Mittagsjournal 1983.08.23

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Mittagschonal begrüßt Sie als Redakteur Karl Jekowski.
    Folgendes Programm haben wir für die nächste Stunde vorbereitet.
    Das Fernduell zwischen dem ehemaligen Bundeskanzler Kreisky und dem ehemaligen Vizekanzler Androsch geht weiter.
    Kreisky heute zu den Androsch-Interviews der letzten Tage, in denen Androsch schwere Kreisky-Vorwürfe zurückwies.
    Kreisky heute telefonisch aus Mallorca.
    Das werde ich nicht auf sich beruhen lassen.
    Androsch aus Altaussee.
    Ich habe alles dazu bereits gesagt.
    Auch die Tageszeitungen kommentieren den neuerlichen Konflikt der SPÖ-Politiker Kreisky-Androsch.
    Zum angekündigten Antipapst-Fest der Wiener Jungsozialisten nahm heute der Vorsitzende der sozialistischen Jugend, Abgeordneter Tschapp, Stellung.
    Tschapp, der Papst ist herzlich willkommen.
    Kritik an ihn muss erlaubt sein.
    Zwei Beiträge befassen sich mit dem Thema Umweltschutz.
    Wir informieren über den landschaftsschonenden Kraftwerksbau und NÖ-Landeshauptmann-Stellvertreter Grünzweig spricht sich für den Bau des Donaukraftwerkes bei Hainburg aus, ist aber gegen jenes in der Wachau.
    Die Wirtschaftsredaktion informiert über das neue Flottenprogramm der österreichischen Fluglinie Auer.
    Aus dem Ausland berichten wir über den Fall Emanuela Orlandi.
    Das Mädchen ist jetzt schon zwei Monate verschwunden.
    Aus Polen über die Auswirkungen des von der verbotenen Gewerkschaft Solidarität ausgerufenen Bummelstreiks.
    Im Straßengebiet der Städte Polens ist davon nichts zu merken.
    Und aus China über die rigorose Verbrechensbekämpfung.
    Heute wurden 30 Todesurteile bekannt gegeben.
    Die Kulturredaktion informiert gegen Ende des Mittagsjournals über die Festwoche der alten Musik in Innsbruck.
    Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten verantwortlicher Redakteur ist Rainer Warnecke und Sprecherin Maria Piffel.
    Österreich.
    In der Diskussion um Aktivitäten der sozialistischen Jugend Wiens anlässlich des Papstbesuches hat sich heute die Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialismus in der SPÖ zu Wort gemeldet.
    In einer Presseerklärung heißt es, die Arbeitsgemeinschaft distanziere sich von jedem primitiven Antiklerikalismus, wie ihn die sozialistische Jugend Wiens vertreten habe.
    Andererseits aber auch gegen die Versuche, denjenigen einen Maulkorb umzuhängen, die, wenn auch auf abzulehnende Weise, von ihrem verfassungsmäßigen Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machten.
    Die Arbeitsgemeinschaft, wird betont, unterstütze das Engagement des Papstes um Respektierung der Menschenrechte in Osteuropa.
    Gerade aus christlicher Sicht sei es aber notwendig, beispielsweise die Mittelamerikapolitik des Papstes kritisch zu betrachten.
    Diskussion über diese Fragen sei notwendig, sie müsse aber ernsthaft geführt werden.
    Die Sozialistische Partei Niederösterreichs erklärt, die Anti-Papst-Veranstaltung sei unangebracht und vom Zeitpunkt her schlecht gewählt.
    Bei aller Pluralität, Offenheit und Toleranz der SPÖ müsse eine Veranstaltung dieser Art im Bereich einer sozialistischen Organisation abgelehnt werden.
    Eine historische Gäste wird der in Wien residierende orthodoxe Metropolit Chrysostomos Citer anlässlich des Papstbesuches setzen.
    Er wird ein feierliches Tedium zelebrieren.
    Er begründete seine Haltung mit zwei Überlegungen.
    Zum einen bewundere er den Papst, der, nicht zuletzt durch seine Reisen, das Christentum in der Welt neu belebt habe.
    Als zweiten Grund nannte er den Umstand, dass Kardinal König in Wien und Österreich ein besonderes ökumenisches Klima geschaffen habe.
    Außerdem wolle er dem Kardinal für seinen Kampf zugunsten Verfolgter und Benachteiligter danken.
    Immer mehr Unternehmen in der österreichischen Bauwirtschaft sind aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage in ihrer Existenz gefährdet.
    Die Bundesinnung der Baugewerbe betont in einer Aussendung, es sei besonders bedenklich, dass nun auch Klein- und Mittelbetriebe zunehmend zahlungsunfähig würden.
    Euer habe es bereits 24 Großinsolvenzen mit einer Schadenssumme von 770 Millionen Schilling gegeben.
    Als wichtigste Gründe dafür nennt die Bauinnung Mangel an Eigenkapital.
    Die Industriellenvereinigung hat das Gesundheitsministerium aufgefordert, die angekündigte Verordnung über gefährliche Sonderabfälle rasch zu erlassen.
    Die Industrie kritisiert, dass es in dieser Frage derzeit Rechtsunsicherheit gebe.
    Die Diskussion um gefährliche Stoffe habe die Betreiber von Deponien in ganz Österreich verunsichert.
    Immer wieder komme es vor, dass Mülldeponien die Aufnahme von Abfällen verweigerten, selbst dann, wenn von Gefährdung keine Rede sein könne.
    Es sei falsch, betont die Industrie, einerseits in der Öffentlichkeit die Lösung des Problems der Sonderabfälle anzukündigen, andererseits aber mit konkreten Verordnungen zuzuwarten.
    Vereinte Nationen.
    Ein Sprecher von UNO-Generalsekretär Peres de Cuellar hat den sowjetischen Vorschlag für ein Verbot von Antisatellitenwaffen begrüßt.
    Der Sprecher sagte, die Ankündigung von Staats- und Parteichef Andropov, keine derartigen Waffen im Weltraum zu stationieren, scheine ein sehr positiver erster Schritt zu sein.
    Eine derartige Aktion könnte viel zur Abwendung des Wettrüstens im Weltraum beitragen, wenn auch die Entwicklung und die Erprobung solcher Waffen eingeschränkt werde.
    Wichtigste Bestimmung des sowjetischen Entwurfes ist das Verbot der Erprobung oder Stationierung von Waffen, die vom Weltraum aus eingesetzt werden können.
    Außerdem sollen sich alle Staaten verpflichten, Waffen zur Zerstörung oder Behinderung von Satelliten weder zu entwickeln noch zu erproben und bereits bestehende Systeme zu vernichten.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Auch Außenminister Hans-Dietrich Genscher hat auf die jüngsten Vorschläge Andropoffs reagiert.
    Genscher sagte, die Ankündigung enthalte durchaus Elemente, die man ernst nehmen sollte.
    Der Entwurf sei jedoch bestimmt auch propagandistisch gemeint.
    Wichtig für die westliche Allianz werde es nun sein, zu überprüfen, ob Moskau bereit sei, Kontrollmaßnahmen über die Einhaltung der entsprechenden Vereinbarungen zuzulassen.
    Großbritannien Die Vereinigten Staaten und Großbritannien sind der Sowjetunion im Falle eines Seekrieges auf dem Gebiet der Minenwaffen weit unterlegen.
    In dem in London veröffentlichten Marine-Jahrbuch, Jane's Fighting Ships, vertreten Fachleute die Ansicht, weder die amerikanische noch die britische Flotte sei zurzeit genügend ausgerüstet, um Minen im Meer entsprechend zu entdecken und zu entschärfen.
    Die Sowjetunion dagegen verfüge über das größte Minenlager der Welt, heißt es in dem Marinejahrbuch.
    Polen.
    Die Machtprobe zwischen der Militärregierung und der Verbotenen Gewerkschaft Solidarität dauert an.
    Der von einem geheimen Arbeiterkomitee der Danziger Leninwerft ausgerufene achttägige Bummelstreik soll, nach den Worten von Arbeiterführer Lech Walesa, wie geplant stattfinden.
    Walesa sagte heute früh, es habe sich nichts geändert.
    Mit dem Teilstreik soll gegen die Weigerung der Regierung protestiert werden, mit Walesa zu verhandeln.
    Der Arbeiterführer hatte gestern den Erfolg einer derartigen Aktion anscheinend selbst bezweifelt und eine geplante Rede vor hunderten Arbeitern kurzfristig abgesagt.
    Walliser befürchtete, dass er deshalb verhaftet werden und seine Anhänger gefährden hätte können.
    USA, Bundesrepublik Deutschland.
    Vier amerikanische Journalisten und Schriftstellerorganisationen haben gegen die Auflösung des polnischen Schriftstellerverbandes protestiert.
    Im Telegramm an Regierungschef General Jaruzelski sprechen die amerikanischen Schriftsteller von einem willkürlichen Dekret, das einen direkten Angriff auf die Rechte aller Polen bedeutet.
    Auch der Pen Club in der Bundesrepublik Deutschland und der Verband Deutscher Schriftsteller in der Gewerkschaft Druck und Papier haben sich bestürzt über das Verbot des Polnischen Schriftstellerverbandes geäußert.
    Die beiden Organisationen fordern die sofortige Wiederzulassung eines Verbandes, der die Interessen der polnischen Autoren wahrnehmen solle.
    Israel.
    Der angekündigte israelische Teilrückzug aus dem Libanon soll nach Rundfunkberichten bereits am kommenden Sonntag beginnen.
    Wie Radio Israel meldete, wird ein Abschluss des Truppenrückzuges aus dem Schufgebirge Barberut bis zum 7.
    September, dem Vorabend des jüdischen Neujahrsfestes, erwartet.
    Der amerikanische Nahostbeauftragte Robert McFarlane bemüht sich derzeit um ein Abkommen, das ein Nachrücken der libanesischen Armee ermöglicht.
    Libanon.
    Aus dem Gebiet um Beirut werden neuerlich Artilleriekämpfe gemeldet.
    Nach Rundfunkmeldungen schlugen in bewohnten Gebieten nördlich von Beirut insgesamt sechs Granaten ein.
    Ein Phalangistensender berichtete, syrische Stellungen hätten das Feuer eröffnet.
    Christliche und drusische Milizen hätten einander auch gestern heftige Artillerieduelle geliefert.
    Chile.
    Führende Vertreter der Oppositionsparteien haben Staatschef Augusto Pinochet zum Rücktritt aufgefordert.
    Die neu gegründete Demokratische Allianz verlangt außerdem die Rückkehr Chiles zur Demokratie innerhalb von eineinhalb Jahren.
    Gewerkschaftsführer Rodolfo Seguel ist unterdessen mit dem Innenminister zusammengetroffen.
    Seguel, der Vorsitzende des chilenischen Kupferarbeiterverbandes, ist einer der Hauptorganisatoren der bisherigen nationalen Protesttage gegen das Militärregime.
    Argentinien.
    Die ehemalige Präsidentin Isabel Perón ist von ihrer Partei zur Rückkehr aus dem spanischen Exil aufgefordert worden.
    Sie soll den Vorsitz bei dem Parteitag der Peronisten Anfang September übernehmen.
    Vom Parteitag wird der Präsidentschaftskandidat für die vom Militärregime für den 30.
    Oktober zugesagten Wahlen bestimmt.
    Eine gewählte Regierung soll am 30.
    Jänner die derzeitige Staatsführung ablösen.
    Nun zur Wetterlage.
    Über Mitteleuropa herrschen nach wie vor nur sehr geringe Luftdruckunterschiede.
    Die dabei im Alpenraum lagernden, labil geschichteten Luftmassen begünstigen die Ausbildung von Gewittern.
    Die Aussichten bis morgen früh unterschiedlich aufgelockert bewölkt, gebietsweise auch heiter.
    Am Nachmittag und am Abend Quellwolkenentwicklung und nachfolgend vor allem im Westen und über dem Bergland aufkommen teils gewittriger Regenschauer.
    schwachwindig.
    Nachmittagstemperaturen 24 bis 30, Frühtemperaturen 11 bis 18 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Im Osten überwiegend sonnig, sonst zum Teil reichliche Bewölkung, häufig Regenschauer und Gewitter.
    Schwache im Gewitternbüch aufraschende Winde.
    Tagesschichttemperaturen 22 bis 29 Grad.
    Vorschau auf übermorgen Donnerstag, unterschiedlich bewölkt, häufig Gewitter, weiterhin warm.
    Nun die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkenlos 26 Grad, Eisenstadt wolkig 26, Linz heiter 24 Grad, Ostwind mit 15 Kilometern pro Stunde, Salzburg heiter 24, Innsbruck wolkig 19 Grad, Bregenz heiter 22, Graz wolkenlos 25,
    und Klagenvorteilter 21 Grad.
    Zwölf Minuten nach zwölf ist es jetzt.
    Ein Fernduell besonderer Art beherrscht derzeit die an Themen nicht gerade arme politische Sommerpause.
    Die gegenseitigen Angriffe und Vorwürfe zwischen Altkanzler und noch SPÖ-Vorsitzenden Bruno Kreisky und dem früheren Vizekanzler und jetzigen Generaldirektor der Kreditanstalt Bankverein Hannes Androsch.
    Nach der Chronologie der Ereignisse eröffnete der Altbundeskanzler von seinem Urlaubsort in Palma di Mallorca aus den Interviewreigen.
    Er beschuldigte gegenüber dem Nachrichtenmagazin Profil seinen früheren Vizekanzler.
    Er habe mit keinem anderen SPÖ-Funktionär solche persönlichen Auseinandersetzungen gehabt wie mit Androsch.
    In diesem Zusammenhang deutete Kreisky auch an, dass bei dieser Auseinandersetzung seine Gesundheit angegriffen worden sei.
    Auch sachliche Vorwürfe richtete Kreisky gegen den nunmehrigen Bankgeneraldirektor wegen dessen seinerzeitigen Budget- und Wirtschaftspolitik.
    Die Antwort Androsch folgte kurz darauf.
    In Interviews in der Wochenpresse und der Tageszeitung Die Presse setzte sich Androsch nicht nur zur Wehr, sondern ging zum Gegenangriff auf seinen früheren Mentor über.
    Hören Sie mehr darüber im folgenden Beitrag von Fritz Besatter.
    Auch wenn beiden die kleine Vorsilbe Ex vorangestellt ist, die Auseinandersetzungen zwischen Ex-Bundeskanzler Bruno Kreisky und Ex-Vizekanzler und Ex-Finanzminister Hannes Anders ist alles andere als eine Angelegenheit zweier ehemaliger Politiker, auch wenn vieles in diesem Konflikt in die Vergangenheit zurückreicht.
    Die nunmehrigen gegenseitigen Beschuldigungen zwischen Kreisky und Androsch spielen sich immerhin zwischen dem noch SPÖ-Vorsitzenden einerseits und dem Mitglied des sozialistischen Parteiverstands andererseits ab.
    Überdies soll der Altkanzler beim kommenden Parteitag auf Vorschlag von Fred Sinowatz zum Ehrenvorsitzenden mit Sitz und Stimme auf Lebenszeit gewählt werden.
    Und von Androsch ist bekannt, dass er auf dem Parteitag neuerlich eine Kandidatur für den Vorstand anstrebt.
    Nun zum aktuellen Stand in diesem Fernduell, das via Printmedien zwischen Altausee, dem Urlaubsort Androsch, und Costa den Blanes, dem Urlaubsdomizil Bruno Kreiskis, stattfindet.
    In den heutigen Ausgaben von Presse und Wochenpresse weist Hannes Androsch alle Vorwürfe des früheren Regierungschefs zurück.
    sowohl was seine, Androschs, Verantwortung für die Gesundheit Kreiskis anlangt, Pressezitat Androschs, ein solches Verhalten qualifiziert sich von selbst, als auch Vorwürfe die Steuerberatungskanzlei Consultatio betreffend.
    Wieder Androsch laut Presse, ich habe mich 1970 ebenso wenig wie die anderen in die Regierung gedrängt.
    Im übrigen ist bekannt gewesen, dass es diese Kanzlei gab, Zitat Ende.
    Im Übrigen verweist Androsch darauf, dass ihm die gegenwärtige Gesetzeslage nicht verbiete, neben seinem Posten als Bankgeneral auch an einer Steuerberatungskanzlei beteiligt zu sein.
    Denn so Androsch mit Betonung, wir leben noch immer in einem Rechtsstaat.
    Soweit der jüngste Stand der Auseinandersetzungen, dokumentiert in den verschiedenen Zeitungen.
    Wir sprachen heute Vormittag sowohl mit Ex-Bundeskanzler Bruno Kreisky auf Mallorca, wie auch mit CA-Generaldirektor Andros in Altaussee.
    Beide waren nicht bereit, eine Stellungnahme auf Band abzugeben, wohl aber zitable Erklärungen.
    Kreisky sagte, er werde die heutigen Pressezitate Androsch nicht auf sich beruhen lassen.
    Es handelt sich um halbe Unwahrheiten und um Unrichtigkeiten.
    Schon in der nächsten Woche, Kreisky kehrt am Samstag nach Wien zurück, wolle er dazu öffentlich Stellung nehmen.
    Soweit der frühere Bundeskanzler.
    Der frühere Vizekanzler sagte zuerst gegenüber dem Hörfunk, er habe bereits alles gesagt, was zu sagen gewesen sei.
    Auf die Bemerkung Kreiskis angesprochen, Androsch Stellungnahme in den heutigen Zeitungen beinhalte Unrichtigkeiten, bemerkte der Generaldirektor, es könne sich wohl nicht um Unrichtigkeiten seinerseits gehandelt haben.
    Von offizieller sozialistischer Seite war heute zu dem fernen Duell der beiden Spitzenrepräsentanten vorerst nichts zu erfahren.
    SPÖ-Zentralsekretär Marsch, derzeit als alleiniger Zentralsekretär so etwas wie der Hüter der Partei, verwies auf den Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann der Wiener SPÖ Leopold Graz.
    Graz selbst lehnte jedoch jede Stellungnahme ab.
    Nun zu den möglichen Wurzeln und Ursachen des Konflikts.
    Darüber ist in den letzten Jahren von Journalisten und anderen oft gerätselt und viel Kluges oder weniger Kluges gesagt und geschrieben worden.
    Da war die Rede vom ursprünglichen Vater- und Sohn-Verhältnis zwischen den beiden, welches dann endete, als der Sohn dem Vater zu mächtig wurde.
    Und da ist von Kreisky selbst immer wieder die schon sagenumwobene Steuerberatungskanzlei Konsultatio ins Spiel gebracht worden und damit im Zusammenhang die Auffassung Kreiskys, ein Bankdirektor könnte in der SPÖ nicht Parteivorsitzender werden.
    Androsch selbst sah im Besitz der Konsultatio niemals einen Widerspruch zu seinen öffentlichen Ämtern und antwortete jedes Mal auf die Möglichkeit einer Rückkehr in die hohe Politik angesprochen, cool, er sei mit dem Bankposten durchaus ausgelastet.
    Auf dem kommenden SPÖ-Parteitag Ende Oktober werden die Weichen für den Parteivorsitz jedenfalls neu gestellt.
    Neuer Vorsitzender wird Fred Sinowatz, so viel ist gewiss.
    Wie der Konflikt zwischen Kreisky und Andrusch weitergeht, darüber kann man bestenfalls spekulieren.
    Das Fernduell, die Auseinandersetzung zwischen Kreisky und Androsch, ist auch ein Thema der Kommentare in den heutigen Tageszeitungen.
    Auszüge hat Louis Glick zusammengestellt.
    In der Presse zeigt sich, der aus dem Urlaub zurückgekehrte Chefredakteur Thomas Korherr bestürzt über den Zustand der Innenpolitik.
    Sind da ein paar Leute verrückt geworden, fragt Korherr.
    Oder wird da ein ganz bewusstes, ein genau kalkuliertes, aber deshalb nicht minder böses Spiel getrieben, das möglicherweise auf Re-Ideologisierung setzt und doch nur pure nackte Konfrontation zum Ziel haben kann?
    Die österreichische Innenpolitik ist schon oft Anlass zum Kopfschütteln gewesen.
    In diesen Augusttagen hat sie sich selbst abqualifiziert.
    Sie ist mies geworden, richtig mies.
    Und zwar, um in einer Sprache zu bleiben, die neuerdings verteufelt wird, die Politik ist mies in Gedanken, Worten und Werken.
    Der Kommentator der Presse bezieht sich mit diesem Frontalangriff auf eine Reihe von Ereignissen, die für ihn allesamt Indizien einer gemeinsamen Entwicklung sind.
    Die Anti-Papst-Veranstaltung der sozialistischen Jugend, die Apostrophierung des christlich-sozialen Bundeskanzlers der Zwischenkriegszeit Ignat Seipel als alter Gangster, wofür sich die Arbeiterzeitung heute entschuldigt hat, bis hin zum Kreisky-Vorwurf an Androsch, der Ex-Vize habe den Ex-Kanzler die Gesundheit gekostet.
    Korr hört weiter.
    Irgendwie beginnen irgendwelche in der großen Regierungspartei durchzudrehen, an politischem Koller zu leiden.
    Der Verdacht liegt nahe, dass die Politik in diesem Land eine Wendung hin zum Ekelhaften nimmt.
    Über die Gründe mag man rätseln.
    Die Vernünftigen aber sind aufgerufen, eine Entwicklung zu verhindern, die nur zur weiteren Missachtung der Politiker führen kann.
    Nein, die Presse.
    Im ÖVP-Organ Neues Volksblatt vermisst Günther Fehlinger in einem Kommentar mit dem Titel Kapitulation vor den Lautstarken eine offizielle Stellungnahme der Kirche oder der Veranstalter des Katholikentages zum, wie das Volksblatt schreibt, Anti-Papst-Festival eines Josef Tschab und Genossen.
    Das Bemühen um gleiche Distanz zu allen gesellschaftlichen Gruppen müsse Grenzen haben.
    Neutral zu sein kann nämlich auch zur Sucht werden.
    Und ja, niemanden wehzutun, kann auch dazu führen, dass dann den eigenen Schäfchen wehgetan wird.
    Ja, es gibt sogar Menschen, die der Meinung sind, allzu große Äquidistanz sei schon fast mit Feigheit zu bezeichnen.
    vom ÖVP-Organ Volksblatt ein Wechsel zum sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung, wo sich eine Glosse auf Profilzitate des Kärntner FPÖ-Chefs Jörg Haider über Vizekanzler Steger bezieht.
    Haider nennt dabei seinen freiheitlichen Parteichef inkompetent, autoritär und geschwätzig.
    Dazu die AZ.
    Und wahrlich ist es nicht Aufgabe der AZ Steger zu verteidigen.
    Nur viele mögen berechtigt sein zu dieser Kritik im Namen der Ehrlichkeit, Gesinnungstreue und Demokratie in der Politik.
    Am wenigsten der Liberale im nationalbraunen Kärntneranzug.
    Gegen den Haupthetzer auf Tschuschen, ORF-Filme und andere Abendlandverteidiger ist er ein Ausbund an Demokratie, der redselige Vizekanzler.
    liest man in der Arbeiterzeitung von heute.
    Die sozialistische Grazer Neue Zeit befasst sich mit dem zurückgewiesenen Angebot des ÖVP-Generalsekretärs Graf, an die FPÖ-Abgeordnete Patrick Pablé für die Volkspartei in den Parlamentarischen Justizausschuss einzuziehen.
    Dazu Paul Fritz.
    VP-Generalsekretär Graf hat wieder ein neues, bleibendes Element in der österreichischen Innenpolitik eingeführt.
    Den unsiedlichen Antrag.
    Mit dem Zartgefühl eines gestandenen Hutschenschleuderers und der Gewandtheit des sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen, versuchte Graf, die FP-Abgeordnete Partik Pablé für die VP zu ködern.
    Niemand, der über ein Mindestmaß an Kinderstube verfügt, wird einen derartigen Antrag noch dazu, wenn er vor den Augen der Öffentlichkeit gestellt wird, nachgeben und sich als käuflich präsentieren.
    Mit der Situation von Helene Partik-Pablé innerhalb der Freiheitlichen Partei befasst sich Ruth Pauli im Kurier.
    Sie vergleicht diese Situation mit der eines Lipizzaners, den man zu besonderen Werbeanlässen vorführe, ihn sonst aber untätig herumstehen lasse.
    Partik-Pablé fungiere nur als Alibi-Frau, die immer wieder für neue Funktionen vorgeschlagen werde.
    Dazu der Kurier.
    Es ehrt Helene Patrick-Pablé, dass sie diese Behandlung nicht schweigend und parteidiszipliniert hinnimmt.
    Was ihr passierte, ist ein typisch österreichisches Schicksal der Politikerinnen aller Couleurs.
    Und Ruth Pauli Folgert?
    Die Frauenfeindschaft der hohen Herren Politiker ist vielleicht nicht unbegründet.
    Im Vergleich zu mancher dieser Damen könnten sie selbst womöglich eine recht unglückliche Figur abgeben und darum wird es wohl, bis auf weiteres, beim Luxus-Libizanertum unserer Politikerinnen bleiben.
    Soweit Pressestimmen aus den heutigen Tageszeitungen.
    Die Diskussion der letzten Wochen um den geplanten Bau eines Donaukraftwerkes in der Nähe von Hainburg in Niederösterreich ging auch heute weiter.
    Gestern hatte Niederösterreichs ÖVP-Landeshauptmann Siegfried Ludwig auf das Recht des Landes gepocht, die endgültige Entscheidung über den Bau mitzubestimmen.
    Auf die Standortfrage selbst wollte Ludwig vor Vorliegen verschiedener Gutachten noch nicht eingehen.
    Heute nahm Ludwigs Gegenspieler, der sozialistische Landeshauptmann, Stellvertreter und Spitzenkandidat für die Landtagswahl am 16.
    Oktober Leopold Grünzweig zum heiß umstrittenen Kraftwerksbaustellung.
    Mit ihm sprach Werner Preduta.
    Soll Wien vor Hainburg, Hainburg vor Wien gebaut werden und soll auch ein Kraftwerk in der Wachau gebaut werden.
    Ich glaube, die Planung ist so weit fortgeschritten, dass die Kontinuität des Donauausbaus einen sehr starken Bruch erfahren würde, wenn man jetzt vom Raum östlich von Wien nach Wien ginge.
    Ich will also Heimburg hier nicht dezidiert nennen.
    Es ist der Raum östlich von Wien, wo das Kraftwerk vorgesehen ist.
    Und Wien würde, wenn das jetzt in Planung genommen
    werden sicher eine Verzögerung herbeiführen, die ich für unnotwendig halte.
    Was Wachau betrifft, so stehe ich auf dem Standpunkt, dass hier die Frage der Stromerzeugung in den Hintergrund tritt, dass es sich wirklich
    nicht lohnt, einen so starken Eingriff in die Natur zu machen, um dieses geringen Ertragswillens.
    Wohl aber gibt es hier vertragliche Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Farine, mit der Benutzung der Donau durch den Europakahn.
    Bei der Fertigstellung des Rhein-Main-Donau-Kanals spielt diese Frage eine Rolle und daher muss man sich heute überlegen, ob es nicht auch andere Wege gibt, die Donau in dieser Art zu vertiefen, dass diese Benutzung möglich ist.
    Niederösterreicher SPÖ-Landeshauptmann-Stellvertreter Leopold Grünzweig war das.
    Nicht nur im Donautal wird derzeit über den Kraftwerksbau und vor allem dadurch verursachte Belastung der Natur diskutiert, sondern auch im übrigen Österreich.
    In Salzburg wird derzeit versucht, Architekten, Ökologen und Naturschützer schon weit früher als bisher in die Planung solcher Großprojekte mit einzubeziehen und damit dem wachsenden Misstrauen der Bürger zu begehen.
    Näheres berichtet Michael Maier aus Salzburg.
    Den Kraftwerksbau darf man den Technikern und Ökonomen nicht allein überlassen.
    Auf diesen Nenner kann man wohl den Weg bringen, der in Salzburg jetzt eingeschlagen wird.
    Als Fallbeispiel dient eine Kette mit sechs Kraftwerken an der Salzach im Pongau, von denen zwei schon errichtet werden.
    Inzwischen aber meldeten sich Architekten zu Wort, die bei der Planung mitreden wollten und sie verbuchten einen Teilerfolg.
    Es wurde ein Arbeitskreis gebildet, an dem für die restlichen vier Kraftwerke neben den Ingenieuren und Beamten eben auch Architekten, Ökologen, Landschaftsgestalter usw.
    beteiligt sind.
    Unzweifelhaft reagiert man damit auch auf das allenthalben steigende Bürgermisstrauen gegenüber Großprojekten.
    In Anspielung auf das nach einer Volksabstimmung auf Eis gelegte Atomkraftwerk Zwentendorf meint etwa der zuständige Salzburger Landeshauptmann-Stellvertreter Hans Katschtaler, dass man potenzielle Kritik eben rechtzeitig berücksichtigen müsse.
    gelingen müsste, den dazu Berufenen ihre Aufgaben so gut von Anfang an zu bewältigen, dass nicht zu einem oft sehr späten Zeitpunkt über einen starken Bürgerprotest etwas zum Stillstand kommen muss oder als ungeachtet erachtet werden muss.
    Wenn dies eintritt, dann signalisiert doch dies, dass da etwas vom Prozedere her, von der Vorgangsweise der dazu Berufenden falsch gelaufen ist.
    Aber ich glaube, es ist auch volkswirtschaftlich und weit darüber hinaus nicht vertretbar, dass Maßnahmen, die gesetzt worden sind, dann praktisch nicht zum Tragen kommen, weil sich zu einem späteren Zeitpunkt herausstellt, dass aus irgendwelchen Gründen das Ganze auch politisch nicht durchsetzbar ist.
    Übereinstimmend und natürlich wenig überraschend erklären Salzburgs Politiker und Fachleute, ihr Modell könne wohl auch auf Vorhaben etwa im Donautal angewendet werden.
    Der Architekt Gerd Tschiharz.
    Ich bin der Meinung, dass die Strategie bei ähnlichen Projekten durchaus um die Diskussion der Gestaltungsprobleme bereichert werden muss und
    Ob man will oder nicht, wird man sich auch bei diesen Kraftwerken mit diesen Fragen auseinandersetzen müssen.
    Bleibt noch die Frage der Kosten, denn die Planer argumentieren ja immer wieder, dass gerade Kraftwerke bei Einbeziehung von Natur- und Landschaftsschutz teurer werden.
    Einfache Antwort aus Salzburg.
    Das öffentliche Bewusstsein zugunsten landschaftsschonenden Bauern sei inzwischen so stark, dass man die Kosten eben einfach als nachrangiges Problem behandeln müsse.
    Drei Minuten vor halb eins ist es jetzt.
    Was können Sie noch bis 13 Uhr im Mittagsjournal hören?
    Aus Österreich bringen wir eine Stellungnahme des Vorsitzenden der sozialistischen Jugend, des Abgeordneten Tschapp,
    zum angekündigten Antipapstfest der Wiener Jungsozialisten und informieren über das neue Flottenprogramm der österreichischen Fluglinie Auer.
    Aus dem Ausland berichten wir über den Fall Emanuela Orlandi.
    Das Mädchen ist jetzt schon zwei Monate verschwunden.
    Und aus Polen über die Auswirkungen des von der verbotenen Gewerkschaft Solidarität ausgerufenen Bummelstreiks.
    Und aus China informieren wir über die rigorose Verbrechensbekämpfung.
    Heute wurden 30 Todesurteile bekannt gegeben.
    Die Kulturredaktion informiert gegen Ende des Mittagsjournals über die Festwoche der Alten Musik in Innsbruck.
    Und jetzt nach Polen.
    Die verbotene Gewerkschaft Solidarität will die Regierung in Warschau zu Gesprächen ja vielmehr zu einem Dialog zwingen.
    Das Mittel dazu ein einwöchiger Bummelstreik in der Danziger Leninwerft.
    Jeder Dialog mit der verbotenen Gewerkschaft, das wissen die politischen Führer des Landes, käme einer Anerkennung der Solidarität gleich.
    Lech Walesa erklärte heute vor Beginn der Frühschicht in der Lenenwerft, dass sich an den Streikplänen nichts geändert habe.
    Ich muss tun, was die anderen auch machen, sagte der Arbeiterführer.
    Wie reagiert die Bevölkerung auf die neuerlichen Anstrengungen der Solidarität, ist heute etwas von einer Aufbruchsstimmung in Polen zu bemerken.
    Gerd Baumgarten schildert seine Eindrücke.
    In der Nacht ist jenes polnische Ultimatum abgelaufen, das ein geheimer Ausschuss der opponierenden Arbeiter in der Danziger Leninwerft an die Regierung in Warschau gerichtet hatte.
    Heute nun soll der angekündigte Arbeiterlangsamstreik beginnen.
    Angedroht wird den Fall, dass die Regierung des Generals Jaruzelski neue Kontakte mit dem Vorsitzenden der verbotenen Gewerkschaft Solidarität mit Lech Walesa verweigern sollte.
    Es war von vornherein klar, dass Lech Wałęsa und die anderen Führer der Solidarität für die Regierung der Generäle in Warschau keine Gesprächspartner mehr darstellen.
    Im Grunde geht es jetzt also nur darum, wie der angekündigte Arbeiterlangsamstreik in die Tat umgesetzt werden soll.
    Heute, am ersten Tag dieser neuen Protestaktion, sind zunächst zwei Tatsachen festzustellen.
    Im Straßenbild der polnischen Städte, überhaupt in der Öffentlichkeit des Landes,
    ist von der neu entstandenen Situation überhaupt von einer Spannung nichts zu bemerken.
    In den Betrieben selbst mag das etwas anders aussehen.
    Denn andererseits weiß so gut wie jeder arbeitende Pole von der neuen Entwicklung und von dem proklamierten Bummelstreik.
    Da er sich aber nicht in der demonstrativen Besetzung von Industriewerken durch Streikwachen äußern wird,
    kann es zunächst nur um die allgemeine Stimmung gehen, von der diese neueste Aktion begleitet wird.
    Diese Stimmung aber ist weit entfernt von dem großen Aufbruch des Sommers und vor allem des August 1980.
    Nur noch ein schwer abzuschätzender Teil der polnischen Bevölkerung ist vom Sinn neuer Protestmaßnahmen überzeugt.
    Dieses Abseitsstehen eines beträchtlichen anderen Teils
    der es vorgezogen hat, wieder in das normale kommunistische Alltagsleben zurückzukehren, lähmt die Durchschlagskraft aller neuen Protestschritte.
    Sie finden deshalb äußerlich vorwiegend in den Nachrichten und Kommentarsendungen der westlichen Rundfunksender statt.
    Das ändert andererseits nichts an der Tatsache, dass die Apathie und Interesselosigkeit unter der polnischen Bevölkerung erneut in erschreckendem Maße zunimmt.
    Besonders nach der Auflösung des traditionsreichen Schriftstellerverbandes droht es nun einsam, um die Führer an der Spitze zu werden.
    Von vielen, die das Experiment Jaruzelskis, eingeleitet seinerzeit mit der Verhängung des Kriegszustandes, bisher aus Vernunftgründen unterstützt hatten, ist nun zu hören, dass sie sich endgültig von seiner Politik abgewandt haben.
    Die Geschichte des volksdemokratisch-kommunistischen Polens
    Während der vergangenen 30 Jahre hat jedoch gezeigt, dass eine isolierte, von Apathie und Gleichgültigkeit umgebende Führung nach dem Ablauf einer gewissen Zeit zum Aufgeben gezwungen wird.
    Denn die Opposition innerhalb der eigenen Partei rechnet der amtierenden Führung diese allgemeine Teilnahmslosigkeit und Gleichgültigkeit im Lande als Erfolglosigkeit an.
    Heute, genau vor zwei Monaten, wurde die Tochter eines Vatikan-Angestellten entführt.
    Seit zwei Monaten ist nun das Mädchen verschwunden.
    Der Fall Emanuela Orlandi, wie das Mädchen heißt, machte in der Weltpresse Schlagzeilen.
    Ein internationaler Krimi zwischen Spionage und Gegenspionage entwickelte sich.
    Zahllose anonymer Telefonanrufe von Wichtigtouren und Leuten, die aus dem Fall finanziell oder politisches Kapital schlagen wollten, verwirrten die italienischen Ermittlungsbehörden und die Öffentlichkeit.
    Über 20 verschiedene Anrufer behaupteten, sie hielten Emanuela Orlandi gefangen.
    In den Anrufen und Schreiben wurde immer wieder die Freilassung des Papstattentäters Ali Akca als Preis für das Leben Emanuelas gefordert.
    Einmal wurde der 20.
    Juli als Ultimatum genannt.
    Alle Termine sind bisher ergebnislos verstrichen.
    Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob das Mädchen überhaupt noch lebt und wer ihre Entführer sind oder waren.
    Seit zwei Monaten forscht die Polizei nach dem Mädchen.
    Bisher jedenfalls ergebnislos.
    Alfons Thalmer berichtet.
    Seit der Entführung von Emanuela Orlandi sind zwei Monate vergangen.
    Obwohl in diesen Wochen des Hochsommers die Zeitungen an Materialmangel leiden und ihre Affäre nach Möglichkeit hochspielen,
    um nichts zu sagen, aufzubauschen, ist über das Schicksal Emanuela Orlandis in den letzten Wochen relativ wenig zu lesen.
    Nicht einmal unter Zuhilfenahme der landeshüblichen Fantasie und Begabung für die Kombinationen ist der Nebel um die Entführung des Mädchens so undurchdringlich, dass auch der erfinderische Geist der Kriminalreporter mit der Zeit erlahmt.
    Die letzten zwei Tage haben die Taucher der römischen Polizei damit verbracht, entlang der Tiberufer im Zentrum der Stadt Emanuelas Leiche zu suchen, aufgrund eines anonymen Anrufs, den man schon deshalb nicht ignorieren konnte, weil man auch sonst keine Anhaltspunkte hat und in Wirklichkeit nichts weiß.
    Gefunden wurde allerdings nur ein Auto mit einer Leiche drin, die aber männlich war und vermutlich seit längerer Zeit
    in den Fluss versenkt.
    Die angebliche Untergrund- und Terrororganisation Turkesch hat sich das letzte Mal vor zwei Wochen gerührt.
    Die nächste Botschaft aus dem Dunkeln hat diese Männerstimme am Telefon für die nächsten Tage, für den 28. dieses Monats in Aussicht gestellt.
    Das letzte Mal wurde die Forderung abgestellt, der Papst müsse bis zu diesem Datum in einer öffentlichen Rede den Satz sprechen,
    Auch Ali Akça sei ein menschliches Wesen und müsse genauso wie Emanuela Orlandi behandelt werden.
    Damit ist also das Verlangen gemeint, das entführte Mädchen in Freiheit zu setzen, wenn der Papstattentäter aus dem Gefängnis entlassen wird, was dieser allerdings nach wie vor geradezu panisch ablehnt.
    Die Polizei und die Familie Orlandi erwarten sich von einem eventuellen neuen Lebenszeichen dieser türkischen Stimme,
    kaum etwas Neues oder Aufschlussreiches.
    Der Untersuchungsrichter Sika hatte das gesamte bisherige Material sowohl von Psychiatern als auch von einem Computer überprüfen lassen.
    Diese letztere Methode hat zwei wichtige Anfallspunkte ergeben.
    Einmal die Feststellung, dass alle Botschaften und Signale unter dem Titel der Turkish-Organisation von einer einzigen Person stammen.
    Zum anderen, sie enthalten keine Angabe und keinen Hinweis auf die entführte Emanuela, die nicht jeweils bereits vor der Abfassung solcher Mitteilungen schon von der Presse oder vom Rundfunk bekannt gemacht worden wären.
    Und nach dem Urteil der Psychiater weisen die Gedankengänge und die Sprache des Absenders dieser Erpressungsbotschaften starke Züge der Einbildungskraft eines Mythomanen auf.
    Ein Mitomane ist ein Mensch, der in seiner unkontrollierten Fantasie dazu neigt, eigene Erfindungen für wahrzuhalten und damit seinen Geltungstrieb zu befriedigen.
    Noch eine Feststellung ist zwei Monate nach der Entführung Emanuelas von zentraler Bedeutung.
    Nach Ansicht der Untersuchungsbehörden hat bis jetzt keine Botschaft aus dem Untergrund, aus welcher Quelle auch immer,
    Angaben enthalten, aus denen mit Gewissheit zu schließen wäre, dass das Mädchen noch am Leben war.
    Die Verbrechensbekämpfung wird seit einigen Wochen in China sehr intensiv betrieben und den Medien des Landes kommt dabei eine wichtige Rolle zu.
    Mit ihrer Berichterstattung über die Verbrechensbekämpfung soll die Abschreckung der drakonischen Strafen verstärkt werden.
    So schrieb vor kurzem eine angesehene chinesische Provinzzeitschrift.
    Die Kriminalität habe sich in der Volksrepublik China zu einem Krebsgeschwür der Gesellschaft entwickelt.
    Vor allem die städtische Bevölkerung klagt schon lange über Bandenterror, der ganze Stadtviertel überzog.
    Mit welchen Mitteln und Methoden die chinesische Behörden die Kriminalität bekämpfen will, berichtet unser China-Korrespondent Helmut Opletal.
    Mit einer in den letzten Jahren beispiellosen Verhaftungswelle mit Schnellgerichtsverfahren und Schauprozessen einschließlich zahlreicher Todesurteile haben die chinesischen Sicherheitsbehörden seit Anfang August der wachsenden Kriminalität den Kampf angesagt.
    Heute Morgen wurden vor mehr als 10.000 Leuten im Pekinger Sportpalast 30 Todesurteile verkündet.
    19 Mörder, 10 Vergewaltiger und ein Autodieb.
    Die Hinrichtungen haben gleich im Anschluss am Stadtrand von Peking stattgefunden.
    Vor drei Wochen erließ das Zentralkomitee der Partei die Anordnung zu dieser konzertierten und landesweiten Kampagne gegen das Verbrechertum.
    Und seither sind die Polizeieinheiten in allen größeren Städten in den Mobilisierungszustand versetzt, um gegen Diebe, Mörder und Vergewaltiger, Schmuggler, Spekulanten und Wirtschaftskriminelle gleichermaßen vorzugehen.
    Mit schwarzen Listen, die offensichtlich seit längerem vorbereitet wurden, nehmen Zivilstreifen der Polizei nachts und in den frühen Morgenstunden die Festnahmen vor.
    In der Anweisung des Zentralkomitees sollen sogar Zahlen genannt worden sein, die man sich zum Ziel setzt.
    10.000 Gesetzesbrecher in der Hauptstadt Peking und 70.000 im ganzen Land sollen hinter Gitter kommen.
    Und es ist klar, dass es sich dabei nicht nur um die großen Fische, sondern auch um die Kleinkriminalität oft am Rande des Gesetzes handelt.
    Zu den Betroffenen zählen auch größere Gruppen von Schwarz- und Zwischenhändlern, die etwa Wagen in staatlichen Läden aufkaufen und in anderen Gegenden, wo Mangel herrscht, mit Gewinn weiter verscherbeln.
    Oder kleine Dienstleistungsbetriebe, die ohne staatliche Lizenzen arbeiten.
    Auch sogenannte asoziale Elemente und Mädchen mit leichtem Lebenswandel sollen zu den Verhafteten zählen.
    Festnahmen aus politischen Gründen sind hingegen bisher nicht bekannt geworden.
    Allein in Peking spricht man schon von mehr als 8.000 Verhafteten in den letzten beiden Wochen.
    In Schulen und Luftschutzbunkern wurden oft auf engstem Raum und unter miserablen Bedingungen Internierungslager eingerichtet, die sich allerdings wieder rasch leeren sollen.
    Die Verhafteten
    werden in Schnellprozessen abgeurteilt und sollen überwiegend in dünn besiedelte Provinzen im Westen und Norden des Landes, weit ab von der Hauptstadt, in Lager oder in die Verbannung wandern.
    Der Kampf gegen die Kriminalität wird von vielen Pekinger Bürgern in der Tat als dringendes Anliegen betrachtet.
    Nachdem die Behörden die Situation eine Zeit lang unter Kontrolle zu haben schienen,
    nahmen Überfälle, Vergewaltigungen und Belästigungen von Frauen, Bestechungen und Wirtschaftsschwindel in den vergangenen Monaten wieder zu.
    Auf öffentlichen Aushängen werden zum Beispiel Frauen und Mädchen gewarnt, die sie sich vor Vergewaltigungen schützen können.
    Doch viele trauen sich abends nicht mehr allein auf die Straße, nachdem Peking noch vor wenigen Jahren als wahrscheinlich sicherste Stadt Asiens gegolten hatte.
    Trotzdem regen sich auch Bedenken.
    Die Behörden könnten mit den Schnellaktionen und mit der Nacht- und Nebelkampagne übers Ziel schießen.
    Weil die Fangquoten vorgegeben sind, hält sich die Polizei lieber an die leichter zu fangenden kleinen Fische.
    Und ob bei den Schnell- und Massenprozessen tatsächlich in jedem Einzelfall Gerechtigkeit geübt wird, ist zumindest zweifelhaft.
    Jetzt Wirtschaft im Mittagsjournal.
    Die österreichische Fluglinie Auer wird in den nächsten Jahren ihre Luftflotte umrüsten.
    Gestern gab das Unternehmen den Verkauf von fünf Flugzeugen des Typs DC-951 an eine texanische Fluggesellschaft bekannt.
    Die Auer wird zwei der verkauften Maschinen im März nächsten Jahres an den neuen US-Eigentümer in Texas übergeben, die restlichen drei in den Jahren 1985 und 1986.
    Der Verkauf der Maschinen seitens der AUA ist Teil des Umstellungsprogrammes auf größere Flugzeuge.
    Die österreichische Fluglinie hat derzeit schon eine relativ junge Flugzeugflotte.
    Die Begründung für den jetzigen Verkauf?
    Die Flugzeuge werden bei der AUA relativ gut ausgenutzt, weil die Maschinen neben dem Linienverkehr, wo es derzeit eine Stagnation im Passagieraufkommen gibt, auch im Charterflugverkehr eingesetzt werden, wo eine Zunahme von 15 Prozent zu verzeichnen ist.
    Herbert Hutter informiert.
    Die Australian Airlines verfügen zurzeit über eine Flotte von 16 Maschinen vom Typ DC-9 in drei verschiedenen Größen und Typen.
    Es gibt noch vier Maschinen vom Typ DC-9-30 mit 97 Sitzen.
    Acht ganz neue DC-9-80 sind seit Herbst 1980 vom Hersteller McDonnell Douglas aus Kalifornien über den Großen Teich zu uns geliefert worden.
    Zwei weitere DC-9-80 mit je 135 Sitzen werden folgen.
    Zwischen diesen beiden Typen gibt es noch sozusagen als mittlere Generation die DC-950 mit je 122 Sitzen.
    Von diesen Maschinen werden nun im Laufe der nächsten Jahre an die texanische Luftlinie Museair um insgesamt knapp eine Milliarde Schilling fünf Stück verkauft.
    Wer ist nun Museair?
    Auerplanungschef Georg Urbanski.
    Sie befindet sich im Besitz der Familie Muse.
    primär vertreten durch Vater und Sohn, Herrn Lammer und Michael Muse.
    Muse Air ist im Zuge der Entwicklung im amerikanischen Flugverkehr eine sehr rasch expandierende Fluggesellschaft und zeichnet sich besonders durch eine sehr gute finanzielle Stabilität aus.
    Muse Air könnte etwa mit Auer verglichen werden.
    Sie ist etwas kleiner als die Aua, befördert pro Jahr etwa 1,3 Millionen Passagiere.
    Das ist allerdings etwas schwer zu beurteilen, weil, wie ich schon gesagt habe, die Muse eine sehr rasch expandierende Fluggesellschaft ist und daher das nur für den heutigen Zeitpunkt gilt.
    Ein Familienbetrieb in Texas ist also ungefähr so groß wie die staatliche Austrian Alliance.
    Die fünf DC-950 werden in den nächsten Jahren durch zwei größere DC-980 ersetzt.
    Die vier kleinen DC-9-30 bleiben noch im Auerflottenverband, weil im Bereich von knapp 100 Sitzplätzen noch kein Nachfolgemodell am Markt ist.
    Bestellt sind aber darüber hinaus noch zwei Airbusse von ungefähr 150 Sitzplätzen vom Typ A310, deren Lieferteam ihn im Jahr 1986 nun aber zu wackeln scheint.
    Vertragskompendium, das im Jahre 1979 abgeschlossen wurde, war allerdings noch keine Präzisierung der Liefertermine vorgesehen und es laufen gegenwärtig die Verhandlungen mit Airbus über die Frage dieser Auslieferungstermine.
    Möglicherweise wird also der Airbus nicht 1986, sondern erst später nach Österreich kommen.
    Das ist Gegenstand der Verhandlungen momentan und Sie werden Verständnis dafür haben, dass wir hier jetzt nicht in die Verhandlungen mit Erklärungen eingreifen wollen.
    Ich hoffe aber sehr bald darüber ein Ergebnis berichten zu können.
    Die Austrian Airlines werden ihr Angebot von derzeit 2.000 Sitzplätzen durch dieses flotten Erneuerungsprogramm um 3% pro Jahr steigern.
    Der Markt stagniert zwar zur Zeit, man hofft jedoch, wie überall in Europa und auf der Welt, auf einen leichten Wirtschaftsaufschwung und damit auf mehr Fluggäste.
    Die neuen Flugzeuge ermöglichen aber auf jeden Fall einen rationelleren Betrieb, sodass man bei den Austrian Airlines der Zukunft zumindest gelassen entgegensieht.
    Der Österreich-Besuch von Papst Johannes Paul II.
    ab 9.
    September hat in den letzten Tagen eher unschöne Schatten vorausgeworfen.
    Gemeint ist das für den Tag der Ankunft des Heiligen Vaters von den Wiener Jungsozialisten geplante sogenannte Antipapstfest, welches mittlerweile Antifest zum Papstrummel heißt.
    Wegen des ursprünglichen Titels hat Frauenstaatssekretärin Johanna Donald ihre Teilnahme abgesagt und wird nun auf einem eigenen Symposium der Jungsozialisten zum Thema Frau und Kirche sprechen.
    Obendrein hat die Essay-Veranstaltung zu ziemlich scharfen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Großparteien geführt.
    Heute nahm nun der Bundesobmann der Jungsozialisten Josef Tschapp in einer Pressekonferenz zum Papstbesuch und zum Anti-Papst-Rummel-Stellung, Leopold Esterle berichtet.
    Zahlreiche Journalisten heimischer und internationaler Medien erlebten heute einen neuen Chef der Jungsozialisten.
    Einen Josef Tschapp, der sich selbst als Vermittler zwischen extremen Positionen sehen wollte.
    Der absolut keine Fronten, sondern lediglich offen auszutragende Gegensätze im Verhältnis Kirche-SPÖ orten konnte.
    der den ursprünglichen Arbeitstitel Antipapstfest persönlich verurteilte, der diesen inzwischen auf Alternativfest zum Papstrummel abgeänderten Titel wörtlich als ein Symptom für ein undifferenziertes Herangehen an die an sich notwendige Problematik politischer Kritik am Papst bezeichnete.
    Einen Joseph Chapp, der das Mockwort von der Belebung des Kulturkampfes aufgriff und als das Gegenteil seiner Absichten bezeichnete.
    Einen Joseph Chapp, der die Meinung vom Presseschefredakteur Thomas Korherr vollinhaltlich teilte, wonach die Diskussionen zum Thema bisher erbärmlich gewesen seien.
    Ein Joseph Chapp schlussendlich, der kalmieren wollte und die Diskussion auf ein emotionsloses, sachliches Klima anheben will.
    Einen Joseph Chapp, der so zusammenfasste.
    Erstens einmal, wir sind überhaupt nicht gegen den Papstbesuch.
    Der Papst ist willkommen.
    Nur Kritik muss möglich sein.
    Und der sich von allem bisher Vorgefallenen so distanzierte.
    Wir sprechen uns aus gegen jede Wiederbelebung
    des Kulturkampfes, wie er unzählig in der Ersten Republik existiert hat.
    Ich selbst finde, dass Bezeichnungsweisen wie alter Gangster und so weiter nicht diejenigen sind, die also für eine seriöse Aufarbeitung dieser Zeit dienen.
    Obwohl ich gleich hinzufügen möchte, mir persönlich wäre es natürlich lieber gewesen, wenn damals
    ein Prelat Unger die Politik beeinflusst hätte und nicht also dieser Prelat, der damit bezeichnet wurde.
    Genauso distanzieren wir uns noch einmal mit Nachdruck von Aktionen, T-Shirts, Kirchenaustrittskampagnen und so weiter, weil das in Wirklichkeit nur religiöse
    Gefühle mobilisiert, verletzt und überhaupt kein Klima schafft, um also hier eine seriöse Debatte zu führen, die, wie ich glaube, notwendig ist, dass sie geführt wird.
    Ferner möchte ich sagen, dass wir uns bewusst sein müssen, wenn ein Papst
    sich nicht nur als religiöser Führer versteht, sondern zugleich auch Politik macht, dass er damit natürlich rechnen muss, dass er sich der politischen Kritik da und dort aussetzt.
    Und es kann natürlich also nicht sein, dass wir, der wir uns mit diesen Themen
    innerhalb der Partei, aber auch mit unseren katholischen Freunden in der Vergangenheit sehr heftig auseinandergesetzt haben.
    Es hat nicht immer einheitliche Standpunkte gegeben, dass wir so dazu nichts zu sagen hätten.
    An der sachlichen Kritik komme man aber nicht herum.
    Und hier wiederholte der Chef der Jungsozialisten hinlänglich bekannte Argumente.
    Erstens die Haltung des Papstes zur Außenpolitik.
    Was für Polen gelte, müsse auch für Zentralamerika gelten, meinte Tschad.
    Zweitens, die Verhütungs- und Abtreibungsfrage müsse unbedingt angeschnitten werden.
    Drittens, bei der Kostenfrage der Wiener Veranstaltung, derzeit geschätzte 100 Millionen Schilling, davon 30 Millionen Schilling vom Bund, sei das Augenmaß verloren worden.
    All dies gehöre sachlich diskutiert.
    Schlusssatz CHAPS Provokatorische Aktionen könnten keinesfalls mitwirken, das Klima seriös zu gestalten.
    Post Scriptum Das Alternativfest zum Papstrummel findet wie geplant am 10.
    September in der Kurhalle Oberla statt.
    Auch die SPÖ Niederösterreich veröffentlichte heute eine Stellungnahme zu der von den Funktionären der Wiener Sozialistischen Jugend organisierten Veranstaltung in Oberlar aus Anlass des Papstbesuches.
    Wörtlich heißt es hier, diese ist unangebracht und vor allen Dingen vom Zeitpunkt her schlecht gewählt.
    Die Sozialistische Partei respektiert im Sinne ihres Programms die religiöse Überzeugung der Bevölkerung.
    und ist sich als staatstragende Kraft der Bedeutung des Papstbesuches für die Katholiken bewusst.
    Bei aller Pluralität, Toleranz und Offenheit der SPÖ lehnen wir eine Veranstaltung dieser Art im Bereich einer sozialistischen Organisation ab", heißt es in der Aussendung der SPÖ Niederösterreich.
    Und jetzt Kultur-Mittagsjournal.
    Ingsbruck war in der Barockzeit ein musikalisches Zentrum ersten Ranges.
    An diese Tradition suchte man vor zwölf Jahren mit der Ambraser Sommerakademie für Alte Musik anzuschließen.
    Prominente Interpreten wie Konrad Junghenel, René Jakobs, Hans Martin Linde oder Wieland Kuicken unterrichten jeweils dabei Ende August.
    Zum siebten Mal wird heuer auch eine Festwoche für Alte Musik veranstaltet.
    Auf dem Programm stehen Konzerte und heuer erstmals auch eine Operneigenproduktion.
    Titus von Pietro Antonio Cesti erlebt 300 Jahre nach ihrer Entstehung eine Erstaufführung.
    Die Aufführung wird am 28.
    August im Programm Österreich 1 gesendet.
    Titus wird auch für das Fernsehen aufgezeichnet.
    Dazu ein Beitrag, den Christa Hauser vom Landesstudio Tirol gestaltet hat.
    Die Oper Titus birgt eine Fülle musikalischer Kostbarkeiten, war aber völlig in Vergessenheit geraten.
    Wie auch andere Kompositionen des Barockmeisters, der im frühen 17.
    Jahrhundert am Hof in Innsbruck wirkte und die kleine Habsburger Residenz zu einem Zentrum der Musik machte.
    Im Hoftheater erlebten Cestis Opern Largia und Cleopatra e Cesare Armante ihre glanzvollen, aufwendigen Inszenierungen.
    Titus wurde indes in Venedig uraufgeführt, doch in Innsbruck komponiert.
    Natürlich drängt sich da ein wenig der Verdacht auf, dass nun Tiroler Lokalpatriotismus zur Wiedererweckung des Werkes führte.
    Professor Otto Ulf, der künstlerische Leiter und Organisator der Festwoche.
    Chesty ist also sicherlich nicht ein Lokalkomponist.
    Chesty war zu seiner Zeit ein, wenn man so sagen darf, international bekannter Komponist, um den sich ja alle möglichen Fürsten, der Papsten, der Kaiser usw.
    gerissen haben.
    Und es ist unbedingt, wenn man eine Akademie macht für alte Musik, kann man an diesem Mann nicht vorbeigehen.
    Und ich glaube, gerade mit Titus und mit den Opern von Chesty kann man eine Spielplanbereicherung auf dem Gebiet der Barockoper erreichen.
    Seine bekannteste Oper »Il Pomodoro« schrieb Cesti für die Hochzeit Kaiser Leopold I., der ihn nach Wien geholt hatte.
    In Innsbruck wurde Cesti nun in den letzten Jahren systematisch gepflegt.
    Im Rahmen der Sommerakademie wurden seine Werke erprobt und dann auch dem Publikum präsentiert.
    »Arien« und im letzten Jahr die Oper »Laurentia«, ein Bestseller übrigens zu Cestis Lebzeiten.
    Die konzertante Aufführung aus Innsbruck ist auf Platten dokumentiert.
    Vom Rang des Barockmeisters in der Musikgeschichte ist auch der amerikanische Dirigent und Chamberlist Alan Curtis überzeugt, der mit seiner Einstudierung von Monteverdis die Krönung der Popäer in Brüssel und Spoleto internationales Aufsehen erregte und ständiger Lehrer der Sommerakademie ist.
    Ja, also ich finde das Jazz, der wichtigste ist von dieser Generation nach Monteverdi.
    Das heißt für die spät 17.
    Jahrhunderte.
    Die Welt, die Welt, die Welt, die Welt.
    Für die Festwoche hat Curtis eine Neufassung erarbeitet, aus drei Partituren, die sich in Archiven in Venedig, Neapel und Rom befanden.
    Ein gewiss schwieriges Unterfangen.
    Vielleicht das größte Problem ist, dass man im 17.
    Jahrhundert sehr gern eine Oper von fünf oder sechs Stunden geliebt hat.
    Und jetzt nicht mehr.
    Selbst bei Wagner nicht mehr.
    Curtis hat also die verschiedenen Partituren gerafft, auch Passagen aus anderen Werken Justice eingefügt, doch nichts dazu komponiert.
    Curtis ist auch von der Publikumswirksamkeit des Librettos überzeugt, das einen antiken Stoff behandelt.
    Das Schicksal der verführerischen Königstochter Berenice, die nach dem Fall Jerusalems von Titus nach Rom mitgenommen wird.
    Gehört dies über das Libretto?
    Bei der Handlung ist es sehr lebendig und es geschieht viel auf der Bühne, nicht so wie einige Opern, die zum Beispiel im 18.
    Jahrhundert bei
    an der Komponisten Rameau zum Beispiel, wo fast nichts auf der Bühne geschah, nur schöne Musik.
    Hier ist schöne Musik und interessante Handlungen.
    Inszeniert wird Titus von der amerikanischen Barock-Spezialistin Shirley Wynn.
    Mit Tanzeinlagen sucht sie Titus aufzulockern.
    Und sie bemüht sich auch, wie bei der gestrigen Probe sich zeigte, um ein wenig Barock-Spektakel.
    So tanzen etwa Mohren vor dem Palast, ein riesiger Walfisch taucht auf, dessen rachendrei handelnde Personen entsteigen.
    Freilich ist zu spüren, dass man in Innsbruck bei der Titus-Produktion sparen muss.
    Rund 2,2 Millionen Schilling standen zur Verfügung.
    Also schuf das Bühnenbild Peter Müller vom Tiroler Landestheater, der sich auf Originalvorlagen anderer Cesti-Opern stützen konnte.
    Die Kostüme wurden aus Rom entlehnt.
    von der Innsbrucker Festwoche für alte Musik zurück nach Wien und zwar ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Die Auseinandersetzung zwischen dem früheren Bundeskanzler Kreisky und CA-Generaldirektor Androsch dauert an.
    Kreisky erklärte heute gegenüber dem Hörfunk, er werde Pressezitate von Androsch nicht auf sich beruhen lassen.
    Sie beruhten auf halben Wahrheiten und Unrichtigkeiten.
    Androsch sagte dazu, es könne sich wohl nicht um Unrichtigkeiten seinerseits gehandelt haben.
    Im Übrigen habe er in den Interviews zu allem Stellung genommen.
    Kreisky hatte Androsch in einem Profilinterview vorgeworfen, an seinem Gesundheitszustand schuld zu sein und in verschiedenen fachlichen Fragen als Finanzminister nicht richtig gehandelt zu haben.
    Androsch hatte darauf ebenfalls in Zeitungsinterviews die Vorwürfe Kreiskys zurückgewiesen.
    Polen.
    Die Machtprobe zwischen der Regierung und der Verbotenen Gewerkschaft Solidarität dauert an.
    Der von einem geheimen Arbeiterkomitee der Danziger Leninwerft ausgerufene achttägige Bummelstreik soll, nach den Worten von Arbeiterführer Lech Walesa, wie geplant stattfinden.
    Mit diesem Teilstreik soll gegen die Weigerung der Regierung protestiert werden, mit Walesa zu verhandeln.
    Der Gewerkschaftsführer hatte den Erfolg einer derartigen Aktion gestern anscheinend selbst bezweifelt und eine geplante Rede vor hunderten Arbeitern kurzfristig abgesagt.
    USA, Bundesrepublik Deutschland.
    Amerikanische und deutsche Autorenverbände haben gegen die Auflösung des polnischen Schriftstellerverbandes protestiert.
    Die amerikanischen Schriftsteller sprechen in einem Telegramm an Regierungschef Jaruzelski von einem willkürlichen Dekret, das einen direkten Angriff auf die Rechte aller Polen bedeutet.
    Der Deutsche Pen Club und der Verband deutscher Schriftsteller in der Gewerkschaft Druck und Papier haben sich bestürzt über das Verbot geäußert.
    Vereinte Nationen, Bundesrepublik Deutschland.
    Die UNO und die deutsche Bundesregierung haben auf den sowjetischen Vorschlag für ein Verbot von Antisatellitenwaffen reagiert.
    Ein Sprecher von UNO-Generalsekretär Peres de Cuellar sagte, die Ankündigung von Staats- und Parteichef Andropov, keine derartigen Waffen im Weltraum zu stationieren, scheine ein sehr positiver erster Schritt zu sein.
    Der deutsche Außenminister Genscher sagte, die Ankündigung Andropovs enthalte durchaus Elemente, die man ernst nehmen sollte.
    Der Entwurf sei aber bestimmt auch propagandistisch gemeint.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Sommerlich warm, am Nachmittag und am Abend lokal Gewitter.
    Nachmittagstemperaturen 24 bis 30 Grad.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
    Eine Stunde Mittagsinformation ist beendet.
    Karl Jekowski verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1983.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1983.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Konflikt Kreisky - Androsch
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1983.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz von Landeshauptmannstellvertreter Grünzweig (SPÖ/NÖ) zu Kraftwerke Hainburg und Wachau
    Einblendung: Landeshauptmannstellvertreter Grünzweig (SPÖ/NÖ)
    Mitwirkende: Predota, Werner [Gestaltung] , Grünzweig, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1983.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Katschthaler zu landschaftsschonendem Kraftwerksbau
    Einblendung: Salzburger Landeshauptmannstellvertreter Hans Katschthaler, Architekt
    Mitwirkende: Mair, Michael [Gestaltung] , Katschthaler, Hans [Interviewte/r] , Dschihatz, Gerd [Interviewte/r]
    Datum: 1983.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italien - Emanuela Orlandi - Seit 2 Monaten verschwunden
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1983.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    China - Kampagne gegen Kriminalität
    Mitwirkende: Opletal, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1983.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    AUA-Flottenprogramm
    Einblendung: Georg Urbanski (AUA)
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Urbanski, Georg [Interviewte/r]
    Datum: 1983.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz von Junge-Sozialisten Obmann Cap zu Anti-Papst-Fest der Wiener Jusos
    Einblendung: Josef Cap
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Cap, Josef [Interviewte/r]
    Datum: 1983.08.23 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Parlament [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Festwoche der Alten Musik in Innsbruck
    Einblendung: Ausschnitt aus "Il Tito" von Antonio Cesti, Prof. Otto Ulf, Alan Curtis
    Mitwirkende: Hauser, Krista [Gestaltung] , Ulf, Otto [Interviewte/r] , Curtis, Alan [Interviewte/r]
    Datum: 1983.08.23 [Sendedatum]
    Ort: Innsbruck [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1983.08.23
    Spieldauer 00:59:50
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Fuchs, Wolfgang [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1983.08.23 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-830823_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Verortung in der digitalen Sammlung

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