Mittagsjournal 1985.08.31

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren.
    Hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit 60 Minuten Information durch den aktuellen Dienst.
    Und das sind die Themen des heutigen Mittagsschonals.
    Ein schweres Zugsunglück in Frankreich fordert mindestens 49 Menschenleben.
    Wie steht es um die polnische Gewerkschaftsbewegung Solidarität am 5.
    Jahrestag ihrer Gründung?
    Österreich, das neue Weingesetz im Spiegel der Zeitungskommentare.
    Was meint ein Weinfachmann, ein sogenannter Sommelier, zur Qualität der heimischen Weine?
    Haben sich die Gemüter in Tirol in der Affäre um das Andal von Ring beruhigt?
    Was bringt das neue Suchtgiftgesetz, das morgen in Kraft tritt?
    Und welche Programmpunkte beinhaltet das Internationale Jazz Festival in Saalfelden?
    Zu Beginn aber hören Sie den Nachrichtenüberblick, den Elisabeth Manners zusammengestellt hat.
    Gelesen werden die Meldungen von Erich Oberlechner.
    Frankreich.
    Bei dem Zugsunglück im mittelfranzösischen Ort Argentin-sur-Cruz sind heute Nacht nach bisherigen Bilanz mindestens 49 Menschen ums Leben gekommen.
    Bisher konnten 43 Leichen geborgen werden, in den Trümmern des Zuges sind aber noch Opfer eingeklemmt.
    Von den 85 verletzten Fahrgästen schwieben einige in Lebensgefahr.
    Unter den Opfern des zu Ende der Ferienzeit vollbesetzten Zuges sind angeblich auch Engländer und Spanier.
    Unglücksursache dürfte menschliches Versagen gewesen sein.
    Der Zug ist mit etwa 100 km pro Stunde auf einer Strecke gefahren, wo nur 30 km pro Stunde zugelassen sind.
    Der Lokführer des Personenzuges wurde verhaftet.
    Das Ausmaß der Katastrophe ist deshalb so groß, weil unmittelbar nach dem Unglück ein Postzug in die Entgleisten und zum Teil auseinandergebrochenen Waggons raste.
    Südafrika
    Vor dem Hintergrund anhaltender blutiger Rassenunruhen treffen heute die Außenminister Italiens, Luxemburgs und der Niederlande in Kapstadt mit dem südafrikanischen Staatspräsidenten Peter Botha zusammen.
    Im Auftrag der Europäischen Gemeinschaft wollen sich die Minister über die jüngste Entwicklung in dem Apartheid-Staat informieren.
    Gestern trafen die drei Außenminister mit dem schwarzen Friedensnobelpreisträger Bischof Desmond Tutu zusammen.
    Tutu hält Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika für die letzte Möglichkeit, einen friedlichen Wandel im Land herbeizuführen.
    In den vergangenen Tagen sind bei neuerlichen Zusammenstößen zwischen schwarzen Demonstranten und der Polizei wieder 28 Menschen ums Leben gekommen.
    Mehr als 60.000 schwarze Bergarbeiter wollen morgen in einen unbefristeten Streik für Lohnerhöhungen treten.
    Eine neue Welle der Gewalt wird befürchtet.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß wird morgen am Rande der Leipziger Messe mit dem DDR-Staatsratvorsitzenden Erich Honecker zusammentreffen.
    Als Gesprächsthemen nannte Strauß Fragen der Abrüstung, die beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen und Probleme mit Ausreisegenehmigungen seitens der DDR.
    Über die Spionagefälle der jüngsten Zeit in der Bundesrepublik will Strauss nicht mit Honecker reden.
    Der CSU-Chef meinte, man solle um diese Dinge nicht zu viel Aufhebens machen.
    Der Vorsitzende des Innenausschusses im Bonner Bundestag, der SPD-Abgeordnete Axel Wernitz, hat unterdessen die Reaktionen von Bundeskanzler Helmut Kohl auf die Spionageaffäre kritisiert und eine schonungslose Aufklärung der Hintergründe verlangt.
    Der Innenausschuss wird sich auf Antrag der SPD am Montag mit den Spionagefällen befassen.
    Sowjetunion.
    Parteichef Mikhail Gorbatschow sieht die Beziehungen zwischen der Sowjetunion und den USA auf einem Tiefpunkt angelangt.
    In einem von der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS veröffentlichten Interview sagte Gorbatschow, das Verhältnis zwischen den Supermächten habe sich trotz der Abrüstungsverhandlungen in Genf und der Vereinbarung über ein Gipfeltreffen mit Präsident Ronald Reagan verschlechtert.
    Grundlage der sowjetisch-amerikanischen Beziehungen ist nach den Worten Gorbatschows jedoch die unumstößliche Tatsache, dass man nur gemeinsam überleben oder untergehen könne, egal ob die Supermächte einander mögen oder nicht.
    Die Hauptfrage ist für Gorbatschow daher, ob beide Seiten bereit sind, ein Zusammenleben in Frieden als einzig möglichen Weg anzuerkennen.
    Im Hinblick auf das Treffen mit Reagan im November in Genf sagte der sowjetische Parteichef, die USA wollten daraus offensichtlich einen Kampf politischer Supergladiatoren machen, wo es darum gehe, mehr Punkte als der Partner zu erzielen.
    USA
    Alexej Semjanov, der Stiefsohn des in Gorki im Exil lebenden sowjetischen Dissidenten Andrei Sakharov, hat in der Nähe der sowjetischen Botschaft in Washington einen Hungerstreik begonnen.
    Semjanov will damit die Erlaubnis erzwingen, seinen Stiefvater und seine Mutter, Jelena Bonner, besuchen zu dürfen.
    Der Sakharov-Stiefsohn hat nach eigenen Angaben seit einem Monat keine Nachricht von dem Friedensnobelpreisträger erhalten.
    Im Bundesstaat Florida sind derzeit etwa 300.000 Menschen auf der Flucht vor einem Hurricane.
    Bereits gestern hatten sich zahlreiche Küstengemeinden in menschenleere Geisterstädte verwandelt.
    Der Wirbelsturm hat eine Geschwindigkeit von bis zu 190 Kilometern in der Stunde.
    Es wird erwartet, dass der Hurricane noch heute über Florida hinwegfegt.
    Eine Affär um angeblich vergiftete Äpfel erregt derzeit die amerikanische Öffentlichkeit.
    Die Umweltschutzbehörde der USA hat festgestellt, dass 38 Prozent der Äpfel mit dem Pflanzenschutzmittel Daminozid besprüht werden.
    Dieses Mittel hat bei Versuchen mit Tieren Krebs erzeugt.
    Daminozid soll den Apfel bis ins Gehäuse durchdringen.
    Es wird in den Obstplantagen vor allem deswegen angewendet, weil dadurch alle Früchte einheitlich wachsen.
    Die Umweltschutzbehörde will demnächst einen Antrag auf Verbot des Pflanzenschutzmittels stellen.
    Österreich.
    Bundespräsident Kirschleger eröffnet heute die diesjährige Rieder-Messe.
    Sie gilt als größte Landwirtschaftsmesse Österreichs.
    Fast 1900 Aussteller aus 34 Ländern präsentieren ihr Angebot.
    Zusätzlich gibt es Sonderschauen, wie etwa eine internationale Fachmesse für Saatgut.
    Die Wettelage.
    Im Alpenraum überwiegt zunächst noch der Hochdruckeinfluss.
    Von Westen nähert sich eine atlantische Störung.
    Sie wird morgen in abgeschwächter Form auf das Bundesgebiet übergreifen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Heiter oder wolkenlos.
    Gegenabend im Westen Bewölkungsaufzug.
    Schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 22 bis 27.
    Frühtemperaturen 9 bis 16 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Im Westen stark bewölkt und gebietsweise Regen, sonst zunächst noch sonnig und warm.
    Im Tagesverlauf aber auch im übrigen Bundesgebiet Bewölkungszunahme und aufkommen teils gewittriger Regenschauer, schwacher bis mäßiger Wind.
    Tageshöchsttemperaturen zwischen 18 Grad im Westen und 25 Grad im Osten und Süden.
    Die Wettervorschau auf übermorgen Montag.
    Zunächst noch Störungseinfluss, später Wetterbesserung.
    Tageshöchsttemperaturen 18 bis 24 Grad.
    Noch die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien wolkenlos 23°, Eisenstadt wolkenlos 23°, Nordwestwind 15kmh, Linz wolkenlos 20°, Salzburg heiter 22°, Innsbruck wolkenlos 19°, Bregenz wolkenlos 19°, Graz wolkenlos 22° und Klagenfurt heiter 21°.
    Das waren also die Nachrichten und der Wetterbericht im Mittagschanal und wir kommen gleich zur Spitzenmeldung des Meldungsblocks zum schweren Zugsunglück in Frankreich.
    Ausführliche Informationen dazu hat Hans-Joachim Kruse.
    Man muss schon von einer wahren Serie von Katastrophen sprechen, die sich in diesem Sommer bei den französischen Staatsbahnen ereignen.
    Das dritte große Zugunglück innerhalb von drei Monaten war das grauenvollste mit bisher 49 Todesopfern und mindestens 40 Schwerverletzten.
    Es konnten noch nicht alle Opfer der Katastrophe geborgen werden.
    Wieder war eindeutig menschliches Versagen des Zugführers für den Unfall verantwortlich.
    Der Nachtzug Paris-Toulouse-Port-Boue fuhr kurz nach Mitternacht bei der mittelfranzösischen Stadt Argentin-sur-Croise mit eindeutig überhöhter Geschwindigkeit in eine Kurve, in der auch noch Bauarbeiten ausgeführt wurden.
    An dieser Stelle sind 30 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben, der Zug fuhr aber 100.
    Als der Zugführer die Kontrolle über den Zug verlor, als er seinen verhängnisvollen Irrtum erkannte und eine Notbremsung vornahm, war es zu spät.
    14 Waggons entgleisten, 13 kippten auf die Gleise der entgegenkommenden Züge.
    Wenige Sekunden später raste ein Postzug in die umgekippten Waggons.
    Es handelte sich dabei um Schlaf- und Liegewagen.
    Wegen der großen Rückreisewelle der August-Urlauber an diesem Wochenende war der Unglückszug natürlich voller Reisender, die im Schlaf überrascht wurden.
    Der Zugführer hat inzwischen zugegeben, dass er viel zu schnell in die Unglückskurve gefahren war.
    Die unmittelbare Ursache dieser Katastrophe scheint also festzustehen, aber dies erklärt noch nicht, wie es zu diesem Irrtum oder zu diesen menschlichen Versagen kommen konnte.
    drei Eisenbahnkatastrophen in diesem Sommer.
    Das sind drei Katastrophen zu viel, erklärte der Transportminister, der gleich an die Unglücksstelle geeilt war.
    Natürlich hat man eine schonungslose Untersuchung angeordnet, aber es ist halt so, dass man menschliches Versagen bei diesem relativ sicheren Verkehrsmittel Eisenbahn nicht ganz ausschließen kann.
    Zumindest könnte man verhindern, dass es so schlimme Folgen hat, wie zum Beispiel am 3.
    August, als zwei Züge auf demselben Gleis aufeinander losgeschickt wurden.
    Damals gab es 32 Tote.
    Anfang Juni schließlich gab es acht Opfer, als ein Personenzug auf einem Bahnübergang einen Sattelschlepper rammte.
    Nach diesem Bericht von Hans-Joachim Kruse bleiben wir in unserer Berichterstattung gleich im Ausland.
    Heute, vor genau fünf Jahren, beendete die Unterzeichnung des sogenannten Danziger Abkommens zwischen Polens Regierung einerseits und dem Vorsitzenden des Streikkomitees Lech Walesa andererseits die monatelangen Streiks an der Ostseeküste.
    Erstmals in der Geschichte des kommunistischen Osteuropas wurde darin der Arbeiterklasse eine eigene, von der Partei unabhängige Gewerkschaft zugestanden.
    Solidarność, die noch Ende 1980 etwa 10 Millionen Menschen hinter sich gebracht hatte, lebte nur 16 Monate.
    Dann walzten sie die Panzer des Kriegsrechtsgenerals Jaruzelski nieder.
    Aber die Hoffnung auf ihre Wiederaufstehung war auch nach den 19 Monaten des Kriegsrechtes nicht tot, wie eine berühmte Rede des Arbeiterführers Lech Walesa knapp nach Aufhebung des Kriegsrechtes zeigt.
    Mit dieser Rede beginnt auch der folgende Bericht, den Johanna Ratzinger gestaltet hat.
    Solidarność war von Anfang an kein umhäscheltes, geliebtes Kind.
    Um alles musste sie kämpfen.
    Es gibt unzählige Beispiele dafür.
    Zugegeben, auch wir haben Fehler gemacht.
    Unsere Fehler waren aber immer nur die Folgen des Unwillens von eurer Seite, uns entgegenzukommen.
    Erst Drohungen erzielten Wirkung.
    Ohne Drohung wollte keiner einen Finger rühren.
    Da habt ihr geschlafen.
    25.
    August 1983.
    Mitschnitt der aufsehenerregenden Konfrontation zwischen dem einstigen Vorsitzenden der Solidarność und dem polnischen Vizepremier Mieczysław Rakowski auf dem Areal der Danziger Leninwerft.
    Nur vier Wochen sind seit der Aufhebung des Kriegsrechts vergangen.
    Lech Walesas improvisierte Verteidigungsrede war zwecklos.
    Rakowski, in den Jahren 80-81 einer der engagierten Vermittler zwischen Regierung und Solidarność, war nicht als Vermittler gekommen.
    Es wird keinen gemeinsamen Tisch geben und es wird auch keine Gespräche geben.
    Es gibt nämlich keinen Gesprächspartner mehr.
    Seit damals sind zwei Jahre vergangen.
    Partei- und Regierungschef General Jaruzelski hat Polens diplomatische Salonfähigkeit und wirtschaftliche Kreditwürdigkeit zurückgewonnen.
    Der polnischen Arbeiterschaft wurden neue Gewerkschaften vorgesetzt.
    Gewerkschaften, mit denen die politische Führung wieder kann.
    Von den Errungenschaften der Solidarność-Ära ist fast nichts geblieben.
    Nach der Novellierung von Presse- und Zensurrecht wurde vor kurzem auch das polnische Hochschulgesetz umgemodelt.
    Die Fachqualifikation der polnischen Wissenschaftler ist zu einem bloßen Attribut ihrer politischen Haltung entwertet worden.
    Ein sogenanntes Parasitengesetz ermächtigt die Behörden, Arbeitslose zur Zwangsarbeit oder zum Militärdienst einzuziehen.
    Das Gesetz trifft tausende Männer bis zu 45 Jahren, die aus politischen Gründen keinen Arbeitsplatz bekommen.
    Prominente Arbeitslose gibt es inzwischen auch schon, so etwa den Historiker und Solidarność-Berater Geremek oder den Gründer des Untergrundsenders Radio Solidarność, Romaszewski, ein Experimentalphysiker.
    Wenn gleich die Regierung aber täglich die Schrauben enger dreht, die Zeit kann sie nicht mehr zurückdrehen.
    Die Zeiten haben sich geändert, seit Millionen Polen den Geschmack von Freiheit und Demokratie und das Wissen um die Macht von Widerstand kennen.
    Sicher, Solidarność ist nicht mehr.
    Die Massen haben in den 19 Monaten des Kriegsrechts und danach auch den Preis der Freiheit kennenlernen müssen.
    Nur ein winziger Bruchteil von denen, die noch vor zwei Jahren auf den Straßen waren, um für die Wiederzulassung der Solidarność zu kämpfen, will heute noch demonstrieren gehen.
    Und daran können auch die Durchhalteparolen aus dem Untergrund nichts ändern.
    Aber es sprießen die unabhängigen Verlage und es wächst im sogenannten zweiten Kreislauf Information, Kultur und Kunst unabhängig von Zensur.
    Theateraufführungen in Kirchen, Vernissagen in Privatwohnungen, Vorführungen verbotener Filme in Pfarrhäusern und privaten Videotheken.
    Das offizielle Polen kann die Augen vor diesen Entwicklungen nicht verschließen.
    Schon jetzt sind die Gefängnisse wieder voll von denen, die man im Rahmen der großen Amnestie für politische Häftlinge im Sommer des Vorjahres entlassen hatte.
    Trotzdem ist die Opposition nicht verstummt.
    Hunderte und aberhunderte Autoren, Drucker und Kolporteure unabhängiger Bücher und Broschüren wurden wieder verhaftet.
    Das Ergebnis?
    Sogar die regierungstreue Politiker rezensiert heute Bücher, die im Untergrund erscheinen.
    Denn auch Kriegsrechtsgeneral Jaruzelski kann ohne Gesellschaft nicht regieren.
    Nur so ist die ängstliche Öffnung zu einem demokratischeren Wahlverfahren möglich, das im Vorjahr bereits auf Gemeindeebene getestet wurde und heuer auch bei den Wahlen zum neuen Parlament angewendet werden soll.
    Dass die Gesellschaft viel reifer ist, als der neue Wahlmodus ihr zugesteht, das wissen auch die Machthaber.
    Aber das Trauma der Anarchie der Solidarność-Jahre sitzt den Parteigenossen noch heute in den Knochen.
    Das mag auch letztlich der Grund dafür sein, dass die Feiern zum fünften Jahrestag der Gründung der ersten freien Gewerkschaft in einem Land des realen Sozialismus nur im Westen stattfinden werden.
    Mit Anstecknadeln, Untergrundliedern, nachempfundenen Blumenkreuzen und Reden emigrierter Solidarność-Aktivisten.
    In der Heimat der Solidarność hingegen werden Millionen Polen an den Radioknöpfen hantieren, um vielleicht über einen der weniger gestörten Sender aus dem Westen die Jubiläumsansprache des Ex-Vorsitzenden Walesa zu hören.
    Eine Minute nach Viertel Eins nun Berichte aus Österreich.
    Der Versuch, logistische Konsequenzen aus dem Weinskandal zu ziehen, hat in mehreren Phasen das innenpolitische Geschehen der abgelaufenen Woche bestimmt.
    Erst die hektischen Verhandlungen, dann das gescheiterte Gipfelgespräch Sinovac-Smock und als Höhepunkt die Parlamentsdebatte.
    Und schließlich die Ankündigung der österreichischen Volkspartei, das neue Weingesetz beim Verfassungsgerichtshof anfechten zu wollen.
    Mit all diesen Themen setzten sich die Kommentatoren der Tageszeitungen auseinander.
    Ernest Hauer hat Auszüge für die Inlandspresseschau zusammengestellt.
    Die Gründe, warum die meisten Tageszeitungen auch heute wieder dem politischen Dauerthema der vergangenen Woche ihre Leitartikel widmen, formuliert Klaus Reithahn in der Tiroler Tageszeitung.
    Nach all den hitzigen und scheinheiligen Wortgefechten um Kloster Neuburger Grade und um mehr oder weniger Zucker im Wein ist es geboten, den Blick zu richten auf den gesellschaftlichen und politischen Flurschaden, den die Entwicklung des Weinskandals und die Entstehung des Weingesetzes in diesem Lande angerichtet haben.
    Von den Wein zu den Politpanschern.
    Anzufangen wäre mit Landwirtschaftsminister Heiden, meint der Kommentator der Tiroler Tageszeitung.
    Da hat wohl das schlechte Gewissen, das sich selbst anklagt, das Tempo bestimmt.
    Es wollte eben erleichtert werden.
    Der Hastige isst die Suppe mit der Gabel, lautet ein türkisches Sprichwort.
    Das trifft wohl auch auf Haydn zu.
    Die dutzendweise in der letzten Minute eingebrachten Abänderungsanträge sprechen eine deutliche Sprache.
    Aber auch das Vorgehen der SPÖ in den Verhandlungen wird bei Reitern kritisiert.
    Der Autor bezieht sich auf den Appell von Heinz Fischer an die Volkspartei, den nationalen Konsens des Weingesetzes nicht zu verlassen.
    Das hört sich an, als würden die Gesetzesbastler der SPÖ bestimmen, wo Österreich beginnt und wo es aufhört.
    Ist nur mehr derjenige ein Österreicher, der einer Regierungsvorlage zustimmt, oder?
    Das kann und darf Fischer nicht so gemeint haben.
    Denn was passiert, wenn eine politische Gruppe eine andere aus dem Verfassungsgrundkonsens verdrängen will, ist aus der Ersten Republik bekannt.
    Und das soll sich nicht wiederholen.
    Im neuen Volksblatt der ÖVP erinnert Chefredakteur Peter Klar an die ursprüngliche Zusammenarbeitsbereitschaft.
    Doch Intoleranz, Arroganz und parteipolitisches Vorteilsdenken auf Seiten der Regierung hätten eine gemeinsame Lösung verhindert.
    auch zu ihm stand.
    Der Chefredakteur des Neuen Volksblattes wird dann grundsätzlich.
    Über Tafelwein, Spätlese und Ausbruch hinaus, Existenzgrundlage tausender Weinhauer, liegt darin die Tragik dieses Landes.
    Es fehlt ihm an der Größe seiner Regierung.
    Sie erkennt nicht die Zeichen der Zeit.
    Sie muss zu viel strampeln, als dass sie auch noch raumgreifend fortschreiten könnte.
    Natürlich völlig anderer Meinung ist der Chefredakteur der Sozialistischen Arbeiterzeitung Manfred Scheuch.
    Spätestens seit gestern sei klar, dass man die ÖVP zu Recht als Weinpanscherpartei bezeichnen könne.
    Was sich die Oppositionspartei an diesem Tag an Ankündigungen leistete, wie sie die Weinkontrolle zu Fall zu bringen gedenke, lässt nur noch den Schluss zu, dass hier alles unternommen werden soll, um der Panscherei weiter Vorschub zu leisten.
    Scheuch weist auf die Versuche der ÖVP hin, in den Verhandlungen um das Weingesetz Steuererleichterungen herauszuholen.
    Man stelle sich vor, wenn die Regierung bereit gewesen wäre, einer Gruppe ein Steuerprivileg zuzuschanzen, dann wäre das Gesetz offenbar auch für die ÖVP in Ordnung gewesen.
    Jetzt aber kündigt sie dessen Bekämpfung mit ausgefinkelten Rechtsinterpretationen, mit Paragrafenreiterei und Verfassungsklagen an.
    Es stört sie auch nicht, dass aus dem Nachbarland schon die Kritik kommt, sie hätte für die Qualitätshebung des Weines wesentliche Verfassungsbestimmungen zu Fall gebracht.
    Sie hält sich an das Wilhelm-Busch-Motto.
    Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert.
    Mit einem anderen Aspekt des Weingesetzes befasst sich ein Kurzkommentar in der Tageszeitung die Presse.
    Unter dem Titel »Der gläserne Seufer« liest man folgende Empfehlung.
    Die im neuen Weingesetz enthaltene Vorschrift, auch privat Großeinkäufer mit Namen und Adresse zu erfassen, erweckt bei der Presse grundsätzliche Befürchtungen in Richtung Datenschutz.
    Heute muss sich registrieren lassen, wer mehr als 50 Liter Wein kauft.
    Morgen wird man vielleicht ein Urlaubsformular ausfüllen müssen.
    Und übermorgen?
    Da würde es dann schon genügen, über einen Computer all die schon vorhandenen Daten über Lebensgewohnheiten von gefahrenem Autotyp über die Wohnungsgröße und den Stromverbrauch bis zu den Krankenstandsdaten und jetzt eben den Weineinkäufen zu verknüpfen, um dem sozialistischen Traum vom gläsernen Menschen nahezukommen.
    Und nach der heutigen Inlandspresseschau bleiben wir beim Thema und kommen zu unserer Samstagsserie Im Journal zu Gast.
    Gast in unserer Sendung ist heute ein Weinexperte und zwar kein gewöhnlicher, sondern ein Sommelier.
    Sie werden sich möglicherweise fragen, was das ist.
    Nun, ein Sommelier kommt aus dem Französischen und ist die Berufsbezeichnung für den Weinexperten eines Restaurants der Spitzenklasse.
    Zu Gast ist also heute Dr. Michael Pronay, Sommelier in einem Wiener Nobelrestaurant.
    In dem Gespräch geht es um den Weinskandal, dessen Folgen und um die Weinkultur Österreichs im Allgemeinen.
    Mit Dr. Pronay sprach Ulrich Brunner.
    Herr Dr. Pronay, Sie sind Sommelier.
    Das ist eine Berufsbezeichnung, die man nicht einmal in allen Lexika findet.
    Das ist eine Art Weinverkoster, Weinkellner.
    Könnten Sie einmal definieren, was Sie eigentlich tun?
    Der Sommelier ist
    im Restaurant, im gehobenen Restaurant, der Mann, der für sämtliche Belange des Weins und im weiteren Sinne natürlich aller Getränke zuständig ist.
    Das reicht vom Zusammenstellen der Weinkarte über den Einkauf bis zur Haupttätigkeit, nämlich dem Gast.
    zur Speise den passenden Wein zu empfehlen und zu verkaufen.
    Das heißt, Sie kosten auch den Wein vor dem Gast?
    Das ist auch richtig, denn wenn der Wein fehlerhaft ist, was immer wieder mal vorkommen kann, dann ist es eine Zumutung, das dem Gast einzuschenken und ihm so den Gaumen zu verderben.
    Also wenn Sie den Wein kosten und er hat etwa einen Stoppelgeruch, dann nehmen Sie schon die Flasche weg?
    Jawohl.
    Wie viele dieser Sommeliers gibt es etwa in Österreich?
    In Österreich schätze ich die Zahl der echten Sommeliers oder sagen wir auch der Oberkellner, die gleichzeitig die Funktion des Sommeliers haben, auf etwa zwei Dutzend.
    Wie wird man Sommelier?
    Welche Ausbildung braucht man da?
    Sommelier ist in Österreich noch kein Lehrberuf und es steht in den Sternen, ob es überhaupt einmal je Lehrberuf wird.
    In Frankreich ist Sommelier erst seit vier Jahren
    Lehrberuf mit Beruf, Schule, Prüfung, Abschluss und dergleichen.
    Sie sind Jurist.
    Wie sind Sie so im Milieu geworden?
    Bei mir ist es ein bisschen anders gekommen.
    Ich habe Jus studiert, ich habe Betriebswirtschaft studiert, beides fertig gemacht, war fünf Jahre Assistent an der Universität Wien im öffentlichen Recht, war zwei Jahre in einer Bank und habe mich immer in dieser Zeit parallel sehr für den Wein interessiert und habe dann
    über den Sommelier-Club die Leute kennengelernt in der Branche und so hat es sich dann ergeben, dass der Generaldirektor einer größeren österreichischen Hotelkette und ich uns sozusagen gefunden haben und so war meine Übersiedlung von der Bank ins Restaurant eine beschlossene Sache.
    Könnten Sie etwas genauer erzählen, was man alles tun muss, um sich wirklich beim Wein auszukennen?
    In meinem Fall war es eigentlich so, ich habe gelesen, gelesen, gelesen.
    Wer immer sich mit dem Wein beschäftigen möchte, kommt um eine Portiontheorie nicht herum.
    Schon allein deshalb, weil es auf der Welt unendlich viel Wein gibt und von diesem unendlich vielen Wein nur ein, zwei, drei Prozent
    sind, die es wert sind, dass man sich mit ihnen intensiv beschäftigt.
    Also die Spitze der Pyramide, der Qualitätspyramide ist es, was einen interessiert und da gibt es eben 5, 6, 7, 8 Weinbauländer, deren Spitzenweine für den Weinfreund interessant sind.
    Sie sind also ein guter Weinkenner.
    Was war denn Ihr erster Eindruck beim Auffliegen des Weinskandals?
    Mein allererster Eindruck, und der hat sich eigentlich ziemlich lang gehalten, war der, dass ich mir gesagt habe, na das ist eigentlich wieder fast typisch, dass dem Österreicher das Trinken von schlechten Qualitäten in Fleisch und Blut übergegangen ist.
    Wenn man sich bewusst daran hält, jetzt Weine von guten oder Spitzenerzeugern
    zu nehmen, dann hat man den Weinskandal eigentlich relativ achselzuckend vorbeigehen lassen können.
    Es ist nämlich so, und das erkläre ich immer unseren Gästen im Restaurant, Qualität ist schließlich unendlich und letzten Endes ein objektiv messbares Kriterium.
    Man kann einen Spitzenwein deshalb von einem schlechten Wein unterscheiden.
    Man kann einen Spitzenwein deshalb von einem gepanschten Wein unterscheiden, weil ein gepanschter Wein nie ein Spitzenwein werden kann.
    Hätten Sie Glicol herausgestellt?
    Nein, sicher nicht.
    Und das wollte ich sagen, was man nicht unterscheiden kann, ist einfach einen schlechten oder schwachen Wein von einem gepanschten Wein.
    Wenn man sich aber an die Spitzenweine hält, kommt man nicht in die Gefahr, an gepanschte Weine heranzukommen.
    Und wenn Sie mich jetzt fragen, es gab Weine, die Goldmedaillen gemacht haben, auf irgendwelchen Weinmessen, offenbar sogar in Frankreich, dann kann ich nur sagen, das spricht nicht für die Banscher, sondern gegen die Mentalität der Verkoster.
    Und offenbar auch gegen die Weinmessen.
    Ich möchte nichts sagen gegen die Weinmessen generell, aber Weinmessen müssen immer lavieren zwischen zwei Polen.
    Auf der einen Seite würde, glaube ich, jede Weinmesse am liebsten nur ganz wenige Medaillen vergeben, wirklich nur den allerbesten, mit dem Effekt, dass in Kürze niemand mehr sie beschicken würde.
    Auf der anderen Seite, ich glaube, das ist etwa der Durchschnitt in Krems, werden 70 Prozent der eingereichten Weine prämiert.
    Das heißt, ein Weinbauer kann sich heute ausrechnen, dass die Chance 2 zu 1 für ihn steht, dass ein eingereichter Wein
    eine Medaille bekommt.
    Und das hat natürlich zu einer Inflation bei den Medaillensägen geführt, die vielleicht dem Weinkenner heute sozusagen die Stellung der Weinmessen ziemlich kritisch beleuchten lässt.
    Also eine Medaille ist noch keine Garantie für einen spitzen Wein, für einen guten Wein?
    Nein.
    Nun gibt es ein neues Weingesetz.
    Können Sie sagen, ob dieses Weingesetz in der Tendenz richtig liegt?
    Ich bin fest davon überzeugt, dass die Grundtendenz des Weingesetzes absolut richtig ist.
    Man bemüht sich, das wird also aus jeder Zeile deutlich, die Qualität zu heben, die Qualität zu fördern.
    Möglicherweise ist man mit Details übers Ziel geschossen.
    Ich erinnere nur daran, dass es in Hinkunft nur mehr möglich sein wird, Qualitätswein oder Prädikatswein in Flaschen zu sieben Zehntel abzufüllen.
    Dabei vergisst man, dass die besten Weine der Welt
    auch in sogenannten Magnumflaschen, die eineinhalb Liter umfassen oder noch größeren Behältnissen abgefüllt werden.
    Also Sie haben keine Mentalreservation gegen den Doppler?
    Naja, der Doppler ist nicht die Magnumflasche.
    Die Großflaschen der großen Rotweine dieser Welt haben eine völlig andere Funktion als der Doppler.
    Der Doppler ist dazu da, eine größere Menge auf einmal
    abfüllen, transportieren oder auch konsumieren zu können.
    Eine Magnumflasche ist dazu da, einen Wein, der manchmal Jahrzehnte braucht, sich zu entwickeln, in besonders langsam und harmonisch entwickeln zu lassen.
    Die Magnum-Flasche ist eine Flasche zur langen Lagerung, während der Doppler ist eine Flasche zum baldigen Konsum.
    Sie sind in einem Spitzenrestaurant beschäftigt.
    Dort werden natürlich nur gute, teure Weine getrunken.
    Das können sich aber nicht alle leisten.
    Wie beurteilen Sie denn ganz allgemein die Trinkkultur in Österreich?
    Nun ja, ich würde sagen, es gibt noch sehr, sehr vieles aufzuholen.
    Jemand, der beim Heuring sitzt,
    aus seinem Krügel gedankenlos seinen gemischten Satz schlürft und dann zwei, drei, vier Viertel trinkt, demjenigen zu erklären, dass es beim Wein noch viel, viel mehr gibt als das, was er dort tut... Na was zum Beispiel?
    Ist Aufgabe nicht zuletzt der Sommelier.
    Na ihm zu erklären, dass man einen guten Wein
    einmal ins Glas schenkt und dann kommen die berühmten drei Stadien der Weinbeurteilung, die Klarheit, man prüft mit dem Auge, dann mit der Nase und dann schließlich am Gaumen, wobei die Klarheit heutzutage, nachdem es kaum trübe oder sonst wie fehlerhafte Weine gibt, an sich nicht so wichtig ist.
    Wesentlich hingegen ist es in einem Glas, das oben zusammengehen soll, damit die Duftstoffe konzentriert werden.
    den Wein zu riechen.
    Man sollte also nicht mehr als die Hälfte einschenken, damit man das Glas schwenken kann, weil die Benetzung der Glasoberfläche eben die Aromastoffe freisetzt.
    Da würden die Konsumenten dem Wirt den Vorwurf machen, dass er nicht voll einschenkt.
    Dann soll er größere Gläser verwenden.
    Sowas gibt's.
    Es gibt große Gläser, die einen Achtel-, Teilstrich oder Eichstrich
    bei etwa der Hälfte der Glaswandlung haben.
    Das heißt, Sie bemängeln schon die Glaskultur, wenn man das so sagen kann.
    Das heißt, die Gläser sind schon falsch.
    Die Gläser sind sicher falsch, wenn man einen Wein richtig beurteilen will.
    Man darf nur nicht vergessen, dass, ich sage jetzt eine Hausnummer, vielleicht 80 Prozent des Weines bei uns ja eine Beurteilung
    in dem Sinne kaum zulässt, weil es ja doch, und auch sowas muss es geben, einfach einfache Qualitäten sind, die nicht sehr viel hergeben.
    Steckt in dem, was Sie gesagt haben, nicht ein bisschen ein Hochmut, denn der heurige ist nach einer neuesten Untersuchung für die Österreicher eher eine Art Freizeitgestaltung, wo Sie freundliches Personal wollen, einen schattigen Garten, ein gutes Buffet und die Qualität des Weines kommt nach dieser Befragung erst an siebender Stelle.
    Das glaube ich gern.
    Ich finde den Heurigen, der ja jetzt als Institution über 200 Jahre alt ist, von der grundsätzlichen Idee her, nämlich ohne viel Bürokratie, ohne Umweg über die Gewerbeordnung, dem Weinhauer zu gestatten, seinen eigenen Wein an Ort und Stelle, an wen immer dort vorbeikommt, auszuschenken, hervorragend.
    Und der Heurige, so wie er gewachsen ist, ist sicher Teil
    oder ein wichtiger Teil der österreichischen Kultur und auch der Weinkultur.
    Was aus dem Heurigen heute geworden ist, nämlich eine, zumindest in manchen Gegenden, eine reine Tourismusindustrie, das werfe ich dem Heurigen sicher vor.
    Was haben denn Sie dann für eine Einstellung zum Gespritzen?
    Ich habe überhaupt nichts gegen den Gespritzen.
    Es ist ein wunderbar erfrischendes Sommergetränk, einem Bier durchaus vergleichbar und durchlöschend, wunderschön.
    Nur dazu kann man also durchaus die einfachen Qualitäten verwenden, die es ja Gott sei Dank genug gibt.
    Verlangt in Ihrem Restaurant auch hin und wieder jemand einen Gespritzen?
    Es kommt vor, dann erkläre ich Ihnen, dass Sie gern ein Glas Wein haben können und ich serviere Ihnen Mineralwasser oder Sodawasser extra.
    Und was er dann am Tisch tut, ist seine Sache.
    Aber einen gespritzten servieren Sie nicht?
    Nein.
    Das geht gegen Ihre Würde sozusagen?
    Nein, das ist nicht gegen die Würde, aber Sie würden in ein Luxusrestaurant auch nicht gehen und eine Burenwurst bestellen.
    Es sind gewisse... Niemand bezweifelt, dass eine Burenwurst oder gespritzte herrliche Sachen sind, nur gewisse Dinge gehen halt im Luxusbetrieb nicht.
    Herr Dr. Pronay, Sie als einer der österreichischen Weinpäpste, wie würden denn Sie den Stellenwert des österreichischen Weines international beurteilen, jetzt unabhängig vom Weinskandal?
    Also Österreich hat international gesehen eine kleine, aber hervorragende Produktion auf dem Sektor Weißwein.
    Wir haben
    Rieslinge in der Wachau, die sind Weltklasse.
    Keine Frage.
    Die können sich mit jedem deutschen Riesling messen.
    Auch mit französischen, italienischen Weißweinen?
    Mit französischen Weißweinen bedingt, weil das eine etwas andere Geschmacksrichtung sind.
    Die besten französischen Weißweine werden aus der Chardonnay-Traube einer verwandten Weißburgunde gekeltert und bekommen einen kleinen bis stärkeren Holzfass.
    durch den Holzfass, Eichenholzausbau mit.
    Die sind etwas anders im Stil als unsere besten Weine.
    Die sind sozusagen beide wunderschön, nur sind sie schlecht vergleichbar.
    Es ist genauso schlecht vergleichbar, wie wenn man sagen würde, stellen Sie den besten Weißwein über den besten Rotwein.
    Ich mag beide gern.
    Ist das österreichische Klima eigentlich geeignet für alle Weine, die bei uns angebaut werden?
    Vom Klima her sehe ich eigentlich bei uns keine Bedenken, die Weine anzubauen, die zurzeit bei uns angebaut werden.
    Das Problem ist in meinen Augen viel eher die Tatsache, dass im Laufe der letzten 10, 15, 20 Jahre Wein auf Böden ausgesetzt worden sind, die bis zu diesem Zeitpunkt für Rüben oder Ähnliches gebraucht wurden.
    Dazu kommt, dass die Weine absolut auf Ertrag, auf Massenproduktion angeschnitten werden.
    Und wenn dann dazu einmal vielleicht ein nicht so freundliches Ja kommt, dann ist das Ergebnis vorstellbar.
    Was würden Sie denn ganz allgemein empfehlen, um die Weinkultur in Österreich zu heben?
    Wo muss man da beginnen?
    Erstens einmal kann jeder bei sich selbst beginnen und einmal
    den nächsten Wein, den er zuhause aufmacht, in ein ordentliches Weinglas tut und einmal versucht, den Wein anzuschauen, zu riechen, zu schmecken, Geschmacksnuancen festzuhalten.
    Zum Zweiten, dass sich natürlich unsere Gastronomie mehr bemüht, dass die Wirte selber nicht auf den Standpunkt schieben, na, ich versteh nix vom Wein, mein Lieferant macht das eh.
    Sich immer ein bisschen bemühen, vergleichend zu verkosten.
    Einmal den anderen Lieferanten auszuprobieren.
    Vielleicht einmal ein paar Schilling mehr zahlen für eine Flasche.
    Dass sie sich dann auch bemühen.
    Ich höre es immer wieder, bei uns gehen ja nur die Viertel.
    dann soll er einmal sich bemühen, ein Achtel auszuschenken von einem Wein, den er in der Butelle gekauft hat, und einmal seinen, sagen wir mal, Stammgästen oder den Leuten, die öfter zu ihm kommen, zu erklären, was es mit diesem Wein auf sich hat.
    Und den Weinbaren kann ich halt nur mehr oder weniger versuchen, ins Stammbuch zu schreiben.
    Bleibt bei der Qualität.
    Der Massenertrag bringt es nicht, das hat man gesehen.
    Ich danke für das Gespräch.
    Diese Tipps gab der Sommelier Dr. Michael Pronay.
    Um Ess- und Trinkkultur geht es auch heute in Diagonal der Österreich 1 Wochenendbeilage.
    Genauer, um die verlorengegangene Kunst, anständige Lebensmittel herzustellen.
    Käse, Butter, Milch und Wein.
    Es geht über den Schlendrian und die Geschmacksverwirrung.
    Die Österreicher als Japaner der Käseherstellung, lauter Imitate, kein Geschmack.
    Die Irrwege der Milch, die gefälschte Exotik, Valpolicello in Österreich.
    Weinbau zwischen Kunstwein und Kunsthandwerk.
    Studiogast ist der Filmkünstler und Esskritiker Peter Kubelka.
    Diagonal, Radio für Zeitgenossen, heute ab 17.20 Uhr in Österreich 1.
    Untertitelung des ZDF für funk, 2017
    Es ist 12.39 Uhr, neun Minuten nach halb eins.
    Ab morgen gilt in Österreich ein neues Suchtgiftgesetz.
    Wesentlichste Punkte sind eine Verdopplung der Höchststrafen für professionelle Rauschgifthändler von bisher zehn auf 20 Jahre Haft, andererseits aber auch Hilfsmaßnahmen für sogenannte kleine Rauschgifttäter.
    Die Verhandlungen über diese insgesamt fünfte Novelle des Suchtgiftgesetzes aus dem Jahr 1951 dauerten zwei Jahre.
    Im April dieses Jahres wurde es schließlich einstimmig beschlossen.
    Den Hintergrund erhält der im Frühjahr vom Innenminister vorgelegte Jahresbericht 1984 über die Suchtgiftkriminalität.
    46 Menschen starben im Vorjahr in Österreich am Drogenmissbrauch, wenn auch die Zahl der sogenannten Rauschmitteltäter insgesamt um 7% zurückging.
    Bei den sogenannten harten Drogen wurde eine Rekordmenge von 53 Kilogramm sichergestellt.
    Die Tendenz hält übrigens an.
    Im ersten Halbjahr 85 wurden bereits 30 Kilogramm Heroin beschlagnahmt.
    Das ist die dreifache Menge wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
    Dies beweist neulich, dass Österreich im internationalen Rauschgifthandel zum geliebten Transitland geworden ist.
    Leopold Esterle fasst nun die wichtigsten Punkte der Suchtgiftgesetz-Novelle im Folgenden zusammen.
    Die wesentlichsten Neuerungen.
    Sie lassen sich am besten mit einem Zitat von Justizminister Harald Ofner beschreiben, der als Richtungsweise im neuen Suchtgiftgesetz die Unterscheidung in Haie und kleine Fische sieht.
    zuerst zu den Haien.
    So wird in Zukunft für ein führendes Mitglied einer Suchtgiftbande die Straftrohung von derzeit 10 auf 20 Jahre Freiheitsentzug gelten.
    Außerdem kann neben der Freiheitsstrafe auch noch eine Geldstrafe bis zu einer Höhe von 2 Millionen Schilling verhängt werden.
    Um die Einfuhr oder den Transit des Rauschgifts zu erschweren, erhielten Polizei und Gendarmerie mehr Möglichkeiten im Durchsuchungsrecht verdächtiger Personen.
    Allerdings bleibt diese Erlaubnis auf Landesgrenzen, Flughäfen und Grenzbahnhöfe beschränkt.
    Nun zu den sogenannten kleinen Fischen.
    Dealer geringer Mengen, die ihr Gewerbe organisiert betreiben, müssen ab Sonntag statt mit einem Jahr Haft mit drei Jahren Gefängnis rechnen.
    Auch das Schutzalter wird herabgesetzt.
    Das geltende Recht bedrohte einen über 21-Jährigen, der einem unter 21-Jährigen Rauschgift verkaufte, mit einem Jahr Freiheitsstrafe.
    Auch hier werden es in Zukunft drei Jahre sein.
    Und diese Bestimmung wird bereits dann angewendet werden, wenn ein 19-Jähriger, also Volljähriger, einem um mindestens zwei Jahre jüngeren Rauschgift zukommen lässt.
    Neu in Richtung Hilfe für kleine Dealer ist der Umstand, dass der süchtige Händler, wenn er das Rauschgift für sich selbst beschafft, nur mit maximal fünf Jahren Gefängnisstrafe zu rechnen hat.
    Vertreibt er Rauschgift nur des Gewinns wegen, drohen ihm 10 Jahre bei entsprechenden Vorstrafen sogar 15 Jahre Freiheitsentzug.
    Mit 15 Jahren Haft muss auch derjenige rechnen, der mit Übermengen von Rauschgift handelt.
    Für die kleinen Fische ist in der Suchtgiftgesetznovelle auch die Möglichkeit einer vorläufigen Anzeige-Zurücklegung durch den Staatsanwalt bzw.
    die Einstellung des Verfahrens auf Probe vorgesehen.
    Diese Möglichkeit gibt es an sich seit 1980.
    Weil sie sich bewährt hat, wurde sie ausgebaut.
    So kann der Staatsanwalt die Anzeige für eine Probezeit von zwei Jahren zurückstellen, wenn sich der Süchtige einer ärztlichen Entwöhnungskur freiwillig unterzieht.
    Sollte die ärztliche Behandlung Erfolg haben, kann der Richter dann unbedingte Strafen in bedingte umwandeln.
    Die Kosten der ärztlichen Behandlung und die Förderung entsprechender Heilstätten wird der Bund, sprich der Steuerzahler, tragen.
    Soweit die wesentlichsten gesetzlichen Neuerungen der Suchtgiftgesetznovelle.
    Politisch gesehen haben mit der Drei-Parteien-Einigung alle ihr Gesicht gewahrt.
    Die SPÖ konnte die Bestimmung unterbringen, wonach süchtige Händler besser behandelt werden sollen.
    Die ÖVP kann darauf verweisen, dass die Sucht nur als Milderungsgrund für Kleinsthändler, nicht aber für Berufsdealer gilt.
    Und für die FPÖ kann Justizminister Harald Ofner, der während der Oppositionszeit seiner Partei als Justizsprecher noch dafür plädiert hatte, Rauschgiftbosse lebenslänglich hinter Gitter zu bringen, auf die Verdoppelung der Höchststrafen für professionelle Drogenhändler hinweisen.
    Jetzt wird es darum gehen, dass die Exekutive diese großkalibrigen Gangster des Rauschgifthandels auch erwischt.
    Und die sogenannten kleinen Fische werden die österreichischen Steuerzahler noch jede Menge Geld kosten.
    Ein Beitrag von Leopold Esterle.
    Vor knapp zwei Monaten, am 3.
    Juli, erreichten die Auseinandersetzungen um das Anderle vom Ring ihren vorläufigen Höhepunkt.
    An diesem Tag wurden die Gebeine des Kindes, das einer Legende zufolge im 15.
    Jahrhundert von durchreisenden jüdischen Kaufleuten umgebracht worden sein soll, nach dem Wunsch des Innsbrucker Bischofs vom Hauptaltar der Wallfahrtskirche Judenstein entfernt und in der rechten Seitenwand der Kirche beigesetzt.
    Am selben Tag wurde auch die Figur des Anderle von Rinn von ihrem Platz auf dem angeblichen Opferstein heruntergeholt und entfernt.
    Am Stein und an der neuen Grabstätte wurden Marmortafeln im Gedenken an das Kind und die Legende angebracht.
    Ist nun seither in Rinn und in Judensteiner Ruhe eingekehrt, haben sich die Gemüter beruhigt.
    Diesen Fragen ist Markus Sommersacher nachgegangen.
    Nach außen hin macht Jodenstein in diesen Spätsommertagen den Eindruck, den es seit jeher als idyllischer Ausflugsort gemacht hat und als dass die Kirche und der Platz davor bekannt geworden sind.
    Ruhig plätschert der Brunnen vor dem Gasthaus, einige Fremde spazieren durch die Wälder ringsum, der Postautobus kommt und fährt wieder weiter und die kleine Wallfahrtskirche aus dem 17.
    Jahrhundert ist wieder geöffnet.
    Einzelne Besucher gehen hinein, schauen sich um, lesen vielleicht den Text der neuen Gedenktafeln, manche zünden vor dem Hauptaltar kleine Opferkerzen an, gehen wieder.
    Nach außen hin scheint es sich also die Wogen geglättet, die Gemüter beruhigt zu haben, scheint wieder Frieden in Judenstein eingezogen zu sein.
    Nach außen hin.
    Der Schein der Ruhe drückt.
    Wenige Schritte neben dem Haupteingang an der rechten Seitenwand, dort wo innen der Aluminiumbehälter mit den Reliquien eingemauert ist, ist auf dem Gras am Boden nach wie vor das Blumenkreuz zu sehen, das die Verehrer des Anderles am Tag der Umbettung der Gebeine des Kindes angelegt haben.
    Offenbar wird das Blumenkreuz auch nach wie vor gepflegt und regelmäßig erneuert.
    Und jeden Sonntag um halb zehn versammelt sich eine Schar von Anderle-Verehrern, die vor der Kirche auf dem Vorplatz einen Rosenkranz beten.
    Zur selben Zeit feiert drüben in Rhin Pfarrer Werner Seifert in der Pfarrkirche den Messgottesdienst.
    Allerdings soll die Beteiligung der Einheimischen an der Messfeier seit den heurigen Julitagen viel geringer sein als vorher.
    Anschließend an die Sonntagsmesse sperrt Mesner Gap dann auch drüben in Judenstein die Kirche auf, aber die anderen Verehrer gehen nicht hinein.
    Und auch die heiligen Sakramente wollen sie sich vom Pfarrer Seifert nicht spenden lassen.
    Für Taufen oder Krankenölungen wurden im heurigen Sommer andere, nicht im Ort wohnende Geistliche, bemüht.
    Pfarrer Seifert klagt auch darüber, dass er nach wie vor Drohbriefe und andere Schreiben erhalte, aus denen er den klaren Wunsch ablesen könne, er möge verschwinden.
    Eine unmögliche seelsorgerische Situation, sagt der Pfarrer.
    Aber die Entscheidung, ob er bleibe oder nicht, liege nicht bei ihm.
    Der Bischof meine, er solle jetzt einmal bleiben, sagt der Pfarrer.
    Und Prilat Dr. Alois Stöger, der Abt von Stiftwilten, zu dem die Pfarrerin ja gehört, erklärt, ein Wechsel des Rinnerpfarrers stehe überhaupt nicht zur Diskussion.
    Aber auch Abt Stöger verschließt nicht die Augen vor der Tatsache, dass die Lage in Judenstein und Rinn alles andere als normalisiert ist.
    Die Anhänger des Anderle-Verehrungskults haben jedenfalls nicht aufgegeben.
    Neuerlich entzünden könnte sich der Streit um die von der Kirche beabsichtigte Abschaffung des Kults an einer anderen Frage.
    Nach dem ursprünglichen Plan des Bischofs stand ja auch eine etwaige Übermalung oder sogar Entfernung der Fresken an der Decke der Judensteiner Kirche zur Diskussion.
    Vor allem jenes Bildes, auf dem der angebliche Ritualmord am Anderle durch die deutlich als Juden gezeichneten Kaufleute zu sehen ist.
    Bisher hatte es geheißen, dass diese Fresken den Taurer Barockmalern Giener zuzuschreiben seien.
    Jetzt haben die Kunstexperten aber festgestellt, und zwar erst vor wenigen Tagen, dass zumindest zwei der vier Bilder nicht von den Giener Brüdern, sondern dem kunsthistorisch noch viel bedeutenderen Barockmaler Josef Ignaz Mildorfer gemalt wurden.
    Mildorfer hat auch Fresken in Ampass und im Kloster Neustift bei Brixen in Südtirol geschaffen und gilt als sehr guter Barockmaler.
    Umso schwieriger wird also jetzt die Frage einer möglichen Änderung der Fresken in Judenstein.
    Vor dieser Entscheidung stehen die Mitglieder eines Restaurierungskomitees aus Vertretern der Kirche und des Denkmalamtes, und zwar des Bundesdenkmalamtes.
    Schon einmal im heurigen Sommer, nämlich am 6.
    August, an jenem Tag, an dem ganz Tirol von schweren Unwettern heimgesucht wurde, sollte in einem Lokalaugenschein in Judenstein die weitere Vorgangsweise geklärt werden.
    Aber die Experten konnten nicht in die Kirche hinein, weil das Schlüsselloch mit einem Kunststoffspray unbrauchbar gemacht worden war.
    Nicht vor Oktober, November soll jetzt ein neuerlicher Anlauf für eine entsprechende Entscheidung über die Restaurierung der Kirche genommen werden, sagt Abt Stöger von Wilten.
    Aber die Kirche werde sicher restauriert, wie jede andere Kirche auch.
    Zweifel daran, ob es wirklich sinnvoll sein kann, die Fresken in Judenstein zu ändern oder gar zu entfernen, hegen nicht wenige Kunstexperten.
    Ihre Überlegung?
    Grenzt es nicht wirklich an Bilderstürmerei, wenn man jetzt tatsächlich so vorgeht?
    Und wenn man es tut, was geschieht dann mit den anderen Symbolen in der Kirche von Judenstein, die an die Legende vom Anderle von Rinn erinnern?
    Wie zum Beispiel den Engeln am Hauptaltar, die beide solche Symbole halten, der eine den Hut, in den hinein die Kaufleute dem Paten des Kindes nach der Legende das Geld für den Buben gezahlt haben, der andere die Sichel, mit der die Mutter des Kindes Korn schnitt, als das Anderle gerade umgebracht wurde.
    Die selben Symbole samt der Palme, die das Anderle als Märtyrer ausweist, befinden sich auch auf einer Stuckkartusche, die am Bogen vor dem Hauptaltar angebracht ist.
    Müsste das konsequenterweise dann nicht etwa auch entfernt werden?
    Und wenn ja, was geschieht mit den zahlreichen anderen Darstellungen, auf denen das Anderle von Ren in Kirchen Tirols zu sehen ist?
    Etwa auf dem Glasfenster der Taufkapelle der Pfarrkirche Hötting in Innsbruck oder dem Seitenaltar der berühmten Wiltener Basilika.
    Keine leichte Entscheidung also, vor der die Vertreter der Kirche und des Denkmalamtes stehen.
    Eine Entscheidung, die sicherlich wieder Staub aufwirbeln wird.
    Denn ebenso vehement, wie sich die Anhänger der Anderle-Verehrung dagegen wehren, befürworten andere, wie zum Beispiel die Solidaritätsgruppe engagierter Christen, ein endgültiges Ende des Kults mit all seinen Begleiterscheinungen.
    Berichterstatter war Markus Sommersacher.
    Saalfelden ist an diesem Wochenende Treffpunkt der Jazz-Avantgarde.
    14 Ensembles nehmen an diesem Jazz-Festival im Salzburger Land teil, das heuer bereits zum achten Mal durchgeführt wird.
    Wie in den Jahren zuvor liegt das Hauptgewicht auch heuer wieder beim Modern Jazz.
    Wie in den vergangenen Jahren konnten auch heuer wieder prominente Vertreter der Jazz-Szene für Auftritte gewonnen werden.
    Neben Don Cherry, Jack DeJohnette, George Adams und Carla Bley sind auch John McLaughlin und Dave Holland in Saalfelden zu hören.
    Die beiden letztgenannten Musiker sind die Stars eines Programmschwerpunktes Jazz aus Großbritannien.
    Aus Saalfelden berichtet Franz Roedel.
    Welch faszinierende Swing- und Bebop-Klänge aus vier Saxophonen erklingen können, das zeigte gestern zum Beginn des 3-Tage-Jazz-Festivals von Saalfelden das 29th Street Saxophon Quartett.
    Dass es sich dabei um eine der momentan avantgardistischsten Formationen aus New York handelt, zeigt, dass der Trend im Jazz zurück zur tonalen Spielart weiter anhält.
    Altbekanntes wird da aufgegriffen und in eine neue Form gegossen.
    Untertitelung des ZDF für funk, 2017
    Das Salfeldener Jazzfestival, wegen seiner hochinteressanten Programmzusammenstellung und der viel gepriesenen, lockeren Atmosphäre schon lange kein Geheimtipp mehr, setzt nach wie vor nicht so sehr auf Stars, sondern präsentiert sich auch heuer wieder vor allem als verlässliches Trendbarometer des Jazz.
    Dass man dabei auch Festivals von größerem Bekanntheitsgrad manchmal um einiges voraus ist, darauf ist Gerhard Eder vom Jazzclub Salfelden besonders stolz.
    Besonders stolz, glaube ich, sind wir insofern, dass wir den Riecher heuer gehabt haben, was England betrifft, zum Beispiel mit der Annie Whitehead-Gruppe.
    Ich habe also jetzt von Berlin erfahren, dass die also sehr enttäuscht unter Anführungszeichen waren, dass wir Annie Whitehead das erste Mal in Europa präsentieren und nicht sie.
    Sie wollten also heuer Annie Whitehead beim Berlinfest das erste Mal präsentieren und das Musikland England ebenfalls.
    Ich glaube, dass wir hier zum Beispiel einen
    Riecher gehabt haben, einmal vor Berlin.
    Das Zweite ist, dass wir glauben, dass wir heute mit 29 Streetsaxophon Quartett und Microscope Accepted zum Beispiel ganz neue amerikanische Gruppen präsentieren, wobei wir auch hier wieder einen Riecher gehabt haben.
    Das Microscope Accepted ist am Cool Jazz Festival zu einer der besten Gruppen gekürt worden, die auf dem Festival gespielt haben.
    Nun zum restlichen Programm des Salfeldener Jazz Festivals.
    Heute treten ab 15 Uhr Leroy Jenkins mit Gruppe des Ethnic Heritage Ensemble, David Murray, Don Cherry mit Carlos Ward, Mark Elias, Ed Blackwell und Nana Vasconcelos sowie James Blatt-Alma auf.
    Morgen Sonntag wird das Jazzfestival von Saalfelden mit Dave Holland, Dino Saluzzi, der Annie Whitehead Group, dem Microscope Accepted sowie einem ganz besonderen Leckerbissen für Jazzfreunde abgeschlossen.
    Dazu noch einmal Gerhard Eder.
    Wir wollten heuer also zwei Big Bands präsentieren, das war eigentlich immer eine unserer Programmlinien bei allen Festivals, dass wir also Big Bands, große Bands sozusagen immer präsent halten.
    Und Colourplay hat zwar bei uns schon im Club gespielt, wir wollten also Colourplay einmal beim Festival machen und einmal ganz was Neues machen.
    Wir sind an die Colourplay herangetreten, ob sie
    mit einem europäischen Bläsersatz, weil also auch das Wiener Altorchester, das ist ja schon recht international zumindestens, dass hier eine eigene Komposition geschrieben wird, die also im Saalfeldenfestival oder am Saalfeldenfestival das erste Mal auftritt.
    Und das ist also dann sehr reibungslos vonstattengegangen.
    Abschließend noch zum absoluten Höhepunkt der vergangenen Nacht, dem von 2500 Besuchern viel umjubelten Auftritt der 14-köpfigen Gruppe des Altsaxophonisten Trevor Watts aus Großbritannien.
    Untertitel im Auftrag des ZDF, 2021
    Mit diesen Klängen aus Saalfelden haben wir den Beitragsteil im Mittagsjournal beendet.
    Vier Minuten vor 13 Uhr nochmals das Wichtigste in Kürze.
    Österreich.
    Bundespräsident Kirschschläger hat heute die Riedermesse eröffnet und sie als große Leistungsschau gewürdigt.
    Der Staatsoberhaupt lobte die Sachlichkeit der Eröffnungsfeier, obwohl es in Oberösterreich in fünf Wochen Landtagswahlen gibt.
    Der Bundespräsident würdigt in diesem Zusammenhang nicht nur die Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern, sondern auch zwischen den Parteien.
    Die Riedermesse gilt als größte Landwirtschaftsmesse Österreichs.
    Fast 1900 Aussteller aus 34 Ländern präsentieren ihr Angebot.
    Zusätzlich gibt es Sonderschauen, wie etwa eine internationale Fachmesse für Saatgut.
    Morgen Sonntag tritt eine im April einstimmig vom Nationalrat beschlossene Novelle zum Suchtgiftgesetz in Kraft.
    Führenden Mitgliedern von Rauschgifthändlerbanden drohen künftig 20 Jahre Freiheitsentzug statt bisher 10 Jahre.
    Andererseits sind verschiedene Hilfsmaßnahmen für selbstsüchtige, sogenannte kleine Rauschgifttäter vorgesehen, wenn sie sich freiwillig einer Entwöhnungstherapie unterziehen.
    Frankreich
    Bei dem Zugunglück in Argentin-sur-Croise in Mittelfrankreich sind heute nach einer jüngsten Bilanz mindestens 49 Menschen ums Leben gekommen.
    Von den 85 verletzten Fahrgästen schweben noch einige in Lebensgefahr.
    Als Unglücksursache wird menschliches Versagen angenommen.
    Der Personenzug fuhr mit etwa 100 km pro Stunde auf einer Strecke, wo nur 30 km pro Stunde zugelassen sind.
    Der Lokführer wurde festgenommen.
    Südafrika.
    Die Außenminister Italiens, Luxemburgs und der Niederlande sind heute vor dem Hintergrund anhaltender blutiger Rassenunruhen in Kapstadt mit dem südafrikanischen Staatspräsidenten Peter Botha zusammengetroffen.
    Im Auftrag der Europäischen Gemeinschaft wollen sich die Minister über die jüngste Entwicklung in dem Apartheid-Staat informieren.
    Gestern trafen die drei Außenminister mit dem schwarzen Friedensnobelpreisträger Bischof Tutu zusammen.
    Dieser hält Wirtschaftssanktionen gegen Südafrika für die letzte Möglichkeit, einen friedlichen Wandel im Land herbeizuführen.
    Bundesrepublik Deutschland
    Der Bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß wird morgen anlässlich eines Besuchs der Leipziger Messe mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker zusammentreffen.
    Als Gesprächsthemen nannte Strauß Fragen der Abrüstung, die beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen und Probleme mit Ausreisegenehmigungen seitens der DDR.
    Sowjetunion.
    Parteichef Michael Gorbatschow sieht die Beziehungen zwischen der Sowjetunion und den USA auf einem Tiefpunkt angelangt.
    In einem von der Nachrichtenagentur TASS veröffentlichten Interview sagte Gorbatschow, das Verhältnis zwischen den Supermächten habe sich trotz der Abrüstungsverhandlungen in Genf und der Vereinbarung eines Gipfeltreffens mit Präsident Reagan verschlechtert.
    Die Hauptfrage ist für Gorbatschow, ob beide Seiten bereit sind, ein Zusammenleben in Frieden als einzig möglichen Weg anzuerkennen.
    USA.
    Alexej Semjanov, der Stiefsohn des in Gorki im Exil lebenden Dissidenten Andrei Sakharov, hat in der Nähe der sowjetischen Botschaft in Washington einen Hungerstreik begonnen.
    Semjanov will damit die Erlaubnis erzwingen, seinen Stiefvater und seine Mutter Jelena Bonner besuchen zu dürfen.
    Im Bundesstaat Florida befinden sich derzeit etwa 300.000 Menschen auf der Flucht vor einem Hurricane.
    Bereits gestern haben sich zahlreiche Küstengemeinden in menschenleere Geisterstädte verwandelt.
    Der Wirbelsturm befindet sich zur Zeit noch über dem Golf von Mexiko, kommt jedoch mit einer Geschwindigkeit von annähernd 190 Kilometern in der Stunde auf die Küste zu.
    Noch die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Sonnig und warm, Nachmittagstemperaturen 22 bis 27 Grad.
    Mit diesen angenehmen Wetteraussichten beenden wir 60 Minuten Information durch den aktuellen Dienst.
    Für Redaktion und Technik verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.08.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.08.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Schweres Zugsunglück in Frankreich
    Mitwirkende: Kruse, Hans Joachim [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.31 [Sendedatum]
    Ort: Paris [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    5 Jahre Solidarität
    Einblendung: Solidarnosc-Führer Walesa
    Mitwirkende: Radzyner, Joana [Gestaltung] , Walesa, Lech [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu Weingesetz
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Dr. Michael Pronay
    Interview: Sommelier Pronay
    Mitwirkende: Brunner, Ulrich [Gestaltung] , Pronay, Michael [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ab 1. September neues Suchtgiftgesetz
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Anderle von Rinn: haben sich die Gemüter beruhigt?
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1985.08.31 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Jazzfestival in Saalfelden
    Einblendung: Musikausschnitte, Organisator Eder
    Mitwirkende: Ruedl, Franz [Gestaltung] , Eder, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1985.08.31 [Sendedatum]
    Ort: Saalfelden [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.08.31
    Spieldauer 00:59:45
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    Oberhofer, Ilse [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.08.31 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850831_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo