Staatsanwalt Werner Nussbaumer am Vormittag in seinem Plädoyer Schuldsprüche und unbedingte Freiheitsstrafen für alle vier Angeklagten gefordert.
    Der öffentliche Ankläger sagte, eine bedingte Strafnachsicht erscheine ihm aufgrund der enormen Schadenssummen ausgeschlossen.
    Als erster Verteidiger für den Angeklagten Karl Schmidt plädierte Rechtsanwalt Karl Weiß auf Freispruch.
    Die Urteile sind für die frühen Abendstunden zu erwarten.
    Im Siemens-Bauelementewerk in Villach wird heute die modernste Halbleiterproduktion Europas eröffnet.
    Die Investitionssumme lag bei 1,5 Milliarden Schilling.
    Siemens kann dadurch vor allem den Technologievorsprung Japans und der USA wesentlich verkürzen.
    Bundespräsident Kirchschläger hat am Vormittag nächst der UNO-City in Wien-Donau-Stadt das neue Gebäude der Internationalen Schule Wien eröffnet.
    In dem neuen Gebäude werden etwa 1150 Schüler aus 73 Ländern unterrichtet.
    Davon stammen 45 Prozent aus Familien von UNO-Angehörigen, 23 Prozent aus Diplomatenfamilien, 22 Prozent aus Familien von ausländischen Geschäftsleuten, 10 Prozent sind Österreicher.
    Italien Staatspräsident Sandro Pertini will bei den nächsten Präsidentenwahlen im Frühjahr nicht mehr kandidieren.
    Der 88-jährige Staatschef sagte humorvoll während eines Besuchs des Automobilsalons in Turin, er sei zu alt.
    Seine Frau würde die Scheidung einreichen, wenn er sich wieder um das Amt bewerben würde.
    Und wie sollte er bei seinem Alter eine andere finden?
    Nicaragua.
    Nach Angaben von Außenminister Miguel Descoto planen Nicaragua und die USA eine neue Gesprächsrunde zur Beilegung ihrer Differenzen.
    Sie werde wieder in den mexikanischen Badeort Manzanillo stattfinden.
    Beide Länder hätten sich auf ein Datum geeinigt, sagte Descoto, den Termin nannte er allerdings nicht.
    Unterdessen wurden in Managua als Teil der Mobilmachung gegen eine befürchtete amerikanische Invasion 40 militärische Ausbildungszentren eingerichtet.
    Griechenland
    Zu Gesprächen über die Lage in Tschad sind am Vormittag der französische Präsident François Mitterrand und der libysche Revolutionsführer Muammar Gaddafi auf der Insel Kreta eingetroffen.
    Beide Politiker werden zunächst zu getrennten Unterredungen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Andreas Papandreou zusammentreffen, der die Begegnung arrangiert hat.
    Nun die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    An der Alpen-Nordseite mitunter Auflockerungen, sonst reichlich bewölkt und vor allem im Süden Schneefall.
    Nachmittagstemperaturen minus ein bis plus sechs Grad.
    Das war wieder eine Stunde ausführlicher Mittagsjournalinformation.
    Es ist gleich 13 Uhr.
    Fürs Team des aktuellen Dienstes verabschiedet sich Udo Bachmeier einen recht angenehmen Nachmittag.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse: Warum reagiert die CSSR so hart ?
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Handelsminister Steger zu Technologietransfer
    Einblendung: Norbert Steger
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Steger, Norbert [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Politik ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Siemens eröffnet Chips-Werk in Villach
    Einblendung: Siemens-Generaldirektor Kaske
    Mitwirkende: Pressien, Theo [Gestaltung] , Kaske, Karlheinz [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konflikt BRD - Schweiz um Autobahngebühren
    Einblendung: BRD-Verkehrsminister Dollinger, Schweizer Finanzminister Stich, Bautenminister Sekanina
    Mitwirkende: Hochreutener, Norbert [Gestaltung] , Hutar, Herbert [Gestaltung] , Dollinger, Werner [Interviewte/r] , Stich, Otto [Interviewte/r] , Sekanina, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖVP-Vorstand, Mock zu Bauförderung, 8. Dezember
    Einblendung: Alois Mock
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Mock, Alois [Gestaltung]
    Datum: 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Treffen Mitterrand - Gaddafi - Papandreu in Kreta
    Mitwirkende: Fuhrmann, Thomas [Gestaltung]
    Datum: 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italienischer Staatspräsident Pertini kandidiert nicht mehr
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Beginn der Wirtschaftsgespräche Nord - Südkorea
    Mitwirkende: Sichrovsky, Harry [Gestaltung]
    Datum: 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Gegenwartsliteratur in Vorarlberg"
    Einblendung: Ingrid Puganigg, Kündeyt Sürdüm
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Puganigg, Ingrid [Interviewte/r] , Surdum, Kundeyt [Interviewte/r]
    Datum: 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Bildung ; Literatur ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.11.15
    Spieldauer 00:59:50
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.11.15 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-841115_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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