Mittagsjournal 1980.06.28

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Eine recht angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Als Redakteur, Mikrofon des Mittagsschonals, begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Schulschluss ist bereits in den östlichen Bundesländern, nicht jedoch Schluss der Debatte über die Schulreform.
    Unterrichtsminister Sinowaz wird sich in einem Interview im Speziellen zur Maturareform, zum Streit um die integrierte Gesamtschule und zur Beschäftigungssituation der Lehrer äußern.
    Weiteres Thema im Mittagsjournal, eine Konferenz der Arbeitsgemeinschaft Christen und Sozialisten.
    Das sogenannte SPÖ Forum 80 widmete seine Enquete unter anderem dem Thema Fristenlösung und dem Verhältnis zwischen der Kirche und den politischen Parteien.
    Welche Beitragsthemen erwarten wir aus dem Ausland?
    Wir informieren über die Ausgangssituation für die morgigen Wahlen in Bolivien.
    Es sind ja Wahlen vor dem Hintergrund eines drohenden Militärbutsches.
    Anfang nächster Woche wird der westdeutsche Bundeskanzler seine mit Spannung erwartete Reise nach Moskau antreten.
    Wir erwarten dazu ebenfalls eine Analyse.
    Über das mehrere Stunden lang vermisste italienische Flugzeug der Binnenfluglinie Itavia herrscht nun Gewissheit, es ist ins Meer gestürzt.
    Darüber hinaus berichten wir über die Auswirkungen des Ausbruchs des Vulkans Mount Hellens.
    Im Kulturteil stellen wir den Architekturführer von Friedrich Achleitner vor.
    Zunächst aber, wie immer, die Nachrichtenchef vom Dienst ist Georg Schalgruber und Sprecher Wilfried Schierlbauer.
    Österreich.
    In der Diskussion um eine Quellensteuer auf Bankguthabenszinsen meldeten sich heute der Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer Kehrer und der Generalsekretär des Wirtschaftsbundes Schüssel mit ablehnenden Stellungnahmen zu Wort.
    Kehrer argumentierte unter anderem, die ohnehin bereits stagnierenden Spareinlagen würden noch mehr zurückgehen, durch einen verstärkten Konsum würden die Leistungsbilanz weiter verschlechtert.
    Schüssel sagte, eine derartige Steuer würde die Wirtschaft nur neuerlich belasten.
    Der Wirtschaftsbund Generalsekretär forderte auch eine Anpassung des Lohn- und Einkommensteuertarifs mit Wirkung vom 1.
    Jänner 1981 an.
    ÖAAB-Obmann Kohlmeier bezeichnete heute die jüngsten Äußerungen von ÖGB-Präsident Benja.
    Es werde heuer Reallohnerhöhungen von einem Prozent geben als irreführend.
    Die Inflation werde bei sechs Prozent liegen.
    Die Progression nehme von jeder Lohnerhöhung mindestens ein Drittel weg.
    Daher müssten die bevorstehenden Lohnabschlüsse nominell zehn Prozent betragen.
    Derartige Lohnerhöhungen seien aber in der derzeitigen Wirtschaftslage völlig unrealistisch, argumentierte Kohlmeier.
    FPÖ-Obmann Steger sagte vor Parteifunktionären in Oberösterreich, seine Partei werde für neue Belastungen kein Verständnis zeigen, solange die Regierung nicht wenigstens ansatzweise den Willen zu Ausgabeneinschränkungen erkennen lasse.
    Steger sprach von einem öffentlichen Streit zwischen Bundeskanzler und Finanzminister darüber, wie man die Steuerzahler neuerlich belasten könnte.
    Er vermisse aber eine ebenso heftige Diskussion über Sparmaßnahmen, sagte der FPÖ-Obmann.
    In Wien findet heute eine Enquete zum Thema Christen und Sozialisten in den 80er Jahren statt.
    Referenten sind unter anderem SPÖ-Zentralsekretär Blecher, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialismus, Gesundheitsminister Salcher und die Universitätsprofessoren Dantine und Büchele.
    Die Beratungen werden in drei Arbeitskreisen durchgeführt.
    In Innsbruck findet heute die Bundeskonferenz der jungen ÖVP statt.
    Bundesobmann Höchstl sagte, die junge ÖVP habe sich entschlossen, die Entwicklungspolitik zum Schwerpunkt der Jahresarbeit zu wählen.
    Der Energiesprecher der ÖVP, König, sagte zu dem vor wenigen Tagen abgeschlossenen Wirtschaftsvertrag mit Polen, seine Partei begrüße verstärkte Wirtschaftsbeziehungen, diese dürften jedoch keine Einbahnstraße sein.
    Der Vertrag sieht einerseits polnische Kohlelieferungen nach Österreich, andererseits österreichische Kredite in Höhe von 4 Milliarden Schilling an Polen vor.
    König meint nun im parteieigenen Pressedienst, Österreich sei bereits jetzt in seiner Energieversorgung in hohem Maß von östlichen Staatshandelsländern abhängig.
    Die Volkspartei lehne eine weitere einseitige Bindung an Energieimporte aus dem Osten ab.
    Vor allem bei teuren Flugreisen zeigt sich in der österreichischen Touristikbranche heuer eine Stagnation.
    So etwa musste allein Spanien als Zielland einen Rückgang um etwa 20 Prozent hinnehmen.
    Insgesamt unternehmen die Österreicher im Jahr etwa dreieinhalb Millionen Reisen, die Hälfte davon geht ins Ausland.
    Italien.
    Das seit gestern Abend vermisste italienische Verkehrsflugzeug vom Typ DC-9 ist vermutlich nördlich der Insel Ustica ins Tirenische Meer gestürzt.
    An Bord waren 81 Menschen.
    Heute Vormittag fand man Wrackteile und Leichen, die im Wasser trieben.
    Hoffnung Überlebende zu finden, gibt es nach Angaben der Suchmannschaften nicht.
    Die Maschine befand sich auf einem Flug zwischen Bologna und Palermo.
    Die Absturzursache ist unbekannt.
    Spanien.
    Die Serie von Bombenanschlägen durch die baskische Separatistenorganisation ETA dauert an.
    Heute explodierte vor einem Hotel in der Provinz Malaga ein Sprengkörper.
    Verletzt wurde niemand, da das Gebäude geräumt worden war.
    Es ist der sechste Bombenanschlag seit einer Woche.
    Die ETA will durch die Störung des fremden Verkehrs politischen Forderungen Nachdruck verleihen.
    Der fremden Verkehr ist eine der wichtigsten Einnahmequellen Spaniens.
    USA.
    Präsident Carter hat das Gesetz über die sogenannte Wehrerfassung unterzeichnet.
    Ab Juli müssen sich demnach vier Millionen junge Männer im Alter von 19 und 20 Jahren für den Wehrdienst registrieren lassen.
    Diese Wehrerfassung bedeutet nicht die Wiedereinführung der Wehrpflicht, die im Jahr 1975 außer Kraft gesetzt worden war.
    Das Repräsentantenhaus hat zuletzt 4,8 Milliarden Dollar für militärische Ausgaben bewilligt.
    In dieser Summe sind auch mehr als drei Millionen Dollar enthalten, mit denen der Bau einer Fabrik für Nervengas in Angriff genommen werden soll.
    Der Bewilligungsausschuss des Repräsentantenhauses bezeichnete diese Investition als Antwort auf die sowjetischen Aktivitäten auf dem Gebiet der chemischen Kriegsführung.
    Vereinte Nationen.
    Der UNO-Weltsicherheitsrat hat Südafrika wegen der jüngsten Angriffe auf Angola verurteilt und zum sofortigen Truppenrückzug aufgefordert.
    Eine entsprechende Resolution wurde mit zwölf Stimmen bei drei Enthaltungen angenommen.
    Der Sicherheitsrat befasste sich heute Nacht auch mit der Jerusalem-Frage.
    Die Debatte wurde auf Übermorgen vertagt.
    Die meisten der etwa 30 Redner verurteilten die israelische Politik in den besetzten Gebieten.
    Ägypten.
    Wenige Tage vor Wiederaufnahme der Autonomieverhandlungen für die Palästinenser hat sich das Klima zwischen Israel und Ägypten wieder verschlechtert.
    Der ägyptische Außenminister Hassan Ali sagte, Ägypten lehne den israelischen Sicherheitsplan für Westjordanien und den Gazastreifen ab.
    Er sei den Nahostvereinbarungen von Camp David diametral entgegengesetzt.
    Der Kanzlerkandidat der deutschen CDU-CSU-Opposition Strauss wird heute in Kairo erwartet.
    Er will sich über den ägyptischen Standpunkt im Nahostkonflikt informieren.
    Wichtigster Gesprächspartner von Strauss ist Staatspräsident Sadat.
    Kuwait.
    Wie sich aus Zeitungsmeldungen schließen lässt, wird Kuwait am kommenden Dienstag seinen Rohölpreis um zwei Dollar je Fass zu 159 Litern anheben.
    Diese Erhöhung entspreche den jüngsten OPEC-Beschlüssen, wird berichtet.
    Das Erdölministerium von Kuwait hat eine offizielle Stellungnahme abgelehnt.
    Syrien.
    Nach angeblich verlässlichen Informationen der britischen Rundfunkgesellschaft BBC ist auf Staatspräsident Assad am vergangenen Donnerstag ein Attentat versucht worden.
    Ein Mann soll auf das Auto, in dem der Präsident unterwegs war, eine Bombe geschleudert haben.
    Assad wurde angeblich leicht verletzt.
    Einzelheiten sind unbekannt.
    USA.
    Nach Angaben der amerikanischen Fernsehstation NBC wurde der im Ägypten im Exil lebende entmachtete iranische Shah Mohammed Reza Pahlavi zur Behandlung seines Krebsleidens wieder in ein Spital in Kairo eingeliefert.
    Vor diesem Militärkrankenhaus, in dem der Ex-Monarch bereits einmal behandelt worden ist, wurden angeblich ungewöhnliche Sicherheitsvorkehrungen beobachtet.
    Im Atomkraftwerk Three Mile Island bei Harrisburg im Bundesstaat Pennsylvania ereignete sich gestern ein Störfall.
    Nach Mitteilung eines Sprechers der Kraftwerksgesellschaft traten fast 40.000 Liter radioaktiven Wassers aus, das Kellergeschoss der Anlage wurde demnach geringfügig verseucht.
    Es sei keine Strahlendosis nach außen gedrungen, versicherte der Sprecher.
    Der Störfall ereignete sich im Reaktortrakt 1 des Kraftwerkes.
    Im Trakt 2 trat im März 1979 der bisher schwerste Reaktorstörfall auf.
    Sowjetunion.
    Feierlich und mit militärischem Pomp ist gestern in Moskau das Olympiadorf eröffnet worden.
    Während der Sommerspiele, die in 21 Tagen beginnen, wohnen die Sportler in 18, 16-geschossigen Wohnblocks.
    Die Zweibezimmer lassen nach offizieller sowjetischer Darstellung keinen Wunsch offen.
    Nach den Spielen sollen im Olympiadorf 14.000 sowjetische Wohnungssuchende Platz finden, wobei allerdings der Verteilerschlüssel noch ungeklärt ist.
    USA.
    Der Film- und Tanzstar Fred Astaire, er ist 81 Jahre alt, hat gestern wieder geheiratet.
    Seine Frau ist 36 Jahre alt.
    Die Wetterlage?
    Ein Randwirbel des ausgedehnten Skandinavientiefs liegt derzeit über den britischen Inseln.
    Zugehörige Störungsausläufer nähern sich in der Folge dem Alpenraum.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh?
    Nördlich des Alpenhauptkammes, von zeitweiligen Auflockerungen abgesehen, meist reichlich bewölkt und örtlich Regenschauer.
    Im Laufe der Nacht Zunahme der Niederschlagstätigkeit, im übrigen Bundesgebiet wechselnd bewölkt, am Nachmittag einzelne Schauerbildungen, Wind aus westlichen Richtungen, Nachmittagstemperaturen 14 bis 20 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 5 bis 11 Grad.
    Die Prognose für morgen Sonntag.
    Im Westen und Norden des Bundesgebietes überwiegend stark bewölkt und gebietsweise Regen.
    Später Bewölkungsauflockerungen und nur noch örtlich Schauer.
    Im Osten und Süden wechselnd bewölkt, doch kaum Niederschläge.
    Wind anfangs aus Südost bis Südwest, später wieder auf West bis Nordwest drehend.
    Tageshöchsttemperaturen 15 bis 21 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien bedeckt Regenschauer, 16 Grad Nordwestwind, 20 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig, 17 Grad Nordwest, 35.
    Linz heiter, 14 Grad Südwest, 15.
    Salzburg stark bewölkt, 15 Grad Windstill.
    Innsbruck stark bewölkt, 16 Grad Windstill.
    Bregenz stark bewölkt, 15 Grad Südost, 5.
    Graz, Heiter 17°, Nordwind 10 km in der Stunde und Klagenfurt, Heiter 17°, Wind still.
    Auch wenn das Wetter überhaupt nicht darauf hindeutet, an diesem und am kommenden Wochenende beginnt für die meisten Menschen in Österreich der eigentliche Sommer, die ersehnten Ferien sind da.
    Ein paar Hinweise für statistisch Interessierte.
    In Ostösterreich, wo es gestern Zeugnisse gab, ist für 500.000 Schüler die Schule zu Ende oder unterbrochen.
    Im Westen und Süden gibt es am kommenden Wochenende für weitere 900.000 Schüler die Zeugnisse.
    Nächstes Jahr wird diese Zahl um etwa 20.000 geringer sein.
    Diese Reduzierung geht ausschließlich auf die Pflichtschulen zurück.
    Und auch wenn die Zeugnisverteilung für viele etwas bedrohliches ist, zumindest statistisch gesehen, besteht kaum ein Grund dafür.
    An Pflichtschulen gibt es nämlich zehnmal mehr Vorzugsschüler als Durchfaller, an höheren Schulen immerhin noch doppelt so viel.
    An Pflichtschulen gibt es weniger als 2,5 Prozent Repetenten, an höheren Schulen etwa sieben Prozent.
    Über aktuelle schulpolitische Probleme zum Ferienbeginn sprach Wilfried Seifert mit Unterrichtsminister Fred Sinowatz.
    Herr Minister Sinowatz, etliche Schüler haben schon vor Wochen, vor Monaten ihre Matura abgelegt.
    Zum Themenkreis Matura gibt es hier offenbar einige Reformüberlegungen.
    Sektionschef Leitner hat angedeutet, er könne sich in Zukunft vermehrt vorstellen, dass die Matura auf Raten abgelegt wird.
    Das heißt also, dass die ersten Prüfungen bereits Ende der siebten, Anfang der achten Klasse absolviert werden und der Rest
    erst zu Ende des achten Schuljahres.
    Gibt es hier konkrete Überlegungen aus den Schulversuchen, Ergebnisse herauszunehmen und die Matura wirklich mehr zu stapeln, mehr aufzuteilen?
    Sie haben zu Recht auf die Schulversuche hingewiesen.
    Sehen Sie, das ist ja der Unterschied zu früheren Schulreformbestrebungen, dass wir heute auf die Ergebnisse von Schulversuchen bereits zurückgreifen können und wir führen Schulversuche in der Oberstufe des Gymnasiums seit einigen Jahren durch und die werden noch, glaube ich,
    fünf Jahre in Anspruch nehmen.
    Und ein Teil der Reformen, die daraus erfließen werden, wird die Reform der Matura sein.
    Und die jetzigen Schulversuche zeigen in diese Richtung, dass es zu einer Teilung der Matura-Prüfung kommen wird und dass wir stärker vielleicht als früher die besonderen Interessenslagen der Schüler
    benutzen werden und außerdem, dass wir vorstoßen zu einer sehr konzeptiven Art der Matura-Prüfung.
    Das heißt, dass die Schüler nachweisen, dass sie tatsächlich aus der eigenen Einsicht in die Dinge den Wissensstoff beherrschen.
    Stichwort Schulversuche.
    Es hat hier im März einen etwas mühsamen Kompromissfrieden zwischen SPÖ und ÖVP gegeben, über die am meisten umstrittene Versuchsschule, die Integrierte Gesamtschule oder auch Neue Mittelschule.
    Nun gibt es nur ein Vierteljahr danach einen neuen Vorstoß von Seiten Ihrer Partei, die Neue Mittelschule, ihr bildungspolitisches Wunschziel seit den 20er Jahren, einzuführen.
    Verlassen Sie da nicht den Kompromissweg?
    Absolut nicht.
    Schauen Sie,
    Ich stehe voll und ganz nach meiner bildungspolitischen Überzeugung zur neuen Mittelschule und den damit verbundenen Reformen.
    Ich sage nach wie vor, dass ich meine Aufgabe als Unterrichtsminister
    so verstehe, dass ich zu der notwendigen Zweidrittelmehrheit hinführen möchte, dass ich daran interessiert bin, dass schulpolitische Entscheidungen im Parlament möglichst von allen Parteien
    miteinander getragen werden und ich werde nichts unversucht lassen in den nächsten Monaten darauf hinzuarbeiten.
    Aber schauen Sie, die Karten müssen auf den Tisch gelegt werden und jetzt kann man darüber verhandeln.
    Und ich bin gar nicht so pessimistisch, dass es uns nicht gelingt, einen gemeinsamen Weg zu finden.
    Ich denke, dass also Mitte der 80er Jahre diese Reform der Mittelstufe in Österreich realisiert werden kann.
    Die Frage ist, ob die Schule es sich leisten kann, mit dieser politischen Konfrontation, die unweigerlich, glaube ich, folgen wird, hier ihre Energien aufzuzählen, ob die Schule nicht andere und sehr viel vordringlichere Probleme hat.
    Stichworte dazu kommen die Lehrerarbeitslosigkeit trotz mehr eingestellter Lehrer, zum Beispiel in Salzburg, in der Steiermark gibt es hier offenbar Probleme.
    Die Frage ist, fertig werden mit dem Mehrangebot an Schülern an den weiterführenden Schulen, das sich seit einigen Jahren schon abzeichnet und wahrscheinlich auch noch einige Jahre anhalten wird, sind das nicht die vordringlicheren Probleme der Schule?
    Ja bitte, Sie dürfen ja nicht glauben, dass wir nur im Parlament Schulgesetze beschlossen haben in den letzten zehn Jahren.
    Wir haben ja den Lehrermangel beseitigt.
    Natürlich kommt einmal der Punkt, wo zwischen Angebot und Nachfrage auch auf dem Lehrersektor eine gewisse Gleichgewichtslage ergibt.
    Aber Sie wissen ja aus vielen
    Interviews mit mir, dass schon vor Jahren gesagt wurde, dass es eine große Lehrerarbeitslosigkeit geben wird und das ist bisher nicht der Fall gewesen.
    Wir werden alles tun, damit genügend Lehrer an Österreichs Schulen zur Verfügung stehen.
    Nur muss eines gesagt werden, dass natürlich jene, die sich jetzt überlegen Lehrer zu werden, nachdenken müssen und wissen müssen, dass sie unter Umständen dann, wenn sie ihr Studium abgeschlossen werden haben in einigen Jahren,
    nicht sofort einen Posten bekommen.
    Dieses Gespräch mit Unterrichtsminister Sinovac führte Wilfried Seifert.
    Die vor einigen Monaten wieder aufgeflammte Debatte um die Fristenlösung hat das Grundsatzproblem des Nahe- oder Fernverhältnisses der Kirche zu den politischen Parteien wieder in den Vordergrund der Diskussion gerückt.
    Diesem Thema war heute Vormittag auch eine Enquete des sogenannten SPÖ-Forums 80 in Wien gewidmet.
    Unter dem Motto, Christen und Sozialisten in den 80er Jahren bemühten sich SPÖ-Zentralsekretär Blecher, Gesundheitsminister Salcher als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialismus und prominente Theologen um eine neue Definierung des Verhältnisses von Christentum und Sozialdemokratie.
    Hans Langsteiner berichtet.
    Mehr denn je scheint die Regierungspartei bemüht, ihren Frieden mit den christlichen Kirchen zu machen oder auch, je nach Standpunkt, christliche Ziele und eigene politische Absichten zur Deckung zu bringen.
    Die mitunter schweren Kontroversen, die es auch in relativ jüngerer Vergangenheit zwischen SPÖ und Katholizismus gegeben hat, schienen in den Reden des heutigen Vormittags lediglich als historische Irrtümer und Fehler auf, die eine zukünftige gemeinsame Strategie nicht verhindern dürften.
    SPÖ-Zentralsekretär Blecher fasste diesen Appell so zusammen.
    Gegensätzlichkeiten zwischen christlichen Kirchen und sozialistischen Parteien haben die letzten 100 Jahre unserer Geschichte mitgeprägt.
    Niemand wird sie, wie das durch die Diskussionen der vergangenen Jahre manchmal fälschlicherweise auch dargestellt worden ist,
    durch einen Zauberstab plötzlich zum Verschwinden bringen.
    Aber niemand darf sich heute angesichts einer Welt im Umbruch hinter diesen historischen Gegensätzlichkeiten verschanzen, um dem Gespräch und dem Neudenken der Probleme zu entgehen.
    Christentum und Sozialismus peilten, so Blecher, beide die Änderung der Gesellschaftsordnung an.
    Zumal sowohl der Kapitalismus mit seinen bürokratischen Entartungserscheinungen als auch der Kommunismus mit seinen Fehlentwicklungen in einem vulgären Materialismus gescheitert seien.
    Wir, und ich darf noch einmal darauf nur hinweisen, als Vertreter der sozialistischen Position, versuchen einen dritten Weg jenseits von Kapitalismus und Kommunismus zu gehen.
    Wir versuchen den Weg der Strukturveränderungen, die den Menschen bessere Möglichkeiten geben sollen, sich selbst zu verändern.
    Und auf diesem Weg, meine Damen und Herren, können wir nur erfolgreich weitergehen, wenn wir von Menschen, die einem annähernd gleichen Wertsystem verpflichtet sind, unterstützt, korrigiert,
    und überprüft werden.
    Und das sind auch die Christen, die nicht in der sozialistischen Bewegung
    ihre politische Heimat schon gefunden haben.
    Die Grundwerte der Freiheit, der Gleichheit, der Gerechtigkeit und Solidarität seien Christen und Sozialisten gleich wichtig und für Millionen Österreicher sei die Verbindung von Christentum und Sozialismus bereits eine Tatsache.
    Einen gewissen Dämpfer erhielt Blechers Integrationseuphorie freilich durch den Leiter der katholischen Sozialakademie, Professor Pater Büchele.
    Er zeigte sich einleitend verwundert darüber, dass über neue globale Menschheitsbedrohungen durch Atom-, Aufrüstung- und Manipulationstechniken zu wenig nachgedacht werde und machte dafür Materialismus und Technologie-Gläubigkeit der Etablierten verantwortlich.
    Diese pervertierte Allmächtigkeit des Menschen der Gegenwart bündelt sich meines Erachtens in Macht- und Interessengruppen.
    Bündelt sich in Macht- und Interessengruppen
    die zur Selbsterhaltung ihrer Macht diese ökonomischen und technischen Entwürfe forcieren.
    Und ich darf in diesem Gremium die Frage stellen, wie weit
    zählen nicht auch gewisse Eliten der SPÖ dazu.
    Gleichsam als Vorleistung auf einen anzustrebenden Vorrang der Ethik vor Ökonomie und Technik sollten nach Ansicht Bücheles Waffenexporte gestoppt, die soziale Landesverteidigung ausgebaut, Partnerschaften für Entwicklungsländer übernommen und Atomkraftwerke verhindert werden.
    Das Eintreten für Freiheit und Frieden, für Entwicklungshilfe und gegen selbstzweckhaftes Wachstum war auch für Gesundheitsminister Salcher, den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialismus, ein Indiz dafür, dass der alte Kulturkampf tot sei und neue gemeinsame Strategien zwischen Christen und Sozialisten gefunden werden könnten.
    Dieses Forum 1980 soll, wenn es nach meinen Absichten und den Absichten der SPÖ geht,
    den Beginn einer neuen Ära der gegenseitigen Durchdringung von Christentum und Sozialismus signalisieren.
    Und das ist jetzt Zeit zu tun.
    Die alten Vorurteile sind geistig im Wesentlichen abgebaut.
    Was da und dort in den Kirchen oder in der SPÖ geschieht, das sind nur Rückzugsgefechte konservativer, ewig gestriger.
    Meine Damen und Herren, die Gespräche sind in Gang gekommen.
    Und nun ist eines notwendig, wenn diese Gespräche glaubwürdig sein sollen, dass wir in Teilbereichen gemeinsam handeln.
    Am Rande dieser Enquete ging es übrigens indirekt auch um die sogenannten Grünen.
    Salcher sprach sich nämlich auch für die Befassung mit alternativen Lebensformen aus, musste sich aber vom protestantischen Theologen Dantine sagen lassen, dass diese bisweilen von altbekannten, er meinte faschistischen Ideologien unterfüttert seien.
    Die Enquete geht mit Arbeitskreis-Diskussionen über Grundwerte und Fragen von Glaube und Gesellschaft zu Ende.
    Enquete des SPÖ-Forums 80 zum Verhältnis zwischen Christentum und Sozialdemokratie.
    Sie hörten einen Beitrag von Hans Langsteiner.
    Sechs Minuten vor halb eins ist es jetzt.
    Wir wollen ein wenig in den Zeitungen blättern.
    Zita Bernardi hat die Inlandspresse-Show zusammengestellt.
    Nach wie vor sind das Wiener Allgemeine Krankenhaus und die Diskussion über eine Quellensteuer auf Sparzinsen Hauptthemen der heimischen Innenpolitik.
    In Sachen AKH gab es gestern ja wieder einen aktuellen Termin.
    Eine Besichtigung der Großbaustelle stand auf dem Programm.
    Teilgenommen haben aber nur die SPÖ und die FPÖ-Mitglieder des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses.
    Die ÖVP blieb der Veranstaltung fern.
    Es sei nur, eine Sightseeing-Tour wurde argumentiert.
    Und ähnliches liest man heute auch bei Martin Stiegelmeier im Neuen Volksblatt der ÖVP.
    Im Vergleich mit anderen Krankenhausbaustellen begreift man noch weniger, wo die Milliarden geblieben sind.
    Denn diese wurden auf der etwa 180.000 Quadratmeter großen Baustelle nicht gefunden.
    Da wäre eine Fahrt nach Lichtenstein schon nützlicher gewesen.
    Und darum hat die Volkspartei diese Besichtigungstour nicht mitgemacht.
    Denn im Unterschied von einer Baustelle, die 30.000 Mal umgeplant wurde, können die Spuren von Millionen an Schmiergeldern rasch vom Winde verweht werden, wenn man dem Wind, aus welchem Eck er immer blasen mag, Zeit lässt.
    so das ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    In der sozialistischen Arbeiterzeitung kontert Günther Traxler, gebe es nicht das AKH, die ÖVP hätte überhaupt keinen Tummelplatz mehr.
    Den will sie sich erhalten, daher versucht sie auch die Arbeit im Untersuchungsausschuss auf lächerliche Weise zu verzögern, um dann klagen zu können, sie wäre unterdrückt.
    Ob dieses Verhalten klug ist, wird sich zeigen, wenn die Pakete aus Lichtenstein ausgepackt sind.
    Vizebürgermeister Bussek war in den letzten Tagen ziemlich still, wenn es ums AKH ging.
    Schweigen ist jedenfalls bei Weitem die gescheiteste Äußerung, die zur Zeit von der größeren Oppositionspartei kommt.
    Nicht umsonst ist sie die letzte, der man die Auskehrung von Skandalen zutraut, wie eine Umfrage jüngst ergeben hat.
    Liest man in der AZ.
    Im Kurier beleuchtet Hans Rauscher die Haltung der Parteien zum AKH unter dem Blickwinkel einer Meinungsumfrage, deren Ergebnis den Politikern ein nicht gerade gutes Zeugnis ausstellt.
    Er schreibt, die Bevölkerung hat eine überaus schlechte Meinung von Politikern.
    Sie hält sie für bestechlich, glaubt, dass alle Skandale vertuscht werden und dass Politiker zu viel verdienen.
    Aber nicht genug, fährt Rauscher fort, tun viele Politiker mit ungeheurem Fleiß aber noch alles Mögliche, um diesen schlechten Ruf weiterzuerhalten.
    Ein Beispiel dafür ist die Unfähigkeit der Wiener SPÖ zuzugeben, dass in ihrem Bereich ein Skandal passieren kann.
    Aber auch die ÖVP verhält sich im Moment in Sachen AKH sehr unklug.
    Nämlich kleinlich, gehässig, nur auf einen kurzfristigen Augenblickserfolg bedacht.
    Also etwa so, wie sich der Österreicher einen typischen Politiker vorstellt.
    Soweit Pressestimmen zum Wiener Allgemeinen Krankenhaus.
    Das letzte Zitat stammte aus dem Kurier.
    Nächstes Thema, die Diskussion über eine Quellensteuer auf Sparbuchzinsen.
    In der Kronenzeitung fordert Viktor Reimann unter Hinweis auf ein Wahlversprechen, keine solche Steuer einzuführen.
    Darüber sollen die Sparer entscheiden.
    Viele, die Kreisky gewählt haben, aber keine Sozialisten sind, hätten es sich ohne dieses Versprechen überlegt, ob sie noch ein Stück Weges gemeinsam mit den Sozialisten zurücklegen können.
    Deshalb gibt es nur eine faire Lösung, eine Volksabstimmung darüber.
    Das meint Viktor Reimann in der Kronen Zeitung.
    In der Tageszeitung die Presse schließlich analysiert Thomas Korherr die Differenzen zwischen Kanzler und Vizekanzler in dieser Frage und er kommt zu dem Schluss, dass der Bruch zwischen dem Bundeskanzler und seinem früheren politischen Ziehsohn, dem Finanzminister, total geworden ist.
    Unheilbar, mit der unerbittlichen Folgerichtigkeit einer antiken Tragödie dem Höhepunkt zustrebend.
    Daran ändert keine beschönigende Äußerung vor der Öffentlichkeit etwas, die dann doch nur wieder abgelöst wird von harten Formulierungen.
    Deren härtesten eine war wohl die Feststellung, das geht bei uns nicht, dass einer sein Simperl einfach vor die Tür stellt.
    Als Simperl war das Portföl gemeint und der mundartlichen Rede strenger Sinn ist gewesen, dass ein Minister der Regierung Kreisky nicht zurückzutreten habe.
    Wenn schon, dann wird er zurückgetreten.
    Dazu muss aber, siehe Lütgendorf und Leodolter, erst die Zeit reif sein.
    Die Zitate hat Zita Bernardi ausgewählt.
    Eineinhalb Minuten vor halb eins ist es nun.
    Für die, die wissen wollen, was in der Zeit bis um 13 Uhr noch auf dem Programm steht, ein kurzer Themenhinweis.
    Flugzeugabsturz in Italien, Auswirkungen des Vulkanausbruchs von Mount St.
    Helens, Vorschau auf die Moskau-Reise des westdeutschen Bundeskanzlers, Vorwahlen in Bolivien und Kultur, Architekturführer von Friedrich Achleitner.
    Rätsel über Rätsel gab es von gestern Abend an über den Verbleib eines italienischen Linienflugzeugs, der inneritalienischen Fluglinie Itavia.
    Die Maschine vom Typ DC-9 war auf einem Flug von Bologna in Richtung Palermo.
    Jetzt ist es sicher, das Flugzeug ist ins Meer gestürzt.
    81 Menschen befanden sich an Bord der Maschine.
    Es wäre ein Wunder, sollte man Überlebende finden, meinte ein Flughafenbeamter in Palermo.
    Was weiß man nun genaueres zum gegenwärtigen Zeitpunkt?
    Hören Sie Rolf Gallus.
    Kurz vor 11 Uhr teilte das Rettungs- und Bergungszentrum von Neapel mit, dass zwei Rumpfreste und Trümmer der seit gestern Abend vermissten DC-9-Maschine der italienischen Fluggesellschaft Itavia etwa 75 Seemeilen südwestlich der Pontinischen Inseln und 66 Seemeilen nordöstlich der Insel Ustica bei Sizilien gesichtet und geortet wurden.
    Zwei Boote bargen bisher sechs Leichen.
    Durch SOS-Rundruf wurden von Neapel aus sämtliche erreichbaren Militär- und Zivileinheiten nach der Absturzstelle dirigiert, von der Luft aus von Militärflugzeugen und Hubschraubern geleitet und gelenkt.
    Insgesamt nähern sich 15 Schiffe der Absturzstelle.
    Als gestern Abend die Vermutung, Gewissheit wurde, dass die Itavia-Maschine auf ihrem Weiterflug vom römischen Flugraum Ciampino aus
    in Richtung Palermo als vermisst zu gelten hatte, wurde auf Ustica, wo zurzeit ein internationaler Taucherwettbewerb stattfindet, unverzüglich einen Notoperationsdienst eingerichtet.
    Boote, Schiffe, Flugzeuge und Hubschrauber aus ganz Mittel- und Süditalien wurden nach und nach zusammengezogen und auf den Meeresraum, wo die DC-9 der Italia vermutlich abgestürzt war, konzentriert.
    Über zehn Stunden lang waren die Nachforschungen nach der verschwundenen Maschine aber ergebnislos verlaufen.
    In der Frühe gab Italia deshalb eine offizielle Stellungnahme der Gesellschaft zum Unglück heraus, wonach als einzige plausible Erklärung für das spurlose Verschwinden der DC9 ein Sabotageakt infrage komme.
    Das heißt eine Bomben Explosion an Bord der Maschine, die ihren Absturz auf ihrer Flugroute über dem westlichen Mittelmeer verursachte.
    Ob sich diese Vermutung als Wahrheit herausstellt, bleibt erst einmal abzuwarten.
    Darüber werden in den nächsten Tagen die technischen Untersuchungen wohl näheren Aufschluss geben.
    An Bord der abgestürzten Itavia-Maschine befanden sich 77 Fluggäste und vier Mann Besatzung.
    Unter den Passagieren waren 13 Kinder, davon zwei unter zwei Jahren.
    Die allermeisten Passagiere dürften italienischer Nationalität gewesen sein.
    Itavia gab bisher lediglich bekannt, dass vermutlich auch zwei Franzosen und ein Deutscher den Flug gebucht hatten.
    Die DC-9 war gestern Abend kurz nach 8 Uhr mit zweistündiger Verspätung von Bologna mit Flugziel Palermo abgeflogen.
    Um 20.45 Uhr war der regelmäßige Funkkontakt mit Ciampino gewesen.
    20 Minuten später brach die Funkverbindung plötzlich ab und auch auf dem Radarschirm war die Leuchtspur der Italien-Maschine schlagartig verschwunden.
    Es muss sich in der Tat um einen ganzjährigen Absturz infolge eines unvorgesehenen Ereignisses gehandelt haben.
    Es herrschte klares, wolkenloses Wetter mit ausgezeichneter Sicht bei mittlerer Windstärke.
    Rolf Gallos war das zur italienischen Flugzeugkatastrophe.
    Spanien-Urlaubern dürfte nun ein weiteres Stück an Ferienfreude genommen werden.
    Denn die baskische Untergrundorganisation ETA hat neuerlich Bombenanschläge an der spanischen Mittelmeerküste angekündigt, diesmal für den Küstenabschnitt der Costa del Sol an den Massentourismusstränden Spaniens schlechthin.
    Von offizieller Seite versucht man nun zu retten, was es für den Hauptdevisenbringer des Landes überhaupt noch zu retten gibt, so etwa die Touristen davon zu überzeugen, dass die Wahrscheinlichkeit von einer ETA-Bombe getroffen zu werden im Vergleich zu anderen Gefahren denkbar gering sei.
    Anschläge für die baskische Autonomisten verantwortlich zeichnen, um damit auf ihre politische und soziale Situation aufmerksam zu machen.
    Und um die Freilassung inhaftierter Gesinnungsgenossen zu fordern, machen die Fremdenverkehrsmanager verantwortlich für die heuer schon bisher etwas negativ verlaufene Bilanz des Fremdenverkehrs.
    Es berichtet Robert Gerhardt.
    Wieder einmal wurden einige tausend Touristen unsanft in ihrem Ferienschlaf gestört.
    Ihre Hotels mussten evakuiert werden.
    Es geschah in Estepona, einem Badeort in der Provinz Malaga.
    Die spanische Polizei hatte schon einige Tage zuvor auch mehrere Spezialeinheiten zur Terrorismusbekämpfung an die Costa del Sol abkommandiert.
    Denn es wurde seit Anfang dieser Woche damit gerechnet, dass nach Alicante und Javea nun die besonders beliebte Sonnenküste um Malaga Ziel neuer Eta-Attentate sein könnte.
    Die Vorausahnungen treffen nun ein.
    Gegen 7 Uhr zündete an der Zufahrtsstraße zum Atalaya Park Hotel ein Sprengsatz.
    Die Polizei war Stunden vorher informiert und konnte die Gäste rechtzeitig warnen.
    Zu dieser Mittagsstunde soll laut ETA Vorwarnung in Malaga eine weitere Bombe in die Luft gehen.
    Über lokale Rundfunkstationen werden Bevölkerung und Touristen vom Zivilgouverneur der Provinz beruhigt.
    Es besteht kein Grund zur Nervosität.
    Die Polizei habe die betroffenen Zonen unter Kontrolle.
    Beruhigen will auch der für Tourismus verantwortliche Minister.
    Luis Garnier erklärte jetzt in Madrid.
    Es besteht eine höhere Gefahr, sich in einigen Ferienländern die Geldsucht zu holen und daran zu sterben, als von den Aktionen der ETA betroffen zu werden.
    Er ist wie andere davon überzeugt, dass die Terroristen einen psychologischen Krieg gegen die Regierung führen.
    Sie wollen ihre Gesinnungsgenossen aus den Gefängnissen frei bekommen und politische Ziele durchdrücken.
    Die Attentate, so jedenfalls meint der spanische Minister, werden den Tourismus nicht beeinträchtigen.
    Diese Äußerungen sind Schlagzeilen in der Madrider Morgenpresse.
    Erleichterungen bringen sie derzeitig nicht.
    Inzwischen droht das sogenannte spanisch-baskische Bataillon, eine ultrarechte Anti-ETA-Gruppe mit weiteren Attentaten im französischen und im spanischen Baskenland.
    Für jede ETA-Bombe wird es einen Gegenschlag geben.
    In den vergangenen Stunden liefen mehrere anonyme Drohungen bei Zeitungen, Rundfunkstationen und öffentlichen Zentren in Bilbao und San Sebastian ein.
    Verschiedene Gebäude mussten kurzfristig geräumt werden, auch der Flughafen von Vitoria.
    Bombendrohungen zwangen inzwischen auch Züge auf der Strecke aus dem Baskenland nach Madrid zu räumen.
    Die Reisenden wurden in Bussen weiter transportiert.
    An der Sonnenküste sind alle Polizeireserven aufgeboten.
    15.000 Mann auf den Spuren der Äther.
    Ambulanzen und Autobusse stehen zum Einsatz bereit.
    Weitere Bomben werden befürchtet.
    Inzwischen verlangen verschiedene Politiker erneut die Einführung der Todesgraben.
    Weit Angst vor Terroranschlägen in Spanien, sie hörten Robert Gerhardt.
    Eine der bisher größten Naturkatastrophen der USA, der Ausbruch des Vulkans Mount St.
    Helens, immerhin mit der Gewalt von 500 Atombomben der Hiroshima-Stärke.
    Dieser Vulkanausbruch hat vor allem für die unmittelbare Umgebung des Vulkans tragische Folgen nach sich gezogen.
    Jetzt, sechs Wochen nach dem Desaster, das bisher 25 Tote und 43 Vermisste sowie Schäden in Milliardenhöhe verursacht hat, ist der erste Schock zwar verklungen, nicht aber die Angst in der Umgebung des Mount St.
    Helens, der 123 Jahre lang nichts von sich hören ließ.
    Zwei kleine Orte sind vom jetzigen Vulkanausbruch besonders in Mitleidenschaft gezogen, Manfred Erdenberger berichtet.
    In Moses Lake im Osten und in Castle Rock im Westen des 3200 Meter hohen Berges liegen die Probleme meterhoch im wahrsten Sinne des Wortes vor der Haustür.
    Auf Moses Lake, auf die Farmen und Fabriken, auf Mensch und Material gingen innerhalb weniger Stunden nach dem Vulkanausbruch zwei Millionen Tonnen Asche nieder, brachten Strom- und Wasserversorgung zum Erliegen
    legten Polizei und Ambulanzen lahm, schütteten Häuser und Swimmingpools zu und ließen die nach Atem ringenden Bewohner der Gemeinde mit dem biblischen Namen an das Ende der Welt glauben.
    Inzwischen versuchen die 11.000 Einwohner, die größten Schäden zu beseitigen, von der Obst- und Getreideernte zu retten, was noch zu retten ist, und das Beste aus der Not zu machen.
    40.000 Tonnen Asche abfindige Geschäftsleute in der Hoffnung eingelagert, dass auch die Anzeigenkampagne-Bestellungen für den Vulkan in Tüten von Los Angeles bis New York eingehen.
    Ungewiss ist dagegen, ob und wann die Touristen an die 200 Kilometer langen Seeufer zurückkehren.
    Die Millionenanleihe der Stadt bei privaten Banken zur Beseitigung der Schäden soll mithilfe der Bundesregierung zurückgezahlt werden.
    Allein mit dem Verkauf von T-Shirts, mit dem feuersparenden Vulkan und mit der Asche kann keine der beiden Gemeinden die Defizite ausgleichen.
    Die Sorge, ob die Bundeshilfe rechtzeitig und ausreichend gewährleistet wird, ist ein Teil der Ungewissheit der 2025 Einwohner von Castle Rock,
    im Westen des Kraters, wo die Flüsse auf dem Vulkangebiet in den Kaulitz gewachsen.
    Und das ist der andere Teil.
    Millionen von Kubikmetern an Schlamm, Geröll und Asche sowie Holz bildet gefährliche Staudämme, die, wenn sie im Herbst in der beginnenden Regenzeit anschwellen, eine Gefahr für die 50.000 Menschen in der Umgebung bilden, und zwar durch eine tödliche Flutwelle, die dann freigesetzt werden könnte.
    Der Kaulitz-River mündet in den auf gleiche Weise um zwei Drittel angefüllten Kalambeer-River die Lebensader der großen Häfen Portland und Vancouver zum pazifischen Ozean.
    In Castle Rock macht sich angesichts der ebenso mühsamen wie fettenden Ausräumungsarbeiten Resignation unter den Einwohnern breit und manch einer denkt schon daran, die so schwer zerstörte kleine Stadt endgültig zu verlassen.
    Die übrigen haben für den Fall, dass die Sirenen und Lautsprecher wieder warnen, die gepackten Koffer an der Haustür stehen.
    Das war ein Situationsbericht von Manfred Erdenberg über die Folgen des Vulkanausbruchs von Mount St.
    Helens.
    Der westdeutsche Bundeskanzler Schmidt wird am kommenden Montag in die Sowjetunion reisen.
    Schmidt wird sich zwei Tage lang in Moskau aufhalten und dort längere Gespräche mit Staats- und Parteichef Brezhnev führen.
    Die Begegnung in Moskau gilt als der bisher härteste Test der in den letzten Jahren nicht zuletzt durch die Ostpolitik gewonnenen Bonner Selbstständigkeit.
    Die Reise Schmidts in die UdSSR und die Verhandlungsergebnisse werden nicht zuletzt auch ein Prüfstein für die Fortsetzung des Ost-West-Dialogs sein, Paul Schulmeister informiert.
    Mit spektakulären Ergebnissen ist nicht zu rechnen.
    Bundeskanzler Schmidt selbst hat mehrmals vor hochgespannten Erwartungen gewarnt.
    Dies freilich erst seit einigen Wochen, als seine Moskau-Reise feststand.
    Vorher sah der westdeutsche Regierungschef das Gipfeltreffen etwas anders.
    Eine Begegnung mit Brezhnev sei nur sinnvoll, wenn es nicht zu einer bloßen Wiederholung der bekannten Standpunkte, sondern zu konkreten Resultaten komme, so hieß es noch im Frühjahr.
    Dass Schmidt selbst es jetzt weit billiger zu geben bereit ist, hängt nicht in erster Linie mit dem Wahlkampf in der Bundesrepublik zusammen.
    Natürlich machen sich Fotos vom Händeschütteln des, so die SPD-Wahlpropaganda, Friedenskanzlers gut.
    Natürlich werden auch die Sowjets Schmidt nicht ohne kleine Gaben nach Hause fliegen lassen.
    Sind sie doch am Fortbestand der sozialliberalen Koalitionsregierung interessiert.
    Im Übrigen wäre ja auch der Kanzlerkandidat und CSU-Chef Strauß, einer der heftigsten Kritiker der Moskau-Reise, sehr gern in die Sowjetunion gefahren, wäre ja nur eingeladen worden.
    Ausschlaggebend für Schmidts Entschluss, trotz westlichen Misstrauens in die Sowjetunion zu fahren, war zweierlei.
    Erstens die Erfahrung der Sprunghaftigkeit der amerikanischen Außenpolitik in der Doppelkrise um Iran und um Afghanistan.
    Sie schien, nicht in der Absicht, wohl aber im Resultat, die Entspannungserfolge in Europa zu gefährden.
    Nur sehr zögernd und Deckung in der europäischen Gemeinschaft suchend,
    beteiligte sich Bonn an der amerikanischen Bestrafungspolitik, Stichworte Iran-Sanktionen, Olympia-Boykott.
    Der Mangel an entschlossener Führungskraft im Westen veranlasste die Bundesteutschen zu größerer Selbstständigkeit innerhalb der Bündnisgrenzen, um ihre eigenen Interessen zu wahren und sie nicht vorschnell, wie sie meinten, dem verschärften Supermachtkonflikt zu opfern.
    Dazu kam als zweite Überlegung, die für die Moskau-Reise sprach, der Wunsch, die Kontakte mit der Sowjetunion bewusst zu pflegen in einer Zeit gefährlicher Sprachlosigkeit der Supermächte.
    Kontaktpflege auch wegen der Unklarheiten und möglichen altersbedingten Veränderungen in der Führung der Sowjetunion.
    Kontaktpflege schließlich auch angesichts des militärischen Übergewichts der Sowjets in Europa, das in den nächsten Jahren noch weiter wachsen wird und damit auch als politischer Faktor immer weniger zu ignorieren ist.
    Sehr geschickt hat Moskau in den letzten Monaten auf diese Realitäten angespielt, indem es einmal drohend die sowjetischen Raketenziele in der Bundesrepublik erwähnte, dann wieder Bonn davor warnte, sich von Kater in ein Abenteuer treiben zu lassen, dass er nur den deutschen Interessen schaden würde, schließlich Ostberlin die momentane Hochkonjunktur der deutsch-deutschen Beziehungen gestattete, um Bonn an diesem Demonstrationsobjekt zu zeigen, was man alles erreichen könnte,
    wenn man sich nur ohne die Amerikaner zusammensetzen würde.
    Insgesamt die klassische Politik von Zuckerbrot und Peitsche mit dem Ziel, einen Keil zwischen die Westeuropäer und Amerika zu treiben.
    In dieser Situation musste die Moskau-Reise eines deutschen Bundeskanzlers auf höchste Aufmerksamkeit, ja Misstrauen im Westen stoßen.
    Um jeden Verdacht eines Alleingangs zu vermeiden, holte sich Schmidt in intensiven Absprachen die Rückendeckung
    der Verbündeten für seine Moskau-Reise.
    Gleichwohl sorgten wachsende anti-amerikanische Stimmen aus dem linken SPD-Flügel für das zunehmende Washingtoner Misstrauen.
    Ebenso Schmitz, zunächst missverständlicher Vorschlag, Ost und West sollten in den nächsten drei Jahren auf die Aufstellung neuer Raketen in Europa verzichten.
    Dass es nur falsche Presseberichte waren, die ihn, wie Carter heute sagt, dazu veranlasst hätten, Bundeskanzler Schmidt in einem aufsehenerregenden Brief vor einer Aufweichung des NATO-Nachrüstungsbeschlusses zu warnen, ist wohl kaum anzunehmen.
    Auch nach der Aussprache zwischen Schmidt und Carter beim jüngsten Gipfeltreffen in Venedig waren es nur die Deutschen, die eilfertig versicherten, alle Missverständnisse seien nun ausgeräumt.
    Gerade in der Rüstungsfrage sind aber während der Moskauer Gespräche Schmidts
    Gesten eines sowjetischen Entgegenkommens denkbar, die der deutsche Bundeskanzler mit Rücksicht auf den eigenen Wahlkampf und den linken SPD-Flügel schwer zurückweisen könnte.
    Es ist der zentrale Punkt bei den höchst schwierigen Gesprächen Schmidts.
    Vergleichsweise sekundär ist daneben die anvisierte Verstärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit, so sehr sie auch den Sowjets etwa durch das Angebot eines neuen, gewaltigen Röhren- und Erdgasgeschäfts für das politische Ziel einer schrittweisen Abkoppelung Westeuropas von den Amerikanern dienlich ist.
    Insgesamt eine Reise, die über die Bekräftigung der Gleichgewichts- und Entspannungserklärung während des Bonn-Besuchs von Brezhnev 1978 wenig bringen dürfte.
    Die Analyse über die bevorstehende Moskau-Reise Schmitz gab Paul Schulmeister.
    In Bolivien werden morgen Präsidentenwahlen abgehalten.
    Wahlen allerdings überschattet von der Drohung eines Militärbutsches.
    Die erste Wahl im Juli 1978, nach fast 15 Jahren Militärdiktatur, hatten die Generäle wegen angeblichen Betrugs annulliert.
    Und die Zivilregierung, hervorgegangen aus den Juli-Wahlen 1979, wurde im November durch einen Militärputsch gestürzt.
    Putschführer Natus Pusch konnte sich aber gegen den massiven Widerstand der Öffentlichkeit nicht durchsetzen und trat nach 16 Tagen zurück.
    Das Parlament ernannte dann als Übergangspräsidentin Lydia Geiler, die auch jetzt noch die Regierung anführt.
    Auch sie hat mit dem Druck der Militärs zu kämpfen, widersetzte sich aber der Forderung der Generäle, die morgigen Wahlen zu verschieben.
    Die Bevölkerung Boliviens fürchtet einen neuerlichen blutigen Militärputsch für den Fall, dass den Generälen der neue Regierungschef nicht ins Konzept passt.
    13 Kandidaten bewerben sich um das Amt, 71 Parteien buhlen um die Stimmen der Wähler.
    Peter Brugger.
    Nichts in Bolivien ist vorhersehbar an die Anden gekettet und ohne Zugang zum Meer
    bietet der Staat im Herzen Lateinamerikas wenige Stunden vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen ein Bild der Ratlosigkeit und der Angst.
    Ein blutiges Bombenattentat auf den Kandidaten der Linken Volksunion bestätigt nur den Eindruck, dass sich das Land in einer schier ausweglosen Sackgasse befindet.
    Nicht weniger als 13 Kandidaten treten am Sonntag zum Kampf um das höchste Staatsamt an.
    Die beiden aussichtsreichsten Bewerber sind der nach links tendierende ehemalige Staatspräsident Silas Sasso und sein erbitterter Gegenspieler und Anführer der revolutionären nationalistischen Bewegung Pars ist in Sorrow.
    Der Hexdiktator Hugo Banzer, der Bolivien sieben Jahre lang mit eiserner Faust regierte, durfte allenfalls bei einer möglichen Abstimmung im Parlament eine Rolle spielen.
    Nach dem bolivianischen Wahlgesetz muss der Sieger die absolute Mehrheit der Stimmen erhalten.
    Endet der Hurnengang mit einem Unentschieden, wird der zukünftige Präsident vom Parlament bestimmt.
    Dieser zweite Wahlgang setzt nicht nur schwierige Koalitionsverhandlungen zwischen mehr als 30 Parteien und Parteikoalitionen voraus.
    Er könnte auch einen neuen Putschversuch heraufbeschwören.
    Die letzten Äußerungen der Generäle bestätigen den Eindruck, dass sie nur auf eine günstige Gelegenheit warten, um ihre zivilen Gegenspieler auszuschalten.
    Anders als in Brasilien oder Argentinien finden in Bolivien Umstürze meist nicht ohne Blutvergießen statt.
    Die mehr als 200 Revolten und Revolutionen haben Tausenden von Menschen das Leben gekostet und alle Redemokratisierungsversuche immer wieder zunichte gemacht.
    Heute ist Bolivien ein Land mit einer labilen politischen Situation, mit zersplitterten Parteien und schwierigen wirtschaftlichen Problemen.
    Trotzdem sind die Wahlen am Sonntag für ganz Lateinamerika von außerordentlicher Wichtigkeit.
    Nach Ecuador und Peru versucht auch der Staat im Herzen des südlichen Halbkontinents zu dauerhaften parlamentarischen Regierungsformen zurückzukehren.
    Ein Sieg der Demokratie in Bolivien
    würde die Militärdiktaturen in Santiago und Buenos Aires so isolieren, dass sie ihre starre Haltung vielleicht doch noch korrigieren müssten.
    Soviel zur Ausgangsposition vor den Wahlen in Bolivien.
    Vor kurzem ist der erste Band einer Dokumentation österreichischer Architektur des 20.
    Jahrhunderts von Friedrich Achleitner erschienen.
    Der Band 1 des im Residenzverlag erschienenen Werks enthält Beschreibungen von 2600 Objekten in den Bundesländern Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg.
    Mit dem Autor sprach Wolfgang Koos.
    Herr Achleitner, Ihrem Architekturführer scheint es so gegangen zu sein, wie manchen Großbauvorhaben der jüngeren Vergangenheit.
    Es sollte 1908-1969 fertig sein, jetzt liegt 1980 der erste Band vor.
    Wieso diese Entwicklung ins immer breitere?
    Es hängt damit zusammen, dass ich am Anfang etwas anders machen wollte und auch andere Vorstellungen von dieser Arbeit hatte.
    Ich wollte ursprünglich einen Architekturführer machen, der die Spitzenleistungen erfasst und beschreibt.
    man zu diesen Bauten oder zu diesen Leistungen natürlich über die Literatur kommt.
    Aber ich bin dann sehr bald in Vorarlberg und in Tirol draufgekommen, dass das überhaupt zu keinem Ziel führt.
    Es war auch dann so, dass sich die Thematik oder die Problematik unglaublich verlaugert und erweitert hat.
    Ich bin draufgekommen, dass es in den einzelnen Bundesländern eine
    regionale Entwicklung gibt, eine Bausubstanz, die einfach in ihrer Art faszinierend ist und die man erfassen muss.
    Und dieses Erfassen geht eben dann nur über Begehungen.
    Das heißt, man muss jede Stadt einfach Gasse für Gasse abgehen und man muss dann in einer sehr mühvollen Kleinarbeit
    nicht nur diese Objekte erfassen, dokumentieren, sondern man muss auch dann in die Archive, in die Plankammern der Bauämter und dann kommt man langsam zu einem Relief, einer Kulturlandschaft, das eben nicht nur die Spitzen, sondern auch wirklich die ganze Basiskultur, wenn man so sagen kann, auch erfasst.
    Kann sich die Bauleistung des 20.
    Jahrhunderts, die immer wieder kritisiert wird, etwa mit der des 18. oder 19.
    Jahrhunderts messen?
    Es gibt auch im 20.
    Jahrhundert eine ernstzunehmende und zum Teil eine faszinierende Architektur.
    Es gibt auch großartige Architektenleistungen.
    Es ist natürlich so, dass die Substanz, das heißt also die Fülle der Bauten, so gigantisch ist, dass diese einzelnen oder diese Leistungen bis zu einem gewissen Grad nicht im Vordergrund stehen, dass man sie eben suchen muss, dass man sie gesammelt vorstellen muss, damit überhaupt ein Bild von dieser Leistung entsteht.
    Ist es nicht oft so, dass gegenüber der Architektur etwa des 20.
    Jahrhunderts eine wesentlich höhere Achtlosigkeit ist als gegenüber einem Barockbau?
    Niemand würde mehr einen Barockbau wahrscheinlich wegreißen, aber ich kann mir vorstellen, dass irgendeine Fabrik aus den 30er Jahren eher gefährdet ist.
    Ja, also die Erfahrung war ja die, dass natürlich, wenn man oft nach zwei Jahren wieder in eine Stadt gekommen ist, dass einfach viele Dinge dann weg waren.
    Das ist an und für sich nichts Ungewöhnliches, das ist einfach die zeitliche Nähe, die diese Blindheit gegenüber diesen Bauten erzeugt, möchte ich fast sagen.
    Es ist einfach notwendig, eine Distanz zu haben, um Wertigkeiten, um Zusammenhänge, um Entwicklungen überhaupt zu sehen.
    Und es ist natürlich jetzt auch noch etwas anderes.
    Ich glaube, dass sich der Architekturbegriff eben in den letzten Jahren und Jahrzehnten doch sehr verändert hat.
    Es gibt jetzt eine Industriearchäologie.
    Das heißt, man registriert plötzlich bauliche Entwicklungen der sogenannten technischen Welt, der technischen Entwicklung.
    Man registriert zum Beispiel Entwicklungen, die im Arbeiterwohnbau, also auch wieder im Zusammenhang mit dem
    wirtschaftlichen und kulturellen und auch politischen Kontext der sogenannten Industriegesellschaft entstanden sind.
    Und das sind alles Dinge, die bis jetzt nicht normal unter die Kategorie Architektur gefallen sind oder als solche registriert wurden.
    Es gibt natürlich dann auch, was ich immer wieder bemerkt habe und eigentlich sehr bedauere, die Tatsache, dass die sogenannte Kleinarchitektur
    völlig aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden ist und darum habe ich oft, wirklich oft, sehr provokativ einfach ein Geländer, zum Beispiel von der Drahtnachregulierung in Balsalabach drinnen, einfach ein Eisengeländer von Balzarek, um zu zeigen, dass es oft ganz kleine Dinge gibt, die einfach in unserer Umwelt, in unserer visuellen Umwelt sehr wichtig sind.
    Sie schreiben im Vorwort Ihres Architekturführers, dass der nicht ein objektives System von unanfechtbaren Wertungen sein will, sondern ein Führer zu den Problemen der Architektur.
    Und ein Problem, das Sie da immer wieder betonen, vor allem am Beispiel Salzburgs, ist die Schwierigkeit, vor allem in historischen Städten, in einen Dialog mit der Architektur der Gegenwart zu treten.
    Und hier kritisieren Sie immer wieder die Angst vor diesem Dialog.
    Warum diese Mutlosigkeit?
    Das hängt, glaube ich, damit zusammen, dass die Leute, wenn man so sagen kann, einfach überfordert sind, die Bauwirtschaft und auch das Bauvolumen, das entsteht.
    Also die Vitalität der Bauwirtschaft macht es ja sehr, sehr schwer, sich, ich möchte fast sagen, mit dem Thema Architektur zu beschäftigen.
    Und das verlangt einfach eine sehr hartnäckige, sehr langwierige Auseinandersetzung.
    Und die muss natürlich einmal geführt werden, die sollte von den Kritikern, von den Historikern geführt werden.
    Und das ist halt jetzt einfach einmal ein Versuch.
    Ja, mit Professor Achleitner sprach Wolfgang Koos.
    Am 3.
    Juli wird in Florenz im Palazzo Pitti eine Ausstellung zum Thema Humanismus und Antihumanismus eröffnet.
    Zehn europäische Künstler nehmen teil, darunter auch drei Österreicher.
    Hermann Nitsch, Hans Hollein und die Gruppe Hausrucker.
    Dazu ein Bericht von Peter Weiermeier.
    Am 3.
    Juli wird in Florenz im Palazzo Pitti und in den Innenhöfen verschiedener Palazzi eine Ausstellung sowie eine Folge von Installationen eröffnet, die sich auch als eine Reaktion auf die große Medici-Ausstellung des Europa-Rats versteht.
    Humanismus und Anti-Humanismus ist der Titel der kritisch zu verstehenden Ausstellung, die mit Interventi und Installationen von Lara Vinca Masini organisiert wurde.
    Lara Vinca Masini meint zum Konzept dieser Ausstellung.
    Die Ausstellung ist ziemlich komplex.
    Sie trägt den Titel Humanismus und Antihumanismus in der europäischen Kunst und besteht aus zwei Teilen.
    Einen historischen Teil, der eine Art neuer Lesart der Geschichte der modernen Kunst enthält,
    Ich möchte sagen, eine unterschiedliche, ungewöhnliche Leseweise und Interpretation der zeitgenössischen Kunst, die die Umkehr des Konzeptes des Humanismus in sich trägt.
    Denn ich möchte beweisen, dass im Konzept des Humanismus das Konzept des Antihumanismus mit enthalten ist.
    Eine Umkehrung der Medaille sozusagen.
    Dargestellt werden soll die Unruhe, die Doppeldeutigkeit, das Mysterium und der Ekel.
    Momente, welche dominierend für die Kunst unserer Zeit sind, wofür die Kunst immer ausdrucksweise war.
    Eine historische Ausstellung also, die in den 60er Jahren dieses Jahrhunderts endet, 1890 einsetzt und bis 1960 reicht.
    Darüber hinaus ist eine Abfolge von künstlerischen Ereignissen geplant, die eine ganz neue, verschiedene Leseweise der Stadt Florenz ergeben.
    Ich habe eine Reihe von Innenhöfen ausgesucht, die von den Künstlern für Ereignisse, Interventi, Installationen benutzt werden.
    Der Weg führt vom Palazzo Pitti weg, wo die historische Ausstellung sich befindet, und führt bis in den historischen Kern der Stadt.
    Neben dem Wiener Aktionskünstler Hermann Nitsch, der Gruppe Hausrucker, ist auch der österreichische Architekt Hans Hollein mit einer Installation in Florenz vertreten.
    Ich habe das, weil es auch in gewisser Hinsicht nicht so ganz präzise, aber mit meinen grundsätzlichen Überlegungen zur Kunst übereinstimmt, das
    dass ich eben auch einen Kunst- und Architekturbegriff habe, der erweitert ist und der sehr überlappend ist und der auch aus den Ausstellungsräumen herausgeht.
    Und ich werde sicher eben auf diese Situation und auch auf den Hof eingehen.
    Das bin ich sicher, wenn auch vielleicht in durchaus, sagen wir, destruktiver Weise.
    Nach den Kulturbeiträgen im Mittagsjournal nun noch Kurznachrichten.
    Österreich.
    Die Diskussion über die Einführung einer Steuer auf Bankguthabenzinsen setzt sich fort.
    Der Generalsekretär der Bundeswirtschaftskammer Kehrer nahm gegen den Vorschlag Stellung und meinte, die ohnehin bereits stagnierenden Spareinlagen würden dann noch weiter zurückgehen.
    Der Bundesobmann der Freiheitlichen Partei, Steger, sagte, die FPÖ werde für neue Belastungen des Österreichers kein Verständnis zeigen, solange die Regierung nicht wenigstens ansatzweise den Willen zu Einschränkungen der Ausgaben erkennen lasse.
    Der Generalsekretär des ÖVP-Wirtschaftsbundes, Schüssel, lehnte die Einführung einer Sparbuchsteuer mit dem Hinweis ab, diese würde die Wirtschaft nur neuerlich belasten.
    In einer Atomdiskussion der Europäischen Akademie in Wien vertrat ÖVP-Gesundheitssprecher Wiesinger die Ansicht, ein Volksbegehren zur Aufhebung des Atomsperrgesetzes würde den Weg für den Bau weiterer Kernkraftwerke in Österreich freimachen.
    Außerdem äußerte Wiesinger die Meinung, dass Zwentendorf als einziges Kernkraftwerk unrentabel wäre.
    Italien.
    Einheiten der Kriegsmarine haben heute früh im Tirenischen Meer die Leichen mehrerer Passagiere des Flugzeuges geborgen, das gestern Abend auf dem Flug von Bologna nach Palermo mit 81 Personen an Bord abgestürzt ist.
    Nach Angaben von Vertretern der Fluglinie Itavia dürfte die Maschine während des Fluges in der Luft explodiert sein.
    Iran.
    Revolutionsführer Khomeini hat sein Ultimatum an die Regierung des Landes wiederholt.
    Khomeini drohte neuerlich die Minister, die Mitglieder des Revolutionsrates und selbst den Präsidenten Bani Sadr aus dem Amt zu jagen, wenn in zehn Tagen nicht alle Symbole des Shah-Regimes aus den Büros der Verwaltung verschwunden seien.
    Ja, das wär's für heute aus dem Studio des Mittagsschurnals.
    Einen angenehmen Nachmittag, noch ein angenehmes Wochenende.
    Das wünsche ich im Namen des Schurnalteams Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Unterrichtsminister zu Schulschluss, Maturareform, neuer Mittelschule und Lehrerbeschäftigung
    Interview: Unterrichtsminister Sinowatz
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r]
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Bildung ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konferenz der Arbeitsgemeinschaft Christen und Sozialisten
    Einblendung: SPÖ-Zentralsekretär Blecha, Rektor der katholischen Sozialakademie Prof. Pater Herwig Büchele, Gesundheitsminister Salcher,
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Blecha, Karl [Interviewte/r] , Büchele, Herwig [Interviewte/r] , Salcher, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: AKH-Skandal und Quellensteuer
    Mitwirkende: Bernardi, Zita [Gestaltung]
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Flugzeugabsturz in Italien
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ETA-Terror gegen Touristen an der Costa del Sol
    Mitwirkende: Gerhardt, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Folgen des Vulkanausbruches Mount Saint Helens
    Mitwirkende: Erdenberger, Manfred [Gestaltung]
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bundeskanzler Schmidts Moskau-Reise im Zeichen des BRD Wahlkampfes
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung]
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Sport ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf Wahlen in Bolivien
    Mitwirkende: Brugger, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Architekturführer von Friedrich Archleitner herausgegeben
    Interview: Friedrich Achleitner
    Mitwirkende: Kos, Wolfgang [Gestaltung] , Achleitner, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Kultur ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausstellung "Humanismus und Antihumanismus" in Florenz
    Einblendung: Hans Hollein,
    Mitwirkende: Weiermair, Peter [Gestaltung] , Masini, Lara-Vinca [Interviewte/r] , Hollein, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1980.06.28 [Sendedatum]
    Ort: Florenz [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Wissenschaft und Forschung ; Bildende Kunst ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1980.06.28
    Spieldauer 00:59:48
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Machatschke, Roland [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1980.06.28 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-800628_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo