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KI-generiertes Transkript
Die Zeit, in 5 Sekunden ist es 12 Uhr.
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Wir haben unsere Forenpolitik nicht geändert.
Es ist genau so, wie es früher war.
Wir haben immer versucht, mit allen Ländern zu verfreunden.
Wir haben unsere Außenpolitik nicht geändert, sagte Frau Gandhi.
Sie ist genauso wie früher.
Wir haben uns immer um die Freundschaft aller Staaten bemüht, einschließlich der USA.
Wir sind ganz und gar nicht von der Sowjetunion abhängig, weder in puncto Waffen noch für irgendetwas anderes.
Wir kaufen, was wir brauchen, von jenen Ländern, die uns geben wollen, was wir brauchen und was wir uns leisten können.
Auch haben wir unsere Waffenkäufe und die für andere Dinge ganz gut verteilt.
Ich glaube, das ist jetzt sehr gut gestreut.
Das war noch einmal die Stimme von Indira Gandhi.
Ein Auszug aus einer Stellungnahme abgegeben bei ihrem letzten Besuch im Vorjahr in Österreich.
Die indische Ministerpräsidentin ist tot.
Frau Gandhi fiel heute früh in Neu Delhi einem Mordanschlag zum Opfer.
Mehrere Attentäter überfielen die 67-jährige Regierungschefin in ihrem Haus und schossen auf sie.
Frau Gandhi wurde von mehreren Kugeln getroffen, eine drang in den Brustkorb ein.
Indira Gandhi wurde unmittelbar nach dem Attentat mit schweren Blutungen in ein Krankenhaus eingeliefert.
Sofort durchgeführte Bluttransfusionen und Operationen konnten Frau Gandhi jedoch nicht mehr retten.
Die Attentäter sollen Leibwächter Frau Gandhis sein.
Nur kurze Zeit nach dem Anschlag haben sich extremistische Sikhs zur Bluttat bekannt.
Eine Religionsgruppe, die Frau Gandhi wegen ihres harten Vorgehens seit längerem Rache geschworen haben.
Nun also ist das Ziel der Sikhs erreicht.
Frau Gandhi ist tot.
Die politischen Folgen ihres Todes sind zur Zeit noch unabsehbar.
Galt Gandhi doch für viele als Symbolfigur für Unabhängigkeitsbestrebungen, nicht nur auf ihrem Kontinent.
Mehr zur Person Gandhis und ihre Bedeutung etwas später, was jetzt zunächst einmal interessiert, ist der Hergang des Attentats und die unmittelbaren Konsequenzen.
Ein erster Bericht von Heiko Liebscher.
Frau Gandhi starb um 11.10 Uhr.
Um 9.20 Uhr auszeit wurde aus Indira Gandhi in ihrer Residenz 16 Schüsse abgefeuert, als sie aus ihrem Privatzimmer trat.
Der Attentäter namens Jadwan Singh gehörte zu ihrer Bodyguard und traf die Premierministerin dreimal in Brust und Unterleib.
Insgesamt waren drei Attentäter an dem Anschlag beteiligt.
Davon sind zwei sofort von Sicherheitskräften im Garten des Hauses erschossen worden.
Frau Gandhi wurde dann in das All India Institute of Medical Science gebracht.
Die zeitliche Verzögerung zwischen ihrem Tod um 11.15 Uhr und der offiziellen Bekanntgabe ihres Todes um 13.45 Uhr gab dem Kabinett eine kurze Atempause, sich die nächsten Schritte zu überlegen.
Es versammelte sich sofort eine große Menge vor dem Krankenhaus.
Da zur Zeit noch die meisten bei der Arbeit sind, wird erst für den späteren Nachmittag mit Demonstrationen gerechnet.
Die erste vorherrschende Reaktion in ihrer unmittelbaren Umgebung und in der Bevölkerung ist Trauer.
Nach der großen Kontroverse zwischen Hindus und Sikhs im Punjab war gerade wieder Ruhe im Lande eingekehrt, auch stand inzwischen fest, dass sich Frau Gandhi endlich für Neuwahlen entschieden hatte.
Diese Beruhigung ist nun vorbei.
Naturgemäß werden sich spontan Demonstrationen bilden, in denen Frau Gandhi als Märtyrerin betrauert wird.
Die Parallele zu Mahatma Gandhi liegt auf der Hand.
Organdis engste Mitarbeiter in ihrem Büro belagerten unten im ersten Stock sofort die Telexgeräte, um sich über ihren Zustand zu informieren.
Die Reaktion der Leute auf der Straße war in Sätzen und Schock.
Angst über die Zukunft des Landes wurde geäußert.
Trotz heftiger Kritik an ihrem Regierungsstil gilt sie als Symbol der Stabilität.
Ihr kämpferischer Stil und die eiserne Hand, mit der sie das Land regierte, gaben dem einfachen Mann
Als hätte sie eine Vorahnung von dem auf sie zukommenden Ereignis gehabt, hat sich Indira Gandhi gestern laut der indischen Nachrichtenagentur bei einem öffentlichen Meeting in Orissa mit folgenden Worten geäußert.
Selbst wenn ich im Dienste der Nation sterben sollte, wäre ich stolz darauf.
Jeder Tropfen meines Blutes, dessen bin ich sicher, würde zum Wachstum der Nation beitragen und diese stark und dynamisch machen.
Ob das heute früh in Neu-Delhi vergossene Blut dazu beitragen wird, bleibt äußerst ungewiss.
Erst jetzt könnten die innenpolitischen Konflikte voll ausbrechen, eine Phase der Verunsicherung folgen.
Die extremistischen Sikhs dürften dabei weiterhin keine geringe Rolle spielen.
Sie haben sich zum Mordanschlag bekannt und wollen weitere folgen lassen.
Gandhi ist vor allem seit dem von ihr befohlenen Sturm auf den goldenen Tempel der Sikhs in Amritsar ins Visier der Religionsgruppe geraten.
Rainer Wolfgramm beleuchtet Hintergründe des Attentats.
Der indische Geheimdienst hatte schon seit Monaten gewarnt, es gebe eine sogenannte Hitlist der Sikh-Terroristen, eine Zusammenstellung der wichtigsten Namen der indischen Gesellschaft, die als Attentatsziele ausgewählt worden waren.
Ganz oben auf der Liste, so wusste die Polizei, stand der Name von Regierungschefin Indira Gandhi.
Danach kam ihr Sohn Rajiv, Generalsekretär ihrer Partei.
Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen.
Überall in der Hauptstadt Delhi gab es nachts Straßensperren.
Die Umgebung des Hauses von Indira Gandhi wurde abgeriegelt.
Sorgen machte den Sicherheitskräften angesichts solcher Vorkehrungen mehr die ungebremste Reiselust der Premierministerin.
Erst gestern am späten Abend kam sie von einem zweitägigen Ausflug aus dem Bundesstaat Orissa zurück, wo sie über ein Dutzend Großkundgebungen besucht hatte.
Und zuvor verbrachte sie das Wochenende im unruhigen Kashmir.
Dass das Attentat auf Indira Gandhi nun ausgerechnet in ihrer als gesichert geltenden Residenz stattfand, das hatte wohl niemand ernsthaft ins Kalkül gezogen.
Der Schock war umso größer.
Nach zwei Flugzeugentführungen hatten die Militanten Fix nun erneut zugeschlagen und haben gezeigt, dass mit dem Sturm der Armee auf den Goldenen Tempel in Amritsar Anfang Juni die Auseinandersetzung zwischen Regierung und Extremisten nicht beendet werden konnte.
Die innenpolitischen Auswirkungen dieses Attentates sind noch gar nicht absehbar.
Inoffiziell hatte der Wahlkampf schon begonnen.
Mitte Januar sollte die Legislativperiode des Parlaments enden.
Angesichts einer zertrittenen Opposition standen die Chancen einer Wiederwahl in die Raghandis zur Regierungschefin nicht schlecht, wenngleich mehrere innenpolitische Ereignisse der jüngsten Vergangenheit ihrer Kongresspartei geschadet hatten.
Doch nirgends in der indischen Politik gab es einen Herausforderer, der mit ihr als Führer der indischen Union, als Bewahrer der Reinheit dieses Staates ernsthaft konkurrieren konnte.
Angesichts des drängenden Wahltermins muss die Regierung nun als erstes versuchen, den Zeitdruck zu beseitigen, eben diesen Termin zu verschieben.
Dazu braucht sie einen gestandenen Führer aus den eigenen Reihen.
Ob Indira Gandhi so ein Ratschiff dazu schon reif genug ist, das muss bezweifelt werden.
Eine Möglichkeit wäre, durch Gesetz die Legislaturperiode zu verlängern, einen Minister des Kabinetts Viragandi vorübergehend zum Ministerpräsidenten zu machen.
Eine andere Möglichkeit aber wäre ebenso wie in den 70er Jahren in Indien den Notstand auszurufen.
Anlass dafür gibt es reichlich.
Nicht nur das heutige Hattentat, nicht nur die unruhigen Bundesstaaten Punjab, Kashmir und Assam.
Auch ein außenpolitischer Grund könnte aufgeführt werden.
Herzfeind Pakistan soll nach den Behauptungen der indischen Regierung die Sikh-Extremisten in Pansab gefordert, ja sogar ausgebildet und bewaffnet haben.
Der Vorwurf, Pakistan könne auch beim Mord an Indira Gandhi die Hand im Spiel gehabt haben, dieser Vorwurf liegt gefährlich nahe.
Und er ist besonders gefährlich, weil die täglichen Grenzzwischenfälle schon seit vielen Wochen Gerüchte um einen möglichen neuen Krieg auf dem indischen Subkontinent nähren.
Sie hörten Rainer Wolfram.
Wer war Indira Gandhi?
Wer war jene bedeutende indische Politikerin, die heute früh einem Mordanschlag zum Opfer fiel?
Ein Portrait Gandhis und mehr über ihre politische Bedeutung im folgenden von Roland Machatschke.
Die Feuerstöße aus den Waffen der Mörder haben an einem Kessel, der ohnehin schon unter hohem Druck steht, einen neuen Brand entzündet, von dem zur Stunde niemand sagen kann, welche Wirkungen von ihm ausgehen werden.
Für einen Außenstehenden erscheint Indien als eines der stabileren Länder Asiens.
Ein großes Heer, eine technisch hochstehende Rüstungsindustrie, eine Außenpolitik der strikten Blockfreiheit sollten keine Befürchtungen aufkommen lassen.
Indiens traditioneller Gegner Pakistan wurde vor 13 Jahren durch die Abspaltung Bangladeschs entscheidend geschwächt.
Die Beziehungen zu China, dem größten Nachbarn, sind freundschaftlich.
Dennoch herrscht seit Monaten in Delhi eine paranoide Stimmung, eine Atmosphäre der Bedrohung.
Indien fühlt sich eingekreist.
Die Ereignisse in Afghanistan und am Persischen Golf haben nach indischer Meinung einen neuen kalten Krieg ausgelöst.
Die siebente Flotte der USA ist nur eine Dreitagesreise von Bombay entfernt stationiert.
Indien fühlt sich durch amerikanische Waffenverkäufe an Pakistan und China bedroht und beobachtet mit Sorge die Möglichkeit einer sogenannten islamischen Atombombe in den Händen Pakistans.
Und Indira Gandhi stellte zwischen diesen vermeintlichen oder tatsächlichen Drohungen von außen und den inneren Unruhen Indiens einen Zusammenhang her, den sie unermüdlich in ihren politischen Reden der letzten Monate betonte.
Als Indira Gandhi 1966 im Alter von 49 Jahren Ministerpräsidentin des an Bevölkerung zweitgrößten Landes der Erde wurde, stand sie vor Problemen, die bis heute nicht gelöst sind.
Bevölkerungsexplosion, Unwissenheit und Armut in fast allen Teilen des Landes, wirtschaftliche Stagnation, um nur einige zu nennen.
Aber Frau Gandhi schien wie kaum eine andere politische Persönlichkeit des Landes prädestiniert, Probleme zu lösen.
Die Tochter des langjährigen Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru war von früher Jugend an politische Weggefährtin des Vaters.
Als sie 13 Jahre alt war, schrieb Vater Nehru aus dem Gefängnis, in das ihn die britische Kolonialmacht gesteckt hatte, Briefe an die Tochter.
Sie wurden als Buch veröffentlicht.
In ihrer selbst wurde mehrmals zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Mahatma Gandhi, der geistige Führer der indischen Unabhängigkeitsbewegung, ging im Hause Nehru ein und aus und Indira war von Anfang an sein Liebling.
Sie ging unter anderem in der Schweiz zur Schule und studierte nicht nur an indischen Universitäten, sondern auch an der englischen Elith-Hochschule Oxford.
Die Familie Nehru gehörte zur anglisierten, reichen Oberschicht des Landes.
Am 19.
Jänner 1966, nachdem Ministerpräsident Shastri plötzlich während eines Besuchs in der Sowjetunion gestorben war, wurde Indira Gandhi zur Vorsitzenden der Kongresspartei und damit zur Ministerpräsidentin gewählt.
Die erste große außenpolitische Krise musste sie 1971 bestehen.
Die Regierung des Nachbarn auf dem Subkontinent unterdrückte mit blutiger Gewalt die Autonomiebestrebungen der Bengalen in Ostpakistan.
Ein Flüchtlingsstrom ergoss sich über die Grenze nach Indien.
Darauf nahm Indira Gandhi Bezug, als sie bei einem Besuch in Österreich Ende Oktober 1971 sagte.
India's journey has not been easy, but step by difficult step we have gone ahead, behind the prophets of doom.
Indiens Weg ist nicht leicht gewesen, aber wir haben einen schwierigen Schritt nach dem anderen zurückgelegt und dabei alle Unheilspropheten Lügen gestraft.
Heute gibt es neue große Probleme, die Ereignisse an unseren Grenzen.
Sie in Österreich haben das Flüchtlingsproblem erlebt.
Und Sie können sich vorstellen, was es heißen muss, einen Flüchtlingsstrom versorgen zu müssen, der so groß ist wie Österreichs Bevölkerung.
Im Dezember 1971 entschloss sich Indira Gandhi zum militärischen Eingreifen.
Pakistan verlor den Krieg und musste seiner Ostprovinz die Unabhängigkeit zugestehen.
Es ist eine bittere Pointe der Geschichte, dass Indira Gandhi in diesem Jahr den Bau eines Sperrzaunes zwischen Indien und Bangladesch anordnete, um die illegale Einwanderung von Bengalen nach Indien zu stoppen.
Die nationale Einigkeit Indiens nach dem gewonnenen Krieg war nur von kurzer Dauer.
Immer stärker kritisierte die Opposition die Zustände im Lande.
1975 wurde Indira Gandhi von einem Gericht für schuldig befunden, sich bei den Wahlen 1971 korrupter Praktiken bedient zu haben.
Ihr Rücktritt wurde immer gebieterischer gefördert.
Sie löste die Krise, indem sie den Ausnahmezustand über das Land verhängte und ihre politischen Gegner verhaften ließ.
Es war ein Staatsstreich.
Ein Staatsstreich, der aber 1977 mit der Ausschreibung von Wahlen endete.
Die Kongresspartei verlor und Indira Gandhi beugte sich dem Willen des Volkes.
Sie ging in die Opposition und bereitete ihr politisches Comeback vor.
Im Jänner 1980 errang sie einen triumphalen Wahlsieg.
Unmittelbar davor hatte der sowjetische Einmarsch in Afghanistan die gesamte Region in eine Krise gestürzt.
Frau Gandhi ist immer wieder der Vorwurf gemacht worden, sie habe die Invasion nicht scharf genug oder überhaupt nicht verurteilt.
Ihre Stellungnahmen blieben denn auch eher vage, so wie voriges Jahr bei ihrem letzten Besuch in Wien, als sie sich nur allgemein gegen Einmischung von wem auch immer und wo auch immer wandte.
Die Krisen Indira Gandhis konzentrierten sich aber zunehmend im eigenen Land.
In der an Pakistan angrenzenden nordwestlichen Provinz Panjab predigte eine revolutionäre Gruppe der Glaubensgemeinschaft der Sikh offen die Loslösung von der Union und die Ausrufung eines eigenen Staates.
Terroranschläge gegen indische Einrichtungen, gegen Hindus und gegen solche Sikhs, die sich den Autonomisten entgegenstellten, erschütterten das Land.
Da ließ Indira Gandhi im Juni dieses Jahres die Armee gegen die Rebellen vorgehen.
Der Endkampf spielte sich im höchsten Heiligtum der Sikhs ab, im goldenen Tempel von Amritsar, der bei den Auseinandersetzungen schwer beschädigt wurde.
Viele Menschen in Indien glauben, dass der Angriff auf den Goldenen Tempel das Gegenteil des Beabsichtigten bewirkte, der Einheit Indiens keineswegs dienlich war.
Die Sikhs haben unter den vielen Religionen und Völkern Indiens einen besonderen Platz.
Sie sind als Soldaten Elite-Truppen, sie stellen das Gros der hohen Staatsbeamten, sie haben in ihrem Bundesstaat eine funktionierende Wirtschaft und Landwirtschaft.
Andere Minderheiten in Indien fürchteten, dass mit dem Krieg um den heiligen Tempel die Dämme vor Aktionen der Armee in anderen Krisengebieten Indiens zerstört wurden.
Gegner indierer Gandhis werfen ihr vor, zu sehr auf den Rat ihres Sohnes Rajiv gehört zu haben.
Rajiv, so lauteten die Mutmaßungen, werde vom Gandhi-Clan als Kronprinz und Erbe aufgebaut, nachdem der jüngere Sohn Sanjay, der eigentliche politische Kopf der dritten Generation Nehru, bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war.
So trieb Indien in diesem 20.
Jahr nach dem Tode Pandit Nehrus unter seiner Tochter Indira nach Meinung vieler Beobachter in eine schwere politische Krise.
Nehrus' Regierungszeit, einst als Morgenröte des neuen Indiens angesehen, wird heute vielfach als Dämmerung des britischen Kolonial-Indiens definiert, mit Indira Gandhi als politischer Figur eines Interregnums.
Aber wenn diese Deutung stimmt, ist noch weniger klar, was nach der Ermordung Frau Gandhis kommen wird.
Denn trotz aller Einwände war Indira Gandhi eine faszinierende Persönlichkeit, eine politische Kraft, die weit über ihr Land hinaus strahlte und die nicht nur in Indien Menschen in ihren Bann zog.
Mein Kollege Harry Sichrovsky sprach bei einem Besuch in Delhi im Jahr 1980 unter eher ungewöhnlichen Umständen mit Indira Gandhi und sein damaliger Bericht zeichnet ein kleines Bild von der privaten Person Indira Gandhi.
Die Zeit war eigentlich sehr knapp und ich habe fast keine Möglichkeit mehr gesehen, sie zu treffen.
Ich habe dann gehört, dass sie am nächsten Morgen in die Provinz fliegen wird, um Übergriffe der Polizei in einem Dorf zu untersuchen.
Ich habe angerufen.
Ihr Name steht ganz normal im Telefonbuch mit ihrer Adresse.
Sie wohnte in einem kleinen Bungalow, auch aus der Koronealzeit.
Ich habe mit dem Sekretär telefoniert, der mir sofort gesagt hat, wann sie abfliegt, und mir selbst den Rat gegeben hat, postieren Sie sich vor der Haustüre.
Frau Gandhi ist rausgekommen.
Die Frühstunden sind jetzt in Delhi noch ziemlich kühl.
Sie war in eine Decke gewickelt, also ganz ausgesehen wie eine der Bäuerinnen, die in die Stadt kommen.
Sie hat erklärt, dass eigentlich keine Zeit mehr ist und hat dann einen Augenblick gezögert und schließlich ganz unprotokollarisch gesagt, wissen Sie was, springen Sie ins Auto und fahren Sie mit mir zum Flugplatz, wir reden unterwegs.
Ich war vor mehr als 20 Jahren zum ersten Mal im Hause Nero.
Ihr Vater war ja damals noch Ministerpräsident.
Sie war zu der Zeit Präsidentin der Kongresspartei.
Es war leichter mit ihr zu sprechen, denn sie hatte weniger Verantwortung
als später.
Ich möchte sagen, sie hat sich kaum verändert.
Sie ist vielleicht ein bisschen ernster und härter geworden.
Sie ist sehr impulsiv, hat ihre Ansichten zu allen Fragen und hält nicht hinter dem Berg damit.
Sie führt eigentlich einen sehr einfachen Lebenswandel.
Der Wagen zum Beispiel, mit dem wir in der Kolonne gefahren sind, war also keine Staatskarosse, sondern das war ein Hindustan-Ambassador.
Also so wie die Taxis in Delhi sind, weiß gestrichen.
eher ein Kleinwagen.
Also auf äußere Zeichen gibt sie sehr wenig.
Ob sie herrschsüchtig ist, das konnte ich natürlich in dem kurzen Gespräch nicht feststellen.
Aus Unterhaltungen mit anderen Politikern, auch mit ihren Gegnern, habe ich nicht den Eindruck gewonnen.
Und zum Abschluss noch einmal die Stimme Interagandhis, aufgenommen bei ihrem letzten Besuch in Wien im vorigen Jahr zum Thema Koexistenz und Entspannung.
Nun, ich gestehe, dass es im Augenblick wenig Grund für Optimismus gibt, aber andererseits glaube ich, dass niemand im öffentlichen Leben es sich leisten kann, pessimistisch zu sein.
Man muss ständig versuchen, das zu tun, was man für richtig und gerecht hält,
Und wie ich in einer anderen Rede, ich habe vergessen in welchem Land gesagt habe, man muss ständig an die Türe klopfen, dann wird sie sich eines Tages auch öffnen.
Indira Gandhi, heute früh in Neu Delhi, ermordet.
Zwischen Österreich und Indien gab es traditionell gute Beziehungen.
Das drückte sich auch in einem beiderseitigen intensiven Besuchsprogramm aus.
Frau Gandhi war zuletzt im Juni 1983 im Rahmen einer Europareise in Wien und führte dabei Gespräche vor allem mit dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky.
Vorher war Kreisky Ende Jänner 1980 in Indien gewesen.
Und im März 1984, also heuer, stattete Bundeskanzler Sinovac Indien einen einwöchigen offiziellen Besuch ab.
Dabei stellte Gandhi fest, dass Sinovac jener europäische Staatsmann sei, den sie seit dem Vorjahr am häufigsten getroffen und konsultiert habe.
Aber mit Bruno Greißky verband Indira Gandhi eine bereits lang andauernde Freundschaft.
Aus Anlass ihres Todes führte Thomas Fuhrmann mit Altkanzler Greißky, der sich gerade in Frankreich aufhält, das folgende Gespräch.
Herr Bundeskanzler, heute hat man erfahren, dass auf die indische Premierministerin Indira Gandhi
Anschlag verübt worden ist, Indira Gandhi ist gestorben, heißen die Nachrichten.
Was ist Ihre Reaktion im Allgemeinen und was können Sie uns über Ihre Erinnerungen an Indira Gandhi, über Ihre Person sagen?
Zuerst einmal möchte ich sagen, wie furchtbar mich diese Nachricht getroffen hat.
Ich bin mit Indira Gandhi, ich kann das fast so sagen, seit ihrer frühesten Jugend befreundet.
Sie hat in den 30er Jahren ihren Vater
Nero nach Wien begleitet.
Da bin ich ihnen zum ersten Mal begegnet.
Und dann sehr oft nach dem Krieg, auch noch zu Zeiten der Ministerpräsidentschaft Neros.
Und dann, nachdem sie später der Nachfolge angetreten hat.
Sie ist eine großartige Frau gewesen.
Und ich habe noch einen Brief bei mir, den ich in den nächsten Tagen beantworten wollte, in dem sie einige Seiten lang mir die Situation, wie sie sie sieht, darstellt.
Ich bin also zutiefst getroffen von dieser Nachricht.
Ich hätte mit ihr
im Jänner zusammenkommen sollen bei der Übergabe des Neopreises an mich.
Das wird jetzt alles natürlich anders sein.
Das sind ein paar persönliche Erinnerungen an Sie, die natürlich
fast könnte man sagen, ein kleines Buch füllen könnten.
Politisch ist dieser Mord in seinen Folgen unabsehbar.
Indien ist ein Land, das ausländisch schwer zu regieren ist.
Es gibt objektive Faktoren dort, die jedem, der regiert,
unendliche Schwierigkeiten bereiten.
Ich selbst habe einmal gesagt, so sehr ich Freude an Verantwortung habe, so wünsche ich mir, könnte ich mir eines im Leben nie vorstellen, in diesem Staat zu regieren.
Was jetzt werden wird, lässt sich schwer voraussagen.
Ich kann nur hoffen,
dass dieser gewaltige Subkontinent zu sich selber zurückfinden wird und eine Regierung finden wird, die die Gewähr dafür bietet, dass alle diese vielen Staaten, zwischen denen es so große Probleme gibt oder in denen es so große Probleme gibt, dass hier dieser Subkontinent erhalten wird, denn immerhin, verglichen mit anderen Teilen Asiens,
hat dort erstens einmal eine doch relativ starke Demokratie geherrscht, hat es eine starke Demokratie gegeben und zudem auch noch einen doch sichtbaren wirtschaftlichen Aufschwung in den verfügte über ein ungeheures intellektuelles Potenzial.
Sie haben ja praktisch alle Erfindungen auch gemacht, die in Europa
von Amerika gemacht wurden.
Ich kann nur hoffen, dass das nicht zu einer nahelichen Destabilisierung in Asien führen wird.
Bundeskanzler, Indien ist mit eines der Länder, das an der Spitze der Blockvereinbewegung steht.
Glauben Sie, dass mit dem Mord an Indira Gandhi, mit dem Verschwinden dieser Persönlichkeit sich in dieser Politik etwas ändert, auch gegenüber der Sowjetunion?
Ja, Indien und Indira Gandhi vor allem hat ja eine Politik gemacht, die die Beziehungen zum Westen nie hat abreißen lassen.
Sie war ja in Amerika, sie war ja überall im Westen irgendwie zu Hause.
Sie ist ja in diesem Geist auch von ihrem Vater erzogen worden.
Die Briefe Neros an seine Tochter sind meiner Meinung nach eines der besten Bücher, die ich in meiner Jugend gelesen habe.
Es ist ein großes Erziehungsbuch, aber gleichzeitig ein Vertrautmachen mit den großen Problemen der Welt.
So war Indira Gandhi der westlichen Welt verbunden durch ihre Erziehung und durch ein gewisses Nachverhältnis zu Großbritannien.
Auf der anderen Seite war Indira Gandhi natürlich eine Führungspersönlichkeit auch für die Non-Aligned Countries, also für die 77, die sie ihnen gerade jetzt sozusagen geführt hatten.
Sie ist ja für diese Periode ihr Präsident gewesen.
Auch dort wird sich natürlich so manches an Problematischem ergeben.
Darüber sich heute zu äußern ist zu früh.
Aber wir werden Indira Gandhi noch sehr lange Zeit vermissen.
Altkanzler Bruno Greysky.
Auch sein Nachfolger Bundeskanzler Fred Sinowaz zeigte sich in einer Stellungnahme zutiefst betroffen über den, wie er sagte, verabscheuungswürdigen Anschlag und bezeichnete den Tod der indischen Ministerpräsidentin als einen persönlichen Verlust.
Indien habe in Indira Gandhi eine große Politikerin verloren, die die Geschicke dieses Landes durch lange Zeit maßgeblich gestaltet hat und
für die großen Aufbauleistungen in Indien mitverantwortlich war.
Darüber hinaus sei es aber auch ein großer Verlust für die gesamte Weltpolitik, sagt Sinovac, denn Indira Gandhi sei ein führender Geist in der blockfreien Bewegung gewesen und werde eine schmerzliche Lücke hinterlassen.
Wörtlich erklärte Sinovac abschließend, ich habe Indira Gandhi gut gekannt, ich bin dreimal mit ihr zusammen getroffen und war jedes Mal in den langen und ausführlichen Gesprächen tief beeindruckt von der Kraft ihrer Persönlichkeit, ihrem analytischen Denken und ihrer Vision einer Welt, in der alle Staaten als friedliche Partner gleichberechtigt miteinander kooperieren.
Damit ist im Mittagsjournal jetzt um 12.26 Uhr die ausführliche Berichterstattung aus Anlass des Todes der indischen Ministerpräsidentin Indira Gandhi.
Beendet die nächsten ausführlichen Informationen dann im Abendsjournal.
Bevor wir nun angesichts der Ereignisse des Tages zum jetzt verspätet angesetzten Nachrichtenblock kommen,
Kurz noch zu den Themen der weiteren geplanten Mittagsjournalbeiträge.
Sie erfahren Neues über die Lage in Polen nach der Ermordung des Priesters Popieluszko.
Wir informieren Sie über den amerikanischen Wahlkampf, im Besonderen über das neu aufgeflammte Wahlkampfthema Todesstrafe.
Die Inlandspresse Schau befasst sich mit den Klausuren von SPÖ und ÖVP und ihren innenpolitischen Folgen und Spekulationen und die Kulturredaktion bringt einen Bericht über die Eröffnung der Buchwoche 1984.
Jetzt aber wie angekündigt zu den verspäteten Nachrichten zusammengestellt von Elisabeth Mahners, Sprecherin ist Rosmarin Fraundorfer.
Polen.
Nach dem Auffinden der Leiche des regimekritischen Priesters Jerzy Popieluszko steht in Polen offensichtlich die Bildung einer neuen landesweiten Oppositionsbewegung bevor.
Dissidenten in Breslau kündigten nur Stunden nach der Mordnachricht die Bildung einer Gruppe zur Überwachung der Menschenrechte an.
Sie berichteten, in anderen Städten, darunter in Warschau, Danzig und Katowice, sei die Bildung ähnlicher Komitees geplant.
Zu den Organisatoren der Warschauer Gruppe soll Jacek Kuren gehören, einer der Begründer des verbotenen Komitees für gesellschaftliche Selbstverteidigung.
Die Breslauer Gruppe hob hervor, dass angesichts des Volkszorns rasches Handeln geboten sei.
Arbeiterführer Lech Walesa ließ den Verdacht anklingen, dass die drei als Entführer und Mörder entlarvten Polizeioffiziere auf höheren Befehl gehandelt hätten.
Walesa verlangte die Wiederaufnahme eines uneingeschränkten Dialoges zwischen der Regierung, der verbotenen Gewerkschaft Solidarität und den katholischen Bischöfen.
Er meinte, der Tod Popieluskos müsse zum Baustein des sozialen Friedens werden.
Chile.
Bei den neuerlichen Unruhen gegen die Militärregierung sind nach offiziellen Angaben sieben Menschen ums Leben gekommen und mindestens 20 Personen verletzt worden.
Auf die neue Welle der vor 18 Monaten begonnenen Protestaktionen der Opposition reagierte die Regierung mit der Verhängung einer nächtlichen Ausgangssperre in Santiago.
Starke Truppen und Polizeiaufgebote setzten Tränengas gegen Demonstranten ein, die trotz der Ausgangssperre in den armen Vierteln der Hauptstadt Barrikaden errichteten.
Frankreich.
Alt-Bundeskanzler Bruno Kreisky hat bei einem Seminar in Paris die Bildung einer internationalen Nord-Ost-Kommission vorgeschlagen.
Das Komitee solle nach Ansicht Kreiskys die vier wichtigsten Nord-Ost-Friedenspläne prüfen und nach Möglichkeit auf einen gemeinsamen Nenner bringen.
Kreisky nannte in diesem Zusammenhang die UNO-Resolution 242, den Friedensplan der arabischen Staaten von Fes sowie die Nahost-Konzepte von Präsident Reagan und dem früheren sowjetischen Staats- und Parteichef Brezhnev.
Gegensätze zwischen den einzelnen Vorschlägen seien durchaus überbrückbar, meinte Kreisky.
Bundesrepublik Deutschland, Ägypten.
Der ägyptische Staatspräsident Hosni Mubarak ist bei seinem offiziellen Besuch in der Bundesrepublik Deutschland am Vormittag von Bundespräsident Richard von Weizsäcker empfangen worden.
Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Lösung des Nahostproblems.
Am Nachmittag wird Mubarak mit Bundeskanzler Helmut Kohl zusammentreffen.
Kohl hat in einem Interview für die ägyptische Tageszeitung Al-Ahram betont, die europäische Gemeinschaft werde im Nahen Osten nicht vermitteln.
Vereinten Nationen.
Die UNO-Vollversammlung hat sich neuerlich mit großer Mehrheit für den Abzug der vietnamesischen Truppen aus Kambodscha ausgesprochen.
Eine entsprechende Resolution wurde mit 110 gegen 22 Stimmen bei 18 Enthaltungen angenommen.
Vietnam bestritt die Zuständigkeit der Vereinten Nationen in dieser Frage und boykottierte die Debatte.
Auch die sowjetischen Verbündeten, mit Ausnahme von Laos, nahmen an der Sitzung nicht teil.
Vietnam hat seit 1978 Truppen in Kambodscha stationiert.
Italien.
Der Senat in Rom hat gestern drei Misstrauensanträge gegen Außenminister Giulio Andreotti abgelehnt.
Die Kommunisten, die Neofaschisten und mehrere parteilose Senatoren hatten den Rücktritt Andreottis gefordert.
Sie behaupteten, der Außenminister sei in den 70er Jahren in die Geschäfte des inhaftierten sizilianischen Bankiers Michele Sindona verwickelt gewesen.
Bundesrepublik Deutschland.
In Bremen beginnt heute die erste internationale Nordseeschutzkonferenz.
An den zweitägigen Beratungen nehmen Minister der acht Anrainerstaaten der Nordsee sowie Vertreter der Europäischen Gemeinschaft und internationaler Organisationen teil.
Innenminister Friedrich Zimmermann appellierte an die Teilnehmer, eine Gemeinschaft zur Rettung des in seiner Lebensfähigkeit bedrohten Meeres zu bilden.
Österreich.
Universitätsprofessor Dr. Erwin Ringel erhält den heurigen Sachbuchpreis der Donauland Stiftung.
Das jüngste Buch Professor Ringels, Die österreichische Seele, hat die Verkaufszahlen eines Bestsellers erreicht.
Bisherige Preisträger waren unter anderem Friedrich Heer und im vergangenen Jahr Hugo Portisch.
Das Wetter?
Die Wetterlage.
Ein von Spanien bis nach Russland reichendes, kräftiges Hoch bestimmt heute und auch in den nächsten Tagen das Wettergeschehen im Alpenraum.
Die Aussichten bis morgen früh.
Über dem Flachland teils beständige Nebelfelder und daraus örtlich Nieseln, sonst durchwegs gering bewölkt oder wolkenlos.
Schwachwindig.
Nachmittagstemperaturen 7 bis 15, Frühtemperaturen minus 2 bis plus 5 Grad.
Die Aussichten für morgen Donnerstag über den Niederungen meist anhaltend trüb durch Nebel oder Hochnebel mit Tagestemperaturen kaum über 8 Grad.
Sonst nach Nebelauflösung sonnig und Temperaturanstieg auf 10 bis 17 Grad.
Ausgezeichnetes Bergwetter, Frostgrenze bei 3500 Metern.
Die Vorschau bis zum Wochenende, Fortbestand des herbstlichen Hochdruckwetters.
Jetzt noch die Messwerte von 12 Uhr Mittag.
Wien bedeckt durch Hochnebel 6 Grad, Eisenstadt Nebel 5, Linz Nebel 4, Salzburg Heiter 15, Innsbruck Heiter 12, Bregenz Heiter 8, Graz Heiter 11, Klagenfurt stark bewölkt durch Hochnebel bei 4 Grad.
Nach dem Attentat auf Frau Indira Gandhi, dem dominierenden außenpolitischen Thema, worüber wir vor den Nachrichten und dem Wetterbericht ausführlich berichtet haben, jetzt zum zweiten spektakulären politischen Mordfall.
Er führt uns nach Polen.
Seit gestern Abend besteht ja Gewissheit darüber, dass der vor elf Tagen entführte polnische Priester Popieluszko tatsächlich wie befürchtet tot ist.
Das polnische Fernsehen gab am Abend bekannt, dass die Leiche des ermordeten Paters in einem Stausee in der Weichsel 80 Kilometer nordwestlich von Warschau gefunden wurde.
Damit ist nun, wie gesagt, das letzte Quäntchen Hoffnung beseitigt, Popieluszko könnte doch noch am Leben sein.
Denn einer der drei Entführer, es waren Beamte aus dem Innenministerium, einer von ihnen wieder rief ja sein Mordgeständnis, doch nach dem Auffinden der Leiche zweifelt niemand mehr an der Ermordung Popieluszkos.
Denn Entführern und mutmaßlichen Mördern droht die tote Strafe.
Da Popieluszko zu den Sympathisanten der verbotenen Gewerkschaftsbewegung Solidarność zählte, werden in Polen neue Demonstrationen und Protestaktionen erwartet.
Die innenpolitische Situation gilt jedenfalls als äußerst gespannt.
Angesichts drohender Unruhen hat Solidaritätschef Lech Walesa zur Besonnenheit aufgerufen.
Ein Stimmungsbild aus der polnischen Hauptstadt im folgenden Telefonbericht von Joanna Racina.
Unterstäben der Umzäunung der Stanisław-Kostka-Kirche heute Morgen nur brennende Kerzen.
Die Blumen, Symbol der Hoffnung, sind alle weg.
Vor dem Eingang zur Sakristei werden zwei kirchliche Ordnungshüter von Fragen bedrängt.
Wann das Begräbnis stattfindet?
Wo soll die letzte Stätte des Patrieges liegen?
Vor einem großen Informations-Tafel stehen viele Menschen.
Es ist die erste Stellungnahme Lech Walesas nach der Mitteilung von der Beerdigung der Leiche des Priesters.
Was hier eigentlich doch verwundert, ist die Schnelligkeit, die Plötzlichkeit, mit der die Mitteilung gestern erfolgt ist.
Und man sieht es auch seit heute früh, dass eigentlich der Episkopat erst um halb zwölf überhaupt mit einem Kommuniqué aufwarten konnte, mit einem ersten, dass im Pfarrhaus, dass die Mischwa-Frostka-Kirche
wo sich ja dieser alternative Informationsdienst gebildet hat von ehemaligen Solidarnischafzivisten, dass auch hier eigentlich niemand irgendetwas weiß.
Und man wartet hier auf die erste Pressekonferenz von Onischkiewicz, dem früheren Pressesprecher Lech Walesa, am Nachmittag.
Konkret zu der Frage des Begräbnisses gibt es eigentlich
keine offizielle Mitteilung, wobei aber aus gewissen Informationen, die informell gegeben wurden, doch der Schluss möglich ist, dass das Begräbnis doch schon am Freitag stattfinden kann.
Da gerade jetzt bekannt wurde, dass der Primas Glemp aus
eine Auslandsreise nach Rom abgesagt hat, die gerade für den 2. geplant war.
Auf der politischen Ebene wäre die Entscheidung der Regierung, das Begebnis noch in dieser Woche stattfinden zu lassen, sehr geschickt, da ja in den kommenden Tagen, also Allerseelen, Allerheiligen,
ohnehin die Polen zu den Friedhöfen pilgern werden und da ein Aufmarsch bei einer Begräbnisprozession nicht diese politische oder demonstrative Wirkung haben wird, wie etwa kommende Woche an einem gewöhnlichen Arbeitstag.
Eine knappe Woche noch trennt uns von der amerikanischen Präsidentenwahl am 6.
November.
Die Wahlkampfmaschinerien der Republikaner und der Demokraten laufen auf Hochtouren.
Die Spannung vor dem Wahltag ist insofern gedämpft, als fast jeder mit dem abermaligen Sieg des amtierenden Präsidenten Ronald Reagan rechnet.
Er liegt nach allen Umfragen in der Wählergunst noch ziemlich weit vor dem demokratischen Kandidaten Walter Mondale.
Auch wenn sich an der Führungsspitze selbst wahrscheinlich nichts ändert, so wird das Stimmverhalten der Bürger jedenfalls auf die Zusammensetzung des neuen Kongresses, im Besonderen des Senats, nicht ohne Auswirkung bleiben.
Ein Teil des Senats wird nämlich neu gewählt und in den einzelnen Bundesstaaten läuft ein zum Teil sehr hektischer und aggressiv geführter Senatswahlkampf.
In einigen Staaten ist neben anderen Themen das emotionsgeladene Thema Todesstrafe neuerlich Gegenstand von Auseinandersetzungen.
Nicht zuletzt geschürt durch die bevorstehende Hinrichtung der 52-jährigen Margie Barfield, die wegen eines Giftmords an ihrem Verlobten zum Tod verurteilt worden ist.
Ihre Hinrichtung wäre die erste Vollstreckung der Todesstrafe an einer Frau seit 22 Jahren.
Klaus Emmerich informiert über den auch dadurch weiter belebten US-Senatswahlkampf.
des mehrfachen Giftmordes angeblich überführt und zum Tod verurteilt, soll in den nächsten Stunden durch Injektion sterben, weil Todesstrafe in ihrem Staat mehrheitlich befürwortet wird und deshalb Kandidaten der beiden Parteien gleichermaßen für die Hinrichtung der Frau eintreten.
Wahlkampf in North Carolina, wo es auch um einen Sitz im Senat zu Washington geht.
Bewerber sind der altgediente Jesse Helms, ein bekennender Konservativer, und der Gouverneur von North Carolina Hunt, ein gemäßigter Linker.
Stand des einen Kopf an Kopf.
Wahlkampf auf Texanisch.
Dort werfen sich die Kandidaten und die Senatssitz gegenseitig Parteiwechsel, Homosexualität, Veruntreuung und Nötigung der Wähler vor.
Wahlkampf in und um Chicago.
Senator Percy, Vorsitzender des einflussreichen Außenpolitischen Ausschusses, eine Art zweiter Außenminister der USA, kämpft um sein parlamentarisches Überleben, weil er Schwarzen, die ihn bisher gewählt haben, nicht mehr links genug ist und weil er den Rechten in seiner republikanischen Partei allzu kritisch gegenüber Präsident Reagan operiert.
Wahlkampf in Arizona.
Dort findet am nächsten Dienstag gleichzeitig mit der Präsidentenwahl ein Volksbegehren über die Frage statt, ob die Kosten in einem Nobelspital von Phoenix gegen Unterbelegung nicht zu hoch und deshalb staatlich durch Vorschriften zu senken sind.
Wahlkampf auf Kalifornisch wieder einmal soll in einzelnen Gemeinden durch Referendum entschieden werden, ob die Steuern für die Wasserversorgung zu erhöhen sind
also für ein Lebenselixier in dem klimatisch so begünstigten Land, das jedoch ständig von der Wüste bedroht ist.
Und in Virginia hat Senator Warner zu beweisen, dass er das letzte Mal nicht dank seiner westberühmten Frau, nämlich Elisabeth Taylor, in den Senat einrückte, sondern durch Eigenleistung.
Vom skandalumwitterten Filmstar inzwischen geschieden, hat der konservative, fleißige Republikaner laut Umfragen alle Chancen,
den Start vor den Toren der Hauptstadt Washington wieder, wie die Amerikaner so sagen, zu machen.
Im benachbarten Maryland macht es der linksliberale Kongressabgeordnete Barnes bisher erfolgreich mit Kritik an der Lateinamerikapolitik Regens.
So und ähnlich bestimmen regionale und personelle Sonderheiten und nicht nur große Namen im Kampf um die Präsidentschaft die letzten Tage vor dem Wahldienstag der USA.
Es zeigt sich nun doch noch mehr, dass alle 435 Kongressabgeordnete zur Wahl stehen, dazu 33 Senatoren, also ein Drittel dieses Oberhauses.
Während sich mancher Senator und Abgeordnete als Einzelkämpfer plagt, weil es Parteiorganisationen im europäischen Sinne nicht gibt, damit auch keine Listen und nur gelegentlich etwas Geld vom Parteizentralen, weil das alles so ist, machen die 468 Personalja des Parlaments
Hinter verschlossenen Türen in Washington derzeit fast ebenso viel Politik wie die Wahl oder Wiederwahl des Präsidenten.
Gehen doch die meisten Strategen, Meinungsforscher und Analytiker jetzt davon aus, dass der neue Präsident so heißt wie der heute, nämlich Ronald Reagan.
Im Pendelschlag könnte dies aber bedeuten, dass das Parlament eher nach links und zu Reagans Opposition neigt, nämlich zur demokratischen Partei.
Im Repräsentantenhaus haben die Demokraten schon bisher eine klare Mehrheit.
Zunächst hatten sich die Republikaner, also Regens Partei, einige Sitze mehr ausgerechnet.
Jetzt glauben sich die Demokraten, also Mondels Partei, wieder im Vorteil.
Diese Kammer auf demokratisch würde einem wiedergewählten Regen mancherlei Schwierigkeiten bereiten können, vor allem beim Geld.
Nun ist auch die bisherige Mehrheit der Republikaner im Senat von 5 der 100 Sitze gefährdet.
Neueste Umfragen lassen Präsident Reagan und Vizepräsident Bush noch in den allerletzten Stunden in die Provinz eilen, um einzelnen Senatoren zu helfen, um also zu verhindern, dass auch der Senat demokratisch wird, was einem republikanischen Präsidenten innenpolitisch das Leben reichlich schwer machen würde.
Die Zeit, 12.42 Uhr, ist es mittlerweile geworden zur österreichischen Innenpolitik.
Sie wird ja seit der Landtagswahl in Vorarlberg vor zehn Tagen weiterhin sowohl vom Wahlausgang her, die Grünen feierten große Erfolge, als auch durch die im Wahlkampf am meisten diskutierten Themen, nämlich Umweltschutzthemen, dominiert.
Auch die Klausurtagungen der beiden Großparteien in Villach machten eindeutig Grünthemen zum Schwerpunkt der Beratungen.
Die Auswirkungen der Vorarlberger Landtagswahlen beschäftigen nicht nur die Politiker,
sondern nach wie vor auch Österreichs Zeitungsjournalisten.
Auszüge aus den heutigen Kommentaren hat Fritz Besata für die nun folgende Inlandspresse-Schau ausgewählt.
In der ÖVP-Zeitung Neues Volksblatt findet Schäffler oder Peter klar, dass das Grün für über der Parteien, wie er es sieht, schön langsam peinlich wird.
Peinlich und ekelhaft, meint Klar.
Vor gar nicht so langer Zeit war es anders.
Das Zauberwort der 60er und 70er Jahre hieß nicht grün, sondern progressiv.
Wer bremste, wer fortschritt an sich, Veränderung als solche nicht um ihrer selbst willen pries, sondern zuerst fragte, wohin fort ein Schritt führe und was verändert werden oder wolle, wurde höchst unintelligent von intellektuellen Linken als ein Konservativer beschimpft.
Klar, dann direkt zur SPÖ und ihrem Versuch, auf der Klausurtagung in Villach konkrete Umweltschutzprobleme zu lösen.
Dazu, verehrte SPÖ, ist es aber höchste Zeit.
Denn wenn laut eurem Vorsitzenden das Morgen schon heute anfängt, dann hat er das heute schon gestern begonnen.
Und was habt ihr gestern für den Umweltschutz getan?
Nichts.
Sonst hättet ihr heute mit den Grünen nicht solche Sorgen.
Der Chefredakteur der ebenfalls in Linz erscheinenden sozialistischen Zeitung Oberösterreichisches Tagblatt, Hermann Czekal, drückt schon im Titel seines Kommentars seine Meinung aus.
Rot ist grün genug.
Czekal kommt in seiner Analyse der jüngsten Kommunalwahlen in Baden-Württemberg, die für die SPD schwerste Verluste gebracht hatten, zur Auffassung, dass man sich den Grünen weder anbiedern noch sie imitieren sollte.
Die SPÖ wird gut beraten sein, die Sienowatzparole ernst zu nehmen, also die hiesigen Grünen als Gesprächspartner zu akzeptieren, wenn sie was zu sagen haben, der Partei aber kein grünes Mäntelchen umzuhängen.
Sozialdemokraten sind immer noch verpflichtet, ein umfassendes Programm für die Menschen zu verwirklichen, von der chancengleichen Ausbildung bis zur gesicherten Pension.
Soweit zwei Parteizeitungsstimmen zum Thema Grün in der Politik.
Viktor Herrmann in den Salzburger Nachrichten beschäftigt sich in seinem Kommentar mit dem derzeitigen Zustand der SPÖ.
Man kennt das Phänomen ja auch aus der Medizin, dass ein Patient mit Energie und dem Willen zum Gesundwerden ganz erheblich zu seiner Heilung beitragen kann.
Die SPÖ befindet sich derzeit offenbar im Zustand eines Schwerkranken, der sich einredet, er werde bestimmt wieder gesund werden, wenn er nur fest genug dran glaube.
Freilich genügt hier keineswegs der Glaube allein, findet der Kommentator in den Salzburger Nachrichten.
In den oberösterreichischen Nachrichten schließlich konstatiert Reinhard Hampel nach Abschluss der Klubklausuren beider Großparteien, dass sich diese durch den grün-alternativen Wahlerfolg in Vorarlberg ganz schön durcheinander bringen ließen.
In Villach überpurzelten sich zuerst ÖVP-Mandatare und dann ihre SPÖ-Kollegen geradezu in Selbstdarstellungen, dass sie ach so grün seien und daher kein grünes Männlichen brauchen, weil im grünen Bereich viel Protestpotenzial enthalten ist.
Die ÖVP will eine Volksabstimmung zur Abschaffung der Sparziehensteuer.
Verkehrsminister Latsiner von der SPÖ will nicht selbst entscheiden, sondern ein Volksbegehren für den autofreien Tag.
Offenbar nach dem Motto, man lasse das Volk etwas begehren, bevor es aufbegehrt.
So zeigt eine Regierung Tatkraft und Entschlussfreude.
12.46 Uhr.
Zum Tode verurteilt, gestorben für Österreich 1938 bis 1945, so lautet der Titel einer Schallplatte, die jetzt neu aufgelegt wurde und letzte Briefe und Gedichte zum Tod verurteilter österreichischer Widerstandskämpfer enthält.
Während der NS-Herrschaft wurden in Österreich 2700 Österreicher als Widerstandskämpfer hingerichtet.
Mehr als 16.000 Österreicher sind in Konzentrationslagern umgekommen.
Fast ebenso viele wurden in der Haft ermordet.
Die Texte, die auf dieser Platte zu hören sind, entstammen dem Buch »Zum Tode verurteilt« von Herbert Steiner und werden von Schauspielern wie Walter Reyer, Erika Bluha, Ernst Meister und anderen gelesen.
Die Platte wurde 1965 erstmals aufgelegt, die Neuauflage wurde gestern Bundespräsident Rudolf Kirchschläger überreicht.
Maria Renhofer informiert Sie über die Platte.
12.
März 1938, 5.30 Uhr.
Deutsche Truppen besetzen die Grenzübergänge nach Österreich.
Die Annexion hat begonnen, nachdem sich Bundeskanzler Dr. Kurt von Schuschnigg wenige Stunden vorher via Rundfunkansprache mit den Worten Gott schütze Österreich vom österreichischen Volk verabschiedet hatte.
Während viele Österreicher den Anschluss noch jubelnd begrüßen, beginnt eine riesige Verhaftungswelle anzurollen, der innerhalb weniger Tage mehrere zehntausend Österreicher aus politischen und rassischen Gründen zum Opfer fallen.
Mit diesen Worten beginnt der Text, der gemeinsam mit erschütternden Fotos auf dem Cover der Platte zum Tode verurteilt zu sehen ist.
Meine lieben guten Eltern, morgen ist also der große Tag.
Ein bisschen geschwind ist das jetzt gegangen.
Es ist sinnlos, sich noch etwas vorzumachen.
Ihr wisst ebenso gut wie ich, wie es um mich steht.
Ich halte jede Hoffnung für fehl am Platz.
Es könnte ja doch nur eine Enttäuschung daraus werden.
Auch mit einer Begnadigung darf ich nicht rechnen.
Aber ihr dürft euch nichts daraus machen.
Darum bitte ich euch.
Mir persönlich macht es nichts aus.
Ich fürchte mich nicht vor dem Tod.
Meine ständige Sorge seid nur ihr, meine Lieben, wie ihr es aufnehmen werdet und wie ihr alles tragt.
Das ist das Einzige, was mich bedrückt und mitunter traurig macht.
Sonst kann mich nichts aus der Ruhe bringen.
Die Menschen, die für den österreichischen Widerstand in den Tod gegangen sind, gehörten den verschiedensten Altersstufen, Milieus, Berufen, Konfessionen und politischen Überzeugungen an.
Gemeinsam war ihnen allen, ob Arbeiter oder Intellektueller, Katholik oder Jude, Kommunist oder Konservativer, ob anonym oder berühmt geworden wie Jurasäufer, gemeinsam war ihnen die Ablehnung des Nationalsozialismus bis zur letzten Konsequenz.
Sie alle waren nicht als Helden geboren worden, doch die Kraft ihrer Überzeugung ließ sie als Helden in den Tod gehen.
Die Briefe, die sie als letztes Dokument hinterließen, bezeugen den unerschütterlichen Mut, aber auch das Ausmaß an menschlichem Leid.
Sie sind nicht nur als Erinnerung an eine hoffentlich für immer vergangene Zeit zu verstehen, sondern, wie der Bundespräsident anlässlich der Entgegennahme der Platte betonte, auch als Zeichen der Hoffnung und des Mutes.
Wenn man den Pessimismus
und die Zukunftsangst, die Menschen gegenwärtig vielfach haben, vergleicht mit dem Optimismus, mit dem diese Menschen noch gestorben sind, zum Schafott gegangen, dann ist hier der Unterschied so unendlich groß, dass man wirklich tief bewegt stehen kann und bewundert.
Zum Tode verurteilt, gestorben für Österreich 1938 bis 1945, ist als Schallplatte und Kassette neu aufgelegt worden.
Äußerer Anlass dazu ist das 40-jährige Jubiläum der Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus im kommenden Jahr.
Eine Platte wie diese wird nicht zum Zweck geschäftlichen Erfolges produziert.
Wolfgang Arming von der Polygramm-Schallplattengesellschaft.
Es haben sich hier alle Beteiligten in den Dienst der guten Sache gestellt.
Und auch wir werden Reihengewinne, ich hoffe sie kommen zustande, Reihengewinne an das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes abliefern.
Aus diesem Grund wurde auch der Preis mit 99 Schilling möglichst niedrig gehalten, um vielen die Möglichkeit zum Kauf der Platte zu geben.
Darüber hinaus soll die Kassette in den Medienkoffer für die österreichischen Schulen aufgenommen werden.
Die Texte, die auf der vorgestellten Platte zu hören sind, entstammen, wie gesagt, dem Buch »Zum Tode verurteilt«, einem Buch, das heute Elisabeth Mahners im Journal »Panorama« präsentieren wird, ab 18.30 Uhr, Österreich 1.
Nächstes Thema, die Buchwoche 1984.
Sie wird heute Abend in der Wiener Hofburg eröffnet.
Bei freiem Eintritt wird diese alljährliche Leistungsschau des österreichischen Buchhandels, die besonders als Anregung für das kommende Weihnachtsgeschäft gedacht ist, sechs Tage lang Information und Unterhaltung bringen.
Zur Buchwoche, die ihr Pendant auch in allen großen Städten der Bundesländer findet, nun ein Beitrag von Brigitte Hofer.
Da findet man Hellers Trilogie der möglichen Wunder neben Dämonen, Blasmusik und schönen Trachten, einem Band über Tirol.
Da kann man in Böhmings naturnahe Behandlung für Schnupfen, Husten, Heiserkeit ebenso blättern wie im neuen großen Otto-Wagner-Band von Paul Asenbaum.
Da findet man die schönsten prämierten Kinderbücher neben Büchern zur Überlebenstechnik.
Vor allem aber findet man viele Lyrik-Bände auf der diesjährigen Buchwoche.
Dazu Dr. Osser vom Hauptverband des österreichischen Buchhandels.
Lyrik steht leider das ganze Jahr über im Schatten, so finden wir, so findet der Buchhandel.
Wir haben deshalb absichtlich und mit gewissen Hoffnungen das Sonderthema Lyrik auf unser Buchwochenplakat gesetzt und hoffen, dass sich die
Besucher der Buchwoche an den rund 400 Lyrikbänden und Bändchen aus der Schweiz, aus der Bundesrepublik Deutschland und aus österreichischen Verlagen.
vielleicht orientieren werden, Anregungen bekommen.
9.000 Bücher, die von 53 österreichischen Verlagen und in der sogenannten Gemeinschaftsschau von im ganzen 1.000 Verlagen ausgestellt werden.
Sonderschauen wie Bücher aus Baden-Württemberg mit der kostbaren mittelalterlichen Handschrift des goldenen Evangelienbuches von Echternach, Vitrinen mit Kostbarem aus dem Antiquariat, ein Schmökerland für junge Leser und immer wieder Lyrik.
Als Motto für seinen heutigen Eröffnungsvortrag hat Alfred Kolleritsch, einer der bedeutendsten Schriftsteller Österreichs, ein Benjamin-Zitat ausgewählt.
Der Gegenstand gibt den Blick, den Schauenden zurück.
Und dieser Vortrag Kolleritschs dürfte eine der wesentlichsten Veranstaltungen in der großen Zahl der Lesungen und Rezitationen der diesjährigen Buchwoche werden.
Überlegungen mit Substanz zum Thema Lyrik.
Ich bin der Meinung, dass gerade in einer Zeit, wo
wiederum die Beziehung zur Welt, sie wird jetzt Umwelt genannt, intensiviert wird, wo man über die bloße politische Dimension hinausgeht und auch die Innerlichkeit, also diese falsch bezeichnete Subjektivität verlässt, dass wiederum eine Begegnung zwischen dem Schreiber und ich
und der Welt stattfindet.
Sie selbst lernen ja auch und schreiben Gedichte.
Merken Sie da die Reaktion vor allem der Jugendlichen, dass der Bedarf nach Lyrik wieder größer geworden ist in der letzten Zeit?
Das ist durchaus zu bemerken.
Nur glaube ich, dass also noch sehr viel an Vorurteilen weggeräumt gehört.
Welche Vorurteile?
Die Vorurteile bestehen darin, dass Lyrik etwas ist, was sich im Inneren
im Elfenbeinturm des Dichters abspielt, vertritt eine völlig andere Meinung.
Lyrik ist ein ganz unmittelbares und auch sehr komplexes Hinaustreten in die Welt, in der wir leben und ist ein sehr behutsamer Umgang mit der Natur, mit den Dingen, mit den Menschen.
Ich glaube, dass Lyrik einfach eine menschliche Möglichkeit ist, die sich allseits erwünscht, die Näherung zu finden.
Und ich glaube, dass eine Sensibilisierung stattfindet, die ja zum Teil durch die Popmusik ja schon seit Jahren da ist, nur sozusagen in einem anderen Medium.
Jetzt greifen ja sogar die Politiker hinein und beginnen plötzlich von der Umwelt, von der Natur zu sprechen.
Es wird im Fernsehen, da tritt der Bruder Baum auf, der beschützt werden soll.
Aber ich glaube, das ist alles nur möglich, wenn man wirklich radikal und ernst ist.
Und eine solche Radikalität des Umgangs mit der Welt ist die Lyrik.
Ein ganz kurzes Beispiel für die Lyrik, wie Sie sie verstehen.
Ich bin immer stark von Hölderlin beeindruckt gewesen.
Es ist ein Goethe-Gedicht.
Es ist für mich diese lyrischen Reflexionen ein Rilkes.
überhaupt zur französischen Lyrik des 19. und 20.
Jahrhunderts bis hin zu René Jarre.
Es ist für die augenblickliche deutschsprachige Lyrik eigentlich sehr schwer etwas zu nennen, was in diese Richtung geht, die ich mir vorstelle, weil hier noch sehr stark politische Akzente sehr wesentlich eine Rolle spielen.
Mir scheint einfach die große südamerikanische Lyrik
und auch die Lyrik der modernen Tradition ein Anknüpfungspunkt zu sein, dass man wieder lyrisch schreiben lernt, wirklich poetisch schreiben lernt.
Das ist ein Prozess, der für die deutschsprachige Literatur am Anfang ist.
Für mich war zum Beispiel Friederike Mayröcker, wenn bei ihr auch das Problem der Natur überhaupt keine Rolle gespielt hat,
Aber es war das, was Apollinär gefordert hat, den Alltag verlassen, hin zur Fantasie.
Es sprießen immerfort die sanften Toten aus Blume, Baum, Gebüsch und Wald.
Bald meinen Schatten wirft ein Fliederbaum.
Lyrik und Prosa.
Bis kommenden Dienstag, bis 6.
November also, auf der diesjährigen Buchwoche in der Wiener Hofburg.
Es ist gleich 12.57 Uhr, drei Minuten vor 13 Uhr.
Noch einmal das Wichtigste in Meldungsform.
Indien.
Nach dem Tod von Ministerpräsidentin Indira Gandhi ist die Regierung zu einer Dringlichkeitssitzung zusammengetreten, um einen interimistischen Nachfolger für die ermordete Regierungschefin zu ernennen.
Als wahrscheinlicher Nachfolger gilt Frau Gandhis Sohn Rajiv, Generalsekretär der regierenden Kongresspartei.
Der indische Verteidigungsminister Chavan hat seinen Besuch in Moskau abgebrochen und ist nach Neu-Delhi zurückgekehrt.
Von den drei Attentätern wurden zwei erschossen und der dritte verhaftet.
Sie benutzten für die Tat ein automatisches Gewehr und eine Pistole.
Nach der Bekanntgabe des Todes versammelten sich vor dem Krankenhaus, in dem Frau Gandhi ihren Verletzungen erlag, eine große Menschenmenge zu einer spontanen Trauerkundgebung.
Österreich.
Bundeskanzler Sinovac hat den Tod der indischen Ministerpräsidentin als persönlichen Verlust und das Attentat als verabscheuungswürdigen Anschlag bezeichnet.
Alt-Bundeskanzler Kreisky, zur Zeit in Paris, erklärte, die Nachricht von dem Mord habe ihn furchtbar getroffen, die politischen Folgen für Indien seien unabsehbar.
Polen.
Arbeiterführer Lech Walesa hat den Verdacht geäußert, dass die drei wegen des Mordes an Pater Jezi Popieluszko verhafteten Polizeioffiziere auf höheren Befehl gehandelt hätten.
Als Folge des Anschlages hat Walesa jetzt verlangt, dass Regierung und Partei in einen uneingeschränkten Dialog mit den katholischen Bischöfen und der verbotenen Gewerkschaft Solidarität eintreten sollen.
Österreich.
Das Kernkraftwerk Zwentendorf soll weder abgerissen noch als Ruine konserviert werden, meinte heute der Umweltsprecher der SPÖ im niederösterreichischen Landtag Wedel.
Sein Vorschlag, Zwentendorf sollte als Zwischenlager für Sondermüll benützt werden.
Diesem Vorschlag hat auch der Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Ferrari Brunnenfeld, zugestimmt.
Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend, teils sonnig, teils nebelig trüb, Nachmittagstemperaturen 7 bis 15 Grad.
Das war das Mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
Eine Stunde ausführlicher Information ist beendet.
Interview: Dr. Grosser vom Hauptverband des österreichischen Buchhandels, Schriftsteller und Germanist Alfred Kolleritsch
, Einblendung: Gedicht
Mitwirkende:
Hofer, Brigitte [Gestaltung]
, Grosser, ... [Interviewte/r]
, Kolleritsch, Alfred [Interviewte/r]
Datum:
1984.10.31 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik Österreich
;
Gesellschaft
;
Kultur
;
Wirtschaft
;
Literatur
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten