Mittagsjournal 1985.01.26

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Samstag-Mittags-Journal begrüßt Sie Werner Löw.
    Schwerpunkt unserer Berichterstattung bleibt auch heute die Diskussion um die Vorgangsweise von Verteidigungsminister Frischenschlager bei der Überstellung des ehemaligen SS-Offiziers Walter Reda aus der italienischen Haft nach Österreich.
    Dass der Minister persönlich den als Kriegsverbrecher verurteilten Heimkehrer begrüßt hat, das hat Frischenschlager schwere Kritik von praktisch allen Seiten eingetragen.
    Gleich nach den Nachrichten bringen wir heute dazu ein ausführliches Interview mit Minister Frischenschlager.
    Der Verteidigungsminister verteidigt sich.
    Wenn Sie mich fragen, ob ich so, wie es jetzt gelaufen ist, das für falsch betrachte, muss ich sagen, dass eine derartige Fehlinterpretation meiner Person und der ganzen Aktion und damit auch natürlich
    die politische Öffentlichkeit, dass diese Fehlinterpretation möglich wurde, bedauere ich zutiefst und ist sicherlich eine falsche Entwicklung.
    Zum Thema frischen Räder, wie es mittlerweile in Pressekommentaren genannt wird, dann auch eine ausführliche Inlandspresse-Schau und auch unser heutiger Gast im Journal.
    Das ist nämlich der ehemalige Präsidentschaftskandidat der Freiheitlichen, Botschafter Wilfried Gredler.
    Die weiteren Journalthemen dann.
    Eine Kontroverse darüber, welche Berufsbefugnisse mit dem Abgangszeugnis einer Fachschule verbunden bleiben sollen.
    Ein Gespräch mit dem Chefredakteur der Moskauer Parteizeitung Pravda über den Stand des Ost-West-Dialogs, der jetzt konkret im März in Genf wieder weitergehen soll.
    Und ein Bericht über die neue Lateinamerika-Reise von Papst Johannes Paul II., die er heute Vormittag angetreten hat.
    Im Kulturteil schließlich eine Würdigung des bekannten Schauspielers Bernhard Minetti.
    Er ist heute 80 Jahre alt.
    Zunächst aber die Nachrichten.
    Zusammengestellt hat sie als verantwortlicher Redakteur Helmut Koller.
    Nachrichtensprecher ist Wolfgang Grimerschmid.
    Österreich.
    Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager hat sich heute vor Journalisten in Wien tief betroffen über Ausmaß und Inhalt des Echos auf sein Verhalten beim Eintreffen des früheren SS-Offiziers Walter Reder in Österreich gezeigt.
    Frischenschlager meinte, dadurch habe seine Aktion eine Dimension angenommen, die weder beabsichtigt noch geplant gewesen sei.
    Der Verteidigungsminister wies darauf hin, dass er sich um die Angelegenheit Reeder auf Versuchen von Außenminister Leopold Graz gekümmert habe, räumte aber ein, mit Bundeskanzler Sinowaz habe er darüber nicht gesprochen.
    Sinowaz bezeichnete die Vorgangsweise Frischenschlagers gestern Abend als einen schweren politischen Fehler.
    Frischenschlager reagierte darauf mit der Äußerung, er nehme diese Kritik zunächst zur Kenntnis, denke aber nicht an Rücktritt.
    Der Verteidigungsminister soll heute einen offiziellen Besuch in Ägypten antreten.
    Der außenpolitische Sprecher der ÖVP, Ludwig Steiner, und der Wehrsprecher der Volkspartei, Felix Ernakura, haben in einer Aussendung eine genaue Information des Parlaments über die Redeabmachungen zwischen Österreich und Italien verlangt.
    Gemeinsam erklärten beide Abgeordneten, die Entlassung Reders entspreche humanitären Überlegungen und sei grundsätzlich zu begrüßen.
    Die Affäre weite sich aber zu einer Art Kabinettsjustiz aus.
    Verlangt wird Aufklärung, warum gerade der Verteidigungsminister und Einrichtungen des Bundesheeres, aber nicht der Innenminister und die Polizei beauftragt wurden, Reder bei seinem Eintreffen in Österreich in Empfang zu nehmen.
    Der stellvertretende FPÖ-Vorsitzende und Landesparteiobmann der Freiheitlichen in Oberösterreich, Horst Schender, hat Verteidigungsminister Frischenschlager in Schutz genommen.
    Schender sagte, Frischenschlager habe sich im Fall Rehder korrekt verhalten.
    Er habe nur die Tradition führender österreichischer Politiker fortgesetzt.
    Die Bundeskanzler, von Gorbach bis Sinowaz und alle Bundespräsidenten hätten sich für die Freilassung Rehders in Rom massiv eingesetzt.
    Die Bundesleitung der katholischen Jugend hat wörtlich ihre Betroffenheit über das Verhalten frischen Schlagers ausgedrückt.
    Eingeräumt wird, dass sich auch Kardinal König aus humanitären Gründen für die Enthaftung Rehders eingesetzt hat.
    Die Kinderfreunde haben in einer Aussendung gegen die Art und Weise protestiert, in der die Rückkehr des ehemaligen SS-Offiziers nach Österreich durchgeführt worden ist.
    Der Vorsitzende des Wiener Bildungsausschusses der SPÖ, Abgeordneter Ernst Nedved, hat in der sozialistischen Korrespondenz die Vorgangsweise und nachträglichen Erklärungen Frischenschlagers als einen negativen Beitrag zum bevorstehenden 40.
    Jahrestag der Befreiung Österreichs von der Nazi-Herrschaft bezeichnet.
    Ein Mitglied der Bundesregierung habe durch sein Verhalten die Aufarbeitung der Zeitgeschichte torpediert, meint Nedved.
    Italien
    Die Regierung in Rom hat zur Freigabe Redas erklärt, der frühere SS-Offizier sei nicht freigelassen, sondern nach Österreich überstellt worden.
    Die österreichischen Behörden hätten sich verpflichtet, Reda bis zum eigentlichen Entlassungstermin in einem halben Jahr zu überwachen.
    In Wien tagt bis kommenden Montag das Exekutivkomitee des Jüdischen Weltkongresses.
    An der Konferenz nehmen mehr als 200 Delegierte und Beobachter jüdischer Gemeinden teil.
    Auch Vertreter der katholischen Kirche und Delegationen aus Osteuropa sind anwesend.
    Hauptthemen sind die Nahostpolitik, der Antisemitismus, die Ost-West-Beziehungen und die Lage der Juden in der Sowjetunion.
    Der Jüdische Weltkongress wurde 1936 mit dem Ziel gegründet, in notgeratenen jüdischen Gemeinden zu helfen.
    USA, Sowjetunion.
    In Washington und Moskau soll heute um 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit gleichzeitig der Termin für die neuen Abrüstungsverhandlungen zwischen den beiden Großmächten offiziell bekannt gegeben werden.
    Der ORF-Korrespondent in den Vereinigten Staaten teilte mit, die Gespräche würden vermutlich am 5.
    März in Genf aufgenommen.
    Das Außenministerium in Moskau hat eine Pressekonferenz angekündigt.
    Die neuen Rüstungskontrollgespräche wurden zwischen den Außenministern der USA und der UdSSR, George Shultz und Andrej Gromyko, am 7. und 8.
    Jänner in Genf vereinbart.
    USA Die amerikanische Raumfahrt Discovery soll einen Spionagesatelliten ausgesetzt haben.
    Das wurde aus dem amerikanischen Raumfahrtzentrum Cap Canaveral bekannt.
    Der zweieinhalb Tonnen schwere Satellit soll dazu bestimmt sein, Funksprüche sowjetischer Diplomaten und Militärs abzuhören.
    Über die Mission des Raumschiffes wurde von den Amerikanern eine Nachrichtensperre verhängt.
    VATIKAN
    Papst Johannes Paul II.
    hat heute Vormittag eine zwölftägige Reise durch Süd- und Mittelamerika angetreten.
    Erste Station ist Venezuela.
    Danach wird das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche in Ecuador, Peru und Trinidad erwartet.
    Der Papst wird zwei Seligsprechungen und eine Priesterweihe vornehmen.
    Der kubanische Staats- und Parteichef Fidel Castro erklärte unterdessen, er habe Johannes Paul II.
    bereits vor zwei Jahren nach Kuba eingeladen.
    Er wollte in Rom oder Havanna mit ihm zusammentreffen.
    Vor seiner Abreise aus Rom hat der Papst die Einberufung einer außerordentlichen Bischofssynode vom 25.
    November bis 8.
    Dezember angekündigt.
    Anlass ist der 20.
    Jahrestag des von 1962 bis 1965 dauernden Zweiten Vatikanischen Konzils.
    Frankreich, Neukaledonien
    Der um sechs Monate verlängerte Ausnahmezustand in dem französischen Überseegebiet tritt morgen nach dreitägiger Pause wieder in Kraft.
    Das Hochkommissariat in der Hauptstadt Noumea teilte mit, die Maßnahme, die nach schweren Unruhen am 12.
    Jänner für zwölf Tage verhängt worden war, könne erst nach einer entsprechenden Verordnung wieder wirksam werden.
    Die bisher geltende Ausgangssperre zwischen 21 Uhr und 5 Uhr früh soll um zwei Stunden verkürzt werden.
    Die Verlängerung des Ausnahmezustandes war gestern von der Nationalversammlung in Paris beschlossen worden.
    Frankreich.
    Ein hochrangiger Beamter des Verteidigungsministeriums ist bei einem Terroranschlag in einem Vorort von Paris erschossen worden.
    Der stellvertretende Direktor für internationale Angelegenheiten, René Audrin, wurde von sechs Kugeln getroffen und war auf der Stelle tot.
    Die Attentäter konnten flüchten.
    Zu dem Anschlag hat sich die linksextreme Terrororganisation Aktion Direkt bekannt.
    Die Bewegung sympathisiert mit der deutschen Untergrundorganisation Rote Armee Fraktion.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Schauspieler Bernhard Minetti feiert heute seinen 80.
    Geburtstag.
    Der in Kiel geborene Charakterdarsteller war am Staatstheater Berlin, später auch in Hamburg und Düsseldorf tätig.
    Minetti verkörperte auch zahlreiche Rollen in Filmen und im Fernsehen.
    Argentinien.
    Die Andenprovinzen sind heute früh von einem heftigen Erdbeben erschüttert worden.
    Nach ersten Berichten sollen eine Person getötet und mehrere Menschen verletzt worden sein.
    Einzelheiten sind nicht bekannt.
    Die Erdstöße sollen die Stärke 8 auf der nach oben offenen Richterskala erreicht haben.
    Die Wetterlage.
    Ein über Mitteleuropa ostwärts ziehendes Tief steuert vorübergehend feuchtmilde Atlantikluft gegen die Alpen.
    An seiner Rückseite wird jedoch im späteren Verlauf des Sonntags und in der Nacht zum Montag ein Kaltlufteinbruch erfolgen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Bereits reichliche oder vom Westen her zunehmende Bewölkung und strichweise Niederschlag, in tiefen Lagen Regen, lokal gefrierend und Glatteisgefahr.
    Winde aus Südost bis West.
    Nachmittagstemperaturen minus 1 bis plus 8 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 3 bis plus 5 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Veränderlich bis stark bewölkt, gebietsweise Niederschlag.
    Schneefallgrenze vorerst noch um 800 Meter Höhe.
    Im Tagesverlauf Kaltlufteinbruch mit lebhaftem bis stürmischem Nordwestwind.
    Dabei Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen sinkend.
    Frühtemperatur minus 3 bis plus 5 Grad, tagsüber im Osten und Süden örtlich noch Erwärmung bis plus 7 Grad, im weiteren Tagesverlauf jedoch allmäh merklich Temperaturrückgang.
    Das Wetter am Montag meist sonnig, aber kalt.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, plus 1°.
    Eisenstadt stark bewölkt, plus 5°.
    Südostwind 10 km in der Stunde.
    Linz stark bewölkt, minus 1°.
    Salzburg stark bewölkt, plus 3°.
    Südostwind 20 km.
    Innsbruck stark bewölkt, plus 1°.
    Westwind 15 km.
    Bregenz bedeckt, plus 6°.
    Südostwind 20 km in der Stunde.
    Graz stark bewölkt 0 Grad und Klagenfurt stark bewölkt minus 4 Grad.
    Es ist zwölf Minuten nach zwölf, Sie hören das Mittagsschonal des aktuellen Dienstes.
    Was Bundeskanzler Sinovac gestern einen schweren politischen Fehler nannte, was die Presse im Ausland überwiegend entweder Dummheit oder politische Provokation, mehr als eine Geschmacklosigkeit oder Verhöhnung der Opfer von Marza Botton nennt,
    Das ist natürlich auch in Österreich selbst seit Donnerstagabend das innenpolitische Thema Nummer eins.
    Nämlich die Begrüßung des ehemaligen SS-Offiziers Walter Reda bei dessen Heimkehr aus der italienischen Militärhaft durch den Verteidigungsminister persönlich.
    Und zusätzlich die Erklärung Frischenschlages dabei, er sehe in Reda nicht den verurteilten Kriegsverbrecher, sondern den letzten heimkehrenden österreichischen Kriegsgefangenen.
    Die italienische Regierung hat ihrerseits mittlerweile übrigens dazu ihre Ansicht festgestellt, Reda sei nicht vorzeitig freigelassen worden, sondern bloß den österreichischen Behörden überstellt, die sich verpflichtet hätten, Reda bis zum vorgesehenen Zeitpunkt des Haftendes, das heißt ein weiteres halbes Jahr, zu überwachen.
    Jedenfalls gab heute Verteidigungsminister Frischenschlager, nachdem eine derartige Erklärung gestern nicht zustande kam, heute gab er in einer improvisierten Pressekonferenz eine Erklärung ab.
    Er sei, so Frischenschlager, tief betroffen über Ausmaß und Inhalt des weltweiten Echos auf seine Aktion.
    Eine der Bedingungen der italienischen Regierung für die Rückführung Redas sei die absolute Geheimhaltung dieser Aktion gewesen.
    Es sei vereinbart gewesen, dass die Öffentlichkeit erst am Abend des Übernahmetages, also des Donnerstags, in Wien und Rom gemeinsam über die Aktion informiert werde.
    Durch eine Indiskretion einer italienischen Nachrichtenagentur sei die Geheimhaltung aber vereitelt worden.
    Und deshalb habe die Aktion nun eine Dimension erhalten, die weder beabsichtigt noch geplant war.
    soweit die Erklärung von Verteidigungsminister Frischenschlager.
    Daran anschließend führten Leopold Estl und Hans Besenberg mit dem Verteidigungsminister das folgende Interview.
    Herr Bundesminister Dr. Frischenschlager, Bundeskanzler Sinowaz hat sich von Ihnen distanziert und wörtlich von einem schweren politischen Fehler gesprochen, diesen Bericht verlangt.
    Nach Ihren jetzigen Klarstellungen heißt das, dass der Bundeskanzler offensichtlich über die Vorgänge nicht informiert gewesen sein kann.
    Ich bitte noch einmal, sich die Abläufe zu vergegenwärtigen.
    Am Mittwoch in der Früh erfahre ich, dass am nächsten Tag in der Früh die Überstellung von den italienischen Behörden nach Österreich durchgeführt wird.
    Außenminister Graz hat natürlich
    in seiner Verantwortung als Außenminister hier die erste Information bekommen.
    Es war also wenig Zeit und ich kann davon ausgehen, dass die Rückkehr Redas, für die Gott und die Welt interveniert hat, vom Papst abwärts, dass diese Rückkehr im Interesse Österreichs liegt.
    Und dazu stehe ich auch.
    Und dass ich als Verteidigungsminister, der die Möglichkeiten hat, das so durchzuführen, wie es vereinbart wurde, und dass ich dafür auch mich persönlich eingesetzt habe, dazu stehe ich auch.
    Ich habe kein Interesse daran gehabt, dass es in der Öffentlichkeit hinausgeht.
    Und ich habe nichts dazu getan, dass es hinausgeht.
