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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Grüß Gott, sage ich Ihnen beim Mittagsjournal des aktuellen Dienstes, Redakteurin im Studio ist Ilse Oberhofer.
Unsere wichtigsten Themen heute aus dem Ausland sind es zwei Schwerpunkte.
Der erste Takt des Staatsbesuchs des amerikanischen Präsidenten Reagan in Bonn, zugleich heute auch in Bonn Beginn des Weltwirtschaftsgipfels.
Und zweites schwergewichtiges Auslandsthema, das amerikanische Wirtschaftsembargo verhängt über Nicaragua.
Dazu gibt es drei Aspekte.
Eine Einschätzung der Situation.
Trifft diese Maßnahme den Lebensnerv des Landes?
Aus Belgrad berichten wir über eine Pressekonferenz, die Nicaraguas Präsident Ortega auf Besuch in Jugoslawien derzeit nach Gesprächen in Moskau dort gab.
Und wir bringen auch Kommentare der Auslandspresse zum Thema US-Daumenschraube gegen Nicaragua.
Ein weiterer Auslandskorrespondent wird uns dann über die jüngste Flüchtlingstragödie in Äthiopien berichten.
Dort haben Regierungstruppen ein Flüchtlingslager aufgelöst.
Eingeäschert eigentlich.
52.000 Menschen sind nun wieder auf der Flucht.
Tausende von ihnen werden diese Flucht nicht überleben.
Inland.
Da erwarten wir heute wie jeden Donnerstag einen Bericht nach der Sitzung des ÖVP-Parteivorstandes und dann nimmt ÖVP-Wehrsprecher Erma Korer um den Wirbel rund um den Traken Stellung.
Leopold Esterle fragt ihn.
Sie werden als Wehrsprecher der ÖVP jetzt mehr oder weniger von prominenten ÖVP-Politikern im Stich gelassen.
Ja, ich habe das zu ertragen in der Politik.
Gibt es Situationen, die ich möglicherweise aus Gründen höherer Parteireson nicht ganz durchschaue, aber ich habe mich solchen Bewegungen einfach zufügen, weil mir möglicherweise die Information über gewisse Fragen abgeht.
Im Kulturbeitrag des Mittagsjournals bringen wir dann eine Vorschau auf das Berliner Theatertreffen.
Zunächst aber stehen wie immer die Nachrichten auf unserem Programm.
Edgar Theider hat sie zusammengestellt, Sprecher ist Peter Fichner.
Bundesrepublik Deutschland.
In Bonn beginnt am Nachmittag ein Wirtschaftsgipfeltreffen der sieben wichtigsten Industrienationen des Westens.
Erwartet werden die Staats- und Regierungschefs der Bundesrepublik Deutschland und der USA aus Kanada, Japan, Frankreich, Großbritannien und Italien.
Neben Wirtschaftsfragen wie eine Verbesserung des Weltwährungssystems und die Verminderung der Arbeitslosigkeit sollen auch Rüstungsfragen zur Sprache kommen.
Auch das Weltraumwaffenprogramm der Vereinigten Staaten dürfte erörtert werden.
Unter umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen hat Präsident Reagan das offizielle Besuchsprogramm in der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen.
Nach einem Empfang bei Bundespräsident Richard von Weizsäcker traf er mit Bundeskanzler Helmut Kohl zusammen.
Umstritten ist nach wie vor der für Sonntag geplante Besuch des Soldatenfriedhofs in Bitburg.
Einen Verzicht auf dieses Vorhaben forderten unter anderem der Bürgermeister von Jerusalem, Teddy Kollek, und der Erzbischof von New York, John O'Connor.
Der ehemalige amerikanische Außenminister Henry Kissinger unterstützt den geplanten Friedhofsbesuch.
Seiner Ansicht nach ist die Haltung Reagans gegenüber den Opfern der Judenverfolgung tadellos.
USA, Nicaragua Die sandinistische Regierung in Managua rechnet mit schweren Schäden für die Wirtschaft als Folge des Handelsboykotts durch die USA.
Ein Sprecher der Sandinisten kündigte an, man werde sich um neue Absatzmärkte für nicaraguanische Güter umsehen müssen.
Staatschef Daniel Ortega befindet sich zurzeit nach einer Reise durch den Ostblock in Jugoslawien.
Die Regierung in Washington erwägt unterdessen eine Ausweitung des bereits beschlossenen Wirtschaftsembargos gegen Nicaragua.
Beraten werden ein Reiseverbot und das Einfrieren nicaraguanischer Gelder in den Vereinigten Staaten.
Am kommenden Dienstag beginnt ein unbefristeter und totaler Wirtschaftsboykott und ein Landeverbot für Flugzeuge und Schiffe Nicaraguas in den USA.
Präsident Reagan begründete diese Maßnahmen mit Sicherheitsinteressen der Vereinigten Staaten.
Kanada will sich dem Handelsembargo nicht anschließen.
In Ottawa wurde heute versichert, Kanada unterstütze weiterhin die Bemühungen der Contadora-Gruppen um Frieden in Mittelamerika.
Großbritannien.
Etwa 29 Millionen Bürger sind heute zu Grafschaftswahlen in England und Wales aufgerufen.
Der Wahlkampf stand im Zeichen lokaler und regionaler Themen, vor allem der Arbeitslosigkeit und einer jüngst durchgeführten Erhöhung der Gemeindesteuern.
Dennoch gelten die Wahlen auch als Test für die Regierung von Premierministerin Margaret Thatcher.
In jüngsten Umfragen hat die Oppositionelle Labour Party in der Wählergunst gegenüber den Konservativen aufgeholt.
Spanien.
Militante baskische Separatisten haben nach Angaben der Behörden offenbar eine Bombenkampagne gegen spanische Touristenzentren an der Mittelmeerküste begonnen.
Gestern Abend explodierten in den Badeorten Benidorm und Salem de Valencia zwei Sprengkörper.
Verletzt wurde dabei niemand, es entstand nur geringer Sachschaden.
Ein anonymer Anrufer bekannte sich im Namen der baskischen Untergrundorganisation ETA zu dem Attentat.
Die ETA hat in der vergangenen Woche gedroht, ihre Anschläge künftig vermehrt gegen Tourismuszentren zu richten.
In der Nacht auf heute sind auch in den Städten Lodio und Bilbao zwei Bomben explodiert.
Es entstand Sachschaden.
Vatikan.
Im Beisein vom Papst Johannes Paul II.
werden heute in Rom die Vertragsurkunden über eine Beilegung der Streitigkeiten zwischen Argentinien und Chile um den Biegelkanal ausgetauscht.
Der Konflikt um den Kanal an der Südspitze Lateinamerikas hat sich in den vergangenen Jahren verschärft.
Der Vatikan unternahm erfolgreiche Vermittlungsbemühungen.
Im Biegelkanal werden von Experten ergiebige Ölvorkommen vermutet.
Philippinen Im Prozess um die Ermordung des Oppositionspolitikers Benigno Aquino im August 1983 wurden heute die Militärs von einer Zeugin schwer belastet.
Eine 32-jährige Geschäftsfrau gab an, Aquino sei von einem Soldaten in Uniform erschossen worden.
Sie habe die Tat durch das Fenster des Flugzeugs beobachtet, indem der Oppositionspolitiker aus dem Exil in den USA zurückgekehrt war.
In dem Prozess um die Ermordung Akinos sind neben Generalstabschef Fabian Wehr weitere 25 Männer angeklagt.
Österreich ÖVP-Gesundheitssprecher Günter Stummvoll hat sich heute wörtlich gegen ein Fortführen der Reparaturmedizin ausgesprochen.
Stummvoll wies darauf hin, dass persönliche Lebens- und Verhaltensweisen zu mehr als der Hälfte für den Gesundheitszustand des Einzelnen verantwortlich seien.
Der ÖVP-Sprecher forderte daher eine verstärkte Gesundheitsvorsorge.
Im Einzelnen nannte Stummvoll Gesundheitserziehung als verpflichtenden Unterrichtsbestandteil in den Schulen, eine Honorierung ärztlicher Beratungsgespräche durch Krankenkassen und eine stärkere Verankerung des Gedankens der Gesundheitsvorsorge im Krankenkassenwesen.
Die ÖVP will noch vor dem Sommer ein Reformkonzept für die Medizinausbildung vorlegen, kündigte Stummvoll an.
In Teilen Wiens ist es in der Nacht auf heute zu kurzfristigen Stromstörungen gekommen.
Ursache war ein technisches Gebrechen in der Umspannanlage des Kraftwerks Wien-Simmering nach einer plötzlich auftretenden Überspannung.
Die Stromausfälle in den Bezirken Margareten, Mariahilf, Neubau, Favoriten und Simmering konnten bis zum Morgen wieder behoben werden.
Die Ausgabe der neuen grünen Abgaspickerl ist nach Angaben des ÖAMTC problemlos angelaufen.
Seit Beginn dieses Monats müssen alle Autos mit Viertakt-Benzinmotoren einmal im Jahr einen Abgastest durchführen lassen und erhalten dafür statt der bisher roten eine grüne Begutachtungsplakette.
Durch die optimale Einstellung der Motoren können schätzungsweise bis zu 30 Prozent der Emissionen von schädlichen Kohlenwasserstoffen und Kohlenmonoxid vermieden werden.
Das Wetter.
An der Rückseite eines Tiefs mit Kern über Dänemark fließt feuchtkalte Luft südwärts nach Mitteleuropa.
Aussichten für morgen.
Einige sonnige Abschnitte, vor allem im Süden und Osten.
Insgesamt jedoch veränderlich oder stark bewölkt und vor allem an der Alpen-Nordseite weitere Niederschläge.
Schneefallgrenze bei 1000 Metern, Wind aus West bis Nordwest, Tageshöchsttemperaturen 5 bis 10 Grad im Süden auch darüber.
Das Wetter zum Wochenende, teilweise sonnig, kaum noch Niederschlag und allgemein etwas wärmer.
Wettermeldungen von 12 Uhr.
Wien bedeckt Regen 7 Grad.
Eisenstadt bedeckt Regen 6.
Linz bedeckt Regen 5 Grad und Westwind mit 15 Kilometern in der Stunde.
Salzburg bedeckt leichter Regen 6 Grad, Westwind 10.
Innsbruck bedeckt leichter Regen 8 Grad.
Bregenz bedeckt Regen 6 Grad, bedeckt 7 Grad und Ostwind mit 10 Kilometern in der Stunde.
Und Klagenfurt stark bewölkt 15 Grad.
Sieben Uhr und neun Minuten ist es jetzt.
In Bonn beginnt heute Nachmittag, wer weiß es nach dem Medientrommelfeuer der vergangenen Wochen nicht, der Weltwirtschaftsgipfel.
Das schon zur Tradition gewordene Treffen der Chefs der sieben größten Industrienationen der Welt.
Zum elften Mal trifft man sich nun schon.
Die Ergebnisse werden wohl nicht spektakulär sein, das ist allen bewusst, denn so einfach mit einem zweitägigen Mammutgipfel lassen sich wohl die anstehenden Weltwirtschaftsprobleme nicht wirklich lösen.
Was aber dieses Gipfeltreffen schon vor seinem Beginn in den Medien so präsent gemacht hat, das war nicht die anstehenden aktuellen Probleme des Jahres 1985, sondern das war eigentlich das Eingeholtwerden durch die Geschichte von vor 40 Jahren.
Bitburg ist dafür das Stichwort.
Ich glaube, mehr muss man in diesen Tagen fast nicht mehr dazu sagen.
Was als Symbol endgültiger deutsch-amerikanischer Versöhnung gedacht war, ist nun zur Belastung geworden.
Anlässlich seines Staatsbesuches in Bonn, Bonn ist ja gleichzeitig der Ort des Treffens für den Weltwirtschaftsgipfel, sollte der amerikanische Präsident Reagan einen Soldatenfriedhof besuchen.
Bitburg ist es, was es ein Wirbel darum gegeben hat, dass es in den
sicher in den letzten Tagen auch schon sehr nahegebracht worden.
Heute allerdings am ersten Tag dieses Staatsbesuchsregens in Bonn war vom Wirbel rund um Pittburg, von der Belastung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses nicht mehr die Rede.
Markus Peter und Michael Kerbler berichten.
Als in Park der Villa Hammerschmidt, dem Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten, heute Vormittag Stars Spangled Banner, die amerikanische Hymne erklang, begann also offiziell der Staatsbesuch des amerikanischen Präsidenten.
Das Zeremonial war nicht besonders pompös.
Nach den Hymnen ein vielleicht halbstündiges Gespräch zwischen Regan und Weizsäcker.
In diesen Minuten sitzt Ronald Reagan im Kanzleramt mit Helmut Kohl zusammen.
An Gesprächsthemen haben sie sicher keinen Mangel.
Im Vordergrund dürfte wohl das Tauziehen um die amerikanische strategische Verteidigungsinitiative SDI stehen.
Das Tauziehen darum, ob sich nun die Bundesrepublik und andere europäische Staaten dem Wunsch Wassingens entsprechend an den Forschungen zur Weltraumrüstung beteiligen werden.
In Bonn ist man sich in dieser Frage noch nicht ganz klar.
Im Grundsatz sagt man ja zur Forschung, aber es fällt doch wohl schwer, die politische Mitverantwortung für die Weltraumrüstung zu übernehmen.
Es steht wohl auch zu vermuten, dass Kohl und Reagan das Thema Bitburg und seine Auswirkungen auf das deutsch-amerikanische Verhältnis anschneiden werden.
Obwohl beide Seiten offiziellerseits feststellen, die Beziehungen könnten durch diese umstrittene Kranzniederlegung auf einem deutschen Soldatenfriedhof nicht wirklich gestört werden.
Aber das Thema Bitburg ist zumindest für heute aus den Schlagzeilen verschwunden.
Denn das Weiße Haus, das er jetzt am Rhein Weltpolitik macht, hat mit einem geschickten Informations-Coup Nicaragua zur Top-Schlagzeile gemacht, als in Bonn gestern die scharfen Handelssanktionen gegen den mittelamerikanischen Staat verkündet wurden.
Und es steht zu erwarten, dass das Thema Handelssanktionen
die großen Sieben des Weltwirtschaftsgipfels, der heute Nachmittag beginnt, intensiv beschäftigen wird.
Denn das Bekenntnis zu noch freierem Welthandel ist eine Sache und die Praxis von Handelsblockaden eine andere.
Und das wird Regan von seinen Gipfelpartnern möglicherweise zu hören bekommen.
Der Protektionismus ist es auch, der den Ausblick vom Bonner Weltwirtschaftsgipfel so gar nicht rosig erscheinen lässt.
Denn gegenwärtig versucht fast jeder der Staaten, mehr zu exportieren und weniger zu importieren.
Da versuchen die Europäer, Agrareinfuhren der Amerikaner abzublocken, da revanchieren sich die USA mit Stahlimportrestriktionen.
Die Japaner wiederum überschwemmern mit ihren Waren Europa und die USA und das oft zu Preisen, die den Dumping-Verdacht der Mitkonkurrenten erregen.
Auf der Tagesordnung der Großen Sieben steht ein weiteres Problem zur Erörterung.
Die zur Plage gewordene Arbeitslosigkeit.
Fast 40 Millionen Menschen sind in den westlichen Industriestaaten gegenwärtig beschäftigungslos.
Dazu gesellt sich die Erkenntnis, dass Wirtschaftswachstum allein nicht mehr dazu beiträgt, Arbeitslose wieder in den Produktionsprozess einzugliedern.
Wirtschaftswachstum und Beschäftigung haben sich längst voneinander abgekoppelt.
Problem Nummer drei, die hohen amerikanischen Haushaltsdefizite, der noch immer deutlich überbewertete US-Dollar, beides Auslöser für überhöhtes amerikanisches Zinsniveau mit all seinen Negativfolgen auf kreditabhängige Dritte-Welt-Staaten.
Und schließlich ist auch die Schuldenkrise der Entwicklungs- und Schwellenländer noch lange nicht beigelegt.
Die Industriestaaten wollen sie sich nicht aus der Mitverantwortung des dritten Weltfinanzdebakels fortstehen, werden neue Strategien zur Milderung der 900 Milliarden Schuldenlast finden müssen.
Schon im wohlverstandenen Eigeninteresse, denn die Entwicklungsländer dürfen als Käufer westlicher Produkte nicht ausfallen.
Die Auswirkungen auf die eigenen Volkswirtschaften wären in der Tat fatal.
Was ist zu tun?
Der Handelsprotektionismus muss abgebaut werden.
Die USA müssen ihre Defizite drücken und den zu teuren Dollar und damit auch das Zinsniveau senken.
Der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der Belebung des Wirtschaftswachstums müssen die europäischen Staaten ihr Hauptaugenmerk widmen.
Neue Verhandlungen im Rahmen des allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens, GATT, mit parallelen Gesprächen über Währungs- und Finanzfragen,
können zusätzlich wichtige Lösungsmöglichkeiten zur Produktionismusbekämpfung und Dollarniveausenkung erschließen.
Der Bonner Weltwirtschaftsgipfel kann also, vorausgesetzt man einigt sich auf all diese Maßnahmen, ein Gipfel der Chancen für die westliche Wirtschaft und die Dritte Weltstaaten sein.
Heute also Beginn des Weltwirtschaftsgipfels in Bonn.
Am Nachmittag werden die Chefs der sieben größten Industrienationen der Welt zusammentreffen und gleichzeitig heute auch erster Tag des Staatsbesuchs von US-Präsident Reagan in Bonn, meine Kollegen Markus Peter und Michael Kerbler berichteten.
Vor seiner Abreise nach Europa hat der amerikanische Präsident allerdings noch einen außenpolitischen Schritt gesetzt, dessen letzte Konsequenzen noch gar nicht ganz abzusehen sind.
Reagan verhängte eine völlige Handelssperre und weitere Wirtschaftssanktionen gegen Nicaragua.
Das wenige Tage nach seiner bisher größten außenpolitischen Niederlage im Kongress, der dem Präsidenten ja weitere finanzielle Hilfsmittel für die Contras in ihrem Kampf gegen die Regierung in Nicaragua versagt hatte.
Nun versucht der amerikanische Präsident, dem ungeliebten lateinamerikanischen Kleinstadt eben andere Daumenschrauben zu verpassen.
Ein Sprecher Regens erklärte, der Präsident glaube weiterhin, dass direkter Druck das einzige wirksame Mittel darstelle, um das Verhalten Nicaraguas zu mäßigen.
Nicaragua setze aggressive Aktionen und müsse, so der amerikanische Regierungssprecher wörtlich, den Export von bewaffnetem Aufstand von Terrorismus und Subversion in Nachbarländer einstellen.
Die Frage ist nun, werden diese amerikanischen Wirtschaftssanktionen Nicaragua quasi das Lebenslicht ausblasen?
Treffen sie den Lebensnerv des um seine Unabhängigkeit kämpfenden Landes oder trifft zu, was in ersten Reaktionen schon aus Managua anklang, dass der amerikanische Handelsbrikot nur halb so schlimm sei?
Wir fragten einen Kenner der Verhältnisse an Ort Armin Beth.
Die Regierung von Managua hat einen derartigen Handelsboykott im Verlauf der allgemeinen politischen Entwicklung kommen sehen und schon seit Jahren entsprechende Vorbereitungen getroffen.
Es trifft sie also nicht überraschend und sie meint daher, die im Einzelnen noch nicht abziehbaren Schäden in Grenzen halten zu können.
Der große Aufschrei blieb daher aus.
Vizepräsident Ramírez betonte, die Maßnahmen von US-Präsident Reagan treffen in erster Linie das Volk und die Privatwirtschaft.
Zum Beispiel werden rund zwei Drittel des Fleischexportes in die USA durch private Unternehmer getätigt.
Die linke Revolution und ihr Gesellschaftsmodell seien durch das Handelsembargo nicht gefährdet.
Nicaragua hat die Einfuhren aus Nordamerika schon vorher aus der Politik, sich unabhängig zu machen und aus der Wiesenknappheit nach Kräften eingeschränkt.
Immerhin beliefen sie sich noch im vergangenen Jahr auf rund 130 Millionen Dollar.
die vor allem für Ersatzteile von bereits vorhandenen Maschinen in Industrie und Landwirtschaft sowie im Transportwesen verwendet worden.
Hier kann es in erster Linie zu Schwierigkeiten des kleinen Landes mit einer Bevölkerung von circa drei Millionen Menschen kommen.
Bei den Ausfuhren in die Vereinigten Staaten, die nun durch Washington ebenfalls gestoppt wurden, handelt es sich um landwirtschaftliche Produkte wie Kaffee, Bananen, Baumwolle und Rindfleisch.
Für beide Richtungen des direkt unterbrochenen Handels gibt es mancherlei Schleichwege über Drittländer, die sich nun entwickeln werden.
Der Boykott kann auf viele Weise umgangen werden.
Er könne nach allen Erfahrungen der Vergangenheit, so heißt es nicht bloß in Managua, sondern auch in Gesamtmittelamerika, nicht als Mittel dazu taugen, die linken Reninisten zum Einlenken oder Nachgeben in der Innen- oder Außenpolitik zu veranlassen.
Hier in der Region steht das Beispiel des kommunistischen Kubas direkt vor aller Augen.
Vergleichbare Reaktionen der USA für über 20 Jahre haben nur dazu geführt, dass sich Fidel Castro immer noch enger an die Sowjetunion anlehnte.
Nicht unbedingt aus freien Stücken, sondern vielmehr, weil die Hilfe aus Moskau ganz einfach zum Überleben seines Regimes gebraucht wurde.
Nach demselben Muster verlaufe die Entwicklung in Nicaragua, wo sich die machthabenden Sanisten nicht durch wirtschaftliche Druckmittel von ihrem Kurs der Revolution abbringen lassen müssen, weil sie für diesen Fall schon vorgesorgt haben.
Der harte Kurs der USA, so wird zum Beispiel in Mexiko gesagt, führe auch zu einer Verhärtung bei der Regierung in Managua, wo die gemäßigten Kräfte dadurch einen Einfluss verlieren.
Viel wird nun davon abhängen, wie sich die Staaten der Contador-Gruppe Venezuela, Kolumbien, Mexiko und Panama gemeinsam verhalten.
Sie können sich auf die eine oder andere Seite schlagen und damit eine Art Schiedsrichterrolle in dem Konflikt spielen.
Von ihnen hängt es auch ab, ob die Maßnahmen der USA im wirtschaftlichen Bereich gegen Managua ernsthafte Auswirkungen mit sich bringen.
Für den Augenblick sind die Folgen des Embargos wenig vorauszusehen.
Armin Beth war das.
Neben Washington, Moskau und Managua wurde heute auch die jugoslawische Hauptstadt Belgrad zum Blickpunkt der Nicaragua-Krise.
Dies deshalb, weil der Staatschef Nicaragua, Sortega, aus der Sowjetunion kommend und weiter nach Bulgarien unterwegs, in Belgrad eine Pressekonferenz einberuf, wo er natürlich auch zum jüngsten amerikanischen Wirtschaftsbrikot Stellung nahm und dessen politische, vor allem aber militärische Gefahren aufzeigte.
Ganz problemlos war allerdings Ortegas Belgrad-Auftritt nicht, wenn man ihn im Lichte der blockfreien Politik Jugoslawiens sieht, wie Gustav Kalupa berichtet.
Die von den USA über Nicaragua verhängte Handelsblockade könnte von einer militärischen Operation begleitet werden, warnte der nicaraguanische Präsident Ortega auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Belgrad.
Kurz vor seiner Weiterreise nach Bulgarien malte er so im Weißen Schloss die Gefahr eines neuen militärischen Konflikts an die Wand.
Gleichzeitig aber forderte er von Belgrad aus, die USA auf, ihre aventuristische, aggressive Politik gegenüber Nicaragua zu revidieren und an den Verhandlungstisch in Manzarillo zurückzukehren.
In einem friedfertigen Dialog könnten anstehende Fragen gelöst werden, meinte Ortega,
und er verwies auf den heute erfolgten Abzug von 100 kubanischen Militärberatern aus Nicaragua.
Sie kehren nach Kuba zurück, erklärte Ortega, was er sozusagen als Vorleistung auf seine Friedensliebe gewertet sehen möchte.
Nicaragua wäre nach den Worten Kommandante Ortegas, der zur Pressekonferenz in olivgrüner Uniform erschienen war, seiner Kontrolle durch die Contradora-Gruppe oder durch die Vereinten Nationen bereit.
Aber, schränkte Ortega ein,
Auch die USA und Honduras müssten sich einer Kontrolle unterwerfen, um zu zeigen, wer die mittelamerikanische Region destabilisiert.
Er wies die Begründung Washingtons für die Handelsblockade als Ausrede zurück, da so wirklich Nicaragua, die zentralamerikanische Region, weder Bedrohe noch ein Hort der Destabilisierung und Aggression wäre.
Der sonst zu temperamentvollen Ausbrüchen neigende Ortega
Befreisigte sich während der Pressekonferenz in Belgrad ganz ungewohnter Zurückhaltung und fügte einer vorbereiteten Erklärung nur die anfangs zitierten Äußerungen auf Fragen von Journalisten spontan hinzu.
Das offizielle Belgrad war nicht bereit, eine anti-amerikanische Plattform für Ortega abzugeben.
Schon deshalb, da sich Ortega selbst zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt eingeladen hatte und Jugoslawien in seine Ostblock-Tournee eingebettet hat, was das blockfreie Belgrad gar nicht gern sieht.
Das haben die hochgestellten jugoslawischen Gesprächspartner jetzt erst unverblümt zu verstehen gegeben.
Sie haben sich gegenüber Wünschnordegas für eine große Wirtschaftshilfe recht zugeknöpft gezeigt.
Abgesehen von eigenen wirtschaftlichen Problemen sieht Belgrad durch die Entwicklung in Mittelamerika eigene Befürchtungen nur bestätigt und möchte weder sich noch die blockfreie Bewegung in eine Krise hereinziehen lassen.
Vegard bemühte sich seit Jahren vergeblich, die Sandinisten auf dem Pfad echter Blockfreiheit zurückzuführen.
Tito warnte schon 1979 auf der Konferenz der Blockfreien in Havanna die Sandinisten nachdrücklich vor ihrer einseitigen, kubanisch-sowjetischen Orientierung.
Ihre gemeinsamen Versuche, die Blockfreien Staaten in sowjetische Fahrwasser zu driften, konnte er damals noch verhindern.
Dass die Sandinisten die sowjetische Invasion in Afghanistan nicht kritisierten,
hat unter den Blockfreien Empörung hervorgerufen.
Am Blockfreien Gipfel in New Delhi versuchte Nicaragua hartnäckig, die gemeinsame Erklärung der Blockfreien Staatschefs in ein anti-amerikanisches Papier umzubiegen und auf der UNCTAD-Konferenz 1983 in Belgrad ließ der Vorsitzende, jugoslawischer Außenminister Lazar Moisow, erst den vierten von Nicaragua eingebrachten Resolutionsentwurf durchgehen, nachdem nahezu alle Beleidigungen Amerikas eliminiert worden waren.
Auf der Weltwirtschaftskonferenz in Managua musste sich dann die karibuanische Außenminister unter dem Druck Belgrad und der Blockfreien für ein anti-amerikanisches Parfait sogar entschuldigen.
Die einseitige Orientierung der Sandinisten auf die Sowjetunion und den Ostblock stimmt krass im Gegensatz zum Prinzip der Äquidistanz der blockfreien Staaten zu den Supermächten, darunter vor allem des donangebenden Jugoslawien.
Die zwischen Belgrad und den Sandinisten angestaute Verstimmung konnte trotz aller zu Schau gestellten Gastfreundschaften
auch wenn des Besuches Daniel Ortegas in Belgrad nicht überspielt werden wird.
Ein Bericht von Gustav Kalupa war das.
Interessant natürlich auch Kommentare der Presse auf die sehr jüngsten Maßnahmen der Regen-Administration gegen Nicaragua.
In den Zeitungen dominieren heute zwar die Themen Weltwirtschaftsgipfel und Kontroverse um den Besuch Regens am deutschen Soldatenfriedhof Bitburg, bedingt unter anderem durch den gestrigen Feiertag für viele Zeitungen ist es aus technischen Gründen oft gar nicht mehr möglich gewesen, aktuell auf diese amerikanischen Boykott-Maßnahmen gegen Nicaragua zu reagieren.
Aber Edgar Sterbens hat doch einige maßgebliche und recht interessante Kommentare aus der in- und ausländischen Presse zusammenstellen können.
Die meisten Zeitungskommentatoren üben massive Kritik an dem Wirtschaftsboykott gegen Nicaragua und bezweifeln die Wirksamkeit der Sanktionsmaßnahmen.
In diesem Sinn skeptisch äußert sich auch die als regierungskritisch bekannte New York Times.
Das angesehene Blatt mutmaßt, dass mit dem Embargo Reagans Kongressniederlage in Sachen Finanzierung der antisandinistischen Kontras ausgelöscht werden soll.
Den Sanktionsmaßnahmen gibt die New York Times geringe Erfolgsaussichten.
Man liest.
Das Embargo ist ehrlich und eindeutig legal, nicht so wie der unerklärte Krieg der Contras.
Und es sendet eine nützliche Botschaft nach Moskau, wo Präsident Ortega kameradschaftliche Hilfe eingekauft hat.
Die Unterstützung der stotternden sandinistischen Wirtschaft wird nicht billig sein, aber die Ungewissheit bleibt.
Ein Boykott nicaraguanischer Bananen wird das Regime in Managua nicht zu Fall bringen.
Nicaragua hat andere Märkte, um seine Waren zu verkaufen.
Die konservative britische Tageszeitung Daily Telegraph kommentiert, nur Zyniker glauben, dass das ein geschickter Schachzug war, um von den Problemen im Hinblick auf den Reagan-Besuch auf dem Militärfriedhof in Bitburg abzulenken.
In Wirklichkeit hat Reagan sich jetzt dafür entschieden, wirklich hart gegen das winzige Land in Zentralamerika vorzugehen.
Reagan hat Wirtschaftssanktionen verhängt, die zu den stärksten gehören, die die USA jemals angewendet haben.
Nicaragua wird von einer Gruppe junger Marxisten geleitet, die allerdings die Macht bei den Wahlen im vergangenen November, mehr oder weniger fair, gewonnen haben.
Es kann sein, dass die Sanktionen das Land zu einer noch stärkeren Annäherung an den Kreml treiben.
Der in Zürich erscheinende eher liberale Tagesanzeiger schließt sich diesen Überlegungen an und schreibt.
den Nationalstolz und die Bereitschaft, noch mehr Opfer zu bringen, mindestens kurzfristig nur noch bestärken.
In der sandinistischen Führung erschwert nun aber Reagans neuer Schlag den Kurs jener Kräfte, die in den letzten Monaten erfolgreich für einen Dialog nach allen Seiten, auch mit den USA, plädierten.
Den Sandinisten ist es bis heute gelungen, ihre wirtschaftliche und politische Abhängigkeit vom Ausland trotz größter Schwierigkeiten auf verschiedene Lager aufzuteilen.
Diese Freiräume werden nun durch Regans Boykottpolitik immer mehr eingeengt.
Nicaragua darf offensichtlich in Zentralamerika keine lebensfähige und glaubwürdige Alternative im Sinn eines dritten Weges werden.
Nach Auffassung der Süddeutschen Zeitung sei die Tatsache, dass die USA ausgerechnet zum Auftakt des Weltwirtschaftsgipfels eine Handelssperre über Nicaragua verhängen, eine jener Ungereimtheiten, mit denen die amerikanische Regierung die Welt häufig überrasche.
Diese Zwangsmaßnahme rücke die USA in genau jenes Licht, in dem ihre Widersacher sie besonders gerne sehen, heißt es in der Süddeutschen, die dann grundsätzlich feststellen.
Die Liste der Länder ist lang, die Washington in den letzten Jahren mit handelspolitischen Sanktionen auf eine andere Linie zwingen wollte.
In den meisten Fällen vergebens oder bestenfalls mit Erfolgen, die zu dem Schaden der Amerika dabei selbst entstand, in einem vergleichsweise ungünstigen Verhältnis standen.
Dies gilt für die Embargos gegenüber Libyen, dem Iran und Polen,
auch für die sektoralen Beschränkungen bei Ausfuhren nach Südamerika oder in die Sowjetunion.
Im Fall Nicaragua erscheint das Embargo als vollends sinnlos.
Ganze 17 Prozent der nicaraguanischen Exporteinkünfte kommen heute noch aus dem Handel mit den USA.
Vielleicht ist das Embargo geeignet, die letzten Reste privater Wirtschaft in Nicaragua zu ruinieren und auch Costa Rica, Honduras und El Salvador weiter zu schaden.
Außerdem sind die USA und Nicaragua Mitglieder des GATT.
der Internationalen Vereinigung zum Schutz freien Handels.
Wie reimt sich das alles zusammen?
In den oberösterreichischen Nachrichten schließlich meint Gerhard Maurer, dass die Blockade-Maßnahme einmal mehr beweise, dass die USA aus der Geschichte nichts gelernt hätten.
Maurer wörtlich.
So wie sie einst das Kuba-Kastros durch Blockade und Aggression in die Arme der Sowjets trieben, demonstrieren sie gegenüber Nicaragua jetzt totale politische Instinktlosigkeit.
Mit der Wirtschaftsblockade wird Reagan genau das erreichen, was er vorgibt, verhindern zu wollen.
Er stärkt den kommunistischen Flügel der Sandinisten und treibt Nicaragua ins sowjetische Lager.
Was Moskau nicht schafft, erreicht Reagan spielend.
Er züchtet Kommunisten.
Das waren unsere Beiträge heute zum Schwerpunktthema amerikanische Boykottmaßnahmen gegen Nicaragua.
Zwölf Uhr und 30 Minuten ist das.
Ich kann hier gleich meine Zeitansage vom Beginn des Mittagsschnalls korrigieren.
Da habe ich Ihnen gesagt, es ist sieben Uhr neun.
Aber ich nehme an, Sie haben daheim Ihre Uhren richtig gehen und haben schon gewusst, dass es jetzt Mittag ist und nicht ganz so früh.
Obwohl, wenn man beim Fenster rausschaut, könnte man durchaus den Eindruck haben, es ist noch ganz in der Früh.
Zwölf Uhr dreißig wie gesagt im Mittagsschanal.
Was steht sonst noch?
Auf dem Programm im Inlandsbeitrag erwarten wir einen Bericht von der Pressekonferenz im Anschluss an die ÖVP-Parteivorstandssitzung.
Die ist noch nicht zu Ende bzw.
unser Kollege hat sich mit seinem Bericht noch nicht gemeldet.
Wir bringen ein Interview mit dem ÖVP-Wertsprecher Erma Korer, berichten über die Tagung des Club of Rome in Wien und die Kulturredaktion bringt eine Vorschau auf das Berliner Theatertreffen.
Wir gehen gleich weiter mit dem Stichwort Tragenabfangjäger.
Innenpolitisches Hauptthema in diesen Tagen ist ja die Kontroverse rund um den Ankauf dieses schwedischen Saab Tragenabfangjägers, beziehungsweise eben der Wirbel rund um seine Stationierung.
Vor allem die ÖVP-Landeshauptleute laufen Sturm.
Niemand will die ungeliebten, lauten Flugzeuge in seinem Bundesland stationiert haben.
Ein Detailaspekt in dieser jüngsten Diskussion ist aber nun bis jetzt eigentlich fast unbeachtet geblieben.
Im massiven ÖVP-Trommelfeuer scheint nämlich ein ÖVP-Mann allein im Regen stehen gelassen zu werden.
ÖVP-Wertsprecher Erma Korer, der zwar im Landesverteidigungsrat nicht für den Tragen stimmte, aber eben auch kein Veto gegen seinen Ankauf einlegte.
Parteiintern scheint Erma Korer nun damit plötzlich in der Schusslinie zu stehen.
Sein Parteiobmann Alois Mock kritisiert die Standortproblematik.
ÖVP-Generalsekretär Graf will die Typenentscheidung überhaupt nicht zur Kenntnis nehmen.
Der steirische ÖVP-Landeshauptmann Josef Greiner erklärt, Erma Koras Haltung sei durch keinen Parteibeschluss gedeckt und der Wiener ÖVP-Kommunalpolitiker Alfred Worm fordert in einem illustrierten Magazin sogar Erma Koras Rücktritt, weil dieser Politik auf dem Rücken der Bevölkerung betreibe.
Über die Isolation in seiner Partei sprach Leopold Esterle, der Herr mit dem ÖVP-Wertsprecher.
Herr Professor Ermakora, Sie sind langjähriger Wehrsprecher der Österreichischen Volkspartei, einer Partei, die als staatstragende Partei dieses Landes immer für Abfangjäger und für den Ankauf von Abfangjägern eingetreten ist.
Nun ist es so, dass Ihr Bundesparteiobmann, Ihr Generalsekretär,
die Landeshauptleute, die ÖVP-Landeshauptleute der Steiermark, Oberösterreichs, aber auch Wiener Kommunalpolitiker ihrer Partei kein gutes Haar mehr an ihnen lassen, auch wenn sie die Kritik indirekt formulieren.
Ich frage Sie daher, fühlen Sie sich in Ihrer Funktion als ÖVP-Wehrsprecher noch wohl oder werden Sie zurücktreten?
Wenn Sie das, was Sie eben ausführen,
als eine solche Kritik an mir empfinden, so ist das ihre Interpretation.
Ich sage zu all diesen Äußerungen, dass sie eben in einer demokratischen Diskussion
gefallen sind und fallen und hier werde ich als demokratisch bewusster Politiker die Aufgabe haben, im Dienste der Wehrpolitik auch allfällige Kritik zu ertragen haben.
Haben Sie denn dieses
kein Veto einlegen während der Sitzung oder bei der Sitzung des Landesverteidigungsrates in Absprache mit Ihrem Parteiobmann getroffen oder war das ein Alleingang von Ihnen?
Ich habe mich an der Typenauswahl nicht beteiligt, weil die Auswahl von den Regierungsparteien vorgenommen wurde.
Aber Sie haben gesagt, namens der ÖVP legen Sie kein Veto ein und meine Frage ist jetzt, war das mit MOK abgesprochen oder nicht?
Bitte, ich glaube, diese interne Frage, Absprache oder nicht, die sollte keine Rolle spielen.
Als Wehrsprecher der ÖVP handle ich ja nicht als Privatmann.
Aber Sie werden als Wehrsprecher der ÖVP jetzt mehr oder weniger von prominenten ÖVP-Politikern im Stich gelassen.
Ich habe das zu ertragen als Wehrpolitiker in der Wehrpolitik und in der Politik.
Gibt es Situationen, die ich möglicherweise aus Gründen höherer Parteireson nicht ganz durchschaue, aber ich habe mich solchen Bewegungen einfach zu fügen, weil mir möglicherweise die Information über gewisse Fragen abgeht.
Wo könnten denn Gründe liegen für die Parteireson, die Sie zu akzeptieren haben?
Könnte es daran liegen, dass die ÖVP eine andere Maschine will, könnte es daran liegen,
dass sich die ÖVP es mit Grün-Gruppierungen nicht verscherzen will oder vermuten Sie andere Hintergründe?
Es werden ja in den Printmedien auch gewisse Gerüchte über Parteienfinanzierungen im Zusammenhang mit dem Abfang gegen Ankauf laut.
Wo sehen Sie denn da mögliche Gründe?
Ich drücke keine Meinung über diese von Ihnen genannten Gründen außer einer Meinung aus, dass aufgrund des
Landesverteidigungsplanes, den auch ich mit unterschrieben habe, Bund, Länder und Gemeinden in gewissen Fragen der Verteidigung zu kooperieren haben.
Und wenn die Stationierungsfrage eine Frage ist, die zugleich das Problem des Umweltschutzes betrifft, so haben gewiss
Bund, Länder und Gemeinden gemeinsame Kompetenzen, die sie eben
in Aussprache zu ordnen haben.
Bedauerlicherweise ist der Kompetenzkatalog nicht so klar, dass es hier keine Missverständnisse geben könnte.
Ich kann als der Sachpolitik Verschworener nur diesen einen Grund als relevant ansehen und ich halte die Auseinandersetzung über die Stationierungsfrage für einen relevanten Grund.
Alle die anderen Gründe gehören zur Gerüchtebörse.
Herr Professor, würden Sie, der Sie immer wieder die Zick-Zack-Politik in Wehrfragen der Regierung kritisiert haben, das von der ÖVP jetzt offensichtlich angewandte Floriani-Prinzip der Stationierung, würden Sie das nicht auch als Zick-Zack-Politik Ihrer Partei bezeichnen?
Solange das Stationierungsproblem nicht in kooperativer Weise abgesprochen ist,
werden also diese Politiker, die eine unmittelbare Verantwortung für die Menschen, die von dem Lärm einer Überschallmaschine möglicherweise betroffen sind, das Problem der Stationierung ins Spiel bringen müssen.
Und hier würde ich das nicht als eine Zick-Zack-Politik ansehen.
Es war doch immer militärisch außer Streit, wo die Abfangjäger stationiert werden müssen, aus militärstrategischen und militärtaktischen Überlegungen.
Meine Frage ist jetzt, wenn Sie als ÖVP-Wehrsprecher immer für den Ankauf von Abfangjägern eingetreten sind, dann muss Ihnen doch klar gewesen sein, dass so Realpolitiker wie der Herr Kreiner beispielsweise in der Steiermark auch weiß, dass Abfangjäger einmal landen und einmal starten müssen.
Würden Sie das nicht, was sich jetzt abspielt, als Desavouierung Ihrer Person bezeichnen?
Es tut mir wirklich leid, ich kann das nicht so empfinden.
Vielleicht sagen Sie, ich habe keine innere Ehre, ich empfinde das nicht so, sondern für mich ist das ein Element in der Politik einer Demokratie, ein Element, das ein demokratischer Politiker einfach mit sich tragen und auch ertragen muss.
Dann meine letzte Frage, Herr Professor, haben Sie noch Freude mit Ihrem ÖVP-Währsprecher-Posten?
Ich würde sagen, im Moment ist das eine Funktion, die mir wenig Erfolgserlebnisse bietet.
Mit dem ÖVP-Währsprecher Emma Korer sprach mein Kollege Leopold Esterle.
Und jetzt ein Hinweis auf eine Sendung heute Abend.
Journal Panorama.
In den letzten Wochen haben viele prominente Zeitzeugen darüber berichtet, wie sie das Jahr 1945 erlebt haben.
Den Zusammenbruch der Hitlerdiktatur, das Wiedererstehen Österreichs, der Zweiten Republik.
Im heutigen Journal Panorama wird Geschichte quasi von unten gesehen, kommen die sogenannten kleinen Leute zu Wort.
Wie haben sie diese Tage vor 40 Jahren erlebt?
Ein Mann und zwei Frauen schildern ihr Leben in der Trümmerstadt Wien.
Eine Frau, die zu dieser Zeit als Sekretärin in einer Bezirksvorstehung gearbeitet hat.
Da erinnere ich mich, eine Frau, zitternde Ohren, natürlich, ziemlich am Ende ihrer Kräfte, hat mir ein Kind auf den Schreibtisch geknallt.
Da haben sie den Baum belätscht, ich kann nicht mehr, ich habe nichts zu essen, ich habe keine Wohnung, ich kann nicht weiter und ist vor meinem Schreibtisch zusammengesagt.
Ein Mann, heimgekehrt aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft, schildert,
ist dieser Kerl vor etlichen Jahren nach Österreich gekommen, dieser Adolf, und hat uns da hier mehr oder minder beglücken wollen und gesagt, was weiß ich was, und es hat Leute gegeben, die gebrüllt haben vor lauter Freude, und das hat er uns hier zurückgelassen.
Und eine Mutter von zwei Kleinkindern, damals gerade mit dem dritten Kind schwanger, beschreibt ihren täglichen Kampf ums Überleben in diesen Tagen der Not zu Kriegsende.
Ich hab gesagt, Mutti, ich hab einen Hunger, und dann hab ich ihn angeschrien.
Aber er war ruhig, hat sich niedergelegt und hat kein Wort mehr gesagt.
Die Kleine, die hat geschrien, die hat ununterbrochen geschrien.
Aber jetzt haben sich die Leute drüber auch noch aufgeregt, dass die ganze Zeit das Kindergeschrei ist.
Und es ist nicht so leicht.
Mir war auch manchmal der Gashorn näher wie der liebe Gott, das kann ich nur sagen.
18.30 Uhr, Programm Österreich 1 im Journal Panorama.
Und wir im Mittagsschanal ziehen jetzt unseren Kulturbeitrag vor.
Zwei Beiträge aus Österreich erwarten wir noch.
Der eine beschäftigt sich mit der Sitzung des ÖVP-Bundesparteivorstandes, der andere mit der Tagung des Club of Rome hier in Wien.
Hauptreferent bei dieser Tagung ist der Politologe Adam Schaff.
Wie gesagt, jetzt aber Kultur im Mittagsschanal.
Mit einer Aufführung von Schiller's Don Carlos, einer Produktion der Münchner Kammerspiele, beginnt heute Abend das Theatertreffen Berlin 1985.
Im Rahmen der bis 21.
Mai dauernden Veranstaltung, die übrigens heuer bereits zum 23.
Mal durchgeführt wird, sind neun von insgesamt zwölf Inszenierungen deutschsprachiger Bühnen zu sehen, wobei die Auswahl von einer Kritikerjury getroffen wurde.
Nach längerer Pause wurde heuer auch das Wiener Burgtheater wieder für festivalwürdig befunden und das gleich mit drei Produktionen.
Mit Lars Norens Dämonen, Ljubimovs Verbrechen und Strafe und Ocasis Der Pflug und die Sterne.
Walter Gellert berichtet.
Über den Wert oder Unwert von Veranstaltungen wie dem Theatertreffen ist in der Vergangenheit viel diskutiert worden.
Über die Wettbewerbssituation, die durch die naturgemäß subjektive Sicht der Kritiker bei der Auswahl der eingeladenen Bühnen entsteht, die dann, so suggeriert es zumindest das Programm des Theatertreffens, für ein Jahr zu den profiliertesten Bühnen des deutschen Sprachraums zählen.
Allerdings muss hier angemerkt werden, dass die Bühnen der DDR in die Programmierung nicht einbezogen werden können.
Das Burgtheater schafft es heuer immerhin, die Arbeit eines DDR-Regisseurs in Berlin vorzustellen.
Denn Thomas Langhoffs Inszenierung von Jean O'Casey's Der Pflug und die Sterne ist eine von drei Produktionen, mit denen das Burgtheater nach Berlin eingeladen wurde.
Ulrich Eckert, der Intendant der Berliner Festwochen, im Gespräch mit meinem Berliner Kollegen Lothar Wichert.
Ende einer Ära, man wirklich sagen muss, dass das Burgtheater einen neuen Rang erreicht hat und behauptet im deutschsprachigen Theater.
Ich halte die Auswahl dieser drei Inszenierungen für vollkommen gerecht und für ein gültiges Spiegelbild, wie es heute aussieht, auch wenn Sie daran denken, dass München, die Kammerspiele wieder zweimal dabei sind.
Ich glaube, dass wir hier doch registrieren können, dass in München und Wien im Augenblick
von besonders hohem Rang deutschsprachige Theaterarbeit stattfindet.
Dass die deutschen Kritiker nicht alle dieser Meinung sind, möge ein kurzes Zitat aus der April-Nummer der Zeitschrift Theater heute belegen, in der die Auswahl mit folgendem Satz kommentiert wurde.
Und überhaupt dreimal Wien und keinmal Bochum?
Der Dämon steckt wie immer im Detail.
In Bochum ist ja der designierte Burgtheater-Direktor Klaus Baimann zur Zeit noch Direktor.
Das österreichische Theater hat also für manchen immer noch den Geruch des hinterwäldlerischen, vielleicht sogar des exotischen.
Burgtheaterdirektor Achim Benning... Nein, es gibt viele Leute, die das gerne hätten, dass das exotisch wäre und eigentlich ein bisschen enttäuscht sind, wenn das Burgtheater oder das Wiener Theater diese Exotenrolle nicht befriedigt.
Aber de facto ist das nicht so und außerdem muss man da sehr deutlich unterscheiden zwischen dem Publikum und der Presse.
Das ist, glaube ich, ein erheblicher
Unterschied, aber es ist eigentlich kein Thema.
Es hat mit inhaltlichen Dingen gar nichts zu tun und man macht selbstverständlich Theater immer für eine Stadt und nicht für eine abstrakte Institution, sei es nun eine Jury oder sei es eine andere Stadt, wo man dann mit anderen Theatern in irgendeinem abstrakten Wettkampf
tritt.
Trotzdem ist das immer ganz gut, wenn man sich woanders bewähren muss, im anderen Rahmen, mit anderen Leuten zusammenkommt.
Das ist etwas Wunderbares, das finde ich völlig in Ordnung und sehr schön.
Aber die Überbewertung, sozusagen eine Einladung in den Vatikan, ist es nicht.
Während die Burg in Berlin gleich dreimal vertreten ist, zeigen die Münchner Kammerspiele Schillers Don Carlos und Büchners Woizek.
Die Freie Volksbühne Berlin, Joshua Sobols Ghetto, das Hamburger Schauspielhaus John Hopkins Verlorene Zeit.
Beides Inszenierungen von Peter Zadek.
Das Stuttgarter Schauspiel ist mit Gilles Wilhelm Tell vertreten und die städtischen Bühnen Freiburg mit Garcia Lorcas' Bernarda Albers Haus.
Nicht gezeigt werden können die Schaubühneninszenierung von Boto Strauss' Park, Handel's Messias in einer Aufführung der Deutschen Oper Berlin und eine Produktion des Wuppertaler Tanztheaters von Pina Bausch.
Bei ihrer Auswahl können die Jurymitglieder also auch nicht an dem Trend zur Grenzüberschreitung in den dramatischen Künsten vorbeigehen.
Interessant auch die zahlreichen Beispiele zum Thema Auseinandersetzung mit der Gewalt.
Für ein Theater wie das Burgtheater bedeutet die Teilnahme an einer Veranstaltung wie dem Theatertreffen auch große organisatorische Probleme.
Werden die Einladungen dazu ja nur kurzfristig ausgesprochen.
Achim Benning.
Wir haben halt alles versucht, um das jetzt möglich zu machen, weil wir spielen ja in beiden Häusern weiter.
Auch wenn wir in Berlin gastieren und wir probieren hier, während ja andere Theater, während der Zeit des Berliner Theatertreffens, wenn sie eingeladen sind, zumeist geschlossen sind.
Wir haben in derselben Zeit also noch Zusatzveranstaltungen wie in dem Burgtheatertag.
Es ist kaum zu schaffen.
Also das ist auf der Grenze, an der Grenze des Verantwortbaren.
Im Rahmenprogramm des Berliner Theatertreffens findet übrigens auch ein Sondergastspiel des städtischen Theaters Haifa statt, bei dem zwei Stücke des israelischen Autors Joshua Sobol gezeigt werden.
Ghetto und Weiningers Nacht.
Das war unser Kulturbeitrag heute von Walter Gelert.
Und jetzt zu dem schon mehrmals angekündigten Beitrag über die Sitzung des ÖVP-Bundesparteivorstandes.
Da stand heute das Thema Abfangjäger im Mittelpunkt, außerdem die Forderung nach einem Erziehungsgeld für einkommensschwache Mütter.
Aber hören Sie gleich mehr von Ernest Hauer, der sich jetzt direkt mit seinem Bericht ins Mittagschanal meldet.
Die ÖVP hat die zuletzt von den Abfangjägern beherrschte innenpolitische Diskussion heute mit einem sozialpolitischen Vorschlag bereichert.
Die Partei will ein Modell eines sogenannten Erziehungsgeldes ausarbeiten.
Vor allem einkommensschwachen Familien sollte damit die Entscheidung erleichtert werden, ob sich ein Elternteil voll der Kindererziehung widmen könne oder nicht.
ÖVP-Obmann Mock zu diesem Vorschlag.
Das Erziehungsgeld ist für mich ein wichtiges Element im gesellschaftlichen Fortschritt unseres Landes, weil es einerseits die Chancen der Frauen erhöht,
ihren familienpolitischen Aufgaben nachzukommen und trotzdem berufstätig zu sein.
Sie können leichter vorübergehend unterbrechen, weil sie andererseits auch die Chance der Frau erhält, berufstätig zu sein, dort wo sie bis heute die Auffassung vertreten hat, sie könnte wegen der Familie überhaupt nicht in einem Beruf, den sie gelernt hat oder den sie anstrebt, tätig zu sein.
Das erlaubt also die Flexibilität in beiden Richtungen.
Es ist darüber hinaus,
ein sozialpolitisches Anliegen, weil es vor allem sich in den ersten Stufen sicherlich beziehen wird auf Frauen mit besonders oder Familien mit besonders niedrigen Einkommen.
Diskutiert wurde heute eine Variante, die einen Betrag von mehr als 3.000 Schilling pro Monat vorsieht und zwar für jenes Bevölkerungszentrum mit dem niedrigsten Einkommen, also für etwa 25.000 Familien.
Nach Ansicht von Parteiobmann Mock und Frauenschefin Flemming wäre dieses Modell durchaus finanzierbar.
Und zwar dann, wenn vorher durch die Verwirklichung des ÖVP-Steuerkonzepts die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft erhöht würde und wenn der Familienlastenausgleichsfonds zuvor saniert würde.
Aber jetzt zum zweiten Hauptthema der heutigen Pressekonferenz, zu den Abfangjägern.
An der Abfangjäger-Länder-Konferenz in der kommenden Woche wird ja auch ÖVP-Chef Mock teilnehmen.
Über die in der Konferenz zu vertretende Linie werde derzeit noch mit den Landeshauptleuten gesprochen, sagte Mock.
Vor allem gehe es dabei um die neuen Entwicklungen in der letzten Woche.
So hätte ja Verteidigungsminister Frischenschlager erst jüngst gesagt, dass er der britischen Lightning den Vorzug vor den schwedischen Traken gegeben hätte.
Mock auf die Frage, ob er also auch die Typenentscheidung in dieser Konferenz neu aufrollen wolle?
Es wird niemand dem anderen vorschreiben können, worüber gesprochen wird, wenn er auf gutes Klima ist, aber der Minister Frischenschlager hat mit seiner für mich jedenfalls überraschenden Mitteilung, dass er eine andere Präferenz gehabt hätte, die Typenfrage selbst wieder in die Diskussion sehr stark gebracht.
Mock dann zu seiner voraussichtlichen Haltung auf dieser Länderkonferenz?
Ich wäre sehr deutlich dazu sagen, dass wir als Opposition die Regierung eigentlich unterstützt haben, indem wir uns grundsätzlich zu der Frage einer Notwendigkeit der Luftraumüberwachung bekannt haben, zur Notwendigkeit der Abfangjäger.
Ich würde sagen, wir haben
immer zu erkennen gegeben, mussten das zurückstellen, weil die Einreichungsfristen versäumt wurden, dass wir eine Präferenz für den Nord-Europ gehabt haben.
Was immer das für Interpretationen im Nachhinein erfahren hat, wir seien die Pressure Group für irgendjemand.
Wenn, dann sind wir eine Pressure Group für Österreich, aber weder für die Amerikaner noch einen anderen Lieferanten.
Und dass man
doch jetzt gemeinsam versuchen soll, mit den Landesregierungen, die sich in dieser Frage zu Wort gemeldet haben, auch aufgrund ihrer Kompetenzlage und der Bundesregierung, eine Lösung zu finden.
Und ich bin sehr froh, dass man da jetzt einmal positiv reagiert hat und den Vorschlag angenommen hat.
Mehr wolle er jetzt in dieser Phase der Gespräche mit den Landespolitikern noch nicht sagen.
Außerdem wäre es ja auch nicht gut, wenn der Bundeskanzler seinen MOKS-Standpunkt vorher aus der Zeitung erfahren würde.
Und damit gebe ich zurück ins Funkhaus.
In einer Festveranstaltung im Wiener Rathaus ist heute der erste Bericht des Club of Rome der Öffentlichkeit präsentiert worden.
Dieser Club of Rome ist eine Vereinigung von Wissenschaftlern, die der Meinung sind, dass die Probleme der heutigen Gesellschaft aus einem Gewirr voneinander beeinflussenden und miteinander zusammenhängenden Problemen bestehen, die nur global gelöst werden können.
Aufsehen errechte der Club of Rome erstmals 1972, Sie erinnern sich sicher mit seiner Veröffentlichung über die Grenzen des Wachstums.
Bis jetzt haben einzelne Autoren Berichte an den Club of Rome verfasst, jetzt wurde zum ersten Mal davon abgegangen.
Das Werk, wohin führt der Weg des polnischen Wissenschaftlers Prof. Adam Schaff, ist der erste Bericht des Club of Rome zur Information der Weltöffentlichkeit.
Von der gemeinsamen Veranstaltung der Stadt Wien, der Zentralsparkasse und des ORF berichtet Roland Machaczke direkt aus dem Wiener Rathaus.
Der äußere Rahmen sollte die Bedeutung unterstreichen.
In Anwesenheit von Kardinal König, Bürgermeister Zilk und des Club of Rome Präsidenten Professor King legte Adam Schaff seinen Bericht vor.
Er ist die Weiterführung der Studie über Mikroelektronik und Gesellschaft aus dem Jahre 1982.
Darin werden die langfristigen Auswirkungen der neuen Technologie besonders auf Beschäftigung, Freizeit und Bildung untersucht.
Adam Schaff meint in seinem neuen Buch, dass die Automation der Produktion und der Dienstleistungen zu einem beträchtlichen Anwachsen des Reichtums führen wird und dass dieser Reichtum schließlich neu verteilt werden wird, egal in welchem System.
Und zwar mit einem Grad von Gerechtigkeit, der einen allgemeinen Wohlstand in den Industrieländern garantieren wird.
Ebenso sieht Professor Schaff voraus,
dass innerhalb einer Zeitskala von 20 bis 30 Jahren manuelle Arbeit insoweit verschwinden wird, als das Proletariat im traditionellen Sinn der Vergangenheit angehören wird.
Über die Arbeit des Klapperfrohm im Allgemeinen sagte der polnische Wissenschaftler, dass er aktuelle sorgenerregende Probleme aufgreife, die vielfach nicht aufgegriffen werden, weil man von ihnen nichts weiß oder von ihnen nichts wissen will.
Es gibt einen Abwehrmechanismus.
Der heißt, es wurde von einem Amerikaner, Leo Festinger, gefunden, also in englischer Sprache heißt das Cognitive Dissonance.
Und das ist ein fantastischer Mechanismus.
Er besteht darin, dass sehr oft im Leben kommen wir in Konflikt.
mit unseren überzeugenden Ideen, Ideologien und so weiter, die sich eingefleischt haben, die unsere Persönlichkeit bilden, mit unseren Attitüden im Sinne der Bereitschaft zum Handeln, mit der Wirklichkeit.
Es zeigt sich, es ist nicht so,
wie wir es sich gedacht haben.
Und dann bestehen zwei Möglichkeiten.
Entweder ändern wir die Wirklichkeit, damit sie sich anpasst an unseren Ideenkreis, aber wie Sie wissen, das ist ja schwierig, normalerweise unmöglich.
Es gibt eine andere Möglichkeit, dann passen wir sich an, ändern wir unseren Ideenkreis, unsere Haltungen, Ideologien und so weiter, damit wir sich an die objektive Wirklichkeit anpassen.
Aber das bedeutet normalerweise ein Bankrott, eine Pleite.
Nicht nur von den Überzeugungen, von unseren Standpunkten, hinter dem haben wir ein Backing von Interessen und so weiter und der Mensch will es normalerweise nicht.
Und da gibt es den dritten Ausweg und das ist die kognitive Dissonanz.
Man schirmt sich ab gegen die Wirklichkeit.
Das heißt, Intellekt, das ist sehr schockierend, weil es sieht aus wie eine, weiß ich, soziale
Schizophrenie.
Aber es gibt so etwas.
Nämlich intellektuell weiß man alles.
Man kann sprechen, man kann reden und so weiter.
Und in der Wirklichkeit weiß man es nicht.
Die Präsentation des Klauberfrohen Berichts »Wohin führt der Weg« von Professor Adam Schaff wird am Nachmittag mit einer Diskussion fortgesetzt.
Einen umfassenden Bericht sendet der ORF morgen ab 18.30 Uhr im Programm Österreich 1.
Ja und wir beenden dieses Mittagsschanals mit einem Überblick über die wichtigsten Meldungen.
Bundesrepublik Deutschland.
In Bonn beginnt am Nachmittag das Wirtschaftsgipfeltreffen der sieben führenden Industriestaaten des Westens.
Neben Wirtschaftsfragen wie der Verbesserung des Weltwährungssystems und dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit sollen auch Rüstungsfragen zur Sprache kommen.
Dabei dürfte das Weltraumwaffenprogramm der Vereinigten Staaten erörtert werden.
Am Vormittag ist Reagan mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Helmut Kohl zu Gesprächen zusammengetroffen.
Nicaragua.
Die sandinistische Regierung rechnet mit schweren Schäden für die Wirtschaft als Folge des Handelsboykotts durch die USA.
Ein Sprecher erklärte, man werde sich um neue Absatzmärkte umsehen müssen.
Die amerikanische Regierung erweckt eine weitere Verschärfung des Embargos.
Diskutiert wird über ein Reiseverbot und über ein Einfrieren nicaraguanischer Gelder in den Vereinigten Staaten.
USA.
Das Außenministerium in Washington hat Berichte bestätigt, wonach äthiopische Soldaten das größte Notaufnahmelager geräumt und niedergebrannt haben.
Die rund 60.000 meist sehr geschwächten Flüchtlinge wurden auf einen mehrere hundert Kilometer langen Fußmarsch zurück in ihre Heimat geschickt.
Ein Sprecher der amerikanischen Agentur für internationale Hilfe erklärte dazu, der Rückmarsch bedeute mit Sicherheit den Tod für etwa die Hälfte der Flüchtlinge.
Die Vereinigten Staaten, sie tragen die Hauptlast der internationalen Hungerhilfe für Äthiopien, wollen unter anderem bei den Vereinten Nationen protestieren.
Österreich.
ÖVP-Wehrsprecher Erma Kura findet die Kritik innerhalb der Volkspartei am Ankauf von Abfangjägern nicht als Kritik an seiner Arbeit im Landesverteidigungsrat.
Erma Kura sagte, er sei an der Typenauswahl nicht beteiligt gewesen, es dürfe keine Rolle spielen, ob er seine Haltung mit Parteiobmann Mock abgesprochen habe.
Schließlich habe er nicht als Privatperson gehandelt, sondern als Wehrsprecher der Volkspartei.
Die Hintergründe der Kritik, meinte Amakora, könne er aus Gründen der Parteiresent nicht durchschauen.
Als demokratiebewusster Politiker habe er jedenfalls die Aufgabe, Kritik im Dienste der Wehrpolitik zu ertragen, wenn er dabei auch im Moment wenig Erfolgserlebnisse habe.
ÖVP-Gesundheitssprecher Günther Stummvoll hat sich heute gegen ein Fortführen der sogenannten Reparaturmedizin ausgesprochen.
Stummvoll wies darauf hin, dass persönliche Lebens- und Verhaltensweisen zu mehr als der Hälfte für den Gesundheitszustand des Einzelnen verantwortlich sind.
Er forderte verstärkte Gesundheitsvorsorge.
Unter anderem trat er für Gesundheitserziehung als verpflichtenden Unterrichtsbestandteil in den Schulen ein.
Großbritannien.
Etwa 29 Millionen Bürger sind heute zu Grafschaftswahlen in England und Wales aufgerufen.
Der Wahlkampf stand zwar im Zeichen lokaler und regionaler Themen, dennoch gelten die Wahlen auch als Test für die Regierung.
In jüngsten Umfragen hat die Labour-Party gegenüber den Konservativen in der Wählergunst aufgeholt.
Spanien.
Militante baskische Separatisten haben offenbar eine Bombenkampagne gegen Touristenzentren an der spanischen Mittelmeerküste begonnen.
In den Badeorten Benidorm und Salem de Valencia explodierten gestern Abend zwei Sprengkörper.
Verletzt wurde niemand.
Zu den Attentaten hat sich die baskische Untergrundorganisation ETA bekannt.
Vatikan.
Das unter vatikanischer Vermittlung ausgehandelte Grenzabkommen zwischen Argentinien und Chile über den Bigelkanal an der Südspitze Südamerikas ist heute offiziell in Kraft getreten.
Die Außenminister der beiden Länder haben heute in Anwesenheit des Papstes die Ratifizierungsurkunden ausgetauscht.
Mit dem Abkommen wird die Wasserstraße aufgeteilt.
Die atlantische Seite des Kanals ist argentinisch, die pazifische chilenisch.
Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Durchwegs stark bewölkt oder bedeckt und zeitweise verbreitet Regen.
Nachmittagstemperaturen 7 bis 12 Grad.
Und das war wieder ein Mittagsschanal des aktuellen Dienstes, durch das Sie heute Ilse Oberhofer geführt hat.
Im Namen von Redaktion und Technik sage ich auf Wiederhören.
Einblendung: 3 Zeitzeugen des Kriegsendes 1945 in Wien
Mitwirkende:
Michels, Nikolaus [Gestaltung]
, Anonym, Zeitzeugin, Zeitzeuge des Kriegsendes 1945 in Wien [Interviewte/r]
Datum:
1985.05.02 [Sendedatum]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten