Mittagsjournal 1987.10.07

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Der Mordversuch am Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner steht im Mittelpunkt des Mittagsschornals am heutigen Mittwoch, dem 7.
    Oktober.
    Redakteur am Mikrofon ist Manfred Kronsteiner.
    Der Kärntner Landeshauptmann ist gestern Abend niedergeschossen worden von einem ehemaligen Schulkollegen, einem Verlacher Lehrer, der so wie Wagner an einer altmaturanten Feier in einem Klagenfurter Gasthaus teilgenommen hatte.
    Kein Attentat aus politischen Motiven, sondern ein Mordversuch aus persönlicher Frustration heraus, soviel steht für die Sicherheitsbehörden nach dem Verhör mit dem gefassten Täter bereits fest.
    Der Täter gab zwei Schüsse ab, einer davon traf den Landeshauptmann in den Bauch.
    Was folgte war eine mehrstündige Notoperation im Klagenfurter Landeskrankenhaus.
    Zwar hieß es bald nach Leopold Wagners Einlieferung,
    Es bestehe keine akute Lebensgefahr, doch Infektionsgefahr ist nach einem Bauchschuss mit Verletzung des Darmtraktes nie auszuschließen.
    Und so beschränkten sich die behandelnden Mediziner in ihrem ersten ärztlichen Bulletin heute früh auf die Aussage, dem verletzten Landeshauptmann gehe es den Umständen entsprechend normal.
    Heute früh war Wagner bereits ansprechbar.
    Und die Oberärztin der Intensivstation des Landeskrankenhauses Klagenfurt, Dietlinde Gulle, schildert,
    Wir sind zufrieden mit dem Krankheitsverlauf und sein Zustand ist durchaus befriedigend.
    Welche Schwierigkeiten könnten auftreten?
    Die Hauptschwierigkeit ist, dass eine Infektion auftreten kann, weil die Wunde ja praktisch eine explosionsartige Wunde ist, außerdem den Darm eröffnet hat, der Darminhalt in die freie Bauchhöhle kommt.
    und davon muss man befürchten, dass unter Umständen eine Entzündung auftritt.
    Er steht natürlich unter Medikamenten und wir versuchen diese Infektion zu verhindern, aber wenn sie auftritt, ist sie eigentlich erst in den nächsten Tagen zu erwarten.
    Soviel über den Zustand des Kärntner Landeshauptmanns.
    Die Mitglieder der Kärntner Landesregierung, wenige Minuten nach dem gestrigen Attentat verständigt, traten heute Vormittag zu einer Sondersitzung zusammen.
    Abschließend wurde dann über das Ergebnis dieser Regierungssitzung in einer Pressekonferenz informiert.
    Wolfgang Dittmar fasst zusammen.
    Der erste Stellvertreter des schwerverletzten Kärntner Landeshauptmannes Wagner, Erwin Frühbauer, ist noch während der Nachtstunden vom ÖGB-Kongress in Wien nach Klagenfurt angereist.
    Frühbauer teilte dann mit, die Menschen im Lande seien erschüttert.
    Diese Erschütterung habe sich auch außerhalb der Bundesgrenzen breitgemacht, noch während der Nachtstunden.
    hätten sich die Präsidenten von Slowenien und Venezien über das Befinden Wagners erkundigt, ebenso auch zahlreiche Landeshauptleute aus anderen Bundesländern und Parteifreunde Wagners aus Wien.
    Dann verlaß Frühbauer in dieser Pressekonferenz eine offizielle Erklärung, die von der Kärntner Landesregierung heute Vormittag abgefasst wurde.
    Das Attentat auf Landeshauptmann Leopold Wagner wird von der Kärntner Landesregierung und von der gesamten Bevölkerung
    Kerndens schärfstens verurteilt und verabscheut.
    Es ist sicher die Tat eines Einzelgängers.
    Wenn es auch die Tat eines Einzelgängers ist, so zeigt dies doch erschreckend, wie rasch die fehlende Bereitschaft zur Verständigung zur Gewalt führt.
    Um solche Entwicklungen zu vermeiden, appelliert die Kärntner Landesregierung an alle Kärntnerinnen und Kärntner, insbesondere aber an die Medien, das oberste Gebot, die Verständigungsbereitschaft und die gegenseitige Achtung aufrechtzuerhalten.
    Die Kärntner Landesregierung wünscht ihrem Vorsitzenden baldige und völlige Genesung.
    und unterstützt die Gattin und die gesamte Familie in diesen für sie so schweren Stunden.
    Soweit die offizielle Erklärung der Kärntner Landesregierung.
    Der Sozialreferent Kärntners Landesrat Rudolf Gallo berichtete im Detail über die Verletzung Wagners.
    Das Projektil aus dem Revolver sei unterhalb des Nabels rechtsseitig in den Bauch eingedrungen und habe sich slalomartig weitergebohrt.
    Es wurde ein beträchtlicher Dickdarmriss verursacht.
    Wagner musste ein Stück Dickdarm entfernt werden.
    Der Landeshauptmann hatte aber ebenso viel Glück.
    Sonst seien nämlich keine Organe verletzt worden.
    Das Projektil sei unmittelbar unterhalb der Aorta eingedrungen.
    Und dann wurde in dieser Pressekonferenz ausführlich über das mögliche Tatmotiv informiert.
    Der Eindruck, der bisher entstanden sei, Franz Rieser hätte letzten Endes das Attentat verübt, weil er bei der Besetzung eines Direktorpostens übergangen worden sei, sei ein falscher.
    Denn so Frühbauer, der Täter habe sich seit Ende 1980 um keinen mehrerer ausgeschriebener Direktorposten mehr beworben.
    ebenso um keinen anderen öffentlichen Posten.
    Nicht beantworten konnte zum Zeitpunkt der Pressekonferenz Frühbauer die Frage, ob eine Bewerbung des Täters vor 1980 erfolgt und abgewiesen worden sei.
    Auf die Frage, zu welchem Ergebnis er bei der Suche nach einem Motiv gekommen sei, meinte der Stellvertreter Wagners.
    Dass vielleicht aus dem Bereich dieser Matura-Klasse vielfach die
    Schulkollegen nicht nur Direktoren, sondern auch Inspektoren usw.
    geworden sind.
    unter Umständen eine gewisse Depression beim Herrn Grieser ausgelöst hat.
    Frühbauer bestätigte, dass gegen Franz Grieser ein Disziplinarverfahren läuft, weil er ohne Angabe von Gründen seit 25.
    April nicht mehr auf seinem Arbeitsplatz in der Hauptschule in Fährlach erschienen war.
    Am vergangenen Montag hätte dieses Disziplinarverfahren mit der mündlichen Einvernahme Griesers fortgesetzt werden sollen.
    Grieser habe von diesem Termin gewusst, sei aber nicht zur Einvernahme erschienen.
    Und noch eine Frage wurde in dieser Pressekonferenz erörtert,
    wird es künftig Sicherheitsbegleitung für Landespolitiker geben.
    Die anwesenden Regierungspolitiker verneinten, ein Attentat wie jenes von gestern Abend könne auch durch Sicherheitsbeamte nicht verhindert werden.
    Welche Motive hatte nun der Attentäter Franz Rieser wirklich?
    Bisher wurde also in den Medien kolportiert, Rieser habe aus Rache gehandelt.
    Aus Rache, weil er bei der Besetzung des Hauptschulleiterpostens in Fährlach nicht zum Zug gekommen sei.
    Dies habe ihn zunehmend in eine Einzelgängerrolle getrieben, die sich dann in verschiedenen Aktionen geäußert habe.
    So hat Rieser bei den Lehrertagungen von SPÖ und ÖVP mit einem Spruchband gegen Partei- und Psychoterror, wie es auf dem Transparent hieß, protestiert.
    Schwere Auseinandersetzungen gab es auch mit seinem Vorgesetzten, dem Leiter der Hauptschule in Verlach.
    Solange eben, bis Rieser nicht mehr zum Dienst erschien.
    Wie steht es also mit dem angeblichen Motiv, Rieser sei nicht befördert worden?
    Beim Bezirksschulinspektorat Klagenfurt-Land liegen alle Bewerbungen für Schulleiterposten der letzten Jahre auf.
    In Verlach waren es in den letzten 18 Jahren insgesamt vier Leiterstellen, die vergeben wurden.
    Bernhard Primosch stellte an Bezirksschulinspektor Ewald Berntaler die Frage, ob Rieser trotz Bewerbung tatsächlich nicht berücksichtigt worden sei.
    Dazu Berntaler.
    Wie ich aus meinen mir vorliegenden Unterlagen entnehmen kann, wurden im Jahre 1980, im Jahre 1984 und 1985 Leiterstellen an den Hauptschulen in Fährlach zur definitiven Besetzung ausgeschrieben.
    In keiner dieser
    Aufstellung finde ich den Bewerber Franz Rieser.
    Er hat sich nie um eine Hauptschuldirektorenstelle innerhalb dieser letzten sieben Jahre beworben.
    Informationen, wonach Rieser eventuell aus Kram gegen eine Nicht-Berücksichtigung seiner Person das Attentat auf Landeshauptmann Wagner verübt haben könnte, lassen sich also durch Dokumente nicht belegen.
    Ist das richtig?
    Aus den mir vorliegenden Unterlagen stelle ich fest, dass sich Franz Rieser in den letzten sieben Jahren nicht um eine Leiterstelle beworben hat, wohl aber im Jahre 1969, also vor ca.
    18 Jahren, sich um eine Leiterstelle in Ferlach beworben hat.
    Aufgrund seiner damaligen Dienstzeit und auch der vorliegenden Beurteilung konnte diese Bewerbung nicht in die Auswahl gezogen werden.
    Bezirksschulinspektor Ewald Berntaler war das zur Person des Täters.
    Der Schuss, der den Kärntner Landeshauptmann gestern Abend verletzt hat, hat allgemein und vor allem natürlich bei den Politikern Bestürzung ausgelöst.
    Bundeskanzler Wranitzki erklärte heute,
    Dieses im höchsten Grade fürchterliche Ereignis hat mehrere Aspekte.
    Erstens, denn sicherlich, dass exponierte Leute in Politik und Wirtschaft offensichtlich auch in ununterbrochener Risikoposition sind.
    Zweitens aber auch, dass man niemals die Geduld verlieren darf, auch bei Problemfällen, weil ja kein Konflikt so ausgetragen werden darf.
    Aber trotz aller dieser Betroffenheit möchte ich darauf hinweisen, dass zum Beispiel der Kellner in dem Gasthaus durch seinen mutigen Einsatz Überdurchschnittliches geleistet und Wagner, wo er vorher vielleicht noch Ärgeren bewahrt hat, und möchte auch darauf hinweisen, dass ein engagiertes Ärzte-Team dann Außerordentliches geleistet hat, sodass bei aller Betroffenheit über den Vorfall
    unser Gemeinwesen durchauch eine starke Seite gezeigt hat, nämlich in einer schwierigen Krisensituation dann doch so insgesamt zu reagieren, dass jedenfalls, so wie es jetzt aussieht und was sehr zu hoffen ist, Landeshauptmann Wagner das Ärgste hinter sich hat.
    Dieses Attentat auf Wagner ist wieder ein Vorfall, das die Diskussion um die Sicherheit der Politiker in Österreich möglicherweise wieder in Gang bringen wird.
    Gibt es da nicht die Notwendigkeit, die Sicherheitsvorkehrungen für Spitzenpolitiker zu verbessern?
    Wissen Sie, dieser Vorfall gestern Abend in Klagenfurt ist natürlich ein dramatischer, aber wir dürfen darüber den Blick
    und uns verschleiern lassen, dass wir insgesamt in Österreich natürlich eine gute Sicherheitsposition, jedenfalls im internationalen Vergleich, haben.
    Und ich möchte auch jetzt nicht von einem Extrem in das andere fallen und, ich weiß nicht, bis an die Zähne bewaffnete Sicherheitsleute jedem zur Seite geben, aber dieses Thema doch so ernst nehmen, dass wir nicht darüber, was manchmal vorkommt, spötteln und witzeln.
    sondern darauf bedacht nehmen, dass die gute Sicherheitsposition in unserem Land aufrecht bleibt.
    Sind Sie nach diesem Vorfall in Kärnten eigentlich persönlich beunruhigt?
    Ich selber bin persönlich nicht beunruhigt, aber ich möchte der ganzen Debatte noch hinzufügen, dass die persönliche Sicherheit ja nicht allein davon abhängt, ob man von einem oder zwei Sicherheitsbeamten begleitet und beschattet wird.
    sondern dass die Sicherheit im Land ja viel weiter geht, Terrorismusbekämpfung, Drogensuchtbekämpfung und überhaupt das Im-Griff-Haben der sogenannten Szene durch die Sicherheitskräfte, das ist das eigentliche Sicherheitsnetz und das ist in Österreich ein sehr gutes.
    Hängt es bei diesen Sicherheitsproblemen nicht möglicherweise auch ein bisschen davon ab, dass durch den Zugang zu Handfeuerwaffen relativ einfach ist, wie das Beispiel dieses Fährlacher Lehrers gezeigt hat?
    Das könnte sein, dass sie damit Recht haben.
    Allerdings zeigt sich ja, dass in anderen Ländern Verbotsgesetze auch nicht davor einem Schützen das Handfeuerwaffen gehandelt werden.
    Sie werden halt dann im Schwarzmarkt gehandelt.
    Bundeskanzler Wranicki im Gespräch mit Gisela Hopfmüller.
    Franz Riese, der Mann, der auf Leopold Wagner geschossen hat, hat, wie man ja schon weiß, die Tatwaffe erst kurz vor der Tat, und zwar am vergangenen Samstag, gekauft.
    Und er hat sie vollkommen legal erworben, da er Besitzer einer gültigen Waffenbesitzkarte war.
    Das wirft natürlich angesichts der Tatsache, dass Rieser in seiner Umgebung als Sonderling bekannt war, auch die Frage auf, wie und wie leicht kommt man in Österreich zu einer Schusswaffe, auf ganz legale Art.
    Bettina Reuter ist dieser Frage nachgegangen.
    Geregelt werden in Österreich Erwerb, Besitz und Führen von Waffen durch das Waffengesetz 1986, jenes Gesetz, das auch vor kurzem im Zusammenhang mit Kriegsmaterial und Waffenexport wieder einmal heftig diskutiert wurde.
    Legal zu einer Waffe zu kommen, ist in Österreich nicht schwer.
    Erster Punkt, man stellt einen Antrag.
    An die Bundespolizei oder die Bezirksverwaltungsbehörde, je nachdem, wo man wohnt.
    Grundvoraussetzung, man muss über 21 Jahre sein, österreichische Staatsbürger und eine im Sinne des Waffengesetzes verlässliche Person.
    Für diesen Begriff gibt es natürlich bestimmte Kriterien.
    Aber natürlich gibt es auch eine Reihe von Gründen, die den Erwerb oder den Besitz einer Waffe ausschließen.
    Etwa, wenn der Antragsteller wegen eines unter Androhung oder Anwendung von Gewalt vorgenommenen vorsätzlichen Angriffes gegen Leib und Leben, Freiheit, Fremdesvermögen oder Sittlichkeit, Suhhälterei und einer Reihe anderer Delikte zu einer Freiheitsstrafe von mehr als zwei Monaten oder zu einer Geldstrafe von mehr als 120 Tagsätzen oder
    öfter als zweimal zu geringeren Strafen rechtskräftig verurteilt worden ist.
    Hat man öfter als zweimal betrunken eine strafbare Handlung begangen und ist die Strafe dafür nicht getilgt, so fällt man für den Erwerb einer Waffenbesitzkarte ebenso aus wie durch Sucht, etwa Rauschgift oder Alkohol und auch wenn man geisteskrank oder geistesschwach ist, erwiesenermaßen natürlich.
    Aber zurück zum Vorgang.
    Man hat also den Antrag gestellt und im nächsten Schritt wird die Behörde von sich aus tätig.
    Sie sieht im Strafregister nach, ob Vorstrafen vorliegen und sie wendet sich mit der Bitte um Erhebungen an die Behörden des Wohnortes des Antragstellers.
    Im Falle Franz Rieser war das der Gendarmerie-Posten Verlach.
    Wenn dort nichts im Sinne der Hinderungsgründe des Waffengesetzes gegen den Antragsteller vorliegt, unter anderem auch keine behördlichen Vormerkungen, zum Beispiel Anzeigen gegen den Antragsteller oder konkrete Hinweise auf psychische Defekte, dann muss die erste Behörde dem Antrag stattgeben.
    Der Antragsteller erhält entweder, je nach Antrag, eine Waffenbesitzkarte, die ihn zum Erwerb und zum Besitz einer Waffe berechtigt, oder einen Waffenpass, der ihm auch erlaubt, die Waffe im geladenen Zustand mit sich zu führen.
    Im zweiten Fall muss aber auch der Bedarf nachgewiesen werden, etwa berufliche Risken, die ein Geldbote oder ein Juwelenvertreter auf sich nimmt.
    Der Waffenbesitzschein allein berechtigt nur zum Erwerb und zum Besitz einer Waffe und zum Transport im ungeladenen Zustand
    etwa zu einem Zweitwohnsitz oder zum Schießstand.
    Die Behörde überprüft übrigens von sich aus alle fünf Jahre, ob die Bedingungen für Waffenbesitzkarte oder Waffenpass noch erfüllt werden.
    Aus konkreten Anlässen natürlich auch außerhalb dieses Turnus.
    Franz Rieser hat im April dieses Jahres eine Waffenbesitzkarte beantragt und diese nach den üblichen Erhebungen auch erhalten.
    Soviel heute Mittag nach dem Mordversuch an Kärntens Landeshauptmann Leopold Wagner.
    Wir werden Sie selbstverständlich immer über den neuesten Informationsstand in Kenntnis setzen.
    Zwischendurch die Zeit, es ist 12 Uhr und 16 Minuten.
    Und jetzt ein Überblick über die sonstigen Ereignisse in Österreich und international.
    Im Sprecherstudio sitzt Josef Wenzel-Hnatek mit den Nachrichtenmeldungen, die von Fedor Holy verfasst worden sind.
    Österreich.
    Anton Benja hat heute seine Abschiedsrede als ÖGB-Präsident gehalten.
    Vor den Delegierten des 11.
    ÖGB-Kongresses skizzierte er seinen Werdegang und gab einen ausführlichen Rückblick auf seine Arbeit.
    Zu aktuellen politischen Fragen meinte er, die Vollbeschäftigung habe nach wie vor Vorrang.
    Man könne aber nicht gleichzeitig absolute Vollbeschäftigung, maximales Wirtschaftswachstum, totalen Umweltschutz und als Draufgabe Steuersenkungen und mehr Sozialleistungen haben.
    Benja meinte ferner, zur Strukturverbesserung sei auch eine entsprechende Energiepolitik notwendig.
    Der erscheinende ÖGB-Präsident sagte wörtlich, er hoffe, dass man sich bei gut überlegten Vorhaben nicht wieder abschrecken lasse.
    Benja betonte, sozialer Fortschritt bleibe für Gewerkschafter eine dauernde Aufgabe.
    Österreich, Bundesrepublik Deutschland.
    Innenminister Blecher wird heute zu einem dreitägigen Arbeitsbesuch in Bonn erwartet.
    Blecher will mit seinem Ressortkollegen Friedrich Zimmermann über eine verstärkte Zusammenarbeit beider Länder in Sicherheits- und Polizeifragen sprechen.
    Auch ein Abkommen über einen raschen Informationsaustausch in Katastrophenfällen soll erörtert werden.
    Belgien.
    Die europäische Gemeinschaft befürwortet nach Angaben des zuständigen EG-Kommissars Willi de Klerk weiterhin eine Mitgliedschaft Österreichs in der Gemeinschaft.
    De Klerk betonte in Brüssel, ohne diese Mitgliedschaft könne es keine volle Integration in den geplanten Binnenmarkt geben, weil Österreich in diesem Fall nicht mitentscheiden könnte.
    Der Kommissar der europäischen Gemeinschaft reist in der kommenden Woche zu einem Besuch nach Wien.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Mit der traditionellen Militärparade hat die DDR heute in Ostberlin die Feiern zum 38.
    Jahrestag ihrer Gründung begonnen.
    Staats- und Parteichef Erich Honecker nahm die Parade ab.
    In Ostberlin und allen anderen Bezirken der DDR finden heute Volksfeste zum Nationalfeiertag statt.
    Philippinern Die Sicherheitsbehörden haben eine neue Verschwörung zum Sturz von Staatspräsidentin Corazon Aquino aufgedeckt.
    Nach Angaben von Regierungssprecher Teodoro Benigno waren an der Verschwörung mehrere Gruppen beteiligt.
    Es war angeblich geplant, noch in diesem Monat die Rückkehr von Ex-Diktator Marcos zu erreichen.
    Das Kabinett in Manila hat heute beschlossen, drei philippinische Radiostationen wegen angeblicher Unterstützung von Staatsfeinden mit sofortiger Wirkung zu schließen.
    Sri Lanka.
    Militante Tamilen haben in der vergangenen Nacht mehr als 100 Menschen ermordet.
    Ein Militärsprecher in Colombo gab bekannt, die Separatisten hätten einen Zug überfallen und 40 Reisende getötet.
    Bei weiteren Überfällen auf zwei Ortschaften ermordeten die Tamilen etwa 60 Einwohner.
    Anlass der Massaker war der Selbstmord von 13 inhaftierten tamilischen Extremisten am vergangenen Montag.
    USA.
    Der Kongress in Washington hat sich für ein Wirtschaftsembargo gegen den Iran ausgesprochen.
    Nur wenige Stunden nachdem der Senat einen entsprechenden Vorschlag einstimmig angenommen hatte, verabschiedete das Repräsentantenhaus den Entwurf mit überwältigender Mehrheit.
    Griechenland.
    Die Insel Rhodos ist gestern Abend von drei weiteren starken Erdstößen erschüttert worden.
    Nach Angaben des seismologischen Instituts in Athen hatten die Erdstöße Stärken zwischen 4,8 und 5,2 auf der Richterskala.
    Alle drei Beben hatten ihr Epizentrum in der Ägäis.
    Schäden wurden bisher nicht gemeldet.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage?
    Nach kurzer Zwischenbesserung wird am Donnerstag eine weitere atlantische Störung den Alpenraum überqueren.
    Am Freitag wird zunehmender Hochdruck Einfluss Wetterbesserung bewirken.
    Das milde Wetter wird in den nächsten Tagen andauern.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Anfangs lokal noch etwas Regen, sonst unterschiedliche, im Durchschnitt abnehmende Bewölkung.
    Schwache bis mäßige Winde, Nachmittagstemperaturen 14 bis 20, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 5 bis 13 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Donnerstag, im Westen und Südwesten zeitweise Regen, über den Niederungen gebietsweise Hochnebel, besonders über den südalpinen Beckenlagen, im Osten sowie im Donauraum.
    Sonst zunächst meist aufgelockert bewölkt, an der Alpennordseite föhnig aufgeheitert.
    Im weiteren Tagesverlauf jedoch von Westen her Bewirkungszunahme und nachfolgend regional Regen.
    Lebhafte südliche Winde bei Störungsdurchgang, Winddrehung gegen West.
    Frühtemperaturen 5 bis 13 Grad, Tageshöchsttemperaturen 13 bis 18 in Föhnzonen der Alpen-Nordseite bis 21 Grad.
    Die Wetterforschung auf übermorgen Freitag meist aufgelockert bewölkt bis heiter und mild.
    Die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
    Wien und St.
    Pölten stark bewölkt 17 Grad.
    Eisenstadt wolkig 19, Linz bedeckt 15, Salzburg bedeckt 13, Innsbruck stark bewölkt 16 Grad, Südostwind 10 Kilometer in der Stunde, Bregenz stark bewölkt 15, Graz heiter 21 und Klagenfurt stark bewölkt, leichter Regen bei 14 Grad.
    Soweit also die Journalnachrichten, die wir wegen der Berichterstattung nach dem Schuss auf Leopold Wagner hint angesetzt haben.
    Die weiteren Themen für heute Mittag, Anton Benjas Abschiedsrede vor dem ÖGB-Kongress, Gespräche des Außenministers und Vizekanzlers Mock in Bonn, der US-Kongress lehnt Reagans Höchstrichterkandidaten ab, schwere Unruhen im Baskenland, Kultur, Gundula Janowicz übernimmt die Leitung der Grazer Oper.
    Gewerkschaftsbundpräsident Anton Benjas feiert morgen seinen 75.
    Geburtstag.
    Zugleich mit diesem Jubiläum geht morgen und übermorgen beim 11.
    Bundeskongress des ÖGB die Ablöse Benjas an der Gewerkschaftsspitze durch Fritz Ferzethnitsch über die Bühne.
    Im Mittelpunkt des heutigen Vormittags im Wiener Konferenzzentrum stand daher die letzte große Rede Anton Benjas als ÖGB-Präsident.
    Ernest Hauer berichtet.
    Außerprogramm gemäß begann der heutige dritte Tag des 11.
    ÖGB-Kongresses mit der Verlesung eines Telegramms mit Genesungswünschen an den Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner.
    Das letzte große Referat Anton Benjas als ÖGB-Präsident stand dann weitgehend im Zeichen eines Rückblicks auf seine 24 Jahre als Präsident.
    Arbeiterabfertigung, Arbeitszeitverkürzung, die weitergehen müsse, Urlaubsverlängerung, Insolvenz-Entgelt-Sicherungsgesetz als Erfolge des ÖGB.
    und viele Zahlen.
    Im Vergleichszeitraum seien zum Beispiel die Preise um 209 Prozent, die Arbeitnehmereinkommen aber um 575 Prozent gestiegen.
    Zahlen, für die sich Benja fast entschuldigte.
    Das, was manchmal im Gefühl entsteht, das Leben ist immer schlechter geworden und die Frage auftaucht, was machen denn die Gewerkschaften?
    Es ist richtig, man kann den Menschen, die sich versorgen,
    Ich weiß, wie das ist, und ich sage, mit deinen Ziffern kannst du bleiben, wo du bist, aber man muss eine Beweisführung haben.
    Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn wir es imstande sind, den Leuten zu sagen, was wir wirklich geleistet haben, dann haben wir unsere Aufgabe, haben es uns gemacht, wir müssen es ihnen sagen, wir müssen ihnen zeigen, schaut euch um im Lande und dann urteilt selbst und lasst euch nicht immer von einigen wenig oder, weil es gerade modern ist, von den Negativisten irgendwie etwas erzählen.
    Die Zahl der geschaffenen Arbeitsplätze sei ebenfalls auf der positiven Seite zu verbuchen.
    Die Vollbeschäftigung müsse aber wieder angestrebt werden, denn, so Benja, wenn der Mensch und vor allem der junge Mensch länger Zeit ohne Arbeit ist, dann wird er sich fragen, ja was ist das für eine Gesellschaft?
    Was ist das für eine freie Gesellschaft, die mir nicht einmal das Recht auf Arbeit und Brot und Verdienst für mich und meine Familie gibt?
    Das haben wir in der Ersten Republik erlebt, wo eine falsche Wirtschaftspolitik betrieben wurde.
    Das führte zur Not, führte zum Elend, führte zum Bürgerkrieg, führte später zum Faschismus.
    Und alle, die das erlebt haben, mussten sich sagen, nie mehr wieder.
    darf diese Arbeitslosigkeit so groß werden, dass es eine Gefahr für das demokratische System ist.
    Und das, liebe Kolleginnen und Kollegen, weiß auch die Bundesregierung.
    Das Bekenntnis zu einer solidarischen, vor allem aber verantwortungsvollen Lohnpolitik verbannt der scheidende ÖGB-Präsident mit einem persönlichen Credo.
    Wenn wir Lohnpolitik fallweise aufgrund unserer Kraft auf Teufel komm raus machen, würden wir wahrscheinlich später einmal sehr dafür bezahlen.
    Und das ist die Stärke der österreichischen Gewerkschaftsbewegung, der einzelnen Gewerkschaften.
    Dass unsere Kolleginnen und Kollegen im Betrieb, dass die Funktionäre im Betrieb sind, die aber auch die Menschen erkennen, das ist ein unmittelbarer Zusammenhang.
    Wirtschaft, Wachstum und das, was wir aus der Wirtschaft herausholen.
    Dementsprechend folgte später auch ein Bekenntnis zur Paritätischen Kommission und zur Sozialpartnerschaft.
    Benja erinnerte auch noch einmal an Zwentendorf, ohne die Debatte wiederbeleben zu wollen, wie er sagte.
    Und er wies im Zusammenhang mit Hainburg den Vorwurf, die Gewerkschafter seien Betonierer, zurück.
    Wenn Sie wollen, dass wir billige, umweltfreundliche Energie bekommen, dann müssen wir, wenn alles überlegt ist,
    auch gegen kleine Widerstände kleiner Gruppen, die gegen alles sind.
    Wir merken es ja immer wieder, liebe Kolleginnen und Kollegen.
    Man hat das Gefühl, das ist meist aus parteitaktischen Gründen, man hat das Gefühl, wenn wir uns da ein wenig beugen, dann werden wir diese Leute gewinnen.
    Einen Teil dieser Leute können sie nicht gewinnen, weil das ist eine Gruppe, die gegen alles ist, weil es viel einfacher ist, gegen etwas zu sein, als für etwas einzutreten.
    Wir haben aber für etwas einzutreten.
    Das ist das Wesentliche, liebe Kolleginnen und Kollegen.
    Zur Diskussion um die Zinsertragssteuer ein klares Wort an Tom Benjas.
    Wenn der Staat so große Geldmittel braucht, um diese Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, dann soll er die Gelder dort holen, wo sie liegen, wo sie teilweise unversteuert liegen.
    Und zum Schluss dieser letzten großen Rede als ÖGB-Präsident ein Appell.
    Lassen wir uns von den Mutlosen, von den ständigen Kritikern, von jenen, die keinen Zukunftsglauben haben, nicht abhalten.
    Gehen wir den erfolgreichen Weg geschlossen weiter.
    damit wir beim nächsten Bundeskongress allen sehr deutlich zeigen können, die da meinen, der ÖGB befinde sich in einer Krise, dass der ÖGB ständig an der Lebensqualität, an der Verbesserung der Lebensqualität arbeitet.
    Nicht laut schreiend, sondern durch Taten und Leistungen den Wert einer starken Gewerkschaftsbewegung beweist.
    Ich wünsche Ihnen
    Werte in viel Erfolg in den Betrieben und Erfolg in unserer großen Gemeinschaft in diesem Sinne, ein herzliches Glück auf!
    Mehr als eine Minute dauerte der Applaus der Delegierten, die Bänger eine stehende Ovation bereiteten.
    In der Diskussion ging dann als erster Sepp Wille auf die Pensionsreform ein.
    Er halte viel von Budgetkonsolidierung, aber nichts davon, ständig die ASVG-Pension in Frage zu stellen, sagte der Metallgewerkschafter.
    Wille sprach sich auch deutlich für eine Erhöhung des Pensionsalters aus und für das Industriegruppenprinzip, also die Einbeziehung der Privatangestellten in die jeweiligen Fachgewerkschaften.
    Das wiederum hatte entgegengesetzte Wortmeldungen aus der Privatangestelltengewerkschaft zur Folge.
    und einen Appell des Beamtengewerkschafters Sommer, sich angesichts der Probleme doch nicht in organisatorischen Streitigkeiten zu ergehen.
    Soviel aus dem Austria Center und damit zurück ins Studio des Mittagschannals.
    12 Uhr, 28 Minuten ist die Zeit.
    Und wir kommen zu grenzübergreifender Berichterstattung.
    Der österreichische Vizekanzler und Außenminister Alois Mock ist zurzeit auf Besuch in der Bundesrepublik Deutschland.
    Gestern hat Mock mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl über die österreichischen Bestrebungen um Annäherung an die europäischen Gemeinschaften konferiert und auch über die Transitproblematik unterhielten sich die beiden konservativen Politiker.
    Mock verwies auf die ständig steigende Belastung, die der internationale Durchzugsverkehr durch Tirol mit sich bringt.
    Kohl reagierte wohl verständnisvoll, aber vorsichtig.
    Über die österreichische Europapolitik sprach dann Mock mit seinem bundesdeutschen Gegenüber als Außenminister, Hans-Dietrich Genscher.
    Zu Gesprächen in unser nördliches Nachbarland wird heute außerdem Innenminister Karl Blecher fahren und auch der Verteidigungsminister Robert Lichal wird in Bonn in den nächsten Tagen Gespräche führen.
    Mehr von Helmut Brandstetter.
    Außenminister Alois Mock hat sein Credo, Österreich soll ab 1992 am Binnenmarkt der Europäischen Gemeinschaft voll teilnehmen, natürlich auch in Bonn vorgetragen.
    Mit Erfolg, wie er heute Vormittag den Journalisten berichtete.
    Sowohl Bundeskanzler Kohl als auch Außenminister Genscher hätten die Zusage erteilt, Österreich innerhalb der EG bei diesem politischen Anliegen zu unterstützen.
    Eine Zusage, die Gewicht hat.
    Die Deutschen übernehmen am 1.
    Jänner den Vorsitz im EG-Ministerrat.
    Und im ersten Halbjahr 1988 müssen auch wesentliche Entscheidungen in Brüssel fallen, die den offenen Markt für Personen, Waren, Kapital und Dienstleistungen voranbringen sollen.
    Weniger Übereinstimmung gab es offensichtlich bei der vor allem für den Westen Österreich so belastenden Problematik des zunehmenden Durchreiseverkehrs.
    Die Bundesrepublik hat ja mit Gegenmaßnahmen gedroht, sollte Österreich wie angekündigt die Jahresmautkarte über dem Brenner abschaffen.
    Das würde natürlich zu erheblichen Verteuerungen für die deutschen Frechter führen.
    Man einigte sich hier schließlich darauf, dass die Transitfrage als gesamteuropäisches Problem mit der EG vor allem aber den Regierungen der Nachbarstaaten gelöst werden müsste.
    Vizekanzler Mock dazu.
    Ich habe sowohl den Bundeskanzler als auch den Vizekanzler gebeten, doch ich vorhin gemeint habe mit Nachdruck,
    unseren Wunsch zu unterstützen, dass der Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft ein Verhandlungsmandat erteilt, um die Verkehrsprobleme im Nord-Süd-Verkehr zu lösen.
    Das, was sich hier in Österreich und speziell im Tiroler Inderl abspielt, ist eben der Bevölkerung nicht mehr zumutbar.
    Wir sind uns bewusst, dass der Personenverkehr weiterhin wachsen wird.
    Man muss zumindest versuchen, in dem Lastenverkehr eine Lösung zu finden.
    Wir beginnen auch hier autonom und warten nicht, bis uns der andere nur helfen mit einer Kapazitätsausweitung des Eisenbahntransportes über dem Brenner oder durch den Brenner hindurch.
    Aber es braucht eine
    Europäische Verkehrspolitik, die es noch nicht gibt.
    Ob Mock sich eine Rücknahme der Entscheidung zur Abschaffung der Jahresmautkarte vorstellen kann, das wollte er nicht beantworten.
    Jetzt ging es darum, dass Verhandlungen beginnen.
    Ein erster Schritt.
    Die Verkehrsminister von Österreich, Deutschland und der Schweiz wollen sich schon nächste Woche treffen.
    Probleme der Annäherung Österreichs an die europäische Gemeinschaft sowie konkrete Handelsfragen im Mittelpunkt der Bonner Gespräche des Außenministers Mock.
    Und dasselbe Thema wurde auch im Gespräch behandelt, das österreichische Wirtschaftsjournalisten mit dem EG-Außenminister Wille de Klerk in Brüssel geführt haben.
    Ebenfalls zur Sprache gekommen ist da der Transitverkehr.
    De Klerk wird übrigens nächste Woche in Wien mit Außenminister Alois Mock zusammentreffen.
    Aus Brüssel berichtet jetzt Herbert Huthar.
    die Österreich und die EG betreffen, nämlich Transitverkehr und Landwirtschaft.
    Begeisterung über die österreichischen Pläne, den LKW-Transit einfach auf die Schiene zu setzen, herrscht in Brüssel offenbar nicht.
    EG-Kommissar Wille de Klerk sagte dazu ganz deutlich, der kombinierte Verkehr sei ein Schritt, eine Teillösung, aber keine Gesamtlösung des Transitproblems.
    Ein Problem, das er als sensitiv und besonders heikel bezeichnet, vor allem die Belastung der österreichischen Bevölkerung.
    Für Anfang Dezember oder Anfang Jänner erwartet die Kommission das Verhandlungsmandat von Seiten des EG-Ministerrates und dann wird man weitersehen.
    Das Transitproblem wird als vielschichtig und kompliziert dargestellt.
    Straßenverkehrsabgaben müssen ebenso besprochen werden wie eine eventuelle EG-Finanzierung von Infrastrukturprojekten in der Bundesrepublik Deutschland oder in Italien auf der Brennerstrecke.
    Von einer EG-Hilfe in Österreich ist keine Rede.
    Es wird also noch manche Nuss zu knacken geben.
    Besser geht es mit den Fragen der Landwirtschaft weiter.
    Das im Mai abgeschlossene Abkommen über vermehrte österreichische Käselieferungen in die EG wird demnächst vom EG-Ministerrat verabschiedet.
    Bei Wein sind zwei Abkommen in Verhandlung.
    Erstens die Qualitätsweinkontrolle und gegenseitige Anerkennung entsprechender Qualitätsnormen und zweitens die zollfreie gegenseitige Belieferung mit Qualitätswein in einem bestimmten Ausmaß.
    Was die Annäherung Österreichs an die EG betrifft, so stellte der EG-Außenminister neuerlich klar.
    Österreich kann nicht voll in einen Club integriert werden, wenn es nicht Mitglied ist.
    Mitsprache bei EG-Entscheidungen gibt es ohne Mitgliedschaft keine.
    Österreich ist als Mitgliedsland willkommen, sagte de Klerk.
    Im Grunde sei das aber ein österreichisches Problem.
    Der große EG-Binnenmarkt ist ein politisches Ziel nicht mit einem Frage-, sondern mit einem Rufzeichen, sagte der EG-Kommissar.
    Er wird auch für Nichtmitglieder eine Reihe von Möglichkeiten bringen, aber auch härteren Wettbewerb.
    Insgesamt wird der größere Markt aber ein Wachstumsimpuls für die gesamte Weltwirtschaft sein.
    Die kleine Freihandelszone, der unter anderem Österreich, die Schweiz und Schweden angehören, ist, so deklariert mindestens ein ebenso wichtiger Handelspartner wie die USA.
    Gespräche angesichts des kommenden Binnenmarktes werden mit großem Nachdruck weitergeführt.
    Abschließend zu den Beziehungen EG Ostblock.
    Die östliche Wirtschaftsgemeinschaft Comicon hat es akzeptiert, dass die EG nicht mit dem Comicon als Ganzes verhandelt, sondern mit den einzelnen Ländern.
    So mit Rumänen, Ungaren und der GSSR.
    Mit Polen und mit Bulgarien werden Vorgespräche geführt.
    Da bewegt sich einiges, meint EG Außenkommissar Willi Leclerc.
    12 Uhr und 35 Minuten und wir kommen jetzt zur Basken-Problematik.
    Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der spanischen Exekutive sind zurzeit im Baskenland, vor allem in San Sebastian, an der Tagesordnung.
    Gestern kam es zum vierten Mal seit der groß aufgezogenen Polizeiaktion der französischen Superflix,
    gegen Exilbasken zu schweren Zusammenstößen in San Sebastian.
    Auch für den heutigen Mittwoch werden Zusammenstöße erwartet.
    Die der ETA-Militar nahestehende Separatistenbewegung Eribatasuna hat im gesamten spanischen Baskenland zu einem Protest und Aktionstag gegen die Ausweisung baskischer Flüchtlinge aus Frankreich aufgerufen.
    Die große Razzia der französischen Polizei am Wochenende hat nach Ansicht des französischen Innenministers Pascal der ETA einen empfindlichen Schlag versetzt.
    Auch Journalisten waren zu der Antiterroraktion eingeladen worden und sie wurden Zeugen einiger für unsere Verhältnisse wohl schwer vorstellbarer Szenen.
    Die Polizei nahm bei mehr als 100 Hausdurchsuchungen im Südwesten Frankreichs nicht nur verdächtige Männer, sondern auch Frauen und Kinder fest, die dann später wieder auf freien Fuß gesetzt wurden.
    Lorenz Galmezza informiert.
    Nationalisten haben in der Nacht auf heute in Bilbao und San Sebastian zu gewaltsamen Zwischenfällen mit der Polizei geführt.
    Die wichtigste Bundesstraße, die das französische mit dem spanischen Baskenland verbindet, wurde stundenlang blockiert.
    Barrikaden wurden errichtet, Autos in Brand gesteckt und auf eine Kaserne der Guardia Civil wurde ein Feuerüberfall verübt.
    Für heute Mittag sind im gesamten Baskenland Protestdemonstrationen angesagt.
    Aufgelöst wurden die neuerlichen Unruhen durch die größte je dagewesene Polizeiaktion der französischen Sicherheitskräfte.
    2000 Mann, darunter Anti-Terror-Spezialeinheiten aus Paris, hatten am Wochenende in den französischen Provinzen des Baskenlandes eine Großrazzia durchgeführt.
    96 Personen wurden verhaftet, dutzende Wohnungen durchsucht und schließlich im Schnellverfahren insgesamt 56 Basken an Spanien aufgeliefert, weil sie verdächtigt wären, der Untergrundorganisation ETA anzugehören.
    Innenminister Charles Pasqua hatte die Blitzaktion angeordnet, nachdem in der vergangenen Woche zwei seit langem gesuchte führende ETA-Mitglieder verhaftet worden waren.
    In ihrem Versteck stand die Polizei eine Personenliste mit 500 Namen angeblicher ETA-Sympathisanten oder Mitglieder sowie Pläne für Terroraktionen.
    Die Vorgangsweise der französischen Polizei hat aber nicht nur bei den baskischen Separatisten Empörung und Kritik aufgelöst.
    Wie durch Zufall waren nämlich an allen Einsatzorten der Sicherheitskräfte, Journalisten, Fotografen und Kamerateams des Fernsehens zur Stelle.
    Es gehe Minister Dafram eine demonstrative Einschüchterung der Basken und um wahlpolitisch motivierte Spektakel lauten die Vorwürfe, denn schließlich wurde kein wichtiger eber Terrorist gefasst.
    Nur bei sechs Verhafteten reichten die Verdachtmomente für die Einleitung eines gerichtlichen Untersuchungsverfahrens aus.
    Die Bedeutung der französischen Polizeiaktion ist auch in erster Linie eine politische.
    Das französische Baskenland diente jahrzehntelang als Operationshinterland der Widerstandskämpfer gegen die Franco-Diktatur und der baskischen Nationalisten.
    Frankreich betrachtete sich als Asylland und die spanischen Basken als politische Flüchtlinge.
    Seit der Errichtung der Demokratie in Spanien hat Paris seine diesbezügliche Politik allmählich verändert.
    Die steigende Brutalität der baskischen Eta-Terroristen
    und ihre zunehmende politische Isolierung haben Frankreich dazu bewogen, schärfer gegen ihre Anhänger auf französischem Boden vorzugehen.
    Die Zusammenarbeit mit der spanischen Polizei wurde ausgeweitet, was heute von der Regierung in Madrid mit Anerkennung honoriert wird.
    Sowohl der sozialistische Präsident François Mitterrand wie die Regierung Chirac begründen ihre Haltung mit dem nötigen Kampf gegen den Terrorismus.
    Spanien sei keine Diktatur mehr, die Aktionen der baskischen Untergrundorganisation seien also durch nichts gerechtfertigt.
    Die baskischen Nationalisten hingegen betrachten vor allem im spanischen Teil ihres Landes die Polizei nach wie vor als Okkubanten und die Aufteilung ihrer sieben Provinzen auf Frankreich und Spanien als eine historische Ungerechtigkeit.
    Der Schock und die Empörung über die massive Auslieferung baskischer Aktivisten an Spaniens Polizei ist auch deshalb so groß, weil den Betroffenen, die bisher als normale Bürger in Frankreich lebten, noch keine terroristischen Aktivitäten nachgewiesen werden konnten.
    Durch die französische Polizeiaktion könnten schließlich die Eta-Terroristen bei ihren Landsleuten wieder jene Glaubwürdigkeit erhalten, die sie in den vergangenen Monaten verloren hatten.
    Vom Baskenproblem nun zu Problemen in den Vereinigten Staaten von Amerika.
    Mit einer schweren Niederlage für Präsident Ronald Reagan endete gestern im Justizausschuss des amerikanischen Senats das Tauziehen um die Nominierung eines neuen Richters für den obersten Gerichtshof der USA.
    Der Kandidat Reagans, der erzkonservative Jurist Robert Bork, wurde vom Ausschuss mit neun gegen fünf Stimmen abgelehnt.
    Vor allem Borks Äußerungen in der Vergangenheit zu Fragen wie Empfängnisverhütung und Abtreibung, Gleichberechtigung und freiem Recht zur Meinungsäußerung hat die Ausschussmitglieder zu diesem Schluss kommen lassen.
    Daniel Spera berichtet aus Washington.
    Der Senatsaal, in dem die Abstimmung stattfand, war überfüllt.
    Trotzdem hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
    In dieser gespannten Atmosphäre stimmten fünf Senatoren für und neun gegen eine Nominierung des umstrittenen Richters Robert Bork.
    Nach zwölf Tagen Anhörungen vor dem Senatskomitee, nach der Einvernahme von 122 Zeugen, nach 30 Stunden Aussage von Bork selbst, brachte dieses ablehnende Ergebnis keine Überraschung.
    Die Diskussion um den konservativen Juristen begann bereits im Juli dieses Jahres.
    als Präsident Reagan Robert Bork als seinen Kandidaten für das Amt eines der neun amerikanischen Höchstrichter vorschlug.
    Bereits vor sechs Jahren hatte Reagan Bork zum Richter am Bundesappellationsgericht in Washington ernannt.
    In dieser Tätigkeit und schon vorher als Generalstaatsanwalt unter Präsident Nixon machte Bork durch seine Eigenwilligkeit und vor allem durch seine konservativen Ansichten zu verschiedenen Themen Schlagzeiten.
    Als fanatischer Gegner der Geburtenkontrolle lehnt Borg Abtreibung als verfassungswidrig ab.
    Im Gegensatz zu ethnischen Minderheiten hätten Frauen seiner Ansicht nach kein Anrecht auf ein spezielles Gesetz gegen Diskriminierung.
    Redefreiheit will Borg nur eingeschränkt gelten lassen.
    Nicht zum Beispiel im Fall von, wie er es nennt, aufrührerischen Protestreden.
    Borgs Meinung, vor allem in Sachen Abtreibung und Gleichberechtigung, hat in den vergangenen Monaten landesweite Protestaktionen ausgelöst.
    In Fernseh-, Radio- und Zeitungswerbungen gegen Borg wird Präsident Reagan fast täglich aufgerufen, seine Nominierung zurückzuziehen.
    Reagan blieb davon bisher ungerührt.
    Er werde Borg auch weiterhin unterstützen.
    Ein Rückzieher käme nur über seine Leiche in Frage, so Reagan wörtlich.
    Auch die Abstimmungsniederlage im Senatskomitee ließ ihn bisher unbeeindruckt.
    Die Debatte um Robert Bork wird auch in den nächsten Wochen die amerikanische Öffentlichkeit beschäftigen.
    Denn in 14 Tagen soll der Senat sich mit dem Fall Bork beschäftigen.
    Blitzumfragen amerikanischer Fernsehanstalten nach der gestrigen Abstimmung sagen voraus, dass Bork im mehrheitlich demokratischen Senat keine Chance auf eine Anerkennung hat.
    Für Präsident Reagan würde das eine weitere, schwere innenpolitische Niederlage bedeuten.
    Ob es einen Kandidaten Robert Bork selbst dann noch unterstützen wird, bleibt derzeit noch offen.
    Spekulationen darüber werfen eine andere Frage auf.
    Wenn nicht Bork, wer dann?
    Denn dass Präsident Reagan auf jeden Fall einen konservativen Juristen auf diesem Posten sehen will, das wird von niemandem bezweifelt.
    Soviel aus den USA und jetzt ein Programmhinweis, ein Hinweis auf heute Abend auf unser
    Journal Panorama.
    Der vergessene Krieg im Sudan.
    Seit vier Jahren tobt im Süden des Sudan zwischen Regierungstruppen und den Rebellen der SPLA, der sudanesischen Volksbefreiungsarmee, ein blutiger Krieg.
    Die Aufständischen kämpfen gegen den reichen und wirtschaftlich privilegierten Norden, kämpfen gegen einen islamischen Sudan.
    Der Krieg des arabischen Norden gegen den christlichen Süden hat tausende Tote auf beiden Seiten gefordert, die Opfer unter der Zivilbevölkerung sind aber ungleich höher.
    Denn der Sudan, vor allem der umkämpfte Süden des Landes, ist nach der Sahelzone eines der größten Hungergebiete der Erde.
    Nahrungsmittelhilfe der Europäer oder der USA in die Hungergebiete zu bringen, ein lebensgefährlicher Akt.
    Denn die Nahrungsmittellieferungen bzw.
    deren Verhinderung ist längst zu einer Waffe im vergessenen Krieg des Sudan geworden.
    Mehr darüber erfahren Sie heute Abend, wie gesagt, in unserem Journal Panorama im Programm Österreich 1 ab ca.
    18.30 Uhr.
    Das war's für heute.
    Das war's.
    12.45 Uhr.
    Der ungarische Ministerpräsident Karoli Gross reist heute in die Bundesrepublik Deutschland, dem wichtigsten westlichen Wirtschaftspartner Ungarns.
    Wirtschaftsfragen stehen daher im Mittelpunkt der Gespräche, die Karoli Gross in Bonn führen wird.
    Eine Ankurbelung der ungarischen Exporte ist gegenwärtig das Wichtigste, das Budapester Ökonomen und Politiker herbei wünschen.
    Denn die West-Exporte, die die begehrten Devisen bringen, müssen deutlich gesteigert werden, will Ungarn seinen Verpflichtungen, Kredite samt Zinsen pünktlich zurückzuzahlen, nachkommen.
    Da kommt es dem ungarischen Ministerpräsidenten Gross sehr gelegen, dass ihm Bonn offenbar mit einem Milliardenkredit unter die Arme greifen will, Karl Stipsitz informiert.
    Nach einer über 40 Jahre dauernden Unterbrechung tastet sich Deutschland in seiner bundesrepublikanischen Ausformung langsam wieder an seine historische Rolle heran.
    An die Rolle eines Landes, das seine überlegene Wirtschaftskraft in Mitteleuropa in politischen Einfluss verwandelt.
    Die Volksrepublik Ungarn ist in Bonn besonders wohlgelitten.
    Die Wirtschaftsreformen, die Reisefreiheit, der nach außen hin legere Umgangston der Budapester Regierung im Dialog mit den Andersdenkenden, die Entstehung eines privaten Unternehmertums.
    Das alles wissen die bundesdeutschen Politiker mit Blick auf die vergleichsweise unbeweglichen Genossen in der DDR zu schätzen.
    Unganz neuer Ministerpräsident Karol Gross hat sich in den wenigen Monaten seiner Amtszeit als starker Mann profiliert.
    Er hofft von seinem Deutschlandbesuch die Bürgschaft der deutschen Bundesregierung für Bankkredite in der Höhe von umgerechnet 3,5 bis 7 Milliarden Schilling zurückbringen zu können.
    Das würde seine Position als designierter Nachfolger des Greisen Janosch Kada stärken und die angeschlagene Kreditwürdigkeit Ungarns aufpolieren.
    Karol Grosz, der überzeugte Kommunist, kann dann sein Sanierungsprogramm mit kapitalistischer Hilfe durchziehen.
    Bisher wurde ein Großteil der Auslandskredite in Ungarn für den Konsum verwendet.
    Die vollen Geschäfte in den ungarischen Städten kommen nicht zuletzt auch polnischen, tschechischen und ostdeutschen Konsumtouristen zugute.
    Das neue Geld aus Deutschland soll nun für die Rückzahlung alter Kredite und sogenannte produktive Investitionen, die Erneuerung von Fabriken und der Infrastruktur, verwendet werden.
    Beim heute beginnenden Bonn-Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten werden auch mehrere Investitionsschutz- und Kooperationsabkommen unterzeichnet.
    Sie dienen der Förderung von Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Ungarn.
    Die neu erwachte deutsch-ungarische Freundschaft geht nicht nur geografisch über Österreich hinweg.
    Bundeskanzler Wranitzki hat dies bei seinen jüngsten Reisen nach Ungarn und nach Polen zur Kenntnis nehmen müssen.
    Die Änderungen in Osteuropa, die langsam anlaufenden Wirtschaftsreformen und die gleichzeitige Entspannung zwischen den Supermächten USA und der Sowjetunion drohen Österreichs privilegierte Stellung als politische und ökonomische Drehscheibe zwischen Ost und West allmählich auszuhöhlen.
    Österreich hat bei der Kreditvergabe an die osteuropäischen Staaten, insbesondere Ungarn, seinen ökonomischen Plafond erreicht.
    Die anstehenden Wirtschaftsprobleme im eigenen Land drohen den Blick auf die Änderungen bei den osteuropäischen Nachbarn zusätzlich zu verstellen.
    Die Pläne der Weltausstellung von Wien und Budapest 1995 könnten allzu leicht ins nostalgische Donauwasser der Jahrhundertwende geraten.
    Aber es ist die Wirtschaft, die in den Gedanken der osteuropäischen Politiker den wichtigsten Platz einnimmt.
    Der ungarische Premier Karol Gross hat die Prioritäten seines Landes in einem ORF-Interview kürzlich klar ausgesprochen.
    Es gibt noch einige wirtschaftliche Hürden zwischen Österreich und Ungarn.
    Ich denke da an den Zoll.
    Der Abbau dieser Hindernisse erscheint mir heute auch deshalb wichtig, weil die ungarische Wirtschaft vor riesigen Strukturänderungen steht.
    Dabei ist es nicht unwichtig, in welchem technologischen Umfeld diese Änderungen stattfinden.
    Unsere Unternehmen werden sich natürlich dann dorthin orientieren, wo sie billiger einkaufen können.
    Derzeit sieht es so aus, das wird in ganz Ungarn klar ausgesprochen, als würde sich die Wirtschaft des Landes vornehmlich in Richtung Westdeutschland orientieren.
    Nach Österreich wenden sich dagegen die nostalgischen Gefühle und das kulturelle Selbstverständnis der Ungarn.
    Und jetzt unser Kulturbericht im Mittagschanal, heute aus dem Bereich der Musik.
    Heute Vormittag wurde in Graz der neue Operndirektor von Landeshauptmann-Stellvertreter Kurt Jungwirth präsentiert.
    Es ist dies, und das ist wohl für viele Opernfreunde eine Überraschung, Kammersängerin Gundula Janowicz.
    Die in Graz aufgewachsene Künstlerin, die von Herbert von Karajan 1960 an die Wiener Staatsoper engagiert wurde und die im Verlauf ihrer Karriere an allen großen Opernhäusern und bei den Festivals in Bayreuth, Salzburg und Glindernborn aufgetreten ist, wird ihr Amt 1990 antreten.
    Die Funktion eines Opernschefs ist übrigens auf Vorschlag von Gerhard Brunner eingeführt worden, der ebenfalls ab 1990 als Generalintendant der Vereinigten Bühnen Graz wirken wird.
    Aus Graz berichtet Bernd Schmidt.
    Kammersängerin Gundula Janowitz wird ab 1990 als Operndirektorin in Graz wirken.
    Dieser Posten wurde auf Anregung des designierten Intendanten der Vereinigten Bühnen Graz-Steiermark geschaffen.
    Wie der ab 1990 amtierende Intendant, der derzeitige Ballettschef der Wiener Staatsoper Dr. Gerhard Bronner feststellte, sei diese Funktion für Kammersängerin Gundula Janowitz maßgeschneidert.
    Gundula Janowitz wurde 1937 in Berlin geboren, genoss jedoch ihre Gesangsausbildung in Graz.
    Die international renommierte Sängerin wurde von Herbert von Karajan entdeckt und ist seit 1966 Mitglied der Wiener Staatsoper.
    An die Deutsche Oper in Berlin und an die Metropolitan Opera New York binden sie Gastverträge.
    Besondere Wertschätzung genießen ihre Lieder und Arjenabende.
    Kammersängerin Gundula Janowicz selbst umreist ihre Wünsche und Aufgaben in dieser neuen Position, die übrigens ihre Karriere als Opernsängerin abschließen wird, so.
    Ich sehe das weniger als Position, sondern ich möchte sagen als rechte Hand für den Opernoperettenablauf des Grazer Opernhauses neben Herrn Dr. Brunner.
    Also ich könnte das alleine nicht machen, sondern ich kann es nur praktisch als rechte Hand von ihm machen.
    Es ist eine Position, die nur in Kooperation zu machen ist.
    Jetzt drängt sich die Frage auf, ist Graz nun also ein neuer Höhepunkt in Ihrer Karriere, wenn es auch nicht so sehr ums Sängerische wahrscheinlich geht, als um das Organisatorische?
    Ich bin in Graz aufgewachsen, bin in Graz ausgebildet worden und bin mit meiner Grundausbildung, mit der musikalischen, in die Welt gegangen und komme zurück nach Graz als Nichtsängerin mehr, denn ich höre dann Opernsingen auf, wenn ich nach Graz komme.
    Und es beginnt eigentlich ein komplett neues Leben für mich.
    Also mit anderen Worten, das Grazer Opernpublikum wird nicht in den Genuss einer Opernsängerin Janowitz kommen, sondern es wird sich mit der Direktorin begnügen müssen.
    Genauso ist es.
    Also singen werde ich nicht mehr.
    Ich habe vielleicht vorher hier und da nochmal einen Liederabend, aber das wird bestimmt auch nicht in Graz sein.
    Aber das Opernsingen höre ich mit 30.
    Juni auf.
    Die eigentlichen Schwerpunkte, auch im Programm, werden Sie hier Einfluss nehmen?
    Werden Sie also von sich aus Vorschläge machen, wie ein guter Spielplan auszusehen hat?
    Ja, ich muss wieder das Wort Kooperation ins Spiel bringen.
    Wir sind erst jetzt langsam daran, uns überhaupt zu unterhalten, wie es aussehen soll.
    Aber das Wichtigste ist vor allen Dingen, dass es wirklich künstlerisch hochwertige Aufführungen werden sollen, die nicht nur an den heiligen Feiertagen gut sind, sondern dass man auch an einem grauen Freitag oder grauen Dienstag im November in die Oper gehen kann.
    Und das wäre mein großes Ziel, das Repertoire so
    in stand zu halten, dass es jederzeit herzeigbar ist.
    Gundula Janowicz kommentiert übrigens ihre Heimkehr ans Grazer Opernhaus auch mit den Worten, dich teure Halle grüß ich wieder.
    In dir erwachen seine Blühe, und wecke mich aus düstem Traum.
    Marie, aus dir geschieden,
    Aus mir flog das Leben, die Freude zog aus dir.
    Kundula Janowicz als Elisabeth in Richard Wagners Tannhäuser.
    Und jetzt abschließend ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Der Kärntner Landeshauptmann Leopold Wagner befindet sich nach dem gestrigen Mordanschlag außer Lebensgefahr.
    Nach einer Notoperation ist Wagner bereits wieder ansprechbar.
    In der Nacht war ihm in einer mehrständigen Operation ein Projektil aus der Bauchhöhle entfernt worden.
    Die Kugel hatte alle lebenswichtigen Organe verfehlt, jedoch den Dickdarm durchtrennt.
    Daher besteht noch die Gefahr einer Infektion.
    Der Täter, der 60-jährige Hauptschullehrer Franz Rieser, hatte offenbar persönliche Motive.
    Nicht bestätigt hat sich die Annahme, dass sich Rieser bei der Ernennung eines Hauptschuldirektors übergangen fühlte.
    Der Mann hat sich in den vergangenen sieben Jahren nicht mehr um ein öffentliches Amt beworben.
    Gegen ihn läuft ein Disziplinarverfahren, weil er seit Jahren grundlos seinem Lehrerposten ferngeblieben ist.
    Die Kärntner Landesregierung hat in einer Erklärung ihre Abscheu über den Anschlag ausgedrückt.
    Es heißt, der Mordversuch sei zwar die Tat eines Einzelgängers gewesen, trotzdem zeige sie, wie rasch fehlende Verständigung zu Gewalt führe.
    Anton Benja hat heute vor den Delegierten des ÖGB-Kongresses seine Abschiedsrede als Präsident des österreichischen Gewerkschaftsbundes gehalten.
    Er skizzierte seinen Werdegang und gab einen Rückblick auf seine Arbeit.
    Zu aktuellen Fragen meinte Benja, die Vollbeschäftigung habe weiterhin Vorrang.
    Man könne aber nicht zugleich auch maximales Wirtschaftswachstum, totalen Umweltschutz und Steuersenkungen sowie mehr Sozialleistungen haben.
    Für Strukturverbesserung sei auch eine entsprechende Energiepolitik notwendig, sagte der scheidende ÖGB-Präsident.
    Als Nachfolger Benjas wird beim ÖGB-Kongress der bisherige leitende Sekretär Fritz Verzednitsch bestellt.
    Bundesrepublik Deutschland
    Außenminister Mock hat in Bonn mit seinem Amtskollegen Genscher die Annäherung Österreichs an die europäische Gemeinschaft erörtert.
    Genscher äußerte sich grundsätzlich positiv gegenüber einer solchen Maßnahme.
    Mock bekräftigte außerdem die Forderung nach einem Entgegenkommen der Gemeinschaft in der Frage des Transitverkehrs durch Österreich.
    Deutsche Demokratische Republik, Bundesrepublik Deutschland
    Einem Ehepaar und ihren drei Kindern ist in der vergangenen Nacht mit Hilfe eines alten Armeelastwagens die Flucht in die Bundesrepublik Deutschland gelungen.
    Die Familie durchbrach mit dem Lastwagen ein Tor im Grenzzaun in der Nähe von Helmstedt und fuhr bis zu einem Sperrgraben.
    Dort überstiegen die fünf mit einer Leiter den Gitterzaun.
    Sie blieben dabei von Grenzposten unbehelligt.
    Als Grund für ihre Flucht gaben sie schlechte Zukunftsaussichten in der DDR an.
    Sri Lanka.
    Militante Tamilen haben in der vergangenen Nacht mehr als 100 Menschen ermordet.
    Die Separatisten überfielen einen Zug und töteten 40 Reisende.
    Bei weiteren Überfällen, auch auf zwei Ortschaften, ermordeten die Tamilen etwa 60 Menschen.
    Anlass der Massaker war der Selbstmord von inhaftierten tamilischen Extremisten am vergangenen Montag.
    Philippinern Die Sicherheitsbehörden haben eine neue Verschwörung zum Sturz von Staatspräsidentin Corazon Aquino aufgedeckt.
    Nach Regierungsangaben waren an der Verschwörung mehrere Gruppen beteiligt.
    Es war angeblich geplant, noch in diesem Monat die Rückkehr des Ex-Diktators Marcos zu erreichen.
    Das Kabinett in Manila hat heute beschlossen, drei Radiostationen wegen angeblicher Unterstützung von Staatsfeinden zu schließen.
    Das waren die Meldungen und die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Anfangs lokal noch Regen, sonst unterschiedliche, insgesamt aber abnehmende Bewölkung.
    Nachmittagstemperaturen heute in Österreich zwischen 14 und 20 Grad.
    Ja, das war Josef Schweinzers Nachrichtenüberblick, gelesen von Josef Wenzl-Natek.
    Die Meldungen bilden den Schlusspunkt unserer Mittagsberichterstattung.
    Neuigkeiten bringen wir stündlich in den Nachrichtensendungen und um 18 Uhr dann in unserem Abendjournal im Programm Österreich 1.
    Für das Redaktions- und Technikteam verabschiedet sich jetzt Manfred Kronsteiner.
    Einen schönen Nachmittag.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Attentat auf Wagner: Neuestes Ärztebulletin
    Einblendung: Ärztin Gulle
    Mitwirkende: Guggl, Karin [Gestaltung] , Gulle, Dietlinde [Interviewte/r]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Ort: Klagenfurt [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Attentat auf Wagner: Sondersitzung Kärntner Landesregierung
    Einblendung: Stellvertreter Frühbauer
    Mitwirkende: Dittmar, Wolfgang [Gestaltung] , Frühbauer, Erwin [Interviewte/r]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Ort: Klagenfurt [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Attentat auf Wagner: Bezirksschulinspektor Bärntaler zu Rieser
    Einblendung: Bezirksschulinspektor Bärntaler
    Mitwirkende: Primosch, Bernhard [Gestaltung] , Bärntaler, Ewald [Interviewte/r]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Attentat auf Wagner: Vranitzky zu Wagner
    Einblendung: Bundeskanzler Vranitzky
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Attentat auf Wagner: Wieder Diskussion um Waffenbesitz
    Mitwirkende: Roither, Bettina [Gestaltung]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Weltnachrichten
    Mitwirkende: Holy, Fedor [Gestaltung] , Hnatek, Josef Wenzel [Sprecher/in]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter mit Werten
    Mitwirkende: Hnatek, Josef Wenzel [Sprecher/in]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Benya - Abschiedsrede vor dem ÖGB-Kongreß
    Einblendung: scheidender ÖGB-Präsident Benya
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Benya, Anton [Interviewte/r]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Austria Center Vienna – Konferenzzentrum [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Außenminister Mock in Bonn
    Einblendung: Außenminister Mock
    Mitwirkende: Brandstätter, Helmut [Gestaltung] , Mock, Alois [Interviewte/r]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview De Clercq in Brüssel
    I
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Ort: Brüssel [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schwere Unruhen im Baskenland
    Mitwirkende: Gallmetzer, Lorenz [Gestaltung]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    US-Kongreß lehnt Reagans Höchstrichter-Kandidaten ab
    Mitwirkende: Spera, Danielle [Gestaltung]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD-Milliardenkredit für Ungarn
    Einblendung: Ministerpräsident Grosz
    Mitwirkende: Stipsicz, Karl [Gestaltung] , Grosz, Karoly [Interviewte/r]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Gundula Janowitz wird neue Leiterin der Grazer Oper
    Einblendung: zukünftige Operndirektorin Janowitz
    Mitwirkende: Schmidt, Bernd [Gestaltung] , Janowitz, Gundula [Interviewte/r]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musikeinspielung: "Dich theure Halle" - Arie der Elisabeth aus "Tannhäuser"
    Mitwirkende: Janowitz, Gundula [Interpret/in]
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kurznachrichten und Wetter
    Datum: 1987.10.07 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1987.10.07
    Spieldauer 00:59:02
    Mitwirkende Kronsteiner, Manfred [Moderation]
    Glück, Luis [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1987.10.07 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-871007_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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