Mittagsjournal 1988.05.14

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsschanal.
    Die Schlagzeilen für die nächsten 60 Beitragsminuten lauten.
    Vor dem morgen beginnenden Abzug der sowjetischen Soldaten aus Afghanistan analysieren wir die Situation für die Sowjets und bringen einen Augenzeugenbericht aus Kabul.
    Aus Washington erfährt man weitere Einzelheiten der Gespräche Schulz-Schevardnaze zur Gipfelvorbereitung Ende des Monats in Moskau.
    Die Grünen halten ihren Bundeskongress auf Schloss Rödlstein ab.
    Eine deutsche Sozial- und Sexualwissenschaftlerin fordert die Politiker auf, in der Aids-Bekämpfung nicht nur zu reden, sondern auch Vorbildwirkung zu zeigen.
    Und im Journal zu Gast ist Heinrich Keller, einer der beiden SPÖ-Zentralsekretäre.
    Die Kulturbeiträge haben folgende Inhalte.
    In Mauthausen tritt morgen Mikis Theodorakis auf und Nachruf auf den Jazztrumpeter Chad Baker.
    In den nächsten sechs Minuten geben wir Ihnen aber einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse in Meldungsform.
    Wolfgang Wittmann hat die Nachrichten geschrieben, die nun Stefan Pokorny liest.
    Österreich.
    Die Grünen haben ihren zweiten Bundeskongress begonnen.
    Die Veranstaltung auf Schloss Rötelstein bei Artmont in der Steiermark steht im Zeichen der Themen Umweltschutz, Sozialpolitik und Verhältnis zur europäischen Gemeinschaft.
    Die etwa 200 Delegierten werden morgen den Bundesvorstand und einen Bundesgeschäftsführer der Grünen-Alternative wählen.
    Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit sind nach Ansicht von Finanzminister Latsiner Formen geistiger Immunschwäche.
    Latsiner sagte bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Friedhof des ehemaligen Konzentrationslagers Ebensee in Oberösterreich, im Hinblick auf Antisemitismus habe sich in Österreich noch immer zu wenig verändert.
    Heute beginne die Schuld dort, wo man sich nicht kritisch und selbstkritisch mit Vergangenheit und Gegenwart auseinandersetze.
    Die Nachgeborenen treffe keine persönliche Schuld, fügte Latziner hinzu.
    Sie seien aber Erben einer Schuld, die in der Geschichte beispiellos sei.
    Frankreich.
    Staatspräsident Mitterrand trifft heute eine Entscheidung über die Auflösung des Parlaments und die Ausschreibung der Neuwahlen.
    Der neue Ministerpräsident Michel Rocard meint, vorgezogene Wahlen würden die Regierungsarbeit ermöglichen, ohne in Rückstand zu geraten.
    Die Regierung des Sozialisten Rocard hat in der Nationalversammlung keine Mehrheit.
    Neue Wahlen könnten im Juni stattfinden.
    Der frühere Ministerpräsident Pierre Morand ist zum neuen Parteichef der französischen Sozialisten gewählt worden.
    Morand löst Lionel Jospin ab, der als Erziehungs- und Forschungsminister dem neuen Kabinett angehört.
    Jugoslawien
    Im Parlament in Belgrad steht heute die Debatte über ein Misstrauensvotum gegen Ministerpräsident Branko Mikulic auf der Tagesordnung.
    Die Parlamentssitzung befasst sich vor allem mit den ersten beiden Amtsjahren des Regierungschefs.
    Die Landtage der Republiken Kroatien und Slowenien hatten in dieser Woche entschieden, Misstrauensanträge gegen Mikulic einzubringen.
    Es wäre das erste Misstrauensvotum in der Geschichte des kommunistischen Jugoslawiens.
    Mikulis wird Misswirtschaft vorgeworfen.
    Seit seinem Amtsantritt stiegen die Preise um 300 Prozent.
    Die Streikwelle gegen den sinkenden Lebensstandard weitet sich aus.
    Sowjetunion Parteichef Gorbatschow will die Lebensmittelversorgung in der Sowjetunion mit mehr privater Landwirtschaft verbessern.
    Gorbatschow sagte, die von Familien bewirtschafteten Höfe könnten das Nahrungsmittelproblem am raschesten lösen.
    Zu seinem Kurs der gesellschaftlichen Öffnung bemerkte der Parteichef, wer sich diesem Ziel in den Weg stelle, müsse aus seinem Amt entfernt werden.
    Afghanistan
    Bei einem Bombenanschlag in der Hauptstadt Kabul sind heute früh elf Menschen getötet und zwölf verletzt worden.
    Die Bombe war in einem Lastwagen versteckt und explodierte in einer Wohngegend.
    In der Nähe des Tatorts sollten morgen die ersten sowjetischen Truppen feierlich verabschiedet werden, die Afghanistan gemäß dem Genfer Abkommen verlassen.
    Die afghanischen Rebellen haben den Vertrag abgelehnt und angekündigt, ihren Kampf gegen die Regierung in Kabul fortzusetzen.
    Nahe Osten.
    Die israelische Armee hat die Blockade des besetzten Gaza-Streifens wieder aufgehoben.
    Mit dem Reiseverbot wollten die Behörden die Palästinenser des Gaza-Streifens daran hindern, an den Feiern zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan in Jerusalem teilzunehmen.
    In der Umgebung der Al-Aqsa-Moschee von Jerusalem ist es gestern zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Moslems und der israelischen Polizei gekommen.
    Südamerika.
    Papst Johannes Paul wird bei seinem Besuch in Paraguay am kommenden Dienstag nun doch wie geplant mit Oppositionellen zusammentreffen.
    Der Machthaber von Paraguay, General Strössner, hat sein Verbot dieser Begegnung zurückgezogen.
    Die Haltung Strössners hatte das Verhältnis Paraguays zum Vatikan in den vergangenen Tagen stark belastet.
    Der Papst hat zuletzt bei einem Gottesdienst in der bolivianischen Industriestadt Santa Cruz den Drogenhandel als Schacher mit der Freiheit verurteilt.
    Am Abend reist Johannes Paul in die peruanische Hauptstadt Lima.
    In Lima sind in den vergangenen Tagen eine Reihe von Terrorakten verübt worden.
    In der Nacht auf heute wurden wieder mehrere Bombern gelegt.
    Einer der Sprengsätze explodierte, ohne Schaden anzurichten, die anderen wurden entschärft.
    Als Täter gelten Untergrundkämpfer der Bewegung Leuchtender Pfad.
    Niederlande.
    Der amerikanische Jazz-Trompeter Chad Baker ist bei einem Sturz aus dem Fenster seines Hotelzimmers in Amsterdam ums Leben gekommen.
    Ob ein Unfall oder Selbstmord des 60-Jährigen vorliegt, konnte die Polizei noch nicht klären.
    Chad Baker wurde vor allem in den 50er Jahren als Mitglied des Gerry Mulligan Quartetts bekannt.
    Nun zum Wetter.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Aufgelockert bis stark bewölkt, örtlich Regen oder teils gewittrige Regenschauer.
    Südostwind.
    Nachmittagstemperaturen je nach Bewölkung 16 bis 24 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 8 bis 15 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag, teils aufgelockerte, teils starke Bewölkung, regional Regen oder teils gewittrige Regenschauer.
    Frühtemperaturen 8 bis 15 Grad, Tageshöchsttemperaturen je nach Bewölkung 16 bis 23 Grad, Südostwind.
    Noch eine Vorschau auf übermorgen Montag, veränderlich und nur mäßig warm.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien und Eisenstadt stark bewölkt, 18 Grad.
    St.
    Pölten stark bewölkt, 18.
    Linz stark bewölkt, 20 Grad.
    Ostwind 40, Spitzen bis 55 km pro Stunde.
    Salzburg stark bewölkt, 22.
    Innsbruck und Bregenz stark bewölkt, 20.
    Graz und Klagenfurt bedeckt, 13 Grad.
    Soweit Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagschanal, 12 Uhr und 8 Minuten ist es jetzt.
    Morgen ist es also soweit.
    Nach achteinhalbjähriger Besatzung beginnt der Abzug der 115.000 sowjetischen Soldaten aus Afghanistan.
    Ende Dezember 1979 landeten die ersten sowjetischen Bomber in Kabul.
    Man sei dem afghanischen Brudervolk auf eine Bitte hin zu Hilfe gekommen, hieß es in Statements aus dem Kreml.
    In Wirklichkeit waren den Sowjets der afghanische Parteichef Amin zu nationalistisch und eigenständig geworden.
    Amin überlebte die ersten Tage der Invasion nicht.
    Er wurde durch den Moskau-treuen Babrak Karmal ersetzt.
    Diesem wiederum folgte 1986 Najibullah, der noch heute als Staats- und Parteichef amtiert.
    Der Kampf der sowjetischen und der regimetreuen afghanischen Truppen gegen den Widerstand im Land, die sogenannten Mujahedin, hat bis jetzt nach Schätzungen rund eine Million Afghanen und 30.000 bis 40.000 Sowjets das Leben gekostet.
    Vor einem Monat einigten sich Afghanistan, Pakistan, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion in Genf auf den eben morgen beginnenden Abzug der Invasionstruppen.
    Innerhalb von neun Monaten soll der letzte sowjetische Soldat Afghanistan verlassen haben.
    Dass der blutige Krieg am Hindukusch dann zu Ende ist, das glaubt niemand.
    Und das beweisen auch die aktuellen Meldungen, die uns aus Kabul erreichen.
    Hans-Peter Riese informiert Sie über einen Anschlag in der afghanischen Hauptstadt.
    Heute Morgen wurde die Innenstadt von Kabul von einer gewaltigen Explosion erschüttert, der eine fettartige Rauchentwicklung folgte, die man vom Hotel Interkontinental auf einem Hügel, wo die internationale Presse konzentriert ist, sehr gut beobachten konnte.
    Eine Autobombe war hochgegangen, die in einem kleinen Laster, in einem kleinen Bus versteckt war.
    Und es starben bei diesem Anschlag elf Menschen sofort.
    13 wurden zum Teil schwer verletzt und nach einigen wird noch in den umliegenden Häusern, die von Einsturz bedroht sind, gesucht.
    Dieser Anschlag, der den Mujahedin zugeschrieben wird, beweist, dass die Opposition in Afghanistan kurz vor dem Beginn des sowjetischen Truppenabzuges in die Hauptstadt Afghanistans nach Kabul eingesickert ist.
    Diese Informationen waren hier schon in den letzten Tagen von afghanischer Seite verfügbar gemacht, ohne dass man abschätzen konnte, wie stark schon die Mujahedin in der Stadt verblieben sind.
    Der Oberkommandierende der sowjetischen Truppen in Afghanistan, Generalleutnant Gramov, zeigte heute Morgen auf einer internationalen Pressekonferenz, dass trotzdem die Sowjetunion entschlossen ist, ihre Truppen in dem vorgesehenen Zeitraum zurückzuziehen.
    In den ersten drei Monaten, ab morgen gerechnet, werden 50 Prozent der sowjetischen Soldaten aus Afghanistan abgezogen.
    Bis zum Gipfel zwischen Generalsekretär Gorbatschow und Präsident Reagan Ende Mai, Anfang Juni werden 25 Prozent der sowjetischen Truppen abgezogen sein.
    Heute Nacht beginnt der Abzug aus der südlich von Kabul gelegenen Stadt Jalalabad.
    Soweit Hans-Peter Riese direkt aus Kabul.
    Wie es in Afghanistan weitergehen soll oder könnte, das untersucht im folgenden Armin Wolf.
    Für Shahid Khail, den 40-jährigen Kommandanten der Mujahedin-Gruppe Islamische Allianz zur Befreiung Afghanistans, ist klar, wie es in seiner Heimat weitergehen soll.
    Wir werden das Land übernehmen, wir die Mujahedin, sagt er überzeugt.
    Und Najib, der sogenannte Präsident, wird getötet, die Kommunisten werden ausgerottet.
    Und der Chef der sogenannten Siebener Allianz der afghanischen Widerstandsparteien mit Sitz im benachbarten Pakistan, Gulbuddin Hekmatyar, hat schon vor Monaten angekündigt.
    Nach dem Abzug der Sowjets kommt die Nacht der 30.000 durchgeschnittenen Helse.
    Und erst vorgestern prophezeite Hekmatyar, Staatschef Najibullah werde längstens zwei Monate nach dem Rückzug der Invasoren entmachtet sein.
    Über dieses Ziel sind sich sowohl die kämpfenden Kommandanten im Lande, wie auch die politischen Führer der Mujahedin im Exil einig.
    Najibullah und sein kommunistisches Regime müssen weg.
    Was aber danach kommen soll, darüber sind die Rebellen heillos zerstritten.
    So wollen die fundamentalistischen Gruppen einen islamischen Staat Afghanistan errichten, orientiert am Vorbild von Khomeinis Iran, der diese Fraktionen massiv finanziert.
    Die gemäßigten Mujahedin wiederum fordern eine islamische Republik mit demokratischen Strukturen.
    Wieder andere wollen die Rückkehr zu den ursprünglichen politischen Formen des Staates, den Stammesversammlungen und zur Loya Jirga, der großen Versammlung des gesamten Landes.
    Uneinig ist man sich auch, wer Afghanistan künftig regieren soll.
    Die Siebener Allianz hat vor Wochen einen Exilregierungschef gewählt.
    Ahmed Shah heißt er.
    Bei den fünf Millionen afghanischen Flüchtlingen im Ausland und in Afghanistan selbst ist der 44-jährige grau-bärtige Tiefbauingenieur weitgehend unbekannt.
    Nicht einmal in der Allianz ist er unumstritten.
    Deren Chef Gulbuddin Hekmatyar wiederum möchte wohl selbst gerne die Macht übernehmen.
    Er ist aber wiederum den anderen zu radikal.
    Viele Afghanen wünschen sich einen Mujahedin-Kampfkommandanten zum Staatschef.
    Aber welchen?
    Auf die größte Zustimmung im Lande und unter den Flüchtlingen dürfte wohl der ehemalige König Sahir Shah stoßen, der heute im römischen Exil lebt.
    Fast drei Viertel von 2000 befragten Flüchtlingen sprachen sich kürzlich für die Rückkehr des Ex-Monarchen aus, der sich aber noch ziert und von der Siebener Allianz abgelehnt wird.
    Und in dieser Zerstrittenheit des Widerstandes liegt die Chance des Kabuler Regimes von Najibullah.
    Mit massiven sowjetischen Waffenlieferungen, seiner eigenen Armee von 50.000 Mann und nach Schätzungen bis zu 100.000 Geheimdienstleuten, könnte er den Abzug der Sowjets weit länger überleben, als sich das viele Beobachter bis vor kurzem dachten.
    Sogar amerikanische Experten geben Najibullah bis zu einem Jahr.
    Und das trotz fortdauernder umfangreicher US-Waffenhilfe für die Mujahedin.
    Auch heuer sollen die Rebellen wieder 300 amerikanische Stinger-Raketen bekommen.
    Die Waffenlager der Widerstandskämpfer in Pakistan gehen über.
    Da machen auch Anschläge des afghanischen Geheimdienstes Khad wie kürzlich auf ein Munitionslager der Rebellen in Islamabad kaum was aus.
    Wenn die Situation für die Kommunisten in Kabul aber gar zu haarig wird, könnten sie sich auch in die Stadt Masar-i-Scharif im Norden des Landes zurückziehen, die in den letzten Monaten zu einer Wahnfestung ausgebaut wurde.
    Der Rest des Landes, einschließlich der Hauptstadt Kabul, bliebe den Rebellen überlassen, die schon heute rund 80 Prozent Afghanistans unter Kontrolle haben.
    Aber dass in nächster Zeit die drei Millionen afghanischen Flüchtlinge aus Pakistan und die zwei Millionen aus dem Iran in ihre Heimat zurückkehren, ist unwahrscheinlich.
    Solange gekämpft wird, will niemand zurück.
    Und auch danach wissen die Flüchtlinge nicht, wohin.
    Ihre ehemaligen Dörfer sind zerstört, die Äcker und Felder vermint.
    Aber ein Ende des Dschihad, des heiligen Krieges, ist ohnehin nicht abzusehen.
    In Genf beendeten am Donnerstag die Außenminister Schulz und Schewadnazi ihre letzten Gespräche vor der Reise Präsident Reagans nach Moskau zum Gipfeltreffen mit Parteichef Gorbatschow Ende dieses Monats.
    Die beiden Minister befassten sich nicht nur mit den Themen des Gipfels, sondern auch mit Problemen des beim letzten Gipfel in Washington geschlossenen Vertrags zur Abschaffung aller atomaren Mittelstreckenwaffen.
    Der Senat hatte das Ratifizierungsverfahren am Montag unterbrochen und eine Reihe von Fragen gestellt.
    Wie es nun den Anschein hat, konnten all diese Fragen zur Zufriedenheit der Amerikaner geklärt werden.
    Denn Washington sieht für den Gipfel in Moskau kaum mehr Schwierigkeiten.
    Klaus Emmerich aus der amerikanischen Hauptstadt.
    Dass der Weg nun frei erscheint und den Ost-West-Gipfel und die Monatswende in Moskau abzuhalten, wird von der Region Regen, die sonst eher unter Druck geraten, sichtlich erleichtert aufgenommen.
    Diese Erleichterung gründet sich nicht nur darauf, dass die Gefahr endgültig abgewendet wurde, den Gipfel wegen Meinungsverschiedenheiten bei der Raketenabrüstung platzen zu lassen.
    Vielmehr zeigt die saubere Diplomatenarbeit der beiden Außenminister und ihrer Mitarbeiter, dass nach menschlicher Messen in Moskau der Regierung Regen zumindest nicht ein weiterer Rückschlag ins Haus steht.
    Man möchte in Washington noch nicht zu Recht an einen Erfolg glauben, macht sich aber doch Hoffnungen,
    dass die Nicht-Einigung über den Abbau der Interkontinental-Raketen anderweitig weggemacht werden kann.
    Bei den Interkontinental-Raketen selber, bei den sogenannten Start-Behandlungen, sollen neue, detaillierte Anweisungen von Präsident Reagan und Generalsekretär Gorbatschow immerhin ausgehandelt werden, die vor allem die einzelnen Typen dieser Waffen betreffen.
    Es erweist sich halt als schwieriger denn je, Atomraketen wirklich zu kontrollieren.
    Etwas weiter ist man beim Verbot von Atomtests gekommen.
    Es ist von einer mehrstufigen Übergangsphase die Rede.
    Erste Stufe, weltweites Verbot für oberirdische Atomversuche, an die sich zwar die USA und die Sowjetunion halten, aber nicht andere Staaten wie etwa Frankreich.
    Zweite Stufe, Verringerung der Zahl der Atomtests überhaupt.
    Dritte Stufe, Verbot der Tests.
    Der Übergang von der einen zur anderen Stufe soll in zeitlichem und sachlichem Zusammenhang mit der atomaren Abrüstung gebracht werden.
    Es handelt sich also um ein langfristiges Programm, denn ein totaler Testverzicht soll erst wirksam werden, wenn sämtliche Atomwaffen verschwunden sind.
    Auch bei chemischen Waffen besteht die Hoffnung auf weitgehende Absprachen in Moskau.
    Hier erweist sich die jahrelang umstrittene Kontrollfrage im Vergleich zur Produktion und Lagerung von Atomwaffen jetzt als lösbar.
    Bei Regionalkonflikten bleibt für den Moskauer Gipfel noch viel zu tun.
    Mit Beginn des Abzuges sowjetrussischer Truppen aus Afghanistan stellt sich beiderseits die Frage nach der künftigen Behandlung von Waffenlieferungen nach Afghanistan und in die gesamte Krisenregion.
    Zu dieser Region seht auch der persische Golf, wo die Chancen als nicht gerade besser bezeichnet werden, dass die USA und die Sowjetunion über ein Waffenembargo gegenüber dem Iran handelseinig werden.
    Im Nahen Osten möchte sich zwar keine Seite festlegen, interne Verständigungen im Sinne eines besseren Krisenmanagements der Supermächte werde noch nicht mehr ausgeschlossen.
    Unklar ist die Behandlung von Kuba und Zentralamerika.
    Von solchen Einzelheiten abgesehen ist davon die Rede, dass eine Art Beendigung des Kalten Krieges Chancen hat, in feierlicher Form verkündet zu werden.
    Jahrzehntelanges Misstrauen der beiden Supermächte lässt sich ohne politische Bereinigung wohl tatsächlich nicht erreichen.
    Mit ungewöhnlicher Selbstkritik sind jedenfalls einzelsreiche Kräfte in Washington und in Moskau dabei, Fehlentwicklungen
    auch bei militärischen oder anderen Interventionen rund um die Welt offen anzusprechen und dabei zu geloben, dass sich derlei wie etwa Afghanistan, Angola oder Nicaragua in der bisherigen Form nicht wiederholen soll.
    Ob sich Reagan und Gorbatschow zu einem solchen politischen Bekenntnis durchringen, ist zwar noch offen,
    Aber der Entwurf des Schlusskommunikats, über den die Außenminister Schulz und Schäubert-Nazi in Gems schon gesprochen haben, lässt hoffen, dass an Begründungen des guten Willens auf dem Moskauer Gipfel, dessen Erfolg beide brauchen, kein Mangel ist.
    Klaus Emmerich aus Washington war das, 12.20 Uhr, wir kommen nach Österreich.
    Von der grünen Utopie zur Wirklichkeit, so lautet das Motto unter dem heute und morgen im Barockschloss Rötelstein, einer Jugendherberge, die einstmals der Sommersitz der Äbte von Admont war, der zweite Bundeskongress der österreichischen Grünen stattfindet.
    Es geht dabei nicht nur um inhaltliche Standortbestimmungen, etwa zu den Themenkreisen EG, Soziales, Verkehr oder Müll, sondern es geht auch um parteiinterne Weichenstellungen und Personalentscheidungen.
    Aus Rödlstein meldet sich nun Bettina Reuter.
    Die Atmosphäre kennt man ja schon von grünen Veranstaltungen und sie unterscheidet sich von anderen Parteitagen wohl vor allem durch das buntere Bild.
    Strickende Delegierte, Kinder in jedem Alter und auch ein Hund läuft ungehindert durch die Reihen.
    Auch der Wegweiser fehlt nicht, der die Entfernung zu Orten wie Tschernobyl oder Wackersdorf angibt.
    In dem hohen und heiligen Arkadensaal hält dann Frieder Meisner-Blau, Klubobfrau der Grünen im Parlament, das erste Referat.
    Kritik an den anderen Parteien ist da zu hören, Schwierigkeiten und Erfolge werden angerissen, schließlich eingebunden in die Kritik an unserem politischen und gesellschaftlichen System, aber auch Kritik an den eigenen Leuten.
    Auch unter den Grünen wissen wir, dass es nicht wenige gibt, für die das Wort Systemveränderung ein Schreckgespenst darstellt.
    Andere wiederum glauben, man könnte Maschinen und Großkonzerne zum Lächeln bringen, nur indem man die Besitzverhältnisse ändert.
    Ein radikales ökosoziales Konzept, meine Freundinnen und Freunde, geht weit über beides hinweg.
    Ein Punkt etwa ist dazu die Entwicklungshilfe.
    Nach Fredermeißner-Blau ergreift dann Kaspar Nazi-Simmer das Wort, vor Arlberger grüner Landtagsabgeordneter und zuletzt durch Spekulationen in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt, wonach er einen Beitritt zur ÖVP erwägt, was Simmer hier bestreitet.
    Dennoch spart er nicht mit Angriffen auf die eigene Bewegung.
    Sie sei ihm zu eng geworden, zu dogmatisch und auch zu gehässig.
    Der Hinauswurf von Josef Buchners VGÖ ist für Simmer ein greifbarer Akt der Deliberalisierung.
    Der Geruch, der von dieser sogenannten grünen Alternative in den vergangenen zwei Jahren in diesem Land verbreitet wurde, war kein sonderlich guter.
    Die Krise ist, und das scheint mir ein Hoffnungszeichen, aber auch in dieser Partei bewusst geworden.
    Und wir müssen uns, so wie das viele Bürger in dem Land tun, sehr ernsthaft die Frage stellen, wie weit unser politisches Tun eine Hilfe für die notwendigen, uns notwendig erscheinenden Veränderungen ist,
    und wie weit wir es behindern.
    Und auch zur Strukturdiskussion der Grünen nimmt Kaspar Nazis immer Stellung.
    Wir wollen Demokratie, sagt er, und wir wollen, dass die Bürger über ihre politischen Anliegen selbst entscheiden.
    Was ich mir wünschen würde, ist eine organisatorische Hilfe dazu, aber nicht eine Partei, eine Partei, die Entscheidungen für die Bürger trifft.
    Und dann meint Simmer in Anspielung auf die Führungsdiskussion, dass es ihm wehtue, wie hier mit Personen umgegangen wird, die eigentlich Leiter des grünen Koors sein sollten.
    Und für sie fordert er mehr Freiheit und dass sie nicht an Parteistatuten gebunden werden sollen.
    Applaus für Simmer von den Delegierten, aber auch Buhrufe und ein gewisser Stolz, dass hier auch offen Kritik geübt werden darf.
    Die Wahl des Parteivorstandes, der Geschäftsführer und die neuen Parteistatuten stehen erst morgen auf dem Programm.
    Dass Johannes Fockenhuber aber einer der beiden Geschäftsführer werden wird, dafür spricht die Stimmung in Rödlstein schon heute.
    So viel vorerst und damit zurück ans Studio.
    Weitere Berichte hören Sie nicht nur in den Nachrichten, sondern auch morgen im Sonntagsschonal ab 17 Uhr in den Programmen Österreich 1 und Ö3.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 24 Minuten, sechs Minuten vor halb eins.
    Wir kommen zu unserer Samstagsserie.
    Das ist heute SPÖ-Zentralsekretär Heinrich Keller.
    Keller, vor zwei Jahren von Sinowaz ins Zentralsekretariat der SPÖ geholt, war ja kurz vor dem SPÖ-Parteitag ins Gerede gekommen.
    Gerüchte wollten von einer Ablöse beider SPÖ-Zentralsekretäre wissen.
    Erst am Parteitag selbst lüftete der neue SPÖ-Vorsitzende Franz Wranitzki das Geheimnis.
    Keller bleibt Zentralsekretär und Peter Schieder wird durch den Wiener Planungsstadtrat Günther Sallerberger abgelöst.
    Formell sind beide Zentralsekretäre gleichrangig.
    Voraussichtlich bleibt es auch bei der bisherigen Aufgabenteilung.
    Keller für Medien, Bildung und Kultur und Sallerberger übernimmt von Schieder den Bereich Organisation.
    Mit der Entscheidung Wranitzkis bleibt der österreichischen Innenpolitik ein Mann erhalten, der mit unkonventionellen Wortmeldungen oft auch in seiner eigenen Partei für Aufregung gesorgt hat.
    So etwa als Keller Graz aufforderte, sich von Proksch zu distanzieren oder als er die SPÖ NÖ mahnte, mit Haiders FPÖ nicht zu flirten.
    Mit dem SPÖ-Politiker sprach Ulrich Brunner.
    Herr Dr. Keller, Sie waren vor dem Parteitag der SPÖ nach eigenen Worten in einer unangenehmen Situation, weil Sie nicht wussten, ob Sie nach diesem Parteitag noch Zentralsekretär der SPÖ sein werden.
    Nun sind Sie es doch.
    Sind Sie zufrieden?
    Nicht eine Frage der persönlichen Zufriedenheit, sondern es ist aus meiner Sicht gesehen so, dass als ich die Funktion des Zentralsekretärs über Vorschlag des damaligen Parteivorsitzenden Dr. Fred Sinowatz angenommen habe, habe ich mir so höchst persönlich vorgenommen, diese Funktion etwa für einen Zeitraum von fünf Jahren auszuüben.
    Nunmehr übe ich die Funktion ca.
    2 Jahre aus, d.h.
    der Zeitraum wäre mir höchstwahrscheinlich etwas zu kurz noch gewesen, nach meinen eigenen Vorstellungen.
    Die Situation war deswegen unangenehm, weil eine öffentliche Diskussion entstanden ist über die Frage, ob man eine Funktion weiter ausübt oder nicht weiter ausübt.
    Und im Zusammenhang mit einer derartigen öffentlichen Diskussion entsteht sehr leicht auch die Frage einer Bewertung.
    Nämlich, wenn man für eine Funktion nicht mehr vorgesehen ist, einer Negativbewertung.
    Und insofern war die in die Öffentlichkeit getragene Funktion nicht angenehm.
    Allerdings, die Diskussion hat einen Zeitraum umfasst, von dem ich also sagen möchte, derartige unangenehme Situationen müssen gemeistert werden.
    Es entsteht dann sehr leicht der Eindruck, man ist nur Zweite Wahl.
    Haben Sie das Gefühl, dass jetzt die Entscheidung so gefallen ist, dass Sie weiterhin von sich sagen können, ich bin nicht Zweite Wahl?
    Davon kann ich aufgrund meines Wissensstandes ausgehen, dass von einer zweiten Wahl nicht die Rede ist.
    Aber ich habe also vorhin schon gemeint, wenn eine öffentliche Diskussion entsteht, dann hat die die Gefahr der Abwertung in sich.
    und ich teile daher ihre Einschätzung, dass sehr leicht auch der Eindruck einer zweiten Wahl entstehen kann.
    Dieser Eindruck stimmt aber nicht und zwar deswegen nicht, weil aufgrund der getroffenen Entscheidung, nämlich in das Zentralsekretariat den Wiener Stadtrat Günther Salaberger zu berufen, wohl klar ist, dass damit nicht meine bisherige Funktion in irgendeiner Weise umbesetzt oder anders besetzt werden soll.
    sondern dass für jenen Aufgabenbereich, für den bisher der Zentralsekretär Peter Schieder zuständig gewesen ist, ein neuer Mann eintreten soll, mit dem ich sicherlich hervorragend zusammenarbeiten kann.
    Es steht ja noch nicht fest, wie die Kompetenzen aufgeteilt werden.
    Ich nehme an, Sie behalten die Öffentlichkeitsarbeit.
    Nun ist es so, dass der, der die Öffentlichkeitsarbeit macht, der, der in der Öffentlichkeit präsent ist, natürlich sehr schnell das Etikett erster Zentralsekretär bekommt.
    Glauben Sie, dass Salaberger damit wird leben können, wenn er hinten im Stillen wirkt, die Knochenarbeit macht und Sie vorne im Fernsehen, im Radio, in den Zeitungen präsent sind?
    Die Aufgabenteilung im Zentralsekretariat, wie ich sie zusammen mit Peter Schieder hatte,
    hat sich, was diese Funktionsabgrenzung betrifft, durchaus bewährt.
    Nämlich, dass ein Zentralsekretär für die Medien, für die Bildung und für die Kultur zuständig ist und der andere Zentralsekretär im Wesentlichen für die Organisation.
    Zur Organisation gehört nach dem Internen des Zentralsekretariats auch das Personal und die Finanzen.
    Wenn man daher von der internen Machtkonstellation ausgehen will, dann ist die Aufgabenstellung des Organisations-, Finanz- und Personalreferenten zweifellos eigentlich die größere.
    und ich würde eine Bezeichnung als erster oder zweiter Zentralsekretär vollkommen ablehnen.
    Hier muss es eine Zusammenarbeit geben, zwar mit einer Funktionsabgrenzung, aber nicht mit einer Funktionsabgrenzung im Sinne von Zementmauern zwischen den beiden, sondern es hat zwischen den beiden überhaupt keine Mauer zu stehen, sondern sie haben im Zentralsekretariat die Politik des Vorsitzenden umzusetzen.
    Herr Dr. Keller, ich werde Sie jetzt nicht fragen um eine Bewertung der Rede Franitzkis vom Parteitag.
    Ich nehme an, Sie sind zufrieden.
    Ich möchte aber nur einen Punkt herausgreifen, der doch Überraschung ausgelöst hat.
    Der neue Parteivorsitzende hat den Begriff Arbeit gewissermaßen neu definiert und die Arbeit nicht nur im Sinn eines Arbeitnehmers verstanden wissen wollen, sondern ausgedehnt auf jeden, der etwas unternehmen will, der in diesem Sinn unternehmerisch tätig ist.
    Heißt das, dass die SPÖ jetzt auch die
    Partei der Unternehmer sein will.
    Was heißt das?
    Ich halte das für eine sehr wichtige Aussage.
    Und zwar ist es durchaus in der Tradition der Sozialdemokratie hier den Wert der Arbeit zu betonen und zwar den Wert der Arbeit im Gegensatz zum Arbeitsloseneinkommen etwa aus Kapitalbesitz.
    Und nun haben wir aber sicherlich in gewisser Weise die Tradition, diesen Begriff der Arbeit zu verengen auf einen Klassenbegriff, nämlich auf die Klasse der Arbeiter, später erweitert auf die Klasse der Angestellten, später erweitert auf die Klasse der Dienstnehmer oder zusammengefasst, wie das in der linken Terminologie so schön heißt, jene der Lohnabhängigen.
    Und wir müssen aber in der heutigen Zeit erkennen, dass wir mit dieser Begriffsenge einfach nicht mehr unsere wirklichen Anliegen vertreten können.
    Nämlich unsere Anliegen überall für die Schwachen einzutreten.
    Und diese Schwachen finden sie eben nicht nur bei den Dienstnehmern oder Arbeitnehmern, sie finden diese Schwachen auch bei den Selbständigen und sie finden diese Schwachen etwa auch insbesondere bei den Bauern.
    Daher ist es absolut gut sozialdemokratisch, den Begriff der Arbeit in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu rücken und nicht den Begriff dahingehend einzuängern, in welchem persönlichen Status diese Arbeit, sei es nun körperliche Arbeit oder geistige Arbeit, verrichtet wird.
    Nach Ihrer Definition ist aber dann die SPÖ keine Arbeitnehmerpartei mehr, sondern eine Volkspartei.
    Die SPÖ ist eine sozialdemokratische Partei, sie ist nach dem herkömmlichen Schema sicher noch eine Linkspartei, eine Partei der linken Mitte, aber nicht eine Partei der Dienstnehmer.
    Wenn Sie so wollen, mag das auch bedeuten, dass die SPÖ für sich in Anspruch nimmt,
    aufgrund der eigenen Geschichte sich zur linken Volkspartei gewandelt zu haben.
    Man kann in einer hundertjährigen Geschichte und in einer hundertjährigen Anstrengung nicht ständig den Lebensstandard, das Bildungsniveau, die Selbstständigkeit des Menschen verbessern
    um dann jene, die diesen Aufstieg geschaffen haben, von der eigenen Bewegung auszuschließen.
    Das hieße, sich selbst abzuschaffen und hieße, jenen Recht zu geben, die da meinen, die Sozialdemokratie habe eine einmal festgeschriebene, sehr eng begrenzte Aufgabe und wenn sie diese Aufgabe erfüllt hat, habe sie abzutreten.
    Gerade weil wir das nicht wollen und gerade weil wir
    an der Wende unserer 100-Jahr-Feier den Blick in die Zukunft richten müssen, den Blick in die nächsten 100 Jahre, müssen wir hier nicht nur Bedacht nehmen auf die alte Gegnerschaft, sondern müssen Bedacht nehmen auf neue Probleme, die entstanden sind, möglicherweise auch solche Probleme, die wir uns selbst geschaffen haben.
    Herr Dr. Keller, noch eine Frage zur Parteiarbeit.
    Die Nationalratsabgeordnete Ederer hat vor kurzem gesagt, ich verspüre schon lange keine richtige Lust mehr, wenn ich zu Parteiveranstaltungen gehe.
    Offensichtlich ist das ein Gefühl, das auch viele andere Mitglieder der SPÖ haben.
    Was fällt Ihnen denn ein, um das zu ändern?
    Was wir brauchen ist eine Abkehr von Bürokratie auf jeder Ebene der Gesellschaft.
    Das gilt auch für die eigene Partei.
    Wir haben uns hier
    zu lange nicht getrennt von liebgewordenen, überkommenen Formen, nämlich überkommenen Formen der Parteiarbeit, die nicht mehr insbesondere die Jugend ansprechen und insbesondere fehlt uns dabei eines.
    eine gewisse Sinnlichkeit in der Politik.
    Wobei ich darunter verstehe, dass es für eine Partei auch unglaublich wichtig ist, dass man sich nicht nur technokratisch und intellektuell mit ihr verbunden fühlt, sondern auch emotionelle Bindungen zu einer derartigen politischen Bewegung entwickelt.
    Und derartige emotionelle Bindungen, die sind uns jetzt abhanden gekommen und die muss man neu beginnen.
    Ja, aber wie?
    Ja, bei diesem Punkt möchte ich gleich etwas Zweites sagen.
    Was uns in den letzten Jahren abgegangen ist und was unsere Partei etwas verloren hat, ist die Kampagnenfähigkeit.
    Das heißt, für ein bestimmtes wichtiges Thema, das für die Partei wichtig ist, für ihre Mitglieder wichtig ist, für ihre Wähler wichtig ist, auch kämpferisch einzutreten und diesbezüglich eine Bewegung zu initiieren.
    Denken Sie beispielsweise an die Diskussion um die Frage der Strafbarkeit des Schwangerschaftsabbruchs.
    Auch diese Frage war eine Frage der Partei, nicht des ohne dies zuständigen Justizministers, nicht der ohne dies zuständigen Alleinregierung damals.
    In dieser Phase der Auseinandersetzung, in einer kontroversiellen gesellschaftspolitischen Frage war es aber wichtig,
    eine Parteibewegung zu führen, eine Parteibewegung, wo von der Gesamtpartei sehr stark, von den Frauen, von der Frauenbewegung diese Frage zum eigenen Anliegen gemacht wurde und dieses eigene Anliegen im öffentlichen Bewusstsein durchgesetzt wurde.
    Und der Beschluss im Nationalrat, der war dann erst der Endpunkt dieser Entwicklung.
    Das heißt, wir müssen wieder dazu kommen, dass nicht am Beginn der Regierungsbeschluss steht oder am Beginn der Parlamentsbeschluss steht und dann muss man sehr mühsam in der Öffentlichkeit und in der Partei ergehen, was mit diesem Regierungs- oder Parlamentsbeschluss gemeint ist, sondern am Anfang muss stehen die Idee,
    Das Werben um die Idee, das Engagement für diese Idee und der Regierungsbeschluss und der Parlamentsbeschluss hat den Schlusspunkt, dieser Entwickler zu sein.
    Das beantwortet noch nicht die Frage, wie wird der Sektionsabend spannender, lustvoller?
    Der Sektionsabend, ich weiß nicht, ob das beim Sektionsabend bleiben muss, sondern was wir brauchen ist zunächst ohne Preisgabe der gewohnten Struktur, weil die Preisgabe der gewohnten Struktur würde ja so manchen unserer treuesten Parteifreunde etwas liebgewonnenes wegnehmen.
    andere Formen von Veranstaltungen zu entwickeln, die außerhalb oder neben der Sektionsstruktur existieren, wo einerseits politische Fragen frei und offen und kontroversiell auch mit außerhalb der Partei stehenden Personen diskutiert und erarbeitet werden und wo gleichzeitig auch Feste gefeiert werden.
    Es muss eine Partei auch in der Lage sein, Feste zu feiern.
    Und das meine ich im Sinne von mehr Sinnlichkeit in der Politik.
    Es gibt in der SPÖ auch einige Rituale, die, so hat eine Umfrage ergeben, die die SPÖ selber in Auftrag gegeben hat, die einen Teil der Parteimitglieder abstoßen.
    Bei dieser Umfrage kam heraus, dass etwa 50 Prozent das Wort Genosse als Anrede eigentlich nicht mehr mögen.
    Und dass bei den jungen Parteimitgliedern die Abneigung gegen diese Form noch sehr viel stärker ist.
    Ähnliches gilt, wenn auch abgeschwächt, für den Maiaufmarsch und den Gruß Freundschaft.
    Jeder Vierte mag das auch nicht sehr.
    Schwingen da nicht geheiligte Traditionen der SPÖ gewissermaßen den Bach hinunter.
    Es sind jetzt zwei Begriffe gleichwertig verwendet, die man nicht gleichwertig verwenden kann.
    Nämlich den Begriff Rituale und Traditionen.
    Das ist etwas ganz anderes.
    Traditionen muss man wahren.
    Eine große politische Bewegung, eine Partei im historischen Sinne, wie Bruno Kreisky die SPÖ genannt hat, kann auf Traditionen und darf auf Traditionen nicht verzichten.
    Sie würde sich ihrer Wurzeln berauben.
    Nichts mit diesen Traditionen haben aber Rituale zu tun.
    Ist das Wort Genosse nicht ein Ritual?
    Das Wort Genosse ist von einer Tradition zu einem Ritual geworden, wobei das Unangenehme nur dann ist, wenn Zwang ausgeübt wird oder Zwang verspürt wird, sich dieser Form der Anrede zu bedienen.
    Das heißt, wir müssen diesbezüglich im Umgang auch offener miteinander werden.
    Und wir müssen es durchaus bejahen, wenn der Gruß Freundschaft verwendet wird, aber es darf nicht als diskriminierend empfunden werden.
    Und jeder weiß, dass das zum Teil im innerparteilichen Leben so ist, wenn jemand sich dieser Anrede und sich dieses Grußes nicht bedient.
    Es ist also jemand ein genauso guter Sozialist, wenn er grüß Gott sagt.
    Und es darf sozusagen an dieser Oberfläche nicht der gute Sozialist vom schlechten Sozialisten getrennt werden.
    Und das ist in Wirklichkeit das Problem.
    Schauen Sie, diese Umfrage, die wir gemacht haben, hat ja gleichzeitig ans Tageslicht gefördert, dass beispielsweise in der Partei, insbesondere von den Jungen, das Do-What sehr geschätzt wird.
    und als etwas sehr Positives empfunden wird und dass das Symbol der Nelke als ein sehr positives Symbol besetzt ist.
    Das heißt, diese traditionellen Formen sind durchaus wichtig.
    Man muss sich dieser Formen zwanglos bedienen können.
    Es muss absolut als positiv gelten, wenn jemand mit Freundschaft grüßt oder mit Freundschaft begrüßt wird,
    Es darf aber nicht als negativ gelten, wenn sich jemand dieses Grußes nicht bedient.
    Und damit ist die Zwanghaftigkeit dieser Situation vollkommen weg.
    Man bedient sich der alten traditionellen Formen neben anderen Formen.
    Und damit bekommen die traditionellen Formen in Wirklichkeit auf der Basis der Freiwilligkeit und des eigenen Engagements einen viel höheren Stellenwert, als sie möglicherweise derzeit haben.
    Ich danke für das Gespräch.
    Im Journal zu Gast war heute der SPÖ-Zentralsekretär Heinrich Keller.
    Mit ihm sprach Ulrich Brunner.
    12.43 Uhr, in zwei Minuten wird es dreiviertel eins.
    Rund 150 Menschen sind in Österreich bisher akut an der Immunschwäche Krankheit AIDS erkrankt.
    Knapp zwei Drittel von ihnen sind bereits verstorben.
    In Österreich ist AIDS nach wie vor hauptsächlich unter Homosexuellen und Drogenabhängigen verbreitet.
    Freilich ist niemand vor Ansteckung gefeit.
    Der einzige einigermaßen wirksame Schutz dagegen bisher, die Verwendung von Kondomen.
    Oder, und auch das wird von vielen gefordert, die Einschränkung sexueller Freizügigkeit.
    Doch gerade das wird von anderen wieder heftig abgelehnt.
    Melitta Walter etwa, deutsche Sexualwissenschaftlerin und Mitautorin eines Buches mit dem Titel Ach wär's doch nur ein böser Traum, Frauen und Aids, sie trat bei einem Vortrag in Salzburg statt für Beschränkung für das Brechen alter Tabus ein.
    Elfriede Geiblinger vom Landesstudio Salzburg informiert sie.
    Die sexuelle Revolution, eine wesentliche Forderung der 68er-Generation, hat nach Meinung der deutschen Sexualpädagogin Melitta Walter, die von 1983 bis 1986 Präsidentin der deutschen Sexualberatung und Familienplanung war, nie stattgefunden.
    Für die meisten gelten nach wie vor die gleichen Tabus.
    Und das macht sich besonders bemerkbar, wenn es darum geht, eine offene Debatte über Aids zu führen.
    Erst wenn wir in der Lage sind zu sagen, es ist mir egal, was das ist, was andere Leute mögen, sondern ich mag das und ich werde darüber reden und ich werde mich darum kümmern, jemanden zu finden, der mich so akzeptiert, wie ich bin, erst dann glaube ich, würde sexuelle
    Befreiung stattfinden.
    Und auch dann, so meine ich, wäre Aids nicht so bedrohlich.
    Denn dann könnten wir zum Beispiel über Kondombenutzung ganz anders reden.
    Wir müssten uns nicht mehr verstecken.
    Aids und Sexualität ist ein Thema, das nicht nur die Randgruppen, sondern das alle gleichermaßen angeht.
    Nach wie vor ist die Wissenschaft weit davon entfernt, ein Heilmittel gegen Aids anbieten zu können oder ein Mittel, das eine Immunisierung bewirken könnte.
    Die Verwendung von Kondomen ist nach wie vor die wesentlichste Empfehlung, die die AIDS-Beratung zu bieten hat.
    Kondome sind nicht das Gelbe vom Ei.
    Es ist eine Lösungsmöglichkeit, keine hundertprozentige, aber die einzige, die wir haben bei fremden sexuellen Kontakten.
    Das Dilemma bei den Kondomen ist, dass Männer sie benutzen müssen.
    was mich sehr an den Kampagnen in der Vergangenheit ärgert, dass wieder Frauen sich hinstellen und sagen, ich liebe mit.
    Mein Wunsch ist und meine Forderung an Politiker ist, dass die sich hinstellen mit dem Kondom und sagen, in Zukunft benutze ich Kondome.
    Dass Fußballer sich hinstellen, also was wir so an Klischees haben von Männerbildern, dass da prominente Männer sich finden, die sagen,
    Natürlich ist es nicht hundertprozentig.
    Natürlich finde ich schöner ohne.
    Aber ich übernehme die Verantwortung.
    Ich muss sie benutzen und ich bin bereit.
    Die Politiker reden ja dauernd über Sexualität.
    Soll mir doch keiner erzählen, dass er nicht über Sexualität redet.
    Sei es Aids-Kampagnen.
    sei es Vergewaltigung, es gibt viele Bereiche und die Männer sind immer sehr schnell in der Politik.
    Und es würde einem Mann gut anstehen als Politiker, sich als sexuell aktives Wesen zu zeigen.
    Denn wir gehen ja wohl alle davon aus, dass ein Großteil der Politiker Sexualität leben.
    Und warum sollen sie es nicht zeigen?
    Denn mit diesem Vorzeichen würde es sie ja nur ehren.
    Also, ich denke immer, sie sollten sich trauen, etwas mutiger zu sein.
    Es würde ihnen eher Wählerinnenstimmen bringen, als wenn sie immer argumentieren, die Frauen sollen die Verantwortung übernehmen.
    Aber offensichtlich haben es die Politiker noch nicht verstanden.
    Das meint die deutsche Sexualwissenschaftlerin Melithe Walter.
    Morgen Sonntag kommt der griechische Komponist Mikis Theodorakis ins ehemalige Konzentrationslager Mauthausen.
    Er wird bei der alljährlich stattfindenden Befreiungsfeier seine Mauthausen-Kantate aufführen mit Gisela Mai, Maria Farnute und einem hundertköpfigen Chor aus der DDR.
    Mikis Theodorakis wird bei dieser Gelegenheit Kanzler Wranitzki in Mauthausen auch eine schriftliche Botschaft von Ministerpräsident Papandreou überreichen, in der Papandreou um Hilfe und Unterstützung für die griechisch-türkische Annäherung bittet.
    Isabel Moore hat dazu den folgenden Beitrag gestaltet.
    In der 1966 entstandenen Kantate beschreibt Diodorakis die Gräueltaten im Konzentrationslager Mauthausen, aber auch die Menschlichkeit und Liebe der Häftlinge, der Menschen zueinander.
    Morgen, am Tag der Befreiung, wird er die Kantate erstmals an ihrem eigentlichen Handlungsort im Konzentrationslager Mauthausen aufführen.
    Für Teodorakis wird das ein großer Augenblick sein.
    Es ist ein Augenblick, auf den ich schon lange gewartet habe.
    Es ist für mich eine Art Bestätigung, nicht in künstlerischer Hinsicht, aber in menschlicher.
    Es ist kein Konzert, sondern eine Messe.
    Es ist eine Messe für die Freiheit, für die Brüderlichkeit.
    Es ist ein Aufschrei gegen die Gewalt, ein Aufschrei gegen den Krieg und auch eine Hymne für die Menschlichkeit, für den Glauben an die Menschheit.
    Ein Buch von Jakovos Kampanelis, ein griechischer Autor, der die Schrecken von Mauthausen überlebt hat, war die Grundlage für die Kantate, einem Zyklus aus insgesamt vier Liedern.
    Campanellis Buch hatte ihn dermaßen berührt, dass er die Kantate in einer Stunde zu Papier gebracht hat.
    Das zweite Lied mit dem Titel Antonis wurde auch für die Filmmusik für Z verwendet und wurde zum Kampflied für revolutionäre Bewegungen auf der ganzen Welt.
    So hatten an die 100.000 Menschen bei einer Demonstration in Istanbul dieses Lied gesungen, als auf die Demonstranten geschossen wurde und über 70 Menschen ums Leben kamen.
    Auch Theodorakis hat während der Militärdiktatur und während des Bürgerkriegs einen Teil seines Lebens in Konzentrationslagern, in griechischen Konzentrationslagern und Gefängnissen verbringen müssen.
    hat die Mauthausen-Kantate also auch autobiografische Elemente.
    Natürlich beschreibt die Mauthausen-Kantate einen Einzelfall in Deutschland, aber für Schmerz gibt es keine Grenzen.
    Wenn Menschen leiden, sind sie Brüder.
    Wenn ich also solche Werke komponiere, dann erzähle ich auch meine eigene Geschichte.
    Seine Musik versteht Theodorakis als Waffe für den Frieden.
    Seit einiger Zeit führt Theodorakis einen privaten Feldzug gegen die griechisch-türkischen Konflikte.
    Er gab Konzerte in der Türkei und aufgrund seiner Initiative wurden griechisch-türkische Freundschaftskommittees gegründet.
    Zuletzt kam es auch zu einer Annäherung mit der griechischen Regierung, die anfangs die Aktionen von Theodorakis nicht begrüßt hat.
    Theodorakis wird dem Bundeskanzler Dr. Franz Fronitzki eine Botschaft des griechischen Ministerpräsidenten überreichen, in dem Papandreou über die griechisch-türkischen Freundschaftsansätze informieren
    und um eine Unterstützung in dieser Hinsicht bitten wird.
    Hindernisse für einen Frieden gibt es, so Teodorakis, noch genug.
    Der Krisenherd Zypern, die verhältnismäßig starke Aufrüstung.
    Griechenland steht an erster Stelle, was die Aufrüstung betrifft.
    Während beispielsweise Frankreich 3% des Bruttonationalprodukts für Rüstung ausgibt, verwendet Griechenland 7,1% dafür.
    Ein Bericht von Isabel Moore.
    Der amerikanische Jazz-Trompeter Chad Baker ist in der Nacht zum Freitag im Alter von 60 Jahren in Amsterdam gestorben.
    Nach Angaben der Polizei ist Baker aus dem Fenster seines Hotelzimmers im zweiten Stock gestürzt.
    Die Todesursache war zunächst unbekannt, die Polizei schloss jedoch Selbstmord nicht aus.
    Baker befand sich zur Zeit auf einer Europa-Tournee, in deren Rahmen er in mehreren Städten der Niederlande auftreten wollte.
    Volkmar Parshalk erinnert im folgenden Beitrag an Chad Baker.
    Chad Baker, der eigentlich Chesney Baker hieß, wurde 1929 in Yale im Bundesstaat Oklahoma geboren.
    Früh übersiedelte er mit seiner Familie an die Westküste, begann mit Auftritten in Jazzclubs und hatte vor allem Charlie Park als Vorbild und Lehrer.
    Mit 23 wurde er Mitglied im Quartett des Jazzsaxophonisten Gary Mulligan.
    Zehn Jahre lang arbeitete er mit den besten Musikern der Westküste zusammen, mit Mulligan, Chico Hamilton, Art Pepper und Lee Connitz.
    Er galt als einer der wenigen erfolgreichen, im Schatten von Miles Davis aufgewachsenen, weißen Jazzmusiker.
    Er wurde angebetet und zum Staridol erhoben und wegen seines guten Aussehens mit James Dean verglichen.
    Bis Anfang der 60er Jahre sein langsamer Abstieg einsetzte.
    Nicht seine Musik, Exzesse machten Furore.
    Drogen, Alkohol und Schlägereien brachten ihn mit den Gesetzen in Konflikt.
    Er spielte in Europa und Japan vor allem,
    Bis ihm 1974 in New York ein sensationelles Comeback gelang.
    Sein Stil, schrieb man damals, zeigt kontinuierliche Reife.
    Von der Trompete wechselte er häufig zum Flügelhorn und wurde gerühmt wegen seiner exzellenten Phrasierung und seiner lyrischen Intermezzi, die zum Beispiel seine Auftritte im Orchester Bad Schenk kennzeichneten.
    Auch dem hohen 50er, durch Exzesse und Misserfolge zwar müd geworden, gelang es immer wieder, seine Anhänger in Amerika, Japan und Europa mitzureißen und beim Publikum starke Emotionen freizulegen.
    Sein rätselhafter Tod in den Niederlanden hat es verhindert, dass auch wir diesem aus der Jazzgeschichte nicht wegzudenkenden Musiker wieder begegnen können.
    Hören Sie ihn noch in einer Improvisation zusammen mit Katharina Valente, I'll Remember April.
    ... Musik ...
    I was content, you loved me once in April Your lips were warm and love and scream were new But I'm not afraid of her truth and her sorrows
    I'll remember April and I'll smile I'll remember April and I'll smile
    Katharina Valente in einer Improvisation mit Chad Baker.
    Diesen Beitrag gestaltete Volkmar Parschalk.
    Und wir kommen jetzt vier Minuten vor 13 Uhr nochmals zu einer Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse Stefan Bocconi liest.
    Österreich.
    SPÖ-Zentralsekretär Heinrich Keller hat zur Diskussion um seine Wiederbestellung eingeräumt.
    Die Debatten vor dem außerordentlichen SPÖ-Parteitag seien ihm unangenehm gewesen.
    Er sei jedoch entgegen der Meinung mancher nicht zweite Wahl als Zentralsekretär ergänzte Keller.
    Zur Entwicklung der SPÖ meinte er, die Partei sei zu einer linken Volkspartei geworden und müsse nun wieder lernen, als Bewegung für bestimmte Themen kämpferisch einzutreten.
    Die Neudefinition des Begriffes Arbeit durch den neuen Parteivorsitzenden sei eine wichtige Grundlage für das Hauptanliegen der SPÖ, nämlich überall die Schwachen zu vertreten.
    Auf Schloss Rüttelstein bei Atmond in der Steiermark hat der Zweite Bundeskongress der Grünen begonnen.
    Er steht unter dem Motto »Von der Utopie zur Wirklichkeit«.
    Die grüne Klubchefin Frieda Meisner-Blau sagte, seit Bestehen dieser jungen Partei habe es einiges zu überstehen gegeben.
    Man habe Kratzer und Schrammen abbekommen.
    Die Grünen hätten auch Fehler gemacht und seien von den politischen Gegnern hoffnungsfroh immer wieder totgesagt worden, setzte Meisner-Blau fort.
    Die Grünen hätten aus diesen Fehlern gelernt und seien nun dabei, so die Klubchefin wörtlich, die politischen Kinderschuhe abzulegen.
    Die Umweltpolitik habe nach wie vor erste Priorität für die Grünen.
    Sie müsse aber auch alle anderen politischen Bereiche mitbestimmen, von der Wirtschaftspolitik bis zur Sozialpolitik.
    Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit sind nach Ansicht von Finanzminister Latziner Formen geistiger Immunschwäche.
    Im Hinblick auf Antisemitismus habe sich in Österreich noch immer zu wenig verändert.
    Heute beginne die Schuld dort, wo man sich nicht kritisch und selbstkritisch mit Vergangenheit und Gegenwart auseinandersetze, meinte Latziner bei einer Gedenkveranstaltung in Oberösterreich.
    Frankreich.
    Über mögliche Parlamentsneuwahlen wird möglicherweise heute eine Entscheidung fallen.
    Die neue Regierung des Sozialisten Michel Rocard hat in der Nationalversammlung keine Mehrheit, zumal ihr nur zwei Minister aus dem bürgerlichen Lager angehören.
    Rocard hat erklärt, vorgezogene Wahlen würden die Regierungsarbeit ermöglichen, ohne in Rückstand zu geraten.
    Die Entscheidung liegt nun bei Staatspräsident Mitterrand.
    Afghanistan.
    Bei einem Bombenanschlag in Kabul sind heute früh mehr als zehn Menschen ums Leben gekommen.
    Der Sprengkörper war in einem Lastwagen versteckt und explodierte in einer Wohngegend.
    In der Nähe des Tatortes sollten morgen die ersten sowjetischen Truppen feierlich verabschiedet werden, die Afghanistan nach dem Genfer Abkommen verlassen.
    Nahe Osten.
    Die israelische Armee hat die Blockade des besetzten Gaza-Streifens wieder aufgehoben.
    Mit einem Reiseverbot wollten die Behörden die Palästinenser dieser Region daran hindern, an Feiern zum Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan in Jerusalem teilzunehmen.
    In der Umgebung der Al-Aqsa-Moschee von Jerusalem ist es gestern zu schweren Zwischenfällen gekommen.
    Das waren die Meldungen.
    Jetzt noch ein Blick auf die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Aufgelockert bis stark bewölkt, örtlich Regen oder Gewitter.
    Nachmittagstemperaturen 16 bis 24 Grad.
    Damit sind wir fast am Ende des heutigen Mittagsjournals.
    Die nächste Journalausgabe gibt es morgen Sonntag um 17 Uhr.
    Bis dahin verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1988.05.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1988.05.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bericht aus Kabul
    Mitwirkende: Riese, Hans Peter [Gestaltung]
    Datum: 1988.05.14 [Sendedatum]
    Ort: Kabul [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vor dem sowjetischen Truppenabzug in Afghanistan
    Mitwirkende: Wolf, Armin [Gestaltung]
    Datum: 1988.05.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Einzelheiten über Treffen Shultz - Schewardnadse
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1988.05.14 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C. [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bundeskongreß der Grünen in der Schloßherberge Röthelstein
    Einblendung: Klubobfrau Meissner-Blau, Vorarlberger Landtagsabgeordneter Simma
    Mitwirkende: Roither, Bettina [Gestaltung] , Meissner-Blau, Freda [Interviewte/r] , Simma, Kaspanaze [Interviewte/r]
    Datum: 1988.05.14 [Sendedatum]
    Ort: Schloß Röthelstein [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: SPÖ-Zentralsekretär Keller
    Interview: SP-Zentralsekretär Keller
    Mitwirkende: Brunner, Ulrich [Gestaltung] , Keller, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1988.05.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musik: "Chiropodie No. 1"
    Datum: 1988.05.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Aids - Vortrag Sexualpädagogin Melitta Walter
    Einblendung: Sexualpädagogin Walter
    Mitwirkende: Geiblinger, Elfriede [Gestaltung] , Walter, Melitta [Interviewte/r]
    Datum: 1988.05.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Theodorakis in Mauthausen
    Einblendung: Musikausschnitte, Komponist Theodorakis
    Mitwirkende: Muhr, Isabelle [Gestaltung] , Theodorakis, Mikis [Interviewte/r]
    Datum: 1988.05.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Nachruf Chet Baker, Tod durch Fenstersturz in Amsterdam
    Einblendung: Musikausschnitte
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung]
    Datum: 1988.05.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1988.05.14
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.05.14 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-880514_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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