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KI-generiertes Transkript
Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Willkommen beim Ersten Mittagschanal in dieser Woche.
Louis Glück führt Sie durch ein Programm mit interessanten Inlands- und Auslandsthemen.
Hier die wichtigsten, die dramatische Zuspitzung des libanesischen Bürgerkrieges.
Hochspannung in Nordirland am heutigen 20.
Jahrestag der britischen Intervention.
Die Bundesrepublik schließt nun auch ihre Botschaft in Budapest wegen der DDR-Flüchtlinge.
EG und Neutralität, ein Gespräch über das Moskauer Memorandum mit Bruno Kreisky.
Ex-SPÖ-Klubobmann Sepp Wille gibt zu, es gab eine Norikum-Abmachung mit der ÖVP.
Die Landeshauptleute Salzburgs, Tirols und Südtirols ergreifen eine gemeinsame Antitransit-Initiative.
Dazu die Filmfestspiele von Locarno mit einem kleinen österreichischen Erfolg und der karintische Sommer mit einer Premiere.
Zunächst der Nachrichtenüberblick.
Elisabeth Manners hat die Redaktion, Sprecherin Maria Piffl.
Libanon.
Die Kämpfe zwischen syrischen Einheiten und christlichen Truppen im Libanon haben einen neuen Höhepunkt erreicht.
In der Nähe der Hauptstadt Beirut sind bei einem Großangriff syrischer Truppen und verbündeter Milizner auf christliche Stellungen vermutlich hunderte Soldaten gefallen.
Eine genaue Opferbilanz liegt noch nicht vor.
Es waren die schwersten Kämpfe seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs im Libanon vor 14 Jahren.
Allein am vergangenen Wochenende schlugen 100.000 Granaten und Raketen in Beirut ein.
Zahlreiche Bewohner waren in brennenden Häusern eingeschlossen.
Die syrische Armee hat eine Beteiligung an den jüngsten Kämpfen dementiert und drusische Milizen sowie christliche Soldaten für die Gefechte verantwortlich gemacht.
Der israelische Außenminister Adens hat die Sowjetunion und die USA dazu aufgerufen, im libanesischen Bürgerkrieg Druck auf Syrien auszuüben.
Ungarn, Deutsche Demokratische Republik.
Die Regierung in Budapest befürchtet eine Verschlechterung ihrer Beziehungen zu beiden deutschen Staaten wegen des Flüchtlingsansturmes aus der DDR.
Innenminister Horvat sagte, die ungarischen Behörden befänden sich in einer schwierigen Situation.
Der Staatssekretär im Außenministerium in Bonn wird heute mit Vertretern der Regierung in Budapest über das Flüchtlingsproblem sprechen.
Wegen des Andranges Ausreise williger DDR-Bürger wird auch die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Budapest vorübergehend geschlossen.
In der Mission haben 180 DDR-Bürger Zuflucht gesucht.
In der ständigen Vertretung Bonds in Ostberlin haben 15 Ostdeutsche den Versuch aufgegeben, die Ausreise in den Westen zu erzwingen.
In dem Gebäude halten sich aber nach wie vor mehr als 100 DDR-Flüchtlinge auf.
Polen.
Arbeiterführer Walliser führt heutige Gespräche über die Bildung einer neuen polnischen Regierung.
Nach Angaben der Unabhängigen Gewerkschaft Solidarität hat Walliser dem Drängen von Ministerpräsident Kiszczak nachgegeben und ist zu Verhandlungen bereit.
Kiszczak will die Opposition für die Mitarbeit in einer großen Koalition gewinnen.
Walliser wird heute auch mit Vertretern der Bauernpartei und der Demokratischen Partei, den beiden früheren Regierungspartnern der Kommunisten, sprechen.
Sowjetunion.
In der Nähe des Atomkraftwerkes von Tschernobyl sollen drei sogenannte Naturschutzparks errichtet werden.
Wie die amtliche Nachrichtenagentur TASS meldet, will man in dem Gebiet die Auswirkungen der Reaktorkatastrophe auf die Tier- und Pflanzenwelt untersuchen.
In der Umgebung des Kernkraftwerks sind demnach überraschende Phänomene beobachtet worden.
Zahlreiche Bäume sollen nach dem Atomunfall um das Zehnfache gewachsen sein.
Rumänien.
Staats- und Parteichef Ceaușescu bestreitet, dass es in Rumänien ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten und Verletzungen der Menschenrechte gibt.
In einem Interview für eine amerikanische Wochenzeitschrift sagte Ceaușescu, die Geschäfte seien mit riesigen Vorräten gefüllt und die rumänische Bevölkerung könne alles kaufen.
Zu berichten über die Zerstörung von Dörfern in Rumänien meinte Ceaușescu, Zerstörung existiere nicht in Rumänien.
Er wies auch Meldungen über die Einschränkung der Redefreiheit als falsch zurück.
Beunruhigt äußerte sich der rumänische Staats- und Parteichef über die Demokratiebestrebungen in Ungarn und in Polen.
Sollten diese verwirklicht werden, so wäre dies eine Katastrophe, meinte Ceaușescu.
Österreich
Äusserungen des nach eigenen Angaben altnationalen Freiheitlichen Robert Drexler in einem Interview im Mittagsjournal von Samstag sorgen für Aufregung bei der FPÖ.
Die FPÖ-Generalsekretärin Heidi Schmidt hat sich schon gestern in einer Presseaussendung und heute früh im Morgenjournal vehement von Drexler distanziert.
Schmidt sprach von Applaus für die FPÖ aus der falschen Ecke.
Sie wies Angaben Drexlers zurück, er sei Gründungsmitglied des VDU, des Verbandes der Unabhängigen, der Vorläuferpartei der FPÖ gewesen.
Daraufhin meldete sich wieder Drexler zu Wort.
Unter Berufung auf den ehemaligen Rechnungshofpräsidenten Jörg Kandutsch beharrte er darauf, tatsächlich Gründungsmitglied der VDU gewesen zu sein.
Kandutsch selbst bestätigte dies gegenüber der Austria-Presseagentur, wies aber darauf hin, dass sich seine und die Wege Drechslers sehr schnell getrennt hätten.
Im Übrigen stehe er politisch voll und ganz hinter Generalsekretärin Heidi Schmidt.
Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung ist heute früh der vor eineinhalb Wochen aus der Grazer Strafanstalt Karlau geflüchtete Häftling Juan Carlos Jmelir verhaftet worden.
Jmelir leistete keinen Widerstand.
Er war mit weiteren zwei inzwischen wieder festgenommenen Häftlingen aus Karlau ausgebrochen.
Vorübergehend hatte er eine 37-jährige Steirerin in seiner Gewalt.
Der 40-Jährige ist wegen Raubmordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Nach seiner Festnahme ist nun noch ein Ausbrecher auf der Flucht.
Der 35-jährige Michael Bruno Köffel ist am Donnerstag vergangener Woche aus der Inquisitenzelle des Krankenhauses Leopen entwichen.
Das waren die Meldungen.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Regional heiter, sonst wechselnde, zum Teil auch starke Bewölkung.
Örtlich Gewitter oder Regenschauer.
Schwacher bis mäßiger Wind.
Nachmittagstemperaturen 25 bis 30 Grad.
Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 11 bis 18 Grad.
Die Aussichten für morgen, Dienstag, Feiertag.
Im Westen und im Norden vielfach sonnig, in den übrigen Landesteilen aufgelockerte Bewölkung, örtlich gewittrige Regenschauer, Tageshöchsttemperaturen 25 bis 30 Grad.
Pölten Heiter 24°, Linz stark bewölkt 23°, Salzburg und Innsbruck stark bewölkt 21°, Bregenz Heiter 23°, Graz Heiter 25° und Klagenfurt Heiter 23°.
12.08 Uhr und im Beitragsteil zunächst ins Ausland und zunächst in den Nahen Osten.
Das Programm um die Freilassung von ein paar prominenten westlichen Libanon-Geißeln verstellt den Blick auf die wahre Dimension des Bürgerkrieges in der einstigen Schweiz der Levante.
130.000 Tote seit 1975, 17.000 Vermisste, 14.000 Entführte.
Dazu 130.000 Verletzte und mehr als eine Million Flüchtlinge.
Übers Wochenende hat der irrationale Dauerkonflikt um die Macht in dem chaotischen Kleinstadt eine neue Qualität, eine neue Dimension erreicht.
Syriens 40.000 Mann starke Interventionsgruppe ist in den offenen Krieg gegen die Miliz des christlichen Staatspräsidenten ungezogen.
Ein Granathagel taucht Beirut in Blut wie noch nie.
Die Rede ist von hunderten Toten schlimmer noch als bei der israelischen Intervention 1982, sagen die letzten noch verbliebenen Beobachter der gespenstischen Szene.
Auch die neueste Runde der libanesischen Gewaltorge hat ihre Wurzeln in diesem gordischen Knoten divergierender Interessen, die sich im Libanon durchsetzen wollen.
Christen gegen Moslems, Schiiten gegen Sunniten, Drusen gegen Maroniten, Palästinenser gegen Israelis, Syrer gegen Iraker und natürlich mischen auch Iran und Libyen kräftig mit.
Marcel Pott berichtet.
Die Schlacht um Beirut ist doch nicht entschieden.
Nach vier Tagen fast pausenlosen, heftigsten Artilleriefeuers auf die Wohngebiete in der geteilten libanesischen Hauptstadt ist der gequälten Zivilbevölkerung eine Atempause gegönnt.
Die Menschen sind in den Morgenstunden aus dem Dunkel ihrer Keller ans Tageslicht gestiegen, um sich eilig mit Lebensmitteln und Wasser zu versorgen, das zumindest im Ostsektor Beiruts von Tankwagen verteilt wird.
550 Verwundete und Tote hat der grausame und brutale Beschuss mit Granaten und Raketen seit letztem Donnerstag gefordert.
Die übergroße Mehrheit der Opfer sind Zivilisten.
Weder General Michel Aoun und seine vorwiegend christlichen Truppen noch die syrische Armee verbündet mit den muslimischen Milizen haben bisher einem Waffenstillstand zugestimmt.
General Aoun
hat erklärt, seine Armee habe Syrien und seinen libanesisch-palästinensischen Alliierten eine deutliche Niederlage zugefügt, da ihre Bodenoffensive gegen Aouns strategische Positionen an der Ostflanke der christlichen Enklave erfolgreich zurückgeschlagen worden sei.
Der Angriff in den Bergen oberhalb Beiruts war die erste große militärische Konfrontation zu Boden, seitdem General Aoun vor fünf Monaten seinen selbst erklärten Befreiungskrieg gegen Syrien begann.
In Damaskus hat der Militärsprecher die christlichen Angaben zurückgewiesen und betont, an den Kämpfen gegen die christlich-libanesische Armee habe kein einziger syrischer Soldat teilgenommen.
Dem widersprechen Angaben unabhängiger Sicherheitskreise in Beirut, wonach 37 Syrer bei den Infanterievorstößen gefallen sein sollen.
Während in den total überfüllten Hospitälern von Beirut libanesische Ärzte und ihre Helfer rund um die Uhr versuchen, das Leben verletzter Landsleute zu retten, scheint Syrien entschlossen, den gnadenlosen Krieg gegen den aufmüpfigen Christen General Aoun weiter zu eskalieren.
Die Offensive gegen die christlichen Stellungen, die den Zugang zum Kernland der Christen im Libanon kontrollieren, ist eine deutliche Warnung an die Adresse des Westens und auch die arabischen Länder.
Damaskus will klar machen, dass Syrien die entscheidende Macht ist, wenn es darum geht, das libanesische Problem zu lösen.
In die internationalen Proteste gegen das Massaker unter den Libanesen haben inzwischen auch Kuwait und Ägypten mit eingestimmt, während der Irak und Israel ihren Erzfeind Syrien schärfstens verurteilt haben.
Unterdessen setzt Frankreich auch im Namen der europäischen Gemeinschaft seine diplomatische Offensive fort, um dem Massensterben unter der libanesischen Zivilbevölkerung ein Ende zu setzen.
Französische Sonderbotschafter sind in verschiedene Hauptstädte des Nahen Ostens einschließlich Damaskus gereist, um Syrien dazu zu bewegen, ernsthafte Gespräche aufzunehmen, die einer weiteren Eskalation vorbeugen würden.
Die Europäer wollen mithilfe der französischen Initiative die Arabische Liga davon überzeugen, ihre kürzlich gescheiterten Vermittlungsbemühungen um eine Feuerpause im libanesischen Krieg wieder aufzunehmen.
Weder Syrien noch der christliche General Aoun waren bisher bereit, einem Kompromiss zuzustimmen.
und von Beirut jetzt in den Libanon Europas nach Nordirland.
Auch dort ist religiöser Fanatismus die Hauptwurzel eines zwar etwas weniger blutigen, aber genauso aufsichtslosen Bürgerkrieges.
Genau heute, vor 20 Jahren, rückten vom nordirischen Premierminister Chichester Clark gerufene britische Truppen in Londonderry und in Belfast ein, um die Eskalation der Gewalt zwischen Protestanten und Katholiken zu zügeln.
Doch nicht auf 1969, auf weit ältere Jahreszahlen geht der Konflikt eigentlich zurück.
1602 begann die protestantische Besiedlung des katholischen Nordirland durch Briten und Schotten.
Die Zuwanderer waren bald die Mehrheit und als 1922 London die Iren in die Unabhängigkeit entließ, da blieben die sechs Grabschaften im Norden der Insel der Krone treu.
Heute kämpft als das katholische 40% Minderheit
für den Anschluss an die zu 95% katholische Republik Irland im Süden.
Nordirlands Protestanten, die die Katholiken jahrhundertelangen Apartheid-ähnlicher Unterdrückung gehalten hatten, die beharren auf ihrer Bindung an das vereinte Königreich, die ihre Dominanz sichert.
Der IRA-Terror gegen die protestantische Hegemonie und die britische Besatzung hat bisher fast 3000 Menschenleben gefordert.
Das letzte war letzte Woche ein 15-jähriger Junge.
Am heutigen Jahrestag herrscht große Nervosität, berichtet Martin Alliott.
Niemand hätte 1969 geglaubt, dass aus den 600 walisischen Soldaten, die am 14.
August in Londonderry eine 50-stündige Straßenschlacht beendeten, der einst eine Garnison von 20.000 Mann werden könnte.
Oder dass heute, 20 Jahre später, noch immer 10.000 britische und 7.000 nordirische Soldaten im permanenten Dienst stehen, um die über 10.000 Polizisten bei der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung zu unterstützen.
Niemand hätte geglaubt, dass ein Konflikt, der mit friedlichen Bürgerrechtsmärschen und der schlichten Forderung nach katholischer Gleichberechtigung begann, schließlich fast 2800 Menschenleben fordern könnte.
Nordirland hat in den vergangenen 20 Jahren praktisch sämtliche Elemente der Selbstverwaltung verloren.
Aus einem protestantischen Apartheid-Staat ist ein britisches Protektorat geworden.
Die schreienden Ungerechtigkeiten von damals sind weitgehend beseitigt.
Lediglich die Diskriminierung am Arbeitsplatz erweist sich als hartnäckiges Relikt, solange die Wirtschaft schrumpft.
Doch die Reformen kamen allesamt widerwillig und spät, sodass die Katholiken immer militantere Forderungen stellten, während die Protestanten um ihre Privilegien fürchteten und angesichts der wachsenden Bedrohung durch die IRA begannen, sich selbst zu bewaffnen.
Der Prozess des andauernden Konflikts hat die beiden Glaubensgemeinschaften nachhaltig voneinander getrennt.
Es gibt immer weniger alltägliche Kontakte, sei es am Wohnort, am Arbeitsplatz, in der Freizeit oder der Schule.
Diese Abkapselung im Verbund mit der andauernden Massenarbeitslosigkeit in den ärmsten Vierteln der größeren Städte stellt nach wie vor den Nährboden für extremistische Agitatoren dar.
Die schwelenden Spannungen haben ihren sichtbaren Ausdruck in den Mauern und Stacheldrahtverhauen gefunden, die entlang der Nahtstellen katholischer und protestantischer Wohnviertel emporgewachsen sind.
Sie sind die hässlichen Zeugen für die Ahnungslosigkeit britischer Politiker, für die Sturheit nordirischer Politiker und für die Verantwortungslosigkeit der paramilitärischen Verbände.
Die IRA wie auch die Sicherheitskräfte sind bis an die Zähne bewaffnet und gleichwohl ohnmächtig.
Sie sind beide zu Symptomen des Konflikts geworden.
Zahlreiche Lösungsversuche wurden im Verlauf der letzten 20 Jahre unternommen, allesamt erfolglos.
Ein militärischer Sieg über die IRA erwies sich als unmöglich, weil die Außerkraftsetzung rechtsstaatlicher Normen der IRA laufend neue Rekruten zuführte.
Eine Zwangskoalition zwischen den gemäßigten Flügeln der beiden Gruppen scheiterte an einem protestantischen Generalstreik.
Die niederschmetternden Erfahrungen mit ausgefeilten Lösungsplänen bewogen die britische Regierung schließlich dazu, im November 85 das anglo-irische Abkommen mit der Republik Irland abzuschließen.
Die Nordiren selbst waren an diesem bilateralen Kooperationsvertrag zwar erneut nicht beteiligt, doch das Rahmenwerk ist flexibel genug, um eine interne nordirische Lösung zu verdauen.
Außerdem hat es den unschätzbaren Vorteil, dass es keine Angriffsflächen auf den Straßen Nordirlands bietet.
Die gewalttätigen protestantischen Proteste gegen die neuen Mitspracherechte Doblins sind längst abgeflaut.
Im vergangenen Oktober setzten sich Politiker beider Konfessionen erstmals zusammen, um über Verhandlungen zu sprechen.
Diese sogenannten Duisburger Gespräche versandeten zwar seither wieder, doch sie weisen den einzig dankbaren Weg in die Zukunft.
Immer mehr Protestanten sehen ein, dass eine Rückkehr zur alten Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit ebenso ausgeschlossen ist, wie eine gänzliche Integration Nordirlands ins Vereinigte Königreich.
Die Katholiken ihrerseits scheinen allmählich zu begreifen, dass der Weg zum Frieden nicht über die Leichen von Soldaten, Polizisten und Zivilisten führt und dass eine Einverleibung des Nordens durch die Republik Irland niemandem dient.
Statt grün und orange sind Zwischentöne gefragt.
Nordirischen Wahlresultate der jüngsten Zeit deuten klar in diese Richtung.
Zuerst muss Nordirland in irgendeiner Form zur beschränkten Selbstverwaltung zurückfinden.
Dann erst kann die Stellung der sechs Grafschaften im britisch-irischen Gesamtzusammenhang angegangen werden.
Es wird noch eine Weile dauern bis dahin.
Nicht zuletzt, weil die gegenwärtigen Spitzenpolitiker in London, Dublin und Belfast allzu sehr von den Peripetien der letzten 20 Jahre belastet sind, um glaubwürdig einen Neuanfang zu präsentieren.
Eine Analyse von Martin Aliot und jetzt um 12.19 Uhr vom geteilten Irland ins geteilte Deutschland.
DDR-Staatsratsvorsitzender Erich Honecker hätte sich wahrlich anderes gewünscht als den Massenexodus aus seinem Land zu einem Zeitpunkt, wo republikweit die Vorbereitungen auf das 40.
Jubelfest der DDR-Staatsgründung laufen.
Der bekannte Ostberliner Schriftsteller Stefan Heim schätzt die Zahl der ausreisewilligen DDR-Bürger, unterdessen auf 500.000 andere Schätzungen sprechen von 1,5 Millionen.
Die Massenflucht zu der Spiegel aus honiger Sozialismus setzt sich täglich fort.
Kein Tag vergeht ohne Meldungen über Fluchtversuche.
Trotz Warnschüssen ist es heute Nacht einem Ehepaar gelungen, über die CSSR-Grenze nach Bayern zu flüchten.
Nach wie vor sind die ständigen Vertretungen der Bundesrepublik in Ostberlin und die Botschaft der BRD in Budapest von DDR-Bürgern Bevölkert, die ihre Ausreise in die Bundesrepublik erzwingen wollen.
Allein 180 DDR-Bürger haben sich in der Budapester Botschaft niedergelassen, sodass sich das Bonner Außenministerium gezwungen sah, die Botschaft heute vorübergehend zu schließen.
Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Suto führt heute in Budapest Gespräche mit der ungarischen Regierung über eine Lösung.
der Probleme mit den DDR-Bürgern.
Über die aktuelle Situation rund um das Problem der ostdeutschen Ausreisewilligen ein Bericht aus Bonners Sicht von Helmut Brandstetter.
Der Bonner Außenminister Hans-Dietrich Genscher hat von seinem Genesungsurlaub aus seinen engen Vertrauten, den Staatssekretär Jürgen Sudhoff, noch am gestrigen Sonntag nach Budapest abkommandiert.
Seit 9 Uhr früh sucht Sudhoff mit dem ungarischen Außenminister Gyula Horn nach einer Lösung für die 180 DDR-Flüchtlinge in der Bonner Botschaft in Budapest.
Ihre Situation ist nach über einer Woche fast unerträglich geworden.
Psychologen des Außenamtes befürchten Reibereien zwischen dem zumeist jungen
Leuten.
Damit die Gruppe wenigstens nicht größer wird, bleibt die Botschaft, wie schon seit einer Woche die ständige Vertretung bei uns in Ost-Berlin, vorerst geschlossen.
In Ost-Berlin kündigt sich einstweilen eine leichte Entspannung an.
15 der ursprünglich 131 Ausreisewilligen haben die Vertretung mit der Zusicherung auf Straffreiheit verlassen.
Für die Flüchtlinge in Budapest gäbe es eine einfache Lösung.
Das Konsulat stellt ihnen westdeutsche Pässe aus und die ungarischen Behörden machen bei der Ausreise der 180 an der Grenze beide Augen zu.
Normalerweise müssten sie ja in dem Pass einen Einreisestempel haben.
Doch gegen diese einfache Lösung spricht die Furcht der Ungarn, dass die
ihre Grenzen Richtung Donau schließt.
Denn damit wäre das Schlupfloch durch die Mauer sozusagen behördlich abgesegnet.
DDR-Bürger brauchten in osteuropäischen Ländern nur mehr aufs westdeutsche Konsulat und mit dem frischen Pass ab ins nächste Flugzeug in Richtung Frankfurt am Main.
Doch das will man weder in Bonn noch in Ostberlin.
Es ist wohl kein Zufall, dass gerade am Wochenende die Bundesanstalt für Arbeit darauf hingewiesen hat, dass rund 25.000 Übersiedler aus der DDR ohne Beschäftigung sind.
Und dass für die DDR die Massenflucht geradezu existenzbedrohend ist, darauf hat in klaren Worten der Ostberliner Schriftsteller Stefan Heim hingewiesen.
In einem Interview mit der ARD erklärte er,
das ein fürchterliches Phänomen ist, das droht, die ganze DDR zu vernichten.
Wenn ich mir vorstelle, dass in diesem Jahr, ich rede jetzt gar nicht von Botschaftsbesetzung, von der ungarischen Grenze und von all diesen Dingen, sondern ich rede davon, dass in diesem Jahr bereits an die 50.000 Menschen ganz legal die DDR verlassen haben, dass es beim Ende des Jahres dann 100.000 sein werden,
Und in fünf Jahren, wenn es so weitergeht, eine halbe Million.
Wer soll das, also welches Land, kann das ertragen?
Heims Kritik hat den DDR-Machthabern schon immer wehgetan.
Denn der 1913 in Chemnitz geborene deutsche Jude hat sich nach dem Krieg bewusst für den sozialistischen Teil des geteilten Deutschland entschieden.
nachdem er in der US-Armee für die Befreiung vom Naziregime gekämpft hat.
Und Haim denkt auch nicht ans Auswandern, obwohl seine Bücher schon seit Jahren nur mehr im Westen erscheinen dürfen.
Diejenigen, die jetzt in Scharen davonlaufen, kann er aber schon verstehen.
Es geht um Frustration.
Es geht darum, dass Menschen es satt haben, behandelt zu werden wie minderjährige Kinder.
Denn man Anweisungen gibt, und die diese zu befolgen haben.
Und dass da Gouvernanten sind, die die Anordnung geben.
Und wenn die Kinder nicht gehorchen, dann kriegen sie einen Klapsch auf den Popo.
Das ist ungefähr die Lage.
Und ich glaube, die Leute sind reifer geworden in diesen Jahren.
Stellen Sie sich vor, wann ist die Mauer gebaut worden? 61.
Das ist 28 Jahre her.
Die Mauer ist gebaut worden, weil uns die Leute damals weggelaufen sind.
Weil sie von diesem Sozialismus weggelaufen sind.
Nicht vom Sozialismus an sich, aber von dem hier.
Wir hatten also mit der Mauer, weil keiner mehr weglaufen konnte, eine Atempause.
Damals wäre es Zeit gewesen, sich zu überlegen, was für Änderungen, was müssen wir tun, damit wir aus dieser Situation herauskommen.
Aber in den ganzen 28 Jahren,
glaube ich nicht, dass eine grundsätzliche Diskussion geführt wurde über die grundsätzliche Frage, die dem allen zugrunde liegt.
Aber wenn wir jetzt nicht anfangen darüber nachzudenken und darüber zu reden, dann fürchte ich, wird es zu spät sein.
Doch die DDR-Führung denkt weder ans Reden noch an Reformkonzepte.
Das Neue Deutschland schreibt heute vom sozialistischen Rechtsstaat DDR und lobt dabei die angeblich für jeden Bürger spürbaren Fortschritte.
Helmut Brandt steht dabei, dass am Ende von insgesamt drei Auslandsbeiträgen, am Beginn des Mittagsschannals und zum Thema Ausland auch ein Programmhinweis über die aktuelle Nordirlandlage haben wir berichtet und die Lage in Nordirland ist auch Thema des heutigen Journal Panorama ab 18.20 Uhr im Programm Österreich 1, 20.
Jahrestag der britischen Intervention in Nordirland.
Roland Adrovice wird das Panorama gestalten.
Und wir wechseln um 12.25 Uhr ins Inland, allerdings zur Außenpolitik.
Nach fast einmonatiger Denkpause hat die Sowjetunion letzten Donnerstag in einer offiziellen diplomatischen Note, einem sogenannten Elb-Memoir, Besorgnis über den österreichischen Wunsch geäußert, der EG beizutreten.
Vollmitgliedschaft und Neutralität sind, so die Moskauer Position, kaum vereinbar.
Die offizielle Linie der Wiener Bundesregierung lautet, dass der Beitritt zur Zwölfergemeinschaft nicht mit dem Status der immerwährenden Neutralität kollidiert und dass man diesen Standpunkt in den Verhandlungen mit Brüssel auch durchsetzen wird können.
Was die Moskauer Einwände betrifft, so ist in den letzten Tagen die Frage in den Vordergrund gerückt, ob die UdSSR hier in historischer, völkerrechtlicher und vor allem politischer Hinsicht ein Recht hat, bei der österreichischen Entscheidung mitzureden.
Wien sagt hier, wir definieren unsere Neutralität selbst oder wie Wirtschaftsminister Wolfgang Schüßler am Samstag in Klagenfurt formuliert hat, wir brauchen keine Ätzesgeber, keine Oberlehrer und keine Zeigefinger.
Die Staatsvertragssignatarmacht UdSSR hingegen sieht einen direkten Zusammenhang zwischen dem sogenannten Moskauer Memorandum vom 15.
April 1955, in dem sich Österreich zu einer Neutralität nach dem Muster der Schweiz verpflichtet und aus dem dann das Verfassungsgesetz über die Neutralität Österreichs vom 26.
Oktober 1955 wurde und dem Staatsvertrag vom 15.
Mai 1955, der uns die Unabhängigkeit zurückgab.
Das eine, so die Russen, sei ohne das andere gar nicht möglich gewesen.
Das Moskauer Memorandum wurde österreichischerseits von Bundeskanzler Raab, Vizekanzler Scherf, Außenminister Fiegl und Staatssekretär Kreisky unterschrieben für die Sowjets von Molotow und Mikoyan.
Von diesen Politikern lebt Kreisky noch.
Wir fragten den Altkanzler, wie das damals gelaufen ist.
Ernest Hauer hat Bruno Kreisky am Telefon.
Herr Dr. Kreisky, rund um die sowjetischen Stellungnahmen zum österreichischen EG-Beitrittsansuchen hat es jetzt eine ganze Reihe von Diskussionen gegeben.
Sie waren seinerzeit bei der Aushandlung des Staatsvertrags und auch bei dem Moskauer Memorandum als Staatssekretär dabei.
Hat die Sowjetunion eigentlich überhaupt das Recht, sich jetzt in der Art einzumischen, wenn man das so sagen kann?
Sie mischt sich meiner Ansicht nach gar nicht ein, sondern sie erinnert uns nur,
ein bisschen an die Geschichte des Staatsvertrags.
Und der Staatsvertrag ist ja das Produkt nicht nur einer einzelnen Partei, sondern vor allem, was die Personen betrifft, vier Personen.
Das ist vor allem der Bundeskanzler Raab, der Vizekanzler Schärf damals, der Außenminister Figl und ich.
Man soll also nicht so tun, wie wenn das irgendetwas wäre, das so zufällig auf uns gekommen ist.
Zweitens möchte ich gerne sagen, das, was die Sowjetunion tut, ist ja nur, uns an das zu erinnern, was im Zusammenhang mit dem Staatsvertrag eine große Rolle gespielt hat damals.
Man soll die Zeit nicht vergessen machen, und zwar
dass für uns das ein großer außenpolitischen Triumph war, dass wir den Abzug der vier Großmächte aus Österreich erreicht haben, inklusive der Sowjetunion.
Und das hat eine große Bedeutung gehabt.
Und das wurde damals gefeiert als großen Triumph der österreichischen Außenpolitik.
Und man kann heute nicht so machen, wie wenn es das gar nicht gegeben hätte oder nur eine nebensächliche Sache war.
Und so wie damals Raab ein schlosserer Anhänger der Neutralität war, so müssen wir es auch heute seinen Nachfahren sein.
Es gibt also einen organischen Zusammenhang zwischen der Neutralität, um die es ja lange Diskussionen gegeben hat, und dem Zustandekommen des österreichischen Staatsvertrags.
Selbstverständlich ist es ja.
Nur wenn man also die Dinge nicht sehen will, wie sie wirklich waren, kann das sein.
Sie haben ja seinerzeit, also etwa 1953, als das aufgekommen ist, gewisse Bedenken gegen den Begriff Neutralität geäußert.
Sie selbst hätten ja lieber... Ja, ich habe gesagt, man muss das definieren.
Ganz genau definieren, damit später keine Definitionsprobleme entstehen.
Ich habe vorgeschlagen, man soll die Neutralität definieren als Paktfreiheit und Freiheit von militärischen Allianzen.
Und das ist ja einwandfrei gewesen.
Also stehen wir auf dem selben Standpunkt.
Wenn es besser gewesen wäre, hätten Sie es genau definiert.
Aber wenn nicht, hat es auch keine Rolle gespielt.
Sie hatten gewisse Bedenken, weil der Begriff Neutralität ja später interpretiert werden könnte.
Könnte, jawohl.
Aber das hat sich als falsch ausgestellt.
Meine Bedenken waren überflüssig, denn von russischer Seite ist es nicht der geringste Versuch gemacht worden, unsere Neutralität einseitig
Und was jetzt in Form von Aid Memoirs oder Stellungnahmen des Außenministeriums kommt?
Erinnerungslücken, die man vermeiden will.
Wie sollte jetzt Österreich darauf reagieren?
So wie man in der Vergangenheit reagiert.
Wir wollen die Definition selber bestimmen.
Ja, die Neutralität selbst bestimmen, so wie sie uns vorschwebte.
Aber wir wollen sie nicht in einer Weise interpretieren lassen,
die nicht in echtem Zusammenhang mit dem Staatsvertrag steht.
Die Neutralität selbst bestimmen wollen, das gilt natürlich aber auch für den Inhalt der Verhandlungen mit der EG.
Man kann nicht ein bisschen neutral sein.
Man muss diese Neutralität ernst nehmen.
Und rechnen Sie damit, dass die EG bereit ist, ein Österreich, das seine Neutralität ernst nimmt, aufzunehmen?
Ich würde sagen, mit einem sogenannten Vorbehalt, und das halte ich für ziemlich wahrscheinlich.
Nur muss man Geduld haben und nicht nervös werden.
Gibt es Anzeichen für Nervosität Ihrer Ansicht nach?
Eine übertriebene Eile, die es ja gar nicht gibt, die nicht motiviert ist.
Die auch vom ganzen Zeitablauf her nicht gerechtfertigt ist?
Nicht gerechtfertigt, nein, nein.
Es läuft sonst nichts davon.
Und die Art, wie die Regierung Vranitzky jetzt diese ganze EG-Problematik händelt, ist Ihrer Ansicht nach richtig?
Ich weiß nicht genug darüber, aber ich glaube, Vranitzky hat recht.
Bruno Kreisky zu Österreich und EG unter dem Aspekt des Moskauer Memorandums.
Ernest Hauer hat die Fragen an den Altkanzler und Ex-SPÖ-Vorsitzenden gestellt.
12.32 Uhr ein Themenwechsel, aber wir bleiben im Inland.
Hat die ÖVP sich 1986 damit zufrieden gegeben, auf parlamentarische Norikum-Anfragen nur im vertraulichen außenpolitischen Rat informiert zu werden und hat sie dafür auf die ausführliche Beantwortung ihrer Fragen im Hohen Haus verzichtet?
Diese recht politisch brisante Variante ist ja durch Unterlagen bekannt geworden, die vom ÖVP-Abgeordneten Andreas Kohl stammen und an die Öffentlichkeit gelangt sind, wie Kohl sagt, über ÖVP-Generalsekretär Helmut Kukacka.
Kohl erklärte in einer Pressekonferenz daraufhin, dieses Ansinnen der Sozialisten, die Anfragen nur verkürzt zu beantworten und die ÖVP dafür im Außenpolitischen Rat genau zu informieren, das sei von der Volkspartei abgelehnt worden.
In einem Brief des damaligen ÖVP-Obmannes und Klubobmannes Alois Mock an Ex-Kanzler Sinovac 1986, den der Kurier gestern in Auszügen abdruckte, heißt allerdings, Zitat, Gespräche mit Innenminister Karl Blech erführten zu tragfähigen Ergebnissen, die eine verkürzte und obigen Abmachung eine entsprechende Beantwortung der Anfrage ermöglichen.
Zitat Ende Mock an Sinovac.
Was jedenfalls im Gegensatz zu den Kohl-Aussagen steht,
Die ÖVP sei damals auf den Deal nicht eingegangen.
Erhebt sich also die Frage, hat es damals eine Abmachung gegeben oder nicht?
Wie sah sie aus?
Wer hat sich daran gehalten?
Klubobmann der Sozialisten war damals Sepp Wille und den hat Bettina Reuter am Telefon.
Herr Wille, es besteht zurzeit eine gewisse Unklarheit darüber, wie sich 1986 in der Folge von ÖVP-Anfragen in Bezug auf Norikum die Dinge wirklich abgespielt haben.
Sie waren zu dieser Zeit Klubobmann.
Können Sie sich erinnern, was genau damals passiert ist?
Ganz eindeutig steht fest, dass die ÖVP ein legitimes Interesse hatte, genauer zu erfahren, wohin der Export erfolgte.
Die ÖVP hat dann daraufhin einige Anfragen geplant, die unserer Meinung nach industriepolitisch alles eher als nützlich gewesen wären, worauf wir der ÖVP angeboten haben, im Außenpolitischen Rat Rede und Antwort zu stehen.
Und zwar war der zuständige Innenminister Blecher bereit,
jede Frage im Ausschuss auf das Präziseste zu beantworten.
Natürlich nach dem Wissenstand, den er damals hatte.
Und ist die ÖVP darauf eingegangen?
Hat sie dieses Angebot akzeptiert?
Und die ÖVP hat diese Möglichkeit natürlich genützt.
Sie hätte sie ja natürlich auch als eigenem nützen können.
Wenn die ÖVP sagt, sie möchte den Außenpolitischen Rat
da zu benutzen, um Auskunft zu erfahren, dann hätte sie als Oppositionspartei natürlich jederzeit auch die Möglichkeit gehabt.
Uns ist es darum gegangen, dass ein umstrittenes Thema möglichst nicht öffentlich breitgetreten wird, aber natürlich auch nichts verheimlicht wird.
Der springende Punkt dabei ist jetzt die Frage, ob die ÖVP daraufhin, als sie dieses Angebot angenommen hat, mit einer verkürzten Anfragebeantwortung einverstanden war.
Ja, meines Wissens war es so.
Das heißt, diesen Deal, so wird das jetzt genannt, hat es Ihre Erinnerung nachgegeben?
Richtig.
Herr Klubobmann-Wille, warum war man damals, warum war die SPÖ damals eigentlich so daran interessiert, dass dieses Thema nicht in der Öffentlichkeit behandelt wird?
Es kann ja nicht die Aufgabe des Parlaments sein, Entscheidungen einzelner Unternehmungen, welcher Art immer, öffentlich abzuhandeln.
Ich habe mich jahrelang dagegen gewehrt, dass der ganze Bereich der verstaatlichen Industrie ständig öffentlich abgehandelt wird.
Ob es sich um Exporte handelt, von Industrieanlagen,
oder von Kanonen ist im Grunde genommen zweitrangig.
Richtig ist natürlich, dass die Opposition jederzeit die Möglichkeit haben muss, über die Vorgänge in der Staatsindustrie informiert zu werden.
Aber diese Information kann eben auf einem vernünftigeren Weg erfolgen als in der Öffentlichkeit.
Wenn man den bisherigen Aussagen der Betroffenen, der Politiker folgt, dann war damals ja eigentlich für alle klar, dass die Kanonen der Fööss-Tochter Norikum nach Libyen gehen sollten.
Wir waren alle davon überzeugt, weil ein Endverbrauchszertifikat vorlag, das meiner Meinung nach noch überbeglaubigt war, dass diese Kanonen nach Libyen gehen.
Und zudem haben wir Informationen erhalten, dass Libyen eben daran denkt, die Küstenverteidigung auszubauen.
Es gab zu diesem Zeitpunkt damals aber schon die Telexe des Botschafters Amri aus Athen.
Ja, das ist eben jener Punkt, der umstritten ist, wie weit waren diese bekannt, wie weit waren sie ernst zu nehmen, denn da sind in diesen Fragen alle Tage Gerüchte entstehen.
ist ja ebenso selbstverständlich.
Das Problem war, dass ein Endverbrauchszeugnis vorlag, dem wir glauben mussten.
Könnte es sein, dass aufgrund der Gerüchte, die Sie gerade erwähnt haben, die SPÖ vielleicht doch schon auch einen gewissen Verdacht hatte bzw.
fürchtete, dass dieser ÖVP-Verdacht bestehen könnte, dass mit Libyen das doch alles nicht in Ordnung sei und dass man sich deshalb dagegen wehrte, Anfragen zu beantworten?
Nein, das war sicher nicht der Fall, denn ich war der entschiedenste Gegner von Waffenexporten in kriegsführende Länder.
Und entschiedener kann man nicht auftreten, als ich das getan habe.
Und wenn ich gewusst hätte, dass da was nicht in Ordnung ist, wäre ich der Letzte gewesen, der versucht hätte, das zu vertuschen.
Herr Klubobmann-Wille, halten Sie persönlich es für möglich, dass die Politiker Sinovac, Blecher, Graz damals schon gewusst haben, dass... Nein, das halte ich nicht für möglich.
Der Ex-Klubobmann der SPÖ, Sepp Wille, also zum Parteienstreit rund um die Affäre Norikon.
Er hat Cadmium in der Gartenerde, Blei in der Muttermilch, Salz im Trinkwasser, Lärm um die Ohren und eine Luft zum Beißen.
So definierte ein Tiroler Antitransitaktivist letzten Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien seine Landsleute und Leidensgenossen.
Die nord-südliche LKW- und PKW-Lawine, die Österreich zum Auspuff Europas gemacht hat, zum Durchhaus der EG, zum Nadelöhr für millionen Tonnen schwere Laster und sonnenhungrige Mittelmeerurlauber, hat die Leute auf die Barrikaden und die Politiker zur Tat getrieben, nach schmerzlichen Wahlniederlagen allerdings erst.
Heute haben die Landeshauptleute von Salzburg, Tirol und Südtirol Hans Katschtaler, Alois Patl und Louis Dürrenwalder eine gemeinsame Transiterklärung verabschiedet in Hollersbach im Oberpinzgau in Salzburg.
Eine grenzüberschreitende Initiative also für ein wahrlich grenzüberschreitendes Problem.
Formuliert werden Forderungen an die Regierungen in Wien und Rom und an die EG,
Die drei Länder liegen ja an jenen Transitrouten über Brenner und Tauern, die über die mehr als die Hälfte des gesamten alpenquerenden Transits bewältigen muss.
Der hat Rethenäger berichtet.
Der Transitverkehr sei nicht ein Problem einzelner Länder, sondern einer Region, der Alpenregion, durch deren enge Täler sich tagein, tagaus die Fahrzeuge wälzen und ihre schädlichen Abgase hinterlassen.
Dieses grenzüberschreitende wollten die drei Landeshauptleute, Luis Durenwalder für Südtirol, Alois Bartl für Tirol und Hans Kaltstaller für Salzburg demonstrieren.
Kurz einige Fakten zur Situation.
Beim Autobahngrenzübergang Walserberg werden 10 Millionen Fahrzeuge jährlich abgefertigt.
1970 waren es weniger als die Hälfte.
Bis zum Jahr 2000 wird die Zahl laut Prognose nochmals um etwa 70 Prozent ansteigen, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Nicht viel anders ist die Situation in Südtirol.
Bis zu 1.000 Lkw pro Nacht kommen zum Grenzübergang Brenner, um nach Österreich einzureisen.
109 Kilometer Brennerautobahn führen durch Südtirol.
185.000 Menschen wohnen entlang der Autobahn.
Deswegen ist für Landeshauptmann Louis Thurnwalder die Ankündigung Österreichs, ab 1.
Dezember ein Lkw-Nachtfahrverbot zu erlassen, Grund genug, um mit den Betroffenen in Österreich einen gemeinsamen Kurs gegen die ständige Blechlawine auszudiskutieren.
Ich persönlich hoffe, dass bis zu diesem Datum so viele einzelne Schritte, konkrete Schritte gesetzt werden, so viele konkrete Zusagen vorhanden sind, dass Österreich diesen Termin etwas verlängern wird, wenn nicht aufheben wird, aber wenigstens etwas verschieben wird, damit die Zeit ist, diese frommen Vorsätze auch in die Tort umzusetzen.
Sollte es aber wieder wirklich so sein, dass das nicht geschieht, so wissen wir, dass wir mit sofortigen negativen Auswirkungen auf Südtiroler Seite rechnen müssen.
Ich glaube, dass es hier nicht angeht, dass wir einfach die Hände in den Schoß legen und einfach drauf losschimpfen, dass ein solcher Beschluss nördlich des Brenners gefasst worden ist, sondern wir werden uns eben mit den Auswirkungen auseinandersetzen müssen.
Und ich bin deshalb sehr froh,
dass heute in dieser gemeinsamen Erklärung ganz konkrete Schritte angeschnitten werden.
Ich glaube, wenn man will, so kann man wirklich dazu beitragen, dass dieses Problem, wenn nicht gelöst, so wenigstens die negativen Auswirkungen stark vermindert werden können.
Südtirols Landeshauptmann Luis Thurnwalder war das.
Nun aber zu den Forderungen in der gemeinsamen Transiterklärung, die sowohl an die Regierungen in Rom und Wien als auch an die Europäische Gemeinschaft in Brüssel gerichtet ist.
Der Straßenverkehr und die dadurch entstehenden Schäden dürften nicht wie bisher aus den nationalen Budgets finanziert werden.
Vielmehr müssten die verursachten Kosten in Form von Steuern und Abgaben aufgebracht werden.
Steht ganz oben auf dem Forderungskatalog.
Sonst findet sich in der Transiterklärung nicht viel Neues.
Die Bahn soll ausgebaut werden und den Gütertransport aufnehmen.
Flüsterasphalt für die Autobahnen, rigorose Geschwindigkeitsbegrenzungen und strenge Kontrolle der Tempolimits.
Als Zweck des Treffens nannten die drei Landeshauptleute denn auch nicht neue Konzepte im Kampf gegen die Verkehrslawine, sondern einen Anstoß, die geforderten Maßnahmen schnell umzusetzen.
Landeshauptmann Alois Bartl formulierte es so, die Transiterklärung sei nicht nur ein Zeichen guter Nachbarschaft, sondern ein Beweis gemeinsamer Kraft.
Das war ein Bericht zum Thema Transit, Gemeinsame Initiative, Nordtirol, Südtirol und Salzburg.
Und wir haben zwei Viertel, drei Viertel eins zwischendurch im Mittagsschanal was Chronikales.
Der vor eineinhalb Wochen aus der Grazer Strafvollzugsanstalt Karlau geflüchtete Gewaltverbrecher Juan Carlos Kmelier
ist heute früh im Zug einer Großverhandlung im Stadtgebiet von Klagenfurt gestellt und auch verhaftet worden.
Kmelier war mit zwei weiteren inzwischen wieder festgenommenen Häftlingen in einer spektakulären Aktion der Ausbruch geglückt.
Während seiner Flucht nahm er eine 37 Jahre alte Steirerin in seine Gewalt und entführte sie nach Kärnten, wo er sie missbrauchte, misshandelte und nach zwei Tagen vergangenen Mittwoch in Klagenfurt freiließ.
Kmelier war wegen Raubmordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden, Gerhard Roth berichtet.
Hinweisen aus der Bevölkerung ist es zu danken, dass der seit eineinhalb Wochen flüchtige Raubmörder Juan Carlos Cmelir doch noch ins dichtgesponnene Netz der Sicherheitsbehörden ging.
Nach einer erfolglosen fünftägigen Großverhandlung in Kärnten erkannten heute früh in einem Klagen vor der Espresso zwei Gäste den Gewalttäter.
Sie verständigten sofort, die Polizei und einer der beiden Männer folgte dem Flüchtigen auf seinem Weg in die Stadt.
Am Arnulfplatz gegenüber dem Amtsgebäude der Kärntner Landesregierung setzte sich Kmelier seelenruhig in einen Fotoautomaten.
Offenbar wollte er Passbilder anfertigen und sich dann ins benachbarte Ausland absetzen.
Noch bevor die Fotos aber fertig waren, konnte der Mann von zwei Beamten festgenommen werden.
Obwohl er mit zwei Messern bewaffnet war, leistete er keinen Widerstand.
Die intensive Fahndung der letzten Tage dürfte ihn doch sehr zermürbt haben.
Wie die erste Einfahrnahme ergab, hat sich der Ausbrecher, der sich seit Mittwoch in Kärnten aufhält, nie aus dem näheren Stadtgebiet von Klagenfurt entfernt.
Die letzten Spuren fanden sich in der Nacht zum Sonntag in einer Schrebergartensiedlung.
Im Süden der Kärntner Landeshauptstadt fand sich eine aufgebrochene Werkzeughütte.
Es fehlten Werkzeuge und Messer.
Kmelier gab heute an, dass es ein Plan gewesen war, vom Ausland aus einen Krieg gegen die österreichischen Justizbehörden zu führen.
Er hatte geplant, Botschaftsangehörige als Geißel zu nehmen und so für die österreichischen Strafgefangenen bessere Haftbedingungen zu erzwingen.
Bei seiner Festnahme wollte er Widerstand leisten.
Dazu Dr. Walter Fischer von der Klagenfurter Kriminalpolizei.
Er war so überrascht, dass er sich widerstandslos festnehmen ließ.
Wie er in seiner ersten Einvernahme bei uns aussagte, wollte er unbedingt Widerstand leisten.
Aufgrund des raschen Zugriffes war dies jedoch nicht möglich.
Er hatte mehrere Messer bei sich und wollte einen Kopfschuss provozieren.
Juan Carlos Cmelia dürfte noch heute an die Grazer Haftanstalt Karlau überstellt werden.
Er hat dort noch 14 Jahre seiner letzten Freiheitsstrafe abzusitzen.
Während seiner zwölftägigen Flucht hat Cmelia neben der Vergewaltigung der in Graz als Geisel festgehaltenen Frau noch eine Reihe von Einbrüchen begangen.
Die Vergewaltigung bezeichnet Cmelia übrigens in seiner Einvernahme als sein überhaupt schwerstes Verbrechen.
Weiterhin flüchtig ist aber der geborene Klagenfurter Michael Bruno Köffel, der am vergangenen Donnerstag aus dem Krankenzimmer der Haftanstalt beim Kreisgericht Leoben geflüchtet ist.
Von Köffel, dem man gute Kontakte zur Klagenfurter Zuhälterszene nachsagt, gibt es bisher noch keine konkreten Spuren.
Ja, das war ein Bericht aus Klagenfurt und jetzt noch zwei Kulturbeiträge im Mittagschanal.
Eines der herausragendsten Merkmale des karintischen Sommers in Kärnten sind die alljährlichen Aufführungen szenischer Sakralwerke in der Stiftskirche in Ossiach.
Besonders die Aufführungen von Kirchenopern Benjamin Brittens fanden in den letzten Jahren international viel Beachtung.
Heuer kommt zu diesen Produktionen eine Auftragsarbeit hinzu, die über die herkömmliche Form der Kirchenoper hinausgeht.
Dieter Kaufmanns Bruder Boleslav knüpft dann das mittelalterliche Mysterienspiel an und bezieht den ganzen Klosterkomplex von Ossiach mit ein.
Der Kärntner Komponist vertonte dabei eine fast tausend Jahre alte Büßerlegende.
Martin Traxl hat die Proben zur heutigen Premiere besucht und einen Bericht gestaltet.
Oskar Lüttes erleinert das Herz-Kartiker-Plan.
Prallippis, Prillipis, Sargoroschka, Pizzabäne, Oligurupre, Tebetu, Aschmann und Sätze.
Das Spiel beginnt im Hof des Benediktinerstiftes Ossiach.
Sänger, Musiker und Sprecher sind an den Fenstern verteilt und erzählen gemeinsam die Geschichte des Polenkönigs Boleslaw, der vor nahezu einem Jahrtausend im Zorn den Bischof Stanislaus erschlagen haben soll.
Er bereut bald seine Tat und beschließt Buße zu tun.
Er fährt zum Papst nach Rom und beginnt dort seinen Bußgang, der ihn bis nach Ossiach führt.
Hier beschließt er zu bleiben und er erlegt sich selbst das Gelübde auf, sein Leben lang zu schweigen, um versöhnt mit Gott sterben zu können.
Diese Legende vom Stilenbüßer von Ossiach lebte in einer slowenischen Ballade fort.
Franz Liszt befasste sich ausführlich mit der Geschichte und vor etwa zehn Jahren erarbeitete der polnische Schriftsteller Roman Brandstätter ein Kirchenoper-Libretto, das der nun gezeigten Fassung zugrunde liegt.
Dieter Kaufmann hat aus dem Stoff allerdings keine herkömmliche Oper, sondern eine Art Mysterienspiel gemacht, das ja die Grundlage für unser heutiges Theater bildet.
Es geht mir auch darum, ich möchte fast sagen, volkstümliche Schauspielformen mit hineinzubringen und nicht zu sehr die, soll man sagen, bürgerlich-aristokratische Oper in die Kirche zu versetzen.
Das ist wirklich ein Anliegen.
Und deshalb, ich sage meinen Darstellern immer, diese Szene, Mord im Dom, das machen wir so flach an der Front, wie man sonst Kasparl-Theater spielt.
Aber als Bild ist das, glaube ich, richtig.
Also ganz einfach, der König kommt, auch in Zeitlupentempo, und er schlägt eben den Bischof.
Und daraus wird dann die ganze Gewalt, um die es ja eigentlich im Stück geht.
Der Versuch, die Welt durch Gewalt zu verändern, zieht nach sich den Versuch, die Welt durch Verweigerung, durch Schweigen, durch Buße, durch Schweigen zu verändern.
Das ist eigentlich der Inhalt.
Unter Glockengeläut erfolgt der Bußgang über den Stiftshof in Richtung Kirche, wo schließlich die Messe für Budaslav zelebriert wird.
Eine Messe im klassischen Muster vom Kyrie Eleison bis hin zum Agnus Dei, die aber auch Anspielungen auf die gegenwärtige gesellschaftliche Situation beinhaltet.
Das eigentliche Spiel in der Kirche ist szenisch wie bühnentechnisch sehr sparsam gehalten.
Einziges Ausstattungselement ist eine Konstruktion aus halbdurchlässigen Spiegeln, die je nach Beleuchtung den Blick auf den Chor oder aber das Geschehen in der Seitenkapelle richten, in der Bohleslaw von den Mönchen aufgenommen wird.
Musikalisch ist dieses Werk ein Konglomerat aus Sakralmusik mehrerer Jahrhunderte, von der Gregorianik bis hinein in den atonalen Bereich.
Das geht alles aus einem eigentlich doch intellektuellen Konzept hervor, klingt aber dann oft, wie soll ich sagen, erschreckend harmonisch, besonders im Schlussteil.
Es hat sich auch so gezeigt, dass die
der Oper, sag ich schon wieder, also eher disparat beginnt, in einer etwas herberen Sprache, und je weiter sich auch dieser Bolleslauf innerlich harmonisiert, umso harmonischer wird auch die Sprache, also in dem Sinn, dass also immer weniger Dissonanzen im herkömmlichen Sinn vorkommen.
Freie Demokraten, wir freuen uns,
Neues aus Osseach, dem österreichischen Zentrum der sakralen Musik, und unsere letzte zweite Kulturschlagzeile, die lautet, wieder ein österreichischer Filmerfolg im Ausland.
Bei den gestern Abend beendeten Filmfestspielen im schweizerischen Locarno gewann Michael Hanekes, in Österreich noch nicht gezeigter Kinoerstling, der siebente Kontinent, den vierten Preis.
Sieger wurde ein Film aus Südkorea, näheres aus Locarno, von Heinz Kersten.
Der fast einzige europäische Gewinner des 42.
Internationalen Filmfestivals von Locarno kam aus Österreich.
Michael Haneke erhielt für seinen Film »Der siebente Kontinent« einen bronzenen Leoparden.
Was, wie der starke Beifall nach der Vorführung erwies,
nicht nur die internationale Jury überzeugte, war die stilistische Konsequenz, mit der hier die kalte Hölle eines Familienalltags vorgeführt wird.
Haneke seziert im Ablauf sich oft wiederholender, lakonischer Bilder die Beziehungsunfähigkeit zwischen Mann, Frau und Tochter, endend in der Katastrophe eines kollektiven Selbstmords.
Dieser Krankheitsbefund unserer Wohlstandsgesellschaft konnte vielleicht auch das Bedürfnis nach etwas anderem erklären, das man in Locarno in Bildern aus der dritten Welt suchte.
Beiträgen aus asiatischen Ländern erkannten sowohl die internationale Jury als auch die Nebenjuries fast alle Preise zu.
Meist prämiert der Film wurde, warum Bodhidharma in den Orient aufbrach, aus Südkorea.
Sein Regisseur Young Kyun Bae erhielt dafür außerdem goldenen Leoparden, die Preise der ökumenischen Jury der Kirchen und des internationalen Filmkritikerverbandes Fibresci, sowie den jeweils zweiten Preis einer Jury der Jungen und einer Jury der zu den Festivalsponsoren gehörenden Zigarettenfirma Barclay.
Honoriert wurde damit eine 135 Minuten lange filmische Meditation.
Schöne, ruhige Bilder der Natur und der drei Protagonisten, einem weisen Knaben, einem jungen Mönch und einem alten Meister des Zen-Buddhismus.
Aus Österreich lief im umfangreichen Rahmenprogramm noch Michael Schottenbergs Krimi Caracas und zur starken Präsenz der dritten Welt gehörte da noch eine Woche des schwarz-afrikanischen Films.
Eine Produktion aus Burkina Faso fand den Beifall von 6000 Zuschauern auf der Piazza Grande.
Die hier stattfindenden Freilichtvorführungen unter nächtlichem Tessiner Himmel erwiesen sich wieder als die besondere Attraktion von Locarno.
Preisträgerfilme aus Cannes und Berlin lockten hier auch ein touristisches Publikum an.
Und wenn in Giuseppe Tornatores schönem nostalgischen Rückblick auf alte Kinozeiten Nuovo Cinema Paradiso am Ende das Kino einer sizilianischen Kleinstadt abgerissen wird, die 8600 Zuschauer vor der Riesenleinwand auf der Piazza Grande gaben die Gewissheit, in einem besonderen Rahmen wie hier hat Film nichts von seiner Faszination verloren.
Aus Locarno im schönen Tessin kam unser letzter Beitrag in diesem Mittagschanal.
Es ist fünf Minuten vor 13 Uhr und wir schließen die Sendung ab mit einem neuen Nachrichtenüberblick.
Österreich.
Nach Angaben des ehemaligen SPÖ-Klubobmannes Sepp Wille hat es 1986 eine Absprache zwischen SPÖ und ÖVP in der Frage der Nordicum-Waffengeschäfte gegeben.
Wille erläuterte, die ÖVP habe damals als Opposition das legitime Interesse gehabt, etwas über das Ziel der Waffenexporte zu erfahren.
Ihre Anfragen im Nationalrat seien aber aus industriepolitischen Erwägungen für Österreich nicht gut gewesen.
Deshalb habe die SPÖ der ÖVP angeboten, genauere Informationen im Aussenpolitischen Rat zu geben, parlamentarische Anfragen aber nur verkürzt zu beantworten.
Dies habe die ÖVP akzeptiert.
Dass der Bestimmungsort Libyen gefälscht war, davon hätten weder er noch der damalige Bundeskanzler Sinowaz und die seinerzeitigen Minister Blecha und Graz etwas gewusst, sagte Wille.
Libanon
Die schweren Artilleriegefechte im Großraum Beirut haben gestern Abend aufgehört.
Das Feuer ist seit den späten Abendstunden eingestellt, obwohl keine der beiden Seiten einen Waffenstillstand verkündet hat.
Für die seit Tagen in Bunkern und Kellern eingeschlossene Bevölkerung bedeutet dies eine vorübergehende Erleichterung.
Bei den schwersten Kämpfen seit Beginn des libanesischen Bürgerkrieges vor 14 Jahren sind seit Donnerstag mehr als 550 Menschen getötet oder verletzt worden.
Syrien hat dementiert, in die Bodenkämpfe eingegriffen zu haben.
Nach inoffiziellen Angaben sollen jedoch bei den Kämpfen auch zahlreiche syrische Soldaten gefallen sein.
Die Offensive richtet sich gegen Stellungen der libanesischen Christen.
Unterdessen wird der internationale Druck auf Syrien immer stärker, die Kämpfe im Libanon einzustellen.
Nordirland.
Am 20.
Jahrestag der Entsendung britischer Truppen nach Nordirland ist es in den Städten Belfast und Londonderry heute zu vereinzelten Gewalttätigkeiten gekommen.
Die Polizei ging mit Gummigeschossen gegen Demonstranten vor.
In Londonderry wurde der Busverkehr eingestellt, nachdem zwei Busse in Brand gesteckt worden waren.
Auch im katholischen Stadtteil von Belfast zündeten Demonstranten mehrere Busse und Lastwagen an.
Ungarn, deutsche demokratische Republik.
Wegen des immer grösser werdenden Problems von DDR-Flüchtlingen befürchtet Ungarn eine Verschlechterung seiner Beziehungen zu beiden deutschen Staaten.
Innenminister Horváth sagte, die ungarischen Behörden befänden sich in einer schwierigen Situation.
Der Staatssekretär im Außenministerium in Bonn wird heute mit Regierungsvertretern in Budapest Lösungsmöglichkeiten erörtern.
Wegen des Andranges aus reisewilliger DDR-Bürger ist nun auch die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Budapest vorübergehend geschlossen.
In dem Gebäude halten sich 180 DDR-Bürger auf.
In der ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ostberlin befinden sich 116 ausreisewillige DDR-Bürger.
Gestern gaben 15 DDR-Bürger ihren Versuch auf, die Ausreise in den Westen erzwingen zu wollen und verließen das Missionsgebäude in Ostberlin.
Polen.
Arbeiterführer Walesa trifft heute mit Ministerpräsident Kiszczak zusammen, um über die Bildung eines neuen Kabinetts zu verhandeln.
Kiszczak will die Opposition bewegen, in eine große Koalition einzutreten.
Dies ist von Walesa mehrmals ausgeschlossen worden.
Walesa wird heute auch mit Vertretern der Bauernpartei und der Demokratischen Partei zusammenkommen.
Beide Parteien waren früher Regierungspartner der Kommunisten.
Österreich.
Der vor etwa zehn Tagen aus der Grazer Strafanstalt Karlau ausgebrochene Häftling Juan Carlos Gmelier ist heute früh nach einem Hinweis aus der Bevölkerung verhaftet worden.
Er leistete keinen Widerstand.
Mit weiteren zwei inzwischen wieder festgenommenen Häftlingen war Chmelje aus Karlau ausgebrochen.
Vorübergehend hatte er eine 37-jährige Steirerin in seiner Gewalt.
Der 40-Jährige muss wegen Raubmordes eine lebenslange Haftstrafe verbüßen.
Gefahndet wird noch immer nach dem 35-Jährigen Michael Bruno Köffel.
Er ist am Donnerstag vergangener Woche aus der Inquisitenzelle des Krankenhauses Leoben entwichen.
Wetteraussichten bis heute Abend.
Teils heiter, teils wolkig.
Örtlich gewittrig.
Sehr warm.
Das war für heute unser Mittagschanal.
Ein Hinweis nach 17 Uhr, das Schanal um 5.
Das Mittagsteam verabschiedet sich.
Louis Kück sagt, angenehme Nachmittag und auf Wiederhören.