Mittagsjournal 1987.07.06

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag beim Mittag-Journal, sagt eine Fritz Wendler als Redakteur im Studio.
    Unsere geplanten Beitragsthemen sind heute unter anderem eine außerordentliche Regierungssitzung, bei der es um Budget-Sparmaßnahmen geht.
    Das innenpolitische Aufsehen, das eine angebliche Interviewäußerung Sozialminister Dallingers erregte, wonach Fred Sinowatz vom Prototyp her nicht der geeignetste SPÖ-Vorsitzende wäre.
    Mit dem Generaldirektor der VEW, Schmoll Gruber, dessen Rücktritt der Zentralbetriebshaus Oppmann forderte, sprechen wir über die weiter verschärfte Krise des verstaatlichen Edelstahlkonzerns.
    ÖVP-Oppmann Alois Mock gibt eine Pressekonferenz mit dem Thema aktuelle Fragen der Innenpolitik.
    In der UNO steigen die Hoffnungen im Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak eine Feuerpause verhängen zu können.
    In Ungarn werden in manchen Betrieben nun Mitarbeiteraktien ausgegeben.
    Und dann gibt es noch ein Interview mit dem designierten neuen Direktor des vom Zahn der Zeit reichlich angenagten Alten Technischen Museums in Wien.
    Vor all dem jetzt aber eine von Ferdinand Olbert zusammengestellte Meldungsübersicht, die Herbert Slavik liest.
    Sowjetunion.
    Der deutsche Bundespräsident Richard von Weizsäcker ist am Vormittag zu einem sechstägigen Staatsbesuch in Moskau eingetroffen.
    Weizsäcker wird unter anderem mit Staatspräsident Gromyko und Parteichef Gorbatschow zusammentreffen.
    Hauptthema dürfte das Ost-West-Verhältnis sein.
    Außerdem sind Begegnungen mit Bürgerrechtskämpfern geplant.
    Der deutsche Bundespräsident wird von Außenminister Genscher begleitet.
    Die Parteizeitung Pravda widmet dem am Nachmittag beginnenden Besuch große Aufmerksamkeit.
    Auf der Titelseite der heutigen Ausgabe veröffentlicht die Pravda eine Biografie Weizsäckers.
    Es wird auch ein Interview mit dem deutschen Präsidenten abgedruckt.
    USA.
    Die Vereinigten Staaten halten an ihrem Plan fest, elf kuwaitische Tanker unter amerikanischer Flagge im Persischen Golf fahren zu lassen.
    Der Stabschef im Weißen Haus, Howard Baker, sagte, Washington sei allerdings bereit, die geplante Verstärkung seiner Streitmacht im Golf noch einmal zu überdenken.
    Bedingung wäre, dass die Sowjets ihre Schiffe aus der Region abziehen.
    Ein amerikanisch-sowjetisches Gipfeltreffen noch in diesem Jahr ist nach Ansicht Bakers durchaus möglich.
    Südkorea.
    Die Behörden haben 177 Personen freigelassen, die während der regierungsfeindlichen Demonstrationen der vergangenen Wochen festgenommen worden sind.
    In den kommenden Tagen sollen weitere 300 politische Gefangene auf freien Fuß gesetzt werden.
    Nach Angaben der Opposition gibt es in Südkorea derzeit etwa 3.000 politische Häftlinge.
    Die Freilassungen sind Teil der von Präsident Jeon Do-hwan in der vergangenen Woche angekündigten Reformen zur Demokratisierung.
    Israel.
    Ministerpräsident Shamir hat den Staatsbesuch von Bundespräsident Waldheim in Jordanien als Affront gegen das jüdische Volk bezeichnet.
    Vor einer Gruppe kanadischer Juden in Jerusalem sagte Shamir, Araber sollten dafür sensibel sein, welche Erinnerungen Juden mit der Nazizeit verbinden.
    Wenn die Araber wirklich Frieden mit Israel wollten, sollten sie sich von jeder Identifikation der Erfahrung des Nazismus fernhalten, meint der israelische Regierungschef.
    Österreich Die Errichtung des Dorfertalkraftwerks scheint immer unwahrscheinlicher zu werden.
    Landwirtschaftsminister Riegler sieht nach den Worten seines Pressesprechers kaum noch Chancen für einen Antrag auf Bevorzugung für den Bau des Kraftwerkes.
    Riegler vertritt ferner die Meinung, dass man derzeit nicht mehr Spitzenstrom brauche und die Elektrizitätswirtschaft ohnehin über genügend Kraftwerksreserven verfüge.
    Teile des Augebietes beim Donaukraftwerk Altenwörth in Niederösterreich trocknen aus.
    Das wird in einem Gutachten der forstlichen Bundesversuchsanstalt festgestellt.
    Demnach sind seit der Errichtung des Kraftwerks im Jahr 1976 tiefgreifende Verschiebungen in der Zusammensetzung der Pflanzenbestände erkennbar.
    Den feuchten Auen fehlen wiederkehrendes Hochwasser und die natürliche Düngung.
    Die von den DoKW errichteten sogenannten Gießgänge könnten die Funktion der Donau im Au-Gebiet nicht vollständig ersetzen, heben die Experten hervor.
    Die forstliche Bundesversuchsanstalt hat an mehr als 400 Testflächen den Zustand der Au vor der Errichtung des Kraftwerks und zehn Jahre später untersucht.
    Angesichts der dramatischen Situation beim verstaatlichen Edelstahlkonzern VEW findet morgen in Wien ein Gipfelgespräch unter dem Vorsitz von verstaatlichen Minister Streicher statt.
    Zuletzt wurde eine Bilanzverschlechterung der VEW für 1987 von ursprünglich 1,8 Milliarden auf 2,4 Milliarden Schilling Verlust prognostiziert.
    Es gab Lagerabwertungen bei der VEW-Tochtergesellschaft Böhler Pneumatik International.
    Bei der morgigen Besprechung soll erörtert werden, durch welche Maßnahmen die Situation verbessert werden kann.
    Mit konkreten Beschlüssen ist allerdings noch nicht zu rechnen.
    Nach den Worten von Rosemarie Bauer, der geschäftsführenden Bundesleiterin der ÖVP-Frauenbewegung, hat sich der Gesundheitszustand der Österreicherinnen dramatisch verschlechtert.
    Bauer sagte, bei den Krebserkrankungen liege die Zahl der betroffenen Frauen wesentlich über jener der Männer.
    Auch ein Anstieg von Alkohol, Nikotin, Drogen und Medikamentenkonsum sei zu verzeichnen.
    Rosemarie Bauer forderte dringende Maßnahmen zur Verbesserung der Vorsorgeuntersuchungen und der generellen Information über Gesundheitsrisiken.
    Bei einem Anschlag auf eine vom Militär benutzte Schule im Norden der Insel sind heute mindestens 20 Soldaten ums Leben gekommen.
    Ein Militärsprecher in Colombo sagte, der Anschlag sei von tamilischen Rebellen verübt worden.
    In dem Gebiet sind seit Tagen schwere Kämpfe zwischen der Armee und den Separatisten im Gange.
    Frankreich.
    Bei der Explosion eines Sprengsatzes in der Ortschaft Anglais in den französischen Pyrenäen ist in der vergangenen Nacht ein Mann getötet worden.
    Sein Begleiter wurde verletzt.
    Die beiden wollten nach Ansicht der Polizei eine Bombe vor dem Rathaus deponieren.
    Der Sprengstoff ist offenbar vorzeitig explodiert.
    Auch in weiteren zwei Pyrenäen-Ortschaften wurden Bombenattentate verübt.
    Es entstand Sachschaden.
    Urheber der Anschläge dürften baskische Separatisten sein.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Auf dem NATO-Flugplatz Laar in Baden-Württemberg ist heute ein Bombenanschlag verübt worden.
    Die Explosion des Sprengsatzes löste einen Brand aus, es entstand schwerer Sachschaden.
    Bei den Löscharbeiten wurde ein Feuerwehrmann verletzt.
    Über die Urheber des Anschlages ist nichts bekannt.
    Nun der Wetterbericht.
    Die Großwetterlage zeigt keine wesentliche Änderung.
    Mitteleuropa bleibt nach wie vor unter Hochdruckeinfluss.
    Die Aussichten bis morgen früh, wolkenlos oder heiter, am späteren Nachmittag gebietsweise mäßige Quellwolkenentwicklung, schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 23 bis 29 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 11 bis 18 Grad.
    Die Aussichten für morgen, Dienstag, sonnig.
    Am Nachmittag von Westen her wieder zunehmende Gewitterneigung, schwachwindig.
    Tageshöchsttemperaturen 25 bis 30 Grad.
    Und das Wetter bis Freitag, voraussichtlich ab Wochenmitte Übergang zu unbeständigem Wetter.
    Nun die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 22°, ebenso Eisenstadt.
    St.
    Pölten, Heiter 20°, Nordostwind 20 km in der Stunde.
    Linz, Heiter 21°, Ostwind 25.
    Salzburg, wolkenlos 22, Nord 15.
    Innsbruck, Heiter 23.
    Bregenz, wolkenlos 21°, Nordwestwind 10 km in der Stunde.
    Graz und Klagenfurt, Heiter 21°.
    Das waren die Nachrichten und das Wetter, es ist 12.08 Uhr und wir kommen jetzt zum Beitragsteil des Mittagsjournals.
    Nachdem in der vergangenen Woche von den Regierungsparteien im Parlament etliche Maßnahmen beschlossen worden sind, die durchaus auch als Entlastung des Budgets zu verstehen sind, etwa die Kürzung der Sparförderungen oder die Anhebung der Fernmeldegebühren, sowie die Schaffung der Möglichkeit Wohnbaudarlehen vorzeitig zurückzuzahlen,
    hat sich die Bundesregierung heute im Kanzleramt zusammengesetzt, um zu überlegen, wo beim Budget 1988 auch auf der Ausgabenseite Entlastungen möglich wären.
    Genaue Zahlen gibt es bisher zu den Budgetvorstellungen noch kaum.
    Doch Bundeskanzler Franz Franitzki hob nach der Regierungsklausurtagung den konsequenten Sparwillen in allen Ressorts hervor, berichtet Gisela Hopfmüller.
    Etwa 75 Milliarden Schilling macht das Nettodefizit des heurigen Budgets aus.
    Und zuletzt war immer wieder davon die Rede, dass dieses Nettodefizit, also die Neuverschuldung des Staates, in den kommenden Jahren auf knapp unter 60 Milliarden gedrückt werden soll.
    Denn der Staat braucht bei seinen Finanzen wieder mehr Spielraum.
    Den finanzpolitischen Maßnahmen für das kommende Halbjahr, besonders aber den Beratungen um das Budget 1988, war heute auch die Klausursitzung der Bundesregierung gewidmet.
    Der Finanzminister steckt ja mitten in den Budgetverhandlungen.
    Das Regierungsanliegen dafür formulierte Bundeskanzler Franz Franitzki nach der Sitzung so.
    Die Situation ist nicht leichter, sie ist eher schwieriger geworden, weil die Steuereinnahmen zurückbleiben und weil aufgrund der doch einigermaßen laxen Konjunktur sich auch keine besonders hohen Erwartungen für die zweite Hälfte des Jahres ergeben.
    Wir möchten
    die angepeilten Budgetziele, nämlich schrittweise den Anteil der Neuverschuldung am Sozialprodukt zurückbringen.
    Und wir gehen außerdem davon aus, dass wir durch eine Reihe von Maßnahmen, wie Zinssenkungen, wie neue Wege in der Exportfinanzierung, wie verstärkter Einsatz der Investitionsmöglichkeiten im Umweltbereich, außerbudgetäre Finanzierung von Bauvorhaben,
    und vieles andere mehr, dem notwendigen Konsolidieren des Budgets auf der einen Seite, auch einen belebenden Effekt auf der anderen Seite gegenüberstellen, sodass wir hier zu einer größtmöglichen Ausgewogenheit kommen.
    Es geht ja unter anderem darum, in den Ressorts jeweils 8% einzusparen.
    Wo klemmt es denn da am meisten, in welchem Ressort?
    Genau genommen klemmt das Einsparen überall, weil es ja in Österreich so ist, dass der Staat über viele Jahre und Jahrzehnte maßgebliche Aufgaben übernommen hat, dass ihm auch sehr viele übertragen worden sind.
    Und jetzt geht es eigentlich darum, dass diese Aufgaben des Staates teilweise zurückgenommen werden, teilweise aber, und das ist das viel Wichtigere, so wirtschaftlich wie möglich angeboten und erfüllt werden.
    Jeder in ganz Österreich sagt, mein Gott, für sowas haben sie auch Geld.
    Und wir sagen uns das eben auch und prüfen jetzt einmal alles kritisch durch, was vielleicht entbehrlich ist oder was man besser machen könnte.
    Ein paar der genannten Punkte waren ja unter anderem erstens Überstunden, zweitens Zahl der Beamten, auf der anderen Seite auch Subventionen.
    Ist das ein Kern der Anliegen?
    Wir gehen davon aus, dass in jedem einzelnen Ministerium die Einsparungen so gleichmäßig wie möglich verteilt werden.
    Das heißt, es geht, wie Sie richtig sagen, um Teile des öffentlichen Dienstes, aber es geht natürlich auch um Subventionen.
    Wir haben da schon sehr viel gemacht.
    eine Reihe von Prämien ja bereits gekürzt oder ganz abgebaut.
    Es geht um den großen Bereich der öffentlichen Betriebe, Post, Bahn, es geht um die Landwirtschaft und so weiter.
    Es war im März einmal davon die Rede, dass Kanzleramtsminister Neisser eine Expertenkommission damit betrauen sollte, die effektivere Arbeit der Verwaltung des Bundes zu überdenken.
    Wird das für das nächste Budget schon einfließen?
    Das ist ein Bestandteil der Vorarbeiten.
    Worin liegt eigentlich der Vorteil, dass für das Budget 88 erstmals die sogenannte Beamtenrunde, also die Beamtenverhandlungen ums Budget entfallen?
    Vielleicht ist das nicht ein Weg, der von jetzt an ein für alle Mal eingeschlagen werden wird, aber ich war der Meinung, wir sollten das einmal so machen, um auch die klare politische Bedeutung, die wir der Budgetpolitik beimessen, erkennen zu lassen und die Minister sozusagen aus erster Hand selber ihre Verantwortung ausspielen lassen.
    Als straffes und klares Arbeitsziel sind 8% Ausgabeneinsparung in allen Ressorts jedenfalls unverrückbar, betont Kanzler Franitzki.
    Und damit wieder zurück ans Studio.
    Aus dem Bundeskanzleramt berichtete Gisela Hopfmüller von einer außerordentlichen Regierungssitzung über Budget-Sparmaßnahmen.
    Für einige innenpolitische Aufregung sorgte ein gestern im Kurier veröffentlichtes Interview mit Sozialminister Dallinger.
    Laut diesem Interview ist Alfred Dallinger nämlich angeblich der Meinung, Fred Sinowaz sei vom Prototyp her nicht der richtige SPÖ-Vorsitzende.
    Der stellvertretende SPÖ-Vorsitzende Leopold Graz, der bekanntlich auch Obmann der mitgliederstärksten Landesorganisation der SPÖ, der Wiener, ist, meinte dazu, sollte die Dallinger-Äußerung korrekt zitiert worden sein,
    dann wäre es eine Illoyalität gegenüber der Partei, deren Vorsitzenden und dem Bundeskanzler.
    Was die Kommentatoren der heutigen Tageszeitungen aus dem Kurierinterview mit dem Sozialminister herauslasen, das fasst Robert Stoppacher in der folgenden Presseschau zusammen.
    Die Mehrheit der Kommentatoren bezweifelt, dass Alfred Dallinger mit seinen jüngsten Äußerungen sich gleichsam für den SPÖ-Vorsitz angemeldet hat.
    Vielmehr wird Dallinger als Sprachrohr jener Sozialisten gesehen, die mit dem derzeitigen Kurs der SPÖ und der Regierung unzufrieden sind.
    Zunächst ein Blick in das SPÖ-Zentralorgan Neue AZ.
    Dort befürchtet Chefredakteur Manfred Scheuch eine heiße Sommerdiskussion in der Partei und kritisiert die Form, in der Dallinger seinen Standpunkt vorgebracht hat.
    Man liest.
    Was immer Dallinger zu sagen hat, soll er sagen.
    Aber der Weg über die Medien, noch dazu solche, die der Partei fern, wenn nicht feindlich, gegenüberstehen, ist dazu der schlechteste.
    Der erfahrene Gewerkschafter und verdienstvolle Sozialminister müsste eigentlich wissen, dass dieses Verfahren das von den Funktionären und Aktivisten der Partei am wenigsten geschätzte ist.
    Und Scheuch wirft die Frage auf, warum Dallinger seine Kritik nicht innerhalb der SPÖ geäußert hat.
    Und weiter.
    Dallinger meint, die Waldheim-Resolution beim Wiener SPÖ-Parteitag sei ein Signal auch für Bedenken in der Partei gegenüber Regierungsmaßnahmen gewesen.
    Auch darüber kann, muss man reden, aber bitte in einer Form, die die SPÖ nicht Gefahr laufen lässt, ihren großen Vorsprung gegenüber dem Koalitionspartner zu verlieren.
    In der Zeitung eben dieses Koalitionspartners im ÖVP-Organ Neues Volksblatt glaubt Walter Salzmann, dass es an der Roten Front brodelt.
    Bundeskanzler Franitzski bekomme zunehmend Widerstand in der sozialistischen Partei zu spüren, schreibt Salzmann.
    Jetzt hat sich immerhin ein Regierungsmitglied, wenn auch noch vorsichtig, so doch deutlich, zum Sprachrohr derer gemacht, denen sinowatzsche Zukunftspolitik zu nichts sagend und Franitzlis Regierungspolitik zu wenig sozialistisch ist.
    Wie Sinowaz als Parteichef vorwirkt und wie dies wiederum von seinen Genossen beurteilt wird, ist alleinige Sache der SPÖ.
    Was Franitzski anbelangt, sieht dies schon anders aus.
    Dabei wird es nämlich vor allem für die Volkspartei von Interesse sein, ob es der Linken in der SPÖ gelingen sollte, den Bundeskanzler zum Exekutor ihrer ideologischen Vorstellungen zurechtzustutzen.
    Dallinger als Sprachrohr der Linken.
    So sieht es auch Katharina Krawagna-Pfeifer in den Salzburger Nachrichten.
    Man liest, Dallinger hat mit seinen Aussagen nicht nur Sinovac allein gemeint.
    Mit dem Hinweis, die Partei müsse gegenüber der Großen Koalition eigenständiger auftreten, hat er gleichzeitig Bundeskanzler Franz Franitzki aufs Korn genommen.
    Dessen Effizienzpolitik, die nicht zuletzt von Sinovac kräftig abgestützt wird, bereitet den Linken in der SPÖ Unbehagen.
    Dallinger ist seit jeher ihr Sprachrohr.
    Dass sich die Dallinger-Kritik durchaus und vor allem gegen die Linie Franitzkis richtete, meint auch Heinz Kusnier in den oberösterreichischen Nachrichten, wenn er schreibt, Dallinger hat nur laut ausgesprochen, was viele Sozialisten, auch im ÖGB, bisher nur leise gemurrt haben.
    Nicht erst seit Dallinger, aber spätestens seither, ist das Problem auf dem Tisch.
    Muss die SP einen großen Teil ihres ideologischen Selbstverständnisses opfern, um, im Interesse Österreichs, Fehler der Vergangenheit auszubessern?
    Oder anders gesagt, muss heute eine SP à la Franitzki sein, weil es zu lange eine SPÖ à la Kreisky gegeben hat?
    Sinovac ist nur der Sündenbock, über den sich der Zorn entlädt.
    Gemeint ist Franitzki und seine Politik, auch eine Art der Funktionstrennung, meinen die oberösterreichischen Nachrichten.
    In der Grazer Kleinen Zeitung findet es Günther Kogler bemerkenswert, dass sich nun einmal nicht die ÖVP, sondern die SPÖ in eine Personaldebatte verstrickt hat.
    Er schreibt,
    Dallinger hat, indem er als erster laut die Zwölfer-Frage stellte, Mut bewiesen, auch wenn niemand behaupten wird, dass nur den Sozialminister solche Bedenken plagen.
    Die Überlegung, ob Sinowaz wirklich der ideale SPÖ-Chef ist, werden in der SPÖ viele schon angestellt haben.
    In der Regierungsmannschaft leiser, an der Basis lauter.
    Sicher, vielleicht ist auch der an Dallinger gerichtete Vorwurf richtig, Sinovac habe sich solche Äußerungen nicht verdient.
    Aber die Frage wurde gestellt.
    So wie es aussieht, wahrscheinlich nicht zum letzten Mal.
    Das waren von Robert Stoppacher ausgewählte Zeitungskommentare.
    Und die Frage, ob er Fred Sinowatz vom Prototyp her für den geeignetsten SPÖ-Vorsitzenden hält, wurde am Vormittag bei einer Parlamentssaisonbilanzpressekonferenz an SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer gestellt, der antwortete,
    nicht im Traum ein, da irgendein Vokabel oder ein Wort jetzt in den Mittelpunkt der Überlegungen zu rücken.
    Ich sage Ihnen, der Dr. Sinowatz ist gewählt
    ist aus guten Gründen gewählt und bekommt jene Loyalität und jene Zustimmung vom Kopf und von der Emotion her, die notwendig ist und die er sich auch verdient hat, um diese schwierige Aufgabe weiter erfüllen zu können.
    Ich verwende nicht das Vokabular des Kollegen Tallinger, weil ich nicht das Spiel spiele, ein Wort, das in die Luft geworfen wurde, aufzufangen und nach allen Richtungen zu zerlegen.
    Ich bin der Heinz Fischer, ich habe meine eigene Terminologie, aber ich hoffe, es wird deutlich genug, dass ich ohne Wenn und Aber
    sage, dass wir keine Parteivorsitzenden-Diskussion führen werden, weil wir einen Parteivorsitzenden haben, der unser volles Vertrauen genießt.
    Ich glaube, das ist deutlich genug.
    Das war der stellvertretende SPÖ-Vorsitzende Klubobmann Heinz Fischer zur plötzlich angerissenen Personaldiskussion um SPÖ-Vorsitzenden Sinowaz.
    Und im Bundeskanzleramt, wo, wie vor wenigen Minuten berichtet, die Regierung Budget-Sparmaßnahmen beriet, nutzten dort anwesende Journalisten natürlich die Gelegenheit, Bundeskanzler Wranitzki und Sozialminister Dallinger um Kommentare sozusagen aus erster Hand zu bitten, berichtet Erich Eichinger.
    Ja, das war heute Vormittag ein, sagen wir, mehr als improvisiertes Pressefoyer hier im Kanzleramt, wo das Thema Sparen von den Betroffenen offensichtlich erwartet, nahtlos in das Thema Kritik.
    Alfred Dallinger, Sie im Kurier, an Fred Sinowatz überging, nämlich, Sinowatz sei nicht der Prototyp eines SPÖ-Vorsitzenden oder der als Kritik an Kanzler Franitzki zu verstehende Satz von der mangelnden Eigenständigkeit der SPÖ-Regierungsmannschaft.
    Franz Franitzki zu all dem.
    Zunächst einmal
    hat der Minister Talling mich heute in aller Früh besucht, um mir mitzuteilen, dass seine Ausführungen im Kurier vom Sonntag die Zusammenfassung eines längeren Gesprächs sind und dass er bestimmte
    Schwerpunkte in diesem Zeitungsartikel und bestimmte Interpretationen so nicht zum Ausdruck bringen wollte, wie sie dort zu lesen sind.
    Daher ist das, wenn ein Kabinettskollege, was ja passieren kann in einem Interview,
    eben so interpretiert wird und er das selber danach richtig stellt, ist das für mich jedenfalls von der Form her erledigt.
    Vom Inhalt her, muss ich sagen, kann ich mich selber zitieren.
    Ich habe immer wieder gesagt,
    Die derzeitige österreichische Bundesregierung, Koalition aus SPÖ und ÖVP, heißt nicht eine Fusion der beiden Parteien, sondern ist eine Arbeitsgemeinschaft, eine politische Arbeitsgemeinschaft für eine Regierungsperiode, wobei es darauf ankommt, dass jede der beiden Parteien das Bestmögliche für die gemeinsame Regierungsarbeit einbringt.
    Also für Sie ist der Fall erledigt, wenn es überhaupt einer war?
    Für mich ist das erledigt.
    Damit stellte sich natürlich automatisch die Frage an Sozialminister Alfred Dalling, wie kritisch er eigentlich verstanden sein wolle.
    Zunächst hat der Kurier gestern in sehr spektakulärer Weise einerseits durch eine Leitartikel-Glosse, andererseits insbesondere durch die Headlines etwas aktualisiert und etwas besonders herausgestellt, was in der Weise nicht herausstellenswert gewesen ist.
    Ich habe am Freitag in einem Interview eine Vielzahl von Problemen mit der mich interviewenden Redakteurin behandelt und dabei ist unter anderem auch im Hinblick auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und im Hinblick auf andere Gegebenheiten die Frage gestellt worden, ob Sinovac in der Relation zu Wannitzki und anderem
    die Situation der Partei am besten meistern will.
    Und ich habe gesagt, sicherlich von der Idealfigur, von dem Idealbild eines Parteivorsitzenden ist sicher Sinovac nicht der Prototyp.
    Aber das hat sich bezogen auf die wirtschaftlichen Gegebenheiten, auf die wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
    Und was da hineingeheiben ist, wurde im Hinblick auf mich in Bezug auf eine Kandidatur um die Parteivorsitzendenstelle, im Hinblick auf einen eigenständigen Weg, der sich gegen alle richtet.
    Einerseits gegen den Kanzler und andererseits gegen die Parteivorsitzenden.
    Davon kann überhaupt keine Rede sein.
    Und auch zu der Kritik an mir durch den Parteivorsitzendenstellvertreter Graz möchte ich sagen,
    Ein Mensch, der 41 Jahre dieser Partei angehört und vor kurzem aufgrund seiner Mitarbeit die große Fiktor-Adler-Plakete, die höchste Auszeichnung der Partei erhalten hat, der ist, das können Sie mir glauben, insbesondere in meinem Alter, nicht illoreal zur Partei, zumindest nicht von der Absicht her.
    Wenn ich etwas aktualisieren hätte wollen und wenn ich ganz spezifische Absichten habe, dann ist es nicht mein Stil über den Umweg
    und eingebettet in ein Interview, das sich auf viele Fragen bezieht, solche Fragen zur Behandlung sind, da bin ich manns genug, diesen Angriff direkt zu starten und das nimmt man auch von mir in meiner Partei an.
    Aber Pardon, wenn man etwas nicht aktualisieren will, ist der einfachste Weg, kein Interview zu geben.
    Ja, aber ich glaube, gerade Sie als Medienvertreter wissen, dass sich das ein Politiker nicht leisten kann und ich will das auch gar nicht.
    Ich habe gar keine Absicht, ein Geheimnis aus meiner Meinung zu machen und es ist notwendiger, wenn man selber das Bedürfnis hat, mit manchen Fragen in die Öffentlichkeit zu gehen, sich auch den Wünschen, wie Sie selber wissen, von Journalisten und Medien nicht zu entziehen.
    Also der Parteivorsitzende ist nicht optimal, die Partei auch nicht.
    Schauen Sie, es gibt überhaupt nichts Optimales, nicht einmal der ORF ist optimal.
    Halten Sie Fred Sinowatz für den Prototyp eines idealen Parteivorsitzenden?
    Schauen Sie, das ist doch, ich sagte es schon, es gibt keine idealen, superidealen Figuren und sicher ist auch in der Beziehung, wie Sie jetzt Ihre Frage provozieren, Sinowatz nicht der Prototyp des Idealen, wie auch ich nicht der Prototyp des idealen Sozialministers oder Politikers oder Gewerkschafters bin und anderes mehr.
    und Bundeskanzler Franz Franitzki?
    Der Kanzler ist eben der Mensch, der seine Aufgabe so wahrnimmt, wie er sie tut und er hat bestimmte Überlegungen und Ziele und Eigenheiten und ich respektiere sie.
    Und während des kaum länger als fünf Minuten dauernden Interviews mit Sozialminister Alfred Dallinger ging Kanzler Franz Franzizki Schritt für Schritt aus der Saalmitte zu einer Fensternische, wo er gleichzeitig für weitere getrennte Auskünfte zur Verfügung stand.
    In einer Demokratie oder in einer Gesellschaft, in der auch sehr offen diskutiert wird, in der man also alles, was jemand tut, in der Zeitung lesen kann, kommt es halt manchmal dazu, dass dann so bestimmte Meinungsverschiedenheiten höher bewertet werden als sie sind.
    Wenn aber die Partei immer wiederum
    Fähigkeit hat, das in klaren Aussagen und Aussprachen zu bewältigen, muss ich keinen großen Schaden daraus erwachsen.
    Wirklich ernstzunehmende Flügelkämpfe sehen Sie nicht?
    Ich sehe wirklich ernstzunehmende Flügelkämpfe nicht.
    Es ist bekannt, dass manche in der Partei mit der Großen Koalition weniger Freude haben als andere.
    Sicherlich, wie alle, auch ich hätte auch mehr Freude mit einer sozialistischen Alleinregierung.
    Aber das ist eben auf dem Christbaum nicht oben gewesen.
    Auch im Lichte der jüngsten Entwicklung bleiben Sie dabei, im Herbst nicht für den Parteivorsitz kandidieren zu wollen?
    Ja, dabei bleibe ich.
    Und das war's für heute aus dem Bundeskanzleramt.
    Ich gebe wieder zurück an das Studio.
    Sie hörten einen Beitrag von Erich Aichinger.
    Es ist inzwischen 12.28 Uhr, zwei Minuten vor halb eins geworden.
    Und weiter geht's im Mittagsschonal jetzt mit wirtschaftspolitischem, das auch ein eminent innenpolitisches Dauerthema ist, dem Zustand der verstaatlichten Industrie.
    Am Freitag wurde bekannt, dass sich die ohne dies reichlich triste Situation der Vereinigten Edelstahlwerke weiter akut verschlechterte.
    Statt der ursprünglich für 1987 erwarteten Bilanzverluste von 1,8 Milliarden Schilling rechnet man nun sogar mit 2,4 Milliarden Minus.
    Einen besonderen Anteil daran hat die Bohr- und Druckluftgeräte erzeugende VW-Tochterfirma Böhler Pneumatik International, was auch zum Abbau weiterer 200 Firmenangehöriger führen soll.
    Der VEW-Zentralbetriebsratsobmann Rechberger kündigte für heute Nachmittag einen Zentralbetriebsratsbeschluss an, in dem die Ablöse des VEW-Managements gefordert werden soll.
    Mit VEW-Generaldirektor Schmoll-Gruber spricht Hans-Christian Scheidt.
    Herr Generaldirektor Schmolk-Ruber, heute Nachmittag tagt der VEW-Zentralbetriebsrat in Kapfenberg.
    Wie vor dieser Sitzung verlautet, will VEW-Zentralbetriebsratsobmann Rechberger dabei ihre Abberufung fordern.
    Jetzt hat es schon wochenlang, so das Bild in der Öffentlichkeit, den Anschein, es gibt ein gestörtes Verhältnis zwischen Ihnen und Rechberger.
    Jetzt scheint man an einem entscheidenden Punkt angelangt zu sein, Herr Generaldirektor.
    Nun, ich möchte zum Ersten einmal Folgendes dazu sagen.
    Im Vordergrund steht bei der Lage unseres Unternehmens sicherlich nicht die Frage, ob jetzt ein oder zwei oder mehrere Köpfe rollen sollen, sondern es geht einfach schlicht und ergreifend um das Überleben unseres Unternehmens und Teilen davon, denn es ist ja nicht überall gleich schlecht.
    Ich möchte aber dazu sagen, dass in Bezug auf die Lage des Unternehmens
    wirklich nichts zu beschönigen ist.
    In den letzten Tagen, Herr Generaldirektor, wurde nun bekannt, dass der Verlust bei der VEW sich heuer erhöhen wird auf wahrscheinlich 2,4 Milliarden Schilling.
    Das durch die Verluste bei der VEW-Tochter Böhler-Pneumatik international mit Standort in Judenburg und Kapfenberg.
    Ursprünglich waren für heuer im Sanierungskonzept der VEW noch Verluste von 0,8 Milliarden Schilling, also 800 Millionen Schilling vorgesehen.
    Dann hat man auf 1,8 Milliarden Schilling-Verlust-Bilanz erhöht und jetzt heißt es 2,4 Milliarden Schilling-Verlust.
    Ist diese Situation nicht katastrophal?
    Ich sagte schon, zur Lage des Unternehmens ist nichts zu beschönigen.
    Es ist eine sehr, sehr ernste Entwicklung.
    Und wenn Sie sagen, dass der VW-Verlust entsprechend sich erhöhen wird,
    Dann ist das richtig, weil die BPI, also diese Böder Pneumatik International, eine hundertprozentige Tochter der VEW ist.
    Aber die Verschlechterung des Ergebnisses kommt nicht durch das operative Betriebsergebnis der VEW AG zustande.
    Das heißt, dort werden wir die ursprünglichen Prognosen für dieses Jahr 1987 halten.
    Ich betone aber, dass es uns dabei um die Sanierung des Gesamtunternehmens geht.
    Und dass wir in der Vergangenheit, in den letzten drei Jahren, das ist meine Vergangenheit bei diesem Unternehmen und die des Vorstandes, wie er jetzt zusammen sich setzt, dass wir in dieser Zeit alles versucht haben, die Unternehmen auch und die Tochtergesellschaften in eine positive Gebahrung zu bringen.
    Das ist uns ja bei einigen Maßnahmen gelungen.
    Böhler Übstag SMBH,
    Dürer Federn gesehen behabt.
    Trotzdem gibt es aber 2,4 Milliarden Schilling Verlust.
    Ja, Herr, das ist also richtig.
    Nur, ich muss also eines auch dazu sagen, dass wir im vergangenen Jahr, das ist jetzt genau ein Jahr erst her, dass wir das Stahlwerk Ternitz geschlossen haben und die Schmiede und diese Verlagerung und alles das hier hat also enormes Geld gekostet.
    Herr Generaldirektor, sehen Sie sich jetzt ungerechtfertigt Angriffen ausgesetzt?
    Herr Redakteur Scheidt, ungerechtfertigt.
    Sehen Sie mal zu, die Entwicklung, die sich jetzt hier anbahnt und die wir zu berichtigen und zu bereinigen versuchen, ist ja nicht im letzten Jahr oder vor zwei Jahren entstanden.
    Das ist also eine historische Entwicklung.
    Und wir sind angetreten, diese Bereinigung durchzuführen.
    Und dafür kriegen wir jetzt für die Vergangenheitsfehler jetzt hier unseren Kopf gewaschen und kriegen Prügel.
    ob das jetzt gerechtfertigt oder ungerechtfertigt ist.
    Es ist ja tragisch genug.
    Aber trotzdem versuchen wir gute Produkte, von denen wir wissen, dass sie am Markt ankommen, wie zum Beispiel das Kernprogramm der BPI, dass wir diese Produkte auch halten wollen.
    Wir müssen nur
    grundsätzliche organisatorische, strukturorganisatorische Maßnahmen durchführen.
    Und das tut eben alles weh, weil es letztlich wiederum darum geht, irgendwo Personal abzubauen.
    Herr Generaldirektor, wenn jetzt der Betriebsrat gegen Sie mobil macht, dann ist das ja eine sehr bedenkliche Situation für Sie auch.
    Ja, ich bin sicherlich nicht darüber erfreut.
    Wir haben bis jetzt eine Sprachregelung immer wieder gefunden in der Zeit, wo wir zusammenarbeiten.
    Ich bedauere diese Entwicklung, aber sie ist ja letztlich nicht auf meine Einwirkung alleine zustande gekommen.
    Und eines kann der Betriebsrat mit Sicherheit nicht sagen, dass er über die Tragweite und die Tragik dieser Entwicklung nicht informiert gewesen wäre, vielleicht nicht in diesem Ausmaß.
    Aber dass es hier ganz große Probleme gibt, da gibt es ja ständige Informationen innerhalb des Unternehmens.
    Wenn Sie, Herr Generaldirektor, nun derart harter Kritik durch den Zentralbetriebsrat ausgesetzt sind, wollen Sie dann selbst überhaupt noch weitermachen oder tendieren Sie jetzt eher selbst schon dazu, von sich aus vielleicht auch einmal das Handtuch zu werfen?
    Also diese Situation, da habe ich noch nicht einmal drüber nachgedacht.
    Ich bin kein Typ, der aufgibt.
    Ich bin angetreten, eine Aufgabe zu erfüllen.
    Und diese Aufgabe werde ich so lange erfüllen mit meinem besten Wissen und Gewissen, solange der Eigentümer meint, dass ich es auch tun soll.
    Die Verstaatlichen Holding OEAG erklärt dazu, eine Vorstandsdiskussion in der VEW nütze derzeit nur der Konkurrenz.
    Und die OEAG arbeite an einem Edelstahlkonzept für den Bereich der gesamten Verstaatlichen Industrie, das im Herbst vorliegen soll.
    In Ungarn, dem am Wirtschaftssektor traditionell experimentierfreudigsten Land des Ostens, sieht man in der gorbatschowschen Reformpolitik offensichtlich Ansporn, weitere einst eherne Dogmen über Bord zu werfen.
    Am Freitagabend berichtete der Chef der Propagandaabteilung des ZK der ungarischen KP, Janos Sparabas, die Partei habe beschlossen, künftig in einigen Regionen und Branchen vorübergehend auch Arbeitslosigkeit zuzulassen und dass die Subventionen unwirtschaftlicher Produktionen nicht länger in Frage kommen.
    Und ganz konkret wird in einigen Betrieben sogar die Ausgabe von Aktien an Mitarbeiter ausprobiert.
    Wie das konkret ausschaut, berichtet Karls Tipschitz.
    Die ungarischen Arbeiter sollen Mitbesitzer ihrer Fabriken werden.
    In mehreren Budapester Großunternehmen werden derzeit versuchsweise an langjährige Betriebsangehörige Aktien ausgegeben.
    Diese Anteilsscheine sind mit 100.000 Forint, umgerechnet rund 20.000 Schilling, nach oben hin begrenzt.
    Zu dieser Stammaktie schenkt das Unternehmen den treuen Arbeiter noch Anteile im Wert von rund 30.000 Forint.
    Würden Herr und Frau Kovac, die ungarischen Durchschnittsverdiener, ihre 100.000 Forint auf die Sparkasse tragen, so bekämen sie nur 11 und nicht, wie an ihrem Arbeitsplatz, rund 18 Prozent an Zinsen.
    Vorausgesetzt, ihr Betrieb arbeitet mit Gewinn.
    Warum ist man nun auch in der Volksrepublik Ungarn auf die Idee der Unternehmensaktie verfallen?
    Eine Form der Beteiligung, die im westlichen Kapitalismus bei vielen Groß- und Kleinbetrieben selbstverständlich ist.
    Jeder fünfte ungarische Arbeiter wechselt zumindest einmal jährlich seinen Arbeitsplatz.
    Ähnlich hoch oder noch höher ist dieser Anteil in anderen kommunistischen Staaten, insbesondere in der Sowjetunion.
    Der häufige Jobwechsel ist nicht Ausdruck hoher Mobilität, sondern viel eher eine Abstimmung mit den Füßen gegen schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne in den Planwirtschaften.
    Mit Hilfe der neuen Aktie möchte man in Ungarn das Zugehörigkeitsgefühl zu den Unternehmen stärken.
    Herr und Frau Kovacs sollen sich als Mitbesitzer ihres Betriebes fühlen und gegen die leichtsinnige Energie- und Materialverschwendung auftreten.
    Wenn sich jemand für seine Fabrik verantwortlich fühlt, so hoffen die ungarischen Wirtschaftsreformer, wird er seine Arbeitskollegen zu besserer Arbeit anstacheln und auch nicht mehr wegschauen, wenn, wie in Ungarn allgemein üblich, kleinere und größere Gegenstände vom Arbeitsplatz einfach verschwinden.
    Auf der Budapester Börse wird man die neuen Unternehmensaktien nicht zu Geld machen können.
    Die ungarischen Bersianer handeln vorerst noch ausschließlich mit Anleihen.
    Rund 160 Namen stehen inzwischen auf der großen Tafel im Prunksaal der ehemaligen Anglo-Hungarian Bank.
    Die ungarischen Arbeiter sind bei ihren Gewinnen von der Leistung des Unternehmens abhängig.
    Da in Ungarn nach den Willen der Reformer auch die Arbeit des Unternehmensrates eines teilweise demokratisch bestimmten Leitungsorgans durch die Ausgabe von Betriebsaktien abgegolten werden soll, stellt sich die Frage, ob diese neuen Aktionäre in ihren Entscheidungen nicht kurzfristige, gewinnträchtige und risikolose Investitionen den langfristigen, aber wichtigen Investitionen vorziehen werden.
    Diese Denkweise ließ sich bei vielen der bisher ausprobierten Beteiligungsmodelle beobachten.
    Noch ein anderes Problem haben die ungarischen Wirtschaftsreformer nicht gelöst.
    Die Frage, ob sich der Unternehmensanteil des zum Kleinkapitalisten gewordenen Arbeiters bei einem Wachstum der Firma automatisch mitvergrößert.
    Dahinter steht die grundsätzliche Frage, ob aus dem kleinen Kapitalismus in der Volksrepublik Ungarn ein großer werden darf.
    Laut Meldungen vom Wochenende sieht man bei der UNO nun gestiegene Chancen im seit sieben Jahren dauernden Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak eine Feierpause anordnen zu können.
    Diese Hoffnungen beruhen auf Gespräche, in die eine USA-Delegation in der Vorwoche in Moskau führte und dabei angeblich starke Unterstützung für eine entsprechende Resolution im UNO-Weltsicherheitsrat fand.
    Die diversen zu diesem Thema offiziell oder mehrheitlich inoffiziell durchgesiegerten Informationen fasst nun Brigitte Fuchs zusammen.
    Die Gespräche, die der amerikanische UNO-Botschafter Walters am Wochenende in Moskau geführt hat, waren der erste erfolgreiche Schritt der Amerikaner, die östliche Supermacht ins Krisenmanagement am Golf einzubinden.
    Die nächsten Schritte sollen heute und morgen in Genf gesetzt werden, wo Sowjets und Amerikaner über den Nahostkonflikt konferieren.
    Ziel dieser Unterredungen ist es, ein gemeinsames Vorgehen des Weltsicherheitsrates zu erzielen.
    Der Weltsicherheitsrat soll demnach eine Entschließung verabschieden,
    in der ein sofortiger Waffenstillstand, der Rückzug von allen besetzten Gebieten und die Verfügung eines internationalen Waffenembargos für den Fall gefordert wird, dass die beiden Kriegsgegner Iran und Irak sich nicht an den Waffenstillstand halten.
    Zurzeit werden der Iran und der Irak sowohl von den beiden Supermächten, von den anderen ständigen Mitgliedern des Weltsicherheitsrates Frankreich, Großbritannien und China sowie einer Reihe anderer Länder ständig mit Rüstungsgütern beliefert.
    Anlass für das verstärkte UNO-Engagement der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion zur Lösung des Golf-Konflikts ist das erneute Auflammen des sogenannten Tanker-Kriegs, seit dem heurigen Frühjahr, als wiederholt zivile Ölschiffe unter den Beschuss sowohl des Iran als auch des Irak geraten waren.
    Dabei war auch das im Golf kreuzende amerikanische Kriegsschiff USS Stark von irakischen Exocet-Raketen getroffen worden, was wiederum eine Ausweitung der amerikanischen militärischen Präsenz im Golf zur Folge hatte.
    Aufgeheizt wurde das explosive Klima noch zusätzlich durch die Tatsache, dass der Iran an der engsten Stelle des Golfes, an der Straße von Hormuz, chinesische Raketen vom Typ Seidenraupe installiert hat.
    Raketen, die in der Lage wären, praktisch jedes Schiff, das in den Golf ein- oder ausläuft, zu treffen.
    Die Sowjetunion hat nun am Wochenende den Vorschlag gemacht, alle Kriegsschiffe, die nicht einem der Golf-Anrainerstaaten gehören, aus dem Golf zurückzuziehen und gleichzeitig ein Ende des Tankerkriegs gefordert.
    Dieser Vorschlag wurde von amerikanischer Seite allerdings in dieser Form nicht akzeptiert.
    Der Stabschef im Weißen Haus Howard Baker erklärte, bei einer Feuerpause im Golfkrieg könnte die ausländische Marinepräsenz zwar reduziert werden, ein völliger Rückzug sei aber nicht zu erwarten.
    Die USA, so Baker weiter, müssten fürchten, dass die Sowjetunion ihrerseits in den Golf nachrücken würden, würden die Amerikaner dort ihre historische Präsenz aufgeben.
    Und auch bei zumindest einem der kriegsführenden Staaten selbst stoßen die jüngsten diplomatischen Golfaktivitäten auf wenig Gegenliebe, nämlich beim Iran.
    Zwar begrüßt Teheran den Vorschlag Moskaus, die Kriegsflotten aller Nicht-Anreiner aus dem Golf abzuziehen, den UNO-Sicherheitsrat will der Iran aber nicht als bindende Institution
    zur Lösung des Konflikts anerkennen.
    Eine Lösung kommt für Teheran nur in Frage, wenn der Sicherheitsrat den Irak öffentlich als Aggressor brandmarkt und die Teheraner Forderung nach hohen Kompensationszahlungen akzeptiert.
    Die Erfüllung dieser Forderungen ist aber zurzeit nicht zu erwarten und unter diesen Umständen ist es zwar möglich, dass sich die Supermächte auf ein gemeinsames Vorgehen im Weltsicherheitsrat einigen können, aber in Richtung auf ein Ende des Kriegs zwischen dem Iran und dem Irak
    ist man damit noch um keinen Schritt weitergekommen.
    Das war ein Beitrag von Brigitte Fuchs.
    Es ist inzwischen 12.41 Uhr geworden und weiter geht's jetzt mit einem Programmhinweis auf unser heutiges Abendschanal.
    Dort ist ab etwa 18.30 Uhr der 75.
    Geburtstag von Heinrich Harrer der Anlass unseres
    Journal Panorama.
    1938 gehört er jenem legendären Alpinistenteam an, dem die Erstdurchsteigung der berühmt-berüchtigten Eiger-Nordwand gelingt.
    1944 flieht er aus einem britischen Internierungslager in Indien, um nach einem abenteuerlichen Marsch das geheimnisvolle Tibet zu erreichen.
    Dort lebt er dann sieben Jahre lang am Hof des Dalai Lama und schreibt sein populärstes Buch.
    Sieben Jahre in Tibet.
    der österreichische Bergsteiger, Naturforscher, Völkerkundler, Autor von 20 Büchern, Fernsehfilmer und nebenbei auch Golf-Staatsmeister 1958, Heinrich Harrer.
    Nach mehreren Dutzend Expeditionen auf allen fünf Kontinenten ist der Mann, den eine Zeitung einst den letzten Abenteurer unserer Zeit vom wissenschaftlichen Rand charakterisierte, noch immer Jahr für Jahr mit Zelt und Schlafsack unterwegs.
    Die Deutschen haben einmal eine Sendung über mich gemacht zum 70.
    Geburtstag.
    Da hieß es, ein Professor ohne Beruf.
    Und das war gar kein schlechter Titel.
    Denn es geht dann immer so, wenn man in ein Hotel eincheckt, dann heißt es immer, Beruf soll man hinschreiben.
    Ich weiß nicht, was ich schreiben soll als Beruf.
    Ich war zwar Mittelschullehrer, was man damals Professor genannt hat.
    Bin ich ja nicht.
    Habe ich nie ausgeübt.
    Einmal ein paar Monate lang.
    Bergsteiger bin ich sowieso keiner.
    Bergsteiger ist ja nur einer, das ist ja eine neue Art.
    Das ist der Amateur-Berufsbergsteiger.
    Das ist ja eine neue Sache.
    Sonst waren ja Berufsbergsteiger nicht die Bergführer.
    Das bin ich also auch nicht.
    Schriftsteller bin ich ja auch nicht.
    Es ist sehr schwierig.
    Für mich einen bestimmten Beruf, also mich festzulegen.
    Ich lebe sozusagen mein ganzes Leben nur in der Freizeit oder im Urlaub.
    Jedenfalls ein sehr schönes und zufriedenes Leben.
    Heinrich Harrer, 75.
    Die Zwischenbilanz eines Lebens, von dem viele träumen, aber das nur wenige wirklich leben.
    Heute abends um 18.30 Uhr, Österreich 1, im Journal Panorama.
    Und nach dieser Abend-Journal-Vorschau jetzt weiter im Mittag-Journal-Programm.
    Zu einer Pressekonferenz am späteren Vormittag unter dem Titel Aktuelle Fragen der Innenpolitik hat heute ÖVP-Obmann, Außenminister und Vizekanzler Alois Mock nach seiner Rückkehr aus Jordanien eingeladen.
    Es ging um die verstaatlichen Sanierung, die CA und über weite Strecken um den Antisemitismus, berichtet Ernest Hauer.
    Alice Mock hat heute nachgeholt, was er bei der verstaatlichen Debatte im Parlament in der Vorwoche nicht sagen konnte.
    Er war ja mit dem Bundespräsidenten in Jordanien.
    Mock heute, die gleichzeitig mit den Milliardenzuschüssen beschlossenen Privatisierungsschritte seien die bisher stärkste Markierung des neuen Weges der Bundesregierung.
    Sie bewiesen auch die Handlungsfähigkeit der Regierung.
    Mock verband eine kurze Erfolgsbilanz der ÖVP in dieser Frage mit einer Art weiterem Privatisierungsfahrplan.
    Eine verfassungsmäßige Absicherung von 51% Mehrheit des Staates im ÖAG-Bereich ist nicht verwirklicht worden.
    Das heißt, wir haben eine dynamische Entwicklung begonnen, eingeschlagen, die später durchaus weiterführen kann.
    Die verfassungsmäßige Absicherung des Staatsanteils ist von 100% in der E-Wirtschaft auf 51% reduziert worden, aber eben dort bei 51% vorläufig einmal aufrechterhalten worden.
    Es ist auch dabei geblieben, dass in bestimmten Unternehmensbereichen jetzt schon festgehalten worden ist, positiv festgehalten worden ist, dass man über die 51% Privatisierung hinausgehen kann.
    Hier sind vor allem die zukünftigen Töchter der Pharmakämie und Agrarkämie Linz genannt worden, ebenso die Elin Union.
    Der ÖVP-Obmann stellte sich auch voll hinter die Kritik seines Generalsekretärs Graf an den ÖVP-Mitgliedern des Aufsichtsrats der CA, die in der Vorwoche gegen eine Suspendierung von Generaldirektor Hannes Androsch gestimmt hatten.
    Graf hatte in diesem Zusammenhang ja von bürgerlicher Feigheit und Arrangierbedürfnis gesprochen.
    Mock ausdrücklich, er teile die Kritik.
    Wir haben an die von der ÖVP vorgeschlagenen Aufsetzungsmitglieder keine Weisung gegeben, keinen Auftrag erteilt, weil wir davon nichts halten.
    Wir werden uns sicher bemühen, bei der nächsten Nominierung auch Mitglieder vorzuschlagen, die das Gesellschaftsrecht und die Interessen der Bank sehr streng und sehr ernst nehmen.
    Und das alles wird sich erst aufhören, wenn durch eine entsprechende Privatisierung durchgeführt worden ist.
    Solange dort nur von Parteien nominierte Vertreter sind, wird es immer Gruppeneinflüsse geben, die weniger auf die Bank, sondern auf andere eigene Überlegungen rückspringen.
    Jeder könne aus dieser Kritik herausnehmen, was er wolle, meinte Mock.
    Etwa die Hälfte der Pressekonferenz galt dann dem Thema Antisemitismus, ausgehend von Fragen zum Linzer ÖVP-Vizebürgermeister Hödel, der in einem Brief an Edgar Bronfman vom jüdischen Weltkongress ja die Angriffe gegen Waldheim mit dem Prozess gegen Jesus Christus verglichen hatte.
    Mock auf seine Beurteilung dieses Briefes angesprochen.
    Er habe ohnehin ausdrücklich den Antisemitismus verurteilt, wie er ja auch die Anti-Waldheim-Kampagne verurteilt habe.
    Auf jedes Detail in Sachen Antisemitismus werde er nicht eingehen, er lasse sich aber nicht in diese Ecke drängen.
    In die Ecke lasse ich mich nicht treiben, nicht?
    Sowohl aus persönlicher Überzeugung nicht, als auch aus der Überzeugung eines Parteiobmanns, dessen Vorgänger in den KZs gewesen sind.
    und zurückgekommen sind und enorm dazu beigetragen haben, dass das alles in dem Land nicht mehr möglich war, was jetzt passiert ist, dass man gesagt hat, wir vergessen nicht, was am Verbrechen geschehen ist, wir müssen aber mit allen das Gespräch und die Versöhnung suchen.
    Zum Hödelbrief selbst und politischen Folgerungen wollte Mock in keiner Weise Stellung nehmen.
    Begründung dafür nach längerem Hin und Her in einer teilweise doch recht emotionell geführten Pressekonferenz.
    Das sind ja bitte höchst komplizierte emotionale politische Probleme.
    die man mit der größten Vorsicht behandeln muss.
    Und es passiert genau das, was die Frau Dr. Koch beschrieben hat.
    Die Emotionalisierung, von der müssen wir auch noch für sich weg.
    Jeder, der da frisch, fröhlich in den Tag hineinredet und Öl in das Feuer gießt, tut dem Land, dem gegenseitigen Verständnis seiner Bürger, nichts Gutes.
    Und jeder, der versucht, vernünftig zurückzunehmen, tut dem Land etwas Gutes.
    Das ist meine Auffassung.
    Jetzt gibt es natürlich auch andere Auffassungen, die sagen, man muss da mit vollem Geschäft reingehen, hineinblasen, emotionalisieren auf der einen oder anderen Seite.
    Ich halte nichts davon.
    Soviel aus dem Pressegroup Concordia und damit zurück ins Studio des Mittagschanals.
    Ernest Hauer berichtete von einer Pressekonferenz, die ÖVP-Obmann Alois Mock heute zu innenpolitischen Fragen gab und wobei der Antisemitismus zu einem ausführlich und auch emotional diskutierten Thema wurde.
    Und im Mittagschanal gibt es jetzt zwischendurch ein paar Takte Musik.
    Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017
    Nach mehrmonatiger Vakanz und nachdem der Posten rund ein Jahr lang ausgeschrieben war, unterzeichnete Wissenschaftsminister Hans Tupi dieser Tage das Ernennungsdekret für die Bestellung eines neuen Direktors des Technischen Museums in Wien.
    Designiert wurde Diplomingenieur Peter Rebernick, der aufgrund seiner bisherigen beruflichen Laufbahn Erfahrungen sowohl im wissenschaftlichen als auch im privatwirtschaftlichen Bereich vorweisen kann.
    Rebanik ist Absolvent der Nachrichtentechnik an der Technischen Universität Wien, hat Auslandserfahrungen unter anderem in den USA und in den Niederlanden gesammelt und ist zurzeit Geschäftsführer in einer Computerfirma des Sparkassenverbandes.
    Maria Rennhofer hat den künftigen Direktor des Technischen Museums über seine Pläne und sein Konzept für die neue Tätigkeit befragt.
    Gerade rechtzeitig zum 40.
    Geburtstag erreichte Diplomingenieur Peter Rebernig die Nachricht, dass seine Bewerbung um den Posten eines Direktors des Technischen Museums erfolgreich war.
    Der Zeitpunkt seines Amtsantritts ist zwar noch ungewiss, dennoch hat sich der zukünftige Direktor schon ein grundlegendes Konzept für seine neue Tätigkeit zurechtgelegt.
    Die Grundidee ist eigentlich das, wenn Sie selbst daran denken, Sie waren einmal in einem Museum, ein gutes Museum besucht, Sie sind herausgekommen.
    Was hat sich dann abgespielt?
    Bei den meisten Leuten, zumindest bei mir, ist zunächst einmal ein Anregen der Gedanken, der Ideen da, aber eigentlich, wenn es ein guter Museumsbesuch war, und seien es jetzt Gemälde oder Technik, eine Zuversicht und ein Optimismus, dass die Menschheit doch nicht so schlecht ist, wie sie manchmal ausschaut.
    Und das kommt mir vor als ganz ein wesentlicher Punkt.
    Dazu sind Museen eigentlich da.
    Und deshalb brauchen wir sie.
    Konkret bedeutet dies Folgendes.
    Priorität eins hat der Besucher.
    Das Technische Museum derzeit ist ein Museum an sich.
    Und ich glaube, man sollte da auf den Besucher als ersten Punkt Rücksicht nehmen.
    Zweiter Punkt ist, dass wahrscheinlich das Technische Museum das österreichische Zentrum für Technikgeschichte ist.
    Dass man also die einzelnen Entwicklungen
    über die Jahrhunderte dort verfolgen kann und es kann nicht aufhören.
    Die Technik hat nicht aufgehört mit Kaiser Franz Josef.
    Das führt mich zum dritten Punkt, das heißt es muss modernes und aktuelles im Museum sein.
    Und das Allerletzte, es heißt auch Technisches Museum für Gewerbe und Industrie, dass man Gewerbe und Industrie, aus der Richtung ich jetzt also auch komme, ein bisschen hier in die Pflicht ruft.
    Peter Rebernig war in seiner bisherigen Karriere sowohl mit der Anwendung als auch mit der Präsentation technischer Forschung beschäftigt.
    Seinen beruflichen Werdegang skizziert der gebürtige Grazer so.
    Meinen Werdegang beginnen wir am besten als Absolvent der Nachrichtentechnik der Technischen Universität Wien.
    Anschließend war ich als Universitätsassistent in der Forschung tätig, beschäftigte mich dort mit Mustererkennung, mit Regelkreisen in biologischen Systemen und habe dort durch die Selbstverwaltung der Universität langsam verschiedene Posten übernommen, unter anderem auch den Vorsitz des österreichischen Assistentenverbandes und habe dort als erstes Mal versucht, Öffentlichkeitsarbeit für die Universitäten zu machen, zum Beispiel in Form der österreichischen Wissenschaftsmesse.
    die sozusagen aus meinen Ideen stammt.
    Später dann hat sich eine Gelegenheit ergeben, nach Holland zu gehen, in die Niederlande, um dort Telefonrechneranlagen mitentwickeln zu können.
    Dadurch also Computerentwicklung und dann zurück in Österreich Softwareentwicklung für Industrie und Gewerbe.
    Und jetzt leite ich seit zwei Jahren als Geschäftsführer eine österreichweit agierende Computerfirma, ein Systemhaus mit Filialen eben in Innsbruck, Linz, Graz und Wien.
    Auf den ersten Blick scheint es erstaunlich, dass sich ein erfolgreicher Manager gerade in der derzeitigen Situation dazu entschließen kann, die Leitung eines Bundesmuseums zu übernehmen.
    Peter Rebernick entspricht dem neuen Typ des Museumsleiters mit Managerqualitäten.
    Er sieht keinen gravierenden Unterschied zwischen seiner bisherigen und seiner neuen Tätigkeit.
    Ich glaube, das ist dann ungefähr ein 50-Mann-Unternehmen, mit Spezifika natürlich, dass die Aufgabe allerdings
    mehr mit Kultur und Geist zu tun hat und das reißt.
    Die guten Kontakte zu Industrie und Gewerbe, die Rebenig aus seinem jetzigen Arbeitsbereich hat, könnten eine geradezu ideale Basis für die angestrebte intensivere Heranziehung privater Initiativen sein, um die sich die Bundesmuseen ja bemühen.
    Ich hoffe, dass die Industrie- und Gewerbebetriebe das einsehen und ich glaube das auch.
    Ich kenne sehr viele Unternehmen in Österreich,
    durch meine Tätigkeit in der Computerindustrie für das Rechnungswesen Probleme zu erledigen über Computer.
    Und ich glaube, dass da eine große Bereitschaft dasteht, die brach liegt momentan.
    Ist die Situation der Bundesmuseen generell schon nicht rosig, so leidet das Technische Museum unter ganz speziellen Problemen, wie Überalterung der Einrichtungen und vor allem Platzmangel.
    Peter Rebernig hat sich bereits überlegt, welche Prioritäten er setzen und wo er als erstes ansetzen will.
    Als erstes, ich möchte den Besuchern ein schöneres Entree, schöneren Aufenthalt bieten, soweit das jetzt momentan gleich geht.
    Das beginnt bei einem Rearrangement einiger Dinge, das beginnt auch in der Kantine.
    Und solche Kleinigkeiten, die sich vielleicht schon regeln lassen, sind der Arsch.
    Und das Zweite, was genauso wichtig ist, ist das Personal.
    Das Personal, das vielleicht in der letzten Zeit nicht viel unternehmen konnte, aber sehr viele Ideen hat, was man tun kann.
    Sehr viele Verbindungen bestehen auch zu öffentlichen Institutionen, zu Vereinen, zu Industrie etc.
    Und dass man diese Fäden einmal aufknüpft, um dann wirklich zu Konzepten zu kommen, was man in den nächsten Tagen tut.
    Bleibt zu hoffen, dass Peter Rebernick sein neues Amt demnächst antreten und seine Ideen bald verwirklichen kann.
    Maria Rennhofer sprach mit dem designierten neuen Direktor des Technischen Museums, Diplom-Ingenieur Peter Rebernick.
    Und jetzt bleibt im Mittagsjournal noch Zeit für 4 Minuten Nachrichten.
    Österreich.
    Nach einer Klausursitzung der Regierung zu Budget-Sparmaßnahmen sagte Bundeskanzler Wranicki, die Situation sei schwieriger geworden, weil die Steuereinnahmen zurückbleiben und die Konjunktur sehr lax sei.
    Wranicki sagte, der Staat habe in den vergangenen Jahren viele Aufgaben übertragen bekommen und es gelte nun, diese Aufgaben teilweise zurückzunehmen.
    Es müsse kritisch geprüft werden, was machbar sei.
    Zu den Einsparungen meinte der Kanzler, diese müssten auf alle Ministerien gleichmäßig verteilt werden.
    Als Arbeitsziel gelten Einsparungen in der Höhe von 8 Prozent.
    Zur Kritik an einem Dallinger-Interview im Kurier, in dem es hieß, Sinovac sei nicht der Prototyp eines SPÖ-Vorsitzenden, sagte der Sozialminister heute, die Zeitung habe sehr spektakulär etwas Besonderes herausgestellt, was so nicht herauszustellen gewesen sei.
    Seine Bemerkung über Sinovac sei im Zusammenhang mit der Wirtschaftspolitik gefallen, sagte Dallinger, der hinzufügte, er sei in keiner Weise illoyal zur Partei, zumindest nicht von der Absicht her.
    Bundeskanzler Wranitzki sagte dazu, in einer Demokratie komme es manchmal zu Meinungsverschiedenheiten.
    Er sehe jedoch keine ernstzunehmenden Flügelkämpfe in der SPÖ.
    Wranitzki fügte hinzu, Dallinger habe ihn heute besucht und ihm mitgeteilt, dass die Zusammenfassung seines Interviews im Kurier nicht dem entspreche, was er zum Ausdruck bringen wollte.
    Für ihn sei die Sache erledigt, sagte der Kanzler.
    SPÖ-Clubobmann Fischer sagte dazu, es falle ihm nicht im Traum ein, irgendein Vokabel in den Mittelpunkt seiner Überlegungen zu stellen.
    Sinovac sei gewählt und bekomme jenes Maß an Loyalität, dass es ihm ermögliche, seine Aufgaben zu erfüllen.
    VEW-Generaldirektor Schmoll-Gruber betonte heute, die Lage des Unternehmens sei sehr, sehr ernst und die Verluste würden größer.
    Dies sei jedoch eine historische Entwicklung und auf die Fehler in der Vergangenheit zurückzuführen.
    Schmoll-Gruber sagte dies auch im Hinblick darauf, dass am Nachmittag eine Sitzung des Zentralbetriebsrates stattfinden wird, in der angeblich seine Abberufung gefordert werden soll.
    Die jüngsten Ausbrüche von Häftlingen aus österreichischen Strafanstalten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die österreichischen Haftanstalten zu den sichersten in Europa gehören, sagte heute Justizminister Vorreger.
    Der Minister weist darauf hin, dass gerade in den vergangenen Jahren die Zahl der Ausbrüche zurückgegangen sei.
    Die jüngsten Fälle sollten deshalb kein Anlass zur Panik sein, fügte Vorreger hinzu.
    Teile des Auegebietes beim Donaukraftwerk Altenwörth in Niederösterreich trocknen aus.
    Das wird in einem Gutachten der forstlichen Bundesversuchsanstalt betont.
    Demnach sind seit der Errichtung des Kraftwerkes im Jahr 1976 tiefgreifende Veränderungen in der Zusammensetzung der Pflanzenbestände erkennbar.
    Den Auen fehlt wiederkehrendes Hochwasser und die natürliche Düngung.
    Nach Angaben von Rosemarie Bauer, der geschäftsführenden Bundesleiterin der ÖVP-Frauenbewegung, hat sich der Gesundheitszustand der Österreicherinnen dramatisch verschlechtert.
    Bauer sagte, bei den Krebserkrankungen liege die Zahl der betroffenen Frauen wesentlich höher als jene der Männer.
    Auch bei Alkohol, Nikotin und Drogenmissbrauch sei ein Ansteigen zu verzeichnen.
    Schweiz.
    Hohe Beamte der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion haben heute in Genf Gespräche über die Lage im Persischen Golf und im Nahen Osten aufgenommen.
    In der sowjetischen UNO-Mission trafen der Abteilungsleiter des amerikanischen Außenministeriums für Nahost, Richard Murphy, und sein sowjetischer Kollege Wladimir Polyakov zusammen.
    Die beiden hochrangigen Beamten befassen sich in erster Linie mit den Bemühungen des Weltsicherheitsrates,
    einen Waffenstillstand zwischen dem Iran und dem Irak zu erreichen.
    Noch kurz zum Wetter für heute Nachmittag.
    Heiter und Temperaturen zwischen 23 und 29 Grad.
    Nachrichten und das Wetter standen am Ende des Mittagsjournals.
    Auf Wiederhören sagt Ihnen im Namen von Redaktion und Technik Fritz Wendl.
    Musik

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bundesregierung berät über Budgeteinsparungen
    Einblendung: Bundeskanzler Vranitzky
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu Dallinger - Äußerung über Sinowatz
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    O-Ton Heinz Fischer zu Dallinger - Äußerung
    Einblendung: SP-Klubobmann Fischer
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Fischer, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vranitzky und Dallinger zu Dallinger - Äußerung
    Einblendung: Bundeskanzler Vranitzky, Sozialminister Dallinger
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r] , Dallinger, Alfred [Interviewte/r]
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Krise bei den VEW
    Interview: Generaldirektor Schmollgruber
    Mitwirkende: Scheid, Hans-Christian [Gestaltung] , Schmollgruber, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Privatisierungen in Ungarn
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Diskussion um UNO - Vorschlag zur Beendigung des Golfkrieges
    Mitwirkende: Fuchs, Brigitte [Gestaltung]
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Panorama-Trailer: Heinrich Harrer 75
    Einblendung: Alpinist Harrer
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Harrer, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Außenminister Mock zu innenpolitischen Fragen
    Einblendung: Vizekanzler Mock
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Presseclub Concordia [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musikeinspielung: Play Bach Live in Japan
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Rebernik - neuer Leiter des technischen Museums in Wien
    Einblendung: Musemsdirektor Rebernik
    Mitwirkende: Rennhofer, Maria [Gestaltung] , Rebernik, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1987.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1987.07.06
    Spieldauer 00:59:43
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1987.07.06 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-870706_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo