Mittagsjournal 1985.05.18

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Und ich sage Ihnen Grüß Gott beim Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Redakteurin im Studio heute Samstag ist Ilse Oberhofer.
    In Zeltweg in der Steiermark rüstet man zur Stunde zur großen Friedens- und Anti-Abfangjäger-Demonstration.
    20.000 Menschen werden von den Organisatoren erwartet.
    Leopold Esterle wird uns nach den Nachrichten gleich mehr erzählen.
    Wir berichten dann noch von dem großen Waldbrand in St.
    Martin bei Lova im Bundesland Salzburg, beschäftigen uns mit Problemen der Glasindustrie, ihr kommt derzeit das Recycling, also die Wiederverwertung von Altglas zu teuer und im Journal zu Gast ist Wissenschaftsminister Heinz Fischer, auch einer der stellvertretenden Vorsitzenden der SPÖ.
    Er nimmt zu Problemen der Koalitionsregierung Stellung zur wachsenden Entfremdung zwischen der SPÖ und Intellektuellen.
    Und Heinz Fischer, sonst ja eher distanzierter Intellektueller, spricht eigentlich auch sehr offen über sich selbst und über einen der wenigen Kritikpunkte, die es eigentlich an seiner Person gibt.
    Er sei zu konfliktscheu.
    Die Kulturredaktion bringt dann eine Vorschau auf Premieren im Rahmen der Wiener Festwochen.
    Soviel zu unserem Programm, dass wir jetzt mit den Nachrichten beginnen.
    Elisabeth Mahners ist für die Meldungen verantwortlich, Sprecherin ist Rosmarin Fraundorfer.
    Österreich.
    Der Waldbrand im Gemeindegebiet von St.
    Martin bei Lofer im Bundesland Salzburg wütet trotz eines großangelegten Löscheinsatzes weiter.
    Schon gestern Abend haben sich 200 Mann der Freiwilligen Feuerwehren der Umgebung sowie 50 Angehörige des Bundesheeres um die Eindämmung des Feuers bemüht.
    Von den Flammen ist eine Waldfläche von mindestens 15 Hektar erfasst.
    Derzeit wird versucht, das Feuer aus der Luft zu bekämpfen.
    Zu diesem Zweck sind Hubschrauber des Bundesheeres im Einsatz.
    Über die Ursache des Feuers herrscht noch Unklarheit.
    Österreich, Äthiopien.
    Die Bundesregierung unterstützt Äthiopien im Kampf gegen das Analphabetentum.
    Aus Mitteln der Entwicklungshilfe des Außenministeriums wurden 7 Millionen Schilling zur Verfügung gestellt, um den Druck von Lesematerial zu ermöglichen.
    In diesen Tagen werden 500 Tonnen Druckpapier österreichischer Produktion nach Äthiopien verschifft.
    Bei der Expertenkonferenz über Menschenrechtsfragen in der Hauptstadt Ottawa sind Gegensätze zwischen Ost und West zutage getreten.
    Anlass dafür ist die Präsentation einer Liste mit den Namen von mehr als 200 politischen Häftlingen in der Sowjetunion und anderen Ostblockstaaten durch die Delegierten der USA.
    Daraufhin warnte der sowjetische Vertreter vor einem Klima der Konfrontation und deutete indirekt ein Verlassen der Tagung durch die Sowjetunion an.
    Die sowjetische Seite wies vor allem Vorwürfe über eine Diskriminierung der Juden und eine Einschränkung der Religionsfreiheit zurück.
    Bundeskanzler Helmut Kohl wird heute zu einem Kurzbesuch in London erwartet.
    Bei einem Meinungsaustausch mit Premierministerin Margaret Thatcher
    will Kohl vor allem Fragen über die weitere Entwicklung der europäischen Gemeinschaft erörtern.
    Das Zusammentreffen mit der britischen Regierungschefin gehört zu einer Serie von vorbereiteten Gesprächen, die Kohl vor dem Ende Juni in Mailand stattfindenden EG-Gipfeltreffen führt.
    Belgien.
    Papst Johannes Paul II.
    setzt heute seinen Besuch in Belgien fort.
    Geplant sind Aufenthalte in vier Städten.
    Dabei wird der Papst mit Vertretern anderer Kirchen, mit Bischöfen, Jugendlichen und der Bevölkerung sprechen.
    Zugleich begeht Johannes Paul heute seinen 65.
    Geburtstag.
    Besondere Feierlichkeiten aus diesem Anlass sind nicht vorgesehen.
    Indien.
    In Neu Delhi ist der Prozess um die Ermordung von Ministerpräsidentin Indira Gandhi eröffnet worden.
    Vor Gericht stehen drei Angehörige der Sikh-Religionsgemeinschaft.
    Einer von ihnen, ein 22-jähriger Leibwächter der Regierungschefin, ist angeklagt, 25 Schüsse auf Indira Gandhi abgegeben zu haben.
    Sein Komplize in der Leibwache war von anderen Wächtern auf der Stelle erschossen worden.
    Die beiden Mitangeklagten werden der Anstiftung zum Mord beschuldigt.
    Der indische Ministerpräsident Rajiv Gandhi, der Sohn der ermordeten Regierungschefin, wird nach der Aufdeckung eines Mordkomplottes gegen ihn seine Reise in die USA abkürzen.
    Zypern.
    Zehntausende Angehörige der griechischen Bevölkerungsgruppe auf der Mittelmeerinsel haben gestern für den Rücktritt von Staatspräsident Kipriano demonstriert.
    Bei einer Kundgebung sagte Oppositionsführer Klerides, Kiprianos Politik habe die Hoffnung auf die Einheit der Nation enttäuscht.
    Klerides bezog sich damit auf die Gründung einer unabhängigen Republik Nordzypern durch die türkische Bevölkerungsgruppe.
    Dieser Staat wird international allerdings nicht anerkannt.
    Bulgarien Die Nationalversammlung in Sofia hat neue Gesetze zur Bekämpfung von Terrorismus und Drogenschmuggel verabschiedet.
    Die neuen Bestimmungen sehen vor, dass terroristische Akte mit der Todesstrafe oder mit Haftstrafen bis zu 20 Jahren geahndet werden.
    Geiselnahme, Drogenhandel oder der Import und Export von Sprengstoff fallen in eine Sonderkategorie und werden ebenfalls mit schweren Strafen belegt.
    Japan
    Bei einer Schlagwetterexplosion in einer Kohlengrube auf der Insel Hokkaido sind 62 Menschen ums Leben gekommen.
    24 wurden zum Teil schwer verletzt.
    Die zuständigen Behörden wollen die Wirksamkeit der Alarmanlagen überprüfen.
    Bereits 1979 sind bei einem schweren Unglück in dieser Grube 16 Menschen getötet worden.
    Die japanischen Frauen sollen künftig am Arbeitsplatz ihren männlichen Kollegen gleichgestellt sein.
    Ein entsprechendes Gesetz hat das Parlament in Tokio nach siebenjähriger Debatte verabschiedet.
    Bisher durften Frauen nach 22 Uhr nicht mehr beschäftigt werden.
    Auch die Überstundenarbeit von Frauen war eingeschränkt.
    In den neuen Bestimmungen werden allerdings keine Strafen für Verstöße gegen die Neuregelungen angedroht.
    Ägypten.
    Eine Gesetzesänderung hat den ägyptischen Männern ihre in der islamischen Gesetzgebung verankerten Privilegien wiedergegeben.
    Eine Frau darf sich nun nicht mehr scheiden lassen, falls ihr Ehemann eine zweite Frau nimmt.
    Der ermordete Präsident Sadat hatte vor sechs Jahren den Frauen in diesem Fall die Scheidung erlaubt.
    Die volle Wiedereinführung der Männerprivilegien wurde Anfang dieses Monats von der Regierung beschlossen.
    In dem neuen Gesetz wird die Vorherrschaft des Mannes in der ägyptischen Gesellschaft ausdrücklich bestätigt.
    Der Mann kann demnach wieder vier Frauen haben, die er ohne große Formalitäten wieder verstoßen darf.
    Die Wetterlage.
    Geringe Luftdruckgegensätze und feuchtwarme Luftmassen stellen derzeit und auch in den nächsten Tagen die wetterbestimmenden Faktoren im Alpenraum dar.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Westen und Süden teilweise gering bewölkt.
    Am Nachmittag hier einige Gewitter- und Schauerbildungen.
    Im Norden und Osten vielfach stärker bewölkt, regional auch regnerisch trüb und strichweise etwas Regen.
    Im Tagesverlauf auch hier einzelne Gewitter und Schauer, schwache Winde.
    Nachmittagstemperaturen je nach Bewölkung 19 bis 25 Grad, Frühtemperaturen morgen 9 bis 15 Grad.
    Die Aussichten für morgen Sonntag bei unterschiedlicher Bewölkung teilweise sonnig.
    Am Nachmittag Regionalgewitter und Schauerbildungen schwachwindig.
    Tagestemperaturen je nach Bewölkung 20 bis 26 Grad.
    Die Vorschau auf Montag, keine Änderung.
    Teilweise sonnig, weiterhin warm.
    Anhaltende Gewitter und Schauerbereitschaft.
    Jetzt noch die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
    Wien bedeckt, leichter Regen, 16 Grad.
    Eisenstadt stark bewölkt, 19 Grad.
    Nordwestwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Linz wolkig, 20 Grad.
    Salzburg stark bewölkt, 21 Grad.
    Nordwind 10 Kilometer.
    Innsbruck stark bewölkt, 19 Grad.
    Bregenz stark bewölkt 16, Graz heiter 21 und Klagenfurt wolkig bei ebenfalls 21 Grad.
    9 Minuten nach 12 Uhr ist es jetzt.
    In Zeltweg in der Steiermark findet heute Nachmittag eine große Friedensdemonstration statt, zu der die Veranstalter und Organisatoren 20.000 Menschen erwarten.
    Geplant war diese Demonstration schon vor Monaten.
    Sie sollte ein neuerliches, eindrucksvolles Zeichen dafür sein, dass die Friedensbewegung in Österreich weiterlebt und quasi nicht nur eine Eintagsfliege war.
    Was als massive Demonstration gegen Aufrüstung in Ost und West geplant war, hat aber nun durch die aktuelle Entwicklung in Österreich eine Schwerpunktverlagerung erlebt.
    Nun geht es nämlich auch, und für die Medien verfolgt man die Berichterstattung fast in erster Linie, um Proteste gegen den geplanten Kauf und die Stationierung von Abfangjägern für das Bundesheer.
    Ein Demonstrationsinhalt, der der Friedensbewegung auch teilweise überraschenden Zuzug aus anderen Lagern gebracht hat.
    So werden auch ÖVP-nahe bürgerliche Gruppierungen erwartet, die möglicherweise sonst an einer solchen Demonstration nicht teilgenommen hätten.
    Massiv vertreten in Zeltweg auch die Bürgerinitiativen jener Ortschaften, die durch die Stationierung der Abfangjäger besonders betroffen werden.
    Höhepunkt der Demonstration soll eine Menschenkette sein, die von Zeltweg bis Knittelfeld reicht.
    Mein Kollege Leopold Esterle an Ort in Zeltweg berichtet jetzt aber mehr.
    Nach den schweren Unwettern der vergangenen Stunden in Teilen des Burgenlandes und der Südsteiermark herrscht hier im Raum Zeltweg Knittelfeld seit heute Vormittag wieder strahlendes Wetter.
    wüsste man nicht, dass es der Friedensbewegung, alternativen Flugplatzanreinern, ÖVP- und SPÖ-Jugendorganisationen ebenso wie kommunistischen Gruppierungen um die Verhinderung der Stationierung der für Herbst 1987 erwarteten Saab-Draken-Abfangjäger in Zeltweg und Graz-Thalerhof geht, wäre man versucht, im Pilotendeutsch von einem herrlichen Flugwetter zu sprechen.
    Die Sonne stimmt milder, die vom Koordinator der zwischen Zeltweg und Knitelfeld geplanten Menschenkette gegen Abfangjäger Wolfgang Poller erwartete Friedensdemo wird, so Poller, ihrem Namen gerecht werden.
    Noch hat Poller allerdings ein Problem.
    Von den von ihm 20.000 erwarteten Demonstranten sind bisher eher wenig eingetroffen.
    Wolfgang Poller bleibt aber in seinem Friedenscamp im Zeltweg so optimistisch wie seine Freunde, die derzeit an Transparenten arbeiten, wie gegen Abfalljäger und Luftnachschaugeräten, gegen eine Militarisierung dieser Welt, so die Aufschriften.
    Wolfgang Poller vor wenigen Minuten.
    Anwesend sind zur Zeit circa 500 bis 700 Antitragen.
    Es ist gerade ein Bus aus Vorarlberg angekommen.
    sind bereits hier im Friedenscamp.
    Sie rechnen aber bis 14 Uhr mit mindestens... 20.000 Demonstranten.
    Ist das nicht zu optimistisch, die Schätzung?
    Glaub ich nicht, nein.
    Glauben Sie nicht?
    Nein.
    In den Printmedien wird Ihnen der Vorwurf der kommunistischen Unterwanderung gemacht.
    Was sagen Sie dazu?
    Das ist lächerlich.
    Der Widerstand gegen die Abfangjäger geht quer durch alle Parteien und quer durch alle
    Bevölkerungsschichten und das sieht man auch aufgrund der Aufrufe, die da sind für die heutige Demonstration bis hin zur jungen ÖVP und so weiter, dass das völlig aus der Luft gegriffen ist.
    Das heißt ja zur Landesverteidigung, nein zu Traken, nein zu Abfangjägern in der Steiermark, kann man das so zusammenfassen.
    Ja, das ist die grundsätzliche der Konsens, der hier präsentiert wird.
    Wir sind nicht gegen das Bundesheer.
    Die Demonstration richtet sich heute nicht gegen das Bundesheer, sondern gegen den Ankauf aller Abfangjäger, nicht nur der Traken.
    Wir brauchen auch keine F5 oder so.
    Hier unterscheiden wir uns ganz klar vom Landeshauptmann Greiner.
    Und es gibt natürlich aber pazifistische Gruppen, die sind auch da, aber das ist nicht sozusagen die Mehrheit der Friedensbewegung.
    Wie würden Sie denn die politische Vorgangsweise des Landeshauptmanns, weil Sie es gerade angesprochen haben, bezeichnen?
    Das ist für mich schizophren, weil ich kann ja der Volksbegehren machen,
    wo es jetzt geplant ist.
    Wir wissen noch nichts Näheres, aber anscheinend wird das ein Volksbegehren für Abfangjäger, die dem neuesten Stand der Technik entsprechen.
    Das lehnen wir ganz klar ab.
    Wir sind gegen Abfangjäger-Alarat in Österreich.
    Rechnen Sie damit, dass im Rahmen der heutigen Demonstration dieser Menschenkette, die Sie planen, dass es da auch zu Übergriffen kommen könnte auf Bundeswehrgelände?
    Das ist eine Demonstration der Friedensbewegung und es wird eine friedliche Veranstaltung.
    Auf den Straßen rund ums Friedenscamp in Zeltweg, in dem am späten Nachmittag ein Friedensgebet und eine Rock-Oper gegen Abfangjäger aufgeführt werden soll, hat die Exekutive trotzdem
    mit 200 teils motorisierten Gendarmen und Hubschraubern ein dichtes Sicherheitsnetz gebildet.
    Einsatzleiter Oberstleutnant Josef Stockreiter rechnet mit einem friedlichen Verlauf der Demonstration, meinte aber, es ist nach dem gegenwärtigen Stand der Entwicklung kaum anzunehmen, dass es zu Ausschreitungen kommt, aber
    wie bei derartigen Veranstaltungen bekannt, ist es aber dennoch nicht auszuschließen.
    Aber ich habe ja bereits erwähnt, es stehen immerhin 200 Gendarmeriebeamte im Einsatz, die für
    derartige Entwicklungen vorsorgen und letztlich entgegenwirken werden.
    Und auch der Militärkommandant der Steiermark, Divisionär Hubert Albrecht, ist mit verstärkten Wacheinheiten und Hundestaffeln im Fliegerhorst-Zeltweg auf eventuelle, von ihm aber nicht erwartete Übergriffe vorbereitet.
    Wir werden durch das Fernmeldesystem in der Lage sein, sofort Behörde und Exekutive anzufordern und zu ersuchen, einzuschreiten.
    Das ist unser erstes Ziel.
    Unser zweites Ziel ist, mit der Militärstreife einerseits und den Militärhunden andererseits eine abhaltende Wirkung zu erzielen.
    Soweit erste Stellungnahmen hier aus Zeltweg, erster Nachmittag.
    Wir zeigen, welche Erwartungen zutreffen.
    Und damit zurück ans Studio des Mittagsschonals.
    Unser Reporter in Zeltweg ist Leopold Esterle und bei uns im Mittagsschanal geht es jetzt weiter mit der Inlandspresseschau.
    Diese noch immer schwelende und heute eben mit der Demonstration in Zeltweg wieder vehement aufgeflagerte Diskussion um den Ankauf der Abfangjäger.
    Aber auch das Verhalten der ÖVP in dieser Debatte, die Bilanz der kleinen Regierungspartei FPÖ nach der Halbzeit der Regierungsperiode und auch noch die Feiern anlässlich der Staatsvertragsunterzeichnung.
    All diesen Themen sind heute verschiedenste Kommentare in österreichischen Tageszeitungen gewidmet.
    Gisela Hopfmüller hat die Presseschau zusammengestellt.
    In den Salzburger Nachrichten geht Gerhard Steininger in seinen Überlegungen von den Staatsvertragsfeiern aus, die Mitte der Woche die Außenminister der Signatarstaaten des Staatsvertrages und die Außenminister der Nachbarländer Österreichs im Wiener Belvedere zusammengeführt haben.
    Jetzt, schreibt Steininger, sind wir wieder ganz allein.
    Immerhin, wir haben die Vergangenheit bewältigt, zumindest bis zum nächsten Handschlag, spätestens aber bis zum 45.
    Gründungstag der Republik.
    Dann können wir wieder mit der Trauerarbeit beginnen, aber Tränen werden uns keine geblieben sein.
    Die werden wir vergossen haben über Heimburg, die Abfangjäger und, wetten, wiederum Zwentendorf, ganz zu schweigen von Michael Graf, den Wald, der still vor sich hin stirbt und es wird uns noch manch anderes einfallen.
    Wir sind wirklich ein Volk von Pomphenebrern und unsere geomentalen Koordinaten schneiden sich haargenau im Wiener Zentralfriedhof.
    Unsere Verfassung stammt nicht von Hans Kelsen, sondern von Karl Kraus und ist im Buchhandel unter dem Titel Die letzten Tage der Menschheit wohlfeil zu erstehen.
    Mit dem von Steininger angesprochenen ÖVP-Generalsekretär Michael Graf und der Haltung der ÖVP in der Diskussion um den Ankauf der 24 Drakenabfangjäger beschäftigt sich auch Detlef Harbig in der ÖVP-nahen steirischen Südosttagespost.
    Harbig meint,
    Die Absicht der ÖVP-Spitze, sich in einer Klausurtagung gründlich mit der Landesverteidigung auseinanderzusetzen, sei begrüßenswert.
    Aber die ÖVP sei in ein zwiespältiges Verhältnis, ja in ein Schlamassel geraten.
    Niemand kümmerte sich im Grunde um die ganze Abfangjägerentscheidung.
    Der als Völkerrechtler hochzuschätzende Professor R. Makora fand sich plötzlich in diesem Angebotsdschungel ziemlich alleingelassen und handelte dann gezwungenermaßen auf eigene Faust.
    Unter diesen Bedingungen war er dann natürlich dem Manipulationsdruck und der Eigendynamik eines solchen Gremiums voll ausgesetzt.
    Und habe ich meint, R. Makora sei immerhin gerade noch vorsichtig genug gewesen, Vorbehalte zu deponieren.
    Und jetzt, wo sich herausstellt, welch schauderhafter Handel da geschlossen worden ist, hat die Parteiführung größte Schwierigkeiten, eine glaubwürdige Position zu finden.
    Die Tagung von Zwölfaxing sollte nicht nur ein öffentlichkeitswirksames Mea culpa für frühere Versäumnisse sein, sondern ein Beginn für besseres Tun in der Zukunft.
    Und das sollte man weiter anstreben, auch wenn es mit dem geplanten Tagungsort nun eine Panne gegeben hat.
    schreibt Detlef Harbig in der Südost-Tagespost und spielt damit auf die Klarstellung von Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschlager an, Parteiveranstaltungen wie die von der ÖVP geplante Tagung in der Panzertruppenschule 12-Achsing seien laut Wehrgesetz verboten.
    Mit demselben Thema beschäftigt sich Thomas Kurherr in der Wiener Tageszeitung die Presse.
    Nach Kurherrs Ansicht war der jüngste Versuch der ÖVP, die Gesamtfrage der Landesverteidigung zur Diskussion zu stellen, ein falscher Schritt zur falschen Zeit in die falsche Richtung.
    Der Schritt an sich war falsch, weil die Volkspartei, die sich stets aus vollem Herzen und weitaus glaubwürdiger als dies zu manchen Zeiten die Sozialisten getan hatten, für die militärische Verteidigung der Republik ausgesprochen und eingesetzt hatte, sich jetzt völlig unnötigerweise dem Verdacht aussetzt, die Idee der Verteidigung ganz allgemein in Frage stellen zu wollen.
    Das möchte die ÖVP ganz gewiss nicht.
    Aber sie hat mit dem ihr eigenen Fingerspitzengefühl den Anschein erweckt, als ob man durchaus auch darüber diskutieren könne, das Bundesheer abzuschaffen.
    Und Kurherr schreibt weiter.
    Der Schritt ist aber auch zur falschen Zeit erfolgt.
    Ausgerechnet dann über die Idee einer ominösen Bundesheer-Enquete zu reden,
    Wenn eben erst der Bundespräsident unter allgemeinem Beifall gefordert hat, die Verteidigung dieses Staates und seiner Freiheit aus dem Parteienstreit auszuklammern, ist ungeschickt und ausgerechnet dann solches zu tun, wenn ein unübersichtliches Konglomerat von idealistischen friedensbewegten Linken, Agitatoren und zweckgebundenen Kommunisten rund um den Militärflugplatz Zeltwege eine Demonstration vorbereitet, das schmeckt ein ganz klein wenig auch nach Opportunismus.
    Die heute stattfindende Demonstration in Zeltweg ist auch das Stichwort für einen Kommentar von Josef Riedler im steirischen SPÖ-Organ Neue Zeit.
    Riedler analysiert darin die Anliegen der Friedensbewegung und meint, in den demokratischen Ländern sei sie zu einer der eindrucksvollsten Lebensäußerungen der jüngeren Generation geworden.
    Wenn heute in der Obersteiermark viele tausend junge Menschen für den Frieden demonstrieren, so ist das keine Demonstration gegen Ost oder gegen West und schon gar nicht, auch das mag von mancher Seite unterstellt werden, gegen das österreichische Bundesheer.
    Diese Menschen bringen eine Grundstimmung zum Ausdruck, die die Jugend ganz Europas in Ost und West erfasst hat und man kann froh sein, in einem Land zu leben, in dem man das auch tun kann.
    Soweit Josef Riedler in der sozialistischen neuen Zeit.
    Und nun noch ein Themenwechsel.
    Im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung beschäftigt sich Ilse Brandner-Radinger mit der Halbzeitbilanz der Legislaturperiode, die gestern FPÖ-Obmann Vizekanzler Norbert Steger für seine Partei gezogen hat.
    dass Steger manchmal das Herz auf der Zunge trägt, ist vor allem sein Problem.
    In diesem Sinne ist es auch für die Regierungsarbeit der zweiten Koalitionsheilzeit nicht störend, dass der Vizekanzler seine Zufriedenheit in dem Wunsch ausdrückt, auch nach 1987 mit der SPÖ zusammenarbeiten zu wollen.
    Nur, diesem Wunschdenken und Sagen steht das erklärte Ziel der Sozialisten gegenüber, nach den Nationalratswahlen als Partei mit absoluter Mehrheit wieder eine Alleinregierung zu bilden.
    Stegers Drohung, die FPÖ werde versuchen, dieses Ziel zu verhindern, ist die eines Koketten.
    Denn er weiß sehr wohl, dass nach dem derzeitigen Trend der Umfragen die FPÖ erst an vierter Stelle liegen würde, sollte es tatsächlich, auch wenn es derzeit nicht danach aussieht, zu einer gemeinsamen Kandidatur der Grün-Gruppierungen kommen.
    Gisela Hopfmüller hat die heutige Inlandspresseshow zusammengestellt.
    Im Pinzgauer Salachtal im Land Salzburg stehen seit gestern Nachmittag, Sie haben es ja in den Nachrichten gehört, das war unsere Spitzenmeldung, große Waldflächen in Brand.
    Gestern Abend wurde dann sogar Katastrophenalarm gegeben.
    Und da das Feuer bis Einbruch der Dunkelheit nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte, sind seit heute früh 300 Mann von Feuerwehr, Bundesheer und Bergrettung sowie mehrere Hubschrauber mit Wassercontainern im Einsatz gegen die Flamme.
    Zur Stunde glaubt man auch schon ein bisschen mehr über die Brandursache zu wissen.
    Gerhard Lindinger vom Landesstudio Salzburg hat sich gemeldet.
    Dieser Großbrand, der verheerendste seit langem in Salzburg, dürfte eine makabre Ursache haben.
    Nach noch nicht offiziell bestätigten Aussagen von örtlichen Feuerwehrleuten dürften Übungen des Bundesheeres mit Leuchtraketen dieses Feuer verursacht haben.
    Einzelne Kleinbrände, die am Mittwoch offenbar nur unzureichend gelöscht worden waren, dürften wieder aufgeflammt sein und haben seit gestern Nachmittag begünstigt durch das fast hochsommerliche Wetter auf die Hänge des Oedenberges beim Eingang
    zum Naturschauspiel vor der Kaserglam im Gemeindegebiet St.
    Martin bei Lofer übergegriffen.
    Derzeit stehen mindestens 20 Hektar Hochwald der österreichischen Bundesforste und der bayerischen Saalforste in Flammen.
    Es ist daher das Grenzgebiet Salzburg zu Bayern und zu Tirol.
    Die Lage der Brandbekämpfer war gestern hoffnungslos.
    Die Hubschrauber konnten nur noch bis Einbruch der Dunkelheit und das unter Lebensgefahr für die Piloten zur Feuerbekämpfung eingesetzt werden.
    Das steile Gelände erschwert das Vordringen der Mannschaften, die durch Forstarbeiter verstärkt wurden.
    Bei Einbrechen der Nacht musste der Kampf gegen das Flammenmeer überhaupt abgebrochen werden.
    Ein zurückgekehrter Feuerwehrmann schildert die Situation.
    Wir haben einen Abschnitt von ungefähr 300 Metern gehabt.
    Da oben sieht man es ungefähr, wo man runter sieht zum Bach und dann rauf.
    Das haben wir unter Kontrolle gehalten.
    Mit Schaufeln und Krampen usw.
    Heute früh beim ersten Hahnenschrei rückten die verstärkten Mannschaften neuerlich dem verheerenden Waldbrand zu Leibe.
    Da man sich auf einen Einsatz mindestens über den ganzen heutigen Tag einstellen muss, ist inzwischen auch der Katastrophenzug des Roten Kreuzes aus Salzburg zur Versorgung der rund 300 Brandhelfer nach St.
    Martin ausgerückt.
    Bis zur Stunde konnte dieser Waldbrand noch immer nicht unter Kontrolle gebracht werden, sodass das Katastrophenkommando neuerlich Bundesheer-Hubschrauber mit Wassercontainern angefordert hat.
    Selbst dieser massierte Einsatz wirkt bei den lodernden Flammen im Hochwald für den Brandbeobachter wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.
    Landesfeuerwehrkommandant Harald Rybicz, den die erste ORF-Meldung über den Großbrand von einer Dienstreise direkt an den Brandort führte, blieb nichts anderes übrig, als Großalarm zu geben.
    konnte noch kurz vor Einbruch der Dunkelheit mit dem Hubschrauber des Bundesheeres einen Erkundungsflug durchführen und es ist jetzt gemeinsam mit dem Bezirkskatastrophenreferenten der Bezirkshauptmannshof Zell am See sind die Maßnahmen koordiniert worden.
    Bis zur Stunde ist es völlig ungewiss, ob es den massierten Kräften gelingen wird, den Waldbrand bei St.
    Martin heute unter Kontrolle zu bringen.
    Besorgt schauen die Feuerwehrmänner zum Himmel, ob endlich Regenwolken aufziehen und fürchten vor allem eines, dass stärkerer Wind aufkommt und das lodernde Feuer auf weitere Flächen des dicht bewaldeten Salachtales überträgt.
    Soeben erreicht uns vom Einsatzkommando die Mitteilung, dass sich der Brand inzwischen auf eine Fläche von mindestens 30 Hektar Wald ausgedehnt hat.
    Die Lage wird also in St.
    Martin bei Lofer immer dramatischer.
    Mehr erfahren Sie dann ja stündlich in unseren Nachrichtensendungen, die Sie auf dem Laufenden halten.
    Ein Bericht von Gerhard Lindinger vom Landestudio Salzburg war das.
    Und jetzt zu unserer Samstag-Mittag-Journal-Serie.
    im Journal zu Gast.
    Gast im Journal ist heute Wissenschaftsminister Heinz Fischer.
    Der 47-jährige Politiker ist einer der stellvertretenden Vorsitzenden der SPÖ.
    Fischer hat sich schon früh politisch engagiert.
    Er war 1960 Obmann der Sozialistischen Studenten, später Sekretär des Sozialistischen Parlamentsklubs, ab 1971 Nationalratsabgeordneter.
    Ab 1975 war Fischer dann de facto Klubobmann, nominell war es ja Bruno Kreisky.
    Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit der Sozialistischen Partei trat Fischer 1983 als Wissenschaftsminister in das Koalitionskabinett ein.
    Fischer gilt als ideologischer Vordenker der SPÖ, der sich auch immer wieder publizistisch betätigt.
    Im folgenden Interview geht es unter anderem um Probleme der Koalition, die wachsende Entfremdung zwischen der SPÖ und Künstlern und Intellektuellen, aber es geht auch um die Person von Heinz Fischer selbst.
    Er gilt ja als eher kühl und distanziert.
    Kritiker auch in der eigenen Partei werfen ihm vor, sich stets aus Konflikten herauszuhalten, im Hintergrund zu bleiben.
    Im Gespräch mit Ulrich Brunner geht Heinz Fischer dann auch auf diese Anmerkungen zu seiner Person eigentlich sehr offen ein.
    Aber zunächst dreht sich das Gespräch um aktuelle Fragen im Zusammenhang mit der Regierungskoalition, Interviewer, wie schon gesagt, Ulrich Brunner.
    Herr Minister Fischer, Sie haben vor einigen Wochen in einem Interview den französischen Revolutionär Saint-Just zitiert, der gemeint hat, niemand könne regieren ohne schuldig zu werden.
    Soll heißen, wer regiert, muss einige Grundsätze über Bord werfen.
    Also wie schuldig ist die SPÖ?
    Mir ist es da nicht ums Überbordwerfen von Grundsätzen in erster Linie gegangen, sondern darum, dass ich zum Beispiel eine Regierung ja nicht aussuchen kann, zu welchen Fragen sie Stellung nimmt oder zu welchen nicht, dass man manchmal nicht vor der Entscheidung steht zwischen einer guten und einer schlechten Alternative, sondern quasi zwischen zwei schlechten und die weniger schlechte heraussuchen muss und natürlich auch, dass es darum geht,
    gerade in einer Demokratie, Kompromisse zu machen und wenn man nun den Maßstab der reinen Lehre anlegt, dass man dann vielleicht den strengsten Maßstäben nicht gerecht werden kann, dass man in diesem Sinne schuldig wird im pluralistisch-demokratischen Staat.
    Nun ist es aber offenbar doch so, dass viele Künstler und Intellektuelle, die sich früher der SPÖ verbunden fühlten, dass diese nun glauben, dass die SPÖ schuldig geworden sei, im Sinn von such ist.
    Was können Sie dieser Personengruppe entgegenhalten?
    Ich glaube, man muss mit jedem Einzelnen das Gespräch führen.
    Vor wenigen Tagen hat mich Peter Turini angerufen, hat gesagt, können wir uns nicht einmal zusammensetzen und wir haben nur einen Termin um 22 Uhr abends gefunden.
    aber ich freue mich schon auf dieses Gespräch und es wird vielleicht symbolisch und symptomatisch sein für die Notwendigkeit, dass wir als Sozialisten, als Bürger, als Politiker mit unseren Intellektuellen, mit Schriftstellern, mit Künstlern auch dann das Gespräch führen, wenn sie uns kritisieren und nicht nur dann, wenn sie bereit sind, Wahlaufrufe mit zu unterzeichnen und in Testimonials mitzuwirken.
    Taurine ist ja nicht der einzige Künstler, der jetzt der SPÖ skeptischer gegenübersteht als früher.
    Es muss doch einen Grund haben, wenn sich die Künstler so von der SPÖ entfernen oder ihr zumindest jetzt sehr skeptisch gegenüberstehen.
    Erstens würde ich da bitten, nicht pauschal über die Künstler zu urteilen.
    Jene, die sich kritisch
    artikuliert haben, die sind gehört worden, vernommen worden.
    Jene, die das nicht getan haben, weil sie weiterhin mit der sozialistischen Bewegung gute Kontakte haben oder weil sich jedenfalls nichts verändert hat in ihrer Einstellung, die sind nicht gehört worden.
    Und zweitens glaube ich,
    dass wir die Augen nicht verschließen dürfen vor der Tatsache, dass natürlich eine Koalitionsregierung eine Regierung ist, die mehr zu Kompromissen veranlasst wird und gezwungen wird als die Alleinregierung einer Partei.
    Nur hat ja diese Medaille bekanntlich zwei Seiten.
    Solange es eine Alleinregierung gegeben hat,
    ist kritisiert worden, dass das eine Regierungsform ist, wo sich eine Partei ganz allein durchsetzen kann, wo eine Partei ihr Parteiprogramm, wenn Sie so wollen, zum Regierungsprogramm machen kann.
    Und jetzt haben die Wähler so entschieden, dass eine Partei allein nicht regieren kann.
    dass eine Mehrheit nur gebildet werden kann, wenn zwei Parteien gemeinsam regieren.
    Und dieses gemeinsame Regieren erzwingt manche Kompromisse, aber Kompromisse, die noch viel holpriger wären und viel schwieriger zustande kommen würden in einer großen Koalition wie in der Zeit vor 1966.
    Man hat manchmal den Eindruck, dass diese Regierung, die sich ja auf 103 Mandate im Parlament stützt, schwächer ist, als es die SPÖ-Alleinregierung mit 93 Mandaten war.
    Das ist eine interessante Frage und ich möchte nicht nur in der Richtung antworten, dass ich sage, dass eine Alleinregierung eben homogener und kompakter wirkt, wenn Entscheidungen in der Partei gleichzeitig auch schon Vorentscheidungen für die Regierung sind.
    sondern ich glaube, dass unser politisches System in Österreich überhaupt dadurch gekennzeichnet ist, dass bei manchen neuen Fragestellungen die Fronten irgendwie quer durch die Parteien gehen.
    Das gilt für die SPÖ, das gilt für die ÖVP und das gilt für die FPÖ.
    Und wenn dann eine Frage auftaucht, wo Fronten quer durch die
    Parteien gehen oder auch nur teilweise quer durch die Parteien gehen, dann ist natürlich die Homogenität bei der Durchsetzung dieser Anliegen und Beschlüsse geringer, dann wird mehr diskutiert, dann wird, wenn ich das so formulieren will, auch mehr polemisiert oder gestritten und das ist ein Phänomen, das wir nicht verkennen dürfen.
    Aber ich mache aufmerksam,
    dass die monolithische Geschlossenheit der politischen Parteien, jene Homogenität, die aus der Ersten Republik weit in die Zweite Republik hinübergerettet oder hinübertransportiert wurde, ja auch ihre Probleme hat.
    Und ich finde, dass man an dieser Auflockerung der politischen Fronten
    beide Aspekte, die positiven und die weniger positiven, sehen muss oder jedenfalls nicht übersehen darf.
    Themenwechsel zur Tagespolitik.
    Bis zur Nationalratswahl 1987 sind es noch zwei Jahre.
    Sie haben vor kurzem erklärt, dass die SPÖ vor der Wahl keine Festlegung auf eine Koalition treffen sollte.
    Ist das nur Ihre persönliche Meinung oder ist das schon Konsens in der SPÖ?
    Ich habe das, soviel ich mich erinnern kann, als eine persönliche Meinung schon mehrere Male geäußert, aber ich kenne niemanden in unserer Partei, der das grundsätzlich anders beurteilt, denn eine Nationalratswahl
    ist meiner Ansicht nach ein zu wichtiges Ereignis und zu wichtiges Datum, dass man gewissermaßen sagen kann, gleichgültig wie die Wahl ausgeht, diese oder jene Entscheidung wird unabhängig vom Wahlausgang getroffen oder angekündigt.
    Da könnte man allzu leicht die Rechnung ohne den Wirt machen.
    Darum bin ich der Meinung, wir haben
    mit einer Partei eine Vereinbarung für die Dauer einer Legislaturperiode getroffen.
    Wir werden die auf Punkt und Beistrich einhalten.
    Diese Koalition wird für die gesamte Dauer der Legislaturperiode korrekt und vertrauensvoll zusammenarbeiten.
    Aber dann sind die Wähler am Wort, dann wird man das Wahlresultat studieren und dann werden weitere Entscheidungen zu treffen sein.
    Und diese Entscheidungen werden selbst nach der Wahl schwierig genug sein, sie vor der Wahl ohne Kenntnis des Wahlresultats zu treffen, halte ich eigentlich für unmöglich.
    FPÖ-Obmann Steger hat vor kurzem erklärt, seine Partei sollte schon vor der Wahl für eine Fortsetzung der Koalition mit der SPÖ plädieren.
    Das schaut doch jetzt so aus, als ob die FPÖ mit ihrer Partei zufriedener wäre als Sie mit der FPÖ.
    Also ich bin für diese Optik nicht verantwortlich und ich glaube auch nicht, dass es so gemeint ist, aber ich habe meine Argumente jetzt vorgetragen und ich kann diese Argumente auch im Lichte
    andere Erklärungen anderer Politiker nicht revidieren.
    Weder im Lichte der Erklärung von Vizekanzler Steger, noch im Lichte der Erklärung mancher ÖVP-Politiker, die ja auch schon voraus zu wissen glauben, welche Regierungsform notwendig ist.
    Herr Minister Fischer, noch eine persönliche Frage.
    Sie haben in den Medien eine Reihe von sehr positiven Eigenschaften zuerkannt erhalten.
    Ich zitiere, intellektuell, politisches Hirn der SPÖ, Integer und so weiter.
    Schließlich wurden Sie auch Musterknabe genannt.
    Das hat eine positive
    Wenn man will aber auch eine negative Komponente.
    Musterknaben sind die, die keine Fehler machen, die nie aufmüpfig sind.
    Ganz konkret, sie haben sich aus den großen innerparteilichen Auseinandersetzungen, ich erinnere Kreis-Geandrosch-Auseinandersetzung, fast immer herausgehalten.
    Warum eigentlich?
    Erstens, wenn Sie schon persönliche Fragen stellen, muss ich Ihnen gestehen, dass ich zumindest in der Schule nie ein Musterknabe war.
    Zweitens aber muss ich Ihnen weiters gestehen, dass ich mich in meiner politischen Tätigkeit wirklich nicht daran orientieren kann, welche Zensuren in der Presse das auslöst.
    Politik etwas sehr Ernstes, wo man sich sehr anstrengen muss, wo man mit ganzer Persönlichkeit und Hingabe arbeiten muss.
    Und die Frage, warum ich mich aus Konflikten herausgehalten habe und das übrigens auch in Zukunft so tun werde, ist ganz einfach zu beantworten.
    Wenn es nämlich in unserer
    politischen Bewegung in der Sozialdemokratie Konflikte gibt oder solche drohen, dann habe ich nicht die Absicht, und es entspricht nicht meinem Rollenverständnis, den Helm fester zu binden und die Lanze einzulegen und mich am Konflikt zu beteiligen und fest reinzuschlagen, sondern im Gegenteil, ich werde alles tun,
    um Konflikte innerhalb unserer Bewegung zu vermeiden, auszugleichen und quasi entspannend zu wirken.
    Das habe ich spätestens gelernt in jenem Zeitpunkt, als in der Studentenbewegung 90 Prozent
    unserer Energie für innerfraktionelle Konflikte draufgegangen ist und vielleicht nur 10% übrig geblieben ist für Wirkung nach außen.
    Das ist für mich eine Lehre fürs Leben gewesen und geworden und daran orientiere ich mich gleichgültig, wie die Zensuren ausfallen.
    Herr Minister, es gibt da aber auch die Meinung in der SPÖ, ich werde jetzt keinen Namen zitieren, die da ungefähr lautet, der Fischer hat alle Eigenschaften für einen Spitzenpolitiker.
    nur die Narben, die ihn als kampferprobt ausweisen, in einer innerparteilichen Auseinandersetzung, in einer innerparteilichen Diskussion, die Narben, die fehlen.
    Sie wissen, dass solche Zeichen von Kämpfen auch als Macherqualitäten geschätzt werden, dass das auch in einer Partei jemanden auszeichnen kann.
    Empfinden Sie das Fehlen dieser Narben als Nachteil?
    Also ich empfinde es als keinen Nachteil und ich werde mich auch nicht künstlich um Mensuren und schlagende Auseinandersetzungen bemühen, um diese Narben nachzuholen.
    Ich sage Ihnen schon, mit meinem Selbstverständnis von Politik,
    lebe ich in Frieden und in Übereinstimmung und man soll immer nur das sein und sein wollen, was man ist und was man sein kann und es fällt mir nicht im Traum ein, da womöglich nachzudenken, was noch imageförderlich oder sonst wie nützlich wäre.
    Der Heinz Fischer ist der Heinz Fischer und solange er mit sich selbst in Frieden lebt, gibt es keinen Grund sich zu ändern.
    Sie würden das auch in Kauf nehmen, wenn Ihnen das fehlt, dieses kämpferische Moment innerparteilich gesehen, wenn Ihnen das fehlt für eine absolute Spitzenposition in der SPÖ, für den Parteivorsitz, irgendwann einmal?
    Selbstverständlich würde ich das in Kauf nehmen und Sie wissen gar nicht, wenn ich das sagen darf, was manche
    Spitzenpositionen und ich sehe, dass sie aus großer Nähe für eine Belastung für ein Opfer sind und das können ja nur sehr merkwürdige Charaktere sein, die glauben, es ist kein anderer Platz als der als Nummer eins erstrebenswert und nützlich.
    Man kann in den verschiedensten Funktionen Nützliches leisten und Ehrgeizlinge, die das anders sehen, die sind nicht mein Vorbild.
    Leute, die sie nicht so gut mögen, sagen, sie meiden diese Auseinandersetzungen, diese innerparteilichen, weil wenn man sich da deklariert, könnte man ja auch zu den Verlierern gehören.
    Also erstens kann ich mir die Urteile ja nicht aussuchen, ich kann das nur wiederholen.
    Zweitens, Bruno Kreisky hat einmal gesagt, ich verkenne nicht den Pathos der Niederlage, aber gewinnen ist mir lieber und künstlich sich Niederlagen zu suchen oder was ist ja auch keine Strategie oder keine Politik, aber ich versichere Ihnen, ich sehe die innerparteiliche Diskussion, die es natürlich gibt, nicht in den Kategorien von Sieg oder Niederlage.
    Ich sehe sie darin, dass jeder
    beitragen muss, dass die Sozialdemokratie auf der Höhe der Zeit ist, ihrer Verantwortung gerecht wird.
    Ich sehe eine wichtige Aufgabe auch darin, demjenigen, der das größte Pinkel tragt, und das ist der Parteivorsitzende, wirklich loyal
    zur Seite zu stellen und ihm auch menschlich Kraft zu geben und freundschaftlich verbunden zu sein.
    Und wenn es darüber hinaus gelingt, auch über die Grenzen der Parteien mit dem einen oder anderen eine
    gute menschliche Gesprächsbasis zu haben, ich sagte schon über Parteigrenzen hinweg, dann hat man sich schon sehr viel vorgenommen und wenn man das zusammenbringt, dann ist schon gar keine schlechte Bilanz.
    Ich danke für das Gespräch.
    Gast im Journal war heute Wissenschaftsminister Heinz Fischer, einer der stellvertretenden Vorsitzenden der SPÖ.
    Ulrich Brunner hat ihn interviewt.
    Es ist 12 Uhr und 42 Minuten, also drei Minuten vor dreiviertel eins im Mittagsschanal.
    Zwei Beiträge stehen noch auf dem Programm.
    Es geht um die Problematik mit der Wiederverwertung von Altglas und die Kulturredaktion bringt eine Vorschau auf Premieren im Rahmen der Wiener Festwochen.
    Im nächsten Beitrag aber, wie gesagt,
    Geht es um Probleme der Glasindustrie bzw.
    um das sogenannte Recycling, also die Wiederverwertung von Altglas.
    Glas gehört zu jenen Produkten, denen man die größte Umweltfreundlichkeit unter allen Verpackungen nachsagt.
    Wird es deponiert, ist es keine Gefahr für Luft oder Wasser.
    Wird es gesammelt, ist es ein wertvoller Rohstoff.
    Es ist noch gar nicht so lang her, als man sich entschloss, das Altglas zu sammeln, um es wieder einzuschmelzen und wiederzuverwerben.
    Erst etwa 1976 wurden die ersten Glaskontainer in Österreich aufgestellt.
    Inzwischen sind sie ein gewohnter Anblick geworden und ebenso haben sich viele daran gewöhnt, ihre alten Flaschen und Gläser nicht einfach in den Müll zu werfen,
    sondern den Weg zum Glaskontainer mit ihnen anzutreten.
    So erfreulich das ist, bringt es doch für die Glashersteller auf der anderen Seite nicht unbeträchtliche Umständlichkeiten und Organisationsprobleme mit sich.
    Denn mit so viel alt Glas, wie jetzt anfällt, hat man nämlich gar nicht gerechnet.
    Und so steht man jetzt vor Problemen, wie Hans Adler berichtet.
    Die Bereitschaft der Hausfrauen, Glas und Papier nicht in den Müll, sondern in eigene Container zu werfen, ist eine der erfreulichsten Auswirkungen der ständigen Umweltdebatten.
    So schnell haben die Verbraucher auf die Appelle reagiert, dass die Abnehmer der so gewonnenen Rohstoffe Mühe haben, mit dieser Flut fertig zu werden.
    Direktor Georg Angerer vom Werk Pöchlarn des Stölzle-Konzerns bestätigt das.
    Insgesamt hat das Recycling begonnen in Österreich im Jahr 1976 mit wenigen tausend Tonnen.
    3, 4, 5.000 Tonnen im Jahr und ist aber inzwischen sehr stark angestiegen.
    Im Jahr 84 haben wir bereits 45.000 Tonnen rückgeführt und es ist zu erwarten, dass diese Werte weiterhin steigen.
    Die wichtigsten Abnehmer für Altglas sind die beiden Hersteller von Verpackungsglas Lutzki und die eben zitierte Stölzle Oberglas AG, einer der Konzernbetriebe der Kreditanstalt.
    Sie verzeichnen derzeit eine Rücklaufquote von 30 Prozent.
    Im Ausland sind 50 Prozent und mehr schon gang und gäbe.
    Man kann sich daher leicht ausrechnen, dass auch in Österreich noch viel mehr Altglas zu erwarten ist, das als Rohstoff an die Fabriken geht.
    Dafür aber reicht die bisherige Organisation nicht aus.
    Derzeit besorgt das Einsammeln die österreichische Produktionsförderungsgesellschaft.
    Das Reinigen und Sortieren müssen die Glasproduzenten selbst erledigen.
    Das ist eine schmutzige und unangenehme Arbeit.
    Zentimeterhoch bedeckt der Glasstaub die Umgebung einer solchen Sortieranlage die Scherbenhaufen beanspruchen immer mehr Platz und immer wieder.
    fällt Bruchglas trotz aller Vorsichtsmaßnahmen von den Förderbändern.
    Also wünscht man die ganze Glasbruchsortiererei weit weg vom eigentlichen Glasproduktionsbetrieb und verhandelt jetzt über eine gemeinsame Großanlage.
    Ein weiteres Problem, das man dringend lösen müsste, wäre die Aufklärung der Hausfrauen, die derzeit noch immer Flaschen samt Verschlüssen, Schmutz und Porzellanscherben in die Glaskontainer werfen.
    Auch mit der Unterscheidung zwischen Weiß- und Buntglas nehmen es viele nicht genau.
    Sind aber einige grüne oder braune Flaschen in einem Weißglaskontainer, dann ist der ganze Containerinhalt nur noch für die Herstellung von Grünglas zu verwenden.
    Weißglas aber ist der für die Glasmacher wesentlich wertvollere Rohstoff.
    Aufklärung tut also dringend Not.
    Aber sie kostet Geld für Plakate, Broschüren und Werbesendungen.
    Geld, das aus der derzeitigen Organisation nicht aufzubringen ist.
    Und jetzt bereuen die Glasmacher, dass sie seinerzeit, als mit dem Altglassammeln begonnen wurde, von der Überlegung ausgegangen sind, Altglas ist Rohstoff und wird gekauft.
    Das ist aus unserer Sicht eine sehr unglückliche Entwicklung, weil wir ja mit dieser Entsorgung des Marktes eine Dienstleistungsfunktion erfüllen.
    Und diese Dienstleistung uns überhaupt nicht honoriert wird, sondern wir in den meisten Fällen selbst noch dafür bezahlen.
    Und von diesem Modus meine ich, dass wir sobald wie möglich wegkommen müssen.
    Also will man neu organisieren und stellt folgende Überlegung an.
    Zumindest müssten wir auf einen Nulltarif kommen,
    um dann in Zukunft auf einen bescheidenen Beitrag seitens der Gemeinden vorzuschreiten.
    Es ist heute bundesweit etwa ein Schilling aufzuwenden für ein Kilo Mülldeponie.
    Und wenn wir von diesem Schilling die Hälfte, ein Drittel, ein Fünftel hätten, dann wäre für uns die Recyclingaktion sehr viel leichter.
    Wir könnten dann Werbung betreiben.
    Wir könnten dafür sorgen, dass schon diejenigen, die das Glas in die Behälter schmeißen, es in einer Form reinschmeißen und in einer Sauberkeit, die uns wieder die Aufbereitung erleichtert.
    Wir könnten unsere Aufbereitungsanlagen modernisieren, verbessern, leistungsfähiger machen.
    Für die Glasindustrie ist nach der derzeitigen Lage nur das Weißglas als Rohstoff billiger als die Naturrohstoffe.
    Grünglas, also das billigere Produkt, stellt sich in den Kosten eins zu eins zwischen Naturrohstoffen und Altglas.
    Nur, dass in den natürlichen Rohstoffen keine Flaschenverschlüsse enthalten sind, die schmelzen, sich als sumpflüssigen Metalles am Boden der Glaswanne ersammeln und den Glasofen ruinieren.
    Schließlich, so Angerer, könnte man bei besserer Qualität der Rohstoffe Altglas auch mehr davon verwenden.
    Fest steht, dass es bei der Verwendung von Altglas nur ein Vorwärts und kein Zurück gibt.
    Man weiß aus ausländischen Beispielen und Erfahrungen, dass noch viel mehr und Besseres möglich ist.
    Und zweitens gehört die Wiederverwertbarkeit und geringere Umweltbelastung der Verpackung Glas zu den besten Verkaufsargumenten der Hersteller.
    Ein Beitrag von Hans Adler war das.
    Im Rahmen der Wiener Festwochen sind nicht nur eine Reihe von Gastspielen ausländischer Bühnen zu sehen, auch die Wiener Theater steuern einiges zu dieser Monsterveranstaltung bei.
    Viele der gezeigten Produktionen versuchen dabei, den Schwerpunkten der Wiener Festwochen wie etwa Wien um die Jahrhundertwende, Traum und Wirklichkeit oder 40 Jahre Zweite Republik gerecht zu werden.
    Überdies gibt es noch Uraufführungen von Stücken österreichischer Autoren.
    Walter Gellert fasst die Aktivitäten der kommenden Woche im folgenden Beitrag zusammen.
    Dieses Lied, das Lied vom Fliegen, gesungen von Lize Engstler, stammt aus dem Musical Valérie, in dem Autor Alf Kraulitz gemeinsam mit den Komponisten Arthur Lauber und Friedemann Katt die Geschichte eines Vorstadt-Mädels zur Jahrhundertwende schildert, das den Aufstieg zur Bühnengröße schafft.
    Gespielt wird diese Eigenproduktion der Wiener Festwochen im Rahmen des Schwerpunkts Draust in Hernals im Metropol.
    Alf Kraulitz hat die Stationen Valeries, in denen Traum und Wirklichkeit ineinander übergehen, aufgezeichnet.
    Ich habe bei der Erarbeitung des Stoffes der Jahrhundertwende, der mich persönlich sehr interessiert, habe ich die ganzen großen Franz-Personen, von der Alma Mahler bis zur Zuckerkandl, mir irgendwie als Vorbild genommen, hinüber zur Audillon, und habe daraus eine Art Novelle, aber mit den Augen der Gegenwart geschrieben.
    Wir haben sehr deftige Vorstadtlieder natürlich drinnen, weil wir ja mit diesem Musical vor allem die jungen Leute ansprechen wollen.
    Und die sind vor allem natürlich an der Gegenwartsmusik orientiert.
    Das heißt, wir haben genauso Rocknummern aus der Vorstadt in der Musik von 1985 drinnen, wie eben köstliche Parodien auf Rachmaninov, auf Jahrhundertwende-Stil, Walzer, Cancan, das geht da alles in einem Furioso durcheinander und ist ein einmaliges Spektakel.
    Dem Thema Traum und Wirklichkeit nähert sich das Ensemble-Theater im Treffpunkt Petersplatz auf eine andere Weise.
    Als österreichische Erstaufführung zeigt das Ensemble den neuen Prozess von Peter Weiß.
    Regisseur Dieter Haspel.
    Von uns war diese Produktion, der neue Prozess bewusst gewählt zum Festwochen-Thema Traum und Wirklichkeit.
    Und zwar als bewusst gesetzte Alternative zum Traum, praktisch Flucht aus der Realität, dass wir praktisch den Albtraum der Realität versuchen auf die Bühne zu bringen.
    Bei Peter Weiß kommen auf Josef K. noch andere Bedrohungen zu, als Kafka sie erdacht hat.
    Wettrüsten, die Undurchschaubarkeit von Machtverhältnissen, die Mechanismen des Profitdenkens.
    Gebende und Nehmende, ist das nicht die neue Gleichheit?
    Was wir nehmen an Rohstoffen, geben wir zurück an Bildung, Technik.
    Was für ein Quarantraum ist das?
    Dem Themenschwerpunkt 40 Jahre Republik ist die österreichische Erstaufführung eines Stückes von Arnold Bronnern, die Katecholin, durch die Theater-MBH im Messepalast zuzurechnen.
    Bronnern, ein Österreicher, wurde durch sein expressionistisches Stück Vatermord bekannt.
    Aber auch dadurch, dass er in den 20er Jahren mit seinen Freunden, unter anderem mit Brecht, gebrochen hat, um sich mit Goebbels anzufreunden.
    Allerdings wurde er den Machthabern im Dritten Reich dann durch ein Napoleon-Stück verdächtig.
    Nach dem Krieg war Bronnendramaturg Anders Kaler in Wien, ehe er nach Ost-Berlin übersiedelte, wo er dann auch gestorben ist.
    Die Kette Kolin entstand nach dem Zweiten Weltkrieg in Österreich und schildert, wie im Frühjahr 1945 der Lagerkommandant eines KZs auf der Flucht in einem Autobus mit vier Widerstandskämpfern, der sogenannten Kette Kolin, konfrontiert wird, die in dem von ihm geleiteten Konzentrationslager gefangen waren.
    Erschießen wir ihn!
    Wir haben nicht viel Zeit.
    Gib her den Revolver, ich treff ihn gut.
    Nein!
    Der braucht sein Gericht.
    Seine Anklage.
    Sein Urteil.
    Wozu?
    Für sich stirbt ein solcher doch als Märtyrer.
    Hört zu!
    Das ist ein Gericht.
    Wir kannten einander nicht.
    Wir wussten nur unsere Decknamen und Deckadressen.
    Im Gefängnis kamen wir erst langsam drauf, wer wir sind.
    Im Gefängnis erfuhren wir, wie dieser Verbrecher uns alle der Reihe nach gepresst und gefoltert hat.
    Bis er an mich den Letzten kam.
    Aber wo ist der Erste?
    Für den Lagerkommandanten endet die Auseinandersetzung in Arnold Bronnens Die Kette Kolin schließlich tödlich.
    Johanna Tromek hat das Stück im Messepalast in Szene gesetzt.
    Während der Festwochenzeit kommen auch zwei österreichische Autoren zu Uraufführungsehren.
    Günter Stingl im Theaterforum mit einem erotisch bekannten Schauspiel mit dem Titel Der Kongress und Friedrich Zauner im Theater beim Auersberg mit Ypsilon, einem Stück, in dem ein alter, zurückgezogener Schauspieler Selbstgespräche führt.
    Einen österreichischen Autor präsentiert diesmal auch das Faux-Theater bei den Festwochen in den Außenbezirken.
    Gezeigt wird Peter Tuorinis Fassung von Goldonis Mirandolina, Die Wirtin.
    Der Autor spielt übrigens selbst mit.
    Walter Gellert hat diesen Beitrag gestaltet und wir beenden jetzt das Mittagsjournal mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen.
    Österreich.
    Seit gestern wütet in der Salzburger Gemeinde St.
    Martin bei Lofa ein verheerender Waldbrand.
    Derzeit stehen mindestens 30 Hektar Hochwald in Flammen.
    Nach noch nicht offiziell bestätigten Aussagen örtlicher Feuerwehrleute dürften Übungen des Bundesheeres mit Leuchtraketen den Waldbrand ausgelöst haben.
    Bereits gestern waren einzelne Kleinbrände ausgebrochen, die nur unzureichend gelöscht werden konnten.
    Diese Kleinbrände sind nun wieder aufgeflammt und haben sich stark ausgebreitet.
    Das steile Gelände in dem betroffenen Salzburger Grenzgebiet zu Bayern und Tirol erschwert die Löscharbeiten.
    Derzeit stehen etwa 300 Helfer bei der Brandbekämpfung im Einsatz.
    Unterstützt werden sie von Hubschraubern des Bundesheeres, die mit Wasserbehältern versuchen, das Feuer aus der Luft zu bekämpfen.
    Der Waldbrand konnte bis jetzt nicht unter Kontrolle gebracht werden.
    Der Löscheinsatz dürfte den ganzen Tag andauern.
    Im Umbaltal in Osttirol ereignete sich kurz vor Mitternacht eine Flutkatastrophe.
    Der Schaden geht in die Millionen.
    Personen wurden nicht verletzt.
    Vom 3000 Meter hohen Großschober ist eine riesige Lawine zu Tal gegangen, die den Umbalbach zu einem See aufstaute.
    Gegen 23 Uhr brach der Schneedamm.
    Eine Springflut riss auf der Pebelalm eine Jausenstation und eine Almhütte weg.
    Eine weitere Jausenstation wurde erheblich beschädigt.
    Im Umbachtal wurden acht Brücken weggerissen, die Flussverbauung wurde total zerstört.
    Die ÖVP würde einer gesetzlich verordneten allgemeinen Arbeitszeitverkürzung in dieser Legislaturperiode auf keinen Fall zustimmen.
    Bundesparteiobmann Alois Mock erklärte dazu, die Verkürzung der Arbeitszeit sei zwar ein wünschenswertes sozialpolitisches Ziel, das aber nicht um den Preis einer verringerten Wettbewerbsfähigkeit angestrebt werden dürfe.
    Mock bezeichnete es als ein Gebot der politischen Vernunft, eine solche Absicht erst zu verwirklichen, wenn es die wirtschaftliche Lage erlaube.
    Nach Ansicht des stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden, Wissenschaftsminister Heinz Fischer, ist es unmöglich, bereits vor den nächsten Nationalratswahlen eine Entscheidung über künftige Koalitionsformen zu treffen.
    In der Radioreihe im Journal zu Gast sagte Fischer, eine Nationalratswahl sei zu wichtig, als dass eine solche Entscheidung unabhängig vom Wahlergebnis getroffen werden könnte.
    Die SPÖ habe mit den Freiheitlichen eine Koalitionsvereinbarung für eine Gesetzgebungsperiode getroffen und werde diese auch nach Punkt und Beistrich für die ganzen vier Jahre erfüllen.
    Dann sei aber der Wähler am Wort.
    Auch im Lichte der jüngsten Äußerungen von FPÖ-Obmann Vizekanzler Steger, der seiner Partei eine Fortführung der kleinen Koalition nach den nächsten Wahlen empfehlen will, könne er seine Meinung nicht revidieren, sagte Fischer.
    Belgien.
    Papst Johannes Paul II., der heute seinen 65.
    Geburtstag feiert, wurde in der Stadt Mechelen von der Bevölkerung stürmisch gefeiert.
    Der Papst erklärte in seiner Predigt zum ökumenischen Gedanken, die Einheit mit den protestantischen Kirchen müsse aufrichtig und ohne falsche Kompromisse angestrebt werden.
    In den ökumenischen Gesprächen habe man bereits Fortschritte erzielt.
    Jugoslawien.
    Aus wirtschaftlichen und strategischen Gründen will Jugoslawien ein eigenes Überschallkampfflugzeug entwickeln.
    Seit dem Bruch mit Moskau im Jahr 1948 kämpft Belgrad um die Unabhängigkeit bei seinen Waffensystemen.
    Rückgrat der jugoslawischen Luftverteidigung
    sind aber noch immer die sowjetischen Düsenkampfflugzeuge des Typs MiG-21.
    Das neue Überschallkampfflugzeug soll nach einem Bericht der Wochenzeitung Min mit einem Düsentriebwerk neuerster amerikanischer Produktion ausgerüstet werden.
    Weite Teile Jugoslawiens sind von einem leichten Erdbeben erschüttert worden.
    Nach ersten Berichten lag das Zentrum des Bebens etwa 200 Kilometer südlich von Belgrad.
    Die Erdstöße erreichten die Stärke 4,7 nach der internationalen Richterskala.
    Angaben über Schäden liegen nicht vor.
    Österreich.
    Die sowjetische Fluggesellschaft Aeroflot hat eine wöchentliche Flugverbindung zwischen der ukrainischen Hauptstadt Kiew und Salzburg eröffnet.
    Die erste Maschine der Aeroflot aus Kiew ist gestern in Salzburg eingetroffen.
    Von sowjetischer Seite wird die Ausweitung der österreichisch-sowjetischen Wirtschaftsbeziehungen und das zunehmende Interesse für Kuraufenthalte auf der Krim als maßgeblich für die Einrichtung dieser ständigen Flugverbindung angegeben.
    Bei einem Überfall auf eine Tankstelle an der Tauernautobahn im Raum Golling haben drei unbekannte Täter heute früh etwa 100.000 Schilling erbeutet.
    Die drei Räuber schlugen den Tankwart mit einem Holzknüppel nieder und flüchteten mit einem Kleintransporter mit gelber Plane in Richtung Salzburg.
    Einer von ihnen sprach Salzburger Dialekt, die beiden anderen dürften Ausländer sein.
    Die Fahndung ist bis jetzt ergebnislos geblieben.
    Zum Abschluss noch ein Blick auf das Wetter für Österreich bis heute Abend.
    Im Osten meist stark bewölkt, im übrigen Bundesgebiet teilweise sonnig.
    Am Nachmittag Gewitter- und Schauerbildungen.
    Nachmittagstemperaturen 19 bis 25 Grad.
    Das war das Mittagsschanal des aktuellen Dienstes.
    Informationen gibt es dann weiter stündlich in den Nachrichten und morgen Sonntag um 17 Uhr ein Schanal wieder mit Louis Glück ist das dann.
    Durch die Sendung heute hat sich Ilse Oberhofer geführt.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1985.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1985.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abfangjäger-Demonstrationen in Zeltweg
    Einblendung: Friedenscamp-Koordinator Poller, Polizei-Einsatzleiter Stockreiter, steirischer Militärkommandant Albrecht
    Mitwirkende: Esterle, Leopold [Gestaltung] , Poller, Wolfgang [Interviewte/r] , Stockreiter, Josef [Interviewte/r] , Albrecht, Hubert [Interviewte/r]
    Datum: 1985.05.18 [Sendedatum]
    Ort: Zeltweg [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu verschiedenen Themen
    Mitwirkende: Hopfmüller, Gisela [Gestaltung]
    Datum: 1985.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Große Waldbrände im Land Salzburg
    Einblendung: Feuerwehrmann, Feuerwehr-Einsatzleiter Ribitsch
    Mitwirkende: Lindinger, Gerhard [Gestaltung] , Anonym, Feuerwehrmann [Interviewte/r] , Ribitsch, Harald [Interviewte/r]
    Datum: 1985.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Wissenschaftsminister Heinz Fischer
    Interview: SPÖ-Wissenschaftsminister Fischer
    Mitwirkende: Brunner, Ulrich [Gestaltung] , Fischer, Heinz [Interviewte/r]
    Datum: 1985.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Glasindustrie ist Recycling zu teuer
    Einblendung: Stölzle-Direktor Angerer
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Angerer, Georg [Interviewte/r]
    Datum: 1985.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Diverse Premieren anläßlich Wiener Festwochen
    Einblendung: Autor Kraulitz, Regisseur Haspel, Szenenausschnitte
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Kraulitz, Alf [Interviewte/r] , Haspel, Dieter [Interviewte/r]
    Datum: 1985.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.05.18
    Spieldauer 00:59:23
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    Glück, Luis [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.05.18 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-850518_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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