Mittagsjournal 1983.04.05

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    Rechtliches

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    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, zum Mittagsschanal des aktuellen Dienstes begrüßt Sie Roland Machatschke.
    Kurz unser Programm bis 13 Uhr.
    Wir berichten über das Pressefoyer im Anschluss an die heutige Sitzung des Ministerrats und über eine Pressekonferenz von ÖVP-Obmann Alois Mock.
    Das sind die Themen unserer Inlandsberichterstattung.
    In den Berichten aus dem Ausland geht es um die Massenausweisung von fast 50 sowjetischen Diplomaten aus Frankreich, um einen spektakulären Konflikt zwischen der britischen Kriegsmarine und der Seeleutegewerkschaft.
    Die Marine hat ein eigenes Schiff gekapert, um so einem drohenden Streik zu begegnen.
    Um die wachsenden Sorgen wegen der Umweltkatastrophe im Persischen Golf durch ausfließendes Rohöl aus iranischen Ölfeldern.
    Um die Hintergründe der gescheiterten Aktion von amerikanischen Söldnern und amerikanischen Schauspielern, möglicherweise in Laos verschollene US-Soldaten aufzuspüren.
    Und in der Presseschau um die Ostermärsche, vor allem in der Bundesrepublik Deutschland.
    Unsere Kulturredaktion hat heute nur ein Thema, den 75.
    Geburtstag von Herbert von Karajan.
    Soweit also unser Programm.
    Zu Beginn jetzt wie immer die Nachrichten.
    Verantwortlicher Redakteur für die Meldungen heute Mittag ist Raimund Heller, Sprecher Wolfgang Riemerschmidt.
    Frankreich.
    Die Regierung in Paris hat nach einem Bericht des staatlichen Rundfunks 47 sowjetische Diplomaten und ihre Angehörigen wegen Spionage des Landes verwiesen.
    Unter den Ausgewiesenen sollen der erste Sekretär der sowjetischen Botschaft in Paris und der Leiter des Pariser Büros der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS sein.
    Bisher gibt es weder von sowjetischer noch von französischer Seite eine offizielle Stellungnahme.
    Die linksgerichtete Pariser Zeitung Libération berichtet, die Sowjetbürger müssten möglicherweise noch heute Frankreich verlassen.
    Die Regierung habe den Ausgewiesenen keinerlei Zugeständnisse gemacht, schreibt das Blatt.
    So sei der Wunsch nach Verschiebung der Ausreise ebenso abgelehnt worden wie die Entsendung eines Sonderflugzeuges aus Moskau.
    Auch ein von der sowjetischen Botschaft gewünschtes Gespräch mit Ministerpräsident Pierre Moreau kam nach Angaben der Libération nicht zustande.
    USA.
    Die amerikanische Raumfähre Challenger, die nach geglücktem Start seit gestern Abend die Erde umkreist, hat heute früh einen Nachrichtensatelliten im Gewicht von mehr als zwei Tonnen abgesetzt.
    Eine Stunde später hat der Satellit, der die Aufnahme eines ständigen Funkverkehrs zwischen Raumfähre und Kontrollzentrum in Houston ermöglichen soll, planmäßig seine Triebwerke gezündet.
    Die von Houston aus gelenkte Operation soll den Satelliten auf eine stationäre Umlaufbahn in 36.000 Kilometer Höhe bringen.
    Mit dem Abschuss des Nachrichten-Satelliten hat die Raumfähre ihre wichtigste Aufgabe erfüllt.
    Er gilt als der schwerste Satellit, der je ins All geschossen wurde.
    Zweiter Schwerpunkt des Challenger-Fluges mit vier Mann an Bord ist das Erproben neuer Raumanzüge.
    Die Astronauten Muskray von Donald Peterson sollen die mehrere Millionen Dollar teuren Anzüge während eines dreistündigen Weltraumspazierganges testen.
    Präsident Reagan will den Export von sogenannter Spitzentechnologie in den Ostblock stärker kontrollieren.
    In einem Brief an den Kongress sucht Reagan um die Vollmacht zu verschärften Sanktionen gegen ausländische Unternehmen, die gegen Handelsbeschränkungen mit den kommunistischen Ländern verstoßen.
    Firmen, die amerikanische Technologie ohne Erlaubnis an den Ostblock verkaufen, sollen künftig vom amerikanischen Markt ausgeschlossen werden können.
    Der frühere Präsident Gerald Ford, der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt und der frühere britische Premierminister Edward Heath haben ein sowjetisch-amerikanisches Gipfeltreffen vorgeschlagen, um das atomare Wettrüsten der beiden Supermächte zu beenden.
    Die drei Politiker äußerten sich bei einer Diskussionsveranstaltung in Texas besorgt über die zunehmende Schärfe der sowjetisch-amerikanischen Auseinandersetzung.
    Schmidt erklärte, er sei beunruhigt über die Anhäufung der auf Westeuropa gerichteten sowjetischen Mittelstreckenraketen.
    Das strategische Gleichgewicht zwischen Ost und West müsse wiederhergestellt werden.
    Ex-Präsident Ford trat dafür ein, die Atomarsenale abzubauen.
    Der frühere britische Premierminister Heath vertrat die Ansicht, die Bewegung gegen Atomwaffen in Europa sei nicht von sowjetischer Propaganda ausgelöst worden.
    Österreich.
    Die Bundeswirtschaftskammer verweist heute in einer Aussendung auf die hohe Arbeitslosigkeit im Baubereich.
    Die Kammer erklärt zu Hinweisen des Bautenministers auf den Erfolg der Beschäftigungsprogramme der Bundesregierung, mehr als 37.000 Arbeitslose im Bausektor seien keine Erfolgsmeldung.
    Gegenüber März 1982 sei die Zahl der vorgemerkten Arbeitssuchenden im Hoch- und Tiefbau- und in den sogenannten Ausbaugewerben um nicht weniger als 16,5 Prozent gestiegen.
    Im Bundesgestüt Pieber sind über die Osterfeiertage wieder zwei Pferde verendet.
    In der Nacht von Sonntag auf Montag ist ein frisch geborenes Hengstfohlen nach einer Frühgeburt eingegangen.
    Die Mutterstute erholte sich zunächst, verendete dann aber überraschend heute früh.
    Damit hat sich die Zahl der an der Seuche eingegangenen Lipizzane auf 36 erhöht.
    Landwirtschaftsminister Haydn teilte heute dem ORF gegenüber mit, dass die Seuche eingedämmt worden sei.
    Nach Angaben Haydns wird das Gestüt erweitert.
    Es soll ein zweites errichtet werden, doch ist über den künftigen Standort noch keine Entscheidung gefallen.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Der sowjetische Verteidigungsminister Marshal Dimitri Ustinov ist an der Spitze einer Militärdelegation zu einem offiziellen Besuch in Ostberlin eingetroffen.
    Ustinovs Aufenthalt in der DDR ist Teil einer Serie ähnlicher Besuche des Ministers in den verschiedenen Ostblockländern.
    Im vergangenen Monat war Ustinov in Ungarn.
    In der DDR sind nach Schätzung ein westlicher Militärexperten etwa 400.000 Sowjetsoldaten stationiert, mehr als in jedem anderen mit der Sowjetunion verbündeten Land.
    Nahe Osten, Vereinte Nationen.
    Im israelisch besetzten Westjordanland, wo sich die Spannungen nach den immer noch nicht geklärten Vergiftungsfällen unter palästinensischen Jugendlichen verschärft haben, ist es neuerlich zu Zwischenfällen gekommen.
    Vor einem israelischen Militärlager wurde die Wache mit Molotow-Cocktails beworfen.
    Einen ähnlichen Angriff gab es auf eine israelische Patrouille in der Nähe eines Flüchtlingslagers.
    Es gab jedoch keine Verletzten.
    Der UNO-Weltsicherheitsrat hat unterdessen eine unabhängige Untersuchung der mysteriösen Krankheitswelle gefordert.
    In den vergangenen Wochen mussten im Westjordanland hunderte palästinensische Jugendliche, zumeist Schülerinnen, wegen Vergiftungserscheinungen behandelt werden.
    Israel hat gegen eine UNO-Untersuchung protestiert und erklärt, eine Kommission des Internationalen Roten Kreuzes habe keine Vergiftungen feststellen können.
    Kolumbien.
    Fünf Tage nach dem schweren Erdbeben, das die Stadt Popayan zu 60 Prozent zerstörte, ist die Versorgung der Überlebenden noch immer unzureichend.
    Nach Angaben von Ärzten wird die Seuchengefahr immer größer.
    Hunderte von Kindern sollen bereits erkrankt sein.
    Das Erdbeben hat nach offiziellen Angaben mehr als 250 Menschenleben gefordert.
    Etwa 1500 Personen wurden verletzt.
    Die Zahl der Obdachlosen wird auf fast 100.000 geschätzt.
    Staatschef Belisario Petancur hat unterdessen energische Maßnahmen seiner Regierung versprochen, um eine zügige und gerechte Verteilung der eintreffenden Hilfsgüter zu erreichen.
    In den vergangenen Tagen sind Klagen von Obdachlosen über mangelnde Versorgung und Fälle von Korruption laut geworden.
    Die von den USA gespendeten Zelte sollen nicht kostenlos verteilt, sondern verkauft worden sein.
    Brasilien.
    Bei einer Demonstration gegen die Arbeitslosigkeit sind in der Industriestadt São Paulo 110 Personen verletzt worden.
    Zahlreiche Geschäfte wurden geplündert.
    Die Ausschreitungen begannen, als die Polizei vor den anmarschierenden Demonstranten ihre Dienstpistolen zog.
    Österreich.
    Herbert von Karajan begeht heute seinen 75.
    Geburtstag.
    Karajan trat bereits als Fünfjähriger in öffentlichen Konzerten als Pianist auf.
    Er war Schüler der Dirigenten Franz Schalk in Wien und Bernhard Paumgartner in Salzburg.
    Von 1930 bis 1934 leitete er die internationalen Dirigentenkurse bei den Salzburger Festspielen.
    1935 wurde er in Aachen der jüngste Generalmusikdirektor Deutschlands.
    1960 ernannten ihn die Berliner Philharmoniker zu ihrem Chefdirigenten.
    Herbert von Karajan ist Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Salzburg und Konzertdirektor auf Lebenszeit der Gesellschaft der Musikfreunde.
    Die Wetterlage.
    Mit einer großräumigen West- bis Nordwestströmung gelangen feuchte und relativ kalte Luftmassen in den Alpenraum.
    Die Wetteraufsichten bis morgen früh.
    Vorerst meist reichliche Bewölkung und strichweise Niederschlag.
    Schneefall teilweise bis in Tiefe laden.
    Im späteren Tagesverlauf von Westen nach Osten fortschreitende Wetterbesserung.
    Mäßige bis lebhafte Winde aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen 3 bis 9 Grad, Frühwerte minus 2 bis plus 5 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Im Osten des Bundesgebietes zeitweise sonnig.
    Sonst erneut Bewölkungsverrichtung und Aufkommen von Niederschlägen.
    Schneefallgrenze zwischen 700 und 1000 Meter Höhe.
    Mäßige bis lebhafte Winde aus Südost bis West.
    Tageshöchstwerte 5 bis 12 Grad.
    Das Wetter übermorgen Donnerstag.
    Westwetter.
    Unterschiedlich bewölkt und örtlich Niederschlag.
    Relativ kühl.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien bedeckt leichter Regen, 7 Grad Nordwestwind, 15 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt, 8 Grad Nordwestwind, 30 Kilometer.
    Linz stark bewölkt, 5 Grad West, 20.
    Salzburg stark bewölkt, 5 Grad Nordwestwind, 10 Kilometer.
    Innsbruck stark bewölkt, 6 Grad Windstill.
    Bregenz bedeckt, 6 Grad Nordwestwind, 3 Kilometer.
    Graz stark bewölkt, leichter Regenschauer, 7 Grad Nordost 5 und Klagenfurt bedeckt, Regen 5 Grad Ostwind, 3 Kilometer in der Stunde.
    Es ist elf Minuten nach zwölf.
    Innenpolitisches und Außenpolitisches beherrschten heute, knapp drei Wochen vor der Nationalratswahl am 24.
    April, das traditionelle Pressegespräch nach dem Ministerrat.
    Bundeskanzler Kreisky äußerte sich vorsichtig optimistisch über die Mission seines Kabinettschefs Amri im Nahen Osten bezüglich eines Gefangenenaustausches zwischen Palästinensern und Israelis.
    Es gäbe zwar weder einen Termin noch eine Fixierung des Ortes, wo der Gefangenenaustausch stattfinden werde, jedoch habe Amri mit allen in Frage kommenden Stellen und Personen sprechen können.
    Weitere Einzelheiten dieses Austausches wollte der Bundeskanzler nicht bekannt geben, da, wie er sagte, die Mission zu heikel sei.
    Österreich habe seine hilfreichen Dienste in jedem Fall aber aus rein humanitären Gründen angeboten.
    Im innenpolitischen Teil des Pressegesprächs ging es, nicht überraschend, um die Wahlen, um mögliche Koalitionen und um ein mögliches neues Kabinettkreisgehen.
    Hören Sie einen Bericht von Johannes Fischer.
    Knapp drei Wochen vor den Nationalratswahlen am 24.
    April kreisen die meisten Fragen, wie könnte es anders sein in Zeiten wie diesen, um den Zeitpunkt nach den Nationalratswahlen.
    Was geschieht am 25.
    April, wie wird die Regierung dann zusammengesetzt sein, wie wird der Nationalrat aussehen?
    So unabschätzbar und unabwägbar die Chancen der drei Parlamentsparteien im Augenblick zu sein scheinen, zu viele Unsicherheitsfaktoren spielen hier noch eine gewisse Rolle.
    So klar und fast möchte man sagen von Woche zu Woche klarer legt sich einer der drei Parteichefs der Parlamentsparteien fest.
    Bruno Kreisky, wer sonst?
    Der Kanzler von seinem Kurz-Oster-Urlaub aus Bad Werishofen, erholt wirkend und leicht gebräunt zurückgekehrt, reduziert, so scheint es jedenfalls, für sich immer mehr alle Möglichkeiten einer Regierungsbildung nach den Wahlen auf eine einzige, die absolute Mehrheit der SPÖ.
    Alles andere bedeutet für ihn totalen Rückzug aus der Politik.
    Ich bin mit mir ins Reine gekommen, wenn man das sagen darf.
    Und es bleibt dabei, dass ich
    Jeden Verlust des Vertrauens der Mehrheit der Österreicher als das Signal betrachte, mich aus der österreichischen Politik zurückzuziehen, das ist so eigentlich eine sehr klare Stellungnahme.
    An dem Tag, an dem ich nicht mehr für meine Partei das Vertrauen der Mehrheit gewinnen kann, an dem Tag nehme ich meinen Hut.
    und das gilt für jede politische Konfiguration.
    Herr Bundeskanzler, Sie blieben dann noch Parteivorsitzender und als solcher wären Sie sicher ein möglicher Architekt einer Koalition.
    Bleibt es dann dabei, dass Sie die Präferenzen für eine kleine Koalition mit der FPÖ hätten?
    Schauen Sie, ich muss Ihnen etwas sagen, was ich ja schon in der Öffentlichkeit gesagt habe.
    Wenn jemand aus der ersten Reihe
    zurücktritt, dann soll er so sichtbar zurücktreten, dass er dem Nachfolger keine dauernden Schwierigkeiten allein durch seine Präsenz bereitet.
    Und mehr kann ich nicht sagen, dann wird das eine Frage von Monaten sein.
    Die Koalitionsverhandlungen, Herr Bundeskanzler, dauern ja nicht an Monaten lang, sondern die müssen ja relativ rasch über die Bühne gehen, sollten sie notwendig werden.
    Da hat der Kollege Brunner ja gemeint, dass Sie dann der Architekt gewissermaßen wären, auch noch als Parteivorsitzender der SPÖ.
    Na ja, zeitlang war ich schon noch mit, und ich war jedenfalls nicht, dass er einfach Hals über Kopf alles räumt, das geht ja gar nicht.
    Daher noch einmal die Frage, Sie würden einer kleinen Koalition den Vorzug gegenüber einer großen, jedenfalls Ihren Parteifreunden dann empfehlen?
    Ich, dazu sage ich jetzt gar nichts.
    Im Spiegel haben sie aber schon eine gewisse Präferenz erkennen lassen.
    erkennen lassen, aber wenn Sie es erkannt haben, brauchen Sie mich ja nicht fragen.
    Die kleine Koalition mit der freiheitlichen Partei scheint jedenfalls wahrscheinlicher zu sein als eine große mit der ÖVP.
    Der Kanzler im eben angesprochenen Interview mit der Zeitschrift Spiegel, warum soll man der ÖVP viele Minister geben, nur weil man ein Mandat zu wenig hat.
    Aber auch eine mögliche Minderheitsregierung versah der Bundeskanzler heute mit so vielen Wens und Abers und legte auch hier die Latte ziemlich hoch, sodass diese Regierungsform jedenfalls als nicht sehr wahrscheinlich gelten darf.
    Unbescharlet übrigens aller Meinungsäußerungen, die der wichtigste Mann in dieser Frage bis jetzt noch nicht abgegeben hat, Bundespräsident Rudolf Kirschschläger nämlich.
    Für den Fall der absoluten Mehrheit der SPÖ zeichnet sich jedenfalls ein stark verändertes Kabinettkreis G Nummer 5 ab.
    Die Minister Rösch, Firnberg und Broder scheiden aus Altersgründen aus.
    Einige andere Ministers oder Kanzler heute könnten ebenfalls aus einer gewissen Amtsmüdigkeit heraus das Handtuch werfen.
    Als Ersatz für Christian Proda gilt der derzeitige Leiter des Verfassungsdienstes im Bundeskanzleramt, Ludwig Adamowitsch, als Ministrabel.
    Bundeskanzler Kreisky bestätigte darüber hinaus heute auch noch, dass dem neuen Kabinett Kreisky wieder eine Frau und möglicherweise die Herrn Blecher und Heinz Fischer angehören könnten.
    Beide Fragen kann ich mit Ja beantworten.
    Es wird sicher wieder eine Frau als Minister geben, würde ich sagen.
    Und zum Zweiten halte ich beide Herren schon seit langem für sehr ministerabel.
    Ob der bisherige Staatssekretär im Bundeskanzleramt Latziner ein eigenes, neu zu schaffendes Ministerium erhalten wird, wollte der Bundeskanzler heute weder bestätigen noch wirklich dementieren.
    Latziner soll jedenfalls nach den Nationalratswahlen in seiner Wirtschaftskoordinationskompetenz aufgewertet werden.
    Auch die Staatssekretäre, jedenfalls ihrer Zahl nach, möchte der Bundeskanzler Gajewski beibehalten.
    Wie gesagt, immer nur im Falle einer absoluten Mehrheit der SPÖ.
    Das war's vom Ministerrat und damit zurück zum Funkhaus.
    19 Tage trennen uns noch von der Nationalratswahl.
    Und nun Auslandsberichterstattung.
    Wie gemeldet, soll die französische Regierung 47 sowjetische Diplomaten, einschließlich ihrer Angehörigen, wegen Spionage des Landes verwiesen haben.
    Unter ihnen soll sich auch der erste Botschaftsrat, Nikolai Tchetverikov, befinden.
    Es ist das die bisher größte Zahl von Ausweisungen in der Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen Frankreich und der Sowjetunion.
    Die linksgerichtete französische Tageszeitung Libération hat heute früh gemeldet, dass die 47 sowjetischen Staatsbürger unmittelbar vor der Ausweisung stünden.
    Von sowjetischer Seite gibt es keine Stellungnahme dazu und auch die französischen Behörden wollten die Meldung bisher weder bestätigen noch dementieren.
    Hören Sie aus Paris, Joachim Kruse.
    Im französischen Außenministerium hat man bisher weder bestätigt noch dementiert, was die Pariser Zeitung Libération heute als einzige gemeldet hatte.
    Dieses offizielle Schweigen sieht aber ganz wie eine Bestätigung aus.
    Es gilt danach als ziemlich sicher, dass sich eine größere Anzahl von Sowjetbürgern, Liberation meldet 47, auf eine baldige Rückkehr nach Moskau vorbereiten muss.
    Unter den 47 Sowjets, die mit ihren Familien ausgewiesen werden, befinden sich wichtige Diplomaten, wie zum Beispiel der erste Sekretär der sowjetischen Botschaft in Paris, Tchetverikov,
    Aber auch Nicht-Diplomaten werden ausgewiesen, so zum Beispiel der Chef des Pariser Büros der Nachrichtenagentur TASS, Oleg Chirikov.
    Die französischen Behörden sollen sich sogar geweigert haben, den ausgewiesenen Sowjetbürgern eine gewisse Frist einzuräumen.
    Die Sowjets wollten wenigstens genug Zeit haben, um einen Sonderflug zu organisieren.
    Wenn die Angaben von Liberation stimmen, dann handelt es sich um die größte Ausweisung von sowjetischen Bürgern, die es je in der Geschichte der sowjetisch-französischen Beziehungen gegeben hat.
    Die Ausgewiesenen würden mit ihren Familienangehörigen ein Flugzeug mühelos füllen.
    Der sowjetische Botschafter in Paris hat dringend um einen Termin bei Premierminister Moroir gebeten.
    Dieses Gespräch war fest eingeplant, ist dann aber wieder abgesagt worden.
    Ein Beweis mehr, dass es zurzeit allergrößte Spannungen zwischen Moskau und Paris gibt.
    Über die Hintergründe dieser Spannungen kann man vorläufig nur spekulieren.
    Höchstwahrscheinlich steckt eine Spionageaffäre dahinter.
    Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit der Affäre Nydt.
    Kolonel Nutt, ein wichtiger Mitarbeiter der französischen Spionageabwehr, war Mitte Februar in Südfrankreich ermordet worden.
    Wahrscheinlich war der Täter ein Doppelagent, der sich in die Sowjetunion abgesetzt hat, und zwar mit Material, das Kolonel Nutt in Italien über KGB-Aktivitäten gesammelt hatte.
    Es handelt sich, wie gesagt, noch um Hypothesen, die in Paris nicht offiziell bestätigt wurden.
    Aber schon seit einiger Zeit rechnete man mit einem Eklat in den sowjetisch-französischen Beziehungen als Folge der Spionage- und Mordaffäre Nödt.
    Es gab anhaltende Gerüchte über eine drohende Ausweisung von französischen Staatsbürgern aus der Sowjetunion.
    Es scheint sich dabei offenbar um die Androhung von Repressalien gehandelt zu haben für den Fall, dass Paris die jüngste Spionageaffäre an die große Glocke hängt.
    Es sieht so aus, als würde die Strafmaßnahme der Franzosen viel spektakulärer ausfallen, als man in
    So weit also dieser Bericht aus Paris.
    Rüstung ist in diesen Tagen das weltpolitische Thema Nummer eins.
    In vielen westeuropäischen Staaten und in den USA wurden die traditionellen Ostermärsche für Frieden und gegen Wettrüsten wiederbelebt, wobei etwa in der Bundesrepublik Deutschland, in Großbritannien und in Italien der Protest gegen die Aufstellung von atomaren Mittelstreckenraketen und Marschflugkörpern für den Fall des Scheiterns der Genfer Verhandlungen zwischen USA und Sowjetunion über diese Waffensysteme im Mittelpunkt stand.
    Bereits am Samstag hatte der sowjetische Außenminister und neuerdings auch stellvertretende Ministerpräsident Andrei Gromyko in einer seiner seltenen Pressekonferenzen das jüngste Angebot des amerikanischen Präsidenten abgelehnt, wonach die USA eine geringere Anzahl dieser Waffen in Westeuropa stationieren würden, wenn auch die Sowjetunion die Zahl ihrer atomaren Mittelstreckenraketen verringere.
    In den USA selbst stehen wichtige Entscheidungen auf rüstungspolitischem Gebiet bevor, wie etwa der Aufstellungsmodus der neuen Interkontinentalraketen MX oder die Leitung der Abrüstungsbehörde.
    Franz Kössler gibt im folgenden Bericht aus Washington einen Überblick.
    Nach den Osterfeiertagen scheint sich die Polemik um die Rüstungs- und Abrüstungsfrage wieder zu erhitzen.
    Nach Presseberichten will die amerikanische Regierung demnächst nachweisen, dass die Sowjetunion in mehr als einem Fall die bestehenden Verträge zur Begrenzung des nuklearen Rüstungswettlaufs verletzt habe.
    Eine zum Studium dieser schwerwiegenden Vorwürfe gebildeten Kommission, deren Existenz bisher geheim gehalten worden war, soll zu diesem Ergebnis gekommen sein.
    Es handelt sich sowohl um unterirdische Nukleartests bereits vor einiger Zeit,
    als auch um die Erprobung eines neuen sowjetischen Raketentyps im vergangenen Februar.
    Letztere im Widerspruch zu dem von den USA zwar nicht ratifizierten, aber beiderseitig beachteten Wiener Sol-2-Vertrags.
    Ebenfalls innerhalb der nächsten zehn Tage soll eine vom Präsidenten eingesetzte Sonderkommission einen Bericht zur Stationierung der MX-Raketen vorlegen.
    Diese neun amerikanischen Internokontinentalraketen sollten ursprünglich dicht nebeneinander als Bündel in Silos stationiert werden, sodass Angreifen der Raketen durch einen physikalischen Prozess sich selbst zerstörten und wenigstens einigen Exemplaren dieser neuen Waffe die Möglichkeit des Rückschlags erhalten werden sollte.
    Doch der Kongress lehnte diesen Vorschlag ab.
    Jetzt sollen Regierung, Kommission und Kongress nach Indiskretionen dieser Tage zu einem Kompromiss gelangt sein, der die Stationierung von 100 MX-Raketen in verstärkten Silos der technologisch veralteten Minuteman-Raketen vorsieht und gleichzeitig die Entwicklung einer kleineren, schwerer zu verletzenden Interkontinental-Rakete empfiehlt.
    Gleichzeitig soll der Präsident gedrängt werden,
    auch im Bereich der Interkontinentalraketen einen neuen Verhandlungsvorschlag in Genf anzubieten.
    Damit wäre nach der Osterpause in Genf eine völlig veränderte Verhandlungsposition der Amerikaner auf dem Tisch.
    Trotz der negativen Antwort des sowjetischen Vizepremiers und Außenministers Gromyko
    hat man den Ton als zurückhaltender, als gewohnt beurteilt und weist darauf hin, dass die UdSSR immerhin dem amerikanischen Vorschlag zugestimmt habe, die Diskussion in Genf früher als geplant wieder aufzunehmen.
    Doch fürchtet man den sowjetischen Versuch, Amerika und seine europäischen Verbündeten gegeneinander auszuspielen.
    Mit ungewohnter Aufmerksamkeit verfolgten die amerikanischen Medien während der vergangenen Tage die pazifistischen Demonstrationen im Westeuropa,
    mit ausführlichen Berichten und Bildern, Berechnungen der Teilnehmerzahlen und Analysen der Spruchbände und Schlagworte, wobei fast einstimmig eine einseitige, anti-amerikanische Ausrichtung der Proteste festgestellt wurde.
    Die Sorge, dass innenpolitische Überlegungen in Europa den von der amerikanischen Regierung als Erfolg auch der amerikanischen Rüstungspolitik gedeuteten Sieg der Konservativen in der Bundesrepublik wieder aufheben könnte,
    ist nicht der einzige Wundepunkt der amerikanischen Position.
    Noch immer wartet der designierte Chef der amerikanischen Abrüstungsbehörde, Edelman, auf seine Bestätigung durch den Senat.
    Wobei neue Enthüllungen über seine Pläne, die Verhandlungsdelegationen in Genf von besonders kompromissbereiten Mitgliedern zu säubern, seiner Glaubwürdigkeit als Leiter der Abrüstungsbehörde nicht zugute gekommen sind.
    Es wird damit gerechnet,
    dass er selbst in dem von den Republikanern kontrollierten Senat einige Schwierigkeiten haben wird.
    Der Senat wird sich in dieser Woche mit dem Budget zu befassen haben und im Besonderen mit dem Verteidigungsbudget, das der Präsident um 10% erhöht haben möchte, während das Repräsentantenhaus, also die zweite Kammer des Kongresses, die Erhöhung auf 4% gekürzt hat.
    Es bahnen sich also entscheidende Wochen an, in denen wichtige Entscheidungen für die amerikanische und indirekte
    auch für die europäische Sicherheitspolitik zu erwarten sind.
    Mit den Ostermärschen, die in vielen westlichen Ländern stattfanden und die besonders in der Bundesrepublik Deutschland großes Echo fanden, beschäftigen sich heute Kommentare vieler westdeutscher Zeitungen.
    Edgar Sterbens hat Auszüge zu einer Presseschau zusammengestellt.
    Vor dem Hintergrund des verbalen amerikanisch-sovietischen Schlagabtausches über eine Zwischenlösung bei den Genfer Mittelstrecken-Raketenverhandlungen setzen sich die westdeutschen Zeitungskommentatoren mit der politischen Zielrichtung der mehreren hunderttausend Ostermarschierer in der Bundesrepublik Deutschland auseinander.
    Auch die Haltung der Bonner Bundestagsparteien zu den Ostermärschen wird unter die Lupe genommen.
    Die in Mainz erscheinende Allgemeine Zeitung schreibt, Ängste und Friedenssehnsucht der Ostermarschierer nicht ernst zu nehmen, wäre falsch.
    Viele Menschen teilen diese Gefühle, ohne deshalb zum kommunistischen Lager zu zählen.
    Aber es wäre auch unverantwortlich, die Einäugigkeit eines großen Teils der Demonstranten zu übersehen.
    Und fatal wäre es, sollte die Härte Moskaus, seine fast auf dem Nullpunkt reduzierte Bereitschaft, mit den Amerikanern zu verhandeln, mit der Erwartung der Kreml-Herren zu erklären sein, die Friedensbewegung werde die NATO-Nachrüstung schon verhindern.
    Die Nürnberger Nachrichten merken an.
    Es hat sich bei vielen herumgesprochen, dass mit der Stationierung der Pershing-2-Raketen in der Bundesrepublik erstmals eine unmittelbare nukleare Bedrohung sowjetischen Territoriums von deutschem Boden aus Realität würde, die das eigene Land zu einem bevorzugten Kriegsziel machte, ohne dass die eigenen Leute über den Einsatz solcher Angriffswaffen zu entscheiden hätten.
    Dies ist es, was dem Protest der Ostermarschierer zu einer neuen Qualität verhilft.
    Und ganz zweifellos werden die damit formulierten Bedenken von vielen anderen geteilt, die, sei es aus Prinzip oder des schlechten Wetters wegen, nicht auf die Straße gegangen sind.
    Dem gegenüber stellt der Münchner Merkur fest,
    Dass wir Deutschen im Fall eines Krieges zwischen den USA und der UdSSR als erste in Mitleidenschaft gezogen würden, dürfen wir nicht dem angeblichen Abenteurertum Washingtons anlasten.
    Unser Land würde zum Schlachtfeld nicht, weil irgendwelche Finsterlinge im Pentagon es so planen, sondern wegen unserer geografischen Lage an der Trennlinie zwischen Ost und West.
    Auf die Idee, den Nachteil Geografie dadurch wettzumachen, dass wir auch noch auf den Sitz verzichten, den uns das NATO-Bündnis gewährt, kann eigentlich nur ein Verrückter kommen.
    Zur kritischen Haltung der Bonner Regierungsparteien gegenüber den Ostermärschen schreibt die Freiburger Badische Zeitung.
    Einer vernünftigen, rationalen Diskussion leisten jene Unionspolitiker keinen Aufschub, die zu den Ostermärschen lediglich anzumerken haben, sie seien von der kommunistischen Partei gesteuert und lägen ausschließlich im sowjetischen Interesse.
    Union und Freie Demokraten sollten die Aktionen der Friedensbewegung als Ausdruck ehrlicher, tiefsitzender Ängste um den Frieden begreifen.
    Ein Protest übrigens, der durch den friedlichen Charakter der Ostermärsche seine innere Glaubwürdigkeit unterstrichen hat.
    Die Tatsache, dass führende SPD-Politiker wie Bundesgeschäftsführer Peter Klotz oder der saarländische Landesvorsitzende Oskar Lafontaine die SPD-Mitglieder zur Teilnahme an den Ostermärschen aufgefordert haben, wird von der Tageszeitung Die Welt so kommentiert.
    Die SPD verabschiedet sich auf solche Weise von dem außen- und sicherheitspolitischen Konsens mit den Christ- und Freidemokraten.
    Sie verlässt den Kurs, auf dem sie Bundeskanzler Helmut Schmidt, wenn auch mit Mühe, gehalten hat.
    In der Kölnischen Rundschau schließlich liest man, die Unbelehrbaren, die im Westen nur die waffenstarrenden Arsenale und im Osten vor allem die Palmzweige der Friedfertigkeit ausmachen, werden auch in den nächsten Jahren marschieren.
    Aber um die anderen, die Gutwilligen, lohnt es sich zu werben, mit Argumenten und mit Aufklärung.
    Das ist vor allem eine Aufgabe der Politik.
    Das Gespräch über den Frieden darf nicht zu einem Dialog der Gehörlosen werden.
    Eine Minute vor halb eins, der Blick auf das restliche Programm des Mittagsjournals bis 13 Uhr.
    Konflikt zwischen der britischen Kriegsmarine und der Seeleutegewerkschaft.
    wachsende Sorgen wegen der Umweltkatastrophe im Persischen Golf durch ausfließendes Rohöl aus iranischen Ölfeldern, Hintergründe der gescheiterten Aktion von amerikanischen Söldnern und amerikanischen Schauspielern, US-Soldaten zu finden, die möglicherweise in Laos gefangen gehalten werden, Pressekonferenz von ÖVP-Obmann Alois Mock, Luthers 500.
    Geburtstag und wie die DDR ihn begeht und 75.
    Geburtstag Herbert von Karajans.
    Zunächst nach Großbritannien.
    Ein spektakulärer Konflikt zwischen der britischen Kriegsmarine und der Gewerkschaft der Seeleute macht zurzeit in Großbritannien Schlagzeilen.
    Worum es geht, ist in kürzester Form in einem Fernschreiben der Gewerkschaft an alle Mitglieder auf hoher See enthalten.
    Wörtlich heißt es darin.
    Ernster Zwischenfall ereignete sich am 31.
    März.
    Schiff mit früherem Namen St.
    Edmund bei den Falklands eingesetzt, von königlicher Marine gekappert, heimlich von Tyne abgefahren.
    Keine Mannschaft mit Gewerkschaftsmitgliedschaft an Bord, keine Diskussion, keine Verhandlungen.
    Ernste Bedrohung von Arbeitsplätzen in der Handelsflotte.
    Alle Gewerkschaftsmitglieder weltweit angewiesen, sich auf Streik vorzubereiten, weitere Mitteilungen folgen, Parole zusammenhalten.
    Soweit das Fernschreiben der Gewerkschaftsführung.
    So unwahrscheinlich es klingt, das Schiff, das vom englischen Staat gekauft wurde und das mit einer zivilen Mannschaft als Truppentransporter nach Falkland abgehen sollte, wurde tatsächlich in einer Nacht- und Nebelaktion von Angehörigen der Kriegsmarine aus dem Hafen entführt, um auf diese Weise eine Auseinandersetzung über Lohnforderungen der Gewerkschaft zu beenden.
    Aus London berichtet Hans Hein Schlenker.
    ist die Gefahr eines weltweiten Streiks der zur britischen Handelsmarine gehörenden Seeleute nicht völlig gebahnt.
    Dennoch sind die Führer der Seemannsgewerkschaft gewaltig über den österlichen Piratenakt des Verteidigungsministeriums aufgebracht.
    Als solchen betrachten sie nämlich die Übernahme der zu dem Truppentransport der Kehren umgebauten ehemaligen Nordseefähre St.
    Edmund durch britische Kriegsmarinler in Zivilkleidung.
    Diese fuhren das Schiff an Ostern aus dem Hafen Wallsend on Tyne auf die offene See von Newcastle an der englischen Ostküste.
    Dort kreuzt der Truppentransporter gegenwärtig immer noch, während einige Hochseetests ausgeführt werden, wie das Verteidigungsministerium kommentiert.
    Wenn nun die Gefahr eines weltweiten britischen Seemannstreiks als Antwort auf diesen einmaligen Streich des Verteidigungsministeriums etwas gebannt scheint, so liegt das an neuen Lohnverhandlungen.
    Sie sind für heute zwischen der Seemannsgesellschaft und der Blue Star Reederei geplant, die das Schiff für das Verteidigungsministerium weiter unterhalten soll.
    Doch ob diese Gespräche den Streit um die künftigen Einkommen der Seeleute auf der Kehren und damit den Anlass für die Initiative des Verteidigungsministeriums beilegen können, ist noch völlig offen.
    Dafür gehen nämlich die Ansichten beider Seiten über die Löhne, die die zivilen Seeleute auf dem Truppentransporter verdienen sollen, zu weit auseinander.
    Die Seemannsgewerkschaft ist nämlich der Ansicht, ihre Mitglieder sollten weiter wöchentlich mehr als 5.700 Schilling erhalten und damit so viel, wie sie verdienten, als der Truppentransporter noch die Nordseefähre St.
    Edmund war.
    Das Verteidigungsministerium will den zivilen Seeleuten, die weiter auf dem Truppentransporter dienen sollen, jedoch nur den auf hoher See üblichen Wochenlohn bezahlen.
    Und der beläuft sich nur auf etwa die Hälfte der 5700 Schling.
    Der Streit darüber bewirkte, dass der Truppentransporter länger als nötig in dem Trockendock festgehalten wurde und die Umbauarbeiten verzögert wurden.
    Die Folge davon ist, dass er wesentlich später als geplant für den Truppentransport zwischen den Falkland-Inseln und den Essentian-Inseln eingesetzt werden kann.
    Das Schiff als solches kennt im Übrigen bereits die Gewässer um die Falkland-Inseln, denn es wurde bereits im letzten Jahr während des Falkland-Krieges nicht nur als Truppentransporter eingesetzt, obwohl es damals noch mehr eine Nordsee-Fähre war, das Schiff diente nach dem Falkland-Sieg auch als sogenanntes Stanley-Hilton-Hotel im Hafen von Port Stanley.
    All das bewog das Verteidigungsministerium, die ehemalige Fähre für 180 Millionen Schillingen zu kaufen und zu einem echten Truppentransporter umzubauen.
    Da diese Umbauten nicht völlig abgeschlossen sind, befinden sich gegenwärtig unter den Kriegsmarinlern auch noch einige Zivilisten auf der gekaperten Kehren.
    Als Arbeiter jedoch nicht als Geiseln, wie das Verteidigungsministerium betont.
    Seit dem Ende des Vietnamkriegs im Jahre 1975 ist es nicht gelungen, die Beziehungen zwischen den indokinesischen Staaten Vietnam, Laos und Kambodscha einerseits und den USA andererseits wiederherzustellen.
    Wenn die Feinde Feinde geblieben sind, so wird dafür immer wieder das Schicksal der vermissten GIs verantwortlich gemacht.
    Beide Seiten sind insgeheim der Überzeugung, dass es kaum noch überlebende amerikanische Soldaten in Indokina gibt, doch wollen die Amerikaner Gewissheit haben.
    Das geht so weit, dass die USA abenteuerliche Kommandoaktionen unternehmen, die eher einem Filmspektakel gleichen als einem politisch-militärischen Eingriff.
    Offiziell werden solche Überfälle privat unternommen, aber gewisse Behörden dürften nicht ganz unwissend sein.
    Es berichtet Michael Brauner.
    Die Aktion war wie das Drehbuch eines Hollywoodfilms.
    Der Anführer war ein hochdekorierter Ex-Oberster Green Berets, der berühmt-berüchtigten US-Ledernacken.
    Ferner wirkten ein Waffenspezialist mit dem großen Namen Dr. Tod, eine attraktive Blondine auf der Suche nach ihrem vermissten Vater, ein italienischer Abenteurer, ein rechter laotischer Ex-General und eine ausgesuchte Schar von 15 Söldnern mit.
    Die ganze Geschichte hatte sogar schon einen zu kräftigen Titel, Operation Lazarus.
    Doch es war keine Fiktion aus Hollywoods Traumfabrik,
    sondern eine reale Untergrundoperation der Amerikaner in Laos, bei der angeblich noch in Indokina überlebende US-Gefangene aus den Zeiten des Vietnamkrieges gefunden und befreit werden sollten.
    Tatsächlich war der 44-jährige Ex-Oberst James Gritz, der seit seiner Pensionierung vom Militärdienst als Karate-Lehrer tätig ist, mit seiner Truppe mindestens einmal illegal von Thailand nach Laos eingedrungen
    um den Gerüchten nach noch lebenden GIs nachzugehen und Beweise zu finden.
    Doch auch die letzte Expedition der Ex-Ledernacken brachte nichts Konkretes zu Tage.
    Nachdem sich die Gruppe der alten Krieger acht Kilometer durch die Dschungel von Laos gekämpft hatte, stieß sie mit laotischen Widerstandskämpfern zusammen.
    Es kam zu einer längeren Schießerei, bei der der Italiener verletzt und von den Laoten gefangen genommen wurde.
    Entgegen dem erwünschten Hollywood-Szenario mussten sich die Söldner wieder nach Thailand zurückziehen.
    Der Gefangene wurde später gegen Lösegeld befreit.
    Beweise, dass in Indokina von rund 2500 vermissten Amerikanern noch Überlebende zu finden sind, gab es wieder nicht.
    Die amerikanischen Behörden halten es für unwahrscheinlich, dass tatsächlich noch GIs am Leben sein könnten.
    In den offiziellen Listen des Pentagon werden von den letzten 2.500 Opfern des Vietnamkrieges nur noch zwei als vermisst geführt.
    Alle anderen gelten offiziell bereits als gefallen.
    Erst im Vorjahr war der US-Vize-Verteidigungsstaatssekretär nach Hanoi gereist, um über die Überführung der sterblichen Überreste von 12 GIs nach Amerika zu verhandeln.
    Interessant ist an der Operation Lazarus die Frage nach den Hintermännern.
    Die bekannten Hollywood-Schauspieler Clint Eastwood und William Shatner, der durch die Serie Raumschiff Enterprise populär wurde, hatten dem Ledernackenobers 700.000 Schilling für die Filmrechte seines Abenteuers bezahlt.
    Auch das rechtsradikale Söldnermagazin Soldaten des Schicksals hatte die Aktion unterstützt.
    Kritz selbst erklärte, dass er im Sinne und mit Wissen des mächtigsten Ex-Hollywood-Schauspielers Ronald Reagan unterwegs war.
    Aus diplomatischen Gründen, so Kritz, müsse sich das Weiße Haus von der Untergrundaktion distanzieren, doch der Boss, also Reagan selbst, habe die Aktion befürwortet.
    Immerhin musste sogar ein Sprecher des Weißen Hauses
    zugeben, dass der Präsident von Clint Eastwood über die geplante Operation unterrichtet worden war, dass die Berater Reagans jedoch den Präsidenten vor einem Engagement warnten.
    Viele Fragen jedenfalls bleiben offen.
    Wie konnte Gritz den Lügendetektor der US-Botschaft in Bangkok zum Verhör laotischer Agenten benutzen?
    Wie hätte er alleine eine bis nach Amerika reichende Funkanlage nach Thailand bringen können?
    Und woher kamen die Gelder für die teure Ausrüstung?
    Sieben Minuten vor dreiviertel eins, nun unser Kulturbeitrag.
    Ohne große Feierlichkeiten begeht Herbert von Karajan heute, kurz nach Beendigung der Salzburger Osterfestspiele, seinen 75.
    Geburtstag.
    Auch der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer musste einen Empfang von Karajans Plattenfirma benutzen, um dem Dirigenten offizielle Glückwünsche zum Geburtstag zu übermitteln.
    Allen anderen Ehrungen ist Karajan ausgewichen.
    Walter Gellert hat an der Sicht des 75.
    Geburtstags von Herbert von Karajan das folgende Portrait gestaltet.
    Wie kaum ein anderer Musiker hat Herbert von Karajan das europäische Musikleben geprägt.
    Schien auch sein kometenhafter Aufstieg von Ulm über Aachen nach Berlin im Deutschland der Nationalsozialisten nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs je gebremst.
    Seine Mitgliedschaft bei der NSDAP machte ihn den Alliierten suspekt.
    So konnte er bereits ab 1948 seine Position als Generalmusikdirektor Europas ausbauen.
    Er dirigierte bei den Salzburger Festspielen.
    Er war beim Neubeginn in Bayreuth mit dabei.
    Er verhalf der Mailänder Skala zu glanzvollen Opernaufführungen.
    Die legendäre Lucia di Lammermoor mit der Callas und mit di Stefano lässt noch heute Opernfreunde glänzende Augen bekommen.
    Karajan übernahm schließlich 1957 die Direktion der Wiener Oper.
    Er wurde bereits 1955 Nachfolger Furtwänglers als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker.
    Nach seinem Bruch mit der Wiener Staatsoper beschränkte er seine Tätigkeit in Österreich zunächst auf Salzburg, wo er nicht nur Direktoriumsmitglied der Festspiele war und ist, sondern wo er 1967 auch die Osterfestspiele gründete, um hier mit den Berliner Philharmonikern Opern und Konzerte zu produzieren, die dann mehr medial auf Schallplatte und im Film verwertet wurden.
    Kein Wunder hat der ehemalige Technikstudent sich ja immer für technische Neuerungen interessiert.
    und dass Karajan seit 1953 den Pilotenschein besitzt, ist ja auch kein Geheimnis.
    Bei den Salzburger Osterfestspielen hat sich Karajan jene Probentechnischen Voraussetzungen für Opernaufführungen geschaffen, die in einem normalen Opernrepertoirebetrieb nicht möglich sind.
    Die Mängel eines kleinen und wenig dotierten Opernhauses hat Karajan ja in seinen Anfängerjahren genau kennengelernt.
    Wie wir das erste Mal mit Toscanini in Berührung gekommen sind, das war zu einer Zeit, wo speziell in der Oper doch eigentlich teilweise sehr, sehr
    Lachs gearbeitet worden ist.
    Und da sind wir zu seiner Vorstellung von Präzision gekommen, in den Ensemble setzen.
    Also ich erinnere mich auch genau, dass wir nach Bayreuth gefahren sind, wirklich gebildet sind, um den Dannhäuser zu hören.
    Damals der in einer geradezu unwahrscheinlichen
    Bitte verstehen Sie mich recht, Präzision nicht maschinenmäßig, sondern dass einfach sich der Geist, den er fraglos ausgestrahlt hat, sich eben alles unterzuordnen hat unter den Buchstaben der Musik.
    Und das, damit hat er ja fast eine Revolution, denn ich weiß,
    Wir sind alle nach diesem Erlebnis an unsere tägliche Aufgabe gegangen mit einer Zielsetzung, mit einem Maß, das für uns plötzlich um so viel höher war.
    Und dann ist man eben zu seinem kleinen Orchester zurück nach Ulm und schon die erste Probe war besser, weil man einen anderen Maßstab anlegte und einen anderen Maßstab gefordert hat.
    Perfektion ist bei Karajan die Basis für außergewöhnliches Musizieren, was auch René Collot, einer jener Sänger, die mit Karajan gearbeitet und nicht immer harmoniert haben, bestätigt.
    Das ist eine ganz heutzutage eine Ausnahmequalität, weil man eben überhaupt nicht sich konzentrieren muss auf das, was unten passiert, sondern sich wirklich konzentrieren kann auf das, was man zu singen hat und was man ausdrücken will damit,
    und also nicht abhängig ist von einem Dirigenten, auf den man laufend aufpassen muss, was er da macht.
    Für ihn ist, glaube ich, das Optische und der, sagen wir mal, der künstlerische Fluss eines Stückes wichtig.
    Und Kammersängerin Sena Jurinaz meint... Der Sänger fühlt sich bei Karajan unter seiner Leitung wie in Abrahams Schoß.
    Das kann man wirklich so sagen.
    sehr nachsichtig, er begleitet man, es ist wie ein Teppich, auf dem man fliegen kann mit ihm.
    Dieser Eindruck, dass Herr von Karajan handwerklich so überlegen und so perfekt und so problemlos ist, ist unwahrscheinlich.
    Ich meine, es kann wirklich in einer Vorstellung nichts passieren, das hat man des Öfteren an sich selber.
    erlebt und auch an anderen, besonders auch in sehr schwierigen Sachen.
    Und wenn er einen Sänger akzeptiert, dann ist er für ihn da.
    Und es gibt nichts, was er ihm nicht erleichtern oder helfen würde.
    Er ist einfach, dann ist er für ihn komplett da.
    Dass Herbert von Karajan nicht nur dirigiert, sondern auch selbst Regie führt, wird von vielen eher skeptisch betrachtet.
    Die renommierten deutschen Kritiker Hans-Heinz Stuckenschmid und Joachim Kaiser am Telefon.
    Als Regisseur ist Karajan nur in Personalunion mit dem Dirigenten vorstellbar.
    Natürlich kennt er die Aufführungstechnik des Theaters genau und es hat von ihm ausgezeichnete Inszenierungen, namentlich Wagner'scher Opern gegeben.
    Aber zum Regisseur geboren ist er nicht.
    Eine Schiller- oder Goethe- oder Brecht-Inszenierung ohne Musik ginge weit über seine Fähigkeiten hinaus.
    Ich bedauere, dass er so viel von seiner Kraft fürs Inszenieren einsetzt, wo er sicherlich eben nicht ein solcher Profi ist, wie es der Otto Schenk oder der Jean-Pierre Ponello oder ein paar andere der Franco Zeffirelli wären.
    Aber es ist sehr schwer einem Menschen, der
    in seinem Leben immer wieder Erfolg gehabt hat, zu sagen, das tue lieber nicht, dann sagt er, warte ab, das wird dir später auch nochmal gefallen.
    Und wie schätzt Joachim Kaiser den Musiker Karajan ein?
    Er ist als Musiker ein konservativer Mann mit Handwerksethos.
    Ich würde ihn von dem Vorwurf freisprechen, dass er immer nur kulinarisch und den schönen, seidigen Ton, das tut er manchmal, weil Musik für ihn mit Schönheit zu tun hat, aber es gibt natürlich auch bei ihm gerade jetzt
    manchmal eine gewisse Alterswildheit sogar, dass er ganz schroffe Tempi wählt bei Beethoven oder bei Brahms, so wie er es in den 50er Jahren gemacht hat.
    Vielleicht, dass er in den 60er Jahren so ein bisschen ein Klassizist wurde.
    Aber wie gesagt, Karajanis als Musiker hat ja dieses Handwerksethos ungeheuer hoch gesteigert und als Organisator ist er ein wirklich moderner Mann.
    Dieses Verbundsystem, das er erfunden hat, also
    eben eine Produktion zusammensetzt.
    Die Sänger machen erstmal eine Platte, dann macht er eine Aufführung in Salzburg oder sonst wo, dann wird daraus ein Fernsehfilm.
    Das ist ja nicht gedacht als das Kaputtmachen des alten Ensembles, sondern
    Das ist ja doch wohl geplant als ein neues Werkanfang.
    Karajans Musizieren hat sich, und das schlägt sich auch in den Kritiken der letzten Jahre nieder, geändert.
    Wurde früher über seinen Hang zum fast sterilen Schallplattensound, über eigenwillige Tempe und dynamische Schattierungen diskutiert, so finden die Rezensenten jetzt Seele in Karajans Musizieren.
    Mal das 9.
    Sinfonie im vergangenen Jahr und heuer die 4-Brahms-Sinfonie in Salzburg wurden auch von kritischen Beobachtern des Phänomens Karajan als ergreifend empfunden.
    In einem Interview mit einer deutschen Wochenzeitung meinte Karajan, auf seine Bandscheibenoperation vor einigen Jahren angesprochen, wenn ein Mensch neun Stunden unter Narkose ist, dann verändert er sich.
    Und meine Freude am Dirigieren ist nach meiner Krankheit sehr viel größer geworden.
    Vielleicht spürt das auch das Publikum.
    Das Orchester spürt es bestimmt.
    In diesem Jahr wird der 500.
    Geburtstag des Reformators Martin Luther begangen.
    In dem Land, in dem die meisten Luther-Gedenkstätten liegen, in der DDR, laufen die Vorbereitungen für den Gedenktag am 10.
    November bereits auf Hochtouren.
    Die entsprechenden Gebäude in Wittenberg, Erfurt, Eisleben und auf der Wartburg werden mit großem Aufwand restauriert.
    Es gibt Ausstellungen, Vorträge und Konzerte, 100 neue Luther-Bücher in den DDR-Verlagen, einen Luther-Film im Fernsehen und als Höhepunkt einen Staatsakt am 10.
    November in Ost-Berlin.
    Über all diese Aktivitäten wacht ein staatliches Luther-Komitee mit Staats- und Parteichef Honecker an der Spitze.
    Den Gründen, warum gerade die kommunistische DDR Martin Luther so feiert, ist Ferdinand Olbert während eines Aufenthalts in Leipzig nachgegangen.
    Das Verhältnis der DDR zur deutschen Vergangenheit ist im Wandel.
    Hat man früher der marxistischen Geschichtstheorie durchaus entsprechend stärker die historischen Strukturen betont, hebt man nun immer mehr die Persönlichkeiten hervor.
    Hat man früher versucht, sich als fortschrittlicher sozialistischer Staat von der feudalen und bürgerlichen deutschen Vergangenheit deutlich abzugrenzen, erweitert man jetzt den Horizont.
    Man bewertet alle historischen Personen positiv, die, so Parteichef Honecker wörtlich, zur Entwicklung der Weltkultur beigetragen haben, ganz gleich in welcher sozialen und klassenmäßigen Bindung sie sich befanden.
    Zur progressiven Vergangenheit zählen für die DDR jetzt nicht nur Dichter wie Goethe, dessen 150.
    Todestag im Vorjahr mit großem Pomp gefeiert worden ist, sondern etwa auch der Militärreformer Scharrenhorst.
    Dem Preußenkönig Friedrich dem Großen und neuerdings sogar dem Reichsgründer Bismarck werden positive Seiten abgewonnen.
    Das deutlichste Symptom für diese Neue-Erbe-Rezeption, wie es auf gut DDR-Deutsch heißt, ist aber heuer der Kirchenreformator Martin Luther.
    Von offizieller Seite wird vor allem die Wirkung Luthers auf die Gesellschaft unterstrichen, natürlich besonders seine Sozialkritik, etwa der Kampf gegen den Wucher oder gegen die großen Kapitalgesellschaften seiner Zeit, wie zum Beispiel die der Fugger.
    Zum staatlichen Luther-Bild meint der marxistische Historiker Siegfried Heuer, Professor für deutsche Geschichte an der Universität Leipzig.
    Luther war der Begründer einer neuen Theologie.
    Er war eine Persönlichkeit zu Beginn des 16.
    Jahrhunderts, die allerdings nicht nur theologisch gewirkt hat,
    über die Theologie hinaus auch auf die Gesellschaft gewirkt hat.
    Er hat ja die Bibel in einer Form ins Deutsche übertragen, wie sie für Jahrhunderte gültig blieb.
    Aber wenn wir heute Luther feiern in der DDR, dann feiern wir auch Luther als Theologen, denn die Theologie
    spielte für die Gesellschaft zu Beginn des 16.
    Jahrhunderts eine große Rolle.
    Und wir können uns dabei durchaus auf die Klassiker des Marxismus berufen.
    Luther ist eine bedeutende Persönlichkeit zu Beginn des 16.
    Jahrhunderts, in einer Zeitwende, wo sich die Ökonomie verändert, die Gesellschaft.
    Er ist Theologe, er wirbt vor allen Dingen mit seiner Theologie, aber wir haben die bedeutende Persönlichkeit in ihrer
    Größe und in ihren Grenzen zu untersuchen und ihn entsprechend zu würdigen.
    Das Religiöse wird also auch beachtet, aber dem gesellschaftlichen untergeordnet.
    Kein Wunder, dass sich das Lutherbild der evangelischen Kirche von dem des Staates absetzt.
    Siegfried Breuer, der theologische Direktor der Evangelischen Verlagsanstalt in Ostberlin, macht zwar vorsichtig, aber deutlich auf die verschiedenen Intentionen von Staat und Kirche aufmerksam.
    Ja, in unserem Staat, in unserer Umwelt wird Luther ja sehr begangen, sehr gefeiert in diesem Jahr.
    Und vor allem wird seine Wirkung in den Blick gefasst, seine Wirkung auf seine Zeit, auch auf die Nachwelt, für die Gesellschaft, für die Kultur.
    für die Sprache durch seine Übersetzung.
    Wir als evangelische Christen sind natürlich da besonders daran interessiert, das, was Luther eigentlich wollte.
    Nicht nur seine Wirkung, sondern auch das, was er selbst wollte hervorzustellen.
    Er war von Beruf Bibelausleger.
    und war Verkündiger des Evangeliums.
    Das sah er als seine Sendung, als seinen Beruf.
    Darauf liegt natürlich besonderster Akzent, auf dem Theologischen und auch auf den Glaubensaussagen.
    Die Kirche hat auch ein eigenes Lutherkomitee gebildet und arbeitet im Komitee des Staates nur am Rande mit.
    Damit soll die Einvernahme des Reformators durch das kommunistische System verhindert werden.
    Eine gewisse Vorsicht ist allerdings auch auf staatlicher Seite zu erkennen, denn man will mit dem Menschen Luther nicht die von ihm begründete Kirche aufwerten, eine immer noch starke gesellschaftliche Kraft.
    Die Vertreter von Staat und Kirche sind sich dennoch einig, dass die Lutherfeiern nicht den Beginn einer neuen Kirchenpolitik bedeuten.
    Man weiß sehr genau, dass man einander auch in Zukunft zwar keineswegs in persönlicher Feindschaft, wohl aber in ideologischer Gegnerschaft begegnen wird.
    Das war Luther in der DDR.
    Und jetzt noch einmal österreichische Innenpolitik.
    Heute Vormittag fand in Wien eine Sitzung der ÖVP-Landeshauptmänner statt.
    Anschließend gab es eine Pressekonferenz, von der sich jetzt Erich Aichinger meldet.
    Die ÖVP hat heute, 19 Tage vor der Nationalratswahl, ihr bisheriges Konzept zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, etwa durch Prämien für Betriebe, die Lehrlinge einstellen, offensichtlich erweitert.
    Noch nicht ausformuliert, aber erweitert in dem Sinn, dass etwa auch für Handelsakademieabsolventen oder für Hochschulabgänger, die keine Beschäftigung finden, etwas getan werden solle.
    Der Tiroler Landeshauptmann Wallnöfer etwa sprach von sozialversicherungsrechtlichen Erleichterungen für etwa zwei bis drei Jahre, von Prämien etwa für Gemeinden, die beschäftigungslose Juristen einstellen, von Beschäftigungsmöglichkeiten für Jugendliche im Bereich des Umweltschutzes, etwa beim Bäumepflanzen.
    ÖVP-Chef Mock generalisierend, es geht darum, die Vollbeschäftigung zurückzugewinnen.
    Ich würde sagen, dass für uns
    der 24.
    April eine Art Volksabstimmung ist, wo es darum geht, die Arbeitsplatzsicherung wieder in Angriff zu nehmen, die Vollbeschäftigung zurückzurobern, statt das Geld des Steuerzahlers weiterhin zu verschwenden, vor allem für Großprojekte, die für die Arbeitsplatzsicherung keine besondere Bedeutung haben.
    Es ist darüber hinaus der 24.
    April eine Volksabstimmung über mehr Zusammenarbeit, die wir benötigen in Österreich, um diese Probleme zu bewältigen.
    Und eine Volksabstimmung gegen eine Minderheitsregierung, die sicherlich nicht in der Lage ist, mit den Problemen fertig zu werden, wird auch nicht einmal die derzeitige sozialistische Alleinregierung mit den wirtschaftlichen und sozialen Fragen fertig.
    Und es bedeutet der 24.
    April auch eine Volksabstimmung, ob wir wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung sicherstellen.
    oder ob wir den Weg neuer Steuern, neuer Schulden weitergehen, der bereits zu einer wachsenden Arbeitslosigkeit führt.
    Es sind also drei klare Alternativen und ich glaube, man kann die Nationalratswahl sicherlich hier mit einer Volksabstimmung vergleichen.
    Und ÖVP-Obmann Mock, auf die heutige Äußerung Bundeskanzler Kreisky ist nach der Regierungssitzung angesprochen.
    Sie hörten sie ja am Beginn dieser Sendung, nämlich bei jedem Verlust der Mehrheit würde er, Kreisky, den Hut nehmen?
    Ich darf daran erinnern, meine Damen und Herren, ohne dem Herrn Bundeskanzler persönlich nahezutreten, er hat achtmal die Erklärung abgegeben, wenn das und das passiert, wenn die Österreicher anders entscheiden, wieder zurücktreten.
    Er ist kein einziges Mal zurückgetreten.
    Auf politischer Ebene haben seine Aussagen in dieser Richtung leider keinen Stellenwert mehr.
    Es ist ein Mann, den ich respektiere, weil er lange in der Regierung in den wichtigen Positionen war, aber es hat vorher ein Österreich gegeben, das Enormes geleistet hat.
    Es wird nachher auch ein Österreich geben, das Enormes leistet.
    Randbemerkung des Salzburger Landeshauptmannes Haslauer, eine Minderheitsregierung, wie sie Bundeskanzler Kreisky früher ventiliert habe, wäre undemokratisch und unverantwortlich und damit zurück zum Studio.
    Und wir schließen jetzt das Mittagschanal mit einer Zusammenfassung der Nachrichten.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kreisky sagte nach dem Ministerrat wörtlich, jeder Verlust der Mehrheit des Vertrauens würde für ihn Grund für seinen Rückzug aus der Politik sein.
    Für den Fall eines neuen Kabinetts Kreisky nach der Nationalratswahl kündigte der Kanzler eine Umbildung der Regierung durch das Ausscheiden Dienst alter Minister an.
    Kreisky betonte, es werde sicher wieder eine Frau in einem neuen Kabinett geben.
    Auch den stellvertretenden Parteivorsitzenden Karl Blecher und SPÖ-Clubobmann Heinz Fischer halte er schon lange für ministrabel.
    Der Vorsitzende im Eisenstädter WBO-Prozess, Alfred Ehlinger, sagte heute, er glaube nicht, dass es dem Geist der demokratischen Rechtsordnung entspreche, wenn sich ein Abgeordneter hinter den Schutz der Immunität verschanze und nichts zur Klärung strafrechtlicher Zusammenhänge beitrage.
    Ellinger bezog sich dabei auf eine Erklärung von Innenminister Erwin Lanz.
    Dieser hatte gestern Bedenken gegen die Verhängung einer Beugestrafe über den freiheitlichen Abgeordneten Harald Oefner geäußert.
    Oefner hatte als Zeuge den Namen eines Informanten nicht genannt.
    Frankreich.
    Die Regierung in Paris hat 47 sowjetische Diplomaten und ihre Angehörigen wegen Spionage des Landes verwiesen.
    Wie der französische Rundfunk dazu meldete, sollen sich unter den Ausgewiesenen der erste Sekretär der sowjetischen Botschaft in Paris und der Leiter des Pariser Büros der amtlichen sowjetischen Nachrichtenagentur TASS befinden.
    Eine offizielle Stellungnahme zu dem Ereignis gibt es bisher weder von französischer noch von sowjetischer Seite.
    USA.
    Die amerikanische Raumfähre Challenger, die seit gestern Abend die Erde umkreist, hat heute früh einen Nachrichtensatelliten mit einem Gewicht von mehr als zwei Tonnen abgesetzt.
    Der Satellit soll die Aufnahme des ständigen Funkverkehrs zwischen der Raumfähre und dem Kontrollzentrum in Houston ermöglichen.
    Während des Challenger-Fluges sollen die an Bord befindlichen Astronauten auch neue Weltraumanzüge während eines dreistündigen Spazierganges im All testen.
    Im israelisch besetzten Westjordanland ist es wegen der Vergiftungsfälle unter palästinensischen Jugendlichen neuerlich zu Zwischenfällen gekommen.
    Gegen israelische Einrichtungen wurden Molotow-Cocktails geworfen.
    Der Weltsicherheitsrat in New York forderte inzwischen die Einsetzung einer unabhängigen Kommission zur Untersuchung der mysteriösen Vergiftungserscheinungen.
    Österreich.
    Ein bisher noch unbekannter, bewaffneter Mann hat zum Mittag die Filiale einer Bausparkasse in der Beatrixgasse in Wien-Lahnstraße überfallen und etwa 60.000 Schillinge beutet.
    Zurzeit wird nach dem flüchtigen Täter gefahndet.
    Österreich.
    Im Bundesgestüt Piber in der Weststeiermark sind während der Osterfeiertage wieder zwei Pferde verendet.
    Es sind ein neugeborenes Hengstfohlen und die Mutterstute.
    Damit hat sich die Zahl der an der Virusseuche eingegangenen Lipizzaner auf 36 erhöht.
    Landwirtschaftsminister Günther Heiden teilte allerdings mit, die Seuche sei eingedämmt worden.
    Das Gestüt Piber soll durch die Errichtung eines zweiten Bundesgestütes erweitert werden.
    Über seinen künftigen Standort wurde allerdings noch keine Entscheidung getroffen.
    Der Osterreiseverkehr auf Österreichs Straßen hat heuer insgesamt 15 Menschenleben und 640 Verletzte gefordert.
    Die Bilanz gilt für den Zeitraum von Karfreitag bis einschließlich Ostermontag.
    Und zum Abschluss die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Vorerst stark bewölkt und Niederschläge, später Wetterbesserung.
    Nachmittagstemperaturen 3 bis 9 Grad.
    Und mit diesen Kurzmeldungen haben wir das heutige Mittagsjournal beendet.
    Meine Damen und Herren, auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1983.04.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1983.04.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressefoyer nach dem Ministerrat: Bundeskanzler Kreisky - Aussage zu Rückzug aus Politik bei Wahlverlust
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Fischer, Johannes [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Anonym, Journalistin, Journalist [Gestaltung]
    Datum: 1983.04.05 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Veranstaltungsort]
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    Frankreich - UdSSR: Massenausweisung von sowjetischen Diplomaten aus Frankreich wegen Spionageverdacht
    Mitwirkende: Kruse, Hans Joachim [Gestaltung]
    Datum: 1983.04.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA vor wichtigen rüstungspolitischen Entscheidungen
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1983.04.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Englische Kriegsmarine kapert Fährschiff um einen Streik zu verhindern
    Mitwirkende: Schlenker, Hans Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1983.04.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Befreiungsaktion" von angeblich seit dem Indochina-Krieg in Laos gefangenen US-Soldaten gescheitert
    Mitwirkende: Brauner, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1983.04.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Herbert von Karajan 75
    Einblendung: Ausschnitt aus "Der Ritt der Walküren", Herbert von Karajan, René Kollo, Sena Jurinac, Hans Heinz Stuckenschmidt, Joachim Kaiser
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Karajan, Herbert von [Interviewte/r] , Kollo, René [Interviewte/r] , Jurinac, Sena [Interviewte/r] , Stuckenschmidt, Hans Heinz [Interviewte/r] , Kaiser, Joachim [Interviewte/r]
    Datum: 1983.04.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    DDR - Warum wird Martin Luther in der DDR so gefeiert?
    Einblendung: Univ.-Prof. Siegfried Hoyer (Uni-Leipzig), Bräuer
    Mitwirkende: Olbort, Ferdinand [Gestaltung] , Hoyer, Siegfried [Interviewte/r] , Bräuer, Siegfried [Interviewte/r]
    Datum: 1983.04.05 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.04.05
    Spieldauer 00:59:50
    Mitwirkende Machatschke, Roland [Moderation] [GND]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.04.05 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830405_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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