Mittagsjournal 1977.07.04

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Und hier ist das Journalstudio.
    Guten Tag meine Damen und Herren, Redakteur am Mikrofon des heutigen Mittagsjournals ist Helmut Bock.
    Eine kurze Themenübersicht über jene Berichte, die Wehnen nach den Nachrichten aus aller Welt bringen.
    Österreich.
    Freiheitliche Partei zieht Bilanz des abgelaufenen Parlaments.
    Dazu ein Interview mit Parteiobmann Peter.
    Bericht über eine Studie des Sozialministeriums, der Arbeitsmarkt der 80er Jahre.
    Und weiters ein Erfahrungsbericht der Betreuungsstelle für Gastarbeiter an der Autobahnstation in Salzburg.
    Aus dem Ausland erwarten wir folgende Beiträge.
    Brüssel.
    Verhandlungen zwischen den europäischen Gemeinschaften und der Volksrepublik China.
    Rom.
    Kommunistische Parteidelegation aus Moskau zurück.
    Heute wieder Parteienverhandlungen über Regierungsprogramm des Minderheitskabinetts Andriotti.
    Budapest.
    Ungarischer Parteichef Kada wird einen offiziellen Staatsbesuch in Bonn abstatten.
    Wirtschaftsgespräche im Vordergrund.
    Und Cairo, ehemaliger ägyptischer Regionsminister von Terroristen entführt, Ultimatum für Erschießung, 14 Uhr.
    Unsere Kulturredaktion bringt einen Abschlussbericht von den Filmfestspielen in West-Berlin und aus Österreich, Aufführung selten gespielter Mozartwerke beim diesjährigen karintischen Sommer.
    Nun aber um 12 Uhr und zwei Minuten, zuerst einmal im Journal, wie immer, Nachrichten aus all Welt.
    Chef vom Dienst, also verantwortlich für diese Nachrichten, ist Raimund Heller.
    Gesprochen werden sie von Peter Fichner.
    Österreich Im Jahresvergleich zeigt sich ein stetiger Rückgang der durchschnittlichen Arbeitszeit in Österreich.
    In einer Aussendung der Industriellen Vereinigung wird die durchschnittliche Arbeitszeit der Unselbstständigen mit etwa 38 Stunden angegeben, während die Selbstständigen pro Woche auf durchschnittlich 59 Stunden kommen.
    Damit hat sich die durchschnittliche Arbeitszeit aller berufstätigen Österreicher im vergangenen Jahr gegenüber dem Jahr vorher um eine halbe Stunde verringert.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Vetter, hat den Entschluss seiner Organisation bekräftigt, an der nächsten Sitzung der sogenannten Konzertierten Aktion der Sozialpartner nicht teilzunehmen.
    In einem Rundfunkinterview richtete Vetter heute auch massive Angriffe gegen die Arbeitgeber und gegen den Bonner Wirtschaftsminister Friedrichs.
    Dem Minister wirft der Chef des Gewerkschaftsbundes vor, deutlich auf Seiten der Arbeitgeber zu stehen.
    Die Arbeitgeber beschuldigte Vetter, nicht an der Lösung aktueller wirtschaftlicher Probleme mitzuwirken.
    Der Konflikt brach aus, nachdem die Arbeitgeberorganisationen beim Verfassungsgericht in Karlsruhe Klage gegen das Gesetz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Betrieben eingebracht hatten.
    Italien Das Organ der Kommunistischen Partei, UNITA, kommentiert heute den jüngsten Moskau-Besuch einer Delegation der KPI und schreibt, die Meinungsverschiedenheiten zwischen der italienischen KP und der KPDSU über die Kritik am spanischen Kommunistenführer Cariglio bestünden weiter.
    Sie seien natürlich, heißt es in dem Kommentar, und müssten durch Diskussionen ausgeräumt werden.
    Polen
    Das Parteiorgan Tribunal Ludo hat heute kommentarlos den Angriff der sowjetischen Zeitschrift Neue Zeit gegen den spanischen KP-Chef Carillo wegen seines Besuchs über den Eurokommunismus veröffentlicht.
    Auf einen eigenen Kommentar wurde verzichtet.
    Die polnische Führung ist meist bemüht, sich aus ideologischen Streitigkeiten herauszuhalten.
    Tschechoslowakei.
    Der polnische Parteichef Gierek ist heute zu Gesprächen mit Staats- und Parteichef Husak in Prag eingetroffen.
    Themen der Gespräche werden dem Vernehmen nach neben wirtschaftlichen Fragen Probleme der kommunistischen Bewegung sein.
    Großbritannien.
    Die Londoner Tageszeitung Times meldet heute, die britische Regierung plane die Gründung einer beratenden Versammlung in Belfast als ersten Schritt zur Lösung des Verfassungsproblems in Nordirland.
    Nach Angaben der Times hat Nordirland-Minister Roy Mason kürzlich in Belfast mit den Führern mehrerer Parteien über die Möglichkeit einer beratenden Versammlung gesprochen, die zunächst keine Exekutivgewalt, aber beträchtliche Verwaltungsvollmachten haben soll.
    Italien.
    Die Atomkraftwerksgegner haben sich am Wochenende in einer Antinuklearliga zusammengeschlossen, die besonders von der kleinen radikalen Partei gefördert wird.
    Als erste gewaltlose Massenaktion hat die Liga einen Sitzstreik geplant, um den Bau der ersten großen italienischen Atomzentrale bei Montalto di Castro in Mittelitalien zu verhindern.
    Australien.
    Ministerpräsident Fraser hat den europäischen Gemeinschaften vorgeworfen, durch Agrarprotektionismus Australien um viele Absatzmärkte gebracht zu haben und durch den Export überschüssiger und subventionierter Agrargüter andere traditionelle Märkte zu unterwandern.
    Fraser stellte einen direkten Zusammenhang zwischen seiner Kritik und den Lieferungen australischen Urans her und betonte, sollten die europäischen Länder regelmäßige Lieferungen australischer Energierohstoffe wünschen, müssten sie einen stabileren Markt für australische Exportgüter, besonders für Agrarwaren, sichern.
    Ägypten.
    Die Entführer des ehemaligen Religionsministers Sahabi haben die Forderung der Regierung, den verschleppten Politiker freizulassen, zurückgewiesen.
    Sie drohten im Gegenteil neuerlich die Ermordung des Politikers, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden.
    Sie verlangen die Freilassung von 60 Gesinnungsgenossen und ein Lösegeld in Höhe von etwa 9 Millionen Schilling.
    Die Entführer von Sahabi gehören einer extremistischen und besonders fanatischen Moslem-Sekte an.
    Libanon.
    Wie die Zeitung Al-Anwar heute berichtet, hätten die Vereinigten Staaten und verschiedene westeuropäische Länder Israel vor jedem Versuch eines militärischen Angriffs auf arabische Länder gewarnt.
    Das Blatt beruft sich auf westliche Diplomaten in Beirut und behauptet, die amerikanische Regierung habe die israelische Führung davon verständigt, dass Washington eine militärische Aktion gegen Syrien, Jordanien
    oder die Ölquellen in den arabischen Ländern als kriegerischen Akt gegen die Vereinigten Staaten betrachten würde.
    In einem solchen Fall sehe sich die amerikanische Regierung außerstande, eine militärische Luftbrücke nach Israel einzurichten.
    Mauretanien Einheiten der Polisario, der Befreiungsfront für die westliche Sahara, haben gestern Abend, nachdem sie in die Vororte eingesickert waren,
    die Hauptstadt Mauretaniens mit Granatwerfern und Maschinengewehren unter Feuer genommen.
    Der Präsidentenpalast war eines der Ziele des Angriffs, er blieb jedoch unbeschädigt.
    Offensichtlich besteht zwischen diesen jüngsten Aktivitäten der Polisario und dem Beginn der Gipfelkonferenz der Organisation für die Afrikanische Einheit ein direkter Zusammenhang.
    Die Befreiungsfront will die in Liberville debattierenden Politiker unter Druck setzen, eine Lösung des Problems der Westsahara zu suchen.
    Pakistan.
    Zwischen der Regierung und der Ministerpräsident Bhutto und der Oppositionellen Nationalallianz ist es neuerlich zu Auseinandersetzungen hinsichtlich eines Abkommens über Neuwahlen gekommen.
    Die pakistanische Volkspartei Bhuttos ging aus den Parlamentswahlen im März als Siegerin hervor.
    Die Opposition sprach von massiven Wahlmanipulationen.
    Es kam zu monatelangen blutigem Unruhen, mindestens 300 Menschen starben bei Zusammenstößen.
    Die Nationalallianz forderte immer wieder die Ausschreibung von Neuwahlen.
    Schließlich fand sich die Regierung bereit, diesem Verlangen nachzukommen.
    Eine formelle Vereinbarung ist bisher dadurch verzögert worden, dass die Nationalallianz ein Wahlaufsichtsgremium mit weitreichenden Vollmachten wünscht.
    Ein Vorentwurf für ein Abkommen ist allerdings schon fixiert worden.
    Nun hat die Opposition
    kurz vor der Unterzeichnung dieses Vertrages zehn neue Forderungen erhoben.
    Bouton nannte diese neuerlichen Wünsche unbegreiflich und sagte vor Journalisten, er verstehe nicht, weshalb die Opposition wochenlang verhandelt habe, wenn die Delegationsführer keine Vollmacht gehabt hätten, definitiv Vereinbarungen zu treffen.
    Schweiz.
    Nach Angaben der Zeitung Journal de Genève ist die Mehrheit der schweizerischen Bevölkerung gegen einen Beitritt der Eidgenossenschaft zu den Vereinten Nationen.
    In dem Bericht heißt es, Meinungsumfragen der jüngsten Zeit hätten dies bewiesen.
    Die negative Einstellung sei durch den schlechten Eindruck bedingt, den die Schweizer von der Weltorganisation haben, sowie durch das Bewusstsein einer gewissen nationalen Besonderheit.
    Österreich.
    In Wien-Liesing wurde heute Vormittag ein Geldbriefträger überfallen.
    Der Täter konnte mit einem größeren Geldbetrag flüchten.
    Nach einer Wagenpersonenbeschreibung trug der Mann einen Schlosseranzug und entkam mit einem roten Fahrrad.
    Der Briefträger, ein Student, der den Ferien aushilft, wurde bei dem Überfall leicht verletzt.
    Und nun das Wetter.
    In Österreich bleibt der Hochdruckeinfluss vorherrschend, wird allerdings etwas schwächer.
    Die geringen Luftdruckunterschiede über Mitteleuropa ermöglichen die Bildung lokaler Gewitterzonen.
    Die Aussichten bis morgen früh, meist heiter oder leicht wolkig, im Westen teilweise stärkere Quellbewölkungen und lokale Gewitterbildungen.
    Nachmittagstemperatur 24 bis 30, Tiefstemperatur der kommenden Nacht 12 bis 18 Grad.
    Und die Aussichten für morgen?
    Meist heiter oder leicht wolkig, am Nachmittag teilweise stärkere Quellbewölkung und lokale Gewitterbildungen.
    Schwacher bis mäßiger Wind aus nördlichen Richtungen.
    Tageshöchsttemperatur 24 bis 30 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien heiter 25 Grad, Nordwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter 26°, Nordwind 15.
    Linz, Heiter 25, Ostwind 10.
    Salzburg, Heiter 25, Nordwind 15 km in der Stunde.
    Innsbruck, wolkig 27, Windstill.
    Pregenz, Heiter 23, Südwestwind 3.
    Graz, Heiter 25, Windstill.
    Klagenfurt, stark bewölkt, 27°, Ostwind 5 km in der Stunde.
    Das waren die Nachrichten aus aller Welt und der ausführliche Wetterbericht.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 11 Minuten.
    Am vergangenen Freitag ist das Parlament nach einer außenpolitischen Debatte in die Sommerferien gegangen.
    Nationalratspräsident Peña hat traditionsgemäß mit einer Bilanz der Arbeit des Nationalrates der Parlamentssession 76-77 damit beendet.
    Wie Benja berichtete, fand in dieser Session insgesamt 33 Sitzungen statt, in denen 94 Gesetze verabschiedet wurden.
    Von diesen 94 Gesetzen konnten 74 einstimmig beschlossen werden, neun wurden gegen die Stimmen der Freiheitlichen und der Österreichischen Volkspartei
    und von der SPÖ beschlossen.
    Zehn mit SPÖ-Mehrheit.
    Ein Gesetz wurde von SPÖ und der Freiheitlichen Partei verabschiedet.
    22 Fragestunden fanden statt.
    Sechsmal wurde von den Parteien die Möglichkeit einer Dringlichen Anfrage genutzt.
    Das sind die nüchternen Zahlen über die Parlamentsarbeit der abgelaufenen Parlamentssession.
    Nun ist es also Zeit, dass die Klubchefs ihre Bilanz ziehen.
    Heute trat der freiheitliche Partei- und Klubobmann Peter vor die Presse und zog Bilanz.
    Hans Langsteiner bat ihn anschließend vor unser Mikrofon.
    Herr Partabon-Peter, am Ende einer, wie Sie selbst sagen, sehr erfolgreichen Parlamentssession ziehen Sie unter der ersten Halbzeit dieser Gesetzgebungsperiode eine eher kritische Bilanz.
    Warum?
    Weil sich die derzeitige Alleinregierung meiner Meinung nach in einem desolaten Zustand befindet.
    Die sozialistische Alleinregierung ist nicht mehr in der Lage, Problemlösungen anzubieten, geschweige denn entscheidende Probleme zu lösen.
    Auf der einen Seite ist der Finanzminister mit einem Konzept an die Öffentlichkeit getreten, von dem ich der Meinung bin, dass er den zerrütteten Staatshaushalt nicht zu ordnen vermag.
    In der Kernkraftfrage ist die Kartoffel dem Bundeskanzler so heiß geworden, dass er, obwohl er dafür zuständig ist, sie jetzt abgeben will.
    Kreisky fungiert nicht mehr mit einer Mannschaft.
    Kreisky hat kein Team.
    Diese Regierung ist nicht mehr in.
    Die Regierungsaktionen lösen sich auf in Einzelaktionen verschiedener Ressorts und dann tritt zu Tage, dass verschiedene Minister zu viel reden und zu wenig Problemlösungen anbieten, ob dies der Außenminister oder der neue Innenminister ist.
    Die Fragen der inneren Sicherheit stehen so im breiten Blickfeld der Kritik der Öffentlichkeit, dass man sich gerade wundert, warum die Regierung nicht bessere Problemlösungen anbietet.
    Sie haben heute besonders den Außenminister, den neuen Außenminister Paas, sehr kritisch aufs Korn genommen.
    Bisher hat die Freiheitliche Partei ja dem Budgetkapitel Äußeres immer zugestimmt und auch sonst sehr großen Wert auf eine gemeinsame Außenpolitik gelegt.
    Wollen Sie hier abspringen von diesem Zug?
    Ich glaube, dass der Bundeskanzler bei der Besetzung des Außenministeriums durch die Bestellung des Herrn Dr. Bahr eine unglückliche Hand bewiesen hat.
    Ich glaube, dass es sich hier um die größte personelle Fehlentscheidung des Bundeskanzlers überhaupt handelt.
    Der Außenminister überlegt meines Erachtens zu wenig und redet in der Öffentlichkeit zu viel.
    Ich habe die Frage zuerst an den Bundeskanzler zu richten.
    Ist er weiterhin so wie bisher an einer gemeinsamen Außenpolitik aller drei im Parlament vertretenen Parteien interessiert oder nicht?
    Nachdem der Bundeskanzler bei der Debatte über den letzten außenpolitischen Bericht kaum im Plenarsaal anwesend war,
    schließe ich daraus, dass ihm die gemeinsame Außenpolitik derzeit kein besonderes Anliegen ist oder er ist deswegen die ganze Zeit während der Debatte abwesend gewesen, weil er sich mit der Politik seines eigenen Außenministers nicht mehr identifiziert.
    Es ist nicht eine Frage des Abspringenwollens.
    Wir Freiheitlichen sind an der gemeinsamen Außenpolitik interessiert.
    Die Frage, ob sie aufrechterhalten und weitergeführt werden kann, ist aber durch den Bundeskanzler und den Außenminister zu beantworten.
    Was sich bisher dargeboten hat, deutet darauf hin, dass sich der Außenminister durch eigene Erklärungen, eigenes Verhalten und seinen Stil immer mehr zur Zielscheibe der Oppositionsparteien macht, was ich persönlich bedauere.
    Hätten Sie für die Ersetzung Paas einen Gegenvorschlag?
    Da wundert mich, warum sich die Sozialistische Partei vor der Bestellung Dr. Paas nicht eine bessere Antwort auf die Frage gegeben hat, denn der sozialistische Abgeordnete und derzeitige Präsident des Europarates in Straßburg, Karl Tschernetz,
    Er ist eine ausgezeichnete Persönlichkeit, Erfahrung, große Personenkenntnis am internationalen Parkett.
    Der Kurs des Präsidenten Tschernets ist zugleich der Österreich-Kurs in Straßburg aller Parteien und Tschernets hat auch unter Beweis gestellt, dass er mit allen Parteien gemeinsam und erfolgreich reden kann.
    Warum ihn der Bundeskanzler nicht zum Außenminister gemacht hat, kann ich nicht beurteilen.
    Sie erwähnten die Diskussion um die Kernkraftwerke.
    Hier gibt es Meldungen, dass Sie parteiintern mit einem Vorschlag, eher pro Kernkraftwerke die Linie der Freiheitlichen Partei auszurichten, unterlegen sein sollen.
    Das ist eine vollkommen falsche Interpretation der Vorgänge im Rahmen der letzten Bundesparteileitungssitzung in Salzburg.
    Wir haben dort lediglich einen Bekräftigungsbeschluss zu unserer bisherigen Haltung herbeigeführt, nämlich genauso wie bisher vorsichtig, zurückhaltend bis misstrauisch zu sein.
    Und was der Bundeskanzler in der Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf bisher geboten hat, ist ja ein berechtigter Anlass dafür, weiterhin seinen Initiativen auf diesem Gebiet mit Misstrauen gegenüberzustehen.
    Das war ein Gespräch, das Hans Langsteiner mit dem freiheitlichen Partei- und Klubobmann Friedrich Peter führte zur abgelaufenen Parlamentsarbeit der Session 77.
    Parlamentsarbeit also aus freiheitlicher Sicht.
    Am kommenden Mittwoch und am Freitag werden die Klubobmanns von ÖVP und SPÖ ebenfalls der Presse ihre Vorstellungen über die abgelaufene Parlamentsarbeit geben.
    Am Mittwoch der Gruppobmann der österreichischen Volkspartei Professor Koren, am Freitag der SPÖ-Gruppobmann Heinz Fischer.
    Im Presseclub Concordia stellt Sozialminister Dr. Gerhard Weißenberg zur Stunde eine Studie über den Arbeitsmarkt in Österreich der 80er Jahre vor.
    Wie wird es also in drei Jahren sein?
    Diese Studie, die vom Wirtschaftsforschungsinstitut erarbeitet wurde, soll dem Sozialministerium einen Überblick über die Aufgaben und Vorschläge für mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsmarktförderung liefern.
    Sie basiert auf Analysen und Untersuchungen der bisherigen Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung in Österreich.
    Die Frage also müsste in diesem Zusammenhang lauten, was kommt auf Österreich auf diesem Gebiet, also auf dem Arbeitsmarktgebiet, in den 80er Jahren zu?
    Was haben wir zu erwarten?
    Wir schalten zur Beantwortung dieser Frage zu Markus Sommersacher in den Presseclub Concordia.
    Der Arbeitsmarkt, dem sich Österreich in den 80er-Jahren gegenübersehen wird, schaut folgendermaßen aus.
    Und ich bitte hier um etwas Verständnis, wenn jetzt eine Häufung von Zahlen kommt.
    Wegen der geburtenstarken Jahrgänge der 50er- und frühen 60er-Jahre wird die Zahl der erwerbstätigen Österreichs bis 1985 gegenüber 1975 um 229.000 zunehmen.
    Pro Jahr wird es um etwa 1.500 Lehrstellensuchende mehr geben.
    Bis 1981 werden gegenüber 1971 insgesamt um 70.000 Maturanten und 22.000 Akademiker mehr zur Verfügung stehen, schätzt das Wirtschaftsforschungsinstitut.
    Dies wird vor allem problematisch bei sozialwissenschaftlichen Studienrichtungen und Juristen.
    Dieser Trend wird durch Abwanderung aus Land- und Forstwirtschaft sowie Gewerbe in unselbstständige Beschäftigungen verstärkt und dies führt dazu, dass 1985 um 370.000 Arbeiter und Angestellte mehr in Österreich beschäftigt sein werden als 1975.
    Unbedingte Voraussetzung für die Unterbringung dieser zusätzlichen Arbeitskräfte wäre nach Ansicht des Wirtschaftsforschungsinstitutes ein jährliches Wirtschaftswachstum von 3 bis 4 Prozent.
    Soweit die globale Aufschlüsselung.
    Nach Sparten getrennt dürfte sich zeigen, dass sich die Nachfrage nach Arbeitskräften stark ändern wird.
    So werden zum Beispiel in den land- und forstwirtschaftlichen Berufen und in den Produktionsberufen 1985 weniger Arbeitskräfte beschäftigt sein.
    Schwerpunkte werden immer mehr Beschäftigungen in Büro-, Dienstleistungs-, Verkehrs-, Gesundheits-, Handels-, Lehr- und technischen Berufen.
    Aber auch unter den Verhältnissen der 80er Jahre werden die Facharbeiter weiterhin eine Schlüsselstellung in der Wirtschaft haben.
    Dies wird sich vor allem im Metall- und Elektrobereich zeigen, wo ein Mangel an Fachkräften entstehen wird.
    Die Maßnahmen, mit denen nun die Bundesregierung dieser Entwicklung entsprechen will, erläuterte Sozialminister Gerhard Weisenberg heute so.
    Die Arbeitsmarktpolitik wird sich besonders damit zu befassen haben, dass die richtige Berufswahl von vornherein ergriffen werden kann.
    Dazu bedarf es eines besonders ausgebauten Vermittlerdienstes, einer besonderen qualifizierten Berufsberatung und einer
    Intensivierung der Um- und Weiterschulung und Nachschulung und fehlgeleitete Berufswünsche dann in einem späteren Zeitpunkt auf die Notwendigkeiten und Bedürfnisse des Arbeitsmarktes anpassen zu können.
    Wie schon angeklungen wird also die Förderung der Mobilität der Arbeitskräfte eines der Hauptanliegen des Sozialministers sein.
    Man muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass einer solchen Mobilitätsförderung gewisse Grenzen gesetzt sind.
    Grenzen vor allem in psychologischer Hinsicht, denn jemanden aus einem Berggebiet, wo er verwurzelt ist, sich womöglich sein Familien-, Einfamilienhäuschen hingebaut hat, herauszureißen und dann irgendwo anders hin zu pflanzen, bringt ja eine Fülle von Problemen mit sich.
    Die Mobilitätsförderung soll vor allem in die Richtung zielen, dass man möglichst Arbeitsplätze an die Arbeitskräfte heranbringen kann.
    Dazu gibt es ja Programme wie zum Beispiel das
    Projekt Eichfeld-Murboden, das ja versucht hat eine ganze Region neu aufzuschließen und ähnliche Projekte werden diskutiert.
    Wo das Anbieten von Arbeitsplätzen, eben erwähnt, an die Arbeitnehmer nicht möglich sein wird, wird verstärkte Umschulung notwendig werden, kündigte Weisenberg an.
    Und global gesehen zeigte sich der Minister optimistisch mit diesen Arbeitsmarktpolitischen Problemen der 80er Jahre fertig zu werden.
    Soweit mein Bericht aus dem Presseclub Concordia und damit wieder zurück zum Funkhaus.
    Diesen Bericht über den Arbeitsmarkt in Österreich der 80er Jahre stellte Markus Sommersacher zusammen.
    Sie hörten dabei Ausschnitte aus einer Pressekonferenz von Sozialminister Dr. Gerhard Weißenberg.
    Und nun um 12 Uhr und 22 Minuten ein Blick in Österreichs Tageszeitungen.
    Was schreiben heute die Kommentatoren?
    Die Inlandspresseschau hat Leopold Esterle zusammengestellt.
    Auf die Kernenergieproblematik, konkret auf die morgige Aussprache zwischen Bundeskanzler Kreisky und niederösterreichischen Bürgermeistern über die Frage einer Atommüllagerung im Waldviertel, geht Manfred Scheuch im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung ein.
    Kritik an der Idee des Kanzlers, dem Waldviertel mit einem einmaligen Aufbauprogramm unter die Arme zu greifen, falls es die Atommüllagerung übernimmt, weist Scheuch zurück.
    Man liest.
    Ich kann mir schon vorstellen, dass manche Leute sich wünschten, die Regierung würde mit autoritärer Gewalt den Standort für das Atommüllager bestimmen, weil sie dann auf der Verärgerung und der Angst der Menschen ihr politisches Süppchen kochen könnten.
    Demgegenüber erscheint der Vorschlag, einer wenig begünstigten Region mit den Mitteln der Elektrizitätswirtschaft zu helfen, als fairer Ausgleich von Interessen.
    Für die vage Angst vor dem Atommüll, die heute von vielen sehr verantwortungsbewussten Wissenschaftlern als unbegründet betrachtet wird, ließe sich nämlich jene andere, reale Angst um den Arbeitsplatz in der Heimat bannern.
    Arbeitsplatzsicherung kontra Atomangst, also ein Zitat aus der sozialistischen Arbeiterzeitung.
    Mit den jüngsten Angriffen der jugoslawischen Zeitungen Borba und Politika auf Österreich, auch nach der Aufstellung der ersten zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten, beschäftigt sich Erich Pfeiffer heute in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Unter dem Titel Sie können nur schimpfen
    kontert der Autor.
    Die Art und Weise, wie man die Minderheitenfrage als Dauerbrenner weiter politisch aufheizen will, zeigt, dass manchen Scharfmachern der Weg der Versöhnung in Kärnten nicht passt und eine Lösung der Vernunft grundsätzlich abgelehnt wird.
    Damit aber gefährden die Slowenen jene Sympathie, die sie über ihre Dorfgrenzen hinaus als ein Teil der österreichischen Bevölkerung bisher gehabt haben.
    Und in einem Kurzkommentar in der Wiener Tageszeitung die Presse heißt es, weil in Kärnten, wie es jetzt aussieht, die Vernünftigen die Oberhand behalten haben und die wieder eingepflanzten zweisprachigen Ortstafeln unversehrt geblieben sind, geraten die jugoslawischen Zeitungen geradezu in Panik und Faseln vom immer stärkeren Aufleben des Neonazismus in Österreich.
    Die Nachbarn in Belgrad scheinen angesichts des zarten, aber gesunden Pflänzchens der Kärntner Vernunft Höllenqualen auszustehen.
    Wie stark muss der Neonazismus bei uns schon sein, wenn er zum Teufel mit ihm sogar bereits darauf verzichten kann, die provokanten Ortstafeln auszureißen?
    Und in der sozialistischen Grazer Neuen Zeit, meinte Helmut Gries in seinem Sonntagskommentar zur Aufstellung der Ortstafeln, das beiderseitige Misstrauen ist in diesen drei Tagen zwar nicht abgebaut worden, aber auch nicht verschärft.
    Nun wird es darauf ankommen, den von den Kärntner-Parteien gewünschten Weg der Versöhnung tatsächlich zu gehen.
    Polemiken der Art, wie sie gestern in jugoslawischen Zeitungen erschienen, sind dazu freilich kein Beitrag.
    Nach diesen Zitaten zur Ortstafelfrage abschließend noch ein Auszug aus dem Kurzkommentar des Kurier.
    Hier kommentiert Martin Mayer das Auffliegen eines Rauschgiftringes in Oberösterreich, dem vornehmlich Schüler zwischen 14 und 18 Jahren angehörten.
    Als sie noch nicht Profi-Dealer waren, ein Wort aus dem Sprachschatz der Inspektoren vom Schlage Gojek, sind zwei der Schüler eingebrochen, um Geld für die Ware zu verschaffen.
    Später konnten sie es scheffeln.
    Eine böse Welt, in der sich solches ereignet.
    Ja, ja, New York oder Tokio.
    Weit gefehlt.
    In Ried im Innkreis hat es sich ereignet.
    Eine Gegend, von der wir meinten, dort seien die Dinge noch halbwegs im Lot.
    Jetzt müssen wir erkennen, dass jede Flecke und jedes Dorf bedroht ist.
    Und das ist am bestürzendsten.
    Das war ein Auszug aus einem Kommentar, das Kurier in der heutigen Inlandspresse schaut, zitiert.
    Es ging um Schüler und es ging um Rauschgift.
    Seit vergangenen Freitag gibt es Urlaub.
    Urlaub für alle Schüler und damit auch Urlaub für die Eltern.
    Urlaubszeit, Reisezeit.
    Seit 14 Tagen gibt es in diesem Zusammenhang bei der Autobahneinfahrt Golding in Salzburg eine Servicestelle für Kraftfahrer, die nach Deutschland ausreisen oder nach Österreich einreisen oder durch Österreich durchreisen.
    Der ÖAMTC, das Kuratorium für Verkehrssicherheit und das Rote Kreuz bieten hier Urlaubsreisenden Rat und Hilfe, vor allem in technischer, aber auch in medizinischen Belangen.
    Am vergangenen Wochenende erlebte nun diese Betreuungsstelle einen besonders großen Ansturm.
    Dabei kam es, um es gelinde auszudrücken, zu beispiellosen Auswüchsen, die glücklicherweise ohne allzu große negative Konsequenzen blieben.
    Was im Einzelnen bei der Betreuungsstelle Kolling vor sich ging, darüber sprach Edgar Sterbens mit Wolfgang Löffler vom ÖAMTC.
    Der Stützpunkt an der deutsch-österreichischen Grenze in Salzburg wurde am vergangenen Wochenende von zahlreichen Autofahrern stark frequentiert.
    Herr Löffler, welche Erfahrungen hat man nun an diesem vergangenen Wochenende, Beginn der Urlaubssaison, Höhepunkt der Reisewelle, gewinnen können?
    Eine der Haupterfahrungen war die, dass das Reisepublikum nicht gewohnt war, empfohlene Ausweichrouten anzunehmen.
    Sie sind, obwohl von Verkehrsstauungen sowohl bereits im deutschen Rundfunk als auch dann im österreichischen Rundfunk berichtet wurde,
    nicht von der Autobahn abgefahren und sind dann natürlich dann bei Salzburg in den Stau gekommen.
    Die Folge war Stau von Salzburg Richtung Süden bis Golling.
    Das sind circa 20 bis 25 Kilometer Autobahnstrecke.
    Die Fahrzeit in diesem Stau hat circa bei fünf Stunden betragen und das in der prallen Sonne.
    Die Szene dort am Stützpunktsolli unter anderem auch der aus einem Kuriositätenkabinett geengelt haben wurde uns gemeldet.
    Ja, es war also fast so.
    Es hat damit begonnen, dass sich am Freitagnachmittag der Parkplatz direkt bei unserer Betreuungsstelle zu füllen begann mit Einbruch der Dunkelheit.
    Die Temperaturen sanken dann bis knapp an die 10 Grad in der Nacht herunter, bereiteten sich die Leute auf die Nachtruhe am Parkplatz und auf der Autobahn vor.
    Viele schliefen entweder neben den Fahrzeugen auf Decken und manche sogar unter den wärmeren Fahrzeugen.
    Zwischen 4 und 5 Uhr früh am Samstag hatten wir bereits die ersten Stauungen dann in Golling bei der Einfahrt in die Autobahntunnels.
    Die Autobahn war hier in diesem Bereich ein einziger Parkplatz, auf dem die Fahrzeuge in Zweier- und Dreierreihen standen.
    Zwischen den Fahrzeugen lagen dann am Samstagvormittag die Leute in der prallen Sonne.
    Es wurde zwischen den Fahrzeugen wieder auf der Autobahn Federball gespielt, in den angrenzenden Wiesen Fußball und einige suchten im Schatten der LKW-Zuflucht.
    Abgesehen von diesem vielleicht nicht ganz verkehrsnormkonformen Verhalten der Fahrgäste, wie präsentierte sich eigentlich der Verkehrssicherheitszustand der Fahrzeuge?
    Ja, der war eigentlich mehr als bedenklich.
    Wir hatten hier einige Fälle, wenn ich vielleicht zwei Fälle anführen darf.
    Ein Gastarbeiterauto mit sehr schlechtem Zustand, insofern, dass tragende Teile durchgerostet waren.
    Man hat schon von Weitem gesehen, dass das praktisch wie ein Sieb ausgesehen hat.
    Ein zweiter, ebenfalls ein Gastarbeiter aus Deutschland, der Richtung Türkei unterwegs war, der war bei dieser Hitze mit Haftreifen, die als an und für sich nur im Winter verwendet werden sollten, unterwegs.
    Profil auf diesen Haftreifen praktisch null.
    Eine Weiterfahrt mit diesem Auto war nicht mehr möglich.
    Wir hatten dann die Gendarmerie verständigt und es gab nur eine Möglichkeit, neue Reifen zu besorgen, was auch auf Schwierigkeiten gestoßen ist, da die Reifendimension eher außergewöhnlich war.
    Aber es ist uns trotzdem gelungen, hier für diesen Wagen Reifen aufzutreiben und erst nach einem Aufenthalt von eineinhalb Tagen konnte die Fahrt fortgesetzt werden.
    Waren dies in sich nur negative Ausnahmen oder gab es da auch noch andere Vorfälle?
    Es gab an und für sich noch sehr viele Vorfälle bei der ersten Hilfe.
    Bei dieser Betreuungsstelle in Golling ist ja auch das Rote Kreuz stationiert gewesen.
    Der tragischste Fall war vielleicht ein akuter Blinddarm bei einem sechsjährigen Türken, der sehr kurz vor dem Durchbruch stand.
    Die Ärztin konstatierte vielleicht noch zwei Stunden.
    Hier war es natürlich erforderlich auf schnellstem Wege in das nächste Krankenhaus.
    Das war in Salzburg.
    Es war hier für den Krankenwagen äußerst schwierig durch die Stauungen durchzukommen, aber es ist uns trotzdem gelungen.
    Dann gab es natürlich etliche Kollapsanfälle.
    Eine junge Türkin, die auf der Leitschiene saß und sich von den Strapazen der Fahrt erholen wollte, kollabierte, stürzte dann über die Leitschienen hinten hinunter und erlitt schwerste Hautabschürfungen.
    Sie konnte auch erst nach längerer Unterbrechung der Fahrt und nach Verarztung weitergeschickt werden.
    Dann gab es Verbrennungen durch heißes Kühlerwasser.
    Die Leute öffneten unversichtigerweise die Kühlerdeckel der Fahrzeuge.
    Das heiße Wasser schoss ihnen entgegen und wir hatten einen Fall, der praktisch am ganzen Oberkörper und im Gesicht und auf den Händen Verbrennungen erlitt.
    Einer versuchte eine Wasserpumpe zu reparieren, rutschte dabei mit dem Schraubenzieher ab und stach sich den Schraubenzieher in die Hand.
    Das waren eigentlich die schwerwiegendsten Fälle.
    Es gab dann natürlich noch einige kleinere Sachen.
    die schmerzstillenden Pulver hatten.
    Da hatten wir eigentlich reißenden Absatz damit.
    Und dann natürlich unsere Informationsstelle.
    Wir hatten sehr viel zu tun mit Lotsendienst, mit Zimmervermittlung an den Leuten, die Hinweise zu geben, wo sie noch freie Zimmer bekommen können.
    Dann Lotsendienst zu den einzelnen Campingplätzen, zu den Hotels und zu den Autowerkstätten, die auch sehr stark gefragt werden.
    Und natürlich in erster Linie auch solche Empfehlungen, wie kann ich dem Stau hier ausweichen, was ist passiert, wie kann ich das in Zukunft vermeiden.
    Herr Löffel, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.
    Bitte gern.
    Auf Wiederhören.
    Also, wenn Sie irgendwelche Anfragen haben bei einer Ausreise vielleicht nach Deutschland, dann wenden Sie sich an diese Betreuungsstelle bei der Autobahnaus- oder Einfahrt in Golling, Ausfahrt in Salzburg.
    Und nach diesem Österreich-Berichten nun ins Ausland.
    Das Aktuellste ist im Augenblick Ägypten.
    Kidnapping nicht nur in Amerika, in Europa, Kidnapping jetzt auch schon im arabischen Raum.
    In diesem Fall in Ägypten.
    Gestern am Sonntag um vier Uhr früh wurde der 64-jährige ehemalige Religionsminister von Ägypten von einer fanatischen Moslem-Gruppe entführt, die sich Gesellschaft für Busse und Einsamkeit bezeichnet.
    Diese Gruppe fordert ein Lösegeld für den ehemaligen Religionsminister von umgerechnet 9 Millionen Schilling und die Freilassung von 60 Anhängern dieser extremistischen Untergrundorganisation, die verhaftet worden sind.
    Nun, ursprünglich hieß es, das Ultimatum läuft um 11 Uhr ab.
    Wir haben Kontakt mit unserem Korrespondenten in Kairo aufgenommen, mit Hans-Peter Gerner.
    Er sprach davon, dass ein neues Ultimatum gestellt wurde, das um 14 Uhr mitteleuropäischer Zeit ablaufen soll.
    Wie ist die Situation augenblicklich in Kairo?
    Was geschieht?
    Was gedenkt die Regierung in Kairo zu tun?
    Hans-Peter Gerner in Kairo.
    In etwas mehr als einer Stunde wird das Ultimatum auslaufen.
    dass die Entführer des ehemaligen Ministers für religiöse Stiftungen und geistliche Angelegenheiten Sheikh Mohammed Hussein Sahabi der ägyptischen Regierung gestellt haben.
    Zahlung eines Lösegeldes in Höhe von 200.000 Pfund, also rund 17 Millionen Schilling und Freilassung von 60 Häftlingen des religiös-politischen Geheimbundes
    Attac Firwa Hajra im Austausch gegen das Leben des prominenten Theologen der islamischen Al-Azhar-Universität, der bis November vergangenen Jahres dem Kabinett angehört und in seinen Schriften Wiederholstellung gegen den wiederauflebenden, politisch motivierten Glaubensfanatismus in Ägypten bezogen hatte.
    Unter Führung eines als Polizeigenerals verkleideten Terroristen waren gestern neun Bewaffnete in die Villa Doktor Sahabis im Kairoer Vorort Heliopolis eingedrungen, angeblich um ihn den Sicherheitsbehörden vorzuführen.
    Auf die Weigerung des Schechs hin, dieser Aufforderung Folge zu leisten, wurde er schließlich mit Gewalt in einen wartenden Wagen geschleppt, der mit rasender Geschwindigkeit davonbrauste.
    Ein zweites Fluchtauto, in dessen Kofferraum eine Maschinenpistole und andere Waffen gefunden würden, konnte einer Panne wegen nicht starten.
    Sein Fahrer wurde festgenommen, hat anscheinend jedoch ebenso wie andere inzwischen inhaftierte Gruppenmitglieder bisher das Versteck seiner Komplizen nicht preisgegeben.
    In einer Welt, in der Terror und Mord an der Tagesordnung sind.
    würde diese erste Geiselnahme in der nunmehr 25-jährigen republikanischen Geschichte des Niederlandes wohl kaum mehr als eine Randepisode bedeuten, wenn sie nicht auf dem Hintergrund einer Entwicklung spielte, deren potenzielle Brisanz inzwischen auch von islamisch-konservativen Politikern und Beobachtern geleugnet wird.
    Der Renaissance eines Extremismus im Namen Allahs, nämlich
    der die wortgetreue Befolgung des Koran und der Scharia des islamischen Gesetzbuches mit Mitteln der Gewalt durchzusetzen sucht.
    Die vor rund zehn Jahren in Oberägypten gegründete Tagfir Walhedra Gruppe übersetzt Reue und Wanderung, deren Mitgliederzahl unbekannt ist, spielt dabei indes wahrscheinlich nur eine Nebenrolle.
    Als weitaus bedrohlicher wird dem gegenüber
    die illegale Neukonstituierung der unter Nasser zerschlagenen geheimen Moslem Bruderschaft eingestuft, deren überlebende Führungsmitglieder gerade in den letzten Monaten aus dem saudiarabischen Exil nach Ägypten zurückgekehrt sind und die inzwischen bereits wieder auf Aktivisten und Sympathisanten in den Reihen selbst solch staatstragender Kräfte wie der Polizei und vor allen Dingen auch der Armee zählen soll.
    Hans Peter Gerner berichtete aus Kairo über die jüngste Entführung.
    Wir hoffen, dass wir im Abendjournal dann um 18.30 Uhr Ihnen einen weiteren Bericht direkt aus der ägyptischen Hauptstadt bringen können.
    Und nun nach Europa.
    Ungarns Parteichef Kada wird heute in Begleitung von Außenminister und Außenhandelsminister in Bonn eintreffen.
    Kada ist ja ein Mann, der ja immer wieder Kontakt mit dem Westen sucht.
    Vor kurzem war er in Österreich.
    aber er hat auch Rom schon einen Besuch abgestattet.
    Nicht als Staatschef, als Parteichef, als kommunistischer Parteichef.
    Und auch in der Bundesrepublik Deutschland möchte er engen Kontakt, vor allen Dingen wirtschaftlichen Kontakt.
    Die Hintergründe für diesen Besuch erläutert nun Reinhard Hamann.
    Janosch Kadar zum dritten Mal auf Besuchsmission im Westen nach Wien und Rom, jetzt in der deutschen Bundeshauptstadt Bonn.
    Es hat lange gedauert, bis der ungarische Parteichef auch Westeuropa in seine Reisetätigkeit einbezog.
    Andere Ostblockführer, Ostberlins Honecker ausgenommen, waren weniger zögernd, wenn es darum ging, hochrangige Delegationen in den kapitalistischen Westen zu schicken und sogar selbst mitzureisen.
    Der Grund?
    Ungarn betreibt Außenpolitik nur sehr zurückhaltend, stellt die Blockdisziplin
    innerhalb des östlichen Machtgefüges außenpolitisch über jeden Alleingang und erkauft sich damit einen gewissen innenpolitischen Freiraum.
    Janosch Kadar und wohl auch die Sowjets haben spätestens 1956 nach dem gescheiterten Aufstand erkannt,
    dass die Ungaren innenpolitisch anders zu behandeln sind, als zum Beispiel die Rumänen, die offenbar den streng orthodoxen kommunistischen Kurs ihres Parteichefs Ceaușescu innenpolitisch zu ertragen gewählt sind, weil er außenpolitisch ihren Mythos vom freien und unabhängigen Rumänien zu befriedigen weiß.
    In Ungarn aber war dieser Kurs, der mit der Innenpolitik des Stalinisten Matjas Rakosi seinen düsteren Höhepunkt hatte, mit willkürlichen Verhaftungen und einer vor sich hin scheiternden Planwirtschaft von sowjetischem Zuschnitt, in Ungarn wäre die Fortsetzung eines solchen Kurses gleichbedeutend mit einer totalen Entzweihung zwischen Volk und Partei gewesen.
    Wie die Heftigkeit der anti-stalinistischen Auflehnung 1956 gezeigt hatte, war sie ohnehin schon sehr weit gediehen.
    Janosch Kadar, zunächst ganz der Mann der Sowjets, konnte Moskau, wie gesagt, für den Preis einer völlig an der sowjetischen orientierten Außenpolitik davon überzeugen, dass die ungarischen Verhältnisse einen anderen innenpolitischen Weg erforderten, einen Weg, der der liberalen Mentalität der Ungarn entsprach.
    Und das hieß Wirtschaftsreformen, die den staatlichen Plan und die Initiative der Einzelnen in ein vernünftiges Verhältnis brachten.
    Das hieß neues Selbstverständnis der kommunistischen Partei,
    Nach der Kadar-Devise, wer nicht gegen uns ist, ist für uns.
    Und das hieß auch, relative Freizügigkeit des Geistes und der Kunst und auch im ganz konkreten Fall, Möglichkeit von Westreisen, nicht nur für Rentner und ausgewählte Einzelpersonen, sondern gegebenenfalls auch für ganze Familien.
    Kein Wunder, dass es in Ungarn keine Parallele, etwa zu den Aktivitäten der tschechoslowakischen Bürgerrechtler von der Gruppe 77 gibt.
    Die Ungarn haben nicht das Gefühl, um prinzipielle Grundrechte betrogen zu werden.
    Kardar gilt als der Mann, der aus dem Möglichen das Beste gemacht hat, innerhalb von Grenzen, die vor allem durch die Einbindung Ungarns in den von Moskau geführten Ostblock definiert sind.
    Die Puritaner unter den Ostblockfreunden nennen die Ungarn manchmal neidvoll Gulasch-Kommunisten, weil sie einen so provozierend hohen Lebensstandard haben, dank einer Investitionspolitik,
    der den Akzent frühzeitig auf Konsumindustrie setzte und dank einer frühen und mittlerweile blühenden wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit westlichen Firmen, die Kapital und vor allem modernste Technologie nach Ungarn brachten, das Kapital allerdings stets so dosiert, dass der Vorrang des Volkseigentums nicht in Frage gestellt wird.
    Der Wirtschaftssektor ist es denn auch, der neben der nützlichen Symbolik eines solchen Besuches überhaupt im Mittelpunkt der Gespräche von Kadar mit führenden Politikern in Bonn stehen wird.
    Und im Allgemeinen bedeutet der Kadar-Besuch in Bonn einen weiteren Beitrag zur Normalisierung in Europa und das heißt auch zur Entspannung zwischen West und Ost.
    Besuch von Parteichef Kadar in Bonn, es geht um Wirtschaftsfragen vor allen Dingen zwischen Ungarn und der Bundesrepublik Deutschland.
    Um Wirtschaftsfragen geht es auch bei unserem nächsten Thema.
    Denn nach einjährigen Vorverhandlungen haben heute in Peking die eigentlichen Gespräche um den Abschluss eines Handelsvertrages zwischen etwa 250 Millionen Europäern und 800 Millionen Chinesen begonnen.
    Verhandlungsgegenstand ist ein von China initiierter Handelsvertrag, der den Chinesen vor allem den Import westlicher Technologie und westlichen Industriematerials sichern soll.
    Dass China diese Verhandlungen nicht mit den Vereinigten Staaten und nicht mit den immer wieder beschimpften Russen abschließen kann, bedeutet für den Dritten auf dem Weltmarkt, den Block der Europäer quasi, eine zusätzliche internationale Aufwertung.
    Hier in Europa will sich also China das technische Wissen besorgen, das es für seinen Weg zur Wirtschaftsweltmacht braucht.
    Wie dies geschieht und was man in Westeuropa von einem solchen Vertrag erwartet oder befürchtet, berichtet nun Hermann Bohle aus Brüssel.
    Chinas Unterhändler wollen von der europäischen Gemeinschaft, so nennt es eine, der seit einem Jahr in den Vorverhandlungen dabei war, den Mond.
    Die vollkommene Öffnung der EEG-Grenzen für alle chinesischen Lieferungen, damit Peking instand gesetzt wird, für hohen und schnell steigenden Technologie-Import aus Europas Fabriken und Laboratorien die nötigen Gegenlieferungen zu erbringen.
    Den Mond scheint man in Peking auch im Hinblick auf die besonderen Qualitäten europäischer Exporte ins Rote Reich der Mitte zu wollen.
    Bis hin zu Flugzeugen ist da alles auf der Liste, was mit modernster Technologie zu tun hat.
    Doch man ist als schwacher Europäer im Vergleich zu USA oder Russland verunsichert.
    In Washington weiß man von der sowjetischen Entschlossenheit auf den Verkauf von Rüstungsgütern aus den Vereinigten Staaten nach China sehr hart zu reagieren.
    In der Bundeshauptstadt der USA sind sich die Fachleute noch nicht einig, wie weit man auf solche Empfindlichkeiten Rücksicht nehmen und inwieweit man Waffenverkäufe an China als diplomatische Trumpfkarte gegenüber Moskau nutzen soll.
    Doch in Europa darf sich niemand Illusionen machen.
    Wenn die Chinesen auf ihrer Einkaufsliste auch Panzerabwehrraketen, militärisch nutzbare Datenverarbeiter, Laserlenkungssysteme und Hubschrauber haben, dann empfiehlt sich Umsicht.
    Der Europäer sollten beim großen Handelsvertrag, dem umfangreichsten der Weltgeschichte, zwischen mehr als einer Milliarde Menschen versuchen, dem Handel mit friedlichen Gegenständen absoluten Vorrang zu geben.
    Allen Sowjetzorn kann Europa schließlich nur überstehen, weil es den Schutz der USA genießt, woraus sich ergibt, dass militärisches Gerät aus der EEG nach China ohne amerikanische und ohne NATO-Zustimmung nicht geliefert werden kann.
    sinken die europäischen Absatzchancen etwas, die sonst aber beeindrucken.
    China will auf Kredit, was Peking bisher selbst genügsam verweigert hatte, und unter voller Nutzung westlichen Technologiewissens seine eigene Industrie schnellstmöglich aufbauen.
    Bis zum Jahr 2000 möchte es eine führende Wirtschaftsweltmacht sein.
    Chinesische Politik legt zwei Bekenntnisse ab.
    Erstens soll ein einiges mächtiges Westeuropa entstehen, so wörtlich der Außenminister im vergangenen Oktober vor den Vereinten Nationen.
    Zweitens gibt Peking europäischer Ware, voramerikanischer oder gar russischer, bei gleichen Preisen und Qualitäten den Vorzug.
    Und der Handelsvertrag soll bis Jahresende fertig sein.
    Bietet Chancen, in Europa über fünf bis zehn Jahre viele Arbeitsplätze zu sichern, neue zu schaffen.
    Sofern Europa auch versteht, sich auf reichlichen Kauf chinesischer Ware einzustellen, was beim Angebot, zum Beispiel Nahrung, Seide, Baumwollgewebe, alles Konkurrenz für europäische Erzeugnisse, leider schwierig ist.
    Hermann Bohle berichtete aus Brüssel über einen eventuellen Handelsvertrag zwischen den europäischen Gemeinschaften und der Volksrepublik China.
    Gespräche darüber laufen ab heute in Peking.
    Und nun nach Moskau und nach Rong.
    Der Kreml hat nämlich offensichtlich die Geduld mit den Ketzern in der kommunistischen Weltbewegung verloren.
    Er scheint nicht mehr gewillt die Attacken der prominentesten Vorkämpfer der Los-von-Moskau-Bewegung unter den westeuropäischen Kommunistenführern hinzunehmen.
    Jüngste Entwicklung?
    Heftige Angriffe auf den liberalsten Kommunistenführer Westeuropas, auf den spanischen KP-Chef Carillo.
    Nun war eine italienische Kommunistendelegation in Moskau und versuchte einzulenken, versuchte Frieden zu schiften zwischen Carillo auf der einen Seite und den Moskauer Kommunisten auf der anderen.
    Vom Ergebnis dieser Gespräche informiert sie nun Alfons Dalma.
    In einem und wesentlichen Punkt der Auseinandersetzung mit dem spanischen Kommunistenführer Carillo kann Moskau beruhigt sein.
    Die weitaus wichtigere und größere italienische Partei
    Die eigentliche Erfinderin des Eurokommunismus wird dem Spanier in seiner grundlegenden Kritik an der Abtreibung des Sozialismus in der Sowjetunion nicht folgen.
    24 Stunden nach der Rückkehr der KPI-Delegierten Palletta, Buffalini und Macaluso aus Moskau nach Rom ist das, nach praktisch allgemeiner Meinung der hiesigen Kommentare und Analysen, das Fazit der Verhandlungen
    mit Suslov, Bonomarjev und Zagladin.
    Von den Heimkehrern und von den Organen der Partei wird diese Auslegung nicht widersprochen.
    Der zentrale Punkt der eurokommunistischen Entwicklung ist die Frage der Glaubwürdigkeit der behaupteten Bekehrung zur Demokratie und zum Pluralismus.
    Das Problem der Beurteilung der wahren Natur des sowjetischen Systems und des dort verwirklichten, sogenannten realen Sozialismus
    ist mit dieser Frage der Glaubwürdigkeit unmittelbar und engstens verbunden.
    Der Eurokommunismus bleibt unvollständig und unglaubwürdig, solange er in der Sowjetunion nach wie vor die führende sozialistische Macht der Welt erblickt und sich nicht prinzipiell, gerade in diesem Jubiläumsjahr der Oktoberrevolution, zur 60-jährigen Dauer eines repressiven Staates
    einer monumentalen Diktatur und einer Enttartung der sozialistischen Idee zum bürokratischen System der sozialen und wirtschaftlichen Zwangsverhältnisse äußert und sich von einem solchen Modell distanziert.
    Durch seine Gleichstellung des enttarteten sowjetischen Sozialismus mit einem faschistischen Diktatursystem und durch die Denunzierung des sowjetischen Weltimperialismus, der sich der kommunistischen Parteien als seine Werkzeuge bedient.
    Die Antwort und die Verurteilung von Seiten Moskaus waren unvermeidlich geworden.
    Die Italiener wahrten das Gesicht, in dem Sicario scheinbar vor dem rüden Ton der sowjetischen Politik und Polemik in Schutz nahmen.
    In der Substanz aber ließen sie ihn fallen und versicherten jetzt den Sowjets, dass sie in Russland nach wie vor das Ursprungsland des kommunistischen Sozialismus sehen und mit der Weltpolitik Moskaus solidarisch bleiben.
    Das bedeutet nicht nur das Entstehen eines spanischen Schisma im Weltkommunismus, sondern auch eine ersten und tiefen Spaltung im Rahmen des sogenannten Eurokommunismus.
    Außerdem bleibt das Zwielicht über die demokratische Glaubwürdigkeit des Italo- und des Franco-Kommunismus bestehen.
    Sie hörten Alfons Thalmer aus Rom.
    Und nun, zwölf Minuten vor ein Uhr, unsere Kulturberichte.
    Die 27.
    Filmfestspiele in West-Berlin, die morgen zu Ende gehen, sind im Großen und Ganzen gesehen ein Erfolg gewesen.
    Vor allem für den neuen Leiter dieser Veranstaltung, für Wolf Donner.
    Die Berlinale hatte heuer mehr Schwung, ein interessanteres Filmangebot und einen größeren Publikumszulauf als in den vergangenen Jahren.
    Zwischen dem Forum des jungen Films, in dem das nicht kommerzielle Kino vertreten ist, und dem Wettbewerbsteil der Berlinale klaffte kein unüberbrückbarer Unterschied mehr.
    Über die letzten Tage der Berliner Filmfestspiele berichtet nun Lothar Wichert.
    Während beim internationalen Forum, das schon gestern zu Ende ging, mit Filmen wie Padre Padrone der Gebrüder Taviani oder mit dem amerikanischen Dokumentarfilm über einen Bergarbeiterstreik filmische Höhepunkte liefen, gab es gestern im Wettbewerb allerhand Buß für den italienischen Skandal Streifen Schweine mit Flügeln von Paolo Pietrangeli.
    Der Film verkürzt das Interesse der linken italienischen Jugend grotesk und unfair auf die Bauchnabelperspektive, ist eine Art pseudopolitisch überhöhter Kinsey-Report.
    Er wird bei der ersten Aufführung im September in Italien sicher kaputte Stuhlreihen im Gefolge haben.
    An einem ähnlichen Thema, an der Reaktion junger Leute auf den Lauf der Welt, hat sich auch der große alte Moralist des französischen Kinos, Robert Bresson, in Der Teufel möglicherweise versucht.
    Ein formal strenger, ein tief pessimistischer, asketischer, wehmütiger Film.
    Doch Bressons Lösung, der freiwillige Tod, kann ja nicht eine allgemein verbindliche Antwort der Jugend auf die 70er Jahre dieses Jahrhunderts sein.
    Die Amerikanerin McLean-Silver, auch sie hat die Protestgeneration des Jahres 1968 aufs Korn genommen.
    Und dabei zeigt sich, dass die Satire, die die Jungen jetzt als schwergängige Standbilder ihres einstigen revolutionären Anspruchs zeichnet, noch die sicherste Methode ist, um diese Generation zwischen den Fronten
    wie Joan Micklin sie in ihrem Film nennt, zu charakterisieren.
    Eine Enttäuschung damat Vickys die Eroberung der Zitadelle nach der gleichnamigen Erzählung von Günther Herberger.
    Vicky hat zehn Jahre lang nicht mehr Regie geführt.
    Sein Film über den intellektuellen bundesdeutschen Gastarbeiter in Italien wirkt überinszeniert und verkrampft.
    Die Bundesrepublik gleich dreimal im Wettbewerb hatte nach Heidi Genees teurer Fontane-Verfilmung der Grete Minde einen weiteren Reihenfall zu verzeichnen.
    Von Robert Van Ackerens Belcanto oder darf eine Nutte schluchzen
    Nach dem Heinrich-Mann-Roman-Empfang bei der Welt im Forum ganz zu schweigen.
    Neben Konrad Wolfs Mama, ich lebe aus der DDR, einer bis auf die vielleicht unumgänglichen Romantizismen in Richtung Sowjetunion sehr achtbaren Darstellung des Schicksals von vier jungen Deutschen im Krieg in der Sowjetunion, war von den osteuropäischen Beiträgen außer Karolines Himmelfahrt aus Jugoslawien vor allem Gleb Panfilovs Film Ich bitte ums Wort eine echte Entdeckung.
    Dieser sowjetische Regisseur ist in der Alltagskarikatur sehr sicher, sehr aufregend, offen, selbstkritisch und mutig.
    Panfilov, Jahrgang 1937, ist offenbar eine große Hoffnung im sowjetischen Film.
    Wie schon in Kannnahmen auch Hitler und das Dritte Reich einen großen Platz ein, Gott sei Dank in ernsteren Bezügen als bei den Italo-französischen Pornoverschnitten unter der Hakenkreuzfahne.
    Der 81.
    Schlag aus Israel, Theodor Kotullas Beitrag über den Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höss und Joachim Fest sowie Christian Herndörfers Film über Hitler – Eine Karriere sind vor allem zu nennen.
    Experimentelle Filme waren diesmal nur wenige im Programm.
    Hier hatte Österreich mit Wally-Exports unsichtbaren Gegnern und mit der böse-bissigen Wien-Collage von Ernst Schmidt einen recht guten Eindruck bei der Kritik hinterlassen.
    Das Publikum war aber wohl am begeistertsten bei Marlene Dietrich dabei.
    Wenn sie sang, blieb ja im Film häufig kein Auge trocken.
    Retrospektive Informationsschau, internationales Forum des jungen Films, Sonderveranstaltungen und Wettbewerb, wo auch immer man hinschaute, es war eigentlich bei den 27.
    Filmfestspielen überall filmisch Interessantes dabei.
    Aus Berlin berichtete Lothar Wichert.
    Und noch ein Beitrag aus Österreich von der Kultur.
    Der karintische Sommer 1977, in dem bis zum 28.
    August wieder eine Reihe von Solo- und Orchesterkonzerten, Lesungen und Seminaren veranstaltet werden, bietet heuer zwei konzentrierte Programmpunkte an.
    Die Berliner Musiktage von heute bis zum 14.
    Juli und dann das Leonard Bernstein Festival vom 16. bis zum 21.
    August.
    Die heutige Premiere des Oratoriums La Petulia Libertate von Wolfgang Andemus Mozart steht unter der Patronanz des Regierenden Bürgermeisters Dietrich Stobe und wird von Karl Hochreiter, dem Leiter des Berliner Bach-Kollegiums geleitet.
    Dazu meldet sich Brigitte Hofer aus Kärnten.
    Als Auftragswerk komponierte der 15-jährige Mozart La Betulia Liberata, also das Befreite Betulien, und gab ihm die Bezeichnung Aktione Sacra.
    Trotzdem wurde es bis heute nie szenisch, sondern, wenn, immer als Oratorium aufgeführt.
    Pietro Metastasio, der große Opernreformer, hat Mozart das Textbuch geliefert.
    Wie viele seiner Texte nahm er den Stoff aus dem Alten Testament und behandelte, statt der damals obligaten Liebeshändel in den Opern, vor allem Konfliktsituationen der Helden.
    So bildet die Tötung des Holofernes und damit die Befreiung Betuliens durch Judith zwar den Mittelpunkt des Geschehens, vor allem aber werden Motive und Charaktere der Sprecher des Volkes sowie der Fürsten deutlich gemacht.
    Ihre Furcht, ihre Unentschlossenheit, ihre Zweifel.
    Wie sehr unterscheidet sich nun diese frühe Komposition Mozarts von seinen späteren Werken in ihrem musikalischen Aufbau?
    Dazu Karl Hochreiter, der die Aufführung mit dem Bach-Kollegium Berlin und dem A Cappella-Chor Villach leiten wird.
    Man merkt, dass Mozart jung war.
    Man merkt es vor allem daran, dass er sowohl an die Streicher in vielen Passagen als auch an die Sänger in vielen Passagen
    Forderungen stellt, die er später so nicht mehr gestellt hat.
    Später war er einfach etwas gnädiger, weil er mehr wusste, wie man mit Stimmen und Instrumenten umgeht und es ist dann auch nicht leicht, Mozart zu spielen oder zu singen, aber
    Er trägt mir den technischen Notwendigkeiten des Instruments oder der Stimme Rechnung.
    Unmittelbar in den Stücken brechenden Stellen auf und durch, die ganz später Mozart sein könnten.
    Also das Genie war absolut fertig, wenn man so sagen will.
    Die Besetzung der Solisten ist international.
    Die Belgierin Ria Bolln singt Judith, Barbara Vogel, Jovita Wieland-Dermotter, der Kärntner Helmut Wildhaber und der Kanadier William Reimer sowie die Amerikanerin Arlene Auger haben erstmals La Petulia Liberata einstudiert.
    Arlene Auger zu ihrer Partie der an Judith zweifelnden Amital.
    Das ist für mich ein bisschen anders als die normale Frauenrolle, die ich in die frühe Opern bisher gemacht habe.
    Die waren meistens die Heldin oder die
    leidende aber die gute Frauen und diesmal bin ich nicht die gute.
    Im Aufbau dieses Oratoriums kommt im Schlusschor eine besondere Bedeutung zu.
    Mozart hat keinen der damals üblichen pathetischen Jubelchöre verfasst.
    Hören sie dazu Karl Hochreiter.
    Sehr interessant musikalisch ist, dass Mozart in diesem
    Schlusschor auf den Tonus peregrinus zurückgreift, auf einen Psalmton, den neunten Psalmton, den er auch in seinem Requiem verwendet.
    Für mich ist es nicht ohne Bedeutung, dass Mozart in seinem ersten größeren kirchlichen Werk
    diesen Psalmton verwendet und in seinem letzten.
    Die Aufführung der Betulia Liberata wird im Oktober in Berlin gezeigt werden.
    Während des karintischen Sommers werden Mitglieder des Bach-Kollegiums noch einige Konzerte geben.
    Kammermusikabende, ein Orgelkonzert, das Sebastian-Trio und das Bläserquintett der Deutschen Oper werden während der Berliner Musiktage in Ossiach zu hören sein.
    Wenig bekannter Mozart bei den heurigen karintischen Festspielen beim karintischen Sommer 1977, es berichtete Brigitte Hofer.
    Und nun drei Minuten vor ein Uhr noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    FPÖ-Klubobmann Peter hat heute eine Bilanz der abgelaufenen Parlamentssession gezogen und dabei heftige Kritik an der Regierung geübt.
    Peter erklärte, die sozialistische Alleinregierung befände sich in einem desolaten Zustand und hätte keine Problemlösungen mehr anzubieten.
    Die Regierungsaktionen hätten sich in Einzelaktionen aufgelöst.
    Besonders scharfe Kritik übte der FPÖ-Obmann an Außenminister Parr, von dem er sagte, er denke vor seinen Entscheidungen zu wenig, rede aber in der Öffentlichkeit zu viel.
    In der Frage der Atomenergiepolitik umriss Peter die künftige Haltung der Freiheitlichen Partei wörtlich als vorsichtig, zurückhaltend und misstrauisch.
    Sozialminister Weißenberg hat heute Vormittag in Wien eine Studie über den Arbeitsmarkt der 80er Jahre vorgelegt.
    Daraus geht hervor, dass die Zahl der Erwerbstätigen bis 1985 um 225.000 zunehmen wird.
    Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten wird sich aber aufgrund der Abwanderung aus der Land- und Forstwirtschaft und aus dem Gewerbe um 370.000 erhöhen.
    Wie Minister Weißenberg sagte, werde ein Wirtschaftswachstum von drei bis vier Prozent jährlich notwendig sein, um trotz dieser Entwicklung die Vollbeschäftigung zu sichern.
    Wie der Studie Ferner zu entnehmen ist, werden bis 1981 die Maturanten und Akademiker Beschäftigung finden können.
    Über die Verhältnisse auf der Gastarbeiterstrecke am vergangenen Wochenende berichteten heute Mittag nach Wien zurückgekehrte ÖAMTC-Mitarbeiter der Beratungsstelle Golling bei Salzburg.
    Nach ihrer Darstellung waren Personen und Lieferwagen überbesetzt, Kinder spielten bei Stauungen auf der Autobahn im Salzachtal zwischen den Fahrzeugen, der sechsjährige Sohn eines türkischen Gastarbeiters wurde mit einem bevorstehenden Blinddarmdurchbruch ins Spital eingeliefert und zahlreiche Autofahrer mussten wegen der Gefahr eines Hitzschlags behandelt werden.
    Italien Die Spitzenpolitiker der christlichen Demokraten, Kommunisten, Sozialisten, Sozialdemokraten und Republikaner werden heute Nachmittag in Rom das in dreimonatigen Verhandlungen ausgehandelte Regierungsprogramm unterzeichnen.
    Das Programm sieht Maßnahmen gegen Inflation und Arbeitslosigkeit, zur Einsparung von Energie, zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit und Reformen im Unterrichtswesen vor.
    Schweiz.
    Der russisch-amerikanische Schriftsteller Wladimir Nabokov, Autor des Buches Lolita, ist in seinem Wohnort Montreux im Alter von 78 Jahren gestorben.
    Mit diesen Kurznachrichten, meine Damen und Herren, haben wir das Mittagsjournal beendet.
    Nachrichten bringt der aktuelle Dienst wie gewohnt zu jeder vollen Stunde und weitere ausführliche Berichte wieder um 18.30 Uhr im Programm Österreich 1 beim Abendjournal.
    Eine Zusammenfassung des Tages hören Sie dann um 22 Uhr im Nachtjournal.
    Das Team des Mittagjournals wünscht noch einen angenehmen Tag.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1977.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1977.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bilanzinterview mit FPÖ-Obmann Peter
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Peter, Friedrich [Interviewte/r]
    Datum: 1977.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Arbeitsmarkt der 80er Jahre - Studie des Sozialministeriums
    Einblendung: Minister Weißenberg
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Weißenberg, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1977.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Verkehrswidriges Verhalten von Autofahrern am Grenzübergang Golling
    Interview: Wolfgang Löffler (ÖAMTC)
    Mitwirkende: Sterbenz, Edgar [Gestaltung] , Löffler, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1977.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ägyptischer Ex-Religions-Minister Entführt
    Mitwirkende: Gerner, Hans Peter [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Janos Kadar in Bonn
    Mitwirkende: Haarmann, Reinhard [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.04 [Sendedatum]
    Ort: Bonn
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    EG - China Handelsvertrag , Verhandlungsbeginn
    Mitwirkende: Bohle, Hermann [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    KPI-Delegation aus Moskau zurück , Analyse des Eurokommunismus
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abschlußbericht der Berliner Filmfestspiele
    Mitwirkende: Wichert, Lothar [Gestaltung]
    Datum: 1977.07.04 [Sendedatum]
    Ort: Berlin, Westberlin [Veranstaltungsort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Kultur ; Film ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Carinthischer Sommer - sakrales Mozart Frühwerk
    Einblendung: Karl Hochreither, Arleen Auger
    Mitwirkende: Hofer, Brigitte [Gestaltung] , Hochreither, Karl [Interviewte/r] , Auger, Arleen [Interviewte/r]
    Datum: 1977.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1977.07.04
    Spieldauer 00:59:49
    Mitwirkende Bock, Hellmuth [Moderation]
    Brandl, Hellfried [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1977.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-770704_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo