Mittagsjournal 1987.01.19

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Sie hören das Mittagsschonal, eine Stunde Information, es begrüßt Sie, Udo Bachmeier.
    Zentrales innenpolitisches Thema ist natürlich die Generalabrechnung des früheren Bundeskanzlers Bruno Kreisky mit dem SPÖ-Kurs unter Sinovac und Franitzki.
    Auch in einem Interview für das Mittagsschonal bekräftigt Kreisky, nichts von seiner Kritik zurücknehmen zu wollen.
    Nein, sondern ich bin auch bereit, wenn ich dann aus dem Hospital draußen bin, niemand die Ausrede für mich in Anspruch nehmen kann, dass ich
    und auf meine Krankheit hat Rücksicht nehmen müssen, etwas deutlicher sogar zu werden.
    Es gibt nämlich den Grundsatz, wer schweigt, gilt als zuständig.
    Das volle Interview mit Bruno Kreisky dann später.
    Großteils bisher Schweigen in der SPÖ zu den Kreisky-Vorwürfen.
    Für das Mittagsschonal lediglich eine Stellungnahme der Chefin der jungen Generationen der SPÖ, Maria Berger.
    Die weiteren Mittagsschonalthemen, Pläne zur Modernisierung der ÖBB, Probleme des österreichischen Skiteams zwei Wochen vor der WM und Ausland,
    In Frankreich werden weitere Privatisierungsschritte gesetzt.
    Schneemassen und extreme Kälte haben im Ostblock, vor allem in Rumänien, zu katastrophalen Zuständen geführt.
    Kenia leidet wegen der Aids-Gefahr unter Tourismuseinbußen und die Kulturredaktion informiert über selten gespielte Opern in konzertanter Aufführung im Wiener Konzerthaus.
    Zunächst die Nachrichten zusammengestellt von Christian Auer.
    Es liest Ingrid Amon.
    Österreich.
    Führende SPÖ-Politiker äußern sich bestürzt über die Kritik von Altbundeskanzler Kreisky.
    Die beiden stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden Blecher und Fischer erklären in einem Brief an Kreisky ihre tiefe Betroffenheit über Inhalt und Diktion eines Profilinterviews mit Kreisky.
    Besonders die darin enthaltenen Vorwürfe gegen SPÖ-Chef Sinovac weisen Blecher und Fischer als unfair und ungerecht zurück.
    Sinovac selbst sagte, er sei über diese Angriffe fassungslos, bestürzt und gekränkt.
    In dem Interview meinte Kreisky grundsätzlich, er könne sich mit der Linie der Partei nicht mehr identifizieren.
    Er ziehe sich von dieser Bewegung mit diesen Leuten zurück.
    Weiters beschuldigt Kreisky den Parteiobmann Sinovac.
    Dieser habe ihn täuschen wollen.
    Dem Bundeskanzler Wranitzki wirft er vor, die Wünsche der Bürgerlichen zu erfüllen und den Banken verpflichtet zu sein.
    Auf die Kritik Kreiskis an der Besetzung des Außenministeriums durch die ÖVP reagiert der außenpolitische Sprecher der Volkspartei, Ludwig Steiner.
    Im Pressedienst seiner Partei Mainsteiner, dem Altkanzler gehe es nicht um eine österreichische Außenpolitik, sondern um seine ganz persönliche Außenpolitik.
    Iran, Irak.
    Im Krieg am Persischen Golf sind die iranischen Truppen bis vor die irakische Hafenstadt Basra vorgedrungen.
    Die Einheiten haben den Fluss Shat al-Arab überschritten.
    Basra wird ständig von iranischer Artillerie beschossen.
    Die Einwohner der Stadt flüchten nach Augenzeugenberichten in Massen.
    Die irakische Luftwaffe bombardiert weiterhin iranische Städte.
    Nach Angaben aus Teheran sind dabei gestern 200 Menschen getötet worden.
    Libanon.
    Die Kämpfe in Libanon haben in den vergangenen Stunden neuerlich an Heftigkeit zugenommen.
    Nach Angaben der libanesischen Polizei griffen auch israelische Schnellboote in die Gefechte zwischen Palästinensern und schiitischen Milizen in der Nähe der Hafenstadt Sidon ein.
    Der Beschuss der Region soll vier Menschenleben gefordert haben.
    Ein israelischer Militärsprecher bestritt dagegen einen Einsatz der Marine gegen Ziele im Südlibanon.
    In der Nähe von Beirut kam es zu Schießereien an einer von Schiiten kontrollierten Straßensperre.
    Drei Personen wurden dabei getötet.
    Philippinen.
    Verteidigungsminister Rafael Ileto hat Gerüchte über einen neuen Putschversuch gegen Präsidentin Corazon Aquino dementiert.
    Ileto räumte ein, die Truppen seien am Samstag in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden.
    Dies sei jedoch nach Informationen über einen geplanten Überfall auf einen katholischen Rundfunksender geschehen.
    Einen Tag später habe man die Maßnahme wieder aufgehoben.
    Japan, China.
    Die Volksrepublik China will offenbar trotz der jüngsten Studentenproteste und des Wechsels an der Parteispitze ihre Politik der Öffnung fortsetzen.
    In diesem Sinne äußerte sich der stellvertretende Ministerpräsident Tian Jiyun bei einem Besuch in Tokio.
    Tian gilt als enger Vertrauter von Regierungschef Zhousiang, der in der vergangenen Woche den Parteivorsitzenden Hu Yaobang abgelöst hat.
    europäische Gemeinschaft.
    Bei Gesprächen in Genf versuchen heute Vertreter der Gemeinschaft und der USA, einen drohenden Handelskrieg zwischen den beiden Wirtschaftsblöcken abzuwenden.
    Hauptstreitpunkt sind die amerikanischen Forderungen nach Entschädigung für die Auswirkungen des Beitritts von Portugal und Spanien zur europäischen Gemeinschaft.
    Die Amerikaner haben seither weniger Getreide in die beiden Länder exportiert.
    Washington droht mit hohen Strafzöllen auf europäische Agrarprodukte.
    Die europäische Gemeinschaft will mit ähnlichen Massnahmen antworten, falls die USA diese Ankündigung wahrmachen.
    Sowjetunion
    Eisenbahnminister Nikolai Konarov ist wegen der chaotischen Situation im Zugsverkehr verwarnt worden, hat aber vier Tage später die höchste sowjetische Auszeichnung, den Leninorden, erhalten.
    In einem von der Pravda abgedruckten Dekret wird der Minister für seine, wie es heißt, Verdienste für die Entwicklung des Eisenbahnwesens gewürdigt.
    In der vergangenen Woche hatte das Zentralkomitee den Minister und weitere vier seiner Mitarbeiter wegen schwerer Störungen im Versorgungswesen durch den strengen Winter gerügt.
    Österreich
    Die Kälte hat am Wochenende wieder zwei Menschenleben gefordert.
    Im niederösterreichischen Bezirksweithofen an der Theia erfror ein Bauer auf seinem Anwesen.
    Er hatte vermutlich einen Schlaganfall erlitten.
    Auf dem Wiesanberg bei Wien wurde die Leiche eines pensionierten Wiener Polizeibeamten entdeckt.
    Durch das Winterwetter sind in Österreich bisher sieben Menschen ums Leben gekommen.
    Die Wetterlage.
    Der Alpenraum liegt im Bereich einer östlichen Strömung zwischen einem Tief über dem Mittelmeer und einem Hoch über der Ostsee.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Westen teilweise sonnig, sonst meist starke, über den Niederungen vielfach hochnebelartige Bewölkung und im Süden und mitunter im Osten zeitweise leichter Schneefall.
    Mäßige östliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen minus 5 bis plus 1 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 11 bis minus 3 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Dienstag.
    Über den Niederungen teilweise beständig nebelig trüb.
    Sonst im Norden und Westen regional sonnig.
    Im Süden und Osten stark bewölkt und mitunter leichter Schneefall.
    Mäßige örtliche Winde.
    Tageshöchsttemperaturen minus 5 bis 0 Grad.
    Die Vorschau bis zum Freitag.
    Teilweise nebelig trübes, teilweise sonniges Winterwetter.
    Ab Wochenmitte wieder Kälter.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, wolkig, minus 2 Grad.
    Eisenstadt, heiter, minus 3 Grad.
    Nordwestwind, 10 Kilometer in der Stunde.
    St.
    Pölten bedeckt minus 5.
    Linz stark bewölkt, minus 3.
    Salzburg bedeckt minus 3.
    Innsbruck stark bewölkt, minus 10.
    Bregenz bedeckt minus 4.
    Südwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Graz bedeckt 0 Grad.
    Und Klagenfurt stark bewölkt, minus 1 Grad.
    12 Uhr und 8 Minuten.
    Bruno Kreisky hat mit seiner Kritik an Fred Sinowaz und Franz Franitzki die SPÖ also in eine Diskussion gestürzt, die heute alle anderen Themen in den Schatten stellt.
    In einem Interview im Nachrichtenmagazin Profil spricht Kreisky von Betrug, Betrug an und von Sinowaz.
    Und Franitzki habe nur die Wünsche der Bürgerlichen erfüllt.
    Die Koalition würde für die österreichischen Arbeitnehmer teuer werden.
    Außerdem habe er, Wranitzki, sich nie für Außenpolitik interessiert.
    Und er meint, Kreisky ziehe sich von der Bewegung mit den Leuten zurück.
    Erich Eichinger hat Bruno Kreisky im Wiener Allgemeinen Krankenhaus telefonisch erreicht.
    Herr Dr. Kreisky, die Irritation in der Partei ist sehr groß, die Sie mit Ihrem Interview und mit zum Teil recht harten Beschuldigungen vor allem gegen Parteivorsitzenden Sinowaz und Bundeskanzler Wranitzki ausgelöst haben.
    Ja.
    Dagegen kann nur wenig gemacht werden, damit habe ich gerechnet.
    Das heißt, Sie sind nicht bereit, auch im Geringsten etwas zurückzunehmen?
    Nein, sondern ich bin auch bereit, wenn ich dann aus dem Spital draußen bin, niemand die Ausrede für mich in Anspruch nehmen kann, dass ich auf meine Krankheit hat Rücksicht nehmen müssen, etwas deutlich
    Es gibt nämlich den Grundsatz, wer schweigt, gilt als zustimmend.
    Und da wollten Sie sich nicht schuldig machen?
    Da bin ich bei großen verantwortungshistorischen Fragen.
    Ich meine, die Verantwortung ist größer, auszusprechen, was ist, als zu schweigen.
    Und das ist eine Ihrer großen Besorgnisse, sozusagen im Tenor des Interviews im Profil, man darf die Partei nicht Leuten überlassen, die aus dem Bankenbereich kommen.
    Nicht nur das, sondern hier sind große Dinge passiert, im negativen Sinn, und da muss man in guter Zeit sich melden.
    Fühlen Sie sich nicht im Geringsten mitschuldig, es war ja Ihre Idee, Dr. Sinowatz zu Ihrem Nachfolger zu machen?
    Ja.
    Das habe ich oft und oft gesagt.
    Ich habe mich leider geirrt, weil ich gewisse Entwicklungen nicht vorausgesehen habe.
    Das kommt vor in der Politik, im politischen Leben.
    Aber der Irrtum ist jetzt sozusagen viel mehr schiefgegangen, als Sie je ahnen konnten, aus Ihrer Sicht.
    Ja, das ist schon seit ein paar Jahren der Fall eigentlich.
    In zwei Jahren genauer gesagt.
    In dem Interview lassen Sie auch durchblicken, sozusagen der Sturz des von Ihnen in die Regierung gebrachten Finanzministers des politischen Kopfes, Herbert Zeicher, habe Sie besonders geärgert.
    Nein, der war der Wunsch der Bankdirektor, das kann man ja nachlesen.
    Sie haben ihn ja in Wirklichkeit entmündigt und in der Politik ist dann der Vollzug erfolgt.
    Auch mit Unwahrheiten, bitte, die nachweisbar sind.
    Ich kann selbst einige bezeugen.
    Können Sie da jetzt ein Beispiel nennen?
    Dass zum Beispiel erklärt wurde, dass gewisse Leute nie daran gedacht hätten, Seicher zu stürzen, das ist nicht wahr.
    Gewisse Leute haben schon seinerzeit vom Sturz Seichers gesprochen.
    Darf man da jetzt um Namen bitten?
    Nein, ich will jetzt keinen Namen nennen.
    Jetzt genügt es einmal.
    Und sonst zum Zustand der Partei?
    Der Zustand der Partei ist meiner Meinung nach katastrophal und die Spitze der Partei begreift das gar nicht.
    Ich habe ja mit Leuten gesprochen, die wirklich zu den sogenannten Kreisruhts gehören, also Arbeitslosen in Steyr und jungen Arbeitern in der Obersteiermark.
    Ich habe ja mit den Leuten geredet.
    Und Sie meinen,
    Es habe sich alles, was Sie an Erbe hinterlassen haben, total ins Gegenteil verkehrt?
    Nein, nicht bei den großen Massen.
    Das wird sich erst zeigen.
    Es wird natürlich eine gewisse Verwirrung sein.
    Die war immer da, wenn solche Augenblicke gekommen sind.
    Das hat es 1914 gegeben.
    Gott sei Dank konnte man das 1918 überwinden.
    Das gab es 1934.
    Das gab es 1945.
    Nicht mehr.
    konnte man es überwinden.
    Und dann kommen die anderen.
    Jetzt frage ich noch eines.
    Es galt doch auch beispielsweise der Mehrfachminister Erwin Lanz als Ihre politische Erfindung.
    Der ist jetzt nicht ins Parlament gekommen.
    Meine politische Erfindung?
    Die politische Erfindung der neuen Herren war die, dass man diejenigen, die seit Jahrzehnten in der Bewegung eine Rolle gespielt haben, nicht nur Seicher, sondern Lanz,
    Ja, wenn man will, auch Blecher und Fischer, die alle nach den Wahlen nichts waren, die alle vor den Wahlen aussichtsreiche Plätze besetzt haben.
    Und das ist eine Täuschung der Wähler gewesen.
    So wie bei Lanz.
    Nun haben sich die damit abgeholt.
    Ich habe einige von ihnen gefragt, was seid ihr eigentlich jetzt nach den Wahlen?
    Und betretenes Schweigen hat bei ihnen mich geärscht.
    Die Entscheidung lag letzten Endes bei den Bürokraten.
    Ihr Urteil war, ein aufrechter Sozialdemokrat hätte sich da rühren müssen und hätte sagen müssen, so geht's nicht.
    Wir sind auf der Liste.
    Zuerst einmal sind die Leute on their own merits.
    zu beurteilen aufgrund ihrer eigenen Funktionen.
    Haben Sie jetzt in unserem Gespräch bewusst das Thema Außenpolitik ausgespart?
    Nein, sondern ich bin der Meinung, dass die Idee der Bipartisan Policy, wie sie schärf eingeführt wird, jetzt erst recht gelten muss, wenn es eine Koalition gibt.
    Weil auch die andere Hälfte des Landes das Recht hat, vertreten zu sein.
    So ist es aber nicht.
    Das Mindeste wäre ein Staatssekretär im Außenministerium.
    Nein, das Mindeste wäre nicht das gewesen.
    Das Mindeste wäre das Bekenntnis zum Prinzip der Bipartisan Policy gewesen.
    Darf ich abschließend noch eines fragen?
    Wie geht's Ihnen gesundheitlich, Herr Dr. Kreisky?
    Mir geht's gut und ich bin, wie Sie sehen, nicht so tot, wie manche es sich wünschen.
    Ich weiß nicht, wer sich gewünscht hat, dass Sie tot sind.
    Die Politik lebt sehr häufig von dem Grundsatz, weiche du, dass ich mich auf deinen Platz setzen fühle.
    Sie haben von den stellvertretenden Parteivorsitzenden Fischer und Blech einen Brief bekommen.
    Noch nicht, ich habe ihn noch nicht bekommen.
    Noch nicht, aber Sie wissen, dass sozusagen die heutige Parteiführung sich vom Ton Ihres Profilinterviews mehr oder minder distanziert.
    Ja, das kann ich Ihnen sagen.
    Stört Sie nicht, Sie wollen von sich aus nicht... Ich habe in der Vergangenheit der Partei schlechte Ratschläge gegeben, sondern es waren andere.
    Also Sie sind sozusagen nichts bereit, zur Lösung einer Krise oder zur Bereinigung beizutragen?
    Nein, das habe ich nicht.
    Die Partei muss zu Ihnen kommen.
    Das habe ich nicht ausgesagt.
    Außer von der Bewegung und der Idee.
    Worin besteht jetzt die Bewegung eigentlich noch?
    Bewegung bedeutet unter anderem auch, dass sie sich ihrer Ideen besinnt.
    Ich danke für dieses Gespräch.
    Wiederhören.
    Kreisky bleibt dabei, er will nichts von seiner Kritik zurücknehmen.
    Mit dem Altkanzler und Ex-SPÖ-Chef sprach Erich Aichinger.
    Aus der SPÖ-Spitze gibt es nur vage Reaktionen.
    Fred Sinowaz erklärte, er sei über die Angriffe fassungslos.
    Franitzky sprach vom Mantel des Schweigens, den man über die Kreisky-Attacke breiten sollte.
    Die beiden stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden Heinz Fischer und Karl Blech errichteten, wie im Gespräch mit Bruno Kreisky schon angeklungen, einen Brief an den Altbundeskanzler.
    Von Bestürzung und tiefer Betroffenheit über Inhalt und Diktion des Kreisky-Interviews ist da die Rede.
    Der Brief selbst wurde nur in Auszügen veröffentlicht.
    Er enthalte zu viele vertrauliche und persönliche Stellen, hieß es in der SPÖ-Zentrale.
    Aus der SPÖ-Führung war heute niemand bereit vor ein Mikrofon zu gehen.
    Wenn die Politiker überhaupt zu erreichen waren, so lehnten sie ein Interview ab mit verschiedenen Begründungen.
    Eine immer wieder geäußerte, man wolle den Konflikt nicht noch weiter eskalieren.
    Ein Argument, das auch von Leuten geäußert wurde, die durchaus Verständnis für Kreiskys Kritik hatten.
    Eine Organisation hat allerdings schon in der Vorwoche Stellung für Kreisky bezogen.
    Die junge Generation in der SPÖ bot dem Ex-Ehrenvorsitzenden der SPÖ den Ehrenvorsitz in ihrer Organisation an.
    die Vorsitzende der jungen Generation, Maria Berger, im Gespräch mit Manfred Steinhuber auf die Frage, ob sich an dem Angebot nach Kreiskis Profilinterview etwas ändert?
    Für uns hat sich durch dieses Interview natürlich nichts geändert.
    Dieser Konflikt, bzw.
    diese Konflikte, die in diesem Interview angesprochen wurden, glaube ich, das sollten sich die handelnden Personen untereinander aussprechen.
    Aber für uns hat sich dadurch nichts geändert.
    Können Sie sich mit Vorwürfen, die Bruno Greisky in diesem Interview erhoben hat, identifizieren?
    Die konkreten Vorwürfe sind für uns schwer nachzuvollziehen, weil wir die Hintergründe zu wenig kennen.
    Wer hier wem etwas nicht gesagt hat und so weiter, davon wissen wir zu wenig.
    Nun, es gibt ganz konkrete Vorwürfe, zum Beispiel an den Parteivorsitzenden den Vorwurf der Täuschung oder Kanzler Fronitzki wird von Kreisky so eingeschätzt, dass er ein Mann der Banken sei und die Arbeitnehmer das zu spüren bekommen würden.
    Naja, ich glaube, dass bei dem Interview schon deutlich wird, dass es Kreisky darum geht, dass die Politik, die er in den 70er Jahren in Österreich gemacht hat, die ja insbesondere eine aktive Beschäftigungspolitik war, die insbesondere in der verstaatlichten Industrie auch darauf geachtet hat,
    dass nicht die Arbeitnehmer es sind, die die Last von Sanierungen tragen müssen, dass diese Politik jetzt bei weitem nicht mehr den Stellenwert hat, dass andere Dinge im Vordergrund stehen, Budgetkonsolidierung und so weiter, und dass auch aus diesem Grund seine Bitterkeit über die Entwicklung der Sozialistischen Partei kommt.
    Und in diesem Punkt sind wir sicher mit ihm einer Meinung auch.
    Das heißt, eine gewisse Schützenhilfe für die Meinung im Bruno-Kreisgist stellt das Angebot des Ehrenvorsitzes schon dar.
    Na ja, ich glaube, Bruno Greisky ist so ein prominenter und ein so bedeutender Politiker, dass er an sich für seine Meinungen keine Schützenhilfe einer Jugendorganisation oder eines Jugendreferats braucht.
    Dass seine Meinung auch ohne unsere Schützenhilfe in der Partei noch sehr viel gilt, sei es jetzt allgemein bei den Jüngeren, aber auch bei vielen älteren Genossinnen und Genossen,
    ist die Meinung des Bruno Kreisky nach wie vor sehr ausschlaggebend.
    Wir wollten durch diesen Schritt sicher uns auch mit seinen politischen Meinungen identifizieren und das zum Ausdruck bringen und aber auch allgemein mit seinen Leistungen.
    Dieser Konflikt in der SPÖ ist doch der schwerste, kann man fast sagen, in den letzten Jahren.
    Was bedeutet das für die Partei als solches?
    Glauben Sie, ist in diesem Fall eine Spaltung drinnen oder wie wird es da weitergehen?
    Naja, ich glaube, es wird sehr darauf ankommen, wie jetzt damit umgegangen wird.
    Es wäre aus meiner Sicht wünschenswert, wenn die gegenseitigen Vorwürfe wie auch immer offen auf den Tisch gelegt werden.
    Es ist ja 1987 zum Jahr der Parteireform ausgerufen worden und ich glaube, es wäre ein guter Start für die Parteireform, wenn man mit solchen Konflikten umgehen lernt.
    und es nicht bei persönlichen Vorwürfen bleibt, sondern dass einfach politische Auffassungsunterschiede, die in einem starken Ausmaß bestehen, ausgetragen werden.
    Verständnis für Kreiskys Sorge um die Entwicklung der SPÖ unter Sinovac und Franitzki von Maria Berger, der Vorsitzenden der jungen Generation in der SPÖ.
    Die Kritik von Ex-Kanzler Bruno Kreisky an seinen Nachfolgern ist natürlich auch Gegenstand der Zeitungskommentare.
    Robert Stoppacher hat Auszüge ausgewählt.
    In einem ausführlichen Kommentar des SPÖ-Zentralorgans Neue AZ wirft Chefredakteur Manfred Scheuch die Frage auf, warum Kreisky den SPÖ-Ehrenvorsitz erst jetzt zurückgelegt habe.
    Wenn der Altkanzler die gesamte Richtung der Politik der heutigen sozialistischen Führung für falsch halte, dann komme es ein Schritt sehr spät.
    Und Scheuch weiter.
    Niemand hätte beispielsweise den Ehrenvorsitzenden davon abhalten können, an Sitzungen des Parteivorstandes teilzunehmen und seine Meinung in die Waagschale zu werfen.
    Kreisky hat sich die innenpolitische Abstinenz selbst auferlegt.
    Und wenn er jetzt der Ansicht sein sollte, dass fast alles falsch war, was seit 1983 geschah, so wird schwer verständlich, warum er sich dann nicht früher zu Wort gemeldet hat.
    Gerade aus Verantwortung für die Partei
    deren historische Mission, das war einem Bruno Kreisky stets bewusst, die Einigkeit zur Voraussetzung hat.
    Soweit die neue AZ.
    Hart mit Kreisky ins Gericht geht Hermann Polz in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Kreiskys Ära trete nun hinter den Schleiern der Glorifizierung endgültig als Schuttberg hervor.
    Er hat die kleine Koalition erfunden und Sinovac dazu, dem er so unglaubliche Hypotheken aufgelastet hat, dass Staat und Partei an den Rand des Bankrotts kamen.
    Dafür beschimpft er jetzt alle seine einst getreuen Helfer und wirft ihnen den Verlust von zehn Mandaten vor, für die einzig er die Verantwortung trägt.
    Dies vor Augen kann die Zurücklegung des Ehrenvorsitzes der SPÖ nur als ehrenvolle Konsequenz gesehen werden und als Anerkennung dessen, dass die SP Kreisky's Vorstellungen von Politik endlich überwunden hat.
    In der Neuen Kronenzeitung zieht Kurt Seinitz einen Vergleich zwischen Kreisky und dem deutschen Altkanzler Adenauer, der nach seiner Pensionierung nicht gerade mit Belehrungen gespart hatte.
    Seinitz dazu
    Kreisky hatte einst am Zenit seiner Ära erklärt, er wolle nicht so wie Adenauer werden.
    Er hat da ausnahmsweise Recht behalten.
    Er ist nämlich Ärger geworden als Adenauer.
    Ärger kann es nicht mehr werden.
    Die Show ist aus.
    Das Publikum zerstreut sich betroffen.
    Zuletzt hatten ohnehin nur noch die Herren Gusenbauer und Lanz geklatscht.
    Mit dem Angebot der jungen Generation in der SPÖ, Kreisky solle den Ehrenvorsitz dieser Organisation übernehmen, befasst sich ein Kurzkommentar in der Tageszeitung die Presse.
    Unter dem Titel Juso Kreisky liest man, Solange er in Amt und Würden war, haben gerade die Jungen in der SPÖ ihn häufig angefeindet.
    Bruno Kreisky war vielen unter ihnen zu konservativ.
    Manche fanden ihn fast reaktionär.
    Jetzt, da der zornige alte Herr sämtliche Ehrenämter in der Partei zurückgelegt hat, scheint er den Jusos ans Herz zu wachsen.
    Sollte der Altkanzler die spät entdeckte Liebe der Jungen erwidern und im würdigen Alter eines Patriarchen stehend zum jüngsten Juso werden?
    Es wäre eine originelle Entscheidung.
    In der Grazer Kleinen Zeitung stellt Günther Kogler die Frage nach den Beweggründen für Kreiskis Abgang.
    Ist es der Zorn auf eine Parteiführung, die nur vier Jahre nach dem Ende seiner Ära eben diese Ära vollständig liquidiert hat, indem sie sich, je mehr Zeit verstrich, desto intensiver, sowohl von den Formen als auch von den Inhalten seiner früheren Politik distanzierte?
    Ist es der Ärger eines alten Regenten, der noch zu Lebzeiten mitbekommt, wie sein Lebenswerk so verändert und umgemodelt wird, dass von seiner Handschrift bald nichts mehr zu erkennen ist?
    Oder ist es sogar ein Fall für die Tiefenpsychologie?
    Denn die Parallele, wie Kreisky am Ende den von ihm großgezogenen Hannes Androsch mit Erbitterung, ja mit Hass verfolgte, und wie er jetzt mit der von ihm selbst in ungeahnte Höhen geführten SPÖ umspringt, ist das nur Zufall?
    Vielleicht ist es von allem ein bisschen.
    Auf jeden Fall war es das, was unter das Kapitel ein unheimlich starker Abgang fällt.
    Das war die Inlandspresseschau von Robert Stoppacher.
    Nicht nur der SPÖ, auch den Skifahrern ging es schon besser.
    Denn zwei Wochen vor dem Beginn der alpinen Ski-Weltmeisterschaften in Granz-Montana in der Schweiz steht das österreichische Skiteam so schlecht da wie noch nie.
    Nach nun bereits 40 Rennen, also der Hälfte der Saison, steht die ÖSV-Equipe noch immer
    Sieglos da sieht man vom Erfolg Leonhard Stocks beim Parallelrennen in Berlin ab, das nicht nur Weltcup-Einzelwertung zählte.
    Besonders in der traditionellen Domäne der Österreicher der Abfahrt sieht es ganz finster aus, noch schlechter als in den technischen Disziplinen.
    Das hat zuletzt auch das traditionelle Lauberhornrennen in Wengen gezeigt, wo Resch, Wirmsberger und Co.
    wieder im geschlagenen Feld landeten.
    Andere siegten auf österreichischem Material.
    Das führt zum Vorwurf der Skifabrikanten, die Trainer seien schuld.
    Aber abgesehen davon herrscht allgemeines Rätselraten.
    Die Hoffnungen konzentrieren sich auf das Hahnenkammrennen am Wochenende in Kitzbühel.
    Aber das Vertrauen in den gezielten Formaufbau für die WM ist auf Null.
    Beim brisanten Thema Skiteam geht es nicht nur um nationales Prestige, sondern auch um viel Geld.
    Der WM-Winter kostet 24 Millionen Schilling.
    Von hochdotierten Pistenartisten werden entsprechende Leistungen erwartet.
    Robert Seger analysiert die Situation.
    Was ist los mit Österreichs Skiteam?
    Das ist wohl die meistdiskutierte Frage auch außerhalb der nur sportinteressierten Öffentlichkeit.
    Zwei Drittel aller Rennen im Ski-Weltcup sind vorbei und die einstige Ski-Nation Nummer 1 Österreich hat bisher keine einzige der 40 Entscheidungen gewinnen können.
    Der totale Misserfolg also schlechthin.
    Eine Lösung der Frage nach dem Warum zu finden ist aber schwerer als man glaubt.
    Konnte man im Dezember noch von einem gezielten Saisonaufbau im Hinblick auf die Weltmeisterschaften sprechen, also von einem Schwerpunkt-Training für Grau-Montaner, so greifen heute sechs Tage vor Eröffnung der Weltmeisterschaften
    diese Meinungsäußerungen unter den Verbandsgewaltigen nicht mehr.
    Jetzt ist der Materialkrieg voll entflammt.
    Trainer Dieter Bartsch riskierte nach der neuerlichen Pleite der Herrenabfahrtsmannschaft die Flucht nach vorne und sprach das aus, was Trainer in der Vergangenheit bei Misserfolgen immer geschluckt haben.
    Es lag am Material.
    Bartsch begründete seine Aussage mit der Tatsache, dass seine Läufer ohne nennenswerte Fehler am Laubohorn gefahren werden, in den technisch schwierigen Passagen aufgrund von Detailstoppungen nicht zurücklagen
    und eben den Rückstand, der nicht in Hundertstel Sekunden zu suchen war, dort erlitten, wo es laut Bartsch wohl nur auf das Material ankomme.
    Deshalb habe er jetzt die Initiative ergriffen und trainiere seit gestern in Kitzbüdel mit dem Team, um er mache Materialtests.
    Denn eines weiß der Trainer auch genau, noch so eine Niederlage und die womöglich in Kitzbüdel, bliebe kaum ohne Konsequenzen für die Zukunft.
    Liegt es also wirklich am Material?
    Für die Öffentlichkeit ein schwer verständliches Argument, wenn sämtliche sieben Weltcup-Abfahrten der Herren in diesem Winter mit österreichischem Material gewonnen wurden.
    Also wohlgemerkt von jenen Marken, für die auch die österreichischen Spitzenfahrer starten.
    Es ist sicher nicht von der Hand zu weisen, dass die Wahl des richtigen Modells eine entscheidende Rolle spielt.
    Doch scheint es ebenso unverständlich, dass ausgerechnet die den österreichischen Läufern zur Verfügung stehenden Serviceleute Woche für Woche daneben greifen.
    Fest steht aber, dass der Druck und die Belastung des Erfolgszwanges von Woche zu Woche größer werden und dass dies wohl auch zu zusätzlichen Fehlern führen kann.
    Tatsache ist auch, dass Klammer, Würzberger und die übrigen Spitzenläufer der letzten zehn Jahre durch ihre permanenten Siege dafür sorgten, dass im ÖSV die Nachwuchsarbeit sicherlich vernachlässigt wurde.
    Heute fehlt jeder Druck, jeder Konkurrenzkampf innerhalb des Teams.
    Die Ursachen der Krise sind wohl vielfältig und in dieser Saison nicht mehr zu beheben.
    Auch ein etwaiger Erfolg in Kitzbüdel oder unerwartete Medaillengewinne in Grau-Montana dürfen darüber nicht hinwegtäuschen, dass der österreichische Skisport gewaltige Anstrengungen unternehmen muss, um jemals den Platz ganz an der Spitze wieder beanspruchen zu können.
    Da haben auch die jahrelangen Stiefkinder der österreichischen Skination die Techniker längst den abfahrenden Rang abgelaufen.
    Und ihr solltet nicht verwundern, wenn der erste österreichische Saisonsieg eher im Slalom oder Riesentourlauf zustande kommt, denn in der Abfahrt.
    Und ähnliches gilt auch für das Damenteam, das unter anderen Voraussetzungen trainierte, aber ebenso erfolglos der absoluten Spitze nachfährt.
    Auch hier werden die Technikerinnen früher, denn die Abfahrerinnen gewinnen.
    Ein kleines Fazit, so paradox es auch klingen mag.
    Vielleicht haben Annemarie Moser, Franz Klammer, Hatti Weirather oder Peter Wirnsperger zu lange und zu viel gewonnen.
    Um im Verband zu erkennen, dass es auch eine Zeit danach gibt.
    Und die hat unser Skiteam jetzt brutal eingeholt.
    12.30 Uhr ist es nun.
    Die weiteren Mittagsjournalthemen.
    Wir erwarten zur massiven Kreisgekritik an der SPÖ-Führung im weiteren Verlauf der Sendung noch eine Erklärung des Kärntner SPÖ-Landeshauptmanns Wagner.
    Dann einen Beitrag über Pläne zur Modernisierung der ÖBB und Ausland.
    Schneemassen und extreme Kälte haben vor allem in Rumänien zu katastrophalen Zuständen geführt.
    Kenia leidet wegen der Aids-Gefahr unter Tourismuseinbußen und die Kulturredaktion
    informiert über selten gespielte Opern im Wiener Konzerthaus.
    Ein Hinweis jetzt gleich auf unsere Abendjournalbeilage Journal Panorama.
    Angesichts grenzüberschreitender Umweltkatastrophen stellen wir einmal die Frage, wie ist es um die Umweltsituation im Osten bestellt?
    Anlass dafür, Anlass für diese Fragestellung ist das kürzlich erschienene Buch Der Osten ist grün.
    Ein Buch mit dessen Autorin Sabine Rosenblatt Ferdinand Olbord ein Gespräch geführt hat.
    Heute Abend ab circa
    18.30 Uhr im Hörfunkprogramm Österreich 1.
    Und nun weiter im Mittagsschanal.
    Unter den großen Brocken in den Koalitionsverhandlungen war auch die österreichische Bundesbahn.
    Jene Bahn, die heuer ihren 150-jährigen Bestand feiert.
    Aber die Freude ist gedämpft.
    Es war mehr die Rede von Einsparungen auf allen Seiten, als von ÖBB-Maßnahmen, den Konkurrenzkampf mit Straße und Luftfahrt nicht endgültig zu verlieren.
    Bei einem Dienstleistungsunternehmen kann die notwendige Vorwärtsstrategie nur heißen, Verbesserung des Angebots.
    Besser, bequemer und schneller fahren und mehr Komfort bieten als das eigene Auto.
    Und das beginnend beim Bahnhof bis hin zum Platz im Waggon.
    Und das ist es auch, was der Reisende, der Kunde der Bahn zu sehen und zu spüren bekommt.
    Hans Adler hat daher beim Hersteller gefragt, was eigentlich technisch auf dem Gebiet des rollenden Materials Neues geboten wird.
    Die österreichischen Lokomotiv- und Waggonhersteller, unter ihnen die Simmering-Graz-Pauker AG, müssen sich derzeit bei ihren Planungen noch an den Trends des internationalen Marktes orientieren.
    Eine genaue Erklärung dessen, was die ÖBB vorhaben, gibt es ja noch nicht.
    Europaweit fährt der Zug in Richtung technischer Verbesserungen beim rollenden Material und erst in zweiter Linie dem Bau von wirklichen Hochgeschwindigkeitsstrecken.
    Wenn man also will, bevorzugt man derzeit eine Zwischenlösung.
    Man fährt mit moderneren und bequemeren Garnituren auf den alten Strecken.
    Damit soll gleichzeitig das Angebot verbessert und die Zeit bis zum Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken überbrückt werden.
    In Italien, in Spanien, in Deutschland und Frankreich sind längst Versuchszüge unterwegs, die auch auf den bestehenden kurvenreichen Strecken der europäischen Bahnen Geschwindigkeiten zwischen 200 und 220 Stundenkilometer erglauben.
    Im Fachjargon spricht man von mittleren Geschwindigkeiten.
    Hochgeschwindigkeitszüge sollen später einmal jenseits der 300 Stundenkilometer-Grenze fahren.
    Die jetzt schon erprobten Versuchszüge für mittlere Geschwindigkeiten bis 220 kmh haben alle eines gemeinsam.
    Die Wagenkästen der Waggons legen sich wie ein Motorradfahrer in die Kurve und verhindern bei hohen Geschwindigkeiten jene Fliehkräfte, die dem Passagier im Speisewagen den Teller vom Tisch reißen und ihn im Waggon dazu zwingen würden, sich ständig anzuhalten.
    In Österreich fährt kein Versuchszug dieser Art.
    Aber beim Waggon- und Lokomotivbauer Simmering-Grazbauker konstruiert man, verfolgt die internationalen Entwicklungen und hält Kontakt mit möglichen ausländischen Partnern und Lizenzgebern.
    Daraus ergibt sich die Zuversicht von SGB-Chefingenieur Klaus Woltron.
    schnell und eine derartige Entwicklung könnten wir selbst durchführen, natürlich mit ausländischen Partnern, gibt es einen interessanten internationalen Markt und wir würden uns aus einer solchen Entwicklung durchaus interessante Exportmöglichkeiten erhoffen.
    Wenn uns unser Kunde das Vertrauen schenkt, uns hier zu betätigen.
    Ohne Kunden können wir es natürlich nicht machen.
    In Österreich gibt es nur einen Kunden und der heißt ÖBB.
    Auf eine Entscheidung hofft man.
    Wenn diese Grundsatzentscheidungen schnell in entsprechende Aktivitäten bei den Unterlieferanten, zum Beispiel auch bei den Fahrzeugherstellern, umgesetzt werden,
    Beginn nächsten Jahres werden wir uns international in einer sehr guten terminlichen Position befinden.
    Dann könnten sie auch auf internationale Aufträge hoffen und das würde die Neuanschaffungen auch für die österreichischen Bundesbahnen verbilligen.
    Inzwischen baut man in Graz und Wien am Waggon 2000.
    Er kommt, zumindest aus der Sicht der Hersteller, zeitlich noch vor den neuen Triebwagenzügen.
    Was die Modernisierung
    des sogenannten Reisezugwagons betrifft, haben wir mit der Herstellung eines Prototyps bereits vor einem Jahr begonnen.
    Dieser Prototyp wird im Herbst des heurigen Jahres zum Jubiläum der Bahn fertig sein.
    Wir sind daher in der Lage, wir werden daher in der Lage, bereits im nächsten Jahr mit der Produktion derartiger modernisierter Fahrzeuge zu beginnen.
    Schon dieser Waggon wird Bequemlichkeiten bieten, die man heute noch nicht kennt.
    Reservierungsanzeigen, digital und nicht mehr auf einem Papier, das der Schaffner unters Glas steckt.
    44 Sitzplätze, statt heute 65, also mehr Platz für den Passagier, der sich auch seinen Sitz nach allen Richtungen verstellen kann.
    Fahrgeschwindigkeit 250 Stundenkilometer und bei dieser Geschwindigkeit ein Laufgeräusch von ganzen 68 Dezibel.
    Der Fernsehapparat eines unverschämten Nachbarn kann lauter sein.
    Gepäckboxen wie im Flugzeug, Skibox im Waggon, Sitzplatz, Beleuchtung zum bequemen Lesen, Kopfhöreranschlüsse zum Musikhören während der Fahrt.
    Das Ganze in dunklen Holztönen und mit indirekter Beleuchtung.
    Von außen eine durchgehende Glaswand anstatt einzelner Fenster, pneumatische Türen und eine zugfreie Klimaanlage, die verhindert, dass man die Begegnung mit dem Gegenzug im Tunnel in den Ohren spürt.
    Der Preis wird nicht verraten.
    Informationen von Hans Adler.
    Und jetzt, wie angekündigt, zur Position des Kärntner Landeshauptmanns Wagner, zur massiven Kritik Bruno Kreiskys an den Nachfolgern Sinowaz und Franitzky.
    Fragen an Wagner stellt Gisela Hopfmüller.
    Herr Landeshauptmann Wagner, Bruno Kreisky hat sehr heftige Kritik an der SPÖ geübt in einem Profilinterview und jetzt auch in einem Interview bei uns im Mittagschanal.
    Teilen Sie die Kritik an der SPÖ, wie Bruno Kreisky sie formuliert hat?
    Der Altkanzler ist ein hoch angesehener Mann, aber er soll sich aus der Gestaltung der Tagespolitik in Österreich heraushalten.
    Wie würden Sie jetzt meinen, dass die SPÖ gegen Kreiskis Kritik reagieren sollte, auf die Kritik reagieren sollte?
    Er muss wissen, dass die SPÖ in ganz Österreich loyal zur derzeitigen Parteiführung steht und dass die Parteiführung
    damit rechnen kann, dass sie aus allen Kreisen der SPÖ Unterstützung finden wird.
    Es hat einen Generationswechsel gegeben und jede Generation muss mit den politischen Aufgabenstellungen so zurande kommen, wie damit aus dem Zeitgeist heraus zurande kommen werden kann.
    Wie erklären Sie sich denn die Reaktion Bruno Kreiskis?
    Ich habe dafür keine Erklärung, weil sie für uns alle überraschend gekommen ist.
    Und vielleicht hat er da und dort die Situation falsch eingeschätzt.
    In welcher Hinsicht falsch eingeschätzt?
    Nämlich, dass er gemeint hat, dass die Partei noch immer Wert darauf legt, dass er die Partei führt.
    Das ist aber nicht der Fall.
    Die Verantwortung ist von ihm auf andere übergegangen.
    Und die tragen jetzt die Verantwortung für die Partei.
    Und sie haben den Selbstverständnis in Anspruch darauf, dass die gesamte Partei loyal mit ihnen mitgeht.
    So wie das zu seiner Zeit auch der Fall gewesen ist.
    Da sind auch alle loyal mit Kreisky mitgegangen.
    Nun hat Bruno Kreisky die Ansicht, dass seine Linie, in der er die SPÖ in den letzten Jahren geführt hat, durch die jetzige Parteiführung offensichtlich in Gefahr ist.
    Das ist Ihrer Meinung nach nicht der Fall.
    Kreisky war immer ein großer Analytiker.
    Das ist unbestritten.
    Er hat auch die Zusammenhänge erkannt, um die es in der Politik geht.
    Und mich wundert es eigentlich, dass er diesmal diese Analyse nicht angewendet hat.
    Denn hätte er das getan, dann hätte er erkannt, dass der große Erfolg dieser Koalitionsverhandlungen darin liegt, dass die Koalitionsverhandlung aus den Kreisen der SPÖ alles das an Begünstigungen abgesichert hat, was er mit seiner Regierung im Laufe seiner Zeit zustande gebracht hat.
    Denn immerhin wurden ja, soviel mir bekannt ist,
    und 240 Gesetze gegen den Willen der ÖVP beschlossen in der Zeit der Alleinregierung der SPÖ.
    Der Inhalt dieser Gesetze bleibt existent und bei uns wird das nicht stattfinden, was in anderen Ländern der Welt stattgefunden hat, nämlich dass die ablösenden konservativen Regierungen alles das wieder beseitigen, was die Sozialdemokratie gebracht hat.
    Bei uns wird das existent bleiben.
    Und es wird das gemacht werden, was wir verlangt haben, nämlich dass die Politik sich auf die zukünftigen Notwendigkeiten in unserem Staat ausrichtet.
    Zwei Personen, die Bruno Kreisky besonders angegriffen hat in seinen Interviews, sind Fred Sinowatz und Franz Wranitzki.
    Wie sollten denn diese beiden Ihrer Meinung nach auf Kreiskys Attacken reagieren?
    Die beiden sollen so reagieren, wie sie reagieren.
    Sie sollen cool bleiben.
    oder kühl bleiben, um es in unserer Sprache zu sagen.
    Und sie sollten nicht dazu beitragen, dass die Sache eskaliert wird.
    Allerdings stelle ich das fest mit der Einschränkung, dass vom Fall zu Fall die Notwendigkeit besteht, mit einer sehr klaren und deutlichen Sprache alles zu sagen, von dem man glaubt, dass es notwendigerweise gesagt werden muss.
    Ich danke Ihnen für das Gespräch, Herr Landeshauptmann.
    Danke auch.
    Soviel zur Kritik des Kärntner Landeshauptmannes Wagner an der Kritik Kreiskis.
    12.41 Uhr ist es mittlerweile geworden, ein Themenwechsel jetzt und zwar zum Stichwort AIDS.
    Die Best des ausgehenden Jahrtausends, wie das erst vor wenigen Jahren als solches erkannte Immunschwäche-Syndrom bereits genannt wird.
    greift anscheinend unaufhaltsam weiter um sich.
    Weltweit sind mindestens 36.000 akute Fälle bekannt.
    Ganz ohne Zweifel gibt es darüber hinaus schon hunderttausende Infizierte, die von ihrer Ansteckung noch gar nichts ahnen.
    Die jüngsten Zahlen aus Österreich lauten etwa 50 diagnostizierte akute AIDS-Fälle und rund 30 AIDS-Tote.
    Als Virusträger, die nicht unbedingt selbst erkranken müssen, sind in Österreich bisher rund 1.500 Menschen identifiziert worden.
    In Österreich gibt es seit dem Sommer des Vorjahres eine Meldepflicht für Aids, auch in Schweden und in Italien.
    In der Bundesrepublik Deutschland sind entsprechende Forderungen abgelehnt worden.
    Probleme mit Aids hat man verstärkt auch im Urlaubsland Kenia in Afrika, nicht nur in medizinischer, auch in fremdenverkehrspolitischer Hinsicht.
    Denn seit vor kurzem in einer Tageszeitung Hoteldirektoren über stark zurückgehende Buchungszahlen geklagt haben, sind die Tourismusmanager besorgt.
    Und die Regierung versucht gegenzusteuern und die Pressemeldungen auch international als Kampagne gegen Kenia hinzustellen, wie Wolfgang Schütte berichtet.
    Berufsschädigung, Schmutzkampagne schimpfte der zuständige Tourismusminister über Presseberichte im In- und Ausland.
    Kenia stand im Mittelpunkt einer neuen AIDS-Hysterie, die dem Land tatsächlich schweren Schaden zufügen kann.
    Zuerst wurde 500 britischen Soldaten einer Fallschirmjägereinheit verboten, nach einer gemeinsamen Übung mit Kenianern, sich wie gewohnt am Indischen Ozean in Malindi und Mombasa von den Strapazen zu erholen.
    Angeordnet hatte diese Enthaltsamkeit das britische Verteidigungsministerium, ohne den Botschafter in Nairobi vorher zu fragen.
    Gleichzeitig wurden mehrere kenianische Studenten wegen positiven Eselbefunds aus Indien ausgewiesen.
    Auch dies fand sofort in großer Aufmachung seinen Weg in die Tageszeitungen.
    Da war der Bericht des amerikanischen Nachrichtenmagazins Newsweek mit 5 Millionen Aidsträgern in Afrika und bisher 50.000 Aidstoten noch fast im Gedränge untergegangen.
    Nur die angebliche Tatsache, dass jeder afrikanische Aidstote mindestens 32 verschiedene Sexualpartner gehabt habe, gab der Geschichte den richtigen Pep.
    Dabei versuchte die kenianische Regierung seit Anfang 86, die Gefahr von AIDS nicht mehr herunterzuspielen und die Bevölkerung über die wichtigsten Tatsachen aufzuklären.
    Unter dem Titel Verbreitet Tatsachen nicht Angst lief eine Anzeigenserie in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz über Krankheitssymptome, Ansteckungsmöglichkeiten und Gefahren.
    Ein eigens gegründetes Komitee veröffentlichte regelmäßige Berichte über Neuerkrankungen.
    So wurde ohne Beschönigung zugegeben, dass die Zahl der Prostituierten in der Hauptstadt Nairobi, die Aids-Antikörper besitzen, von nur wenigen Prozent auf zwei Drittel gestiegen ist innerhalb von fünf Jahren.
    Doch die angemessene Gewichtung fällt besonders fremden Beobachtern schwer.
    Fakten, die inzwischen verfügbar sind, werden zu Sensationsgeschichten verrührt.
    Da macht ein großes britisches Reiseunternehmen darauf aufmerksam, dass ihre Klientel nichts zu befürchten habe, im Gegensatz etwa zu den Deutschen.
    Denn sie käme ja nicht zum Sexurlaub nach Kenia.
    Dies wiederum entrüstete die so diskreditierte deutsche Tourismusbranche.
    Der Spiegel berichtete vom Sündenfool Malindi und zitierte eine Untersuchung bei Prostituierten eben dort, von der niemand weiß, wer sie durchgeführt hat und wann.
    Ergebnis, acht von zehn Gunstgewerblerinnen sind Aids-Trägerinnen.
    Ein Charterflug aus Österreich, so berichtete eine Tageszeitung, sei daraufhin abgesagt worden.
    Andererseits, so stellten Touristikunternehmen in Europa und den USA fast übereinstimmend fest, es habe keinen Einbruch gegeben, man sei nur etwas nervös wegen der Pressekampagne gewesen.
    Aber die Touristen seien inzwischen doch aufgeklärter.
    Oder, wie es ein Londoner Reiseunternehmen formulierte, das Ganze hat auch eine gute Seite.
    Jetzt werden all jene Fremden-Elemente abgeschreckt, die Kenia und insbesondere seine Küste den zweifelhaften Ruf eines Sex- und Sauf-Paradieses angehängt haben.
    Wer nur Sonne und Sand, Erholung und wilde Tiere haben will, findet in Kenia noch immer, was er sucht.
    Und eine andere Vermutung kann zu den Akten gelegt werden.
    Durch Insektenstiche kann Aids nicht verbreitet werden.
    12 Uhr 45.
    Der harte Winter fordert vor allem auch im Balkanstaat Rumänien seinen Tribut.
    Am Wochenende wurde der private Autoverkehr für die Dauer des Winters verboten.
    Diese Maßnahme wird nun schon das dritte aufeinanderfolgende Jahr verhängt.
    Die rumänische Regierung hat sich einem eisernen Sparprogramm verschrieben und möchte keine unnötigen Devisen ausgeben.
    In Wirtschaftszahlen lässt sich der traurige Alltag der rumänischen Staatsbürger nicht ganz darstellen.
    Karl Stipsitz versucht es mit Worten.
    Glücklich ist in Rumänien, wer noch Großeltern hat.
    Um vier Uhr morgens stehen die alten Leute auf, gehen zu Fuß in das nächste Geschäft und stellen sich wortlos an.
    Vier Stunden später, um acht Uhr früh, wird die Milch verkauft.
    Ein Liter pro Kopf, wenn sie ankommt.
    In Rumänien ist die öffentliche Versorgung praktisch zusammengebrochen.
    Eigene Lebensmittelmarken sollen seit Jahren die gerechte Vergabe von S-WAN regeln.
    Vorgesehen sind folgende Rationen.
    Je 10 Dkg Butter, ein halbes Kilo Mehl, ein Kilo Zucker im Monat und 30 Dkg Brot am Tag.
    Fragt man in rumänischen Geschäften nach so selbstverständlichen Dingen wie Salz, ist die Antwort der Verkäuferinnen ein Achselzucken.
    Fleisch wird in Form von Hühnerhaxen, Hühnerköpfen und Knochen alle drei bis vier Monate angeliefert.
    In kleinen Dörfern am Land sind die Lebensmittelläden seit Monaten geschlossen.
    Geld hat in Rumänien nahezu völlig an Bedeutung verloren.
    Man ist 40 Jahre nach Beginn des kommunistischen Experiments zum Tauschhandel zurückgekehrt.
    Zigaretten der Marke Kent und Kaffee, so heißen die Schmiermittel, die die rumänische Untergrundwirtschaft beleben.
    Ein Kilo Kaffee aus Ungarn eingeschmuggelt kostet einen durchschnittlichen Monatslohn.
    Dieser Monatslohn ist in den Fabriken abhängig von der Leistung der Arbeiter.
    In vielen Unternehmen aber stehen die Maschinen still.
    Die Stromlieferungen kommen in unregelmäßigen Abständen.
    Die Kraftwerke des Landes sind nur zu 60 Prozent ausgelastet.
    Es mangelt an Öl und Kohle.
    Der tägliche Kampf ums Überleben hat auch die Menschen verändert.
    Gute Freunde verstecken die gehamsterten Waren voreinander.
    Die tägliche Gier verrückt die moralischen Wertmaßstäbe.
    Bestechung, Verführung, Erpressung.
    Alles ist erlaubt, um in den Besitz eines halben Kilo Mehl zu gelangen.
    Auf dem Land, besonders im rumänisch, ungarisch und deutschsprachigen Siebenbürgen, ist die Selbstmordrate unter jungen Familienvätern stark angestiegen.
    Sie können die Schande nicht mehr ertragen, die eigene Familie nicht ausreichend ernähren zu können.
    In diesen Zeiten der Mangelwirtschaft ist in Rumänien eine in Europa längst verschollen geglaubte Figur wieder aufgetaucht.
    Der Wanderhändler, ein Zigeuner, der von Haus zu Haus zieht und einem festen Kundenkreis Waren anbietet, die es in den Geschäften nicht mehr zu kaufen gibt.
    In weiten Teilen des Landes wird der Strom zwischen 18 und 21 Uhr ganz abgedreht.
    Es gibt kein Fernsehen, kein Radioton ist zu hören.
    Auf den Straßen liegt der Schnee.
    Kein Auto stört die vermeintliche Idylle.
    Hinter den Fensterscheiben ist es dunkel.
    Kerzen und Petroleum sind längst ausverkauft.
    Allabendlich fällt Rumänien ins dunkle Mittelalter zurück.
    Zurück jetzt noch einmal zur massiven Kritik Bruno Kreiskis an der SPÖ und den Reaktionen.
    Wie sieht der ehemalige Außenminister unter Bruno Kreiski, Erwin Lanz, die Sorge des Altkanzlers um die Entwicklung der SPÖ?
    Lanz hatte sich schon beim SPÖ-Parteirat der Meinung Kreiskis angeschlossen, dass die Abgabe des Außenministeriums an die ÖVP besonders schmerzlich sei.
    Ernest Hauer spricht mit Erwin Lanz.
    Herr Direktor Lanz, der Verzicht auf das Außenministerium ist ja jetzt nur ein Punkt der Kritik, die Bruno Kreisky an der SPÖ-Führung übt.
    Glauben Sie, ist diese weitgehende Kritik, wie sie jetzt aus dem Mund Bruno Kreiskys kommt, ist das gut für die Partei?
    Kann sich das die SPÖ leisten?
    Das sind immer Einschätzungsfragen, aber eine möglichst offene Diskussion
    Wenn sie sachlich bleibt, kann der Partei auf gar keinen Fall schaden, wer immer sie führt.
    Offene Diskussion hieße in dem Fall, dass auch die Angegriffenen, also konkret Fred Sinowatz und Franz Franitzki, Stellung nehmen müssten.
    Ja, ich glaube, das ist doch vernünftiger, als wenn man so tut, als sei nichts gewesen.
    Man soll über die offenbar
    bestehenden, mir durchaus verständlichen, Verhärmungen hinaus eben in den Sachbereich der Auseinandersetzung vordringen.
    Das wird also allen guttun, das wird vor allem Österreich guttun.
    Und Sachbereich heißt eben unter anderem auch über das Verhältnis zur ÖVP, über das Verhältnis zu den Bürgerlichen.
    Bruno Kreisky hat Franz Franitzki ja vorgeworfen, das zu tun, was die Bürgerlichen wollen.
    Darüber müsste man sich auseinandersetzen.
    Ich will ja nicht behaupten, dass jemand, der eine Behauptung aufstellt, damit Recht hat.
    Aber die Dinge kommen nur dann ins Lot, wenn man sich mit diesen Fragen konkret auseinandersetzt und dann der Interessierte in der Öffentlichkeit sich ein Urteil darüber bilden kann, wer Recht hat.
    Wie groß, glauben Sie, ist denn der Rückhalt, den Bruno Kreisky heute in der SPÖ, in der Basis der SPÖ hat?
    Ich bin weder IFES noch IMAS noch Gallup oder sonst wer.
    Das wird sicherlich ein Prozess sein, dessen Ausgang ich nicht abzuschätzen vermag im gegenwärtigen Zeitpunkt.
    Generell ist es so in der Partei, dass man sehr kritisch ist gegenüber allem, was in der Öffentlichkeit diskutiert wird und die Partei betrifft.
    Wenn die Partei zunehmend dafür innerlich weniger Raum lässt, dann bleibt ja nichts anderes übrig.
    Und im Übrigen sind ja Parteisitzungen selber aus guten Gründen, wie ich glaube, öffentlich gemacht worden, wie etwa Parteitage oder Parteiratstagungen.
    Und damit ist halt leider eine interne Diskussion auch eine öffentliche geworden.
    Aber dafür können die Diskutanten nichts, sondern das liegt im Zug der Zeit.
    Und Roma Kreiskes Stimme hat jedenfalls in der SPÖ nach wie vor so viel Gewicht, dass sie ernst genommen werden müsste?
    Ja, ich glaube, ein Mann, der in so vielen Bereichen die Republik geprägt hat, den müsste man doch ernst nehmen und vielleicht ist ein Teil seiner Reaktion auch darauf zurückzuführen, dass er das Gefühl hat, dass ihn manche nicht ernst genommen haben.
    Kreiskis Ex-Außenminister Erwin Lanz.
    12.52 Uhr, ein Beitrag der Kulturredaktion.
    Wer Lust hat auf große Opern und schöne Stimmen, ungestört durch mehr oder minder geglückte Regie-Einfälle, hat heute und am Mittwoch im Wiener Konzerthaus um 19.30 Uhr Gelegenheit dazu.
    Zu hören gibt es die in Wien schon mehr als 100 Jahre nicht gespielte Rossini-Oper Semiramide.
    Das ORF-Symphonieorchester und die Wiener Singakademie wird von Oleg Caetani dirigiert.
    Solisten sind unter anderem Monserrat Caballé, Kathleen Kuhlmann, Dalmatio González und Boris Martinovic.
    Den Bericht über diese Konzertante, Opernproduktion in italienischer Sprache, gestaltete Erich Gabriel.
    In der 1823 im Teatro Fenice in Venedig uraufgeführten Rossini-Oper geht es um das dramatische Leben der legendären assyrischen Königin Semiramis.
    1748 schrieb Voltaire über sie ein Stück und darauf basiert die Semiramide.
    Ein Grund, warum diese Oper selten aufgeführt wird, ist für den Konzerthaus-Generalsekretär Alexander Pereira die Schwierigkeit, Sänger zu finden, die den fast akrobatischen Anforderungen der Musik gewachsen sind.
    Ich glaube, dass es eine herrliche Oper ist und wenn dann die Frau Caballé mit der Frau Kuhlmann in geradezu wahnbitzigen Koloreaturen dann auch noch zusammen sind und ein sehr schöner Orchesterklang dazukommt, dann kommen Momente da,
    Da können sie ausflippen.
    Ein Ausschnitt aus dem Duett aus dem zweiten Akt mit Kesselin Kuhlmann und Montserrat Caballé.
    Montserrat Caballé hat die Semiramide 1980 in Aix-en-Provence zum ersten Mal gesungen und dann in New York, London, Hamburg und in Berlin ebenfalls in einer Konzertantenaufführung.
    Wenn man auf die Bühne ist und geschminkt und mit Perücken und Kleidung und so fort,
    Es ist, man gibt eine andere, vielleicht ins Gesicht, von der Weite und so weiter, Impression, aber in Konzerthallen, man ist ganz mit einem Abendkleid und man sieht deinen Ausdruck und dein Gefühl und deine Augen und da sieht man viel mehr die Feeling, ne, das man hat.
    Die dramatisch-theatralische Spannung einer Bühnenaufführung ist zwar im Konzertsaal nicht erreichbar, aber es gibt für Oleg Kaetani, der im vorigen Jahr Donizettis Polluto dirigierte, andere Vorteile.
    Wenn man das erreichen möchte, was man im Theater erreicht, man erreicht das nie.
    Aber wenn man die Vorteile der Konzertante aufführt, dass man sich total auf die Musik konzentrieren kann,
    dann ist es natürlich, eine concertante Oper ist was Herrliches.
    Weil es ist überhaupt nichts, was die Musik verhindern kann.
    Und die Sänger fühlen sich absolut sicher, auch wenn die die Rolle aufwendig drauf haben, die können die Noten haben, die haben ein sehr näheres Kontakt zum Dirigenten.
    Und deswegen finde ich concertante Opern eine ganz tolle Sache.
    Wie kommt Alexander Pereira eigentlich zu den großen Namen in der Besetzung dieser Raritäten?
    Viele der Weltstars laufen mit einem Lebenswunsch herum, den sie vielleicht auch schon zehnmal irgendeinem Opernhaus angeboten haben und die haben immer abgesagt.
    Und dann sind sie selig, wenn man ihnen einmal die Möglichkeit gibt und die Chance bietet, ein solches Stück wenigstens konzertant zu machen.
    Die Aufführung der Semiramide ist am kommenden Sonntag im Rundfunk im Programm Österreich 1 um 19.05 Uhr zu hören.
    Nach dem Beitrag gestaltet von Erich Gabriel jetzt noch eine Nachrichtenübersicht.
    Österreich.
    Altbundeskanzler Kreisky hat seine Kritik am SPÖ-Vorsitzenden Sinovac und an Bundeskanzler Warnitzki bekräftigt.
    In einem Interview im Mittagsschornal betonte Kreisky, er nehme nichts zurück.
    Wenn er das Spital verlassen könne, werde er deutlicher werden.
    Es seien große negative Dinge in der sozialistischen Partei passiert, sagte der Altbundeskanzler.
    Er wolle nicht schweigen.
    Schweigen werde als Zustimmung ausgelegt.
    Allgemein bezeichnete er den Zustand der SPÖ als katastrophal.
    Die Spitze der SPÖ begreife dies nicht, sagte der Altbundeskanzler.
    Seinen Vorschlag, Sinovac zu seinem Nachfolger zu machen, nannte Kreisky einen Irrtum.
    Wörtlich sagte er, er habe die Entwicklung nicht voraussehen können.
    Zu seinem derzeitigen Zustand betonte der Altbundeskanzler, es gehe ihm gesundheitlich gut.
    Er sei noch nicht so tot, wie es sich manche wünschten.
    Die Vorsitzende der jungen Generation in der SPÖ, Maria Berger, hält das Angebot an Kreisky aufrecht, den Ehrenvorsitz in ihrer Organisation zu übernehmen.
    Maria Berger sagte, in dem Profilinterview Kreiskys sei deutlich geworden, dass sich der Altbundeskanzler Sorgen über seine Politik der Arbeitsplatzsicherung mache.
    In diesem Punkt sei die junge Generation in der SPÖ mit Kreisky einer Meinung.
    Der Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner meinte zur Kritik Kreiskis an der SPÖ-Führung, der Altkanzler sei ein angesehener Mann, er sollte sich aber aus der Tagespolitik heraushalten.
    Die Kritik Kreiskis sei vielleicht auf dessen falsche Einschätzung zurückzuführen, dass innerhalb der Partei Wert auf seine Kreiskis-Führung gelegt werde, sagte Wagner.
    Im vergangenen Jahr sind die Verbraucherpreise gegenüber 1985 um 1,7 Prozent gestiegen.
    Im Dezember erhöhten sich die Preise gegenüber Dezember 1985 um 1,1 Prozent.
    Iran, Irak.
    Im Golfkrieg sind die iranischen Truppen bis vor die irakische Hafenstadt Basra vorgedrungen.
    Die Einheiten überschreiten den Fluss Shat al-Arab.
    Basra wird ständig von iranischer Artillerie beschossen.
    Die Einwohner flüchten in Massen.
    Die irakische Luftwaffe bombardiert ihrerseits iranische Städte.
    Libanon.
    Die Kämpfe im Libanon sind in den vergangenen Stunden heftiger geworden.
    Nach Angaben der libanesischen Polizei griffen auch israelische Schnellboote in die Gefechte zwischen Palästinensern und schiitischen Milizen in der Nähe der Hafenstadt Sidon ein.
    Von israelischer Seite wurde diese Aktion bestritten.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis zum Abend.
    Im Westen teilweise heiter, sonst meist stark bewölkt.
    Nachmittagstemperaturen minus 5 bis plus 1 Grad.
    Eine Stunde Mittagsjournalinformation ist beendet.
    Einen recht angenehmen Nachmittag wünscht Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.
    Das war's.
    Tschüss!

    Beiträge dieses Journals

    Trailer Kreisky in Moderatorenansage
    Einblendung: Altbundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Mitwirkende: Auer, Christian [Gestaltung] , Amon, Ingrid [Sprecher/in]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Mitwirkende: Amon, Ingrid [Sprecher/in]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Telefoninterview Kreisky: wiederholt Angriffe auf SPÖ-Spitze
    Interview: Altkanzler Kreisky
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Allgemeines Krankenhaus [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview Maria Berger, Junge Generation in der SPÖ, zu Kreisky
    Interview: JG-Vorsitzende Berger
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Berger, Maria [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu Kreisky-Aussagen
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    2 Wochen vor der WM: die Probleme im österreichischen Schi-Team
    Mitwirkende: Seeger, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Möglichkeiten einer Modernisierung der ÖBB
    Einblendung: SGP-Chef Woltron
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Woltron, Klaus [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview Landeshauptmann Leopold Wagner zu Kreisky
    Interview: Landeshauptmann Wagner (SPÖ)
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Wagner, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tourismus in Kenia nimmt durch AIDS rapid ab
    Mitwirkende: Schütte, Wolfgang [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Ort: Nairobi [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Winterliche Energiekrise in Rumänien
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview Erwin Lanc zu Kreisky
    Interview: ehemaliger Außenminister Lanc
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Lanc, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Selten gespielte Opern in konzertanten Aufführungen im Wiener Konzerthaus
    Einblendung: Szenenausschnitte, Konzerthaus-Generalsekretär Pereira, Sängerin Caballé, Dirigent Caetani
    Mitwirkende: Gabriel, Erich [Gestaltung] , Pereira, Alexander [Interviewte/r] , Caballé, Montserrat [Interviewte/r] , Caetani, Oleg [Interviewte/r]
    Datum: 1987.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1987.01.19
    Spieldauer 01:00:00
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Glück, Luis [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1987.01.19 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-870119_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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