Mittagsjournal 1987.10.31

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Grüß Gott meine Damen und Herren, Herbert Dobrowolny begrüßt Sie zu einer Stunde Information durch den aktuellen Dienst, die heute durch die Ereignisse im Burgenland geprägt ist.
    Nach der gestrigen überraschenden Wahl von Hans Schiebhütz zum burgenländischen Landeshauptmann bringen wir heute eine Analyse aus Österreichs kleinstem Bundesland.
    Wir haben SPÖ-Parteichef Fred Sinowatz zu seiner Meinung befragt und wir zitieren aus Kommentaren der heutigen Tageszeitungen.
    Dann bringen wir eine Telefonkonferenzschaltung zwischen Bundesminister
    Robert Graf und FPÖ-Abgeordneten Helmut Grünes, in der es um die schweren verbalen Angriffe Grafs in Richtung FPÖ geht.
    Graf hat ja im Morgensjournal die FPÖ als nicht paktfähig und als Brechmittel bezeichnet.
    Schlussendlich haben wir noch den Politologen Anton Pelinker zu seiner Einschätzung des politischen Klimas nach der gestrigen Entscheidung befragt.
    Aus dem Ausland kommen noch Beiträge zu den Themen, wie stehen die Supermächte nun militärisch-politisch vor dem geplanten Gipfel dar und wir bringen Impressionen aus dem erstmals für westliche Journalisten zugänglichen chinesischen Regierungsviertel.
    Im Journal zu Gast haben wir dann die designierte Grazer Opernchefin Gundula Janowicz.
    Zu Beginn steht aber der Meldungsübersichtsblock, den Helmut Koller zusammengestellt hat und den nun Karl Berger liest.
    Österreich.
    Nach der überraschenden Wahl des Sozialisten Hans Schiepertz zum neuen Landeshauptmann des Burgenlandes wird jetzt nach jenem Abgeordneten von ÖVP oder Freiheitlichen gesucht, der für Schiepertz gestimmt hat.
    ÖVP-Wirtschaftsminister Graf richtete schwere Angriffe gegen die FPÖ und sagte wörtlich, die Freiheitlichen seien für ihn schon immer ein Brechmittel gewesen, sie seien eine unzuverlässige Bande, die durch die Beschuldigung anderer von ihren eigenen Schweinereien ablenken wollte.
    Es habe sich erwiesen, dass die FPÖ nicht paktfähig sei, der ÖVP-Spitzenkandidat Franz Sauerzopf sei auf sie hereingefallen.
    Der Klubobmann der burgenländischen Freiheitlichen Wolfgang Rauter antwortete auf die Äußerungen Grafs, dieser sei für ihn ein Brechmittel.
    Sauerzopf und Rauter äußerten den Verdacht, der freiheitliche Abgeordnete Gregor Munzenrieder habe gegen die Parteienvereinbarung zwischen ÖVP und FPÖ verstoßen, wonach Sauerzopf zum Landeshauptmann gewählt werden sollte.
    Munzenrieder wies dies zurück.
    Schipperts beteuerte, er habe von niemandem eine Zusage erhalten, dass eine Stimme zu seinen Gunsten abgegeben wäre.
    FPÖ-Chef Haider hat noch gestern Abend seinen Rücktritt für den Fall angekündigt, dass tatsächlich ein FPÖ-Mann für Schipperts gestimmt und dies Auswirkungen auf die Landtagswahlen in Wien habe.
    SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer meinte heute in einer Aussendung, die klügste Konsequenz aus den Ereignissen im Burgenland wäre ein neuer ernsthafter Anlauf der beiden Großparteien für eine stabile und dauerhafte Zusammenarbeit in der Landesregierung und im Landtag.
    Kritische Aufmerksamkeit müsse auch darauf gerichtet werden, mit welcher Selbstverständlichkeit Politiker der ÖVP und der FPÖ darüber berichteten, dass bei der geheimen Wahl des Landeshauptmannes Stimmzettel markiert, also gezinkt worden seien, was als schwerer Verstoß gegen den Grundsatz einer geheimen Wahl bezeichnet werden müsse.
    Der Generalsekretär der Vereinten Grünen Wolfgang Pelikan äußert inzwischen die Ansicht, wegen der Verwendung markierter Stimmzettel sei die gestrige Wahl in Eisenstadt ungültig.
    USA.
    Zwischen Präsident Reagan und dem sowjetischen Parteichef Gorbatschow wird es heuer doch noch ein Gipfeltreffen geben.
    Präsident Reagan gab vor der Presse bekannt, dass Gorbatschow am 7.
    Dezember zu einem voraussichtlich dreitägigen Besuch nach Washington kommen werde.
    Bei dieser dritten Begegnung zwischen den Führern der beiden Supermächte soll ein Vertrag über den Abbau atomarer Mittelstreckenraketen unterzeichnet werden.
    Das nun vereinbarte Gipfeltreffen ist das Ergebnis des jüngsten Besuches des sowjetischen Außenministers Shevardnadze in Washington.
    Shevardnadze hatte bei dieser Gelegenheit Präsident Reagan ein Schreiben von Parteichef Gorbatschow überbracht.
    Bei dem Gipfeltreffen wollen Reagan und Gorbatschow eine vierte Begegnung in der ersten Jahreshälfte 1988 in Moskau vorbereiten, bei der ein Vertrag über die Halbierung der strategischen Atomwaffen unterschrieben werden soll.
    In der Frage der Weltraumwaffen sind die Differenzen zwischen den beiden Supermächten nach wie vor unverändert.
    Präsident Reagan machte gestern neuerlich deutlich, dass die USA auf das SDI-Projekt für ein Raketenabwehrsystem im Weltraum keinesfalls verzichten wollten.
    In der Stadt Texas City haben 260 Menschen zum Teil schwere Verletzungen erlitten, als in einer Erdölraffinerie ein Leitungsrohr brach und giftige Dämpfe austraten.
    Nach Angaben der Polizei befinden sich 35 Personen in kritischem Zustand.
    An die 3000 Einwohner mussten evakuiert werden.
    Der Unfall ereignete sich gestern Abend, als Arbeiter versehentlich einen Container fallen ließen, der von einem Kran über einen Großbehälter gehoben wurde, in dem sich hydrofluorhaltige Säure befand.
    Die Säure kann zu erheblichen Atemproblemen sowie zu Verätzungen führen.
    Ein Sprecher der Raffinerie sagte, es sei bereits gelungen, die Bruchstelle abzudichten.
    Texas City war im April 1947 Schauplatz des bisher schwersten Unglücks in der Geschichte der amerikanischen Industrie.
    Damals sind 576 Menschen getötet und 5000 verletzt worden, als ein mit Ammonium-Nitrat-Dünger beladener Frachter explodierte.
    Japan.
    Der nominierte Nachfolger vom Ministerpräsident Nakazone, Noboru Takeshita, ist heute erwartungsgemäß zum Vorsitzenden der regierenden liberal-demokratischen Partei gewählt worden.
    Der 63-jährige Takeshita soll am kommenden Freitag bei einer Sondersitzung des Parlaments zum neuen Ministerpräsidenten gewählt werden.
    Seine Wahl gilt als sicher, da die liberal-demokratische Partei im Parlament über die absolute Mehrheit verfügt.
    In einer Fernsehpressekonferenz kündigte Takeshita heute an, dass sie im Jänner zu Wirtschaftsgesprächen in die USA reisen werde.
    Großbritannien.
    Nach einem britischen Fernsehbericht ist der Sudan zentraler Umschlagplatz für Plutonium und Uran zur Herstellung von Atomwaffen.
    In dem Bericht bestätigte der sudanesische Ministerpräsident die Existenz eines Schwarzmarktes und erklärte, Uran wäre zu einem Preis von drei Millionen Dollar je Kilogramm verkauft.
    Ein belgischer Waffenhändler gab an, Abnehmer seien Argentinien, Südafrika, der Iran und der Irak.
    Österreich.
    Der Leiter der Konsumenteninformation, Fritz Kopp, erklärte heute beim Ärztekongress in Wien, in der Küche verunglückten mehr Menschen, als in einem Industriebetrieb vom Ausmaß der Föst.
    Kopp besagte, in den Bereichen Haushalt und Freizeit kommen es zu viermal mehr Unfällen als im Straßenverkehr.
    Es stürben jährlich etwa ebenso viele Menschen nach Haushalts- und Freizeitunfällen wie nach Autounglücken offiziell an die 2000 Personen.
    Koppel kritisierte, dass es im Haushaltsbereich keinerlei unfallverhütende Aktivitäten gebe.
    Sicherheitsnormen hätten in Österreich nur Empfehlungskarakter, sie sollten aber verpflichtend werden.
    Die beiden Gerichtsmediziner Bauer und Pollack wiesen darauf hin, dass heute nicht mehr der Gasherd, sondern der Durchlauferhitzer jenes Gerät sei, das die meisten Gasvergiftungen auslöse.
    Unfälle durch elektrischen Strom hätten in Österreich hingegen stark abgenommen.
    Und jetzt zum Wetter.
    Das mächtige russische Hoch beeinflusst auch das Wetter im Alpenraum.
    Eine schwache Störung, die vor der norwegischen Küste liegt, wird sich morgen bei uns durch Wolkenfelder bemerkbar machen.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Süden Österreichs regionale Nebelfelder, sonst meist heiter oder gering bewölkt.
    Schwacher Wind aus Ost bis Süd, Nachmittagstemperaturen 5 bis 12 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 3 bis plus 4 Grad.
    Die Aussichten für Sonntag.
    über den Niederungen zum Teil nebelig trüb und örtlich nieseln, sonst wechselnd oder stark bewölkt.
    Östlich erwähnt, Tageshöchsttemperaturen 5 bis 11 Grad.
    Die Vorschau auf Übermorgen wechselnd bewölkt und kühl.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien wolkenlos 9 Grad, Südostwien 10 km in der Stunde, Eisenstadt wolkenlos 7, St.
    Pölten stark bewölkt 6, Linz stark bewölkt 7, Ost 10, Salzburg bedeckt 9, Innsbruck heiter 11 Grad, Bregenz heiter 12, Graz bedeckt 6 und Klagenfurt bedeckt 6 Grad.
    Es ist jetzt zwölf Uhr und neun Minuten.
    Gestern gab es im Burgenland eine politische Sensation, die die Österreicher wohl noch längere Zeit beschäftigen wird.
    Gegen eine Vereinbarung zwischen der Volkspartei und der Freiheitlichen Partei wurde der sozialistische Landesrat Hans Schiepertz überraschend zum Landeshauptmann gewählt.
    Und zwar mit einer Stimme, die nicht von einem SPÖ-Abgeordneten kommen konnte.
    Diese 18.
    Stimme für Schipholz wird im Burgenland und auch auf Bundesebene dem freiheitlichen Mandatar Gregor Munzenrieder zugesprochen, auch von der FPÖ, obwohl er dies selbst bis jetzt bestreitet.
    Munzenrieder wurde noch gestern von seiner Partei aus allen Ausschüssen des Landtages zurückgezogen und er hat mit einem Parteiausschlussverfahren zu rechnen.
    Manche meinen aber auch, dass die zusätzliche und ausschlaggebende Stimme für Schipert von der Volkspartei gekommen sein könnte.
    Wie auch immer, die Stimmung zwischen den Parteien ist angespannt.
    Robert Heger analysiert die neue politische Situation.
    Der frisch angelobte FPÖ-Abgeordnete also ein wilder Manatar, eine Rute im Fenster bei einer Pattstellung 18 zu 18.
    Gerüchte, dass mit ihm verhandelt wurde, dass er eingekauft wurde, wollen nicht verstummen und werden sicher noch weiter genährt.
    Heute Abend wird eine routinemäßige Sitzung des FPÖ-Parteivorstands davon beherrscht sein.
    Aber auch von der Reaktion des Bundesparteiobmanns Dr. Haider, sein Rücktrittsangebot.
    Immerhin kann er sowohl den umstrittenen Robert Dürr wie auch den Halbzeitabgeordneten Munzenrieder als seine Erfindung buchen.
    In diesem Fall werden sie ihm jedenfalls zugesprochen.
    Wie es weitergeht, in erster Linie wird ein Konsens zwischen SPÖ und ÖVP gefunden werden müssen.
    Das persönliche Missverhältnis zwischen SP-Chef Schippez und VB-Chef Sautzoff müsste bereinigt werden.
    Von beiden wurde und wird politische Kultur reklamiert.
    Ein für das Ansehen der Politiker, insbesondere der burgenländischen landespolitischen Szene, überaus wichtiger Schritt, von dem aus sachliche Probleme in Angriff genommen werden müssen.
    Die ÖVP hat ein Arbeitspalbier mit der FPÖ, Schwerpunkte Objektivierung, Privatisierung ausgearbeitet.
    Die SPÖ beruft sich auf die Verhandlungsgespräche mit beiden Parteien.
    In der parlamentarischen Tagesarbeit wird es vor allem darauf ankommen, Mehrheiten zu suchen und zu finden.
    Zur Erinnerung, im Landtag sitzen 17 SPÖ-Abgeordnete, 16 Mandatare der ÖVP und drei der FPÖ.
    Bis gestern.
    Denn schon eineinhalb Stunden nach der Angelobung wurde ja der freiheitliche Abgeordnete Munzenrieder aus allen Ausschüssen hinausgewählt, der Parteiausschluss folgt.
    Die Entscheidungen werden also doch wieder mehr auf die Ebene der Regierungsarbeit verlagert werden.
    Dort steht es nach wie vor 4 zu 3 zugunsten der SPÖ.
    Letztlich wird es darauf ankommen, ob Absichtserklärungen, sachliche Arbeit hat Vorrang zu haben, mehr Gewicht haben als Polemik, persönliche Auseinandersetzungen und Demagogie.
    Was das Arbeitsübereinkommen zwischen den Freiheitlichen und der Volkspartei betrifft, so wurde ja gestern von Landeshauptmann-Stellvertreter Sauerzopf in der Zeit im Bild 2 gemeint, man könne dieses Arbeitsübereinkommen sich ruhig ansehen.
    Wir haben es versucht zu bekommen, es ist uns aber bis jetzt nicht gelungen.
    Nutznießer der gestrigen Überraschung ist auf jeden Fall die burgenländische SPÖ.
    Bettina Reuter hat den wohl prominentesten burgenländischen Sozialisten, den Parteivorsitzenden Fred Sinowatz, zur gestrigen Landeshauptmannwahl und zum Zustandekommen dieses Ergebnisses befragt.
    Also ich weiß nicht, wer neben den sozialistischen Abgeordneten für Sieberts gestimmt hat, das kann ich nicht sagen.
    Jedenfalls ist es so, dass es eine Mehrheit gegeben hat für Sieberts.
    Und Sie dürfen ja nicht vergessen, ein sozialistischer Landeshauptmann hat im Gegensatz zu einem ÖVP-Landeshauptmann ja auch eine Mehrheit in der Landesregierung.
    Diese Mehrheit ist aber, wenn das eintritt, was der Landeshauptmann-Stellvertreter Sauerzopf gestern angekündigt hat, ja ununterbrochen gefährdet durch den Zusammenschluss der ÖVP mit den FPÖ-Abgeordneten.
    Sehen Sie, das ist der Unterschied zwischen Sibetz und zwischen Sauerzopf.
    Sibetz, als er gemeint hat, dass er Landeshauptmann-Stellvertreter werden wird und Sauerzopf Landeshauptmann hat gesagt,
    Er ist bereit zu einer sinnvollen Zusammenarbeit für das Burgenland.
    Sorgsobs Reaktion, nachdem er nicht gewählt worden war, war sofort, Krieg im Burgenland anzukündigen.
    Ich glaube, es ist höchste Zeit, dass im Burgenland die beiden Parteien, die in der Regierung vertreten sind, und das entspricht dem Willen der Wähler, vernünftig zusammenarbeiten.
    Meinen Sie also Neuwahlen sind jetzt nicht mehr interessant für die SPÖ?
    Das hat ja der Herr Schippets eigentlich vorher gewollt.
    Neuwahlen hat der Herr Schippets nicht gewollt.
    Doch, doch, er hat gesagt, er hätte gegen Neuwahlen nichts einzuwenden.
    Er hat keine Angst vor Neuwahlen, das ist ein großer Unterschied.
    Die SPÖ hat keine Angst vor Neuwahlen, aber ich sehe ja nicht ein, warum er jetzt Neuwahlen haben sollte.
    Aber wenn es Neuwahlen geben würde, die SPÖ braucht keine Angst haben.
    Es ist natürlich gestern auch durchaus von Politikern die Vermutung geäußert worden, dass diese Stimme, mit der Schipholz dann zum Landeshauptmann gewählt wurde, von der SPÖ gekauft worden sein könnte.
    Also das ist auf alle Fälle auszuschließen.
    Und zwar mit Nachdruck.
    Ich meine, solche Verdächtigungen zeigen nur davon, dass man offensichtlich
    Für bundespolitischen Zündstoff sorgte gestern der Burgenländer Robert Graf.
    Der Bundesminister bezeichnete die FPÖ als nicht paktfähig, als unzuverlässige Bande und als Brechmittel.
    Vielleicht haben Sie diese Äußerungen von Minister Graf im Morgenjournal im Originalton gehört.
    Nun, wir haben am Vormittag versucht, dazu eine Stellungnahme des freiheitlichen Parteiführers Jörg Haider einzuholen, was uns aber nicht gelungen ist.
    Haider wollte nämlich dazu nichts sagen.
    Gesprächsbereit war hingegen der freiheitliche Abgeordnete Helmut Krünes, der an den Parteienverhandlungen im Burgenland wesentlich beteiligt war.
    Er setzte sich in einem Telefonkonferenzgespräch mit Robert Graf mit den Anwürfen des Ministers auseinander.
    Zu Beginn bekräftigte der Minister seine gestrigen Vorwürfe.
    Ich stehe dazu, ich kann Sie begründen und ich möchte sicher machen, ob Herr Grünes mich hören kann.
    Ja, ich kann Sie hören.
    Gut.
    Na, lassen Sie mich einmal sagen, was mich zu dieser harten Reaktion veranlasst hat.
    Und ich stelle mich Ihrer Kritik, mit Ihnen rede ich, mit dem Herrn Haider nicht.
    Und nun beginne ich.
    Was der Herr Haider seit Monaten über mich verbreitet, ich sei ein Bankrotter, ich habe eine Firma ruiniert, ist eine Lüge.
    Wir haben es im Parlament mit dem Herrn Kohlmeier releviert, er hat sich nicht geäußert.
    Und als ich gestern vom Karawandentunnelanstich heimfuhr, hörte ich im Abendsjournal, wie Herr Dr. Haider und Herr Diplomkaufmann Holger Bauer sagten, das könnte auch ich veranstaltet haben, was im Burgenland gegangen ist, ich als Großkoalitionär.
    Und dazu muss ich zwei Dinge sagen.
    Und Sie wissen das, Herr Dr. Gröning.
    Ich habe am Morgen nach der Landtagswahl den Sauerzopf nicht geteilt.
    Ich nehme an Parteienverhandlungen nicht teil, weil ich gegen eine Zusammenarbeit mit Freiheitlichen und der Volkspartei bin, aber einsehe, dass der Sauerzopf, mein Landesparteiobmann, eigenständig verhandeln kann.
    Ich habe aber, als Sauerzopf und der Herr Rauter sich geeinigt hatten, festgestellt,
    Ich war nie dafür, aber meine Partei hat sich entschieden, ich trage das mit.
    Und ich habe gestern gesagt, ich misstraue den Freiheitlichen, sie sind nicht paktfähig und ich halte die burgenländischen Freiheitlichen durch den Herrn Haider ferngesteuert.
    Das war der Grund meiner Intervention.
    Und nun stelle ich mich, Herr Dr. Gröne, Sie persönlich schätze ich sehr Ihre Kritik.
    Herr Minister Graf, ich bin weiterhin erschüttert, weil für mich eine Pauschalverurteilung von Gruppen
    zu dem schwersten Fehler gehört, den man in der Demokratie überhaupt machen kann.
    Dass Sie schlechte Erfahrungen haben in der Auseinandersetzung mit Jörg Haider, mag verständlich sein.
    Sie mögen ihn daher ablehnen.
    Dass Sie auch andere Einzelne freiheitlich ablehnen, ist Ihr gutes Recht.
    Auch ich kann nicht mit jedem Angehörigen der österreichischen Volkspartei.
    Generell kann Demokratie nur funktionieren, wenn wir uns so weit beherrschen können, außer im Affekt, und der war Ihnen gestern zugestanden, heute nicht.
    Er war mir gestern auch nicht verlangt.
    Ich habe nicht im Affekt gehandelt, sondern am Recht.
    Ich habe es bewusst gesagt.
    Dann begehen Sie einen schweren Fehler und eine Todsünde gegen die Demokratie.
    Es kann nicht sinnvoll sein,
    dass eine Partei die andere verurteilt.
    Und jetzt bitte eines, Herr Bundesminister, was ich nicht verstehe.
    Hier ist ein wirkliches, ein Verstoß gegen die Demokratie passiert.
    Hier ist die Gefahr gegeben, dass eine Partei durch irgendwelche Machenschaften sich eine Mehrheit geholt hat, die sie nicht vom Wähler bekommen hat.
    Und statt das zu diskutieren und in der Öffentlichkeit diese Gefahr zu bannen,
    beginnen Sie, die Partei zu beschimpfen.
    Herr Heider war nicht in der Lage, sein gegebenes Versprechen zu halten.
    Daher ist für mich die FPÖ, und er ist das Aushängeschild, nicht paktfähig.
    Herr Bundesminister Graf, jetzt kommt ein Problem.
    Bitte, Herr Doktor.
    Die Freiheitliche Partei ist nie in der Lage, Menschen so unter ihre Knute zu zwingen, dass sie auf Befehl gehorchen.
    Ich bin darauf stolz.
    Ich bin darauf stolz, dass die Freiheitlichen tatsächlich einzeln entscheiden müssen.
    Das, was mich erschüttert, ist, dass gestern eine Entscheidung gefallen ist, wo vorher drei Freiheitliche ohne Zwang, denn der Herr Munzenrieder war Herr seiner Entscheidung, vorher eine Unterschrift und seine Vereinbarung gegeben haben.
    Und dass die Gefahr besteht, dass einer, nämlich der Herr Munzenrieder, diese Unterschrift, dieses Versprechen nicht eingehalten hat.
    Das ist eine Schweinerei.
    Aber das einem Parteichef vorzuhalten, der in einer liberalen Partei nicht in der Lage sein kann, seine Leute mit irgendwelchen Drohungen zu etwas zu zwingen, ist ein Verstoß gegen die Demokratie.
    Das kann schon sein.
    Ich halte das, was ich über Haider gesagt habe, aufrecht, Herr Doktor.
    Ja, Herr Bundesminister, ich brauche Ihnen nicht versichern, dass ich Jörg Haider schätze und dass ich froh bin, dass die Freiheitliche Partei den Jörg Haider hat.
    Und darum gerade nach den Erlebnissen in den letzten Tagen hoffe, dass in Österreich ein paar Menschen diesen politischen Schlamm trockenlegen, der sich in solchen Entscheidungen
    wie gestern gezeigt hat.
    Heider hat sein Versprechen nicht einlösen können.
    Herr Bundesminister Graf, der Herr Heider hat im Burgenland nur genauso wie ich fördern können.
    Herr Dr. Grünes, Minister Graf hält offenbar, wie hörbar ist an seinen Anschuldigungen fest.
    Was bedeutet das für Sie als freiheitlicher Mandatar?
    Ist ein solcher Minister für Sie ernst zu nehmen oder würden Sie demokratiepolitische Schritte von Ihrer Seite aus vorschlagen?
    Für mich ist es ganz klar, der Minister Graf spricht jetzt über was anderes.
    Dass er persönlich den Standpunkt vertritt, er könne mit den Freiheitlichen keine Vereinbarung treffen.
    Nein, ich halte sie generell für nicht paktfest.
    Ja, dass er den Standpunkt vertritt, ist sein gutes Recht.
    Es gibt in der Freiheitlichen Partei eine Menge Repräsentanten, die genauso der Meinung sind, dass die FPÖ laut
    leidvoller Erfahrung in ihrer Geschichte mit der österreichischen Volkspartei keine Zusammenarbeit schaffen kann.
    Das sind Standpunkte in einer Partei, die durch verschiedene Vertreter repräsentiert werden.
    Was unerlaubt ist, war ihre Behauptung, Herr Minister Graf, alle Freiheitlichen seien für sie ein Brechmittel.
    Und das, oder zum Erbrechen, und das, Herr Minister Graf,
    ist eine Aussage, die nur im Affekt erlaubt ist.
    Eine Disqualifikation in beleidigender Form einer Gruppe darf einem nicht über die Lippen kommen.
    Lieber Herr Dr. Grünes, ich habe ja auch dazu gesagt, dass ich weiß, dass ich für die Freiheitlichen ein Brechmittel bin.
    Erstens einmal sind Sie das für mich nicht, aber zweitens einmal muss ich sagen, wenn zwischen einzelnen Menschen eine abgrundtiefe Aversion herrscht, ich hoffe nie,
    Dann ist es eine individuelle Sache.
    Aber dass man eine ganze politische Partei so disqualifiziert, ist politische Hetze.
    Also das müssen Sie nicht sagen, den was der Herr Haider betreibt.
    ist übelste politische Hetze.
    Und bitte mir das vorzuwerfen und den Heider das nicht zu sagen, dazu sind Sie zwar als Parteigänger verpflichtet, aber das trifft mich wirklich nicht.
    Wenn jemand politische Hetzkampagne betrieben hat seit der Wahl, ist das Jörg Heider.
    Jörg Heider greift einzelne Politiker hart an.
    Und das ist notwendig.
    Und wenn Sie sich anschauen, was im Burgenland passiert, was jemand macht, um Landeshauptmann zu werden, dann muss ich Ihnen sagen, dann sollte man beide so gescheit sein, dass wir sagen, hier entstehen Gefahren aus Machtgier, die so groß sind, dass jeder Angriff, ich meine in mündlicher Form,
    in häufigst noch so scharfer Angriff erlaubt sein muss.
    Alles andere nicht.
    Die Disqualifikation, ich weigere mich, obwohl ich schwerstens über diesen Machtzugriff der Sozialisten gestern erschüttert bin, muss ich nur sagen, ich weigere mich, die gesamte sozialistische Partei, auch des Burgenlands, deswegen zu beschimpfen.
    Ich habe das heute früh im Morgenjournal auch kritisiert, aber bitte lasst mir die Kirchen im Dorf,
    Wenn Sie mir vorwerfen, dass ich Hass predige, dann hören Sie sich den Herrn Haider an.
    Ich möchte nicht in seiner Gesellschaft sein, aber bitte, solange der der Obmann ist, halte ich fest.
    Freiheitliche können nichts durchsetzen, halten ihr Wort nicht und ich bekenne mich dazu.
    Das alles, was Sie jetzt gesagt haben, mag Ihr individueller Standpunkt sein.
    Ich hoffe, dass der Jörg Haider sehr lange erfolgreich die FPÖ führt.
    Es muss die Möglichkeit geben, dass Repräsentanten der österreichischen Volkspartei mit Vertretern der freiheitlichen Partei
    vernünftig reden.
    Meine Herren, wenn wir zum Abschluss dieses Gesprächs kommen, besteht von Ihren beiden Seiten aus noch eine Gesprächsbereitschaft zwischen der Freiheitlichen Partei und der ÖVP.
    Es sind ja beide Herren... Ich muss Sie unterbrechen, ich bin nicht die ÖVP.
    Ich bin ein einzelnes Mitglied, das zufällig Minister ist.
    Ich habe diese Äußerungen nicht nomine ÖVP gemacht.
    Ich übernehme die Verantwortung als Person, als Minister Robert Graf.
    Ich lege Wert auf diese Klarstellung.
    Ich wollte auch noch dazufügen und die Frage an Dr. Grünes stellen.
    Es war eine sehr große persönliche Auseinandersetzung, wenn man das mit den Äußerungen des Herrn Minister Graf verbinden möchte.
    Herr Dr. Grünes, wird es jetzt eine Zusammenarbeit der Freiheitlichen mit der ÖVP im Burgenland weitergeben?
    Ich bin überzeugt, dass es ein weiteres gutes Arbeitsklima gibt.
    Ich hoffe übrigens auch.
    Ich hoffe,
    dass im Burgenland die Dinge, die wir wirklich ändern wollten, durch den Druck beider Parteien geändert werden.
    Denn es wäre das größte Unglück, wenn das Endergebnis eines wirklichen persönlichen Machtkampfes da auf dem Rücken der Bevölkerung des Burgenlands ausgetragen wird.
    Meine Herren, ich danke Ihnen, dass Sie sich zu dieser Telefonkonfrontation zur Verfügung gestellt haben und auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Natürlich beschäftigen sich auch Zeitungskommentatoren mit der gestrigen überraschenden Entwicklung im Burgenland.
    Auszüge aus den Kommentaren von heutigen Tageszeitungen hat Franz Himbürger zusammengestellt.
    Sensation, Schlitzohren eingefahren, so lauten nur einige der Schlagzeilen von Zeitungskommentaren, die sich mit der gestrigen überraschenden Wahl von Hans Schipperts zum neuen burgenländischen Landeshauptmann befassen.
    Er sei mit seinem Wunsch nach einer FPÖ-ÖVP-Koalition im Burgenland eingefahren, das sagte gestern ÖVP-Generalsekretär Michael Graf zum Burgenlandergebnis.
    Und dazu wieder liest man bei Reinhard Hampel in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Von schallenden Ohrfeigen für zwei Politiker auf dem Wiener Parkett spricht Erich Witzmann in den Salzburger Nachrichten.
    und zwar für ÖVP-Generalsekretär Michael Graf und für FPÖ-Chef Jörg Haider.
    Witzmann schreibt, Grafs Konzept ist zusammengestürzt, damit auch die politische Kompetenz des ÖVP-Generals.
    Jörg Haider hat an diesem Tag ein Stück seiner Reputation als strahlender Macher verloren.
    Die Wiener Politiker, die in Eisenstadt hoch gepokert haben, haben mehr verloren als der glücklose Franz Sauerzopf.
    Und ähnlich auch die Schlussfolgerungen im Kommentar von Manfred Scheuch in der sozialistischen Neuen AZ.
    Haider ist als paktunfähig blamiert und Graf ist eine politische Leiche.
    Dass die Koalitionsschmiede im Burgenland auf die Nase gefallen seien, das meint auch Peter Klar im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Und daraus, so klar weiter, müssten nun Lehren gezogen werden.
    Die Lehre vor allem, dass nur Parteien paktfähig sind, in deren Reihen niemand niedergehalten wird.
    In deren Reihen jeder Mann ohne Angst vor Repressalien seine Meinung sagen und auch öffentlich vertreten kann.
    Eine andere Art Lehre, nämlich eine für die Große Koalition auf Bundesebene, sieht Thomas Korherr in der Tageszeitung die Presse.
    Abschließend noch ein Zitat aus einem mit Rau gekennzeichneten Kurzkommentar,
    auf Seite 1 des Kuriers.
    Und nun ein berufsmäßiger Beobachter der österreichischen Politik zur Entwicklung im Burgenland.
    Der Innsbrucker Politologe Anton Pelinker, der schon mehrmals seit den letzten Nationalratswahlen erklärt hat, er rechne mit mehr Instabilität, vor allem auf Kosten der großen Parteien.
    Mit dem Innsbrucker Politikwissenschaftler sprach Ernest Hauer.
    Herr Professor Pellinger, eine der Entwicklungen, die Sie für Österreich in Aussicht gestellt haben, ist eine Abwendung der Wähler von den Großen zu den kleineren Parteien, sind Schwierigkeiten für die großen Institutionen, ihre Leute bei der Stange zu halten.
    Was da jetzt im Burgenland passiert ist, könnte das eine Gegenbewegung einleiten?
    Es könnte zumindest das Gewicht der kleinen Parteien im parteipolitischen Kalkül der großen verringern, weil es interpretiert werden könnte als zu geringe Berechenbarkeit der kleinen.
    Ob das das Wählerverhalten beeinflusst, würde ich zunächst einmal bezweifeln, weil ja auch noch völlig offen zu sein scheint, von welcher Seite, von welcher Partei diese
    dieser Abspringer gekommen ist.
    Nach allem, was wir bis jetzt wissen, kann das genauso gut auch von der ÖVP sein.
    Aber sicherlich ist, dass der Wert der F-Börsenzüge an der Waage sinken könnte.
    Könnten nicht insgesamt die Entwicklungen nach der burgenländischen Wahl die Glaubwürdigkeit der Politiker, um die es ja nicht zum Besten bestellt ist, weiter in Frage gestellt haben?
    Ich glaube, die Glaubwürdigkeit aller drei Parteien hat gelitten.
    Zum Beispiel hat ja auch die SPÖ durchaus mit der FPÖ das versucht, was sie dann bei der ÖVP kritisiert hat, nämlich das Zusammengehen mit der FPÖ trotz Dürr.
    Glaubwürdigkeit auch dadurch beeinträchtigt, dass Parteien etwas vereinbaren und man sich nicht daran hält.
    Nun müsste man noch hinzufügen, an sich sind ja gerade ÖVP- und vor allem FPÖ-Parteien, die von sich behaupten, dass sie die individuelle Gewissensfreiheit der Abgeordneten hochschätzen.
    Das heißt, hier hat ja jemand
    theoretisch zumindest, diese Gewissensfreiheit, die seine Partei behauptet zu schützen, ernst genommen und trotzdem wird ja nun gleichsam nach dem Judas, dem Verräter gesucht.
    Auch das dient ja nicht gerade der Glaubwürdigkeit der Parteien, wenn sie die individuelle Freiheit zwar theoretisch
    die individuelle Freiheit ihrer Abgeordneten theoretisch beanspruchen, in der Praxis aber empört sind, wenn irgendjemand vom Recht seiner geheimen Wahl in einer Weise Gebrauch macht, die der Parteispitze nicht gefällt.
    Wie würden Sie also insgesamt die Auswirkungen dieser burgenländischen Wahlen und all dessen, was danach gekommen ist, einschätzen?
    Sicherlich ein Beitrag zur abnehmenden Berechenbarkeit des politischen Systems, ein überraschender Beitrag, denn das war bisher in österreichischen Parlamenten noch nicht üblich, dass so eklatant in einer so wichtigen Frage das, was man im italienischen Parlamentarismus die Heckenschützen nennt, auftaucht, nämlich die Nutzung der geheimen Abstimmung zu abweichenden Verhalten in entscheidenden Fragen.
    Nun war aber gerade die FPÖ doch ein gewisser Faktor der Instabilität für die Großparteien.
    Heißt das, dass über diese zunehmende Instabilität bei den Kleinparteien die Große Koalition gefestigt werden könnte?
    Ich könnte mir vorstellen, dass psychologisch kurzfristig das für die Große Koalition spricht.
    Ich könnte mir vorstellen, dass in anderen Landtagen, in denen keine große Partei die absolute Mehrheit hat,
    das burgenländische Beispiel nicht gerade einladet, kleine Koalitionen zu versuchen.
    Aber insgesamt könnte das alles dazu beitragen, dass, wenn wir uns vorstellen, dass Landtage vier Parteien umfassen können, auch in den 90ern vielleicht fünf Parteien, niemand weiß, wo die fünfte Partei herkommen könnte.
    Aber alles das ist möglich, wenn eben
    diese Berechenbarkeit weiterhin abnimmt und in dem Sinn war die burgenländische Entscheidung, die Entscheidung im Landtag selbst, ein Stück Weg in diese Richtung.
    Also insgesamt eine Zukunft, die eher weniger abschätzbar ist, als sie erst vor der Burgenlandwahl geschehen hat?
    Das Wählerverhalten hat an Berechenbarkeit verloren und nun verliert auch das parlamentarische Verhalten an Berechenbarkeit.
    Es werden dadurch alle möglichen Kombinationen möglich, das heißt Absprachen und es wird auch möglich, dass diese Absprachen nicht funktionieren.
    Bisher konnte man im zentralistischen Parteiensystem davon ausgehen, wenn die großen Repräsentanten sich einigen, dann passiert es.
    Das heißt, es kommt ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor hinzu, der gleichsam ein Querschusspotenzial ist.
    Man kann sich nicht mehr
    darauf verlassen, dass die eigene Gefolgschaft in den Landtagen selbst, dass die Berufspolitiker und Berufsfunktionäre in den Parteien selbst loyal sind.
    Bei den Wählern haben wir abnehmende Loyalität und nun in diesem Ausmaß auf dieser wichtigen Ebene zum ersten Mal auch bei den Mandataren eine abnehmende Loyalität.
    Möglicherweise unruhigere Jahre für Österreich?
    Ganz bestimmt ein Zeichen dafür, dass die große Ruhe vorbei ist.
    meint der Politologe Anton Pelinka.
    Drei Minuten nach halb eins war es soeben, wir kommen nun in unserer Berichterstattung ins Ausland.
    Das, was dem amerikanischen Außenminister George Shultz vor etwa einer Woche in Moskau nicht gelungen war, nämlich einen Termin für ein Gipfeltreffen Reagan-Gorbatschow zu vereinbaren, das schaffte nun, offensichtlich gestärkt durch den guten Willen von Michael Gorbatschow,
    der sowjetische Außenminister Shevardnadze.
    Gestern konnte Amerikas Präsident Reagan, flankiert von den beiden Ministern, den Termin 7.
    Dezember bekannt geben und er scheute sich auch nicht, schon eine Art Gegenbesuch in Moskau im kommenden Jahr in Aussicht zu stellen.
    In Washington soll nun das Abrüstungsübereinkommen zwischen den beiden Supermächten unterzeichnet werden.
    Grund für Klaus Emmerich, sich die militärischen Grundlagen und Auswirkungen näher anzusehen.
    Übermächte wirken jetzt da, wo man geglaubt hätte, sie bei redlicher Abrüstung seit Jahr und Tag anzutreffen, nämlich beim echten Interessenvergleich und dann auch Ausgleich.
    Am Beispiel der vollständigen Beseitigung von zwei atomaren Waffensystemen der Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa, die Regen und Gorbatschow in fünf Wochen auf ihrem Washingtoner Gipfel vertraglich besiegeln wollen.
    Bei dieser Beseitigung soll ein neues Stichwort walten, nämlich strategische Stabilität.
    Diese Formulierung, die vom sowjetrussischen Außenminister Schepard-Naze in der amerikanischen Hauptstadt eingeführt und von seinem amerikanischen Kollegen Begirik aufgegriffen wurde, setzt an der Kampfkraft an, daran, dass Moskau und Washington bei diesen und anderen Abrüstungsschritten ihre eigenen strategischen Interessen nicht außer Acht lassen und dabei abgesprochene Stabilität möglichst auf niedrigem Niveau anzuwenden, gedenken.
    Die Sowjetunion und die USA verzichten also keineswegs auf Einsatzfähigkeit und gegenseitige Abschreckung.
    Diese Elemente werden bestenfalls kurzfristig umgeschichtet und langfristig Schritt für Schritt abgebaut.
    Im ersten Schritt geht es um 400 Sprengköpfe der USA und 1600 der Sowjetunion, die von Mittelstreckenraketen befördert werden können und um Kurzstreckenraketen.
    Neu ist nun, dass erstmals über ein Gleichgewicht verhandelt wird, dass Angriffswaffen und Verteidigungswaffen ins Verhältnis gesetzt werden und sich dabei für den sogenannten Krieg der Sterne andersartige Interessenausgleiche, etwa in Forschung, Entwicklung, ja, in der direkten Zusammenarbeit anbahnen, dass es also nicht bei einer einmaligen Abrüstungsbemühung bleibt, sondern eine Art Mechanismus von Verhandlungen, Zusammenkünften, Verträgen und auch Gipfeltreffen greifen soll.
    Wobei diese Stunden überdeutlich zeigen, dass die beiden Supermächte ihre Macht innerhalb ihrer Bündnisse voll auszuspielen gedenken, sich also innerhalb der Westallianz und des Ostblockes so etwas wie Aufträge zur Abrüstung geben lassen, jedoch diese Bündnisse vor perfekte Tatsachen der eigenen Interessenabwägung der Supermächte stellen.
    Einwände der europäischen Partner in West und Ost haben Moskau und Washington jedenfalls weit weniger beeindruckt als Einwände der eigenen Militärs.
    Die militärischen Planer beider Seiten fügen dem Stichwort von der strategischen Stabilität ein weiteres an, Kampfkraft.
    Moderne Generale denken wohl weniger in Zahlen oder Tonnen für Waffen als in ihrer jeweiligen Verwendbarkeit und in der Verwundbarkeit des Widersachers.
    Dass der erste Abrüstungsschritt auf Kurz- und Mittelstreckenraketen begrenzt werden soll und dabei
    das dörnige Problem der Kontrollen noch keineswegs gelöst erscheint, zeigt außerdem, Vertrauen ist wangelbarer wie eh und je.
    Allen Freundlichkeiten der Großen dieser Welt, die so gut mit den Fernsehkameras umzugehen gelernt haben, zum Trotz.
    Umso mehr überrascht, dass es, bünt die Sechin-Generale her, beim Washingtoner Gipfel nicht bleiben, sondern tatsächlich ein Moskauer Gipfel im nächsten Frühjahr
    angepeilt werden soll, der für Interkontinentalraketen eine 50-prozentige Abbau dieser tödlichen Systeme möglich machen soll.
    Was ist es nun, was die Supermächte näher rücken lässt?
    Von den vielen Erklärungen abgesehen, von Wirtschaftsproblemen der Sowjetunion bis zu Regens' Suche nach einem sogenannten Platz im Buch der Geschichte, zieht wohl diese Bemühung auszuprobieren, ob auf Teilgebieten die Rolle der Supermächte gemeinsam zu spielen ist.
    Zum Beispiel im persischen Golf,
    zum Beispiel in Europa, etwa indem Instruktoren quer durch den Kontinent geschickt werden, Russen also etwa in Frankreich, Italien oder Großbritannien, Amerikaner in Polen oder Tschechoslowakei oder Ungarn.
    In diesem Rahmen nun setzen sich freilich sowohl Gorbatschow als auch Reagan unter einen gewissen Erfolgszwang, denn sie müssen nun zeigen, dass ihre Gipfelkonferenz wirkt, nach innen und nach außen.
    wobei sicherheitspolitisch interessant ist, dass sie jetzt nicht mehr aus der Hüfte schießen.
    Klaus Emmerich aus Washington.
    Chung Nanghai, wörtlich übersetzt das südliche und das mittlere Meer, ist die chinesische Bezeichnung für künstlich angelegte Seen, die die chinesischen Kaiser vor 400 Jahren schaffen ließen.
    Hier entstanden in Peking unter der Manchu-Dynastie die Regierungs- und Empfangsgebäude inmitten einer prächtigen Parklandschaft.
    Nach der Revolution im Jahr 1949 zog dann die neue kommunistische Regierung in diesen Gebäudekomplex, der seit nun fast 40 Jahren das politische Machtzentrum des Riesenreiches ist.
    Seit gut sieben Jahren dürfen ausgewählte Chinesen diesen Komplex besuchen.
    Nun, im Vorfeld des chinesischen Parteitages, war es erstmals auch westlichen Journalisten gestattet, diese gleichsam verbotene zweite Stadt zu besuchen.
    Helmut Opletal schildert seine Eindrücke.
    Besuch führte in die früheren Wohnräume und Arbeitszimmer des Revolutionsführers Mao Zedong und jenen Komplex, in dem bis in die 70er Jahre die Regierung ihre Sitzungen und Arbeitsbesprechungen abhielt.
    Vor allem die Wohn- und Arbeitsräume Maos
    die man weitgehend in ihrem ursprünglichen Zustand belassen hat, erregen bei den Chinesen immer noch großes Interesse, auch wenn die einstige Ehrfurcht vor dem Ort, an dem der große Führer die Geschicke des Milliardenvolkes lenkte, weitgehend verschwunden ist.
    Man sieht die Zimmer, in denen Mao seine Gäste empfing, mit dem breiten Foteus und der riesigen Bücherwand dahinter.
    Gleich daneben steht Maos riesige Privatbibliothek,
    mit tausenden Bänden, vor allem Werken der chinesischen Geschichte, Philosophie und Kriegskunst.
    Und ein paar Zimmer weiter kann man auch Maros Schlafzimmer besichtigen.
    in einem alten, ebenerdigen chinesischen Gebäude mit einem dicken grünen Teppich und Samtvorhängen in der gleichen Farbe ausgestattet.
    Das breite Doppelbett, die Schreibtischlampen und die Bücherregale, die Mao auch in seinem Schlafzimmer nicht missen wollte, werden jetzt durch durchsichtige Plastikfohlen vor dem so unangenehmen Staub in der Pekinger Luft geschützt.
    In dem mit Zypressen bepflanzten Vorhof, so erzählte eine Hinweistafel, habe Mao an warmen Sommerabenden Arbeitsbesprechungen mit anderen Politikern abgehalten und gleich daneben steht in einer Halle noch ein Tisch, auf dem der rüstige Parteichef angeblich Ping-Pong zu spielen pflegte.
    Auf den ausgestellten Fotos und Erklärungen fehlt übrigens jeder Hinweis,
    auf ihn Ungnade gefallene Politiker wie etwa Mao's Gattin Tsiang Ching oder seinen Stellvertreter und Verteidigungsminister Lin Biao, die sicherlich mit Mao häufig die Abgeschlossenheit dieses Regierungs- und Wohnkomplexes geteilt haben.
    Soweit reicht die neue Offenheit in China noch nicht.
    Die heute noch benützten Regierungsgebäude und Wohnhäuser mehrerer Spitzenpolitiker durften die Journalisten übrigens nicht sehen.
    Wachposten achteten sorgfältig, dass kein Schritt in verbotene Richtung getan wurde.
    Die chinesischen Besucher deckten sich im Souvenirladen noch ausgiebig mit sonst schwer erhältlichen Sorten an Schnaps und Zigaretten ein, kauften T-Shirts und Schlüsselanhänger mit Gedenkaufdrucken.
    Der Besuch in der früheren Mao-Residenz bestätigte jedenfalls eines, was auch schon aus der Parteitagsrede des neuen Parteichefs Zhao Ziyang klar geworden ist, wo er die Person Mao Zedong während zweieinhalb Stunden kein einziges Mal erwähnt hat.
    Der Revolutionsführer Mao ist aus der chinesischen Tagespolitik so gut wie verschwunden und hat seinen Platz in den Museen und Gedenkstätten eingenommen.
    12.42 Uhr, drei Minuten vor dreiviertel eins.
    Im Journal zu Gast.
    An der Spitze des Wiener Volkstheaters wird demnächst eine Frau, Emmi Werner, stehen und auch an den Vereinigten Bühnen Graz wird es in Zukunft eine Frau in leitender Position geben.
    Ab 1990 wird nämlich Kammersingerin Gundula Janowicz Direktorin der Grazer Oper.
    Die 1937 in Berlin geborene und in Graz aufgewachsene Sängerin war von Karajan 1960 an die Wiener Oper geholt worden.
    Im Verlauf ihrer Karriere hat sie an allen großen Opernhäusern der Welt gesungen und war auch bei den renommierten Festivals wie zum Beispiel Salzburg oder Bayreuth aufgetreten.
    Mit Gundula Janowicz sprach Volkmar Parshalk.
    Frau Kamasingel-Janowitz, sehen Sie Ihre Berufung als Direktorin der Grazer Oper in Zusammenhang damit, dass jetzt mehr Frauen in der Politik zum Zug kommen, dass Emmy Werner Volkstheaterdirektorin wurde und dass eben die Frauen sozusagen in Politik und Kultur forciert werden sollen?
    Also von meiner Seite aus gesehen auf keinen Fall, also von der politischen Seite her.
    Dass zufällig zwei Frauen kurz hintereinander eine Berufung an ein Theater bekommen haben, ist wirklich reiner Zufall.
    Und ich finde auch, dass was in der Politik oder vor allem in der Kultur an Frauen tätig ist, ist ja so minimal, das kann man ja überhaupt, fällt ja gar nicht auf.
    Also ich sehe meine Berufung nicht als eine politische, in keiner Weise.
    Es gibt Vorbilder als Operndirektorinnen.
    An erster Linie natürlich Beverly Sills, die seit vielen, vielen Jahren die City Center Opera in New York leitet.
    Und dann vor längerer Zeit, leider ist sie schon verstorben, war Kirsten Flaxtad, die große Wagner-Sängerin, Operndirektorin in Oslo.
    Sie war Norwegerin und hat
    damals die Osloer Oper geführt.
    Und dann natürlich Eva Wagner, die Urenkelin von Richard Wagner, die jetzt noch in Covent Garden ist und auch ab 1990 Operndirektorin der neuen Bastille-Oper in Paris wird.
    Frau Kammersängerin, Sie haben heue im August ihren 50.
    Geburtstag gefeiert und Sie haben eigentlich bei diesem Anlass und jetzt auch bei der Ernennung zur Grazer Operndirektorin gesagt, Sie werden mit 30.
    Juni 1990 Ihre Karriere als Sängerin beenden.
    Haben Sie das gerne getan?
    Ja, man wird wahrscheinlich denken, ich mache es mir ein bisschen zu leicht, aber ich habe mir das ganz wohl überlegt, dass man diese Tätigkeit, das Führen eines Opernhauses und das Singen nicht vereinbaren kann.
    Ich habe und singe noch leidenschaftlich gerne, aber ich glaube, dass man, ich habe dann 30 Jahre gesungen, dass man nach 30 Jahren sehr wohl das Recht hat, sein Leben noch einmal zu ändern.
    Und diese Grazer Sache wird mich so voll in, ja ich kann nur sagen, ganz erfordern, die ganze Frau nehmen, dass ich nebenbei nichts anderes machen kann.
    Wenn mir eventuell Zeit bleibt und ich sehe, es ist eventuell Ballett oder irgendetwas und ich kann hier und da mal einen Liederabend machen, das ist etwas anderes.
    Aber Opern singen, nicht mehr.
    Ist das eigentlich etwas Schönes, wenn man mit 50 die Gelegenheit hat, sein Leben sozusagen noch einmal von vorne beginnen, ein zweites Leben zu leben?
    Eigentlich ein Traum.
    Also ich wünschte, dass es viele, viele Menschen so machen könnten oder ihnen die Gelegenheit geboten wird, dass sie es so tun können.
    Ich glaube an die Zweiteilung des Lebens, dass man nicht ein ganzes Leben lang zum Beispiel einen Beruf hat
    oder in dem Fall ist ja Singen eine Art Berufung mit ungeheuren Opfern und dass man dann nochmal sein Leben nochmal neu anfangen kann.
    Ich finde das wunderbar.
    Warum, glauben Sie, ist die Oper derzeit so populär?
    Warum gehen so viele Menschen in die Oper?
    Warum freuen sich so viele Menschen an dieser Kunstgattung?
    Ich glaube, das sind natürlich in erster Linie die Medien daran schuld.
    Was heißt schuld?
    In diesem Fall haben sie etwas Wunderbares gemacht.
    So wie ja auch der Mensch sich politisch, glaube ich heute, sehr, sehr interessiert, auch durch die Medien.
    Es wird ihnen praktisch ins Haus geliefert, ob das nun die Zeitung, das Fernsehen oder natürlich auch der Rundfunk ist.
    Und dadurch hat sich auch der Kreis erweitert, dass man gesagt hat, aha, die Oper ist nicht etwas Exotisches, sondern man kann ja wirklich hingehen und anschauen.
    Und die Jugend, also die Generation, die nach uns kommen,
    sind nicht mehr so verkrampft, wie es noch zu unserer Zeit war, dass man sagt, aha, man muss in die Oper gehen und das ist etwas, natürlich ist es nach wie vor etwas ganz Besonderes und das soll es immer sein, aber es ist nicht, es ist für jeden zu machen und deswegen wundert mich auch immer, wenn man sagt, in Wien bekommt man keine Karten, das ist ja gar nicht der Fall.
    Wenn jemand gehen will, der kommt immer hinein.
    Glauben Sie, als Opernsänger lebt man ein bisschen auch ein Leben für andere Menschen?
    Man serviert den Menschen sozusagen die großen Gefühle, die sie im Alltagsleben nicht ausleben können.
    Ganz bestimmt.
    Also ich stelle mir das immer so, wenn man das sagen kann, vor, als ob man mit einem Reißverschluss von oben bis nach unten sich öffnet, was ein ungeheurer Mut natürlich auch ist, denn man gibt seine Gefühle natürlich mit der Musik verbunden.
    an viele, viele einem selbst unbekannte Menschen weiter.
    Und das ist eigentlich eine sehr große Gefühlssache und ein Mut vor allen Dingen.
    Ich glaube nicht, dass ein Mann oder ein Mensch auf der Straße sagen würde, da, seht mich her, ich habe heute Schmerz und hört ihr mir zu.
    Aber auf der Bühne ist es eben möglich.
    Und dann geht es auch zu den Menschen hin.
    Die Menschen sind dann auch bereit, im Zusammenhang mit der Musik unglaubliche Gefühlswelten in sich aufzunehmen.
    Man spricht im Zusammenhang von Oper heute vor allem mit einem Museum.
    Es gibt kaum neue Opern und es werden die alten Opern durch neue Regien sozusagen aufgemöbelt, mit denen viele nicht einverstanden sind.
    Wie sehen Sie die Oper heute?
    Ja, es ist zum Teil schon ein Experimentierfeld geworden und manchmal kommt leider die Regie, jetzt spreche ich als Sänger, muss ich sagen, kommt die Regie ein bisschen zu sehr in den Vordergrund und es bleibt eigentlich die Musik und die musikalische Aussage, sprich singen, ein bisschen zurück.
    Das tut mir manchmal leid.
    Es wird sowieso heute unendlich vieles von Sängern verlangt.
    Also die Sache, dass man gesagt hat, Sänger sind immer blöd und Tenöre natürlich besonders, das hat sich ja total geändert.
    Also ich habe Kollegen, die Computerfachleute waren, die Ärzte waren, die studierte Germanisten sind, Juristen sind.
    Ich kenne kaum eine intellektuellere Kaste als zum Beispiel heute Sänger sind.
    Das ist unfassbares Wissen der meisten.
    Wie werden Sie das als Operndirektorin halten?
    Werden Sie die Ensembleoper pflegen oder werden Sie Stars nach Graz holen?
    Werden Sie Ihre früheren Kollegen an die Grazer Oper holen?
    Nein, also ich bin ein Anhänger des Ensemble-Theaters, zumal man immer mehr sehen kann, dass der Trend zum Ensemble-Theater wieder zurückgeht.
    Und hier und da einen Star zu holen, der mal einen besonderen Abend macht, das ist ja, glaube ich, das Einfachste.
    Aber ein wunderbares Ensemble aufzubauen und das zu fordern und auch zu fördern, das stelle ich mir als Hauptaufgabe vor.
    Braucht man, wenn Sie jetzt auf Ihre Karriere zurückblicken als Sänger, zu seiner großen Begabung und zur großen Musikalität noch ein bisschen Glück?
    Für Sie war doch Herbert von Karajan so etwas wie ein entscheidender Mentor.
    Ja, Glück braucht man schon am Anfang vielleicht oder glückliche Zufälle.
    Aber es ist eigentlich so, wenn man sich das plastisch vorstellt, man wird in ein Boot gesetzt, wird hinausgerudert, aber zurückschwimmen muss man selbst.
    Also das Land, das Ufer muss man selbst erreichen und da muss man dann lernen,
    seine Grenzen zu erkennen.
    Dazu gehört eine wirklich ganz gute Gesundheit, gute Nerven.
    Jeder macht es anders.
    Ich habe es immer so gehalten, dass ich mir meine Familie und mein Zuhause als Burg aufgebaut habe und mir dort meine Kraft geholt habe.
    Das sogenannte Glück als Sänger oder auch als Schauspieler, das gibt es natürlich, aber davor steht, können, arbeiten, arbeiten, Disziplin, können, arbeiten, Disziplin.
    Das sind die Grundbegriffe.
    Und wer arbeitet, das glaube ich auch heute, der hat auch das Glück.
    Und wenn jemand will, der schafft es.
    Sie werden als große Mozart- und Richard-Strauss-Sängerin in die Operngeschichte eingehen.
    Sie haben auch über ihr Fach hinausgeblickt und die Fidelio Leonore gesungen und die Sieglinde in der Walküre.
    Sie werden jetzt eine neue Partie erobern, die Clüte Mestra in Iphigenien-Aulis und die Küsterin in Jenufa.
    Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken, was waren die schönsten Aufgaben, die Sie hatten, was waren die schönsten Abende?
    Das ist sehr, sehr schwer zu sagen im Moment, denn es gab so unendlich vieles und Schönes, dass es eigentlich manchmal unfassbar ist, dass ich sage, ja, da war ich dabei und das habe ich gehört.
    Und man vergisst natürlich auch manchmal etwas, aber man kann es sich wieder zurückholen.
    Vielleicht für mich war der Höhepunkt des Miterlebens und des Mitsingens, und ich möchte sagen, des Miterleidens auch,
    Die Matthäuspassion in Salzburg während der Osterfestspiele 1972, also für den Menschen Gundula Janowitz, war das für mich der absolute Höhepunkt, den ich mitgemacht habe, als Mitwirkender, aber auch in diesem Fall als Mitleidender der Christusgeschichte.
    Muss man als Sänger auf ein Privatleben verzichten?
    Nein, keinesfalls.
    Es bedarf nur einer ungeheuren Organisation, dass man alles unter einen Hut bekommt.
    Nein, ich habe eine Familie.
    Ich habe auch ein Kind großgezogen.
    Ich habe eine wunderbare Tochter, die es mir nicht übel genommen hat, dass ich viel weg war.
    Denn ich glaube, es kommt bei der Zuwendung zu einem Kind nicht auf die
    Quantität an, sondern auf die Intensität und ich hoffe und wünsche mir, dass das Verhältnis meiner Tochter zu mir und meins zu ihr so bleibt, wie es im Moment ist.
    Sie kommen seit einigen Jahren nicht mehr zu einem Solo-Vorhang am Schluss auf die Bühne.
    Hat sie das erste Bouz, das die Kammersängerin Janowitz getroffen hat, die doch so viele Jahre hindurch so triumphal gefeiert wurde, so streng getroffen?
    Nein, die ersten Buhs haben mich nicht so getroffen, weil ich mir gedacht habe, jeder bekommt das einmal und das ist heute ja schon wie das Armen im Gebet, das Buhen.
    Es begann dann nur in einem Punkt, wo ich mir gedacht habe, wenn ich mir das jetzt weiter anhöre,
    dann verliere ich die Nerven.
    Und die Nerven brauche ich ja, wenn ich wieder auf die Bühne gehe.
    Und ich bin dann, vielleicht bekomme ich dann eine Art Wurstigkeitsgefühl und das wollte ich auf keinen Fall.
    Ich möchte nach wie vor und wollte es vor allen Dingen auch immer, jeden Abend so hinaus zu gehen, als ob es der erste Abend ist.
    Und ich kann nicht Schule dabei Läufigkeit machen.
    Für mich ist jeder Abend, den ich draußen stehe, so als ob ich es zum ersten Mal tue.
    steckt da eigentlich eine große Grausamkeit in dem so vielgerühmten Wiener Publikum.
    Nein, das ist ja überall auf der Welt so.
    Das überhaupt nicht.
    Ich finde das Wiener Publikum nicht anders.
    Sie sind vielleicht größere Opernfanatiker.
    Durch Jahrhunderte wahrscheinlich.
    Und es gibt wirklich fanatische Gruppen, im guten Sinne fanatisch.
    Und die Wiener lieben eben ihre Oper.
    Und das muss man ja auch respektieren,
    einmal nicht freundlich entgegenkommen.
    Aber sie müssen mir auch zugestehen, dass ich mich auch manchmal schütze.
    Frau Janovec, Sie haben am Anfang gesagt, Sie betrachten Ihre Ernennung als Operndirektorin in Graz als keine politische Entscheidung und Sie haben gesagt, die Medien haben dazu beigetragen, dass die Menschen auch politisch sehr viel mehr wissen als in früheren Zeiten.
    Interessieren Sie sich für Politik?
    Was denken Sie heute, wenn Sie so die vielen Schmähungen über Österreich im Ausland hören?
    Wie begegnet man da Ihnen gegenüber?
    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin ein politisch sehr interessierter Mensch, würde mich in der Politik nicht engagieren, das möchte ich ganz festhalten.
    Ich finde es, dass man als Staatsbürger, und ich bin ein begeisterter österreichischer Staatsbürger, die Pflicht hat, sich über das politische Tagesgeschehen vertraut zu machen, und dass man auch seine Meinung hier und da äußert.
    Und natürlich bin ich auch mit vielem nicht einverstanden,
    Gegenüber anderen Ländern ist es ja in Österreich noch, ja wie soll ich sagen, noch mild zu leben.
    Man muss einmal ein bisschen über die Grenzen kommen.
    Also sieht man Frankreich oder England.
    Dort sind die Leute natürlich auch viel mehr politisch interessiert als in Österreich.
    Das ist etwas, was ich dem Österreicher ein bisschen ankreide, dass er sich für die Tagespolitik nicht so sehr interessiert, obwohl er alle Möglichkeiten hat.
    Ich muss da besonders auf das Morgen-, Mittag- und Abend-Journal hinweisen, weil ich selbst meinen Tag mit dem Morgen-Journal beginne.
    Und es ist unglaublich, was man an Informationen bekommt.
    Und wenn jemand sagt, das interessiert mich nicht und ach so, das war sie gar nicht, also das nehme ich nicht als Entschuldigung entgegen.
    Wenn man sich dann plötzlich aufregt, dass irgendetwas geschehen ist.
    Sind Sie in Amerika, in England, in Frankreich mit dem derzeitigen Österreich-Image konfrontiert worden?
    In Frankreich und in England eher ja.
    Ich war in letzter Zeit nicht in Amerika.
    Man wird daraufhin angesprochen.
    Aber die Engländer und die Franzosen sprechen ja auch über ihre eigene Innenpolitik viel freier, als wir das in Österreich zum Beispiel tun.
    Und das Demokratieverhältnis zum Beispiel, ganz besonders in England, ist natürlich ein viel, viel anderes als bei uns.
    Sehen Sie Ihren künftigen Posten in Graz als Operndirektorin auch als einen wichtigen politischen Posten?
    Nein, keinesfalls.
    Ich sehe ihn in erster Linie als künstlerischen und als menschlichen.
    Dankeschön.
    Im Journal zu Gast war Kammersängerin Gundula Janowicz, mit ihr sprach Volkmar Paschalk und drei Minuten vor 13 Uhr schließen wir das Mittagsschanal mit aktuellen Kurzmeldungen.
    Österreich.
    SPÖ-Parteichef Sinovac erklärte zum überraschenden Ausgang der Landeshauptmannwahl im Burgenland, es sei höchste Zeit, dass in diesem Bundesland die beiden großen Parteien vernünftig zusammenarbeiten.
    Die Behauptung, dass die entscheidende Stimme gekauft worden sei, wies Sinowatz mit Nachdruck zurück und sagte, dies sei auf alle Fälle auszuschließen.
    Neue Wahlen im Burgenland hält er nicht für notwendig, meinte aber, die Sozialisten hätten keine Angst davor.
    In einem telefonischen Direktgespräch im Mittagssjournal nahmen Wirtschaftsminister Robert Graf und der freiheitliche Abgeordnete Helmut Krünes ausführlich zur Entwicklung im Burgenland Stellung.
    Graf wiederholte, für ihn sei die freiheitliche Partei nicht paktfähig.
    Er halte auch seine Angriffe gegen Parteichef Haider aufrecht.
    Krünes wandte sich vor allem gegen jede Pauschalverurteilung von Gruppen und meinte, Ausdrücke wie Brechmittel seien nur im Affekt erlaubt.
    SPÖ-Klubobmann Heinz Fischer hielte es als die klügste Konsequenz aus den Ereignissen in Burgenland, wenn die beiden Großparteien einen neuen ernsthaften Anlauf für eine stabile und dauerhafte Zusammenarbeit in der Landesregierung und im Landtag unternehmen.
    Fischer meinte, auch kritische Aufmerksamkeit müsse darauf gerichtet werden, mit welcher Selbstverständlichkeit Politiker der ÖVP und der Freiheitlichen darüber berichteten, dass bei der geheimen Wahl des Landeshauptmannes Stimmzettel markiert worden seien.
    Das sei ein schwerer Verstoß gegen den Grundsatz einer geheimen Wahl.
    Der Generalsekretär der Vereinten Grünen, Wolfgang Pelikan, ist der Meinung, dass die gestrige Wahl in Eisenstadt wegen der Verwendung markierter Stimmzettel ungültig ist.
    USA.
    Der sowjetische Außenminister Eduard Shevardnadze wertet die Entscheidung, am 7.
    Dezember in Washington ein weiteres Gipfeltreffen der Supermächte zu beginnen, als ungewöhnliches Ereignis im internationalen Leben.
    Shevardnadze sagte, die sowjetische Delegation sei mit den Ergebnissen der Verhandlungen in Washington sehr zufrieden.
    Sie hätten große Bedeutung für den Aufbau prinzipiell neuer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten.
    Shevardnadze hat unterdessen den Rückflug nach Moskau angetreten.
    In Texas City haben 260 Menschen zum Teil schwere Verletzungen erlitten, als in einer Erdöl-Raffinerie ein Leitungsrohr undicht wurde und giftige Dämpfe austraten.
    35 Personen befinden sich nach Angaben der Polizei in kritischem Zustand.
    Etwa 3000 Menschen mussten evakuiert werden.
    Die Bruchstelle an der Leitung konnte unterdessen abgedichtet werden.
    Und jetzt noch das Wetter in Österreich bis heute Abend.
    Von einigen Nebelfeldern abgesehen sonnig.
    Damit sind wir am Ende von 60 Minuten Information durch den aktuellen Dienst.
    Die nächste Journalausgabe gibt es morgen um 17 Uhr.
    Bis dahin verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1987.10.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1987.10.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Stimmung zwischen den Parteien im Burgenland
    Mitwirkende: Heger, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1987.10.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sinowatz zum Zustandekommen der Sipötz - Wahl
    Einblendung: SP-Bundesparteivorsitzender Sinowatz
    Mitwirkende: Roither, Bettina [Gestaltung]
    Datum: 1987.10.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konferenzgespräch Krünes - Graf über seine Angriffe auf FPÖ
    Einblendung: VP-Abgeordneter Graf, FP-Abgeordneter Krünes
    Mitwirkende: Dobrovolny, Herbert [Gestaltung] , Krünes, Helmut [Interviewte/r] , Graf, Robert [Interviewte/r]
    Datum: 1987.10.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu Burgenland
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1987.10.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Politologe Pelinka zum Wahlausgang
    Einblendung: Politologe Pelinka
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Pelinka, Anton [Interviewte/r]
    Datum: 1987.10.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausgangssituation USA / UdSSR vor Reagan - Gorbatschow - Gipfel
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1987.10.31 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bericht aus dem chinesischen Machtzentrum
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1987.10.31 [Sendedatum]
    Ort: Peking [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Gundula Janowitz
    Interview: designierte Grazer Operndirektorin Janowitz
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Janowitz, Gundula [Interviewte/r]
    Datum: 1987.10.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1987.10.31
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Löw, Werner [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1987.10.31 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-871031_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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