Mittagsjournal 1983.07.02

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit?
    In fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, bei einer Stunde Samstags-Mittagsinformation begrüßt Sie als Redakteur Karl Jakowski.
    Die Auseinandersetzung zwischen der Ärzteschaft und der steirischen Landesregierung über die Sondergebühren steht im Mittelpunkt dieses Journals.
    Die steirische Landesregierung kürzte ja in dieser Woche per Verordnung diese Sondergebühren.
    Sie verteilte um und kassiert jetzt einen Teil der Sondergebühren selbst.
    Der Rest verbleibt den Ärzten.
    Zu diesem Thema ist heute im Journal zu Gast Dr. Richard Piatti, Arzt- und Ärztekammerpräsident für Österreich und die Steiermark.
    Auch hören Sie Pressestimmen zu diesem Thema.
    Kurz nach halb eins hören Sie dann das Ergebnis der Ö3-Vergleichsfahrt Auto-Zug von Wien nach Villach.
    Wer kommt an diesem ersten Ferienwochenende als Erster in Villach an?
    Der Autofahrer oder der Zug?
    Der Romulus Express.
    Die Strecke beträgt rund 380 Kilometer.
    Die Wirtschaftsredaktion präsentiert einen internationalen Kaufkraftvergleich der Metallarbeiter.
    Zwei weitere Beiträge im Mittagsjournal befassen sich mit Gedenktagen.
    Aus dem Burgenland kommt der Beitrag 450 Jahre Kroaten im Burgenland.
    Und die Kulturredaktion berichtet über das Werk Franz Kafkas anlässlich seines 100.
    Geburtstages.
    Gleich nach den Nachrichten hören Sie auch einen Überblick über das Verkehrsgeschehen auf Österreichs Straßen an diesem ersten Ferienwochenende.
    Verantwortlicher Redakteur für die Nachrichten ist Georg Schalgruber und Sprecher Wolfgang Grimerschmidt.
    Bundeskanzler Fritz Sinowatz hat eine Erhöhung der Mehrwertsteuer praktisch fix angekündigt.
    In diesem Sinne äußerte sich der Regierungschef in einem Interview für die steirische Südost-Tagespost.
    Die Konjunktursituation mache eine derartige Mehrwertsteuererhöhung notwendig, argumentierte Sinowatz.
    Er legt aber größten Wert darauf, dass durch die geplanten Steuer- und Gebührenerhöhungen die Kaufkraft nicht beeinträchtigt werde.
    Nicht dementiert hat der Bundeskanzler nach Angaben der Zeitung, dass man Steuer- und Gebührenerhöhungen plane, die für das Budget etwa 12 Milliarden Schilling bringen sollen.
    ÖVP-Obmann Mock hat neuerlich den Standpunkt seiner Partei zu den Fragen Arbeitsmarkt- und Arbeitszeitverkürzung dargelegt.
    Anlass war der ÖAAB-Landestag in Feldkirch.
    In Österreich gäbe es genügend Arbeit.
    Man müsse nur den Ländern, Gemeinden und Betrieben die Möglichkeit geben, sie zu finanzieren, sagte Mock.
    Ein Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik müsse neue Arbeit schaffen, anstatt bloß die vorhandene Arbeit auf mehr Menschen zu verteilen.
    Auch wenn das Bundesheer keine Abfangjäger erhalten sollte, wäre dies für Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager kein Rücktrittsgrund.
    Er könne sich durchaus auch ein Verteidigungskonzept ohne Abfangjäger vorstellen, meinte Frischenschlager in einem Interview für die Grazer Neue Zeit.
    Dies wäre aber nicht sein Konzept.
    Der Ressortchef räumte ein, dass zur Zeit für den Kauf von Abfangjägern tatsächlich kein Geld vorhanden sei.
    FPÖ-Generalsekretär Walter Grabherr-Meyer hält einen Zuschuss von 5 Milliarden Schilling für die verstaatlichte Industrie unter den selben Voraussetzungen, wie andere Milliarden früher gegeben worden sind, für nicht denkbar.
    Es gehe nicht mehr, meinte Grabherr-Meyer gegenüber dem Kurier, die Betriebe künstlich am Leben zu erhalten.
    Man müsse wirklich umstrukturieren.
    Die von der SPÖ betriebene verstaatlichte Politik hält der FPÖ-Generalsekretär für grundfalsch.
    Das Statistische Zentralamt hat die sogenannte volkswirtschaftliche Gesamtrechnung vorgelegt.
    Wie im Morgenjournal berichtet, ist ein deutlicher Anstieg beim Besitz und bei den Unternehmenseinkommen zu registrieren.
    Demnach ist der Anteil der Löhne und Gehälter am Einkommen aller Österreicher gesunken.
    Die Lohnquote, also der Anteil der Löhne und Gehälter am gesamten Volkseinkommen, beträgt jetzt 73 Prozent gegenüber 75 Prozent im Jahr 1981.
    Insgesamt ist die österreichische Wirtschaftsleistung 1982 um 1,1 Prozent gestiegen.
    Dieses Wachstum ist fast ganz der Land- und Forstwirtschaft zu verdanken.
    Von der Wirtschaftsflaute am stärksten betroffen war das Bauwesen.
    Die Bauleistung fiel auf das Niveau von 1972.
    Fritz Staudinger, der Direktor der Gesellschaft Gemeinschaftskraftwerk Tullnerfeld, prognostiziert bei einem Abwracken des Kernkraftwerkes Zwentendorf gigantische Verluste.
    Zu konkreten technischen Fragen sagte Staudinger im Morgenjournal, Ruhruran wäre schon jetzt verkauft, um die anfallenden Kosten teilweise zu decken.
    Auch in Zukunft könnten die Prem-Elemente zerlegt und Uran zurückgewonnen werden.
    Die Anlage könnte nach Meinung Staudingers als eine Art Reservelager für andere, auch herkömmliche Kraftwerke dienen.
    Milch ist ab kommendem Montag um 70 Groschen je Liter teurer.
    Die amtliche Preiskommission hat nach der Anhebung der Erzeugerpreise um 17 Groschen nun auch eine Erhöhung des Verbraucherpreises von 10 Schilling 80 auf 11 Schilling 50 beschlossen.
    In der kommenden Woche wird sich die Paritätische Kommission auch mit jenen Milchprodukten befassen, deren Preise nicht der amtlichen Regelung unterliegen.
    Familienministerin Elfriede Kahl will, dass der Konsumentenschutz vom Handelsministerium in ihr Ministerium übertragen wird.
    Die gute Beratung der Konsumenten sei in diesem Ressort besser aufgehoben als im Handelsministerium, das eher die Produzenten vertrete, argumentierte Frau Karl.
    Die Beratung sollte einen optimalen Einkauf und einen rationellen Einsatz des Geldes garantieren.
    Zur derzeitigen Diskussion um die Ladenschlusszeiten sagte Familienministerin Karl, die jetzt üblichen Öffnungszeiten reichten völlig aus.
    Der Kärntner Landtag hat einstimmig das Gesetz über den Nationalpark Hohe Tauern beschlossen.
    Für den in Kärnten liegenden Teil des Nationalparkes sind damit die logistischen Voraussetzungen geschaffen.
    Der Kärntner Anteil in den Gemeinden Heiligenblut, Großkirchheim und Winklern ist etwa 200 Quadratkilometer groß.
    Der israelische Außenminister Yitzhak Shamir hat neuerlich bekräftigt, die israelischen Truppen würden aus dem Libanon nur bei einem gleichzeitigen Abzug der Syrer zurückgenommen.
    In der nordnibeläsischen Hafenstadt Tripoli ist es wieder zu Feuergefechten gekommen.
    Drei Menschen starben.
    Der bei der Sondersitzung des PLO-Exekutivkomitees in Tunis ernannte Ausschuss wird demnächst nach Damaskus reisen, um zwischen Gegnern und Anhängern vom PLO-Chef Yassir Arafat zu vermitteln.
    Chile
    Der einflussreiche Verband der Fernfahrer hat in Verhandlungen mit den Machthabern offensichtlich erste Erfolge erzielt.
    Er erhielt bindende Zusagen für verschiedene finanzielle Forderungen.
    So etwa wird der Staat teilweise für Schulden bürgen, die die Unternehmer beim Ankauf von Lastwagen eingegangen sind.
    Zugleich dürfte der Fernfahrerverband von seiner Forderung nach einer Rückkehr zur Demokratie etwas abgerückt sein.
    Der Militärkommandant der Hauptstadt Santiago hat angekündigt, er werde den von der Opposition für den 12.
    Juli ausgerufenen Tag des nationalen Protestes mit allen Mitteln verhindern.
    USA Präsident Reagan wird nicht mehr zu der Affäre um die Wahlkampfunterlagen von Ex-Präsident Jimmy Carter im Wahlkampf 1980 sprechen.
    Diese Vorkommnisse beherrschen zurzeit die amerikanische Innenpolitik.
    Reagan-Mitarbeiter haben seinerzeit wichtige Unterlagen-Cardos erhalten und konnten Reagan für das entscheidende Fernsehduell hervorragend präparieren.
    Gestern haben sich die Bundesstaatsanwaltschaft und das FBI eingeschaltet.
    Reagan ließ nun erklären, er werde sich zu der Affäre nicht mehr äußern.
    Bei anderer Gelegenheit appellierte der Präsident anlässlich des 15.
    Jahrestages der Unterzeichnung des Atomsperrvertrages an alle Länder, die das Abkommen noch nicht unterzeichnet haben, eine Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern.
    Der Präsident bekräftigte auch die amerikanische Verpflichtung zu Verhandlungen mit der Sowjetunion über einen Abbau von Mittelstrecken- und Interkontinentalraketen.
    Spanien
    In informellen Gesprächen soll an diesem Wochenende versucht werden, ein Abschlussdokument für das Folgetreffen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa vorzubereiten.
    Zuletzt hat die Sowjetunion in Madrid eine gewisse Kompromissbereitschaft signalisiert.
    Darauf gründet sich jetzt der Optimismus, auch in Menschenrechtsfragen Fortschritte zu erzielen.
    Jugoslawien
    Die nun schon fast vier Wochen dauernde UNO-Welthandelskonferenz in Belgrad konnte noch immer nicht abgeschlossen werden.
    Ursprünglich sollte sie bereits am Donnerstag beendet werden.
    Es ist jedoch immer wieder zu Differenzen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern gekommen.
    Mehrere Ausschüsse konnten sich nicht auf den Wortlaut eines Schlusskommunikés einigen.
    Möglicherweise muss nun von der UNCTAD eingeräumt werden, dass der sogenannte Nord-Süd-Dialog gescheitert sei.
    Nur über Fragen geringerer Bedeutung wird man sich vielleicht einigen können.
    In der Hauptstadt Belgrad wird Zucker jetzt nur noch auf Bezugsschein verkauft.
    Die Rationierung musste eingeführt werden, weil Zucker in den vergangenen Wochen fast ganz aus dem Angebot verschwunden ist.
    Auch Kaffee und Waschpulver gibt es nur auf Bezugsscheine.
    Dagegen ist Speiseöl seit einigen Tagen wieder frei erhältlich.
    USA.
    Gescheitert ist ein 3-Milliarden-Chilling-Projekt, die Allgemeinbildung der amerikanischen Soldaten zu heben.
    Etwa 45% der Soldaten würden die Aufnahmsprüfung für eine Mittelschule nicht bestehen.
    Sie können nur schlecht lesen, schreiben und rechnen.
    An dem Weiterbildungsprogramm haben sich aber nur etwa 17% jener Soldaten beteiligt, für die es gedacht war.
    Nur knapp mehr als 10% konnten die Kurse erfolgreich abschließen.
    Die Wetterlage.
    Über Mitteleuropa hat sich ein Hochdruckgebiet aufgebaut.
    Es beeinflusst zunehmend auch das Wetter in unserem Bundesgebiet.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Westen heiter.
    Sonst zunächst noch überwiegend reichliche Bewölkung und stellenweise etwas Regen.
    Im Laufe des Nachmittags aber vor allem im Flachland Bewölkungsauflockerung.
    Westliche Winde.
    Nachmittagstemperaturen 18 bis 23 Grad.
    Frühwerte morgen 9 bis 15 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen, aufgelockerte bis geringe Bewölkung, abends im Westen lokal gewittrig, mäßige Winde aus West bis Nordost, Tageshöchsttemperaturen 20 bis 25 Grad.
    Die Vorschau auf übermorgen Montag, weiterhin sonnig und verhältnismäßig warm.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 19 Grad, Westwien 25 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig, 20 Grad, Nordwestwien 35 Kilometer mit Spitzen bis 55 Kilometer.
    Linz stark bewölkt, 17 Grad, West 5.
    Salzburg, heiter 19° Windstil, Innsbruck, wolkig 17° Windstil, Bregenz, heiter 17° Nordwest 5km, Graz, stark bewölkt 20° Nordwest Wind 20km in der Stunde und Klagenfurt, bedeckt 16° Windstil.
    Jetzt nach den Nachrichten gleich zur Verkehrslage in Österreich.
    Gestern war ja Ferienbeginn in Ostösterreich und seit diesem Zeitpunkt rollen tausende Autos gegen den Süden und den Westen.
    Einen Vorgeschmack auf das Verkehrschaos gab es ja gestern gleich nach dem Schulschluss, als viele abreisten.
    Doch das erwartete große Chaos trat dann doch nicht ein und so war man auf den heutigen Samstag gespannt.
    Ich bin jetzt mit Heinz Kellner vom ÖAMTC verbunden.
    Guten Tag.
    Guten Tag, Herr Jankowski.
    Herr Kellner, wie ist die Verkehrslage jetzt kurz nach 12 Uhr?
    Jetzt kurz nach 12 Uhr hat sich die Verkehrslage wieder beruhigt.
    Wir hatten in den Morgenstunden zum Teil stundenlange Wartezeiten, vor allem an Grenzübergängen Richtung Jugoslawien.
    Am Wurzenpass und am Läubl musste man zwischen vier und fünf Stunden lang warten.
    Es war auch die Nacht über sehr, sehr starker Reiseverkehr Richtung Süden zu
    verzeichnen, aber jetzt gegen Mittag ist es deutlich ruhiger geworden und wir haben jetzt zu Mittag folgende Situation.
    Die längste Wartezeit noch immer am Wurzenpass mit einer Stunde bei der Ausreise.
    Bei Spielfeld aber nur noch 20 Minuten Anfahrtszeit.
    Hier kommt die Kolonne gar nicht mehr zum Stillstand.
    Und bei Törlmaglern 20 bis 30 Minuten Aufenthalt.
    Das sind ja die wichtigsten Grenzübergänge, die für die Urlauber interessant sind.
    Am Läubelpass zum Beispiel, wo wir in der Nacht drei Stunden Aufenthalt hatten, jetzt keine Aufenthalte mehr.
    Auch auf den Durchzugstrecken, etwa Inntal und Brennerstrecke, auf der sogenannten Gastarbeiterroute Salzburg-Graz-Spielfeld und auf der Strecke Wien-Klagenfurt wohl noch sehr lebhafter Verkehr, aber überall reibungslos, ohne Schwierigkeiten, ohne Staugungen.
    Richtung Ungarn beim Grenzübergang Klingenbach haben wir nach wie vor Aufenthalte bis zu zwei Stunden, aber die ungarischen Zollbeamten nehmen da keine Rücksicht auf Reisetermine.
    Sie kontrollieren auch an solchen Terminen relativ streng.
    Herr Kellner, recht herzlichen Dank für diese Informationen.
    Auf Wiederhören.
    Auf Wiederhören.
    Ö3 veranstaltet heute ja auch einen Vergleichstest, Autozug von Wien nach Villach.
    Das Ergebnis dieses Vergleichtestes, meine Damen und Herren, erfahren Sie dann um circa 12.35 Uhr.
    Jetzt ist es 12.14 Uhr.
    Im Journal zu Gast.
    Heute Richard Piatti, Arzt- und Ärztekammerpräsident für Österreich und für die Steiermark, Primarius am Krankenhaus Fürstenfeld in der Steiermark und außerdem Politiker in der Volkspartei am konservativen Flügel der Volkspartei.
    Der 55-jährige Richard Piatti ist ein streitbarer Politiker, der Auseinandersetzungen nicht scheut, wie sich in den vergangenen Tagen wieder gezeigt hat.
    Piatti liegt im Clinch mit der steirischen Landesregierung, weil die Landesregierung die sogenannten Sondergebühren für die Spitalsärzte neu geregelt hat.
    Diese Sondergebühren sind jene Gelder, die vor allem die Klinik- und Abteilungschefs von den Privatversicherungen für die Klassepatienten bekommen.
    Einzelne steirische Ärzteschefs streiften dadurch monatlich hunderttausende Schillinge ein, brutto, der Spitzenverdiener sogar bis zu einer Million.
    Monatlich wohlgemerkt.
    Die Landesregierung will diese Spitzeneinkommen abschöpfen, zum Teil an die Ärzte umverteilen, die weniger verdienen, und zum anderen Teil für die Defizitabdeckung bei den Spitälern verwenden.
    Gegen letzteres sind Piate und die Steirischen Ärztekammer.
    Sie sind nicht gegen die Abschöpfung der Spitzen, sie wollen aber, dass das ganze Geld bei den Ärzten bleibt und zum Beispiel für die Ausbildung von Jungärzten verwendet wird.
    Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, hat Piatti Protestaktionen der Spitalsärzte organisiert, vor allem einen Boykott von Verwaltungsarbeiten in den Spitälern.
    Mit unterschiedlichem Erfolg allerdings.
    Nicht alle Ärzte machen mit.
    Rudolf Nagilla sprach mit Richard Piatti.
    Herr Präsident, wie immer Ihr Anliegen objektiv zu beurteilen ist und wie immer man zu den Protestaktionen steht,
    Eines ist sicher, in der Öffentlichkeit stehen Sie nicht gut da.
    Es herrscht der Eindruck vor, Sie wollen für raffgierige Millionäre steigen.
    Ja, das möchte ich nicht verhehlen, dass dieser Eindruck entstanden ist.
    Das liegt einfach auch darin, dass selbst bei gutwilligen, auch bei gutwilligen Publizisten schwer die Wirklichkeit und die Komplexität
    und die Kompliziertheit dieser Situation darzustellen ist, das fängt schon damit an, dass man sagt, wo sind Sondergebühren, sind das jetzt öffentliche Gelder, sind das Privatgelder, weil der Außenstehende eigentlich mit dem Begriff Sondergebühren schon nichts anfangen kann, er weiß nicht, was das ist.
    Gut, das stimmt schon, aber ist es nicht verständlich, dass da eine gewisse Erregung herrscht?
    und auch eine gewisse Sichtweise des Problems, die nicht in ihrem Sinn ist.
    Immerhin liest man da, jeder Steuerer kann das in den Zeitungen lesen von Ärzteeinkommen von bis zu einer Million Schilling monatlich.
    Das ist 50 bis 100 mal so viel wie ein Normalverdiener verdient.
    Erstens ist dieses Einkommen das Einkommen eines einzigen Mannes, der hier immer stellvertretender Prügelknabe für alle anderen sein soll, was ich hier nicht richtig finde.
    Ja, aber es ist ein Auswuchs.
    Zweitens ist es Auswuchs oder Ausfluss einer Strukturentwicklung.
    Das heißt, wenn ich bitte als Spitalserhalter, der die Verantwortung hat, das ist das Land Steiermark, datenlos zusehe, seit 20 Jahren,
    dass in einem Großkrankenhaus mit 3500 Betten, das ist das größte von ganz Österreich, ein einziges Röntgeninstitut die radiologische Versorgung übernimmt, sich in diesem Institut die gesamte technische Weiterentwicklung, die stürmische der Medizin, niederschlägt, das heißt immer mehr neue Agenten und Funktionen hinzukommen, Nuklearmedizin, Spezialuntersuchungen, Ganzkörperscanner, dann muss, ob er will oder nicht, es zu diesen Einkommen
    gelangen und dann wäre es Auftrag gewesen, durch Unterteilung, etwa Einrichtung von vier, fünf, sechs, sieben, acht Unterabteilungen mit Departmentleitern hier eine Änderung herbeizuführen.
    Das Einkommen zu reduzieren?
    Jawohl.
    Also, um es klarzustellen, diese Einkommen, und zwar nicht nur die Millionen, sondern ich vermute auch die halbe Million und so weiter, die sind Ihnen auch zu hoch?
    Ja.
    Ganz generell jetzt gefragt, wollen die Ärzte in der Gesellschaft eine Sonderstellung haben?
    Wir wollen bitte keine Sonderstellung.
    Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft.
    Es ist nun einmal so, dass rein funktionell, nämlich zu dem Zeitpunkt, wenn jemand krank ist, er dem Arzt von sich aus eine Sonderstellung einräumt.
    Ich meine, über diese Tatsache werden wir nicht hinwegkommen.
    Es gibt so ein berühmtes altes Bild, wo es heißt,
    Der Arzt gilt bei einem Kranken auf dem Höhepunkt seiner Krankheit als Gott, wenn die Krankheit vorbei ist als Engel und wenn er dann die Honorarnote schickt als Teufel.
    Das heißt, der Arzt wechselt im Bild.
    Das ist Einzelung der Öffentlichkeit.
    Und jetzt vielleicht ganz besonders aus Teufel in den letzten Tagen.
    Durch diese Vorgänge und so weiter.
    Das Bild, das Sie bieten.
    Sind Sie nicht unglücklich über dieses Bild, das Sie bieten?
    Schauen Sie, ich war der Realist.
    Ich habe meiner Mitarbeiterin von Haus aus gesagt, bei der permanenten Medienkampagne gegen die Ärzte,
    Wir müssten jetzt tief ausufern in der Diskussion, was die Gründe sind, das würde also die Zeit zweifellos springen.
    Die Ärzte sind bitte hier eine der Gesellschaftsgruppen, die von ganz bestimmter Seite die Prädilektionsstelle für Aggressivitäten sind.
    Wir stehen permanent in einer da und dort Verteidigungskampagne der Medien.
    Auch das ist bekannt.
    Wir wussten ganz genau, dass wir in dieser Frage mit einer Unterstützung einer Breite etwa der Medien nicht rechnen konnten.
    Die werden wir bitte wahrscheinlich in keinem Bereich haben.
    Wenn wir morgen in der Auseinandersetzung kämen mit den Krankenkassen, würden wir sie auch nicht bekommen.
    Ist Ihnen das sozusagen Wurscht oder muss Ihnen das Wurscht sein?
    Es gibt einen Punkt, wo man Interessen zu verteidigen hat und Grundsätze zu verteidigen hat, wo ich nicht dauernd, quasi wie manche Politiker, auf das Maul des Volkes schauen muss, um dem nachzublabbern.
    Herr Präsident, Sie persönlich sind in den vergangenen Tagen mit, wenn ich es salopp sagen darf, mit einigen starken Sprüchen ziemlich hervorgetreten.
    gegen Politiker im Allgemeinen und gegen den steirischen Landeshauptmann Krainer im Besonderen.
    Was haben Sie gegen Krainer?
    Als Person habe ich gegen Dr. Krainer gar nichts.
    Ich kenne ihn ja 30 Jahre.
    Ich habe mit ihm gemeinsam in der katholischen Aktionen kennengelernt.
    Auch bitte mit seinen persönlichen Eigenschaften, die hat heute jeder.
    Schlechte Eigenschaften?
    Sie, es gibt keinen Menschen, dem man
    nur gute Eigenschaften oder dem man nur schlechte.
    Wir alle sind eine Mischung von hellen und dunklen.
    Was meinen Sie jetzt konkret bei ihm an schlechten Eigenschaften?
    Ich kann ja auch nur sagen, das ist mein subjektiver Eindruck.
    Er ist also, was darf ich aufgrund doch längerer Erfahrung sagen und hat mit dem aktuellen Anlass ja nichts zu tun, auch ein sehr
    Temperamentvoller Typ, der seine Meinung sehr gerne lautstark und sehr bestimmt zum Ausdruck bringt.
    Er ist kein Liebhaber von Diskussionen.
    Autokratisch?
    Er ist das, was man heute vielleicht nicht immer zu Recht als einen autoritären und autokratischen Typ bezeichnet.
    Und er ist sehr, was sein Vorgänger zu wenig war, ist er für mein Dafürhalten etwas zu machtbezogen.
    Ich glaube, es ist eine Frage der Dosis.
    Hier ist etwas Überdosierung vorliegend.
    Ein Machtmensch?
    Ja.
    Haben Sie sich mit Krainers Vater, der ja auch mal Landeshauptmann war, in den 50er und 60er und frühen 70er Jahren, haben Sie sich mit dem besser verstanden?
    Der hat Sie ja, glaube ich, in die Politik geholt.
    Ich habe ihm es zu verdanken, dass ich in die Politik geholt wurde.
    Ich muss gestehen, in der Schlussphase, die ja durch seinen plötzlichen Tod gekennzeichnet war, nicht der Herr Schlussphase, hat es gerade bitte in der Frage der Spitalsorganisation zwischen ihm und mir eine schwere Auseinandersetzung im Club gegeben.
    War er der bessere Politiker als sein Sohn jetzt?
    Ich glaube, was ihm an Intellektualität gefehlt hat, hat er in überreichendem Ausmaß kompensiert durch
    einen klugen Hausverstand, was ja, glaube ich, in der Politik das Entscheidende ist, und durch eine gewisse Originalität der Persönlichkeit.
    Ich frage noch einmal, ich weiß, es ist eine heikel Frage, wenn Sie es nicht beantworten wollen, dann sagen Sie es.
    War er der bessere Politiker als sein Sohn, Persaldo?
    Wissen Sie, die Wahlergebnisse würden im Augenblick dagegen sprechen, aber
    Altlandeshauptmann Greiner, der Verstorbene, war, glaube ich, in einer landesinnenpolitischen Situation, wo ja oft an der Kante die Mehrheit stand, der bessere Politiker als der Sohn, von dem ich glaube, das ist natürlich jetzt eine Prophetie mit allen Risiken, solche Prophetien, dass die steirische Breite der ÖVP unter diesem Stil
    nämlich nur die anzuerkennen, die dem eigenen Personen- und Freundeskreis angehören, dem eigenen Clan, und alle anderen zu eliminieren.
    Ich möchte jetzt keine Namen aufzählen, die Kette von Persönlichkeiten der letzten Jahre, die da irgendwo ins Eck getrieben wurden oder in die Resignation oder in die Emigration, dass eine solche Politik nicht zur Ausdehnung der Breite, sondern eher zum Schrumpfen dieser Breite führen wird.
    Sie sind ja mit der ÖVP allgemein unzufrieden.
    Es gibt eine Reihe von Äußerungen von Ihnen, so über die Jahre verteilt, ich habe das alles nachgelesen, aus denen man entnehmen kann, dass Sie der Meinung sind, die ÖVP betreibt letztlich auch eine sozialdemokratische Politik.
    Ja, das möchte ich also nicht verhehlen, dass Sie in entscheidenden Fragen, etwa, Stichwort verstaatlichte Industrie, Wirtschaftspolitik, zum Teil auch in der Bildungspolitik,
    Untätigkeit in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik.
    dass sie hier durch Jahre einen Kurs gesteuert hat, der einfach durch Profillosigkeit sich auszeichnet und der sich eigentlich von den sozialistischen Vorstellungen kaum abhebt.
    Herr Präsident, könnten Sie mal Ihre persönliche Weltanschauung mit einem Namen benennen, also bezeichnen?
    In der Sendung Politik am Freitag haben Sie sich als, ich mache eine kleine Vorgabe, als konservativer Rebell bezeichnet.
    Ich habe mich bezeichnen lassen.
    Ich habe mich bezeichnen lassen.
    Es ist sehr schwer, sich selbst zu beurteilen.
    Es ist sehr schwer, sich mit terminologischen Begriffen zu punzieren, die zum Teil historisch sind.
    Was würde Ihnen am ehesten behagen?
    Also, ich muss sagen... Bei aller Unschärfe, das ist schon klar, diese Ausdrücke.
    Sie wollen ein Konservativer aus christlichen Grundsätzen heraus.
    Aber im Teil seines Innen, progressiv, im Sinne der Weiterentwicklung.
    Das ist der Rebell jetzt.
    Die Wertbereiche sind bitte erhaltens- und verteidigungswert.
    Auch bitte Wertstrukturen, aber sie sind auch in Frage zu stellen, nämlich die Wertstrukturen, ob nicht da und dort Korrekturen möglich oder notwendig sind, oder ob man sie nicht im Sinne der Werterhaltung weiterentwickeln müsste.
    Um welche Werte geht es Ihnen vor allem?
    Können Sie da einige aufzählen?
    Ja, ich glaube, das Wesentlichste ist eigentlich schon festgelegt in den antiken Tugenden,
    Es ist festgelegt, fortgesetzt sind den 10 Geboten Gottes.
    Ich weiß, dass wir alle Menschen das nur sehr unvollkommen erfüllen können.
    Das sind eben Orientierungspunkte, wenn ich bildhaft sagen kann, das sind halt die Sterne, nach denen wir uns zu orientieren haben, auch wenn wir sie nicht erreichen.
    Das sind in erster Linie eine gewisse Selbstlosigkeit.
    Eine Fähigkeit, ich glaube hier steckt der Kern des menschlichen Glücks, irgendwo sich selbst Grenzen zu setzen, also der Dubin des Maßhaltens.
    Hinzu kommt die Eigenschaft der Klugheit, der Tapferkeit.
    und des aufgeschlossenen Seins für die Anliegen des Anderen.
    Die Ehre fehlt mir jetzt.
    Die haben Sie nämlich früher auch schon mehrmals genannt.
    Von der Mädchen-Ehre bis zur Soldaten-Ehre.
    Ich bekenne mich auch zum Ehrbegriff.
    Es gibt also Ehrbegriffe des Menschen oder bestimmter Berufsgruppen.
    Es gibt auch eine ärztliche Ehre, es gibt eine Berufsehre.
    Auch zudem möchte ich mich bekennen auch, sagen wir mal, zur Treue Verpflichtungen gewissen Institutionen gegenüber.
    Das ist das, was ich heute gerade bei manchen Institutionen vermisse.
    Einige führende Ärzte in der Steiermark sind nicht ganz mitgegangen bei ihren Protestmaßnahmen in den letzten Tagen.
    War das Treulosigkeit nach Ihren Wertbegriffen?
    Legislative Organe der Ärztekammer, die die Standvertretung ist, einstimmig beschlossen wurden, sich der Einzelne an diese Dinge zu halten hat, wenn er sich bitte nicht des Vorwurfes der Treulosigkeit und der mangelnden Solidarität aussetzen will.
    Herr Präsident, ich komme jetzt mit einem Zitat Ihres, ich weiß nicht, ob ich das sagen kann, ich habe den Eindruck, jedenfalls Ihres Intimfeindes, Bernd Schilcher.
    Kann man sagen, Intimfeind?
    Nein, wir kennen uns hier zu wenig, als dass ich ihn als Intimfeind bezeichnen könnte.
    Es gibt aber immer wieder Auseinandersetzungen.
    Er repräsentiert für mich jenen Stil des billigen Populismus und Opportunismus in der Partei, der der österreichischen Volkspartei in meinen Augen das Profil nimmt, etwa im Vergleich zur CSU, die fast eine 60% Mehrheit hat im Gegensatz zur ÖVP.
    Nicht ganz ohne Zufall.
    Und daher bitte vielleicht Eindruck, als ob es mein Intimfeind wäre.
    Er ist, muss ich noch dazusagen, ein steirischer ÖVP-Abgeordneter.
    Also eigentlich ein Parteifreund von Ihnen, aber eben auch nicht wirklich.
    Und er hat unter anderem vor zwei Jahren einmal über Sie gesagt,
    Piatti soll seine monomanische Art, Politik zu machen, nicht mit pseudo-ideologischen Argumenten tarnen.
    Das heißt also, es übersetzt etwa, es ginge ihnen gar nicht um Weltanschauung, sondern das Ganze sei ein Problem ihrer Persönlichkeit, ihrer Person.
    Also ich möchte jetzt ganz hart sagen, ein Mann, der von seinem Herkommen her und in seinem Leben auch nicht die leisesten Ansätze von weltanschaulicher Formung aufzeigt und aufweist, sollte sich hüten.
    die weltanschaulichen Grundlagen und Motivation eines anderen in Frage zu stellen.
    Hier spricht bitte ein Blinder vom Licht.
    Herr Präsident, zum Schluss wieder zurück zu diesen Ärzte-Protest-Aktionen in der Steiermark.
    Sie haben gesagt in dieser Woche unter anderem, Sie behalten sich weitere Schritte vor.
    Und dann sagten Sie noch, jetzt kommt der entscheidende Satz, auf den es mir ankommt, man kann auch als Person bestimmte Kampfmittel in Anspruch nehmen, als Person.
    Sie als Präsident Piatti, was ist damit gemeint?
    Das klingt so persönlich.
    Schauen Sie, wenn man eine Auseinandersetzung führt und die dann droht zu sehr auf den Rücken anderer ausgetragen zu werden, dann müssen sie als Führungsperson auch persönliche Konsequenzen ertragen.
    Man kann ja nicht nur am Schreibtisch sitzen und die anderen quasi verheizen.
    Dann muss man auch Formen des persönlichen Protestes zum Ausdruck bringen.
    Sie kennen, ich habe ihn zwar nicht gesehen, sondern nur rezensiert gelesen, die Biografie von Gandhi bis zum Hungerstreik.
    Das heißt, wenn man es ernst meint, dann müsste man auch bis zu dieser Konsequenz gehen.
    Und diese Konsequenz fassen Sie, wenn das weiter eskaliert, wenn das Land nicht nachkippt ins Auge?
    Ich bin noch nicht in diesem vollen Ausmaß meinen Entschluss gefasst, aber ich fasse bitte auch das in Möglichkeit oder ins Auge, dass eine konsequente Vertretung diese Interessen, auch diesen Einsatz bitte nicht ausschließen darf.
    Das klingt jetzt profan, ich hoffe die allerletzte Frage, wie wäre das rein praktisch?
    Würden Sie sich das in Ihr Spital setzen und nichts mehr essen und vielleicht nur noch Wasser trinken oder so?
    Die näheren Umstände, wie man das also ablaufen lassen müsste, habe ich mir ehrlich gesagt noch nicht durchgedacht.
    Aber ich würde natürlich eigentlich meine Tätigkeit, solange ich physisch kann, fortsetzen.
    Ich würde mich nicht einfach nur in ein Spital hineinsetzen, sondern meine Tätigkeit fortsetzen.
    Danke für das Gespräch.
    Richard Beaty, Arzt und Ärztekammerpräsident für Österreich und für die Steiermark, war heute im Journal zu Gast.
    Auch die Zeitungen kommentieren das Thema Sondergebühren für Ärzte, das in dem eben gehörten Interview angesprochen worden ist.
    Wilfried Seifert hat die Zitate ausgewählt.
    Das erste Zitat stammt aus der Zeitung Die Presse.
    Deshalb haben die streikenden Ärzte der Steiermark niemandem einen Dienst erwiesen.
    Sich nicht, ihrem Stand nicht und ihren Anliegen schon gar nicht.
    von dem Patienten ganz zu schweigen.
    So schließt Thomas Koherr in der Tageszeitung die Presse seinen Kommentar.
    Nach seiner Auffassung haben die Ärzte es nicht verstanden, ihr im Prinzip vielleicht durchaus berechtigtes Anliegen in der Öffentlichkeit plausibel zu machen.
    Nämlich die Frage, wieso es zu solchen Bezügen kommen kann, in welcher Relation die Leistung zur Honorierung steht und wie der Eindruck verwischt werden kann, dass Hippokrates in Österreich nur mehr als Goldfigur gehandelt werde.
    In der Grazer Kleinen Zeitung
    kommentiert Erwin Zankl den Sondergebührenstreit und den daraus folgenden Verwaltungsstreik der steirischen Spitalsärzte.
    Die Sondergebühren sind weder rechtlich noch wirtschaftlich noch moralisch Privathonorare.
    Die Million, die der Chef des Zentralröntgeninstituts im Grazer Landeskrankenhaus Monat für Monat allein an Sondergebühren erhält, stellt vielmehr eine Art Umsatzbeteiligung dar.
    In der Kronenzeitung, und zwar im Wirtschaftsteil, stellt sich Georg Weiland die Frage, ob die Ärzte zu viel verdienen.
    Er führt die außergewöhnlich hohe Belastung der Primärärzte an und setzt fort.
    Anders hingegen ist es bei den modernen Fürsten in der Sozialversicherung.
    Dort sitzen die von politischen Parteien in die Position gehieften Funktionäre mit Super-Gagen, die wir alle mit unseren Zwangsbeiträgen finanzieren müssen.
    Einige dieser Funktionäre behandeln die ihnen anvertrauten Bereiche wie ihren privaten Schrebergarten, den die Beitragszahler gefälligst zu erhalten haben.
    Der dem Ärztestreik folgende innerparteiliche Streit in der ÖVP, die Auseinandersetzung zwischen dem noch ÖVP-Bundesrat Richard Piatti und seinem Parteifreund Landeshauptmann Josef Krainer, ist Anlass für den Kommentar von Gerald Höchtler im sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt.
    Dem Bundeskanzler und designierten SPÖ-Chef Sinovac ist in letzter Zeit immer wieder vorgeworfen worden, dass er ständig ein Machtwort sprechen muss, um seine rätseligen Minister einigermaßen einzubremsen.
    Gerade da zeigt sich der große Unterschied.
    Während Sinovac diese Machtworte spricht, versucht der ÖVP-Obmann erst gar nicht.
    Er wird schon wissen, warum.
    Grundsätzlich kann man auch den heutigen Kommentar von Chefredakteur Karl-Heinz Ritschl in den Salzburger Nachrichten in den Zusammenhang mit dem Erzstreik einordnen.
    Richard, geht es allerdings um die prinzipielle Auseinandersetzung mit der Finanzierung des Sozialstaates?
    Der Sozialstaat beruht auf Wohlstand, der zwar noch gegeben, aber nicht mehr finanzierbar ist.
    Wir leben ausschließlich auf Pump.
    Also muss der Sozialstaat, so hart das ist, abgebaut werden.
    Es ist sicher unpopulär, die Geschenkdemokratie zu korrigieren.
    Es wird populärer, wenn man erklärt, dass ja jeder Schilling, der verschenkt wird, zuerst von den Bürgern des Landes verdient werden muss.
    Der Staat ist zu mächtig, zu aufgebläht worden.
    Er muss sich reduzieren.
    Und Richels Schlussbemerkung lautet?
    Wir sind nicht ohne Außeneinflüsse, die ja nicht zu umgehen sind.
    Aber was im eigenen Haus Österreich gestrickt worden ist, das allein langt, um unseren Kindern das Erbe zu verschleudern.
    12.35 Uhr ist es jetzt nun zur Vergleichsfahrt Auto-Zug, veranstaltet von Ö3.
    Seit halb acht Uhr in der Früh sind aus diesem Grund Franz Wittmann, österreichischer Rallye-Staatsmeister mit dem Auto und Hans-Peter Heinzel mit dem Autoreisezug von Wien nach Villagun unterwegs.
    Franz Wittmann wird als Beifahrer von einem Gendarmen begleitet, der darauf achtet, dass auch die Verkehrsvorschriften, vor allem die Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten wurden.
    Die Strecke Wien-Villach beträgt im Zug 380 Kilometer und mit dem Auto sind 363 Kilometer zu fahren.
    In diesen Minuten ist nun in Villach der Romulus-Express mit Hans-Peter Heinzl eingetroffen und damit ist dieser Vergleichstest am ersten Ferienwochenende zu Ende.
    Nun, als erster in Villach beim Hauptbahnhof war nicht Hans-Peter Heinzl im Zug, sondern Franz Wittmann mit dem Auto.
    Herr Wittmann, hatten Sie damit gerechnet, dass Sie als erster an diesem Ferienwochenende mit dem Auto in Villach sind?
    Gehofft habe ich schon, gerechnet, es kommt auf die Verkehrssituation an.
    Also so richtig gerechnet habe ich nicht, aber der Verkehr war wenig und wir kamen sehr gut vorwärts und das war alles super.
    Vor wie vielen Minuten sind Sie denn in Villach eingetroffen?
    Wir sind vor exakt 35 Minuten in Villach eingetroffen.
    Was glauben Sie, welche Vorteile bietet nun der Auto und welche Vorteile bietet nun der Zug für diese Strecke?
    Naja, ich glaube, mein Auto ist mir etwas flexibler und wie heute, wenn wenig Verkehr ist, dann sicher schneller.
    Als Begleitung wurden Sie von einem Gendarmen begleitet und der hat darauf geachtet, dass die Geschwindigkeitsbeschränkungen eingehalten wurden.
    Könnte ich den Herrn Gendarmen ans Mikrofon haben?
    Ja, ich bin hier, mein Name ist Seiter, ich bin von der Verkehrsabteilung Niederösterreich, bitte.
    Hat Herr Wittmann alle Geschwindigkeitsbeschränkungen eingehalten?
    Das war auf jeden Fall der Fall.
    Ich habe ganz genau darauf geachtet und es geht daraus hervor, dass aufgrund verschiedener Aufzeichnungen von mir wir die Bestätigung finden und auch darauf, dass wir wiederholt auf Straßen überholt wurden.
    Ist nun auch Hanspeter Heinzl schon in Villach eingetroffen?
    Ja, der ist eingetroffen.
    Grüß Gott.
    Grüß Gott.
    Sind Sie enttäuscht, Herr Heinzl, dass Sie da als Letzter angekommen sind, als Zweiter?
    Ja eben, nicht als Letzter, sondern als Zweiter.
    Das ist einmal das Erste.
    Ich gratuliere dem Herrn Wittmann.
    Er hat Glück gehabt und ein gutes Auto.
    Ich bin mit einem guten Zug gefahren.
    Ich habe mir jetzt was ausgerechnet.
    Im Speisewagen, während ich ein Gläschen Wein getrunken habe, denn in der Bahn kann man mit Promille fahren,
    Pro Person haben wir 11 PS benötigt, um hierher zu kommen, haben immer frische Luft geatmet.
    Ich bin so ausgerastet, ich könnte jetzt nach Rom fahren, wenn Sie wollen, mit dem Auto.
    Er lacht, Herr Wittmann, er könnte es auch.
    Heute war wenig Verkehr auf den Straßen, das muss man schon sagen.
    Ich bin ein alter Bahnfahrer, also ich kann nur für die Bahn sprechen.
    Und es ist schon gemütlicher, sagen wir so.
    Herr Wittmann, was sagen Sie dazu?
    Ja, sicherlich, vielleicht gemütlicher.
    Aber wie es heute war, war es für uns auch super zum Fahren.
    Es war nicht sehr heiß, es war angenehm, die Temperatur im Auto.
    Und wir haben uns auch gespielt damit.
    Herr Wittmann, Sie konnten nicht Mittag essen.
    Haben Sie bei dieser Fahrt abgenommen?
    Herr Hanspeter Heinzel wird wahrscheinlich zugenommen haben.
    Sie haben es völlig richtig erkannt.
    An- und für sich abgenommen haben wir sicher nicht.
    Wir haben ein paar Zuckerl gehabt und ein Mineralwasser getrunken, also das auch nicht.
    Vielleicht noch eine Frage an Hanspeter Heinzel zur österreichischen Bundesbahn.
    Ist man dort enttäuscht, dass sie Zweiter geworden ist?
    Ich weiß nicht, da ist ein Tränen überströmter Werbeschäftigter hier.
    Man ist nicht enttäuscht, denn ich glaube, es hat alles sein Für und Wider.
    Wenn wir jetzt berücksichtigen, es hätte heute 40 Grad im Schatten gehabt, es wären alle die Leute, die mit dem Autoreisezug gefahren sind, auf der Straße gewesen.
    Ich glaube, der Herr Wittmann würde nicht so fröhlich jetzt reinschauen, wie er jetzt reinschaut.
    Vielleicht war das der Grund,
    dass die Straßen so leer waren, weil ja alle im Autoreisezug hier nach Villach hergekommen sind.
    Könnte ja sein.
    Also ich glaube enttäuscht ist man bei der Bahn nicht.
    Meine Herren, recht herzlichen Dank für diesen Vergleichstest, dass Sie mitgemacht haben.
    Näheres erfahren Sie dann ab 13 Uhr in Ö3.
    Es ist jetzt 12.40 Uhr und wir setzen das Mittagsjournal fort mit einem Wirtschaftsbericht.
    Der Internationale Metallarbeiterbund mit Sitz in Genf, dem alle großen Metallarbeitergewerkschaften des Westens angehören, erhebt jährlich die Netto-Stundenverdienste der Metallarbeiter in diesen Staaten.
    Mit dieser statistischen Erhebung verbindet das Büro der Metallarbeitergewerkschaften aber auch die Frage nach der Kaufkraft der Beschäftigten in der Metallindustrie.
    Ausgangsbasis für die Berechnung ist der Netto-Stundenverdienst der Metaller.
    Um möglichst gute, vergleichbare Zahlenangaben zu erhalten, wurden Produkte mittlerer Qualität als statistische Grundlage herangezogen.
    Jetzt wurde der Arbeitszeit-Kaufkraft-Vergleich der Metallarbeiter für 1982 veröffentlicht.
    Michael Kerbler berichtet.
    Metallarbeiter aus fünf unterschiedlichen Branchen, nämlich der Stahlindustrie, dem Schiffbau, der Maschinen, der Elektro- und der Automobilindustrie haben Auskunft darüber gegeben, wie lange sie arbeiten müssen, um sich Brot, Fleisch, Milch, andere Lebensmittel wie Eier, Zucker oder Butter leisten zu können.
    Aber auch nach der notwendigen Arbeitsleistung für einen Herrenanzug für Benzin und dauerhafte Konsumgüter wie etwa Kühlschränke wurde gefragt.
    Das Ergebnis zeigt bei nahezu allen fünf Branchen, dass die Arbeitnehmer aus der Metallbranche in Finnland am längsten arbeiten müssen, um sich die Mehrheit der Verbrauchsgüter leisten zu können.
    Für ein Kilo Rindfleisch etwa müssen finnische Metallarbeiter eine Stunde und 56 Minuten tätig sein, aber auch bei Brot liegen sie mit einem Arbeitsaufwand von 18,5 Minuten im Spitzenfeld.
    Für einen Kilo Zucker arbeitet der finnische Metaller 17 Minuten, für ein Ei immerhin noch 2,25 Minuten.
    Übrigens, auch der österreichische Metaller muss 2,25 Minuten arbeiten, um sich ein Ei leisten zu können.
    Apropos Österreich, nur ein zweites Mal findet sich Österreich am Platz 1 der Arbeitszeit-Kaufkraft-Statistik.
    Für ein Liter Milch, um genau zu sein, Frischmilch, muss der österreichische Stahlarbeiter 10,25 Minuten tätig sein.
    Am kürzesten arbeiten, um sich dieses Produkt leisten zu können, muss der amerikanische Stahlarbeiter, der dazu nur zwei, drei Viertelminuten braucht.
    Generell ist festzustellen, dass für die Güter des täglichen Gebrauchs die amerikanischen Kollegen am wenigsten arbeiten müssen, um sich dieses Produkt kaufen zu können.
    Grob gesprochen sind die Amerikaner also am besten dran, die Finnern am schlechtesten.
    Diese Vereinfachung stimmt mit einer Ausnahme.
    Im Bekleidungsbereich nämlich müssen die Franzosen, die ihr Brot in der Stahlindustrie verdienen, am längsten arbeiten.
    Schuhe, Anzüge, Hemden oder Mäntel liegen im Preisniveau offenbar derart hoch, dass ein Arbeitsmehraufwand erforderlich wird.
    Auch in zwei anderen Bereichen der Metallbranche, nämlich in der Elektro- und in der Maschinenbauindustrie trifft diese Gegenüberstellung zu.
    So müssen etwa finnische Maschinenbauarbeiter für ein Auto nicht weniger als 2010 Stunden arbeiten.
    Im Vergleich dazu, der österreichische Kollege braucht nur rund 1500, der japanische Kollege 641 und der amerikanische Kollege gar nur 395 Stunden tätig sein.
    Aber nicht nur der Arbeitszeit-Kaufkraft-Vergleich für Verbrauchsgüter wurde in der statistischen Erhebung des Internationalen Metallgewerkschaftsbundes erfasst.
    Auch die Steuern, die die Arbeiter leisten müssen, wurden eruiert.
    Und auch hier ergibt sich fast erwartungsgemäß das alte Bild.
    Ein Metallarbeiter, verheiratet, wobei die Frau nicht berufstätig ist, mit zwei Kindern hat 690 Stunden in Finnland im Jahr zu arbeiten, um seine Steuern zahlen zu können.
    Am anderen Ende der Statistik rangiert diesmal nicht die USA, sondern das familienfreundliche Frankreich.
    Dort braucht der Arbeiter nur 66 Stunden, also weniger als ein Zehntel, wie sein finnischer Kollege zu arbeiten, um seinen Steuerpflichten nachkommen zu können.
    Schließlich war für die Gewerkschafter in Genf noch von Interesse, wie viel die Metaller netto in der Stunde verdienen.
    Das Schlusslicht in der Statistik bildet Österreich.
    Den Spitzenverdienst streichen die amerikanischen Stahlarbeiter ein, die je nach Branche unterschiedlich zweieinhalb Mal mehr verdienen als die österreichischen Kollegen.
    Allerdings wird in einem weitergehenden Ländervergleich klar, weshalb die Österreicher trotz niedrigerer Nettostundenverdienste in vielen Bereichen nicht so lange arbeiten müssen, wie andere in der Stahlbranche Tätige.
    Das Preisniveau in unserem Land ist niedriger, wie zum Beispiel in den nordischen Ländern, also etwa Schweden oder Norwegen.
    Die burgenländischen Kroaten feiern 1983 als Jubiläumsjahr anlässlich ihrer Ansiedelung im heutigen Burgenland vor 450 Jahren.
    Über die verschiedenen Feierlichkeiten und über die jetzige Situation der burgenländischen Kroaten gestaltete Ewald Bichler von der kroatischen Redaktion des Landesstudios Burgenland den folgenden Beitrag.
    Flotte Tamburitsa-Musik, farbenprächtige Volkstrachten und offensichtliche Freundlichkeit sind als kroatische Burgenland-Folklore jeden Burgenland-Ur-Erlauber ein Begriff.
    Offensichtliche Freundlichkeit ist auch innerburgenländisch, stets dort vorhanden, wo die Erwähnung der Burgenland-Kroaten unvermeidlich wird.
    Stehsatz der Politiker aller Couleurs.
    Ohne sie, die Kroaten nämlich, wäre unser Land, das Burgenland nämlich, in seiner Vielfalt ärmer.
    Die Burgenland-Kroaten sind Österreichs zahlenmäßig bei Weitem größte Minderheit.
    Laut Selbsteinschätzung volksgruppenbewusster Kroatenorganisationen gibt es 45.000.
    Aber auch unfreundlichere Statistiken wenden sich bei 11% der burgenländischen Gesamtbevölkerung ein, also bei etwa 30.000.
    Unter den europäischen Volksgruppen nehmen sie eine Sonderstellung ein, denn sie sind die einzige größere, nicht-autochtone Volksgruppe.
    Obwohl die Burgenland-Kroaten in mehreren Etappen aus Kroatien ausgewandert sind und sich im heutigen Burgenland in Niederösterreich und der Slowakei ansiedelten, kann aufgrund zahlreicher Dokumente das Jahr 1533 als berechtigte Jubiläumsgrundlage für die 450-Jahr-Feiern angenommen werden.
    Die Geschichtsforschung spricht von etwa 200.000 Kroaten, die seinerzeit auf der Suche nach einem Lebensraum, der mehr Sicherheit gegen die permanente Türkengefahr in Kroatien selbst bot, in die erwähnten Regionen eingewandert sind.
    Im heurigen Jubiläumsjahr finden und fanden zahlreiche Veranstaltungen statt.
    So der Kroatenball Ende Jänner in Wien, eine Jubiläumswahlfahrt nach Mariazell Ende August und kleinere Feiern in allen kroatischen und gemischtsprachigen Gemeinden des Burgenlandes.
    Die zentrale Jubiläumsveranstaltung wird Anfang September in Eisenstadt abgehalten.
    Den Abschluss der Feiern anlässlich der Ansiedelung der burgenländischen Kroaten vor 450 Jahren bildet dann das 2.
    Symposium Kroatikon, das Ende Oktober in Wien an der Wirtschaftsuniversität abgehalten wird.
    Bei diesem Symposium soll von Wissenschaftlern die Geschichte, die Sprache, das Schrifttum, das Schulwesen, die rechtliche Situation und die Möglichkeit und die Chancen des Fortbestandes der Volksgruppe beleuchtet werden.
    Denn vor allem in den letzten Jahrzehnten ist eine verstärkte Assimilation der Burgenland-Kroaten zu beobachten,
    Hier werden mehrere Gründe geortet, die zum Teil soziologischer Natur sind.
    Abwanderung und Pendlerwesen sind hier anzuführen.
    Aber auch die Tatsache, dass es den Burgenlandkroaten-Organisationen bis jetzt nicht gelungen ist, bei den zuständigen Behörden, trotz der entsprechenden Schutzbestimmungen des Artikel 7 des österreichischen Staatsvertrages, die notwendige Verankerung der kroatischen Sprache in Schulen und in Kindergärten zu erreichen.
    Wenn man auf dem Schul- und Kindergartensektor die Situation der burgenländischen Kroaten mit jener der Kärntner Slowenen vergleicht, so sind diese wesentlich besser dran.
    Die Chancen des Fortbestandes werden daher sehr verschieden eingeschätzt und reichen von positiven Selbsthilfeversuchen bis zur resignativen Meinung, burgenländische Kroaten gebe es in Kürze nur mehr im Museum zu besichtigen.
    450 Jahre Kroaten im Burgenland.
    Praktisch alle Wochenendbeilagen der heutigen Tageszeitungen werden von einem Namen beherrscht.
    Franz Kafka.
    Der Geburtstag dieses vielleicht wichtigsten deutschsprachigen Schriftstellers dieses Jahrhunderts jährt sich nämlich morgen zum 100.
    Mal und in zahlreichen Veranstaltungen in aller Welt wird aus diesem Anlass versucht, den unergründlichen Geheimnissen dieses Dichters der Einsamkeit und des Ausgeliefertseins an undurchschaubare Mächte auf die Spur zu kommen.
    Hören Sie zum 100.
    Geburtstag Franz Kafkas, folgenden Beitrag von Brigitte Hofer, der mit einem Ausschnitt aus einer neuen Kafka-Platte beginnt.
    Als Gregor Samser eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.
    So beginnt die Verwandlung, eine der Erzählungen Franz Kafkas, die ebenso viel gelesen, viel zitiert und viel gedeutet wurde wie seine anderen Werke.
    Vom Urteil über den Prozess und die Strafkolonie bis hin zum Schloss und dem Hungerkünstler.
    Immer wieder traumhafte, groteske, unausweichliche, visionäre Situationen und Gestalten.
    Geschöpfe des zarten, jungen Prager Bürgersohnes, der von Zweifel, von Lebensangst beherrscht, die Sehnsucht nach jungen, mutigen Frauen brauchte.
    Die Sehnsucht, nicht die Beziehung.
    Eine Frau, die Franz Kafka hebräisch gelehrt hat, damals 1921, als Kafka 38 und sie 19 Jahre alt war, nämlich Pua Bentowin Menschel, erinnert sich heute in Jerusalem an ihre Begegnungen.
    Ich bin zu ihm gegangen und er war ganz gespannt und wartete auf mich.
    Das Zimmer war so dunkel, es war nichts Vores dabei.
    Die Mutter schaute andauernd rein.
    Er war aber trotzdem damals krank und hielt immer an der Brust die Lunge.
    Er hatte seine Büchlein, die Vokabeln, vorbereitet und gefragt und gefragt und geschrieben und abgeschrieben.
    Und es war ein ganz intensives Lernen, denn ihm war schade um jeden Augenblick.
    Er fing doch an zu träumen, dass er nach Israel kommt und dass die Alltagssprache er lernen will.
    Und dieser Drang wurde immer stärker über die sozusagen Freundschaft zu mir.
    Er hat mir nur öfters gesagt, heute siehst du schön aus und dein Kleid ist schön.
    Er wollte mir etwas Warmes sagen, sowieso habe ich mir der Mutter ausgemacht, ich trinke keinen Kaffee und nichts, denn ihm war es um jeden Augenblick, er hat dann ein bisschen gehustet und so, also es war völlig nicht angebracht.
    Also manchmal hat er mir die Hand gereicht, aber er war sehr...
    nobel und vorsichtig.
    Denn er hat auch so schwere Enttäuschungen mit all diesen Mädchen in der Vergangenheit gehabt, dass er sich nicht gestürzt hätte, auf irgendeine intimere Freundschaft zu malen.
    Der Inhalt unseres Zusammenseins immer vom ersten Augenblick bis zum letzten Augenblick war
    die hebräische Sprache.
    Man fühlte sich geschützt, wenn man in dem Haus bei ihm saß, gerade weil er so zart und vorsichtig war und von einem nichts wollte.
    Der Wunsch, Landwirt in Palästina zu werden, blieb in Kafka bis kurz vor seinem Tod 1924 in der Lungenheilanstalt Kirling bei Kloster Neuburg lebendig.
    Und gerade diesen Kafka, diesen weniger esoterischen, diesen Kafka, der sich nach der neuesten Mode gekleidet hat, der mit Freunden gemeinsam, z.B.
    Mina Prater, Witzfotos machen ließ, auch diesen stellt, v.a.
    in bis jetzt unbekannten Fotografien, Klaus Wagenbach in seinem neuen Kafka-Buch vor.
    Man erwartet nicht, dass er Motorrad gefahren ist z.B.
    Das Motorrad habe ich gefunden, eine schöne Laurin und Klemen von 1903.
    Man erwartet nicht,
    Flugzeuge bei Kafka zu sehen, die Flugzeuge, die er beschrieben hat in den Aeroplanen in Brescia.
    Es wird immer ein bisschen unterschlagen, dass der Kafka ja nicht einfach so ein Prophet war, der gewandelt ist, sondern jemand, der morgens um acht Uhr ins Büro gegangen ist.
    Und was hat er da gemacht in diesem Büro, in dieser Arbeiter- und Verversicherungsanstalt?
    Dem bin ich mal nachgegangen.
    Nicht nur in dem Gebäude,
    sondern auch in den Akten, in den Orten, die er hat besuchen müssen.
    Er hat ja die Fabriken auch kontrollieren müssen in diesem nordböhmischen Industriegebiet.
    Und das ist ein neues oder ein anderes Kafka-Bild.
    Und Kafka ist grüner?
    Er war Vegetarier.
    Er war, wie das für so einen ausgesprochenen Stadtmenschen, der er ja war als Prager, sich gehört, ein großer Verehrer der Natur, ist viel in der Natur rumgesaust.
    Und es gibt eben diese berühmte, also den Kafka-Lesern bisher auch sehr bekannte Episode in Jungborn, Juli 1912, in einem wichtigen Jahr für Kafka, über die man aber bisher sozusagen optisch nichts wusste.
    Und ich habe diese Bilder gefunden, diese herrlichen Herren, die nackten Herren im Herren-Luftpark.
    Und dann gab es noch ein Damen-Luftpark.
    Auch sagen wir, das vegetarische Essen war ja eine Antwort auf diese unerhörten Fleischberge, diese Fetten, die damals um 1900 auf dem bürgerlichen Mittagstisch gang und gäbe waren.
    Das hat ein Stückweit mit den Grünen zu tun.
    Auch auf das abgebrauchte Schlagwort Kafkaisk geht Klaus Wagenbach ein.
    Das ist eine wunderbare Erfindung der 50er Jahre, eine philosophisch-pädagogisch-mystische
    Und ich weiß schon, was es bedeutet.
    Es bedeutet also diesen Überraschungseffekt, dass man eines Morgens aufwacht und in ein Insekt verwandelt ist, oder dass man eines Morgens aufwacht und man wird verhaftet.
    Da müsste man doch langsam von wegkommen und mal den Kafka nicht nur als Philosophen, sondern eben auch als Schriftsteller.
    Als Schriftsteller war Kafka bei seinem Tod 1924 wenig bekannt.
    Nur wenige tausend Exemplare waren von seinen schmalen Prosa-Bänden verkauft.
    Das änderte sich auch nach dem Post-Human-Erscheinen der drei Romane, der Verschollene, der Prozess, das Schloss, kaum.
    Nach 1933 war der Jude unerwünscht.
    Der Ruhm kam erst in den 50er Jahren.
    Kafka wurde in England und Amerika, vor allem in Frankreich durch Sartre und Camus berühmt.
    Der Kafka-Boom zeichnete sich durch hohe Auflagenziffern, besonders der Taschenbuchausgaben und durch ungehemmte Produktion von Sekundärliteratur aus.
    Kafka wurde zum Propheten der Konzentrationslager, zum Seher in der Dunkelheit und zum metaphysischen Warner.
    Und auch in diesem Jahr tagen Wissenschaftler in der ganzen Welt auf Kafka-Symposien, von Zagreb über Mailand, Mainz, Paris und Jerusalem bis hin nach Montreal.
    Sogar in Prag, wo Kafka lange als Dekadent verpönt war, fand vor kurzem ein Seminar statt.
    Und im nächsten Jahr, zum 60.
    Todestag, bereitet das Centre Pompidou eine Großveranstaltung mit dem Titel »Das Jahrhundert Kafkas« vor.
    Zahllose Übersetzungen Kafkas sind anlässlich des 100.
    Geburtstages in den Buchhandlungen der Welt zu finden und einige Neuausgaben vergrößern seit kurzem das deutschsprachige Angebot in unseren Geschäften.
    Nachfrage bei Kafka ist das eigentlich nach wie vor die Romane, die bekannten Romane wie der Schloss, der Prozess, Amerika und die kleineren Erzählungen.
    Diese jetzt genannten Sachen gibt es zum Beispiel in einer sehr hübschen Kassette.
    Das sind sieben Bände und da befinden sich die wichtigsten Romane und auch Tagebücher.
    Dann gibt es ein sehr hübsches Franz Kafka Buch mit einem Auswahl aus dem Werk, das auch zum Kennenlernen sehr gerne genommen wird.
    Man kriegt so einen allgemeinen Überblick.
    Ist bei Fischer herausgekommen, auch beim Verlag Fischer, und ist zusammengestellt von Knut Beck.
    Das ist sehr erstaunlich.
    Jugend kauft sehr viel Kafka.
    Vielleicht liegt das an der Sprache.
    Die Sprache von Kafka ist ja, ist wohl schlicht, aber doch sehr prägnant.
    Und dieses Unheimliche in seinen Geschichten, dieses Ausweglose in seinen Geschichten, das den Leser zwar manchmal, wie soll ich sagen, fast erschweckt, ist doch immer faszinierend.
    Kafka, einen Moment muss ich schauen, ob noch was da ist.
    Einen Moment bitte, ja?
    Und zwar, ich habe nur noch eine gesamte Kassette, ja?
    Das ist ein Taschenbuch, Fischer Taschenbuch, Kostenpunkt 380 Schilling.
    Die geht nicht sehr besonders, also der Laufweg ist nicht sehr groß.
    Im Lager haben wir bitte alles, was lieferbar ist, weil Kafka nicht nur wegen des Kafka-Jahres allein, meines Erachtens immer noch als der österreichische Dichter wesentlicher Beeinfluss in der Dichter- und Zwischengerichtszeit zählt.
    Und um Zugang zu Kafkas Werken zu finden, genügt vielleicht schon dieser Satz aus einem Brief Kafkas.
    Derjenige, der mit dem Leben nicht lebendig fertig wird, braucht die eine Hand, um die Verzweiflung über sein Schicksal ein wenig abzuwehren.
    Mit der anderen Hand aber kann er eintragen, was er unter den Trümmern sieht.
    Denn er sieht anderes und mehr als die anderen.
    Er ist doch tot zu Lebzeiten und der eigentlich Überlebende.
    Diesen Beitrag über Franz Kafka folgen jetzt Nachrichten.
    Österreich.
    Ärztekammerpräsident Richard Piaty hat heute neuerlich schwere Vorwürfe gegen seine Parteifreunde in der steiermärkischen ÖVP erhoben.
    Dem Landeshauptmann Josef Kreiner warf Piaty vor, ein autoritärer und zumachtbezogener Typ zu sein.
    Auf der anderen Seite vertritt der ÖVP-Landtagsabgeordnete Bernd Schilcher, nach Piatys Meinung, jenen billigen Populismus und Opportunismus, der der ÖVP das Profil nehme.
    Vorwürfe äußerte Piatti auch gegenüber jenen seiner ärztlichen Kollegen, die den Verwaltungsstreik nicht mittrugen.
    Sie beschuldigte er der Treulosigkeit.
    Hauptschuld an den auch nach Piattis Meinung teilweise überhöhten ärztlichen Honoraren trage der Krankenhauserhalter durch tatenloses Zuschauen, sagte der Ärztekammerpräsident.
    Der Direktor der Gesellschaft Gemeinschaftskraftwerk Tullnerfeld, Fritz Staudinger, prognostiziert bei einem Abwracken des Kernkraftwerkes Zwentendorfs gigantische Verluste.
    Zu konkreten technischen Fragen sagte Staudinger, Rohuran werde schon jetzt verkauft, um die anfallenden Kosten teilweise zu decken.
    Auch in Zukunft könnten die Brennelemente zerlegt und könnte Uran zurückgewonnen werden.
    Die Anlage sollte nach Meinung Staudingers als eine Art Reservelager für andere, auch herkömmliche Kraftwerke dienen.
    Nahe Osten.
    Die vom Exekutivkomitee der PLO ernannte Vermittlungskommission im Konflikt mit Syrien ist hingegen ersten Meldungen noch nicht von Tunis nach Damaskus gereist.
    Von Seiten der PLO wurde erklärt, eine technische Panne am Sonderflugzeug habe die Verzögerung verursacht.
    Westliche Journalisten halten es allerdings für möglich, dass Syrien die Delegation nicht einreisen lässt.
    Die Regierung in Damaskus hat in den vergangenen Wochen eine Rebellion von PLO-Einheiten gegen Yassir Arafat unterstützt.
    Und zum Abschluss die Wetteraussichten für heute Österreich.
    Von Westen her Bewölkungsauflockerung, Nachmittagstemperaturen 18 bis 23 Grad.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
    Eine Stunde Mittagsinformation ist beendet.
    Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Ein schönes Wochenende noch.
    Auf Wiederhören.
    Das war's für heute.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1983.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1983.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation auf Österreichs Straßen
    Mitwirkende: Kellner, Heinz [Gestaltung] , Jirkovsky, Karl [Moderation]
    Datum: 1983.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Ärztekammerpräsident Richard Piaty
    Interview: Ärztekammerpräsident Richard Piaty
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Piaty, Richard [Interviewte/r]
    Datum: 1983.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Ärztestreik in der Steiermark
    Mitwirkende: Seifert, Wilfried [Gestaltung]
    Datum: 1983.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    ORF-Test: Wie geht es schneller von Wien nach Villach - Vergleich Schiene/Straße - Sieger Auto
    Einblendung: Franz Wittmann, Hans Peter Heinzel, Gendarmerie Beamter Seider
    Mitwirkende: Jirkovsky, Karl [Moderation] , Wittmann, Franz [Interviewte/r] , Seider, ... [Interviewte/r] , Heinzl, Hans Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1983.07.02 [Sendedatum]
    Ort: Villach, Bahnhof [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Internationaler Vergleich der Kaufkraft
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1983.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kafka - 100. Geburtstag
    Einblendung: Ausschnitt aus Kafkas "Die Verwandlung", Puah Menschel (Ben-Tovim), Klaus Wagenbach, Buchhändler
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Menschel, Ben-Tovim Puah [Interviewte/r] , Wagenbach, Klaus [Interviewte/r] , Anonym, Buchhändler, Buchhändlerin [Interviewte/r]
    Datum: 1983.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Medien und Kommunikation ; Literatur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.07.02
    Spieldauer 00:59:45
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Henke, Reinhold [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.07.02 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830702_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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