Mittagsjournal 1988.12.30

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Und hier meldet sich Herbert Dobrowolny mit dem Mittagsjournal.
    Grüß Gott, meine Damen und Herren.
    Zu Beginn wie immer der schlagzeilenartige Inhaltsüberblick.
    Wir berichten über den Rücktritt der jugoslawischen Regierung, über den Festakt 100 Jahre SPÖ in Heinfeld, über die Situation des weihnachtsfremden Verkehrs in den einzelnen Bundesländern, über Simon Wiesenthal, der morgen seinen 80.
    Geburtstag feiert, über Beschränkungen für private Betriebe in der Sowjetunion und über die Silvesterlesung von Otto Schenk.
    Gleich nach den von Josef Schweinzer zusammengestellten Nachrichten gibt es die Wetterforscher auf das Neujahrswochenende.
    Jetzt ist aber Wolfgang Riemerschmid am Wort.
    Österreich SPÖ-Vorsitzender Franitzski hat beim 100-Jahr-Jubiläum der österreichischen Sozialdemokratie in Hainfeld in Niederösterreich auf die Steueraffäre bei der SPÖ angespielt.
    Franitzki betonte, es sei stets ein besonderes Anliegen der SPÖ gewesen, Signale für eine saubere und anständige Politik zu setzen.
    Die Partei stelle sich den Vorbehalten gegenüber bestimmten finanziellen Praktiken der vergangenen Jahre und sei auf dem Weg, ihre moralische Integrität wiederzugewinnen.
    Grundsätzlich erklärte Franitzki, die Sozialdemokratie sei eine historische Notwendigkeit gewesen.
    Sie habe die Gesellschaft verändert und einen humanen Fortschritt bewirkt.
    Diese Bewegung stehe mit Stolz und Zuversicht am Beginn ihrer nächsten 100 Jahre.
    In Heinfeld in Niederösterreich haben die Sozialdemokraten zur Jahreswende 1988-89 den Einigungsparteitag abgehalten.
    Jugoslawien.
    Die Regierung von Ministerpräsident Mikulic ist zurückgetreten.
    Es ist dies der erste Rücktritt einer jugoslawischen Regierung in der Nachkriegszeit.
    In den vergangenen Wochen hatte sich der Druck auf die Regierung zunehmend verstärkt.
    Ihr wurde Versagen bei der Umsetzung von Reformen vorgeworfen.
    Gestern hat das jugoslawische Parlament zwei wichtige wirtschaftliche Reformgesetze verabschiedet.
    Künftig ist die Gründung privater und halbstaatlicher Unternehmen erlaubt.
    Für einen Großteil der Firmen wird der Zwang zur Planwirtschaft abgeschafft.
    Frankreich.
    Die beiden französischen Mädchen, die mehr als ein Jahr lang im Libanon in der Gewalt von Geiselnehmern waren, sind frei.
    Die sechs- und siebenjahrealten Schwestern trafen gestern Abend mit einer Sondermaschine aus Libyen kommend auf einem Luftwaffenstützpunkt in Südfrankreich ein.
    Sie wurden von ihrem Vater begleitet.
    In einem Spital werden sie zurzeit untersucht.
    Die Mädchen waren zusammen mit ihrer Mutter und fünf Belgiern im vergangenen Jahr bei einer Mittelmeerkreuzfahrt entführt worden.
    Die übrigen Geißeln befinden sich nach wie vor in der Hand der Entführer, die der radikalen Palästinenser Gruppe um Abu Nidal angehören.
    Großbritannien, USA.
    Die Explosion an Bord der in Schottland abgestürzten Pan Am-Maschine dürfte von einem hochkomplizierten Mechanismus ausgelöst worden sein.
    Dies berichtet die britische Tageszeitung Times unter Berufung auf Expertenermittlungen.
    Demnach hing der Zündmechanismus sowohl von der Flughöhe als auch von der Flugzeit ab.
    Der Sprengstoff stammt angeblich aus der Tschechoslowakei und soll nach Libyen und Syrien verkauft worden sein.
    Die amerikanische Regierung will auch künftig Terrordrohungen gegen Verkehrsflugzeuge möglichst nicht veröffentlichen.
    Im Außenministerium in Washington hieß es dazu, würde man alle Drohungen veröffentlichen, käme der gesamte Luftverkehr zum Erliegen.
    Bundesrepublik Deutschland, USA.
    Im Streit um hormonbehandeltes Fleisch bemühen sich beide Seiten um eine Begrenzung des Konflikts.
    Außenminister Genscher sprach sich für Verhandlungen mit den USA aus.
    Allerdings betonte Genscher, das Hormonverbot in der europäischen Gemeinschaft sei gesundheitspolitisch berechtigt und stehe nicht zur Diskussion.
    Ein handelspolitischer Konflikt mit den USA sei aber unter allen Umständen zu vermeiden.
    Auch Washington versicherte, die Vereinigten Staaten seien an einer Entschärfung der Auseinandersetzung interessiert.
    In den kommerziellen Atomkraftwerken der USA sollen sich im Jahr 1987 nahezu 3000 Zwischenfälle ereignet haben.
    Reaktoren mussten mindestens 430 Mal abgeschaltet werden.
    Diese Angaben stammen von einer privaten amerikanischen Umweltschutzgruppe.
    Die Atomaufsichtsbehörde gab dazu lediglich bekannt, die Zahl der Notabschaltungen habe seit 1984 kontinuierlich abgenommen.
    Japan.
    Innerhalb weniger Tage ist nun bereits der dritte Politiker zum Justizminister ernannt worden.
    Der neue Minister heißt Masami Takatsuchi.
    Die beiden Vorgänger sind in den Börsenskandal um eine Firma verwickelt.
    Das Unternehmen hatte Aktien vor deren Ausgabe prominenten Politikern zum Kauf angeboten.
    Die Aktien konnten dann mit erheblichem Gewinn weiter veräußert werden.
    Pakistan.
    Der indische Ministerpräsident Rajiv Gandhi hat sich zufrieden über sein erstes Gespräch mit der pakistanischen Regierungschefin Benazir Bhutto in Islamabad geäußert.
    Gesprächsthemen sind auch bei weiteren Begegnungen zwischen Bhutto und Gandhi ein atomarer Nicht-Angriffspakt, die Kashmir-Frage und die Handelsbeziehungen.
    Ein großer Durchbruch wird kaum erwartet.
    Die Beziehungen dürften sich aber verbessern.
    Pakistan und Indien haben seit der Entlassung in die Unabhängigkeit des ehemaligen Britisch-Indien im Jahr 1947 drei Kriege gegeneinander ausgetragen.
    Soweit also der Nachrichtenüberblick im Mittagsjournal und wir kommen jetzt um 12 Uhr und 6 Minuten zu den voraussichtlichen Wetteraussichten für dieses Wochenende.
    Herr Dr. Sobiczka von der Hohen Warte in Wien, wie wird es denn werden?
    Grüß Gott!
    Derzeit herrscht im Alpenraum noch kräftiger Hochtog-Einfluss.
    Die Front eines Sturmtiefs über Skandinavien wird jedoch im Laufe des Samstags den Alpenraum streifen.
    Morgen, abgesehen von einigen Nebelfeldern über den Tal und Beckenlagen, zunächst noch sonniges Wetter.
    Im Tagesverlauf jedoch an der Alpen-Nordseite, im Norden und Nordosten zeitweise Wolkenfelder und lokal etwas Regen.
    Die Frühtemperaturen werden morgen zwischen minus 1 und plus 4 Grad liegen, lediglich im Süden Frost bis minus 7 Grad.
    Der West- bis Nordwestwind wird morgen vor allem am Alpenostrand und somit auch im Großraum Wien lebhaft bis stürmisch auffrischen.
    Die Tageshöchsttemperaturen erreichen morgen noch 3 bis 10 Grad.
    In der Silvesternacht und am Neujahrstag jedoch ein Kaltlufteinbruch.
    Bei wechselnder Bewölkung einige Schneeschauer, besonders an der Alpen-Nordseite.
    Teilweise am Sonntag aber auch sonniges Wetter.
    Es wird bei lebhaftem Nordwind merklich kälter werden.
    Die Tageshöchsttemperaturen am Sonntag nur noch um 0 Grad oder knapp darüber.
    Zum Abschluss noch die Wettermeldungen von heute Mittag 12 Uhr.
    Wien Heiter 7°, Westwind 10 km pro Stunde, Eisenstadt wolkenlos 6°, St.
    Pölten bedeckt durch Hochnebel 3°, Westwind 10 km pro Stunde, Linz bedeckt durch Hochnebel 1°, Nordwestwind 10 km pro Stunde, Salzburg Heiter 3°, Innsbruck Heiter 2°, Bregenz bedeckt durch Hochnebel 0°, Graz Heiter 1° und Klagenfurt wolkenlos, gefrierender Bodennebel minus 5°.
    Auf Wiederhören!
    Auf Wiederhören, Herr Doktor.
    Zwölf Uhr und acht Minuten ist es jetzt geworden.
    Wir beginnen im Ausland.
    Knapp vor Jahresende ist der seit langem politisch und wirtschaftlich schwellende Konflikt doch noch ausgebrochen.
    Die Regierung Jugoslawiens ist zurückgetreten.
    Die Ressortchefs und der Ministerpräsident Mikulic werden zwar bis zu den nun zwingend folgenden Neuwahlen weiter die Geschäfte führen, aber nichtsdestotrotz ist dies der erste Rücktritt eines Kabinetts in der jugoslawischen Nachkriegsgeschichte.
    Dieser Schritt hat sich in den letzten Tagen verstärkt abgezeichnet.
    Die Jahresinflationsrate von mehr als 200 Prozent, ein prognostizierter Geldwertverlust von 400 Prozent im kommenden Jahr, eine horrende Auslandsverschuldung, Lohneinbußen von mehr als 20 Prozent, all das waren einzelne Ereignisse, die zu Wochenbeginn in einem Leitartikel der Parteizeitung Borba kulminierten.
    Die Borba forderte das Parlament auf, Mikulic und sein Team wegen Unfähigkeit mit Jahresbeginn zu entlassen.
    Dem ist der angeschlagene Ministerpräsident offenbar zuvor gekommen.
    Aus Belgrad dazu Stislav Gwuszt.
    Eine Kurzmeldung, die heute um 9 Uhr früh über die Sandschreiber der amtlichen Nachrichtenagentur TANIUG lief, erregte in Jugoslawien die Gemüter.
    Erstmals in der Nachkriegsgeschichte des Landes gab eine Regierung ihren Suchtritt bekannt.
    Genau zu Mittag begann im Belgrader Parlament die Sitzung bei der Kammer des Jugoslawischen Parlaments, in der der nun zurückgetretene Ministerpräsident Branko Mikulic seine Gründe für diesen präsidentslosen Schritt erklärt.
    Bereits seit zwei Tagen schwirrten in der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad die wildesten Gerüchte um das Schicksal der Regierung von Mikulic.
    Doch der Regierungschef blieb trotzig standhaft.
    Bis zum letzten Augenblick dementierte er beinahe zornig die Rücksichtsgerüchte, die heute Morgen doch Wirklichkeit werden sollten.
    Die bisherige Regierung wird die Geschäfte bis zur Ernährung eines neuen Kabinetts führen.
    Wer die undankbare Aufgabe, den beinahe kamikade Job des bisherigen Regierungschefs übernehmen soll, bleibt vorläufig ungewiss.
    Keiner der ambitionierten Politiker will sich zwischen die Müllsteine der Einzelinteressen von sechs Republiken
    und zwei autonomen Provinzen Jugoslawiens freiwillig begeben.
    So darf man daran zweifeln, dass der serbische Führer Slobodan Milosevic, den viele gerne an der Spitze der Regierung sehen würden, den Posten auch übernehmen will.
    In Serbien kann er noch viele Pluspunkte für sich buchen.
    An der Spitze der oft ohnmächtigen Bundesregierung Jugoslawiens könnte er politisch bald zermürbt werden.
    Gerade dies wünschen viele seiner politischen Gegner.
    Allerdings vergeblich, denn Milošević ist inzwischen zu einem echt hartgesottenen Politiker geworden, der sich nicht mehr so billig verkaufen lässt.
    Mit dem Rücktritt der Regierung steht die umfangreiche Reform der jugoslawischen Wirtschaft unter dem denkbarst ungünstigen Stern.
    Wie aus Kreisen der Regierung verlautet, werden die Maßnahmen zur Heilung der darbenden Ökonomie dennoch im Parlament durchgepeitscht.
    Die Regierung hat ja nichts mehr zu verlieren, heißt es.
    wie die Maßnahmen dann im praktischen Leben greifen werden.
    Und wer dann schließlich dafür die Verantwortung übernehmen soll, ist aber ein anderes Kapitel.
    Das war ein Bericht über den Rücktritt der jugoslawischen Regierung und die Situation in unserem südöstlichen Nachbarland.
    12 Uhr und 12 Minuten, jetzt Berichte aus Österreich.
    Die SPÖ feiert Geburtstag.
    Heute vor 100 Jahren begann der historische Einigungsparteitag im niederösterreichischen Heinfeld.
    110 Delegierte aus allen Kronländern der Monarchie waren in Hainfeld in einem einfachen Arbeitergasthaus zusammengekommen.
    Sie repräsentierten 104 Arbeitervereine mit 15.498 Mitgliedern.
    Und sie erreichten in den drei Tagen ihrer dauernden Debatten die Einigung zwischen der gemäßigten und der radikalen Fraktion der Arbeiterbewegung.
    Und dieses Ereignisses, das die Sozialistische Partei als ihren Geburtstag ansieht, wird heute gedacht.
    Mit einer Großkundgebung und einem Festakt.
    Aus Heinfeld meldet sich Manfred Steinhuber.
    Das Lied der Arbeit, das konnte man vor 100 Jahren schon hier hören, im Gasthaus Zehettner, gleich neben dem Platz, wo jetzt der Gedenkstein steht.
    Das Gasthaus ist mittlerweile einem Eigentumswohnbau gewichen und an die Probleme beim Parteitag vor 100 Jahren erinnert sich auch niemand mehr.
    Dabei waren die Probleme gewichtig.
    Der Wirt war nämlich von den Behörden unter Druck gesetzt worden und wollte der Partei den Saal verweigern.
    Erbeugte sich schließlich der Macht des Bierkrögels.
    Die Heinfelder Arbeiter erzwangen den Einlass mit einer Boykottdrohung.
    Heute gibt es keine Probleme mit den Behörden.
    Bürgermeister Platzer begrüßt die Festgäste persönlich.
    Und wenn es auch den Gasthaussaal, in dem damals Dr. Victor Adler die Einigung der Gemäßigten und Radikalen gelungen ist, nicht mehr gibt, so ist die Idee des demokratischen Sozialismus in unseren Herzen immer gegenwärtig.
    Hier in Heinfeld beginnt das zweite Jahrhundert unserer Bewegung.
    Auch der niederösterreichische SPÖ-Obmann Ernst Höger geht auf die Situation vor 100 Jahren ein.
    Die breite Masse hatte unvorstellbar wenig.
    Unvorstellbar nichts, möchte ich sagen.
    Und einige wenige hatten alles.
    Unvorstellbar alles.
    Genossinnen und Genossen, und damals erkannten
    die Männer und Frauen der ersten Stunde, dass es nur möglich ist, einig in diese Auseinandersetzung zu gehen, dass es nur auf der Grundlage der Einigkeit und der Solidarität möglich ist, etwas zu bewegen.
    Und auch SPÖ-Vorsitzender Franz Franitzki schildert zuerst Not und Elend von damals, um dann einen Bogen in die heutige Zeit zu spannen.
    Und er kann sich dabei auch einen Seitenhieb auf die Freiheitlichen nicht verkneifen.
    Wenn wir heute manchmal mit höhnischem Unterton als alte Partei bezeichnet werden,
    so kann dies wohl nur jenem unhistorischen Zynismus entspringen, dem sich ein unabhängiges Österreich als ideologische Missgeburt darstellt.
    Franitzki bleibt bei der aktuellen Innenpolitik und er lässt auch selbstkritisches anklingen.
    Im Laufe ihrer Geschichte war es immer ein besonderes Anliegen der sozialistischen Partei, hohe moralische Standards
    und damit politische Signale für eine saubere und anständige Politik zu setzen.
    Und wir haben uns daher auch den Vorbehalten zu stellen und wir stellen uns den Vorbehalten, die in letzter Zeit uns gegenüber erhoben werden und die auf bestimmte, ja mittlerweile bekannte finanzielle Praktiken Bezug nehmen.
    Niemand kann ausschließen, dass sich in langen Jahren der politischen Verantwortung auch da und dort Schwachstellen eingenistet haben.
    Und niemand ist vor Machtmissbrauch sicher, auch und gerade eine so große Bewegung wie die unsere nicht.
    Aber
    Gerade weil für Sozialdemokraten der Anspruch der Integrität und der unzweifelhaften Korrektheit im besonderen Maß gelten muss, habe ich keinen Zweifel daran gelassen und lasse keinen Zweifel daran, dass die SPÖ aus diesen Ereignissen ihre Lehren ziehen wird.
    Und sie wird sie ziehen.
    Und sie wird sie ziehen, liebe Freunde, aus eigenem Antrieb.
    Und nicht, weil andere uns dazu auffordern.
    Wir wissen selber, was wir zu tun haben.
    Und das Einzige, das mich in diesem Zusammenhang an anderen politischen Parteien überhaupt noch interessiert, ist, ob sie es auch immer selber gewusst haben und noch wissen werden, was sie zu tun haben.
    Sonst interessiert mich nichts an ihnen.
    Beim Gedenkstein werden dann zwei Kartuschen versenkt.
    Eine mit dem Protokoll des Einigungsparteitages vor 100 Jahren, die zweite mit dem Manifest Sozialdemokratie 2000.
    Vor einer guten halben Stunde hat die zweite Feierlichkeit in Heinfeld begonnen.
    Eine Feier mit Kulturprogramm in der Sporthalle.
    Darüber mehr gegen Ende der Sendung.
    Ich gebe zurück nach Wien.
    Berichterstatter war Manfred Steinhober.
    Solange die Generationen von Opfern und Tätern noch leben, kann meine Aufgabe nicht zu Ende sein.
    Mein Freund Robert Kennedy hat einmal zu mir gesagt, moralische Verpflichtungen würden keine Termine kennen.
    Dieses Motto galt und gilt für mein ganzes Leben.
    Simon Wiesenthal, der Mann, von dem diese Aussage stammt, feiert morgens seinen 80.
    Geburtstag.
    Am letzten Tag des Jahres 1908 in der Nähe der Stadt Lemberg in Galicien geboren, ging er in der Stadt selbst in die Schule, studierte und eröffnete Mitte der 30er Jahre ein Architekturbüro in Lemberg.
    Hitlers KZ-Vernichtungsmaschinerie machte auch vor Wiesenthal und seiner Familie nicht halt.
    Nach seiner Befreiung im Mai 1945 aus dem KZ Mauthausen musste Wiesenthal erfahren, dass 89 seiner Angehörigen im Holocaust umgekommen waren.
    Gemeinsam mit seiner Frau, die er nach Jahren der Trennung wiedergefunden hatte, gründete er das erste Dokumentationszentrum in Linz.
    Nach Jahren des Israelaufenthaltes kehrte Wiesenthal Anfang der 60er Jahre nach Wien zurück, um das jüdische Dokumentationszentrum in der Bundeshauptstadt zu eröffnen.
    Ein Porträt des Mannes, der den SS-Obersturmbannführer Eichmann ausfindig machte, jenen Wiener Polizisten ausforschte, der Anne Frank verhaftete, den KZ-Arzt Mengele suchte, ein Porträt Simon Wiesenthals zeichnet Michael Kerbler.
    Der Ruf ein Nazi-Jäger zu sein, erwarb sich Simon Wiesenthal durch das Aufspüren des NS-Kriegsverbrechers und Organisators der Judenvernichtung Adolf Eichmann im Jahr 1960.
    Wiesenthal, er wurde von amerikanischen Soldaten aus dem KZ Mauthausen befreit, hatte den Leidensweg von zwölf Konzentrationslagern hinter sich.
    Schon damals, so erzählt er, sei er von seiner Aufgabe, die Verantwortlichen für Auschwitz, Treblinka und Mauthausen vor ein Gericht bringen zu müssen,
    überzeugt gewesen.
    Aber nicht das alttestamentarische Auge um Auge, Zahn um Zahn sei sein Motiv, erläutert Simon Wiesenthal.
    Für Rache fehlt mir die wichtigste Komponente, Hass.
    Ich konnte 43 Jahre bis heute, seit meiner Befreiung, auf dem Gebiet tätig sein, nur weil ich kein Hasser bin.
    Wir haben so viele Fälle gehabt.
    Ich habe über 1100 in verschiedenen Ländern vor Gerichte gebracht.
    Aber ich habe alles abgewogen.
    Wenn ich von Hass geleitet worden wäre, hätte ich ja Unschuldige angeklagt.
    Und dann wäre mit meiner ganzen Arbeit, wäre es das Ende.
    Ich war mir immer im Klaren, dass es Tausende oder vielleicht Zehntausende gibt, die warten,
    dass ich jemanden ohne Grund und ohne Zeugen und ohne Beweise anklage.
    Was ist dann Ihre Motivation, diese Menschen zu finden, nachzuforschen, sie vor Gericht zu bringen für ihre NS-Verbrechen?
    Das ist die Sorge um die Zukunft und die Sorge einer eventuellen Wiederholung.
    Dann musste man ja hinweisen,
    was ein Mensch dem anderen antun kann.
    Ich musste darauf hinweisen, dass ganz normale Menschen von diesen 1100, 22 oder 23, ist wurscht, die ich vor Gerichte gebracht habe, gab es ja niemanden, der aus seinem Verbrechermilieu kommt.
    Die Leute waren vor Hitler wahnsinnig normal.
    Und als sie dann sozusagen das Denken
    dem Hitler für sie zugeteilt haben.
    Und als sie in der Kleiderkammer die SS-Uniformen sich geholt haben, haben sie dort ihr Gewissen deponiert.
    Und nach dem Kriege versuchten sie wieder ins normale Leben zu kommen, als wäre das, was in der Nazizeit geschah, eine Art Grippe.
    Wichtig ist, dass der Prozess, der hier stattfindet, eine Erinnerung
    etwas für die Geschichte wichtig ist und für die junge Generation eine erzieherische Wirkung haben soll.
    Das ist viel wichtiger als die juridische Seite.
    Das Bewusstsein überlebt zu haben, war dem jungen Simon Wiesenthal Verpflichtung.
    Eine Verpflichtung, an die er immer wieder durch eine Frage erinnert wurde und wird.
    Warum hast du überlebt?
    Es gab Leute, die gescheiter, intelligenter waren.
    Leute, die der Gesellschaft mehr geben konnten.
    Und da hat man ein Schuldgefühl und dann bekommen sie als sozusagen
    als Heilung des Schuldgefühls ein Komplex, ein Vertretungskomplex.
    Ich muss die vertreten, die gerade in diesem Prozess nicht kommen können und anklagen, nicht kommen können und schildern.
    Sehen Sie, dieser Schuldkomplex des Überlebens,
    Ich habe nicht überlebt auf Kosten anderer.
    Aber der Fakt allein, dass ich überlebt habe und viele, viele tausende andere nicht, das wird mich begleiten bis zum Ende.
    Der Mann, den Bundeskanzler Helmut Kohl jüngst als Anwalt der Menschlichkeit würdigte und den Bundeskanzler Bruno Kreisky, Mafia-ähnlicher Methoden im Zusammenhang mit der Aufdeckung der SS-Vergangenheit des damaligen Vorsitzenden der FPÖ, Friedrich Peter, bezichtigte, dieser Mann machte 1988 auch durch seine Haltung in der Causa Waldheim von sich reden.
    Simon Wiesenthal erklärte von Anbeginn, Bundespräsident Waldheim sei kein NS-Verbrecher gewesen, meldete aber Zweifel an Waldheims Glaubwürdigkeit an und forderte schließlich dessen Rücktritt als Dienst am internationalen Ansehen Österreichs.
    Simon Wiesenthal fasst abschließend den Sinn seiner Tätigkeit im jüdischen Dokumentationszentrum in Wien in einem markanten Satz zusammen.
    Das Überleben habe ich auch angesehen eine Warnung aussprechen,
    an die Mörder von morgen, die vielleicht heute geboren sind.
    Wenn wir diese Warnung nicht aussprechen können, dann sind Millionen für nichts gestorben.
    Das war ein Bericht von Michael Kerbler, der Simon Wiesenthal porträtierte.
    Er feiert morgen seinen 80.
    Geburtstag.
    Fünf Minuten vor halb eins ein Hinweis auf eine Sendung heute Abend.
    Journal Panorama.
    Es war für die Nazis ein Problem.
    Simon Wiesenthal, 1988.
    Wie bringen wir Menschen, die selber zu Hause Frauen und Kinder haben, dazu, um tausende Frauen und Kinder zu exekutieren?
    Viele Leute waren dabei, die dann es einfach nicht mehr verkraftet haben.
    Es gab viele, eine Reihe von Selbstmorden dabei.
    Und da haben sie im Reichssicherheitshauptamt nachgedacht, wie kann man die Leute töten, ohne dass die Mörder zugrunde gehen.
    Berlin, den 5.
    Juni 1942.
    Einzigste Ausfertigung.
    Geheime Reichssache.
    Betrifft Spezialwagen.
    Seit dem Dezember 1941 wurden mit drei eingesetzten Wagen 97.000 verarbeitet, ohne dass Mängel an den Fahrzeugen auftraten.
    Vom Herbst 1941 an setzt die SS Gaswagen zur Judenvernichtung im Osten ein.
    Hunderttausende Menschen werden in den als Rotkreuz- und Wohnwagen getarnten Fahrzeugen vergast.
    Die Gaswagen waren die Vorstufe zu den Vernichtungslagern, sagt Simon Wiesenthal.
    Menschenvernichtung im Gaswagen.
    Eine Dokumentation, montiert aus Originaldokumenten, hören Sie heute Abend ab 18.20 Uhr im Programm Österreich 1 im Journal Panorama.
    Vier Minuten vor halb eins ist es mittlerweile geworden.
    Auch wenn in den Niederungen weit und breit kein Schnee liegt und die Temperaturen und der Sonnenschein eher an den Frühling als an tiefen Winter erinnern, die Situation in den Skigebieten ist gar nicht so schlecht, wie man vielleicht vermuten könnte.
    Vor allem nördlich des Alpenhauptkammes können die Liftbesitzer zufrieden sein und entsprechend gut ist auch die Auslastung der Betten.
    Trotzdem, fast in allen Orten kann man auch kurzfristig noch anreisen.
    Über die Situation von Fradelberg bis Wien im folgenden Berichte unserer Landesstudios.
    In Vorarlberg ist die Stimmung bei den Fremdenverkehrsverantwortlichen, zumindest in den höheren Regionen, gut.
    Am 26.
    Dezember hat ein verstärkter Gästezustrom eingesetzt, wodurch die Buchungslage fast überall zufriedenstellend ist.
    Das Montafon zum Beispiel ist bis zum 2.
    Jänner ausgebucht.
    In der zweiten Weihnachtsferienwoche ist die Betenauslastung bisher gut.
    Gleiches gilt für die Arlberger Orte Lech und Zürs.
    Bis zum Jahreswechsel sind die Hotels und Pensionen fast völlig belegt.
    Das milde Wetter der letzten Tage hat zu einem Schneemangel in den niederen Regionen geführt.
    Davon sind einige Orte des Bregenzer Waldes betroffen.
    In den höher gelegenen Orten dieser Region ist man zufrieden, doch sind hier, wie auch im Kleinwalsertal und im Brandnertal noch Zimmer frei.
    In Tirol läuft der Fremdenverkehr aufgrund der guten Schneelage in den höheren Regionen sehr gut.
    Die Fremdenverkehrsbetriebe verzeichnen durchwegs eine gute Auslastung.
    Die Buchungen haben mit Beginn der Feiertage im ganzen Land stark zugenommen.
    Bis zu Dreikönig ist die Auslastung gesichert.
    Auffallend sind zwei Tatsachen.
    Die Urlauber buchen immer kurzfristiger und spontaner.
    Und zweitens, die Urlaube fallen eher kürzer aus.
    Die Gäste buchen über Weihnachten, über Silvester, Neujahr und in dritter Etappe bis hin zu Dreikönig.
    Sehr gut ausgebucht sind Zimmer in Hotels der gehobenen Kategorie und die Ferienwohnungen.
    Vielfach zimmerfrei sind in den Pensionen und Privatquartieren der niedrigen Kategorie.
    Ein Handicap für das kurzfristige Buchen von Weihnachtsurlaub dürfte darin zu suchen sein, dass sich die doch gute Schneelage in Tirol in Lagen über 1000 Meter nicht überall im Ausland herumgesprochen hat.
    So schwankt die Schneehöhe von Null im Dahlbereich von Innsbruck bis zu zwei Metern im Innsbrucker Skigebiet auf der Nordkette.
    Und der Schneemangel leidet heuer nur Osttirol.
    Doch dürften hier die Italiener, die Silvester im Ausland verbringen wollen, für Ausgleich sorgen.
    Im Bundesland Salzburg hat heuer die Wintersaison verspätet eingesetzt.
    Vor den Weihnachtsfeiertagen waren trotz guter Schneeverhältnisse kaum Urlaub auf den Pisten zu sehen.
    Spätestens seit dem Stefanitag wissen die Hoteliers und Liftunternehmer jedoch, dass sie in diesem Winter nicht auf ihrem Angebot sitzen bleiben.
    Die Fremdenverkehrsbranche registriert dies mit großer Erleichterung, denn in vielen Wintersportzentren sind wieder hunderte Millionen Schilling vor allem in die Modernisierung von Seilbahnen investiert worden.
    Eine erste Bilanz über die Buchungssituation in den Wintersportorten zeigt eine durchwegs gute Auslastung der Gästebetten.
    In einigen Zentren sind bis nach Neujahr überhaupt keine freien Zimmer mehr zu haben.
    Und in den Gebirgstälern kommen die Skifahrer und Langläufer voll auf ihre Rechnung.
    Es gibt ausreichend Schnee und dort, wo es einige braune Flecken gibt, arbeiten die Schneekanonen.
    Inzwischen haben sich auch die begehrten Tagesskiläufer eingestellt.
    So meldet beispielsweise Obertauern eine Tagesfrequenz von rund 10.000 Skifahrern.
    In Kärnten scheint seit Wochen täglich die Sonne.
    Wer vor dieser Zeit genügend Schnee bekommen hat, der zehrt jetzt noch davon.
    Glück hatte in diesem Fall nur die Tauernregion mit der weißen Pracht.
    Die anderen Gebiete Kärntens warten sehnsüchtig auf ein schneebringendes Adriativ.
    Die Schneelage ist in einzelnen Regionen sehr gut bis besorgniserregend.
    Traditionelle Wintersportgebiete, beispielsweise die Gerlitze bei Villach, die Pitzen im Kärntner Unterland, das Gebiet Bad Klein-Kirchheim und die Villacher Alpe kämpfen zum Teil unterstützt durch Schneekanonen und Kunstschnee nahezu um jeden einzelnen Skifahrer.
    Die Auslastung der Hotels und Pensionen ist dort mitunter bis auf 70 Prozent gesunken.
    Der Ski-Weltcup-Ort Bad Kleinkirchen erlebt derzeit auch einen Totalausfall des Tagesskitouristen.
    Die Folge daraus ist, dass in diesem Gebiet Unterkünfte aller Kategorien leicht verfügbar sind.
    Skipässe zu Nebensaisonpreisen, Gratis-Skibusse und Fahrten zum Falker See und zum Feldsee, um dort eislaufen zu können, sollen helfen, die prekäre Schneesituation zu lindern.
    Auch die Karnische Skiregion, Schneekaiser der letzten Jahre, kann nicht alle Lifte in Betrieb nehmen.
    Auch im Geildal gibt es jetzt, kurz vor Neujahr, genügend Quartiere im Tal und auf der Höhe.
    Stornierungen in diesen zitierten Gebieten bewegen sich derzeit aber noch in vertretbaren Grenzen.
    Volle Auslastung melden Heiligenblut bei bester Schneelage und der Katschberg.
    Hier nennt Rennweg, dass es heute früh weit und breit kein freies Quartier mehr gegeben hat.
    Tenor des Großteils der Kärner Skigebiete, kommt nicht bald genug Schnee, gibt es im Jänner eine wirtschaftliche Katastrophe.
    In der Steiermark ist man mit der Auslastung der Wintersportgebiete nicht ganz zufrieden.
    Vor allem was die Übernachtungen betrifft, haben einige Skiorte einen empfindlichen Rückgang von bis zu 10% hinnehmen müssen.
    Betroffen sind hier vor allem jene Orte, die traditionell von Skiurlaubern aus dem Großraum Wien besucht werden.
    Ein Beispiel hierfür, Mariazell, eines der ältesten Skigebiete Österreichs, hat trotz hervorragender Schneebedingungen mit Abfahrtsmöglichkeiten bis ins Tal einen Nächtigungsrückgang von fast 15 Prozent.
    Besser ist die Situation im steirischen Salzkammergut, wo der Rückgang nur drei bis vier Prozent beträgt.
    Recht zufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Wintersaison zeigt man sich im Skigebiet Murau und in der Dachstein-Tauern-Region.
    Ein interessantes Detail am Rande, fast durchwegs ist man trotz Nächtigungsrückgangs mit der Auslastung der Lifte und Seilbahnen zufrieden, was für eine Zunahme des Tagesskitourismus spricht.
    Für Silvester und die Tage bis Heiligen Drei König sind die Vorbuchungen jedoch vielversprechend.
    Wenn das schöne Wetter anhält, hofft man in den steirischen Skigebieten die bisherigen Verluste noch ausgleichen zu können.
    In Oberösterreich ist man nach knapp einer Woche Weihnachtsferien mit dem Tourismusgeschäft zufrieden.
    Die Hotels und Gasthöfe sind gut ausgelastet, auf den Pisten tummeln sich genug Skifahrer.
    In Hinterstoder ist man beispielsweise bis über Silvester fast ausgebucht.
    Gosau meldet auch nur noch vereinzelt leere Betten und ein ähnliches Bild präsentiert sich auch in den anderen Wintersportorten.
    Einhellig verspricht man aber den immer mehr werdenden Spätbuchen, dass sie auch jetzt noch überall Quartier finden.
    Was die Schneeverhältnisse betrifft, hat man in Oberösterreich noch keine großen Sorgen.
    Trotz frühlingshafter Temperaturen in den Niederungen, in den Wintersportorten scheint das Skivergnügen bis Dreikönig auf jeden Fall gesichert.
    Die Tagesausflügler wollen das aber offensichtlich nicht glauben.
    Sie kommen vorerst nicht so zahlreich wie sonst.
    Dafür wird Oberösterreich von ausländischen Touristen als Winterurlaubsland entdeckt.
    Vor allem aus Großbritannien kommt man per Flugzeug zum Winterwandern nach Oberösterreich.
    In Niederösterreich können es viele Skifahrer gar nicht glauben, dass angesichts der warmen Witterung in den Wintersportorten sogar eine Abfahrt bis zur Talstation möglich ist.
    Auf den Pisten der Alpinregion wie beispielsweise Semmering-Hirschenkogl, Puchberg am Schneeberg und St.
    Corona sowie Kirchberg am Wechsel liegt durchwegs um 50 cm Schnee.
    Alle Liftanlagen sind in Betrieb, aber derzeit noch wenig frequentiert.
    Eine überaus gute Schneelage wird auch aus den Wintersportorten des Alpenvorlandes gemeldet.
    Die beliebten Naherholungsgebiete der Wiener, wie Annaberg, Lackenhof oder Hochkar, melden sogar bis zu 200 Zentimeter Schnee.
    In den meisten Langlaufzentren des Waldviertels sind die Läupen befahrbar, mit Ausnahme in den beiden Orten des oberen Waldviertels in St.
    Martin-Harmannschlag und in Harbach.
    Mit der Bettenauslastung ist man im Allgemeinen recht zufrieden.
    Restbetten in allen Kategorien sind aber in allen Regionen Niederösterreichs noch erhältlich.
    In Wien profitiert man heuer vom milden Winter.
    Statt Schnee und Kälte erwartet den Gast ein Kaiserwetter mit Temperaturen bis zu 12 Grad plus.
    Genaue Nächtigungszahlen liegen noch nicht vor.
    Doch gab es bereits zu den Weihnachtsfeiertagen deutlich mehr Gäste als im Vorjahr.
    Vor allem die großen Hotels der gehobenen Kategorien meldeten Auslastungen bis zu 80 Prozent.
    Eher mager hingegen das Ergebnis bei vielen kleinen Betrieben.
    Auslastungen um die 20 Prozent sind hier an der Tagesordnung.
    Schuld daran sind die vielen neuen Hotels in Wien.
    So gibt es heuer um 2000 Hotelbetten mehr als im Vorjahr.
    Das führt zum beinharten Konkurrenzkampf, in dem die Großhotels die Preise nach unten treiben, damit sie ihre Häuser voll bekommen.
    Eine weitere Folge, trotz steigender Touristenzahlen stagnieren die Umsätze.
    Ein Trend, der schon im Sommer zu bemerken war.
    Beim Stichwort Silvester gibt es in der Wiener Hotellerie heuer rundum zufriedene Gesichter.
    Vom kleinen Cityhotel bis zum Schlossbetrieb außerhalb der Stadt ist man zum Jahreswechsel so gut wie ausverkauft.
    Denn Zugpferd Nummer 1 im Wiener Wintertourismus ist nach wie vor der Silvesterabend mit seinen zahlreichen Ballveranstaltungen und Konzerten.
    Reporter aus den Bundesländern waren Matthias Neustädter, Gerald Eichern, Franz Hutter, Hugo Götzhaber, Georg Altsiebler, Karl Ploberger, Ernst Gelex und Karl Reiß.
    Sie informierten sie über die jeweilige bundeslandspezifische Situation des winterfremden Verkehrs.
    Sieben Minuten nach halb eins, ein kurzer Überblick über die geplanten Beiträge noch bis zum Ende des Journals.
    Wir informieren Sie über den Festakt 100 Jahre SPÖ in Heinfeld, über eine Entscheidung des obersten Gerichtshofes, die Streichung der Föst-Zusatzpensionen sei rechtmäßig erfolgt, über Beschränkungen für private Betriebe in der Sowjetunion und über die Silvesterlesung von Otto Schenk.
    Vor zwei Jahren gab es in der sozialistisch orientierten Marktbewirtschaftung der Sowjetunion eine Art kapitalistischen Einbruch.
    Zahlreiche nichtstaatliche Kleinunternehmen wurden zugelassen, die den Markt durch Privatinitiative beleben sollten.
    Sie verkauften Schmuck und Videos, unterhielten Privatschulen oder führten Reparaturen am staatlichen Fernmeldesystem durch.
    Die Zahl dieser Unternehmen ging heuer in die Zehntausende.
    Und ihnen werden jetzt die Zügel wieder strenger angezogen.
    Nach einer Anordnung des Ministerrates werden nun den privaten Kooperativen in der UdSSR scharfe Beschränkungen auferlegt, Franz Köstler berichtet.
    Im Frühjahr noch wurde das neue Gesetz über die Kooperativen als der wohl kühnste Schritt auf dem Weg der Wirtschaftsreform gefeiert.
    Fast alle bis dahin bestehenden Einschränkungen wurden aufgehoben.
    Die kooperierenden Privaten wurden aufgefordert, dem schwerfälligen staatlichen Wirtschaftsapparat auf allen nur erdenklichen Gebieten Konkurrenz zu machen, zum beiderseitigen Vorteil und vor allem zum Nutzen der Konsumenzen.
    Zehntausende von Kooperativen, schossen aus dem Boden, sprangen vor allem dort ein, wo die zentrale Planwirtschaft am spürbarsten versagt hatte, in der Landwirtschaft, der Gastronomie, den Dienstleistungen.
    Kleine Werkstätten, Restaurants, medizinische und erzieherische Einrichtungen bieten das, was der Staat nur unzureichend gewährleistet, freilich zu hohen Preisen, die sich nicht alle leisten können.
    Das hat Kritik hervorgerufen, aber an ihrem positiven Beitrag ist kaum je gezweifelt worden.
    Doch kaum geht das Jahr der Öffnung zu Ende, werden auch schon die Schrauben wieder angezogen.
    In einer knappen Verfügung verbannt der Ministerrat die privaten Kooperativen aus einer ganzen Reihe von Bereichen, die dem Staat offensichtlich doch so heikel sind, dass er sie der Kontrolle nicht entgleiten lassen will.
    Da ist einmal das Geschäft mit dem Gold.
    Auch in der Sowjetunion ein beliebtes Spekulationsobjekt,
    mit dem sich hohe Profite erzielen lassen.
    Die privaten Juweliere müssen bis Anfang Februar ihre Läden wieder schließen.
    Ein zweiter Bereich, der im Verdacht des sogenannten Spekulantentums steht, ist der Handel mit Gütern, die Ausländern gehören.
    Das geht von westlicher Kleidung bis zu Hightech-Geräten, mit denen sich viel Geld machen lässt.
    Auch dieser Handel wird den Kooperativen nunmehr untersagt.
    Politisch schwerwiegender sind die jetzt verfügten Einschränkungen im Bereich der Information.
    Kooperativen wird die Tätigkeit im Verlagswesen untersagt, ebenso die Herstellung und der Vertrieb von Videokassetten.
    Gerade darin hatten die Kooperativen begonnen, das Informationsmonopol des Staates zu durchbrechen und Klassenost und Meinungsvielfalt in die Praxis umzusetzen.
    Offensichtlich im Widerspruch zu der jetzt wieder stärker auf zentrale Kontrolle bedachten ideologischen Führung der Partei.
    Verboten werden auch privat organisierte Sprach- und andere schulische Kurse.
    Diese restriktive Verfügung trifft unter anderem auch religiöse Gemeinschaften, die in der kooperativen Bewegung einen Freiraum gefunden hatten.
    So zum Beispiel konnte die jüdische Gemeinde kooperative Hebräischkurse organisieren, die von staatlichen Institutionen nicht angeboten werden.
    Und schließlich wird den Kooperativen untersagt, sakrale Gegenstände herzustellen und zu verkaufen.
    Offensichtlich will man auch diesen ideologisch heiklen Bereich fest unter staatlicher Kontrolle behalten.
    Auf harte Linie wird außerdem in der Frage ausländischer Valuta geschaltet.
    Kooperative Kleinbetriebe dürfen sie nicht mehr bar in Empfang nehmen, sondern lediglich über ein Konto bei der Staatsbank zum offiziellen Kurs, offensichtlich um Spekulationen mit dem Schwarzmarktkurs des Rubels zu unterbinden.
    Die Restriktionen werden ohne jede Vorwarnung und ohne Möglichkeit des Widerspruchs verfügt.
    Sie kommen überraschend, nachdem die Liberalisierung im Frühjahr zu einer übereinstimmend als positiv bewerteten Stärkung der kooperativen Bewegung geführt hatte.
    Und sie haben ohne Zweifel einen negativen psychologischen Effekt.
    Denn die Verbreitung der Kooperativen leidet vor allem am mangelnden Vertrauen der Bevölkerung in den Reformkurs.
    Viele wollen sich vor allem deshalb nicht im privaten Bereich engagieren, weil sie an der Dauerhaftigkeit der Liberalisierung zweifeln.
    Die Einschränkung der Tätigkeit der Kooperativen nicht einmal ein Jahr, nachdem man ihnen volle Handlungsfreiheit zugesagt hatte, durfte sie in diesen ihren Bedenken einmal mehr bestärken.
    Das war ein Bericht von Franz Kößler aus Moskau.
    Nachdem an unseren innenpolitischen respektive wirtschaftlichen Beiträgen noch gearbeitet wird, ziehen wir jetzt drei Minuten vor dreiviertel eins den Kulturbericht vor.
    Der 31.
    Dezember ist für Otto Schenk ein relativ harter Arbeitstag.
    Am Vormittag gibt es Proben und Direktor der Josefstadt ist man nebenbei ja auch noch, dann der Frosch in der Silvestervorstellung der Staatsoper und dann gleich weiter ins Theater an der Wien, wo Otto Schenk mit seinem Programm »Humor ist« ins neue Jahr hinüber führt.
    Den Frosch in der Fledermaus hat er, wie Erich Gabriel in einem Gespräch mit Schenk herausgefunden hat, an der Staatsoper schon an die 50 Mal gespielt und außerdem noch in mindestens sieben weiteren großen Opernhäuser ist er mit dieser Paraderolle aufgetreten.
    Ich trinke nicht schnell.
    Ich trinke langsam.
    Der Schlügerwitz, der hat's noch.
    Das ist ein Betriebsklima.
    Ein wunderbares, fineles Gefängnis.
    An der Wiener Staatsoper begann für Otto Schenk die Frosch-Perspektive auf die gute Gesellschaft und dann ging es weiter nach Zürich, München, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, New York und immer wieder Wien.
    Die Rolle ist eine von mir sehr gehasste Rolle, also ich tue mich sehr schwer, weil der Frosch einen unendlichen Blödsinn reden muss und ich bin ein absoluter Antialkoholiker und
    Ich benutze jede Gelegenheit, einen Alkoholiker lächerlich zu machen oder den Zustand zu erzeugen, der zu diesem Unfug führt.
    Wenn Schenk sich ins neue Jahr hinüberliest, hat er eine interessante Woche überstanden.
    Am 25. und 26. je zwei Vorstellungen in den Kammerspielen, bis zum 30. noch dreimal Alles Walzer, vormittags Proben in der Josefstadt und in der Staatsoper, nachmittags ist vielleicht noch ein bisschen Platz für den Theaterdirektor.
    und dann noch das kleine Silvesterprogramm.
    Wenn man es überlebt, geht es einem dann ganz gut.
    Die einzige Schwierigkeit ist die Zeit zu überleben.
    Weihnachten zu überleben, diese fürchterlich vielen Sachen.
    Ich muss ja auch noch lernen, das kommt dazu.
    Ich bin ja sehr nahe an der Verkalkung, also ich merke mehr Texte wirklich nur, wenn ich sie gelernt habe.
    Aber Weihnachten ohne was zu tun zu haben, also nur zu feiern, ist eigentlich für mich fast noch schlimmer.
    Daher ist es besser, man ist von diesem Fest und von diesem Weihnachtsgetue durch Arbeit abgelenkt.
    Und Silvester ist für uns Unterhalter, und als solcher werde ich ja leider auch geführt, immer schon der Arbeitstag des Jahres gewesen.
    Also ich entgehe da diesen Geböllere und Gesaufe mit Erfolg.
    Ich brauche mich nicht in Gesellschaften zu bewegen, die nur mehr lallen, sondern ich gehe halt ins Theater.
    Das ist eine Erholung in diesem idiotischen Silvesterbesäufnis.
    Das Programm im Theater in der Wien hat den Titel Humor ist... Humor ist ein Appellieren an menschliche Schwächen, die im Publikum bekannt sind und die ist eine Summe von Blamage
    menschlichen Schwächen, Schwierigkeiten, Kurzschlüssen, die auf große Kennerschaft stoßen, wenn man sie aufzeigt und wenn sie menschlich gebracht und menschlich
    dargestellt werden.
    Ich spiele ja ein bisschen, auch wenn ich vorlese.
    Ich lasse mich anstecken von genialen Texten dieser Richtung.
    Dann stoßt das auf eine Kennerschaft und löst ein befreiendes oder sadistisches Lachen aus.
    Und wie definiert Otto Schenk selbst, was eigentlich Humor ist?
    Man hat's oder man hat's nicht.
    Es stellt sich ein oder stellt sich nicht ein.
    Erzeugter Humor.
    Theoretisch erzeugter Humor führt zur Peinlichkeit und echter Humor führt zum Lachen.
    Man weiß eigentlich nicht genau, warum man gelacht hat.
    Das ist das Geheimnis.
    Das meint Otto Schenk im Gespräch mit Erich Gabriel.
    12.47 Uhr ist es jetzt.
    Zum Jahresausklang gibt es Enttäuschung für rund 35.000 Pensionisten der ehemaligen Voest und der VÖW und Erleichterung in den Chefetagen der verstaatlichten Industrie.
    Der oberste Gerichtshof hat nämlich entschieden, dass die Voest die Firmenzusatzpensionen aufgrund der katastrophalen finanziellen Lage des Unternehmens zu Recht gestrichen hat.
    Einzelheiten dazu von Herbert Huthar.
    Die Fürst Albine hat nach dem großen Krach und der Hinweis auf die beinahe Pleite des Unternehmens von sich aus die Firmenpensionen gestrichen und stattdessen den Pensionisten eine einmalige Abfertigung ausbezahlt.
    Das ging so vor sich, dass zunächst in einem ersten Schritt die Firmenpension auf ein Drittel gekürzt wurde.
    Dann wurde die voraussichtliche Pensionssumme je nach Alter des Pensionisten hochgerechnet und die Hälfte dieses Betrages, der bei dieser Rechnung herausgekommen ist, der wurde dann den Pensionisten als einmalige Abfertigung ausbezahlt.
    Rund 3.000 der insgesamt 35.000 Pensionisten bei Voest und VEW haben dieses Geld aber mit dem Zusatz angenommen, dass sie sich rechtliche Schritte noch vorbehalten.
    Für Aufsehen hat Anfang Oktober ein Urteil des Arbeits- und Sozialgerichtes am Kreisgericht Krems ausgelöst.
    In erster Instanz hat eine Pensionistin der Hütte Krems Recht bekommen.
    Die Föst-Alpine muss, so das Kreisgericht Krems, dieser Pensionistin die treue Pension 14-mal jährlich ausbezahlen.
    Die Föst-Alpine hat gegen dieses Urteil Berufung eingelegt.
    Dieses Einzelverfahren liegt jetzt bei der zweiten Instanz und wird sicherlich ebenfalls beim obersten Gerichtshof landen.
    Das vorliegende OGH-Urteil bezieht sich aber auf eine Feststellungsklage, eingebracht von der Gewerkschaft.
    Und der oberste Gerichtshof hat nun eben festgestellt, dass die Firmenpensionen zurechtgestrichen wurden.
    ÖIAG-Generaldirektor Hugo Michael Sekirer hat befürchtet, dass es nicht weniger als 10 Milliarden Schilling kosten würde, wenn alle 35.000 VÖS-Pensionisten Recht bekämen.
    Der verstaatlichten Chef sprach bis zuletzt von einem Damoklesschwert, das über der nun auf Sanierungskurs befindlichen verstaatlichten Industrie hänge.
    Die Sanierung wäre zumindest in Gefahr gewesen, auf jeden Fall aber dann, wenn der Finanzminister nicht eingesprungen wäre.
    In der Voest jedenfalls gibt man sich in einer ersten Reaktion erleichtert.
    Bleibt noch die Frage der sogenannten Vertragspensionen, also jener Firmenpensionen, die in einzelnen Arbeitsverträgen mit den Mitarbeitern vor allem in den höheren Etagen ausgehandelt wurden.
    Sie können nicht einseitig vom Unternehmen gekündigt werden.
    Hier hat die Voest den ehemaligen Managern vorgeschlagen, im Interesse des Unternehmens auf 40 Prozent der Firmenzusatzpension zu verzichten.
    Man rechnet damit, dass etwa ein Fünftel der Pensionierten Föst und VW-Manager dieses Angebot annehmen wird.
    Aber auch hier wartet man noch auf ein Urteil des obersten Gerichtshofes.
    Das war ein Bericht von Herbert Hutter.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 50 Minuten und wir kommen zum gleichsamen Ausgangspunkt unseres Journals zur 100-Jahr-Feier der SPÖ in Heinfeld zurück.
    Am Vormittag gab es ja da eine Großveranstaltung mit der Setzung eines Gedenksteines und der Versenkung zweier Urkunden.
    Und ab etwa 11.30 Uhr ist in der Sporthalle von Heinfeld der sogenannte Festakt im Gang.
    Franz Simböger hat dazu die folgende Zusammenfassung gestaltet.
    Mit einer Festfanfare und dem Lied »Brüder zur Sonne, zur Freiheit« wurde der Festakt zum 100-Jahr-Jubiläum der SPÖ in der Sporthalle in Heimburg eröffnet.
    Josef Tschapp, seit einem Monat Zentralsekretär der SPÖ, unterstreicht in seinen Grußworten, dass die SPÖ stolz auf die vergangenen 100 Jahre sein könne und aus dieser Vergangenheit heraus mit Optimismus in die Zukunft blicke.
    Diejenigen, die glauben, dass wir auf die ersten 100 Jahre und insbesondere auf die Zeit nach 1970 nicht stolz sind, die müssen zur Kenntnis nehmen, dass sie sich getäuscht haben.
    Und natürlich, wer längere Zeit Verantwortung trägt, und das sei auch selbstkritisch bemerkt, macht auch Fehler.
    Aber unsere politische und moralische Stärke ist, dass wir diese Fehler erkennen, dass wir sie schonungslos darstellen, analysieren und dass wir immer wieder imstande waren, aus diesen Fehlern zu lernen und immer wieder Garanten der politischen und der moralischen Erneuerung waren, sind und sein werden.
    Und diejenigen, die glauben, dass das sozialdemokratische Jahrhundert vorbei ist, die wird es bald überhaupt nicht mehr geben.
    Wir werden sie in den nächsten 100 Jahren politisch überleben.
    Dafür wird die Fortsetzung unserer Politik garantieren.
    Liebe SPÖ, liebe sozialdemokratische Bewegung, alles Gute zum Geburtstag.
    Nach dieser Begrüßung folgt eine Kurzdarstellung der Geschichte der Sozialdemokratie.
    Bruno Kreisky, für heute zwar nach Heinfeld eingeladen, aber nicht anwesend, macht dabei auf einer Videozuspielung den Anfang mit einer Geschichte über Viktor Adler.
    Viktor Adler war
    Arzt, eigentlich ein Armenarzt.
    Und damals, als er das war, gab es draußen am Rand von Wien, in Inzersdorf, die Ziegelöfen.
    Und da wurde er einmal gerufen, in einen dieser stillgelegten Ziegelöfen, und er kam dorthin, und da soll sich, so sagt die Geschichte,
    soll sich eine alte Frau auf ihn gestürzt haben und soll gesagt haben, Herr Doktor, so helfen Sie uns doch.
    Und da stand Viktor Adler dort in seiner schüchternen Art und sagte mit der ihm arteigenen, stockenden Stimme, Leidln, Eich kann kein Doktor helfen.
    Und er zog daraus die Konsequenz, hing seinen Ärztemantel auf den Nagel und ging hin und gründete die Einige-Arbeiter-Bewegung.
    Die Internationale wird gesungen und während des Liedes nehmen Vertreter aus vielen Staaten auf der Bühne der Heinfelder Sporthalle Aufstellung.
    Symbol für die Internationalität der sozialdemokratischen Bewegung.
    Die Heinfelder Einigungsresolution wird verlesen.
    Grußbotschaften führender Sozialdemokraten werden auf Video eingespielt.
    Dann folgt die Festrede von Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzendem Franitzki.
    Vor 100 Jahren wurde die Befreiung
    aus den Fesseln der Abhängigkeit, die Beseitigung der politischen Rechtlosigkeit und die Hebung aus der geistigen Verkümmerung zum, wie wir es nennen, Heinfelder Programm erhoben.
    Die Sozialdemokratie setzte sich darin Ziele, die den objektiven Interessen der entrechteten und ausgebeuteten Massen entsprachen.
    die zugleich aber einen langen und mühevollen Kampf erforderten.
    Heute befinden wir uns in jener Zukunft fernen.
    Heute befinden wir uns in jener Zukunft fernen, von denen Leroy träumte.
    Und wir können das Sehnen nach Brot und Arbeit
    und dem Lernen unserer Kinder in der Schule und das Sehnen danach, dass unsere Alten nicht mehr betteln gehen, nahezu als erfüllt betrachten.
    Der Lauf der Geschichte habe die Ziele der Sozialdemokraten als wahr erwiesen, sagt Franitzki, der dann sieben Aufgaben für die heutige SPÖ postuliert, unter anderem sinnvolle neue Arbeit schaffen, die bewegenden Kräfte der Gesellschaft kontrollieren, neue Ausbildungsformen schaffen, die Gesellschaft für Frauen öffnen.
    Und Franitzki dann weiter.
    Wir leben heute in einer Gesellschaft, die einer gewaltigen Mehrheit ein menschenwürdiges Dasein bietet,
    aber die noch immer manche im Schatten stehen lässt.
    Und es muss unser Ziel sein, diese Schatten zurückzudrängen.
    Schatten zurückzudrängen und Licht in die dunklen Winkel unserer sozialen Gesamtwirklichkeit zu bringen.
    Es muss aber auch gelingen, unsere Konzeption des Sozialstaats über unsere Grenzen hinaus zu tragen.
    Die Hungernden, die ihre Menschenrechte beraubten in aller Welt, müssen in den nächsten Jahrzehnten in eine Menschheitsgemeinschaft eingegliedert werden, die Not und Elend an keinem Platz dieser Erde mehr duldet.
    Eine neue Anstrengung der internationalen Solidarität ist daher nötig und die brüderliche Vereinigung mit den Benachteiligten, der Kampf gegen die Diskriminierung wird uns Sozialdemokraten daher sehr in Bewegung zu halten.
    Der Festakt in Heimburg in Heinfeld dauert noch an.
    Franitzki ging in seiner weiteren Rede auch auf die aktuelle Situation der SPÖ ein und rief zu siedlicher und moralischer Makellosigkeit der Partei auf.
    Das Ende des Festaktes der SPÖ in Heinfeld ist für etwa 13 Uhr eingesetzt.
    Das war ein Bericht von Franz Simböger und bevor wir zu unseren Schlussmeldungen kommen noch ein Hinweis auf unsere Sendung im Brennpunkt, heute Abend 21 Uhr, Programm Österreich 1.
    Titel der Sendung vom Zustand der Welt, die Gefährdungen nehmen zu.
    Das Bedürfnis um den genauen Zustand der Welt Bescheid zu wissen steigt.
    In der alltäglichen Wahrnehmung handelt es sich angefangen vom Ozonloch über den Treibhauseffekt bis zur Vernichtung der Arten, jeweils um einzelne Katastrophen.
    Das internationale Worldwatch-Institut in Washington kommt in seinem jüngsten Bericht zur Überzeugung, dass wir es nicht mehr mit Katastrophenereignissen zu tun haben, sondern mit Katastrophenprozessen.
    Die Sendung im Brennpunkt bringt Interviews mit Experten des World Watch Institutes, wie gesagt heute Abend um 21 Uhr im Programm Österreich 1.
    Zum Abschluss des Mittagsschanals liest nun Wolfgang Riemerschmidt die wichtigsten Auslandsmeldungen.
    Jugoslawien.
    Die Regierung von Ministerpräsident Mikulic ist unter dem Druck der wirtschaftlichen und politischen Krise zurückgetreten.
    In den vergangenen Wochen wurde dem Kabinett wiederholt Versagen bei der Verwirklichung von Reformen vorgeworfen.
    Es ist der erste Rücktritt einer jugoslawischen Regierung seit Kriegsende.
    Das Parlament in Belgrad hat gestern zwei wichtige Gesetze zur Reform der Wirtschaft verabschiedet.
    Künftig ist die Gründung privater und halbstaatlicher Unternehmen erlaubt.
    Der Zwang zur Planwirtschaft für einen großen Teil der Firmen wird abgeschafft.
    Mit dieser Reform will die Regierung vom Ministerpräsident Mikulic die schwere Wirtschaftskrise Jugoslawiens überwinden.
    Frankreich.
    Die beiden französischen Mädchen, die mehr als ein Jahr in der Gewalt von Geiselnehmern waren, sind frei.
    Die sechs- und siebenjahrealte Schwestern trafen mit einer Sondermaschine aus Libyen kommend auf einem Luftwaffenstützpunkt in Südfrankreich ein.
    Die Kinder sind gemeinsam mit ihrer Mutter und fünf Belgiern im vergangenen Jahr bei einer Mittelmeerkreuzfahrt entführt und in den Libanon verschleppt worden.
    Die übrigen Geiseln sind nach wie vor in der Hand der palästinensischen Abu-Nidal-Gruppe.
    Großbritannien, USA.
    Die Explosion an Bord der in Schottland abgestürzten Pan Am-Maschine dürfte von einem hochkomplizierten Mechanismus ausgelöst worden sein.
    Die Tageszeitung Times berichtet unter Berufung auf Experten, der Zündmechanismus habe sowohl auf die Flughöhe als auch auf die Flugzeit reagiert.
    Der Sprengstoff stammt angeblich aus der Tschechoslowakei und soll nach Libyen und Syrien verkauft worden sein.
    Das Wetter für Österreich bis heute Abend nur vereinzelt Nebelfelder, meist aber heiter.
    Nachmittagstemperaturen 3 bis 9 Grad.
    Diese Wetteraussichten standen am Ende von 60 Minuten Berichterstattung.
    Für das Team des Mittagschanals verabschiedet sich Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter zum Wochenende
    Mitwirkende: Sobitschka, Walther [Gestaltung]
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Ort: Hohe Warte, Zentralanstalt für Meteorologie (ZAMG) [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Jugoslawische Regierung zurückgetreten
    Mitwirkende: Gwozdz, Zdislaw [Gestaltung]
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Ort: Belgrad [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    100 Jahre Sozialdemokratie, Festakt am Hauptplatz von Hainfeld - erster Einstieg
    EInblendung: Atmo (Musik), Bürgermeister Platzer, SPÖ-Landesparteiobman Höger, SP-Parteivorsitzender Vranitzky
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Platzer, Herbert [Interviewte/r] , Höger, Ernst [Interviewte/r] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Ort: Hainfeld [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums Simon Wiesenthal 80
    Einblendung: Dokumentationszentrums-Leiter Wiesenthal
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung] , Wiesenthal, Simon [Interviewte/r]
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Panorama: Menschenvernichtung im Gaswagen
    Einblendung: Überlebender Wiesenthal
    Mitwirkende: Wolf, Armin [Gestaltung] , Wiesenthal, Simon [Interviewte/r]
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation Weihnachtsfremdenverkehr in Österreich: Vorarlberg - Tirol - Salzburg - Kärnten - Steiermark - Oberösterreich - Niederösterreich - Wien
    Mitwirkende: Neustädter, Matthias [Gestaltung] , Aichner, Gerald [Gestaltung] , Hutter, Franz Josef [Gestaltung] , Götzhaber, Hugo [Gestaltung] , Altziebler, Georg [Gestaltung] , Ploberger, Karl [Gestaltung] , Gelegs, Ernst [Gestaltung] , Reiss, Karl [Gestaltung]
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musik
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    UdSSR: Wieder weitgehende Beschränkung von privaten Betrieben
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Ort: Moskau [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Gespräch mit Otto Schenk zu seinen zahlreichen Silvesteraktivitäten
    Interview: Schauspieler Schenk
    Mitwirkende: Gabriel, Erich [Gestaltung] , Schenk, Otto [Interviewte/r]
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Entscheid Oberster Gerichtshof: keine VÖEST-Pensionen
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung]
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    100 Jahre Sozialdemokratie, Festakt am Hauptplatz von Hainfeld - zweiter Einstieg
    Einblendung: Atmo (Musik), SP-Zentralsekretär Cap, Altbundeskanzler Kreisky (Zuspielung), SPÖ-Parteivorsitzender Vranitzky
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung] , Cap, Josef [Interviewte/r] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r]
    Datum: 1988.12.30 [Sendedatum]
    Ort: Hainfeld [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1988.12.30 [Sendedatum]
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