Mittagsjournal 1988.01.12

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Kontakt beim Mittagschanal, sagt einen Fritz Wendl als Redakteur im Studio.
    In den nächsten 60 Minuten erwarten wir Beiträge zu folgenden Themen.
    Zur Steuerreformdiskussion meinte heute FPÖ-Generalsekretär Guga Bauer, seine Partei möchte bei dieser Thematik der ÖVP helfen.
    Der Grüne Parlamentsklub stellt seine geplanten Aktivitäten im heurigen Gedenkjahr vor.
    Der Neujahrsempfang des Diplomatischen Korps beim Bundespräsidenten.
    Die Situation im Steyr-Daimler-Puch-Konzern, die anhaltend gespannte Lage in Israel, die nun übersichtlicher gewordenen politischen Verknüpfungen der diesjährigen Olympischen Sommerspiele in Südkorea, die Sowjetunion wirbt um Schweden und eine Vorschau für eine konzertante Aufführung der einen Nestroy-Oper, der Zerrissene.
    Voralldem jetzt aber eine von Christian Teiretz-Bacher zusammengestellte Meldungsübersicht, die Wolfgang Riemerschmidt liest.
    Nahe Osten.
    Die israelische Armee hat dem UNO-Sonderbeauftragten Golding heute den Zutritt zum Palästinenser-Lager Jabalia im Gazastreifen untersagt.
    Nach Angaben von UNO-Vertretern erklärten die Militärs, das Gebiet sei zur Sperrzone erklärt worden.
    Die israelische Polizei hat unterdessen gegen Kaution zwei israelische Zivilisten freigelassen, die gestern im besetzten Westjordanland einen 17-jährigen Palästinenser erschossen haben.
    Der junge Araber hatte gemeinsam mit anderen Palästinensern das Auto der Israelis mit Steinen beworfen.
    Fünf der neun von der Ausweisung bedrohten Palästinenser wollen gegen die israelische Maßnahme keine Berufung einlegen.
    Die Anwälte teilten mit, die zuständigen Militärbehörden hätten keinen Einblick in die Unterlagen gewährt, die Palästinenser hätten kein Vertrauen zur israelischen Justiz.
    USA Die Regierung in Washington hat neuerlich ihre Besorgnis über die anhaltende Gewalttätigkeit in den israelisch besetzten Gebieten zum Ausdruck gebracht und beide Seiten zur Zurückhaltung aufgerufen.
    Eine Sprecherin des Außenministeriums sagte, sowohl Israelis als auch Palästinenser sollten weitere Konfrontationen vermeiden.
    Österreich Bundespräsident Waldheim ging am Vormittag beim Neujahrsempfang für das Diplomatische Korps auf den 50.
    Jahrestag der nationalsozialistischen Okkupation Österreichs ein.
    Dieses tragische Ereignis, das Österreich von der Landkarte löschte,
    habe unsägliches Leid über viele Menschen, besonders die jüdischen Mitbürger gebracht.
    Viele Österreicher seien an den Verbrechen jener Zeit mitschuldig geworden, doch trage auch die internationale Staatengemeinschaft an den Geschehnissen von 1938 mit Verantwortung, da sie dem kleinen Land gegen die Aggression einer übermächtigen Diktatur nicht beigestanden sei", betonte Waldheim.
    Polen.
    Der westdeutsche Außenminister Genscher will heute, am dritten Tag seines offiziellen Besuches, mit Friedensnobelpreisträger Lech Walesa und anderen Oppositionsvertretern zusammentreffen.
    Walesa hat angekündigt, er werde zu der Begegnung mit Genscher nach Warschau kommen, obwohl ihm die Danziger Leninwerft keinen Urlaub gegeben hat.
    Am Vormittag hat Genscher als erster Minister der Bundesrepublik Deutschland seit 1945 einen Kranz auf einem deutschen Soldatenfriedhof aus dem Ersten Weltkrieg bei Warschau niedergelegt.
    Ungarn
    In Budapest sind vor allem in den Arbeitervierteln Flugblätter aufgetaucht, auf denen die Werktätigen zum Austritt auf den offiziellen Gewerkschaften aufgefordert werden.
    Als Begründung heißt es auf den Flugblättern, die Gewerkschaften würden nicht die Arbeiterinteressen vertreten, sondern nur die Interessen der Partei.
    In zwei nordost-ungarischen Städten wurden jetzt sogenannte Arbeitslosengewerkschaften offiziell zugelassen.
    Ziel der Organisationen ist der Schutz der Interessen der Beschäftigungslosen, ihre finanzielle Unterstützung und Hilfe bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen.
    In der Industriestadt Ost musste vor kurzem eine unrentable Gießerei schließen und zahlreiche Arbeiter auf die Straße setzen.
    Korea
    Nordkorea will die Olympischen Sommerspiele im Nachbarland Südkorea boykottieren.
    Die Regierung in Pyongyang hat bisher vergeblich verlangt, dass sie offiziell zum Mitveranstalter der Spiele erklärt wird und nicht nur einige Wettkämpfe auf nordkoreanischem Boden ausgetragen werden.
    Gestern hat die mit den Nordkoreanern verbündete Sowjetunion ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen zugesagt.
    Österreich
    Bei zwei Bränden, in Parching in Oberösterreich und auf der Brenner Autobahn in Tirol, konnten in der vergangenen Nacht verheerende Explosionen verhindert werden.
    In Parching richtete ein Feuer in einer metallverarbeitenden Firma Millionenschaden an.
    Die Feuerwehr konnte verhindern, dass flüssiges Aluminium explodierte.
    Ein Feuerwehrmann wurde verletzt.
    Auf der Brenner Autobahn geriet das Zugfahrzeug eines deutschen Sattelschleppers, der mit ätzenden und feuergefährlichen Substanzen beladen war, in Brand.
    Fernfahrer kuppelten den Anhänger ab und schleppten ihn aus der Gefahrenzone.
    Die Brenner Autobahn musste für zwei Stunden in beiden Fahrtrichtungen gesperrt werden.
    Die Wetterlage?
    Nach dem Durchzug einer Störung hat sich über West- und Mitteleuropa ein Hochdruckgebiet aufgebaut.
    Die Aussichten bis morgen früh, heiter bis wolkig, gebietsweise auch nebelig, schwachwindig.
    Nachmittagstemperatur 0 bis 4 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 15 bis minus 3 Grad.
    Die Aussichten für morgen Mittwoch.
    Von Nebelfeldern über den Niederungen abgesehen wird es sonnig sein.
    Bei schwachen Winden liegen die Tageshöchstwerte zwischen minus zwei und plus zwei Grad.
    Und die Vorschau auf übermorgen Donnerstag heiter bis wolkig.
    Im Südwesten Bewölkungszunahme.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, Heiter 5°, Nordwestwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter 5°, Nordwind 10 km.
    St.
    Pölten, Heiter 1°.
    Linz, Nebel minus 2.
    Salzburg, Heiter 3°, Südwind 10 km in der Stunde.
    Innsbruck, Heiter 4°.
    Bregenz, Heiter 1°.
    Graz, wolkenlos 1° und Klagenfurt bedeckt minus 4°.
    Das waren die Nachrichten und das Wetter, es ist 12.07 Uhr und wir kommen jetzt zum Beitragsteil des Mittagsschornals.
    Wie eben in den Meldungen gehört, fand heute Vormittag in der Wiener Hofburg der traditionelle Neujahrsempfang des Bundespräsidenten für das diplomatische Chor statt.
    Und der Bundespräsident ging dabei auch auf den bevorstehenden 50.
    Jahrestag der Okkupation Österreichs durch Nazideutschland ein.
    Näheres berichtet aus der Hofburg Roland Machatschke.
    Mit einer Ausnahme hatten alle in Wien vertretenen Staaten ihre Botschafter oder Geschäftsträger entsandt.
    Die Ausnahme war, wie schon vor einem Jahr, Israel.
    Der Neujahrsempfang im Zeremoniensaal der Hofburg läuft nach einem lang geübten Ritual ab.
    Das diplomatische Chor nimmt in hufeisenförmiger Formation Aufstellung.
    Der Doyen der Diplomaten, der päpstliche Nuncius, hält eine kurze Ansprache, der Bundespräsident erwidert.
    Bundespräsident Waldheim begann mit einer politischen Tour de l'Horizon, die vom amerikanisch-sowjetischen Abrüstungsvertrag über Nahost, Afghanistan, Iran, Irak, den zentralamerikanischen Friedensplan, den Helsinki-Prozess bis zur europäischen Integration reichte.
    Die Teilnahme Österreichs an dieser Integration bezeichnete Waldheim als zentrales außenpolitisches und wirtschaftspolitisches Anliegen.
    Will Österreich nicht den erreichten wirtschaftlichen Wohlstand und seine
    politische und gesellschaftliche Stabilität aufs Spiel setzen, muss es integrierender Bestandteil des angestrebten großen einheitlichen europäischen Wirtschaftsraumes werden.
    Die Bundesregierung hat in diesem Zusammenhang erst kürzlich festgestellt, dass das österreichische Integrationskonzept für die Zukunft offen sein soll und auch die Option eines EG-Beitrittes unter Bedachtnahme auf die Erfordernisse
    unserer immerwährenden Neutralität nicht ausschließt."
    Dann kam Bundespräsident Waldheim auch auf die Ereignisse des Jahres 1938 zu sprechen.
    Den deutschen Einmarsch und die Eingliederung Österreichs in Hitler-Deutschland vor 50 Jahren.
    seiner völkerrechtlichen Handlungsfähigkeit beraubte, hat über so viele Menschen, insbesondere auch unsere jüdischen Mitbürger, unsägliches Leid gebracht.
    Wir verkennen nicht, dass es auch viele Österreicher gegeben hat, die sich an den Verbrechen jener düsteren Zeit, als unser Land von der Karte Europas verschwunden war, mitschuldig gemacht haben.
    Mitverantwortung
    An dem, was im Jahre 1938 geschehen ist, hat aber auch die internationale Staatengemeinschaft zu tragen, die einem kleinen Land gegen die Aggression einer übermächtigen Diktatur nicht beigestanden ist.
    Möge kein Land mehr von jenen Staaten, die heute im Rahmen der Vereinten Nationen die Hauptverantwortung für Sicherheit und Frieden in der Welt tragen,
    im Stiche gelassen werden, wenn das Völkerrecht und die Menschenrechte mit Füßen getreten werden.
    Und möge jeder Mensch, dessen Würde und Grundrechte gefährdet sind, Solidarität der Mitmenschen und der Menschenrechtsorganisationen erfahren.
    So wie beim Neujahrsempfang des Bundespräsidenten für das Diplomatische Chor ging es am Vormittag auch bei einer Pressekonferenz der Grünen um das Gedenken an den 50.
    Jahrestag des Einmarschs der Truppen Hitler-Deutschlands in Österreich.
    Welche Vorstellungen die Grünen dazu haben, das erläuterten die beiden Abgeordneten Walter Geyer und Peter Pilz.
    Es berichtet Robert Stoppacher.
    Gemeinsam mit den Opfern der Nazi-Herrschaft, dafür aber ohne Bundespräsident Waldheim, wollen die Grünen die bevorstehenden Gedenktage im März begehen.
    Die für den 11.
    März geplante gemeinsame Sitzung von National- und Bundesrat, also der Bundesversammlung, begrüßen die Grünen, haben jedoch eine ganz bestimmte Bedingung dafür.
    Abgeordneter Walter Geier skizziert die Position seiner Fraktion so.
    Ich halte den Vorschlag einer gemeinsamen Sitzung von Bundesrat und Nationalrat für recht gut, bin allerdings dagegen,
    dass bei dieser Gelegenheit Kurt Waldheim spricht, und zwar deswegen, weil für mich Kurt Waldheim nicht die moralische Autorität hat, an diesem Tag über die Zeit zu reden, die er jahrelang, ja jahrzehntelang bewusst verschwiegen hat.
    Ich glaube,
    dass an diesem Tag die Opfer zu Wort kommen sollten.
    Und das ist auch unsere Vorstellung über die Gestaltung des 11.03.1988, dass die Politiker einmal schweigen und sich anhören, was haben die Leute zu sagen, die die Zeit miterlebt haben.
    Und zwar miterlebt haben auf der Seite der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
    Die Grünen könnten sich dabei auch durchaus vorstellen, die Gedenksitzung der Bundesversammlung im ehemaligen Nazi-KZ Mauthausen abzuhalten.
    Oberstes Gebot sei, den Opfern Ehre zu erweisen, sagt Walter Geier.
    Und das sei mit einer, wie geplant, einmaligen finanziellen Zuwendung von 5000 Schilling keinesfalls abgetan.
    Denn ein solcher Betrag sei ein schäbiges Almosen, sagt Geier.
    Und Peter Pilz sieht darin sogar die Gefahr des Versuchs, sich von einer wirklichen Vergangenheitsbewältigung frei zu kaufen.
    So leicht könne man es sich jedenfalls 50 Jahre nach der Besetzung Österreichs durch Hitler-Deutschland nicht machen, kritisiert Pilz.
    Um dann sofort wieder auf die, wie er sagt, Belastung der Gedenkveranstaltungen durch Bundespräsident Waldheim zu sprechen zu kommen.
    Pilz im Hinblick auf die Gedenksitzung.
    Es gibt für mich nur eine Möglichkeit zu verhindern,
    dass Kurt Waldheim bei Bundesversammlungen oder ähnlichen Gelegenheiten spricht.
    Und das ist die Möglichkeit, dass Kurt Waldheim im März nicht mehr Bundespräsident ist.
    Das ist die einzige vernünftige und saubere Lösung.
    Alles andere werden Halbheiten sein.
    Entweder wird in diesem Bereich sauber gemacht, wird politische Sauberkeit hergestellt, wird die Vergangenheit bewältigt, wird dieser ganze Schutt
    der faschistischen Vergangenheit weggeräumt oder diese Rumwurstlerei mit diesen negativen Zeugen der Vergangenheit wird ewig weitergehen.
    Und wenn es sich schon nicht vermeiden lässt, dass Waldheim vor der Bundesversammlung spricht, dann, so Pilz, sollte anschließend wenigstens eine Diskussion mit ihm möglich sein.
    Ohne diesen Bundespräsidenten wäre aber alles leichter, meint Pilz und setzt fort.
    Dieses Land hat es nicht geschafft,
    sich selbst vom Faschismus zu befreien.
    Dieses Land sollte es zumindest versuchen, sich selbst von diesem Bundespräsidenten zu befreien.
    Das Gesetz des Handelns liegt nicht mehr bei Walter, bei diesem Bundespräsidenten, der kann gar nichts mehr retten.
    Da ist alles hoffnungslos verfahren.
    Sondern das Gesetz des Handelns, das liegt bei der österreichischen Politik und bei der österreichischen Bevölkerung.
    Soviel von einer Pressekonferenz der Grünen und damit zurück zu Fritz Wendl.
    Jörg Haiders Auftritt beim Neujahrstreffen seiner Partei in Graz hat wieder einmal für Schlagzeilen und kritische Kommentare gesorgt.
    In der sozialistischen Neuen AZ wirft Peter Pellinker dem FPÖ-Obmann Rechtsradikales vor.
    Demagogie gegen Gastarbeiter, de facto Entlastung des NS-Lagers angesichts des 38er-Gedenkjahres, perfiden Druck auf die Kärntner Slowenen.
    Und in seltenem Gleichklang mit dem SPÖ-Organ registriert auch Dieter Lenhardt in der Tageszeitung die Presse wörtlich beklemmendes an Jörg Haider.
    Und weiters kann man da lesen, Haider scheute nicht an die an den deutschen Sprachgebrauch 1938 erinnerte Wendung, es müssten Provokateure in die Schranken gewiesen werden.
    Und Haider rief zur Überwindung des Morschen Machtgebäudes der alten Parteien auf.
    Auch wenn S-Trommler auf dieser Metapher kein Monopol haben, Haider's Ton zwingt geradezu zur hässlichsten aller Reminiszenzen.
    Soweit Zitate aus durchaus unterschiedlich politisch orientierten Medien.
    Wie man in der FPÖ auf derartige scharfe Kritik reagiert, wurde heute in einer Pressekonferenz mit Generalsekretär Norbert Gugerbauer deutlich, berichtet Ernest Hauer.
    Er sei entschieden gegen Denk- und Diskussionsverbote, meinte Norbert Gugerbauer zur Kritik an Jörg Haiders Äußerungen über Gastarbeiter und andere Reizthemen für die FPÖ.
    Hinter derartigen Kommentaren stehe anderes.
    Wenn diese Leute genauso sensibel reagieren würden, wenn es verbale Auseinandersetzungen zwischen sozialistischen Spitzenpolitikern gibt,
    oder wenn es Ankündigungen von ÖVP-Funktionären gibt, dann würde ich das akzeptieren.
    Aber letzten Endes sind das ja nur mediale Ausfälle gegen eine wirkungsvolle Opposition.
    Es ist die große Koalition gegenwärtig in unübersehbaren Schwierigkeiten.
    Und diese Schwierigkeiten würden manche professionelle Beobachter halt gerne ignorieren oder zumindest dadurch bewältigen, dass man sagt, ja schlimm ist ja eigentlich nicht, dass diese große Koalition bisher nichts zustande gebraucht hat, sondern viel schlimmer ist, dass wir eine Opposition haben, die diese Zustände mit harten Worten geißelt.
    Zum Thema Gastarbeiter, wo sich Haider im Grazer Wahlkampf erneut zur Gegenüberstellung der 180.000 Arbeitslosen mit den 140.000 ausländischen Beschäftigten bekannt hatte, meinte Guggerbauer, der FPÖ-Obmann wollte nur eine Diskussion über das Schweizer Modell anregen, Gastarbeiter nur befristet zu beschäftigen.
    Und Guggerbauer versicherte, es will niemand in der Freiheitlichen Partei einen Totalabbau der Gastarbeiter.
    Das ist uns klar, dass die Gastarbeiter
    auch ihren ganz ordentlichen Beitrag zum österreichischen Wirtschaftswunder geleistet haben und dass manches nicht erreichbar gewesen wäre, vor allen Dingen in Zeiten der Hochkonjunktur, wenn diese Gastarbeiter nicht mitgewirkt hätten.
    Nur muss man sich halt auch fragen, ob bei der gegenwärtigen beschäftigungspolitischen Situation dieser Stand ideal ist oder ob er in Teilen zu einer Belastung geführt hat.
    Das soll man ohne Emotionen nüchtern analysieren und dann allenfalls politische Entscheidungen herbeiführen.
    Dass Arbeitskräfte eben nur so lange beschäftigt würden, als man sie auch tatsächlich brauche, das sei eben eine Kehrseite des marktwirtschaftlichen Systems.
    Das gelte übrigens für in- und ausländische Beschäftigte.
    Zum Thema Steuerreform erneuerte Guga Bauer ein Verhandlungsangebot, das vor allem auf die ÖVP zählt.
    Die Partei habe ein Steuerverhandlungskomitee gebildet, das nun zu Verhandlungen mit beiden Regierungsparteien bereit sei.
    Man wollte sich da nicht aufdrängen, aber man wollte Verantwortungsbewusstsein zeigen.
    der FPÖ-Generalsekretär zur Zielrichtung dieses Reformverhandlungskomitees?
    Wir wollen damit vielleicht sogar der österreichischen Volkspartei helfen.
    Nämlich helfen, dass sie nicht eine weitere Pleite erleidet, wie das nach der Bildung der Großen Koalition der Fall gewesen ist.
    Die österreichische Volkspartei hat im Nationalratswahlkampf 1986 angekündigt, wenn sie in die Regierung hineinkommen sollte, wenn sie die Regierung bilden sollte, dann würde die österreichische Volkspartei die Steuern innerhalb von 100 Tagen ganz entscheidend senken.
    Davon war natürlich überhaupt nicht die Rede, sondern wie wir alle wissen, sind die Steuern im Jahr 1987 nicht gesenkt worden, sondern es hat eine Reihe von Steuer- und Gebührenerhöhungen gegeben.
    Jetzt wird wieder angekündigt, es kommt zu keiner Quellensteuer.
    Diese Vorstellungen, dass man eine Steuerreform mit einer
    Senkung des Steuertarifs durchführt, ohne eine Quellensteuer einzuführen, diese Vorstellungen sollen an der Freiheitlichen Partei nicht scheitern.
    Wenn die ÖVP wirklich die Absicht hat, eine derartige sinnvolle Steuerreform durchzuführen und sie dazu durch den Regierungspartner SPÖ keine Mehrheit bekommt, dann wird ihr die Freiheitliche Partei diese Mehrheit verschaffen.
    Eine Quellensteuer würde nach Guga Bauers Meinung netto nur zwei Milliarden Schilling bringen.
    Und noch eine FPÖ-Forderung.
    Die Regierung solle, angesichts drohender Belastungen für verstaatlichte Betriebe, der Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden eine klare Absage erteilen.
    Der Vorstand von Steyr-Daimler-Puch hat konzerneigene Lohnvereinbarungen über Akkordarbeit mit 31.12.1987 aufgekündigt.
    Davon betroffen sind praktisch alle Mitarbeiter des Steyr-Daimler-Puch-Konzerns, die Löhne empfangen.
    Die Betriebsräte laufen dagegen Sturm.
    Der Arbeiterbetriebsratsvorsitzende Paul Hammerl hat in einer Pressekonferenz heute Vormittag Gegenmaßnahmen angekündigt und auch jenen Brief vorgelegt, mit dem er am 23.
    Dezember von der Kündigung der Lohnvereinbarung in Kenntnis gesetzt worden war.
    Es berichtet Günther Bauer.
    An den Arbeiterbetriebsrat im Hause, zu Handen Herrn Betriebsratsvorsitzenden Hammerl, betrifft Lohnvereinbarungen.
    Zur Wahrung unserer Rechtssituation bedauern wir die Lohnvereinbarung, bei 31.12.1987 zum jeweils frühestmöglichen Auflösungstermin aufkündigen zu müssen.
    Mit freundlichen Grüßen, Steyr Daimler-Puch, Fahrzeugtechnik, Gesellschaft mit beschränkter Haftung.
    unterzeichnet Stockmar Koch.
    Diesen Brief erhielt der Arbeiterbetriebsratsvorsitzende von Steierdaimler Puch in Graz, Paul Hammerl, am 23.
    Dezember.
    Hammerl sprach heute von Lohnraub, der aber erst in Zukunft erfolgen könnte.
    Das heißt, die Firma beabsichtigt anscheinend, das Plus, das darin enthalten ist, wegzubringen.
    Sie bedeutet aber nicht, dass die einzelnen oder dass die darin verankerten Lohnempfänger einen Lohnverlust erleiden.
    Es ist nur die Frage, ob sie künftig hin eben eine günstigere oder eine so günstige Lohnentwicklung haben werden.
    Die Betriebsräte laufen natürlich Sturm gegen die Kündigung der Lohnvereinbarungen.
    Was kann man denn machen von Ihrer Seite aus?
    Wir werden sicher also uns das nicht gefallen lassen.
    Wir werden einen anderen Vertrag kündigen, und das ist der MDM-Vertrag.
    Das heißt, der Akkordvertrag, nachdem jetzt bei Steuerträumler Buch in Graz gearbeitet wird, der der Firma eine Ersparnis von ungefähr 20% gebracht hat.
    Dieses sogenannte MDM-System ermöglicht eine genaue Bestimmung der Arbeitsleistung im Akkord.
    Diesen Vertrag möchte man nun kündigen.
    Dem Unternehmen hat dieser Vertrag ja eine Ersparnis gebracht.
    Das ist jetzt dann sozusagen die Retourkutsche.
    Na ja, schauen Sie, wir wollen nicht, dass die Firma einen Vertrag vergisst.
    Wir wollen Sie darauf aufmerksam machen, dass dieser Vertrag ebenfalls zu kündigen ist.
    Dann kündigen wir alle.
    Dann werden wir eben auch unseren Vorteil nutzen.
    Gibt's Gesprächsbereitschaft zwischen dem Management, dem Vorstand und den Belegschaftsvertretern?
    Das können wir noch nicht sagen, das wissen wir nicht.
    Die Firma muss schon zu uns kommen, wenn sie mit uns reden will.
    Bisher gibt es noch keinen Gesprächstermin.
    Man ist aber zuversichtlich, sich noch bis Ende Oktober, dann tritt die Kündigung der Lohnvereinbarung nach der Kündigungsfrist endgültig in Kraft, einigen zu können.
    Vor etwa einer Stunde ist übrigens die Ära Hamerl als Betriebsratsvorsitzender von Steiernehmler Puch in Graz zu Ende gegangen.
    Hamerl war 45 Jahre lang bei Puch, 25 Jahre davon war er Betriebsrat.
    Hamerl gilt als eine Art Betriebsratskaiser.
    Ein Titel, den sein Nachfolger Bruno Hossack nicht mehr tragen will.
    Nachdem ja die politische Landschaft sich in Österreich verändert hat,
    dass wir die Betriebskaiser, die da immer vorher mitgesprochen haben, das kann man ja feststellen in jüngster Zeit, werden wir uns natürlich mehr auf Gesetze verlassen müssen.
    Und ich hab's auch in letzter Zeit gemerkt, ohne Gesetze gibt's überhaupt keine Zusammenarbeit mehr.
    Die Situation im Grazer Puchwerk mit seinen zurzeit etwa 3.400 Mitarbeitern sieht recht gut aus.
    Auf dem Geländewagensektor ist man bis Sommer voll beschäftigt.
    Man erwartet auch praktisch täglich einen Auftrag zur Binzgauer Produktion aus Nigeria.
    Für die Schweiz bereitet man die Erzeugung von 4.000 Puch-G-Geländewagen vor.
    Und am 15.
    Jänner soll auch entschieden werden, ob die Autonobelmarke Bitter im Grazer Puchwerk produzieren wird.
    Es gilt euch sicher, dass es dann einen Nobelhobel made in Graz geben wird.
    Wenn es auch mit dem Schnee in weiten Teilen unseres Landes nach wie vor recht mager aussieht, so ist für einen halbwegs erfolgreichen Verlauf der Winterfremdenverkehrssaison keineswegs schon alles verloren.
    Die Basis für diese relativ optimistische Einschätzung bildet eine Umfrage des Handelsministeriums, die heute im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert worden ist, berichtet Hans-Christian Unger.
    Der Warmwettereinbruch, dessen Ende ja noch nicht abzusehen ist, hat dem Winterfremdenverkehr bisher noch nicht in dem Ausmaß geschadet, wie man eigentlich annehmen müsste.
    So hat eine heute veröffentlichte Blitzumfrage des Handelsministeriums in 72 wichtigen Tourismusgemeinden folgendes Resultat zum Ende der Weihnachtsferien gebracht.
    Der überwiegende Teil der Orte konnte kaum Nächtigungseinbußen verzeichnen.
    Ja, da und dort hat es sogar ein kleines Plus gegeben.
    Vor allem natürlich dort, wo ausreichend Schnee vorhanden war.
    Das Ergebnis ist mit zwei Gründen zu erklären.
    Erstens können Familien mit schulpflichtigen Kindern ja kaum dem Ferientermin ausweichen.
    Und zweitens hat das schöne Wetter dazu beigetragen, doch auf Urlaub zu fahren, wenn es auch am winterlichen Weiß gemangelt hat.
    Seit Ende der Ferien hat sich die Pistensituation, bis auf einige regionale Ausnahmen, kaum verbessert.
    Und dementsprechend größer ist auch das, normalerweise immer schon große, Nächtigungsloch im Jänner.
    Dies allerdings ist noch kein Grund für Pessimismus im Handelsministerium.
    Das Faktum dafür, rund die Hälfte der Nächtigungen in der Wintersaison fällt in die Monate Februar und März und für diesen Zeitraum hat die Stornovelle noch nicht eingesetzt.
    Die Hoffnung, dass doch noch Schnee kommt und die Tatsache, dass die Osterfeiertage heuer relativ früh, nämlich auf Ende März fallen, lässt also auf ein befriedigendes Resultat hoffen.
    So glaubt man noch immer, den von den Wirtschaftsforschern prognostizierten einprozentigen Nächtigungszuwachs im Winter erreichen zu können.
    Was aber, wenn es eintrifft, nur die Beherbergungsbetriebe freuen dürfte.
    Denn im Bereich der Seilbahn- und Liftgesellschaften hat das Handelsministerium deutliche Umsatzeinbußen registriert, die kaum mehr aufgeholt werden können.
    Das war ein Beitrag von Hans-Christian Unger.
    Und weiter geht's jetzt mit ein paar Takten Musik.
    Es ist inzwischen 12.27 Uhr, drei Minuten vor halb eins geworden.
    Im weiteren Verlauf des Mittagsjournals erwarten wir noch Berichte aus dem Pressefoyer nach der heutigen Ministerratssitzung, über die anhaltend gespannte Lage in Israel, über die nun übersichtlicher gewordenen politischen Verknüpfungen der diesjährigen Olympischen Sommerspiele in Südkorea,
    dass die Sowjetunion um Schweden wirbt und eine Vorschau auf eine konzertante Aufführung der einen Nestro-Opa, der zerrissene.
    Und weil wir schon bei Programmhinweisen sind, jetzt auch noch ein auf unser heutiges Abendschanal dessen.
    Wie konnte es geschehen?
    Diese Frage stellen sich im Zusammenhang mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus nicht nur Historiker, sondern im heurigen Gedenkjahr verstärkt auch Politiker, Journalisten und überhaupt eine breite Öffentlichkeit.
    Wie konnte es geschehen, ist auch der Titel des neuesten Buches eines prominenten deutschen Zeitzeugen, des heute 83-jährigen Wolfgang Stresemann.
    Er ist Sohn von Gustav Stresemann, dem liberalen Kanzler und langjährigen Außenminister der Weimarer Republik.
    Ein wesentlicher Punkt für Stresemann ist der Mangel an Widerstandskraft und Widerstandswillen bei den Gegnern Hitlers.
    Innenpolitisch bei den bürgerlichen Parteien und bei den Sozialdemokraten, außenpolitisch vor allem bei England und Frankreich, aber auch bei den USA, die er im Frühjahr 1938 kurz nach dem sogenannten Anschluss Österreichs besucht hat.
    Ich war entsetzt.
    Ich wohnte bei einem hohen Beamten des State Departments, der eine Österreicherin zur Frau hatte.
    Und ich hatte nicht den Eindruck, ich habe mit ihm darüber gesprochen, selbstverständlich, ich hatte nicht den Eindruck, dass man in Amerika, dass die wesentlichen Politiker und Staatsmänner irgendeiner
    überhaupt hatten, was das, dieser Anschluss, bedeutete.
    Denn er bedeutete natürlich das Ende der Tschechoslowakei.
    Das konnte man sich ja, ich meine, an der Geografie, man brauchte ja nur auf den Atlas zu gucken, vorstellen.
    Und was das bedeutete, das musste eigentlich jedem klar sein.
    Und trotzdem fand ich damals in Washington eine merkwürdig apathische Stimmung.
    Auch eine gewissens, es war ja Roosevelt schon an der Macht, ein Gefühl des alten Isolationismus.
    Wir sind weit entfernt von all diesen Dingen.
    Die Europäer sollen das alleine machen.
    Meint Wolfgang Striesemann.
    Heute Abend im Journal Panorama um 18.20 Uhr in Österreich 1.
    Es ist jetzt 12.30 Uhr, halb eins und wir setzen fort im Mittagsschonalprogramm.
    Heute fand die erste Regierungssitzung im neuen Jahr statt.
    Bundeskanzler Wranicki gab dann im Pressefoyer nach der Ministerratssitzung einen Ausblick auf die Regierungsarbeit im nächsten halben Jahr.
    Schwerpunkte werden dabei sein die verstaatlichen Politik, die Europapolitik, die Marktordnung und natürlich die derzeit so heftig diskutierte große Steuerreform.
    Und im Pressefoyer nach dieser Ministerratssitzung setzte sich Bundeskanzler Wranitzki auch mit den Haider-Aussagen zur Ausländerpolitik auseinander.
    Etwas, warum es in diesem Mittagsschanal ja auch schon im Bericht von der Pressekonferenz des FPÖ-Generalsekretärs Guga Bauer ging.
    Aus dem Bundeskanzleramt berichtet nun Fritz Besatter.
    Ja, der Bundeskanzler hat sich heute in sehr zurückhaltender Weise aber doch zu den Äußerungen von FPÖ-Chef Jörg Haider, die er vergangenen Sonntag in Graz gemacht hat, Stellung genommen und zwar zu jener Passage von Haider, in der dieser einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Gastarbeiter in Österreich mit der Zahl der Arbeitslosen gebracht hat.
    Franitzski sieht dieses Problem in einem Größen und zwar in diesem Zusammenhang.
    Einmal, weil ja in den letzten Tagen manchmal
    das Gastarbeiter-Thema aufgegriffen worden ist und etwas so, grosser Modus gesagt wurde, wenn man keine Gastarbeiter in Österreich hätte, dann könnte man eben mehr Österreicher beschäftigen.
    Das ist ein Thema, das doch etwas breiterflächig gesehen werden muss.
    Wir hatten 1987 im Durchschnitt 140.000 Gastarbeiter in Österreich beschäftigt, aber auch 140.000 Österreicher in den beiden Nachbarländern Bundesrepublik und Schweiz beschäftigt.
    Man muss außerdem hinzufügen, dass es sich hier um Verrichtungen und Tätigkeiten handelt, die nicht gleichzusetzen sind.
    Das heißt, die Österreicher, die im Ausland arbeiten, verrichten meist Tätigkeiten, die auf einer anderen Stufe liegen als die Tätigkeiten von Gastarbeitern in Österreich.
    Wobei auch hinzuzufügen ist, dass nicht alle Tätigkeiten, die von Gastarbeitern in Österreich verrichtet werden, auch von österreichischen Arbeitskräften angenommen
    werden.
    Ein zweiter Aspekt ist ein sehr bemerkenswerter.
    Im Monat Dezember des vergangenen Jahres
    hat die Anzahl der arbeitslosen Bauarbeiter in Österreich um 30.000 zugenommen.
    Bis dahin hat es 12.000 Arbeitslose gegeben und im Dezember 42.000.
    Das heißt also plus 30.000.
    Dies obwohl die Witterung bis heute eine Fortführung der Bauarbeiten ermöglicht hätte.
    Gehört es zum Winterurlaub der Bauarbeiter?
    gewissermaßen.
    Vom Urlaub wird es wahrscheinlich nicht gehören.
    Es ist eine Zeit, in der Sie Arbeitslosenunterstützung beziehen.
    Zweites Thema beim Pressefoyer nach dem Ministerrat war die Steuerreform.
    Zu diesem Thema wollte der Bundeskanzler heute mit Hinweis auf die laufenden Verhandlungen absolut nicht Stellung nehmen.
    Auf beharrliche Fragen antwortete der Kanzler so.
    Ich muss mich jetzt aus dieser Diskussion mit Ihnen entschuldigen.
    Das war es vom Pressefoyer, zurück zum Studio.
    Aus dem Pressefoyer nach der heutigen Ministerratssitzung berichtete Fritz Besatter.
    Und weiter geht's jetzt im Mittagsschornal mit internationaler Politik.
    Wer in Israel vielleicht geglaubt hatte, die Unruhe unter den Palästinensern in den besetzten Gebieten würde sich quasi von selbst legen, muss nun schon langsam erkennen, dass die starre Haltung der Regierung eher das Gegenteil bewirkte.
    Die Demonstrationen fanden in den letzten Wochen auch schon nicht mehr nur in den besetzten Gebieten, sondern sogar im israelischen Kernland statt.
    Gestern lähmte ein Generalstreik in Ost-Jerusalem, dem Westjordanland und im Gaza-Streifen das öffentliche Leben.
    Drei Palästinenser wurden wieder getötet und mehrere verletzt.
    Ein junger Araber wurde von israelischen Zivilisten erschossen, weil deren Auto bei einer Straßensperre im Westjordanland von Demonstranten mit Steinen beworfen worden war.
    Dass in Israel auf palästinensische Demonstrationen und Steinwürfe vom Militär und nun auch schon von Zivilisten mit scharfen Schüssen reagiert wird und inzwischen an die 2000 Palästinenser inhaftiert, zum Teil in eigens errichtete Lager gesperrt wurden, stößt auch beim engsten politischen Verbündeten, bei den USA, auf Unverständnis.
    Was sich auch bei Beschlüssen des UNO-Weltsicherheitsrats zeigte, als die Vereinigten Staaten für die Verurteilung Israels stimmten.
    Aus Israel berichtet nun Herbert Mayer.
    Als ob es nicht schon genug ist.
    Seit fast fünf Wochen die gleichen Bilder.
    Jugendliche Palästinenser werfen Steine, Brandsätze gegen vorrückende israelische Soldaten.
    Die Besatzungsmacht versucht vergeblich dies zu verhindern.
    Die jungen Leute verweigern sich diesen Absichten.
    Sie marschieren furchtlos gegen die Soldaten, skandieren immer wieder in Sprechchören bei unserem Blut, bei unserer Seele.
    Wir werden erlöst als Märtyrer.
    Und das ist es, was die Israelis zunehmend mit Sorge erfüllen müsste.
    Was auch die Funktionäre der PLU mit Skepsis beobachten, der Aufruhr entwickelt sich immer mehr zu einem muslimisch-fundamentalistischen Protest.
    Die Rufe nach Yassir Arafat, sie werden leiser, Allah, Uaqba, Allah ist groß, schreien die Leute jetzt.
    Israelische Fallschirmjäger versuchen die Demonstration aufzulösen, schießen Tränengas.
    Sie müssen zurückweichen, geraten, wenn sie von ihren Mannschaften separiert werden, in Panik.
    Die jungen Soldaten sind psychisch nicht vorbereitet, überfordert, schießen in der Angst, so wie eben auch in den letzten 24 Stunden.
    Neue Tote, insgesamt 31 bisher in diesen fünf Wochen.
    Statistik ist nur Zynismus.
    Blanker Hohn auch, wenn israelische Siedler zur Selbstjustiz greifen.
    Entschuldigt von der Staatsführung, weil sie in Notwehr gehandelt haben sollen.
    Von Nachdenken oder gar Nachgeben ist in Israel in diesen Tagen nichts zu spüren, im Gegenteil.
    Von allen im Stich gelassen, von der Welt isoliert, mit dem Rücken zur Wand kommt so etwas wie Wagenburg-Atmosphäre auf.
    Premier Shamir predigt nach wie vor Härte, verspricht Ruhe und Ordnung schon wieder herzustellen.
    Niemand solle sich beirren lassen durch diese irrationale Feindseligkeit gegenüber seinem Land.
    Für Verhandlungen, für eine friedliche Konfliktlösung bleibt bei ihm wenig Spielraum, allenfalls für alte Pläne, die keiner mehr will.
    In seiner Trotzreaktion demonstriert er starke im Einklang übrigens mit seinem Verteidigungsminister.
    Yitzhak Rabin von der Arbeiterpartei müsste genau genommen eher zu seinem Vorsitzenden Außenminister Peres tendieren, der in diesen Stunden noch am wohltuendsten auffällt.
    Er macht immerhin Versuche, die Auseinandersetzung in den Griff zu bekommen, ohne neue Bataillone aufzufahren.
    Er zieht den Verhandlungstisch vor.
    Haltherzige, späte, laue Versuche zwar, aber immerhin.
    Wer dagegen den Verteidigungsminister hört, der kann nicht glauben, dass dieser bis vor fünf Wochen, bis vor Ausbruch der Unruhen, noch auf Peres-Kurs war.
    Doch jetzt kocht er sein eigenes Hüppchen, rechnet in dieser Zeit, wo Besonnenheit statt Beharren verlangt wäre, mit seinem uralten Gegner in der eigenen Partei ab, lässt dabei nichts aus, fällt Peres in den Rücken, ist auf Schamierkurs, will rechte und ultra-rechte Kräfte im Lande für sich gewinnen.
    In Israel hat nämlich zu allem Überfluss der Wahlkampf begonnen.
    Mit aller Schärfe verbeißen sich die Kontrahenten jetzt ausgerechnet am Thema Besatzungspolitik.
    Damit wird alles nur noch verworrener, noch komplizierter, als es ohnehin von der Sache her schon ist.
    Die Kandidaten, sie stecken ihre Positionen ab, jeder nach seiner Versong.
    Über Lösungsmodelle wird nicht mehr gesprochen, das Kabinett ist gespalten, hat sich nichts zu sagen.
    Die Regierung der Nationalen Einheit existiert nur noch auf dem Papier, nichts geht mehr.
    Gesund Peter Reich ist gefragt, wenn etwa der Verteidigungsminister auf einer Dringlichkeitssitzung im Parlament
    die die Splitter der noch vorhandenen kleinen Opposition verlangt haben, behauptet, in allen besetzten Gebieten mache man gute Fortschritte, sei auf dem Wege zur Ruhe und Normalität, da muss sich jeder fragen, wo lebt dieser Mann, wenn zeitgleich zu seiner Rede im Westjordanland im Gaza-Streifen neue Unruhen aufkommen, wenn Stunden zuvor sein eigener Wagen mit Steinen beworfen worden war.
    Und Shimon Peres, auf den noch einige ihre Hoffnungen setzten, ist wieder auf Tauchstation.
    Er macht eine unglückliche Figur in dieser Zeit, ist nie präsent, verspielt damit jene Reputation, die gerade er in seiner Regierungszeit bis Oktober 86, bis er mit Shamir die Ämter tauschte, für Israel in der Welt erworben hatte.
    was er in seiner Apathie zurücklässt, die ihm nicht nur seine Gegner vorhalten, vielmehr seine Freunde verübeln.
    Was danach bleibt, ist ein Scherbenhaufen und der reaktionäre Premier Shamir macht sich erst gar nicht die Mühe, irgendetwas zu kitten.
    Das war Herbert Mayer aus Israel.
    Nun ist es so gut wie sicher, es wird diesen Sommer keine gemeinsame Austragung der olympischen Spieler in Nord- und Südkorea geben.
    Nordkorea hat nämlich angekündigt, dass es sich an den Spiel in Seoul nicht beteiligen wird.
    Fast alle anderen Staaten, darunter die Sowjetunion und die Volksrepublik China, haben ihre Teilnahme hingegen schon zugesagt.
    Damit bestehen gute Aussichten, dass erstmals seit 16 Jahren olympische Sommerspiele ohne Boykott durch eine größere Staatengruppe abgehalten werden können.
    1976 in Montreal hatten ja die meisten afrikanischen Länder gefehlt, 1980 in Moskau die Amerikaner und mehrere andere westliche Staaten und 1984 in Los Angeles die Sowjetunion und deren Verbündete.
    Die jüngsten Entwicklungen im politischen Tauziehen und die Olympischen Sommerspiele in Südkorea fasst nun Helmut Obretal zusammen.
    Schon in den vergangenen Tagen und Wochen haben Ungarn, die DDR, die Tschechoslowakei und die meisten anderen kommunistischen Staaten die Teilnahme ihrer Sportler an den Sommerspielen in Sol zugesagt.
    Gestern kam auch das offizielle Jahr aus Moskau.
    Heute früh allerdings, fünf Tage vor dem Ablauf der offiziellen Anmeldefrist, berichten die Fernschreiber eine Absage aus der nordkoreanischen Hauptstadt Pyongyang.
    Nordkorea sehe unter den gegebenen Umständen keine Möglichkeiten für einen Teilnahmeantrag, heißt es in einem Kommuniqué des Nationalen Olympischen Komitees.
    Solange in Südkorea die faschistische Militärdiktatur an der Macht sei, lautet es weiter in der Erklärung, gebe es keine Hoffnung auf eine Regelung.
    Der Traum von der gemeinsamen Austragung der Olympischen Spiele in beiden Teilen Koreas als friedensstiftende Geste, die auch weit über den sportlichen Wert hinaus politische Bedeutung gehabt hätte, ist damit einmal ausgeträumt.
    Trotz mehrerer Verhandlungsrunden in den letzten zwei Jahren, wo die Vertreter aus Nord und Süd schon ganz konkret über gemeinsame Veranstaltungen und die Austragung einzelner Sportarten im Norden geredet hatten.
    Nordkorea hat, um seinen Wünschen politischen Nachdruck zu verleihen, sogar schon großzügig Sportstätten errichtet.
    Aber realistisch betrachtet bestanden schon nach den politischen Entwicklungen der letzten Monate auf der koreanischen Halbinsel kaum mehr Hoffnungen.
    Die Präsidentschaftswahlen in Südkorea brachten nicht jene nachhaltige Demokratisierung und Veränderung der südkoreanischen Gesellschaft, die einen politischen Dialog mit dem kommunistischen Norden erleichtert hätte.
    Und auch in Nordkorea, das seit vier Jahrzehnten unter der Herrschaft des mit absoluter Macht regierenden Führers Kim Il-sung steht, sind zaghafte Ansätze einer Öffnungs- und Liberalisierungspolitik nach chinesischem Vorbild wieder stecken geblieben.
    Eine Öffnung der Grenzen Nordkoreas für zehntausende Sportler, Journalisten und Besucher aus dem Ausland würden die Machthaber in Pyongyang unter den gegebenen Voraussetzungen politisch und organisatorisch kaum bewältigen können.
    Mit seiner Forderung offizieller Mitaustragender der Olympische Spiele zu werden und nicht nur in einer Geste einen Teil der Bewerbe zugesprochen zu halten, hat sich Nordkorea auch bei seinen Verbündeten isoliert.
    Sowohl die Sowjetunion als auch die Volksrepublik China haben sich den Boykottaufforderungen nicht angeschlossen und ihre Teilnahme in Seoul fix zugesagt.
    Von den großen kommunistischen Sportnationen bleibt daher allein Kuba, das vor mehr als einem Jahr den Nordkoreanern Solidarität versprochen hat, wo man aber jetzt nach der Teilnahmeentscheidung in Moskau ebenfalls noch abwarten muss, ob die Kubaner ihren voreiligen Entschluss nicht doch noch ändern.
    Ein Olympia ohne Boykott zum ersten Mal nach 16 Jahren ist näher gerückt.
    Olympische Spiele, die auch politische Friedenssignale für die geteilte koreanische Halbinsel aussenden, stehen hingegen wieder in weiter Ferne.
    Nordkorea, so ist zu erwarten, wird die Spiele im Spätsommer zu einer propagandistischen Gegenoffensive nützen.
    Und in Südkorea befürchtet man sogar für diese Zeit politische und militärische Störmanöver durch den Norden.
    Ein besonderes Verhältnis besteht seit langem zwischen der Sowjetunion und dem neutralen Schweden.
    Einerseits wurden in der UdSSR die zahlreichen internationalen Friedens- und Abrüstungsbemühungen, etwa Olof Palmes, immer mit besonderem Wohlwollen beachtet.
    Andererseits schreckten die Schweden aber auch nie davor zurück, sowjetische Rüstung und Spionageaktivitäten im skandinavischen Raum, auch direkt vor der schwedischen Küste, scharf anzuprangern.
    Zwar wurde erst kürzlich aufgedeckt, dass die geheimnisvollen U-Boote in schwedischen Hoheitsgewässern keineswegs nur aus der UdSSR, sondern auch aus NATO-Staaten kamen, aber daran, dass die Sowjetunion intensiveres Bemühen um Schweden für angebracht hält, änderte dies nichts.
    Dies zeigte sich auch jetzt bei einem Schwedenbesuch des UdSSR-Ministerpräsidenten Ryschkow, der unter anderem auch die Beobachtung sowjetischer Flottenmanöver anbot.
    Aus Stockholm berichtet Günther Grafenberger.
    Er kam, er sah, er siegte.
    So kann man bereits den ersten Tag des dreitägigen Besuches von Nikolai Ryzhkov in Schweden bezeichnen, Premierminister der Sowjetunion, der, wie er selbst in einem schwedischen Zeitungsinterview gemeint hatte, in die Höhle des Löwen kam, um den Löwen, sprich Schweden, zu beruhigen.
    Denn kurz vor seinem Besuch hatte der schwedische Oberbefehlshaber einen neuen U-Boot-Bericht veröffentlicht, aus dem hervorging, dass die schwedischen Küsten im abgelaufenen Jahr mindestens 15 Mal von fremden, unbekannten Unterwasserfahrzeugen abgeklopft worden waren.
    Und nach den bisherigen Erfahrungen etwa mit dem sowjetischen U-Boot U-137 vor Karlskrona im Herbst 1981 gilt es in Schweden also gut wie sicher, dass es auch jetzt die Sowjets sind, die da herumspionieren.
    Um diesen Eindruck zu verwischen, hatten die Sowjets APN-Chefredakteur Valentin Falin, Pravda-Chef Viktor Afanasiev und General Nikolai Chervov zu einem öffentlichen Sowjetforum nach Stockholm vorausgeschickt, die den schwedischen Militärs empfahlen, endlich ernst zu machen und die vermeintlichen U-Boote mit Waffengewalt zu vernichten, mit herumschwimmenden Matrosenleichen als Folge.
    Dann werde man schon sehen, so sagten die drei Moskowiter, dass es nicht die Sowjets sind, die da vor der schwedischen Küste spionieren, und dann werde man also den wahren Schuldigen überführen.
    Doch um die U-Boote ging es beim Ryschkow-Besuch nur nebenbei.
    Im Mittelpunkt stand vielmehr die sogenannte Weiße Zone in der Ostsee, ein fischreiches Seegebiet von 13.500 Quadratkilometer Größe zwischen der Schwedeninsel Gotland und dem baltisch-sowjetischen Festland, um das sich Schweden und die Sowjetunion seit 19 Jahren streiten.
    Beide Länder wollen eine Wirtschaftsgrenze ziehen, aber wo?
    Der schwedische Standpunkt, der sich auch mit internationalem Recht deckt, war der, dass jene weiße Zone Schweden zuzurechnen und die Messungen von der schwedischen Ostseeinsel Gotland aus vorzunehmen seien, die wie ein Flugzeugträger der südostschwedischen Küste vorgelagert liegt.
    Die Sowjets dagegen beharrten jahrzehntelang darauf, die Schweden müssten von ihrem Festland auszurechnen beginnen und nicht von Gotland aus, und dann fielen große Teile der weißen Zone an die Sowjetunion.
    Wo nun die Grenze zu ziehen sein wird, darüber haben sich Ryschkow und sein schwedischer Gastgeber Ingvar Carlsson offenbar endlich einigen können.
    Heute Nachmittag soll das Prinzipübereinkommen der Öffentlichkeit unterbreitet werden, das möglicherweise zu wilden Protesten schwedischer Fischer führen könnte, die die Weiße Zone ganz alleine für sich beanspruchen, ohne Sowjets, Finnen, Polen, Deutsche und Dänen.
    Aber nicht nur der Fischer.
    Denn in jenem großen Seegebiet werden Öl- und Gasvorräte im Unterwassersockel vermutet, zumal die Sowjets vor der ehemals ostpreußischen Samland- und Kurenküste auf eben Öl und Gas gestoßen sind.
    Auch den schwedischen Militärs ist vor dem Hintergrund der U-Boot-Spionage sehr mulmig zumute, falls nun Schweden den Sowjets zu viel weißes Zonengebiet einräumt, das bis zur Stunde ja noch nicht einmal den Schweden gehört.
    Und um eben die Militärs zu beruhigen, hat sich Ryschkow etwas ganz Besonderes ausgedacht.
    Demnach wird die Sowjetunion skandinavische Marineoffiziere zu ihren diesjährigen Flottenmanövern in der Ostsee einladen, also nicht nur die Schweden, sondern auch die Finnen und die Dänen als Ostseeanreiner, um auf diese Art und Weise für eine kernwaffenfreie Zone in Nordeuropa zu werben.
    Parteichef Michael Gorbatschow hatte im vergangenen Oktober von Murmansk aus die Skandinavier angesprochen und ihnen versichert, die Sowjetunion sei in diesem Zusammenhang bereit, ihre atomar bestückten U-Boote aus der Ostsee ebenso abzuziehen, wie die atomaren Raketenstellungen im Baltikum und im Raum Leningrad zu schleifen.
    Das Liebeswerben der Sowjetunion um das neutrale und bündnisfreie Schweden wird beim Ryschkow-Besuch sehr deutlich.
    Die Sowjetunion will verhindern, dass etwa Schweden aufgrund einer unfreundlichen sowjetischen Haltung in das westliche NATO-Lager einschwenkt, was die Stabilität an Nordeuropa völlig durcheinanderbringen und letztlich der Sowjetunion am meisten schaden würde.
    Als heute Vormittag Nikolai Ryzhkov am Grabe Olof Palmis einen Kranz niederlegen ließ, machte er damit auch der schwedischen Bevölkerung deutlich, welcher Wertschätzung sich Schweden in der Sowjetunion erfreut.
    Trotz U-Boot-Spionage und Gerangeles um die weiße Ostseezone.
    Das war Günther Grafenberger aus Stockholm.
    Und bevor wir zum gewohnten Kulturbeitrag im Mittagschanal kommen, jetzt noch einmal ein paar Takte Musik.
    Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021
    Untertitel der Amara.org-Community
    Nicht nur die Gruppe 80 spielt, wie im gestrigen Mittagsschonal berichtet, derzeit in Wien Johann Nestros Posse, der Zerrissane, sondern auch im Konzerthaus kann man dieses Werk heute Abend erleben.
    Allerdings als Konzertant aufgeführte Oper des renommierten, jedoch nicht zuletzt wegen seiner 1980 uraufgeführten Oper Jesu Hochzeit auch umstrittenen österreichischen Komponisten Gottfried von Einem.
    Den Herrn von Lieb singt in der heutigen Aufführung vom zerrissenen Heinz Zednik.
    Madame Schleyer ist Margareta Hintermeier, der Gluthammer Wolfgang Müller-Lorenz und die Kati Brigitte Poschner-Klebel.
    Und es spielt das ORF-Sinfonieorchester unter Carlos Kalmar.
    Den folgenden Konzertvorbericht hat Robert Billek gestaltet.
    Gottfried von Einems Zerrissener stammt aus dem Jahr 1964.
    Nach Kafkas Prozess und Büchners Tantons Tod wollte der Komponist damals eine heitere Oper schreiben.
    Sein Lehrer Boris Blacher hat den Nestor-Text behutsam eingerichtet und Gwaltinger Freund Karel Merz schrieb einige Couplets neu.
    So ist das der recht unbequemer Nestor-Eposse über den lebensüberdrüssigen Kapitalisten Herrn von Lips, der erst angesichts eines vermeintlich begangenen Mordes, angesichts des drohenden eigenen Todes und der Armut zu sich und zur Welt findet und von einem einfachen Mädchen, Kathi, gerettet wird, eine lyrische Komödie geworden.
    Gottfried von einem.
    Das Problem ist natürlich das, dass hier tatsächlich ein Mensch,
    der in äußerster Verzweiflung ist, sei es aus Blasiertheit, sei es aus Lebensüberdruss, sei es durch diese dunklen Depressionen, die heute auch besonders wieder grassieren, dass ein solcher Mensch durch die Helligkeit nicht einer Lichtfigur, sondern einer liebensfähigen jungen Frau zu dem gebracht wird, was er ist.
    Ein lebensberechtigter, liebenswerter Mann.
    Von einem ging es im Zerrissenen vor allem um die Bedeutung der Zuneigung und um Figuren, mit denen sich das Publikum identifizieren kann.
    Zur Form der Oper meint er, es ist eine echte Nummernoper, allerdings ohne Dialoge, auch ohne Regetative.
    Es ist eine durchkomponierte, lyrische Komödie.
    Nicht im Sinn mit dem vollen Orchester und dem großen Aufwand von Strauss, sondern mit dem Orchester, sagen wir mal, Mozart.
    Entschuldigen!
    Den Herrn von Lips, die Nestorolle des Stücks, singt Heinz Zednig.
    Ich hab die Rolle eigentlich genommen, denn Herrn von Lips ist ja Baritonpartier, ich bin ja Tenor.
    Und ich hab's aber gemacht, weil ich erstens einmal ein großer Nestoroll-Fan bin und weil ich so zum ersten Mal Gelegenheit bekommen hab,
    einen nahezu originalen Nestor auf einer Bühne nicht zu spielen, aber zu gestalten.
    Das war der Beweggrund, den Herrn Lips zu singen.
    Zweitens bin ich ein bisschen ein Einem, wenn man so will, ein bisschen ein Einem.
    Kind, ich hab also zwei Uraufführungen gesungen, wobei eine Rolle sogar für mich geschrieben hat, das war der Kalb in Kabali und Liebe.
    Und daher bin ich, ich will nicht sagen ein Fan, aber ich mag einen sehr.
    Ich finde ihn einen sehr guten Komponisten.
    Und Zetnik über die Musik?
    Wir machen dumme Witze, auch dumme Witze haben ihre Berechtigung.
    Es ist sogar ein gehobener Lordzinkstricken, weil es ist also sehr tonal geschrieben.
    Es ist nur, wie bei ihm, sehr vieles stark rhythmisiert und durch die Verschiebung des Rhythmus beginnt die Sache dann kolorit zu bekommen und Farbe und interessant zu werden.
    Gottfried von Einem, der am 24.
    Jänner 70 Jahre alt wird, will mit seinem Zerrissenen, wie stets mit seiner Musik, vor allem auch unterhalten.
    Es ist ein Stück
    an dem sie sich, ich wünsche es, delektieren können.
    Das ist zwar verpönt heute, aber ich mag nicht, dass mein Publikum in meinen Stücken da sitzt, mit vor entsetzten gerümpften Stirnen und sagt, es muss entsetzliches geschehen und dann nachher aufsteht und sagt, ich weiß gar nicht, was ist passiert, ich fand es nur langweilig.
    Das war Gottfried von einem des Nestro-Opa der Zerrissene, heute Abend im Wiener Konzerthaus Konzertant aufgeführt wird.
    Und im Mittagsschanal gibt's jetzt noch einmal eine Meldungsübersicht.
    Österreich.
    Bundespräsident Waldheim hat beim traditionellen Neujahrsempfang für das Diplomatische Chor zum bevorstehenden 50.
    Jahrestag des sogenannten Anschlusses Österreich-Sand-Hitler-Deutschland Stellung genommen.
    Waldheim sagte, dieses tragische Ereignis, das Österreich von der Landkarte löschte, habe unsägliches Leid über viele Menschen, besonders aber über die jüdischen Mitbürger gebracht.
    Viele Österreicher seien an den Verbrechen jener Zeit mitschuldig geworden, bemerkte der Bundespräsident.
    Doch trage auch die internationale Staatengemeinschaft an den Geschehnissen von 1938 mit Verantwortung, weil sie Österreich gegen die Aggression einer übermächtigen Diktatur nicht beigestanden sei.
    Der grün-alternative Parlamentsklub hat sich gegen eine Ansprache von Bundespräsident Waldheim vor der Bundesversammlung
    anlässlich des Gedenkens des 50.
    Jahrestages des Einmarsches der Hitler-Truppen in Österreich ausgesprochen.
    Der Abgeordnete der Grünen, Walter Geier, begründete die Haltung seiner Fraktion damit, dass Waldheim jahrelang seine Vergangenheit verschwiegen und im Zusammenhang mit seiner Wehrdienstzeit von Pflichterfüllung gesprochen habe.
    Diese Kritik bedeute aber nicht, dass man die Wahl Waldheims zum Bundespräsidenten nicht anerkenne, hob Geier hervor.
    FPÖ-Generalsekretär Guggerbauer hat angekündigt, seine Partei werde ein Verhandlungskomitee für Gespräche mit den Regierungsparteien zur Steuerreform bilden.
    Nach den Worten Guggerbauers will sich die FPÖ der Regierung nicht aufdringen, aber ihren Beitrag für eine vernünftige Reform leisten.
    Als Schwerpunkt einer Steuerreform schlagen die Freiheitlichen die Budgetsanierung vor.
    Eine mögliche Quellensteuer lehnen sie ab.
    Der Vorstand des Steier-Daimler-Puch-Konzerns hat nach Angaben des Betriebsrates zu Jahresende 1987 alle bestehenden Lohnvereinbarungen gekündigt.
    Betriebsratsvorsitzender Paul Hammerl sprach von einer verschärften Gangart der Unternehmensleitung als Reaktion auf die Weigerung der Belegschaftsvertretung, Lohnkürzungen zuzustimmen.
    Von der Kündigung der Lohnvereinbarungen sind nach den Worten Hammerls 9000 Mitarbeiter im gesamten Konzern betroffen.
    Nahe Osten.
    Die israelische Armee hat den UNO-Sonderbeauftragten Golding heute untersagt, das Palästinenser-Lager Jabalia im Gazastreifen zu betreten.
    Nach Angaben von UNO-Vertretern gaben die Militärs an, das Gebiet sei eine Sperrzone.
    Die israelische Polizei hat gegen Kaution zwei israelische Zivilisten freigelassen, die gestern im Westjordanland einen 17-jährigen Palästinenser erschossen haben.
    Die Anwälte, einige der neun von der Ausweisung bedrohten Palästinenser teilten unterdessen mit, ihre Mandanten wollten keine Berufung einlegen, weil sie kein Vertrauen zur israelischen Justiz hätten.
    China.
    Peking hat die jüngste Initiative des sowjetischen Parteichefs Gorbatschow für ein sowjetisch-chinesisches Gipfeltreffen zurückgewiesen.
    Der sogenannte starke Mann Chinas, Deng Xiaoping, sagte, Vietnam müsse seine Truppen aus Kambodscha abziehen.
    Erst dann könne man über eine Begegnung mit Gorbatschow verhandeln.
    Der sowjetische Parteichef hatte ein Gipfeltreffen zwischen den beiden kommunistischen Ländern in einem Interview für eine chinesische Zeitschrift vorgeschlagen.
    Die Ausgaben für Verteidigung sind nach einer in Washington veröffentlichten Studie im vergangenen Jahr um mehr als 5% auf weltweit 930 Milliarden Dollar gestiegen.
    Während die Industrieländer um nahezu 10% mehr für die Landesverteidigung ausgaben, reduzierten die Entwicklungsländer ihre Verteidigungsmittel um knapp 4%.
    1987 wurden 22 Kriege und bewaffnete Konflikte registriert.
    Die Kampfhandlungen forderten mehr als zwei Millionen Tote, ein Drittel davon waren Zivilisten.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend heiter bis wolkig.
    Nachrichten und das Wetter standen am Ende des Mittagsschanals.
    Wir melden uns wieder um 17 Uhr mit dem Journal um 5 im Programm Österreich 3 und in den meisten Regionalprogrammen, dann um 18 Uhr im Programm Österreich 1, wo es im Journal Panorama wie im Mittagsschanal erwähnt heute unter anderem um ein Stresemann-Buch geht.
    Für das Mittagsteam verabschiedet sich Fritz Wendl.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Neujahrsempfang beim Bundespräsidenten
    Einblendung: Bundespräsident Waldheim
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Waldheim, Kurt [Interviewte/r]
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Hofburg, Präsidentschaftskanzlei im Leopoldinischen Trakt [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Die Grünen feiern das Gedenkjahr
    Einblendung: Abgeordnete Geyer, Pilz
    Mitwirkende: Stoppacher, Robert [Gestaltung] , Geyer, Walter [Interviewte/r] , Pilz, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Gugerbauer zu Kritik an Haider
    Einblendung: FP-Generalsekretär Gugerbauer
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Gugerbauer, Norbert [Interviewte/r]
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation im PUCH-Werk Thondorf
    Einblendung: Arbeiterbetriebsratsvorsitzender Hammerl, Nachfolger Hosak
    Mitwirkende: Bauer, Günther [Gestaltung] , Hammerl, Paul [Interviewte/r] , Hosak, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lage des Fremdenverkehrs
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung]
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Panorama-Trailer: "Wie konnte es geschehen ?" - Gespräch mit Wolfgang Stresemann
    Einblendung: Autor und Zeitzeuge Stresemann
    Mitwirkende: Olbort, Ferdinand [Gestaltung] , Stresemann, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerrat: O-Ton Vranitzky zu Haiders Gastarbeiter-Äußerung, Steuerreform
    Einblendung: Bundeskanzler Vranitzky
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Bundeskanzleramt, Ballhausplatz [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Analyse Israel
    Mitwirkende: Mair, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Ort: Tel Aviv [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Politischer Hintergrund der Olympischen Sommerspiele in Seoul
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ryschkow in Schweden
    Mitwirkende: Graffenberger, Günter [Gestaltung]
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Ort: Stockholm [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: von Einem Oper "Der Zerrissene"
    Einblendung: Musikausschnitt, Komponist von Einem, Sänger Zednik
    Mitwirkende: Bilek, Robert [Gestaltung] , Einem, Gottfried von [Interviewte/r] , Zednik, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1988.01.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1988.01.12
    Spieldauer 00:59:56
    Mitwirkende Wendl, Fritz [Moderation] [GND]
    Dobrovolny, Herbert [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.01.12 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-880112_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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