Mittagsjournal 1981.09.24

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagstunde, meine Damen und Herren, aus dem Studio des Mittagjournals meldet sich Bruno Berger.
    Unser Programmangebot in Kürze.
    Finanzminister Salcher erwartet sinkende Zinsen in Österreich.
    ÖVP-Vorstand bespricht weiteren Wirtschaftskurs gegenüber der Regierung.
    Staatssekretärin Donald will Gleichbehandlungsgesetz verschärfen.
    Vor Volkszählung in Südtirol Konflikt um die verlangte Deklarierung der Sprachenzugehörigkeit.
    Schweizer Inflationsrate erstmals seit 1974 höher als österreichische.
    Ho Chi Minh Stadt, das ehemalige Saigon, sechs Jahre nach der kommunistischen Machtübernahme.
    Ein Augenzeugenbericht eines Westkorrespondenten.
    Und eine Kulturschlagzeile, musikalischer Herbst in Wien, heute die Vorstellung des Programms.
    Das also wäre unser Mittagsangebot.
    Und zu den Nachrichten verantwortlicher Redakteur dafür ist Georg Schalgruber, Sprecher Wilfried Schirrlbauer.
    USA.
    Außenminister Haig führte gestern anlässlich der derzeitigen UNO-Vollversammlung in New York ein Gespräch mit dem sowjetischen Außenminister Gromyko.
    Dies war der erste amerikanisch-sowjetische Meinungsaustausch auf hoher Ebene seit Amtsantritt Reagans.
    Wie der ORF-Korrespondent berichtete, wurde Einigung über eine Fortsetzung der Abrüstungsverhandlungen ab Mitte November in Genf erzielt.
    Diese Verhandlungen werden demnach vor allem die Mittelstreckenraketen in Europa betreffen.
    Die Gespräche zwischen Haig und Gromyko werden am Montag fortgesetzt.
    Ein Kommuniqué über die gestrigen Verhandlungen wird in etwa zwei Stunden veröffentlicht.
    Vereinte Nationen.
    Der sowjetische Außenminister Gromyko hat in einem Brief an UNO-Generalsekretär Waldheim vorgeschlagen, in die Tagesordnung der derzeitigen UNO-Vollversammlung eine Deklaration über die Abwendung einer nuklearen Katastrophe aufzunehmen.
    In dem Brief ist die Rede von einer besorgniserregenden internationalen Entwicklung und von einer tiefgreifenden Veränderung in der Waffentechnik.
    Gromyko spricht auch von der Notwendigkeit, unverzügliche Maßnahmen zur Verhütung eines Kernwaffenkrieges zu treffen, der für die Menschheit katastrophale Folgen haben würde.
    Großbritannien
    Die Rüstungsbilanz zwischen NATO und Warschauer Pakt hat sich in den vergangenen 20 Jahren nach dem jüngsten Jahresbericht des Internationalen Instituts für strategische Studien in London zugunsten des Ostens verschoben.
    In dem Bericht über die militärische Entwicklung heißt es, der Westen habe weitgehend seinen technologischen Vorsprung verloren.
    Daraus könne zwar nicht geschlossen werden, dass die NATO im Falle eines Krieges unterliegen würde, die Entwicklung enthalte jedoch so große Gefahren, dass rasche Gegenmittel erforderlich seien, meinen die Strategieexperten.
    Das Londoner Institut weist darauf hin, dass die Sowjetunion weiterhin bemüht ist, ihre atomaren Mittelstreckenraketen zu modernisieren.
    Der Jahresbericht bezeichnet jeden größeren militärischen Angriff als sehr hohes Risiko, bei dem neben der Modernisierung der konventionellen Streitkräfte die Gefahr eines Atomkrieges ins Kalkül gezogen werden müsse.
    Frankreich.
    Die atomare Rüstung ist eines der wichtigsten Themen von zweitägigen Gesprächen der sozialistischen Internationale, die heute in Paris begonnen haben.
    Weitere Themen der Tagesordnung sind die Ost-West-Beziehungen und das Verhältnis der Industriestaaten zur Dritten Welt.
    An der Konferenz nehmen sozialistische oder sozialdemokratische Parteien aus mehr als 40 Ländern teil.
    Österreich.
    In Wien beginnt heute die 25.
    Runde der Verhandlungen über eine Truppenreduzierung in Mitteleuropa.
    Die Gespräche, an denen insgesamt 19 Staaten teilnehmen, dauern bereits mehr als acht Jahre und haben bisher zu keinerlei konkreten Ergebnissen geführt.
    Im AKH-Prozess sagten heute jene Zeugen aus, die letzten Endes in den Spitzengremien über die endgültige Auftragsvergabe entschieden.
    Aus ihren Ausführungen ging unter anderem hervor, dass der Einfluss des hauptangeklagten Winter weit über jene Grenzen hinausging, die aufgrund seiner jeweiligen Stellung beim AKH-Bau gezogen waren.
    Ohne konkretes Ergebnis endete in Wien eine Verhandlungsrunde über die Kollektivverträge von etwa 220.000 Metallarbeitern.
    Als Diskussionsgrundlage bot die Arbeitgeberseite eine Erhöhung der Istlöhne um 3,5 Prozent ab dem 1.
    Jänner.
    Demgegenüber haben die Gewerkschaften Anfang September eine Erhöhung der Istlöhne um 7 Prozent ab 1.
    Oktober verlangt.
    Das Angebot der Arbeitnehmerseite wurde heute von Gewerkschaftsseite als befremdend und völlig unzureichend kritisiert.
    Die Verhandlungen werden am 30.
    September fortgesetzt.
    Der Bundesfrauenausschuss des österreichischen Gewerkschaftsbundes hat heute in Gmunden eine Resolution beschlossen, in der eine verstärkte Ausbildung der Frauen in den naturwissenschaftlichen Bereichen gefordert wird.
    Besondere Bedeutung soll dabei der Ausbildung der Mädchen in allen Bereichen der Facharbeit zukommen.
    Begründet wird diese Forderung der ÖGB-Frauen damit, dass das Bildungsniveau der Frauen in den letzten Jahren zwar stark gestiegen sei, die Ausbildung jedoch fast unverändert einseitig geblieben sei.
    Betriebe, die Frauen in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen ausbilden, sollen gezielt gefördert werden.
    Die Probleme vieler Frauen haben ihre Wurzel in der Rechtslage, in der Rechtsprechung oder in der Verwaltungspraxis, sagte heute Staatssekretärin Donal anlässlich einer Enquete zum Thema Frau und Recht in Wien.
    Bei dieser Veranstaltung beschäftigen sich Wissenschaftlerinnen vor allem mit der Frage einer Wechselwirkung zwischen den rechtlichen Bedingungen und der Rolle der Frau in der heutigen Gesellschaft.
    Im Mittelpunkt der bisherigen Referate standen die Forderungen nach einem Antidiskriminierungsgesetz und einer Eingliederung der Frauen in sogenannte rechtsgestaltende Tätigkeitsbereiche.
    Die stellvertretende Parteivorsitzende der ÖVP, Hubinek, kündigte heute eine parlamentarische Initiative ihrer Partei an, durch die die rechtliche Gleichstellung der Frau im Staatsbürgerschaftsrecht bewirkt werden soll.
    Das geltende Staatsbürgerschaftsgesetz enthalte Bestimmungen, die eine Differenzierung der Geschlechter darstellen und die nach Meinung der Volkspartei nicht mehr zeitgemäß sind, betonte Hubinek im Pressedienst ihrer Partei.
    Polen.
    Das Parlament in Warschau ist zu zweitägigen Beratungen über das Problem der Arbeiter-Selbstverwaltung zusammengetreten.
    Die Sitzung wird vom polnischen Hörfunk und Fernsehen direkt übertragen.
    Die unabhängige Gewerkschaft Solidarität hatte ursprünglich verlangt, dass die Arbeiter das Recht erhalten sollten, die Direktoren ihrer Betriebe zu ernennen.
    Zu Beginn der Woche legte die Gewerkschaftsführung ein Kompromissangebot vor, in dem es heißt, in strategisch wichtigen Betrieben sollten die Behörden die Unternehmensführung bestimmen.
    Die Arbeitervertretung im Betrieb soll jedoch in diesem Fall ein Vetorecht erhalten.
    Eine Gruppe von Intellektuellen hat die Regierung und die Solidarität aufgefordert, im Interesse des sozialen Friedens ihre Verhandlungen fortzusetzen.
    In einem offenen Brief der Gruppe heißt es, Kompromisse, die für die nationale Rettung notwendig seien, müssten die Staatsräson berücksichtigen.
    In Warschau wird heute der katholische Primas Glemp in sein Amt als Oberhaupt der Diözese Warschau eingeführt.
    Zu der Feierstunde auf dem Platz vor dem ehemaligen Königsschloss werden zehntausende Gläubige erwartet.
    Sowjetunion.
    Moskau hat der polnischen Staats- und Parteiführung neuerlich Untätigkeit vorgeworfen und den Unabhängigen Gewerkschaftsbund Solidarität beschuldigt, er versuche die Macht zu übernehmen.
    Die amtliche Nachrichtenagentur TASS schreibt in einem Kommentar, überall in Polen fänden Treffen der von Dissidenten und Faschistoiden-Extremisten geführten Gewerkschaft statt.
    Die Solidarität werde dadurch ermutigt, dass die Behörden nicht gegen sie vorgingen, meint die TASS.
    Berlin, Schweiz.
    Zwei Tage nach dem Tod eines Jugendlichen während einer Polizeiaktion zur Räumung besetzter Häuser in West-Berlin ist es vergangene Nacht in mehreren Bezirken der Stadt neuerlich zu Ausschreitungen gekommen.
    Demonstranten richteten Schäden in einem Kaufhaus und an mehreren Fahrzeugen an und schlugen Schaufensterscheiben ein.
    Die Polizei nahm zwölf Personen vorläufig fest.
    Die Unruhen waren während einer nicht angemeldeten Demonstration von etwa 1000 Hausbesetzer-Sympathisanten ausgebrochen.
    Die Polizei ging gegen die Demonstranten mit Schlagstöcken vor.
    In der heutigen Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses werden die Fraktionen der SPD und der Alternativenliste Misstrauensanträge gegen Innensenator Lummer und Bausenator Rastemborski einbringen.
    In Zürich kam es vergangene Nacht zu Solidaritätskundgebungen mit den Westberliner Demonstranten.
    Jugendliche warfen Steine und Farbbeutel auf das deutsche Generalkonsulat.
    Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein.
    Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde niemand festgenommen.
    Ab den frühen Morgenstunden herrschte in der Züricher Innenstadt Ruhe.
    Die Wetterlage?
    Der Alpenraum bleibt nach wie vor im Bereich einer südwestlichen Höhenströmung.
    Dadurch kann die Störungstätigkeit, die zurzeit im nördlichen Mittelmeerraum stattfindet, sich etwas in Richtung Süd- und Ostösterreich ausweiten.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    An der Alpen-Südseite zum Teil bewölkt und regnerisch, sonst aufgelockerte bis geringe Bewölkung.
    In der kommenden Nacht auch im Osten lokal Regenschauer.
    Winde aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen 16 bis 22, Frühtemperaturen morgen 9 bis 13 Grad.
    Die Prognose für morgen im Westen und Norden heiter bis wolkig, im Süden und Osten anfangs zum Teil reichliche Bewölkung und lokale Regenschauer, später Bewölkungsauflockerung, Winde aus Südost bis Südwest, Tageshöchsttemperaturen 17 bis 23 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, Heiter, 18 Grad, Nordostwind, 5 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt-Wolkig, 18 Grad, Nordost, 5.
    Linz, Heiter, 17 Grad, Ost, 25.
    Salzburg, Heiter, 15 Grad, Windstill.
    Innsbruck, stark bewölkt, 14 Grad, Ostwind, 5 Kilometer.
    Bregenz stark bewölkt, 14 Grad Südost 3, Graz bedeckt, 17 Grad Windstill und Klagenfurt bedeckt, 16 Grad Nordwind, 3 Kilometer in der Stunde.
    Zwölf Uhr und elf Minuten ist es jetzt.
    Gestern am späten Nachmittag ist bei einem Kreditgipfel im Finanzministerium die Entscheidung für die Ausgabe einer Bundesanleihe mit elf Prozent Verzinsung gefallen.
    Wir haben darüber ja bereits im Abend- und Nacht-Journal berichtet.
    Die wichtigsten Daten dieser Anleihe in Kürze.
    Verzinsung wie gesagt 11%, tatsächliche Rendite je nach zu bestimmendem Ausgabekurs wahrscheinlich bei 11,2%.
    Verkaufszeitraum dieser Anleihe 1. bis 7.
    Oktober.
    Zwei Trauschen mit 5- und 8-jähriger Laufzeit, Volumen 1,5 Milliarden Schilling.
    Um diese Anleihe hat es ja schon die wildesten Spekulationen gegeben.
    Im Mai haben sich ja die Banken und Sparkassen geweigert, eine Bundesanleihe zu 10 Prozent aufzulegen, weil dieser Zinssatz ihrer Ansicht nach zu wenig attraktiv war.
    Der Finanzminister wollte seinerseits aber das Geld zur Finanzierung des Budgetdefizits nicht mit einem zu hohen Zinssatz aufnehmen.
    Bei den Debatten während der damit zwangsläufig eingetretenen Pause beim Verkauf neuer Anleihen auf dem Kapitalmarkt
    war man vor wenigen Wochen schon bei 11,5% als notwendigen Anleihezinssatz angelangt.
    Und bei diesen Debatten war immer öfter Kritik am Finanzminister zu hören, dass er zu viel debattiere und zu wenig entscheide.
    Gestern Nachmittag hat nun Finanzminister Salcher seine Entscheidung getroffen und damit die Pause auf dem Anleihemarkt beendet.
    Heute Vormittag ist der Finanzminister mit Nationalbankpräsident Korin zur Jahreskonferenz des Internationalen Währungsfonds nach Washington abgereist.
    Und vor der Abreise sprachen Günther Schmidt und Helmut Gletsander mit dem Finanzminister über seine Einschätzungen der Zinsenentwicklung in Österreich, zunächst aber über den Konflikt zwischen den Geldinstituten und dem Finanzminister.
    Herr Minister, der Kreditapparat wollte ursprünglich einen Zinssatz von 11,5 Prozent.
    Jetzt ist 11 Prozent herausgekommen.
    Betrachten Sie das als Sieg für sich?
    Das ist keine Frage des Sieges oder einer Niederlage, sondern eine Frage wirtschaftlicher Gegebenheiten.
    Ich habe nicht zugestimmt einer Anleihe mit 11,5 Prozent, weil ich eine bestimmte Zinserwartung hatte, die eingetreten ist.
    Und jetzt ist die Marktsituation so, dass man eine Anleihe mit einem Rendit von 11% auflegen kann.
    Die endgültige Rendit wird sich aus dem Ausgabekurs ableiten lassen.
    Wir geben etwas unter Pari aus.
    Herr Finanzminister, Sie sprechen von Zinserwartungen, die Sie in diesem Zusammenhang gehegt haben und die eingetroffen sind.
    Könnte man das deutlicher formulieren?
    Setzen Sie auf sinkende Zinssätze?
    Es hat sich gezeigt, dass in der Bundesrepublik Deutschland etwa eine Anleihe mit 10,75 Prozent begeben wurde.
    Man hat vorausgesagt, diese Anleihe werde nicht gehen.
    Und jetzt zeigt sich, dass diese Anleihe kurz nach der Begebung schon einen Großgewinn hat.
    Das war gerade zu jenem Zeitpunkt, als ich die 11,5 Prozent als nicht tragbar abgelehnt habe.
    Glauben Sie, wird der Rückgang des Zinnesniveaus nun gerade so rasch vor sich gehen, wie es hinaufgegangen ist?
    Solche Voraussagen kann man nicht leicht treffen.
    Ich habe in den letzten Monaten immer wieder gesehen, dass es kollektive Irrtümer von Fachleuten gibt.
    In der Zinserwartung haben sich diese Irrtümer im Frühjahr gegeben, als man angenommen hat, im Juni, Juli werden die Zinsen sinken.
    Jetzt sind erste Signale sichtbar, dass eine sinkende Tendenz sich abzeichnet.
    Aber heute geschieht auf den Wiesenmärkten, in den Zinskonditionen überall,
    an einem Tag mehr als noch vor einigen Jahren in vielen Monaten.
    Herr Minister, wenn Sie generell sinkende Zinssätze erwarten, hätten Sie da nicht noch ein bisschen warten können?
    Schauen Sie, das ist eine sehr unangenehme Situation.
    Der Kapitalmarkt muss wieder langsam flott gemacht werden.
    Das ist eine Aufgabe,
    die vor allem auch im Interesse des Kreditapparates liegt.
    Ein längeres Zuwarten hätte mir wieder den Vorwurf eingetragen, der Bundesminister für Finanzen warte und entscheide nicht.
    Jetzt ist die Entscheidung so gefallen, dass ich glaube, im richtigen Zeitpunkt die richtigen Konditionen
    erreicht zu haben und ich hoffe, dass damit der Handleiermarkt in Österreich wieder beginnt und eine Dauereinrichtung ohne längere Pausen sein wird.
    Herr Finanzminister, Sie haben nun selbst einen Kritikpunkt an Ihrer Person erwähnt, der Bundesminister warte und entscheide nicht.
    Sie haben sehr lang diskutiert mit den Bankleuten, Sie haben sehr lang Sitzungen gehabt, aber
    Es hat sehr lange gedauert, bis die Entscheidung gefallen ist.
    Dokumentiert diese Entscheidung nun einen Kurswechsel?
    Wird es nun rascher und schneller zu Entscheidungen kommen im Finanzministerium?
    Das ist eine Unterstellung, die man nicht im Rahmen stehen lassen kann.
    Ich bereite Entscheidungen genau vor.
    Meine Art ist es, möglichst lange zu diskutieren.
    um eine einheitliche Lösung sachgerecht zustande zu bringen.
    Wenn das nicht geschieht, dann wird entschieden.
    Das ist bewiesen.
    Ich werde meinen Stil deshalb nicht ändern.
    Ich glaube nämlich, dass gerade in dieser Zeit eine Übereinstimmung mit dem Kreditapparat sinnvoll und zweckmäßig ist.
    Und diese Übereinstimmung ist sicherlich nicht leicht zu erreichen.
    Aber ich bemühe mich immer wieder.
    Zum Verlauf der gestrigen Sitzung, zum gestrigen Kreditgipfel, haben Sie den Eindruck, dass alle Geldinstitute mit der nun getroffenen Entscheidung für die elfprozentige Anleihe zufrieden sind?
    Ich habe nicht abstimmen lassen über Zufriedenheit, sondern nur abstimmen lassen über Quoten und Konditionen und die sind angenommen worden.
    Die Mentalreservationen haben wir nicht diskutiert.
    Zu seinen Erwartungen über die Ergebnisse der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Washington, wohin Salcher jetzt unterwegs ist, dazu betonte Salcher noch, dass hier das Schwergewicht auf dem direkten Kontakt mit Wirtschaftspolitikern der USA, aber auch mit europäischen Kollegen liege.
    Vor allem könne man dabei die wirtschaftspolitischen Absichten der USA für die nächste Zeit genau kennenlernen und sich gemeinsam mit den Europäern auf diese Pläne einstellen.
    Salkia erwartet jedenfalls eine Tendenz, jetzt eher wieder sinkendere Zinssätze auch auf dem amerikanischen Markt vorzufinden.
    Ja, das war eine Ergänzung zu diesem Interview mit Finanzminister Salcher.
    Nun weiter im Programm mit der Presseschau.
    Hauptthema heute der Parteienkonflikt um das neue Mietrecht in Österreich.
    Auswahl der Zitate, Leopold Esterle.
    Die erste große Bruchlinie zwischen Sozialisten und ÖVP in diesem Herbst ist das neue Mietengesetz.
    Weitere Verhandlungen, so die ÖVP, seien sinnlos.
    Und auch FPÖ-Chef Steger schloss sich der Ablehnung an.
    Mit diesen Worten beginnt im redaktionellen Teil des Kurier ein Bericht über das Scheitern einer einvernehmlichen Lösung beim Mietengesetz.
    Im Leitartikel des Blattes von Hans Rauscher liest man.
    Wien ist eine zerbröckelnde Stadt.
    Noch 15 Jahre und ganze Wohngebiete mit Althausbestand werden unwiederbringlich verfallen sein.
    Das neue Mietengesetz, das uns die SPÖ jetzt beschert, wird daran mit größter Wahrscheinlichkeit nichts ändern.
    Es enthält keinen Anreiz für den Hausbesitzer, etwas in seinen Besitz zu investieren.
    In der SPÖ ist man unglücklich über dieses Gesetz.
    Aber es haben sich jene in der Wiener Partei durchgesetzt, die meinen, die angeschlagene Wiener SPÖ würde es nicht aushalten, wenn nun auch noch die Mieten teurer würden.
    Und bei vielen würden die Mieten teurer werden müssen.
    Allerdings sind ja die Österreicher eher bereit fürs Benzin als für eine Wohnung zu blechen, meint Hans Rauschen, Kurier.
    Deftiger formuliert Martin Stieglmeier im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Ganz Österreich soll in einen Gemeindebau nach Wiener Muster verwandelt werden.
    Alle Hausherren werden still enteignet und nur die Wohnungsvermittler freuen sich.
    Denn sie werden ablösen verlangen können, dass den Wohnungssuchenden Hören und Sehen vergeht.
    Auch die Hausverwalter dürfen jubeln, denn jedes Mal, wenn das Haus repariert wird, kassiert man eine Provision.
    Privat bauen aber wird niemand mehr.
    Die privaten Hausbesitzer sterben aus.
    Der Staat wird zum Superhausherrn.
    Welch klassische Vision!
    Nach diesem Auszug aus dem ÖVP-Organ Neues Volksblatt ein Blick in die kommunistische Volksstimme.
    Dort liest man.
    Wenn Broders Partei jetzt das Mietrecht allein beschließen muss, dann gibt es wenigstens in der SPÖ die Chance, ein Gesetz zu beschließen, das den Mietern den Vorrang einräumt und das auch eine bessere Ausgangsposition für die Erhaltung der Althäuser bringen kann.
    Und der Leitartikel in der Volksstimme schließt mit den Worten... Es dröhnt so hohl, schreibt Reinhard Hampel in den Oberösterreichischen Nachrichten zur Auseinandersetzung über das Mietrecht.
    Und zur Begründung schreibt Hampel...
    Man kaschiert mit den Phrasen auch, dass etliches unglaubwürdig ist.
    Im oft propagierten Kampf gegen böse Hausherren fällt oft das Wort, Wohnung darf keine Ware sein.
    Während auf ÖVP-Seite staatlicher Dirigismus und Zustände wie in Prag und Budapest durch das neue Mietrecht befürchtet werden.
    Es gilt beides.
    Hampl argumentiert, der größte Hausherr sei immerhin die Gemeinde Wien, deren herrschende SPÖ-Justizminister Broder den oft besungenen Konsens verpatzt habe.
    Doch selbst in älteren Gemeindebauten stünden Wohnungen leer, meinte Autor.
    Und in anderen neuen Wohnungen würden die Mieter mit unvorhergesehenen Kostensteigerungen zur Verzweiflung gebracht.
    Ergebnis?
    Das geplante Mietrecht zeigt sich als der Versuch, bisherige Fehler durch straffe Regelungen und Ausschaltung privater Initiativen wettzumachen.
    Den nun zu erwartenden Alleingang der Regierungspartei und das Ausscheren von ÖVP und FPÖ kommentieren die oberösterreichischen Nachrichten so.
    Die Vernunft und der Wille zur Zusammenarbeit sind auf der Strecke geblieben.
    Auf Kosten vieler Wohnungsmieter.
    Und nach diesen in ihrem Pessimismus an die griechische Tragödie erinnernden Pressezitaten analog dazu das beschließende Satyr-Spiel.
    In den Salzburger Nachrichten schreibt der tinkenschwarze Rabe Kritikrax.
    Einen Tank habe ich seit der Benzinpreiserhöhung vor einer Woche schon verfahren, bei der Suche nach einer billigen Zapfsäule.
    Mit dieser Point ist in Salzburger Nachrichten hat Leopold Esterle seine Presseübersicht abgeschlossen.
    Zwölf Uhr und 23 Minuten wird es gleich, sieben Minuten vor halb eins.
    Frau und Recht lautet das Thema einer ganztägigen Enquete von Staatssekretärin Donald in Wien.
    Rechtsexperten und Bildungsfachleute beiderlei Geschlechts diskutieren dabei, welche Gesetze und Bestimmungen noch immer zur Diskriminierung der Frau im Beruf und Gesellschaft beitragen.
    Ein Schwerpunkt der Debatte war die Forderung nach Ausweitung des seit zwei Jahren bestehenden Gleichbehandlungsgesetzes, das Frauen bei gleicher Arbeit gleichen Lohn wie ihren männlichen Kollegen sichern soll.
    Mit Frauenstaatssekretärin Donald sprach darüber Hans Langsteiner.
    Frau Staatssekretärin Donal, Frau und Recht.
    Auf rechtlichem Gebiet ist ja gegen die Diskriminierung der Frau in letzter Zeit einiges geschehen.
    Es gibt das Gleichbehandlungsgesetz, das den Grundsatz gleichen Lohn für gleiche Arbeit kontrollieren soll.
    Es gibt geschlechtsneutrale Formulierungen bei Gesetzen und auch bei Stellenausschreibungen im öffentlichen Dienst.
    Wo sehen Sie noch rechtliche Lücken, rechtliche Diskriminierungen der Frauen in der heutigen österreichischen Rechtsordnung?
    Nun, die gravierendsten sind ja bekannt.
    Das ist in der Sozialgesetzgebung die Anpassung zwar im Wesentlichen schon Erfolg durch die Möglichkeit der Mietversicherung bei der Krankenkasse des nicht berufstätigen haushaltführenden Ehemannes.
    Hinterbliebenenversorgung.
    Noch offen wäre hier die Frage des Karenz-Urlaubes, also die Möglichkeit, dass auch die Männer den Karenz-Urlaub in Anspruch nehmen können.
    Das widerspricht jetzt noch in der derzeitigen Regelung dem Familienrecht.
    Das Staatsbürgerschaftsrecht ist bereits in Vorbereitung.
    Auch hier gibt es noch Unterscheidungen.
    Und dann glaube ich, dass man noch einen Katalog aufstellen kann, wenn man die bestehenden Gesetze durchforstet, wo noch aufgrund überalteter Rechtsvorschriften, die es in manchen Bereichen nicht mehr gibt, Auswirkungen vorhanden sind.
    Es gibt hier die Forderung nach einem Antidiskriminierungsgesetz, eine Ausweitung des bereits bestehenden Gleichbehandlungsgesetzes.
    Welche Bestimmungen könnte ein solches Gesetz Ihrer Ansicht nach enthalten?
    Nun, das heutige Gleichbehandlungsgesetz, das ein sehr wichtiges Gesetz war und auch einen schönen Erfolg gebracht hat im Hinblick auf Lohnverhandlungen, Kollektivvertragsverhandlungen.
    Ich glaube also, dass wir sehr bald den Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Arbeit in allen Bereichen haben werden.
    könnte ausgedehnt werden auf Aufnahmepraxis, Beförderungspraxis, schon Stellenausschreibungen und das betrifft den Arbeitsbereich.
    Theoretisch könnte es ausgeweitet werden auch auf andere Bereiche und auch nicht nur auf geschlechtsspezifische Diskriminierung.
    Das hieße, dass Unternehmer verpflichtet werden könnten, im Zweifelsfall bei gleicher Qualifikation Frauen einzustellen, auch in der Privatwirtschaft.
    Das glaube ich nicht, dass das gesetzlich fassbar ist und es zeigt sich bei jeder Diskussion sofort, wo die Grenzen sind.
    Auch im öffentlichen Dienst ist gesetzlich nicht vorzuschreiben, wer aufgenommen wird, weil ja kein Rechtsanspruch besteht auf Aufnahme.
    Was könnte dann das Gesetz erzwingen oder bewirken?
    Ich glaube, dass ein Antidiskriminierungsgesetz oder wie immer so etwas heißt oder die Novellierung des Gleichbehandlungsgesetzes könnte eine Möglichkeit schaffen, dass die Frau zu dieser Kommission, die ich glaube, dass man auch ausweiten könnte, gehen kann und sagen, sie meint, dass ihre Beförderung deshalb nicht erfolgt ist, weil sie eine Frau ist.
    Und dann könnte ja der Unternehmer beweisen, dass das nicht stimmt.
    Könnte das Gesetz auch geschlechtsneutrale Stellenausschreibungen für die Privatwirtschaft vorsehen?
    Könnte auf alle Fälle so formuliert werden.
    Ich habe da allerdings Bedenken, dass hier sehr viel erfasst werden kann damit.
    Geht die ganze Diskussion um die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau nicht ein bisschen in die falsche Richtung?
    Es gibt ja jetzt sehr genaue und sehr diffizile Formulierungen in den Gesetzestexten und parallel dazu noch immer Frauendiskriminierung.
    Ja, Sie haben genau den wunden Punkt jetzt erfragt.
    Weder genügen Gesetze allein, das sehen wir ja, aber man braucht sie als Basis.
    Und ganz wichtig ist natürlich die Diskussion darüber und die Bewusstseinsarbeit.
    So weit das Interview mit Staatssekretärin Donald, 12.27 Uhr ist es gleich, ein gepartagte Musik.
    Zwischendurch, was haben wir noch vor bis 13 Uhr?
    Der ÖVP-Vorstand bespricht weiteren Wirtschaftskurs gegenüber der Regierung.
    Vor Volkszählung in Südtirol Konflikt um die verlangte Deklarierung der Muttersprache.
    Schweizer Inflationsrate erstmals seit sieben Jahren höher als die österreichische.
    Ein aktueller Bericht aus Polen wird noch erwartet.
    Und im Programm haben wir noch einen Augenzeugenbericht aus Vietnam, aus dem ehemaligen Saigon, sechs Jahre nach der kommunistischen Machtübernahme.
    Zwei Kulturschlagzeilen, so die Zeit reicht, musikalischer Herbst in Wien, heute die Vorstellung des Programmes, und Filmerstling Malou von Jeannine Meerapfel.
    Und jetzt weiter in die Schweiz.
    Seit Juni dieses Jahres ist an der, wenn man so will, Inflationsfront in Europa eine Situation eingetreten, die zuletzt im Jahre 1974 verzeichnet wurde.
    Die Schweiz, einer der Musterstaaten in der internationalen Wirtschaftsszene, hat eine höhere Inflationsrate als Österreich.
    Das war zuletzt im Jahr 1974 so, als Österreich 9,5% Inflationsrate verzeichnete, während die Schweizer 9,8% in Kauf nehmen mussten.
    Allerdings setzten die Schweizer in einer Gewaltkur ihre Preisindizes in den nächsten zwei Jahren eklatant, herunter nämlich auf ganze 1,7% im Jahr 1976.
    Im gleichen Zeitraum sank Österreichs Geldentwertungsrate nur von den schon erwähnten 9,5% im Jahr 1974 auf 7,3% 1976.
    Ob die Schweizer nun wieder eine Roskur zur Bekämpfung ihrer derzeit über der 7% Marke liegenden Inflationsrate planen und was eigentlich die Gründe für das plötzliche Ansteigen des Preisindex bei den Eidgenossen sind, das erfahren Sie von Ludwig Minelli.
    Während einer Reihe von Jahren galt die Schweiz als Insel der Stabilität in einem europäischen und weltweiten Meer von Inflation.
    Das hat sich weidlich gewandelt.
    Die Teuerung in der Schweiz berechnet gegenüber einem Preisstand vor zwölf Monaten macht gegenwärtig 7,4 Prozent aus und Fachleute der Wirtschaft sind gerade der Auffassung, bis zum Jahresende könnte sich die Teuerung noch weiter erhöhen, sodass leicht die 8-Prozent-Marke überschritten werden kann.
    Man fragt sich nicht nur in der Schweiz, woher diese Erscheinung denn nun so verhältnismässig plötzlich kommt.
    Wie fast immer in der Wirtschaft gibt es nicht nur eine Ursache für die Teuerung.
    Im Vordergrund, wenigstens zeitlich, steht selbstverständlich der nunmehr zur Abschwächung gelangte Höhenflug des amerikanischen Dollars, der gegenüber den Franken seit seinem tiefsten Stand bei rund 1,50 Franken im Oktober 1978 bis Mitte August dieses Jahres fast 50 Prozent zugelegt hat.
    Seither allerdings ist die westliche Leitwährung wieder im Sinken
    Aber der Anstieg hat der Schweiz für eine ganze Reihe von Importen aus dem Dollarraum, insbesondere auch für Erdöl und seine Nebenprodukte, gewaltige Mehrkosten im Aussenhandel beschert.
    Hinzu kommt, dass diese Mehrkosten, insbesondere für Benzin und Dieselöl, kaum mehr auf die ausländischen Käufer von Schweizer Waren überwälzt werden können.
    Der Preisschock muss also in der Schweiz verdaut werden.
    Und das geschieht eben mit Anziehen der Inlandpreise.
    Neben dem Steigen des Dollars ist diese Entwicklung auch durch die Anhebung des Erdölpreises der OPEC-Länder unterstützt worden.
    Eine dritte Ursache ist darin zu erblicken, dass die Schweizerische Nationalbank, unser Noteninstitut, im Herbst 1978 seine fast drei Jahre lang durchgehaltene Linie der Geldwertstabilitätspolitik über Bord geworfen hatte.
    Aus Angst um die schweizerischen Arbeitsplätze hat die Notenbank dann praktisch eine reine Wechselkurspolitik betrieben, ohne Rücksicht auf die inländische Geldmenge.
    Und nun schwimmt die Wirtschaft eben in den damals geschaffenen Franken, ohne dass mehr Ware oder mehr Dienstleistungen angeboten würden.
    Das verhindert schon der ausgetrocknete Arbeitsmarkt.
    Und das führt dann eben zur Inflation, also Preissteigerung.
    Und schliesslich ist nicht zu übersehen, dass seit dem Herbst 1978 zahlreiche Binnenpreise in der Schweiz nach und nach massiv nach oben angepasst worden sind.
    Zieht man die Summe dieser Ursachen, so darf man wohl festhalten, dass ein erheblicher Teil der schweizerischen Teuerung auslandsbedingt war, aber ein wohl mindestens ebenso grosser Teil geht ganz klar auf das Konto der für den Geldverkehr und die Wirtschaftspolitik Verantwortlichen im Inland.
    Die Schweiz ist eines der ganz wenigen Länder, das seinen internationalen Kapital- und Geldverkehr völlig frei spielen lässt.
    Eine Devisenbewirtschaftung gibt es hier seit der Beseitigung der letzten Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.
    Das hat aber zufolge, dass das Kapital, sobald es anderswo bessere Renditen erzielen kann, schlagartig abwandert.
    Das führt zur Verteuerung der Kredite im Inland.
    Auf diese Weise leidet die Schweiz ganz klar unter der Hochzinspolitik der Vereinigten Staaten von Amerika.
    Sie musste deshalb mit ihren Zinssätzen ebenfalls nachziehen, damit nicht die Kapitaldecke zu dünn wird.
    Innerhalb weniger Monate stiegen hier wegen der Verhältnisse auf diesem internationalen Kapitalmarkt die Zinssätze für Kredite aller Art ganz gewaltig, nicht zuletzt auch auf dem Hypothekarmarkt.
    Und das schlägt dann auch wieder auf die Mietpreise durch und schlägt sich wieder in den Produktenpreisen nieder.
    Dennoch hat die Schweiz kaum Anlass zur Klage.
    Im Gegensatz zu anderen Ländern in Europa hat sie praktisch kaum Arbeitslose und Kurzarbeiter.
    Im Gegenteil, der Arbeitsmarkt ist, jedenfalls soweit es sich um auch nur einigermassen qualifiziertes Personal handelt, weitgehend ausgetrocknet.
    In den Jahren der Rezession hat die Schweiz nämlich ungerührt insbesondere ihre arbeitslos gewordenen ausländischen Arbeitskräfte nach Hause geschickt und die Arbeitslosigkeit auf diese Weise exportiert.
    Der Druck der Öffentlichkeit auf die Regierung, wieder einen Preisüberwacher einzusetzen, steigt.
    Die Bundesregierung steht diesem Begehren im Prinzip ablehnend gegenüber, weil sie sich in der gegenwärtigen Lage keinen Erfolg davon versprechen kann.
    Verbal allerdings hat sie erklärt,
    es allenfalls wieder mit einem Preisüberwacher versuchen zu wollen.
    Sie weiss natürlich, dass eine solche Figur gegenüber einer Auslandsteuerung machtlos ist und sie weiss überdies, dass die Kräfte auch des Binnenmarktes letztlich stärker sind als der politische Wille, wenn nicht auf der Seite der Geldpolitik für die Begrenzung gesorgt wird.
    Ludwig Minelli war das aus der Schweiz.
    Am 25.
    Oktober findet in ganz Italien und auch in Südtirol die alle zehn Jahre fällige Volkszählung statt.
    Dabei werden die Zahl der Einwohner, ihre Herkunft, ihr Alter, Geschlecht und Wohnort sowie ihre Muttersprache festgestellt.
    In dem umfangreichen Fragenkomplex der Volkszählung, wie er in ganz Italien vorgelegt wird, kommt in Südtirol aufgrund eines Verfassungsgesetzes die Frage nach der Sprachgruppenzugehörigkeit hinzu.
    Und genau dieser Punkt ist es, an dem sich in Südtirol die politischen Geister scheiden.
    Während die Südtiroler Volkspartei, die Democracia Christiana, die italienischen Sozialdemokraten und die kommunistische Partei Italiens
    für eine korrekte Abhaltung der Volkszählung ausgesprochen haben, sind andere Parteien dafür, die Sprachgruppenerhebung in Südtirol auszusetzen.
    Leonhard Paul-Michl berichtet aus Bozen.
    Eine der wesentlichsten Bestimmungen des neuen Autonomiestatutes, das vor über zehn Jahren vom italienischen Parlament im Verfassungsrang beschlossen wurde, ist die Bestimmung zum sogenannten ethnischen Proporz in Südtirol.
    Der ethnische Proporz ist die zahlenmäßige Feststellung der drei in Südtirol lebenden Volksgruppen, der Südtiroler, der Italiener und der Ladiner.
    Aufgrund des Proporzes werden die öffentlichen Stellen im Verhältnis ihrer Stärke an die Volksgruppen vergeben, insbesondere im Staatsdienst und bei der Zuteilung von Sozialwohnungen.
    Nach der letzten Volkszählung aus dem Jahre 1971 gehören der deutschen Volksgruppe 62,9%, der italienischen 33% und der ladinischen Volksgruppe 3,7% an.
    Die Ersten, die gegen die geplante Volkszählung ankämpften, war das sogenannte Komitee gegen die Option 81.
    Das Komitee, das hauptsächlich aus Vertretern der Neuen Linken, Nuova Sinistra, sowie den Radikalen besteht, wehren sich dagegen, in, wie sie sagen, Sprachgruppen-Käfige oder Volkstums-Pferche gesperrt zu werden.
    Eines ihrer Hauptargumente sind die Mischeen und ihre Kinder, die bei einer völkischen Zählung in moralische Schwierigkeiten kommen könnten.
    So wurde beispielsweise errechnet, dass im vergangenen Jahr von 3135 in Bozen geschlossenen Ehen 11% gemischte Ehen waren, 14% rein deutsche und 74% rein italienische.
    Während die Neue Linke und das Komitee gegen die Option 81 bereits seit Jahren zum Thema Volkszählung Stellung bezogen hatten, spielen andere italienische Parteien das Thema erst seit kurzer Zeit in den Vordergrund.
    Traurigster Höhepunkt in der bisherigen Auseinandersetzung waren die Attentate Ende Juli auf den Südtiroler Landtag sowie das Haus von Landeshauptmann Magnago und die Parteizentrale der Demokratie Christiana.
    Für die Volkszählung haben sich ausgesprochen die Südtiroler Volkspartei, die Democracia Christiana und die italienischen Sozialdemokraten sowie die Kommunisten.
    Dagegen die italienischen Sozialisten, obwohl sie seinerzeit im Parlament das Gesetz mitbeschlossen hatten, die Liberalen, die Republikaner und wie gesagt die Neue Linke nuova sinistra.
    Die Republikaner, die in Südtirol nicht einmal 3000 Wähler aufbringen, haben nach dem Treffen Spadolini-Magnago in Rom, als bekannt wurde, dass der Ministerpräsident für eine korrekte Abhaltung der Volkszählung ist, dagegen protestiert und verlangt, Spadolini möge als Obmann der republikanischen Partei zurücktreten.
    Ein größeres Problem stellt die Volkszählung zweifelsohne für die Ladiner dar.
    Da die öffentlichen Stellen hauptsächlich in den Städten Bozen, Meran oder Brixen ausgeschrieben und auch die sozial geförderten Wohnungen zum größten Teil in diesen Städten errichtet werden, muss ein Ladiner, wenn er außerhalb des ladinischen Raumes wie Gröden oder Gadertal leben will, sich entweder als Deutscher oder Italiener erklären, wenn er in den öffentlichen Dienst etwa als Lehrer tritt und eine Wohnung braucht.
    Von der Volkszählung ausgeschlossen bleiben hingegen die Ladiner des Fassertales, die zur Provinz Trient gehören.
    Was die Ladiner betrifft, zeigen sich sowohl die Südtiroler Volkspartei als auch die Demokratie der Christianer gesprächsbereit, um eine Verbesserung ihrer Situation herbeizuführen.
    Gesprächsbereit zeigten sich die beiden Parteien in der jüngsten Vergangenheit auch in Bezug auf die gemischtsprachigen Familien.
    Es wurde die Bestimmung eingeführt, dass Kinder aus gemischtsprachigen Ehen bei Erreichung der Volljährigkeit selbst eine eigene Erklärung abgeben können.
    In der Auseinandersetzung um die Verwirklichung der politischen Ziele geriet der wohl schärfste Kritiker der Volkstumspolitik der Südtiroler Volkspartei, Alexander Langer von der Neuen Linken, auch persönlich in den Konflikt.
    Er, der offen gegen die Trennung der Volksgruppen auftritt, hatte bei seiner Wahl in den Südtiroler Landtag versprochen, nach der Hälfte der Legislaturperiode einem italienischen Kollegen Platz zu machen.
    Dies hatte er nicht eingehalten, worauf sein italienischer Kollege sowohl in den eigenen Reihen als auch öffentlich diese Haltung kritisiert hatte.
    Die Volkspartei glaubt, gerade an diesem Beispiel nachweisen zu können, dass es auch bei jenen, die für die Vermischung sind, noch Deutsche und Italiener gäbe, die sich nicht recht über den Weg trauen.
    Ein Bericht von Leonhard Paul-Michl.
    Heute und morgen soll das polnische Parlament die umstrittene Frage der Arbeiter-Selbstverwaltung beraten und beschließen und hat er sich bis zuletzt kein Kompromiss zwischen Regierung und Gewerkschaft Solidarität in dieser Frage abgezeichnet, so dürfte er sich in letzter Minute vielleicht doch noch ergeben.
    Es geht dabei im Kern um die Frage, wer die Betriebsleitungen bestellt, die Belegschaft oder die Regierung.
    Die Solidarität hat nun einem Kompromiss zugestimmt, es bei wichtigen Staats- und Militärbetrieben zuzulassen, dass beide Seiten und nicht die eine Seite, die Belegschaft, alleine darüber entscheidet.
    Ich habe jetzt telefonische Verbindung mit Barbara Kudenhofe-Kalergi in Warschau.
    Frau Kalergi, im Parlament erwartete man sich ja jetzt die offizielle Deklarierung der Haltung der Regierung in diesem von mir zitierten Kompromiss zur Selbstverwaltung.
    Wie ist denn diese Regierungsreaktion ausgefallen?
    Diese Reaktion hat man zuerst nur aus dem Munde des Gewerkschaftsministers Djosek gehört, der mit einem gewissen Wohlwohl, mit einer gewissen Entspannung, aber doch vorsichtig auf die Kompromissbereitschaft der Solidarität reagiert hat.
    Er hat gesagt, wir werden diesen Kompromiss sehr sorgfältig studieren, aber wir warten natürlich, was die zweite Hälfte des Kongresses der Solidarität bringen wird, der ja am Samstag in Danzig eröffnet wird.
    In jedem Fall wird
    das Gesetz, so wie es die Regierung vorgeschlagen hat, verabschiedet werden.
    Daran dürfte kein Zweifel bestehen, aber der offene Konflikt mit der Gewerkschaft, der dürfte doch noch vermieden werden.
    Es hat ja ursprünglich die Gewerkschaft angekündigt, wenn das Gesetz so wie vorgesehen verabschiedet wird, dann wird die Gewerkschaft ganz einfach nicht anerkennen.
    Heißt das, dass auf den Kompromiss, auf das Angebot der Solidarität in der Form gar nicht eingegangen wird, wenn Sie sagen, es wird so gemacht, wie die Regierung will?
    Es ist möglich, dass es noch in Einzelfragen Verhandlungen geben wird.
    Die Debatte hat ja darüber erst begonnen.
    Verweichung sozusagen, also eine Aufweichung des Klimas, ist dieser Kompromiss bestimmt wichtig.
    Es ist also so, dass am Vorabend der zweiten Hälfte des Kongresses Regierung und Gewerkschaft nicht mehr auf vollem Konfrontationskurs segeln, sondern dass man zumindest der Solidarität noch eine Chance geben will.
    Das hat heute auch Premierminister Jaruzelski im Parlament erklärt.
    Er hat gesagt, wir warten darauf, dass die Solidarität ihren Kurs
    jetzt in der zweiten Phase deutlich ändert.
    Wir warten darauf, dass sie sich trennt von den Extremisten.
    Wir warten darauf, dass sie klar und deutlich sagt, dass sie nicht die politische Macht ergreifen will.
    Und wir warten auf eine Antwort, was sie sagen wird zu der Frage des Bündnisses mit der Sowjetunion.
    Es war eine insgesamt sehr ernste Rede, in der der Premierminister auch um Verständnis geworben hat für harte Maßnahmen, die noch kommen werden.
    Man spricht ja hier seit Langem vom Notstand.
    Der Premierminister hat gesagt, alles ist bereit, auch mit außerordentlichen Mitteln der wachsenden Anarchie und der wachsenden Kriminalität im Lande entgegenzutreten.
    Dafür müsste man Verständnis haben.
    Hat sich Jaroselski auch weiter zur Wirtschaftskrise im Land geäußert?
    Ja, er hat eine gewisse Erleichterung bei den Lebensmitteln, besonders bei Zucker und bei Mehl- und Brotprodukten angekündigt, weil ja jetzt die Ernte kommt.
    Beim Fleisch wird es aber noch ärger werden und auch bei dem Sorgenkind Nummer 1 der Polen, bei der Kohle.
    Es ist mit 165 Millionen Tonnen für dieses Jahr zu rechnen.
    Das ist um rund 100.000 Tonnen zu wenig.
    Und Jaruzelski hat gemeint, die Regierung wird sich jetzt darum bemühen, ein Sofortprogramm für den Bergbau in Gang zu setzen, denn wenn die Kohlenproduktion nicht zumindest halbwegs für die Notwendigkeiten des Winters vorbereitet ist, dann hat Premierminister Jaruzelski nun eine wirkliche Katastrophe.
    Ja und dieser zweite Teil des Solidaritätskongresses am Samstag ist ja gesichert, so wie Sie es darstellen.
    Er ist gesichert und Lech Walesa, der jetzt auch in Warschau ist, hat sich während der ganzen Tage nun und Wochen zwischen der ersten Phase und der zweiten bemüht,
    die Gewerkschaft auf Mäßigung einzuschwören.
    Und aus der Umgebung von Valenza hat man heute gehört, dass ein zweiter Brief vorbereitet wird.
    Es hat den ersten Brief gegeben, diesen berühmten Appell an die osteuropäischen Arbeiter.
    Diesem Brief soll ein zweiter folgen, der diesen Appell, über den sich die Sowjetunion ja besonders aufgeregt hat, in ein etwas anderes und ein etwas gemäßigteres Gewicht stellen wird.
    Und sehr wichtig ist auch eine zweite Entwicklung, die es hier heute gegeben hat.
    35 polnische Intellektuelle von hohem Ansehen haben einen Brief veröffentlicht, einen offenen Brief an den Außenminister, in dem es heißt,
    Nicht nur die polnische Regierungspartei, die Vereinigte Arbeiterpartei, garantiert für die Bündnisse mit der Sowjetunion, garantiert dafür, dass Polen nicht aus dem Bündnis ausschert, sondern die ganze polnische Nation hat eingesehen, dass das einfach ein unabdingbarer Grundsatz ist und dass die Reform nur funktionieren kann, wenn man diese Bündnisse respektiert.
    Das ist auch von wichtigen Reformern unterzeichnet worden,
    und dürfte ein Dokument sein, das auch seine Wirkung auf den Solidaritätskongress nicht verfehlen wird.
    Ja, auch unter dem Titel wichtig für mich sicher auch das Ereignis heute Abend.
    Heute Abend wird ja der Primas vom Polen, Erzbischof Klemp, in sein Amt offiziell eingeführt.
    Eine große Rede wird erwartet und was erwartet man sich denn in Polen davon, in der Vermittlungsrolle, die die Kirche immer in Polen eingenommen hat, von dieser Einführung?
    Diese Rede, eigentlich ist es eine Predigt an die
    an die Gläubigen der Erzdiözese Warschau, knüpft man hier große Erwartungen.
    Es waren vor kurzem Kardinal Macharski und Bischof Dombrovski, also die offiziellen Vertreter der Bischofskonferenz, in Rom beim Papst und haben sich mit ihm sehr ausführlich unterhalten.
    Sie sind zurückgekommen, wie man hier meint,
    mit sehr deutlichen Instruktionen des Papstes.
    Und das, was der Primas heute Abend sagen wird, wird ganz bestimmt auch sozusagen die Stimme des Papstes sein, die hier laut wird.
    Man rechnet damit, dass der Primas das Gewicht der Kirche in die Waagschale werfen wird, um in diesem Konflikt zu vermitteln.
    Aber man weiß auch, dass Erzbischof Glemp noch sehr viel deutlicher und entschiedener als sein Vorgänger Kardinal Wyszynski
    sich auf die Seite der Solidaritätsgewerkschaft gestellt hat, dass er zwar für Missigung eintritt und dafür ist nicht zum Äußersten kommen zu lassen, dass er aber gar keinen Zweifel daran gelassen hat und wahrscheinlich auch heute Abend nicht lassen wird, dass die Kirche hinter der Erneuerung und hinter der Verteidigung der Arbeiterbewegung in Polen steht.
    Ja, danke Frau Kotnow für diese Informationen heute Mittag und auf Wiederhören.
    Und wir setzen fort mit Kulturberichten im Mittagsjournal.
    Wiens Kulturstadtrat Zilk und stimmender Weltchef Lieben präsentierten heute das Programm für den musikalischen Herbst in Wien.
    Die Veranstaltungsreihe wird gemeinsam vom Kulturamt der Stadt Wien und der Lieben Agentur organisiert.
    Manfred Kronsteiner war für uns dabei.
    Der Wiener Show Herbst, eine musikalische Veranstaltungsreihe, wird heuer bereits zum zweiten Mal über die Bühnen gehen und wird, so hoffen Kulturamt und Stimmen der Welt, ebenso erfolgreich sein wie 1980, als 23.500 Zuschauer diese Rock-, Jazz- und Folkkonzerte besuchten.
    Die Kooperation von Stadt Wien und privaten Veranstaltern hat sich außerdem schon beim Vogue-Festival und beim Jazz-Frühling bewährt.
    Das Kulturamt lässt für die Veranstaltungen nur dann Geld springen, wenn ein Konzert platzt.
    Stadtrat Zilk erklärt die Vorgangsweise.
    Wir subventionieren nicht, sondern wir geben Ausfallhaftungen.
    Ich habe das vor einem Jahr deutlich gesagt, dass wir einen neuen Weg gehen.
    Und ich kann so hinberichten, dass beispielsweise
    im vergangenen Showherbst die Ausfallhaftung überhaupt nicht in Anspruch genommen wurde.
    Wir haben das sozusagen gemeinsam entwickelt, geplant.
    führen gemeinsam durch, aber die Steuerzahler, die Wiener, hat das keinen Groschen gekostet.
    Die Gemeinde Wien will also weniger als Organisator, sondern eher als Animateur der Musikszene wirken.
    Das Programm umfasst acht Veranstaltungen im Konzerthaus, vier in der Stadthalle, zwei im Sophiensaal, der auf einer nicht ganz sicheren Holzkonstruktion ruht, sodass man nur hoffen kann, dass er nicht einstürzt, wegen des Publikumsandrangs, und zwei im Auditorium Maximum der Technischen Universität.
    Der Showherbst startet am Samstag, dem 3.
    Oktober, mit einem Liedermacher-Festival, an dem Ludwig Hirsch, Gitarrenzauberer Leo Kottke, der behinderte Sänger Sigi Maron, Georges Moustaki, Konstantin Wecker und andere teilnehmen.
    Weitere Höhepunkte, am 6.
    Oktober der Experimentator Steve Reich, einen Tag später Rock aus Neapel mit Eduardo Penato, Jazz mit den LA4, Nana Muscuri tritt im Konzerthaus auf,
    Weiter geht's mit Harry Belafonte, Santana mit einem ganz neuen Programm und schließlich ein großes Experiment, ein German Rock Festival mit Ideal, Joachim Witt, Stress und Interzone.
    New Wave aus Deutschland, ein besonderes Experiment, wie Stimmen der Weltchef Joachim Lieben erklärt.
    Bei diesen Gruppen besteht eine ungeheure Gefahr.
    Sie sind in permanenter Umschichtung begriffen.
    Das heißt, sie machen eine Schallplatte und lösen sich 14 Tage später wieder auf.
    Oder sie geben drei, vier, fünf Konzerte und hinterher ist ihnen das Ergebnis nicht gut genug und sie stellen ihre Besetzung vollkommen um.
    Also was sich von jetzt bis zum 8.
    November in dieser Szene ändern wird, werden wir versuchen hier einzufangen und mit in dieses Festival einzubringen.
    Weiter geht's mit Kraftwerk, den etwas sterilen, aber einflussreichen Elektronikern.
    The Jazz Guitars, Barney Kessel, Herb Ellis, das Charlie-Bird-Trio, eben für Jazz-Fans.
    Los Romeros bringen interessante Gitarremusik aus verschiedenen Jahrhunderten.
    Und den Schluss macht am Montag, den 30.
    November, die Gruppe Ultravox, die ja ein Lied über Wien mit dem Titel Vienna geschrieben hat.
    So viel über den Showherbst 1981 in Wien.
    Und jetzt nochmals zurück zur österreichischen Wirtschafts- und Innenpolitik.
    Die Oppositionskritik an der jüngsten Polen-Erklärung vom Bundeskanzler Kreisky hält an.
    Nachdem in den vergangenen Tagen bereits einzelne ÖVP-Politiker die Mahnung des Bundeskanzlers, die polnischen Arbeiter mögen für die Einhaltung der Kohle-Lieferverträge mit Österreich Sorgen scharf kritisiert haben, befasst sich heute auch der Bundesvorstand der Volkspartei mit diesem Thema.
    Die Erklärung Kreiskys wurde als ungeschickte und unverständliche Einmischung in einen sehr kritischen Konflikt bezeichnet.
    Die österreichische Neutralität hätte sich nach Ansicht der ÖVP mehr am Schweizer als am schwedischen Modell zu orientieren.
    Hauptthema der ÖVP-Vorstandssitzung waren aber Wirtschaftsfragen und darüber berichtet jetzt direkt Johannes Fischer.
    Vorerst aber noch ein Satz zur Außenpolitik.
    Vor wenigen Minuten sagte Mock noch im Zusammenhang mit der Kritik zu Polen und der Ostpolitik des Bundeskanzlers, Kreisky sei ein internationaler Adabei.
    Zurück aber zu den eigentlichen Hauptthemen der Wirtschaftspolitik.
    Auch nach dem gestrigen Gespräch zwischen den beiden Oppositionsparteien geht der Poker rund um die Fortsetzung oder den Abbruch der Wirtschaftsgespräche zwischen Regierung und ÖVP weiter.
    Die Volkspartei hatte nach der letzten Nationalratssitzung die für den nächsten Tag darauf anberaumte Wirtschaftsgespräche platzen lassen.
    Mit dem Argument, die SPÖ habe die Vorschläge der ÖVP zur Arbeitsplatzsicherung allzu brüsk abgelehnt.
    Nun soll ein Gipfelgespräch in Zeiten wie diesen zwischen Bundeskanzler Kreisky und ÖVP-Chef Alois Mock die Fortsetzung der Verhandlungen klären.
    Mocks Vorschlag geht dahin, dass man eventuell sagt, bitte über dieses Gebiet wird man fach- und fachpolitische Gespräche führen, um was weiterzubringen.
    Und dass man allenfalls andere Fragen, wo die Sozialisten systematisch ablehnen, die Frage einer verstärkten Eigenkapitalbildung in den Betrieben, dass man sagt, bitte
    Da gibt es eben keine Einigung, weil hier die Parteien zu unterschiedliche Vorstellungen haben.
    Diese Fragen klammert man aus.
    Ob das nur ein Gespräch zum Aufsteigen ist, schauen Sie sich da kein Geheimnis draus.
    Natürlich gibt es viele bei uns, die plädieren dafür, Schluss zu machen.
    eine kritische Stimme mir gegenüber gegeben, also nicht im Parteivorstand, in einer anderen Diskussion.
    Ich habe ja meine eigene Philosophie.
    Ich habe nie daraus einen Held gemacht, dass eine große Partei, die nicht in der Regierung ist, die Kontrollaufgabe sehr ernst nehmen muss.
    Ich habe das trotz bei mir im AKH und anderen Kontrolltätigkeiten nie eine Bremse gegeben.
    Aber ich glaube, in der jetzig schwierigen Situation soll man es sich nicht leicht machen, auch nicht mit dem Aussteigen.
    Zweites Thema in der Pressekonferenz, ein Interview des ÖVP-Parteiobmann-Stellvertreters Ratzenböck in den Salzburger Nachrichten von heute.
    Tenor, nur eine Konzentrationsregierung, also eine Regierung aller drei im Parlament vertretener Parteien, sei in Österreich derzeit sinnvoll.
    Die Meinung des oberösterreichischen Landeshauptmanns entlockte Mock heute in der Pressekonferenz nur die Feststellung, er nehme sie sehr ernst, sie habe Gewicht, aber nicht den Segen der Gesamtpartei.
    Soviel aus der ÖVP und damit zurück zum Funkhaus.
    Ein Direktbericht von Johannes Fischer.
    Es ist 12 Uhr und 53 Minuten.
    Und was wir ursprünglich nicht im Programm haben, der Wichtigkeit der Sache, aber deswegen jetzt sofort ins Programm nehmen müssen, ist ein Anruf von Thomas Fuhrmann aus Paris.
    Ich weiß bisher nur die Schlagzeile, worum es geht.
    Anschlag oder Besetzung auf der türkischen Botschaft in Paris.
    Thomas Fuhrmann, was gibt es Näheres dazu?
    Ja, es ist ein Kommando von drei Männern, die sich
    bezeichnen als eine Abteilung der armenischen Geheimarmee, hat um 11.15 Uhr die türkische Botschaft in Paris besetzt, es sind einige Schüsse gefallen, der Konsul soll verletzt sein, die drei Männer halten 40 Geißeln in ihren Händen und verlangen
    von der türkischen Regierung die Freilassung sämtlicher armenischer Häftlinge in türkischen Gefängnissen und die Überführung dieser Häftlinge auf den Pariser Flughafen Orli oder Roasi binnen zwölf Stunden.
    Sollte das nicht geschehen, so drohen sie damit, die Geiseln nacheinander umzubringen.
    Die Botschaft ist von der Polizei abgeregelt und das ist alles, was man im Augenblick weiß.
    Da gibt es Anzeichen dafür, dass die Verhandlungen aufgenommen werden oder spielt man auf Zeitgewinn?
    Was glauben Sie?
    im Augenblick noch zu früh, um hier Verhandlungen aufzunehmen.
    Das Ganze ist also jetzt eineinhalb Stunden alt.
    Die Situation ist noch etwas konfus, aber es ist sicher, dass man das versuchen wird, um vielleicht diese Zeit, das Limit von zwölf Stunden hinaus zu zögern.
    Nur scheinen diese Männer entschlossen zu sein und wir wissen ja, dass in der Vergangenheit bereits ungefähr 39 Anschläge in den letzten Jahren in Europa stattgefunden haben.
    durch diese armenische Geheimnahme, bei der es elf Tote insgesamt gegeben hat.
    Unter anderem auch in Paris auf einige Attachés.
    Ja, Thomas Fuhrmann, dann warten wir auf die weitere Entwicklung der Dinge.
    Danke für diese kurze Information jetzt zum Mittag.
    Wiederhören.
    Wiederhören.
    Noch ein zweiter Kulturbeitrag jetzt.
    Neben Margarete von Trotter, die kürzlich den Goldenen Löwen in Venedig erhielt, und neben den beiden Filmemacherinnen Helma Sanders und Elke Sander, erscheint nun ein neuer Name im Reigen der regieführenden Frauen beim deutschen Film.
    Janine Meerapfel.
    Ihr erster Spielfilm Malou, der morgen in Österreich anläuft, erhielt in Cannes den Preis der internationalen Filmkritik und in Österreich das Pedikat Sehenswert.
    Karin Bauer gestaltete dazu den folgenden Beitrag.
    Janine Meerapfel ist Absolventin der Hochschule für Gestaltung in Ulm, wo sie am Institut für Filmgestaltung unter der Leitung von Alexander Kluge studierte.
    Dann folgten ein paar Kurzfilme und Drehbuchentwürfe und vor zwei Jahren entstand das Drehbuch für ihren ersten Spielfilm, Malou, um zwei Frauen, die um ihre Träume, ihre Liebe und um ihr Glück kämpfen.
    Ein typischer Frauenfilm, fragten wir sie.
    Ja, ich habe Schwierigkeiten mit diesem Begriff Frauenfilm.
    Ich glaube, dass es das nicht gibt, genauso wenig wie es einen Begriff Männerfilm gibt.
    Es gibt Frauen, die Filme machen.
    Es gibt Frauen, die Filme mit Frauen oder mit Männern machen.
    Es gibt Männer, Regisseure, die wunderbare Filme über Frauen gemacht haben.
    Brauche ich nur Bergmann oder Lose zu nennen.
    Das könnte man auch Frauenfilm nennen.
    Ich betrachte meinen Film als einen Film, der sich mit dem Schicksal von zwei Ehepaaren beschäftigt, natürlich auch mit dem Schicksal zweier Frauen.
    Aber ich kann, wie gesagt, mit diesem Begriff nichts anfangen, denn ich denke, das ist so eine Schublade, in die man manche Filme hereintun will, vielleicht mit Recht, das weiß ich nicht.
    Ich weiß, dass es mehr und mehr Frauen gibt, die Filme machen und die versuchen, bestimmte Formen zu entwickeln.
    Ob sie anders sind als die Formen, die die Männer entwickelt haben, das kann ich nicht sagen.
    Ich kann nur über meinen Film sagen, dass ich versucht habe, eine bestimmte Zärtlichkeit und eine Wärme in diese Geschichte hereinzubringen, die sehr viel mit dem Wunsch
    nach einer Kommunikation mit dem Zuschauer zu tun hat.
    Ob das etwas besonders Weibliches ist, das glaube ich nicht.
    In ihrem Film Malou geht es um eine junge Frau, die bedingt durch die Emigration ihrer jüdischen Eltern in Argentinien aufgewachsen, nach Deutschland zurückgekehrt und mit einem Deutschen verheiratet ist.
    Die Mentalitätsunterschiede der Länder, denen sie durch ihre Erziehung verhaftet sind, führen immer öfter zu Streitereien.
    Da beginnt Hannah über das Leben ihrer Mutter Malou nachzudenken.
    Diese war arm, als sie einen reichen, deutsch-jüdischen Kaufmann heiratete.
    Durch die Schwierigkeiten, die die Emigration mit sich brachte, zerbrach diese Ehe und Malou verfiel haltlos dem Alkohol.
    Als ihre Tochter Hannah diesen Lebensweg zu Ende zurückverfolgt hat, begreift sie plötzlich die Gegenwart und findet einen gangbaren Weg, den sie gemeinsam mit ihrem Mann einschlagen kann.
    Janine Meerapfel zur Wahl dieses Themas.
    Das Thema wuchs in mir, denn ich merkte, dass die Frage nach einer Auseinandersetzung mit der eigenen Tradition, mit der eigenen Vergangenheit, dass das ein Thema ist, dass überall wo ich hingucke,
    sehr brisant ist, sehr aktuell ist.
    Ich merke, dass die jüngeren Menschen Schwierigkeiten haben, sich mit der Generation der Eltern auseinanderzusetzen, dass auch Leute in meinem Alter, meiner Generation, oft Schwierigkeiten haben mit der gebrochenen Tradition, aus der sie kommen.
    zu leben.
    Und ich habe gemerkt, dass sehr viele versuchen, das einfach abzuschütteln und sich nicht damit auseinanderzusetzen.
    Und ich bin der Meinung, dass es sehr, sehr nötig ist, dass wir wissen, woher wir kommen, um überhaupt zu wissen, wohin wir gehen.
    Und dass wir wissen und dass wir annehmen, auch wenn wir alle Vergangenheiten haben, die vielleicht schwierig sind zu verstehen oder die vielleicht von Leidenschaften geprägt sind, die schwierig auszuhalten sind, dass wir das alles in uns tragen und dass wir verstehen, dass wir das akzeptieren müssen, dass wir damit leben, dass wir sozusagen unsere Mutter und unseren Vater in uns weitertragen.
    und dass wir unsere Tradition weiterleben und dass die uns helfen kann, wenn wir das annehmen, auch weitere Schritte zu machen.
    Das junge Ehepaar wird von Grisha Huber und Helmut Grimm gespielt.
    Die Darsteller von Malou und ihrem Mann sind Ingrid Caven und Ivan Desny.
    Ein Beitrag von Karin Bauer.
    Die Schlussnachrichten, meine Damen und Herren, sind der Aktualität zum Opfer gefallen.
    Ich habe hier noch die Wetteraussichten bis heute Abend Ihnen zu vermelden.
    Im Süden regnerisch, sonst vielfach sonnig.
    Nachmittagstemperaturen 16 bis 22 Grad.
    Und das war das Mittagsjournal Brunner Bergers Akt.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

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    Datum: 1981.09.24 [Sendedatum]
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    Datum: 1981.09.24 [Sendedatum]
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    Datum: 1981.09.24 [Sendedatum]
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    Datum: 1981.09.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Unterhaltung ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Datum: 1981.09.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Datum: 1981.09.24 [Sendedatum]
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    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Mitwirkende: Baur, Karin [Gestaltung] , Meerapfel, Jeanine [Interviewte/r]
    Datum: 1981.09.24 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1981.09.24
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Berger, Bruno [Moderation]
    Glück, Luis [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1981.09.24 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-810924_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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