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KI-generiertes Transkript
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag meine Damen und Herren, hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
Die Schlagzeilen der Beiträge für die kommende Stunde lauten.
Niederösterreichische Gendarmerie als Telefonzeuge eines spektakulären Raubmordes in Burgersdorf bei Wien.
Bedeutet das Aus für die große Steuerreform auch das politische Aus für Finanzminister Herbert Salcher und wenn ja, wann?
Wir zitieren dazu aus Kommentaren österreichischer Tageszeitungen.
Heimburg und die Medien.
Wir untersuchen inwieweit die Diskussion um das Donaukraftwerk ein medienpolitisches Ereignis ist.
Und mit Heimburg hat auch unser heutiger Journalgast zu tun.
Es ist der Umweltschützer Dozent Bernd Lötsch.
Zwei Themen aus dem Ausland.
Wirtschaftsbeziehungen Österreichs zum Iran und zum Irak vor dem Hintergrund der Landsreise in den Iran.
Und morgen werden in Ägypten Wahlen abgehalten.
Die Kulturredaktion gestaltet anlässlich der 100.
Wiederkehr des Geburtstages von Max Brod einen Beitrag über den Philosophen.
Zu Beginn die Nachrichten, die Georg Schalk-Ruber gestaltet hat.
Gelesen werden die Meldungen von Rosmarin Frauendorfer.
Ein maskierter und mit einem Sturmgewehr bewaffneter Mann hat heute Nacht in Purkosdorf in Niederösterreich eine Tankstelle überfallen und die 51-jährige Tankstellenbesitzerin erschossen.
Sieben Personen waren Augenzeugen.
Ein Beamter im Gendarmerie-Posten Purkosdorf musste den tödlichen Schuss per Telefon mit anhören.
Die Tankstellenbesitzerin hatte sich von dem Räuber nicht einschüchtern lassen und zum Hörer gegriffen.
Dieser Mut hat sie dann auch das Leben gekostet.
Nach dem Mord flüchtete der Täter und überfiel in der Bahnhofstraße zwei einen Hotelbesitzer.
In diesem Fall erbeutete er einen hellbraunen Aktenkoffer mit Geschäftspapieren.
Die Großfahndung in ganz Österreich läuft.
Der flüchtige Mörder ist etwa 1,85 Meter groß, jugendlich und sehr schlank.
Er war zur Tatzeit mit einer grünen NATO-Jacke bekleidet und mit einer schwarzen Maske vermummt.
Bundeskanzler Sinovac und Außenminister Erwin Lanz diskutierten in einer Wiener Volkshochschule mit Jugendlichen über Grundsatzfragen der Politik.
Der Regierungschef sagte unter anderem, Politik sei ein einheitliches Ganzes, egal ob man von Landwirtschaft, Umweltschutz, Export oder Gesundheit spreche.
So sei auch die Außenpolitik Teil der Gesamtpolitik der Bundesregierung.
Sowohl Sinowatz als auch Lanz bekannten sich zur immerwährenden Neutralität westlicher Prägung, die, wie sie sagten, nicht mit Neutralismus verwechselt werden dürfe.
Österreich betreibe im Gegensatz zu einigen anderen Ländern eine aktive Friedenspolitik.
Minister Lanz trat auch für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den EFTA-Staaten und den Ländern der Europäischen Gemeinschaft ein.
Neue Handelsschranken dürften nicht errichtet werden, sagte Lanz.
Denn derartige Handelsschranken könnten besonders für Österreich katastrophale Folgen haben.
In Bregenz beginnt heute der Landesparteitag der Vorarlberger SPÖ.
Die Konferenz wird morgen unter anderem mit einem Referat des stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden, Wissenschaftsminister Heinz Fischer, fortgesetzt und abgeschlossen.
In Ybbs in Niederösterreich findet heute eine kommunalpolitische Fachtagung der SPÖ statt.
Unter dem Motto Politik für und mit Menschen werden Formen einer bevölkerungsnahen Politik der SPÖ in den Gemeinden erörtert.
Der stellvertretende SPÖ-Vorsitzende Karl Blecher gab sich heute optimistisch über die Entwicklung der österreichischen Exporte.
Anlass war ein internationales Symposium des Renner-Institutes in Wien.
Die beachtliche Exportkonjunktur der ersten Monate dieses Jahres werde anhalten, sagte Blecher.
Für die Tragfähigkeit des Aufschwunges spreche vor allem, dass sich die Dynamik auf alle Warengruppen erstrecke.
In Altlengbach in Niederösterreich tagt heute der Bundesvorstand des ÖAAB.
Bundesobmann Herbert Kohlmeier erklärte unter anderem, die Absage der immer wieder versprochenen Steuerreform bedeute für die Arbeitnehmer eine weitere krasse Steuererhöhung und damit neuerliche Realeinkommensverluste.
Vor allem für die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen werde die Situation unerträglich, ergänzte Kohlmeier.
Die Vorgangsweise des Bundeskanzlers in dieser Frage habe wieder einmal gezeigt,
wie wenig koordiniert die Regierung vorgehe.
In Österreich beginnen heute mehrere Messeveranstaltungen.
In Ried in Oberösterreich eröffnet Handelsminister Norbert Steger die Rieder Frühjahrsmesse.
Der Schwerpunkt liegt im Bereich der Baubranche.
Insgesamt beteiligen sich mehr als 220 Aussteller aus fast 30 Ländern.
Mit einer Rekordbeteiligung beginnt in Krems die 25. österreichische Weinmesse.
Heuer werden mehr als 2000 Weine präsentiert.
Einen starken Österreich-Bezug hat auch die 35. internationale Bodenseemesse, die heute im deutschen Friedrichshafen eröffnet wird.
Sie gilt heuer vor allem als Barometer für den Konjunkturaufschwung.
Außenminister Erwin Lanz reist heute zu einem offiziellen Besuch in den Iran.
Der Schwerpunkt der Gespräche liegt auf Wirtschaftsfragen.
Begleitet wird der Ressortchef vom Staatssekretär im Handelsministerium, Erich Schmid, sowie von einer starken Wirtschaftsdelegation.
Der Besuch ist der erste eines Außenministers eines nicht-kommunistischen europäischen Staates in Teheran seit Ausbruch des iranisch-irakischen Krieges.
Österreich will so dem Grundsatz treu bleiben, mit allen Konfliktparteien Kontakte zu pflegen.
Vereinte Nationen nahe Osten.
Die Zuspitzung der Lage am persischen Arabischen Golf beschäftigte heute Nacht den Weltsicherheitsrat in New York.
Sechs arabische Golfstaaten forderten in einem Entschließungsantrag die Verurteilung des Irans.
Der iranische UNO-Botschafter, der bei der Sitzung nicht anwesend war, forderte den Weltsicherheitsrat auf, die irakischen Angriffe auf Öltanker im persischen Golf zu verurteilen.
Die Sitzung des Sicherheitsrates soll am kommenden Dienstag wieder aufgenommen werden.
Der amerikanische Flugzeugträger America dürfte in den nächsten Tagen im nördlichen Indischen Ozean kreuzen.
Die America, die sich zurzeit vor der spanischen Küste aufhält, wird schon am kommenden Dienstag Kurs auf den Suezkanal nehmen.
Präsident Reagan hat gestern mit Außenminister George Shultz, Verteidigungsminister Kaspar Weinberger und Sicherheitsberater Robert McFarlane die Eskalation im Golfkrieg erörtert.
Die Lage wurde als sehr gefährlich bezeichnet.
Die Sowjetunion hat den USA unterdessen vorgeworfen, eine direkte Intervention im Golfkrieg vorzubereiten.
Bundesrepublik Deutschland.
Im Arbeitskampf um die Forderung der Gewerkschaften nach Einführung der 35-Stunden-Woche zeichnet sich keine Annäherung der Standpunkte ab.
In Stuttgart sind heute Nacht die Kollektivvertragsverhandlungen ohne Annäherung in der zentralen Frage der Arbeitszeitverkürzung auf 5.
Juni vertagt worden.
Wegen des Arbeitskampfes in der Druckindustrie sind heute wieder zahlreiche Zeitungen in der Bundesrepublik Deutschland nicht erschienen.
Mehrere Blätter wurden in Notausgaben ausgeliefert.
Die Industriegewerkschaft Druck und Papier hatte gestern 10.500 Arbeitnehmer in 96 Betrieben zum Streik aufgerufen.
Der Präsident der deutschen Arbeitgeberverbände, ESSA, hat den Gewerkschaften vorgeworfen, den Arbeitskampf in eine politische Machtdemonstration gegen die Regierung in Bonn umfunktionieren zu wollen.
In einem Zeitungsinterview kritisierte ESSA besonders den von den Gewerkschaften für Montag geplanten Marsch auf Bonn, mit dem gegen die Ablehnung eines Kurzarbeiterentgeltes für von Zulieferschwierigkeiten betroffene Arbeitnehmer protestiert werden soll.
Rumänien.
Staats- und Parteichef Nikolai Ceausescu hat heute den 64 Kilometer langen Donau-Schwarzmeer-Kanal offiziell seiner Bestimmung übergeben.
In Anwesenheit von mehr als 120.000 Menschen durchnitt Ceausescu ein über den Kanal gespanntes Band.
Anschließend passierten die ersten Schleppkähne die Schleuse in den Kanal.
Die Wasserstraße verkürzt für die Donauchschifffahrt den Weg zum Schwarzen Meer um fast 400 Kilometer.
Der Kanal kann von Schiffen bis zu 5000 Tonnen passiert werden.
Er wurde in mehr als achtjähriger Bauzeit mit einem Kostenaufwand von umgerechnet etwa 33 Milliarden Schilling errichtet.
Der Donauchschwarzmeerkanal dient auch der Bewässerung von Ackerland in der Dobrudzda.
Im Süden des Donaudeltas will die rumänische Regierung ein großes Naturschutzgebiet schaffen.
Das Wetter
Die Wetterlage, vor dem Eintreffen der nächsten Störungszone, die zurzeit über Frankreich liegt, herrscht im Alpenraum Zwischenhocheinfluss.
Die Aussichten bis morgen früh, aufgelockert bewölkt bis heiter.
Am Nachmittag lokale Regenschauer und Gewitter, vor allem über dem Bergland.
Schwachwindig.
Nachmittagstemperaturen 17 bis 22 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 7 bis 13 Grad.
Die Aussichten für morgen Sonntag, im Westen und Südwesten stärkere Bewölkung und ab den Mittagstunden mitunter gewittrige Regenschauer.
Sonst meist sonnig und nur vereinzelt Gewitterbildungen.
Mäßige Winde aus Südost bis Südwest.
Tageshöchsttemperaturen 17 bis 23 Grad, im Osten bis 25 Grad.
Die Vorschau auf Montag, meist stark bewölkt und strichweise Regen, etwas kühler.
Jetzt noch die Messwerte abgelesen um 12 Uhr Mittag.
Wien, Wolkig 19 Grad, Westwind mit einem Kilometer in der Stunde.
Eisenstadt, Wolkig 19 Grad.
Linz, Heiter 18 Grad, Westwind 10 Kilometer in der Stunde.
Salzburg, Wolkig 17 Grad, Nord 10 Kilometer.
Innsbruck, Heiter 15 Grad, Bregenz, Heiter ebenfalls 15, Graz, Heiter 17 und Klagenfurt ebenfalls Heiter und auch 17 Grad.
Nach diesen Wettermeldungen gleich zur ersten Meldung im Nachrichtenblock.
Ein kaltblütiger Raubmord wurde vergangene Nacht an einer Tankstelle Besitzerin in Purkersdorf bei Wien verübt.
Ein bisher unbekannter Mann erschoss die Frau vor mehr als einem halben Dutzend Gästen und überfiel anschließend noch ein nahegelegenes Hotel.
In ganz Österreich läuft inzwischen die Fahndung nach dem Mörder.
Dazu ein Bericht von Klaus Wolschak vom Landesstudio Niederösterreich.
Es ist Freitag, 22.59 Uhr.
Die 51-jährige Helene Bubendorfer sitzt an der Kasse ihrer Tankstelle in der Wiener Straße in Purkersdorf.
Daneben sitzt an der Theke eine Gruppe von Bekannten und Gästen.
Es wird geplaudert und getrunken.
Auf einmal betritt ein maskierter Mann mit einem Gewehr das Lokal.
Er verlangt Geld und wirft dazu einen Nylonsack hin.
Die Wirtin reagiert unerwartet.
Der Fasching ist schon vorbei, ruft sie dem Unbekannten zu.
Der tritt vor die Eingangstür und feuert durch die Glasschabe einen Schuss ins Lokal.
Daraufhin greift die Besitzerin zum Telefon und ruft die Gendarmerie an.
Dort sitzt Inspektor Leopold Lehrbaum am Telefon.
Ich hob den Hörer ab und hörte wie eine Stimme, eine sich überschlagene Frauenstimme ins Telefon schrie, Überfall, es wird geschossen, kommen Sie.
Ich wollte noch die Dame und den genauen Ort des Vorfalles fragen, aber plötzlich hörte ich im Hintergrund einen Schuss fallen und
Wie die Frau gellend um Hilfe schrie.
Aber am Telefon war nichts mehr zu hören außer Stimmengewehr im Hintergrund.
Der Täter hatte die Tankstellenbesitzerin mit einem Schuss aus einem Gewehr, möglicherweise eine Militärwaffe, aus nächster Nähe kaltblütig niedergeschossen.
Dann flüchtete er.
Zurück blieben geschockte Zeugen.
Eine von ihnen ist Eva Bergmann.
Ja, er ist momentan in der Tür gestanden, hat die Waffe in der Hand gehabt und dann ist schon relativ kurz darauf der erste Schuss gefallen.
Und dann sind wir in die WC angelaufen.
Wie hat die Wirtin zunächst reagiert?
Ja, die wollte ihn aus dem Lokal weisen.
Eigentlich sehr mutig.
Das hat ihr auch nichts mitgemacht.
Anschließend, während die Fahndung schon eingeleitet wurde, fuhr der Mörder offenbar mit einem Auto zum nahegelegenen Hotel Wien West an der Wiener Stadtgrenze.
Hotelier Wilhelm Schlesinger saß dort mit zwei Gästen in der Halle noch beim Fernsehen.
Auf einmal hörte er beim Eingang ein Geräusch.
Wir haben zwei so Glastüren und inzwischen der Tür in der Glastür ist ein maskierter Mann gestanden mit so einer Strickmaske, mit den Augen waren ausgeschnitten zu schlitzen und er hat wirklich furchterregend ausgeschaut und in der Hand hat er eine Maschinenpistole gehabt.
Und der Gast hat mir dann gesagt, er ist aufgewacht, weil er in der Nacht ein Auto so stark anfahren hat gehört.
Also man hat direkt die Reifen gewitschen gehört.
Dadurch ist für mich klar, dass der nicht alleine war, sondern Komplizen mitgehabt hat.
Der Hotelier hatte sich hinter eine Säule fallen gelassen, war aus der Halle in ein Zimmer geraubt und durchs Fenster geflüchtet.
Der Täter raubte einen Aktenkoffer mit Papieren, übersah aber eine halbe Million Schilling an Bargeld.
Inzwischen wird in ganz Österreich gefundet.
Oberstleutnant Alfons Tranninger von der niederösterreichischen Gendarmerie zieht eine erste Bilanz.
Die Charakteristik ist die besondere Brutalität, mit der da vorgegangen wurde.
Und die Kaltblütigkeit, wenn man bedenkt, dass circa einen Kilometer entfernt nach fast einer Stunde ein weiterer Überfall offensichtlich vom gleichen Täter verübt worden ist.
Und welche Chancen gibt es jetzt, diesen mal anzufassen?
Die Mithilfe der Bevölkerung aufgrund der Personsbeschreibung, die wir haben, die nicht sehr ausgiebig ist, aber doch zeigt, dass es sich um einen sehr schlanken, jüngeren Menschen handelt, der offensichtlich bereit ist, rücksichtslos von der Schusswaffe Gebrauch zu machen.
Und wir werden für jeden Hinweis, den wir aus der Bevölkerung bekommen, sehr dankbar.
Die Personsbeschreibung des flüchtigen Mörders etwa 1,85 Meter groß, schlank und eher jugendlich.
Begleitet war er mit einer grünen NATO-Jacke.
Nähere Angaben über das Aussehen fehlen bisher wegen der verwendeten Maske.
und jetzt um 12.14 Uhr zur politischen Berichterstattung im Mittagsjournal.
Bedeutet das Aus für die große Steuerreform auch das politische Aus für den Mann, der sie machen wollte, für Finanzminister Herbert Salcher?
Geht er selbst?
Wartet er, bis er aus dem Kabinett von Bundeskanzler Fred Sinowaz entlassen wird?
War des Bundeskanzlers Nein zu einer großen Steuerreform schon das erste Signal an Salcher, dass ein neuer Finanzminister kommen solle?
Nach mehreren vergeblichen Versuchen erklärte sich Herbert Salcher gestern zu einem Interview für das Abendjournal bereit.
Die wichtigste Passage daraus wiederholen wir auch als illustrativen Hintergrund für die dazu ausgewählten Kommentare aus den heutigen Zeitungen.
Wenn ich den Wunsch habe, zurückzutreten, dann trete ich zurück.
Mit solchen Gedanken spielt man nichts.
Da setzt man einfach Taten oder denkt darüber nicht nach.
Wäre der Rücktritt im Bereich des möglichen Gelegen respektive, denken Sie immer noch über einen solchen Schritt, über einen solchen möglichen Schritt nach?
Ich habe gesagt, über so etwas kann man nicht lange nachdenken.
Den muss man setzen oder unterlassen.
Das heißt mit anderen Worten, sollte irgendwann einmal eine solche Situation eintreten, dann würde ich unverzüglich handeln, aber darüber selbstverständlich vorher in den Parteigremien reden und erst dann in der Öffentlichkeit.
Könnte eine solche Situation schon in naher Zukunft, heißt Ende Juni, eintreten?
Ich würde auf solche Fragen nicht gerne eine Antwort geben, denn sie fangen beim Juni an und hören vielleicht beim September 1987 auf.
Und das ist eine Voraussetzung, die ein Interview nicht sehr sprießlich macht.
Wenn wir im Herbst wieder ein Interview machen, sind Sie dann auch Finanzminister?
Versuchen Sie es einmal.
Nach der jüngsten Entscheidung von Bundeskanzler Fred Sinowatz, die sogenannte große Steuerreform abzublasen, gehen heute mehrere Zeitungskommentatoren davon aus, dass die Tage des Betreibers dieser Reform, Herbert Salcher, politisch gezählt seien.
Dass Salcher früher oder später aus der Regierung ausscheiden werde.
So meint beispielsweise Hans Rauscher im Kurier,
Die kleinweise Abschlachtung, die vor ein paar Jahren mit Hannes Androsch veranstaltet wurde, wird nun mit Herbert Salcher vollzogen.
Hier kann man wieder einmal ahnen, wie brutal und menschenzerstörend die Politik sein kann, aber auch wie selbstzerstörerisch Politiker sein können.
Die Situation kann kaum mehr anders als in einem früheren oder späteren Rücktritt des Finanzministers enden.
Kanzler Sinowaz hat im Grunde nichts gegen den Menschen Salcher, aber er braucht dringend einen starken, überzeugenden Wirtschaftsmann in seinem Kabinett.
Das aber ist Salcher nicht.
Salcher besitzt die gewisse Tiroler Querköpfigkeit, jedoch ohne die gewisse Tiroler Schleue.
Politisch ist er ein Sozialromantiker, der sich auch mit einem Stab von ideologisch stark motivierten jungen Mitarbeitern umgab, die von Verteilungsgerechtigkeit träumten.
Die aber bedeutet jedenfalls eine stärkere Belastung der besser verdienenden mittleren bis höheren Facharbeiter-Angestellten-Schicht.
Das aber ist ein gutes Rezept, um Wahlen zu verlieren.
Und so starb die Steuerreform.
Salcher ist nun sichtlich der Ansicht, dass er das alles nicht mehr notwendig hat.
Wann man ihn gehen lässt, hängt von der Optik ab.
Auch das gehört zur Brutalität in der Politik.
In der Kronenzeitung meint Georg Weiland, die Art und Weise, wie Bundeskanzler Fred Sinowatz Finanzminister Salcher desavouiert habe, sei auch nicht die feine englische Art.
Ob Salcher ein guter Finanzminister war, werden erst die nächsten Jahre zeigen.
Mit Sicherheit aber hat er sein Amt korrekt ausgeübt.
Bezeichnend ist, dass er nicht über eine Attacke der Opposition gestolpert ist, sondern dass ihm sein eigener Chef den Teppich unter den Füßen weggezogen hat.
Vieles von dem, was Salcher durchgesetzt hat, Ansätze zur Budgetkonsolidierung, erste Schritte zur Pensionsreform, hat er nach außen ungenügend verkauft.
Wie überhaupt die große Show nicht sein Metier war und ist.
Seine Gewissenhaftigkeit, mitunter auch sein Misstrauen der Beamtenschaft gegenüber, wurden für ihn zu wachsenden Hürden im täglichen Politkampf.
Letztlich aber wurde seine Loyalität Kreisky, aber auch Sinowatz gegenüber, etwa in der Frage der Finanzierung des Konferenzzentrums, zum größten Stolperstein.
Salcher kam stets schlechter weg, als es seiner Nettoleistung entsprach.
Mit Salcher hat Sinowatz wieder ein Stück vom Erbe Kreiskys demonstrativ abgeschüttelt.
Und in den Vorarlberger Nachrichten meint zu diesem Thema Franz Ortner,
Sinovac und Steger einigten sich, den ungeschickten Tiroler aussteigen zu lassen.
Aber Salcher scheint dennoch weiter zu warten, was ihm noch in Wien passieren kann.
Es war nicht wenig, was der Finanzminister als Steuerreform vorhatte, in erster Linie die mittleren und oberen Leistungsträger in ihrem Eifer einzubremsen.
Zurecht sagte der Bundeskanzler, mit Seichers Steuervorschlägen wäre der Aufschwung gefährdet worden.
Und noch etwas steht da im Hintergrund.
Inzwischen auch in der sozialistischen Partei stattlich angewachsene Wählerschichten, von der FPÖ nicht zu reden, die im Mittelbau angesiedelt sind, hätten abspringen können.
Man weiß ja immer mehr, dass die Zahl der Freiherren beim Urnengang rasch zunimmt und die getreuen Parteiknappen sich dementsprechend vermindern.
In der Tageszeitung »Die Presse« schreibt schließlich Thomas Khorherr, … »Demokratie«, innerparteiliche zumal, sei »Diskussion«, heißt es immer wieder.
In Österreich liest man es anders.
»Demokratie« sei »Konfusion«, meinen viele.
Die Probe aufs Exempel wird derzeit in der sozialistisch-freiheitlichen Koalitionsregierung, im Besonderen aber in der SPÖ gemacht.
Noch nie in der Geschichte der Zweiten Republik, nicht einmal nach der Wahlniederlage 1966, hat sich die heimische Sozialdemokratie
in einem solchen Zustand der Verwirrung, der Lähmung und des Pessimismus befunden.
Niemand kann im Ernst behaupten, dass solches für das Land von Vorteil sei.
Soviel in den heutigen Zeitungen zum Thema Steuerreform und Herbert Seicher.
Abschließend noch ein Blick in die Zeitungen, was dort heute zum Thema Kraftwerksprojekt Heimburg oder Umweltpolitik allgemein kommentiert wird.
Dazu die Meinung zweier Parteizeitungen.
Peter Klar im neuen Volksblatt der ÖVP.
Die Stellungnahme des Verhaltensforschers Otto König für und nicht gegen den Bau des Donaukraftwerkes Heimburg hat die Reihen fanatischer Naturschützer geschockt.
Da entfachte man unter grünen Parolen einen Kreuzzug, leitete gar ein Volksbegehren ein, animiert prominente Künstler, offensichtlich Superexperten in ökologisch-ökonomischen Fragen, zu einem Schwur von Heimburg und plötzlich kommt der fernsehbekannte Frösche-Mäuse-Vögel- und Schlangenfreund daher und warnt davor, das Kraftwerk nicht zu bauen, weil sonst Frösche, Vögel und Schlangen austrocknen würden.
Auf der anderen Seite wird ähnlich gefuhrwerkt.
Man bemüht und missbraucht die alte Arbeitsplatzwalze, um damit Gegenstimmen niederwalzen zu können, mobilisiert und organisiert spontane Großkundgebungen und interpretiert Pro-Heinburg-Äußerungen als Zustimmung zur Regierungserklärung.
Und wenn und weil die Oppositionspartei erklärt, sie werde dazu erst etwas erklären, wenn die fachlichen Gutachten und die rechtliche Lage vorliegen und geklärt seien, zeigt man sie der Feigheit und des Eiertanzes.
Und in der sozialistischen Arbeiterzeitung bemerkt man Fred Scheuch speziell zu dem in der nächsten Woche geplanten sogenannten Schwur zu Heimburg, einer Aktion der Umweltschützer.
Eigentlich würde man diese Mischung zwischen Kasperl-Theater und Obskurantismus, zu der Österreichs selbst ernannte Umweltschützer zunehmend neigen, am liebsten belächeln.
Aber angesichts der Verbreitung jener Massenzeitung, die den Kampf gegen das Kraftwerk als eine Machtprobe betrachtet und daher tagtäglich Stimmung dafür macht, ohne sich auf irgendwelche Diskussionen einzulassen und Gegenargumenten Raum zu geben, sind daher auch solche anachronistische Schwurspiele ernst zu nehmen.
Passen Sie doch ganz in das von der Kronenzeitung gehegte Meinungsspektrum, das mit Grünen zweifellos wenig anzufangen wüsste, solange sie sich so links gebärden wie in Deutschland.
Bleiben wir gleich bei der Diskussion um das Donaukraftwerk Hainburg.
Hainburg, dieses Thema, ist nicht nur in diesem Mittagsjournal ein Schwerpunkt der innenpolitischen Berichterstattung.
Hainburg, der geplante und umstrittene Bau dieses Donaukraftwerkes, füllt bereits seit weit mehr als einem Jahr regelmäßig die Spalten der Zeitungen, beschäftigt über die Medien auch die Menschen in Österreich.
Hainburg, das ist ein politisches Thema, aus der Sicht der ÖVP-Opposition vor allem ein rechtliches Problem, nach Meinung anderer ein technisches, nach wieder anderer Auffassung ein demokratiepolitisches Problem.
Hainburg ist aber auch ein Medienproblem.
Ohne Zeitungen, Radio und Fernsehen, ohne die Berichte in diesen Medien könnten nicht die Für und Wider abgewogen werden, gäbe es keine, auch keine öffentliche Diskussion.
Fritz Pesat untersucht im folgenden Beitrag, inwieweit die Diskussion um Hainburg durch die Medien beeinflusst, die Meinung über Hainburg verändert wird oder auch nicht.
Demokratie ist Diskussion, heißt ein kluger Satz, und Diskussion ist jedenfalls in einer modernen Gesellschaft ohne Medien, Printmedien wie elektronische Medien, einfach undenkbar.
Im Fall Heimburg ganz besonders.
Und weil Heimburg auch ein politisches Thema ist, ist die Berichterstattung über Heimburg letztlich eine politische Sache im eigentlichen Sinn.
Vor allem seit jenem Zeitpunkt, an dem die größte Zeitung des Landes, die Kronenzeitung, ganz offensichtlich maßgeblich an der Initiative zur und bei der Einleitung des Konrad-Lorenz-Volksbegehrens teilnahm.
Der Vorstandsdirektor der Donaukraftwerke, Josef Kubilka, sieht sich dennoch voll im Gegenwind der veröffentlichten Meinung.
Kein Projekt an der Donau ist durch die Medien so beeinflusst worden wie das Kraftwerk Heimburg.
Das steht eindeutig fest.
Die Situation ist sicher klar, dass wir hier mit einer Medienlandschaft konfrontiert worden sind, der wir als Unternehmen im Wesentlichen nichts entgegengesetzen konnten.
Es ist sicherlich so, dass unsere Gesellschaft
bei den Medien nicht die gleiche Plattform bekommen hat, als wie sie die Kraftwerksgegner gehabt haben.
Das ist eine nüchterne Tatsache und eine nüchterne Feststellung.
Der Präsident der Journalistengewerkschaft und einer der Mitinitiatoren des Volksbegehrens, Günther Nenning, sieht das ganz anders.
Medien sind dazu da, damit sie den Leuten ins Gesicht blasen, wenn sie etwas Falsches tun.
Das Medium allein nützt ja nie was, weil nicht eine innere Bereitschaft da ist bei den Leuten.
Und die ist halt jetzt da.
Ein Theoretiker des Journalismus, der neu ernannte Ordinarius für Publizistik an der Universität Wien, Professor Walter Langenbucher, meint generell zur Wirkung von Medien, es komme dabei auf eine Grundstimmung in der Bevölkerung an.
Aber dort, wo
auch in den Meinungen der Bevölkerung schon erste Bewegung enthalten ist.
Und der Fall Hainburg ist ja etwas, was in den größeren Zusammenhang des schlechten Gewissens gehört, das wir alle gegenüber der Umwelt haben.
Da kann eine Zeitung, wenn sie im richtigen Moment auf die richtigen latenten Strömungen in der Bevölkerung setzt, auch große Wirkungen erzielen.
Im richtigen Zeitpunkt eingestiegen in das Thema gesunde Umwelt dürfte die Krone Zeitung sein.
Die auflagenstärkste Zeitung des Landes trommelt schon seit Monaten gegen den Kraftwerksbau.
Nunmehr geht es der Krone auch auf eigenen Plakaten um die Rettung der Donau.
Nunmehr unterstützt man voll das Konrad-Lorenz-Volksbegehren, auch wenn Krone-Chefredakteur Friedrich Dragon meint, die Krone und das Volksbegehren wären nicht ident.
Wir machen dieses Volksbegehren nicht.
Sondern wir machen täglich eine Zeitung.
Wir unterstützen dieses Volksbegehren.
Die Krone-Redakteure unterstützen es.
Viele haben es bereits unterschrieben.
Ich möchte aber nochmal sagen, wir machen es nicht, wir berichten darüber.
Seit Wochen konsequent in der Berichterstattung auf Hainburg gerichtet ist auch die zweitgrößte Zeitung des Landes, der Kurier.
Laut Aussage vom Chefredakteur Gerd Leitke hat sich im Kurier eine eher Hainburg-kritische Meinung gebildet, wenngleich man nicht aktiv das Volksbegehren unterstützt.
Der Kurier unterstützt dieses Konrad-Lorenz-Volksbegehren nicht,
Das heißt, er berichtet zwar über die Aktivität dieses Volksbegehrens, er druckt aber den Stimmzettel weder in der Zeitung ab, noch fördert er die Unterschriftsleistung für dieses Volksbegehren.
Das heißt ja nicht, dass nicht Leser nach der Lektüre des Kuriers den Schluss ziehen können, es ist besser, dieses Volksbegehren zu unterschreiben.
Er selbst sagt, Leitgeb wird das Volksbegehren nicht unterschreiben.
Und er meint prinzipiell, so etwas sei nicht Aufgabe einer Zeitung.
Ich halte das für eine Vorgangsweise, die nicht der Meinung entsprechen würde.
Ich bin der Meinung, dass die Zeitungen oder die großen Medien in diesem Land über die Vorgänge in diesem Land berichten sollten.
also über die Politik und nicht versuchen, solche Selbstpolitik zu machen.
Hingegen hält Krone, Chefredakteur Dragon, die aktive Unterstützung eines Volksbegehrens als Mittel der direkten Demokratie für die natürlichste Sache der Welt.
Ich halte das für durchaus legitim, denn diese Einrichtungen der direkten Demokratie, die gibt es.
Und wenn eine Zeitung diese Einrichtungen unterstützt, dann handelt sie durchaus
im Sinne unserer Verfassung.
Das heißt, wir können einen Trend, also den Trend, den Sie ja jetzt bemerken, den Trend für eine saubere und
und für eine geschützte Umwelt.
Wir können diesen Trend sicherlich nicht erzeugen, aber wir können ihn entscheidend verstärken.
Weder die Krone noch der Kurier sagen deren Chefredakteure, geht es bei der unterschiedlich vehementen Ablehnung des Baus von Heimburg um Marktanteile oder etwa darum, die Regierung in die Knie zu zwingen.
Die Frage, ob sich die Medien so wie seinerzeit beim Rundfunkvolksbegehren quasi als vierte Gewalt verstehen, wird jedenfalls im Fall Heimburg klar verneint.
Legitime Anliegen der Leser vertreten mit der Legitimation durch eben diesen Leser ja.
Politik machen nein, heißt es unisono.
Dennoch bleibt im Falle Heimburg und im Zusammenhang mit dem Volksbegehren die Frage nach der Legitimation von Zeitungen, mit welchem Recht sie in dieser brisanten politischen Frage mitzubestimmen, offen.
Für den Publizistik-Ordinarius Langenbucher gibt es dafür eine doppelte Antwort.
Es ist sicherlich
ein Grenzfall dessen, was in einem demokratischen System Zeitungen noch erlaubt ist.
Denn Zeitungen sind ja nicht in der gleichen Weise legitimiert, politisch zu handeln, wie die Politiker, die sich ja alle paar Jahre der Wahl stellen müssen.
Andererseits gibt es genug Beispiele dafür, dass das politische System gegenüber bestimmten politischen Problemen auch versagt.
Und in solchen Fällen scheint mir der Journalist nach einer sorgfältigen Prüfung solcher Fragen legitimiert zu sein, für eine bestimmte Phase der politischen Meinungsbildung und bezogen auf ganz bestimmte Probleme sozusagen seine eigentliche Berufsrolle zu überschreiten.
Aber das ist schon eine Art kommunikativem Notwehrrecht.
Ich würde es auf keinen Fall für den Normalfall von Journalismus halten.
Heinburg und die Medien.
Fritz Besater gestaltete diesen Beitrag.
Es ist 12.30 Uhr, halb eins.
Sie hören das Mittagssjournal des aktuellen Dienstes.
Im Journal zu Gast ist heute Bernd Lötsch, einer der bekanntesten österreichischen Umweltschützer.
Manche nennen ihn sogar den österreichischen Umweltpapst.
Für viele Umweltschützer ist er das jedenfalls.
Weniger gern sehen ihn die Kraftwerksbauer.
Für sie ist Bernd Lötsch einer, der ihnen Schwierigkeiten macht, weil er den Umweltschutzgruppen und Kraftwerksgegnern Argumente liefert.
Bernd Lötsch ist nämlich Chef des Instituts für Umweltwissenschaften und Naturschutz.
Mit einem kleinen Stab von angestellten Mitarbeitern und einer größeren Zahl von freiwilligen Helfern forscht und publiziert er in diesem Institut.
Das war schon so in der Zwentendorf-Diskussion vor sechs Jahren und auch jetzt ist Bernd Lötsch wieder dabei, in der Debatte über die Frage, ob das Donaukraftwerk Hainburg gebaut werden soll oder nicht.
Lötsch ist einer der Proponenten des Umweltvolksbegehrens, das sich u.a.
auch gegen Hainburg richtet.
Und darum geht es v.a.
im folgenden Gespräch, das Rudolf Nagiller mit Bernd Lötsch führte.
Herr Lötsch, das Symbol, an dem sich der Streit Ökonomie-Ökologie gegenwärtig entzündet, ist das geplante Donaukraftwerk Hainburg.
Ich gehe davon aus, dass Sie gegen dieses Kraftwerk sind.
Ich bin aus ökologischen und naturschützerischen Gründen gegen dieses Kraftwerk.
Man wirft ja den Naturschützern immer vor, sie seien kompromisslos.
Der Kompromiss ist aber längst gelaufen.
80 Prozent des Energiepotenzials der österreichischen Donau ist ausgebaut, 80 Prozent der Donaulandschaft zum Teil unter erheblichen Opfern technisch verfremdet.
Und wir sind der Meinung, die letzten 20 Prozent sollte man retten, um unseren Enkeln an zwei Beispiellandschaften, nämlich der Kulturlandschaft der Wachau und der Naturlandschaft der Heimburger Donauauen zu zeigen, wie schön das alte Europa war.
Darf ich daran erinnern, dass selbst ein so unmenschliches Regime wie das Dritte Reich die Regelung hatte, dass wenn eine Familie vier Söhne hatte und drei sind im Feld gefallen,
hat der vierte heimgehen können.
Und genau das verlangen wir für Hamburg heimgehen lassen, beziehungsweise die Planierraupen sollen dort heimgehen.
Denn was machen wir denn, wenn wir für 30 Monate Beschäftigungssicherung für ein paar spezialisierte Bautrupps das letzte noch zerstört haben?
Dann können wir, wie Bussegger mal pointiert gesagt haben, höchstens noch eine zweite Donau bauen.
Es gibt aber auch prominente Naturleute, die aus ökologischen Gründen für das Kraftwerk sind.
Vor allen Dingen Otto König, ein Konrad-Lorenz-Schüler, genau wie Sie.
Ja, ich bin kein Konrad-Lorenz-Schüler.
Ein Anhänger von Konrad Lorenz.
Und Otto König ist ein rumpfoller Autodidakt, nicht?
Gut, er sagt, er ist aus ökologischen Gründen für das Kraftwerk.
Er sagt, das Kraftwerk würde die Au retten, weil die Au sonst langsam stirbt, weil sie immer trockener wird, die Heimburger Au.
Sie sagen, das Kraftwerk würde die Heimat auch zerstören.
Damit unterstützt König einen Selbstbetrug, in den sich die Regierenden hineinmanövriert haben.
An sich ist es ja völlig unsinnig.
Man kann nicht einen Auwald retten, indem man das Herzstück
acht Quadratkilometer rodet, zerstört, in Wasserdichte Dämme zwängt und 35 Kilometer linealische Uferdämme bis hinauf nach Wien zieht.
Ich meine, das Herzstück der Auen, ich weiß nicht, ob Sie an diesen herrlichen Altarmsystemen einmal waren, das ist so ähnlich, wie wenn man sagt, ich nehme dir die Leber heraus, es sind zwar nur zehn Prozent deines Körpergewichtes,
Professor König sagt, der Auge geht als Wasser aus, wenn man nichts tut.
Also muss man, im Zusammenhang mit einem Kraftwerksbau, das Ganze so gestalten, dass es wieder Wasser gibt.
Ja, gerade das Kraftwerk, ich werde mit ihm jetzt doch einmal mir die Mühe nehmen, wieder mit ihm zu reden.
Er ist ja völlig isoliert, es spricht er praktisch von den Wissenschaftlern aus der Wiener Biologie, keiner mehr mit ihm.
Es ist so, dass
man natürlich mit einem Kraftwerksbau die Auen noch rascher vertrocknen lässt als ohne.
Wir sehen ja, wie die Auen links und rechts der Kraftwerkstämme etwa die Auen bei Krems vertrocknen.
Es ist so, dass man gerade in Heimburg die derzeit saftigste Aue hat, mit gutem Mittelwasser und sehr guten Hochwasserspitzen.
Und das bleibt auch so.
Und dieser Zusammenhang der Au mit dem offenen Strom, der wurde ja bei der Regulierung damals nicht unterbunden.
Wenn die Donau anschwillt, steigt das Grundwasser in den Auen.
Dann sinkt es wieder.
Das sind die großen Atemzüge dieser Landschaft, von denen sie lebt.
Und die Hochwässer räumen die Altarmsysteme und hindern sie an der Verlandung und düngen die Au.
Und all diese Bedingungen werden durch diese Stauwanne
vernichtet und würden durch das Kraftwerk vernichtet und wenn man in 10, 20 Jahren zu der Auffassung kommt, wir sollten etwas zur Sicherung der Grundwasserverhältnisse
in diesem Nationalparkgebiet tun.
Also wenn man das Kraftwerk nicht hat?
Wenn man das Kraftwerk nicht hat.
Schauen Sie, wenn wir das Kraftwerk nicht bauen, erspart sich der Bund 4 Milliarden Schilling-Strombaumittel, die er nämlich der Kraftwerksgesellschaft für die Schleusenanlagen zur Verfügung stellen müsste.
Um diese 4 Milliarden Schilling kann ich eine ganze Reihe kulturtechnischer Maßnahmen ergreifen, Solestabilisierung, Spangenkanäle zur Dotierung, um in 20, 30 Jahren, wenn das überhaupt nötig sein sollte, etwas für die Dotierung der Au zu tun.
Heißt das also, auch wenn man das Kraftwerk nicht baut, muss man was für die Au tun, damit sie erhalten bleibt?
Ich gehe davon aus, dass wir in 10, 20 Jahren vielleicht etwas für die Au werden tun müssen.
Aber dazu gibt es eine ganze Reihe eleganter Lösungen.
Aber doch nicht ein Kraftwerk, das das Herzstück völlig zerstört.
Es ist wirklich, so wie Günther Nenninger mal gesagt hat, Öko-Quacksprech.
Man muss die Au zerstören, um die Au zu retten.
Krieg ist Frieden, Liebe ist Hass.
Es ist wirklich 1984.
Herr Lütsch, waren Sie schon immer, seit er seine Rolle spielt, gegen das Donaukraftwerk Heimburg?
Ich war einer der Ersten, der der Kollegenschaft gesagt hat,
Ein Kraftwerksbau ist keine naturgesetzliche Notwendigkeit, mit der wir uns abzufinden haben, wie etwa Wissenschaftler im Osten sich mit dem Leninismus abzufinden haben.
Es war eine Ideologie, dass kein Wasser zu Tal rinnen darf, ohne energiewirtschaftlich genutzt zu werden.
Und heute hat es sich schon langsam herumgesprochen, dass es noch andere Dinge gibt als elektrischen Strom und dass man Kilowattstunden nicht trinken kann.
Gut, meine Frage, ob Sie schon immer dagegen waren, hat einen Hintergrund.
Ich habe einen Artikel von Ihnen ausgegraben aus dem 81er Jahr, drei Jahre ist er alt, Wochenpresse.
Da haben Sie geschrieben, im Zusammenhang mit Hainburg, haben Sie da geschrieben, die Flusskraftwerke sind nicht das Hauptangriffsziel ökologischer Kritik, man könnte sie auch landschaftsschonend bauen,
Man muss nicht immer die billigste Lösung realisieren.
Und es wäre sogar vorstellbar, jetzt zitiere ich ganz wörtlich ab jetzt, es wäre sogar vorstellbar, dass die Kraftwerksgesellschaften die angrenzenden Auen nicht umbringen, sondern durch rhythmische Wasserdotierung aus dem Stauraum die fehlenden Überschwemmungen ersetzen und die Grundwasserverhältnisse sanieren.
Das ist genau das, was jetzt der Oberkönig vorschlägt und Sie ablehnen.
Ich bin Ihnen außerordentlich dankbar,
dass sie dieses Zitat gefunden haben.
Ich habe es unlängst anlässlich einer Pressekonferenz auch verkündet.
Ist korrekt, oder?
Ist korrekt.
Ich glaube nämlich, dass gerade dieses Zitat meine Glaubwürdigkeit stützt, nämlich das ehrliche Bemühen, jahrelang das ehrliche Bemühen nach ökologisch verträglichen Lösungen für den Kraftwerksbau zu suchen.
Mittlerweile wurden Melk- und Greifenstein realisiert,
Mittlerweile wissen wir sehr viel mehr über die Hydrologie der Auen und der Kraftwerke und ich bin gegen meinen Willen zu der Überzeugung gekommen, dass es die umweltfreundliche Kraftwerksvariante Heimburg nicht gibt.
Aber Sie sehen, dass es mir genau wie Konrad Lorenz und anderen gegangen ist, dass wir uns wirklich bemüht haben.
Wir haben einen Entwicklungsprozess durchgemacht und Otto König ist einfach stehen geblieben und zwar mindestens fünf Jahre hinten, abgesehen davon, dass es bei ihm ja psychologische Gründe hat, warum er jetzt diese Flucht nach vorne antritt.
Nämlich?
Psychologische Gründe?
Ja, er hat sich völlig isoliert von der Naturschutzszene.
Er hat zum Beispiel erst vor kurzem in einer Zeitung erklärt,
Nachdem dieser Sieg im Kamptal errungen wurde, wofür ich heute noch den niederösterreichischen Politikern dankbar bin,
Kein Kraftwerk zu bauen, hat euch jetzt erklärt, selbst das sei ein Fehler gewesen.
Also Otto König ist jetzt in einem totalen Nahverhältnis zur E-Wirtschaft.
Ob er dafür Geld bekommt oder nicht, interessiert mich nicht.
Tatsache ist, dass er dafür Institute bekommt und es ist ja bekannt, dass
die Verlockung, Institute, Mitarbeiter und Infrastruktur beigestellt zu bekommen, für manche Wissenschaftler mindestens ebenso verlockend ist, wie direkte Geldspenden.
Das heißt also, übersetzt also, mehr oder weniger gekauft.
Nicht im kriminellen Sinn, aber halt im übertragenen Sinn.
Ja, nennen Sie es, wie Sie wollen.
Sie müssen wissen, was Sie nach dem Pressegesetz verantworten können.
Nein, ich frage Sie.
Es ist eine Frage, keine Feststellung von mir.
Für mich ist...
die Selbstauslieferung Otto Königs an die E-Wirtschaft eine Form, den Pensionsschock zu überwinden, der für ihn droht, wenn er den Wilhelminenberg aufgeben muss und eben sozusagen in ein Pensionistendasein ohne Tierhaltung, ohne Assistenten, ohne Infrastruktur zu geraten.
Und das hat sicherlich auch eine Rolle gespielt.
Aber ich wollte eigentlich die Causa König ausklammern.
Ja.
Weil ich ihn immer verehrt habe und sein jetziger Weg gehört zu den ernüchterndsten und deprimierendsten Erlebnissen eines österreichischen Naturschützers.
Gut, ich gehe jetzt auch weg von Otto König wieder.
Sie haben es das zweite Mal selbst noch erwähnt.
Mag sein.
In dem Artikel von der Wochenpresse, da steht noch etwas drinnen.
Sie zitieren da zustimmend einen Brief.
Können Sie sich an den Artikel erinnern im Detail?
Ja, also die Zitate, die Sie mir gebracht haben, stimmen.
Sie zitieren auch zustimmend einen Brief, in dem die Donauauen und das Überschwemmungsgebiet als Erlebnisraum für die Kinder bezeichnet werden.
Ja, das war da ein berühmter Brief eines Polizisten, eines Bundeskanzlers.
Ich halte Ihnen jetzt entgegen,
Wenn das nur für wenige Außerwälte gelten sollte, mag das gehen, mag das funktionieren.
Wenn es aber für alle gilt, für die Masse, dann kann man doch eigentlich gleich das Kraftwerk bauen oder kennen Sie eine Massenerlebniswelt, eine Massenerholungswelt, wo die Natur nicht geschädigt würde?
Ja, das erinnert mich an den Ausspruch eines bayerischen Pfarrers, der angesichts der kleinen Kirche sagt, wenn alle eine gange, gange nicht alle eine, aber wenn nicht alle eine gange, gange eh alle eine.
Das heißt natürlich in einer pluralistischen Gesellschaft sind die Augen ein Erholungsangebot immer nur für einen Teil der Menschen.
Allerdings für jenen, der nicht reglementierte Freiräume und naturnahe Erholung mehr schätzt,
als sündteure betonierte Happylands mit geklorten Becken und die sich eben nicht dem Diktat der Bademeister unterwerfen wollen, aber sie werden sich in den Augen bis zu einem gewissen Grad dem Diktat der Nationalparkorgane unterwerfen müssen.
Es gibt Möglichkeiten durch gedeckte Laufstege, durch Beobachtungswarten, durch gut postierte Fernrohre,
ein Miterleben der reichen Tierwelt zu gestatten, ohne das Brutgeschäft der Vögel zu stören.
Das ging, ohne dass die Auge geschädigt würde?
Das ist eine Aufgabe des Wildlife Management.
Wir haben hier Kontakt mit den besten Nationalparkplanern des World Wildlife Fund.
Zum Beispiel mit Leuten von der Camargue, der Cotodonianer, den Floridasümpfen.
Und da gibt es schon eine Menge Modelle, wie man Erschließungszonen machen kann, Open-Air-Zoos, wo die Leute einmal die Charaktertiere aus der Nähe erleben.
Und natürlich gewisse Kernzonen müssen dann vor dem Betreten geschützt werden, denn nicht nur der Mensch muss sich an der Natur erholen, auch die Natur muss sich vom Menschen erholen.
Herr Lötsch, ich sagte zu Beginn, Heimburg ist zu einem Symbol geworden.
Das gilt in einem gewissen Sinn auch für Ihre Person.
Zwei Zitate, der Umweltminister Steirer, ein Sozialist, nannte sie anerkennend eine Leitfigur des österreichischen Umweltschutzes.
Ein Gegenzitat, der Betriebsrat oben an der Donaukraftwerke, Franz Köck, ebenfalls ein Sozialist, nannte Sie, weniger anerkennend, einen weltfremden Wissenschaftler.
Also Vorbild einerseits, Ärgernis andererseits.
Sie, Ihre Person.
Ja, also darum würde ich sagen Leitfigur, mit weichem T. Leiden Sie?
Doch, ja.
Ich leide vor allem
an der bewussten und bösartigen Form, mit der man mich missversteht.
Andere bewundern Sie.
Das ist mir wiederum nicht recht.
Die Bezeichnung, die auch manchmal
im Umlauf ist, wie Umweltpapst und dergleichen, ist schrecklich.
Denn im Unterschied zur päpstlichen Dogmatik behalten wir uns das Recht vor, uns zu irren.
Sie haben ein Beispiel gebracht, wo wir früher versucht haben, eine umweltverträgliche Variante zu finden und heute sehen müssen, es gibt sie nicht.
Und außerdem ist es das Charakteristikum der Umweltbewegung, dass sie in einem breiten Diskussionsprozess mit den betroffenen Bürgern voranschreitet und eben nicht diktatorisch von einzelnen Symbolfiguren durchgezogen wird, wie die Technokraten gerne sagen.
Vorbild sind Sie und Ärgernis sind Sie, sagte ich.
Haben Sie selber auch Vorbilder oder andere, die Ärgernis für Sie sind?
Konkrete Menschen meine ich jetzt, nicht Gruppen.
Es macht mir manchmal Sorgen, dass ich nach 15 Jahren aufreibender Tätigkeit im Umweltschutz mich so richtig ärgern eigentlich gar nicht mehr kann.
Wir haben heute am Vormittag bei der Lektüre des Artikels in der kleinen Zeitung bei diesem Otto König Interview bis zur Erschöpfung Tränen gelacht.
Das ist das Interview, das ich zitiert habe?
Ja, es ist so, dass bei unserem Institut eigentlich sehr viel Humor
an der Tagesordnung ist.
Es ist vielleicht so ein bisschen wie der Galgenhumor von überarbeiteten Assistenzärzten in einem überfüllten Lazarett.
Rundherum geht der ökologische Trümmerhaufen in Szene und der Mensch braucht offenbar psychohygienisch
diesen Ausgleich.
Also kein Hass gegen Ihre Gegner?
Überhaupt nicht.
Ich finde manche Parlamentsdebatten oder Pressekonferenzen kabarettreif.
Und ich zeichne mir auch manchmal in Form von Karikaturen oder vielleicht sind es nur Porträts, was brauchen Sie da noch karikieren, meine prominenten Gegner von der Seele.
Und wenn ich so ein Porträt fertig habe, beginne ich sie bereits zu lieben.
Wen zum Beispiel?
Den Herrn Benja.
Danke für das Gespräch.
Im Journal zu Gast war heute Bernd Lötzsch.
Außenminister Erwin Lanz reist heute zu einem offiziellen Besuch in den Iran.
Österreichs Außenminister folgt damit einer Einladung der iranischen Regierung, die ihm knapp vor Weihnachten vergangenen Jahres von einer hochrangigen Beamtendelegation überbracht worden war.
Lanz stattet damit Kontrahenten des gegenwärtigen iranisch-irakischen Krieges eine Visite ab.
Obwohl außenpolitische Aspekte überwiegen, sind doch auch Österreichs Interessen im wirtschaftlichen Bereich nicht von der Hand zu weisen.
Fährt doch auch der Staatssekretär im Handelsministerium, Erich Schmid, mit in den Iran.
Die Reise des Außenministers ist Anlass für unsere Wirtschaftsredaktion, die Wirtschaftsbeziehungen unseres Landes mit den beiden kriegsführenden Parteien, dem Irak und dem Iran, zu überprüfen.
Den folgenden Beitrag hat Michael Kerbler gestaltet.
Für die Regierenden der Islamischen Republik Iran stellen Wirtschaftsbeziehungen einen bedeutenden Teil der außenpolitischen Beziehungen dar.
Ein gutes außenpolitisches Klima in bilateralem Verhältnis etwa zwischen Österreich und dem Iran ist somit auch eine Grundvoraussetzung für eine gute Zusammenarbeit im wirtschaftlichen Bereich.
Trifft diese These zu und misst man Österreichs Exporte mit diesem Maßstab, dann ist es unserem Land in den zurückliegenden beiden Jahren gelungen, ein solides Fundament handelspartnerschaftlicher Beziehungen zum Iran zu errichten.
Im Vorjahr konnten Österreichs Firmen Waren im Wert von knapp 5 Milliarden Schilling an die Islamische Republik Iran liefern.
Innerhalb eines Jahres gelang es den österreichischen Exporteuren damit, die Ausfuhren um nicht weniger als 114 Prozent zu steigern.
Die Iraner, die pünktlich und bar zahlen, kauften in Österreich Eisen und Stahl für fast 600 Millionen Schilling, führten in großen Mengen Papier ein, bestellten Maschinen und Kraftwerkskomponenten und sind auch der größte Importeur im arabischen Raum von österreichischem Schnittholz, das für die Bauwirtschaft gebraucht wird, geworden.
Österreichs Produkte sind nicht nur wegen ihrer Qualität am persischen Golf gefragt.
Österreich passt den Iranern auch ins politische Konzept.
Wir sind zu klein, um die Perser von unseren Importen abhängig zu machen und, was in Teheran besonders hoch geschätzt wird, wir haben uns nicht an jenem Wirtschaftsboykott beteiligt, zu dem führende westliche Industrienationen Anfang der 80er Jahre aufgerufen haben.
Das sind wohl die zwei wesentlichsten Gründe, warum Österreichs Außenhandel stark ausgeweitet werden konnte, während dem der Anteil der westlichen Industrieländer insgesamt am iranischen Importvolumen um 20 Prozent im selben Zeitraum gesunken ist.
Firmen wie die Elin-Union, die SGP oder die Wagner-Biro AG hoffen weiterhin auf Geschäfte mit dem Iran.
Und auch Österreichs größter Stahlkonzern, die verstaatlichte Vöstalpine AG, ist optimistisch für ihre Tochterfirma, Vöstalpine Intertrading, eine Vertragsverlängerung zu erhalten.
Diese Handelsorganisation kauft iranisches Öl und verkauft dieses Rohöl an Drittländer.
In Form eines Gegengeschäftes werden dann österreichische Waren am iranischen Markt angeboten.
Solange das Erdöl fließt, kann der Iran nicht nur seinen Krieg gegen den Irak, sondern auch seine Wareneinkäufe finanzieren.
Mit beidem hat der Kriegsgegner Persiens, der Irak, große Schwierigkeiten.
Schon bald nach Ausbruch des Golfkrieges im September 1980 wurden die Erdölverschiefungsanlagen des Iraks an der Mündung des Shatt al-Arab durch iranische Bombenangriffe zerstört.
Den Irakis blieb somit nur mehr eine Erdölpipeline in die Türkei offen.
Die Fördermenge fiel von 3,3 Millionen Fass Erdöl auf nicht weniger als 850.000 Fass Rohöl pro Tag.
Die fehlenden Einnahmen, die irakischen Staatseinnahmen, beruhten 1980 noch zu 90% aus Erdölverkäufen, machen sich angesichts der Priorität für Militärausgaben im Außenhandelsbereich drastisch bemerkbar.
Österreichs Firmen hoffen auf ein Ende des Golfkrieges.
Freilich nicht aus politischen Motiven, sondern aus wirtschaftlichen Überlegungen.
Denn dann würden sich für Österreich neue Exportmöglichkeiten beim Wiederaufbau eröffnen.
Finanzkräftig wären ja beide Staaten.
Vorausgesetzt der Verkauf des schwarzen Goldes, wie das Erdöl auch genannt wird, floriert dann wieder so wie vor Beginn des Golfkriegs im Sommer 1980.
Übrigens, während die österreichischen Ausfuhren in den Iran um 114 Prozent wuchsen, fielen jene an den Irak um mehr als 40 Prozent zurück, der Grund fehlende Rohöl-Einnahmen.
Nun zur Kultur.
Morgen jährt sich der Geburtstag des Prager Schriftstellers, Komponisten und Philosophen Max Brod zum 100.
Mal.
Brod ist in die Literaturgeschichte vor allem als Freund und Entdecker Franz Kafkas eingegangen, wodurch sein eigenes, umfangreiches und vielfältiges Werk etwas in den Hintergrund gerät.
Im folgenden Beitrag erinnert Hans Langsteiner an den großen Literaten.
Ohne ihn hätte Josef K. nie das Licht der literarischen Welt erblickt.
Der berühmteste und rätselhafteste aller Prozesse wäre nie zwischen zwei Buchdeckeln geführt worden und Kafkas Schloss wäre ein Raub der Flammen.
Als Entdecker und Förderer, als Freund und publizistischer Weggefährte Franz Kafkas und zuletzt als Retter des kafkaschen Werkes ist Max Broth vor allem in die Geschichte eingegangen.
20 Jahre lang Kafkas Freund im Prag der 10er Jahre dieses Jahrhunderts hatte Max Broth dessen säkuläre Bedeutung früher erkannt als jeder andere und in 60 langen Jahren unermüdlich in Vorträgen, Aufsätzen und Büchern für Kafkas Texte geworben.
Brot war es auch, der im März 1939 Kafkas Manuskripte auf seiner Flucht von Prag nach Palästina mitnahm.
Nach Kafkas Tod rettete er sie noch einmal, als er sich der letzten Bitte des sterbenden Freundes widersetzte, seine Werke zu vernichten.
Man hat dem jüdischen Religionsphilosophen Max Brod vorgeworfen, Kafkas vielschichtige Texte durch eigene Interpretationen allzu stark im Licht einer metaphysischen Erlösungslehre gesehen und gedeutet zu haben.
Der Größe Brods als Retter Kafkas tut dies keinen Abbruch.
Brot selbst war sich seiner diesbezüglichen Bedeutung durchaus bewusst, wie er etwa 1953 anlässlich eines Vortrages über Kafka in Wien erkennen ließ.
Ich nehme an, dass jene, die einige Werke Kafkas gelesen haben, Interesse daran nehmen, etwas
darüber zu erfahren, wie ich als sein intimster Freund den Sinn dieses Werkes deute und warum ich mir überhaupt das Recht herausgenommen habe,
die epischen Werke Kafkas, oder das heißt eines dieser Werke, zu dramatisieren.
Dramatisiert hat Broth Kafkas Amerika und auch sein Schloss.
Eine pointierte Anmerkung zum Verhältnis Broth-Kafka zitiert der in Jerusalem lebende Journalist Shalom Ben-Shorin, ein Freund Max Broths zu dessen Lebzeiten.
Ich möchte noch einmal ein Wort von Leo Perutz zitieren,
einem Autor, der ebenfalls in Tel Aviv lebte und aus dem Prager- und Wiener Milieu kam.
In seiner etwas ironischen Art sagte er, Franz Kafka ist die beste Romangestalt von Max Broth.
Natürlich stimmt das nicht und doch stimmt es, denn in seinem Roman »Zauberreich der Liebe« hat Max Broth die Gestalt seines Freundes
unter dem Namen Samuel Gartha eingeführt.
Das 1928 erschienene Zauberreich der Liebe ist indes nur ein winziger Teil des heute zum Teil fast vergessenen Brotschenwerkes.
Es umfasst nicht weniger als 83 eigene Bücher.
Dazu Übersetzungen, Zeitungsartikel, Opernlibretti und sogar kompositorische Arbeiten.
Zu seiner Zeit war Max Broz, der absolvierte Jurist aus gutbürgerlichem Prager Elternhaus, einer der bekanntesten und auch erfolgreichsten Schriftsteller deutscher Zunge, Förderer nicht nur Kafkas, sondern etwa auch Robert Walsers und Jaroslav Hascheks und Primus Inter Pares in jenem Prager Kreis, dem er noch 1966 in seinem gleichnamigen Erinnerungsband ein bleibendes Denkmal setzte.
An die äußere Erscheinung Broz erinnert sich seinerseits wieder Shalom Ben-Shorin.
Die äußere Erscheinung Max Brods war die eines kleinen, etwas verwachsenen, buckligen Mannes, der erst im Gespräch oder gar wenn er an den Flügel sich setzte und spielte, er war ein fast konzertreifer Musiker,
Nach seiner Flucht nach Tel Aviv widmete sich Brod verstärkt erkenntnistheoretischen und religiösen Fragen, dem Christentum nahe, ohne je dessen Grenzen zum Judentum zu verwischen.
Der Titel von Max Brods 1960 erschienener Autobiografie fasst Wachheit und Integrität des vor 100 Jahren geborenen und heute wieder zu entdeckenden Max Brod gültig zusammen.
Er lautet lakonisch Streitbares Leben.
Broth ist übrigens im Dezember 68 im Alter von 84 Jahren in Tel Aviv verstorben.
Wir schließen das Journal mit Kurzmeldungen.
Österreich
Von jenem Verbrecher, der in der vergangenen Nacht in Purgersdorf eine Tankstelle überfallen und die 51-jährige Besitzerin erschossen hat, fehlt weiterhin jede Spur.
Sieben Personen waren Augenzeugen des Raubmordes.
Ein Beamter im Gendarmerie-Posten Purgersdorf hat den Schuss per Telefon mitgehört, da sich die Frau von dem Räuber nicht einschüchtern lassen wollte und zum Telefon gegriffen hatte.
Der flüchtige Mörder ist etwa 1,85 Meter groß, sehr schlank und wirkte jugendlich.
Vizekanzler Norbert Steger eröffnete heute Vormittag in Ried im Innkreis die Riedermesse.
In seiner Rede hob Steger neuerlich die Notwendigkeit des Umweltschutzes hervor.
Wie er sagte, werde es der österreichischen Wirtschaft keine unüberwindlichen Probleme bereiten, die nunmehr strengen Umweltauflagen zu erfüllen.
Der Vorstand des Instituts für Umweltwissenschaften und Naturschutz, Bernd Lötsch, sagte heute in der Radiorede im Journal zu Gast, man werfe den Naturschützern immer vor, sie seien kompromisslos.
Der Kompromiss sei aber längst gelaufen.
80 Prozent des Energiepotenzials der Donau seien bereits ausgebaut.
Die letzten 20 Prozent sollte man retten.
Sozialminister Alfred Dallinger nannte heute das Vorgehen einzelner privater Versicherungsanstalten im Pensionsbereich unseriös.
In Österreich, sagte Dallinger, sei das im internationalen Vergleich niedrigste Pensionsanfallsalter mit relativ hohen Pensionsleistungen gekoppelt.
Es sei daher unseriös, wenn einzelne private Versicherungsanstalten mit, so Dallinger wörtlich, unsachlichen Denunziationen Eigenvorsorge propagierten, um so zu zusätzlichen Geschäftsabschlüssen zu kommen.
Außenminister Erwin Lanz ist heute Vormittag begleitet von Staatssekretär Erich Schmidt und einer Wirtschaftsdelegation zu einem offiziellen Besuch nach Teheran abgereist.
Lanz folgt der Einladung seines iranischen Ressortkollegen.
Es ist der erste Besuch eines Außenministers eines nichtkommunistischen europäischen Staates in Teheran seit Ausbruch des Golfkrieges.
Iran, Irak.
Die jüngsten irakischen und iranischen Luftangriffe auf Schiffe im Persischen Golf haben die Handelsschifffahrt in dem Krisengebiet fast zum Erliegen gebracht.
Das Wetter bis heute Abend, meist sonnig, am Nachmittag örtlich gewittrige Regenschauer, Nachmittagstemperaturen 17 bis 22 Grad.
Und damit sind wir am Ende von 60 Minuten Information.
Für das Team verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
Interview: Gendarmerieinspektor Leerbaum, Augenzeugin Eva Bergmann, Augenzeuge Hotelier Wilhelm Schlesinger und Oberstleutnant Alfons Tranninger
Mitwirkende:
Wohlschak, Klaus [Gestaltung]
, Leerbaum, ... [Interviewte/r]
, Bergmann, Eva [Interviewte/r]
, Schlesinger, Wilhelm [Interviewte/r]
, Tranninger, Alfons [Interviewte/r]
Datum:
1984.05.26 [Sendedatum]
Ort:
Purkersdorf
Schlagworte:
Politik
;
Politik Österreich
;
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten
Interview: Direktor der Donaukraftwerke AG (DoKW) Josef Kobilka, Präsident der Journalistengewerkschaft Günther Nenning, neuer Ordinarius für Publizistik an der Universität Wien Prof. Wolfgang Langenbucher, Chefredakteur der Kronen Zeitung Friedrich Dragon und Kurier-Chefredakteur Gerd Leitgeb
Mitwirkende:
Pesata, Fritz [Gestaltung]
, Kobilka, Josef [Interviewte/r]
, Nenning, Günther [Interviewte/r]
, Langenbucher, Wolfgang Rudolf [Interviewte/r]
, Dragon, Friedrich [Interviewte/r]
, Leitgeb, Gerd [Interviewte/r]
Datum:
1984.05.26 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Politik
;
Medien und Kommunikation
;
Wissenschaft und Forschung
;
Wirtschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten