Mittagsjournal 1987.01.02

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    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittag-Journal, sagte mir Fritz Wendler als Redakteur im Studio.
    In den nächsten 60 Minuten erwarten wir Beiträge zu folgenden Themen.
    Dass der grüne Abgeordnete Peter Pilz das Bundesheer zur symbolischen Befehlsverweigerung aufrief, löste auch in Pilz eigener Fraktion Diskussionen aus.
    Kärnten und Slowenen wollen künftig im Volksgruppenbeirat mitarbeiten.
    ÖBB-Verluste 86 und Pläne für 87.
    Internationale Presse stimmen dazu, dass im ersten bundesdeutschen Fernsehen in der ARD irrtümlich die Vorjährige anstatt der aktuellen Neujahrsansprache vom Bundeskanzler Kohl gespielt wurde.
    Der afghanische Parteichef Naji Bula unterbreitete den Moslem-Rebellen ein Friedensangebot.
    Im französischen Eisenbahnerstreik gibt sich die staatliche Eisenbahngesellschaft nun nachgiebig.
    Wieder Studentendemonstrationen in China.
    Und eine Oskar-Werner-Biografie ist erschienen.
    Vor all dem jetzt aber eine Meldungsübersicht, die Georg Schalgeruber zusammenstellte und die Herbert Slawik liest.
    Österreich.
    Die gestrigen Äußerungen des grünen Nationalratsabgeordneten Peter Pilz haben zahlreiche Reaktionen ausgelöst.
    Pilz hat nach dem jüngsten Tagesbefehl zur Jahreswende von Bundespräsident Waldheim zur Befehlsverweigerung aufgerufen und Waldheim in scharfen Worten kritisiert.
    Heute verurteilte namens der jungen ÖVP deren Obmann Karas die Erklärung von Pilz.
    Verteidigungsminister Grünes sagte, er sei alarmiert und besorgt über das Demokratieverständnis von Pilz.
    Es sei eine Novität in der Zweiten Republik, dass ein Abgeordneter mit außerparlamentarischen Mitteln zum aktiven Rechtsbruch Aufrufe ergänzte, der Ressortchef.
    Bereits gestern haben sich die Offiziersgesellschaft Wien und der Vorsitzende der Vereinten Grünen, Josef Buchner, kritisch geäußert.
    Der frühere ÖVP-Wirtschaftssprecher Robert Graf ist nun doch bereit, das Handelsministerium zu übernehmen.
    Graf sagte, eine Reihe von Umständen habe ihn dazu bewogen.
    Unter anderem hätten zahlreiche Anrufer von ihm verlangt, einer Berufung in die neue Regierung als Handelsminister zu folgen, sollte man dies nach einer Einigung über ein neues Kabinett wünschen.
    Wissenschaftsminister Fischer berichtete heute, dass Österreich mit Jahresanfang nicht nur Vollmitglied bei der Europäischen Weltraumagentur geworden sei, sondern dass sich Österreich auch an der Entwicklung des Europäischen Raumtransporters Hermes beteiligen werde.
    Nach Angaben des Ressortchefs werden derzeit sogenannte Systemuntersuchungen etwa zur Energieversorgung des Raumtransporters von österreichischen Firmen durchgeführt.
    Ein Auftrag ging an das Institut für Chemische Technologie der Technischen Universität Graz.
    Mehr als 90 Prozent des ESA-Beitrages, den Österreich leisten muss, werde wieder in Form von Aufträgen an die österreichische Wirtschaft zurückfließen, berichtete Minister Fischer.
    Auch das abgelaufene Jahr war für die österreichischen Casinos äußerst erfolgreich.
    An den Spieltischen und Automaten wurde insgesamt etwa eine Milliarde Schilling verloren.
    Wie der Generaldirektor der Casinos Austria AG in einem Gespräch mit der Austria Presse Agentur berichtete, stiegen die Besucherzahl um 11 Prozent, ebenso der Umsatz um knapp mehr als 11 Prozent und auch die Steuerleistung des Unternehmens.
    Insgesamt wurden fast 900 Millionen Schilling an den Fiskus abgeführt.
    Zum Spielumsatz, sagte der Generaldirektor, bei einem Gesamteinsatz von etwa 40 Milliarden Shilling seien etwa 39 Milliarden Shilling wieder an Gewinnen ausgeschüttet worden.
    Als besonders positiv wird von der Casinogesellschaft vermerkt, dass sich durch das neue Lotto 6 aus 45 die Umsätze der Casinos nicht vermindert haben.
    Puerto Rico.
    Über Ausmaß und Ursache der Brandkatastrophe in einem Luxushotel auf der Karibikinsel Puerto Rico herrscht weiterhin Unklarheit.
    Nicht einmal die Zahl der Toten steht fest mit, mehr als 100 Opfern ist unter Umständen zu rechnen.
    Die meisten Hotelgäste waren Urlauber aus den USA und aus Kanada.
    Brandlegung wird nicht ausgeschlossen.
    Ein Lohnkonflikt zwischen der Hoteldirektion und den Bediensteten gilt als denkbares Motiv.
    Die Gewerkschafter des Hotelpersonals haben diesen Verdacht allerdings vehement zurückgewiesen.
    Fest steht, dass die Brandschutzeinrichtungen in dem Luxushotel unzureichend waren und dass sich das Personal falsch verhalten hat.
    Afghanistan.
    Staats- und Parteichef Nacibullah hat eine Waffenruhe im Kampf gegen die muslimischen Freischädler angekündigt.
    Die Feuerpause soll am 15.
    Jänner in Kraft treten.
    Nacibullah sprach von einem ersten Schritt des sogenannten Programms zur nationalen Aussöhnung mit der Widerstandsbewegung.
    Er betonte allerdings, die andere Seite werde auf entschlossenen Widerstand stoßen, sollte sie die Feindseligkeiten fortsetzen.
    Vertreter afghanischer Widerstandsgruppen in Pakistan haben das Angebot Najibullahs zurückgewiesen und den völligen Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan gefordert.
    China.
    Ein Sitzstreik von mehr als tausend demonstrierenden Studenten auf dem Platz des himmlischen Friedens im Zentrum Pekings ist heute in den frühen Morgenstunden ohne Zwischenfälle zu Ende gegangen.
    Sprecher der Hochschule sagten, sie hätten sich bereit erklärt, den Protest zu beenden, nachdem ihre Forderung nach Freilassung festgenommener Kollegen erfüllt worden sei.
    Die Studenten ließen sich mit Autobussen in die etwa sieben Kilometer vom Zentrum entfernte Universität der Hauptstadt zurückbringen.
    In den chinesischen Medien werden die jüngsten Demonstrationen neuerlich scharf kritisiert.
    Radio Peking bezeichnete die Organisatoren als antikommunistische Elemente.
    Frankreich.
    Am 16.
    Tag des Eisenbahnerstreiks ist es zu einer Kraftprobe zwischen den Streikenden und der staatlichen Eisenbahngesellschaft SNCF gekommen.
    Die Eisenbahner wollen durch die Besetzung von Gleisen, Rangierbahnhöfen und Stellwerken Verhandlungen über ihre Forderungen erzwingen.
    Die Bahndirektion hat Polizei angefordert, um die besetzten Anlagen räumen zu lassen.
    Etwa 40 Bahnangestellte verließen heute früh auf dem Pariser Gare de Lyon ein von ihnen besetztes Gleis, als Bereitschaftspolizisten eintrafen.
    In mehreren Fällen konnten Züge wegen der Besetzung von Rangierbahnhöfen nicht in die Pariser Bahnhöfe einlaufen.
    Schweiz.
    Bundespräsident Pierre Aubert hat in seiner Ansprache anlässlich des Jahreswechsels die Bevölkerung der Schweiz eindringlich zu einem neuen Verhalten und zu mehr Öffnung gegenüber dem Fremden aufgerufen.
    Man müsse die Mauer des Missverständnisses abbauen, die allzu oft von nahen oder fernen Nachbarn trenne, sagte Aubert, der gestern das Präsidentenamt übernommen hat.
    Es werde immer deutlicher, dass die Menschheit eine einzige Schicksalsgemeinschaft sei, setzte er fort.
    Gleichzeitig warnte Aubert vor einem, wie er sich ausdrückte, ungesunden Pessimismus angesichts der Weltlage und der Umweltprobleme.
    Australien.
    Der englische Rocksänger Elton John wird sich vermutlich in der nächsten Woche in Australien einer Halsoperation unterziehen müssen.
    Wie seine Managerin mitteilte, wurden alle für 1987 geplanten Konzerte von Elton John abgesagt.
    Der 39-jährige Sänger ist während einer anstrengenden Tournee in Australien auf offener Bühne zusammengebrochen und leidet offensichtlich unter Beschwerden im Hals.
    Die Managerin wies entschieden Berichte zurück, wonach sich auf den Stimmbäldern Knoten gebildet haben sollen.
    Der geplante Eingriff werde hauptsächlich dazu dienen, eine konkrete Diagnose zu erstellen, sagte die Managerin.
    Elton John habe schon vergeblich vier Spezialisten konsultiert.
    Das waren die Nachrichten.
    Es ist 12.08 Uhr und wir kommen jetzt zur Vorschau aufs Wochenendwetter.
    Zu Dr. Walter Sobiczka.
    Guten Tag, Herr Doktor.
    Wie geht's?
    Grüß Gott.
    Ja, es bahnt sich ein markanter Kaltlufteinbruch an.
    Derzeit ist es in Österreich ja noch mild.
    Das sieht man an den Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien bedeckt 8 Grad.
    Westwind mit 20 km pro Stunde, Eisenstadt bedeckt 9°, Nordwest 35 km pro Stunde, Spitzen bis 70, St.
    Pölten bedeckt 7°, Südwestwind 20 km pro Stunde, Linz stark bewölkt 6°, West 30 km pro Stunde,
    Salzburg stark bewölkt 6 Grad, West 25 Kilometer pro Stunde, Innsbruck wolkig 7 Grad, Südwest 15 Kilometer pro Stunde, Bregenz stark bewölkt 6 Grad, Südwest 15 Kilometer pro Stunde, Graz bedeckt 2 Grad und Klagenfurt bedeckt 0 Grad.
    An der Rückseite eines über Mitteleuropa zum Balkan ziehenden Tiefs wird sich während der kommenden Nacht ein markanter Kaltlufteinbruch ereignen.
    Die Schneefallgrenze wird rasch bis in die tiefe Lagen absinken und auf den Straßen kann es dann gebietsweise Schneeglätte und Glatteis geben.
    Am Wochenende wird es veränderlich bewölkt sein, zeitweise Schneeschauer geben.
    An der Alpen-Nordseite durch die nördliche Strömung auch länger anhaltenden Schneefall.
    Sonnige Abschnitte sind vor allem im Süden und im Flachland zu erwarten.
    Die Frühtemperaturen werden morgen zwischen minus 4 und plus 1 Grad liegen und infolge der Kaltluftzufuhr erwarte ich morgen am Samstag dann keine Tageserwärmung.
    Am Sonntag wird es dann noch kälter, die Frühtemperaturen zwischen minus 17 und minus 8 Grad.
    die Tageshöchsttemperaturen zwischen minus 8 und minus 2 Grad.
    Also doch ein markanter Temperatursturz im Vergleich zu dem milden Wetter, das wir zuletzt hatten.
    Das Winterwetter wird dann auch zu Wochenbeginn andauern.
    Zuletzt möchte ich noch hinweisen auf den Lawinenwarndienst.
    spricht von erheblicher Schneebrettgefahr oberhalb der Waldgrenze, vor allem auf nordost- bis südgerichteten Hängen.
    Das war mein Wetterbericht von der Hohen Warte.
    Ich wünsche trotz des Wintereinbruchs ein schönes Wochenende.
    Auf Wiederhören!
    Das war Dr. Walter Sobiczka.
    Es ist 12.10 Uhr und jetzt geht's weiter mit den politischen Mittagsschonalbeiträgen.
    Der traditionelle Tagesbefehl des Bundespräsidenten zum Jahreswechsel hat heuer, wie auch vor kurzem in den Meldungen gehört, eine politische Diskussion ausgelöst.
    Bundespräsident Waltheim hat nämlich in seinem Tagesbefehl an das Bundesheer nicht nur die Pflichterfüllung der Heeresangehörigen gewürdigt, sondern es auch als Aufgabe der neuen Bundesregierung bezeichnet, den Ausbau des Bundesheeres im Sinn des Landesverteidigungsplanes weiter zu verfolgen und auch die materiellen Voraussetzungen hierfür sicherzustellen.
    Waldheim dann noch weiter wörtlich, ich weiß, dass dies nicht ohne Opfer möglich sein wird.
    Und schließlich meinte der Bundespräsident auch, er sei überzeugt, dass der Aufgabe des Heeres Österreich zu schützen und eine aktive Friedenspolitik abzusichern allergrößte Bedeutung zukomme.
    Der grüne Abgeordnete Peter Pilz nahm diesen Tagesbefehl zum Anlass, zur Befehlsverweigerung aufzurufen.
    Der Bundespräsident habe, so Pilz, auch in diesem Fall aus der Geschichte nichts gelernt.
    Nicht der militärischen Absicherung einer Friedenspolitik, sondern der Entwicklung einer nicht-militärischen Friedenspolitik müsse höchste Bedeutung zukommen.
    Darauf wieder reagierten andere Politiker, unter ihnen auch Peter Pilz' Fraktionskollege Josef Puchner, kritisch.
    Es berichten Robert Stoppacher und Ernest Hauer.
    Ein gewählter Nationalratsabgeordneter ruft zur Befehlsverweigerung auf.
    Sicher eine neue und ungewöhnliche Facette des politischen Lebens in Österreich.
    Der Aufruf des Peter Pilz hat natürlich die unterschiedlichsten Reaktionen und Interpretationen nach sich gezogen.
    Peter Pilz selbst will seinen Appell so verstanden wissen.
    Bei diesem Aufruf handelt es sich nicht um einen Aufruf zur allgemeinen Befehlsverweigerung im Bundesheer, sondern es geht darum, dass unser Bundespräsident einen Tagesbefehl ans Bundesheer gerichtet hat zur Jahreswende, der eindeutig in Richtung Aufrüstung abzielt, der Erhöhung des Verteidigungsbudgets fordert, der ein stärkeres Zusammenrücken hinter dem Bundesheer fordert und so weiter und so fort.
    Jetzt haben wir in den letzten Jahren, und das ist ein eindeutiger Bruch mit der Bundeswehrreform der frühen 70er Jahre, einen starken Trend zur Aufrüstung in Österreich.
    Und ich finde es völlig unverständlich, dass in der jetzigen Situation der Bundespräsident hergeht und diesen Trend noch begünstigt durch seinen Tagesbefehl.
    Und ich habe aufgerufen, ganz einfach diesen Tagesbefehl, die Befolgung dieses Tagesbefehls
    Was würde das konkret bedeuten für die Soldaten des österreichischen Bundesheeres?
    Nein, das ist genauso wie der Appell und der Tagesbefehl des Bundespräsidenten ein symbolischer Appell.
    Ein symbolischer Appell, der sich einfach an alle richtet.
    Auch an die Politiker, auch an die nicht militärisch engagierten Österreicherinnen und Österreicher.
    Einfach diesen Befehl im Geist als Politiker im Parlament und so weiter nicht zu befolgen.
    Zu sagen und dort, wo man es tun kann, auch was zu tun.
    dass es in Österreich keine Aufrüstung gibt, sondern eine Entwicklung der nicht-militärischen Möglichkeiten der Friedenspolitik.
    Peter Pilz hält seinen Aufruf zur Befehlsverweigerung keineswegs für unvereinbar mit dem Gelöbnis, das er am 17.
    Dezember ebenso wie die übrigen 182 Abgeordneten geleistet hat.
    Der grüne Abgeordnete betont,
    Er werde auch in Zukunft symbolische Appelle verkünden, wenn ihm das angebracht und notwendig erscheine.
    Die Kritik an seinen Äußerungen nimmt Peter Pilz eher gelassen auf.
    Dass sein Fraktionskollege Josef Buchner sich noch gestern in die Schar der Kritiker einreite, stört den Abgeordneten Pilz wenig.
    Man stehe eben am Anfang einer notwendigen Diskussion, die auch unter den Grünen geführt werden müsse, sagt Pilz.
    Ich bin davon überzeugt, dass hinter meiner Vorstellung
    dass der Schwerpunkt in Österreich friedenspolitisch eindeutig nicht militärisch zu setzen ist, dass unser Bundesheer zur Friedenssicherung relativ wenig beitragen kann, dass da eigentlich ein sehr großer Teil der Grünen dahinter steht.
    Aber wie viel das wirklich sind, das werden wir in der konkreten Diskussion sehen.
    Und ich freue mich schon, das mit dem Sepp Buchner in aller Öffentlichkeit zu
    VGÖ-Obmann Josef Buchner hatte ja bereits gestern erklärt, Pilz Meinung sei nur die eines kleinen Teils des grün-alternativen Bündnisses.
    In derart sensiblen Fragen solle die Diskussion erst intern geführt werden, meinte Buchner heute.
    Es ist generell so, dass das Bundesheer sicher eine sensible Frage ist, in der die Bündnispartner verschiedene Ansichten haben.
    Das macht dann für sich einmal gar nichts, ich halte nur nichts
    übermäßiges davon, wenn in so sensiblen Fragen einzelne Abgeordnete, das gilt natürlich genauso für mich, also hier Stellungnahmen abgeben, die mit den anderen in keinster Weise in irgendeiner Form beredet worden sind.
    Ich glaube halt also, dass, soweit mir erinnerlich ist, die umfassende Landesverteidigung im 75er Jahr im Artikel 9 der Bundesverfassung verankert wurde.
    dass man sich über Verfassungsartikel nicht auf diese Weise hinwegsetzen sollte.
    Ich glaube, es wäre besser, in solchen Dingen vorher miteinander zu reden.
    Es gibt aber deshalb nicht den Streit unter den Krönen, sondern man wird das also bereden und es wird, glaube ich, sicher ein Diskussionsprozess werden, der schadet nicht.
    Buchner interpretiert das Abgeordneten-Gelöbnis auf die Verfassung jedenfalls auch als Bekenntnis zur militärischen, wirtschaftlichen und zivilen Landesverteidigung.
    Der VGÖ-Obmann auf die Frage, wie weit die vom Bundespräsidenten angesprochenen Opfer für den Ausbau der Landesverteidigung mit dem Grünen-Programm vereinbar seien.
    Man müsste generell einmal ausdiskutieren, ob man zur Landesverteidigung überhaupt steht oder nicht steht.
    Und für mich ist das also in der Verfassung verankert.
    Deshalb also bei der derzeitigen Gesetzeslage, glaube ich, ist das keine große Diskussion.
    Man kann ja nicht irgendwelche Luftblasen-Politik machen.
    Selbstverständlich sind auch wir für aktive Friedenspolitik und das ist für uns das Höchste.
    Selbstverständlich sind auch die Vereinten Grünen dafür und laufen dieser Utopie nach, dass es möglichst überhaupt keine Uniformen mehr auf der Welt geben sollte.
    Das wäre ein wunderschöner Traum.
    Aber derzeit sind wir halt nicht so weit.
    Und ein neutrales Land wie Österreich, das sich verfassungsmäßig verpflichtet hat, muss halt seinen Aufgaben nachgehen.
    Und auch heute hagelte es wieder massive Vorwürfe gegen Peter Pilz.
    Verteidigungsminister Helmut Krünes äußerte sich alarmiert und besorgt über das Demokratieverständnis des grünen Abgeordneten.
    Krünes sieht in dem Aufruf eine nur bedingte Einstellung zur Republik Österreich.
    Scharf verurteilt wurde Peter Pilz auch vom Obmann der jungen ÖVP, dem Abgeordneten Otmar Karas.
    Karas spricht gar von Aufwiegelung gegen die Verfassung.
    Diskussionen also um Friedenspolitik und bewaffnete Landesverteidigung nach Kritik des grünen Abgeordneten Peter Pilz am Neujahrstagesbefehl von Bundespräsident Waldham.
    Eine nicht unlustige Panne, die aber sogleich zum Politikum wurde, passierte dem ersten bundesdeutschen Fernsehender ARD am Silvesterabend.
    Anstelle der neuen Neujahrsansprache von Kanzler Helmut Kohl wurde dessen Rede vom Jahr zuvor ausgestrahlt.
    Ein Großteil der Zuschauer dürfte dies erst gemerkt haben, als ihnen Kohl ein schönes 1986 wünschte.
    Etliche hatten aber auch schon während der Ausstrahlung bei der ARD angerufen.
    Seher, die die aktuelle Neujahrsansprache des Kanzlers schon zuvor im ZDF gesehen hatten und denen aufgefallen war, dass Kohl in der ARD einen anderen Anzug anhatte.
    Der zuständige Programmdirektor des Norddeutschen Rundfunk sprach in einer ersten Reaktion von einem Versehen, einer Panne, die ihm der Silvesterabend verdorben habe.
    Die ARD entschuldigte sich und holte die richtige Kohlerede am Neujahrsmorgen nach.
    Regierungssprecher Friedhelm Ost sprach von Beleidigung und in etlichen Zeitungskommentaren, auch außerhalb der Bundesrepublik Deutschland, wird die ARD-Verwechslung genüsslich behandelt.
    Auszüge daraus hat Roland Adrovica zusammengestellt.
    Wer den Schaden hatte, braucht sich auch im Jahr 1987 um den Spott keine Sorgen zu machen.
    Einerseits muss sich die ARD heute von den Printmedien teils beißende Ironie für ihren Silvesterflop gefallen lassen, andererseits bleibt aber auch, wie wohl nicht anders zu erwarten, der zweifellos nicht vom Glück verfolgte Helmut Kohl, nicht von der Salzsäure aus den Schreibmaschinen verschont.
    So meint etwa die rechtsgerichtete Pariser Zeitung Le Quotidien de Paris
    Der Riese aus der Pfalz, dessen Schnitzer bereits berühmt sind, und die zu einer ganzen Reihe von wenig schmeichelhaften Kohlwitzen geführt haben, ist dieses Mal nicht schuldig.
    Trotz dieser Schuldbefreiung für Kohl meint der Quotidien, dass sich die beiden Botschaften inhaltlich kaum voneinander unterschieden hätten, und kommt dann zu folgendem ätzenden Schluss.
    Wer die richtige Rede des Kanzlers einige Minuten vorher auf dem zweiten Kanal bereits gehört hatte, musste sich fragen, warum zum Teufel sich der Regierungschef die Mühe machte, seinen Text in der Form, aber nicht im Inhalt zu ändern und den Anzug zu wechseln.
    Die konservative Pariser Zeitung Le Figaro meint, die Neujahrsbotschaft des Kanzlers sei auf alle Fälle ein Erfolg gewesen.
    Wenn er etwas Neues gesagt hätte, wäre weniger darüber gesprochen worden, mutmaßt der Kommentator.
    Zu den Reaktionen in der Öffentlichkeit liest man im Figaro.
    Die einen meinten, der Kanzler habe es für nötig gehalten, an der Schwelle zum neuen Jahr seine Wünsche vom Vorjahr zu wiederholen, da sie sich nicht erfüllt hätten.
    Andere waren der Ansicht, es habe ihm ganz einfach an Ideen gemangelt und er sei nicht fähig gewesen, seine üblichen Banalitäten in eine neue Form zu gleiten.
    Wieder andere begrüßten, dass Kohl seine Haltung von einem Jahr zum nächsten nicht geändert habe.
    Und auch unterstrichen, dass dies angesichts seiner Lage ein Beweis beachtlicher Beständigkeit sei.
    Soviel aus Frankreich.
    In der Bundesrepublik selbst hat der Fernsehflop natürlich umfangreiche Reaktionen ausgelöst.
    Die Stuttgarter Zeitung meint etwa, Neujahrsansprachen seien letztlich austauschbare Gruß- und Glückwunschadressen an die Mitbürger, die zu dieser Stunde am letzten Tag des Jahres anderes im Sinn hätten, als die große Politik.
    Ist der Karpfen schon gar und der Sekt kalt genug?
    Wirklich aufsehenerregend wird so eine austauschbare Neujahrsansprache also erst dann, wenn sie wirklich ausgetauscht, wenn sie zum Beispiel mit der Vorjährigen vertauscht wird.
    Genüsslich setzt sich die liberale Süddeutsche Zeitung in ihrem Streiflicht mit der jüngsten Panne rund um Helmut Kohl auseinander.
    Der Autor beschäftigt sich dabei unter anderem mit dem Ausspruch von Kohls Regierungssprecher, des Ex-ZDF-Mannes Friedhelm Ost, der von Beleidigung des Zuschauers gesprochen hatte.
    Vorsicht Ost!
    Aus welchem Grund sollten wir durch die Wiederausstrahlung der Vorjahresgedanken des Bundeskanzlers beleidigt sein?
    wird nicht das philosophisch, heiter, gelöst, wendeartige, das diesem Bundeskanzler eigen ist, gerade auch durch Ablagerung und Reifung, neu bedenkenswert?
    Also noch einmal, Vorsicht Ost!
    Die Süddeutsche kommt in ihrem Streiflicht zum Schluss, dass die falsche Kohl-Ansprache den Verdacht bestätige, die zeitgenössische politische Erbauungsrhetorik sei unendlich austauschbar.
    Kohl sollte vielleicht noch lernen,
    darin vorbildlich Großvater Adenauer, Orts- und Zeitbestimmungen sorgfältig zu umgehen, damit ihm für immer die immer werdende, verwechselbare, ARD-sichere Neujahrsansprache gelingt.
    Auch die österreichischen Zeitungskollegen konnten natürlich an der ARD-Panne nicht vorübergehen.
    Günther Kogler meint etwa in der Grazer Kleinen Zeitung, Kohl habe in der alten Neujahrsansprache ja nur die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden und die Solidarität unter den Menschen geäußert, sowie den Wert von Freiheit und Demokratie betont.
    Das Pech bestand darin, dass seine Rede mit den besten Glückwünschen für das Jahr 1986 schloss.
    Unaktuell war also das Datum.
    Die Hoffnungen, Wünsche und Vorsätze, die geäußert wurden, waren von zeitloser Gültigkeit.
    Leider.
    Und die können, Kohl mag sich damit trösten, nicht oft genug vorgetragen werden.
    Hans-Werner Scheidl meint schließlich in der Wiener Tageszeitung die Presse, dass ein Schelm ist, wer Böses bei der Vertauschung der Kohl-Bänder denkt.
    Etwa, dass die als links etikettierte Rundfunkanstalt wenige Wochen vor der Wahl absichtlich Kohl einen Streich gespielt hat.
    Herr Kohl mag sich trösten.
    Erstens wird nichts mehr seine soliden Wahlchancen beeinträchtigen.
    Und zweitens, wer analysiert schon genau das alle Jahre wiederkehrende Wortgeklingel?
    Hätte der Regierungschef seinen Landsleuten nicht ein friedvolles Jahr 1986 gewünscht, niemandem wäre etwas aufgefallen.
    Eine Kanzlerrede im Recycling, wenn das keine Point ist.
    Die französischen Eisenbahner haben in Abstimmungen in mehreren Städten beschlossen, ihren seit über zwei Wochen andauernden Streik fortzusetzen.
    Die streikenden Eisenbahner sind, ebenso wie die Studenten, die mit Streiks und Demonstrationen die bürgerliche Regierung Chirac vor kurzem in die Knie zwangen, in unabhängigen Streikkomitees organisiert und agieren zum Teil auch unter Negierung der Gewerkschaftspolitik.
    Ebenso wie bei den Auseinandersetzungen mit den Studenten kann die rechte Regierung auch im Konflikt mit den Eisenbahnen nicht gerade mit der Unterstützung durch den sozialistischen Staatspräsidenten mit heraurechnen.
    Eher das Gegenteil könnte wieder der Fall sein.
    So empfing der Staatspräsident gestern immerhin in seinem Urlaubsort Vertreter der Eisenbahngewerkschaft.
    Die Regierung Chirac hat jedenfalls schon wieder einen schweren Stand.
    Und die staatliche Eisenbahngesellschaft zog auch schon jenen neuen Lohnplan, der den Streik auslöste, zurück.
    Aus Paris berichtet Hans-Joachim Kruse.
    Wer dachte, nach beachtlichen Zugeständnissen der Regierung würden in Frankreich bald wieder Züge normal fahren, wurde enttäuscht.
    Heute hat sich die Lage nicht gebessert, der Konflikt hat sich in der dritten Woche erheblich verschärft.
    Den heutigen Freitag wollen die streikenden Zugführer zum Tag ohne Züge machen.
    Das heißt, nicht einmal der Mindestdienst von ein paar Fernzügen wird aufrechterhalten.
    Aus den großen Pariser Bahnhöfen kann kein Zug mehr abfahren.
    Züge, die unterwegs sind, riskieren auf offener Strecke gestoppt zu werden.
    Diese totale Blockierung des Eisenbahnnetzes erreichen die Zugführer durch Besetzung der Bahnhöfe und der wichtigsten Weichenstellwerke.
    Die Direktion der Eisenbahnen muss zwar aus Sicherheitsgründen vorübergehend alle Züge stillstehen lassen, aber man ist auch entschlossen, Polizei einzusetzen, um Bahnhöfe und Nervenzentren des Zugverkehrs räumen zu lassen.
    Selbst wenn das gelingt, wird die Eisenbahndirektion dann aber nur ganz wenige Fernzüge einsetzen können.
    Es gibt immer weniger qualifizierte Leute, die bereit sind, unter diesen Umständen Züge zu fahren.
    Die Zuspitzung der Lage ist besonders verhängnisvoll, weil an diesem Wochenende die Rückreisewelle nach den Weihnachtsferien kommt.
    Hunderttausende fragen sich jetzt besorgt, wie sie aus den Skiferien nach Hause kommen.
    Man setzt zwar so viel Busse wie möglich ein, um die fehlenden Züge zu ersetzen, aber das sind unbequeme Notlösungen und man kann sicher sein, dass damit das übliche Chaos auf Straßen und Autobahnen bei der Rückreisewelle noch größer wird.
    Diese Verschärfung des Konflikts kommt etwas überraschend, weil die Direktion der Bahnen, das heißt in Wirklichkeit die Regierung, wesentliche Zugeständnisse gemacht hatte.
    Bei Verhandlungen wurden noch kurz vor Jahreswechsel die wichtigsten Forderungen der Eisenbahner erfüllt.
    Man hat z.B.
    die geplante neue Lohnskala fallen lassen und man hat die Arbeitsbedingungen verbessert, indem man zwei Urlaubstage mehr zugestanden hat.
    Für das fahrende Personal ist das wichtig, aber so ein Streik entwickelt eine Eigendynamik.
    Außerdem kommen psychosoziologische und politische Elemente hinzu, die alles viel komplizierter machen.
    Die Eisenbahner an der Basis haben mit überwältigender Mehrheit für die Fortsetzung des Streiks gestimmt.
    Sie sagen, wenn ein Streik solche Ausmaße erreicht, kann man sich nicht mit halben Sachen begnügen.
    Jetzt muss man alle Probleme auf den Tisch packen.
    Jetzt will man mehr Lohn, Ausgleich für den Verdienstausfall durch Streik, bessere Aufstiegsmöglichkeiten, bessere Kantinen und Unterkünfte für die Zugführer, die oft auswärts schlafen müssen.
    Man will mehr neue Stellen anstatt der geplanten Einsparungen.
    Kurz, jetzt geht eine ganz große soziale und politische Kraftprobe los.
    Diese muss sich ungünstig für die Regierung Chirac auswirken.
    Präsident Mitterrand könnte sich, wenn die Lage ausweglos wird, einschalten.
    Bisher hält er sich aber geschickt zurück.
    Der Präsident hat nur eine Delegation von Eisenbahnern zu einem unverbindlichen Gespräch ganz ungezwungen an seinem Urlaubsort in Südfrankreich empfangen.
    Mitterrand hat gesagt, dass er die Eisenbahner versteht, dass es aber Sache der Regierung ist, diese Art Probleme zu regeln.
    Das war eine raffinierte Art, einen Stein in den Garten von Jacques Chirac zu werfen.
    Mitterrand hat klargemacht, dass er sich nicht in einen sozialen Konflikt einmischen kann.
    Der Präsident kann und muss aber eingreifen, wenn ein nationaler Notstand droht.
    So weit ist es noch nicht.
    Das war Hans-Joachim Kruse aus Paris.
    Es ist inzwischen 12.28 Uhr, zwei Minuten vor halb eins geworden.
    Bis 13 Uhr erwarten wir noch Beiträge zu folgenden Themen.
    Der afghanische Parteichef Najibullah unterbreitete den Moslem-Rebellen ein Friedensangebot.
    Wieder Studentendemonstrationen in China.
    Kärntner Slowenen wollen künftig im Volksgruppenbeirat mitarbeiten.
    ÖBB-Verluste 86 und Pläne für 87.
    Und eine Oscar-Werner-Biografie ist erschienen.
    Vorerst jetzt aber noch ein Programmhinweis auf unser heutiges Abendjournal, dessen Journal Panorama.
    Es vergeht kaum ein Tag ohne eine Meldung im Zusammenhang mit Tschernobyl.
    Schwer abzuschätzen, ob es nicht auch schon früher häufiger Umweltkatastrophen gegeben hat.
    Möglicherweise waren sie nur kein Thema.
    Tschernobyl war jedenfalls eine Zäsur und hat das Bewusstsein vieler sensibilisiert.
    Auch Bücher und Theaterstücke wurden bereits über Tschernobyl geschrieben.
    In München ist kürzlich ein Buch erschienen, das sich von anderen einschlägigen Publikationen unterscheidet.
    Der Roman Der Stern Tschernobyl beschreibt die Reaktorkatastrophe aus innersowjetischer Sicht.
    Autorin ist die in München lebende Dissidentin Julia Woznesenskaja.
    Ich war schon am Ende, als plötzlich die Nachricht über Tschernobyl auf dem Westen kam.
    Da kam diese Nachricht über Tschernobyl.
    Es war in der Nacht.
    Und zwei Tage lang gab es in den russischen Nachrichten keine Hinweise, was da geschehen ist.
    Ich bin sehr erschrocken und hatte Angst um meine Verwandten und Bekannten, die in Moskau, in Leningrad und in der Ukraine leben.
    Und in der Nacht vom 28. auf den 29.
    April habe ich versucht, die Leute, die ich dort kenne und für denen ich die Telefonnummern habe, anzurufen.
    Aber jeder Versuch endete damit, dass man mir sagte, der Teilnehmer meldet sich nicht.
    In der Früh habe ich endlich einen Bekannten in der Ukraine erreicht.
    Ausschnitte aus dem Buch und ein Gespräch mit Julia Woznesenskaja hören Sie heute Abend in unserem... ...Journal Panorama.
    Ab etwa 18.30 Uhr im Programm Österreich 1.
    Und jetzt weiter mit dem Mittagsjournalprogramm.
    Als am 27.
    Dezember 1979 sowjetische Truppen in Afghanistan intervenierten, war dies ein internationaler Schock.
    Das Ereignis hatte etwas Einmaliges an sich.
    Denn niemals zuvor in der Geschichte der UdSSR hatten deren Truppen in einem souveränen Staat außerhalb des Warschau-Pakts interveniert.
    Der siebente Jahrestag der Afghanistan-Invasion war vor knapp einer Woche für Politiker zahlreicher Länder wieder Anlass, die Sowjetunion zum endlichen Abzug aus dem von einem grausamen Krieg geplagten Land aufzufordern.
    Und Michael Gorbatschow scheint auch konkrete Absichten zu haben, auch den Afghanistan-Ballast, wie so vielen anderen aus der Brezhnev-Ära, loszuwerden.
    hatte er schon vor einigen Monaten unter internationaler Medienbeobachtung und Resonanz sowjetische Truppenteile aus Kabul in die UdSSR heimfliegen lassen, so verkündete nun der Gorbatschow-Mann an der Spitze der meist nur in den Städten Afghanistans regierenden Kommunisten Najibullah das bisher weitreichendste Friedensangebot an die Moslem-Rebellen.
    Unmittelbar bevorstehend ist aber die von Gorbatschow offensichtlich gewünschte politische Lösung des Afghanistan-Konflikts deshalb noch kaum, berichtet aus Moskau Helmut Opletal.
    Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS hat inzwischen ausführlich über das Dialogangebot der afghanischen Regierung in Kabul an die islamischen Rebellengruppen berichtet.
    Alles deutet darauf hin, dass es sich um eine mit Moskau bis ins Detail abgesprochene Initiative handelt.
    Jene Initiative
    zu einer politischen Lösung, die schon seit einiger Zeit von sowjetischen Diplomaten in Aussicht gestellt wird.
    Mitte Dezember war der afghanische Parteichef Najib Ullah zu ausführlichen Gesprächen mit der Kreml-Führung in Moskau und am letzten Tag des alten Jahres segnete eine Sondertagung des Zentralkomitees der kommunistischen Regierungspartei Afghanistans diese Initiative ab.
    Eine erste Analyse des Inhalts der Erklärung Nachibullas zeigt eine politische Kompromissbereitschaft der Führung in Kabul, wie sie noch nie zuvor in all den sieben Jahren seit der Sowjetinvasion formuliert worden ist.
    Kernpunkt des Vorschlags ist ein Waffenstillstand, der ab dem 15.
    Jänner in Kraft treten soll.
    Als zweiter Punkt wird die Bildung einer Koalitionsregierung unter Einbeziehung von Rebellengruppen in und außerhalb des Landes in Aussicht gestellt.
    Auch prominente Persönlichkeiten früherer Regierungen und der vorrevolutionären königlichen Staatsmacht könnten mit dabei sein, heißt es ausdrücklich.
    Eine Generalamnestie und vermehrter Schutz für die islamische Religion werden versprochen und schließlich soll eine neue Verfassung
    unter Einbeziehung der Opposition ausgearbeitet werden.
    Allerdings, und da kommt schon der erste Pferdefuß in dem Dialogangebot aus Kabul, Parteichef Najibullah betont, dass es kein Zurück hinter die Errungenschaften der Revolution, wie er formuliert, geben darf.
    Er verweist auch auf die führende Rolle der Demokratischen Volkspartei Afghanistans, also der regierenden Kommunistischen Einheitspartei,
    und auf die Notwendigkeit der Stärkung der Freundschaft zur Sowjetunion.
    Hier wird man also erst in der Praxis messen können, welche Angebote wirklich ernst gemeint sind.
    Der entscheidende Punkt wird aber sein, ob es in der Folge diese Initiative überhaupt zu ersten direkten politischen Gesprächen zwischen der Regierung in Kabul und den Gruppen der Mujahedin und der anderen Widerstandskämpfer kommt.
    Die ersten ablehnenden Reaktionen der großen Rebellenorganisationen sind allerdings schon sehr rasch eingelangt.
    Für sie gilt der bedingungslose Abzug aller Sowjetstruppen aus Afghanistan weiterhin als eine unverzichtbare Vorbedingung.
    Eines ist klar, in Moskau ist man offensichtlich unter dem Druck der militärischen Lage in Afghanistan und den wirtschaftlichen und politischen Rückwirkungen auf die Sowjetunion selbst,
    jetzt an einer raschen politischen Lösung interessiert.
    Ob man dabei auch bereit ist, tatsächlich Einfluss und Macht in Kabul aufzugeben und mit anderen zu teilen, nur daran wird die Ernsthaftigkeit auch dieses Dialogangebots gemessen werden können.
    In China gehen die Studentendemonstrationen trotz Einschränkungen des Demonstrationsrechts unter Androhung schwerer Strafen weiter.
    Gestern ließen sich auf dem Pekinger Platz des himmlischen Friedens Tausende auch von einem Polizeigroßaufgebot nicht hindern, Wir-Wollen-Demokratie zu rufen, die Internationale zu singen, ihre Unterstützung des Kurses Denk Xiaoping zu betonen und sogenannte Konservativänder-Parteiführung zu kritisieren.
    Einige angebliche Redelsführer wurden verhaftet.
    Aber als heute Morgen wieder Studenten auf dem Platz des himmlischen Friedens demonstrierten und die Freilassung der Inhaftierten verlangten, wurde dies von der Polizei zugesagt.
    Aus Peking berichtet Ludwig Tam.
    über herrschte heute an den Pekinger Universitäten Ruhe.
    Die Studenten müssten ja auch mal schlafen, hieß es.
    Das gilt zumindest für jene, die fast die ganze Nacht über aktiv waren und gegen vier Uhr morgens, es mögen 200 junge Leute gewesen sein, wiederum auf dem Tiananmen-Platz politische Parolen riefen.
    Offensichtlich wegen des Mangels an Publikum zu dieser Stunde in der eiskalten Winternacht, schritten die Polizisten, die den Platz bewachten, nicht ein.
    Es gab viel mehr Diskussionen mit ihnen.
    Das Ganze endete damit, dass die Studenten nach 5 Uhr mit Autobussen in die Universität zurückgefahren wurden.
    Ganz anders hatten die Szenen am Mittag des Neujahrstages ausgesehen.
    Da versuchten einige hundert Studenten aus der vieltausendköpfigen Menge von chinesischen Touristen, Spaziergängern und Schaulustigen heraus, die den Platz um diese Zeit bevölkern, einen Zug zu formieren.
    Sie sangen die Internationale und riefen Freiheit für Demonstrationen und weg mit der 10-Artikel-Verordnung.
    Die Verordnung mit den 10 Bestimmungen war vor knapp einer Woche von der Stadtverwaltung nach dem ersten Demonstrationszug der Studenten erlassen worden.
    Sie schränkt das Demonstrationsrecht stark ein und verbietet nicht genehmigte Kundgebungen an einigen Plätzen der Hauptstadt grundsätzlich, so auch auf dem Tiananmen-Platz.
    Es kam zu einem Gerangel mit der Polizei, die etwa zwei Dutzend Unruhestifter, wie es offiziell ist, festnahm.
    Diese Festnahmen lösten dann am Abend ein Treffen der Studenten auf dem Universitätsgelände aus.
    Es wurde vorgeschlagen, in die Stadt zu marschieren, um für die Freilassung der Kommilitonen zu demonstrieren.
    Der Rektor der Universität sicherte den Studenten zu, die Festgenommenen würden im Laufe der Nacht zurückkehren, was dann auch in den frühen Morgenstunden geschah.
    Die 200, die um vier Uhr auf dem Tiernarnmendplatz waren, hatten wohl die Versicherung des Rektors nicht mehr mitbekommen.
    Am Vormittag des Neujahrstages veranstaltete der Kommunistische Jugendverband eine Kundgebung auf dem Tiananmenplatz, zu dem nach offiziellen Angaben an die 4000 Schüler gebracht wurden.
    Die Veranstaltung stand unter dem Motto Für eine schöne Zukunft des Vaterlandes.
    Die Pekinger Zeitung berichtet heute, hier hätten zahlreiche Arbeiter geschrieben, man solle die Studenten dazu drängen, Stabilität und Einheit nicht aufs Spiel zu setzen und sich vor Unruhestiftern in Acht nehmen.
    Ein Pekinger habe gefragt, auf was die Sendungen der Stimme Amerikas eigentlich zielten, wenn sie in ihrem chinesischsprachigen Dienst berichte.
    Ein amerikanischer Journalist habe die Hoffnung ausgedrückt,
    Die chinesischen Studenten würden sich nicht entmutigen lassen.
    In anderen heutigen Presseberichten werden ausländische Sender für den Zwischenfall auf dem Tiananmenplatz mitverantwortlich gemacht.
    In Shanghai wurde ein Mann verhaftet, der eine Volksschutzpartei gegründet haben soll, die als Reaktionär eingestuft wird.
    Er habe während der Schanghaier Studentendemonstrationen Flugblätter verteilt, die dazu aufforderten, gegen die kommunistische Partei zu kämpfen.
    Das war Ludwig Tam aus Peking.
    Und jetzt um 12.39 Uhr im Mittagsschonal wieder nach Österreich.
    Ein sehr empfindliches Konjunkturbarometer ist die Transportwirtschaft und da vor allem die Bundesbahn.
    Will der ÖBB-Vorstand Näheres über die wirtschaftliche Lage des Landes wissen, so braucht er nur die monatliche Transportstatistik und den Stromverbrauch anzuschauen, sagt zum Beispiel der stellvertretende ÖBB-Chef Helmut Heinitz.
    Und da die Bundesbahn im Personenverkehr stark auf den Fremdenverkehr angewiesen ist und im Güterverkehr auf die Grundstoffindustrie, ist das Geschäftsjahr 1986 kein gerade glänzendes gewesen.
    Und für 1987 hofft man auch bloß auf ein haltendes Ergebnis von 1986.
    Es berichtet Herbert Hutter.
    Viel Freude hat das Jahr 1986 den österreichischen Bundesbahnen nicht bereitet.
    Man tröstet sich damit, dass es immerhin noch etwas mehr als 1984 zu transportieren gab.
    Vom Jahr 1985 aber mussten Abstriche gemacht werden.
    Helmut Heinitz, stellvertretender ÖBB-Generaldirektor.
    Das Jahr 1986 hat nicht den von uns gewünschten Verlauf genommen.
    Es ist das Ergebnis unter das Jahr 1985 gesunken.
    Das Transportvolumen ist auf 55 Millionen Tonnen wieder zurückgegangen von im Jahre 1985 über 59 Millionen Tonnen.
    Ursachen für diesen Rückgang sind einerseits wirtschaftliche Entwicklungen, die wir unmittelbar zu spüren bekommen, wie beispielsweise Rückgänge im Export und teilweise auch im Import.
    Rückgänge auch im innerösterreichischen Verkehr, namentlich bei der Stahlbranche, haben wir bis zu 600.000 Tonnen Transportvolumen verloren, aber auch die starken Absenkungen des Dieselölpreises, die uns zu besonderen tarifarischen Maßnahmen gezwungen haben und damit insgesamt
    zu einem Rückgang bei den Einnahmen geführt haben.
    Rundgerechnet im Güterverkehr etwas über 4 Prozent Rückgang, der gesamte Güterverkehr.
    und im Personenverkehr etwas über zwei Prozent.
    Auch hier hat es Einbußen gegeben, zum Beispiel ein sehr starker Rückgang im Ausländerverkehr mit rund sieben Prozent.
    Dieser Rückgang im Ausländerverkehr ist zu einem sehr großen Teil auch auf das Ausbleiben
    Reisenden aus Amerika zurückzuführen, da diese nach Ankunft mit dem Flugzeug, meistens mit der Bahn, ihre Reisen fortsetzten.
    Weiters auch gewisse Rückgänge aus dem Bereich der Bundesrepublik.
    Und was kommt unter dem Strich raus?
    Ab 1.
    Jänner 1987 gilt ja die sogenannte Trennungsrechnung.
    Das heißt, das Ergebnis der Bahn wird in einen gemeinwirtschaftlichen und in einen kaufmännischen Bereich aufgeteilt.
    Der gemeinwirtschaftliche Teil, der laut Gesetz möglichst kostengünstig zu betreiben ist, in dem das Defizit aber schon programmiert ist, das ist der Personen- und Güterverkehr auf Nebenbahnen, der Personennahverkehr bis 70 Kilometer Entfernung und dann wird auch noch ein Teil der Kosten für die Bahnanlagen hineingerechnet.
    Der kaufmännische Teil umfasst den Personenfernverkehr, den Gütertransport, den Postverkehr und den Kraftwagendienst, wobei Subventions- und Sozialtarife per Verordnung nicht mehr der Bahn zugerechnet werden.
    Nach diesem Modell sieht das Jahresergebnis 1986 so aus.
    Dieser Verlust wird bedauerlicherweise aufgrund des Ausbleibens bei den Einnahmen
    auf etwa 5,7 Milliarden ansteigen.
    Die einzelnen Bereiche werden voraussichtlich, wie gesagt, es sind alles vorläufige Zahlen, wird im gemeinwirtschaftlichen Teil etwa mit einem Abgang von 6,7 Milliarden zu rechnen sein, während der kaufmännische Teil mit einem Überschuss, der sich in der Größenordnung von einer Milliarde bewegen kann, abschließen wird.
    Der kombinierte Verkehr, Stichwort Rolle der Landstraße, macht nicht nur Freude.
    Während die Huckeback-Züge zwischen Graz und Regensburg überlaufen sind, während der kombinierte Verkehr insgesamt, also einschließlich der Container, zweistellige Zuwachsraten verzeichnet, läuft es auf der wichtigsten Transitstrecke über dem Brenner nicht wunschgemäß.
    Die mit LKWs beladenen Züge sind jeweils nur in einer Richtung hin ausgelastet, der italienische Teil der Brennerstrecke wird erst 1990 fertig und da helfen auch die künstlich niedrig gehaltenen Tarife nichts, die auf dieser Strecke der Bahn Verluste bescheren.
    Was bringt das Jubiläumsjahr 1987, in dem die Bahn 150 Jahre alt wird?
    In Wien wird die Vorortelinie eröffnet.
    Der Zentralverschiebebahnhof in Wien wird immer mehr Güter an sich ziehen und immer mehr sonstige Anlagen überflüssig machen.
    Und im Sommerfahrplan werden die Eurocity-Züge eingeführt, die die europäischen Großstädte schneller und mit mehr Komfort verbinden sollen.
    Das Betriebsergebnis 1987 soll, so ÖBB-Vizechef Helmut Heinitz, wenigstens nicht schlechter ausfallen als 1986.
    Das war ein Beitrag von Herbert Huttar.
    Und da an dem angekündigten Beitrag über die Wende in der Minderheitenpolitik noch gearbeitet wird, vorerst jetzt zur Kultur Mittagschanal.
    Über den 1984 verstorbenen Oskar Werner ist jetzt die schon zweite Biografie erschienen.
    Geschrieben hat sie die junge Wienerin Margarete Mazzura und der Paul Neff Verlag hat sie unter dem Titel Oskar Werner – Maske, Mythos, Mensch herausgebracht.
    Über den vielleicht faszinierendsten Schauspieler der österreichischen Nachkriegstheatergeschichte und Filmstar von internationaler Bedeutung wurde zwar auch in den letzten Jahren seines Lebens viel geschrieben, aber damals waren das meist Berichte über seinen tragischen künstlerischen und menschlichen Verfall.
    Margarete Mazur versucht jetzt in ihrem Buch den Menschen Oskar Werner begreifbar zu machen.
    Einen Menschen, den seine künstlerische Besessenheit zur Selbstzerstörung führte.
    Erich Gabriel hat zu der neuen Oskar-Werner-Biografie den folgenden Beitrag gestaltet.
    Ich habe in meinen Jugendtagen wohl auf dem Haupt einen Kranz getragen.
    Die Blumen glänzten wunderbar, ein Zauber in dem Kranz war.
    Der schöne Kranz gefiel wohl allen, doch der Entrug hat manchen missfallen.
    In den Jugendtagen der Karriere von Oskar Werner faszinierte der Zauber seiner Persönlichkeit.
    Aber er war schon damals keiner, der die Öffentlichkeitsbearbeiter mit griffigen Klatsch-Stories versorgte.
    Und diese waren es auch, die dann sein Scheitern unbarmherzig kommentierten und genüsslich analysierten.
    Margareta Mazzura schreibt am Beginn ihres Buches, Biografie ist ein hartes Wort.
    Darin liegt etwas von journalistischer Härte.
    Was ich damit sagen wollte, ist, dass ich mich mit dieser Biografie von den reinen Fakten, die oft bis zur Härte und bis zur Sensationslust gesteigert werden, entfernen möchte und einen anderen Menschen zeigen will, weil ich meine, dass während seiner Lebzeiten genug negative Dinge über ihn geschrieben worden sind, die er absolut nicht verdient hat.
    Die 27 Jahre alte Autorin ist eigentlich Juristin.
    Sie lernte Oskar Werner in der chaotischen Endphase seines Lebens kennen, in der das Wachau-Festival zum Fiasko geriet und auch die geplante Rückkehr an die Burg scheiterte.
    Margarete Mazzura hat Werners Bühnentriumphe nie erlebt.
    Sie kannte seine Arbeit nur von Rezitationsabenden und Filmen.
    Es ist ein bisschen näher schon das Verhältnis da.
    Und dann nicht nur aus Berichten, sondern auch von ihm selbst.
    Das heißt, die Filme, die alten, wurden mir auch von ihm selbst vorgeführt, von ihm selbst kommentiert, dazu Anekdötchen aus der Zeit miterzählt, sodass ich dadurch schon ein recht persönliches und nicht nur ein Bild aus dritter Hand gewinnen konnte.
    Margareta Mazzura beginnt die Biografie sehr ungewöhnlich mit einem eigenen Gedicht.
    Du bist es, für den alleine Tränen und Lächeln die Worte berühren.
    Die Gedichte sollten ein wenig den Zugang zu Oskar Werner erleichtern durch ihre sprachliche Melodie, die er auch in seinen Worten fand.
    Die Stellung im Buch selbst ist ein bisschen vordergründig.
    Am Anfang des Textes gestellt am Anfang der Kapitel eine Betonung, die von mir durchaus nicht beabsichtigt war und die auch den Gesamttext ein wenig stört.
    Recht problematisch sind die Passagen der Biografie, in denen die Autorin Werner Gedanken und Empfindungen unterstellt.
    Ich habe sie teilweise unterstellt, weil er sie mir selbst gesagt hat, weil er sie anklingen hat lassen in Gesprächen mit ihm.
    Ich habe sie teilweise gestellt, zum Beispiel das Kapitel seines Todes, weil es mir so beschrieben wurde, von jemandem, den ich sehr gut kannte, und der telefonisch diese ganze Zwiespalt, in der er sich befand, mitbekommen hat.
    Das heißt, es ist nicht, wie man mir in einer Kritik vorgeworfen hat, telepathische Fähigkeit, sondern es basiert sehr wohl auf einem gewissen Einfühlungsvermögen,
    dass ich mir zutraue aufgrund der Kenntnis von Oskar Werner und aufgrund der Erzählungen seiner Freunde.
    Nur durch Aufzählung von Fakten lässt sich eine so komplizierte Persönlichkeit sicher nicht vorstellbar vermitteln.
    Aber auch die subjektive Darstellung kann ein verschwommenes Bild ergeben.
    Margarita Mazzura hält ihren Weg für richtig.
    Ja, denn auch die negative Kritik zeigt mir, dass ich sehr wohl das erreicht habe, was ich wollte, nämlich eine Biografie über Oskar Werner, die nicht mit wissenschaftlicher Genauigkeit arbeitet, nicht mit, wie ich nenne, journalistischer Härte, nicht nur mit Aufzählungen von Theateraufführungen und nicht nur Interviews, sondern wo auch meine persönliche Note dabei ist.
    Und über persönliche Sachen kann man über alles streiten.
    Die schöne Zeit ist verschlendert und alles hat sich seitdem verändert.
    Und ach, mir ist der Kranz geraubt, den ich getragen auf meinem Haupt.
    Der Kranz ist mir vom Haupt genommen.
    Ich weiß es nicht, wie es gekommen.
    Erich Gabriel informierte über eine neue Oscar-Werner-Biografie.
    Und jetzt geht es weiter mit dem angekündigten Beitrag zur möglicherweise entscheidenden Wende in der österreichischen Minderheitspolitik.
    Bisher war von vielen kompetenten Politikern die Beschickung des Volksgruppenbeirates durch die Vertreter der Kärntner Slowenen als Bedingung für weitere politische Maßnahmen zugunsten der Kärntner Slowenen verlangt worden.
    Die Minderheitenvertreter hatten aber bisher die Beschickung der Volksgruppenbeiräte verweigert.
    Der Grund?
    Man war mit mehreren Inhalten des Volksgruppengesetzes, und der Volksgruppenbeirat ist ein Teil dieses Gesetzes, nicht einverstanden.
    Jetzt, mehr als zehn Jahre nach der Verabschiedung dieses Gesetzes, hat heute der Obmann des Rats der Kärntner Slowenen, Dr. Matthäus Grilic, angekündigt, dass man nun aufgrund der neuen politischen Situation nach den Nationalratswahlen doch an eine Beschickung des Volksgruppenbeirates durch Kärntner Slowenen-Vertreter denke.
    Mehr von Wolfgang Dittmar.
    Ausgangspunkt für das von den Slowenen-Vertretern kritisierte Volksgruppengesetz von 1976 war der Ortstafelsturm in Kärnten im Jahre 1972.
    Nachdem in Südkärnten zweisprachige Ortstafeln aufgestellt worden waren, wurden diese in einer Nacht- und Nebelaktion von unbekannten Tätern abmontiert.
    Seit damals wurde mit Vertretern der Slowenen-Organisationen auch verhandelt.
    1976 wurde von den Parlamentsparteien dann das Volksgruppengesetz verabschiedet.
    Allerdings, die Vertreter der Slowenenorganisationen haben dieses Gesetz nicht akzeptiert.
    Ausschlaggebend dafür, nachdem man zunächst vor einer gemeinsamen Lösung stand, war dann von den Regierungsvertretern eine Volkszählung als Basis für das Volksgruppengesetz festgelegt worden.
    Und gegen eine derartige Volkszählung wehrten sich die Vertreter der Slowenenorganisationen.
    Das Gesetz wurde aber verabschiedet und zwar einstimmig.
    Es war unter anderem vor, dass die Amtssprache dort zweisprachig sein soll, wo mindestens 25 Prozent der Bevölkerung sich zur slowenischen Volksgruppe bekennen und die Schaffung zweisprachiger Ortstafeln dort, wo mindestens ein Drittel der Bevölkerung sich zur Minderheit bekennt.
    Und Teil dieses Volksgruppengesetzes war eben auch die Einrichtung des Volksgruppenbeirates.
    Dieser Beirat, bestehend aus Minderheitenvertretern, hätte das Ziel, die Bundesregierung in sämtlichen Volksgruppenangelegenheiten zu beraten.
    Und die Beschickung dieses Beirates war immer wieder von Bundes- und Landespolitikern verlangt worden, um über Forderungen der Slowenenorganisationen gemeinsam zielführend verhandeln zu können.
    Die Slowenen-Vertreter hatten aber diese Beschickung immer wieder abgelehnt, eben mit dem Hinweis, dass das Volksgruppengesetz ohne ihre Zustimmung verabschiedet worden sei, noch dazu auf der Basis einer Volkszählung, die man als nicht sinnvoll beurteilte, weil die Schaffung einer zweisprachigen Amtssprache und die Einrichtung von zweisprachigen Ortstafeln nicht von der sich immer wieder verändernden Bewohneranzahl abhängig sein könnte.
    Jetzt, mehr als zehn Jahre später, hat sich der Obmann des Rates der Kärntner Slowenen, Dr. Matthäus Grilz, für die Beschickung ausgesprochen.
    Ausschlaggebend waren die Wahlen vom 23.
    November und nunmehr die sich abzeichnende Große Koalition, denn eine Große Koalition kann
    die Probleme der Volksgruppe leichter diskutieren, auch bewältigen, weil sie eine sehr breite Basis hat und im Übrigen die Koalition mit der Freiheitlichen Partei ja eine Koalition mit jener Partei war, die in der Volksgruppenfrage den negativsten Standpunkt einnimmt.
    Die zweite Überlegung ist der Einzug der Grünen ins Parlament und in diesem Zusammenhang der Einzug des Kärntner Slowenen und Präsidiumsmitglied des Rates der Kärntner Slowenen, Karl Smolle.
    Damit gibt es keine Einigung der großen Parteien mehr oder der Parteien der Mehrheitsbevölkerung, denn es gibt hier eine vierte Partei.
    die sicherlich in der Volksgruppenfrage den Standpunkt der Slowenen und auch der übrigen Volksgruppen einnehmen wird.
    Und somit haben wir ein Sprachrohr im Parlament.
    in der Minderheitenschulfrage mit eine Rolle gespielt.
    Zuletzt wurde ja bei einem Bundesparteigipfel das Kärntner Pädagogenmodell als Basis für die weitere Vorgangsweise in dieser Frage festgelegt und mit dem Ergebnis dieses Kärntner Pädagogenmodells sind ja die Vertreter der Slowenenorganisationen nicht einverstanden, fürchtet man.
    eine Entwicklung zu Ungunsten der Slowenenorganisationen in dieser Frage und hat sich deshalb jetzt entschieden, doch die Volksgruppenbeiräte zu beschicken.
    Sicherlich ist die Schulfrage auch ein nicht unwesentlicher Aspekt.
    Wir befürchten eben eine Einigung der
    Großparteien oder der drei Parteien, der Freiheitlichen Partei, der Sozialistischen Partei und der Österreichischen Volkspartei, zu Ungunsten der Volksgruppe.
    Und zu Ungunsten der Volksgruppe würden wir eine Einigung betrachten, die zur Grundlage des Kärntner Pädagogen-Modell nimmt.
    Heißt das umgekehrt, man erwartet sich, sollte man nun die Volksgruppenbeiräte tatsächlich beschicken, wie man es vorhat, zumindest was also den Rat der Kärntner Slowenen im Moment betrifft,
    Man erwartet sich noch eine Wende, vor allem in der Minderheitenschulpolitik.
    Wir glauben, dass eine Beschickung der Beiräte und eine Diskussion dieser Frage in den Beiräten durchaus
    mit beitragen könnte, dass es hier zu einer Wende in den Auffassungen kommt.
    Aber auch eine grundsätzliche Änderung des Volksgruppengesetzes sollte möglich sein, wenn man den Volksgruppenbeirat mit Slowenenvertretern aktiviere.
    Er rechne auch damit, dass auch die zweite Slowenenorganisation in Kärnten, der Zentralverband slowenischer Organisationen, sich für die Beschickung der Beiräte aussprechen werde, sagte Dr. Matthäus Grilz.
    Diplom-Ingenieur Felix Wieser, der Obmann dieser Zweiten Kärntner Slowenen-Organisation, sagte dazu vor wenigen Minuten, er schließe die Beschickung des Volksgruppenbeirates vor entsprechenden Verhandlungen mit der Bundesregierung aus.
    Man gehe aber offen in solche Verhandlungen.
    In der österreichischen Minderheitenpolitik gibt es nun möglicherweise eine entscheidende Wende, berichtete Wolfgang Dittmar aus dem Landesstudio Kärnten.
    Und aus dem Nachrichtenstudio kommt jetzt noch einmal weiteres Aktuelles vom Tag in Kurzmeldungen.
    Die Ursache der Brandkatastrophe in einem Luxushotel in San Juan, die bis zu 100 Menschenleben gefordert hat, ist noch immer ungeklärt.
    Die Behörden halten allerdings Brandlegung für möglich und einen Lohnkonflikt zwischen der Hoteldirektion und den Bediensteten für ein potenzielles Motiv.
    Die Werkschafter des Hotelpersonals haben diesen Verdacht allerdings vehement zurückgewiesen.
    Fest steht, dass die Brandschutzeinrichtungen in dem Hotel unzureichend waren und dass sich das Personal falsch verhalten hat.
    Die Zahl der Toten steht noch nicht fest.
    Bisher wurden 60 Leichen geborgen.
    Man rechnet aber mit 100 Toten.
    Frankreich.
    Mit Gleisbesetzungen in den meisten Pariser Bahnhöfen hat sich der seit 16 Tagen andauernde Streik der französischen Eisenbahner heute weiter verschärft.
    Die Bahndirektion forderte die Polizei auf, die besetzten Anlagen räumen zu lassen.
    Zum Teil verließen die Bahnangestellten allerdings die besetzten Gleise als Bereitschaftspolizisten eintrafen.
    Für heute sind neue Abstimmungen geplant, die als entscheidend für den weiteren Verlauf der Aktion gelten.
    Die Direktion der Staatsbahn hat ihre geplante neue Lohnstruktur bereits zurückgezogen.
    Die Eisenbahner verlangen daher zusätzliche Sicherheiten.
    Afghanistan
    Die muslimischen Widerstandsgruppen haben das Angebot von Staats- und Parteichef Najibullah abgelehnt, mit 15.
    Jänner eine Waffenruhe in Kraft treten zu lassen.
    Die Untergrundkämpfer bezeichneten den Vorschlag Najibullahs als betrügerische Falle und forderten neuerlich den völligen Abzug der sowjetischen Truppen aus Afghanistan.
    Naji Bula hat in einer Rede vor dem Zentralkomitee der afghanischen Kommunisten von einem ersten Schritt des sogenannten Programms zur nationalen Aussöhnung mit der Widerstandsbewegung gesprochen.
    China.
    Ein Sitzstreik von mehr als 1000 Studenten auf dem Platz des himmlischen Friedens im Zentrum von Peking ist heute früh ohne Zwischenfälle zu Ende gegangen.
    Sprecher der Hochschule sagten, sie hätten den Protest beendet, nachdem ihr Wunsch nach Freilassung festgenommener Kollegen erfüllt worden sei.
    Die Studenten ließen sich mit Autobussen in die etwa sieben Kilometer vom Zentrum entfernte Universität von Peking zurückbringen.
    Israel.
    Der der Spionage angeklagte Atomtechniker Mordechai Vanunu hat sich beim obersten Gerichtshof Israels über die Haftbedingungen beschwert.
    Vanunu will wieder Bücher, Zeitungen und ein Rundfunkgerät erhalten.
    Dem Angeklagten wurden diese Gegenstände weggenommen, nachdem er sich am 21.
    Dezember trotz strengster Abschirmung an Journalisten gewandt und diesen mitgeteilt hatte, er sei in Rom von Agenten des israelischen Geheimdienstes verschleppt worden.
    Noch kurz zum Wetter bis zum Abend.
    Veränderlich bewölkt, zeitweise Niederschlag, Temperaturrückgang in allen Höhen.
    Nachmittagstemperaturen aber immerhin noch plus 1 bis 8 Grad.
    Nachrichten und das Wetter standen am Ende des Mittagschannals.
    Auf Wiederhören sagt ihnen im Namen von Redaktion und Technik Fritz Endl.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1987.01.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wochenendwetter
    Mitwirkende: Sobitschka, Walther [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.02 [Sendedatum]
    Ort: Hohe Warte, Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konflikt um Bundesheer - Erklärung des Grünen Abgeordneten Pilz
    Einblendung: Grün-Abgeordneter Pilz, VGÖ-Obmann Buchner
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung] , Hauer, Ernest [Gestaltung] , Pilz, Peter [Interviewte/r] , Buchner, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Presseschau zu verwechselter Kohl - Jahreswechsel - Ansprache in der BRD
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Französischer Eisenbahnerstreik
    Mitwirkende: Kruse, Hans Joachim [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.02 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Journal-Panorama: "Der Stern Tschernobyl"
    Einblendung: Autorin Wosnessenskaja
    Mitwirkende: Hauer, Nadine [Gestaltung] , Wosnessenskaja, Julia [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Afghanistan: Friedensangebot Nadjibullah
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.02 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wieder Studentenunruhen in China
    Mitwirkende: Thamm, Ludwig [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.02 [Sendedatum]
    Ort: Peking [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ÖBB-Verluste 1986 und Pläne 1987
    Einblendung: stellvertretender ÖBB-Chef Heinitz
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Heinitz, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Oskar - Werner - Biographie
    Einblendung: Schauspieler Werner, Autorin Mazura
    Mitwirkende: Gabriel, Erich [Gestaltung] , Werner, Oskar [Interpret/in] , Mazura, Margarethe [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kärntner Slowenen: Wende in der österreichischen Minderheitenpolitik
    Einblendung: Rats-Obmann Grilc
    Mitwirkende: Dittmar, Wolfgang [Gestaltung] , Grilc, Matthäus [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Volksgruppe Slowen/innen ; Minderheiten ; Innenpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre ; Bundesland / Kärnten
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1987.01.02
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1987.01.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Politik Österreich ; Volksgruppe Slowen/innen ; Minderheiten ; Innenpolitik ; Außenpolitik ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-870102_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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