Mittagsjournal 1987.09.19

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Zu dieser Minute, wo in München das Oktoberfest offiziell angezapft wurde, begrüßt sich Herbert Dobrowolny zu einer Stunde Mittagsinformation des aktuellen Dienstes.
    Nach den Nachrichten und der Wetterübersicht analysieren wir die prinzipielle Bereitschaft der beiden Supermächte, eine weltweite Abrüstung im ottomanen Mittelstreckenbereich durchzuführen.
    Wir zeichnen die wechselvolle Geschichte der politischen Diskussion rund um Österreichs Waffenexporte nach und wir widmen uns der latenten Führungsdiskussion innerhalb der österreichischen Volkspartei.
    Hier hat ihr heute der Wiener Landesparteiobmann Erhard Bussek aufhorchen lassen, als er in einem Zeitungsinterview seine prinzipielle Bereitschaft signalisierte, beim nächsten Parteitag der Volkspartei als Parteiobmann zu kandidieren.
    Wir sprachen mit Bussek und erwarten auch eine Stellungnahme von Parteichef Alois Mock.
    Schließlich haben wir noch den neuen Chef der Wiener Albertiner, Oberhuber, im Journal zu Gast und wir informieren über den steirischen Herbst, der heute eröffnet wird.
    Nun aber zum Meldungsblog, den Edgar Theider zusammengestellt hat und den Karl Berger liest.
    USA, Europa, China.
    Die prinzipielle Übereinkunft zwischen den USA und der Sowjetunion über einen Vertrag zum Abbau aller Mittelstreckenraketen hat international positive Reaktionen ausgelöst.
    Regierungen in aller Welt, in erster Linie die Mitgliedstaaten der NATO, aber auch die Vereinten Nationen, würdigten das Resultat der Gespräche zwischen den beiden Außenministern George Schultz und Edward Schewardt-Naze.
    UNO-Generalsekretär Peres de Cuellar äußerte die Hoffnung, dass die USA und die Sowjetunion weitere Vereinbarungen auf anderen Gebieten der Abrüstung erzielen könnten.
    Der britische Außenminister Sir Geoffrey Howe sprach von einer Stärkung des Vertrauens zwischen Ost und West.
    Auch China begrüßte die Abrüstungsvereinbarung.
    Lediglich Frankreich hat bisher zurückhaltend reagiert.
    Ministerpräsident Jacques Chirac sagte, seine Regierung werde sich von einer Verstärkung der eigenen Mittel zur nuklearen Abschreckung nicht abbringen lassen.
    USA, Sowjetunion.
    Auch nach der Einigung über den Abbau der Mittelstreckenwaffen gibt es weiterhin Meinungsverschiedenheiten zwischen den Supermächten in der Frage eines Raketenabwehrsystems im Weltraum.
    Der sowjetische Außenminister Shevardnadze sagte, Präsident Reagan blockiere mit seinem Festhalten am SDI-Projekt den Abbau der strategischen Atomwaffen.
    Dazu meinte Außenminister Schulz, die USA würden keinerlei Einschränkungen akzeptieren, die eine Fortsetzung des Projektes erschweren könnten.
    Verteidigungsminister Caspar Weinberger hat gestern wenige Stunden nach Bekanntgabe der Einigung über die Mittelstreckenraketen mitgeteilt, die sechs SDI-Teilprojekte beschleunigt entwickelt werden sollen.
    Damit will man die Stationierung eines ersten SDI-Systems im Weltraum bereits zu Beginn der 90er Jahre ermöglichen.
    Österreich.
    Der stellvertretende ÖVP-Obmann und Wiener Landesparteivorsitzende Erhard Busseck hat sich grundsätzlich zu einer Kandidatur für die Funktion des Parteiobmanns bereit erklärt.
    In einem Interview mit der Grazer Kleinen Zeitung betonte Busseck, Voraussetzung sei allerdings eine einvernehmliche Lösung mit Alois Mock.
    Für eine Kampfabstimmung stehe er Busseck nicht zur Verfügung.
    Wörtlich meint Busek, es hänge jetzt in Wirklichkeit alles davon ab, dass Mock sozusagen sich selbst gegenüber ein Einsehen habe.
    Zurzeit habe er allerdings den Eindruck, dass das Nicht-Einsehen-Wollen eher stärker geworden sei und dass Mock die Realität nicht erkenne.
    Kritisch äußerte sich Busek in dem Interview zur Gesamtsituation der ÖVP.
    Sie befinde sich in tödlicher Gefahr, da sie momentan nur Regierungsbestandteil und keine eigene Partei mehr sei.
    Bundespräsident Kurt Waldheim hat heute an die Auslandsösterreicher appelliert, in ihrer Liebe und ihrem Einsatz für Österreich nicht zu erlahmen.
    Bei der Eröffnung der 35.
    Auslandsösterreicher-Tagung in Villach dankte Waldheim für zahlreiche Beweise der Loyalität und der Sympathie, die ihm von Auslandsösterreichern aus vielen Ländern zugegangen seien.
    In seiner Rede kam der Bundespräsident auch auf die bevorstehende 50-jährige Wiederkehr des Anschlusses Österreichs an Hitlerdeutschland zu sprechen.
    Die Österreicher seiner Generation wüssten genau, was es bedeutet, plötzlich kein Vaterland mehr zu haben, sagte Waldheim.
    Unendlich traurig sei die Erinnerung an das Drama des März 1938, das so vielen Österreichern ein schreckliches Schicksal aufgebürdet habe.
    Doch das neue Österreich sei damals in den Kerkern, den unmenschlichen Lagern und nicht zuletzt in der Immigration geboren worden, betonte der Bundespräsident.
    Außenminister Alois Mock setzte sich in seiner Rede neuerlich für das Wahlrecht der Auslandsösterreicher ein.
    Der Präsident der Bundeswirtschaftskammer, Rudolf Salinger, hat heute bei der Eröffnung der Innsbrucker Herbstmesse darauf hingewiesen, dass die wirtschaftliche Realität in Österreich wesentlich besser als die Stimmung sei.
    Der Großteil der österreichischen Wirtschaft, nämlich die vielen privaten Unternehmen, seien kerngesund, ertragreich, wettbewerbsfähig und zukunftsträchtig.
    Sie geben allen Grund zum Optimismus, dass auch die schwierigen wirtschaftlichen Probleme Österreichs lösbar sind.
    Die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung bezeichnete Salinger als zwar hart und für viele schmerzlich, aber unvermeidlich, um auch der Wirtschaft neue Chancen zu geben.
    Weiters betonte Salinger, dass die Gesundung der verstaatlichen Industrie nicht ohne weitgehende Privatisierungsmaßnahmen möglich sei.
    Es gehe dabei nicht nur um Kapitalbeschaffung, sondern vielmehr auch um die Beschränkung des politischen Einflusses in den Betrieben.
    Italien.
    In Meran ist in den frühen Morgenstunden ein Anschlag auf ein Beamtenwohnhaus verübt worden.
    Es entstand Sachschaden an zwei Wohnungen, verletzt wurde aber niemand.
    Es ist dies der dritte Anschlag im Gebiet von Meran innerhalb einer Woche.
    Alle Anschläge wurden in gleicher Weise ausgeführt und richteten sich gegen Häuser, die von italienischen Staatsangestellten bewohnt sind.
    Am Ort der Anschläge wurden jeweils ähnliche Flugblätter gefunden, in denen eine unbekannte Gruppe namens Tirol in schlechtem Deutsch Hassparolen gegen die Italiener verbreitet.
    USA.
    Papst Johannes Paul II.
    ist in Detroit, der letzten Station seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten, eingetroffen.
    Der Papst will mit Vertretern der polnischen Gemeinde zusammenkommen und in erster Linie soziale Fragen ansprechen.
    Detroit ist ein Zentrum der Automobilindustrie.
    Danach reist Johannes Paul zu einem eintägigen Besuch nach Kanada.
    Österreich.
    Nach dem gestrigen schweren Unglück auf der Westbahnstrecke zwischen Lambach und Neukirchen in Oberösterreich ist heute früh der Zugsverkehr wieder aufgenommen worden.
    Die Aufräumungsarbeiten konnten in der vergangenen Nacht abgeschlossen werden.
    Bei dem Frontalzusammenstoß zwischen einem Schnellzug und einem Eilzug waren gestern Vormittag drei Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden.
    43 Verletzte befinden sich noch in Spitalsbehandlung.
    Ursache der Katastrophe dürfte ein Fehler eines Fahrdienstleiters gewesen sein.
    Die Wetterlage.
    In Österreich herrscht zurzeit weitgehend störungsfreies Wetter.
    In der Folge gelangen aber mit der westlichen Höhenströmung erneut feuchte Luftmassen in unser Land.
    Folgende Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Norden und Nordosten wechseln wolkig, mitunter auch Regenschauer.
    Sonst überwiegend gering bewölkt.
    Mäßiger Wind aus westlicher Richtung.
    Nachmittagstemperaturen 22 bis 27, Frühtemperaturen 10 bis 16 Grad.
    Die Aussichten für morgen im Osten und Südosten den Großteil des Tages über sonnig, sonst von Westen her zunehmende Bewölkung, später gebietsweise auch etwas Regen, westlicher Wind, Tageshöchsttemperaturen 20 bis 25 Grad.
    Die Vorschau auf Montag.
    Am Alpennordrand stärkere, sonst meist geringe Bewölkung.
    Tageshöchsttemperatur 19 bis 24 Grad.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien wolkig 21 Grad, Eisenstadt wolkig 21, St.
    Pölten heiter 21, Linz wolkig 20, Salzburg heiter 24, Innsbruck heiter 21, Bregenz stark bewölkt 23, Graz heiter 24 und Klagenfurt heiter 21 Grad.
    Soweit also Meldungen und der Wetterüberblick.
    Es ist jetzt 12 Uhr und neun Minuten.
    Wie bereits ausführlich berichtet, haben die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion gestern in Washington grundsätzliche Einigung darüber erzielt, dass sämtliche atomaren Mittelstreckenwaffen vernichtet werden.
    Damit wird zum ersten Mal seit dem Beginn des nuklearen Wetterrüstens eine ganze Waffenkategorie eliminiert werden.
    Die Einigung betrifft alle Systeme mit einer Reichweite zwischen 500 Kilometern und 5.500.
    Konkret bedeutet das, die sowjetischen SS-20-Raketen, die amerikanischen Pershing-2 und die amerikanischen Marschflugkörper vernichtet werden.
    Daneben sind auch Raketen kürzerer Reichweite betroffen, die vor allem in den beiden Warschau-Paktstaaten DDR und JSSR stationiert sind.
    Details des Abkommens müssen von den Experten der beiden Seiten in Genf noch ausgearbeitet werden.
    Weltweit ist die Einigung begrüßt worden.
    Wie dieser lang erwartete erste Abrüstungsschritt einzuordnen ist und welche Probleme es trotz der prinzipiellen Übereinstimmung noch gibt, das analysiert im folgenden Roland Machatschke.
    Mehr als 1000 Raketen und Marschflugkörper mit zusammen rund 2000 Sprengköpfen sind für die Vernichtung bestimmt.
    Und hier beginnen schon die ersten Schwierigkeiten des endgültigen Vertrags.
    Die Amerikaner wollen mit ihrem Arsenal schon in drei Jahren fertig sein.
    Die Sowjets, die beträchtlich mehr aufzuarbeiten haben, fordern fünf Jahre Frist.
    Die Verschrottung des Mittelstreckenarsenals der beiden Mächte ist technisch nicht einfach.
    Zunächst müssen die Sprengköpfe von den Trägern abmontiert werden.
    Der nukleare Sprengsatz wird ausgebaut.
    Er besteht aus Plutonium.
    Dieses Material kann keiner zivilen Verwendung zugeführt werden und muss sicher gelagert werden.
    Bei 2000 Atomsprengköpfen ist das eine beträchtliche Menge.
    Die Raketen bestehen aus einem Stahlkörper mit einer Füllung aus festem Brennstoff.
    Den Raketentreibstoff kann man nicht ohne weiteres abbrennen.
    Abgesehen von den Sicherheitsvorkehrungen würde das bei den größten Verhältnissen dieses Abrüstungsschritts eine enorme Umweltbelastung mit sich bringen.
    Entweder soll der Treibstoff durch Chemikalien unbrauchbar gemacht werden oder es werden die Stahlhüllen der Raketen angebohrt, sodass sie nicht mehr eingesetzt werden können.
    Auf jeden Fall bedeutet auch dies, dass Lagerkapazität zur Verfügung gestellt werden muss.
    Einfacher ist es bei den Marschflugkörpern.
    Sie sind unbemannte Flugzeuge und keine Raketen und können in ihre Einzelteile zerlegt werden.
    Wenn man nun bedenkt, dass die Mittelstreckenwaffen der USA und der Sowjetunion etwa drei bis vier Prozent der gesamten Atomrüstung auf der Erde ausmachen, kann man sich die rein technischen Schwierigkeiten einer weitergehenden Abrüstung vorstellen.
    Aber es muss weitergehen.
    Darüber sind sich Washington und Moskau ebenfalls einig.
    Der sowjetische Außenminister Schewernatze sagte gestern bei seiner Pressekonferenz, dass beide Verhandlungsdelegationen in Genf konkrete Anweisungen erhalten haben, einen Vertrag zu entwerfen, der zunächst einmal eine Reduktion jener Waffen um die Hälfte vorsehen soll, auf die es bei einer echten Abrüstung wirklich ankommt.
    Die offensiven, strategischen Waffen.
    also die Interkontinentalraketen mit ihren Megatonnen-Atomsprengköpfen, die zusammen im Fall eines globalen Konflikts wahrscheinlich jedes Leben auf der Erde vernichten würden, wenn man sie einsetzte.
    Die Bedeutung der Einigung bei Mittelstreckenwaffen liegt nun nicht nur darin, dass ein erster Schritt gesetzt wurde, dem hoffentlich eine viel weitergehende Abrüstung folgen wird,
    Der Vertrag, der noch in diesem Jahr fertiggestellt und bei einem Gipfeltreffen von Reagan und Gorbatschow unterschrieben werden soll, gibt auch Richtlinien für andere Verträge vor.
    Alles, was die Experten der beiden Seiten in Fragen vereinbaren werden, wie Überprüfung des Abbaus, Überprüfung, dass keine neuen Waffen dieses Typs gebaut werden, Zeitpläne des Abbaus und so weiter, kann auch bei den anderen Atomwaffen angewendet werden.
    Aber was keine noch so ausgetüftelte technische Expertise bringen kann, muss von den führenden Politikern der beiden Seiten kommen.
    Vertrauen in die Ehrlichkeit der anderen Seite.
    Der vollständige Abbau aller Atomwaffen ist wahrscheinlich eine Utopie.
    Im Bereich des Möglichen wäre aber bei entsprechendem politischen Willen eine Art Minimalrüstung.
    Beide Mächte würden so viele Atomwaffen behalten, um Angriffe Dritterstaaten abzuschrecken, aber nicht genug, um einen atomaren Erstschlag gegen die andere Großmacht führen zu können.
    Als Träger für diese nuklearen Waffen würden sich U-Boote anbieten.
    Sie sind praktisch unverwundbar, bieten also kein Ziel für einen atomaren Erstschlag, sind aber als Vergeltungsdrohung immer vorhanden.
    Die USA und die Sowjetunion könnten einander weiterhin mit der Hand an der Kehle des jeweils anderen gegenüberstehen.
    Aber wenn sie zu kämpfen beginnen, bleibt die Welt weiter bestehen.
    Schon die nächsten Monate werden zeigen, ob die Politik der Supermächte von Vernunft bestimmt wird, statt wie bisher von Misstrauen und Furcht.
    Eine Analyse von Roland Machatschke.
    12 Uhr und 14 Minuten, wir kommen jetzt nach Österreich.
    Die Innenpolitik stand in dieser Woche ja ganz im Zeichen der Diskussion um die Waffenexporte.
    Der Anlassfall ist natürlich das angebliche Kanonengeschäft der Föst-Tochterfirma Noricum mit dem kriegführenden Iran.
    Ein Geschäft, das, sollten tatsächlich österreichische Kanonen in den Iran gegangen sein, illegal wäre.
    Die Affäre wird ja gegenwärtig von den Gerichten untersucht.
    Die Debatten auf der politischen Ebene konzentrierten sich aber in den vergangenen Tagen vor allem auf das Waffenexportgesetz, das von den einen als zu streng, von den anderen als zu liberal angesehen wird.
    Für zusätzliche Aufregung sorgten die vom Föst-Pressesprecher veröffentlichten angeblichen Pläne des Unternehmens, im Iran sogar eine Kanonenfabrik bauen zu wollen.
    Pläne, die es aber laut Föst-Generaldirektor Lewinsky in dieser Form nicht gibt.
    Die Verwirrung ist also dementsprechend groß.
    Wie auch immer, das heiße Thema Waffenexporte wird jedenfalls nicht so bald vom Tisch sein.
    Das Parlament wird sich voraussichtlich schon in seiner ersten Sitzung Ende September ausführlich damit beschäftigen.
    Die Problematik der Waffenexporte Österreichs hat aber bereits in der Vergangenheit häufig für politischen Sprengstoff gesorgt.
    Das viel zitierte Geschäft mit dem Tod ist also nicht erst jetzt in die Schlagzeilen geraten.
    Gisela Hopfmüller und Robert Stoppacher haben in der jüngeren Vergangenheit gewühlt und den folgenden Beitrag gestaltet.
    Die Affäre rund um den Ex-Verteidigungsminister Lüttgendorff und seinen Jagdfreund, den Waffenhändler Weichselbaumer, nämlich der Versuch, 400.000 Schuss Munition und auch Gewehre in das Krisenland Syrien zu exportieren, führte 1977 zur Vorlage eines neuen Kriegsmaterialgesetzes im Parlament.
    Mit 1.
    Jänner 1978 trat dieses Gesetz in Kraft.
    Vorher galten lediglich Verordnungen nach deutschen Reichsgesetzen aus den Jahren 1935 und 1939.
    Das Ziel des neuen Gesetzes von 1978 war klar definiert.
    Eine eindeutige Rechtslage zur Ein-, Aus- und Durchfuhr von Kriegsmaterial schaffen.
    Ein Kernpunkt dabei, Kriegsmaterial darf nicht in ein Gebiet gehen, in dem ein bewaffneter Konflikt herrscht, ein solcher auszubrechen droht oder sonstige gefährliche Spannungen bestehen.
    Es sind, rein vom Exportvolumen her betrachtet, vor allem verstaatlichte Betriebe, die mit diesem Gesetz also seit 1978 leben müssen.
    Vor allem die Föst-Tochterfirma Noricum, die Hirtenberger Patronen- und Granatwerferfabrik, die zu etwa drei Vierteln der Föst gehört, und die Steuerwehrtechnik, die Panzer- und Handfeuerwaffen erzeugt.
    Die Rüstungsumsätze Österreichs insgesamt wurden zum Beispiel 1984 mit etwa 4 Milliarden Schilling beziffert.
    Exportiert wird vorrangig in Länder der Dritten Welt.
    Da das Kriegsmaterialgesetz durchaus Ermessensspielraum für die Erteilung von Exportbewilligungen bietet und sich seit je im Waffenbereich ideologische Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern
    von Produktion und Export von Rüstungsgütern auftun, ließen die nächsten innenpolitischen Auseinandersetzungen trotz des neuen Gesetzes nicht lange auf sich warten.
    Denn 1979 exportierte Steyr 100 Kürassierpanzer nach Marokko.
    Doch als die westsaharische Befreiungsbewegung Polisario vier österreichische Panzer erbeutete und der internationalen Öffentlichkeit präsentierte, stoppte der damalige Bundeskanzler Kreisky per Ministerratsbeschluss die vorgesehene Lieferung von weiteren 140 Panzern.
    Ebenfalls 1979 gingen 30 Cuirassiere an Bolivien, wo sie, was internationale Fotoagenturen dokumentierten, kurz danach bei einem Putsch eingesetzt wurden.
    1980 gab es große Aufregung um den Export von 200 Curassieren nach Chile.
    Der Export scheiterte, nicht zuletzt aufgrund heftiger Kritik innerhalb der SPÖ und am Widerstand der Internationalen Transportarbeiterföderation unter ihrem Präsidenten Fritz Prechtl.
    Widerstand gab es aber auch aus Kreisen der katholischen Kirche.
    Kanzler Kreisky damals... Es besteht sicher keine Neigung, diese geschäftliche Tätigkeit seitens der Bundesrepublik besonders zu fördern.
    die Ausweitung der Produktion zu fördern.
    Seit 1980 produziert die Norikum die jetzt so ins Blickfeld gerückte GHN-45-Kanone, ein Lizenzprodukt des kanadischen Waffenkonstrukteurs Dr. Gary Bull.
    Und 1981 wurden gleich 200 Stück an Jordanien verkauft.
    Sie sollen nach Angaben internationaler Institute mittlerweile großteils im Irak sein.
    Immer wieder gab es Proteste wegen Rüstungslieferungen an Länder, in denen Menschenrechte verletzt wurden.
    Um dem entgegenzuwirken, arbeiteten die politischen Parteien 1982 eine Novelle zum Kriegsmaterialgesetz aus, die den Exporten in Länder, wo Menschenrechte verletzt werden, einen Riegel vorschieben sollte.
    Das heißt, das Gesetz von 1978 wurde um die Bestimmung ergänzt, dass Waffenexporte nicht in ein Land erfolgen dürfen, in dem aufgrund schwerer und wiederholter Menschenrechtsverletzungen die Gefahr besteht, dass das gelieferte Kriegsmaterial zur Unterdrückung von Menschenrechten verwendet wird.
    Doch die Waffenaffären rissen nicht ab.
    Noch einige Beispiele.
    Im Sommer 1982 meldet die Kontrollbank Bedenken gegen einen Panzerexport in das zahlungsunfähige Argentinien an.
    Im Spätherbst des selben Jahres sorgte ein Zivil- und Waffengeschäft von Steyr mit Libyen für Aufregung.
    Das war die Zeit, als vom damaligen Steyr-Generaldirektor Malzacher formuliert wurde, die Produktion von militärischem Gerät ist notwendig, weil man mit Waffen genau das Geld verdient, das bei der Produktion von zivilen Produkten an Verlusten anfällt.
    Worauf Bruno Kreisky konterte, wir haben ja versucht, Ihnen zu helfen, zu zivilen Produkten zu kommen, das ist ja gescheitert, nicht zuletzt am Unvermögen der Herren.
    Im Jahresbericht 1983 des Stockholmer Internationalen Friedensforschungsinstituts SIPRI ist ein ganzes Kapitel der österreichischen Waffenproduktion gewidmet.
    Als Verkaufsschlager der österreichischen Rüstungsindustrie, die vor allem nach Lateinamerika und in den Nahen Osten gehen, werden genannt der Panzer Kürasir, der Geländewagen Pinzgauer, der Mannschaftstransporter Steyr 4K7FA und das 155mm-Geschütz GHN 45.
    In der Liste der Exportanträge für 1983 wird übrigens die erste Kanonenhaubitze für Libyen ausgewiesen.
    1984 wird die Ausfuhr von 200 Kanonen nach Libyen beantragt.
    Der Exportantrag wird 1985 genehmigt, im Einklang mit dem Kriegsmaterialiengesetz, denn Libyen galt zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Krisengebiet.
    Die ersten 40 Stück werden geliefert, spätere Exporte kommen wegen der Chad-Krise nicht mehr zustande.
    Und schon bald tauchen die ersten Berichte in der Zeitschrift Basta auf, dass gelieferte Kanonen in Wahrheit nicht für Libyen, sondern für den kriegführenden Iran bestimmt waren.
    1985 will Steier 50 Jagdpanzer nach Marokko schicken.
    Sinowatz damals?
    Man braucht noch gar nicht so viel Wind machen darüber.
    Das werden wir nach dem Gesetz entscheiden und auch die Frage aufwerfen, wie gesagt, ob das wirtschaftlich sinnvoll ist, aber dass man daraus eine Riesengeschichte macht, davor warne ich.
    Übrigens ist 1985 auch das riesige Indien-Geschäft der Nordicum geplatzt.
    Im letzten Moment hatte sich nach der Ermordung Indieragandhis, ihr Sohn Rajiv, nach Intervention von Olof Palme, für das Angebot der schwedischen Firma Bufors entschieden.
    Als sich die Gerüchte um angebliche Iran-Geschäfte der Norikum, speziell nach dem Tod des österreichischen Botschafters in Athen, Amri, verdichteten, setzte auch wieder einmal die innenpolitische Diskussion heftig ein.
    Im Parlament richtete im Februar 1986 die ÖVP an Bundeskanzler Sinowaz, Außenminister Graz und Verstaatlichtenminister Latziner Anfragen über Berichte der Zeitschrift Basta, in denen von einem Vertrag der Föst mit Teheran über 600 Kanonen samt Munition
    Gesamtwert 16 Milliarden Schilling, die Rede war.
    Sinowatz antwortete.
    Es gibt für uns überhaupt keine Hinweise oder belegte Dokumente, dass das Kriegswaffenmaterial im Gesetz nicht eingehalten ist.
    Wissen Sie, es scheint schon wen zu geben in Österreich, der größtes Interesse hat, dass der Wirtschaft in Österreich Schaden zugefügt wird, denn ich kann mir sonst nicht erklären, warum hier trotz alles klargestellt wird, ununterbrochen davon geredet wird.
    Und Innenminister Blecher ergänzte damals... Derzeit haben wir allen Grund zur Annahme, dass die österreichischen Gesetze beneibel eingehalten worden sind, weil der leiseste Verdacht, der von irgendeiner Seite geäußert worden ist,
    wurde jedenfalls benutzt, um entsprechende Untersuchungen und Überprüfungen durchzuführen.
    Es folgte wieder einmal eine politische Auseinandersetzung über die Wirksamkeit des Kriegsmaterialgesetzes.
    Etliche ÖVP-Funktionäre, aber auch FPÖ-Politiker traten für eine Änderung des Gesetzes in Richtung Liberalisierung ein.
    Da war von Ehrlichkeit die Rede, die anstelle von Scheinheiligkeit treten sollte, denn die geltenden Regelungen vernichteten Arbeitsplätze in der ohnehin krisengeschüttelten, verstaatlichten Industrie.
    SPÖ-Justizsprecher Rieder konterte mit der Meinung, dass Waffenproduktion und Exportbeschränkungen durchaus vereinbar seien, das bestehende Gesetz sei ausreichend.
    Auch Innenminister Blecher stellte sich gegen eine Beseitigung des Kriegsmaterialgesetzes.
    Lauter Argumente also, wie sie nun, da aufgrund der gerichtlichen Voruntersuchungen gegen die Norikum wegen des Verdachts illegaler Waffenlieferungen in den Iran neuerlich in fast identischen Formulierungen verwendet werden.
    Und auch die Debatten rund um angebliche Pläne der Föst, im Iran eine Fabrik für Rohrwaffenerzeugung und Reparatur bauen zu wollen, sind im Inhalt nicht neu.
    Schon Anfang 1986 hatte ja die Tatsache, dass die Firma Steyr Anlagenbau
    gemeinsam mit anderen österreichischen Firmen im Irak nahe Bagdad eine Buntmetallfabrik errichtet hat, ähnliche Aufregung verursacht.
    Denn ein damals vom Grünen Peter Pilz, Assistent am Wiener Institut für Friedensforschung vorgelegter Vertrag, enthielt das Wort Cartridges, also Patronen.
    Und so wurde der Vorwurf erhoben, Steyr habe damit gegen das Kriegsmaterialgesetz verstoßen.
    In der Regierungsverordnung zum Kriegsmaterialiengesetz ist aber lediglich festgeschrieben, dass nur Maschinen und Anlagen, die ausschließlich zur Erzeugung von Kriegsmaterial geeignet sind, unter das Gesetz fallen.
    Und genau das ist jetzt auch der springende Punkt bei jener Fabrik, die laut Voest-Pressesprecher Orasch zur Erzeugung von Rohrwaffen dienen soll, laut Voest-Generaldirektor Lewinsky aber lediglich metallurgische Anlagen produzieren soll.
    Eine Studie, die von sechs Ökonomen im Auftrag des Wissenschaftsministers Fischer ausgearbeitet und Anfang 1986 vorgelegt worden war, scheint mittlerweile in Vergessenheit geraten zu sein.
    Dort wird nämlich aus wirtschaftlicher Perspektive nachgewiesen, dass aufgrund von weltweiter Überproduktion von Rüstungsgütern aus erhofften Bombengeschäften wahrscheinlich Rohakrepierer werden.
    Gisela Hopfmüller und Robert Stoppacher zeichneten die wechselvolle Geschichte der politischen Diskussion rund um Österreichs Waffenexporte nach.
    Die Führungsdiskussion in der österreichischen Volkspartei, die sich nun ja schon seit den letzten Nationalratswahlen hinzieht, setzt sich auch an diesem Wochenende fort.
    Hatte noch vor zehn Tagen der Generalsekretär der Industriellenvereinigung, Herbert Kretschi, mit seiner Aussage für Aufregung gesorgt, dass in der ÖVP ein Stauffenberg hermüsse, um der Partei eine andere Führung zu ermöglichen, weil Alois Mock diese Aufgabe nicht mehr bewältigen könne.
    So sorgte heute der Wiener ÖVP-Obmann und Vizebürgermeister Erhard Busseck, der ja auch einer der Stellvertreter von Alois Mock ist, für einen Knalleffekt.
    Busek gilte schon lange als möglicher Nachfolger von Alois Mock.
    In einem Interview mit der Grazer Kleinen Zeitung kündigte Busek an, auf dem ÖVP-Bundesparteitag, der ja 1989 stattfinden soll, für die Funktion des Parteiobmannes kandidieren zu wollen.
    Buseks Bedingung, seine Kandidatur müsse im Einvernehmen mit Alois Mock erfolgen und nicht gegen ihn.
    Bettina Reuter informiert sie.
    In dem Interview geht Erhard Busseck mit der ÖVP hart ins Gericht.
    Man habe Kretschies Kritik an Mock im Parteivorstand nicht einmal erwähnt und dieser habe wohl recht mit seiner Ansicht, dass die Führungsdiskussion in der ÖVP immer nur mit vorgehaltener Hand geführt werde.
    Die ÖVP befinde sich in tödlicher Gefahr, meinte Busek.
    Sie sei momentan nur Regierungsbestandteil und keine eigene Partei mehr.
    Die Gefahr bestehe darin, dass die ÖVP weiter herunterfalle und ihre Identität weiter verliere, wenn nichts geschehe.
    Die Lösung des Problems sieht Busek in einem Wechsel an der Spitze.
    Allerdings, so Busek wörtlich, könne das nur in Frieden und Liebe mit Alois Mock abgehen.
    Eine Gegenkandidatur zu Alois Mock würde die Partei nur weiter schwächen.
    Es hänge nun alles davon ab, ob Mock sich selbst gegenüber Einsicht zeige.
    Zurzeit wolle Mock aber nicht einsehen, dass seine Zeit als Parteiobmann faktisch zu Ende sei.
    Ein Führungswechsel gehe jedenfalls nur friedlich oder gar nicht, sagte Pusek.
    Prinzipiell steht Erhard Pusek für die Obmannschaft zur Verfügung, denn niemand in der Partei dürfe sich zu gut für irgendetwas sein.
    Warum hat nun Erhard Busseck seine Bereitschaft zur Kandidatur gerade jetzt bekannt gegeben?
    Erhofft er sich davon nun eine Rückenstärkung für die Wiener Landtagswahl am 8.
    November oder will er damit schon seinen Abgang in die Bundespolitik ankündigen, wenn die Wahl für ihn schlecht ausgeht?
    So könne man das nicht sehen, meinte Busseck heute.
    Wenn Sie mich nicht kramsen, das ist alles eine journalistische Überinterpretation.
    Worum es mir gegangen ist, ist einmal klarzustellen, dass es Kandidaten und sicher auch noch andere als mich für das Amt des Bundesparteiobmanns gibt und dass das alles nur in Einvernehmen mit Alois Mock geht.
    Mir geht es darum, klarzustellen, ich bin sicher kein Kandidat gegen Alois Mock, sondern, wenn es irgendwie geht, der Kandidat des Alois Mock.
    Kann das nicht aber auch heißen, dass sozusagen nun der offene Kampf angesagt ist, der offene Kampf gegen Alois Mock, aber er muss vor der Wahl beendet sein und vielleicht auch von anderen ausgetragen als von Ihnen?
    Da ist gar keine Rede davon.
    Wenn Alois Mock wieder zum Bundesparteitag kandidiert, werde ich sicher nicht kandidieren.
    Es ist seine Entscheidung und der Bundesparteitag hat dann zu entscheiden.
    Sie haben aber doch irgendwie in diesem Interview deutlich durchblicken lassen, dass es sehr gut wäre, wenn Alois Mock sich besinnen würde und nicht antreten würde.
    Mit dem Aufwind, den Sie sich vielleicht von der Wiener Landtagswahl erhoffen, glauben Sie, dass Sie ihn dazu bewegen können, diese Einsicht zu gewinnen?
    Zunächst einmal möchte ich klarstellen, das hat alles mit der Wiener Landtagswahl nichts zu tun.
    Das ist eine innerparteiliche Diskussion und hier in Wien stehen 100 Gemeinderäte zur Wahl an und ganz sicher nicht der Bundesparteiobmann der ÖVP.
    Haben Sie aus anderen Bundesländern gewisse Signale bekommen, dass Sie unterstützt würden in dieser Richtung, in der Richtung zu kandidieren, wenn Alois Mock nicht antritt?
    Ich glaube, es ist Zeit, dass man einmal klipp und klar sagt, dass es natürlich in der Partei Überlegungen gibt und man sich fragt, was man am besten tut.
    Das ist aber an sich keine geheime Angelegenheit, sondern ich glaube, man soll es nur offen zugeben und es werden sich die Wege finden, wenn die richtigen Entscheidungen fallen.
    Soweit Erhard Busseck auf Fragen von Bettina Reuter.
    ÖVP-Obmann Alois Mock hält sich zurzeit in Kärnten auf und war laut Mitteilung unseres Landesstudios zu einer Stellungnahme in diesem Fall nicht bereit.
    Heute findet in Gmunden der zweite Tag des Kongresses der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin statt.
    Ein Hauptthema der Tagung sind Gesundheitsschädigungen durch Nacht- und Schichtarbeit.
    Daneben stellen die Arbeitsmediziner aber auch eine ganze Reihe konkreter Forderungen.
    So sollte auch in kleineren Unternehmen die betriebsärztliche Versorgung intensiviert werden.
    Denn nur etwa ein Drittel der österreichischen Arbeitnehmer sei betriebsärztlich versorgt.
    Insgesamt werden dafür doppelt so viele Arbeitsmediziner erforderlich als derzeit vorhanden.
    Die Versicherungsträger wurden aufgefordert, mehr Geld als bisher für vorweigende Maßnahmen anzuwenden.
    Ein Bericht von Markus Föderl aus dem Landesstudio Oberösterreich.
    Die Nacht zum Tag machen.
    Für viele Österreicher gleichbedeutend mit ausgiebigem Fortgehvergnügen.
    Für tausende Arbeitnehmer alltäglicher Arbeitsrhythmus.
    Allein 12.000 Beschäftigte fallen in Österreich derzeit unter das Nachtschichtschwerarbeitergesetz.
    Aus medizinisch-biologischer Sicht ist eine Umkehrung des Lebensrhythmus jedoch absolut ausgeschlossen.
    Die Arbeitsmedizin sieht ihre Aufgabe darin, eine wenigstens annähernd optimale Abstimmung zwischen Mensch und Maschine im Schichtbetrieb zu finden.
    Gelingt das nicht, sind langfristig gesehen Magengeschwüre, Stoffwechselkrankheiten, Schlafstörungen und Blutdruckunregelmäßigkeiten die Folge.
    Dazu kommen psychosoziale Störungen aufgrund mangelnder Kontakte zur Familie und zum Freundschaftskreis.
    Durch Mitsprache bei den Schichteinteilungen versucht die Arbeitsmedizin die ärgsten Härten auszugleichen.
    Dazu gehört auch umfassende Aufklärung der Arbeitnehmer.
    Betriebsärzte haben aber noch nicht die Bedeutung, die sie sich wünschen.
    Dazu Dr. Egmont Baumgartner, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Arbeitsmedizin.
    Wenn ich als Beispiel nehmen darf, dass jeder Betrieb seinen Steuerberater hat und den selbstverständlich nimmt, weil er sich davon erhofft,
    dass er hier gut beraten ist, dann muss ich sagen, das gleiche würde für den Betriebsarzt gelten, denn auch der würde den Unternehmer gut beraten in der Hinsicht, dass das größte Kapital, das er in der Firma hat, eben erhalten wird und das ist die Gesundheit des Arbeitnehmers.
    Derzeit, so Baumgartner, seien nur ein Drittel aller österreichischen Arbeitnehmer betriebsärztlich versorgt.
    Um diesen Zustand zu verbessern, müsste das Arbeitnehmerschutzgesetz geändert werden.
    Die Forderungen des Gesetzgebers gehen dahin, dass hier nicht die Betriebe, die weniger als 250 Beschäftigte, wie es zurzeit ist, ausgespart werden sollten.
    Zurzeit ist es so, dass nur Betriebe ab 250 Beschäftigten betriebsärztlich versorgt werden.
    Für eine ausreichende Betreuung der Arbeitnehmer fehle es allerdings, so Baumgartner, an geeigneten Ärzten.
    Denn nur etwa 500 Mediziner hätten die entsprechende Ausbildung.
    Doppelt so viele wären erforderlich.
    Arbeitslose Jungmediziner hätten keine Chance hier einzuspringen.
    Denn für die Ausbildung zum Betriebsarzt sei unter anderem die Absolvierung des Turnus vorgeschrieben.
    Und Turnusplätze seien bekanntermaßen rar.
    An die Versicherungsträger geht die Forderung, mehr für Präventivmaßnahmen aufzuwenden.
    So würde die allgemeine Unfallversicherungsanstalt nur 4 bis 5 Prozent ihres Budgets für Aufklärung und Vorbeugung einsetzen.
    Und die Sozialversicherungen wenden, so Baumgartner, gar mehr Geld für Bestattungszuschüsse auf.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 33 Minuten und wir kommen zu unserer Samstagsserie im Journal zu Gast.
    Seit 1.
    September gibt es einen neuen Direktor der Grafischen Sammlung Albertina, den 1935 in Linz geborenen Konrad Oberhuber.
    Oberhuber dissertierte über den Hofmaler Bartolomeus Spranger an der Universität Wien, wurde 1961 Kustos in der Albertina und arbeitete seit 1969 überwiegend in den Vereinigten Staaten.
    Zuletzt war er Professor der Harvard University sowie Kustos der Jan-Wodner-Sammlung in Cambridge, Massachusetts.
    Mit Direktor Oberhuber sprach Volkmar Paschalk.
    Herr Direktor Oberhuber, was hat Sie veranlasst, nach 17 Jahren Amerika wieder nach Österreich zurückzukommen?
    Sie haben dort an einer sehr berühmten Universität unterrichtet, Sie haben dort ein eigenes Museum aufgebaut und geleitet.
    Was war der Anreiz, dass Sie trotzdem wieder in Ihre alte Heimat zurückgekommen sind?
    Ich muss in der Tat gestehen, dass ich da sehr viel aufgegeben habe, also eine der schönsten und reichsten Bibliotheken, eine sehr anregende Studentenschaft und auch hervorragende Kollegen und eine wunderbare Sammlung und ein schönes Arbeitsklima.
    Aber ich bin ja seit vielen, vielen Jahren mit dem Haus, mit der Albertina verbunden und freue mich jetzt auf die Arbeit mit den unglaublich großartigen Schätzen und mit den Mitarbeitern, die ich hier im Hause vorfinde.
    Und dann kommt noch zusätzlich dazu die Schönheit von Wien und die Schönheit von Europa.
    War es dieses kulturelle Ambiente, Herr Professor, das Sie zurückgetragen hat nach Österreich?
    War es die wunderbare Sammlung der Albertiner, die natürlich nicht zu vergleichen ist mit dem Museum, das Sie dort aufgebaut und geleitet haben?
    Oder war es doch auch ein bisschen ein Heimatgefühl, dass man sagt, ich gehöre wieder dorthin, wo meine Wurzeln waren?
    Ich glaube es sind alle drei Faktoren natürlich maßgeblich gewesen.
    Auch die Rückkehr zu meiner Familie zum Beispiel.
    Dann eben vor allem diese Freude auf die österreichischen Kunstschätze.
    Und auch das Gefühl, dass Österreich jetzt vielleicht vor einer neuen Blüte steht.
    Ich glaube es ist also ein ganz beträchtlicher Unterschied.
    zwischen dem Wien, das ich verlassen habe, das mir eigentlich noch etwas grisscremig in Erinnerung ist, gegen das Wien, zu dem ich jetzt zurückkomme, wo ich also eine viel größere Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit und also Offenheit der Menschen finde,
    die mir jedenfalls damals nicht so bewusst war.
    Es ist auch, glaube ich, wichtig gewesen, so lange weg gewesen zu sein, um Wien kennenzulernen.
    Also für mich war es ein ganz großes Erlebnis mit einer Amerikanergruppe, also einer Gruppe von lauter Millionären, die ich also für unser Museum geführt habe.
    auf einer Reise von Prag nach Budapest, dann nach Wien zu kommen und zwar mit einer gewissen Ängstlichkeit, dass Wien vielleicht neben dem, was wir also in Prag und Budapest schon erlebt haben, nicht ganz statthalten könnte und dann herauszufinden, dass Wien
    alle Erwartungen übertraf und zwar ob es jetzt um die Restaurants ging, also das ausgezeichnete Essen oder auch die Stimmung beim Heurigen draußen in Grinzing oder die Theater, die Oper, die Museen und so weiter, also die Amerikaner waren vollkommen hingerissen
    Und in jeder Hinsicht hat sich Wien dann doch als das Zentrum dieses ganzen mitteleuropäischen Raums entpuppt.
    Sie sprechen von einem aufstrebenden alten und neuen Wien.
    Und dabei ist in aller Welt der Glanz des Namens Österreich im Verblassen.
    Gerade Sie in Amerika werden sicherlich auch mitbekommen haben, ein wie schlechtes Image Österreich gerade derzeit in Amerika hat.
    und dass man sozusagen nur mehr das Alte mit Österreich in Verbindung bringt, die Sängerknaben, die Lipizzaner, vielleicht noch die Wiener Philharmoniker und vom neuen Österreich eigentlich nichts hält.
    Ja, das ist eben auch in Änderung begriffen.
    Es ist interessant, dass in den allerletzten Jahren meines Aufenthalts, ich habe ja dort immer moderne Kunst gekauft und viel zusammengearbeitet mit einem anderen Museum, das auch zu Harvard gehört, das sogenannte Busch-Reisinger Museum, das sich zur Aufgabe gestellt hat, mitteleuropäische Kunst zu fördern, Österreich, Schweiz und Deutschland.
    Und dort einen Kollegen hatte, der sich sonst hauptsächlich eigentlich für russische, konstruktivistische Kunst und für deutsche Avantgarde Kunst interessiert hat.
    Und der war also vollkommen begeistert von Reinhardt zum Beispiel.
    Die letzte Erwerbung, die ich gemacht habe, war eine Zeichnung von Kocherscheid.
    Und auch die Werke von der Frau Lassnig zum Beispiel haben also Begeisterung hervorgerufen, obwohl es da noch zu keinem Ankauf gekommen ist.
    Und das politische Image?
    Das politische Image natürlich ist furchtbar.
    Und das bedauere ich natürlich sehr.
    Ich musste also ununterbrochen in Amerika dazu Stellung
    nehmen, wobei ich mich zur Verteidigung Österreichs für einen konzilianten Ton versucht habe einzuschwenken.
    Natürlich ist mir das sehr peinlich gewesen.
    Andererseits muss man ja sagen, wenigstens wird von Österreich gesprochen.
    Warum, glauben Sie, hat sich dieses Image Österreichs in politischer Hinsicht so verwandelt, wenn man jetzt einmal absieht von der Wahl des Bundespräsidenten, die in den Vereinigten Staaten so großes Aufsehen erregt hat?
    Aber warum hat man plötzlich einen Staat, den man geliebt hat, sozusagen fallen gelassen?
    Ich glaube, das ist das Einzige.
    Ich kann an nichts anderes denken.
    Es ist also nur die Waldheim-Affäre, die uns so geschadet hat.
    Sie haben sich vor allem in ihren Veröffentlichungen mit Alterkunst beschäftigt, mit Raphael vor allem.
    Aber sie haben ein großes Interesse für moderne Kunst und sie haben auch gesagt, sie werden also versuchen, in der Albertina auch mehr moderne Kunst zu sammeln.
    Ist es aber nicht doch so, dass Sie von einer Sammlung, die sicherlich die Moderne in den Vordergrund gestellt hat, zurückkommen zur Albertina mit ihren Schätzen aus der Vergangenheit, dass das auch zusammenhängt mit dem Älterwerden?
    Sie sind jetzt 52 Jahre alt.
    Ist das eine Zeit, wo man sich von der Avantgarde, von der modernen Kunst wieder mehr der Älteren zuwendet?
    Ist das ein natürlicher Reifeprozess oder sehen Sie das nicht so?
    Ich glaube, das geht bei mir eher umgekehrt.
    Ich habe erst im letzten Jahr zum ersten Mal einen Artikel über moderne Kunst geschrieben, während sich eigentlich mein ganzer mittlerer Lebensabschnitt auf dem Gebiet der alten Kunst abgespielt hat.
    Ich freue mich natürlich jetzt in Zukunft wieder zu diesen alten Meistern zurückzukehren und vor allem mit meinen Mitarbeitern hier an der Aufarbeitung, der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Albertiner Blätter zu arbeiten.
    Aber ich freue mich auch auf eine intensivere Beschäftigung mit der modernen.
    Wie beurteilt man eigentlich die moderne Kunst?
    Ich meine, es gibt so viele Richtungen, die sich dann später als Scharlatanismus entpuppt haben.
    Und es gibt so viele neue Strömungen in der Kunst, die man früher gar nicht als Kunst bezeichnet hätte.
    So viele neue Techniken, so viele neue Medien, die in die moderne Kunst hineinspielen.
    Die einzigen Maßstäbe, die man mit einer ziemlichen Sicherheit anlegen kann, sind die Maßstäbe der Qualität.
    Also ich kann nach einiger Schulung schon erkennen, ob ein Meister einen reichen Geist hat,
    und eine große Vielfalt in der Gestaltung an den Tag legt und dabei eben auch einen gewissen Sinn für Größe, Monumentalität und Kraft entwickelt.
    Dann ist natürlich ein zweiter Gesichtspunkt, der glaube ich erst in unserem Jahrhundert stärker in den Vordergrund tritt und das ist der moralische Gesichtspunkt.
    und die Frage nach der Geistigkeit, die aus einem Werk herausströmt.
    Also erst in unserer Zeit gibt es Kunstwerke, die also wirklich rein zerstörerisch wirken können, während andere Kunstwerke aufbauend wirken.
    Das sind oft Sachen, die ungeheuer schwer zu durchschauen sind.
    Und leider ist da auch der beste Kunsthistoriker den Modeströmungen unterworfen.
    Es gibt ja in unserer Zeit also Erscheinungen, die ich also für außerordentlich großartig und wichtig halte.
    Also einer der umstrittensten vielleicht zum Beispiel ist Beuys, ein großer deutscher Künstler.
    wo es wirklich einer ganz großen Anstrengung und ganz großen Arbeit bedarf, um zu seinem Werk durchzudringen.
    Das kann man einfach gar nicht spontan machen.
    Ich glaube überhaupt, dass moderne Kunst einen ganz hohen Anspruch an den Betrachter stellt.
    und man sich wirklich Zeit gönnen muss, um sie richtig zu beurteilen.
    Was sind eigentlich die Aufgaben eines Museumsdirektors in unserer Zeit?
    Ich glaube, es ist ja nicht nur so, dass man hier sammeln soll und dass man seine Schätze möglichst gut präsentieren soll, sondern dass man heute von einem Museumsdirektor viel mehr erwartet.
    Vorträge, Veranstaltungen, ja fast Animation.
    Jaja, das ist das, was natürlich aus Amerika hereinströmt.
    Wie ich hier wegging, da war, ich würde nicht sagen beim Direktor, aber jedenfalls bei meinen Kollegen oder manchen meiner Kollegen noch die Einstellung,
    dass das Museum im Grunde für den Wissenschaftler da ist, dass besonders eine Sammlung wie die Albertina, dass das Publikum im Grunde stört.
    Also eine gewisse elitäre Einstellung.
    Die Amerikaner konnten sich das nie leisten, da ihre Museen ja immer von der Öffentlichkeit unterstützt werden mussten und wenn
    sie also die Öffentlichkeit nicht hereinbrachten, dann war aber auch kein Geld für die Museen da.
    Ich muss aber sagen, dass noch vor meiner Abreise hier, auch hier in Österreich, in dieser Hinsicht ja schon sehr viel unternommen worden ist, und vor allem im Museum des 20.
    Jahrhunderts.
    Herr Direktor Oberhofer, Sie wollen verstärkt den Besuchern Originale zeigen, Originale, die man sonst zurückgehalten hat, um sie zu schützen.
    Was erwarten Sie sich davon?
    Ich glaube, dass ein wahres ästhetisches Erlebnis nur vor einem originalen Kunstwerk stattfinden kann.
    Das Facsimile kann einen schon Bewunderung und Anregung geben, also kann dem Kopf, also dem Intellekt auch Information vermitteln, aber zu dieser intimen Beziehung zwischen Meisterwerk und Menschen kann es eben meines Erachtens doch nur dann kommen, wenn man das Original vor Augen hat.
    Nun besteht natürlich für uns das spezifische Problem, dass diese Werke nicht ständig ausgestellt werden können.
    Das heißt, wir können also auf keinen Fall den Hasen ununterbrochen den Menschen vor Augen führen.
    Aber indem wir jetzt die neueste Technologie ausnützen, könnte es möglich sein, diese Blätter wenigstens
    gelegentlich und in Abwechslung an das Publikum heranzuführen.
    Und das, diese Schockwirkung der Größe eines Meisters, das ist, glaube ich, doch ein sehr wesentliches Erlebnis.
    Sie machen einen sehr freundlichen, konzilianten Eindruck.
    Man stellt sich gemeinhin den Museumsdirektor als den großen Diktator vor.
    Glauben Sie, dass man auch anders ein Museum führen kann?
    Das erhoffe ich mir sehr.
    Das ist auch der Stil gewesen, den ich in Amerika entwickelt habe.
    Eher meine Mitarbeiter zur Arbeit dazu anzustacheln, dass ich ihnen einerseits erlaubt habe, eigene Initiativen zu entfalten,
    und sie dann eben in diesen Initiativen unterstützt haben, als ihnen anzuschaffen, was sie tun müssen.
    Ich glaube, dass auf dem wissenschaftlichen, auf dem geistigen Gebiet die Freiheit im Vordergrund steht.
    Also das freie Denken, also nicht nur das freie Denken, die freie Meinungsäußerung, sondern auch die freie Initiative, wobei natürlich eine gewisse Koordination notwendig ist.
    Gehen wir noch einmal zurück zum Ausgangspunkt.
    Sie erwarten sich sehr viel von Österreich, sehr viel von der Albertina.
    Direktoren von Theatern oder von Museen, die vom Ausland hierher kommen, beklagen hier immer das bürokratische, das kameralistische System.
    Sie beklagen sich über den politischen Hick-Hack, der in Österreich herrscht.
    Wie sehen Sie diese Situation und was erwarten Sie sich von einem künftigen Österreich?
    Was müsste für Ihre Meinung nach verändert, verbessert werden?
    Also ich habe einstweilen noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.
    Ich bin ja auch an die amerikanische Bürokratie gewöhnt.
    Wenn die Amerikaner bürokratisch sind, dann übertreffen sie die Österreicher würde ich sagen 500 Prozent.
    Wenn Sie also in Amerika vom Staat für irgendetwas Geld wollen, dann müssen Sie also mit Formularen und Expertisen und so weiter arbeiten.
    die geradezu unglaublich sind.
    Also das ist hier nicht der Fall.
    Es scheint eben auch im Ministerium derzeit eine ziemlich offene Stimmung zu herrschen.
    Das was fehlt natürlich ist Geld, aber ich habe das Gefühl, dass jedenfalls ein sehr großer guter Wille jedenfalls in unserem Ministerium vorhanden ist.
    Ich habe natürlich auch schon
    die Erfahrung gemacht, dass man mir Versprechungen machte, zum Beispiel meinen persönlichen Gehalt, die dann nicht eingehalten wurden.
    Also das habe ich mir eigentlich von Österreich nie anders
    erwartet.
    Ich habe da keine Illusionen.
    Ich bin gelernter Österreicher.
    Und trotzdem glaube ich, dass man mit Beharrlichkeit und Geduld in diesem Land außerordentlich viel machen kann.
    Vielen Dank, Herr Direktor Oberhuber.
    Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre Direktion in der Albertina.
    Im Journal zu Gast war der neue Chef der Albertina, Konrad Oberhuber.
    Mit ihm sprach Volkmar Paschalk.
    Es ist 12.51 Uhr, neun Minuten vor 13 Uhr und wir kommen jetzt zu einem Kulturbeitrag im Mittagschanal.
    Das Tier steht thematisch im Mittelpunkt des diesjährigen steirischen Herbstes, der zurzeit gerade in Graz mit einer Friedensaktion mit 50 Brieftauben eröffnet wird.
    Animal Art, das Tier als Kunstträger und Kunstmittel, ist nämlich einer der Programmschwerpunkte des renommierten Avantgarde Festivals, das heuer zum 20.
    Mal durchgeführt wird.
    Animal Art soll in Ausstellungen und Performances einen Querschnitt der künstlerischen Beschäftigung mit dem Thema Tier vermitteln,
    Dazu bietet der Steirische Herbst seinem Publikum Symposien, Konzerte, Sprech- und Musiktheater-Aufführungen sowie Kunstaktionen in Graz und in steirischen Bezirken.
    Aus Graz berichtet Bernd Schmidt.
    20 Jahre Steirischer Herbst, das bedeutet 20 Jahre Konfrontation des Neuen mit kultureller Tradition.
    Nicht ohne Grund fällt die Geburt des Festivals ins Jahr 1968.
    20 Jahre Steirischer Herbst, das bedeutet jedoch auch den Versuch, immer wieder und vor allem international Richtungen zu untersuchen und Tendenzen zu orten.
    1987, mit einem Programmbudget von knapp 9 Millionen Schilling, wird nicht nur der Kunst und dem Menschen, sondern auch dem Tier an den Puls gefühlt.
    Den zentralen Thema nähert sich schon die Eröffnung des Herbstes an.
    Dazu Intendant Dr. Peter Vujica.
    Wir laden nämlich zur Eröffnung dieses Herbstes, die ja zusammenfällt mit der Eröffnung der Ausstellung NML Art, nicht nur
    das kunstinteressierte Grazer Publikum ein, sondern auch deren Haustiere.
    Die Tiere, für die steht ein Buffet bereit und sie werden so, wie die Besucher Gelegenheiten haben, sich zu erfrischen.
    Doch auch sonst will der Programmmacher des steirischen Herbstes Ritualisierungen vorbeugen und Frische garantieren.
    Der 20. steirische Herbst ist zweifellos mehr Avantgarde, als es der erste war.
    und der zweite und der dritte in diesen Herbsten hat es immerhin den Mann von La Mancha gegeben, das würde jetzt einem Gastspiel von Kez gleich kommen es hat Intermezzo von Richard Strauss gegeben, es hat Falstaff von Verdi gegeben also das gibt es jetzt nicht mehr der steirische Herbst kann und wird immer eine Polarisierung sein von
    arriviertem und noch nicht arrivierten, von regionalen und internationalen.
    Das war seine Widmung durch seinen Begründer Hans Korin und an das kann man sich halten.
    Noch dazu natürlich die Idee des Trigon-Gedankens, der geistigen Verbundenheit des Raumes Steiermark, Kärnten, Slowenien und Friaul.
    So reichhaltig das diesjährige Programm ist, einige Schwerpunkte lassen sich herausschälen.
    Animal Art wird die vielschichtigen Strukturen Tier aufzeigen, denn auf das Lebewesen neben uns müsste sich der Mensch endlich besinnen, um überleben zu können.
    Doch auch auf dem Gebiet des Sprech- und Musiktheaters erwartet die Besucher einiges.
    Hier nennt Dr. Peter Vujica,
    Die Uraufführung von Friedrich Zerhers Oper Der Rattenfänger, eine Koproduktion mit der Wiener Staatsoper und dann sind es auch die beiden Schauspielpremieren, die deutschsprachige Erstaufführung eines als Stück des Jahres in Jugoslawien gefeierten Werkes von Rudi Scheligo mit dem Titel Enkas Hochzeit, wo unsere Verbundenheit mit dem, mit unseren südlichen Nachbarn sehr stark zum Ausdruck kommt und dann auch noch die Uraufführung des Stückes
    Happy Baby von Max Grath, einem steirischen Autor, das zweisprachig, deutsch und slowenisch ebenfalls diese Verbundenheit mit dem südlichen Raum signalisiert.
    Das Musikprotokoll, das so alt ist wie der Steirische Herbst, die Steirische Akademie, eine Reihe von Ausstellungen, das Literatursymposium, all das spielt sich vorwiegend in Graz ab.
    Doch auch außerhalb der Landeshauptstadt ist der Herbst spürbar.
    Das Deutschlandsberger Jugendmusikfest und die Mürztaler Musikwerkstatt sorgen hier für frischen Kulturwind.
    Kein steirischer Herbst ohne Skandal, so scheint es.
    Vor Jahren war es das Plakat, das einen Mann zeigte, der seine Hose herunterließ oder hinaufzog.
    Ein anderes Mal wirbelte Wolfgang Bauers körperintensives Bühnenstück »Gespensterstaub« auf.
    Heuer ist es möglicherweise die geplante Aktion »Brudermord« von Hermann Nitsch, die die Gemüter bewegt.
    Bernd Schmidt informierte sie über die Aktionen, die während des steirischen Herbstes in Graz ablaufen.
    Es ist jetzt vier Minuten vor 13 Uhr.
    Wir schließen das Journal mit Kurzmeldungen.
    Adolf Poindl hat sie redigiert und Karl Berger liest sie.
    Sowjetunion.
    Mit ungewöhnlicher Zurückhaltung reagiert die sowjetische Presse auf die Einigung der beiden Supermächte über Abrüstungsschritte.
    Keine der großen Moskauer Zeitungen erwähnt den vereinbarten Abbau der Mittelstreckenraketen und die Bekanntgabe eines Gipfeltreffens zwischen Präsident Reagan und Parteichef Gorbatschow im kommenden Herbst auf der ersten Seite.
    In der Berichterstattung der meisten sowjetischen Blätter wird dem erfolgreichen Abschluss der Außenministergespräche in Washington wesentlich weniger Raum gegeben als den Berichten über Afghanistan oder Kambodscha.
    Österreich
    Bundespräsident Waldheim appellierte heute an die Auslandsösterreicher, in ihrer Liebe und ihrem Einsatz für Österreich nicht zu erlahmen.
    Bei der Eröffnung der Auslandsösterreicher-Tagung in Villach dankte Waldheim für zahlreiche Beweise der Loyalität und der Sympathie, die ihm von Auslandsösterreichern aus vielen Ländern zugegangen seien.
    Außenminister Mox setzte sich in seiner Rede neuerlich für das Wahlrecht der Auslandsösterreicher ein.
    Die wirtschaftliche Realität in Österreich ist nach Ansicht des Bundeswirtschaftskammerpräsidenten Rudolf Salinger wesentlich besser als die Stimmung.
    Salinger sagte heute bei der Eröffnung der Innsbrucker Herbstmesse, der Großteil der österreichischen Wirtschaft sei kerngesund, ertragreich, wettbewerbsfähig und zukunftsträchtig.
    Es sei notwendig, die großen Leistungen der vielen Privatunternehmen wieder ins richtige Licht zu rücken.
    Sie geben allen Grund zu dem Optimismus, dass auch die schwierigen wirtschaftlichen Probleme Österreichs lösbar seien, betonte Salinger.
    In einem Zeitungsinterview hat sich Erhard Busse grundsätzlich zu einer Kandidatur für die Funktion des Bundesparteiobmannes der Volkspartei bereit erklärt.
    Im Hörfunk hob der stellvertretende ÖVP-Obmann und Wiener Landesparteivorsitzende dazu jedoch hervor, er wolle klarstellen, dass alles im Einvernehmen mit Alois Mock geschehen müsse.
    Eine Kandidatur gegen Mock werde es keinesfalls geben, betonte Busseck.
    Parteichef Mock wollte zu diesem Thema keine Stellungnahme abgeben.
    Nach dem gestrigen schweren Unglück auf der Westbahnstrecke zwischen Lambach und Neukirchen in Oberösterreich ist der Zugverkehr heute früh wieder aufgenommen worden.
    Die Strecke ist eingleisig befahrbar.
    Bei dem Frontalzusammenstoß zwischen einem Schnellzug und einem Eilzug sind gestern Vormittag drei Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden.
    43 Verletzte befinden sich noch in Spitalsbehandlung.
    In Graz wurde heute Mittag das Avant-Garde-Festival steirischer Herbst eröffnet.
    Die Veranstaltung steht heute unter dem Motto Animal Art, das Tier als Kunstträger und Kunstmittel.
    Animal Art soll einen Querschnitt durch die künstlerische Beschäftigung mit dem Thema Tier vermitteln.
    Geplant sind Veranstaltungen aus den Bereichen Schauspiel und Theater sowie Ausstellungen und Symposien.
    Italien
    In Mehran ist heute früh ein Anschlag auf ein Mehrfamilienhaus verübt worden, das vorwiegend von Polizisten bewohnt wird.
    Die Bombe zerstörte den Eingang, das Treppenhaus und alle Fensterscheiben des Gebäudes, verletzt wurde aber niemand.
    Es war der dritte Anschlag im Gebiet von Mehran innerhalb einer Woche.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Ein schweres Hagelunwetter in Unterfranken hat innerhalb weniger Minuten Sachschaden in Millionenhöhe angerichtet.
    In den Gemeinden Riedenberg und Motten wurden zahlreiche Gebäude und Autos schwer beschädigt.
    Die eigroßen Hagelkörner zertrümmerten Glastächer und Fensterscheiben.
    Verletzt wurde niemand.
    Und jetzt noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Sonnig im Norden, zeitweise auch wolkig, Nachmittagstemperaturen 22 bis 27 Grad.
    Diese Wetteraussichten standen am Ende von 60 Minuten Information durch den aktuellen Dienst.
    Die nächste Schanalausgabe gibt es morgen um 17 Uhr, das Sonntagsschanal.
    Bis dahin verabschiede ich mich.
    Am Mikrofon war Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1987.09.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1987.09.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse der Abrüstungsvereinbarung der Supermächte
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung]
    Datum: 1987.09.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Problematik der österreichischen Waffenexporte
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky, Bundeskanzler Sinowatz, Innenminister Blecha
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Stoppacher, Robert [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r] , Blecha, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erhard Busek prinzipiell zur Kandidatur für ÖVP-Parteiobmann bereit
    Einblendung: VP-Obmannstellvertreter Busek
    Mitwirkende: Roither, Bettina [Gestaltung] , Busek, Erhard [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Tagung von Arbeitsmedizinern in Gmunden
    Einblendung: Arbeitsmediziner Baumgartner
    Mitwirkende: Föderl, Markus [Gestaltung] , Baumgartner, Egmont [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.19 [Sendedatum]
    Ort: Gmunden [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Albertina-Chef Konrad Oberhuber
    Interview: Sammlungsleiter Oberhuber
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Oberhuber, Konrad [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Steirischer Herbst 1987
    Einblendung: Intendant Vujica
    Mitwirkende: Schmidt, Bernd [Gestaltung] , Vujica, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1987.09.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Motto: Das Tier , Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1987.09.19
    Spieldauer 00:59:30
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Glück, Luis [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1987.09.19 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-870919_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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