    Alle diese Dinge
    werde ich nun in den Bericht, den ich persönlich verfassen werde und den ich dem Bundeskanzler persönlich übergeben werde, darlegen.
    Hätten Sie sich in einer so heiklen Sache nicht auch der Zustimmung des Bundeskanzlers versichern müssen, was dann vielleicht vermieden hätte, dass er Ihnen jetzt vorwirft, einen schweren politischen Fehler begangen zu haben?
    Ich habe die ganze Aktion unter der Annahme abgewickelt,
    dass die Öffentlichkeit ausgeschlossen bleibt.
    Es wäre diese meine persönliche Anwesenheit unter dieser Annahme überhaupt nicht an die Öffentlichkeit gelangt.
    Wenn Sie so wollen, die Fehleinschätzung, die ich begangen habe, war, dass ich darauf vertraut habe, dass erst dann,
    einen halben Tag später, nachdem das alles das, was ich in meinem Bereich zu tun hatte, schon abgewickelt gewesen wäre, die Öffentlichkeit informiert wird.
    Wenn Sie mich fragen, ob ich so, wie es jetzt gelaufen ist, das für falsch betrachte, muss ich sagen, dass eine derartige Fehlinterpretation meiner Person und der ganzen Aktion und damit auch natürlich
    die politische Öffentlichkeit, dass diese Fehlinterpretation möglich wurde, bedauere ich zutiefst und ist sicherlich eine falsche Entwicklung.
    Werden Sie daraus Konsequenzen ziehen, Herr Bundesminister?
    Sie wurden ja von den verschiedensten Stellen zum Rücktritt bereits aufgefordert.
    Österreich hat sich um die Freilassung bemüht.
    Wenn man A sagt, muss man B sagen.
    Und das B-Sagen war, dass das durchzuführen ist.
    Dass mein persönlicher Einsatz nun missinterpretiert wird als militärischer Empfang, der es nicht war, als eine Verneigung vor Kriegsverbrechen, geradezu mit dunklen politischen Absichten, das halte ich, gelinde gesagt, für massiv überzeichnet.
    Ich habe in meiner persönlichen politischen Entwicklung immer eine klare Linie, was die Haltung zu Diktaturen, Krieg, Kriegsverbrechen, zu allen diesen Dingen eine klare Meinung.
    Daher glaube ich mit Recht sagen zu dürfen, dass hier eine Missinterpretation vorgenommen wird.
    Die internationale Presse wirft Ihnen ja konkret vor, dass Sie Reda nicht als einen Kriegsverbrecher bezeichnet haben bei ihrer improvisierten Pressekonferenz, sondern als einen Kriegsheimkehrer, auf dem die Masse der Österreicher stolz sein sollte.
    Und das wird Ihnen massiv vorgeworfen, vor allem von der amerikanischen Presse.
    Bleiben Sie bei dieser Typenbezeichnung Reders.
    Herr Esterl, ich bleibe bei der nicht, weil sie nie meine war.
    Das möchte ich in aller Entschiedenheit sagen und zurückweisen.
    Ich habe bei dieser Information, die ich damals in Baden, nachdem nun einmal die Journalisten da waren, habe ich nach Absprache mit dem Außenamt über die technische Abwicklung das Bekanntgegeben.
    Auf die Frage, als was ich ihn sehe, habe ich ihn als das bezeichnet, was er ist.
    Reda ist ein in Italien verurteilter Kriegsverbrecher, dessen Strafe 1980 verbüßt war.
    Er hat seitdem den Status eines Kriegsgefangenen, der zu seinem eigenen Schutz weiter interniert wurde.
    Ich darf im Übrigen, ich hoffe, dass ich jetzt da keine Indiskretion begehe, aber ich glaube, das kann ich heute sagen, ich wusste, dass 24 Stunden vorher auch die Klubobmänner der Nationalratsfraktionen über die bevorstehende Rückführung informiert wurden.
    Das heißt, die politische Spitze dieses Landes hat es ohne dies gewusst und sie stehen jetzt eigentlich im Regen und werden auch im Regen stehen gelassen, weil man ihnen zum Beispiel politische, schwere Fehler vorwirft.
    Ich ging davon aus, nachdem der Wunsch des Außenministers über die Durchführung an mich herangetragen wurde, dass ich das, und dazu stehe ich und da fühle ich mich auch nicht im Regen stehen gelassen, dass ich das auch so gemacht habe.
    Was hätte das daran geändert, dass Sie als Minister einen
    Ex-SS-Major abgeholt haben, wenn das einen Tag später bekannt wird.
    Was glauben Sie, hätte das an den politischen Folgen geändert?
    Das hätte an den politischen Folgen geändert, dass es geheim geblieben wäre.
    Und nur noch einmal, ich habe ihn nicht begrüßt, ich habe ihn nicht heimgeholt, ich habe ihm keine militärischen Ehren erwiesen oder was sonst noch alles an Blödsinnigkeiten behauptet wird, sondern ich war bei der Überstellung zugegen, was ich aus technischen Gründen für notwendig erachtet habe.
    Das Interview mit Verteidigungsminister Frischenschlager führten Leopold Esterle und Hans Besenberg.
    Die Umstände der Heimkehr von Walter Reda haben, wie schon mehrfach erwähnt, auch ein sehr großes Echo im Ausland und in den ausländischen Medien gefunden.
    Ein Beispiel, die New York Times widmete der Affäre einen dreispaltigen Artikel mit Bild.
    Zum Vergleich, beim Staatsbesuch von Bundespräsident Kirchschläger waren es nur wenige Zeilen.
    Viele Zeilen gibt es natürlich auch heute zum Thema in den österreichischen Zeitungen.
    So schreibt etwa Thomas Kohr her in der Wiener Tageszeitung die Presse unter dem Titel Das nächste Debakel.
    Thomas Korherr in der Presse.
    In den oberösterreichischen Nachrichten schreibt Hermann Polz unter dem Titel der Fall Frischenräder.
    Frischenschlager hat durch sein Verhalten dem Ruf Österreichs schweren Schaden zugefügt.
    Wenn er bleibt, wird unser Land wiederum einer Gesinnung bezichtigt werden, die hier nicht mehr herrscht.
    Hätte er also jenen Anstand, den er bisher gezeigt hat, wäre er schon zurückgetreten, ehe noch Aufforderungen dazugekommen sind.
    Soweit die oberösterreichischen Nachrichten.
    Im steirischen SPÖ-Organ Neue Zeit heißt es bei Josef Riedler unter dem Titel Kein Wunder... Was soll man mit einem solchen Minister?
    Ihm zunächst einmal nicht über den Weg trauen.
    Nur zu gut kann man jene verstehen, die frischen Schlagers Rücktritt verlangen.
    Und diese Forderungen kommen von allen Seiten.
    Sogar im Bundesheer hat man mit einem Minister, der unser demokratisches Heer zum Gastgeber eines NS-Verbrechers degradiert, keine Freude mehr.
    Aber wie die Dinge liegen, wird er bleiben.
    Leider.
    Es müsste schon ein Wunder geschehen, dass er begreift, was er seiner Partei, der Regierung und unserem Land angetan hat.
    heißt es bei Josef Riedler in der sozialistischen Neuen Zeit.
    Im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung schreibt Manfred Scheuch unter dem Titel Über das Zumutbare.
    Wir wollen Frischenschlager nicht die Spekulationen auf gewisse Wählerstimmen unterstellen.
    Aber eines muten wir ihnen schon zu.
    Er sollte mit sich selbst ins Reine kommen, welche Geisteshaltung ihn da keine inneren Sperren errichten ließ.
    Und wenn es ihm mit seinen oft und glaubhaft geäußerten Bekenntnissen zu Demokratie und Republik wirklich ernst ist, darf ihm die daraus gewonnene Einsicht keine im stillen Kämmerlein sein, sondern müsste Konsequenzen haben.
    schreibt Manfred Scheuch im SPÖ-Organ Arbeiterzeitung.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt gibt Manfred Maurer seinem Kommentar den Titel Dummheit genügt.
    Frischenschlagers übertriebene und von Außenminister Graz gedeckte Gastfreundschaft war ein Bärendienst an Reder, seiner eigenen Partei, die sich so sehr um ein liberales Image frei von großgermanischem Fassgeruch abmüht, und an Österreich.
    Niemand wird es zwar laut sagen, aber der hochoffizielle Staatsempfang wird vielen nicht ganz geheuer sein.
    Zumal in einem Land, das sich noch immer nicht von dem Verdacht befreien konnte, ein stiller Hort für ewig Gestrige zu sein, in dem das Sätzchen, und dem Hitler hätt's das nie geben, nie ganz verklungen ist.
    Soweit Manfred Maurer im neuen Volksblatt der ÖVP.
    In der Tiroler Tageszeitung schreibt Josef Nowak, Wie lange hält die SPÖ noch diesen Koalitionspartner aus?
    Wenn die Mitglieder der SPÖ entscheiden könnten, wäre die rot-blaue Vernunft-Ehe schon seit einiger Zeit sicher aber jetzt geschieden.
    Ob's da genügt, wenn der Regierungschef dem Minister eine öffentliche Rüge erteilt und einen Bericht anfordert?
    Es scheint, Fred Sinowatz hätte mehr zu tun, für Konsequenzen zu sorgen, wenn sie Frischenschlager nicht selbst zieht, meint Josef Nowak in der Tiroler Tageszeitung.
    Und auf Seite 1 des Kurier schreibt Hans Rauscher.
    Der Befehlshaber eines demokratischen Heeres spielt die Kranzljungfer für einen verurteilten Kriegsverbrecher.
    Walter Reder hätte auch vom Roten Kreuz abgeholt werden können.
    Aber Frischenschlager muss der Reder einen militärischen Empfang bereiten.
    Das Bundesheer hat mit Geiselerschießern nichts zu schaffen.
    Das hat Frischenschlager nicht begriffen und dem Heer und Österreich Schande gemacht.
    soweit der Kurier.
    Und in der Neuen Kronen Zeitung findet sich ein Kommentar an eher ungewöhnlicher Stelle.
    Reinald Hübl schreibt in der Kolumne menschlich betrachtet
    Sehr menschlich war es, dass sich viele Prominente für den SS-Major Reda eingesetzt haben und dass man ihn begnadigt hat.
    Gleichgültig, ob man von Geiselerschießung oder Mord spricht, die Strafsache ist erledigt, die Gnade endlich gewährt worden.
    Ich sehe auch ein, dass man so einen Mann militärisch abholt, sogar schützt und erst einmal wo unterbringt.
    Aber kann eine solche Sache nicht ein Major des Bundesheeres erledigen?
    Muss da ein Bundesminister sich wichtig machen?
    Wird er dafür von uns bezahlt?
    Zweimal Nein.
    Die Auswahl der von Maria Piffel gelesenen Zeitungskommentare besorgte Gisela Hopfmüller.
    Es ist vier Minuten vor halb eins und wir bleiben beim Thema auch in der heutigen Folge unserer Reihe.
    Im Journal zu Gast.
    Das ist heute Wilfried Gredler, geboren 1916 im 2.
    Weltkrieg Soldat, gegen Kriegsende in der Widerstandsbewegung, bis 1951 in der Jungen Front der ÖVP, ab 1953 als Abgeordneter des Verbandes der Unabhängigen im Parlament und später in der Nachfolgeorganisation der Freiheitlichen Partei, deren Klubobmann.
    Wilfried Gredler war jahrelang österreichischer Botschafter beim Europarat in Straßburg und auch in Bonn und in Peking.
    Bei den letzten Bundespräsidentenwahlen 1980 präsentierte ihn die Freiheitliche Partei als ihren Kandidaten gegen Dr. Kirchschläger.
    Noch vor den heutigen Erklärungen von Verteidigungsminister Frischenschlager führte Erich Aichinger mit Wilfried Kredler das folgende Gespräch.
    Herr Botschafter, Dr. Kredler, Sie waren einmal Präsidentschaftskandidat der Freiheitlichen Partei.
    Sie waren einmal das, was man genannt hat, das altliberale Gewissen der Freiheitlichen Partei.
    Sie sind heute mehr oder minder im Ruhestand.
    Wie beurteilen Sie eigentlich aus dieser langjährigen Erfahrung heraus den Fall Reda, wenn man will, den Fall Frischenschlager?
    Ich möchte sagen, man hat also meinen Rat nicht eingeholt.
    Ist auch gar nicht notwendig, ihn einzuholen, selbstverständlich.
    Ich glaube, das Ganze muss eher eine Panne gewesen sein als eine bewusste Ungeschicklichkeit.
    Oder sagen wir auch nur eine unbewusste Ungeschicklichkeit.
    Ich spreche da ein bisschen wie der Blinde von der Farbe, aber ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass es hier in der Transmission, Italien, Wien, Wien Außenministerium, Landesverteidigungsministerium, irgendwo nicht hundertprozentig geklappt hat.
    Denn ich kenne Frischenschlager sehr gut, der macht nicht einen Show-Effekt.
    Der wollte mit diesem Akt das Beste und es war natürlich keine sehr glückliche Entwicklung.
    Ich darf vielleicht ganz am Rande bemerken, dass ich vor vielen Jahren durchaus im Einklang mit den offiziellen Stellen in Österreich im Rahmen des Europarates, wo ich den Leiter der italienischen Delegation kannte, das war der Senator Ludovico Montini, der Bruder des Heiligen Vaters, der mir auch sehr ähnlich geschaut hat, fast wie Zwillingsbrüder,
    dass ich denen damals gebeten habe, dass er bzw.
    sein Bruder in der Sache der Begnadigung irgendwie aktiv wird, denn das Urteil gegen Reda in dieser Form war ja immer etwas umstritten, auch in verschiedenen italienischen Quellen umstritten gewesen.
    Und es sind tatsächlich dann Akte gesetzt worden, die nur sehr lange gedauert haben, weil die Opposition gegen eine Freilassung Redas ja
    in Italien, wie wir wissen, sehr groß war.
    Nun, sie ist dann durchgeführt worden, vielleicht wird es die Hörer auch interessieren, dass einer derer, die plädierten für die Freilassung Gleredas, ein apostolischer Pronuncius, Internuncius, ich weiß es nicht genau, in Neuglinäa war, der selbst aus Marzabotto oder aus der Umgebung kommt.
    Also die katholische Kirche hat sehr prominent, schon seit vielen Jahren, für eine Freilassung dieses alten und kranken Mannes
    Ihr Wort erhoben.
    Nun war ja eine Vereinbarung mit den Italienern, dass erst am Abend überhaupt die ganze Angelegenheit bekannt wird und soweit ich informiert bin, hat eine italienische Nachrichtenagentur aber bereits am Morgen des betreffenden Tages die Sache bekannt gemacht.
    Und nun weiß ich natürlich nicht, wo die Schwachstellen in der Koordination gelegen sind.
    Ich weiß auch nicht, was mein eigenes Ministerium, das Außenministerium, genau von dem Minister Frischenschlager gefordert hat, gewollt hat.
    Sicherlich wollte das Außenministerium in Einvernehmung mit den Italienern eine möglichst stille, diskrete Übergabe.
    Dass das gescheitert ist, ist ein Unglück.
    inwieweit es an Fehlern Frischenschlagers liegt, wahrscheinlich viel weniger als die Öffentlichkeit derzeit annimmt.
    Ich glaube auch nicht, dass es Konsequenzen haben wird, wenn das Ganze total aufgeklärt ist.
    Irgendjemand muss doch den Fehler gemacht haben.
    Wenn ihn Frischenschlager nicht gemacht hat, dann muss ihn meinetwegen das Außenamt gemacht haben, also Außenminister Graz oder meinetwegen sogar vielleicht ein informierter Bundeskanzler.
    Nein, also der Bundeskanzler hat es deutlich erklärt, dass er nicht informiert wurde.
    Das ist sicher auch ein Fehler.
    Hätte man mich gefragt, so hätte ich sicherlich gesagt, und übrigens hat das auch Bruno Kreisky in seinem Interview gesagt, hätte ich sicher den Rat gegeben, erstens, dass man den Bundeskanzler befrägt,
    Ich glaube nicht, dass der Außenminister, den ich außerordentlich schätze, der Außenminister Graz hier einen Fehler gemacht hat, sondern wahrscheinlich konnte er nicht einkalkulieren, dass römische Stellen es schon bekannt gemacht haben, was vereinbarungsmäßig erst am Abend gemacht werden sollte.
    Ich weiß eben nicht, solange ich nicht weiß, was zwischen Wien und Rom vereinbart worden ist, denn es könnte ja theoretisch sein,
    dass man sogar wegen der Diskretion der Abholung eine sehr hochrangige Kontrolle dieser diskreten Übernahme von Romas verlangt hat, das weiß ich alles nicht.
    Aber ist es nicht eigentlich im gewissen Sinn fast naiv, wenn ein Minister persönlich sozusagen dort erscheint und eine so heikle Sache übernimmt?
    Überlässt man das nicht besser der Generalität?
    Wenn ich autonom hätte entscheiden sollen, dann hätte ich wahrscheinlich mit Rücksicht darauf, dass es sich um einen schwer kranken Kreis handelt, den Generalarzt geschickt oder einen Oberstarzt.
    Jedenfalls der Generalarzt und die Oberstärzte des österreichischen Bundesheeres sind ausgesandte Mediziner.
    Und das wäre wahrscheinlich viel gescheiter gewesen.
    Es hätte Reh da auch wesentlich mehr genützt, wenn er sofort ärztlichen Rat gehabt hätte.
    Er hat ihn ja wohl dann sehr bald bekommen.
    als eine ministerielle Abholung.
    Wenn man mich um Rat gefragt hätte, hätte ich sicherlich Frischenschlager nicht geraten, dort hinzufahren, weil man sich ja den internationalen Seegang vorstellen kann.
    Wie glauben Sie, dass da der Minister Frischenschlager österreichisch ertrinken kann?
    Nein, das glaube ich nicht, weil ich überzeugt bin und Frischenschlager viel zu gut beurteilen kann, dass er begreifliche Gründe formulieren wird, warum er das tat, dass ein erhebliches Ausmaß an Kritik
    Überbleibt ist klar, weil natürlich für diejenigen, die die Dinge hart beurteilen, es so ausschaut, als würde ein aktiver Minister einen Kriegsverbrecher empfangen.
    Ich selbst möchte das nicht so formulieren, aber es wird sicherlich in der Mehrheit der internationalen Presse so ankommen und es bedarf also sicherlich gewisser Erklärungen, um eben hier die Wellen zu glätten.
    War das dann der Empfang eines Kriegsgefangenen, so wie es auch manche formulieren?
    Ja, um das zu beurteilen, müsste ich Richter sein.
    Ich müsste die Akten genau kennen.
    Ich kann nur eines feststellen.
    Es gab zuerst ein Gerichtsurteil, das unter großem Partisaneneinfluss in Bologna erflossen ist und das auch italienischerseits oft kritisiert wurde, schon drei Jahre später.
    hat ein italienisches Militärgericht dem Major Reda den Rang zurückgegeben.
    Der Major Reda war ein Gefangener mit sogar einem Soldaten, der ihn betreut hat.
    Er war in Festungshaft mit einem, nicht in einer Zelle, sondern in einem privat eingerichteten Zimmer mit Fernsehen.
    Er durfte korrespondieren etc.
    Bitte die Randbereiche, was ist hier Kriegsverbrecher, was ist hier Kriegsgefangener, die kann ich ohne genaue Aktenkenntnis objektiv nicht beurteilen.
    Jetzt kann man die Frage auch umdrehen.
    Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Frithelm Frischenschlager der nächste Landesparteiobmann der Freiheitlichen in Salzburg ist.
    Ist es wirklich so ausgeschlossen, dass er sich sozusagen in der nationalen Ecke der Freiheitlichen Partei Sympathisanten suchen wollte?
    Ich glaube überhaupt nicht, dass es in der Freiheitlichen Partei scharf abgegrenzte Lager gibt.
    Hier gibt es schwimmende Begrenzungen und man kann also nicht einen Liberalometer und einen Nationalometer an jeden anlegen.
    Die Situation ist so, dass gewiss in der Landesgruppe Salzburg eine gewisse Geneigtheit da ist.
    Ein Mann, der 40 Jahre oder länger in Haft war,
    eben nun in der Heimat entsprechend zu begrüßen, aber sicher keine Anregung der Salzburger, ihn auf Minister-Ebene zu begrüßen.
    Das hat auch noch niemand behauptet.
    Dass Frischenschlager in diesem Fall ein rein taktisches Spiel spielt, hieße diesen Mann charakterlich völlig fehl einzuschätzen.
    Jetzt hat der Kärntner Landesrat Jörg Haider, der einigermaßen unbestritten einen doch national betonten Wahlkampf zuletzt bei den Landtagswahlen geführt hat, in einer klaren Stellungnahme erklärt, die Haltung Frischenschlagers, Majorräder in Graz zu empfangen, war vorbildlich.
    Ja, bitte steht mir nicht zu, meinen Freund Haider hier irgendwie zu beurteilen.
    Auch er ist natürlich nicht in Kenntnis der Details.
    Er geht davon aus, dass der italienische Gerichtshof, der letzte, der dann geurteilt hat, hat ja von einer Anästhie gesprochen, die nach fünf Jahren kommt.
    Die Italiener haben nach viereinhalb Jahren anästhiert, also entgegenkommen gegenüber den zahllosen Intervenienten.
    Und ich könnte mir vorstellen, dass Jörg Haider hier redet,
    als Kriegsgefangenen sieht und nicht als Kriegsverbrecher und aus dieser Optik heraus eben diese Verlautbarung hat durchgegeben.
    bezüglich des Verhaltens des Verteidigungsministers von einem schweren politischen Fehler gesprochen, hat einen Bericht angefordert.
    Wie beurteilen Sie eine solche politische Vorgangsweise?
    Ist das der Anfang vom Ende einer politischen Karriere innerhalb einer so doch recht sensiblen Koalitionsregierung?
    Nein, ich beurteile das nicht so.
    Ich muss sagen, wenn ich der Herr Bundeskanzler Sinovac sein würde, würde ich genauso wie er handeln.
    Das heißt, ich würde einen Bericht anfordern, um überhaupt genau zu wissen, wie die Vorgänge
    gelagert sind und daher tue ich mich auch bei diesem Interview so schwer, weil ich ja die Internen nicht kenne.
    Sinovac kennt sie sichtlich auch noch nicht.
    Von einem Anfang oder Ende einer Karriere ist sicher dabei keine Rede.
    Sinovac will nur genau wissen, wo ist hier eine Panne passiert und für eine Panne halte ich das Ganze.
    um mit diesem Punkt auf anderer Ebene fortzufahren.
    Friedhelm Frischenschlager gilt doch immerhin als Exponent des liberalen Flügels.
    Ich weiß schon, dass Sie die Zuordnungen in der Freiheitlichen Partei nicht so sehr schätzen, weil Sie glauben, das ließe sich nicht so klar abgrenzen.
    Aber er ist der Exponent, auch jetzt in der Gestaltung des neuen Parteiprogramms.
    Wirft das nicht eine ganze Gruppe sehr weit zurück?
    Auch das glaube ich nicht, aber das kann ich heute noch nicht absehen.
    Das hängt davon ab.
    Sie wissen, dass das neue Parteiprogramm, an dem ich persönlich nicht mitgearbeitet habe,
    sehr weitgehend eine liberale Handschrift trägt.
    Es sind eine ganze Reihe von Ideen mir inzwischen bekannt geworden, denen ich durchaus, auch Formulierungen, denen ich persönlich durchaus zustimmen kann.
    Ich bin überzeugt, dass auch die liberale Internationale diesen Formulierungen zustimmen kann.
    Und dass es deswegen etwa zu einer Programmkrise oder so ähnlichem kommt, glaube ich überhaupt nicht.
    No, das sagt aber schon der politische Gegner.
    Das eine ist die Theorie und das andere ist die Praxis.
    Und die Praxis heißt, da muss man die Liberalität bei solchen Handlungen mit der Lupe suchen.
    Bitte, da würde ich aber doch einmal entgegnen, dass man auf dem Gebiet der Liberalität auch einem 70-jährigen schwer kranken Mann ein gewisses Verständnis entgegenbringen muss, was noch nicht heißt, dass ich es also jetzt für geschickt halte, dass der gerade vom Verteidigungsminister abgeholt werden wird.
    Man darf auch nicht vergessen, und das hat auch Kreisky zum Ausdruck gebracht in seinem längeren Interview, dass ja der Majorräder in Österreich längst freigesetzt worden wäre, weil wir einfach einen lebenslänglichen Nicht-40-Jahre sitzen lassen.
    Also das jetzt zu einer Programmkrise in der FPÖ ausatmen zu lassen, einer Koalitionskrise oder ähnlichem, das glaube ich ist unrichtig.
    Wenn Sie sich ein bisschen erinnern an Ihre Zeit, als Sie als Präsidentschaftskandidat der Freiheitlichen Partei angetreten sind, das war eine doch...
    Außergewöhnliche Situation.
    Die ÖVP hatte keinen Präsidentschaftskandidaten.
    Wenn man es jetzt so direkt in der Historie sagen soll, man suchte einen Gegenkandidaten zu Dr. Kirchschläger und es war schon angekündigt die Kandidatur oder war schon da die Kandidatur des Nationalen Norbert Burger.
    Das Proteststimmenpotential für Dr. Burger
    das ihnen offenbar nicht zukommen konnte, ist das nicht ein Potenzial, das sich heute auch wieder für Major Reda regt in Österreich?
    Nein.
    Irgendeine Identifizierung der Leute, die also jetzt, sagen wir, den Major Reda als Kriegsgefangenen betrachten, mit der seinerzeit, mit dem Compositum Mixtum, das seinerzeit für Norbert Burger
    gewählt hat, das halte ich für einen Missgriff.
    Das geht sicherlich irre.
    Kennen Sie eigentlich, pardon die Frage, Major Reda persönlich?
    Waren Sie, wie viele andere Ihrer Partei, schon einmal in Gaeta, in der Festung?
    Nein.
    Sie haben ihn nie besucht?
    Nein.
    Ich habe weder Major Reda je besucht, noch habe ich ihm je geschrieben.
    Ich habe ihm nicht einmal informiert über meine Bemühungen, die ich über die Familie des Heiligen Vaters seinerzeit eingeleitet habe.
    Ich habe auch nicht die Absicht, ihn unbedingt zu treffen.
    Eine abschließende, wenn Sie so wollen, psychologische Frage.
    Kann überhaupt ein Mensch eines Geburtsjahrganges, in dem Major Reda seine Untaten verübt hat, kann der überhaupt eine Beziehung, außer durch die Geschichtsbücher entwickeln, kann der
    so etwas haben, wie wenn man es persönlich erlebt hat.
    Ich rede jetzt beispielsweise von der Altersklasse Norbert Steger oder Friedhelm Frischenschlager.
    Das ist sehr schwierig, da haben Sie recht.
    Ich glaube, dass ich es nach der anderen Richtung auch polarisieren würde.
    Ich glaube, dass auch die Herren Chapp, Gusenbau oder wie sie immer heißen, die Lage meiner Generation nicht beurteilen können.
    Ich hatte einfach Glück gehabt, ich habe beim Militär in einer Einheit gedient, die nie in die Lage gekommen ist, auch nur,
    einem einzigen Partisanen oder Zivilbevölkerung oder sonst etwas je ein Haar zu krümmen.
    Aber das ist, ich weiß nicht, wenn man mich zum Beispiel in ein Erschießungspeloton abkommandiert hätte, und Gott sei Dank ist mir auch so etwas nicht passiert, ob ich den Mut gehabt hätte, es zu verweigern, mit den Kragujevac auf der Ehrentafel für die Erschossenen dieses Ortes oder dieses Užice stehen die Namen dreier oder vierer deutscher Soldaten am Schluss,
    die sich geweigert haben, die Exekution mitzumachen, und die werden auch erschossen.
    Ich wäre überfordert, sagen zu können, dass ich so mutig gewesen wäre.
    Im Journal zu Gast war heute der altgediente FPÖ-Spitzenpolitiker, Botschafter Wilfried Gredler.
    Die Fragen an ihn richtete Erich Eichinger.
    Nachdem man in Österreich lange Zeit bemüht war, den berufsbildenden Schulen mehr Bedeutung zu verschaffen, sorgt jetzt ein Gutachten des sozialpartnerschaftlich zusammengesetzten Berufsausbildungsbeirates für einige Unruhe.
    Denn dieses Gutachten fordert eine deutliche Reduzierung der Berufsberechtigungen und der Anrechnung der Schulzeit auf Lehrzeiten für Fachschulabsolventen.
    Schon formiert sich österreichweit Protest gegen diese Abstriche bei den Berufsberechtigungen für Fachschulabgänger.
    Und auch Unterrichtsminister Moritz steht solchen Überlegungen sehr ablehnend gegenüber.
    Gisela Hopfmüller berichtet.
    Bisher war eine Absolventin der fünfjährigen Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe durch ihr Abschlusszeugnis berechtigt, acht verschiedene Berufe auszuüben.
    Und zwar Hotel- und Gastgewerbeassistent, Reisebüroassistent, Kellner, Koch, Bürokaufmann, Einzelhandelskaufmann, Großhandelskaufmann und Industriekaufmann.
    Geht es nach dem nun vorliegenden Gutachten des Berufsbildungsbeirates, so könnte in Zukunft die Zahl der Berufsberechtigungen von diesen acht auf vier reduziert werden.
    Die Berechtigungen für Büro- und Einzelhandelskaufmann, Großhandels- und Industriekaufmann würden wegfallen.
    Noch krasser sind die Vorschläge für die dreijährige Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe.
    Hier sieht das Gutachten bei den per Abgangszeugnis ausgestellten Berufsberechtigungen gar eine Reduzierung von 7 auf 0 vor.
    Dabei geht es hier um eine der beliebtesten Berufsschulen in Österreich.
    Mehr als 33.000 Schüler besuchen Frauenberufsschulen.
    Der jährliche Andrang ist enorm.
    Mit diesem Beispiel ist sowohl das Anliegen des berufsbildenden Beirates umrissen, als auch der Ansatzpunkt für die Kritiker.
    Der aus zwölf Vertretern von Bundeswirtschaftskammer, Arbeiterkammer und Gewerkschaft zusammengesetzte Beirat will offenbar durch eine Eingrenzung der Berufsmöglichkeiten für Fachschüler die Chancen der Lehrlinge am Arbeitsmarkt erhöht wissen.
    Es soll bei den Berufsberechtigungen in den Fachschulen rigoros der Rotstift angesetzt werden.
    Am stärksten wären, wie geschildert, die frauenspezifischen Schulen betroffen, etwas weniger die Fremdenverkehrsschulen, aber auch die technischen Lehranstalten kämen nicht ungeschoren davon.
    Die Kritiker, unter ihnen der ÖVP-Bildungssprecher Gerhard Schäffer, sprechen vom größten Anschlag auf die berufsbildenden höheren Schulen seit deren Bestehen.
    Schäffer zu dem Gutachten?
    Ich glaube, man geht hier den falschen Weg.
    Auf der einen Seite wird immer gejammert, dass wir zu viele Maturanten haben.
    Und nun soll gerade im Bereich der Fachschule der Einschnitt kommen.
    Wenn die Fachschulen in diesem einschneidenden Maße hier an Berechtigungen verlieren, werden natürlich die Schüler mehr zur höheren Schule tendieren.
    Und das ist genau der Weg, den wir nicht wollen.
    Wir wollen den Fachschüler.
    Mit den Protesten gegen das Gutachten des Berufsbildungsbeirates steht der ÖVP-Bildungssprecher Schulter an Schulter mit dem SPÖ-Unterrichtsminister Herbert Moritz.
    Ich habe gegen das Gutachten des Bundesausbildungsbeirates, der paritätisch zusammengesetzt ist, heftigen Widerspruch erhoben.
    Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass den Absolventen mittlerer und höherer berufsbildender Schulen vernünftige berufliche Qualifikationen gewahrt bleiben.
    Das ist das Ausbildungsziel dieser Schulen, das darf nicht geschmälert werden.
    Außerdem würde ich befürchten, dass bei einer Schmälerung der beruflichen Qualifikationen vor allem die Fachschulenschüler verlieren würden, die dann sofort auf dem Arbeitsmarkt als Konkurrenten auftreten würden.
    Der einflussreiche Beirat ist, wie erwähnt, sozialpartnerschaftlich zusammengesetzt.
    Wenn nun der ÖVP-Bildungssprecher ebenso Protest anmeldet wie der sozialistische Unterrichtsminister und damit ein kontroversieller Kurs zu Bundeskammer bzw.
    Arbeiterkammer und Gewerkschaft gesteuert wird, so scheint in beiden Fällen auch ein innerparteilicher Fachschulkrieg programmiert.
    Weder Schäffer noch Moritz scheuen diese Konfrontationen.
    Unterrichtsminister Moritz?
    Es geht nicht um eine Konfrontation, sondern um eine vernünftige Auseinandersetzung.
    Ich habe sowohl bei Gewerkschaftspräsident Pena interveniert und habe am vergangenen Wochenende ein langes Gespräch mit Bundeskammerpräsident Salinger geführt.
    Ich hoffe, dass man hier einen vernünftigen Mittelweg finden wird.
    Außerdem wird auf der Basis der beiden Ministerien, Handels- und Bundesministerien, darüber verhandelt.
    Zuständig für jene Verordnung, die den Fachschulbereich in regelmäßigen Abständen aktuellen Bedingungen anzupassen hat, ist allerdings nicht der Unterrichtsminister, sondern der Handelsminister.
    Der Sozialpartnerschaftliche Beirat arbeitet mit dem Handelsministerium zusammen.
    Und laut Gesetz hat Handelsminister Steger in seiner Fachschulverordnung auf Gutachten des Beirates Bedacht zu nehmen.
    Steger dazu.
    Auf dieses Gutachten ist Bedacht zu nehmen, bedeutet nicht, dass es automatisch, ungeändert, unverändert so in eine Verordnung einfließen wird.
    Ich werde jetzt in den nächsten Wochen versuchen, dass die Verordnung abgeschlossen werden kann, wobei ich aber davon ausgehe, dass man versuchen muss zu erreichen, dass Schüler, die schon in einer Schule sind, keineswegs schlechter gestellt werden und dass andere Änderungen umfangreich diskutiert werden, bis ein Konsens vorhanden ist.
    Tatsächlich ist es so, dass es mir darum geht, weder die Lehrlingsausbildung zu diskriminieren, es soll andererseits aber auch nicht so sein, dass Schulausbildung plötzlich nichts wert ist, wenn es um den konkreten Beruf geht.
    Um die Verordnung erlassen zu können, braucht Steger allerdings die Zustimmung des Unterrichtsministers.
    Die Tatsache, dass Unterrichtsminister Moritz aber gegen eine Kürzung der Berufsberechtigungen für Fachschüler protestiert, beunruhigt den Handelsminister nicht.
    Steger will in der nächsten Zeit mit Moritz Gespräche führen und ist sicher, dass Moritz dann auch auf die Lehrlingsfrage Bedacht nehmen wird.
    Elf Minuten vor eins zu unserem einzigen Auslandsthema heute, dem Ost-West-Verhältnis.
    Für heute Nachmittag haben Moskau und Washington eine gleichzeitige Erklärung über den konkreten Beginn neuer Abrüstungsgespräche angekündigt, wie sie Anfang dieses Monats von den Außenministern beider Seiten in Genf vereinbart worden sind.
    Als Datum für den Verhandlungsbeginn wird der 5.
    März genannt, als Ort wiederum Genf.
    In Wien hält sich derzeit anlässlich einer pro-sowjetisch orientierten Konferenz über Abrüstung der Chefredakteur der sowjetischen Parteizeitung Pravda, Viktor Afanasiev, auf.
    Friedrich Orta fragte Pravda-Chef Afanasiev, was aus Moskau zu erwarten sei.
    Ich glaube, es wird der Ort und die Zeit der Verhandlungen bekannt gegeben.
    Ich glaube, man kann annehmen, dass die Verhandlungen am 5.
    März in Genf beginnen werden.
    Eine Frage, die im Westen auch interessiert, vor allem deshalb, weil Partei- und Staatschef Czernienko seit 27.
    Dezember nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde.
    Es gibt Gerüchte, der Parteichef sei ernsthaft erkrankt.
    Wie krank ist Czernienko wirklich?
    Ich kann das nicht genau beantworten.
    Es ist so, dass Genosse Tsienenko krank ist, aber es ist nicht so ernst.
    Er leitet die Partei, er leitet die Arbeit des Politbüros.
    Und Sie haben gesehen, dass in der Pravda vom 25.
    Jänner Tsienenkos Brief an die kanadische Bürgerin Elbiro veröffentlicht ist.
    Ich glaube, es wird in nächster Zeit die Arbeit wieder aufnehmen und ich hoffe auf eine baldige Genesung des Herrn Tschernienko, umso mehr, als er im Februar vor seinen Wählern sprechen wird.
    Ich hoffe nicht, dass es nicht geschieht.
    Zum Problem der Kreml-Führung
    Eine Frage, die uns auch interessieren würde, was ist mit dem ehemaligen Generalstabschef Agarkov geschehen?
    Welche Rolle spielt er jetzt?
    Es ist ihm nichts passiert.
    Er ist Marshal der Sowjetunion.
    Er hat eine verantwortliche Position im Verteidigungsministerium und ich kann Ihnen seine jetzige Position nicht nennen, weil ich dazu nicht bevollmächtig bin.
    Ich kann aber sagen, dass diese Position sicher nicht kleiner ist als die Funktion im Generalstab.
    Friedrich Orter sprach mit dem Chefredakteur der sowjetischen Parteizeitung Pravda, Viktor Afanasiev.
    Der deutsche Schauspieler Bernhard Minetti, zuletzt bei unserem Burgtheater in einem Gastspiel mit Thomas Bernhards Der Schein drückt, der bekannte Schauspieler Bernhard Minetti also, ist heute 80 Jahre alt.
    Und aus diesem Anlass hat Brigitte Hofer den folgenden Beitrag gestaltet.
    Ich spiele alles gern.
    Ich finde immer wieder etwas Neues.
    Seine Neugierde, seine asketisch wirkende Karkheit, zugleich seine sinnliche Präsenz.
    Im kurzen Auflackern der Ironie das tragisch Lächerliche.
    Bernhard Minetti.
    Kunst und Lebenserfahrung von mehr als einem halben Jahrhundert prägen ihn.
    Die Ausbildung bei Leopold Jessner in Berlin, die Arbeit mit Regisseuren wie Gustav Gründgens oder Jürgen Fehling.
    Mehr als 300 Rollen hat er gelernt, schätzt er.
    Neben seinem Faust vor allem gebrochene Charaktere wie Franz Mohr, Hamlet oder den Gessler.
    Prototypen des Scheiterns bei Beckett, Genet und Pinter.
    Menschen im Angesicht des Todes in Stücken von Thomas Bernhardt, der General in der Jagdgesellschaft, der Zirkusdirektor in der Macht der Gewohnheit, der hypochondrische Weltverbesserer, der alte einsame Artist Karl in Der Schein trügt und Minetti, der engagementlose Schauspieler, der sich vergeblich die Rolle des Lier wünscht.
    Im Spiel.
    In Wirklichkeit wird Minetti den Lier spielen.
    An der Berliner Schaubühne,
    nicht in Wien, obwohl... Bis zu dem großen Einbruch 1945 behagte mir das, was ich vom Bocktheater gehört habe, nicht, denn es war mir viel zu traditionell eingestellt.
    Ich habe an sich nichts gegen Tradition ohne Tradition.
    Ich fühle mich durchaus auf dem Boden einer Tradition, aber ich bin einem neuen Aufgaben, einem neuen Werk, einem neuen Autor, einem neuen Theater,
    besonderen Art des Regisseurs ein Stück zu sehen, sehr empfänglich und bin sehr fürs Experiment und bin sehr neugierig.
    und sehr darin so auch verwegen genug.
    Und das war genau das, was das Burgtheater nicht hatte und nicht bieten konnte.
    Wobei ich das Burgtheater nicht unterschätzen will.
    Es hat mir immer imponiert, dass mein großer Kollege Werner Kraus, den ich am meisten verehre, der war ja also gern im Burgtheater.
    Ich hatte eine Scheu davor und dachte, da kannst du die Minetti nicht entwickeln.
    Du wirst da wahrscheinlich so furchtbar anecken.
    Das ist sicher nicht das Richtige.
    Und später, wo ich dann doch Interesse gehabt hätte, also nach 1945 in etwa, oder jetzt, da ist halt nun die Zeit und die Aufgaben haben das nicht ergeben.
    Gastierend war ich ja zwei-, dreimal da in Wien.
    Und das letzte Mal war es ja enorm, die Resonanz.
    Ich war sehr glücklich.
    Minetti, ein Herr und ein Klotz, ein Charmeur und ein Raisonneur, ein Solitär in der Welt der Schauspieler, der das Wüste ins Sanfte, das Schreckliche ins Philosophische bettet.
    Ein irdischer Brocken Mondgestein.
    Viele Charakteristika dieser Art werden Bernhard Minetti heute in Berlin erreichen.
    Ebenso wie Klaus Peimanns Geburtstagsgedanken.
    Im Grunde steht Minetti für mich für die Tradition der Schauspielkunst.
    In einer Zeit, in der sehr viel praktisch nur auf die Originalität geschaut wird.
    Das heißt, jeder versucht immer eine neue Sensation zu bieten.
    gibt ein Schauspieler wie Minetti, wie wenige andere, wie vielleicht die Paula Wessely, wie vielleicht der Werner Hinz, etwas von der Kontinuität des Handwerks, natürlich mit allen Geheimnissen weiter.
    Und das ist gerade in einer Zeit, wo die Theater nicht besonders gut dastehen und überall eigentlich nur die Skandale die Welt bewegen, finde ich gerade so einen handwerklichen Meister, Theaterkünstler Minetti eben für eine bestimmte Tradition
    und einen bestimmten Zusammenhang der Theaterkunst sehr wichtig.
    Das ist der eine Punkt.
    Das andere, was mir einfällt, dass ich, in der ich ja an das Burgtheater gehen werde in einiger Zeit, den Wienern und mir wünsche und natürlich auch Minetti zum Geburtstag wünsche, dass er uns vielleicht hier in Wien auch noch einmal ein Zeugnis seiner großen Schauspielkunst schenken wird.
    Ich sehe das eigentlich auch ganz positiv, denn er hat sich hier in Wien bei seinen Gastspielen unwahrscheinlich gefreut und kam sich vor wie im Himmel, wie er mir gesagt hat.
    Und ich glaube, dass, wenn ich jetzt was fällt mir zu Minetti ein, sagen soll, fällt mir ein, dass ich mit ihm gern auch in Wien einmal arbeiten möchte.
    Ich schenke ihm das sozusagen zum Glück.
    Eine Werner-Kraus-Rolle wird es sein, mehr darf momentan nicht verraten werden.
    Die zähe, sehnige Kraft, die die Gebrechlichkeit des Alters überspielt, die Unermüdbarkeit und Unnachgiebigkeit sind es, die Bernhard Minnettis Spiel so unvergesslich werden lassen.
    Das weiß er, und das erfüllt ihn mit Stolz.
    Ich kann mich an politische Vorgänge erinnern, wenn sie gefordert werden.
    Ich kann mich an Liebesvorgänge erinnern, wenn sie gefordert werden.
    Jeweils, was die Rolle von mir verlangt oder erwartet.
    So hat man auf der Bühne eine Ausstrahlung irgendwie.
    Und es ist ja schön, wenn man einen Charakter spielt oder auch wenn man nur ein naives Wesen spielt, ob jung oder alt, naiv.
    ist ja schön, wenn man, oder eine dämonische Natur, und wenn man dann eine Ausstrahlung hat, ist die natürlich sozusagen vom lieben Gott nicht und kann nur dankbar sein.
    Bernhard Minetti, er ist heute 80.
    Zwei Minuten vor eins, wir schalten noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager äußerte sich heute vor der Presse in Wien tief betroffen über Ausmaß und Inhalt des Echos auf sein Verhalten im Fall Reeder.
    Frischenschlager sagte, er habe sich auf die Geheimhaltung verlassen.
    Hätte er gewusst, dass sein Einsatz in der Öffentlichkeit bekannt wird, hätte er Reeder nicht persönlich abgeholt.
    Mit Bundeskanzler Sinowaz habe er nicht gesprochen.
    Der außenpolitische Sprecher der ÖVP, Ludwig Steiner, und der Wehrsprecher der Volkspartei, Felix Ermakura, verlangen eine genaue Information des Parlaments über die Räderabmachungen zwischen Österreich und Italien.
    Steiner und Ermakura meinen, die Öffentlichkeit habe ein Recht zu erfahren, warum der Verteidigungsminister und Einrichtungen des Bundesheeres nicht aber der Innenminister und die Polizei beauftragt worden seien, Räder in Österreich in Empfang zu nehmen.
    Der ehemalige FPÖ-Spitzenpolitiker Wilfried Gretler hält die Übernahme Rehders durch Frechenschlager für eine Panne.
    Gretler ist aber der Meinung, dass die Aktion weder in der freiheitlichen Partei noch in der Regierung zu einer Krise führen wird.
    Vatikan.
    Papst Johannes Paul II.
    hat am Vormittag seine 25.
    Auslandsreise angetreten.
    Sie führt ihn wieder nach Lateinamerika.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Bei der Abfahrts-Weltmeisterschafts-Generalprobe der Herren in Garmisch-Partenkirchen gab es heute Mittag wieder einen österreichischen Sieg.
    Helmut Höflener fuhr Bestzeit vor dem Schweizer Peter Müller und dem Österreicher Anton Steiner.
    Das Rennen ist noch im Gang.
    Peter Wernsberger liegt zur Zeit an neunter Stelle.
    Das Wetter für Österreich bis heute Abend.
    Bewölkungsverdichtung und vom Westen her strichweise Niederschlag.
    In tiefen Lagen Regen.
    Lokal Glatteisgefahr.
    Nachmittagstemperaturen minus ein bis plus acht Grad.
    Und das war das Samstag-Mittag-Journal mit Werner Löw am Studiomikrofon.
    Auf Wiederhören morgen beim Sonntag-Journal um 17 Uhr.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Trailer Frischenschlager
    Mitwirkende: Frischenschlager, Friedhelm [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Mitwirkende: Koller, Helmut [Gestaltung] , Riemerschmid, Wolfgang [Sprecher/in]
    Datum: 1985.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Mitwirkende: Riemerschmid, Wolfgang [Sprecher/in]
    Datum: 1985.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frischenschlager zu Kritik an seinem Vorgehen im Fall Reder
    Interview: Friedhelm Frischenschlager
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Frischenschlager, Friedhelm [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Fall Reder
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung]
    Datum: 1985.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Wilfried Gredler
    Interview: Botschafter Wilfried Gredler
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Gredler, Willfried [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Droht Kürzung der Berufsberechtigung für Fachschüler ?
    Einblendung: Heinz Schäffer, Herbert Moritz, Norbert Steger
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Schäffer, Heinz [Interviewte/r] , Moritz, Herbert [Interviewte/r] , Steger, Norbert [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Prawda - Chefredakteur Afanasjew
    Interview: Chefredakteur Afanasjew
    Mitwirkende: Orter, Friedrich [Gestaltung] , Afanasjew, Wiktor [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bernhard Minetti 80
    Einblendung: Bernhard Minetti, Claus Peymann
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Minetti, Bernhard [Interviewte/r] , Peymann, Claus [Interviewte/r]
    Datum: 1985.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.01.26
    Spieldauer 01:00:12
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Löw, Werner [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.01.26 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850126_k02
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