Mittagsjournal 1988.07.30

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag, aus dem Studio des Mittagsjournals meldet sich Werner Löw.
    Unser Beitragsprogramm für die kommende Stunde.
    Der deutsche Außenminister Genscher bei Michael Gorbatschow.
    Die ungeheuren Kosten des Golfkriegs.
    Bundeskammerpräsident Salinger bei der Eröffnung der Dornbirner Messe.
    Die Arbeitszeitverkürzung gefährdet die Europareife.
    Eine Halbzeitbilanz des sommerfremden Verkehrs in Österreich.
    Das überraschende Prädikat wertvoll für den neuesten Rambo-Film.
    Nicht bei uns, aber in der Bundesrepublik Deutschland.
    Und eine Ausstellung der jüngst verstorbenen Bildhauerin Anna Mahler in Salzburg.
    Anna Mahler, die Tochter von Gustav und Anna Mahler.
    Alma Mahler.
    Im Schnall zu Gast ist heute Österreichs Oberrabiner Paul Chaim Eisenberg.
    Vor alldem aber, wie immer, die Nachrichten, zusammengestellt von Georg Schalgruber, gelesen von Josef Wenzl-Chnatek.
    Sowjetunion.
    Das Zentralkomitee der KPDSU hat in Moskau wichtige politische Grundsatzfragen erörtert.
    Unter anderem hat Parteichef Gorbatschow deutlich gemacht, dass seine Reformpolitik unter einem gewissen Zeitdruck steht.
    Gorbatschow tat für eine neue Wahlmodalität bei den Parteigremien ein, für mehr Rechte der Republiken und Regionen und für mehr Selbstständigkeit der Bauern.
    Personelle Veränderungen in der Parteiführung wurden nicht beschlossen.
    Der deutsche Außenminister Genscher ist heute anlässlich seines Besuchs in Moskau von Parteichef Gorbatschow empfangen worden.
    Mit Außenminister Schewernatze konferiert Genscher heuer bereits das dritte Mal.
    Das Programm in Moskau ist diesmal aller Formalereignisse entkleidet.
    Man will sich ausschließlich Sachproblemen widmen.
    Zur Diskussion stehen eine Intensivierung der bilateralen Beziehungen in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Kultur sowie die Vorbereitung des für Ende Oktober geplanten Besuchs des deutschen Bundeskanzlers Kohl in Moskau.
    Zum ersten Mal seit einer Woche ist es gestern Abend wieder zu einer Großkundgebung im Zusammenhang mit dem Konflikt um die Region Berg-Karabach gekommen.
    Etwa 500.000 Menschen demonstrierten in der armenischen Hauptstadt Yerevan.
    Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.
    Die Miliz hat nicht eingegriffen.
    Vereinte Nationen.
    In den Verhandlungen zur Beendigung des Krieges am Persischen Golf zeichnen sich erste Kompromisse ab.
    Der Iran dürfte nun doch zu Direktverhandlungen mit dem Irak bereit sein.
    UNO-Generalsekretär Pérez de Cuellar setzt heute die Gespräche mit den Außenministern der beiden Länder fort.
    USA Washington will bis Jahresende umgerechnet mehr als zwei Milliarden Schilling an rückständigen Beitragszahlungen an die Vereinten Nationen überweisen.
    Nach Darstellung des amerikanischen UNO-Botschafters soll damit die Liquidität der UNO im Hinblick auf Initiativen zur Beendigung des Golfkriegs gesichert werden.
    Die Anfangskosten für eine UNO-Friedenstruppe in der Golfregion werden auf etwa 20 Millionen Dollar geschätzt.
    Insgesamt schulden die USA der Weltorganisation mehr als 500 Millionen Dollar.
    Jetzt sollen etwa 190 Millionen Dollar gezahlt werden.
    Washington hält seit drei Jahren den Großteil der UNO-Beiträge vorwiegend aus politischen Erwägungen zurück.
    Belgien.
    Das Parlament in Brüssel hat einen weiteren Schritt zu Reformen im Staats- und Verfassungswesen unternommen.
    Beschlossen wurde eine Gesetzesvorlage der Regierung, wonach mehrere politische Kompetenzen auf die Regionen Flandern und Wallonien übertragen werden.
    Betroffen sind die Umweltschutzpolitik, das Gesundheitswesen, die Medienpolitik und der Jugendschutz.
    Die Entscheidung im Parlament fiel mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit.
    Erklärtes Ziel der Reform ist die Dezentralisierung des belgischen Staates und die Schaffung eines Bundesstaates.
    Als nächster Schritt sollen Teile der Finanz- und der Wirtschaftspolitik föderalisiert werden.
    Kanada.
    Als erster ungarischer Parteichef hat Karoy Gros Kanada besucht.
    Vereinbart wurde unter anderem eine Intensivierung der Handelsbeziehungen.
    Gros bekräftigte die Reformziele der Regierung in Budapest.
    Er strebt unter anderem eine deutliche Trennung von Partei und Staat an und wird in diesem Sinne demnächst sein Amt als Ministerpräsident abgeben.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat eine Beschwerde des Bundeslandes Vorarlberg gegen die Errichtung der atomaren Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf in Bayern abgewiesen.
    Vorarlberg hatte verlangt, das Anhörungsverfahren in Neuenburg vorm Wald zu unterbrechen, weil die Sachverständigen befangen seien.
    In Neuenburg stand zuletzt die Eignung des Standortes Wackersdorf aus meteorologischer Sicht auf der Tagesordnung.
    Der Vertreter des Umweltministeriums in Wien verwies auf die Wichtigkeit dieses Themas für Österreich.
    Österreich.
    In Dornbirn ist heute die 40.
    Messeveranstaltung eröffnet worden.
    Sie dauert bis 7.
    August.
    Fast 1000 Aussteller, davon etwa zwei Drittel aus Österreich und etwa 200 Firmen aus Ländern der Europäischen Gemeinschaft, präsentieren ihre Produkte.
    Im Mittelpunkt der Dornbirner Messe steht eine Sonderschau zum Thema Natur erleben in Garten und Landschaft.
    Erwartungsgemäß herrscht auf den österreichischen Transitrouten an diesem Wochenende wieder starker Reiseverkehr, zumal die erste große Rückreisewelle in Richtung Deutschland rollt.
    Neuralgische Punkte sind einmal mehr die Tauernautobahn sowie die Autobahn München-Salzburg.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Regional vor allem im Alpenbereich noch stark bewölkt.
    Insgesamt jedoch Übergang zu aufgelockerter bis geringer Bewölkung.
    Lebhafter im Tagesverlauf dann abflauernder Nordwestwind.
    Nachmittagstemperaturen heute 21 bis 26 Grad.
    Frühtemperaturen morgen rund um 17 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag, allgemein sonniges und recht warmes, jedoch nicht heißes Wetter.
    Am Nachmittag einzelne Gewitter nicht ausgeschlossen, Wind aus Südost bis Südwest, Tageshöchsttemperaturen am Sonntag 25 bis 30 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag, vorwiegend sonnig und warm, im Gebirge dann einzelne Gewitter.
    Die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
    Wien, Heiter 22°, Nordwestwind 20 km in der Stunde.
    Eisenstadt ebenfalls Heiter 22°, Nordwind 20 km in der Stunde.
    St.
    Pölten Heiter 21°, Linz Heiter 19°, Salzburg stark bewölkt 18°, Innsbruck Heiter 18°, Bregenz Heiter 19°, Wolkig 22° und Klagenfurt stark bewölkt bei 21°.
    Es war gerade sieben Minuten nach zwölf.
    Seit gestern Abend hält sich der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher zu einem insgesamt zweitägigen Arbeitsbesuch in Moskau auf.
    Er wurde zwar von seinem sowjetischen Amtskollegen Shevardnadze am Flughafen begrüßt, ansonsten will man aber im gegenseitigen Einverständnis auf offiziellen Pomp und ein ausgekügeltes Besuchsprogramm verzichten.
    Umso mehr Zeit soll für Gespräche über eine, wie es Genscher nannte, durchgreifende neue Gestaltung der deutsch-sowjetischen Beziehungen bleiben.
    Für Ende Oktober ist ein Besuch des westdeutschen Bundeskanzlers Kohl in Moskau geplant.
    Sein Außenminister Genscher traf heute jedenfalls schon mit Michael Gorbatschow zusammen.
    Aus Moskau im Bericht von Helmut Brandstetter.
    Generalsekretär Michael Gorbatschow konnte sich in seinem zweistündigen Gespräch mit dem deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher eine kurze Anspielung auf schlechtere Tage im deutsch-sowjetischen Verhältnis nicht verkneifen.
    Unsere jüngsten Warschauer Vorschläge zur konventionellen Abrüstung sind nicht als Propaganda gemeint, sagte Gorbatschow, offensichtlich in Anspielung auf ein Interview vom Bundeskanzler Kohl mit dem amerikanischen Magazin Newsweek im Herbst 1986.
    Da hatte Kohl Gorbatschow als großen Propagandisten hingestellt und sogar einen Vergleich mit dem Nazi-Propaganda-Chef Goebbels gewagt.
    Aber die Eiszeit, die darauf folgte, ist jetzt endgültig vorbei.
    Wie nach dem Gespräch zu erfahren war, hat Genscher Gorbatschow's Perestroika in den höchsten Tönen gelobt.
    Gorbatschow wiederum hat die internationale Schlüsselrolle der Bundesrepublik und ihres umtriebigen Außenministers hervorgehoben.
    Ein konkretes Resultat des neuen Klimas erwartet man sich bei den Wiener KSZE-Gesprächen.
    Moskau und Bonn wollen gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um in Wien endlich zu einem Abschluss zu kommen.
    Das wiederum ist die Voraussetzung für die nächste Verhandlungsrunde zum Abbau der konventionellen Rüstung in Europa.
    Die Vorschläge von Parteichef Gorbatschow in Warschau, die auf asymmetrische Abrüstung hinauslaufen, Motto, wer mehr hat in den einzelnen Rüstungsgattungen, muss mehr hergeben, diese Vorschläge hat Genscher heute als gute Grundlage für Verhandlungen bezeichnet.
    Die Sowjetunion will den deutsch-sowjetischen Frühling auch für gemeinsame Wirtschaftsprojekte nützen.
    In einem Kommentar der Nachrichtenagentur TASS wird der westdeutschen Wirtschaft eine wichtige Rolle in der Umgestaltungspolitik Europäisches zugesprochen.
    Vor allem bei der Nahrungsmittelindustrie sowie der Ausbeutung von Bodenschätzen sollen die Deutschen helfen.
    Wie man aus Kreisen der Bundesrepublik aber erfährt, scheitern viele Projekte bisher an mangelndem sowjetischen Management.
    Genscher hat sich in diesem Zusammenhang von Gorbatschow über die Ergebnisse des gestrigen ZK-Plenums berichten lassen.
    Da hat der sowjetische Parteichef neuerlich die Fortsetzung der Reformpolitik betont, allerdings ganz offen die Schwierigkeiten eingestanden.
    Gorbatschow hat erstmals die Möglichkeit in Aussicht gestellt, sowohl Fabriken als auch landwirtschaftliche Güter in Pacht zu vergeben.
    Und zwar durch langfristige Verträge bis zu 50 Jahren, was wohl einer Privatisierung gleich käme.
    Die Deutschen horchen bei der Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen auch, auch wenn für sie der Handel mit der Sowjetunion eine relativ unbedeutende Größe einnimmt.
    Wichtig ist ihnen aber auch, und das hat Genscher betont, im Bereich Wissenschaft und Kultur besser zusammenzuarbeiten.
    Bis jetzt hat da die Einbeziehung West-Berlins, die von der Bundesrepublik immer gefordert wird, dagegen gestanden.
    Ein Fortschritt in der Berlin-Frage wird möglicherweise dem Besuch von Bundeskanzler Kohl im Oktober vorbehalten bleiben.
    Dann wollen sowjetische und bundesdeutsche Führung auf höchster Ebene die neue Freundschaft feiern.
    Soweit unser Bonner Korrespondent Helmut Brandstetter, der mit dem deutschen Außenminister Genscher nach Moskau gefahren ist, zu dessen Gesprächen mit Michael Gorbatschow.
    Die Bemühungen von UNO-Generalsekretär Peres de Kuey Jahre nach der vor knapp zwei Wochen erklärten grundsätzlichen Friedensbereitschaft des Iran im Golfkrieg einen Waffenstillstand zu erreichen, gehen weiter.
    Die entscheidende Phase dürfte in der nächsten Woche kommen, wenn das militärisch-technische Team, das der Generalsekretär nach Bagdad und Teheran entsandt hat, seinen Bericht über die mögliche praktische Abwicklung eines solchen Waffenstillstands abliefern wird.
    Schon gestern Abend ließ aber der iranische Außenminister Velayati in New York erkennen, dass die Iran vielleicht zu Kompromissen in der umstrittenen Frage von Direktverhandlungen mit dem Kriegsgegner Irak bereit ist.
    Solche Direktgespräche könnten demnach schon relativ bald, nach einer von der UNO vermittelten Einleitungsphase, möglich sein.
    Unterdessen beginnen Beteiligte und Beobachter angesichts des erhofften Golffriedens erste Bilanzen des Krieges zu ziehen.
    Territorial und politisch haben die acht Jahre Krieg keiner der kriegführenden Parteien einen messbaren Gewinn gebracht.
    Politische Verluste müssen vielmehr die jeweiligen Verbündeten der Kriegsparteien befürchten.
    Und der Krieg hat nicht nur Hunderttausende an Toten und Verwundeten gekostet, sondern auch materielle Schäden in Milliardenhöhe verursacht.
    Hören Sie mehr von Armin Wolf.
    Der Golfkrieg findet nicht nur an der Front statt, er ist auch ein Propagandakrieg.
    Glaubt man den Verlautbarungen und Siegesmeldungen beider Länder aus den vergangenen acht Jahren, so müssten beide Staaten inzwischen menschenleer sein.
    So viele Feinde haben die jeweils eigenen Soldaten bei der jeweils jüngsten Offensive getötet.
    Man muss in diesem Krieg also mit Zahlen vorsichtig sein.
    Nicht einmal die Zahl der Toten weiß man genau.
    Es könnten 500.000 sein, aber auch weit über eine Million.
    Und auch bei den wirtschaftlichen Schäden sind die Experten im Westen auf Schätzungen angewiesen.
    Und die sind gigantisch.
    Die Kriegsschäden allein des Iran dürften bei 500 Milliarden Dollar liegen, also bei mehr als 6 Billionen Schilling.
    Allein an direkten Militärausgaben dürften die Iraner rund 50 Milliarden Dollar aufgewendet haben.
    Das meiste des rund um die Welt zusammengekauften Kriegsgeräts musste man allerdings inzwischen abschreiben.
    Heimo Kopitz vom renommierten Londoner Institut für strategische Studien.
    Iran hat keine Marine mehr, hat keine Luftwaffe mehr, keine effektive Luftwaffe.
    Die haben wahrscheinlich so die 2000 Panzer oder sogar mehr verloren.
    All das muss wieder
    Die militärischen Ausgaben des wesentlich kleineren Irak waren noch weit höher, fast 100 Milliarden Dollar insgesamt.
    55 Prozent, also mehr als die Hälfte seines gesamten Volkseinkommens fahnde der Irak in den letzten Jahren für den Krieg auf.
    Gigantisch sind aber vor allem die zivilen Schäden.
    Entlang der 1200 Kilometer langen Grenze sind mindestens 2000 Städte und Dörfer vollkommen zerstört.
    Ein Landstreifen von 100 Kilometern beiderseits der Grenze ist praktisch vernichtet, über eine Million Menschen musste fliehen.
    Verantwortlich dafür waren neben den jahrelangen Kämpfen vor allem auch die zahlreichen Giftgaseinsätze durch den Irak.
    Hingegen hatte der berüchtigte Städtekrieg, also der Beschuss der feindlichen Hauptstadt mit Raketen, mehr moralische als wirtschaftliche Folgen.
    Heimer Kopitz?
    Ich selber hab's im Baghdad gesehen, die Einschläge waren ziemlich auf engem Raum und bis ich dann sechs, sieben Monate später da war, nach diesen Einschlägen, war die schon wieder repariert.
    Zum größten Teil zerstört sind in beiden Ländern die wichtigsten Industrieanlagen.
    Die riesige Ölraffinerie im irakischen Basra ist ebenso vernichtet wie die iranische Anlage in Abadan.
    Der Ölexporthafen Kharg, einer der größten der Welt, ist durch irakische Bomben fast völlig zerstört.
    Allein sein Wiederaufbau wird rund eine Milliarde Dollar kosten.
    Die wirtschaftliche Situation dürfte wohl einer der Hauptgründe auch für das Einlenken des Iran am Golf gewesen sein, glaubt auch der Militärexperte Kopitz.
    Die Soldaten wollen auch nicht mehr so richtig, besonders hinsichtlich der chemischen Waffen, die eingesetzt wurden.
    Das Material fehlte ihm.
    Und in den Industrien, dadurch, dass sie kein Geld haben, konnten sie kaum für die Bevölkerung Einfuhr bezahlen.
    Und das macht sich bemerkbar.
    Und dann ist ein sehr hoher Inflationsrat und ein sehr großer Schwarzmarkt.
    Und das muss
    der Hintergrund der Entscheidung des Hassan Jani gewesen sei.
    Dabei hat der Iran in dieser Zeit etwa 15 Milliarden Dollar Auslandsschulden aus Schadzeiten noch an den Westen zurückgezahlt, während der Irak nicht nur seine 35 Milliarden Dollar Währungsreserven aufgebraucht hat, sondern sich noch mit der doppelten Summe im Ausland verschuldet hat.
    Wobei Experten glauben, dass die arabischen Bruderländer, die den größten Teil der Summe zur Verfügung gestellt haben, dem Irak seine Schulden nachlassen werden.
    Aber trotz des wirtschaftlichen Desasters werden die Rüstungsausgaben am Golf in nächster Zeit nicht sinken.
    Vor allem der in letzter Zeit militärisch weit unterlegene Iran hat schon wieder Aufrüstungspläne.
    Heimo Koppitz vom Institut für strategische Studien.
    Beweise haben wir da nicht, aber wir wissen, das ist auch ganz verständlich, dadurch dass sie keine Marine-Luftwaffe und aber eine ziemlich rege Militärindustrie haben, wird Iran als erstes mit dem ersten Geld, das ihm freisteht,
    werden sie sich eine Luftwaffe oder eine Marine anschaffen müssen, denn so stehen die nackt da und können sich gegen keinen verteidigen und das macht kein Land.
    So war der Experte des Internationalen Instituts für strategische Studien in London am Ende des Beitrags von Armin Wolf.
    Und wir wechseln jetzt um 12.17 Uhr zu Österreich-Themen mit der heutigen Folge unserer Samstagsserie.
    im Journal zu Gast.
    Das ist Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg.
    Eisenberg wurde erst vor einigen Monaten von seiner Gemeinde zum Oberrabbiner von ganz Österreich gewählt.
    Vorher war er als Nachfolger seines Vaters, Dr. Akiba Eisenberg, nur der geistliche Führer der israelitischen Kultusgemeinde von Wien.
    Die Ausweitung der Zuständigkeit des Wiener Oberrabbiners ist, so sagt Eisenberg selbst, eine Spätfolge des Holocaust.
    Sie vergrößert die Zuständigkeit des Oberrabbiners in Wahrheit nur geografisch, denn seine Gemeinde wird nur unwesentlich größer.
    Während es vor 1938 in Österreich in vielen Städten und sogar Dörfern jüdische Gemeinden mit eigenen Rabbinern gegeben hat, sind heute außerhalb von Wien nur Gemeinden in Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck aktiv.
    Insgesamt sind das aber keine 500 Menschen außerhalb von Wien.
    Insgesamt leben an die 10.000 Juden in Österreich.
    Mit dem 38-jährigen Oberrabiner Paul Chaim Eisenberg sprach Roland Machatschke.
    Zu Beginn dieses Gesprächs eine ungewöhnliche Einleitung.
    Dieses Interview ist bereits am Freitag aufgenommen worden.
    Wäre es ein Verstoß gegen das Schabbatgebot, wenn wir es am Samstag führen würden, Herr Oberrabiner?
    Wir haben ein ziemlich weitschweifiges Arbeitsverbot am Samstag.
    Dazu gehört unter anderem auch die Inbetriebnahme verschiedenster elektrischer Geräte, sodass eine Aufnahme am Schabbat selbst unseren religiösen Vorschriften nicht entsprechen würde.
    Manche sind sogar der Meinung, dass die Ausstrahlung allein
    am Samstag vielleicht problematisch ist.
    Aber ich bin froh, dass hier zunächst festgehalten wurde, dass wir jetzt nicht live ein Interview haben, sondern dass das schon vor dem Schabbat am Freitag aufgenommen wurde.
    Man weiß aus antisemitischen Äußerungen und aus antisemitischen Schriften, dass die jüdischen Vorschriften oft besondere Aggressivität wecken.
    von den Speisegesetzen über die Beschneidung, die Kopfbedeckung bis zu speziellen Dingen wie Schlefenlocken und Kaftan bei den Orthodoxen.
    Haben Sie eine Erklärung für solche Aggressivität, Herr Oberrabiner?
    Denn bei allen Religionen einschließlich der christlichen Kirchen gibt es ja Gebote und Vorschriften ähnlicher Art.
    Das jüdische Gesetz ist tatsächlich ein Gesetz, das alle Bereiche des Lebens in Anspruch nimmt.
    Und der Jude fühlt sich eigentlich als ein Mensch, der sich nicht einteilen lässt in einen profanen Teil und einen religiösen Teil, den er getrennt voneinander lebt, sondern von früh an, wenn er aufsteht und es vorgeschrieben ist, sich die Hände zu waschen, über das Tischgebet, über Vorschriften, wie er sich im wirtschaftlichen Leben zu verhalten hat,
    wird der religiöse Jude eigentlich von diesen Vorschriften begleitet.
    Durch diese Vorschriften, die zum Teil nur Bräuche sind, denn die Gewänder, die von Chassidim getragen werden, entsprechen nicht einer Vorschrift, sondern Bräuchen, ist der Jude sofort erkennbar.
    und er selbst geniert sich dafür eigentlich gar nicht.
    Aber es gibt Menschen, denen es schwerfällt zu akzeptieren, dass es andere gibt, die anders sind als er und die das auch noch nicht verheimlichen wollen, sondern das auch offen zur Schau tragen.
    Es stecken da verschiedene, glaube ich, menschliche Urängste gegenüber dem Fremden drin, unter anderem, es steckt vielleicht auch ein wenig vom
    der über Jahrtausende gepredigten Ablehnung des Judentums durch das Christentum, durch die Kirche drinnen, denn immerhin sind es nicht zwei Religionen, die vollkommen voneinander unabhängig sind.
    Bei Ihrer Amtseinführung, Herr Oberrabiner, heuer in Salzburg, war Erzbischof Berg anwesend, der Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz.
    Ist das eine Art von Symbol für das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Judentum in Österreich derzeit?
    Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat sich überall auf der ganzen Welt ein anderes Verhältnis zwischen der Kirche und dem Judentum entwickelt.
    Ich muss ganz offen sagen, wir sind sicher noch nicht fertig mit der Arbeit.
    Es gibt sicher noch einige Punkte, die näher betrachtet und besprochen werden müssen.
    Aber immerhin ist es heute möglich und so war es auch
    Bei meiner Amtsanführung als Oberer Wiener von Österreich, dass wir als Gast auch geistliche andere Religionen eingeladen haben.
    Es war der Erzbischof Berg, es gab auch einen Vertreter.
    der Protestanten dabei, allerdings als Gäste, nicht als Mitwirkende bei einer Einweihung, sondern eben als Gäste.
    Was Ihr Zusammentreffen mit Papst Johannes Paul betrifft, anlässlich seines Besuches in Österreich, hat dieses Treffen eigentlich Ihre Erwartungen erfüllt?
    Wir haben mit diesem Treffen große Probleme gehabt und gleichzeitig auch große Erwartungen.
    Es ist schon etwas Besonderes, wenn der Papst einige Tage in Österreich ist und gleichzeitig verlangt, denn die Initiative ist von Seiten der Kirche gekommen, die Juden Österreichs zu treffen und gleichzeitig das Konzentrationslager Mauthausen besuchen möchte.
    Und daher waren eben unsere Hoffnungen groß und sie sind aber nicht ganz erfüllt worden.
    Wir haben sehr viel Sympathie auf der Seite des Papstes gefunden.
    Wir haben gefunden, dass er im Gespräch mit der jüdischen Gemeinde die jüdischen Opfer des Holocausts klar und deutlich erwähnt hat.
    Wir haben aber gleichzeitig vermisst,
    dass ein Wort davon in Mauthausen gefallen wäre, wo mehr Leute waren, wo eigentlich der Ort dieses Leidens gewesen ist.
    Und auch auf unsere Frage bezüglich der schwachen und sehr wenigen Versuche von Seiten der Kirche zu protestieren oder etwas gegen den Nationalsozialismus zu unternehmen,
    haben wir eigentlich eine unbefriedigende Antwort erhalten, nämlich dass dort, wo es Proteste gegeben hat, die Taten der Nazis noch grausamer gewesen sind.
    Wenn, so glauben wir, die Kirche von allen Anfang an und von oben her das als Programm ausgegeben hätte und es früh genug
    dagegen von allen Seiten intensiv gekämpft wäre, glaube ich, dass ein Land wie Österreich, das so katholisch ist, oder Deutschland, in dem auch sehr viele Christen leben, dass da vielleicht noch eine Möglichkeit gewesen wäre, im Anfangsstadium überhaupt zu sagen, das ist mit der christlichen Lehre nicht vereinbar, da dürfen Christen nicht mittun,
    und sicherlich im Jahr 40 war es schon zu spät.
    Herr Oberabinat Eisenberg, die kleine jüdische Gemeinde hat in den letzten zwei Jahren einiges an Druck, an Anpöbelungen, an antisemitischen Äußerungen erlebt, offenen Antisemitismus zum Beispiel in Zeitungen, auch aus dem Munde und aus der Feder von Politikern.
    Hat das Auswirkungen auf die Gemeinde selbst gehabt?
    Das Wesentliche an unserer Sorge liegt nicht daran, dass es noch Antisemiten in Österreich gibt.
    Es gibt überall Antisemiten und so auch in Österreich.
    Wenn aber in einer freien Presse, wenn aber Politiker in höheren Stellungen ihre Position und ihre Macht dazu ausnützen, aus einer Verteidigung
    einen Angriff zu machen und diesen Angriff ziemlich deutlich gegen das Judentum zu richten, so waren wir darüber sehr unglücklich.
    Die erste Phase war eigentlich eine Phase der erschrockenen Reaktion und eigentlich fast der Untätigkeit.
    Aber kurz danach hat sich entwickelt so etwas wie ein Solidarisierungseffekt.
    Es sind Leute, Juden, in unsere Gemeinde zurückgekehrt, die ganz entfernt schon waren, die schon ganz abseits gestanden sind.
    Und heute ist es so, dass wir sagen können, dass wir vielleicht aus dieser Tatsache gelernt haben und versuchen,
    eigentlich eine moralisch und der Identität nach gestärkte Gemeinschaftsarbeit in unserer Gemeinde zu leisten.
    Das politische Österreich, jetzt im weitesten Sinne gesprochen, hat das Jahr 1988 zum sogenannten Bedenkjahr ernannt.
    Es gibt Ausstellungen, Symposien, Diskussionen, Medien, Politiker, sie alle haben sich mit den Ereignissen vor 50 Jahren befasst.
    ist ihrer Meinung nach dabei etwas herausgekommen.
    Zum Beispiel ein verstärktes Bewusstsein der Mitschuld an diesen Ereignissen in einem Land, das sich fast 50 Jahre lang eigentlich nur in der Opferrolle gesehen hat.
    Es war wirklich sehr gut, wie im März 1988 und überhaupt im Laufe des ganzen Jahres 1988 viele sehr gut überlegte, von verschiedensten Organisationen geplant und durchgeführte
    Gedenkstunden, Ausstellungen und weiteres gewesen ist.
    Und ich kann mir nicht vorstellen, dass da nicht ein bisschen hängen bleibt.
    Es ist das Jahr noch nicht zu Ende, es steht noch bevor im November
    Gedenkfeiern anlässlich der Kristallnacht.
    Ich hoffe, dass auch da viele offene Worte, Worte auch der Selbsteinsicht zu hören sein werden.
    Mein Wunsch wäre, dass sich diese ganze Bewegung eigentlich nicht nur in diesem Jahr
    jetzt mit aller Gewalt totläuft und dann ist es wirklich endgültig aus, sondern dass es sich natürlich in kleiner dosierter Form weiter über die nächsten Jahre erstreckt in der Erziehung der Jugend.
    Vor allem da habe ich schon Hoffnungen, dass da auch Positives geschehen wird.
    Wir haben jetzt in den vergangenen Wochen den Streit um das Denkmal oder Mahnmal von Alfred Hitlitschka auf dem Albertinerplatz erlebt.
    Die zentrale Figur dieses Mahnmales ist der straßenwaschende Jude.
    Was hält eigentlich der österreichische Oberabiner davon und was glaubt er wird ein Jude denken, der mit dieser Figur, wenn das Denkmal dann einmal steht, konfrontiert sein wird?
    Ich glaube, dass das Denkmal und auch diese Figur äußerst provokant sind.
    Ich glaube aber, dass das nicht schlecht ist.
    Für uns bedeutet das eine ganz wichtige Lehre.
    Es wird sehr viel davon gesprochen, von Menschen, die unschuldig sind, die im Krieg nichts getan haben, dass sie auch gleichzeitig sagen können, wir haben auch nicht gewusst.
    Es mag wohl sein, dass sehr viele Leute, die in Wien gelebt haben, bis vielleicht nach dem Krieg nicht gewusst haben, was sich in Auschwitz tut.
    Aber man hat gewusst und man hat schon 1938 gesehen, dass man den Nachbarn, den Bekannten auf die Straße geschleift hat und dort die Straße waschen ließ, die Parolen abwaschen ließ, die eigentlich nicht von Juden geschrieben waren, sondern
    von aufrechten Österreichern, die gegen den Anschluss gewesen sind.
    Und da habe ich sehr wenig gehört von einem Versuch des Protestes.
    Da habe ich nicht das Gefühl, dass das irgendjemand nicht sehen konnte.
    Und daher scheint mir dieser Straßenwaschende Jude ein sehr schönes und sehr wichtiges
    Symbol zu sein, ein Symbol dafür, dass es eben nicht erst Antisemitismus ist, wenn man sechs Juden mit bloßer Hand erwürgt, sondern dass es schon genügt, wenn man einen Juden unter Gespött und Gelächter erniedrigt und dass die Schwelle
    wann wir einschreiten sollen, sehr niedrig gesetzt werden soll, dass man nicht erst dann glaubt, einschreiten zu müssen, wenn es jemanden total an den Kargen geht, sondern auch viel früher schon.
    In vielen Familien hierzulande ist die Vergangenheit 1938 bis 1945 kein Gesprächsthema.
    Wie ist das eigentlich in jüdischen Familien?
    Kann es dort auch tabu sein?
    Natürlich aus anderen Gründen.
    Es gibt ja wohl Eltern, die ihren Kindern nicht alles erzählt haben, was sie im Krieg erlitten haben, und die nicht unbedingt auch daran immer erinnert werden wollen, weil sie so Schreckliches miterlebt haben, weil sie in ihrer Familie so viele Opfer
    zu beklagen hatten.
    Dass Sie das vielleicht nicht aushalten, ältere Menschen, dafür habe ich Verständnis.
    Gleichzeitig glaube ich, dass es sehr wichtig ist, der Jugend, sowohl der jüdischen als auch der nicht-jüdischen Jugend, diese Zeit sehr genau zu schildern.
    Und wenn es die Eltern oder Leute, die es selbst erlebt haben, nicht dazu imstande sind, so müssen es eben die Lehrer oder andere Medien tun.
    Auch in diesen Familien, glaube ich, ist in den letzten zwei Jahren dann doch etwas mehr und offener gesprochen worden über die Ereignisse vor 50 und 40 Jahren.
    Und es hat auch bei uns eine Bewusstseinsbildung und Entwicklung hervorgerufen.
    Sie sind Jahrgang 1950, Herr Oberrabiner Eisenberg.
    Hat Ihr Vater mit Ihnen über die Zeit der Verfolgung gesprochen?
    Mein Vater hat mit mir über die Zeit der Verfolgung gesprochen.
    Er entstammt aus Ungarn.
    Nach Ungarn sind die Deutschen verhältnismäßig spät einmarschiert.
    Meine Eltern hatten das Glück, beide in Budapest zu leben, wo verschiedene Aktionen, vielleicht ist der Name Raoul Wallenberg bekannt, ein schwedischer Diplomat,
    der sich wirklich eingesetzt hat und mit seinem Leben eigentlich bezahlt hat dafür letzten Endes.
    Und zwar nicht von Hand der Deutschen, sondern wahrscheinlich von Hand der russischen Eroberer.
    der Zertifikate ausgestellt hat und den Juden Häuser zur Verfügung gestellt hat, die unter schwedischer Oberhoheit gewesen sind.
    Und in einem solchen Haus hat meine Mutter überlebt.
    Auch mein Vater war versteckt.
    Andere Mitglieder meiner Familie sind tatsächlich im Krieg und im Lagern auch umgekommen.
    Leben Sie gerne in Österreich, trotz Antisemitismus?
    Es gibt eine Diskussion unter Juden.
    Oft sind es die einen, die hier leben, und andere Juden, die vor dem Krieg in Österreich gelebt haben und heute in Amerika oder Israel leben.
    Sie fragen uns, wie könnt ihr auf so einem Platz leben, an einem Platz, an dem so viele Synagogen zerstört wurden, an dem so viele Menschen, Juden, Schreckliches gelitten haben.
    Und es ist nicht sehr leicht, diese Frage zu beantworten.
    Ich versuche mir immer vor Augen zu halten, dass ein judenreines Österreich bis zu einem gewissen Grad ein Sieg der Nationalsozialisten wäre.
    Und dass es noch einige Juden hier gibt, irgendwo ein Symbol dafür ist, dass Hitler und seine Leute den Sieg doch nicht errungen haben.
    Ich würde nicht, um das zu dokumentieren, Juden hierher nach Österreich importieren, insofern keine hier leben wollen.
    Aber Österreich hat doch, auch aufgrund seiner Lage in Europa und aufgrund der Tatsache, dass die Grenzen für Flüchtlinge offen waren, hat Österreich nach dem Krieg die Möglichkeit gegeben, auf sehr vielen Menschen hierher zu kommen, durch Österreich zu gehen.
    Manche sind eben auch hier geblieben.
    Und solange es eben eine kleine Gruppe von Juden hier gibt, wir waren immerhin vor dem Krieg etwa 200.000 in Österreich und sind heute zwischen 7.000 und 10.000 in Österreich, solange es diese kleine Gruppe gibt, gilt es für sie zu wirken, dafür
    zu sorgen, dass ihre religiösen Bedürfnisse befriedigt werden.
    Und das sehe ich zum Teil als meine Aufgabe und das ist einer der Gründe, warum ich heute in Österreich lebe.
    Danke für das Gespräch.
    Österreichs Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg im Journal zu Gast.
    Das Gespräch mit ihm führte Roland Machatschke.
    In Vorarlberg ist heute die 40.
    Dornbirner Messe eröffnet worden.
    Bis 7.
    August präsentieren dort an die 1000 Aussteller, davon zwei Drittel aus Österreich, ihre Produkte.
    Etwa 200 Firmen kommen aus Ländern der Europäischen Gemeinschaft.
    Und um die Europareife Österreichs ging es Bundeskammerpräsident Salinger auch in seiner Eröffnungsrede.
    Salinger sagte unter anderem,
    Die Politik muss energisch damit fortfahren, für die Wirtschaft Europa Bedingungen zu schaffen.
    Und dazu gehört es auch, bei neuen Forderungen Maß zu halten.
    Wir dürfen vor allem in der Sozialpolitik den europäischen Niveau nicht voraneilen.
    Meine Damen und Herren, das bedeutet für mich eine Absage an die Forderung einer generellen Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Wochenstunden.
    Diese Ablehnung hat nichts mit einer unsozialen Einstellung der Wirtschaft zu tun.
    Wir haben seit Jahrzehnten aktiv am sozialen Fortschritt unseres Landes mitgewirkt.
    Jetzt haben wir aber die Sorge, dass ein Vorbrechen bei der Arbeitsverkürzung unser wichtigstes Ziel, die Europareife zu erlangen, infrage stellt.
    In diesem Zusammenhang glaube ich auch, dass gerade die Unternehmer oder die Manager oder jene Menschen, die für die Führung eines Betriebes verantwortlich sind, am besten wissen, wenn Überstunden gemacht werden sollen oder wenn sie nicht gemacht werden sollen.
    Der Präsident der Bundeswirtschaftskammer, Rudolf Salinger, heute bei der Eröffnung der Dornbirner Messe.
    Und wir bleiben im Themenbereich Wirtschaft.
    Heute ist ja der 30.
    Juli und mit Ende Juli ist die Mitte der Hauptsaison im Fremdenverkehr erreicht.
    Im vergangenen Monat, im Juni, musste Österreichs Tourismusbranche ja einen Nächtigungsrückgang um ganze 7% hinnehmen im Vergleich zum Vorjahr.
    Man hatte zwar aufgrund der andersfallenden Feiertage und wegen einer Verschiebung der Ferien in Deutschland mit einem Minus gerechnet, aber die sieben Prozent wurden dann doch allgemein als Katastrophe eingeschätzt.
    Wie läuft nun derzeit das Geschäft mit dem Urlaub?
    Kollegen aus allen neun Landestudios informieren.
    Tirols Fremdenverkehr hatte im Mai und Juni wenig zu lachen.
    Die Nächtigungen gingen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um insgesamt 5% zurück.
    Dafür wurde in erster Linie das schlechte Wetter verantwortlich gemacht, aber auch der schwache Dollar dürfte maßgeblich am Gästeschwund beteiligt sein.
    Allein bei den Amerikanern beträgt das Minus gegenüber dem Vorjahr stattliche 23% und auch die Traditionsgäste aus der Bundesrepublik Deutschland haben bisher nur zögernd Tirolurlaube gebucht.
    Für den Juli liegen noch keine Zahlen vor, das schöne Wetter dürfte aber einen leichten Aufwärtstrend mit sich bringen.
    In den Hotels und Pensionen hofft man noch auf einen starken Herbst, der die magere Bilanz auch in den vergangenen Jahren regelmäßig aufpoliert hat.
    In Vorarlberg wird die Buchungslage derzeit als befriedigend bezeichnet.
    Vor allem in der zweiten Juli-Hälfte haben die Buchungen angezogen, man hofft zumindest, die Vorjahreswerte zu erreichen.
    Genaue Zahlen gibt es allerdings noch nicht.
    Zuvor hatte die Branche mit Einbußen zu kämpfen, in den Monaten Mai und Juni sind nämlich um 3% oder 20.000 Nächtigungen weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres registriert worden.
    Einzelne Regionen, wie beispielsweise der Bregenzer Wald, mussten Einbußen bis zu 10% in Kauf nehmen.
    Die derzeitige Wetterlage und die Nachfrage lassen jedoch hoffen.
    Man setzt auf den August sowie auf die Herbstmonate und warnt gleichzeitig vor voreiligen Schlüssen.
    Gerade der vergangene Winter habe gezeigt, dass ein ungünstiger Saisonauftakt doch noch aufgeholt werden könne.
    Im Bundesland Salzburg ist die Fremdenverkehrs-Zwischenbilanz, zumindest was die Vorsaison betrifft, nicht sehr erfreulich.
    Im Juni hat es landesweit etwa drei Prozent weniger Übernachtungen gegeben als im Vorjahr.
    Die Stadt Salzburg hat sogar ein Minus von fast sieben Prozent zu verkraften.
    Nur dieses Juni-Loch hat sich bereits im März abgezeichnet.
    Der Grund sind die neuen Ferienordnungen in den deutschen Bundesländern sowie die Feiertagskonstellation.
    Pfingsten war ja bekanntlich schon im Mai.
    Erfreulich sind aber jetzt die Zahlen im Juli.
    Durch das anhaltende Schönwetter sind Salzburgs Gästebetten derzeit nahezu ausgebucht.
    Anfragen bei den Verkehrsvereinen zeigen, dass auch das Interesse für Urlaub im August und September außerordentlich groß ist.
    Fazit für Salzburg, hält das schöne Wetter auch im August und September an, wird es für die Salzburger Fremdenverkehrswirtschaft trotz des schwachen Juni-Ergebnisses eine erfolgreiche Saison.
    In Kärnten ist keine Badewanne mehr frei und das im wahrsten Sinne des Wortes, nimmt man einige von den traditionellen Fremdenverkehrszentren abseits gelegene Gebiete und vorwiegende Wanderregionen aus.
    Im wahrsten Sinne des Wortes Badewanne, weil Zimmer mit Fließwasser, also der sogenannte Substandardbereich, durchaus noch Lücken aufweist.
    Lücken, die schon jahrelang nicht mehr geschlossen werden konnten.
    Trotzdem jubiliert Kärnten als Badezimmer der Alpen mit Trinkwasserqualität, denn Kärnten ist wieder in.
    Die Milliardeninvestitionen in den letzten Jahren an den Seen im Gegensatz zu den schadstoffbelasteten Meeren scheinen sich mehr als gelohnt zu haben.
    Obwohl die Vorsaison größtteils durch Schlechtwettereinbrüche eher schwach war, rechnet Kärnten als zweitstärkstes Sommerurlaubsland Österreichs im heurigen Jahr mit einem Rekordsommer.
    Abgerechnet wird allerdings erst Ende Oktober.
    In der Steiermark ist man mit dem Sommer des herrigen Jahres durchwegs zufrieden.
    Es sind zwar die meisten Feriengebiete nicht voll ausgebucht, doch hofft man allgemein auf ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr.
    In der Dachsteintauernregion, wo rund 30 Prozent der insgesamt 8,4 Millionen Ernächtigungen verzeichnet werden, haben speziell Gruppenreisen starke Zuwächse gebracht.
    Häuser, wo das Qualitäts-Preis-Verhältnis stimmt, sind durchwegs ausgebucht.
    Ähnliche Beobachtungen hat man auch im ASEA-Land gemacht, wo man schon jetzt auf ein leichtes Plus hofft und auch noch einen guten Herbst erwartet.
    In der Oststeiermark, speziell im Gebiet um Leupersdorf, gibt es zwar ein leichtes Plus, doch ist die Auslastung schlechter als erwartet.
    Auch im Raum Mariazell gibt es derzeit noch genügend Freibetten.
    Speziell der Herbst dürfte aber allen steirischen Fremdenverkehrsregionen eine gute Auslastung bringen.
    Darauf deuten die Buchungen jetzt schon hin, sodass das ohne dies schon recht gute Sommerergebnis des Vorjahres noch übertroffen werden wird.
    Oberösterreich.
    Das Salzkammergut ist Spitzenreiter bei den Buchungen für die Sommersaison.
    Besonders die Ferienorte im Seengebiet sind fast gänzlich ausgebucht.
    Hier sind nur mehr Privatquartiere oder Zimmer in Hotels der unteren Kategorien zu bekommen.
    Etwas schlechter geht es Orten im Salzkammergut, die nicht direkt an Seen liegen.
    Hier erreicht man in etwa die Vorjahreszahlen.
    Erfreuliches wird auch aus dem Donautal gemeldet.
    Die Radfahrwelle zeigt in diesem Bereich ihre Auswirkung und die Beherbergungsbetriebe können sich über eine gute Auslastung freuen.
    Weniger rosig sieht die Situation im Müllviertel und im Innen- und Hausrückviertel aus.
    Das Schild Zimmerfrei ist in dieser Region noch häufig zu sehen.
    Im Bereich Björn Eisenwurzen, einem beliebten Wintersportgebiet, ist man zufrieden.
    Auch hier werden, so ist man überzeugt, die Vorjahreszahlen im Sommertourismus erreicht werden.
    In Niederösterreich hält der Aufschwung im Fremdenverkehr weiter an.
    Auch im Juli ist die Buchungssituation besser als im Vorjahr.
    Nach ersten Schätzungen rechnet man im Sommerhalbjahr mit einem Zuwachs bei den Nächtigungszahlen um zwei bis drei Prozent.
    Das ist umso bemerkenswerter, als bereits im Sommer 1987 Niederösterreich als eines der wenigen Bundesländer zulegen konnte.
    Nicht zuletzt, weil die fremden Verkehrswerber neue Zielgruppen erschlossen haben.
    Wie zum Beispiel die Radtouristen, die entlang der Donau ihren Urlaub verbringen und von denen besonders die Wachau profitiert.
    Auch Gäste aus Ungarn kommen heuer verstärkt nach Niederösterreich.
    Sie zieht es ins Wiener Umland sowie in Zemmering und Wechselgebiet.
    Eine erste Zwischenbilanz bescheinigt dem burgenländischen Fremdenverkehr einen empfindlichen Rückgang um 7,5 Prozent für den Monat Juni.
    Dieser Wert entspricht annähernd dem gesamtösterreichischen Minus von 7,8 Prozent.
    Fasst man die Monate Mai und Juni zusammen, fällt das Ergebnis folgerichtig nicht so drastisch aus.
    Der Rückgang beträgt dann etwa eineinhalb Prozent.
    Vergleicht man übrigens den schlechten Landestrend mit den Ergebnissen einzelner Gemeinden, ergibt sich eine auffällige Diskrepanz.
    Die traditionell stark besuchten Orte rund um den Neusiedlersee rechnen auch heuer wieder mit einer Steigerung der Ernächtigungen bis zu 10 Prozent.
    Abseits der Hochburgen bleiben aber immer mehr Betten leer.
    In Wien bekommen die Hoteliers im heurigen Sommer erstmals deutlich das größer gewordene Bettenangebot zu spüren.
    Während sie in den letzten Jahren in den Sommermonaten zu 70 bis 90 Prozent ausgelastet waren, sind heuer von knapp 38.000 Hotelbetten nur 60 Prozent belegt.
    Und das bei gleich viel Gästen.
    Die Folge sind heiße Preisschlachten in den ohnehin schon so heißen Monaten des Jahres.
    Vor allem die 4- und 5-Stern-Hotels sind gezwungen, sich auf das Preisniveau eines 3-Stern-Hotels zu begeben, um wenigstens die Regien zu decken.
    Der Gast darf sich freuen.
    Ein Doppelzimmer in einer Spitzenkategorie wird in manchen Fällen um die Hälfte billiger als üblich angeboten.
    Offiziell heißen die Schleuderpreise dann Geburtstagsrabatt oder Ehepartnervorteil.
    Und noch eine Entwicklung zeigt sich bei der heutigen Sommerbuchungssituation.
    Vor allem die kleineren Betriebe klagen zunehmend, dass sie mit den Marketinganstrengungen und den Preisen der großen Ketten nicht mehr mithalten können.
    Rund um den Stephansdom am häufigsten zu sehen sind Italiener, Spanier und Deutsche.
    Und zum Leidwesen von Hotellerie und Gastronomie ein hoher Anteil von Rucksack-Touristen.
    Soweit ein Streifzug quer durch Österreichs Bundesländer zum Stand der Fremdenverkehrssaison zur Halbzeit des Sommerfremdenverkehrs.
    Rambo Römisch 3, zweite Woche.
    So heißt es in den Kinoprogrammen der österreichischen Tageszeitungen heute und die Kinofreunde wissen, was sie unter dem Namen Rambo erwartet.
    Muskelmann und Erfolgsproduzent Sylvester Stalloni alias Rocky alias Rambo sieht wieder rot und kämpft wie ein Mann, auch wenn sein Vaterland Amerika offiziell schon klein beigegeben hat.
    Diesmal in der dritten Rambo-Folge wechselte er aus Indokina nach Afghanistan.
    Allerdings in ein Afghanistan, das vom Abzug der Russen noch nichts weiß.
    Aber auch das historische Nachhinten des vormaligen Dschungelkämpfers hat die zuständige Filmkommission in der Bundesrepublik Deutschland nicht von einem allgemein überraschenden Schritt abhalten können, nämlich Rambo 3 mit dem für den Verleih finanziell vorteilhaften Prädikat wertvoll auszustatten.
    Über den wertvollsten Rambo, den es je gab, ein Bericht von Bernhard Morawetz.
    Der Film beginnt mit einer Großeinstellung der US-amerikanischen Flagge.
    Kurz darauf eine Großaufnahme des Helden Rambo, begleitet von Wagner von Veranklängern.
    Wer diese Botschaft der ersten Minute noch nicht versteht, der muss beim Rest des Films aufpassen.
    Da kämpft der amerikanische Held in den Schluchten Afghanistans allein gegen eine böse Übermacht, die sowjetischen Besatzungstruppen.
    Seine Lage scheint natürlich aussichtslos.
    Doch der geölte Muskelprotz legt eine ganze sowjetische Garnison in Schutt und Asche.
    Selbst die sonst als so tapfer geschilderten Mujahedin können da nur mehr zusehen.
    Wenn der Held, verkörpert durch Sylvester Stallone, seinen Dackelblick zu den schneeweißen Bergspitzen des Hindukusch gleiten lässt, dann lastet auf ihm die ganze Verantwortung im Kampf des Guten gegen das Böse.
    Dass man mit dieser Schwarz-Weiß-Malerei bisher gute Geschäfte machen konnte, das hat Sylvester Stallone, der das Drehbuch mitverfasste, schon mit einer Serie von Filmen bewiesen, die alle dem gleichen Prinzip folgen.
    Egal, ob als Rocky im Boxring oder als Rambo in Vietnam, jedes Mal ging es um den Einsatz der Muskeln gegen rote Untermenschen.
    Ganz offen wurde hier an ideologische Weltbilder und Aggressionsfantasien appelliert, unter Zuhilfenahme aller dramaturgischen und filmtechnischen Tricks.
    Dass diese Filme sehr populär waren, vor allem in den USA, wen wundert es?
    Zumal ja selbst der amerikanische Präsident vom Reich des Bösen sprach, wenn es um die Sowjets ging.
    Aber ob Ironie der Geschichte oder einfach wirtschaftliche Notwendigkeit, das alte Freund-Feind-Schema zwischen den beiden Supermächten hat sich gewandelt.
    Vielleicht ist das der Grund, warum der neueste Rambo-Film, Rambo 3, in den USA die Kassen nicht mehr so laut klingeln ließ.
    Vielleicht ist es aber bloß Übersättigung.
    Ob das auch hier in der Bundesrepublik Deutschland so sein wird, bleibt abzuwarten.
    Die Filmbewertungsstelle hat jedoch eine unverständliche Fleißaufgabe erfüllt.
    Sie verlieh dem Nachwerk das Prädikat wertvoll.
    Und das ist ja bei der finanziellen Vermarktung eines Filmprodukts nicht zu verachten.
    Die Öffentlichkeit reagierte gereizt.
    Die Filmbewertungsstelle habe sich damit selbst disqualifiziert, heißt es.
    Das Wirken dieser 30- bis 40-köpfigen Kommission, die aus Vertretern der Filmwirtschaft, der Länder und Filmkritikern besteht, bleibt meistens unbeachtet.
    Und dass schon öfters künstlerisch anspruchsvolle Filme von Hitchcock oder Renoir ohne Prädikat ausgingen, regte das Massenpublikum schließlich nicht auf.
    Den letzten Aufsehen erregenden Schnitzer leistete sich die Kommission, als sie den religiösen Horrorfilm »Der Exorzist« als besonders wertvoll erachtete.
    Die Mitglieder dieser Kommission wechseln ständig und damit offensichtlich auch die Qualitätsansprüche.
    So manches Kommissionsmitglied hat aus Protest gegen die Willkürlichkeit der Entscheidungen Abschied von diesem Gremium genommen.
    Genau das, was dem Film anzulasten ist, nämlich die primitive Schwarz-Weiß-Malerei der Charaktere, hat die Kommission als positiv erklärt und als märchenhafte Züge beschrieben.
    Typisch ist dafür die Schwarz-Weiß-Zeichnung der Figuren, heißt es.
    als ob es zwischen Aschenbuttel und der bösen Stiefmutter und dem Über- und den Untermenschen Rembos nicht doch entscheidende Nuancen gäbe.
    Bernhard Morwitz aus der Bundesrepublik Deutschland.
    Die Salzburger Festspiele wenden sich in diesem Jahr erstmals auch der bildenden Kunst zu.
    Die traditionelle Festspielausstellung im Foyer des kleinen Festspielhauses, bisher meist historischen Dokumentationen gewidmet, präsentiert heuer die Bildhauerin Anna Mahler.
    Die 1904 geborene Tochter von Gustav und Alma Mahler, die 1938 aus Österreich emigrieren musste und deren Werk hierzulande so gut wie unbekannt geblieben ist, konnte diese Rückkehr in die frühere Heimat allerdings nicht mehr selbst erleben.
    Sie starb vor wenigen Wochen, Anfang Juni, in London.
    Aus Salzburg, Maria Reinhofer.
    Sie zählt zu den Unentdeckten, zu jenen Künstlern, denen die Immigration aus Österreich 1938 vielleicht nicht das ganze Leben, aber zumindest die Chance auf Anerkennung und Ruhm zu Lebzeiten zerstört hat.
    Anna Mahler, Tochter von Alma und Gustav Mahler, Schülerin von Fritz Wotruber, Bildhauerin.
    Die Ausstellung im Foyer des kleinen Festspielhauses zeigt am Beispiel von 15 Großplastiken und ebenso vielen Porträtköpfen, das künstlerische Können und die Konsequenz, mit der Anna Mahler ihr skulpturales Werk geschaffen hat.
    Dies bestätigen auch die Erinnerungen ihrer Tochter Marina Mahler-Fistulari.
    Wann ich war klein, ich war immer dabei und ich habe immer gesehen und gehört und nicht nur wegen Bildhauern, nur dass sie war jedes Tag bei sieben Uhr in der Früh war sie schon draußen und hat sie schon gearbeitet, aber dass sie hat diese ganze Leben so viel gearbeitet und jedes Tag
    Und ohne viele Ausstellungen, ohne dass die Leute etwas bemerkt haben, das musste sie machen.
    Und das war sehr stark für mich und für mein ganzes Leben.
    Ich finde, das ist das schönste, was man überhaupt machen kann in diesem Leben.
    wenn jemand also jedes Tag auf eine Arbeit sich konzentriert.
    Es sind vor allem Figuren, die Anna Malers Werk dominieren.
    Liegende, stehende oder kauernde Figuren in Stein oder Bronz von konsequenter Einfachheit und einer monumentalen Kraft, die in Krasse im Gegensatz zur grazilen Persönlichkeit ihrer Schöpferin steht.
    Hilde Spiel, die heute Vormittag anlässlich einer Gedenkstunde über Anna Maler sprach, hatte sie 1932 kennengelernt.
    Sie hatte unbeschreiblich schöne Augen und vor allem einen faszinierenden Mund und eine großartige Allure und schien mir schon sehr sicher zu sein.
    Ich würde nicht sagen selbstbewusst, aber sicher im Auftreten und erst im Nachhinein habe ich dann erfahren, welche
    unendlich schwierige Kindheit sie gehabt hat und wie sie sich da mit ungeheurer Kraft erst herauskämpfen musste aus dem Schatten ihrer Eltern.
    Anna Mahler war 1938 mit ihrer Mutter emigriert, ging zunächst nach London, dann in die Vereinigten Staaten und verbrachte den letzten Abschnitt ihres Lebens zwischen Los Angeles und Spoleto in Italien.
    Nach einer Ausstellung in der Bundesrepublik Deutschland ist die Veranstaltung der Festspiele der erste Versuch, Anna Malers Werk in ihrer einstigen Heimat bekannt zu machen.
    Hier gibt es Gelegenheit, sowohl die monumentalen Figuren als auch die faszinierenden Porträtköpfe kennenzulernen.
    Anna Mahler, die schon im Salon ihrer Mutter und dann im eigenen Atelier mit den größten Persönlichkeiten ihrer Zeit in Verbindung stand, modellierte unter anderem Arnold Schönberg, Bruno Walter, Otto Klemperer, Franz Werfel, Ernst Krennig, mit dem sie kurze Zeit verheiratet war, und viele andere.
    Viele dieser Arbeiten gingen durch Krieg und Emigration verloren.
    Nochmals Hildespiel.
    Es ist merkwürdig, dass das Exil auf ihre Arbeit selbst keinen besonderen Einfluss genommen hat.
    Das heißt, man kann nicht sagen, dass die Thematik des Exils in ihrem Werk wirksam geworden ist, aber sehr ausgewirkt hat sich die Tatsache ihres Exils auf ihre Existenz, denn die Tatsache, dass man sie nicht zurückgeholt hat, wie man keinen der großen Künstler zurückgeholt hat, weder Kokoschka, noch Schönberg, noch Zschennig.
    Sie können das beliebig fortsetzen, diese Reihe
    hat natürlich ihren Erfolg gehemmt oder hat einfach verhindert, dass sie den Erfolg gehabt hätte, den sie ganz bestimmt hätte haben können, wenn sie in Österreich gelebt hätte.
    Ich meine, überlegen Sie, welche ungeheure Rolle Votthuber nach dem Krieg gespielt hat, wie Hrdlicka zu einem der bekanntesten Bildhaar geworden ist.
    Aber Anna Mahler, die sich selbst nicht verkaufen konnte und die still
    an irgendwelchen Orten im Ausland gelebt hat, keine offizielle Förderung erhalten hat, hat zwar ein fabelhaftes Werk geschaffen, aber der Erfolg ist ja eigentlich bis in die allerletzte Zeit versagt geblieben.
    Und das, finde ich, ist wirklich die Schuld derjenigen, die sich um sie nie gekümmert haben.
    Die Ausstellung, die durch eine Sammlung von Kleinplastiken im Rupertinum und durch eine Reihe verkäuflicher Bronzen in der Galerie Welz ergänzt wird, ist der erste und hoffentlich nicht letzte Versuch der Salzburger Festspiele, auch die bildende Kunst in ihr Konzept einzubeziehen.
    Generalsekretär Franz Willnauer
    Es war ursprünglich gedacht, diese Ausstellung im Jahr 1987 schon zu machen.
    Die Vorbereitungen einer so großen Ausstellung haben einfach mehr Zeit erfordert und dadurch ist der Zusammenfall und das Zusammentreffen mit dem Bedenkjahr 1988 zustande gekommen.
    Ich sehe es inzwischen als eine sehr sinnvolle Koinzidenz an und glaube, dass wir mit dieser Ausstellung auch einen wichtigen Beitrag zu der
    Erinnerung leisten, für die Österreich aufgerufen ist.
    Und so sehr ich froh bin, dass diese Ausstellung im Jahre 88 stattfindet, so traurig ist es, dass Anna Mahler nun nicht mehr unter uns sein kann.
    Sie ist vor wenigen Wochen in London gestorben.
    Die Ausstellung Anna Mahler Skulpturen und Portraits ist bis Ende August zugänglich.
    Ein später Beitrag zur geistigen Wiedergutmachung, also in diesem Fall an der Bildhauerin Anna Mahler, die 1938 emigrieren musste.
    Vier Minuten vor eins die Schlussnachrichten.
    Österreich.
    Oberrabiner Paul Chaim Eisenberg wertet das viel diskutierte Wiener Hrdlicka-Mahnmal gegen Krieg und Faschismus als provokant, aber gerade deshalb nicht schlecht.
    Eisenberg bezeichnete insbesondere die Figur des straßewaschenden Juden als wichtiges Symbol.
    Es sei eben nicht erst der Antisemit, der sechs Juden mit eigener Hand erwürge.
    Es genüge, wenn ein Mensch unter Gespött und Gelächter erniedrigt werde, sagte Eisenberg.
    In Dornbirn ist die 40.
    Messe eröffnet worden.
    Sie dauert bis 7.
    August.
    Fast 1000 Aussteller, davon etwa zwei Drittel aus Österreich, präsentieren ihre Produkte.
    Der Präsident der Bundeswirtschaftskammer, Salinger, sprach sich neuerlich gegen eine generelle Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden aus.
    Der Vorarlberger Landeshauptmann Purtscher meinte unter anderem, die Akzeptanz Österreichs als Industriestandrat werde maßgeblich von der Entscheidung über einen Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft beeinflusst.
    Wirtschaftsminister Graf betonte, Österreich müsse das Ansuchen für einen EG-Beitritt spätestens im Oktober nächsten Jahres stellen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Das deutsche Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat eine Beschwerde des Landes Vorarlberg gegen die Errichtung der atomaren Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf in Bayern abgewiesen.
    Vorarlberg hatte verlangt, das Anhörungsverfahren in Neuenburg vorm Wald zu unterbrechen, weil die Sachverständigen befangen seien.
    Unterdessen richtet sich die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen auf eine Verlängerung des Erörterungstermins für die zweite Teilerrichtungsgenehmigung der Anlage Wackersdorf ein.
    Sowjetunion.
    Der deutsche Außenminister Genscher ist zu Beginn seines Besuchs in Moskau von Parteichef Gorbatschow empfangen worden.
    In Gesprächen mit Außenminister Schewadnatze dürften vor allem eine Intensivierung der gegenseitigen Beziehungen in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Kultur sowie die Vorbereitung des für Ende Oktober geplanten Besuchs von Bundeskanzler Kohl in der Sowjetunion sein.
    Das Zentralkomitee der KPDSU in Moskau hat wichtige politische Grundsatzfragen erörtert.
    Parteichef Gorbatschow machte deutlich, dass seine Reformpolitik unter einem gewissen Zeitdruck steht.
    Gorbatschow trat für neue Wahlmodalitäten bei den Parteigremien ein, sowie für mehr Rechte der Republiken und Regionen und für mehr Selbstständigkeit der Bauern.
    Zum ersten Mal seit einer Woche ist es gestern Abend wieder zu einer Großkundgebung im Zusammenhang mit dem Konflikt um die Region Bergkarabach gekommen.
    In der armenischen Hauptstadt Yerevan demonstrierten etwa 500.000 Menschen.
    Zwischenfälle wurden nicht gemeldet.
    Die Miliz griff nicht ein.
    Feinde Nationen.
    Bei den Verhandlungen über einen Waffenstillstand zur Beendigung des Golfkrieges zeichnen sich erste Kompromisse ab.
    Der Iran dürfte nun doch zu Direktgesprächen mit dem Irak bereit sein.
    UNO-Generalsekretär Pérez de Cuellar setzt heute die Verhandlungen mit den Außenministern der beiden Länder fort.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Anfangs noch Störungsreste, in der Folge heute dann wieder meist sonniges Wetter mit Nachmittagstemperaturen zwischen 21 und 26 Grad.
    Josef Henselchnatek mit den von Helmut Koller geschriebenen Schlussnachrichten waren der letzte Programmpunkt im Mittagsjournal.
    Im Namen aller Mitarbeiter verabschiedet sich Werner Löw.
    Ein schönes Wochenende.
    Auf Wiederhören morgen um 17 Uhr beim Sonntagsjournal.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1988.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1988.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Genscher in Moskau
    Mitwirkende: Brandstätter, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1988.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Strategische Lage im Golf vor Waffenstillstand
    Einblendung: Militärexperte Koppitz
    Mitwirkende: Wolf, Armin [Gestaltung] , Koppitz, Heimo [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Oberrabbiner Eisenberg
    Interview: Wiener Oberrabbiner Eisenberg
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Eisenberg, Paul Chaim [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sallinger bei der Eröffnung der Dornbirner Messe, zu Arbeitszeitverkürzung
    Einblendung: Bundeskammerpräsident Sallinger
    Mitwirkende: Sallinger, Rudolf [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Fremdenverkehrssituation in den österreichischen Bundesländern: Tirol-Vorarlberg-Salzburg-Kärnten-Steiermark-Oberösterreich-Niederösterreich-Burgenland-Wien
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Jörgner, Christian [Gestaltung] , Handlos, Werner [Gestaltung] , Oberwegner, Romana [Gestaltung] , Eiselt, Franz [Gestaltung] , Tschank, Elisabeth [Gestaltung]
    Datum: 1988.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Prädikat "wertvoll" für "Rambo III" in der BRD
    Mitwirkende: Morawetz, Bernhard [Gestaltung]
    Datum: 1988.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Bonn [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Anna Mahler-Ausstellung in Salzburg
    Einblendung: Tochter Mahler-Fistulari, Zeitgenossin Spiel, Generalsekretär Willnauer
    Mitwirkende: Rennhofer, Maria [Gestaltung] , Mahler-Fistulari, Marina [Interviewte/r] , Spiel, Hilde [Interviewte/r] , Willnauer, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1988.07.30 [Sendedatum]
    Ort: Salzburg [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1988.07.30
    Spieldauer 00:59:50
    Mitwirkende Löw, Werner [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.07.30 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-880730_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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