Mittagsjournal 1984.05.19

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Wie Zeit?
    In fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, Louis Glück begrüßt Sie bei Mittagschanal des aktuellen Dienstes.
    Sie hören heute ein ausführliches Interview mit Bundeskanzler Fred Sinowaz.
    Der Regierungschef, ziemlich genau ein Jahr im Amt, nimmt in dieser Bilanz der ersten zwölf Monate der Koalition unter anderem Stellung zu den Problemkreisen Energiediskussion und Wirtschaftslage.
    Drei Beiträge sind aus dem Ausland geplant.
    Volksabstimmung in der Schweiz über eine Lockerung des Bankgeheimnisses am morgigen Sonntag.
    Beim SNR-SPD-Parteitag umreist der Abrüstungsexperte der deutschen Sozialdemokraten Egon Bahr die sicherheitspolitischen Positionen der Bonner Opposition.
    Und in der neuesten und gefährlichsten Variante des Golfkrieges, dem sogenannten Tankerkrieg, hat ein offenbar irakischer Bomber nun erstmals ein den Iran anlaufendes Schiff versenkt.
    Kultur dann, Kammersänger Erich Kunz ist 75 und das Donauinselfest der Wiener SPÖ.
    Zuerst die Nachrichten, verantwortliche Redakteurin Elisabeth Manners, Sprecherin Maria Piffl.
    Bundesrepublik Deutschland, der Vorstand der Industriegewerkschaft Metall ist am Vormittag in Frankfurt zu einer Sondersitzung zusammengetreten, um über das weitere Vorgehen im Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche zu beraten.
    Zur Debatte steht das Angebot des Arbeitgeberverbandes für ein weiteres Spitzengespräch.
    Aber auch die Entscheidung der Bundesanstalt für Arbeit wird erörtert, wonach Arbeitnehmer kein Kurzarbeitergeld bekommen werden, die in nicht bestreikten Tarifgebieten von streikbedingten Produktionsstilllegungen betroffen sind.
    Der Vorsitzende der IG Metall, Hans Meyer, hat rechtliche Schritte gegen den Beschluss der Bundesanstalt für Arbeit angekündigt.
    Der Gewerkschaftsbund hat die für Dienstag beschlossenen Aussperrungen in der Metallindustrie von Nordwürttemberg-Nordbaden als Kriegserklärung der Unternehmer an den Sozialstaat bezeichnet.
    DGB-Vorstandsmitglied Siegfried Bleicher sagte, Ziel der von den Arbeitgebern verfügten Aussperrung sei es, die Gewerkschaften finanziell auszubluten und sie kampfunfähig zu machen.
    Angesichts der Eskalation des Arbeitskampfes hat der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Franz Josef Strauß die Gewerkschaften scharf kritisiert.
    Strauß beschuldigte die Gewerkschaften, sie wollten durch den Ausstand eine missliebige Regierung in Bonn in Schwierigkeiten bringen.
    Im Zusammenhang mit den Streiks in der deutschen Druckindustrie ist es in der vergangenen Nacht in Stuttgart zu einem Zwischenfall gekommen.
    Auf dem Gelände eines Druckereizentrums wurde ein Funktionär der Industriegewerkschaft Druck und Papier von einem Auslieferungswagen überfahren und verletzt.
    Der Fahrer des Kleinlastwagens wollte an den Streikposten vorbei auf das Betriebsgelände kommen.
    Er wurde von den Gewerkschaftern gestoppt, versuchte aber immer wieder an ihnen vorbeizufahren.
    Der betroffene Gewerkschaftsfunktionär konnte nicht rechtzeitig zur Seite springen und wurde von dem Wagen zweimal überrollt.
    Er erlitt Knochenbrüche und Prellungen.
    Der SPD-Parteitag in Essen beschäftigt sich heute mit Fragen der militärischen Sicherheit.
    Die Parteiführung plädiert für ein klares Bekenntnis zur Einbindung der Bundesrepublik Deutschland in die NATO.
    Zugleich wird ein Gewaltverzichtsabkommen zwischen Ost und West mit einem ausdrücklichen Verzicht auf den atomaren Erstschlag verlangt.
    Der SPD-Abrüstungsexperte Egon Bahr rub in seinem Referat die Bedeutung einer sogenannten Sicherheitspartnerschaft zwischen den Blöcken als Ausgangspunkt für neue Entspannungsbemühungen hervor.
    war, erklärte die Sicherheitspartnerschaft, als die Fortsetzung der Entspannungspolitik auf militärischem Gebiet.
    Die Politik der Abrüstung könne, so der SPD-Abrüstungsexperte, nur ein Übergang sein.
    Sowjetunion.
    Moskau hat Berichte über den schlechten Zustand der Frau des sowjetischen Bürgerrechtskämpfers Andrei Sakharov, Jelena Bonner, als skandalöse politische Verschwörung bezeichnet.
    Das Befinden Frau Bonners sei zufriedenstellend, betont die offizielle Nachrichtenagentur TASS.
    Das Ehepaar Sakharov befindet sich in seinem Verbannungsort in Gorki im Hungerstreik, um die Ausreise Jelena Bonners zu einer medizinischen Behandlung im Westen durchzusetzen.
    USA.
    Präsident Reagan hat sich gestern in einem Krankenhaus in Washington eine Operation unterziehen müssen.
    Nach offiziellen Angaben wurde Reagan ein gutartiger Polyp aus dem Dickdarm entfernt.
    Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte unter Berufung auf die behandelnden Ärzte, der Präsident befinde sich in hervorragender körperlicher Verfassung.
    Die Gewebewucherung habe sich als nicht bösartig erwiesen, es bestehe kein Krebsverdacht.
    Für den Wahlkampf wurden Reagan keinerlei Beschränkungen auferlegt.
    Der amerikanische Nahost-Sonderbotschafter Donald Rumsfeld ist von seinen Posten zurückgetreten.
    Eine offizielle Begründung für seinen Schritt liegt gegenwärtig nicht vor.
    Der Sprecher des Weißen Hauses in Washington, Larry Speaks, erklärte, Präsident Reagan wolle den Posten nicht neu besetzen.
    Wörtlich sagte Speaks, es gebe keine Pläne, einen neuen Sonderbotschafter für den Nahen Osten zu ernennen.
    Der Präsidentensprecher setzte allerdings hinzu, dies bedeute nicht, dass Reagan die Hoffnung auf ein Ende der Libanon-Krise und die Durchsetzung des amerikanischen Nahost-Friedensplanes aufgegeben habe.
    Libanon.
    Eine für heute geplante Sitzung der Regierung der Nationalen Einheit wird von neun Gefechten zwischen den Bürgerkriegsparteien in Beirut überschattet.
    Bei heftigen Artillerieduellen sind in der vergangenen Nacht mindestens fünf Menschen getötet und 52 verletzt worden.
    Das Kabinett will über die Neuorganisation der libanesischen Streitkräfte beraten.
    Die Frage hat bereits in den vergangenen Tagen mehrmals zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Gruppen geführt.
    Iran, Irak.
    Ein unter der Flagge Panamas fahrender Frachter ist nach Angaben aus Schifffahrtskreisen heute früh im persischen Golf von einer Rakete getroffen und gesunken.
    Nach vorliegenden Meldungen wurde das 17.000 Tonnen große Schiff in der Nähe des iranischen Ölhafens Qarg angegriffen.
    Es soll mit Stahl aus Spanien beladen und zu dem iranischen Hafen Bandar Khomeini unterwegs gewesen sein.
    Neun der 21 aus Jugoslawien stammenden Besatzungsmitglieder sollen von der iranischen Marine, einige weitere von einem Frachter aufgenommen worden sein.
    Seit dem vergangenen Sonntag sind im Bereich des Persischen Golfes mindestens fünf Öltanker von Raketen getroffen und zum Teil schwer beschädigt worden.
    Saudi-Arabien und Kuwait haben im Zusammenhang mit den jüngsten Zwischenfällen im Golf die Verteidigung ihres Luftraumes verstärkt.
    Tunesien.
    In Tunis treffen heute die Außenminister der Arabischen Liga zu Beratungen über die Entwicklung im Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak zusammen.
    Den Ministern liegt ein Antrag von sechs Golfstaaten vor.
    Darin werden vor allem Maßnahmen gegen Teheran gefordert.
    Italien.
    Die Koalitionsregierung des sozialistischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi hat gestern Abend in der Abgeordnetenkammer des Parlamentes in Rom eine wichtige Vertrauensabstimmung für sich entschieden.
    Für das Kabinett Craxi votierten 341 Abgeordnete, 195 dagegen.
    Der Ministerpräsident hatte die Abstimmung über das heftig umstrittene Dekret zur Inflationsbekämpfung mit der Vertrauensfrage verbunden.
    Nun hat die Opposition keine Möglichkeit mehr, Änderungsanträge zu stellen und die Debatte über die gesetzliche Frist von zwei Monaten hinaus zu ziehen.
    Widerstand gegen das Gesetz zur Inflationsbekämpfung in Italien gab es in den vergangenen Wochen vor allem von Seiten der Kommunisten.
    Auf dem Flughafen Fiumicino bei Rom wurden gestern Abend zwei Araber festgenommen, in deren Besitz sich unter anderem fast drei Kilogramm Sprengstoff befanden.
    Die beiden Männer wiesen sich mit saudi-arabischen Pässen aus, die nach Polizeiangaben aber vermutlich gefälscht waren.
    Sie kamen mit einer Maschine aus Damaskus und wollten nach Madrid weiterreisen.
    Der Sprengstoff war im doppelten Boden eines Koffers versteckt.
    Im Gepäck der beiden Männer wurden außerdem eine Zündschnur und mehrere Sprengkapseln gefunden.
    Angaben über ihre Identität und ihre Absichten liegen nicht vor.
    Griechenland.
    In einem Vorort von Athen ist heute das erste SOS-Kinderdorf in Griechenland eröffnet worden.
    An der Zeremonie nahm auch der Gründer der SOS-Kinderdörfer Hermann Gmeiner teil.
    Das Dorf besteht aus acht Häusern.
    Sie wurden durch Spenden in der Höhe von 28 Millionen Schilling aus Österreich, den Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland finanziert.
    Zunächst sind 24 elternlose Kinder im Alter zwischen zwei und 14 Jahren mit vier Pflegemüttern in diesem Dorf untergebracht.
    Nun zur Wetterlage.
    Über Mitteleuropa herrschen nur geringe Luftdruckunterschiede.
    Von Südwesten her strömt in der Folge feuchte und labil geschichtete Luft in den Alpenraum ein.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Südwesten und Westen gewittrige Regenschauer, sonst zunächst noch überwiegend Heiter, ab dem späteren Nachmittag jedoch Gewitterneigung.
    Mäßige Winde.
    Nachmittagstemperaturen 16 bis 23 Grad, Frühtemperaturen morgen 8 bis 13 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag.
    Unterschiedlich aufgelockerte Bewölkung.
    In der zweiten Tageshälfte Lokalgewitter.
    Winde aus Südost bis Südwest.
    Tageshöchsttemperaturen 18 bis 22 Grad.
    Noch die Vorschau auf Montag.
    Wiederholt Regenschauer.
    Tageshöchsttemperaturen 16 bis 20 Grad.
    Nun die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien heiter 20 Grad Ostwind mit 10 Kilometern pro Stunde.
    Eisenstadt wolkenlos 22, Linz heiter 20, Ost 15, Salzburg stark bewölkt 23, Südwest 25,
    Innsbruck stark bewölkt 17°C, Nordost 10°C, Bregenz bedeckt 18°C, Graz stark bewölkt 20°C, Südwind mit 20 km pro Stunde und Klagenfurt heiter bei 18°C.
    Zwölf Uhr ist es und elf Minuten und im Beitragsteil des Samstag-Mittag-Chanals zunächst zu unserer Samstag-Serie.
    Im Journal zu Gast ist heute Bundeskanzler Fred Sinowatz, also jemand, den ich nicht näher vorzustellen brauche.
    Wie wohl viele sagen, Fred Sinowatz sei in den letzten Wochen ein anderer geworden.
    Ein Thema, das auch im Interview vorkommt.
    Weitere wichtige Themen sind die Wirtschaftslage und das Umweltvolksbegehren.
    Der eigentliche Anlass für das Gespräch ist aber das Datum.
    Fred Sinowaz ist genau ein Jahr Bundeskanzler.
    Er wurde am 24.
    Mai 1983 als Chef der Neuen Rot-Blauen Koalition angelobt.
    Einen Monat, nachdem die SPÖ ihre absolute Mehrheit bei der Nationalratswahl verloren hatte.
    Wenn die jüngst zitierten Meinungsumfragen stimmen, dann ist die SPÖ in der Wählergunst noch weiter abgerutscht.
    Mit dem Bundeskanzler spricht Rudolf Nagilla.
    Herr Bundeskanzler, als Sie die Regierung übernommen haben, hat die SPÖ nicht ganz 48 Prozent der Stimmen gehabt.
    Kurz vorher war ja die Wahl.
    Jetzt dürfte sie deutlich drunter liegen.
    Es ist umstritten, wie weit sie drunter liegt, ob die ÖVP gleichgezogen hat, ob die SPÖ
    nach wie vor vor der ÖVP liegt, aber sie liegt drunter.
    Fühlen Sie sich dafür verantwortlich?
    Ich fühle mich natürlich verantwortlich dafür, das ist überhaupt keine Frage, aber das Abrutschen hat objektive Gründe.
    Das ist nicht etwa ein subjektiver
    Verlust, sondern das ist darauf zurückzuführen, dass wir in einer schwierigen Phase unter schwierigen politischen Bedingnissen eine Aufgabe zu bewältigen bekamen, die eben auch unpopuläre Maßnahmen erforderte.
    Aber die unpopulären Maßnahmen werden Ihnen ja auch in Zukunft nicht erspart bleiben.
    Das heißt, die SPÖ bleibt unten, hieß Sie das dann?
    Nein, die unpopulären Maßnahmen, die wir treffen mussten, bezogen sich auf die Konsolidierung des Budgets.
    Das wird wiederkommen?
    Das war notwendig und das wird in dem Maß nicht wiederkommen.
    Das ist optimistisch.
    Ja, ich bin optimistisch und ich kann optimistisch aus guten Gründen sein, weil wir ja diese Budgetkonsolidierungsmaßnahmen und damit verbundenen Wirtschaftsförderungsmaßnahmen in Hinblick auf den zu erwarteten
    Aufstieg gesetzt haben und der ist eingetreten und daher werden wir es leichter haben in den nächsten Jahren.
    Das heißt nicht, dass wir nicht auch große Aufgaben bewältigen werden müssen, aber wir werden sehen und wir werden zeigen können, dass wir es gut gemacht haben.
    Wenn keine unpopulären Maßnahmen dieser Art mehr kommen die nächsten Jahre, so heißt das auch, dass kein Steuerschub
    Jedenfalls in dieser Massivität mehr kommen wird die nächsten Jahre.
    Das stimmt.
    Es wird also kein Steuerschub in dieser Hinsicht kommen.
    Das stimmt.
    Wo liegt denn die SPÖ derzeit in Ihren Umfragen, die Ihnen zur Verfügung stehen?
    Wir liegen vor der ÖVP.
    auf alle Fälle.
    Wo denn?
    Prozentmäßig?
    Das ist eine Frage der Zuzählung der Unentschlossenen.
    Auf alle Fälle kann man sagen, dass wir nicht so weit unter diesen 48 Prozent liegen, wie manche glauben.
    Zwei, drei Prozent drunter?
    Nein, ich möchte da überhaupt nichts sagen dazu, weil die letzten Umfragen noch nicht da sind.
    Aber eines möchte ich sagen, wir liegen besser, als manche es wünschen und wir liegen nicht so gut, wie ich es mir wünschte.
    Wie liegen Sie selbst?
    Das ist immer so schwer, wenn man solche Fragen beantworten muss, aber jedenfalls bin ich mit den Beurteilungen, die ich bekomme, sehr zufrieden.
    Herr Bundeskanzler, ist der Umstand, dass die SPÖ abgerutscht ist, in den Umfragen nur darauf zurückzuführen, dass Sie eben dieses Maßnahmenpaket machen mussten, diese unpopulären Maßnahmen, wie Sie sagten, oder geht es nicht auch um mehr?
    Hat sich nicht das ganze politische Umfeld so geändert, dass es für Sie schwieriger geworden ist?
    Das stimmt, dass es viele Gründe gibt, die dazu angetan sind, dass es in der Politik andere Tatbestände gibt.
    Ich meine die soziologischen Veränderungen im letzten Jahrzehnt.
    Verweise auf die neuen wirtschaftlichen Aufgaben, die auf uns zukommen, auf Aufgabenbereiche, die es früher nicht gab, im Hinblick auf den Umweltschutz.
    Das erfordert schon eine Einstellung darauf und das erfordert wieder einige Zeit, um damit fertig zu werden.
    Aber der Umstand, dass wir es wissen, ist schon ausschlaggebend dafür, dass wir es bewältigen.
    Der deutsche SPD-Denker Peter Glotz schreibt in seinem neuesten Buch, der Sozialdemokratie sei die politische Hegemonie, wie er sich ausdrückt, entglitten.
    Das heißt, in den 70er Jahren konnte die Sozialdemokratie die Themen besetzen, die Begriffe besetzen, jetzt kann sie das nicht mehr, jetzt sind eher andere dran.
    Die Neokonservativen, die Grün-Alternativen oder wer auch immer.
    Wir leben in einer
    Das ist gar keine Frage, der Wind weht uns ins Gesicht, aber die Sozialdemokratie Österreichs
    gibt auch eine Antwort auf die Herausforderung unserer Zeit.
    Aber sie tun sich viel schwerer jetzt.
    Es ist nur insofern schwerer, weil eine neue Zeit mit neuen Einstellungen, mit neuen Haltungen gekommen ist und man muss sich darauf hin orientieren.
    Man muss manches über Bord werfen, was es früher gegeben hat.
    Manche sichere Position ist nicht mehr so sicher wie damals.
    Aber wir, diese Sozialdemokratie Österreich erkennt das.
    Ist die ÖVP im Vergleich dazu komplementär zu Ihnen jetzt besser dran als zum Beispiel vor zehn Jahren?
    Die ÖVP ist sicherlich Nutznießer einer Entwicklung, die für uns Schwierigkeiten bringt, aber wenn ich mir diese Volkspartei Österreichs ansehe, dann muss ich sagen,
    Es gibt ja kaum Alternativen.
    Es ist ja überhaupt keine klare Stellungnahme zu einem Problem.
    Und daher wird auf sich gesehen die ÖVP aus den an sich gegebenen Schwierigkeiten einer Zeitenwende keine politische Erfolge auf lange Sicht mitbringen können.
    Vielleicht muss die ÖVP nur warten, bis ihr der Sieg in den Schoß fällt.
    Das tut sie ja.
    Vielleicht ist das erfolgreich.
    Das kann ja sein.
    Das tut sie ja.
    Und ihre Erfolge gehen vorerst darauf zurück.
    Aber ich sage ja noch einmal, in dem Maße, in dem die Menschen sehen, dass diese Politik, die wir machen, erstens notwendig ist und zweitens auch zu Erfolgen führt, wird es für die ÖVP schwerer werden, sich nur darauf zu warten, dass andere die Schwierigkeiten machen und damit auch die Folgen der Schwierigkeiten auf sich nehmen muss.
    Es gibt ja die Theorie, eine Oppositionspartei kann eine Wahl im eigentlichen Sinne des Wortes gar nicht gewinnen.
    Sie muss warten, bis die Regierungspartei verliert.
    1970 ist es ja an der SPÖ, was den Zeitgeist betrifft, ähnlich gegangen.
    Es ist auf vielen den Chancen gefallen.
    Die SPÖ hat eine sehr klare Alternative zur Politik der ÖVP gehabt.
    Aber im Mitwinde.
    Aber im Mitwinde einer reformbewegten Zeit sozusagen.
    Das gebe ich zu.
    Aber die ÖVP heute
    hat ja keine Alternative zur Regierungspolitik.
    Das wird die ÖVP vehement bestreiten.
    Natürlich wird sie das bestreiten, aber sie brauchen ja nur ein bisschen sich umsehen.
    Das, was auf uns zukommt, sind divagierende Auffassungen im Hinblick auf den Umweltschutz, im Hinblick auf die Pensionsreform, im Hinblick auf die Budgetkonsolidierung.
    In Ihrer Rede am 1.
    Mai am Wiener Rathausplatz, Herr Bundeskanzler, haben Sie den Menschen zugerufen, wir haben es geschafft.
    Ja, wir haben es geschafft, insofern als wir diese Zeit der Rezession und der Weltwirtschaftskrise in Österreich besser bewältigt haben und weil wir dem Aufstieg und dem Aufschwung entgegen gehen.
    Haben wir es wirklich besser bewältigt?
    Ganz sicher.
    Die Arbeitslosigkeit ist stark gestiegen.
    Aber ich war also jetzt am Samstag in der Bundesrepublik Deutschland und habe dort mit
    sehr bürgerlichen Politikern, Journalisten, Unternehmen geredet und die sagen alle, ja worauf ist es zurückzuführen, dass eigentlich in Deutschland eine Arbeitslosenrate von 9,1% ist und in Österreich eine Arbeitslosenrate von 4,7%.
    Das ist doch der Beweis dafür, dass wir es besser gemacht haben.
    Die haben aber eine niedrigere Inflation und bessere Budgetverhältnisse.
    Das Einzige, was sie haben zur Zeit, ist eine niedrige Inflationsrate und auch die ist für uns nur heuer so ungünstig und ich kann jetzt schon voraussagen, dass wir im nächsten Jahr eine Inflationsrate bei 3,6, 3,7 Prozent haben.
    Aber die Budgetsorgen, die haben die Deutschen, die haben die Franzosen, die haben alle europäischen Staaten.
    Sorgen haben Sie schon mit dem Budget, die Deutschen, aber Sie haben es, glaube ich, besser... Das Defizit ist kleiner, bezogen auf das Brutto-Nationalprodukt.
    Ja, wir sind dabei, es auch zu vermindern.
    Und zwar entscheidend zu vermindern.
    Wir haben es mit diesem Jahr bereits vermindert.
    Und ich kann Ihnen versichern, dass der Anteil des Nettodefizits am Bruttoinlandprodukt im Budget 1985 noch geringer sein wird.
    Der Aufschwung ist da.
    Wir haben es geschafft, haben Sie am 1.
    Mai gesagt.
    Abgesehen davon, dass es nicht ganz sicher ist, aber wirklich da ist der Aufschwung, vielleicht ist er eine Fata Morgana.
    Er ist ganz sicher da.
    Das zeigt sich doch an allen Werten.
    Ich meine, wenn die Prognosen im Vorjahr gesagt haben, wir haben einen Wirtschaftswachstum von 0,15 Prozent, jetzt sind sie bei 2,15 Prozent und ich wette mit Ihnen, bei der nächsten Prognose werden wir über 3 Prozent sein.
    Das ist doch ein Beweis dafür.
    Gut, soll es sein, er ist da, aber ist er Ihnen nicht in den Schoß gefallen?
    von Amerika herüber?
    Die Krise ist uns ja auch in den Schoß gefallen.
    Es wird immer gesagt, die Krise wäre hausgemacht und der Aufschwung, der ist importiert.
    Nein.
    Tatsache ist, Österreich ist ein Binnenland.
    Österreich ist ein exportabhängiges Land.
    Wir spüren die Entwicklungen im internationalen Bereich, aber wir waren imstande, die negativen Einflüsse besser zu bewältigen und wir sind jetzt wieder dabei.
    unsere Maßnahmen im Hinblick auf die Budgetkonsolidierung, die Pensionsreform so zu gestalten, dass wir in die Aufschwungphase kommen und daher es wieder weitaus besser bewältigen als andere.
    Drücken Sie Ronald Reagan die Daumen, was seine Wirtschaftspolitik betrifft?
    Ich habe keine Daumen zu drücken.
    Ich habe für Österreich die internationalen Bedingnisse zu beachten und damit auch die Politik zu gestalten.
    Aber Sie wünschen ihm Erfolge?
    Ich wünsche eine Weltwirtschaftspolitik, die optimal ist.
    Herr Bundeskanzler, ein anderer Problembereich ist der Umweltschutz, jetzt vor allem im Zusammenhang mit Heimburg.
    Da gibt es jetzt das Volksbegehren, das sich jetzt unter anderem gegen Heimburg richtet.
    Was sagen Sie zu diesem Volksbegehren?
    Vorerst muss ich sagen, dass wenn eine Regierung etwas getan hat für den Umweltschutz, dann diese Regierung im ersten Jahr.
    Wir haben den Umweltfonds geschaffen und damit die Grundlage dafür, dass wir gigantische Summen mobilisieren werden in den nächsten Jahren für den Umweltschutz.
    Und zweitens, wir haben das Programm für die Reinigung der Flüsse entwickelt und wir werden in den nächsten zehn Jahren die Flüsse reinhalten.
    Wir haben rein machen und zwar eine große Aufgabe, eine gigantische, die wir bewältigen.
    Das ist ein großreines Machen, was da notwendig ist.
    Aber zum Volksbegehren.
    Nein, nein, das gehört dazu.
    Man muss ja auch über das Grundlegende reden können.
    Und wir haben ein Programm für die Lufteinhaltung entwickelt, von dem die Wirtschaft sagt, es sei einmalig in Europa.
    Und sie meint es eher so, dass es große Belastungen
    für die Wirtschaft bringt.
    Also einmalig teuer?
    Wir werden aber der Wirtschaft helfen dabei.
    Wir machen nicht Umweltschutzpolitik gegen die Wirtschaft, sondern mit der Wirtschaft.
    Und zum Volksbegehren jetzt?
    Was das Volksbegehren betrifft, so bin ich in der Frage der Wasserkraftwerke und der Nutzung der Wasserkraft anderer Meinung.
    Ich bin für Heimburg und ich bin für die friedliche Nutzung der Kernenergie.
    Die anderen Bereiche des Volksbegehrens, soweit sie Fragen des Umweltschutzes betreffen, da hat ja gerade diese Bundesregierung wesentliche Akzente gesetzt und wir sind dabei, diese Politik zu entwickeln.
    Ich halte also insgesamt das Volksbegehren für nicht notwendig.
    Kann ein Sozialist das Volksbegehren unterschreiben?
    Ist er, wenn er das tut, loyal zur Partei, zur Regierung?
    Das ist die Sache jedes Einzelnen.
    Aber noch einmal, ich halte an sich das Volksbegehren für nicht notwendig.
    Ist es jetzt eine Empfehlung, an Ihre Anhänger nicht zu unterschreiben?
    Nein, ich nehme dazu überhaupt nicht Stellung.
    Herr Bundeskanzler, sind Sie mit der Koalition, wie sie funktioniert, restlos zufrieden?
    Ja, restlos kann man nie im Leben zufrieden sein.
    Womit nicht?
    Nur einer, der also die Probleme geringschätzt, der wird also hier
    antworten, dass alles in Ordnung ist, hundertprozentig.
    Ich bin aber sehr zufrieden mit der Arbeit der Koalition, denn wir haben in einem Jahr mehr gemacht, ich wage das auszusprechen, als andere Regierungen zuvor.
    Wenn Sie sich das anschauen, was in der Zeit unter schwierigen Umständen geschehen ist,
    und ich werde das im Parlament nächste Woche sagen, dann kann ich sagen, jawohl, diese Koalition hat sich bewährt und hat ihre Aufgabe bewältigt.
    Wann kommt es zu einer Regierungsumbildung?
    Noch heuer oder im nächsten Jahr?
    Ich habe an sich nicht vor, die Regierung umzubilden, das ist keine aktuelle Frage, aber niemand hat eine Lebensversicherung, wie ich immer sage, in der Regierung.
    Und wenn umgebildet wird, dann werde ich sie umbilden und nicht Medien und nicht irgendwer sonst.
    Die Medien, die Zeitungen schreiben immer ganz besonders, dass sie der Meinung sind, der Finanzminister Salcher werde bei der nächsten Regierungsumbildung ausscheiden.
    Nein, also das habe ich nie gesagt, aber auch nie, kein einziges Mal gesagt.
    Das zeigt ja nur, wie salopp unter Umständen berichtet wird.
    Wird er noch Finanzminister sein bei der nächsten Wahl?
    Wir alle wollen uns bewähren in dieser Regierung, aber keiner von uns, auch ich, ihn begriffen hat meine Lebensversicherung.
    Herr Bundeskanzler, können wir noch etwas über Ihre persönliche Veränderung reden?
    Gerne.
    Seit eineinhalb Monaten gibt es offensichtlich einen neuen Fred Sinowatz.
    Vorher hat der Eindruck vorgeherrscht,
    Sie zögerten, Sie zauderten, es gab das geflügelte Wort von den Dingen, die kompliziert sind.
    Jetzt geben Sie sich plötzlich fest und bestimmt, warum diese Änderung?
    Ja, ich glaube nicht, dass ich mich geändert habe.
    Man kann sich ja auch nicht ändern und ich möchte meine Identität auch nicht aufgeben.
    Das Einzige, was vielleicht geschehen ist, ist, dass mein Bemühen in einer
    pluralistischen Gesellschaft in einer doch weitentwickelten Demokratie die Probleme auch darzustellen und die Kompliziertheit der Probleme den Menschen mitzuteilen, dass das von den Medien vielfach diskriminiert wurde.
    Und daher sicherlich das Bemühen, vielleicht klarer und eindeutiger, meine Meinung zu sagen.
    Das gebe ich zu.
    Ist das nachhinten losgegangen?
    Aber ich bin nicht der Auffassung, dass eine moderne Demokratie eine wirklich intensive Überlegung von allen Schichten notwendig hat und das simple Denkmuster allein für die Bewältigung dieser Aufgaben nicht genügen.
    Die Dinge sind ja kompliziert.
    Sie sagen es.
    Nur Sie dürfen es nicht mehr sagen, offensichtlich.
    Aber ich sage es auch, nur ich werde es nicht dabei belassen, sondern ich werde es auch sehr klar gleich das sagen, was ich meine.
    Ist es nach hinten losgegangen, dass Sie das früher so betont haben?
    Nein, aber wissen Sie, gewisse Dinge lernt man kennen und man sieht, was oft auch an parteipolitischen Hintergründen dabei eine Rolle spielt und da muss man sich danach richten, aber der Fred Sinowaz bleibt der Fred Sinowaz.
    Eben, das ist die Frage.
    Welches ist der echte Fritz Innewatz?
    Der vorher oder der nachher?
    Die Frage drängt sich da auf.
    Es ist derselbe Fritz Innewatz.
    Es ist überhaupt keine Frage.
    Wenn es notwendig ist, vielleicht weniger etwas zur Diskussion zu stellen und rascher die eigene Meinung dazu zu sagen, dann würde ich es so machen.
    Kann man sein persönliches Erscheinungsbild
    Einfach so ändern und gleichzeitig glaubwürdig bleiben?
    Nein, ich habe es auch nicht geändert.
    Der Eindruck entsteht schon?
    Nein, vom Prinzip her nicht.
    Das ist also überhaupt keine Frage.
    Ich habe dieselbe politische Gesinnung, dieselbe politische Aufgabenstellung, dieselbe persönliche Art der Arbeit und des Bemühens und allein in der
    Darstellung der Fragen in der Öffentlichkeit werde ich mich bemühen, diese direkte Art nun in den Vordergrund zu stellen.
    Als ich über diese Ihre Änderung nachgedacht habe, da ist mir folgender Satz aus Ihrer Parteitagsrede vom Herbst in die Hände gefallen.
    Ich zitiere, ich zitiere also von Rezinovac, wir sind keine perfekten, chemisch gereinigten Menschen.
    Wir wollen keine politischen Roboter sein.
    Handeln Sie nicht jetzt etwas gegen diesen Ihren Satz?
    Absolut nicht.
    Gerade das spricht dafür.
    Wenn man sieht, dass ein Bereich der persönlichen Darstellung auf Kritik stoßt, dann halte ich es für gar nicht ehrenrührig, wenn man sich bemüht, das anders zu machen.
    Aber das betrifft nicht die Gesamtpersönlichkeit in keiner Weise.
    Aber Sie sind ja äußerlich jedenfalls, ich betone äußerlich, nur das kann ich beurteilen, sind Sie ja nicht wirklich forsch und so draufgängerisch?
    Ja, aber ich habe einmal schon gesagt, hütet euch vor dem Glauben, dass dicke Leute nur gemütlich sind, nicht?
    Und das gilt natürlich.
    Ich glaube schon, dass dann, wenn man Bundeskanzler wird, es notwendig war auch vorher schon, doch mit einer gewissen Härte und Stärke tätig zu sein.
    Danke für das Gespräch.
    Bundeskanzler und SPÖ-Chef Fred Sinowaz war also im Mittagsschanal zu Gast.
    Die Fragen an ihn richtete Rudolf Nagila.
    Halb eins ist es, wir bringen fünf weitere Beiträge.
    Eskalation im Golfkrieg, Bankgeheimnis, Volksabstimmung in der Schweiz.
    SPD-Vorschläge zur Abrüstung, Kammersänger Erich Kunz 75 und Wiener Donauinselfester sind die Stichworte zu diesen fünf Geschichten.
    Zunächst Ausland.
    Der sogenannte Tankerkrieg im persisch-arabischen Golf, der seit einer Woche nicht nur den Mittleren Osten, sondern auch Washington und Moskau nervös macht, eskaliert weiter.
    Erstmals in dieser neuen Runde des irakisch-iranischen Krieges
    wurde ein großes Frachtschiff im Golf versenkt.
    Das Säbelrasseln mit Bombenflugzeugen kann unkalkulierbare Entwicklungen auslösen und das keineswegs nur wegen der Unberechenbarkeit kommen ist.
    Ulrich Tildner aus Kuwait zur neuesten Entwicklung.
    Innerhalb von Sekunden sank heute Morgen kurz vor Sonnenaufgang der 17.000 Tonnen große Stückgutfrachter Fidelity vor der iranischen Küste.
    Das Schiff war innerhalb des von Irak zur Kriegszone erklärten Gebietes nahe Irans Ölhafen Chark von Flugzeugen angegriffen worden.
    Mit Sicherheit dürfte sich bei den Angreifern um irakische Jäger gehandelt haben.
    Ob alle jugoslawischen Seeleute, die auf dem panamesischen Frachter fuhren, überlebt haben, ist unklar.
    Ein in der Nähe fahrendes Schiff hat nach ersten Berichten 21 Schiffbrüchige gerettet.
    Weitere 9 Seeleute sollen von iranischen Kriegsschiffen geborgen worden sein.
    Damit ist es doch zu der befürchteten dramatischen Entwicklung im Golf gekommen.
    Denn der irakische Angriff wird sicherlich iranische Gegenschläge auslösen.
    Sonntag, Montag und Mittwoch dieser Woche waren drei Großtanker von iranischen Jägern als Vergeltung für irakische Angriffe vor der iranischen Küste weit entfernt vom Kriegsgebiet auf der Südseite des Golfs
    vor der kuwaitischen Küste und in saudi-arabischen Hoheitsgewässern angegriffen worden.
    Und teheraner Politiker haben weitere Vergeltungsschläge angekündigt.
    Die Eskalation scheint weiterzugehen.
    Nach Berichten eines gut informierten Wirtschaftsmagazins haben sich Kuwait und Saudi-Arabien während des viertägigen Besuchs des saudischen Verteidigungsministers hier in Kuwait geeinigt, ihre Küstengewässer militärisch mehr zu sichern.
    Bodenluftraketen vom Typ Hawk, mit denen die Erdölfelder bisher geschützt wurden, sollen vor der Küste stationiert und saudische Flugzeuge des amerikanischen Typs F-15 mit Luftluftraketen eingesetzt werden, um das Vordringen iranischer Flugzeuge in Küstennähe zu verhindern.
    Die Gefahr des Eingreifens amerikanischer Streitkräfte scheint erst einmal gebannt zu sein, da die USA jetzt für diplomatische Lösungen im Seekrieg eintreten.
    Zudem haben die USA ein militärisches Eingreifen von der Aufforderung durch Regierungen der Regionen abhängig gemacht.
    Außerdem sind die USA nur bereit, ihre Streitkräfte einzusetzen, wenn sich auch westliche Verbündete, also vor allem Großbritannien und Frankreich, an militärischen Aktionen beteiligt werden.
    Aber die Golfstaaten wollen nach wie vor alles tun, um dieses Eingreifen der Supermächte in den Krieg zu verhindern,
    wie es nahezu gleichlautend von führenden Politikern hier formuliert wird.
    Wachsende Gefahr also in und um den Golf, ein Bericht von Ulrich Tiltner.
    Deutschlands Sozialdemokraten halten derzeit in Essen einen Parteitag ab.
    Er steht im Zeichen der Programmdiskussion.
    Die SPD sucht nach einem neuen Profil, nachdem sie vor 20 Monaten durch Genschers berühmtes Wendemanöver die Macht in Bonn an die Union verloren hat und dieser Machtverlust dann vor einem Jahr vom Wähler bestätigt wurde.
    Die SPD kam nur mehr auf 37 Prozent.
    Inzwischen hat sich die durch den Rückzug von Helmut Schmidt und das Comeback von Willy Brandt vermutete Wendung der SPD nach weiter links kaum vollzogen.
    Man weiß, dass das noch mehr Verluste bringen würde und konzentriert sich in der Oppositionsarbeit lieber auf das Ausschlachten der Misserfolge der Koalitionsregierung, die Affären Lambsdorff und Kissling, die gescheiterte Volkszählung, die gescheiterte Parteispenderamnestie, die unter Kohl um ein Drittel gewachsene Arbeitslosigkeit.
    Für jede Opposition sind wohl letztlich die Fehler der Regierenden wichtiger als die eigenen programmatischen Alternativen.
    Heute ging es in Essen um die Sicherheitspolitik, um Wettrüsten, um Friedenschancen, um die NATO-Strategie.
    Hier hat sich die SPD ja im Nachrüstungsstreit durch das Nein zur US-Position und das Eingehen auf sowjetische Vorschläge den Vorwurf von Neutralismus eingehandelt und den Verdacht einer Raus-aus-dem-Bündnis-Politik.
    SPD-Abrüstungsexperte Egon Bahr umschrieb heute die aktuellen Positionen der Partei zum Rüstungsthema.
    Markus Peter berichtet.
    Sicherheitspolitik war das Thema dieses Vormittags in Essen.
    Auf den Kern reduziert will die SPD eine Politik festgeschrieben haben, deren Ziel es ist, die Strategie der nuklearen Abschreckung zu überwinden.
    Sicherheitspartnerschaft zwischen Ost und West soll Grundlage einer europäischen Friedensordnung sein.
    Das Nein der Sozialdemokraten zur Raketenstationierung bleibt.
    Und Egon Bahr, der sicherheitspolitische Vordenker der Partei, erklärte in seinem Grundsatzreferat.
    Unsere Befürchtungen über die Folgen der Raketenstationierung haben sich leider bestätigt.
    Die Verhandlungen sind abgebrochen.
    Neue Raketen werden in der DDR und in der CSSR in Stellung gebracht.
    Ankündigungen der amerikanischen Administration und der Bundesregierung haben sich als falsch erwiesen.
    Die Sowjetunion ist eben nicht kompromissbereiter geworden.
    Es ist eben nicht so, dass aussichtsreiche Verhandlungen erst nach der Stationierung beginnen können.
    Die Verhandlungen von Wien und Stockholm seien zwar ein Lichtblick in der jetzigen Atmosphäre der westöstlichen Sprachlosigkeit,
    Doch diese Verhandlungen könnten weder amerikanische noch sowjetische Mittelstreckenraketen verschwinden lassen.
    Bahr meint, die NATO-Strategie der flexiblen Abschreckung sei im Grunde nicht flexibel und sie senke im Konfliktfall die atomare Schwelle viel zu tief.
    Die SPD sucht dagegen eine neue Strategie im konventionellen Bereich.
    Wir wollen eine Strategie, die über den Weg eines atomwaffenfreien Korridors
    die Abhängigkeit von taktischen Atomwaffen immer mehr abbaut und sich immer stärker auf eine konventionelle Defensivfähigkeit stützt, die dem Gegner ein zu hohes konventionelles Risiko zumutet.
    Egon Bahr stellte aber in seinem Referat auch fest, dass eine neue Strategie nur gemeinsam mit den Partnern entwickelt werden kann.
    ein Ausscheiden der Bundesrepublik aus der NATO von manchen Partei-Linken gefordert, komme für die SPD nicht infrage.
    Amerikas Sicherheit ist nicht ohne die Sowjetunion erreichbar.
    Die stärkere Rolle Europas oder seine Selbstbehauptung nicht ohne die USA.
    Sicherheit durch Zusammenarbeit ist das Gegenteil von Isolation oder Aufsplitterung.
    Wir werden nur im Bündnis und mit dem Bündnis zur Sicherheitspartnerschaft kommen.
    Nachbar kam heute ein Gastredner zu Wort.
    Paul Warnke, der ehemalige Direktor der amerikanischen Abrüstungsbehörde.
    Er bedauerte den Verhandlungsstillstand zwischen Moskau und Washington und verband das mit Kritik an der Reagan-Administration.
    Um diesen Verhandlungsstillstand zu überwinden, schlägt er ganz konkret vor, einen neuen Verhandlungsrahmen festzulegen, in dem nukleare Mittelstreckenraketen und Interkontinentalsysteme gemeinsam behandelt werden.
    Er schloss seine Rede mit einem Appell an das Bündnis.
    Wozu sind eigentlich Freunde da, fragt Warnke, wenn nicht, um sich daran zu erinnern, warum sie Freunde wurden und was notwendig ist, um Freunde zu bleiben.
    Die westliche Allianz existiert nicht, um einen Atomkrieg zu gewinnen, sondern ihn zu verhindern.
    Amerikas Alliierte müssen eine vitale Rolle spielen, nicht nur zur militärischen Stärkung der NATO, sondern auch durch das Entwickeln einer politischen Strategie.
    Paul Warnke, der Amerikaner, war das am Schluss dieses Beitrags von Markus Peter aus Essen.
    In der Schweiz sind am morgigen Sonntag die 3,8 Millionen Stimmbürger aufgerufen, sich zur Frage zu äußern, ob das eidgenössische Bankgeheimnis gelockert werden soll.
    Dieses Ansinnen ist Inhalt eines Verfassungsantrags, der
    in der konservativen Schweiz sehr unterentwickelten Sozialdemokraten.
    Gemeinsam mit der Gewerkschaft, mit kirchlichen Stellen und Dritte-Welt-Initiativen will die Linke Banken zwingen, Steuerfahndern Auskunft zu geben und die Bilanzen offen zu legen.
    Den rund 500 helvetischen Geldinstituten, aber vermutlich auch der Mehrheit ihrer Kunden mutet das wie ein Anschlag auf ein Fundament ihres Wohlstandes an.
    Auch die Führerin der Schweizer Zeitung, die Neue Zürcher, nennt die sogenannte Volksinitiative gegen die Macht der Banken äußerst schädlich.
    Der Verlust garantierter Anonymität der Einleger würde die Attraktivität des Finanzplatzes Schweiz schädigen und damit auch die Schweizer Volkswirtschaft.
    Und den Hinweis auf Milliarden Fluchtgelder von Dritte-Welt-Diktatoren, auf Schwarzgelder von Waffenschiebern oder Finanzspekulanten kontert man in der Schweiz mit klassischem.
    Pecunia non olet, sagten schon die alten Römer, Geld stinkt nicht.
    Helmut Klezander berichtet.
    Zwar signalisieren die letzten Meinungsumfragen die Ablehnung der von den Schweizer Sozialdemokraten lancierten Volksabstimmung über die Lockerung des Bankgeheimnisses, aber die Entscheidung wird wohl ziemlich knapp ausfallen.
    Und gegen diese Volksabstimmung sind vor allem die Schweizer Banken, die bereits seit Monaten mit ganzseitigen Anzeigen in den Tageszeitungen, mit persönlichen Briefen an Bankkunden und mit Pressekonferenzen der Geldmanager Stimmung gegen diese Lockerung des Bankgeheimnisses machen.
    122.000 Schweizer hatten im Oktober 1979 folgenden Vorschlag auf Ergänzung der Bundesverfassung unterschrieben.
    Die Banken, Finanzgesellschaften, Anstalten und anderen Personen, die gewerbsmäßig Vermögen dritter entgegennehmen, verwalten oder veräußern, sind den Behörden und Gerichten in Steuer- und Strafsachen zur Auskunft verpflichtet.
    Nicht nur von den Banken, auch von vielen Schweizern wird dieses Ansinnen als ungeheuerlich empfunden, wodurch in der Schweiz die Vermögensverwalter im Bankengesetz zu vollkommener Verschwiegenheit verpflichtet sind.
    Sogar schon der Versuch, Auskünfte über Konten einzuholen, wird als Delikt von Amts wegen verfolgt.
    Eingeführt wurde dieses Schweizer Bankgeheimnis vor 50 Jahren, als Hitler 1934 die Wiesenvergehen und Kapitalflucht mit hohen Strafen bedrohte.
    Mit der Einführung der Nummernkonten und des Verbots jeglicher Auskunftserteilung selbst gegenüber eigenen Steuerbehörden wollten die Schweizer den Zugriff von Nazispitzeln auf jüdisches Vermögen in der Schweiz abwehren.
    Im Laufe der Zeit wurde dieses Schweizer Bankgeheimnis aber zur Tarnkappe für Fluchtgelder jeder Art.
    Wie viel an unreal erworbenem Vermögen in den Schweizer Tresoren liegt, darüber gibt es nur Vermutungen.
    Die Initiatoren der Volksabstimmung von Seiten der Schweizerischen Sozialdemokratischen Partei, von Seiten des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, von Kirchenverbänden und eidgenössischen Entwicklungshilfeorganisationen nennen Zahlen bis über 100 Milliarden Franken, also an die 1000 Milliarden Schilling, was etwa der Wirtschaftsleistung Österreichs in einem Jahr entspreche.
    Ein Zehntel davon, nämlich allenfalls 10 Milliarden Franken, sagen zum Thema Fluchtgeld die Banken, was aber auch noch ein beachtlicher Betrag wäre.
    Fluchtgeld ist Fluchgeld, argumentieren die Befürworter der Volksabstimmung.
    Die bürgerlichen Parteien, unterstützt von Regierung und Parlament, fürchten eine Gefährdung des Finanzplatzes Schweiz und argumentieren, dass die Schweizer nicht ihre Gesetze ändern können, nur weil andere Staaten eine Lotterwirtschaft hätten.
    Und nach Meinung der Banken bietet die vor sieben Jahren abgeschlossene Vereinbarung über die Sorgfaltspflicht bei der Entgegennahme von Geldern als Ehrenkodex ohne dies genügend Schutz vor dem Transfer unreal erworbenen Wohlstands in die Schweiz.
    Bekannt geworden sind im Laufe der Zeit nämlich eine ganze Reihe von Potentaten, die bei größter Armut in ihrem Land gleichzeitig riesige Vermögen in der Schweiz anhäuften.
    Die Liste reicht von Äthiopiens Haile Selassie über den persischen Shah Reza Pahlavi bis zum nicaraguanischen Diktator Anastasios Somoza.
    Und mit dem AKH-Skandal und der Verschiebung von Schmiergeldern gibt es auch einen bekannt gewordenen Österreich-Bezug zum Schweizer Bankgeheimnis.
    Den moralischen Bedenken stehen aber auf der anderen Seite auch handfest Interessen der Schweizer Bürger gegenüber.
    Denn die eidgenössische Finanz darf gegenwärtig nur bei Steuerbetrug die Banken zur Bekanntgabe der Konten Schweizer Bürger auffordern, nicht jedoch bei der normalen Steuerhinterziehung.
    Nach der Initiative gegen den Missbrauch des Bankgeheimnisses und der Bankenmacht wäre auch bei vermuteter Steuerhinterziehung Auskunftspflicht gegeben und daher wird das erwartete mehrheitliche Nein zur Volksabstimmung am kommenden Sonntag verständlich.
    Wenn in der Schweiz was durchlöchert wird, dann der Emmentaler, aber bitte nicht das Bankgeheimnis, sagen die vermutlichen Sieger der morgigen Volksabstimmung.
    Es ist übrigens ganz interessant, dass das Bankgeheimnis in Österreich noch besser geschützt ist als beim Nachbarn.
    Bei uns gibt es das vollständig anonyme Sparbuch, während in der Schweiz der Besitzer eines Nummernkontos zumindest zwei Bankangestellten bekannt sein muss.
    Morgen gibt es übrigens noch eine Abstimmung in der Schweiz.
    Sie nennt sich gegen den Ausverkauf der Heimat.
    Die Initiatoren wollen ein generelles Verbot von Grundverkauf an Ausländer in der Schweiz erreichen.
    Und jetzt nach diesem Ausflug zum westlichen Nachbarn zurück nach Österreich.
    Einer der prominentesten und auch beliebtesten Sänger der Wiener Staatsoper feiert morgen seinen 75.
    Geburtstag.
    Es ist der Kammersänger Erich Kunz, der zu den Hauptstützen des schon legendären Mozart-Ensembles der Wiener Staatsoper zählte.
    Als Figaro und Leporello, vor allem aber als Papageno begeisterte er das Publikum nicht nur in Wien, sondern an allen großen Opernhäusern der Welt.
    Auch bei den Festspielen in Salzburg, in Bayreuth, Blindborn und Edinburgh war Erich Kunz ein gern gesehener Gast.
    Zurzeit steht der beliebte Sänger als Zirkusdirektor ins Metanass Verkaufter Braut auf der Bühne der Wiener Staatsoper.
    Im Juni wirkt er in den Aufführungen des Rosenkavaliers mit.
    Walter Gelert beginnt seinen Beitrag zum 75.
    Geburtstag von Erich Kunz mit einem Ausschnitt aus dem Auftrittslied des Zauberflöten-Papageno.
    Fügelfänger bin ich, ja, stets lustig, heiß, sah, hopp, sass, sachtig, Fugelfänger bin bekannt, beeindruckt jung im ganzen Land.
    Weiß mit dem Locken umzugehn, um mich aufs Pfeifen zu verstehen.
    Drum kann ich froh und lustig sein, denn alle Bügel sind ja mein.
    Mit dieser Rolle hat sich Erich Kunz in die Herzen vieler Opernbesucher gesungen und den Papageno bezeichnete er auch selbst als die Rolle, die ihm am meisten entgegengekommen ist.
    Der geborene Wiener studierte Welthandel, ehe er sein Gesangsstudium an der Musikakademie in Wien begann.
    Über Tropbau, Plauen und Breslau, also über die guten alten Provinzbühnen, kam er Anfang der 40er Jahre an die Wiener Staatsoper
    wo er seit 1943 Mitglied des Ensembles ist und wo er nicht nur in den Mozart-Opern brillierte.
    Sein Beckmesser in Wagners Meistersingen ist unvergessen.
    Mit Liebe zeichnet Erich Kunz aber auch die Charaktere kleinerer Rollen.
    wie etwa jene des Messners in der Troska oder des Hausherren in der Bohème.
    In seiner von Humor geprägten Darstellungsweise verzichtet er oft auch nicht auf publikumswirksame Theaterspäße, was ihm von Kritikerseite manchmal als Outrage ausgelegt wurde.
    Mit ihrem Garzeefried Anton der Mutter oder Paul Schöffler zählte Erich Kunz aber zum weltberühmt gewordenen Mozart-Ensemble der Wiener Staatsoper, dessen Zustandekommen er so kommentiert.
    Es war so ein Glücksfall, so wahnsinnig viel Talente hier konzentriert in Wien zu haben und niemand konnte damals wegfahren.
    Wir haben ja gar keine Möglichkeit gehabt, wir haben keinen Reisepass gehabt, wir haben keine Angebote gehabt aus dem Ausland.
    Wir mussten hier singen und da haben wir uns das idealste Ensemble, das es jemals gegeben hat, haben wir uns hier getroffen
    Und wir haben also so eine Freude an uns gehabt.
    Und es war eine richtige Familie.
    Wir sind gerne in dieses Haus gegangen, obwohl wir fast nichts verdient haben.
    Wir haben ja eigentlich nur gelitten.
    Wir sind zu Fuß von hier nach Haus, was weiß ich, wo wir gerade gewohnt haben, über Schmutz und so.
    Keine Straßenbahn hat es gegeben.
    Aber wir haben eine Stimme gehabt.
    Und die Leute sind schadenweise zu uns ins Theater gekommen.
    Das war damals das Theater an der Wien natürlich.
    Erich kunzert unzählige Schallplatten mit operetten Melodien, vor allem aber auch mit Wiener Liedern aufgenommen.
    Das ist ganz komischerweise in England geboren worden und zwar von Mann der Frau Schwarzkopf, meiner Kollegin Elisabeth Schwarzkopf.
    Wir haben dort alle möglichen Aufnahmen gemacht.
    Wir haben alle Opern gemacht, wir haben alle Operetten schon gemacht.
    Ich habe die Arien gesungen und dann hat er gesagt, du pass auf, wir hätten jetzt noch zwei Stunden Zeit, das können wir noch machen.
    Sag ich, ich habe gar nichts mehr am Programm.
    Er sagt, du pass auf, ich habe eine Idee, du machst jetzt Wiener Lieder.
    Sag ich, das kann ich gar nicht.
    Ich habe kein Wiener Lied gekonnt, ich habe es natürlich gekannt, aber ich habe es aber nicht gekonnt.
    Und da hat er gesagt, pass auf, ich mache Folgendes, da hast du die Noten hier vom Fiakerlied, ich gebe drei Viertelstunden Zeit, da hast du einen Kolpeditor und fang das an und lern das und nach einer Viertelstunde machen wir die Aufnahme.
    Sag ich, du bist ja wahnsinnig.
    Also kurz und gut, wir haben das gemacht und nach einer Viertelstunde stand ich vor dem Mikrofon und hab angefangen mit vier, zweieinhalb Rappen.
    Und das ist gelungen.
    Und der war so begeistert und hat gesagt, dann machen wir es folgendes.
    Dann machen wir einen Murthannfahrer Werner hin und dann machen wir was.
    Da steht ein alter Nussbaum.
    Und der hat mir eine Fülle von Noten dort hingegeben.
    Wir haben in diesen zwei Stunden, haben wir vielleicht fünf oder sechs Lieder, aber wirklich sehr gut aufgenommen.
    Und dann bin ich extra hingeflogen einmal und hat gesagt, so und jetzt nur mehr Wiener Lieder.
    Das geht wie die warmen Semmeln damals.
    A fiacca via mani d'olle d'affini M'e pluri so litti, so latti via d'affini Io i bino...
    Gibt es für Erich Kunst, der übrigens seit 1969 Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper ist, eine Opernpartie, die er gerne gesungen hätte, die er aber auf der Bühne nie verkörpern konnte?
    Eigentlich nicht.
    Ich war in der glücklichen Lage, mir es aussuchen zu dürfen.
    Es sind mir viele Partien angeboten worden, wo ich klugerweise gesagt habe, meine Herren, das geht nicht.
    Denn mit der Partie kann ich mir meine Stimme ruinieren.
    Und dann, jetzt wäre ich morgen 75 Jahre alt.
    Und das ist natürlich eine Sensation, wenn einer mit 75 Jahren noch so singen kann.
    Jetzt bin ich mein Kritiker und sage, ich kann es.
    Und wenn man noch so singen kann, dass man es verantworten kann.
    Ich möchte sagen, wo ist der Zweite, der mit 75 Jahren noch so singt?
    Und so steht Erich Kunz seit 49 Jahren auf den Brettern der Opernbühne, über 40 davon als Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, wo er im Herbst bereits den 14.
    Direktor erleben wird, wenn nämlich Professor Egon C. Fellner nach Lorin Marcel seine zwei Jahre dauernde Amtszeit als Staatsopernchef antreten wird.
    Erich Kunz ist 75, Gratulation.
    Auch das Fernsehen würdigt den Kammersänger anlässlich seines Geburtstags.
    Morgen wird in FS2 ein Film von Franz Zoglauer mit dem Titel Das fängt ja gut an, Erich Kunz erinnert sich ausgestrahlt.
    Die 45-Minuten-Sendung beginnt um 21.25 Uhr morgen Sonntag in FS2.
    Jetzt von der E zur U-Musik.
    Der Refrain des Peter Cornelius Schlagers »Reif für die Insel« ist das Motto für ein drei Tage dauerndes Monsterfest auf der Donauinsel in Wien.
    Der Veranstalter, die Wiener SPÖ, erwartet bis morgen Abend rund 300.000 Besucher.
    Die Festinsel reicht von der Nord bis zur Brigittenauer Brücke.
    Die Wiener können zum Nulltarif unter rund 20 Spielstätten auswählen in einer riesigen Freiluftarena mit Musik und viel Spektakel.
    Ein Livebericht von Jörg Ruminak.
    Kaiserwetter hier auf der Donauinsel, Volksfeststimmung und ein Programm, das alles bisher an Festen in Wien Dagewesene in den Schatten stellen soll.
    Mit einem Budget von rund 5 Millionen Schilling bieten die Veranstalter ein Nonstop-Spektakel mit stundenlangen Musikshows, Zirkus, Indianerlager, Fallschirmspringen, Sportbewerben, Kleinkunst, Heurigen und Bierzelten, um nur einige Aktivitäten zu nennen.
    Für jeden soll also etwas dabei sein.
    Mittelpunkt der Szenerie ist die Musikbühne bei der Floridsdorfer Brücke.
    Hier werden um 14 Uhr die Deutsche Ulla Meinecke, die Engländerin Diana Gillespie und Alexander Göbel das Musikprogramm, das bis 22 Uhr dauern soll, eröffnen.
    Auf einer Bühne, die derzeit die modernste Europas ist.
    Auch hier gibt es nicht die beim Publikum so unbeliebten Umbaupausen.
    Auf einer Rollbahnnebenbühne wird der nächste Programmpunkt vorbereitet und dann dem Publikum samt Interpreten Zug um Zug serviert.
    Höhepunkt des heutigen Tages ist zweifelsohne die sogenannte italienische Nacht am Lido der Wiener, wie die Donauinsel für den Zeitraum des Festes umgetauft wurde.
    Vor allem der Italo-Amerikaner Al Martino, ein Star der sanften Welle aus den 50er Jahren, soll für Romantik, Amore und Erinnerungen sorgen.
    Der klein gewachsene Al Martino mit der großen Stimme
    befindet sich, nachdem es für ihn in den letzten Jahren im Musikgeschäft gar nicht lief, nun wieder im Aufwind.
    Wie man Hits produziert, das habe ich, obwohl ich schon sehr lange im Geschäft bin, bis heute noch nicht verstanden.
    Ich habe viel mehr erfolglose als erfolgreiche Platten aufgenommen.
    Wenn man sich so ansieht, welche Menge an Platten die Industrie ausspuckt und dann die Zahl mit den eigentlichen Hits vergleicht, dann muss man an Zufall glauben.
    and songs that people do buy because there are few hits, only a few hits, but there are many, many songs that we record that do not become hits.
    Please, please don't cry.
    Weniger bekannt ist bei uns Antonello Venditti.
    Er zählt zur neuen Garde der italienischen Liedermacher.
    In Italien füllt er bei seinen Konzerten ganze Fußballstadien.
    Das ist Roma.
    Noch einige Tipps für die Zufahrt mit dem eigenen Pkw zur Festinsel zu fahren, ist mangels an Parkplätzen sinnlos.
    Die Straßenbahn, die U- und S-Bahn oder ein Fahrrad oder vielleicht auch per Pedes sind dazu die einzigen sinnvollen Alternativen.
    Auch für den Heimweg am Ende des Festes, das mit einem Feuerwerk abgeschlossen wird, sollte man vorsorgen.
    Auf der Donauinsel gibt es keine Beleuchtung, es empfiehlt sich daher eine Taschenlampe mitzunehmen.
    Donauinselfest also in Wien, das war ein Beitrag von Jörg Ruminak vom Landesstudio Wien.
    Ein Hinweis inzwischen, heute können Sie erstmals die neue Wochenendbeilage von Österreich 1 hören, Diagonalradio für Zeitgenossen heißt sie, von 17.20 bis 19.00 Uhr.
    Einige Themen der Premierensendung, die erfolgsüchtigen Stadtneurotika von Manhattan, Gehen in der Wüste oder die Ideologie von der gemütlichen Großstadt.
    Diagonal heute ab 17.20
    im Programm Österreich 1.
    Fünf vor eins ist es jetzt und wir schließen die Sendung mit einem neuen Meldungsüberblick.
    Österreich.
    Bundeskanzler Frey Zinovac sagte in der Hörfunkreihe im Journal zu Gast, die SPÖ liege derzeit in der Wählergunst besser als manche glauben, aber schlechter als er es sich wünsche.
    Die SPÖ erreicht zwar nicht den Wert der jüngsten Nationalratswahl, liege aber immer noch vor der ÖVP.
    Verantwortlich für das Absinken seien die unpopulären Wirtschaftsmaßnahmen gewesen.
    Der ÖVP warf der Kanzler vor, keine alternativen und klaren Stellungnahmen anzubieten.
    Zum Volksbegehren gegen den Bau des Kraftwerks Heimburg und für mehr Umweltschutz, sagte Sinowatz, er halte es insgesamt für nicht notwendig.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Das Klima im Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche wird immer schlechter.
    Der Gewerkschaftsbund hat die für Dienstag beschlossenen Aussperrungen als Kriegserklärung der Unternehmer an den Sozialstaat bezeichnet.
    Derzeit berät der Vorstand der Industriegewerkschaft Metall über ein Angebot des Arbeitgeberverbandes für ein weiteres Spitzengespräch.
    Außerdem wird die Entscheidung der Bundesanstalt für Arbeit erörtert, wonach Arbeitnehmer, die in nicht bestreikten Tarifgebieten von streikbedingten Produktionsstilllegungen betroffen sind, kein Kurzarbeitergeld erhalten.
    Der Parteitag der SPD in Hessen beschäftigt sich heute mit Fragen der militärischen Sicherheit.
    Die Parteiführung tritt für ein klares Bekenntnis zur Einbindung der Bundesrepublik Deutschland in die NATO ein.
    Zugleich verlangt sie ein Gewaltverzichtsabkommen zwischen Ost und West mit einem ausdrücklichen Verzicht auf den atomaren Erstschlag.
    Italien Die Koalitionsregierung des Ministerpräsidenten Bettino Craxi hat gestern Abend in der Abgeordnetenkammer eine wichtige Vertrauensabstimmung gewonnen.
    Craxi hatte das umstrittene Dekret zur Inflationsbekämpfung mit der Vertrauensfrage verbunden.
    Die Opposition hat nun keine Möglichkeit mehr,
    Änderungsanträge zu stellen.
    Iran, Irak.
    Ein unter der Flagge Panamas fahrender Frachter ist heute früh im persischen Golf von einer Rakete getroffen worden und gesunken.
    Von den 21 aus Jugoslawien stammenden Besatzungsmitgliedern sollen neun von der iranischen Marine, andere von einem Frachter aufgenommen worden sein.
    In Tunis treten heute die Außenminister der Arabischen Liga zu Beratungen über die Entwicklung im Golfkrieg zusammen.
    Libanon.
    Die für heute geplante Sitzung der Regierung der Nationalen Einheit wird von den Gefechten zwischen den Bürgerkriegsparteien überschattet.
    Bei heftigen Artillerieduellen sind in der vergangenen Nacht mindestens fünf Menschen getötet worden.
    Das Kabinett will über die Neuorganisation der Streitkräfte beraten.
    USA.
    Der amerikanische Nahost-Sonderbeauftragte Donald Rumsfeld ist von seinem Posten zurückgetreten.
    Die Hintergründe für diesen Schritt sind nicht bekannt.
    Nach Angaben eines Sprechers des Weißen Hauses soll der Posten nicht neu besetzt werden.
    Präsident Reagan wurde gestern in einem Krankenhaus in Washington operiert.
    Reagan wurde ein gutartiger Polyp aus dem Darm entfernt.
    Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte, die Gewebewucherung habe sich als nicht bösartig erwiesen, es bestehe kein Krebsverdacht.
    Für den Wahlkampf wurden Reagan keinerlei Beschränkungen aufgelegt.
    Sowjetunion.
    Moskau hat Berichte über den schlechten Gesundheitszustand der Frau des sowjetischen Bürgerrechtskämpfers Andrey Sakharov als skandalöse politische Verschwörung bezeichnet.
    Die Nachrichtenagentur TASS betont, das Befinden der Frau sei zufriedenstellend.
    Sacharow ist in seinem Verbannungsort Gorki im Hungerstreik, um die Ausreise seiner Frau zu einer medizinischen Behandlung im Westen durchzusetzen.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Zunehmend gewittrig, Nachmittagstemperaturen 16 bis 23 Grad.
    Tja, und das war's, das Samstag-Mittag-Journal im Namen aller Mitarbeiter verabschiedet sich.
    Louis Glück, auf Wiederhören!

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1984.05.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1984.05.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Bundeskanzler Fred Sinowatz - ein Jahr Bundeskanzler, Wirtschaftslage, Umweltvolksbegehren
    Interview: Bundeskanzler Sinowatz
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Sinowatz, Fred [Interviewte/r]
    Datum: 1984.05.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Medien und Kommunikation ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jugoslawisches Schiff vor der iranischen Küste von Rakete getroffen und versenkt
    Mitwirkende: Tilgner, Ulrich [Gestaltung]
    Datum: 1984.05.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    SPD-Parteitag in Essen: Sicherheitspolitik
    Einblendung: Abrüstungsexperte Egon Bahr und frühere Direktor der US-Abrüstungsbehörde Paul Warnke
    Mitwirkende: Peter, Markus [Gestaltung] , Bahr, Egon [Interviewte/r] , Warnke, Paul [Interviewte/r]
    Datum: 1984.05.19 [Sendedatum]
    Ort: Essen [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Volksabstimmung: Schweizer stimmen über Bankgeheimnis ab
    Mitwirkende: Kletzander, Helmut [Gestaltung]
    Datum: 1984.05.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Opernsänger Erich Kunz wird 75
    Einblendung: Erich Kunz singt Papageno aus der Zauberflöte und das Fiaker-Lied , Interview: Bariton Erich Kunz
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Kunz, Erich [Interviewte/r]
    Datum: 1984.05.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Musik ; E-Musik ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bericht vom dreitägigen Fest auf der Wiener Donauinsel
    Einblendung: Musik von Al Martino und Antonello Venditti , Interview: Al Martino
    Mitwirkende: Ruminak, Jörg [Gestaltung] , Martino, Al [Interviewte/r] , Venditti, Antonello [Interpret/in]
    Datum: 1984.05.19 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Unterhaltung ; Sport ; Kultur ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1984.05.19
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    Kronsteiner, Manfred [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1984.05.19 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-840519_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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