Mittagsjournal 1976.11.23

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    Rechtliches

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    Mittagsjournal.
    Vor wenigen Sekunden war es 12 Uhr.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Redakteur am Mikrofon ist heute Mittag Karl Jirkowski.
    Kurz die Schlagzeilen der wichtigsten innen- und außenpolitischen Beiträge.
    Bundeskanzler Kreisky nimmt zu ersten Ergebnissen der geheimen Sprachenerhebung Stellung.
    Arbeitnehmer in der Gastronomie fordern soziale Besserstellung und Erhöhung des Bedienungsgeldes.
    Krise zwischen deutschen Schwesternparteien CDU und CSU, wachsende interne Kritik an CSU-Beschluss, Fraktionsbündnis im Bundestag mit CDU zu lösen.
    Großstreik in Italien und Gründung von zwei Parteien in Israel, Opposition gegen Regierungspolitik.
    Weiters erwarten wir einen Nachruf auf den französischen Schriftsteller und Politiker André Malraux, der heute verstorben ist.
    Zu Beginn hören Sie jetzt das Tagesgeschehen zusammengefasst in den Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Georg Schallgruber und Sprecher Peter Fichner.
    Österreich.
    Der Ministerrat hat in der heutigen Sitzung unter anderem einen Gesetzentwurf für eine Novelle zum Verwaltungsstrafgesetz bewilligt.
    Außerdem wurde beschlossen, den Entwurf einer Novelle zur Eisenbahnverkehrsordnung dem Nationalrat zur verfassungsmäßigen Behandlung vorzulegen.
    Der Novellenentwurf soll eine Anpassung der Eisenbahnverkehrsordnung in Österreich an die jüngsten internationalen Übereinkommen über den Eisenbahnfracht-, Personen- und Gepäckverkehr herbeiführen.
    Zur Förderung der Region Eichfeld-Murboden in der Steiermark im Hinblick auf die beabsichtigte Schließung der Kohlengrube Vohnsdorf hat die Bundesregierung den ERP-Fonds ermächtigt, aus dem Sonderprogramm 240 Millionen Schilling für diese Region und weitere 40 Millionen Schilling für das Kupfererzbergbaugebiet Mitterberg in Salzburg bereitzustellen.
    Der Wiener Landeshauptmann Graz sagte heute zur Diskussion um die Ladenschlusszeiten, er werde von seinem gesetzlichen Recht, die Öffnungszeiten der Wiener Geschäfte zu ändern, erst Gebrauch machen, wenn die Untersuchung von Handelsminister Staribacher über Wünsche der Konsumenten, Unternehmer und Handelsangestellten abgeschlossen sei.
    Wie Graz weiter sagte, werde er auf keinen Fall eine Maßnahme treffen, die den erklärten Willen der organisierten Arbeitnehmer, im Besonderen der Handelsangestellten, missachte.
    Nach Angaben von Gesundheitsministerin Leo Dolter hat eine Umfrage unter 500 Müttern ergeben, dass 75 Prozent dieser Frauen mit der Einführung des Mutter-Kind-Passes sehr glücklich sind.
    Sie würden dadurch mit der Entwicklung des Kindes während der Schwangerschaft viel intensiver befasst als früher.
    Als Erweiterungsvorschläge wurden eine Aufnahme der mütterlichen Untersuchung nach der Geburt und der Untersuchung des Kindes im Vorschulalter genannt.
    Ein entsprechendes Gespräch über Finanzierungsfragen habe sie bereits mit dem Finanzminister unternommen, sagte Gesundheitsministerin Leo Dolter.
    Innerhalb der CSU mehren sich die kritischen Stimmen im Zusammenhang mit der Aufkündigung der Fraktionsgemeinschaft mit der Schwesterpartei CDU.
    Zwei Bezirksvorstände haben die Einberufung eines Sonderparteitages verlangt.
    Für einen derartigen Parteitag ist die Zustimmung von drei der zehn Verbände notwendig.
    Der Bezirksvorstand Schwaben hat die Auffassung vertreten, eine derart weitreichende Entscheidung könne nicht an der Partei vorbei getroffen werden.
    In Bonn sind heute Spitzenpolitiker der Sozialdemokraten und der Freien Demokraten zu einer neuen Runde der Koalitionsverhandlungen zusammengetreten.
    Hauptpunkte dürften Fragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik sein.
    Bundeskanzler Schmidt hat erklärt, dass bei den Verhandlungen alle Probleme gelöst werden müssten, die sich während der kommenden Regierungszeit ergeben könnten.
    Rumänien
    In Bukarest haben heute die formellen Gespräche zwischen Staats- und Parteichef Ceausescu und dem sowjetischen Parteichef Brezhnev begonnen, der gestern zu einem offiziellen Besuch in der rumänischen Hauptstadt eingetroffen ist.
    Dem Besuch wird von beiden Seiten große Bedeutung beigemessen.
    Das Verhältnis zwischen Rumänien und der Sowjetunion war wegen des unabhängigen Kurses der politischen Führung in Bukarest wiederholt gespannt.
    Auch während des Besuchs betont Rumänien seinen Unabhängigkeitswillen.
    Der stellvertretende Verteidigungsminister Thiercout hält sich in Peking auf.
    Der amerikanische Handelsminister Richardson ist noch gestern, wenige Stunden vor der Ankunft Brezhnevs in Bukarest mit Ceausescu zusammengetroffen.
    China Die chinesische Presse hat heute einen äußerst scharfen Appell zur Disziplin und zur totalen Unterwerfung unter den neuen Parteivorsitzenden Hua Kuo-Feng veröffentlicht.
    Der demokratische Zentralismus der Partei wird als grundlegende Voraussetzung für Erfolg im Kampf gegen die Bourgeoisie bezeichnet.
    Das Proletariat, heißt es, müsse der Parteiführung vertrauen.
    Autorität setze sowohl im politischen als auch im wirtschaftlichen Bereich Unterwerfung voraus.
    Aus diesem Appell ist zu schließen, dass es nach dem Tod Maos in China zu Disziplinlosigkeit und politischer Unsicherheit gekommen sein dürfte.
    Frankreich Der Schriftsteller und frühere Kulturminister André Malraux ist heute im Alter von 75 Jahren in Paris an einer Lungenembolie gestorben.
    Malraux war am 16.
    November ins Spital eingeliefert worden.
    Gestern hatte sich sein Zustand plötzlich verschlechtert.
    Nach längerem Aufenthalten in China hat André Malraux für sein Werk La Condition Humaine 1933 den Prix Goncourt, die höchste französische Literaturauszeichnung, erhalten.
    Im Spanischen Bürgerkrieg 1936 organisierte Malraux die republikanischen Luftstreitkräfte.
    Nach dem Krieg wandte er sich General de Gaulle zu.
    Von 1945 bis 1946 war er sein Informationsminister, nach der Rückkehr de Gaulle seine Macht elf Jahre lang Kulturminister.
    Italien.
    Mit einer Welle von Streiks protestieren die Gewerkschaften heute gegen die restriktive Lohnpolitik der Regierung.
    Von 7 bis 9 Uhr ruhte der Flugbetrieb.
    Die Eisenbahnen werden nach einem zweistündigen Streik erst um 13 Uhr den Verkehr wieder aufnehmen.
    Ämter, Schulen und Universitäten bleiben den ganzen Tag geschlossen.
    Die Beamten und Angestellten fordern Gehaltsaufbesserungen um umgerechnet 500 bis 600 Schilling monatlich sowie erhöhte Zulagen.
    Seit heute erscheinen die italienischen Zeitungen nur mit verringertem Umfang.
    Die Regierung hat die von den Verlagen geforderte Erhöhung des Zeitungspreises im Zusammenhang mit der Verteuerung von Papier abgelehnt.
    Die Verleger haben daraufhin beschlossen, die Zeitungen auf 16 Seiten zu beschränken.
    Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien hat heute ein Erdbeben registriert, das kurz nach 8 Uhr früh vermutlich wieder die italienische Region Friaul erschüttert hat.
    Die Intensität dürfte den Grad 6 der zwölfteiligen Mercalliskala erreicht haben.
    Über mögliche Schäden ist derzeit noch nichts bekannt.
    USA.
    Das Verteidigungsministerium in Washington hat Berichte dementiert, wonach die Sowjetunion mit Hilfe von Laserstrahlen einen amerikanischen Satelliten zerstört und einen zweiten beschädigt habe.
    In den Artikeln zweier Magazine wird behauptet, die beiden Satelliten seien über dem Indischen Ozean von einem sowjetischen Laserstrahl getroffen worden.
    Weiters wird darauf hingewiesen, dass auch die USA Studien über die Verwendung von Laserstrahlen in Weltraum betreiben.
    Das Pentagon arbeite an der Entwicklung sogenannter Killer-Raumschiffe, mit deren Hilfe Laserstrahlen auf feindliche Satelliten gerichtet werden könnten.
    Außerdem hätten die USA die Möglichkeit, eine Anzahl sogenannter Schwarzer Satelliten in Umlaufbahnen zu bringen.
    Diese Raumkörper absorbieren Radarstrahlen und sind damit fast unsichtbar.
    In Krisenzeiten könnten sie aktiviert werden.
    Der amerikanische Verteidigungsminister Rumsfeld hat zu den Angaben erklärt, die beiden Satelliten seien wahrscheinlich durch Erdgasbrände in der Sowjetunion geblendet worden.
    Ein Magazin weist jedoch darauf hin, dass derartige Brände nicht die notwendige Strahlungsenergie hätten.
    Der Zwischenfall sei von der amerikanischen Regierung geheim gehalten worden, um die Verhandlungen über ein neues Abkommen zur Begrenzung des strategischen Wettrüstens nicht zu gefährden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    In einer Ortschaft in der Nähe von Recklinghausen in Nordrhein-Westfalen halten zwei bewaffnete Verbrecher seit mehreren Stunden vier Menschen als Geiseln in ihrer Gewalt.
    Die Gangster hatten die örtliche Sparkasse überfallen.
    Einer der Angestellten konnte jedoch die Alarmanlage betätigen.
    Die Polizei nahm einen der Männer fest, musste ihn aber, als sich der andere Verbrecher mehrerer Personen bemächtigte, wieder freilassen.
    Derzeit haben sich die Bankräuber mit den Geiseln im Keller des Gebäudes verschanzt.
    Sie fordern zwei Millionen Mark und ein Fluchtauto.
    Das waren die Meldungen.
    Das Wetter.
    Nach dem Durchzug einer Störung hat die Zufuhr polarer Luftmassen eingesetzt.
    Bei lebhaften nördlichen Winden beschränken sich die Schneefälle im Wesentlichen auf die Alpen-Nordseite.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Osten und Süden des Bundesgebietes wechselnd bewölkt mit lokalen Schneeschauern.
    Gegen Abend hier Bewölkungsauflockerung.
    An der Alpen-Nordseite weiterhin stark bewölkt bis bedeckt und anhaltende Schneefälle.
    Lebhafter Wind aus West bis Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen minus 1 bis plus 5 Grad.
    Tiefstemperaturen der kommenden Nacht minus 7 bis plus 2 Grad.
    Und die Aussichten für morgen?
    Kaltes und windiges Wetter.
    In den Staulagen der Alpen-Nordseite weitere Schneefälle, sonst nur gelegentliche Schauer.
    Lebhafter Nordwestwind.
    Tageshöchsttemperaturen minus 2 bis plus 3 Grad.
    Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien wolkig, 3 Grad, Nordwestwind 20 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, Schnee, Regen, Schauer, 3 Grad, Nordwind 15.
    Linz stark bewölkt, 2 Grad, Nordwestwind 30 km in der Stunde.
    Salzburg bedeckt, Gewitter, 1 Grad, Nordwestwind 30.
    Innsbruck stark bewölkt, Schnee, Schauer, 1 Grad, Ostwind 10.
    Bregenz bedeckt 2°C, Nordwestwind 3°C.
    Graz stark bewölkt, 3°C windstill und Klagenfurt heiter, 3°C.
    Westwind 5 km in der Stunde.
    Es ist jetzt 11,5 Minuten nach 12.
    Zehn Tage nach der geheimen Ermittlung der Muttersprache hat sich der Schleier über die Ergebnisse noch nicht gehoben.
    Gelüftet wurde er inzwischen aber schon.
    In Kärntner Tageszeitungen sind bereits detaillierte Ergebnisse aus einzelnen Gemeinden und Ortschaften veröffentlicht worden.
    Dennoch wollen die Spitzenpolitiker der drei Parteien erst die endgültige Auswertung durch das Statistische Zentralamt abwarten, bevor man zur Zählung direkt Stellung nimmt.
    Nach der heutigen Sitzung des Ministerrates erläuterte Bundeskanzler Kreisky seine zumindest vorläufige Haltung zu dem, was bisher durch Indiskretionen an die Öffentlichkeit gelangte.
    Eugen Freund berichtet.
    2600 Personen haben, so viel scheint bisher festzustehen, in den Südkärntner Bezirken Slowenisch als ihre Muttersprache angegeben.
    Das ist, vergleicht man diese Zahlen mit der Volkszählung von 1971, nicht viel.
    Damals hatten noch mehr als 20.000 Personen Slowenisch oder Kombinationsmöglichkeiten mit der deutschen Sprache angegeben.
    Es wurde damals allerdings nicht nach der Muttersprache, sondern nach der Umgangssprache gefragt.
    Bei der Zählung vom vorvergangenen Sonntag hatte es allerdings Boykottaufrufe der slowenischen Organisationen gegeben.
    Boykottaufrufe von nicht hinzugehen bis Deutsch anzukreuzen.
    Dazu heute Bundeskanzler Kreisky.
    Ich halte persönlich, wenn Sie mich fragen, ganz ausgeschlossen, dass ein nationalbewusster Slowene es über sich bringt, dort Deutsch hineinzuschreiben.
    Das ist ja nur eine Mystifikation oder ein Versuch einer Mystifikation.
    Ich verstehe, dass man sagt, schreibt es hinein, macht den Stimmzettel ungültig, oder geht es nicht hin, das verstehe ich alles.
    Aber dass man einfach den Deutschen
    den Deutschsprechern die Freude machen sollte, ihre Zahl bewusst zu vergrößern, ist eine solche falsche Politik und eine solche Irreführung, dass ich sie einfach nicht zur Kenntnis nehmen kann.
    Kreisky selbst hat immer davon gesprochen, dass er diese Zählung nur als eine Orientierungshilfe für das Volksgruppengesetz betrachte.
    In diesem Gesetz wird nur für die Aufstellung von zweisprachigen topografischen Aufschriften eine 25-Prozent-Klausel verlangt.
    Wie kann man aber nun, nachdem in fast keinem einzigen Ort die Slowenen diese Hürde genommen haben, dennoch die Zählung als Orientierungshilfe verwenden?
    Kreisky?
    Mich interessiert zum Beispiel auch, wie viele Leute sich in entscheidenden Orten zur deutschen Muttersprache bekennen.
    Das ist auch für mich eine Orientierungshilfe.
    Wenn also in einer Gemeinde 70 Prozent, 72 Prozent, das sind ja wenige Gemeinden,
    73% sagen, deutsch ist ihre Muttersprache, sie ist offenbar für die anderen nicht deutsch, ist doch klar.
    Als wichtigster Punkt des Volksgruppengesetzes sollen in nächster Zeit die Volksgruppenbeiräte verwirklicht werden, weil mit ihnen, so der Bundeskanzler, eine Kontaktbasis mit der Minderheit hergestellt werde.
    Gleichzeitig soll auch die Amts- und Gerichtssprache beraten und laufend Gespräche über die Aufstellung von Ortstafeln geführt werden.
    Die Dreiparteieneinigung vom Juli dieses Jahres sah vor, dass auch die Verordnungen aufgrund derer erst entsprechende Regelungen getroffen werden können, dass diese Verordnungen also nach Herstellung des Einvernehmens mit den drei Parteien zu erlassen sind, wobei das Einvernehmen vor der entsprechenden Befassung des Hauptausschusses des Nationalrates herzustellen ist.
    Wie die Verhandlungen dazu aussehen könnten, erläuterte der Bundeskanzler heute so.
    Es bedeutet ja nicht, dass Verhandlungen zwischen drei Parteien, denn das besagte die Verpflichtung, unbedingt dazu führen müssen, dass alle drei Parteien auch einig sind.
    Das kann ich nicht versprechen, dass man einig sein wird.
    Können Sie sich vorstellen, dass die Sozialistische Partei erneut einen Teil des Gesetzes allein beschließt, etwa ein neues Ortstafelgesetz?
    Da muss ich jetzt mit aller Deutlichkeit sagen, dass solange ich
    Bundeskanzler bin, werde ich nicht dafür eintreten, dass die Sozialistische Partei allein ein neues Ortsdaufergesetz beschließt.
    Allein.
    Sondern ich werde dafür eintreten, dass in dieser Frage die Übereinstimmung der beiden, jedenfalls der beiden großen Parteien herbeigeführt wird.
    Und wenn diese Übereinstimmung gefunden wird und die Ortstafeln dann aufgestellt werden, wird man dann versuchen mit allen Mitteln diese Ortstafeln auch sozusagen zu verteidigen?
    Ich glaube nicht, dass dann außer ein paar
    dummen Jungen streichen, irgendjemand Anstoß daran finden wird, wenn sich die Parteien auf die Ortstafeln geeinigt haben.
    Bis es aber tatsächlich zur Aufstellung von zweisprachigen Ortstafeln in Unterkernten kommen wird, kann noch einige Zeit vergehen.
    Das deutete auch der Bundeskanzler heute an, indem er meinte, dass Inkrafttreten eines Gesetzes, im konkreten Fall der 1.
    Februar für das Volksgruppengesetz und die Erlassung von Verordnungen, müssten ja nicht zusammenfallen.
    Erste Stellungnahme des Bundeskanzlers zur geheimen Sprachenerhebung vor zehn Tagen, es berichtete Eugen Freund.
    Und wir werfen nun einen Blick in die heutigen österreichischen Tageszeitungen.
    Die Zitate aus den Leitartikeln und Kommentaren stellte Hans Langsteiner zusammen.
    Die gestrige Pressekonferenz von Sozialminister Weißenberg findet heute das Interesse zahlreicher Kommentatoren.
    In der Sozialistischen Arbeiterzeitung bezieht sich Ilse Keller auf die Ankündigung des neuen Sozialministers, die Mittel der Arbeitsmarktförderung zur Förderung von Lehrplätzen nur noch dann zu gewähren, wenn auch in sogenannten Männerberufen ein bestimmter Teil der Lehrplätze für Mädchen zur Verfügung gestellt wird.
    Keller schreibt, Und weiter,
    Es ist aber zu hoffen, dass es zunächst auf dem Weg der Umschulung, auf lange Sicht durch eine breiter gestreute Lehrausbildung der Mädchen gelingt, das Berufsgetto der Frauen zu durchbrechen.
    Vielleicht ist dies aber auch mit ein Weg, im Kampf gegen die diskriminierenden Frauenlöhne erfolgreicher zu sein als bisher.
    Mit einem anderen Thema der Weißenberg-Pressekonferenz als die Sozialistische Arbeiterzeitung befasst sich die neue Kronenzeitung.
    Weißenberg hatte gestern den Vorschlag von Ärztekammer-Vizepräsident Neugebauer, Skifahrer sollten wegen des höheren Risikos je Liftfahrt 50 Groschen aufzahlen, als diskussionswürdig bezeichnet.
    Peter Gnam schreibt dazu,
    Natürlich wird der Ruf nach neuen Steuern, wie zum Beispiel nach einer Liftsteuer für die Skifahrer immer lauter.
    Wenn allerdings die Österreicher wieder zur Kasse gebeten werden sollen, dann nicht ausgerechnet jene Gruppe, die, wie die Skifahrer, trotz der sicherlich bestehenden Verletzungsgefahr wenigstens etwas für ihre Gesundheit tun.
    Da wäre doch eine noch höhere Besteuerung von starken Zigaretten und hochgradigem Alkohol viel gerechter.
    Etwas anders als die Neue Kronenzeitung beurteilen die Salzburger Nachrichten die Äußerungen Weißenbergs zum gleichen Thema.
    In einem Kommentar wird eine Äußerung Weißenbergs zitiert, wonach eine derartige Abgabe nicht auf Skifahrer beschränkt bleiben könnte, sondern möglicherweise auch für Autofahrer in Betracht gezogen werden müsste.
    Das Blatt schreibt,
    Unser neuer Sozialminister scheint vom Skifahren keine und vom Autofahren nur eine geringe Ahnung zu haben, wenn er beides gleichstellt.
    Skifahren ist ein reines Vergnügen.
    Es wird auf steilen Hängern ohne Sicherheitskabine, ohne Sicherheitsgurt oft auf eisigen Pisten bei Geschwindigkeiten bis zu 100 Kilometern pro Stunde betrieben.
    Auto fährt man zum überwiegenden Teil, um zur Arbeitsstätte zu kommen oder seinem Beruf nachzugehen.
    Das Auto ist bei uns ein wesentlicher Bestandteil des Berufslebens.
    Die Skier sind das höchstens für Rentierhüter in Lappland.
    Und abschließend heißt es, die Hatz unserer Regierung auf die Autofahrer geht weiter.
    Nun hat sich Weißenberg als neuer Jäger eingestellt.
    Weidmannsheil.
    Die Autofahrer werden sich bedanken.
    Wieder ein anderes Thema der sozialpolitischen Pressekonferenz steht im Mittelpunkt eines Kommentars im Kurier.
    Dort bezieht sich Fritz Pesata auf die Ankündigung Weißenbergs, eine gesamtösterreichische Studie über die Armut in Österreich erstellen zu lassen, wenn er schreibt,
    Theoretisch dürfte es die materielle Armut, und nur von dieser soll hier die Rede sein, gar nicht geben.
    Denn das Netz unserer Sozialgesetzgebung würde mit jeder ASVG-Novelle und den Nebengesetzen immer dichter gezogen.
    Sodass jetzt nur noch wenige Berufsgruppen draußen stehen.
    Und auch diese, wie etwa Ärzte, Freiberufler oder Beamte, haben schon bisher eine Form der Existenzsicherung nach dem Ausscheiden aus dem Aktivleben gehabt.
    Doch grau wie alle Theorie ist auch die tatsächliche Armut.
    Der Kampf der Regierung auf dem Weg erhöhter Ausgleichszulagen, Pensionistenfreifahrten, verschiedener Gebührenbefreiungen, das alles reichte offenkundig nicht aus.
    Denn die Armut ist in den meisten Fällen stumm.
    Soweit die Inlandspresseschau zusammengestellt von Hans Langsteiner.
    Im Franz-Thomes-Lehrlingsheim in Wien findet zur Zeit der neunte Gewerkschaftstag der Gewerkschaft für Arbeitnehmer im Gastgewerbe statt.
    Dem Gewerkschaftstag liegen 42 Anträge durchwegs auf Verbesserungen sozialrechtlicher und gehaltstechnischer Natur vor.
    Bundeskanzler Kreisky hat anlässlich der Eröffnung dieses Gewerkschaftstages Österreich als Großmacht im Welttourismus apostrophiert.
    Diese Großmacht Österreich aber leidet unter Konjunkturschwierigkeiten, denn seit zwei Jahren gehen speziell im Sommer die Nächtigungsziffern ständig zurück.
    Wie also wollen die rund 100.000 Arbeitnehmer dieser Branche ihre Forderungen durchsetzen?
    Welche sind dies und welchen Zeitplan hat man sich gesetzt?
    Hans Adler sprach darüber mit dem Vorsitzenden der Gewerkschaft, der gastgewerblichen Arbeitnehmer Fritz Seiler.
    Sie haben heute auf Ihrem Gewerkschaftstag 42 Anträge vorgelegt, von denen eine ganze Reihe Verdienstverbesserungen und weitere soziale Verbesserungen beinhalten.
    Was sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten und die, die am kurzfristigsten erledigt werden sollten?
    Da wäre vor allem der Punkt, der Antrag Nummer 1, die Istlohnbasis für die Sonderzahlungen.
    In allen anderen oder in den meisten Berufen bekommen die Arbeiterinnen und Arbeiter von den Angestellten gar nicht zu reden bei der Selbstverständlichkeit ihren 13. und 14.
    Gehalt, also zu Weihnachten und zum Urlaub.
    Das Gleiche, was sie zu jedem anderen Monat bekommen.
    Im Gastgewerbe wird das auf der Mindestlohnbasis, also auf den Kollektivvertragslöhnen nur ausbezahlt und daher gibt sich eine starke Benachteiligung für unsere Dienstnehmer.
    Ich lese hier wöchentliche Überstundenleistung als Antrag.
    Was ist damit gemeint?
    Es ist vor allem gemeint bei den Garantielöhnern, dass bei denen, die Überstunden bezahlt werden aus den Umsatzprozenten, egal zu welcher Tageszeit die Umsatzprozente erarbeitet werden, sie können dann aber auch aufgeteilt werden fern einer Überstundenarbeit, womit praktisch eigentlich nicht mehr der Portier, der Kellner, das Stuhlmädchen bekommt, auch wenn er Überstunden macht.
    Apropos Bedienungszuschlag, den gibt es ja für den Gast jetzt praktisch nicht mehr sichtbar seit der Einführung der Mehrwertsteuer, aber er ist natürlich nach wie vor vorhanden und er steht auf Ihrer Liste.
    Wie ist die Situation eigentlich?
    Der Normalverbraucher, der ins Gasthaus geht, kennt sich eigentlich gar nicht aus, wie viel ihm verrechnet wird als Bedienungszuschlag.
    Wie ist das jetzt tatsächlich und was wollen Sie erreichen?
    Da vor allem wollten wir mehr Klarheit auch für das Personal, weil ja jeder Arbeitnehmer das Recht hat, genau zu wissen, wie viele bekommt.
    Durch dieses leider traditionelle, seit 1938 eingeführte Garantielohnsystem wissen ja viele,
    Garantielöhner, also das Bedienungspersonal und gar nicht einmal wieviel sie am Monatsende bekommen werden.
    Es ist ein Würfelspielcharakter und wir wollen also darüber auch mehr Klarheit haben und unser Fernziel sind selbstverständlich feste Löhne.
    Die Gewerkschaft muss ja letztlich auch von einer wirtschaftlichen Beurteilung der Lage in jener Branche, in der sie tätig ist, ausgehen.
    Wie sehen Sie als Arbeitnehmer die wirtschaftliche Situation des österreichischen Fremdenverkehrs?
    Die Lage ist nicht so günstig, wie es in der Statistik aufscheint.
    Mehr Nächtigungen sagt noch gar nichts, dass die Lage besser geworden ist, sondern es ist eine Verschiebung zur Quantität erfolgt.
    Aber einnahmenmäßig hat es sich für viele Betriebe verschlechtert, was sich auch auf das Personal auswirkt, insbesondere wieder auf die Garantielöhne.
    Wenn weniger Umsätze sind, ist auch der Lohn kleiner.
    Die Garantielöhne sind eben gebunden an die Konsumation.
    Sie sind der Lohn und nicht das Trinkgeld der Leute.
    Wenn also die Leute weniger konsumieren, sparsamer sind, und das ist bei vielen Gästen der Fall, dann also wirkt sich das auf das Personal aus, in einer Zeit, wo die anderen aber dauernde Fortschritte in der Lohnbewegung haben.
    Und darum besteht unter unserem Personal eine so große Unzufriedenheit.
    Apropos Lohnbewegung, wann ist eigentlich im Gastgeber die nächste Lohnrunde fällig und wie wird sie voraussichtlich ausfallen?
    Wir haben sie bereits bei der Paritätischen Kommission unter Kommission für Löhne und Preise beantragt.
    Wir hoffen, dass sie bald freigegeben werden und wir hoffen, dass diese Verhandlungen in Bälde zum Ende der Wintersaison abgeschlossen werden.
    Das ist also dann etwa Februar, März?
    Ja.
    Dankeschön.
    Mit dem Vorsitzenden der Gewerkschaft, der gastgewerblichen Arbeitnehmer, Fritz Seiler, sprach Hans Adler.
    Und nun ein Programmhinweis.
    Bilanz des Wirtschaftsmagazins des aktuellen Dienstes hören Sie heute Abend um 21.40 Uhr im Programm Österreich 1.
    Die Themen.
    Bessere Zahlungsmoral in der österreichischen Wirtschaft.
    schwieriger Handelspartner für Österreich, der Iran.
    Nuklearforschungsprojekte dienen auch der Wirtschaft und die Mittelmeerstaaten als Wirtschaftsraum.
    Näheres darüber heute Abend um 21.40 Uhr im Programm Österreich 1 in Bilanz, dem Wirtschaftsmagazin des aktuellen Dienstes.
    Und nun ein Blick auf die Uhr.
    Es wird dreieinhalb Minuten vor halb eins.
    Die Krise zwischen den beiden deutschen Schwesternparteien, der CDU, der christlich-demokratischen Union und der CSU, der christlich-sozialen Union, ist auch heute außenpolitisches Thema Nummer eins.
    Nach dem Beschluss der Landesgruppe der CSU vom vergangenen Freitag, die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Bonner Bundestag nach 27-jähriger Dauer zu lösen, hat nicht nur zu einem Konflikt zwischen den beiden Parteien geführt, sondern auch heftige Meinungsverschiedenheiten innerhalb der CSU hervorgerufen.
    So wurde bei der gestrigen Präsidiumssitzung der CDU in Bonn beschlossen, einen eigenen Landesverband in Bayern zu gründen, falls die Christlich-Soziale Union ihre Entscheidung über die Auflösung der Fraktionsgemeinschaft nicht rückgängig machen sollte.
    Innerhalb der CSU hat nun nach der Jungen Union und dem Bezirksverband Niederfranken auch der Bezirksvorstand der schwäbischen CSU die Einberufung eines Sonderparteitages gefordert.
    Ein Sonderparteitag muss stattfinden, wenn drei der insgesamt zehn Bezirksvorstände dies verlangen.
    Über die neuesten politischen Entwicklungen informiert Sie nun unser Deutschland-Korrespondent Klaus Emmerich.
    Wie tief der Beschluss der CSU-Landesgruppe im Bundestag eine eigene Fraktion Bayerischer Christlich Sozialer einzurichten und sich damit von den nördlichen Christdemokraten der CDU zu trennen, die politischen Verhältnisse in Westdeutschland bereits verändert, zeigt die Nachrichtenlage von heute Mittag.
    Bei einem Koalitionsgespräch zwischen Sozialdemokraten und Freidemokraten, also auf der anderen Seite des politischen Spektrums, kamen die Veränderungen zwischen CDU und CSU außerdurch zur Sprache.
    Am Anfang einer dicht gedrängten Verhandlungsserie über ein Sachprogramm zur Bildung einer rot-blauen Regierung bis 1980,
    Wurde dabei auch die Wertung des SPD-Klubobmannes Herbert Wehner aufgegriffen, dass nach der Trennung von CDU und CSU im Parteiengefüge der Bundesrepublik manches so wörtlich ins Vibrieren oder ins Rutschen geraten kann.
    Was heute Mittag die innenpolitischen Beobachter beschäftigt, ist der Eindruck, dass die Christdemokraten einmütig hinter ihrem Vorsitzenden Helmut Kohl stehen, während erstmals in dieser Deutlichkeit und Breitenwirkung innerhalb der CSU Widerstände gegen das Ende der Unionszusammenarbeit im Bundestag laut und lauter werden.
    So hat der Bezirksvorstand der CSU in Schwaben einen Sonderparteitag gewünscht, obwohl der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß in einem sieben Seiten langen Brief seine Lagebeurteilung übermittelt hatte.
    Nun werden zwei führende Politiker der CSU-Schwabens nicht zu den engsten Freunden von Strauß gezählt, nämlich der bayerische Innenminister Merck und der bayerische Bundesratsminister Heubel, immerhin aber letzterer ist stellvertretender Parteivorsitzender der CSU.
    Auch heute mehren sich erneut die Anzeichen des Unmuts, des Zweifels oder des Widerstandes an dem Trennungsbeschluss ganz allgemein.
    CSU-Funktionäre berichten von Austrittsdrohungen oder tatsächlichen Austritten.
    Einzelne Ortsverbände der bayerischen CSU sollen angekündigt haben, geschlossen zur CDU übertreten zu wollen, wenn diese nach Bayern geht.
    Dies trifft neben Schwaben vor allem auf eine Bewegung in Franken, in den Ballungsräumen wie München und in der Jungen Union zu.
    Als typisch bezeichnen Kenner der Verhältnisse die Reaktion des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat von Erlangen-Uhl, der der CSU jetzt vorwirft, sie entwickle sich zu einer wörtlich Funktionärspartei, in der die Basis jede politische Schwenkung zu vollziehen habe.
    Franz Josef Strauß, von der Entwicklung wohl selber überrascht, hält sich deutlich zurück, erklärt jetzt aber noch einmal öffentlich, sein Ziel sei es, die Union insgesamt stärker zu machen.
    Der Vorsitzende der oberbayerischen CSU, der Landesminister Streibl, widerspricht den allgemeinen Weiterungen und erklärt, der Landesgruppe sei es allein darum gegangen, ihre Arbeitsbedingungen im Bundestag zu verbessern.
    Und der CSU-Generalsekretär Tandler verteidigt seinen Vorsitzenden Strauß gegen den Vorwurf, Strauß könne die Union zerstören und sagt wörtlich, das ist doch einfach nicht wahr.
    Es handele sich, so Tandler, um eine bessere Selbstdarstellung der CSU, nicht um mehr.
    Inzwischen nehmen die Forderungen nach einem außerordentlichen Parteitag der CSU zu.
    Außerhalb Bayerns melden sich mehr und mehr Sympathisanten einer vierten Partei, so in Berlin, Westfalen, Bremen und Hamburg.
    Der ehemalige CDU-Abgeordnete in der Hamburger Bürgerschaft Prahl hat Strauß angeboten, einen CSU-Landesverband in der Hansestadt zu gründen und meint, ein solcher Verband könne in Hamburg 10 bis 12 Prozent der Stimmen erringen.
    Bundespolitisch tickt in Bonn inzwischen eine neue Bombe.
    Der CDU-Chef Kohl fordert erneut von der CSU die Zurücknahme des Trennungsbeschlusses.
    Andersfalls will er sich am 1.
    Dezember, also in einer guten Woche, zum Vorsitzenden einer alleinigen CDU-Bundestagsfraktion wählen lassen.
    Und äußerlich hat sich in Bonn am Bundeshaus bereits etwas geändert.
    Die dort angebrachte Tafel CDU-CSU-Fraktion ist überklebt worden.
    Aus Bonn berichtete Klaus Emmerich.
    Italien befindet sich seit heute früh im Banne eines allgemeinen Ausstandes, den man zwar nicht Generalstreik, aber immerhin Großstreik nennt.
    24 Stunden lang haben die Beamten, Angestellten und öffentlichen Bediensteten der Regional- und Ortsverwaltungen, der Krankenkassen, Spitäler, der Post, der Schulen, der Flugplätze und der Eisenbahnen die Arbeit niedergelegt.
    Es ist dies die zweite große Streikaktion innerhalb von zehn Tagen.
    Allerdings haben die Streiks seit dem Amtsantritt der Regierung Andriotti einen anderen Charakter als früher erhalten.
    Nachdem die Kommunisten durch ihre Stimmenthaltung das Wirtschaftsprogramm des Kabinetts faktisch gebilligt haben, ist damit auch die Einsicht der Gewerkschaften in die Notwendigkeit des Sparprogramms verbunden.
    Von Zeit zu Zeit allerdings müssen die Gewerkschaften in Erinnerung rufen, dass sie eine Macht darstellen, mit der gerechnet werden muss.
    Rolf Gallus informiert sie aus Rom.
    Aus angeblicher Solidarität mit den Arbeitnehmern der öffentlichen Berufszweige sind auch die Industriearbeiter von ihren Fachgewerkschaften zu einstündigen Arbeitsniederlegungen auf die verschiedenen Schichten verteilt aufgerufen worden.
    Doch scheinen nach den bisherigen Meldungen diese Punktstreiks in der Industrie nicht gerade erfolgreich zu verlaufen.
    wie auch längst nicht überall in den öffentlichen Bereichen hundertprozentig gestreikt wird, vor allem bei der Angestelltenschaft und höheren Beamtenschaft nicht.
    Auch in Italien haben die Arbeitsstreitigkeiten und Sozialkonflikte viel von ihrer einstigen, fast fatalen Eigengesetzlichkeit eingebüßt.
    Die oberste Gewerkschaftsföderation Italiens, der sozialkatholischen CISL, der laizistischen UIL und der linken CGIL,
    sowie die untergeordneten Gruppen- und Fachgewerkschaftsgliederungen haben gegenwärtig ohne dies eine harte Zerreißprobe durchzustehen.
    Die Arbeitnehmerorganisationen sind nämlich infolge der Krisenbekämpfungspolitik zwischen zwei Feuer geraten.
    Auf der einen Seite eine unruhige, rumorende Gefolgschaft, die sich nicht mehr allein mit Streikparolen abspeisen lässt.
    Auf der anderen Seite die Regierung unter Ministerpräsident Andreotti mit ihrem harten einschneidenden Spar- und Stabilisierungsprogramm, das jetzt sogar in der von Andreotti und seinen Fachministern geforderten partiellen Abstellung der Skala der automatischen Teuerungsangleichungen und selbst in einem weitgehenden Lohnstopp gipfeln soll.
    Die Regierung lässt den Gewerkschaften und dem Industrieverband jetzt 30 Tage Zeit,
    damit sich die beiden Kontrahenten über Kaufkraftausgleichsskala und Begrenzung der Einkommenserhöhungen handelseinig werden.
    Ist die Frist ergebnislos verstrichen, wird Andreotti die von ihm verlangten Beschränkungen durch Gesetzesdekrete erzwingen.
    Was nun die öffentlichen Sektoren betrifft, die heute ja 24 Stunden lang bestreikt werden, wie schon eingangs erwähnt,
    So lehnt die Regierung trotz der Ausstands- und Protestwelle kategorisch nicht nur die Heraufsetzung der Grundvergütungen samt Zuschläge ab, vielmehr auch generell die Erneuerung der Arbeitsverträge schlechthin.
    Der Ministerpräsident will damit einer weiteren Aufblähung parasitärer Apparate sowie neuen, unweigerlich inflationstreibenden Lohnbewegungen drastisch vorbeugen.
    Im selben Fahrwasser gleitet der Industrieverband die Confindustria in Hinsicht auf die Privatwirtschaft, wobei es in diesem Sektor primär um die Eindämmung der hohen Arbeits- und Produktionskosten geht.
    Die große Kraftprobe zwischen den Sozialpartnern Italiens ist jetzt vehement ausgebrochen und steuert rapide ihrem Höhepunkt zu.
    Dabei zeigt sich, dass die Arbeitnehmerverbände gegenüber den unabdingbaren wirtschaftspolitischen Erfordernissen der Stunde
    Doch allmählich werden den Krebsgang gehen müssen, soll die Ökonomie des Landes vor dem Bankrott gerettet werden.
    Großstreik in Italien, Rolf Gallus informierte.
    Seit einiger Zeit gibt es im Nahen Osten eine Nachlassung der Spannen.
    Im Libanon wird nicht mehr gekämpft, Ägyptens Präsident Sadat hat eine Friedensoffensive gestartet und sogar die palästinensische Befreiungsorganisation hat durchblicken lassen, dass sie sich nun doch mit einem palästinenser Staat zufrieden geben könnte, der Israel unangetastet lässt.
    Für die Israelis bedeutet all das eine kleine Erleichterung nach außen.
    Im Inneren aber hat die Regierung von Ministerpräsident Rabin mehr Sorgen als zuvor.
    Im Lande wächst die Unzufriedenheit.
    Die gewaltigen wirtschaftlichen Opfer, die von der Bevölkerung verlangt werden, stoßen auf Widerstand.
    Die jüngste Folge des Unbehagens in Israel sind zwei neue Parteien gegründet worden.
    Moshe Meisels berichtet.
    An der Spitze der beiden Parteien stehen Professor Yigal Yadin,
    ein früherer Generalstabschef und weltberühmter Archäologe, der besonders durch seine Ausgrabungen in Masada internationalen Ruhm erlangte, und der Generalmajor in Reserve, Arik Sharon, der Held des Yom Kippur-Krieges, der die Überquerung des Suezkanals durch israelische Einheiten nach Ägypten befähigte.
    Professor Yadin, der die Errichtung seiner demokratischen Bewegungsbekampf gab, erklärte, dass er in einer Zeit der internen Gefahr
    die sich auch aus außenpolitischem Gebiet und in den Sicherheitsbelangen des Staates auswirken, ins politische Leben eintreten müsste, um wieder eine vertrauenswürdige Staatsführung zu schaffen.
    Seine liberale Bewegung wolle sich besonders auf interne Angelegenheiten konzentrieren, um der Zerrückung des bestehenden Regimes, dem Verfall der Wirtschaft, der Korruption und moralischen Fahrlässigkeit den Kampf anzusagen.
    Dazu sei vor allem eine Reform des bestehenden Wahlsystems und die Einführung von persönlichen Bezirkswahlen anstatt allgemeiner Proportswahl, wobei das ganze Land als ein einziger Wahlkreis gilt, notwendig.
    Jardim schlägt ein zahlenmäßig beschränktes Kabinett vor, in dem ein oberster Wirtschaftsminister sowie ein oberster Minister für Gesellschaftsfragen prominent fungieren sollten.
    Außenpolitisch tritt Professor Yadin für einen realistischeren Kurs ein, der die Möglichkeit von Verhandlungen mit der PLO unter Richtung eines besonderen Palästinenser Staates jenseits des Jordans einschlägt.
    Yadins neue Bewegung könnte angesichts der Situation und Unzufriedenheit in Israel den Machtkämpfen innerhalb der Arbeiterpartei unter Möglichkeit einer Vereinigung ständlicher liberaler und zentraler Parteien unter seiner Führung
    die bisherige Herrschaft der Arbeiterpartei gefährden oder zumindest zum Zünglein an der Waage zwischen den zwei großen Blöcken der Arbeiterbewegung und der Likud-Opposition werden und die Zusammensetzung der neuen Regierung nach den Wahlen entscheidend beeinflussen.
    Da sein außenpolitisches Programm gemäßig ist, neigt er eher zu einer Koalition mit der Arbeiterpartei als mit dem Likud.
    Der besonders unter der israelischen Jugend und im Militär populäre Reservegeneral Arik Sharon ist aus dem Likud ausgetreten und hat eine eigene Bewegung gegründet, die sich Kionsfriede nennt.
    Sharon, der bisher als extremer Falke galt, erklärte, dass der Likud unter Führung Menachem Begin nicht die im Nahen Osten und in der Welt geschaffenen Realitäten berücksichtige.
    Auch er trat für Gespräche mit der PLO ein.
    und befürwortete im Falle einer friedlichen Regelung die Möglichkeit weitgehender territorialer Verzichte an allen Fronten.
    Sharon erklärte sich zwischen der Arbeiterbewegung und dem Likud-Stehen und definierte sein Hauptziel als Gesundung der Staatsführung und Wiederbelebung des Idealismus unter der Jugend.
    Sharon wird zweifellos bei den Wahlen Stimmen vom Likud abziehen.
    Er könnte jedoch auch zur Schwächung der Arbeiterbewegung beitragen, da einer massiven Unterstützung junger Wähler sicher sein kann.
    Zwischen Professor Jordin und Sharon sind Gespräche über die Bildung einer gemeinsamen Liste im Gange, was das politische Bild Israels nach den Wahlen vom Grund auf ändern könnte, da ein solcher vereinster Machtfaktor zweifellos die Bildung der neuen Regierung entscheidend beeinflussen würde.
    Neue Parteien in Israel, darüber informierte Moshe Meisels.
    Vor einer Woche legte UN-Generalsekretär Kurt Waldheim der 31.
    Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York den Bericht über die Nutzung der Büro- und Konferenzeinrichtungen im Donauparkzentrum in Wien vor.
    Hauptpunkte des Berichts, wie kann die Wiener UNO-City nach ihrer Fertigstellung im Jahre 1978 ausgelastet werden.
    Geplant war ja die UNO-City für die beiden in Wien ansässigen Organisationen UNIDO und IAEO für rund 4.700 Personen.
    Diese beiden Organisationen werden aber nur Räumlichkeiten für rund 3.700 Mitarbeiter benötigen.
    1.000 Büroeinheiten werden nicht genützt.
    Für diese leerstehenden Büroeinheiten schlägt nun Waldhain in einem Aktionsplan die Übersiedlung anderer UN-Organisationen von New York und Genf nach Wien vor.
    So soll zum Beispiel in der ersten Phase bis 1978 das Zentrum für soziale Entwicklung und humanitäre Angelegenheiten aus New York nach Wien verlegt werden.
    Für die zweite Phase, das Jahr 1979, ist die Verlegung des Büros des Koordinators für Katastrophenhilfe von Genf nach Wien geplant.
    Darüber ist es in New York zu Meinungsverschiedenheiten gekommen, wie Rudolf Stoiber berichtet.
    Die Manöver und Gegenmanöver um die eventuelle Verlegung von UN-Einheiten aus Genf und New York nach Wien haben nicht nur hinter, sondern auch vor den Kulissen begonnen.
    Bevor der Finanz- und Budgetausschuss überhaupt
    mit der Behandlung des diesbezüglichen Gerichts des Generalsekretärs anfing.
    Ein Beispiel dafür die Diskussionen im Wirtschaftsausschuss der Generalversammlung der sogenannten zweiten Kommission, wo zurzeit unter anderem die Agenten des Koordinators für Katastrophenhilfe zur Debatte stehen.
    Dieses Büro mit 24 Berufsbeamten ist im Bericht des Generalsekretärs während der zweiten Phase des Fünfjahresplans, also 1979,
    zur Übersiedlung nach Wien vorgesehen.
    Seine Leitung hat Untergeneralsekretär Faruk Berkoll inne.
    Bei der Gründung dieses Büros 1971 wurde von der UN-Generalversammlung Genf als Sitz dafür gewählt.
    Nach Ansicht des norwegischen und des türkischen Delegierten in der zweiten Kommission soll das Büro auch in Genf bleiben.
    Der norwegische Vertreter, Botschafter Knut Thomason, erklärte vorgestern,
    Er hoffe, das UN-Koordinationsbüro werde das Zentrum für die internationale Katastrophenhilfe werden und in Genf allen Regierungsvertretern, den Rotkreuz-Angehörigen und allen anderen interessierten internationalen Organisationen zugänglich sein, die sich an einem Tisch treffen und die für sie notwendigen Informationen erhalten könnten.
    Dies wäre nach Ansicht des norwegischen Delegierten jedoch nur in Genf und bei einer Verlegung nach Wien nicht
    Nun, es nutzt wenig, dass die norwegische UN-Delegation sich bei der österreichischen im Nachhinein entschuldigte und erklärte, diese Passage sei mit dem Sprecher nicht abgestimmt worden.
    Die Worte waren gesprochen, der Schaden angerichtet.
    Der türkische Vertreter Mustafa Aksin sprach gestern im gleichen Komitee im ähnlichen Sinn.
    Der türkische Minister Altemur Kilic, der zurzeit wegen der Zyperndebatte in New York weilt,
    erläuterte dazu in einem Gespräch.
    Die Türkei habe nichts gegen Wien, aber das Büro des Koordinators für Katastrophenhilfe soll in Genf bleiben.
    Schon allein wegen der örtlichen Nähe zum Internationalen Roten Kreuz.
    Privat war dazu zu erfahren, dass der Leiter des Büros, Faruk Berkoll, der türkischer Staatsbürger ist, persönlich lieber in Genf bleiben möchte, als nach Wien übersiedeln.
    Dass die türkische UN-Mission von seinem Wunsch weit,
    muss angenommen werden.
    Der österreichische Vertreter im zweiten Komitee, Dr. Kuhn, meinte dazu, man soll nicht eine UN-Einheit aus dem ganzen Fragenkomplex herauslösen und in einem Komitee diskutieren, wo die Frage der Verlegung von UN-Einheiten nicht hingehört, sondern darauf warten, bis der Finanz- und Budgetausschuss, der dafür zuständig ist, den Bericht Dr. Waldheims diskutiert.
    Aber es ist offensichtlich, dass manche UN-Delegationen bereits zu schießen beginnen, bevor das Zeichen zum allgemeinen Feuern gegeben wurde.
    Aus New York berichtete Rudolf Stoiber.
    Made in Japan steht auf vielen Waren, die in Europa verkauft werden, auch in Österreich.
    Es sind meist Produkte der Massenkonsumgüterindustrie, Autos, Fernsehapparate, Kameras, aber auch Massenprodukte der Stahlindustrie.
    Der europäischen Konkurrenz ist die japanische Präsenz auf dem europäischen Markt ein Dorn im Auge.
    Vor allem jetzt, wo man nicht weiß, ob die Erholung der Wirtschaft nach der Krise auch wirklich eine Erholung ist.
    Deshalb hat die Neuner-Gemeinschaft, die EG, auf die über 71 Milliarden Schilling Überschuss hingewiesen, die Japan im Handel mit Westeuropa erzielt und die Japaner nachdrücklich zur Ordnung gerufen.
    Dies geschah in der vergangenen Woche.
    Die Japaner haben rasch reagiert.
    Sie haben wissen lassen, dass sie selbstverständlich an einem Handelskrieg mit der Gemeinschaft nicht interessiert seien.
    Die Situation des internationalen Handels zwischen Japan und der europäischen Gemeinschaft beleuchtet Hermann Bohle.
    Automobilindustrie konnte ihre Lieferungen in die Gemeinschaft in der ersten Hälfte dieses Jahres verdoppeln.
    Doch im Lande der aufgehenden Sonne erreicht die Zahl der neu zugelassenen Autos aus der ganzen übrigen Welt, keineswegs nur aus der EG, noch keine zwei Prozent sämtlicher Neuzulassungen.
    In Europa steht man stets vor einem doppelten Problem, wenn es um Japan geht.
    Das eine ist politisch, das andere wirtschaftlich.
    Die mehr als 100 Millionen Japaner, zusammen mit Deutschland, heute die dritte Industriemacht der Erde, sind die wichtigsten Verbündeten der demokratischen Welt in Asien.
    Es gilt folglich, jenem fernen Lande Möglichkeiten zu öffnen, damit es wirtschaftlich gesund bleibt, also sozial stabil, sodass Japans parlamentarische Demokratie sicher wird.
    Das rohstoffarme Japan muss folglich viel ins Ausland verkaufen.
    Die Europäer können schon aus politischen Gründen gar nicht anders als ihre Grenzen möglichst weit offen halten gegenüber der japanischen Exportoffensive.
    Sonst gibt es auch prompt Ärger mit der Schutzmacht USA.
    Denn Washington legt natürlich größten Wert darauf, dass Japan ein wirtschaftlich mit den politisch gesunder Alliierter bleibt und also exportiert.
    Zudem kommt jedes Auto, das die Europäer aus japanischen Fabriken abnehmen, eben nicht nach Amerika, mindert also dort den Angebotsdruck.
    Doch tun sich die USA in der Sache etwas leichter als die Europäer.
    Dies deshalb, weil sich die Volkswirtschaften Japans und der Vereinigten Staaten gegenseitig ergänzen.
    Die Westeuropas und Japans aber keineswegs.
    Die Amerikaner verkaufen den Japanern große Mengen modernsten Geräts, das in jenem Inselreich wenig oder nicht hergestellt wird, nämlich Flugzeuge, große Datenverarbeiter, hochempfindliche elektronische Ausrüstungen, dazu lebenswichtige Rohstoffe wie Weizen und Kohle, die beide in Japan weitgehend fehlen.
    Als Gegenlieferungen kommen dann die Spitzenreiter japanischen Exports nach Amerika.
    Schiffe, Autos, Fotogeräte, kleine Electronics und Datenrechner oder eben Stahl.
    Natürlich stöhnt Amerikas Industrie ebenfalls.
    Doch während der japanische Ausfuhrüberschuss gegenüber der IG in diesem Jahr wohl 4 Milliarden Dollar erreicht, kommt er gegenüber den USA nur auf etwa 200 Millionen.
    Was sich daraus erklärt?
    Die Volkswirtschaften Japans und der Westeuropäer produzieren in wichtigen Fällen einfach dasselbe, ergänzen sich also viel weniger, machen sich knochenharte Konkurrenz, weil sie sich dauernd die gleichen Sachen gegenseitig liefern möchten.
    An solchen Ungereimtheiten scheitern bis heute schon vierjährige Verhandlungen der EG mit Japan über einen großen Handelsvertrag.
    Handelsbeziehungen Japan E.G.
    Hermann Bohle informierte.
    Es ist jetzt zwölf Minuten vor 13 Uhr.
    Der französische Schriftsteller und Politiker André Malraux ist heute in einem Pariser Krankenhaus an den Folgen einer Lungenembolie gestorben.
    Malraux war erst am 3.
    November 75 Jahre alt geworden.
    Zu seinen bedeutendsten Werken gehören die Romane Eroberer, Der Königsweg und vor allem sein 1934 erschienenes Buch So lebt der Mensch.
    Zehn Jahre lang, von 1959 bis 1969, war Malraux französischer Staatsminister für kulturelle Angelegenheiten.
    Hören Sie über Leben und Wirken von André Malraux den folgenden Beitrag unseres Pariser Mitarbeiters Christophe Schwerin.
    Bei keinem französischen Schriftsteller dieses Jahrhunderts bildeten Leben und Dichtung, Legende und Wirklichkeit eine solche Einheit wie bei André Malraux, der, wie vor ihm André Gide und nach ihm Sartre, das geistige Bild einer Generation prägte.
    Das war in den 30er Jahren, als seine großen Romane, autobiografische Selbstbekenntnisse und zugleich die intensivsten intellektuellen Dokumente jener Epoche erschienen, während indes über Deutschland bereits sich die Wolken des Ungeistes versammelten, die bald ganz Europa verdunkeln sollten.
    dass er ausgerechnet in jenem Land, dessen Kultur er am meisten verdankte, so sagte er mir einmal, im deutschen Sprachbereich, durch die Nazi-Barbarei nicht mehr die Anerkennung gefunden hat, er nichts mehr ausrichten konnte, hat ihn immer bedrückt.
    Dabei erschienen früh im Berliner Querschnitt seine ersten Romane in vorzüglichen Übersetzungen und seine Legende vom revolutionären Kämpfer in der chinesischen Revolution von 1926 wurde in Berlin erfunden.
    An ihr ist so wenig dran wie an späteren Abenteuern im Stile von T.I.
    Lawrence.
    Aber sie hätten seinen unruhigen Geist und seinem Tatendrang entsprochen und seine Romane, die Hoffnung, die Condition humaine, der Eroberer, lebten aus ihnen.
    Indes, er setzte sich ein für die Volksfrontregierung 1936, er nahm am Spanischen Bürgerkrieg teil.
    Von Anfang an bildete er, 1940 bereits, Widerstandszellen gegen die Nazi-Besetzung in Frankreich und geriet in deutsche Gefangenschaft.
    Das alles erzählt er in seinem Erinnerungsbuch »Die Antimemoiren«, dessen klassischer, pathetischer Stil jedoch in nichts mehr erinnert an die harte, hämmernde, moderne, von der Filmtechnik inspirierte, verkürzte Prosa seiner großen Romane.
    Er schrieb keine Dichtung mehr nach dem Zweiten Weltkrieg.
    Und die Heldenverehrung, die er früher im Romangestalten seiner eigenen Person entgegenbrachte, projizierte er nun auf den General de Gaulle, dessen Informationsminister 1947, dessen Kultusminister 1959 wurde.
    Er wandte der Literatur den Rücken und baute in einem grandiosen Werk, das imaginäre Museum, eine neue Ästhetik der bildenden Kunst auf, die die Jahrhunderte und Kulturen überbrückte und zum ersten Mal ein Gesamtbild der menschlichen Kreation schaffte.
    Das große Abenteuer der Kunst, das war für ihn die Zerstörung des Imaginären, die Ablösung der Vertiefung durch die Verwandlung.
    Sein imaginäres Museum sollte den Louvre ersetzen, dem Glauben daran, das Kunstwerk gründe sich auf eine unerschütterliche Wertgarantie.
    So war sein philosophisches Denken, wie das seines Vorgängers Nietzsche, systemlos und er liebte den Ausspruch Picassos, auf sein Denken angewandt, der ihm einmal sagte, er male in Gedankensprünge.
    Seit er sich abgewandt hat von der Politik mit dem Rücktritt de Gaulle als Folge der Mai-Revolution von 1968 und an seinen Memoiren arbeitete, war sein Körper zusehends von Krankheit gezeichnet.
    Mehrmals, in immer längeren Krankenhausaufenthalten, versuchte er, zu sich selbst zu finden, und erst in den letzten Jahren wieder trat er öffentlich auf, seine Sprache rein akustisch nur noch schwer verständlich, aber besessen vom Denken, von einer geistigen Arbeit, die jährlich mehrere Bücher produzierte.
    Noch einmal konnte er dem Tode unvergessliche Seiten großer Prose entreißen.
    Mit ihm entschwindet der letzte Repräsentant heroischer Bilderstürmer einer Generation, die den Zweifel und intellektuelle Nüchternheit nicht anerkannte, die heute herrschen.
    Französischer Schriftsteller und Politiker André Malraux, heute gestorben.
    Sie hörten einen Nachruf von Christoph Schwerin.
    Das Theater der Jugend in Wien hat schon vor zwei Jahren ein Stück aufgeführt, das sich mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat, nämlich das Stück »Korczak und die Kinder« von Erwin Sylvanus.
    Heute hat nun im Theater im Zentrum das Tagebuch der Anne Frank die Dramatisierung der Aufzeichnungen des 14-jährigen jüdischen Mädchens durch die Amerikaner Francis Goodrich und Albert Hackett Premiere.
    Hören Sie dazu einen Beitrag von Walter Gellert.
    Das Stück »Korczak und die Kinder« schildert die Geschichte des polnischen Pädagogen, der, trotzdem ihm Rettung angeboten wird, mit 66 Kindern des von ihm betreuten Waisenhauses in das Vernichtungslager Treblinka geht.
    In diesem Werk versucht der Autor Erwin Silvanus, nicht Emotionen freizulegen, sondern immer wieder die Frage aufzuwerfen, wie es zu der Erscheinung des Nationalsozialismus überhaupt kommen konnte.
    Die Dramatisierung des Tagebuchs der Anne Frank zielt nun mehr auf Gewissenserschütterung ab, wobei die zeitliche Nähe zu den tatsächlichen Ereignissen, das Werk ist 1956 entstanden, diesen Eindruck noch verstärkte.
    Das Tagebuch der Anne Frank zählte vor etwa 20 Jahren zu einem der meistgespielten Stücke.
    In der Spielzeit 56-57 wurde es auch im Theater in der Josefstadt aufgeführt mit Cariglia Paxevanus in der Titelrolle.
    1958 entstand auch eine Filmfassung des Stoffes.
    Peter Weiß hat nun das Stück jetzt fürs Theater der Jugend inszeniert.
    Die Schwierigkeit ist eigentlich diese Zeit auf der Bühne darzustellen, das ist fast nie gelungen.
    Und hier ist das ein bisschen kommerzialisiert worden und daher muss man sehr vorsichtig bei dem Stück sein.
    Das Tagebuch der Anne Frank ist eine analytische Schilderung der Acht auf engstem Raum in einem Hinterhaus an der Prinsenkracht in Amsterdam lebenden Personen.
    Die Schilderung ihrer Angst vor dem Entdecktwerden.
    Die Schilderung der Versuche ein möglichst normales Leben auch in dem Versteck zu führen.
    Dazwischen das Aufkeimen einer Freundschaft zwischen der 15-jährigen Anne zu Peter, dem Sohn der Familie van Daan.
    Hier eine Szene aus dem Stück, in der Annes Betrachtungen der eigenen Situation, alles ohne Rossanti-Maus, der Buchvorlage sehr nahe kommen.
    Anne und Peter werden von Eva Linder und Raimund Lang gespielt.
    Wenn ich da draußen an die Natur denke, an die Bäume, die Blumen, die Vögel, wenn ich an uns zwei denke, wie schön das ist.
    Dann habe ich keine Angst mehr.
    Dann komme ich zu mir und zu Gott.
    Alles ganz schön und gut.
    Aber wenn ich anfange zu denken, werde ich wahnsinnig.
    Denk doch nur an uns.
    Da sitzen wir hier in der Falle und können uns nicht bewegen und warten, warten, warten, bis sie uns holen kommen.
    Und wozu das alles?
    Schau, es geht ja nicht nur uns so.
    Es gibt so viele Menschen, die leiden müssen.
    Es hat es immer gegeben.
    Einmal die einen, dann wieder die anderen.
    Als ob das ein Trost wäre.
    Ich weiß, es ist furchtbar schwer, jetzt noch an irgendetwas zu glauben.
    Wo da draußen alles kaputt geht.
    Wo es Menschen gibt, die so etwas tun.
    Aber weißt du, vielleicht macht die Welt nur eine Entwicklung durch.
    Ja, vielleicht ist das nur eine Phase einer Entwicklung.
    Das geht vorüber.
    Vielleicht erst in Hunderten von Jahren, aber eines Tages eben doch.
    Trotz allem glaube ich noch an das Gute im Menschen.
    Jetzt will ich was davon sehen!
    Jetzt!
    Nicht erst in tausend Jahren!
    Wie kann man nun das Stück heute spielen, damit die Jugendlichen, die diese Zeit bestenfalls aus dem Geschichtsunterricht kennen, nicht verständnislos dem Werk gegenüberstehen?
    Über die Konzeption der Aufführung im Theater der Jugend sagt Peter Weiß, es hätte die Möglichkeit gegeben mit
    Fotos mit Dokumenten hineinzugehen.
    Ich glaube aber, dass das das Stück nicht eigentlich ertragen hätte.
    Ich habe es im Stück selber versucht.
    Ich habe versucht gewisse heitere Stellen, sagen wir es einmal so, zu eliminieren.
    und den Figuren mehr Belastung zu geben und ich versuche am Schluss zu sagen, was mit den Figuren geworden ist, aber nicht in der Form des Stückes.
    Da gibt es einen Eingang und Ausgang, wo der Herr Frank nach dem Krieg kommt und sich an die Anne zurückerinnert.
    Ich habe das ein bisschen sentimental empfunden, es hat auch nichts mit dem Tagebuch zu tun, sondern da versuche ich ein bisschen dokumentarischer zu sein.
    Das Tagebuch der Anne Frank, dramatisiert von Francis Goodridge und Albert Hackett, hat heute beim Theater Die Jugend im Theater im Zentrum in Wien Premiere.
    Nach diesem Beitrag von Walter Gellert gebe ich jetzt zweieinhalb Minuten vor 13 Uhr nochmals ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kreisky sagte nach dem Ministerrat, in der Frage der Aufstellung von zweisprachigen Ortstafeln werde er, solange er an der Spitze der Regierung stehe, nicht dafür eintreten, dass die SPÖ allein ein neues Ortstafelgesetz beschließe.
    Der Bundeskanzler betonte neuerlich, die Sprachenzählung und das Verhalten der Bevölkerung bei der Angabe der Muttersprache sei für ihn persönlich eine Orientierungshilfe.
    Bürgermeister Graz sagte in seiner Eigenschaft als Wiener Landeshauptmann zur Diskussion um die Ladenschlusszeiten, er werde von seinem gesetzlichen Recht, die Öffnungszeiten der Wiener Geschäfte zu ändern, erst Gebrauch machen, wenn die Untersuchung von Handelsminister Staribacher über die Wünsche der Konsumenten, Unternehmer und Handelsangestellten abgeschlossen sei.
    Der Bundesvorstand des FPÖ-Arbeitnehmerreferates hat sich neuerlich für die Liberalisierung des Ladenschlussgesetzes eingesetzt.
    Nach Angaben von Gesundheitsministerin Leo Dolter hat eine Umfrage unter 500 Müttern ergeben, dass 75 Prozent dieser Frauen mit der Einführung des Mutter-Kind-Passes sehr glücklich seien.
    In Wien findet derzeit der neunte Gewerkschaftstag der Arbeiter im Gastgewerbe statt.
    42 Anträge befassen sich vor allem mit Verbesserungen sozialrechtlicher und gehaltstechnischer Art.
    Frankreich.
    Im Alter von 75 Jahren starb in Paris der Schriftsteller und frühere Kulturminister André Malraux.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Vorsitzende der CSU, Strauß, und Fraktionschef Zimmermann haben den Beschluss zur Beendigung der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Bundestag gegenüber der Parteibasis gerechtfertigt.
    In einem Brief an etwa 7000 Funktionäre ist unter anderem die Rede von einer mutigen, politisch notwendigen und im Interesse der deutschen Politik geschichtlichen Entscheidung die Rede.
    Die bisherigen Reaktionen von CDU-Politikern werden als in der Sache verfehlt, politisch unüberlegt und dem gemeinsamen Ziel schädlich hingestellt.
    RUMÄNIEN In Bukarest haben die formellen Gespräche zwischen Staats- und Parteichef Ceausescu und dem sowjetischen Parteichef Brezhnev begonnen.
    China.
    Die chinesische Presse veröffentlicht heute einen äußerst scharfen Appell zur totalen Unterwerfung unter dem neuen Parteivorsitzenden Hua Guofeng.
    Mit diesen Kurznachrichten, meine Damen und Herren, ist die Mittagsinformation beendet.
    Ausführliche Berichte hören Sie wieder um 18.15 Uhr im Programm Österreich 1.
    Für das Team des Mittagjournals verabschiedet sich Karl Jokowski.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerrat zu Sprachenerhebung
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Pressekonferenz Sozialminister Weißenberg
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Sport ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Arbeitnehmer im Gastgewerbe fordern Erhöhung des Bedienungszuschlages
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Widerstand in der CSU gegen Trennung von der CDU wächst
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italien: Schachbrettstreiks in Schulen, Post, Bahn, etc.
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zwei neue israelische Oppositionsparteien gegründet
    Mitwirkende: Meisels, Moshe [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    UNO: Diskussion um Verlegung von Organisationen nach Wien
    Mitwirkende: Stoiber, Rudolf [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Handelsstreit zwischen EG und Japan
    Mitwirkende: Bohle, Hermann [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Nachruf auf André Malraux
    Mitwirkende: Schwerin, Christoph [Gestaltung]
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Das Tagebuch der Anne Frank" am Theater im Zentrum in Wien
    Einblendung: Peter Weihs, Szene Eva Linder, Raimund Lang
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung] , Weihs, Peter [Interviewte/r] , Linder, Eva [Interpret/in] , Lang, Raimund [Interpret/in]
    Datum: 1976.11.23 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Theater im Zentrum [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Politik ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1976.11.23
    Spieldauer 00:59:53
    Mitwirkende Steinwendner, Wolfgang [Moderation] [GND]
    Jirkovsky, Karl [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.11.23 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-761123_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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