Mittagsjournal 1978.10.28

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    Rechtliches

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    Untertitel der Amara.org-Community
    Guten Tag meine Damen und Herren, auch am Samstag bietet der aktuelle Dienst ein Mittagsjournal in den Programmen Österreich 1 und Österreich 3, ein Journal zu dem sich jetzt Roland Machatschke begrüßt.
    Ein kurzer Überblick über unsere wichtigsten Themen.
    SPÖ-Bürgermeisterkonferenz in Zwentendorf beginnt mit Zwischenfall, Bauwirtschaft klagt über sinkende Auftragszahlen und Solidaritätsveranstaltung der Frauen in Wien unter dem Motto den Alltag verändern.
    Das sind unsere Berichte aus Österreich.
    Die Themen unserer Auslandsbeiträge, bürgerkriegsähnliche Unruhen im Iran, britische Großindustrie unterminiert Lohnpolitik der Regierung und Papst Johannes Paul II.
    beginnt mit Elan sein Amt.
    Im Kulturteil schließlich berichten wir unter anderem über die morgige Burgtheaterpremiere Kampel von Nestroy.
    Zu Beginn aber jetzt die Nachrichten, verantwortlicher Chef vom Dienst für die Meldungen, Helmut Koller, Sprecherin Jutta Wochesländer.
    Österreich.
    In Zwentendorf hat vor etwa einer Stunde eine von der SPÖ einberufene gesamtösterreichische Bürgermeisterkonferenz begonnen.
    Erster Programmpunkt ist ein Referat von Vizekanzlerfinanzminister Androsz zum Thema Finanzausgleich.
    Anschließend werden ein Kernenexperte und Bundeskanzler Kreisky über die Fragen der Atomenergie in Österreich sprechen.
    Innenminister Lanz erklärte vor Mitgliedern der Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie, wer den Gesetzesentwurf über die friedliche Nutzung der Kernenergie am 5.
    November ablehne, verhindere die Mitwirkung der Volksvertretung an der künftigen Nutzung der Atomenergie in Österreich.
    Der Wiener ÖVP-Stadtrat Busek vertrat heute die Ansicht, die Atomvolksabstimmung sei eine Sachentscheidung und kein Vertrauens- oder Misstrauensvotum für die Regierung Kreisky.
    Bundeskanzler Kreisky habe das Thema verpolitisiert und dadurch weite Teile der Bevölkerung in einen Gewissenskonflikt gestürzt, sagte Busek.
    Bundeskanzler Kreisky hat in einem Interview für die Nachrichtenagentur der Vereinigten Arabischen Emirate die Bedeutung der Palästinenser-Frage bei den Verhandlungen über eine friedliche Lösung des Nahost-Konfliktes betont.
    Kreisky meinte, nach den Abkommen von Camp David müssten zusätzliche Maßnahmen zur Lösung des Palästinenser-Problems getroffen werden.
    Die Zukunft der von Israel besetzten Gebiete solle, so der Bundeskanzler, von allen Arabern beschlossen werden.
    Ein zugründender palästinensischer Staat könnte nach den Vorstellungen Kreiskis entweder unabhängig oder in einer Föderation an Jordanien oder Israel angeschlossen sein.
    USA, Sowjetunion, Nahe Osten.
    Während die Verleihung des diesjährigen Friedensnobelpreises an den ägyptischen Staatspräsidenten Sadat und den israelischen Ministerpräsidenten Begin in der westlichen Welt mit Begeisterung aufgenommen wurde, stieß die Entscheidung des Preiskomitees im sowjetischen und im arabischen Lager auf heftige Kritik.
    Die Meldung von der Verleihung des Nobelpreises wird in der sowjetischen Presse nicht erwähnt.
    Nach Berichten aus Washington hat die Entscheidung des israelischen Kabinetts, die jüdischen Siedlungen in den besetzten arabischen Gebieten auszubauen, offensichtlich zu Schwierigkeiten bei den Friedensverhandlungen zwischen Ägypten und Israel geführt.
    Dagegen meinte der israelische Außenminister Dayan, von einer Sackgasse könne nicht gesprochen werden, es gebe zwar große Differenzen, aber nichts, was eine Übereinkunft schließlich verhindern könnte.
    Alles hänge nun von der Haltung Ägyptens ab, betonte Dayan, und wies auf die Notwendigkeit hin, absolut alle Probleme vor Abschluss des Vertrages zu regeln.
    Ägypten will Verteidigungsminister Hassan Ali und den amtierenden Außenminister Ghali vorübergehend nach Kairo zurückberufen.
    Iran.
    Die Polizei des Landes verhaftete gestern einen 22-jährigen Soldaten, der am vergangenen Donnerstag vom Dach eines Hauses in Jarum, etwa 700 Kilometer südlich von Teheran, mit einem Maschinengewehr den örtlichen Polizeichef erschossen und den Militärkommandanten der Region lebensgefährlich verletzt hat, als beide einen Kontrollgang durch die Stadt machten.
    In Teheran wurde heute zwei Universitäten vorübergehend geschlossen, um neue Demonstrationen von Studenten zu verhindern.
    In einem Fernsehinterview warnte Informationsminister Ameli vor jeglichen Radikalismus.
    Trotzdem halten die Unruhen in den größten Städten des Landes an.
    Gestern haben Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften nach jüngsten Meldungen mindestens elf Menschenleben und mehr als 50 Verletzte gefordert.
    Kenia.
    Zum ersten Mal seit zwölf Jahren werden heute in Kenia Neuwahlen zur Besetzung der Spitzenfunktionen der Einheitspartei Kanu abgehalten.
    Während der Herrschaft des am vergangenen August verstorbenen Präsidenten Keniata mussten sich die derzeit noch im Amt befindlichen Führungsfunktionäre der Afrikanischen Nationalunion Kenias mehr als ein Jahrzehnt lang keinen innerparteilichen Votum mehr stellen.
    Der neue Staatschef Arab Moi legte aber sofort nach seiner Nominierung zum Parteipräsidenten Anfang Oktober den Termin für eine Abstimmung fest.
    In Nairobi haben sich bereits die 1600 Parteidelegierten aus allen Provinzen Kenias zu der heutigen Wahl eingefunden.
    Chile.
    Nach Angaben der Militärjunta in Santiago sind Wahlen in Gewerkschaftsvertretungen wieder gestattet.
    Gewerkschaftswahlen waren seit dem Staatsstreich gegen die Volksfrontregierung Allende im September 1973 verboten.
    Bereits in der kommenden Woche sollen die neuen Gewerkschaftsvertreter bestimmt werden.
    Ausgeschlossen von der Kandidatur sind allerdings alle Personen, die aktiv an der Parteipolitik in Chile teilgenommen haben.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Die Beschäftigten in den DDR-Betrieben müssen heute auf ihre Wochenendruhe verzichten.
    Die Behörden haben einen sogenannten freiwilligen Arbeitseinsatz aus Anlass des 30.
    Jahrestages der DDR angeordnet.
    Die mit großem Propagandaaufwand vorbereitete Sonderschicht hat innerhalb der Bevölkerung Unmut hervorgerufen, obwohl für sie der übliche Lohn mit 25 Prozent Zuschlag gezahlt wird.
    Es ist dies das erste Mal, dass die Regierung in Ost-Berlin eine derart unpopuläre Maßnahme trifft, damit die in verschiedenen Branchen gefährdete Planerfüllung erreicht wird.
    Bisher gab es nur gezielte Sondereinsätze einzelner Fabriken.
    Die Wirtschaftslage in Ostdeutschland ist vor allem durch die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise äußerst gespannt.
    Vatikan.
    Zum Abschluss seines offiziellen Besuches in Rom wurde heute der Außenminister der DDR, Fischer, von Papst Johannes Paul II.
    im Privataudienz empfangen.
    Es gilt als sicher, dass eines der Gesprächsthemen die Neuregelung der Diözesanverhältnisse in der DDR war.
    Der Vatikan hat 1973 in den katholischen Kirchenbezirken der DDR, die kirchenrechtlich noch zu den westdeutschen Mutterbiesttümern gehören, apostolische Administratoren eingesetzt.
    Die DDR fordert, in diesen Gebieten neue Biesttümer zu errichten und damit die Kirchengrenzen den Staatsgrenzen anzupassen.
    Die Spitzenorgane des Katholizismus in der Bundesrepublik Deutschland waren aber bisher bestrebt, eine solche Lösung abzuwenden.
    USA.
    Zwei amerikanische Wissenschaftler haben bei Arbeitern der Marine Werft in Portsmouth in der atombetriebenen U-Boote gewartet werden, eine im Vergleich zur amerikanischen Bevölkerung sechsfache Leukämietodesrate und die doppelte Zahl von Todesfällen durch andere Krebsarten festgestellt.
    Der Mediziner Thomas Najarian und der Biostatiker Theodor Korten haben diese Ergebnisse ihrer den Zeitraum von 1959 bis 1977 umfassenden Analyse in der renommierten britischen Medizinfachzeitschrift Lancet veröffentlicht.
    Die gesteigerte Krebs-Todesrate wurde demnach bei einer Strahlendosis von wahrscheinlich weniger als 10 Rem insgesamt im Leben dieser Werftarbeiter verzeichnet.
    Dies entspricht etwa dem vorgeschriebenen Durchschnittswert für strahlenexponierte Industriearbeiter in den Vereinigten Staaten.
    Die beiden Forscher meinen, dass die von ihnen eruierte überdurchschnittliche Todesrate bei vermutlich relativ geringer Strahlenbelastung Gegenstand genauer Untersuchungen in Werften für nuklearbetriebene Schiffe sein sollte.
    Italien.
    Nach dem Scheitern der Verhandlungen zwischen der Regierung in Rom und den Gewerkschaften des Hilfspersonals der Spitäler haben die Bediensteten der Krankenhäuser für kommenden Montag zu einem neuen Ausstand aufgerufen.
    Sie wollen damit ihre Forderung nach Gehaltserhöhungen von umgerechnet 500 Schilling im Monat aufrechterhalten.
    Das italienische Spitalswesen war bereits gestern durch Streiks fast völlig lahmgelegt.
    Die Regierung lehnt die Erfüllung der Forderungen mit der Begründung ab.
    Das Budget würde eine solche Belastung nicht verkraften.
    Griechenland.
    Athen und die Umgebung der Hauptstadt wurde heute früh von schweren Regenfällen heimgesucht.
    Die Keller und ebenerdig gelegenen Räume hunderter Wohnhäuser wurden überflutet.
    In mehreren Hauptverkehrsstraßen stand das Wasser über einen halben Meter hoch.
    Der Verkehr kam zum Stillstand.
    In Nordgriechenland setzten Schneefälle ein.
    In der Ägäis wurde Sturmbahnung gegeben.
    Soweit die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Eine über das nördliche Mitteleuropa ostwärts ziehende Warmfront streift mit ihrem Ausläufer unser Bundesgebiet.
    Nachfolgend wird der im Alpenraum herrschende Hochdruckeinfluss voll zur Geltung kommen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    An der Alpensüdseite zum Teil aufgelockerte, sonst durchwegs starke Bewölkung.
    Im Norden mitunter etwas Regen möglich.
    Schwache Winde aus West bis Nord.
    Nachmittagstemperaturen 6 bis 12 Grad, im Süden örtlich auch Morgenfrost.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Am Morgen und Vormittag gebietsweise nebelig trüb.
    Dann allgemein sonniges Wetter.
    Schwache Winde aus Nordwest bis Nord.
    Tageshöchsttemperaturen 8 bis 15 Grad.
    Nun die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 9 Grad, Nordwestwind mit 15 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 7, Windstille.
    Linz bedeckt 7, Westwind 15.
    Salzburg bedeckt 7 Grad, Südostwind 10.
    Innsbruck stark bewölkt, 6 Grad, Windstille.
    Bregenz heiter 10, Südwestwind 5.
    Aus Graz ist kein Wirt eingeladen und in Klagenfurt stark bewölkt, sechs Grad Windstille.
    Es ist jetzt zwölf Minuten nach zwölf.
    Eine Woche vor der Volksabstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf läuft natürlich die Agitation auf Hochtouren.
    Und da die Frage Atomkraft ja oder nein schon längst vom technisch-wissenschaftlichen ins rein politische gerutscht ist, sind es auch politische Veranstaltungen, die im Vordergrund stehen.
    So hat die Sozialistische Partei heute eine österreichische Bürgermeisterkonferenz direkt nach Zwentendorf einberufen.
    Prominente Gäste Bundeskanzler Kreisky, der zum Thema am 5.
    November ja zu Zwentendorf sprechen wird und Vizekanzlerfinanzminister Androsch, der über ein Thema referiert, das für die versammelten Bürgermeister aus ganz Österreich wahrscheinlich von direkterem Interesse ist, der neue Finanzausgleich.
    Wir schalten nun nach Zwentendorf.
    Es berichtet Ernst Exner vom Landesstudio Niederösterreich.
    Meine Damen und Herren, die Bürgermeisterkonferenz ist vor wenigen Tagen erst einberufen worden.
    Die SPÖ stellt in Niederösterreich rund 160 Bürgermeister, in ganz Österreich 570.
    Sie wurden eingeladen, dazu Vizebürgermeister und Fraktionsführer der Gemeinderäte der größeren Städte.
    Rund 600 Personen sind dieser Einladung gefolgt.
    Die Prominenz der SPÖ ist nach Zwentendorf gekommen.
    Bundeskanzler Dr. Kreisky, Vizebürgermeister Dr. Hannes Androsch, der Präsident des Nationalrates Peña, Zentralsekretär Fritz Marsch und der niederösterreichische Landeshauptmannstellvertreter Zettl.
    Der Bürgermeister von Zwentendorf, Ferdinand Rabl, begrüßte die Gäste, die hierher gekommen sind.
    Er sagte, der Gemeinderat habe keinen Einwand gehabt.
    nach Befragung der Nachbargemeinden seine Zustimmung für die Umwidmung eines Grundstückes für das Kraftwerk Zwentendorf zu geben.
    Dieser Beschluss sei einstimmig gefasst worden.
    Im Gemeinderat sitzen hier zwölf Sozialisten, neun ÖVP-Mandatare und zwei Kommunisten.
    Diese Gemeinderäte hätten sich im Ausland davon überzeugt, wie Kernkraftwerke tatsächlich funktionieren.
    Man habe aber jahrelang die Werksleitung darauf aufmerksam gemacht, dass durch die Beseitigung des Atommülls gesichert werden müsse.
    Er habe und die Gemeinde habe weiterhin Vertrauen auf das Wort des Bundeskanzlers, eine Inbetriebnahme erst dann, wenn die Entsorgung gesichert ist.
    Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister kam es zu einem Zwischenfall, in dessen Mittelpunkt der Geologe Prof. Dr. Tollmann stand.
    Ich bin Prof. Tollmann und habe...
    Ruhe bitte, Herr Bundeskanzler!
    Ruhe!
    Bitte Ruhe!
    Nicht eingelassen werden!
    Bitte Ruhe!
    Nicht!
    Nicht!
    wird Ministerpräsident der Veranstalter.
    Sie sind zu dieser Konferenz nicht eingeladen.
    Sie haben Ihnen daher keine Möglichkeit zu sprechen.
    Sie haben genug Möglichkeiten, Ihre Meinung zu äußern.
    Das Vertrauen in Ihre wirtschaftlichen Qualitäten ist in diesem Kreis sehr gering.
    Wir haben...
    Sie haben genug Möglichkeiten gehabt, in der Öffentlichkeit zu Wort zu kommen.
    Hier ist nun eine Konferenz veranschaulich mit einer Rednerliste und ich bedauere sehr, ich muss Sie einladen.
    Es stimmt nicht, der Bürgermeister hat den Universitätsprofessor Dollmann nicht eingewahnen gehabt, er hat auch keine Berechtigung gegeben.
    Nach diesem Wortwechsel mit dem Bundeskanzler und dem Vorsitzenden, dem St.
    Pöltner Bürgermeister Hans-Schickl Gruber, verließ Professor Tollmann den Saal hier in Zwentendorf.
    Der niederösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Zettl kam dann darauf zu sprechen, dass sich Landeshauptmann Andreas Maurer vor zehn Jahren vehement für Zwentendorf eingesetzt habe, heute aber dagegen sei.
    Er nannte es eine feige Flucht vor der Verantwortung.
    Finanzminister Vizekanzler Dr. Andros sprach zwar in erster Linie zum Finanzausgleich, bezog sich aber einleitend auf den Zwischenfall mit Prof. Tollmann.
    die eindringliche Aufforderung und der eindringliche Appell des Bürgermeisters Rabel nach Besonnenheit Wahrheit der anschließende Provokationsversuch mehr als deutlich gemacht.
    Ich frage mich, wie schmach müssen die wissenschaftlichen Argumente sein, wenn man sich an ihrer Stelle solcher Provokationsversuche bedienen muss.
    Nach dem Finanzminister sprach der Leiter des Instituts für Reaktorsicherheit Diplomischer Walter Binner zum Thema, wie sicher ist Zwentendorf.
    Zurzeit spricht gerade Bundeskanzler Dr. Kreisky.
    Diese Konferenz, so sagte er, sei erst deswegen so spät einberufen worden, weil man mit dieser Aufklärungsaktion nicht die Wahlen in Wien und der Steiermark beeinträchtigen wollte.
    Kreisky zitierte dann den Dichter Herzmanowski-Orlando, in dessen Stück Kaiser Josef und die Bahnwärterstochter ein Beamter sagt, ja, ja, die Fachleute, auf was die eugers kommen, wenn man's nur lässt.
    Die Bundesregierung hätte all die Fachleute in der Sache Zwentendorf zu Wort kommen lassen.
    All das, was zu sagen gewesen wäre, wäre gesagt worden.
    Und damit zurück zum Funkhaus.
    Reporter in Zwentendorf war Ernst Exner.
    Und ein Thema, das so im Mittelpunkt der Innenpolitik steht, wird natürlich auch in den Zeitungskommentaren abgehandelt.
    Daher wieder einmal, wie schon so oft in den vergangenen Wochen, eine Inlandspresseschau mit dem alleinigen Schwerpunkt Atom.
    Zita Bernardi hat die Zitate zusammengestellt.
    Die Atomvolksabstimmung am 5.
    November und hier vor allem die jüngste Entwicklung in dieser Diskussion, der Wink des Bundeskanzlers mit dem Rücktritt, beschäftigt auch heute die meisten innenpolitischen Kommentatoren.
    In den Salzburger Nachrichten schreibt Karl-Heinz Ritschl unter dem Titel Sonnenkönig im Atomstrahl
    Die Zeit scheint vorüber, in der Bruno Kreisky als der große Zauberer Backhändeln hätte verschwinden lassen und trockenes Brot hervorholen können und dafür noch tosenden Applaus bekäme.
    Denn wie er zauberte, das machte ihm keiner nach.
    Er wirkte wie der Rattenfänger von Hameln.
    Doch die Herde wird schütterer.
    Sie verläuft sich.
    Die Schallmeilenklänge wandelten sich in grelle Dissonanzen.
    Allzu oft schon hat der Kanzler den brummig-biederen Ton des Landesvaters fallen gelassen, um gereizt rechthaberisch dem Staats- und Wahlvolk mitzuteilen, welche Ehre es habe, von ihm regiert zu werden.
    Aber wenn es nicht wolle, dann wäre eben eine ernste Situation eintreten.
    Das soll die Leute erschrecken.
    Eine Zeit post Kreisky.
    Nervös ist er geworden, der Bundeskanzler.
    meint Karl-Heinz Ritschl in den Salzburger Nachrichten.
    Im Salzburger Volksblatt liest man über die Flut von wissenschaftlichen und politischen Stellungnahmen, die in den letzten Tagen und Wochen über die Stimmbürger hereingebrochen ist.
    Befugte, unbefugte, obergscheite und unbedarfte geben also derzeit ihr vorzeitiges Votum über Zwentendorf ab und Narrenhände finden die plakatierten Parolen noch nicht genug.
    Sie beschmieren auch die Wände.
    Die Fronten gehen zwar nicht mitten durch die Leute, obwohl dieses Bild gar nicht so fehl wäre, sondern auch quer durch die Parteien.
    Und weiter heißt es in diesem Kommentar?
    Das Volk ist Zahler mit zehn Zuschauern an der Komödie Zwentendorf.
    Wir werden sehen, wie weit es auch bereit ist, mitzuspielen, damit aus der Komödie nicht eine Tragödie für hysterisch gewordene Parteipolitiker wird.
    Auch in der Kronenzeitung ortet Viktor Raimann in dieser Frage komplette Verwirrung.
    Wir sind die letzte Industrienation, die noch kein Kernkraftwerk in Betrieb hat.
    Wenn wir aber die Ergüsse unserer Politiker und die Religionsdispute unserer Wissenschaftler hören, dann müsste man glauben, von unserer Entscheidung am 5.
    November hinge die Rettung oder der Untergang unserer Erde ab.
    so hat die zweifellose ernste Sache doch noch den kakanischen Zug von Lächerlichkeit erhalten.
    Vielleicht lockt das eingemottete Atomkraftwerk die Ausländer ebenso nach Zwentendorf wie seinerzeit die eingestürzte Reichsbrücke nach Wien.
    liest man in der heutigen Kronenzeitung.
    Im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung nimmt Günther Traxler die Haltung der beiden Oppositionsparteien zum Thema Kernenergie aufs Korn.
    Er schreibt, Die friedliche Nutzung der Atomkraft in Österreich war bis nach 1975 eine Sache, über der Notwendigkeit sich alle drei Parteien einig waren.
    Erst als in Schweden eine sozialdemokratische Regierung darüber stürzte, witterten auch heimische Konservative Morgenluft.
    Sie wollen nun, weil ihnen selbst die Kraft fehlt, die Regierung Kreisky mit Atomkraft aus dem Sattel heben.
    Gerade jene unter den Zwentendorf-Gegnern, die auch politisch denken, müssten daher erkennen, dass sie am 5.
    November nicht nur über die Verwendung eines teuren Gebäudes entscheiden, sondern über mehr.
    In einer Kurierglosse schließlich werden die mit Informationen überhäuften Staatsbürger mit polnischen Mastgänsen verglichen, die bis zum Abstimmungstag noch ordentlich gestopft werden sollen.
    Ob das klug ist?
    Wer einmal für eine schwere Prüfung gelernt hat, kennt den Effekt, den Stucken bis zur letzten Minute erzeugt.
    Auf einmal ist alles wie weggeblasen.
    Zusätzlich wird die Tonlage der Streitparteien immer schriller.
    Bis jetzt hatte Frau Dr. Elisabeth Schmitz das Monopol auf Panikmache im Diskant.
    Jetzt haben aber die Atomfans den Professor Friedrich Hacker eingeflogen, auf das er seinen psychologischen Senf dazugebe.
    Und wenn wir ihn recht verstanden haben, dann gehören eigentlich alle Atomgegner psychiatriert.
    Es wird Zeit, dass der 5.
    November kommt.
    Das war die Inlandspresse.
    Von der Bauwirtschaft gehen nicht nur in Österreich wichtige Impulse für die anderen Wirtschaftszweige aus.
    Die Stahlbranche beispielsweise liefert Stähle für den Hausbau, für den Brückenbau, die Betonindustrie und die Baustoffindustrie.
    Die Elektroindustrie legt nicht nur Stromleitungen, sondern liefert auch Klimaanlagen.
    Die Installateure und die Tapezierer, die Maler und Anstreicher profitieren ebenso wie zahlreiche andere Zulieferfirmen von einer florierenden Bauwirtschaft.
    Eine immer größere Bedeutung als Auftraggeber kommt dabei der öffentlichen Hand zu, denn Bund, Länder oder Gemeinden lassen Schulen errichten, Amtsgebäude, Straßen oder Autobahnen, Spitäler und Kindergärten bauen.
    Seit längerem bereits gibt es Alarmrufe der Bauwirtschaft.
    Im Juli konnte man anhand einer Erhebung des Statistischen Zentralamts die Lage dieses Wirtschaftszweigs ablesen.
    Der Auftragsstand, der damals bis zur Jahresmitte 1979 aufzuarbeiten war, belief sich auf mehr als 33 Milliarden Schilling.
    Gegenüber dem vergleichbaren Volumen am Ende des ersten Quartals 1978 bedeutete das eine Steigerung um 1,7 Prozentpunkte.
    Wie hat sich nun seither die Bauwirtschaft weiterentwickelt?
    Hören Sie einen Bericht von Michael Kerbler.
    Die Situation der österreichischen Bauwirtschaft im Jahr 1978 ist vor allem von zweieinander widersprechenden Merkmalen gekennzeichnet.
    Einerseits erzielen Unternehmen aus dem Bereich der Bauindustrie Gewinne, ja, können sogar Dividenden ausschütten, wie etwa die Branchenriesen Universale oder POR AG, während andererseits ein Rekord an Insolvenzen im Baugewerbe verzeichnet wird.
    Aus der jüngsten Statistik des Alpenländischen Kreditorenverbandes, der sowohl Ausgleichsverfahren als auch Konkurse registriert, geht nämlich hervor, dass im Zeitraum 1.
    Jänner bis 30.
    September 1978 41 Firmen in den Ausgleich und 83 in den Konkurs gegangen sind.
    Das sinkt, um den Ernst der Situation deutlich zu machen, um acht Ausgleiche und 27 Konkurse mehr als im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres.
    Wie kam es nun zu einem derartigen Missverhältnis zwischen Umsatzerfolgen in der Bauindustrie einerseits und dem insgesamt eher mäßigen Abschneiden des Baugewerbes andererseits?
    Die Bauresen haben sich auch in diesem Jahr wieder zum Teil in Arbeitsgemeinschaften an Großprojekten beteiligt.
    Es sei an der Zusammenarbeit beim Bau der U-Bahn, der UNO-City oder auch des Malta-Kraftwerkes erinnert.
    Diese Baulose von einem Auftragswert mehrerer Milliarden Schilling haben auch die Arbeitsplätze in der Bauindustrie gesichert.
    Außerdem versuchen immer mehr Unternehmungen aus dem Industriebereich, Aufträge in Nachbarländern oder aber im Mittleren Osten zu erhalten.
    So rechnen sich zahlreiche österreichische Firmen gute Chancen aus, in Ungarn den Zuschlag für Hotelbauten zu erhalten.
    Ungarn ist fest entschlossen, seine Hotelkapazität möglichst rasch und mit Hilfe westlicher Baufirmen zu erhöhen, weil man durch die starke Zunahme des Fremdenverkehrs heuer wieder mehr Devisen ins Land bekommen hat.
    In Budapest sollen nun vier Hotels errichtet werden, von denen zwei am Donauufer gelegen, eine Gesamtkapazität von rund 1.500 Betten haben sollen.
    Während also große Unternehmen den riskanten Sprung, der zumeist durch Sicherstellungen der Kontrollbank teilweise abgedeckt ist, ins Ausland wagen können, muss das Baugewerbe mit den kleineren Kuchenstücken bei den Bauaufträgen zufrieden sein.
    Zwar ist ein Zuwachs an Bauaufträgen für diesen Zweig der Wirtschaft zu verzeichnen, allerdings kämpfen gerade jene Betriebe mit dem Umstand, dass die erarbeiteten Gewinne von den Zinsen, die für aufgenommene Kredite bezahlt werden müssen, aufgefressen werden.
    Das war auch eine entscheidende Ursache dafür, dass unter den Konkursanträgen des heurigen Jahres traditionsreiche und sehr bekannte Baufirmen zu finden waren.
    In Wien mussten zum Beispiel die Baumeister Löschner und Helmer und die Firma Strass, Gschwandner und Ambros das Handtuch werfen.
    Insgesamt verloren durch die beiden Konkurse 800 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz.
    Einer der aufsehenerregendsten Konkurse in der Baubranche war der der Firma Teiml und Spitzi in Graz, die mit Schulden von 230 Millionen Schilling Konkurs anmeldeten.
    700 Beschäftigte mussten sich einen neuen Arbeitsplatz suchen.
    Insgesamt erwarten sich die Wirtschaftsforscher für das heurige Jahr eine Wertschöpfung in der Bauwirtschaft, die um drei Prozent über der des Vorjahres liegt.
    Da heuer vor allem dieser Wirtschaftszweig von den öffentlichen Großprojekten profitierte, war ein gutes Abschneiden der Bausparten Tiefbau, Brückenbau und Industriehochbau festzustellen.
    Eher schlecht haben heuer der Wohnungs- und der Straßenbau abgeschnitten.
    Und in diesem Umstand sehen die Baufirmen auch eine Gefahr für ihr Geschäft im kommenden Jahr.
    Die zahlreichen Großprojekte, von denen so viele große, mittlere und kleinere Betriebe gelebt haben, laufen aus.
    Man denke nur an den Ardlberg oder an den Kleinalm-Autobahntunnel, an die schon einmal erwähnte UNO-City oder an das zweieinhalb Milliarden Schilling baulos U-Bahn-Station Stephansplatz.
    Übereinstimmend mussten Bauindustrie und Gewerbe feststellen, dass Anschlussaufträge nicht mehr in der Anzahl wie Ende vergangenen Jahres vorgemerkt sind.
    Selbst wenn man den Zweckpessimismus mancher Bauunternehmer in Rechnung stellt, ist zu erwarten, dass der Beitragszuwachs der Bauwirtschaft am Bruttonationalprodukt im kommenden Jahr nur mehrhalb so viel ausmachen wird wie heuer.
    Michael Kerbler analysierte die Lage der Bauwirtschaft.
    Vier Tage lang, von Donnerstag bis Sonntag, findet im Wiener Künstlerhaus eine sogenannte Solidaritätsveranstaltung der Frauen statt.
    Das Motto, den Alltag verändern.
    Organisiert haben das Treffen mehrere Frauengruppen aus Wien.
    Gekommen sind hunderte Frauen aus allen Bundesländern, aber auch aus dem Ausland.
    Denn informiert wird hier nicht nur über die Situation der Frau in Österreich, wobei man vor allem die Rolle der Frau im Beruf kritisch analysiert,
    Man erfährt auch Neues über die Frauenbewegung in Westeuropa, über deren Ziele und Anliegen.
    Es gibt Filme aus den verschiedenen Ländern.
    Und nicht zu kurz kommt auch das Thema Atomkraft.
    Eine Woche vor der Volksabstimmung über Zwentendorf formulieren die Frauen auf dem Kongress noch einmal ihr Nein zum Atomstrom.
    Daneben gibt es die vielfältigsten Veranstaltungen, vom Kinderprogramm bis zur Dichterlesung, von Ausstellungen bis zum Flohmarkt und selbst Männer sind zugelassen, durchaus ein Novum auf Frauenkongressen.
    Hören Sie einen Beitrag, den Ilse Vögel gestaltet hat.
    Musik aus Lateinamerika beim Frauenkongress in Wien.
    Denn selbst Frauen aus Uruguay sind gekommen, um hier auf die politische Situation in ihrem Land aufmerksam zu machen.
    Ihre Situation unterscheidet sich vermutlich in vielen von der anderer Frauengruppen hier.
    Aber gerade das ist das Sympathische an der Veranstaltung im Wiener Künstlerhaus.
    Hier haben sich Gruppen zusammengefunden, die zwar von unterschiedlichen ideologischen Ansätzen ausgehen, die aber doch ein gemeinsames Ziel verfolgen.
    Die Situation der Frau in der Gesellschaft zu verändern.
    Was natürlich ein fruchtloses Schlagwort bleibt, solange nicht die politischen Bedingungen geändert werden, unter denen und mit denen Frauen heute leben müssen.
    Und in diesem Sinne etwa ist eine Resolution zu verstehen, in der die Frauen an den österreichischen Gewerkschaftsbund appellieren, stärker als bisher gegen die Diskriminierung der Frau am Arbeitsplatz zu kämpfen.
    Nur ein paar Schlagworte.
    Gleicher Lohn endlich für gleiche Arbeit.
    Streichung der illegalen Frauenlohngruppen aus den Kollektivverträgen.
    Gleiche Berufsausbildung für Frauen und Männer.
    Hilfsarbeiterinnen sollen die Möglichkeit haben, während der Arbeitszeit eine Facharbeiterausbildung zu absolvieren.
    Generelle Herabsetzung der täglichen Arbeitszeit auf sieben Stunden und Einrichtung von mehr kostenlosen Kindergärten und Krippen, in denen Eltern aber mehr Mitspracherecht bei der Erziehung ihrer Kinder haben.
    Neben diesen Gruppen, die also ganz konkrete politische Ziele verfolgen, gibt es auch andere, die quasi nur von der Alltagsrealität der Frau ausgehen, egal ob sie nun berufstätig ist oder nur Hausfrau.
    Und die versuchen mit diesen Frauen ein neues Bewusstsein zu erarbeiten.
    Gerlinde Schilcher vom Frauenforum Urania.
    Die Frauen, die in die Gruppen kommen, üben in dieser Gruppe neue Verhaltensweisen.
    In dem Schonraum, in der wohlwollenden Geborgenheit von Frauengruppen können sie etwas anderes ausprobieren.
    Sie dürfen auch einmal aggressiv sein, sie dürfen auch einmal zornig werden, sonst müssen sie schön still und lieb sein und sie sollen halt möglichst viel lächeln und sie sollen halt, weil sie verantwortlich sind für die Harmonie in der Familie, eher ihren Zorn unterdrücken.
    In der Frauengruppe dürfen sie einmal etwas anderes, auch etwas, was auch in ihnen steckt.
    Und diese veränderte Verhaltensweise verändert den Alltag der Frau.
    Sie kriegt Mut, Dinge mal anders zu machen.
    Und in diesen kleinen Schritten der Alltagsveränderung passiert Politik.
    Wir nennen das die Politik der Subjektivität.
    Ausgehend vom Alltag der Frau verändert sie, indem sie sich verändert, den Alltag.
    Die Selbsterfahrungsgruppe in der Wiener Orania besteht nun knapp zwei Jahre.
    Heuer werden drei Kurse geführt, 45 Frauen nehmen daran teil.
    Eine von ihnen ist Hertha K., Mitte 40, berufstätig, Mutter von zwei erwachsenen Kindern.
    Ihre Situation ist sicher symptomatisch für die Situation vieler Frauen in Österreich.
    Ich bin jetzt weniger bereit, mich in irgendeine Rolle pressen zu lassen.
    Ich will nicht nur Hausfrau, nicht nur Mutter und gute Ehefrau und Geschäftsfrau sein.
    Ich versuche momentan, frei, ich selbst mehr zu werden.
    Nicht mich frei zu spielen von den ganzen diversen Rollen, die ich jahrzehntelang praktiziert habe.
    Irgendwie will ich ich selber, ich selber, ich kann das schwer formulieren, ich selber werden.
    Was sagten deine Mamas oder die Kinder?
    Frag es mich nicht.
    Also meine Familie ist, kann man sagen, strikte dagegen.
    Aber nachdem ich so viel Selbstvertrauen habe, kann ich mich schon durchsetzen.
    Am Veranstaltungsprogramm stehen auch Dichterlesungen.
    Die junge Schauspielerin Lena Rothstein liest Franz Xaver Krötz, Die Reise ins Glück, ein Frauenmonolog.
    Eine junge Frau wird sich im Gespräch mit ihrem ledigen kleinen Kind ihrer eigenen Situation bewusst und wird bereit, ihr Leben in eigener Verantwortung zu leben.
    Du musst dich einmal wehren.
    Das ist notwendig.
    Bei mir ist vielleicht schon zu spät, aber bei dir geht alles erst noch los.
    Bei der Mama ist es schon drin, dass man einen Respekt hat vor jemandem und keiner weiß warum und kann es nicht ändern.
    Aber bei dir darf das einmal gar nicht aufkommen.
    Da muss eine Weite sein, wo man sich verlaufen kann und du, weil du stark bist, kommst vorwärts.
    Das Leben mit beiden Händen packen und so lange festschütteln, bis was Gutes herunterfällt für einen, das musst du von Anfang an lernen.
    Das Besondere an diesem Frauenkongress in Wien, auch Männer sind eingeladen.
    Man will auch dem Partner die Chance geben, in den neuen Bewusstseinsprozess der Frau mit eingebunden zu sein.
    Ein Diplom-Mathematiker aus Freiburg auf die Frage, warum er zum Frauenkongress nach Wien gekommen ist,
    Mich interessiert generell, wie die Frauen mit ihren speziellen Schwierigkeiten zurechtkommen.
    Ich glaube, es liegt auch im Interesse von Männern, da nicht nur irgendwelche zurechtgeputzten Puppen da zu haben, sondern wirkliche Persönlichkeiten, sich mit denen auseinanderzusetzen.
    Von daher hat mich das schon interessiert, wie sowas vor sich geht, wie die selber sich ihren eigenen Problemen bewusst werden.
    Sind Sie da mit Ihrer Freundin oder sind Sie alleine gekommen?
    Ich bin mit meiner Frau gekommen.
    Nur für Frauen allerdings ist das Programm am Sonntag gedacht.
    Hier will man über das Hauptthema, den Alltag verändern, Entstehung und Ziele eines Kommunikationszentrums für Frauen diskutieren.
    Eva Klimek, eine der Initiatorinnen dieses Kongresses.
    Wir glauben, dass am Sonntag der Tag nur für Frauen da sein soll, weil eben diese Einrichtung eines Frauenzentrums ein
    Zentrum für Frauen, also natürlich auch die Meinung der Frauen und die Vorstellungen von Frauen realisieren soll.
    Und wir hoffen, dass diese Vorstellungen klarer, deutlicher und freier bei dieser Diskussion herauskommen, wenn an diesem Tag keine Männer da sind.
    Das Frauenzentrum ist also eine Zielvorstellung der österreichischen Frauengruppen.
    Ein Haus mit Arbeitsräumen für Kurse, Ausstellungen, rechtliche, pädagogische und medizinische Beratung, mit einer Bibliothek und einem Kindergarten.
    Ein Zentrum, in dem Frauen gemeinsam arbeiten können, gemeinsam ihre Freizeit verbringen.
    Mit der Gemeinde Wien finden gerade Verhandlungen statt.
    Die Gesellschaft für Kulturpolitik hat eine Subvention zugesagt.
    Und wer zum Frauenkongress kommen will, der kann ebenfalls sein Schärflein zum Bau des Frauenzentrums beitragen.
    Eintritt ist zwar frei, Spenden aber mehr als erwünscht.
    Ilse Vögel hat diesen Beitrag gestaltet und nun, fünf Minuten nach halb eins, Bericht aus dem Ausland.
    Im Iran sind die Unruhen wieder im gesamten Land und mit fast der Intensität wieder aufgeflammt, die sie vor einigen Wochen erreicht hatten.
    Diesmal ist allerdings nicht die Hauptstadt Teheran das Zentrum der Zusammenstöße, sondern die Provinz.
    Auch eine Amnestie für politische Häftlinge, die der Shah in dieser Woche als Anlass seines Geburtstags erlassen hatte, konnte die Situation nicht beruhigen.
    Hören Sie aus Teheran, Gerd Rainer Neu.
    politische Krise im Kaiserreich Iran scheint sich von Tag zu Tag zu verschärfen.
    Die Liste der Städte, wo schwerste Zerstörungen angerichtet wurden und wo er bei blutigen Zwischenfällen Iraner ihr nebenließen wird immer länger.
    Mindestens zwölf Tote ist die Bilanz des gestrigen Tages.
    Und heute taucht nun bereits in Teheraner Zeitungen das Wort vom Bürgerkrieg auf.
    Vokabeln wie revolutionär und antirevolutionär fallen.
    Falls sich die Lage weiter verschärft, somit ein prominenter Geistlicher hier in der Hauptstadt, dann besteht die Gefahr eines Bürgerkrieges in Libanon.
    Die Informationen, die nach Teheran aus der Provinz gelangt sind, mögen ihn zu dieser Äußerung veranlasst haben.
    Denn in verschiedenen Städten haben sich in den letzten Tagen Bürger zusammengetan, um gegen regimfeindliche Einwohner vorzugehen.
    In Hamadan beispielsweise wurden bereits Autos zerstört, die Dissidenten-Lehrern gehören.
    und Scheiben von Schulen eingeworfen, wo gestreikt wird.
    Drohungen, man werde Lehrer und Schüler töten, wenn sie ihre regierungsfeindliche Agitation nicht beenden, wurden über Lautsprecher verbreitet.
    Gleichzeitig gebärden sich regimenseindliche Demonstranten immer radikaler.
    Es tauchen jetzt auch vermehrt Forderungen auf, die Ausländer aus dem Land zu werfen.
    Nationalistische Parolen und anti-westliche Slogans verbreiten sich vor allem bei Studentendemonstrationen.
    Die Amerikaner,
    Die Besen mit rund 55.000 Mitgliedern, die bei weitem größte Ausländer-Kolonie in Iran, sind bereits angewiesen mit beschlossenen Fenstern Auto zu fahren und möglichst selten anzuhalten.
    Verschärft haben sich damit auch die Sorgen der in Milliarden-Projekten hier engagierten westlichen Länder.
    Durstig war Washingtons stellvertretender Verteidigungsminister Charles Duncan beim Schah.
    Ihm folgte jetzt Staatssekretär Cooper aus dem Wirtschaftsministerium.
    Und heute Morgen hat der Bonner Wirtschaftsminister Graf Lambsdorff bei den iranischen Monarchen vorgesprochen, wie es kürzlich auch der Essener Krupp-Chef weiß.
    Was Ihnen bei diesen Gesprächen gesagt wurde, ist bisher geheim geblieben.
    Ebenso sind die Repräsentanten der großen Auslandsfirmen hier in Teheran völlig im Unklaren darüber, welche Vorstellungen denn die Regierung konkret über die künftige Wirtschaftsentwicklung hat.
    Einsparungen bei Verteidigungs- und Nuklearprojekten ist allgemein bisher alles, was von Regierungsseite verlautet ist.
    Dass die Teheraner Staatsführung momentan der Entwicklung ihren eigenen Lauf lässt, dafür gibt es Anzeichen.
    Das Kriegsrecht im 12.7. ist längst durchlöchert, wenn auch auf höherem Befehl.
    Man hat offensichtlich eingesehen, dass Blutvergießen bei Demonstrationen nur weiteres Blutvergießen nach sich zieht.
    Die Regierung erlaubt Weiterdemonstrationen und die Öffentlichkeit muss beurteilen, was die Demonstranten eigentlich wollen, sagte noch gestern Abend Informationsminister Haneli im teheraner Fernsehen.
    Demokratisierung und Liberalisierungsabsichten der Regierung standen ja von vornherein im Widerspruch zum Kriegsrecht.
    Bis heute haben beide eher den Druck auf das Regime verstärkt.
    Dessen Ausgangspunkt scheint nach wie vor überwiegend der exilierte Schießenführer Ayatollah Khomeini,
    in seiner unversöhnlichen Haltung gegen den Schad zu sein.
    Heute Morgen ranzen hier in Teheran wieder Demonstranten vor sie verfolgenden Soldaten her, die den jetzt in Paris lebenden Erbfeind des Monarchen hochleben.
    Die Verleihung des Friedensnobelpreises 1978 an Ministerpräsident Begin und Präsident Sadat hat zwar Aufsehen erregt, aber am stockenden Gang der Friedensverhandlungen in Washington nichts geändert.
    Nun will Ägypten dem israelischen Beispiel folgen und die Verhandlungsdelegation zur Konsultation nach Kairo zurückberufen.
    Peter Brünner berichtet.
    Wir jubeln über die Verleihung des Friedensnobelpreises an Anwalt Sadat und Menachem Begin hält sich in Ägypten offensichtlich in Grenzen.
    Der Präsident fühle sich geirrt, so ließ Sadat mitteilen.
    Die Preissumme werde er seinem Geburtsort mit Abu El-Kom zugute kommen lassen, und ob er zur Preisverleihung nach Oslo fliegen könne, sei noch nicht abzusehen.
    Das Hauptanliegen des Präsidenten sei es im Augenblick, den Frieden zu vollenden.
    Kurz vor Mitternacht stellte sich dann Ministerpräsident Mustafa Kemal einer Pressekonferenz, und er wandte sich der Tagespolitik zu.
    Die ägyptischen Delegationsleiter bei den Verhandlungen in Washington
    Kamil Hasanali und Butros Relli seien zu Konsultationen nach Kairo zurückgefordert worden.
    Das halte er mit, und er fügte hinzu, es handele sich um rein technische Konsultationen.
    Und außerdem stehe die Rückberufung nicht in direktem Zusammenhang mit der amerikanisch-israelischen Auseinandersetzung über die angekündigte Erweiterung israelischer Siedlungen auf der Westbank und dem Gaza-Streifen.
    Die ägyptischen Tageszeitungen beschränken sich heute im Wesentlichen auf die nüchterne Wiedergabe der Erklärung, mit der das Osloer Nobelpreiskomitee die Preisverleihung an Zardaz und Begin begründet.
    Die ägyptische Verärgerung aber ist in der offiziellen Presse überall zu spüren.
    Wenn Ägypten auch in Friedenverhandlungen mit Israel steht, so sagt ein Ägypster, dann geht die Verbrüderung doch noch nicht so weit, dass man Zardaz und Begin in einen Topf lassen könnte.
    Was hat denn Begin bisher für den Frieden getan?
    Sadat hat die Initiative ergriffen und ist nach Jerusalem gereist.
    Wenn das Nobelpreis würdig ist, dann muss Begin sich den Preis erst noch verdienen.
    Mit Sadat wurde zum ersten Mal in der Geschichte des Friedensnobelpreises ein Araber für preiswürdig gefunden.
    Noch dazu ein Araber,
    der wegen seiner Friedenspolitik von seinen arabischen Nachbarn aus heftig bekritisiert wird und denen die Preisverleihung an das ungleiche Gespann Sabbats Begin höchstens Anlass für höhnische Kommentare ist.
    Menahem Begin aber nahm die geheiligte Ruhe des Sabbat zum Anlass, sich nicht zur Preisverleihung zu äußern und schon gar nicht hat die Nobelpreisverleihung irgendeinen Einfluss auf die politischen Manöver um den Friedensvertrag.
    Die Bekanntgabe der Friedensnobelpreisträger fällt zusammen mit der schwersten und möglicherweise entscheidenden Krise der Friedensverhandlungen in Washington.
    In der Krise geht es um die territorialen Ansprüche, die Israel auf der Westbank und im Gazastreifen geltend macht und die die israelische Regierung mit einem 15-Millionen-Dollar-Plan zur Ausweitung bestehender Siedlungen untermauern will.
    Vorläufig zeichnet sich in dieser Frage noch keine Lösung ab und Ägypten wartet.
    Die Rückberufung der beiden ägyptischen Delegationsleiter nach Kairo wurde zwar mit der Notwendigkeit technischer Konsultationen begründet, aber es ist noch völlig ungewiss, wann und ob sie nach Washington zur Wiederaufnahme der Verhandlungen zurückkehren.
    Das Nobelpreiskomitee in Oslo hatte dem Vernehmen nach zwei Wochen mit der Bekanntgabe der diesjährigen Preisträger gewartet und hat dennoch seine Entscheidung voreilig getroffen, denn der Frieden im Nahen Osten ist noch längst nicht unterschrieben.
    Zarat aber hat den Preis angenommen, um zu diesem Zeitpunkt seine Verhandlungspartner in Washington und in Jerusalem nicht zu riskieren.
    Lohnkonflikte und Kampf gegen die Inflation, das sind zur Zeit die Schwerpunkte der Innenpolitik in Großbritannien.
    Begonnen hat es beim Parteitag der regierenden Labour-Party im September, als Premierminister Callaghan mit seiner Lohnpolitik, nicht mehr als 5% Lohnerhöhungen, Schiffbruch erlitt.
    Die Gewerkschaften setzten das Prinzip der vollen Verhandlungsfreiheit ohne Lohnleitlinien durch.
    Seither gibt es Streiks, vor allem in der Autoindustrie und in vielen kleineren, aber deswegen nicht weniger wichtigen Bereichen wie etwa bis gestern im Spitalswesen.
    Hören Sie Heinz Beer an.
    Die Aufsichtsbeamten in den englischen Krankenhäusern sind heute früh wieder an ihren Arbeitsposten nach einem fast sechs Wochen dauernden Streik.
    Dieser Streik hat zur Folge, dass 9000 Betten leer bleiben mussten, weil man wegen mangelnder Bettwäsche und nicht funktionierender Installationen Aufnahmen nicht riskieren konnte.
    Er bedeutet, dass die Warteliste für Patienten des staatlichen Gesundheitsdienstes um 60.000 gestiegen ist.
    Und ein Facharzt in London hat heute erklärt, er sei gar nicht so sicher, ob nicht indirekt auch weitere Leben bedroht sein könnten als Ergebnis des Streiks.
    Es war der für den Gesundheitsdienst schädlichste Streik seiner Geschichte.
    Diese Beamten haben ihren Streik beendet, weil man ihnen
    ein neues Gehaltsschema angeboten hat, nachdem sie im nächsten Monat 5% mehr bekommen, innerhalb der nächsten drei Monate 10% mehr und innerhalb des nächsten halben Jahres 15% mehr Gehalt.
    Das Ganze widerspricht natürlich der Lohnpolitik der Regierung, die versucht, die Inflation auch weiterhin auf einstelligen Zahlen zu halten, wird aber, wie das jetzt die Praxis ist, mit Hilfe semantischer Manipulation
    und zwar in diesem Falle als Produktivitätsbonus frisiert durchgedrückt.
    Noch schönere Auswüchse der Semantik hat der Fahrtstreik geboren.
    Hier hat man den Streikenden bis zu zwölfeinhalb Prozent Lohnerhöhung angeboten, einstweilen übrigens noch nicht angenommen.
    Sie wird aber am Dienstag zur Diskussion stehen.
    Und zwar hat man diese 4,5 %, die über die ursprünglich angebotenen 8 % hinausgehen, wobei schon diese 8 % nach Adam Riese mehr als die von der Regierung geforderten 5 % sind.
    Also diese letzten zusätzlichen 4,5 % wurden als Attendance Payment präsentiert.
    Das heißt, ein Arbeiter bei Fahrt soll 4,5 % mehr dafür kriegen,
    dass er in der Früh die Arbeit antritt und auch seine ganze Arbeitswoche anwesend ist.
    Also Attendance Payment.
    Das ist doch wirklich surrealistisch.
    Aber noch nicht genug.
    Ein Fortarbeitervertreter hat gestern gesagt, wir haben das Geld nicht abgelehnt.
    Wir haben nur den Rahmen abgelehnt, in dem es gestellt wurde.
    Ford hat in diesem fünf Wochen dauernden Streik 66.000 Fahrzeuge verloren.
    und der Fall Vauxhall.
    Da hatten die Arbeiter gegen ihre Gewerkschaftsfunktionäre in zwei Werken, in Dunstable und in Luthen, revoltiert.
    Sie sagten, wir wollen nicht streiken, wir wollen lieber unsere 70 Pfund in der Woche Lohn als die 6 Pfund in der Woche Streikgeld.
    Worauf die Arbeiter in dem dritten Vauxhall-Werk im Norden,
    Ellesmere Port sagt Nein, wenn nötig werden wir Vauxhall allein lahmlegen.
    Wir bleiben beim Steig am 1.
    November.
    Vauxhall hat jetzt von 6,5 bis 8% Lohnerhöhung angeboten.
    Die zusätzlichen Prozente sind auch hier als Produktivitätsbezahlung getarnt.
    Die gestrige gute Botschaft von den Nachwahlen, nämlich gute für die Labour Party, besonders der in Schottland,
    die Premierminister Kählein natürlich gefreut hat, ist also wie ein Strohfeuer vom plötzlichen Nebel rasch ausgelöscht worden.
    Ein Winter des Missvergnügens steht uns hier bevor.
    Die Konservativen schieben die Schuld an ihrer Niederlage in Bergh-Eastlodien ihrem früheren Chef Edward Heath in die Schuhe.
    Nur deshalb, weil dieser wie ein Rufer in der Wüste ununterbrochen predigt, ohne eine Lohnpolitik geht es nicht.
    Die Mehrheit im Lande aber ist in dieser Hinsicht mit ihm und dem Premierminister Keilerin einverstanden, so sagen es wenigstens die Meinungsbefrager.
    Aber wie früher einmal auf konservativer Seite der Begriff Verstaatlichung das rote Tuch war, so ist es eben jetzt auf Seite der Gewerkschaften hier die Einkommenspolitik.
    Dass dabei jetzt die Automobilindustrie und dann die ganze Wirtschaft zugrunde gehen könnte,
    Das beeindruckt offenbar Leute nicht, denen nichts etwas bedeutet als ihr eigener unmittelbarer Vorteil.
    Verstehen kann man diese Unordnung und Verwirrung nur als Parallelerscheinung zu den Geschehnissen in der Ersten Republik Österreich, als man sich so wie jetzt hier aus dem Zusammenbruch zu einer neuen Ordnung durchkämpfen musste.
    Papst Johannes Paul II.
    ist zwar erst kurze Zeit im Amt, aber am Bild des Vatikanischen Tagesablaufs hat sich bereits einiges geändert.
    Offenbar fühlt sich der erste nicht-italienische Papst seit fast einem halben Jahrtausend weniger von den Traditionen des heiligen Stuhls gefesselt als seine italienischen Vorgänger.
    Außerdem dürfte sich bemerkbar machen, dass die Kardinäler einen Mann gewählt haben, der mit 58 Jahren relativ jung und noch im Vollbesitz seiner körperlichen Kräfte ist.
    Hören Sie aus Rom, Alfons Dalma.
    Die Regierungslinien des Papstes Wojtyla beginnen sich abzuzeichnen.
    Der persönliche Stil nimmt unwiedereinbringliche Formen an.
    Die Präsenz und die Popularität Johannes Pauls II.
    einerseits in der Weltöffentlichkeit, andererseits in Rom scheinen nach dem ersten explosiven Effekt nicht nachzulassen, sondern zu wachsen und sich zu verfestigen.
    Bald zwei Wochen nach seiner Wahl und eine Woche nach dem Weltereignis der Anteilnahme an der römischen Intronisierungsliturgie genügt ein Blick in die Zeitungen.
    Die italienische Presse ist weiterhin täglich voll von anekdotischen Berichten und Reportagen über die unbeschwerte Art, in der sich der neue Papst gibt.
    Die großen Intelligenzblätter der Welt, von Le Monde bis New York Times, von der Frankfurter Allgemeinen bis Daily Telegraph,
    sind voll Analysen und Abhandlungen von den erst jetzt voll in das Thema einsteigenden großen Nachrichtenmagazinen von Newsweek und Time über Express und Economist bis zum Spiegel ganz zu schweigen.
    Der ehemalige Erzbischof von Krakau und frühere Seelsorger der polnischen Arbeiterpfarren, obwohl auch ein weltbekannter Philosoph und Theologe, wird sich weder hieratisch von den Menschen absondern, noch im vatikanischen Elfenbeinturm einsperren lassen.
    Das steht schon fest.
    Die Massenaudienzen sind nicht mehr ein schön geregeltes Zeremoniell mit einer klugen Ansprache als Mittelpunkt, sondern eine urwüchsig-volkstümliche Angelegenheit, die nur dann in Stille erstarrt, wenn der Papst eine sehr direkte und lebensnahe Predigt hält.
    Wenn er kranke Menschen und Kinder sieht, ist Papst Wojtyla nicht durch nichts zu halten.
    Die christliche Erneuerung, sagt er immer wieder, beginnt mit der Wiederherstellung der nächsten Liebe.
    Und diese soll sich vor allem gegenüber den menschlich und sozial Schwachen und Benachteiligten bewähren.
    Im Vatikan und in Rom ist man über die Kurien-Prelaten vergnügt, die schwerkeuchend dem energisch schreitenden Papst auf den täglichen Spaziergängen durch die vatikanischen Gärten folgen müssen, weil er auch bei dieser Gelegenheit sein Arbeitspensum erledigt.
    merkte ihre Not, versuchte ihnen beizubringen, wie gesund es für alle sei, möglichst viel Bewegung zu machen.
    Seine Fahrt nach Castel Gandolfo und die Inbesitznahme des dortigen päpstlichen Schlosses hat jedes Protokoll völlig durcheinandergeworfen, den Papst aber eine Aufnahme durch die Bevölkerung der Albaner Berge bereitet, wie sie in den letzten Jahrzehnten kein italienischer Papst erleben konnte.
    Morgen Sonntag hat Johannes Paul II.
    nach dem Mittagsangelus am Petersplatz vor, ein kleines Marienheiligtum auf einem Felsenberg, 80 km südöstlich von Rom, zu dem er am letzten Tag vor dem Konklate bereits gepilgert war, wieder zu einer Andacht und Danksagung zu besteigen.
    Die Bewegungsfreiheit, die er sich nimmt, übersteigt aber die Grenzen Roms und des früheren Kirchenstaates.
    Die prinzipielle Absicht, im blutenden Libanon persönlich zu erscheinen, die lateinamerikanische Bischofskonferenz in Mexiko aufzusuchen und sich nach Polen, Krakau und Częstochowa zu begeben, ist schon geäußert worden.
    Ohne Zweifel hat Johannes Paul II.
    auch vor, in der römischen Kurie personelle und organisatorische Reformen vorzunehmen.
    Es wird aber sichtbar, dass er das energische Vorgehen
    mit Behutsamkeit und menschlicher Rücksicht zu vereinen, versteht.
    Die Internationalisierung der päpstlichen Kirchenverwaltung ist dabei nicht das Problem.
    Sie ist schon von den Vorgängern weitgehend vollzogen worden.
    Eher wird es notwendig, dem polnischen Papst einen italienischen Staatssekretär zur Seite zu stellen, steht doch in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und Italien sehr viel auf dem Spiel.
    Im herzlichen Bestätigungs-, Dank- und Vorverabschiedungsschreiben an den französischen Staatssekretär Villot hat Papst Wojtyla das alles schon klar ausgedrückt.
    Und nun sieben Minuten vor 13 Uhr ein Kulturbeitrag.
    Im Burgtheater wird ab morgen ein sehr selten gespieltes Nestreustück aufgeführt, die Posse mit Gesang, Kampel, mit der Musik von Karl Binder, die Kurt Werner ergänzt und bearbeitet hat.
    Josef Meinrath wird die Titelrolle den Chirurgen Kampel spielen, der als Abneigung gegen die große Welt seine Praxis in die Vorstadt verlegt hat.
    Leopold Lindbergh hat das Werk für das Burgtheater eingerichtet und inszeniert, mit ihm sprach Volkmar Paschalk.
    Herr Professor Lindbergh, Mautner, der berühmte Nestreu-Forscher, den Kampler,
    ganz besonderes Stück bezeichnet, also ein Stück, das fern aller Bossenelemente ist und wo auch nicht diese Nestreusche Bitterkeit, dieser Nestreusche Sarkasmus zum Ausdruck kommt, der doch seine sonstigen Possen auszeichnet und begleitet.
    Bitterkeit und Sarkasmus gibt es in diesem Stück eigentlich mehr als in jedem anderen, aber die
    Die Charaktere sind zum großen Teil viel positiver gezeichnet als in den meisten anderen Stücken und es ist richtig, dass sehr viele Possen-Elemente, burleske Dinge in dem Stück nicht vorkommen.
    In dem Sinn ist es eigentlich als ein Reifewerk, als ein Alterswerk von Nesta zu bezeichnen und das ist glaube ich auch keine Frage, dass er vielleicht in dem Gefühl, dass es langsam mit seiner Schaffenskraft zu Ende geht, in dieses Stück, wie das oft in Alterswerken geschieht, sehr viel von seinen
    persönlichen Meinungen, Gefühlen, Beziehungen ausdrücken wollte.
    Es ist ja auch ungewöhnlich bei Nestor, dass ein Arzt die Hauptrolle spielt.
    Es weist vielleicht schon der Titel darauf hin, was er damit ausdrücken will.
    Es ist ein Arzt, aber kein alltäglicher Arzt.
    Es ist ein Arzt, der aus freien Stücken sich als Bader betätigt.
    Er geht aufs Land, er hat eine Karriere in der Stadt gemacht gehabt, ihn aber eigentlich angewidert hat, weil er mit diesen Menschen nicht zurechtkommen konnte, weil er sich von ihnen eigentlich immer in einen Verteidigungszustand versetzt fühlte.
    Er sagt zum Beispiel,
    Hier sagt man auch, auf dem Lanz sagt man auch, wenn jemand stirbt, Gott hat ihn zu sich genommen, aber in der Stadt sagt der Doktor, der hat den unter die Erde gebracht.
    Das sind also Dinge, die er bestimmt aus sehr persönlichen Einstellungen heraus zu dieser Figur äußert, also empfindet und äußert.
    Ich sehe eigentlich den Campbell wie wenige Rollen für ihn persönlich konzipiert, also eigentlich eine Figur, in der er sich tatsächlich unverstellt, in seiner ganzen Galligkeit, in seiner ganzen
    Seiner ganzen Resonation eigentlich sogar mit unter dem Defizitismus zugleich aber auch in seiner Wärme, in seinem persönlichen Gefühl für Mitmenschen, dem Gefühl helfen zu müssen, wo man nur helfen kann, finde ich ihn eigentlich sehr persönlich abgebildet.
    Herr Professor Lindberg, Sie haben hier im Burgtheater ein sehr ideales Nestero-Ensemble zur Verfügung mit Josef Meinrad, Attila Hörbiger, Hugo Gottschlich... Ja, und vielen anderen.
    Es sind ja auch einige Rollen, die nicht unbedingt im Dialekt gespielt werden müssen.
    Da ist der Schwamm von Waschhausen, den Herr Schauer spielt, seine Gemahlin,
    die Sidonie von Waschhausen, die Frau Aubry spielt.
    Also wir können tatsächlich auch Schauspieler, die sonst nicht unbedingt prädestiniert sind, für Stücke, die im Wiener Dialekt geschrieben sind, einsetzen.
    Und diese Mischung macht sich, glaube ich, sehr schön und sehr interessant.
    Sie selbst gelten ja als der große Klassiker-Regisseur und Sie haben aber in den letzten Jahren im Burgtheater vor allem und immer wieder Nestroy inszeniert.
    Warum?
    Ich werde als Nestroy-Regisseur auf der einen Seite anerkannt und bin sogar prämiert worden in dieser Eigenschaft, auf der anderen Seite werde ich sehr angegriffen, weil viele finden, dass ich Nestroy
    zu wenig aggressiv inszeniere.
    Ich glaube, dass ich ihm die Aggressivität, die Bitterkeit und Schärfe gebe, die in Zukunft, aber auf der anderen Seite das komödiantische Element doch zu seinem Recht kommen lassen will und das Gefühl habe, man soll die Leute nicht um das Beste bringen, dass ich nämlich bei Nestor, bei aller Belehrung, bei aller Schärfe, die dabei zum Ausdruck kommt, auch amüsieren soll, warum ich in den letzten Jahren wenig zu
    Klassiker gehoben bin.
    Das ist mir nicht bekannt.
    Ich bedauere es eigentlich.
    Ich würde gerne wieder ein Shakespeare machen, aber das muss man den Direktoren überlassen, wozu sie einen einladen und vielleicht kommt das wieder.
    Wenn nicht, wird es vielleicht an einer anderen Stelle möglich sein.
    Und zum Abschluss des Mittagsschanals noch einmal kurz ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Die von der SPÖ einberufene Gesamtösterreichische Bürgermeisterkonferenz Zwentendorf begann heute mit einem Zwischenfall.
    Der Kernkraftwerksgegner und Geologe Professor Tollmann wollte sich zu Wort melden, wurde aber von Bundeskanzler Kreisky aufgefordert, den Saal zu verlassen, da er zu dieser Veranstaltung nicht eingeladen worden sei.
    Landeshauptmann-Stellvertreter Zettel warf Landeshauptmann Maurer vor, noch vor zehn Jahren für die friedliche Nutzung der Kernenergie eingetreten zu sein und mit seiner Umkehr eine feige Flucht begangen zu haben.
    Innenminister Lanz sagte an anderer Stelle, wer den Gesetzesentwurf über die friedliche Nutzung der Kernenergie am 5.
    November ablehne, verhindere die Mitwirkung der Volksvertretung an der künftigen Nutzung der Kernenergie in Österreich.
    Der Wiener ÖVP-Stadtrat Busseck vertrat die Ansicht, die Atomvolksabstimmung sei eine Sachentscheidung und kein Vertrauens- oder Misstrauensvotum für oder gegen die Regierung Kreisky.
    FPÖ-Klubobmann Peter bezeichnete im Pressedienst seiner Partei das, wie er es bezeichnete, jüngste Kokettieren der Sozialisten mit dem Erbe des Liberalismus als durchsichtiges taktisches Maröver, welches allerdings im krassen Widerspruch zur tatsächlichen politischen Praxis der sozialistischen Partei stehe.
    Der Obmann des ÖAAB Kohlmeier sagt den Villach, wenn sich die österreichische Volkspartei dazu bekenne, bei der notwendigen Budgetsanierung vor allem für weniger Staatsausgaben einzutreten, so sei ihr klar, dass sie damit Opfer verlange.
    Eine derartige Vorgangsweise müsse aber bei allem konsequentem Handeln doch unnötige Härten vermeiden.
    In Wien findet ein Kongress von zahlreichen Frauenorganisationen statt, dessen Hauptziel die Veränderung der Situation der Frau in der Gesellschaft ist.
    Unter anderem sind zahlreiche Gruppen aus dem Ausland vertreten.
    Und das ist das Ende des Mittagschanals.
    Der Aktuelle Dienst meldet sich wieder mit dem Abendschanal um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1978.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1978.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPÖ-Bürgermeister-Konferenz in Zwentendorf
    Wütende Zwischenrufe, kurz vor Tumult , Einblendung: Tollmann, Kreisky, Androsch
    Mitwirkende: Exner, Ernst [Gestaltung] , Tollmann, Alexander [Interviewte/r] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Androsch, Hannes [Interviewte/r]
    Datum: 1978.10.29 [Sendedatum]
    Ort: Zwentendorf [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bauwirtschaft in der Klemme
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Frauenkongreß in Wien
    Einblendung: Gerlinde Schilcher, Hertha K., Ausschnitt aus einer Lesung mit Lena Rotstein, Anonymer Dipl. Mathematiker, Eva Klimek
    Mitwirkende: Oberhofer, Ilse [Gestaltung] , Schilcher, Gerlinde [Interviewte/r] , Hertha, K. [Interviewte/r] , Klimek, Eva [Interviewte/r] , Rotstein, Lena [Interpret/in] , Anonym, Mathematiker [Interviewte/r]
    Datum: 1978.10.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Bildung ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wieder Unruhen in Persien
    Mitwirkende: Neu, Gerd-Rainer [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Friedensnobelpreis für Ägyptens Präsident Sadat und Israels Ministerpräsident Begin
    Mitwirkende: Brünner, Peter [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Unterwanderung der britischen Lohnpolitik durch Großunternehmen
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eine Woche Papst Johannes Paul II.
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1978.10.29 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nestroys "Kampl" - Premiere im Burgtheater
    Interview: Prof. Leopold Lindtberg
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Lindtberg, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1978.10.29 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Burgtheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1978.10.28
    Spieldauer 00:59:58
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1978.10.28 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-781028_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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