Mittagsjournal 1985.10.12

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Mittag-Journal begrüßt Sie als Redakteur Karl Jokowski.
    Hauptthema in dieser einstündigen Informationssendung ist nach wie vor die Kaperung des italienischen Luxusdampfers Achille Lauro und die spektakulären Weiterungen dieser beendeten Geiselnahme.
    Die 27 Österreicher, die sich zuletzt noch am Bord des gekaperten Schiffes befanden, halten sich heute in Kairo auf und werden morgen Nachmittag in Wien eintreffen.
    Bereits zu Hause ist die Salzburgerin Anna Hörantner, die sich während der Schiffsgeiselnahme in einer Kabine versteckt gehalten hatte.
    Die sind dann zurückgerannt und dann haben sie gesagt, in einer Sprache soll ich gehen.
    Dann bin ich natürlich nicht schnell genug.
    Ich bin schon gegangen, aber nicht schnell genug.
    Jetzt gibt mir der gleich einen Tritt.
    Ich fahre gleich über die Stirn runter.
    Ja, ich konnte ja nicht mehr auf und sie sind zum Glück nicht stehen geblieben.
    Oder sie haben mich auch nicht erschossen zum Glück.
    Sondern sie sind weggerannt.
    Und ich hab mir geschaut, wo ich aufrafe und bin in die nächste Kabine.
    Die war gleich zufällig, die nächste war offen.
    Gleich nach den Nachrichten hören Sie dieses Gespräch mit Anna Hörantner.
    Aus Rom berichten wir über die weitere Vorgangsweise der italienischen Regierung gegen die vier PLO-Terroristen.
    Sie werden derzeit im Hochsicherheitsgefängnis in Syrakus verhört.
    Und wir zitieren in- und ausländische Pressestimmen.
    Im Journal zu Gast ist heute der bekannte Konfliktforscher Professor Friedrich Hacker, der unter anderem auch zur internationalen Terrorbekämpfung Stellung nimmt.
    Weitere Beiträge im Mittagssjournal befassen sich mit den morgigen Wahlen in Polen, der Club of Rome Tagung in Salzburg und mit der Grußdemonstration gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage für Kernbrennstäbe in Wackersdorf bei München.
    Von der Kulturredaktion hören Sie ein Gespräch mit Friedrich Dürrenmatt aus Anlass der Frankfurter Buchmesse.
    Erster Programmpunkt sind jetzt die Nachrichten.
    Verantwortlicher Redakteur ist Georg Schalkgruber und Sprecher Wilfried Schierlbauer.
    Ägypten, Italien, USA.
    Nach dem Geiseldrama auf dem Luxusliner Akele Lauro befinden sich jene 27 Österreicher, die zuletzt noch an Bord des Schiffes waren, derzeit in Ägypten.
    Sie unternehmen heute eine Nilfahrt und besichtigen die Pyramiden.
    Am Abend findet ein Empfang in der Botschaft statt.
    Heimkehren werden die Österreicher morgen.
    Der Abflug von Kairo ist um 14.25 Uhr.
    Die Ankunft in Wien ist um 17.20 Uhr vorgesehen.
    Um 20.55 Uhr geht dann eine Sondermaschine nach Innsbruck.
    Die vier Entführer des Schiffes sind unterdessen in ein Hochsicherheitsgefängnis nach Syrakus gebracht worden.
    Hier werden sie verhört, weiters soll eine Konfrontation mit italienischen und amerikanischen Passagieren stattfinden.
    Die Anklage gegen die Palästinenser, die auch bereits offiziell identifiziert sind, lautet auf Mord, Entführung und auf illegalen Waffen- und Sprengstoffbesitz.
    Jene Männer, die ebenfalls an Bord der ägyptischen Boeing 737 waren, wurden in der Nacht auf heute nach Rom gebracht.
    Das von amerikanischen Abfangjägern zur Landung gezwungene Flugzeug steht noch auf dem Flughafen, die Insassen wurden in das Ägyptische Kulturinstitut gebracht.
    Die Zeugeneinvernahmen und die Klärung zahlreicher rechtlicher Fragen werden einige Zeit dauern.
    In Port Said hat unterdessen der Generalstaatsanwalt bezweifelt, dass der amerikanische Passagier Leon Klinghofer tatsächlich von den Piraten ermordet worden ist.
    In den Vereinigten Staaten herrschen nach der geglückten Gefangennahme der Terroristen weiterhin Hochstimmung, Euphorie und nationaler Stolz.
    Allerdings befürchtet man auch anti-arabische Ausschreitungen.
    Bei einem Bombenanschlag auf das Büro einer arabischen Organisation in Los Angeles ist ein Mann ums Leben gekommen, weitere sieben wurden verletzt.
    Libanon.
    Die Terrororganisation Heiliger Islamischer Krieg hat jetzt mit einem Foto bewiesen, dass der amerikanische Diplomat William Buckley bereits vor einiger Zeit in Beirut ermordet worden ist.
    Das Bild zeigt eindeutig den Leichnam des Mannes.
    Die Terrororganisation will die Leiche an die UNO übergeben, falls Israel 100 inhaftierte Palästinenser freilässt.
    Der Mord ist vom Islamischen Heiligen Krieg unmittelbar nach dem israelischen Luftangriff auf das PLO-Hauptquartier in Tunis bekannt gegeben, von amerikanischer Seite bisher aber nicht bestätigt worden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    München steht heute im Zeichen einer Kundgebung von Umweltschützern und Atomkraftgegnern gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage für Kernbrennstäbe in Wackersdorf.
    Gerechnet wird mit bis zu 50.000 Demonstranten.
    Sternmärsche werden unter anderem vom Olympiaker Glende in der bayerischen Landeshauptstadt haben vor etwa einer Stunde begonnen.
    In etwa zwei Stunden soll auf dem Odeonsplatz vor der bayerischen Innenministerium die Abschlusskundgebung beginnen.
    Belgien.
    Etwa sieben Millionen Menschen sind morgen bei vorgezogenen Parlamentswahlen wahlberechtigt.
    Die Mitte-Rechtsregierung unter Ministerpräsident Wilfried Martens ist im Juli im Gefolge der schweren Krawalle bei einem Europa-Pokalspiel im Heysel-Stadion in Brüssel auseinandergebrochen.
    Vor Beginn eines Fußballspiels kamen damals 39 Menschen ums Leben.
    Das Kabinett blieb geschäftsführend im Amt, scheiterte dann aber Anfang September endgültig an Meinungsverschiedenheiten in der Schulpolitik.
    Die Parlamentswahlen, die im Dezember fällig gewesen wären, wurden auf morgen vorgezogen.
    Im Mittelpunkt des Wahlkampfes stand die Wirtschaftspolitik.
    Die Christlich-Sozialen wollen an der strikten Sparpolitik festhalten.
    Die Sozialisten argumentieren, die Zahl der Arbeitslosen sei durch Sparmaßnahmen stark gestiegen.
    Leichte Gewinne der Sozialisten werden für möglich gehalten.
    In Belgien herrscht Wahlpflicht, daher ist eine hohe Wahlbeteiligung zu erwarten.
    Einen Tag vor den Wahlen wurden möglicherweise von Linksextremisten in der Nähe von Brüssel zwei Bombenanschläge organisiert.
    Der Sachschaden ist beträchtlich, verletzt wurde niemand.
    Polen.
    In Polen wird morgen ein neues Parlament gewählt.
    In den vergangenen Wochen konzentrierte sich die Wahlkampagne vor allem darauf, die Wahlbeteiligung zu erhöhen.
    Partei- und Regierungschef General Wojciech Jaruzelski hat angesichts der Boykottaufrufe der Opposition und der verbotenen Gewerkschaft Solidarität immer wieder erklärt, an der Wahlbeteiligung werde sich zeigen, dass Polen wieder ein stabiles Land und ein glaubwürdiger Partner unter den sozialistischen Staaten geworden sei.
    Falls die Wahlbeteiligung zwischen 75 und 80 Prozent liegen sollte, hat Jaruzelski sogar eine neue Amnestie in Aussicht gestellt.
    Andererseits gibt es zahlreiche Flugblätter und Appelle aus dem Untergrund, darin wird zur Wahlenthaltung aufgerufen.
    Die Sitzverteilung im Parlament steht praktisch bereits fest, allerdings können nach dem neuen Wahlrecht die Wähler erstmals die meisten der Abgeordneten unter zwei Kandidaten bestimmen.
    Die Auswahl wurde jedoch so getroffen, dass der vorher festgelegte Proporz auf alle Fälle stimmt.
    Etwa drei Viertel der 460 Abgeordneten werden Neulinge sein.
    Zwei Tage vor den Wahlen hat ein Gericht im Schnellverfahren zwei Oppositionelle wegen unerlaubten Besitzes von Sendegeräten zu drei und zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
    In mehreren polnischen Städten sind in den vergangenen Wochen auf den Fernsehbildschirmen statt des staatlichen Programms Solidaritätsparolen für eine Wahlenthaltung zu sehen gewesen.
    Neuseeland.
    Das Flaggschiff der Umweltschutzorganisation Greenpeace musste die Protestaktion gegen französische Atomversuche im Südpazifik wegen eines Maschinenschadens abbrechen.
    Der Koordinator der Greenpeace-Protestaktion berichtete in Wellington, das Schiff sei auf dem Weg nach Tahiti, sollte dort repariert werden, werde aber vermutlich nicht zu dem Testgebiet im Südpazifik zurückkehren.
    Zwei andere Greenpeace-Schiffe wollen die Protestaktion fortsetzen.
    USA.
    Das Außenministerium hat nun offiziell bestätigt, dass Vitaly Yurchenko, ein hoher Offizier des sowjetischen Geheimdienstes, Anfang August in Rom in den Westen übergelaufen ist und sich seitdem in den Vereinigten Staaten aufhält.
    Durch die Informationen des Sowjet-Offiziers wurde der ehemalige CIA-Angehörige Edward Howard als Doppelagent entlarvt.
    Howard ist vor wenigen Wochen untergetaucht und wird seither von den amerikanischen Behörden weltweit gesucht.
    Die Wetterlage.
    Eine schwach wetterwirksame Kaltfront überquert derzeit den Ostalpenraum.
    Nachfolgend festigt sich wieder der Hochdruckeinfluss in Mitteleuropa.
    Gleichzeitig werden wesentlich kältere, aber auch trockene Luftmassen von Nordwesten in Österreich einfließen.
    Die Prognose bis morgen früh.
    An der Alpen-Südseite meist aufgelockerte Bewölkung, im übrigen Bundesgebiet vielfach stärkere Bewölkung und vor allem entlang der Alpen-Nordseite und im Osten örtlich etwas Regen.
    Wind aus West bis Nordwest, Nachmittagstemperaturen 14 bis 18 Grad, Frühtemperaturen morgen 2 bis 9 Grad.
    Die Aussichten für morgen.
    Gebietsweise vor allem im Süden Frühnebel.
    Tagsüber durchwegs geringe Bewölkung, nur im Norden und Osten gebietsweise auch stärker wolkig.
    Temperaturrückgang in allen Höhen.
    Nördliche Winde.
    Tageshöchsttemperaturen 9 bis 15 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag.
    Im Süden noch sonnig, sonst zunehmender Störungseinfluss.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 14 Grad, Westwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt bedeckt, Regen 14 Grad, Nordwest 20.
    Linz bedeckt, leichter Regen, 12 Grad, Westwind 15 Kilometer in der Stunde.
    Salzburg stark bewölkt, 14 Grad.
    Innsbruck stark bewölkt 15, Bregenz heiter 13, Graz stark bewölkt 13 und Klagenfurt stark bewölkt 13 Grad.
    10 Minuten nach 12 ist es jetzt und gleich zum Hauptthema in diesem Journal, zur Kaperung eines italienischen Luxusdampfers und die spektakulären Weiterungen dieser beendeten Geiselnahme.
    Die wichtigen neuen Aspekte haben Sie ja in den Nachrichten gehört.
    Die 27 österreichischen Staatsbürger, die sich bis gestern noch auf dem Luxusdampfer befanden, halten sich heute in Kairo auf und werden morgen am späten Nachmittag nach Österreich heimkehren.
    Wir werden darüber in kurzen Sondersjournalen um 18 und 19 Uhr im Programm Österreich 3 berichten.
    Bereits zu Hause ist die Salzburgerin Anna Hörantner, die sich während der Schiffsgeiselnahme in einer Kabine versteckt gehalten hatte.
    Daniela Strasser sprach mit Anna Hörantner.
    Wann haben Sie denn begriffen, dass auf dem Schiff irgendetwas passiert ist?
    Ja, sofort.
    Weil ich war ja die Einzige heraußen.
    Ich bin ja nicht essen gegangen.
    Bei der Reduktion bin ich herausgewiesen und hab mir die Bilder angeschaut, weil ich nicht essen gegangen bin.
    Die anderen waren alle beim Essen.
    Nur ich allein bin nicht essen gegangen.
    Ich wollte einfach nichts essen.
    Und dann sind die schon bei der Treppe raufgekommen.
    Und ich war die Einzige dort.
    Das waren also jetzt die Terroristen mit Maschinenpistolen?
    Ja, die, die raufgekommen sind.
    Wie viele waren das?
    Zwei, glaube ich.
    Ich hab nicht mehr gesehen, wie die zwei, die da drauf sind.
    Wie viel es wirklich waren, weiß ich nicht.
    Die zwei?
    Ja.
    Die haben geschossen?
    Die haben geschossen, alles mit so Glas.
    Das ganze Glas.
    Ich weiß nicht, was das war.
    Es war Latterglas.
    Weil ich mir gedacht hab, wenn da einer das erwischt hat, zerreißt es ja alles.
    Und wo sind die hingelaufen?
    Zum Kapitän oder so was?
    Die haben geschaut, wer herum ist.
    Es war eh niemand da wie ich.
    Sie sind dann zurückgerannt.
    Dann haben sie gesagt, in einer Sprache gehen.
    Ich bin natürlich nicht schnell genug.
    Ich bin schon gegangen, aber nicht schnell genug.
    Jetzt gibt mir der gleich einen Tritt.
    Ich fahr gleich über die Stirn runter.
    Ich konnte ja nimmer auf und sie sind zum Glück nicht stehen geblieben.
    Oder sie haben mich auch nicht erschossen, zum Glück.
    Sondern sie sind weggerannt.
    Und ich hab mir geschaut, wo ich aufrauf bin in die nächste Kabine.
    Zufällig, die nächste war offen.
    Und da bin ich gleich in den Kasten rein und hab geschaut, dass ich zuschnapp.
    Aber ich hab nicht gewusst, dass ich nimmer rauskomm.
    Das kann sich niemand vorstellen.
    Dann drinnen das Einfärbchen.
    Wie gesagt, nachher hab ich gesehen, ich komm nimmer raus, aber ich wusste, dass es aus ist.
    Ich bin ja nimmer rausgekommen von den Kasten.
    Ich hab die ja probiert.
    Mit dem Kleiderhaken, mit allem.
    Ich hab ein Lernen gemacht, weil mir das wurscht war, weil mir gedacht war, Hauptsache, dass ich draußen bin und sie erschießen mich gleich, dann hab ich die Schmerzen nimmer, die was da noch in den Kasten drin sind.
    Weil ich wär ja sowieso nimmer rausgekommen.
    Und dann hab ich mir eben langsam, ich war ja schon total erschöpft und hab langsam immer wieder geschaut, wo ein Schraufen ist oder irgendwas, wo ich öffnen kann.
    Aber ich hab ja nix gehabt auch nicht.
    Und dann ist mir eingefallen,
    Nach Stunden höchstwahrscheinlich.
    Alles hat sich auf Stunden gedreht.
    Dass ich in meiner Tasche höchstwahrscheinlich, die war aber offen, ein Messer hab.
    Das Messer hab ich rausgenommen.
    Das hab ich mitgenommen, weil ich mir gedacht hab, falls irgendwann mal was, man weiß nicht, ob man's braucht.
    Das Ferkel da.
    Das war aber meine Rettung trotzdem, wenn ich das nicht mitgehabt hätte.
    Und mit dem hab ich den aufgemacht und bin rausgeplumpst, dann hab ich mir gedacht, die kommen rein und erschießen mich.
    Weil das hat einen so einen Plumpster gemacht, ich konnte ja nicht rausgehen, ich konnte ja gar nix machen.
    Bin rausgefallen.
    Und hab mich aber nicht umgedreht, weil ich mir gedacht hab, wenn wer reinkommt, ich dreh mich gar nicht um, Hauptsache, dass mich gleich der schießt, dann geht's ihn ein, dann bin ich sofort weg.
    Welche Gedanken sind Ihnen da durch den Kopf gegangen?
    Dass jetzt ein Aus ist mit mir, das ist eh klar.
    Ich hab ja keine Luft schon mehr gehabt.
    Ich war ja total fertig.
    Wer hat Sie dann entdeckt und befreit?
    Ja, ich bin dann rausgekommen, rausgefallen.
    Und danach bin ich unters Bett.
    Da hab ich noch niemanden gekriegt, erst in zwei Tagen drauf.
    Dann wollte ich mir ein Wasser nehmen von vorne.
    Und dann ist gerade der Aufräume-Bursch gekommen.
    Er war ja kurz da, bringt das Wasser.
    Und auf den Moment, weil er herinnen gewesen ist, hab ich mir gedacht, jetzt kann ich vom Bad rausgehen.
    Und in dem Moment, als ich das Wasser nehmen wollte zum Trinken, kommt er rein, mir wär bald der Krug runtergefallen.
    Weil ich nicht gewusst hab, wer es ist.
    Er wollte gleich zumachen, weil mir Angst kam.
    Ich hab von ihm auch Angst gehabt.
    Ich hab den Stabsauger gesehen und gedacht, vielleicht hilft mir der ein bisserl.
    Als er meine Nummer gesehen hat, die 49, von meiner Kabine, dann hat er gesagt, ich soll raufgehen.
    Ich hab gesagt, ich geh nicht raus.
    Ich hab nur gebeten, er soll mich nur in den Pass holen.
    Und er soll ruhig sein.
    Aber er hat nicht nachlassen.
    Jetzt hat er gesagt, alles ruhig.
    Ich hab halt da nicht gewusst, ob wirklich was.
    Der Italiener hat mich ja nicht verstanden.
    Dann bin ich doch raufgegangen, dann waren halt alle heraus, und dabei haben sie dann gesagt, dass sie mich schon gesucht haben überall.
    Wie war denn dann die Stimmung, wie Sie raufgekommen sind unter den Passagieren?
    Waren die schon gefasst oder geschockt?
    Der Kapitän, der hat geweint.
    Der war nervlich total kaputt.
    Der hat gesagt, wir haben nicht mehr gerechnet, dass man mich findet.
    Sie waren ja dreimal drin.
    Sie haben immer gesucht.
    Das erste Mal war ich im Kasten drinnen.
    Ich wusste ja nicht, dass ich vom Kasten raus kann.
    Das zweite Mal war ich unterm Bett.
    Da hat ja keiner reingeschaut.
    In der Toilette zufällig auch nicht.
    Wie lange hat es gedauert, bis Sie begriffen haben, dass es vorbei war?
    Begriffen, dass es vorbei war, habe ich ja schon zwei gesehen.
    Aber ich wusste nicht, wer, wo, was.
    Man weiß ja das nicht.
    Ich hab ja gehört, du wirst geschossen.
    Das ist ja ganz klar.
    Aber ich hätt mich ja nicht auftraut.
    Ich wär in 14 Tagen und drei Wochen nimmer raus.
    Ich wär überhaupt nimmer raus, wenn nicht zufällig der Ball kommt.
    Nur wär ich jetzt nur mehr unterm Bett gewesen, damit mich niemand mehr gesehen hätt.
    Aber der weiß ja, komm mal mit den Putzen.
    Ich hätt nie gerechnet, dass ich noch mehr komm.
    Soweit diese Erlebnisse der Salzburgerin Anna Hörantner.
    Über die politischen Folgen dieser Geiselnahme durch vier Pilot-Terroristen und an die Kapperung eines ägyptischen Flugzeuges durch amerikanische Einheiten wird noch viel diskutiert werden und auch viele rechtliche Fragen stehen zur Debatte, unter anderem die Frage, ob der Prozess gegen die vier Terroristen in Italien stattfinden wird.
    Die vier werden ja derzeit in Syrakus verhört, Alfons Thalmer berichtet.
    Italien ist immer noch die Bühne, auf der das Bauziehen um die von den Amerikanern erzwungene Landung des ägyptischen Flugzeuges mit den palästinensischen Terroristen an Bord vor sich geht.
    Auf dem NATO-Stützpunkt Sigonella befinden sich jetzt weder die ägyptische Boeing-Maschine noch ihre Insassen.
    Der jetzige Akt dieses halb diplomatischen, halb terroristischen Stücks spielt in Rom, und zwar in einer der schönsten Gegenden der ewigen Stadt.
    Die vier Terroristen befinden sich dagegen im Untersuchungsgefängnis von Syrakus auf Sizilien, wo sie es sicher nicht so schön haben, wie die anderen Insassen des Flugzeuges, mit dem sie in die Freiheit fliegen wollten, nun aber der Justiz, was immer auch diese noch mit ihnen aufführt, zugeführt wurden.
    Die ägyptischen Offiziere und Geheimagenten, die in der zur Landung gezwungenen Maschine waren, insgesamt neun Personen,
    Und die zwei PLO-Führer und damit auch Vorgesetzte der Terroristen haben in den komfortablen Gästerräumen des Ägyptischen Kulturinstituts von Rom übernachtet und schicken sich jetzt an, wie einigen Informationen zu entnehmen ist, im Vortragssaal dieses exterritorialen und zur ägyptischen Botschaft juristisch gehörenden Gebäude eine Pressekonferenz abzuhalten, wenn die italienischen Behörden es zulassen, dass die Journalisten
    dieses Gebäude betreten.
    Die Palästinenser und die Ägypter sind mit ihrer Maschine von Sizilien nach Rom gebracht worden, während ein amerikanisches Militärflugzeug sie wie ein Schatten begleitet hatte und gleich neben ihnen auf dem kleineren römischen Flughafen Ciampino gelandet war.
    Warum sind die PLO-Führer und die ägyptischen Funktionäre nach Rom gebracht und immer noch in Italien zurückgehalten worden?
    Einmal haben sie sich selbst, zumindest ursprünglich, geweigert,
    die Maschine zu verlassen und zurück nach Kairo oder nach Tunis zu fliegen, wenn die vier Terroristen in italienischer Haft bleiben.
    Dann aber hat der Untersuchungsrichter von Catania den Abflug verboten, wenn die Insassen der Böen sich nicht bereit erklären, als Zeugen im Verfahren gegen die Terroristen sich verhören zu lassen.
    Als es den Palästinensern und den Ägyptern zu unbequem wurde, weiter in der Flugkabine sich aufhalten zu müssen, etwas, was unter ganz anderen Umständen oft Hunderten von Geiseln und in Lebensgefahr zugemutet wird, ließen sie sich zur Kompromisslösung herbei, nach Rom zu fliegen und hier in vollem Diplomatenkomfort untergebracht zu werden.
    Das ägyptische Institutsgebäude im nordwestlichen Teil des riesigen Parks Villa Borghese im Zentrum der Stadt
    ist aber von einem dichten Kordon der Karabinieri und der Polizei umzingelt, die Hunderte von Journalisten fernhalten.
    Die PLO-Führer scheinen aber fest entschlossen, ganz im Sinne ihrer normalen subversiven Strategie, die Verlegenheit der ägyptischen Regierung und die Festlegung des italienischen Ministerpräsidenten Craxi und des Außenministers Andreotti auf eine PLO-freundliche und schonende Linie,
    nach Möglichkeit auszunützen, um jetzt von einer extraterritorialen und diplomatischen Tribüne in Rom ihren Propaganda-Feldzug gegen Washington und Jerusalem fortzusetzen und damit von dem ursprünglichen Tatbestand abzulenken, von der Inbesitznahme und Entführung des Schiffes Aquila Lauro, von der Misshandlung der zahlreichen Geiseln und schließlich von der Ermordung
    des alten und gelähmten Amerikaners jüdische Herkunft durch die vier jetzt festgehaltenen palästinensischen Terroristen.
    Diese können sie aber nicht mehr frei bekommen.
    Trotz aller Arafat-Freundlichkeit hat Ministerpräsident Kraxi gestern Abend diesbezüglich eine ganz harte Stellung eingenommen.
    Und zwar, angesichts der Anwesenheit von vier solchen Verbrechern, sei die Erzwingung der Landung des ägyptischen Flugzeuges durch die Amerikaner
    ebenso gerechtfertigt gewesen wie die italienische Zustimmung.
    Soweit Alfons Thalmer.
    Die Kommentare in den Zeitungen befassen sich heute vor allem mit der amerikanischen Militäraktion über dem Mittelmeer.
    Udo Bachmeier hat dazu einige Zitate zusammengestellt.
    Gleich zwei Kommentare zum selben Thema finden sich im heutigen Kurier.
    In einem Kurzkommentar schließt sich Hans Rauscher voll und ganz der Argumentation der USA an, mit der sie ihre spektakuläre Aktion begründeten.
    Die USA haben jetzt wie eine Supermacht gehandelt.
    Schwache kleine Länder wie Österreich mögen keine Alternative zu einer Beschwichtigungspolitik sehen.
    Aber die USA dürfen auf Dauer nicht schwach erscheinen.
    Denn dann werden sie auch als Partner der Gemäßigten um nahost wertlos.
    Wenn es notwendig ist, muss eine Supermacht wie eine Supermacht handeln.
    Ebenfalls im Kurier befindet sich auch ein Kommentar von Heinz Nussbaumer, worin sich dieser Gedanken über die möglichen Folgen der amerikanischen Aktion macht.
    Ronald im Glück hat den weiten Luftraum über dem freien Meer zur Zufriedenheit der Weltöffentlichkeit genützt, als Hüter einer außergesetzlichen Moral.
    Welch riskantes Spiel er dennoch gewagt hat, wird ihm vielleicht erst in Zukunft klar werden, findet Heinz Nussbaumer im Kurier.
    Auch der Chefredakteur der Tageszeitung Die Presse, Thomas Korherr, setzt sich mit dem amerikanischen Coup auseinander.
    Ebenso unbestritten wie die Genugtuung über die amerikanische Aktion ist die Tatsache, dass sie genauso rechtswidrig gewesen ist, wie die Geiselnahme an Bord der Achille Lauro.
    Coher glaubt, dass es nun zu einer weiteren Radikalisierung der PLO kommen könnte.
    Die Vermutung, dass die Welt einer neuen Welle von Attentaten entgegen geht, ist nicht von der Hand zu weisen.
    Aber die Amerikaner haben bewiesen, dass und wie ihnen gesteuert werden kann.
    Den Jubel, den die Militäraktion in Amerika selbst ausgelöst hat, teilt auch Ernst Throst in der Kronenzeitung.
    Man kann den Amerikanern zu ihrem Handstreich oder besser Luftstreich nur gratulieren.
    Das war kein Akt des Gegenterrors wie der israelische Angriff auf Tunesien.
    Das war der verlängerte Arm der Gerechtigkeit.
    Differenzierter als Ernst Trost in der Kronenzeitung sehen es die heutigen Kommentatoren der Salzburger Nachrichten bzw.
    der oberösterreichischen Nachrichten.
    In den oberösterreichischen Nachrichten glaubt Rainer Bohnhorst, dass die amerikanische Aktion kein Patentrezept darstellt, wenn gleich er einräumt, dass nichts erfolgreicher ist als der Erfolg.
    Die Schattenseite der nächtlichen Aktion allerdings, so Bohnhorst, Es ist immer problematisch, wenn ein Staat zu solchen Methoden greift, die in mancher Hinsicht denen der verachteten Terroristen peinlich ähnlich sind.
    Das Kapern des Flugzeuges hat das Terrorismusproblem und das, was dahinter steckt, nämlich die vertragte politische Lage im Nahen Osten, um keinen Deut simpler gemacht.
    In den Salzburger Nachrichten wird in einer Analyse der Frage nachgegangen, ob die Amerikaner nunmehr als Luftpiraten zu bezeichnen sind.
    Dieser komplizierte Vorgang ist unter Völkerrechtlern umstritten.
    Es taucht nämlich die Frage auf, ob der Zweck die Mittel heilige.
    Der Zweck ist klar.
    Terroristen und Mörder dürfen nicht ungeschoren davon kommen.
    Die Mittel erscheinen indessen fragwürdig.
    Sechs Minuten vor halb eins ist es jetzt.
    im Journal zu Gast.
    Der 1914 in Wien geborene Friedrich Hacker hat einen Lehrstuhl für Psychiatrie und Politikwissenschaften in Kalifornien.
    Er ist Leiter einer Klinik in Los Angeles und Leiter des Instituts für Konfliktforschung in Wien.
    Hacker, eifriger Verfasser von Büchern, etwa über Sucht und Drogen, zuletzt Mitautor einer Studie über die Gewalt auf Fußballplätzen, ist neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch Berater von Regierungen in Fällen terroristischer Gewalt.
    So etwa wurde er nach dem Massaker bei den Olympischen Spielen in München 1972, bei der Geißel-Affäre auf dem Flughafen Winschwechert 1975 und bei einer Geißelnahme mehrerer Botschafter in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota beigezogen.
    Hacker hat soeben ein 1971 erschienenes Buch mit dem Titel »Aggression, die Brutalisierung unserer Welt« überarbeitet und aktualisiert und bringt dieses Buch bei der soeben begonnenen Buchmesse in Frankfurt neu heraus.
    Mit dem Aggressionsforscher Prof. Friedrich Hacker führt die Fritz-Besathe das folgende Gespräch.
    Herr Professor Hacker, wie sehen Sie denn überhaupt diese jetzige Schiffsentführung?
    Es wird ja gesagt von den Palästinensern, dass das eine Reaktion war auf das Bombardement in Tunis.
    Und die Israelis wieder haben gesagt, das war eine Reaktion auf Übergriffe, auf Tötungen von Israelis auf Zypern.
    Sehen Sie da eine Schraube des Terrors, die sich quasi immer schneller dreht?
    Gerade diese Erklärungen beweisen ja eine der Haupttheorien, die wir haben.
    Nämlich die Rechtfertigungen, die immer wieder von der eigenen Gewalt als einer Gegengewalt sprechen.
    die wiederum mit Gegen-Gegen-Gewalt und Gegen-Gegen-Gegen-Gewalt beantwortet wird und ad infinitum, dass das eben zur Eskalation der Gewaltanwendung führt, dass vorgeblich für alle Seiten jede aggressive Tat eine Revanche-Aktion,
    Rache, eine Vergeltung, eine Prävention oder was immer sein mag und eben nicht als eigentliche eigene Aggression empfunden wird, sondern nur als Antwort auf die Aggression des Anderen, sodass ja heutzutage Terror und Gegenterror überhaupt nicht mehr voneinander unterschieden werden können.
    Aber gibt es da nicht den doch, bleiben wir bei dem von mir genannten Beispiel,
    Morde auf Zypern an Israelis, Gegenstark der Israelis, Bombardierung des PLO-Hauptquartiers in Tunis.
    Nächster Schritt jetzt diese Schiffsentführung mit einem Toten.
    Ich glaube in der moralischen Beurteilung der einzelnen Aktionen muss man dann doch differenzieren oder würden Sie das nicht tun?
    Ganz gewiss.
    Aber ich darf darauf hinweisen, dass diese Akte, die Sie erwähnt haben, ja nur die Spitze des Eisbergs sind und nur jene Aktionen, die in ganz jüngster Vergangenheit stattfanden.
    Dieser arabische...
    Israelische Konflikt und überhaupt diese Nahostkonflikte gehen jetzt eine sehr sehr lange Zeit zurück und dasselbe Muster der Terror- und Gegenterroranwendung beziehungsweise das Muster der Rechtfertigung kann man ja viele Jahre und Jahrzehnte zurückverfolgen und da kommen immer wieder dieselben Anschuldigungen auf beiden Seiten und das war ja das Grund
    Also der Grundstein meiner Theorie, dass die eigene Aggression sich immer als eine Verteidigende, als eine Defensive und daher als eine Berechtigte rechtfertigt und daher niemals als Aggression erkannt wird.
    Grundsätzlich abstrakt gefragt, Herr Professor.
    Halten Sie Terror in welcher Form immer moralisch überhaupt legitimierbar soll heißen?
    Gibt es aus Ihrer Sicht Motive, ethische Gründe dafür, der Mord, Tyrannenmord, Mordanschläge, Terror, Geiselnahme moralisch rechtfertigt?
    Ich halte die versuchte moralische und tatsächliche Rechtfertigung der Gewalt, inklusive Tyrannenmorde, in 99 von 100 Fällen für unberechtigt und für der eigenen Sache dienend und unredlich sogar.
    Ich glaube aber, dass man diesen hundertsten Fall nicht notwendigerweise ausschließen kann.
    Und ich glaube also, dass in ganz, ganz wenigen Fällen... Woran denken Sie, wenn ich kurz umsage?
    Also ich würde zum Beispiel sagen, dass das Hitler-Regime... Der Attentat des 20.
    Juli.
    So etwa.
    Oder irgendein anderes derartiges Attentat.
    So wie es in ganz wenigen Fällen einen bellum justum gibt, also einen gerechten Krieg.
    Würden Sie glauben?
    Ja, das glaube ich.
    Aber wie gesagt, in viel, viel weniger Fällen, als dies behauptet wurde.
    Und das Auffallende ist, dass ja die Gerechtigkeit der eigenen Sache immer wieder behauptet wird.
    Konkrete Frage, Herr Professor, im Lichte Ihrer jüngsten, Ihrer jetzt gesagten Bemerkungen.
    Wie beurteilen Sie denn,
    Dann diese Bombardierung des PLO-Hauptquartiers in Tunis.
    Also ich möchte zu konkreten Ereignissen keine Wertung abgeben.
    Das ist mir eine politische Frage.
    Das ist nicht mein Amt, das zu tun.
    Ich will darauf hinweisen, dass...
    von den 150 Nationen, die gegenwärtig in den Vereinten Nationen vertreten sind, etwa 80 bis 85 seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, ihre Unabhängigkeit aufgrund von Aktivitäten erlangt haben, die man nicht anders als terroristisch klassifizieren kann.
    Die Taktik der Verunsicherung und Verängstigung und Drohung
    Gewaltdrohung und Gewaltanwendung ist jedenfalls sehr weit verbreitet und hat ganz konkret und tatsächlich bei der Gründung sehr, sehr vieler Staaten einschließlich Israels eine große und unvermeidliche Rolle gespielt.
    Daher steht es gerade diesen Staaten, die teilweise ihre Existenz auch, nicht ausschließlich, aber auch dem Terrorismus verdanken,
    vielleicht nicht zu, nach ihrer Gründung, die moralisch Entrüsteten darzustellen.
    Professor, noch einmal kurz zu dieser jüngsten Affäre, zu diesem jüngsten Geiseltrauma sozusagen.
    Ist das nicht eigentlich etwas, ein bisschen eine neue Dimension gewesen?
    Andersherum gesagt, das war einmal unter Anführungszeichen nicht ironisch gemeint, Flugzeugentführungen mehr oder weniger große Mode,
    Jede Woche ist irgendwann einmal ein Flugzeug aus Amerika nach Kuba entführt worden.
    Dann war es eine Zeit lang aufgrund der erhöhten Sicherheitsmaßnahmen wieder ein bisschen besser.
    Und jetzt diese letztlich doch etwas neue, neuartige Dimension, ein ganzes Schiff unter Kontrolle zu bringen.
    Darauf haben wir auch sehr energisch und sehr ausführlich hingewiesen, dass es, das braucht man gar nicht ironisch sagen, bei Terrorakten Moden gibt, die ebenso wie Kostümmoden einfach nachgeahmt werden.
    Es gibt, wie Sie richtig sagen, eine Zeit, in der Flugzeugentführungen in sind.
    Dann sind wieder Bombenanschläge in.
    Dann sind wieder andere Formen der Gewalteinwendung.
    Man kann ganz deutlich zeigen, dass sich diese Art der Gewalttaten häufen.
    Man kann ebenso die Schlussfolgerung ziehen, dass ...
    der Terrorismus sehr innovativ ist.
    Ich habe immer befürwortet, dass die Terrorbekämpfung innovativ sein soll.
    Aber solange die Terrorbekämpfung nur darin besteht, die Gewalt der Terroristen mit extremer Gegengewalt und mit Sicherheitsmaßnahmen zu beantworten und mit nichts anderem, überlässt man auch den Terroristen die
    die Innovation und die Initiative und beschränkt sich darauf lediglich zu antworten und lediglich zu reagieren, was ich für einen Fehler finde.
    Eine der Reaktionen auf die spektakulärsten Terroraktionen innerhalb der letzten zehn Jahre war doch die, dass, ich glaube, beginnend mit Deutschland
    alle europäische, aber auch Amerika und andere Staaten begonnen haben, Spezialtruppen, GSG9 heißt es in Deutschland, unsere Cobra, ist auch, glaube ich, international in der Zwischenzeit recht renommiert geworden.
    Und zum Teil ist diesen Spezialeinheiten ja durchaus gelungen, in spektakulären Aktionen Geiseltramen zu beenden.
    Ich denke etwa an Mogadischu.
    oder NKB.
    Dort ist es tatsächlich gelungen.
    Ich würde aber große Bedenken dagegen haben, diese Beispiele, die ja nur unter ganz bestimmten Bedingungen, die es jetzt zu weit ginge, zu erörtern, nämlich ein sehr freundliches
    Umgebung, in dem die Terroristen als unfreundliche agiert haben, die Unfähigkeit der Sicherheitsbehörden und der dortigen und so weiter, die Unerfahrenheit der Terroristen und derartiges mehr.
    Also das führt jetzt so weit, das als allgemeines Modell zu betrachten.
    Denn sehen Sie, die Israelis und viele andere, die USA, haben
    immer wieder als Prinzip verkündet, dass man mit Terroristen nicht verhandeln könne und nicht verhandeln solle, keine Kompromisse schließen solle.
    Es ist nicht wahr, dass sie nicht verhandeln.
    Sie verhandeln nicht direkt, sondern durch Zwischenträger.
    Das ist ja um nichts besser, sondern macht es nur komplizierter.
    Es ist nicht wahr, dass sie keine Kompromisse schließen, weil sie schließen ununterbrochen Kompromisse.
    Und das, würde ich glauben, ist politisch und moralisch falsch, eine Haltung nach außen hin einzunehmen oder einnehmen zu wollen und sie tatsächlich nicht durchhalten zu können, weil eben Menschenleben
    im Spiel stehen und es ja gar nichts anderes gibt als Verhandlungen.
    Und ich glaube, es ist in der Terrorbekämpfung insofern doch eine gewisse Besserung eingetreten als jetzt, wenn es nicht automatisch sofort geschossen wird.
    Das wird zwar bedacht und kommt dann eventuell dazu, aber es ist jedenfalls nicht das Erste.
    Während es seinerzeit sowohl bei Flugzeugentführungen wie bei ähnlichen Terrorakten immer das Erste war.
    Die sogenannte militärische Lösung war immer das, was zuerst vorgeschlagen und zuerst probiert wurde.
    Jetzt ist da doch eine gewisse Wandlung eingetreten.
    Es ist nur bedauerlich, dass diese Wandlung öffentlich nicht anerkannt wird.
    und dass man zur öffentlichen Konsumktion noch immer den starken Mann zu spielen hat, um ein gewisses Prestige zu behaupten.
    Herr Professor Hacker, in vielen Fällen wird der Terror politisch motiviert, von denen, die terrorisieren.
    Würden Sie sagen, es gibt, wenn man diese politische Katalogisierung nach wie vor aufrechterhält zwischen links und rechts, würden Sie sagen, es gibt den linken Terror und es gibt den rechten Terror?
    Ja, da muss aber gesagt werden, was leider viel zu wenig anerkannt wird, dass ja der Terrorismus von unten, und von dem sprechen wir ja, also das Bombenlegen, Bombenwerfenakte und so weiter, ja nicht verstanden und auch nicht erfolgreich bekämpft werden kann, wenn man nicht gleichzeitig versteht, dass das ja auch eine Kopie des Terrors von oben ist.
    Es gibt ja Terrorregimes, die genau dieselbe Einschüchterung, Gewaltanwendung, Gewaltdrohung gegen ihre eigenen Staatsbürger und Untergebenen verwenden, beziehungsweise als Mittel,
    gegen andere Feinde, die sie ebenso bedrohen und mit Gewaltanwendung ankündigen.
    Das heißt also, rein vom psychologischen Standpunkt, solange die Meinung besteht, dass man menschliches Verhalten
    am besten durch Angsterzeugung und Furchterregung, durch Drohung mit Gewalt und durch Gewaltanwendung beeinflussen kann.
    Und solange das die Mächtigen tun, ist das natürlich eine Aufforderung für die noch Nichtmächtigen, genau dasselbe zu tun, um die Mächtigen zu ärgern, zu entthronen,
    zu entmachten oder was weiß ich.
    Und daher ist eben der Terrorismus von unten, von dem man immer spricht, ob das jetzt die rechte oder linke Varietät ist, nicht ganz zu verstehen, wenn man das nicht im Zusammenhang sieht mit den Terrorregimes, die ja in den Oststaaten, in den verschiedenen Diktaturen, in den totalitären Ländern einen Terror von oben aus üben und eigentlich ganz genau dieselben Methoden verwenden wie die Terroristen von unten.
    Glauben Sie überhaupt, dass man Terror zum Verschwinden bringen kann?
    Man kann Terror nicht völlig zum Verschwinden bringen, wie man überhaupt Angst erzeugend nicht völlig zum Verschwinden bringen kann.
    Man kann aber ganz konkret die tatsächlichen Anlässe für die verschiedenen Terroranschläge, nicht alle, aber sehr viele, doch einfach durch politische Maßnahmen und politische Mittel einfach ausschalten und eliminieren.
    Also zum Beispiel, um nur ein ganz konkretes Beispiel zu sagen, die Flugzeugentführungen nach Kuba oder von Kuba gibt es einfach nicht mehr.
    Obwohl weder Kuba kapitalistisch noch die Vereinigten Staaten kommunistisch geworden sind, sondern aufgrund von gewissen Abkommen, die getroffen wurden, die also die Situation entschärft haben, gibt es das kaum mehr oder gar nicht mehr.
    Und wenn Sie in der Geschichte die verschiedenen Gelegenheiten studieren, bei denen Terrorismus verwendet wurde, also wie schon gesagt, die Gründung von Staaten, sagen wir.
    Es gibt ja keinen Mau-Mau-Terrorismus mehr, weil eben das Ziel erreicht wurde und zwar durch politische Mittel erreicht wurde.
    So würde ich nicht glauben, dass ich jede Art des Terrorismus ausschalten lassen kann, aber doch ein sehr, sehr großer Teil davon.
    Und das ist ja unsere Verpflichtung.
    Damit meinen sie aber letztlich, dass sich Terror, wenn sie etwa die Staatskönigin Kenias ansprechen, und andere Beispiele gibt es auch dafür, dann kommt aber letztlich aus diesen ihren Worten die Meinung zum Vorschein, dass sich Terror letztendlich bezahlt macht.
    Das will ich keineswegs sagen.
    Ich sage einfach als beobachtender Wissenschaftler, dass sie bei Unabhängigkeits- und Freiheitsbewegungen immer oder sehr häufig eine große Rolle gespielt haben.
    Und dass es Mittel und Wege gibt, es zu dieser Terrorphase nicht kommen zu lassen oder diese Terrorphase abzukürzen, indem man durch politische Maßnahmen und Kompromisse die Terrorsituation
    gar nicht aufkommen lässt oder so entschärft, dass es also nicht zu größeren Komplikationen kommt.
    Herr Professor Hacker, herzlichen Dank.
    Professor Friedrich Hacker war heute im Journal zu Gast.
    Zur Stunde geht in der Salzburger Residenz eine Tagung des Klapofroben zu Ende, der sich bei seinem schon fünften Treffen in der Mozartstadt in sehr allgemeiner Weise mit der Lage der Welt und den Wegweisern ins 21.
    Jahrhundert beschäftigte.
    Aus Salzburg berichtet Siegbert Stronecker.
    Während die meisten Arbeitskreise dieser Aurelio-Peccei-gewidmeten Club of Rome-Tagung in Salzburg in ihren Aussagen sehr allgemein und sehr global blieben und über weite Strecken zu etwas wie moralischen Appellen an mehr Menschlichkeit und gegenseitigen Respekt glichen, war die Vorstellung der Studie Ökologie durch die Thomas-Mann-Tochter Elisabeth Mann-Borghese vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Teilhasse Anstoß für rege Diskussionen.
    Professor Mampoagese geht der Frage nach, ob das Meer mit seinen Energie-, Rohstoff- und Nahrungsmittelreserven bei einem entsprechenden Fortschritt der Nutzungstechnologien das menschliche Überleben auf der Erde sichern kann.
    Professor Mampoagese widmet sich nicht nur den Rohstoff- und Energiereserven, sondern auch den gesetzlichen, sozialen, ökonomischen und ideologischen Grundproblemen des Meeres.
    den schon erzielten internationalen Übereinkommen und ihrer Bedeutung für die Praxis.
    Mamborghese macht darauf aufmerksam, dass die internationale Zone jenseits der territorialen und ökonomischen Grenzen der Meere das erste Beispiel eines international verwalteten Gebietes in der Welt ist, das auf dem System des Nichtbesitzes gründet.
    Professor Mamborghese sieht die Grenzen der Meeresnutzung vorerst in den ökologischen Belastungen heutzutage.
    Dass die Meere kolossale Ressourcen enthalten, darüber besteht gar kein Zweifel.
    Was natürlich das Besondere an den Meeren ist, dass man diese Ressourcen nicht nutzen kann, es sei denn, man denkt an Entschmutzung und Konservierung.
    Denn sonst macht man sie einfach kaputt.
    Das Meer ist ein Medium.
    indem das einfach nicht anders geht.
    Ich sollte also denken, dass das Meer ein Musterbeispiel dafür ist, dass Entwicklung und Umweltschutz keine Gegensätze sind, sondern unbedingt zusammengehören.
    Der Klopofrom hatte sich zur Aufgabe gemacht, die globalen Probleme unseres Planeten aufzuzeigen.
    Zu den Möglichkeiten, mit allgemein formulierten Studien politisch etwas erreichen zu können, meinte Professor Mamborghese mit Anspielung auf die 1974 heiß diskutierte Studie über die Grenzen des Wachstums.
    Der Club of Rome ist ja natürlich mehr als seine wissenschaftlichen Berichte.
    Wissenschaftliche Berichte sind wichtig, aber man kann nie voraussagen, ob sie irgendeinen Effekt haben werden oder nicht.
    Was am Club of Rome wichtig ist, sind die menschlichen Kontakte, ist der Dialog, der wirklich da zwischen Wissenschaft und Politik.
    geführt wird, da hat der Club of Rome schon eine Möglichkeit, einen Einfluss auszuüben.
    Also die erste Studie, die den Club of Rome berühmt gemacht hat und mit der ich mich übrigens nie 100% im Einklang gefunden habe, nur kann man ja das Verdienst eben nicht absprechen, dass sie das Weltbewusstsein über Umweltprobleme und Ressourcenprobleme sehr gehoben hat.
    Nun gut, also diese Studie hat bestimmt einen großen Einfluss auf die Politik ausgeübt.
    Aber wie gesagt, das kann man nicht planen oder vorhersagen.
    Man macht diese Studien, weil man denkt, sie müssen gemacht werden und das andere ist dem Zufall überlassen.
    Das ist jedes Mal ein Würfelspiel, was durchschlägt oder nicht.
    Das kann man nicht planen.
    Umweltschützer und Atomkraftgegner aus der ganzen Bundesrepublik Deutschland wollen am Nachmittag in München gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage für Kernbrennstäbe in Wackersdorf in Bayern demonstrieren.
    Veranstaltet wird die Kundgebung von einer Aktionsgemeinschaft aus mehreren Bürgerinitiativen und Organisationen.
    Gerechnet wird mit bis zu 50.000 Demonstranten.
    Michael Kerbler berichtet.
    Wogegen richtet sich nun der Protest, der nicht nur von Umwelt- und Naturschützern und den Grünen, sondern auch von Katholiken, Protestanten, von SPD-Politikern, Friedensgruppen, aber vor allem der betroffenen Bevölkerung des Landkreises Umbackersdorf getragen wird?
    Es geht um ein Milliarden-D-Mark-Projekt, die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf, in der aus abgebrannten Nuklearbrennstäben von bundesdeutschen Atomkraftwerken speitbares Uran und Plutonium gewonnen werden soll, mit dem man unter anderem den sogenannten schnellen Brüter in Kalkar am Niederrhein im größten deutschen Bundesland, Nordrhein-Westfalen, betreiben kann.
    Nur, der schnelle Brüter arbeitet noch nicht.
    Er wird erst fertiggestellt und es ist offen, ob er überhaupt jemals in Betrieb gehen wird.
    weil die nordrhein-westfälische SPD-Landesregierung nicht nur die Sicherheit des Reaktors genau überprüfen will, sondern jetzt auch die Wirtschaftlichkeit dieser Technologie anzweifelt.
    Der SPD-Bundesparteirat, das höchste Gremium der Partei zwischen Parteitagen, hat in dieser Woche sogar den Ausstieg aus der Brütertechnologie beschlossen.
    WAA-Kritiker meinen deshalb unter anderem, dass die Wiederaufarbeitungsanlage ohne schnellen Brüter schon aus Wirtschaftlichkeitsgründen keine Existenzberechtigung habe.
    Und noch eine ganze Palette an anderen Gründen wird gegen das Projekt in Wackersdorf, dessen Kosten werden mit mindestens 36 Milliarden Schilling beziffert, ins Treffen geführt.
    Die WAA würde 3.000 Mal mehr Radioaktivität an die Umwelt abgeben als eine Konkurrenzanlage, bei der die Brennelemente endlagerfähig eingepackt würden.
    Es falle in der WAA spaltbares, hochkritisches Material an, mit der der Bau einer Atombombe möglich würde.
    Bei der Planung der Anlage sollen nach Ansicht einer Gutachtergruppe aus Hannover schwere Mängel übersehen worden sein.
    So fehlten bis heute geeignete Sicherheitsbehälter für den Transport von atomaren Spezialbrennstäben.
    Schließlich würden der geplanten Anlage, die in einem Gebiet für Tiefflugübungen der Luftwaffe liegt, 800.000 Bäume, die gerodet werden müssten, zum Opfer fallen.
    Für den bayerischen Umweltminister Alfred Dick dagegen ist die Anlage in Wackersdorf sicher und ohne Gefahren für Leben, Gesundheit und Sachgüter.
    Er stehe zu dem Projekt, sagte Dick, unterstützt vom bayerischen Staatssekretär im Wirtschaftsministerium von Waldenfels, der die Einwände der Kritiker als altbekannte Vorwürfe zurückwies.
    Es sei so weitenfällig absurd, im Zusammenhang mit der WAA vom Griff zur Bombe zu sprechen und damit die völkerrechtliche Vertragstreue der Bundesrepublik anzuzweifeln.
    Die Anlage stelle einen unverzichtbaren Beitrag für eine sichere, preisgünstige und umweltfreundliche Energieversorgung dar.
    Doch die WAA-Gegner, die auf ihren Transparenten hier in München aufschriften, wie zum Beispiel, strahlender Wald stirbt noch schneller oder Gottes Schöpfung bewahren, WAA nein,
    Oder schützt unsere Kinder Atomstaaten?
    Nein, antrachten Zweifeln an diesen Worten der Politiker.
    Und diese Zweifel haben die monatelang daniederliegende Atomkraftgegnerbewegung mit der Friedensbewegung der Bundesrepublik zusammengeführt und wiederbelebt.
    Dem bayerischen Wackersdorf dürfte also ein heißer Herbst bevorstehen.
    Parlamentswahlen in Polen, das war bis heute kein Thema journalistischer Berichterstattung.
    Traditionsmäßig erhielt die von der kommunistischen Führung aufgestellte Einheitsliste 90 bis 95 Prozent der wahlberechtigten Stimmen.
    Heute ist die Lage anders.
    Seitdem bei den Gemeinderatswahlen im Vorjahr nach einem Boykottaufruf der verbotenen Gewerkschaft Solidarität
    Nur 75 Prozent der Wahlberechtigten, die Wahllokale aufsuchten, ist die Höhe der Wahlbeteiligung zum Gradmesser der Autorität der Regierung und der Stärke der Opposition geworden.
    Über die Stimmung am Vorabend der polnischen Parlamentswahlen berichtet Joanna Ratziner.
    Bunte Plakate entlang der Straßen, weiße Adler auf rotem Hintergrund.
    Stimme für ein Polen der Sicherheit, der Rechtsstaatlichkeit, des Wirtschaftsfortschritts.
    Geh wählen, um die gemeinsame Zukunft unserer Heimat mitzubestimmen.
    an Bushaltestellen und Litwas-Säulen, gleich neben den nächsten Premieren-Ansagen lächelnde Kandidatenköpfe in Schwarz-Weiß, in Zweiereihen.
    Die neue Wahlordnung sieht erstmals die Möglichkeit vor, durch die Ausstreichung eines Kandidaten den zweiten auf den Parlamentssitz zu hieven.
    Im Hauptabendprogramm des staatlichen Fernsehens seit Wochen Sonderprogramme und Belangssendungen der Regierung, Kandidatenportraits und Werbespots, die Papa und Mama dazu anhalten sollen, ihre Namen auf der Wählerliste des Bezirks zu überprüfen.
    Die Bevölkerung hat keine Illusionen.
    Man weiß, dass alle Kandidaten von systemtreuen Organisationen aufgestellt wurden und eigene Wahlkonvente aus Vertretern der Parlamentsparteien und der patriotischen Bewegung zur nationalen Wiedergeburt die endgültige Auswahl trafen.
    Für die Vereinigte Polnische Arbeiterpartei sind 253 von 460 Parlamentssitzen reserviert.
    Das sind um 10 Mandate mehr, als für die absolute Mehrheit erforderlich wären.
    Dazu der stellvertretende Parlamentspräsident Stefański.
    Es ist ein Schritt nach vor, von den plebiszitären Wahlen hin zum aktiven Wählen.
    Es liegt aber noch ein langer Weg vor uns bis dorthin.
    Wir müssen nämlich die politische Realität berücksichtigen.
    Vor diesem Hintergrund beruhten alle Bestrebungen zur Demokratisierung darauf, diesen ersten Schritt zwar zu setzen, aber gleichzeitig zu verhindern, dass dieser Schritt zu einem Schritt in den politischen Abgrund wird.
    Die Ängste des politischen Establishments mögen ihre Berechtigung haben, aber Experimente ohne Risiko sind kaum dazu angetan, das Misstrauen der Bevölkerung gegen die politische Führung zu überwinden.
    Immer wieder huscht deshalb in einzelnen Wohnvierteln das Wort Boykott über die heimischen Bildschirme.
    Kamikaze-Aktionen der Opposition aus dem Untergrund.
    Und das sind die 10 Slottischeinen mit dem Aufdruck, Pseudo-Wahlen ohne uns.
    Und die unzähligen Flugblätter, die von Hochhäusern herunter den Passanten vor die Füße fallen.
    Nur 5 Gänge gehen wählen, steht drauf.
    Oder willst du weiter elend leben, dann geh wählen.
    Und wie schon bei den Gemeinderatswahlen im Vorjahr, ruft die verbotene Solidarność auch für morgen zur sogenannten 5-Minuten-Aktion im Wahllokal auf.
    Genaue Anleitungen für diese inoffiziellen Zählungen der Stimmen liefern Sonderbroschüren aus dem Untergrund.
    Die katholische Kirche hat beschlossen, die Parlamentswahlen zu ignorieren.
    Und entgegen früheren Gerüchten hat sich kein einziger namhafter Katholik auf die Kandidatenliste setzen lassen.
    Und dennoch ziehen nur die Optimisten aus dem Untergrund heraus den Schluss, dass General Jaruzelski morgen nur die Stimmen seiner eigenen Leute erhalten wird, wie so manche Karikatur andeutet.
    Am Montag geht die 37.
    Frankfurter Buchmesse zu Ende.
    Für heute und morgen wird noch ein gewaltiger Besucherstrom erwartet.
    Die 6440 Verlage präsentieren an ihren Ständen populäre Neuerscheinungen.
    Der Diogenes Verlag stellte heuer auf der Messe einen neuen Roman von Friedrich Dürrenmatt vor mit dem Titel Justiz.
    Von einem Empfang für Dürrenmatt, bei dem sich der Dichter kurz zeigte, und vom neuen Buch, einem literarischen Krimi, berichtet aus Frankfurt Brigitte Hofer.
    Ein neuer Dürrenmatt bringt zunächst einmal seinem Verlag große Aufregung.
    Ob bei seinen letzten Stücken »Die Panne« oder »Achterloh«, ob bei seiner faszinierenden Prosa »Den Stoffen« mit dem Winterkrieg in Tibet, immer arbeitet Friedrich Dürrenmatt an seinen Texten bis zuletzt.
    Er feilt, ändert bis zur letzten Minute vor Drucklegung.
    So war es auch jetzt bei seinem als Kriminalroman angekündigten neuen Roman »Justiz«.
    Während die ersten Kapitel schon im Vorabdruck in einer deutschen Illustrierten erschienen sind, schrieb Dürrenmatt noch an den letzten.
    Justiz.
    Eine Geschichte um einen Mord, den ein Zürcher Kantonsrat an einem Germanistikprofessor begeht.
    Und um einen jungen Anwalt, der einen scheinbar sinnlosen Auftrag annimmt.
    Justiz.
    Nicht gleichbedeutend mit Gerechtigkeit.
    Bei Dürrenmatt.
    Soviel zum Buch, dessen Einwand übrigens eine Zeichnung von Dürrenmatt trägt.
    Zu dem Buch, über das, wie gesagt, beim Buchmesseempfang zu reden sein sollte.
    Über eineinhalb Stunden ließ Dürrenmatt auf sich warten und dann, nachdem schon viel Alkohol geflossen war, antwortete er, einer der großen Denker der deutschsprachigen Literatur.
    Wie immer skurril und pfiffig.
    Zuerst zu dem im Justizroman angesprochenen Verhältnis von Gerechtigkeit und Justiz.
    Was ist Justiz?
    Was ist Gerechtigkeit?
    Justiz verhält sich zur Gerechtigkeit wie die Mathematik zur Welt.
    Justiz ist ein logisches Gebäude.
    Die Welt, inwiefern kann man sie mit der Justiz verändern oder nicht?
    Aber mich interessieren eigentlich weniger die Probleme als die menschlichen Schicksale.
    Aber die Menschen leiden auch unter der Gerechtigkeit.
    Unter den großen Ideen leiden die Menschen am meisten.
    Ja, aber auch unter den sehr gerechten Menschen leiden doch andere Menschen sehr oft.
    Finden Sie das nicht auch?
    Ja, auch, ja.
    Wie erkennt man das an den Charakteren in Ihrem Buch?
    Ja, ich entwickel einfach verschiedene Charakteren ab.
    Einer, der runtergeht.
    Dann ist da der eine, der mit der Welt spielt und am Schluss seine eigene Lüge, mit der er sich herauszog, glaubt.
    Es sind so verschiedene Variationen.
    Ich weiß es nicht, ich muss das Buch einmal lesen.
    Ich habe es gleichzeitig geschrieben, wie es rauskam, im Stern.
    Natürlich lag ein Entwurf da.
    Aber ich hab dann ständig verändert und so.
    Mit meiner Frau zusammen, die hat mir darmaturgisch geholfen.
    Ich muss es einmal lesen.
    Es gibt eine schöne Geschichte, das sollte ich eigentlich als Motto setzen.
    Es geht ein Irrenarzt, geht auf seine Anstalt und findet einen Menschen,
    Der schreibt einen Brief.
    Und da sagt er, an wen schreiben Sie denn einen Brief?
    Sagt er, an mich.
    Sagt er, was schreiben Sie sich denn?
    Ich weiß nicht, ich hab den Brief noch nicht gelesen.
    So geht es Ihnen mit Ihrem neuen Buch?
    Ein Gemälde ist am Einwand?
    Das Gemälde ist von Ihnen selbst?
    Wie sehr kommen Sie zum Malen?
    Wie sehr zeichnen Sie und malen Sie?
    Ach, ich wollte ja ursprünglich ein Maler werden.
    Und dann male ich eben, wenn ich Freude habe.
    Sie haben in einer Wohnung beim Theater in der Josefstadt in Wien auch ein paar Zeichnungen hinterlassen, die jetzt hoffentlich noch immer bestehen.
    Malen Sie das öfters?
    Ich male sehr gerne an Wände.
    Mein größtes Werk ist ein vollständig ausgemaltes WC bei mir zu Hause.
    Das ist meine Sixtinische Kapelle.
    Der einzige Ort, wo man noch kontemplativ ist.
    Jetzt wieder eine ernste Frage.
    Wie steht's mit den dramatischen Arbeiten?
    Das letzte war in Zürich, die Ur-Führung in das Werk.
    Ja, da hab ich eine neue Fassung gemacht.
    Das werde ich für eine ganz neue Fassung während nächstems in ein Provinztheater aufbauen.
    Und dann bereite ich noch ein neues Stück vor.
    Und erzählen Sie schon was darüber?
    Welchen Inhalt?
    Nein.
    Ja, ich tote Sache.
    Zum Abschluss der ausführlichen Berichte hören Sie jetzt noch einige Meldungen.
    Nahe Osten Italien, USA.
    Jene 27 Österreicher, die sich nach Abschluss der Geiselnahme noch auf dem Kreuzfahrtschiff Achille Lauro befanden, halten sich seit gestern Abend in Kairo auf.
    Sie unternehmen heute eine Nilfahrt und besichtigen die Pyramiden.
    Am Abend findet ein Empfang in der Botschaft statt.
    Die Heimkehr der Österreicher ist für morgen geplant.
    Der Abflug ist für 14.25 Uhr fixiert, die Ankunft in Wien wird voraussichtlich um 17.20 Uhr stattfinden.
    Um 20.55 Uhr geht dann eine Sondermaschine nach Innsbruck.
    Die vier palästinensischen Terroristen sind unterdessen in ein Hochsicherheitsgefängnis nach Syrakus gebracht worden.
    Nach Angaben der italienischen Justizbehörden wurden die vier Männer offiziell identifiziert und unter Anklage gestellt.
    Die Entführer wurden von dreizehn Passagieren der Acche dell'Auro bei einer Gegenüberstellung identifiziert.
    Die Anklage lautet auf Mord, Entführung eines Schiffes, Geiselnahme sowie unerlaubten Waffen- und Sprengstoffbesitz.
    Jene Männer, die ebenfalls an Bord der nach Sizilien eskortierten ägyptischen Boeing 737 waren, wurden in der Nacht nach Rom gebracht.
    Die Zeugen Einvernahmen und die Klärung zahlreicher rechtlicher Fragen werden einige Zeit dauern.
    Die PLO hat neuerlich die italienische Regierung aufgefordert, die vier Entführer der Achille Lauro unverzüglich freizulassen.
    Libanon.
    Die Terrororganisation Heiliger Islamischer Krieg hat jetzt mit einem Foto bewiesen, dass der amerikanische Diplomat William Buckley bereits vor einiger Zeit in Beirut ermordet worden ist.
    Auf dem Bild ist deutlich der Leichnam des Mannes zu erkennen.
    Die Terrororganisation will die Leiche an die UNO übergeben, falls Israel 100 inhaftierte Palästinenser freilässt.
    Der Mord ist von den Terroristen unmittelbar nach dem israelischen Luftangriff auf das PLO-Hauptquartier bei Tunis bekannt gegeben, von amerikanischer Seite bisher aber nicht bestätigt worden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Mit Kundgebungen an drei Plätzen der Stadt hat heute Mittag in München eine Großdemonstration gegen die in Wackersdorf geplante Atomare Wiederaufbereitungsanlage begonnen.
    Die Demonstranten wollen in drei Sternmärschen zur Hauptkundgebung auf dem Münchner Odeonsplatz ziehen.
    Es wird mit bis zu 50.000 Kundgebungsteilnehmern gerechnet.
    Zu der Demonstration haben ein überparteilicher Kreis von Bürger- und Friedensinitiativen, Umweltschützern und die katholische Landjugendbewegung aufgerufen.
    Auch die SPD und die Grünen beteiligen sich an der Kundgebung.
    Belgien.
    Etwa sieben Millionen Belgier sind morgen zu vorgezogenen Parlamentswahlen aufgerufen.
    Die Mitte-Rechtsregierung unter Ministerpräsident Wilfried Martens war im Juli im Gefolge der schweren Krawalle bei einem Europapokalspiel im Brüsseler Heyselstadion auseinandergebrochen.
    Im Mittelpunkt des Wahlkampfes stand die Wirtschaftspolitik.
    Die christlich-sozialen wollen an der strikten Sparpolitik festhalten, die Sozialisten kritisieren den Anstieg der Arbeitslosigkeit.
    Das Wetter in Österreich bis heute Abend im Süden sonnig, sonst meist stärkere Bewölkung und vor allem im Norden und Osten stellenweise Regen.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
    Eine Stunde Mittagsinformation ist beendet.
    Karl Jakowsky verabschiedet sich für Redaktion und Technik.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Trailer Salzburger Geisel
    Einblendung: Ex-Geisel Hörantner
    Mitwirkende: Strasser, Daniela [Gestaltung] , Hörantner, Anna [Interviewte/r]
    Datum: 1985.10.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Mitwirkende: Schallgruber, Georg [Gestaltung] , Schirlbauer, Wilfried [Sprecher/in]
    Datum: 1985.10.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Mitwirkende: Schirlbauer, Wilfried [Sprecher/in]
    Datum: 1985.10.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Erlebnisse einer aus Ägypten zurückgekehrten Salzburger Ex-Geisel
    Interview: Ex-Geisel Hörantner
    Mitwirkende: Strasser, Daniela [Gestaltung] , Hörantner, Anna [Interviewte/r]
    Datum: 1985.10.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Weitere Vorgangsweise der italienischen Behörden nach der Gefangennahme der vier Palästinenser
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1985.10.12 [Sendedatum]
    Ort: Rom [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau zu den Ereignissen im Mittelmeeraum
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung]
    Datum: 1985.10.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Agressionsforscher Prof. Friedrich Hacker
    Interview: Psychoanalytiker Hacker
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Hacker, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1985.10.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ende der Club of Rome - Tagung in Salzburg
    Einblendung: Ökologin Mann Borghese
    Mitwirkende: Stronegger, Siegbert [Gestaltung] , Mann Borgese, Elisabeth Veronika [Interviewte/r]
    Datum: 1985.10.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großdemonstration gegen AKW Wackersdorf bei München
    Mitwirkende: Kerbler, Michael [Gestaltung]
    Datum: 1985.10.12 [Sendedatum]
    Ort: Wackersdorf [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf die Wahlen in Polen
    Einblendung: stellvertretender Parlamentspräsident Steveysky
    Mitwirkende: Radzyner, Joana [Gestaltung] , Steveysky, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1985.10.12 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Gespräch mit Friedrich Dürrenmatt anläßlich Frankfurter Buchmesse
    Interview: Schriftsteller Dürrenmatt
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Dürrenmatt, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1985.10.12 [Sendedatum]
    Ort: Frankfurt am Main [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1985.10.12
    Spieldauer 00:59:50
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Bachmair, Udo [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1985.10.12 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-851012_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Nachrichten

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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