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Die Erstellung der Transkripte erfolgt mit der Transkriptionssoftware WhisperX. WhisperX basiert auf dem System Whisper der Firma OpenAI. Whisper ist ein Open Source Produkt und auf Github veröffentlicht. WhisperX ist eine optimierte Version von Whisper und wurde von der Visual Geometry Group an der Oxford University entwickelt und auf Github veröffentlicht.
Die zur Verfügung gestellten Transkripte wurden 2024 erstellt.
KI-generiertes Transkript
Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
Zwölf Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Wie immer an Wochentagen meldet sich um diese Zeit der Aktuelle Dienst mit einer Stunde Information.
Guten Tag verehrte Zuhörer, Ihr Begleiter im Studio ist heute Adolf Poindl.
Die mögliche Ausweitung der WBO-Affäre und der Nachklang zum Österreich-Besuch des libyschen Revolutionsführers Gaddafi, das sind heute Mittag die zentralen Themen.
Wir besuchen dazu eine Pressekonferenz der ÖVP in Wien,
befassen uns mit den wirtschaftlichen Aspekten der Staatsvisite, bringen eine Zusammenfassung der Gaddafi-Kommentare in den österreichischen Zeitungen und hören aus Tunis Näheres über die Reaktionen im nordafrikanischen Raum.
Barbara Kudnow-Kalergi ist von einem mehrtägigen Polenbesuch nach Wien zurückgekehrt.
Sie wird uns in einem Gespräch ihre Eindrücke schildern.
Und auch ein Belgrader Korrespondent sollte sich melden in der folgenden Stunde,
Denn der Tito-Biograph Didier setzt sich gegen die anhaltenden Parteiangriffe immer heftiger zur Wehr und das Prinzip der kollektiven Führung, der Wunsch Titos, ist keineswegs unumstritten.
Wir sind ferner dem mysteriösen Überfall auf die Evita-Darstellerin vom Theater an der Wien, Isabel Weiken, in Wien am Freitagabend nachgegangen.
Und wir wollen auch auf die Verfilmung von Elfriede Jelineks Roman »Die Ausgesperrten« näher eingehen.
Am Anfang aber wie immer die Nachrichten zusammengestellt, hat sie heute Edgard Haider und Sprecher ist Peter Fichner.
Österreich Die Steigerung des Verbraucherpreisindex betrug im Februar, im Vergleich zum Februar 1981, 6%.
Sie ist damit im Jahresvergleich etwas niedriger ausgefallen als die jener Inflationsrate.
Sie wurde vom österreichischen Statistischen Zentralamt mit 6,1% angegeben.
Wesentlich stärker dagegen ist die Steigerungsrate der Verbraucherpreise im Monatsvergleich zurückgegangen.
Die Steigerungsrate von Jänner auf Februar liegt bei 0,4%, während von Dezember auf Jänner die Steigerung der Verbraucherpreise mehr als 1% betragen hatte.
Damit setzt sich der Trend zu einem leichten Rückgang der Preissteigerungen auch im Februar, wenn auch sehr mäßig, fort.
Im Einzelnen registriert das Statistische Zentralamt Preissteigerungen bei den Posten Zimmer mit Frühstück, Pauschalreisen und Skilifte, offenbar als Folge der Energieferien.
Verbilligungen gab es dagegen im Februar bei Vergasertreibstoffen und Bohnenkaffee.
Dagegen ist der Index der Saisonwaren, der im Wesentlichen Obst, Gemüse und Kartoffel enthält, von Jänner auf Februar leicht gestiegen.
Der frühere Sozialminister Karl Meisel ist am Samstag nach längerem schweren Leiden im 92.
Lebensjahr in Wien gestorben.
Im Dezember 1945 übernahm Karl Meisel das Sozialministerium.
Im folgenden Jahrzehnt gelang ihm der Aufbau einer vorbildlichen Sozialgesetzgebung, dessen Krönung die Schaffung des Allgemeinen Sozialversicherungsgesetzes war.
Nach seinem Rücktritt als Sozialminister wirkte Maisel von 1956 bis 1964 als Präsident der Wiener Arbeiterkammer und des österreichischen Arbeiterkammertages.
USA.
Außenminister Parr trifft heute in Washington mit dem stellvertretenden amerikanischen Außenminister Stössl zusammen.
Im Mittelpunkt des Gesprächs dürfte der jüngste Besuch des libyschen Revolutionsführers Gaddafi in Österreich stehen.
Gestern hatte Parr eine Unterredung mit dem Sicherheitsberater von Präsident Reagan, Clark.
Über den Inhalt des Gesprächs wurde nichts bekannt.
Beide Seiten verzichteten, unter Hinweis auf den privaten Charakter des Treffens, auf jede Erklärung.
Washington hatte sich besorgt über die Reise Gaddafis nach Wien geäußert.
Frankreich.
Knapp ein Jahr nach dem Machtantritt der Linken in Frankreich konnte die konservative Opposition beim gestrigen ersten Durchgang der Kantonalwahlen erwartungsgemäß Gewinne verzeichnen.
Auf Neogolisten und Giskardisten entfielen insgesamt 49,92 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Die Kandidaten der Linken erreichten gemeinsam 49,59%, die Grünen kamen auf 0,44%.
Besonders schwere Stimmenverluste mussten die Kommunisten hinnehmen, die von 22,8% im Jahr 1976 auf 15,8% zurückfielen.
Die Sozialisten konnten demgegenüber ihren Stimmenanteil verbessern.
Beim gestrigen Wahlgang benötigten die Kandidaten die absolute Mehrheit, um gewählt zu werden.
Beim nächsten Wahlgang, am kommenden Sonntag, genügt die einfache Mehrheit.
Unter den gestern Gewählten befindet sich auch der frühere Präsident Giscard d'Estaing.
Die Wahlen gelten als erster Test für die Popularität der französischen Linksregierung.
Nahe Osten.
Der ägyptische Außenminister Hassan Ali reist heute nach Israel.
Hauptthema der Gespräche werden Einzelheiten des Rückzugs der Israelis von der Halbinsel Sinai sein.
Meinungsverschiedenheiten gibt es vor allem über den künftigen Grenzverlauf zwischen Israel und Ägypten.
Nach Auffassung der israelischen Regierung muss der Grenzkonflikt geregelt sein, bevor die Übergabe der Sinai-Halbinsel an Ägypten am 26.
April vollzogen werden kann.
Der ägyptische Staatspräsident Mubarak lehnt es nach wie vor ab, bei einem Aufenthalt in Israel die Stadt Jerusalem zu besuchen.
In einem Interview erklärte Mubarak, Jerusalem dürfe wegen seiner Bedeutung für drei Religionen nicht Hauptstadt eines Landes sein.
Der ägyptische Staatschef versicherte aber, dieses Problem werde die Normalisierung der Beziehungen zu Israel nicht infrage stellen.
Der frühere israelische Ministerpräsident Rabin hat heftige Kritik an der amerikanischen Ostpolitik geübt.
In einem Interview für das Nachrichtenmagazin Newsweek beschuldigt Rabin die Vereinigten Staaten, sie behandelten die Nahost-Vereinbarungen von Camp David wie ein von Ex-Präsident Carter zurückgelassenes uneheliches Kind.
Ein Abrücken vom Camp-David-Abkommen wäre der schwerste Fehler, den die Regierung regen machen könnte.
El Salvador Die linksgerichteten Untergrundkämpfer haben die Bevölkerung neuerlich aufgerufen, sich auf den Sturz der Militärregierung vorzubereiten.
Die Opposition betont, völlig unabhängig von den für 28.
März geplanten Wahlen werde der Kampf gegen die Militärregierung weitergehen.
USA Die Lage in El Salvador war gestern Hauptthema einer Unterredung von Außenminister Haig mit seinen Ressortkollegen aus Kanada, Mexiko, Venezuela und Kolumbien.
Die fünf Länder gehören zur sogenannten Nassau-Gruppe.
Sie haben sich verpflichtet, bei der Entwicklung der Länder des karibischen Raums zu helfen.
Bei der Gesprächsrunde in New York ist es zu einer Annäherung der Standpunkte der USA und Mexiko in der Mittelamerikafrage gekommen.
Der mexikanische Präsident López Portillo hat im Februar vorgeschlagen, um die Beziehungen der USA zu Mittelamerika zu verbessern, sollte ein Nicht-Angriffspakt zwischen Washington und Nicaragua abgeschlossen werden.
Kolumbien Die gestrigen Parlaments-, Provinz- und Kommunalwahlen sind ohne Zwischenfälle verlaufen.
Nach ersten Teilergebnissen ergibt sich ein leichter Vorsprung für die regierende liberale Partei vor den Konservativen.
Die größte Untergrundorganisation Kolumbiens, die sogenannte Bewegung M19, hatte zum Boykott der Wahlen aufgerufen.
Zahlen über die Höhe der Wahlbeteiligung liegen noch nicht vor.
Jugoslawien
Nach den Demonstrationen der vergangenen Woche ist die Lage in der autonomen, mehrheitlich von Albanern bewohnten Provinz Kosovo weiterhin äußerst gespannt.
Schwerbewaffnete Militär- und Polizeieinheiten mit Panzerfahrzeugen kontrollieren nach Augenzeugenberichten alle wichtigen Straßen und Plätze.
Nach unbestätigten Meldungen soll es neulich zu Schießereien gekommen sein.
Am vergangenen Donnerstag hatten mehrere tausend Demonstranten anlässlich des Jahrestages des Beginns der Unruhen in Kosovo wieder für die Verschaffung einer Republik Kosovo oder den Anschluss an Albanien demonstriert.
Bei den Unruhen vor einem Jahr waren neun Menschen getötet und mehr als 200 verletzt worden.
Griechenland.
Nach heftigen Polemikern soll in Griechenland in Kürze die standesamtliche Eheschließung eingeführt werden.
Die entsprechende Gesetzesvorlage, die das Parlament in Athen seit Mittwoch vergangener Woche diskutiert, wird voraussichtlich noch Ende dieser Woche verabschiedet.
Die sozialistische Regierung unter Ministerpräsident Papandreou erfüllt damit fünf Monate nach ihrem Amtsantritt ein wichtiges Wahlversprechen.
In Griechenland hat die griechisch-orthodoxe Kirche immer noch besondere Vorrechte.
Nach dem noch geltenden Recht müssen alle Paare gleichgültig, ob gläubig oder nicht, nach griechisch-orthodoxem Ritus heiraten.
Österreich.
Eine gewaltige Mure, die Millionen Kubikmeter Erdreich und Felsen talwärts schiebt, bedroht weiterhin die Ortschaft Riedeln in der oberösterreichischen Gemeinde Bad Huysern.
Der rutschende Berghang ist heute an einer Feldbarriere vorläufig zum Stillstand gekommen.
Die zuständigen Behörden haben bereits die Evakuierung mehrerer bedrohter Häuser angeordnet, da mit einem weiteren Vordringen der Erdmassen zu rechnen ist.
Ein Krisenstab tagt in Permanenz.
Frankreich.
Bei Lawinenabgängen in den französischen Alpen sind gestern elf Menschen ums Leben gekommen.
Sechs Personen wurden schwer verletzt.
Die Unfälle sind auf Leichtsinn zurückzuführen.
Alle Wetterwarten hatten die Skifahrer wiederholt auf die erhöhte Lawinengefahr aufmerksam gemacht.
Das Wetter.
Für den Alpenraum ist heute eine Hochdruckzone wetterbestimmend, die sich vom westlichen Mittelmeerraum bis Südrussland erstreckt.
An der Vorderseite eines mächtigen Tiefs mit Zentrum nördlich von Schottland werden mit einer südwestlichen Strömung milde Luftmassen nach Österreich geführt.
Aussichten bis morgen früh.
Meist heiter.
Temperatureinstieg in allen Höhen.
Schwachwindig.
Nachmittagstemperaturen 4 bis 10 Grad.
Tiefsttemperaturen der kommenden Nacht minus 4 bis plus 4 Grad.
Örtlich auch darunter.
Gutes Bergwetter.
Aussichten für morgen Dienstag.
Zunächst noch sonnig im Laufe des Tages von Westen her Bewölkungszunahme.
Mäßige Winde aus südlichen Richtungen.
Tageshöchsttemperaturen 6 bis 14 Grad.
Hier ist auch eine Vorschau auf Übermorgen, Mittwoch, aufgelockert bis stark bewölkt und zeitweise Niederschlag.
Schneefallgrenze auf circa 1000 Meter sinkend, etwas kühler.
Die Wettermeldungen von 12 Uhr.
Wien, heiter 9 Grad Nordostwind mit 10 Kilometern in der Stunde.
Eisenstadt, heiter 9 Grad Ostwind 10.
Linz, heiter 6 Grad Ostwind 20.
Salzburg, heiter 6 Grad Südostwind 10.
Innsbruck, Heiter, 4 Grad, Windstill.
Bregenz, Heiter, 4 Grad, Südwestwind mit 3 Kilometern in der Stunde.
Graz, Heiter, 7 Grad, Windstill.
Klagenfurt, Heiter, 6 Grad, Windstill.
Wetter und Nachrichten waren das und wir kommen ausführlicher zum ersten der beiden angekündigten wichtigen Themen.
Der Gaddafi-Besuch in Österreich ist vorbei, aber seine Nachwirkungen werden wohl noch längere Zeit fühlbar sein.
Auf die Beziehungen Österreichs zu den USA hat er einen Schatten geworfen und die ÖVP wird nicht müde, auf die Nachteile dieses Besuches hinzuweisen.
Gestern führte der neue Generalsekretär Graf die seiner Meinung nach bestehenden Einwände
aus neutralitätspolitischer Sicht an.
Heute Mittag gibt die Volkspartei in ihrem Hauptquartier in Wien eine Pressekonferenz, von der sich jetzt Edgar Sterbens direkt meldet.
Die ÖVP zieht eine ausschließlich negative Bilanz des Gaddafi-Besuchs in Österreich und verstärkt ihre Kritik an der Außenpolitik und Neutralitätspolitik der SPÖ-Regierung.
Der außenpolitische Sprecher der großen Oppositionspartei, Nationalratsabgeordneter Botschafter Steiner, der sich in der vorigen Woche auf Einladung des amerikanischen Kongresses in Washington aufgehalten hatte, kritisierte bei der Pressekonferenz vor allem, dass die Gaddafi-Visite Österreich einen Ansehensverlust bei traditionell befreundeten Staaten wie etwa den USA gebracht habe.
Seiner Ansicht nach hätte sich Bundeskanzler Kreisky von den verbalen Angriffen Gaddafis auf die USA öffentlich stärker distanzieren müssen.
Immerhin seien die USA ein Staatsvertragspartner, das Schweigen der Regierung sei neutralitätspolitisch bedenklich.
Steiner glaubt auch, anhand des Gaddafi-Besuchs konstatieren zu können, dass die Bundesregierung immer mehr von einer Neutralitätspolitik zu einer Politik der Blockfreien abweicht.
Österreichs internationaler Ruf berechenbar und verlässlich zu sein, könnte dabei verloren gehen, meinte Steiner.
Gaddafis Äußerung, Österreich und Libyen seien beide neutrale Staaten und hätten die gleichen Ziele, diese Äußerung sei bisher vonseiten der Regierung nicht entschieden genug zurückgewiesen worden.
Steiner ortet darin eine Tendenz.
Genauso wie seinerzeit das Nahverhältnis etwa 80-81 zu Kuba gesucht wurde, ist nun dieses Nahverhältnis zum Diktatorführer Gaddafi sicherlich ein Abweichen
der traditionellen Neutralitätspolitik hin zu einer Politik der Blockfreien.
Dafür gibt es sicherlich zwischen den beiden Parteien, der Regierungspartei und der österreichischen Volkspartei, keine Gemeinsamkeiten.
Wir treten nach wie vor für eine strikte Neutralitätspolitik ein, die den völkerrechtlichen Verpflichtungen eines neutralen Staates voll entspricht.
Es kann vor allem nicht Aufgabe eines neutralen Staates sein, für die Verfolgung politischer Ziele anderer Staaten, in dem Fall etwa Libyens, Ziele, die sich gegen unsere traditionellen Freunde richten, die Mauer zu machen.
Das Balancieren zwischen verschiedenen Strömungen in der Weltpolitik wird uns in der Welt den Ruf der Berechenbarkeit und der Verlässlichkeit kosten.
Nun, mit einer solchen Schaukelpolitik wird sich Österreich früher oder später die Gefahr einwirtschaften, in verschiedene Konflikte hineingezogen zu werden.
Wir haben ja schon hier Beispiele in den Ausproblemen gesehen, aber eines muss man ja sagen, dass uns im Falle einer wirklich schweren Krise etwa sicherlich nicht die Herren Gaddafi, Fidel Castro, Domingos, Arafat usw.
beistehen werden oder beistehen können.
Ich glaube, wir haben die bewährte Politik früherer Jahre zu verfolgen, nämlich enge freundschaftliche Beziehungen zu unseren traditionellen Freunden.
Botschafter Steiner dann auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass der libysche Revolutionsführer Gaddafi eine Wandlung durchmacht und sich vom mutmaßlichen Terror-Drahtzieher zu einem berechenbaren Politiker mausert?
Was die Frage angeht, es wird sich ein Mensch ja wohl bessern können.
Da haben wir halt mit den Führern in der Zwischenkriegszeit größere Erfahrungen gemacht.
Ich meine, die Chamberlains, die Talatiers und so weiter, die haben auch alle geglaubt, dass sich der Führer
bessern wird.
Er hat sich halt nicht gebessert.
Ich meine, man soll auch aus der Geschichte einiges lernen und man soll auch zur Kenntnis nehmen, wenn jemand ununterbrochen aggressive Akte setzt, dass er das ernst meint.
Außerdem gibt es ja genügend Erklärungen, Gaddafis, in die in wüsterster Form seine aggressiven Ziele untermauern.
Ich meine, warum soll man das, was geschrieben und gesagt wird, von dieser Seite ganz einfach nicht glauben?
Ich glaube, das wäre durchaus wirklich naiv.
Die Pressekonferenz hier in der Bundesparteizentrale der ÖVP ist noch im Gang und ich gebe jetzt zurück ins Studio des Mittagschanals.
Danke, Edgar Sterbens, für diesen Direktbericht und wir setzen hier gleich fort mit der Presseschau, denn kaum eine österreichische Zeitung geht heute an diesem Thema vorbei.
Wilfried Seifert beginnt die Presseschau mit einem Zitat.
Gaddafis Umhang hat sich noch einmal malerisch im Wind gebläht und dann war der Wüstensturm verweht.
Auch wenn man es weniger poetisch wie Ernst Trost in der Kronenzeitung tut, fast alle Zeitungen ziehen heute Bilanz unter den wohl meist umstrittenen Staatsbesuch der letzten Jahre.
MM im Kurier zum Beispiel geht davon aus, dass Österreich nunmehr Waffen nach Libyen liefern dürfte.
Der Bundeskanzler hat seine Zustimmung bereits gegeben und man kann sicher sein, dass die Gewerkschaft nicht protestieren und kein professioneller Marschierer auftreten wird.
Das gehört zu dem Irrsinn, der in unsere Politik eingezogen ist.
Waffen für Chile?
Ein Verbrechen.
Waffen für Gaddafi?
Sicherung der Arbeitsplätze.
Und was wurde gesichert mit dem Verbot der Lieferungen an Chile?
Unsere Linkslastigkeit.
Ein Kurzkommentar in der Tageszeitung.
Die Presse zählt alle Vorwürfe betreffend kriegerische Verwirklungen und
Waffenlieferungen Libyens auf.
Der österreichische Bundeskanzler aber will das alles nicht zur Kenntnis nehmen.
Stattdessen hilft er bei einer Wiederannäherung zwischen Libyen und Malta.
Als ob Österreich ein Interesse hätte, die neuen Bande Maltas mit westlichen Ländern wieder zu kappen.
Stichwort Malta.
Manfred Scheuch im sozialistischen Zentralorgan Arbeiterzeitung stellt einen Zusammenhang, besser eine Wertung zwischen Gaddafis Besuch in Malta und der heutigen Anti-Gaddafi-Pressekonferenz der ÖVP in Wien her.
Nun, abgesehen davon, dass Gaddafi für jene, die es hören wollten, auch neue Töne gegenüber den USA anschlug, wie im Leben sollten auch in der Politik Taten mehr zählen als Worte.
Wenn der Besuch in Wien unmittelbar die Beilegung des Haders mit Malta zur Folge hatte, ist das jedenfalls mehr als eine Pressekonferenz und vielleicht nur ein Anfang.
Die Äußerungen Gaddafis zu den Vereinigten Staaten, er hat unter anderem Präsident Reagan als Terroristen bezeichnet, sind daher auch Anlass für den Kommentar im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
Wirtschaftlich gesehen war der Besuch nichts wert, liest man dort in einem Kommentar von Franz Ensbrunner.
Wesentlich besser und eindrucksvoller ist es Österreich und seinem Bundeskanzler gelungen, zum Angriffsfeld umfangreicher internationaler Kritik zu werden.
Wessen Freundschaft uns in Zukunft vorteilhafter sein wird, die der Libyer oder der Amerikaner, wird sich gewiss noch herausstellen.
Eine realistische Schaden-Nutzen-Rechnung wird sich erst nach einiger Zeit aufstellen lassen.
Wie immer würde sich später seine Handlungsweise als richtig herausstellen, resümierte Kreisky, frei von allen Selbstzweifeln.
Vorläufig müssen wir uns allerdings manchen kritischen Kommentar der Weltpresse gefallen lassen.
Und es wird sich erst weisen, ob Wien mehr war als eine ideale Bühne für Gaddafis Propagandaschau.
Diese Propagandaschau hat unter anderem Clemens Hutter in den Salzburger Nachrichten gesehen.
Solange Gaddafi glaubt, dass er sich über international übliche Umgangsformen hinwegsetzen darf, ist der Versuch Österreichs blamabel, diesem Mann den Weg zu ebnen.
Zur Gesprächsbereitschaft gehört schließlich noch allemal, dass Ursachen der Gesprächsunfähigkeit beseitigt werden.
Und das geschieht bei Leuten, die sich zivilisiert geben wollen, immer noch durch glaubhafte Entschuldigungen für Missetaten.
Meinungen wie diese hat offenbar das sozialistische Oberösterreichische Tagblatt bei seinem Kommentar mit berücksichtigt.
Um den Regierungschef des eigenen Landes möglichst wirksam herabsetzen zu können, forderte man die westliche Welt geradezu auf, uns Österreichern das Misstrauen auszusprechen.
So viel Würdelosigkeit und Dummheit auf einem Haufen ist kaum anderswo zu finden.
Nicht auszudenken, der Rückfall in den tiefsten Provinzialismus, wenn in diesem Land die Hinterwäldler wieder einmal das Sagen hätten.
Hermann Polz in den oberösterreichischen Nachrichten hingegen glaubt nicht, dass es gelungen ist, die Aufmerksamkeit der Welt auf Österreich zu ziehen.
Nicht einmal in Form von Kritik.
Dass Österreichs Botschafter am Samstag zur Berichterstattung ins US-Außenministerium geladen wurde, ist leider nur die übliche diplomatische Routine, die unser Gadaffentheater nicht einmal andeutungsweise zur internationalen Affäre aufwertet.
Das Geschrei der Opposition vermag das erst recht nicht.
Insgesamt schaut das Ganze aus wie Kreiskis letzter, leicht verzweifelter Versuch, mit Hilfe untauglicher Mittel und ungeeigneter Personen, sich wieder als weltpolitischer Zwischenrufer zu etablieren und verlorenes internationales Flair zurückzuholen.
So gesehen liegt fast ein Hauch von Traurigkeit über der Szene.
Das war die Inlandspresse-Schau.
Eigentlich wollten wir hier anschließen die wirtschaftspolitischen Aspekte des Gaddafi-Besuches für Österreich, aber bei der Pressekonferenz des Handelsministers Staribacher, da ist man noch nicht so weit.
Daher vorweggenommen, wie wird der Gaddafi-Besuch in Österreich eigentlich in den nordafrikanischen Nachbarstaaten Libyens beurteilt?
Peter Brünner aus Tunis.
Die Reise des libyschen Staatschefs Mohammed Gaddafi nach Wien wird, da sind sich die Zeitungen Jedweda Kulor im arabischen Nordafrika einig,
als voller Erfolg gewertet.
Denn in Libyen wurde durch die verständnisvolle Gesprächsführung des Bundeskanzlers Kaiski die Tür zu Europa geöffnet.
Und Gaddafi zeigte sich als ein Mann, der bereit ist, seinen Frieden mit der Welt zu machen.
Mit seinem Nachbarn in Afrika, mit Europa und selbst mit den Vereinigten Staaten, die doch gerade erst einen Boykott gegen Libyen verhängt haben.
Auf dem Rückflug nach Tripoli gab Gaddafi gleich einen neuerlichen Beweis für solche Art Friedfertigkeit.
in dem er in Malta Station machte, um mit Domintov jahrealte Streitereien zu begraben.
Unter anderem den Streit über die Grenzen des Festlandzockels zwischen Malta und Libyen, wobei es um Erdöl geht.
Er soll nun vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag geschlichtet werden, so wie es schon 1976 zwischen beiden Staaten vereinbart worden war.
So wichtig der Staatsbesuch bei Bundeskanzler Kreiske auch war, er ist nur die vorläufig letzte Station einer langfristig angelegten,
und deshalb ernstzunehmenden politischen Strategie-Gaddafis.
Die Bemühungen, sein Verhältnis zu den USA zu verbessern, reichen weit in die Amtsperiode des ehemaligen Präsidenten Jimmy Carter zurück, ohne dass die Amerikaner sonderlich positiv darauf reagiert hätten.
Ronald Reagan, so sieht man es hier, versucht sogar, Libyen zum arabischen Erbgegner Nummer 1 zu stempeln, aus welchen Gründen auch immer.
Zur neuen Strategie der Friedfertigkeit gehört es auch, die vielfach gestörten Beziehungen zu den Nachbarn Lydiens wieder zu verbessern.
Und da hat Gaddafi durchaus spürbare Erfolge erzielt.
Das wichtigste Ereignis war zweifellos der Rückzug seiner Truppen aus dem Tschad, mit dem er der skeptischen Organisation zur afrikanischen Einheit deutlich machte, dass er innerafrikanische Probleme nicht mehr in alter Manier einseitig lösen wolle.
Dann sein Besuch in Tunesien.
mit dem eine tragfähige Basis für eine Zusammenarbeit gelegt wurde, nachdem jahrelanger Streit das vorherrschende Thema zwischen Libyen und Tunesien war.
Die sachlichen Probleme scheinen mit einem Federstrich gelöst worden zu sein.
Und das menschliche Klima ist gelöst.
Mein Sohn, so habe der Kreiselburg-Iber Mohamed Gaddafi begrüßt.
Mein Sohn, endlich haben wir uns wiedergefunden.
Du bist hier zu Hause.
Und Gaddafi habe geantwortet, danke, mein Vater.
Du bist immer in meinem Herzen gewesen.
Nur Algerien reagiert mit fast abweisender Kühle auf die erworbenen Qadhafis.
Gerüchten zufolge soll es sogar die Absicht Algeriens sein, den zu August geplanten OAU-Gipfel in Tripoli platzen zu lassen.
Die Algerier wollen Qadhafi nicht als Präsidenten der Organisation zur afrikanischen Einheit sehen.
Denn dies ist Qadhafis vordergründiges Ziel, die afrikanischen Staatsoberhörter als Gäste der OAU-Konferenz in Tripoli begrüßen zu können.
um anschließend ein Jahr lang als Präsident zu amtieren.
Die politischen Vorleistungen, die Gaddafi dafür erbringen muss, heißen politische Mäßigung und Kompromissfähigkeit.
Dies ist der vordergründige Anlass zum Wandel Gaddafis.
Im Grunde aber steckt durchaus die Erkenntnis dahinter, dass er mit seinem fundamentalistischen Streben nach der Einheit der arabischen Welt gescheitert ist.
dass er nun im dornenreichen Gestrüpp arabischer Politik nach neuen Wegen abseits dogmatischer Gradlinigkeit sucht.
Der Staatsbesuch in Wien hat doch klargemacht, dass er sich davon nicht abbringen lassen will, auch nicht durch einen Boykott der USA.
Peter Brünner war das aus Tunis über eine leider nicht ganz störungsfreie Telefonleitung.
Während des Gaddafi-Besuches in der vergangenen Woche tagte in Wien die arabisch-libisch-österreichische gemischte Kommission.
In den Gesprächen, die auf libyscher Seite vom Minister für Schwerindustrie Mount Tassar geführt wurden, deponierten die österreichischen Verhandlungspartner eine Reihe von Vorhaben, die sie mit diesem wichtigen Handelspartner in Nordafrika abschließen wollen.
Die österreichische Verhandlungsseite wurde von Minister Staribacher geführt, der heute bei seiner traditionellen Montag-Pressekonferenz das Ergebnis der Unterredungen der Öffentlichkeit präsentierte.
Michael Kerbler meldet sich dazu jetzt direkt aus dem Regierungsgebäude.
Ein 18 Milliarden Schilling-Paket präsentierten die österreichischen Gesprächspartner vergangene Woche den libyschen Verhandlern.
Wobei zu ergänzen ist, dass die libysche Seite nicht mit einem derart dichten Angebot an Maschinen, Industrieprojekten und landwirtschaftlichen Erzeugnissen gerechnet hatte.
Was auch zu der bekannten Reaktion der ausländischen Unterhändler geführt hatte, mehr Rohöl zum Kauf quasi im Gegenzug für österreichische Leistungen anzubieten.
Handelsminister Staribacher präzisiert die Position Österreichs gegenüber dem Wunsch der Nordafrikaner, mehr Öl bei uns zu verkaufen.
Die libyschen Zahlungen können ja nur ausschließlich durch Ölexporte aufgebracht werden.
Und hier haben wir ja gegenüber 1980, wo wir noch eine Million Tonnen,
libysches Öl gekauft haben, im vergangenen Jahr nur für 500.000 Tonnen Öl bezogen.
Das heißt, es wurde jetzt von der libyschen Seite erklärt, wenn Sie außer diesen großen Geschäften, die schon abgeschlossen wurden, wie zum Beispiel das Stahlwerk Misurata, noch zusätzliche Großprojekte liefern wollen, dann bitte müssten Sie auch mehr Öl bei uns kaufen.
Dieses Mehr an Lieferungen österreichischerseits betrifft nicht nur die großen Anlagen wie jene für Meerwasserinsalzung, sondern auch die Lieferung von Schlachtvieh.
Demnächst sollen Verkaufsverhandlungen über 30.000 Stück Vieh begonnen werden, was vor allem für die steirischen und die Kärntner Bergbauern von großer Bedeutung ist.
Konkret verhandelt wird schon in dieser Woche in Tripolis von Seiten der Voestalpine AG, die ihr Ausbildungszentrum, genau genommen sind es zwei, im Wert von 4 Milliarden Schilling, vertrags- und unterschriftsreif formuliert hat.
Was kann die Voestalpine AG aber machen, wenn ihr eine Bezahlung, etwa in Form von Rohöl, angeboten wird?
Ist die Föst imstande, einen Weiterverkauf von Rohöl abzuwickeln?
Handelsminister Starrybacher ist optimistisch.
Die libysche Seite hat erklärt, dass sie zwei Ausbildungszentren sogar mit einem Rahmen von über 4 Milliarden Schilling kaufen würde.
wenn eben gleichzeitig die Voestalpine oder sonst irgendwer imstande wäre, die zusätzlichen Ölmengen zu verkraften.
Da ja hier entsprechende Vorkehrungen von Seiten der Voestalpine getroffen wurden, könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass eine solche Geschäftsabsprache zustande kommt und dann letzten Endes der Kontrakt geschlossen werden kann.
Sie meinen die First Daughter Firma First Alpine Intertrading?
Es gibt diese Handelsfirma, die ja zu größtenteils Auslandsgeschäfte macht, die den Inlandsmarkt überhaupt nicht berühren.
Der inländische Anteil ist ja nur 0,16 Prozent des Umsatzes, dieser Intertrade.
Und es ist daher ohne weiteres auch möglich, und das wird eben untersucht, diese Großprojekte dann auch in dieser Art und Weise zu finanzieren.
Ob es auch andere österreichische Firmen geben wird, wie etwa die Steierdaimler Buch AG, die auf diese Art und Weise Gegengeschäfte finanzieren kann, ist im Handelsministerium unbekannt.
Fraglich ist auch, ob Libyen tatsächlich auf ein entsprechendes Anbot von Steyr-Theimler-Buch AG, nämlich Panzer zu kaufen, eingehen wird.
Verhandlungen über Panzerverkäufe wurden noch nicht geführt und es sind auch bislang keine Gesprächstermine mit libyschen Stählenterminen terminisiert.
Handelsminister Starrybacher stellte allerdings aufgrund von Unterredungen mit ÖMV-Generaldirektor Bauer fest, dass geprüft werde, ob Österreich nicht mehr libysches Rohöl kaufen könnte.
Die ÖAMV wird sich also das natürlich auch sehr genau überlegen, wartet jetzt die OPEC-Konferenz Mitte des Monats ab und wird dann entsprechende weitere Schritte setzen, vor allem sich über die zukünftige Ölbezugspolitik der einzelnen Länder klar werden müssen.
Spielt auch hier eine Rolle, dass die ÖMV als verstaatlichter Betrieb auf andere Tochterfirmen der ÖIAG Rücksicht zu nehmen hat, wenn die eventuell Geschäfte machen könnten im Gegenzug mit Libyen?
Ich glaube nicht, dass die ÖMV hier Rücksicht nehmen kann.
Sie muss ihr eigenes Unternehmenskonzept verwirklichen.
Natürlich wird im Rahmen der ÖIAG
Das heißt des Konzernes die entsprechenden Gespräche zu führen sein und so hoffe ich dann auch eine Abstimmung zwischen den einzelnen verstaatlichen Betrieben erreichen.
Es wird also an der ÖERG-Konzernführung liegen, eine Abstimmung der einzelnen Firmeninteressen, was die Geschäfte mit Libyen betrifft, herbeizuführen.
Und damit zurück zum Studio des Mittagschanals.
Österreich befindet sich nach dem Besuch des libyschen Revolutionsführers zunächst einmal im außenpolitischen Brennpunkt der Ereignisse.
Am kommenden Wochenende wird in Wien die OPEC zusammentreten.
Es geht darum, den seit Monaten andauernden Preisverfall bei Erdöl aufzuhalten.
Libyen's Gaddafi war ja seit jeher einer der Scharfmacher in der Ölpreispolitik, doch hat er offenbar seine Ansprüche überzogen.
Er muss zurzeit von nicht weniger als 6 oder 7 Dollar unter seinem offiziellen Verkaufspreis gehen, wenn er sein Öl an den freien Märkten anbringen will.
Verständlich sein Interesse, Österreich zu weiteren Ölkäufen verpflichten zu wollen.
Was macht nun aber die OPEC?
das bislang mächtigste Kartell der Welt.
Haben die Scharfmacher unter den 13 Mitgliedern der Ölexporteure eine Chance, sich durchzusetzen?
Im Augenblick sieht es so aus, dass die beiden kriegführenden OPEC-Mitglieder Irak und Iran um jeden Preis Geld in die Kasse bekommen wollen.
Und das ist bei den meisten OPEC-Ländern auch bei fallenden Preisen kein solches Problem, denn die echten Produktionskosten liegen meist nur bei zwei oder drei Dollar das Fass.
Alles was darüber ist, geht direkt ins Budget.
Einer der Chefs der Multis in Österreich, BP-Generaldirektor Hansjörg Hiedenriegel, hat sich nun heute zu diesem Thema Gaddafi und OPEC zu Wort gemeldet.
Mit ihm spricht Herbert Huttar.
Herr Generaldirektor Hiedenriegel, der libysche Staatschef Gaddafi hat Österreich mehr oder minder zu verpflichten versucht, mehr libysches Öl abzunehmen.
Was würde das für Österreichs Ölwirtschaft derzeit bedeuten?
Das würde bedeuten, dass Österreich, wenn es gezwungen werden würde, dieses Rohl abzunehmen, einen Mehrpreis von circa einer halben Milliarde Schillinge zahlen müsste, nur um den Wünschen des Herrn Gaddafi gerecht zu werden.
Das hieße also, die Föst-Albine gemeinsam mit der ÖMV müssten zusätzliche Verluste auf sich nehmen, um ihrerseits Aufträge in Libyen platzieren zu können.
So sehe ich das und ich sehe eigentlich die Berechtigung nach einer Mehrabnahme von Roel überhaupt nicht gegeben, da ja die Vest ihrerseits zu Weltmarktpreisen und daher wahrscheinlich zu Verlustbringenden Preisen an Libyenanlagen verkaufen müsste.
Bundeskanzler Kreisky hat darauf hingewiesen, dass man mittelfristig sehr wohl froh sein müsste, libysches Öl überhaupt zu haben.
Der Meinung bin ich nicht, da es mindestens vier andere Länder gibt, insbesondere auch die Nordseeländer wie Norwegen und England, wo man die gleiche Qualität unter normaleren und gleichbleibenden Bedingungen beziehen könnte.
Soweit also zunächst zum Besuch des Obersten Getarfe in Österreich.
Gleich in der ähnlichen Gegend, gleich in der vergleichbaren Gegend am kommenden Wochenende wird die OPEC in Wien zusammentreten.
Auch die OPEC steht im Zeichen der sinkenden Erdölnachfrage auf der ganzen Welt.
Was wird Ihrer Einschätzung nach am kommenden Wochenende in Wien beschlossen werden?
Es ist ja von Förderkürzungen die Rede und auf die Preise wird entsprechender Druck ausgeübt.
Es gibt zwei Philosophien.
Es kommt zu einem Ergebnis.
Das würde bedeuten, dass Saudi-Arabien mit seinen Plänen eines geregelten Preissystems durchdringt.
Dann könnte es zu geringfügig gesunkenen Preisen einheitlicher Art kommen.
Oder die anderen erdölfördernden Länder würden sich diesem System noch immer nicht anschließen können.
Dann wird es zu keinem Ergebnis kommen und dann wird es wahrscheinlich zu Preiseinbrüchen einzelner Produzentenländer kommen.
Das heißt, es würde sich in etwa das fortsetzen, was jetzt schon stattfindet.
Die offiziellen Verkaufspreise sind wesentlich höher als die Preise, die man an den internationalen Märkten bezahlen müsste.
Das ist richtig.
Genauso wie jetzt, wo ungefähr 5 bis 10 Prozent sogenanntes Spotro-Öl zu billigeren Preisen angeboten wird, würde sich diese Situation weiter verlängern, ja, wahrscheinlich sogar verstärken.
Es liegt der Schluss nahe, dass die Konsumenten davon sehr viel haben werden.
Wie schaut das wirklich aus?
Sind wir überhaupt in der Lage, dieses billige Öl an den freien, an den Spotmärkten überhaupt zu kaufen?
Derzeit kenne ich keine österreichische Gesellschaft, die in der Lage ist, das Brot Roel einzukaufen, da alle in Österreich tätigen Mineralgesellschaften, inklusive der ÖMV, auf Jahresverträge basierend eingekauft haben.
Österreich und der österreichische Konsument hätten nur dann was davon, wenn die OPEC sich entschließt, offiziell mit den Verkaufspreisen herunterzugehen.
Das ist richtig und das wäre wahrscheinlich auch das Vernünftigste, volkswirtschaftlich auch das Wünschenswerteste.
Ob und in welcher Höhe das der Fall sein wird, werden wir nach dem 19. sehen.
Und bis wann könnten eigentlich die österreichischen Mineralölgesellschaften darauf reagieren?
Wann müsste dann sozusagen ein Preisruck nach unten kommen?
Eben wie gesagt für den Fall, dass die OPEC offiziell die Preise senkt.
Da im Schnitt das Roel vom Produzentenland bis zur Raffinerie ungefähr acht Wochen als Transportzeit benötigt, würde ich es sechs bis acht Wochen nach einer solchen Preissenkung für Preissenkung in Österreich für den richtigen Zeitpunkt halten.
In Österreich selber verdient ja der Finanzminister ungefähr zur Hälfte an jedem gefahrenen Kilometer an jedem verbrauchten Liter Benzin mit.
Wenn der Verbrauch in Österreich von Mineralölprodukten vom Benzin weiter sinkt, sinken ja auch die Staatseinnahmen.
Wie würden Sie die zukünftige Steuerpolitik dann einschätzen?
Würde der Finanzminister dann Ihrer Ansicht nach wieder die Steuerschraube anziehen?
Ich glaube, ja, ich befürchte, dass das der Fall sein wird, weil die Einnahmen aus der Mineralesteuer und insbesondere auch aus der Mehrwertsteuer aus den Benzinprodukten fix in das diesjährige und wahrscheinlich auch schon das nächstjährige Budget eingebunden sind, sodass ich mir nur vorstellen kann, dass inkompensando die Steuern erhöht werden müssen.
Hätten Sie dafür Verständnis?
Aus volkswirtschaftlichen Gründen hätte ich dafür Verständnis, weil ich der Meinung bin, dass die bisher erzielten Spareffekte weiter erzielt werden sollen.
Und ich bin auch der Meinung, dass man lieber kontinuierlich gleiche Preise haben sollte als wieder das ununterbrochene Auf und Ab, obwohl das ein bisschen gegen Marktwirtschaft spricht.
Vielen Dank.
Es war gerade 12.36 Uhr, die Hälfte unserer Zeit ist längst abgelaufen.
Von den zu Beginn angekündigten Themen sind aber noch eine ganze Menge noch nicht behandelt worden.
Die wichtigsten davon, die Weiterungen des WBO-Skandals, dann Barbara Kudnow-Kalergi über ihre jüngsten Polenreise,
Der Titobiograf DDR setzt sich gegen Parteiangriffe zu Wehr und die Hintergründe des mysteriösen Überfalls auf die Evita-Darstellerin vom Theater an der Wien, Isabel Waikern, am Freitagabend.
Zunächst aber die WBO-Affäre.
In dieser Affäre rund um die Burgenländische Wohnbaugenossenschaft hat es in den vergangenen Tagen eine Reihe von Weiterungen gegeben.
Der Landesparteisekretär der niederösterreichischen ÖVP, Walter Zimper, hat sich beurlauben lassen, nachdem bekannt geworden ist, dass Zimper von einer Sekretärin Rauchwarters einen größeren Geldbetrag, nämlich eine halbe Million Schilling, doch übernommen hat.
Zimper hatte eine entsprechende Aussage der Sekretärin noch am 23.
Februar ausdrücklich bestritten.
Am kommenden Mittwoch soll der Landesparteivorstand der niederösterreichischen ÖVP über das weitere Schicksal des Parteisägers entscheiden.
Mittlerweile bringt ein Bericht der morgigen Wochenpresse auch die niederösterreichische SPÖ mit der Affäre in Verbindung.
Dem Bericht der Wochenpresse folgend sollen der Landesparteisekretär der niederösterreichischen Sozialisten Max Strache und ein Assistent von Parteiobmann-Stellvertreter Blecher versucht haben, die Sekretärin Rauchwaters mit einem größeren Geldbetrag dazu zu bewegen, bei ihrer Aussage bis zu einem bestimmten Zeitpunkt unter allen Umständen zu bleiben.
In der Wochenpresse sind als mögliche Bestechungssumme 400.000 Schilling genannt.
Ernst Exner vom Landesstudio NÖ sprach darüber mit Landesparteisäger Max Strache von der niederösterreichischen SPÖ.
Herr Landesparteisekretär Strache, die Wochenpresse schreibt in ihrer morgigen Ausgabe, die ehemalige Rauchwatersekretärin Gertrud Kietheubel gestand dem Untersuchungsrichter, Strache habe sie zu schmieren versucht.
Präzis, Strache habe sie nach den ersten Meldungen über ihre Zimper-Aussagen angerufen und vorgeschlagen, Anführungszeichen, ich sollte ihm eine Kopie der Bestätigung Dr. Rauchwaters über den Erhalt von 500.000 Schillen geben,
und ihm über die Tätigkeit bei der WBO Bericht erstatten.
Er habe eine dicke Brieftasche dabei.
Herr Strache, was sagen Sie dazu?
Ich höre das jetzt zum ersten Mal.
Ich habe sicher ein Gespräch mit dieser genannten Frau geführt, aber über all diese anderen Dinge war überhaupt keine Rede.
Schon gar nicht, wie Sie es mir vorgelassen haben.
Es war ein Gespräch.
Sie hat mir bei diesem Gespräch darüber erzählt, wie die Vorgangsweise bei der Geldübergabe an den Abgeordneten Zimper erfolgt ist und dass ich das der Wirtschaftspolizei schon längst erzählt habe.
Und von Bestätigungen war auch die Rede, aber ohne eine Gegenleistung.
Herr Strache, ich lese weiter in dem Artikel.
Hier heißt es, solange die Kronzeugin gegen Zimper bei ihrer Behauptung blieb, sie habe dem VP-Mann ein dickes Geldkuvert überbracht und solange Zimper dies dementierte, war Kiethäubel, der SPÖ und ihrem Mann mit der dicken Brieftasche einiges wert.
Wie viel genau wurde ihr Dienstagnacht vergangener Woche mitgeteilt?
Da habe der Assistent des stellvertretenden SPÖ-Vorsitzenden und Niederösterreichers Karl Blecher, Andreas Rudas, Kontakt mit Kietäubel aufgenommen und der 26-jährigen Dame lange Zähne gemacht.
Er habe die Befugnis, teilte danach Blechers Sekretär Rudas mit, ihr einen Betrag von 400.000 Schilling zu offerieren.
Sie erhalte das Geld in Form eines Überbringersparbuchs.
Intern werde diese Transaktion mit einer Versicherung ausgeschnapst.
Sie bleiben dabei, dass das alles nicht stimmt.
Schauen Sie, das kenne ich nicht.
Ich kenne den Herrn Rutasch, aber ich habe mit ihm keinen Kontakt in dieser Richtung gehabt und ich kann nicht über einen anderen urteilen.
Sie sagen, dass es in keiner Weise Gespräche mit Frau Kiethäubel gegeben hat, die in irgendeine finanzielle Richtung gegangen sind.
Von mir aus hat es ein Gespräch unter Zeugen gegeben und da ist überhaupt nichts über Geld gesprochen worden.
Angeblich hat diese Frau Kitaebel diese Aussage aber vor dem Untersuchungsrichter in Eisenstadt gemacht.
Naja, dann wird sie es erklären müssen.
Die Aussage der Rauchwatersekretärin beim Untersuchungsrichter in Eisenstadt wurde mittlerweile von dieser Behörde bestätigt.
Noch vor dem Bekanntwerden dieser neuen Fakten durch die morgige Wochenpresse sprachen wir mit SPÖ-Landesparteiobmann und Landeshauptmann-Stellvertreter Leopold Grünzweig über Fragen der politischen Verantwortung im Zusammenhang mit der WBO und der Zimper-Affäre.
Das Gespräch führt Ernst Echsner.
Herr Landeshauptmann-Stellvertreter Grünzweig, wie sehen Sie als Landesparteiobmann die Entwicklung rund um die WBO aus niederösterreichischer Sicht?
Es ist jetzt bald an der Zeit, dass der Landeshauptmann Ludwig einige Klarstellungen vornimmt.
Timper ist ein enger Mitarbeiter des Landeshauptmanns und hier sind eine Reihe von nunmehr Fakten einsichtig, von denen wir glauben, dass die
Funktion des Herrn Landessekretärs, die er nunmehr zur Verfügung gestellt hat, weil er sich beurlaubt, so weitreichend ist, dass hier durchaus die FAB in einem sehr schiefen Licht steht, wenn es nicht sehr rasch zu einer Klärung kommt.
Welche Klärung würden Sie hier für angemessen halten?
Schauen Sie die Aussagen der Presse gegenüber des Herrn Zimper, etwa über die Annahme dieser 2 Millionen Schilling und ihre Rückgabe, das Leugnen, dass Zimper von der Rauchwart der Sekretärin 500 bzw.
seinerzeit 400.000 Schilling bekommen hätte und die nunmehrige Erinnerung
Mitteilung, dass man das vergessen hätte.
Das Hineinziehen etwa auch der sozialistischen Partei in diesen ganzen Problemkreis, dass man es als parteipolitische Aktion darstellt, dass man den Landesparteisäger der Strache als Verleumder bezeichnet hat, der von dritter Seite über diese Sachverhalte auch erfahren hat.
Alles das stellt durch einen Tiefstand an politischer Moral, an öffentlichem Agieren eines Demokratiefunktionärs dar.
dass man wirklich zu der Erkenntnis kommt, dass eine solche Person nicht nur als Landessekretär, sondern auch als Abgeordneter doch nicht tragbar ist, sollen die Menschen zur Demokratie, zu unseren demokratischen Verhältnissen Vertrauen haben.
Wie weit reicht Ihrer Meinung nach die Verantwortung, die ein Landesparteiobmann für einen Landesparteisekretär oder für einen Abgeordneten zu tragen und zu übernehmen hat?
Wir rechnen, dass es wie gesagt zu einer völligen Klärung dieser Sachverhalte kommt.
Im jetzigen Stadium glaube ich, dass der Landeshauptmann gut beraten ist, wenn hier im Punkt der Zimper Arena Tisch gemacht wird, weil er ja sicher zumindest jetzt von diesen Sachverhalten informiert ist.
Das heißt, ein Landesparteiobmann ist für seinen Landesparteisekretär politisch verantwortlich?
Das steht außer Zweifel.
Inwieweit er ihm hier persönliche Verantwortung zugeschoben werden kann, das möchte ich in dem Stadium nicht beurteilen.
Wie gesagt, da muss man die Entwicklung abwarten, aber jetzt weiß er um die Dinge, jetzt hat er zu handeln.
Wie gesagt, zum Zeitpunkt der Aufnahme dieses Gesprächs mit Landeshauptmann-Stellvertreter Grünzweig war von der jüngsten Wendung der Beschuldigung gegen SPÖ-Landesparteisache der Strache noch nichts bekannt gewesen.
Es ist jetzt gleich 12.45 Uhr, dreiviertel eins.
Unser nächstes Thema ist Polen.
Drei Monate Kriegsrecht in Polen.
Erzbischof Klempp verlangt Freilassung Wallesers Militärmanöver in Ostpolen.
All das zusammengefasst in einem Gespräch hier im Studio, in einem Gespräch mit der Leiterin der Osteuroparedaktion des ORF, Barbara Kutnow-Kalergi, die während der WBO-Beiträge hier bei mir im Studio Platz genommen hat.
Frau Kutnow, beginnen wir mit dem Appell von Erzbischof Klempp,
an die Regierung bei seiner gestrigen Rede vor 20.000 Gläubigen im Warschauer Vorort Ursus, den Arbeiterführer Walesa freizulassen.
Sie haben das ja nicht mehr in Polen miterlebt, aber wie beurteilen Sie dieses Eintreten der Kirche für Walesa?
Welche Wirkung auf die Bevölkerung dürfte es haben?
Man muss diesen sehr deutlichen und sehr dramatischen Appell in der Arbeiterstadt Ursus, dem Zentrum der Solidarität von Warschau, sehen, nicht so sehr als eine Offensive der Kirche gegen die Regierung, sondern im Gegenteil als eine Fortsetzung der Verständigungsbemühungen.
Die Kirche und an ihrer Spitze Primas Klemp haben sich ja schon in den vergangenen Wochen dafür eingesetzt, dass sozusagen gerettet wird von der Erneuerung, was zu retten ist.
dass es zu einem Kompromiss und zu einem neuen Ingang kommen des Dialogs zwischen Regierung und Bevölkerung kommt.
Die Regierung sagt ja die ganze Zeit, dass sie an der Erneuerung festhalten will, dass sie unabhängige Gewerkschaften haben will, aber, und da hat sich jetzt Primas Glemp sehr deutlich geäußert, das geht nicht, solange Valencia eingesperrt wird, das geht nicht, solange die Regierung mit Leuten verhandelt, die eigentlich niemand kennt,
Ich hatte in Warschau Gelegenheit, mit Mitgliedern des sogenannten gesellschaftlichen Rats des Primas zu reden, ein Gremium, das der Primas zu seiner politischen Beratung eingesetzt hat.
Diese Leute sagen alle, die Kirche will die Verständigung.
Sie hat aber bisher nicht den Eindruck, dass von der anderen Seite, von der Regierungsseite irgendetwas geschieht, dass hier tatsächlich Schritte in diese Richtung gesetzt werden.
Primas Glemp hat gestern auf einen solchen Schritt hingewiesen, nämlich Entlassungen aus den Internierungslagen.
Hoffnung auf neue Verständigung, meinen Sie und spielen auch an auf die internierten.
3.600 Menschen sind nach wie vor nach offiziellen Angaben interniert.
Verschiedene Vorkommnisse lassen auch annehmen, dass sich die Bevölkerung keineswegs abfindet mit den Zuständen.
Oder überschätzen wir derartige Vorkommnisse, wie am vergangenen Samstag in der Warschauer Oper oder die offiziellen Mitteilungen über die Zerschlagung von illegalen Organisationen?
Nein, die Stimmung in der Bevölkerung ist von einer äußersten Empörung, von Zorn, von Enttäuschung, von Militanz geprägt, besonders unter den jungen Leuten.
Es gibt an den Schulen, an den Hochschulen
wahrscheinlich auch in der arbeitenden Jugend, kaum Leute, die nicht mit Flugzetteln in ihren Schultaschen herumlaufen.
Es sind, das ist mir beim jetzigen Besuch wieder aufgefallen, so, dass auch Leute, die in den letzten Monaten durchaus gemäßigt, durchaus keine wilden Anhänger der Gewerkschaft waren, jetzt in die offene Opposition gerückt
sind und sagen, wenn uns die Regierung selber den Krieg erklärt, dann kann man hier einfach nicht mitmachen.
Auch in den Betrieben ist von dem, was man hört, die Organisation der Gewerkschaft wieder im Aufbau.
Die Leute verteilen Nachrichten, sie sammeln mit einer ungeheuren Opferbereitschaft für die Internierten, sowohl in den Kirchen als auch in den großen Betrieben.
Die Gewerkschaft sagt den Leuten, lasst euch nicht auseinanderdividieren, baut eure Strukturen wieder auf, haltet zusammen und wartet auf das Frühjahr.
Also keine Massenproteste mehr, wohl aber kleinere Sabotageakte hört man und Demonstrationsakte.
Und genau drei Monate nach Verhängung des Kriegsrechtes haben Militärmanöver in Polen begonnen.
an den Truppen aus der Sowjetunion und aus der DDR beteiligt sein sollen.
Sieht man im Übrigen starke Truppenkonzentrationen, wenn man durch Polen fährt?
Man sieht sehr viel polnisches Militär, besonders in Warschau und besonders in den Arbeiter-Siedlungen.
Da gibt es immer wieder Militärstreifen, die gemeinsam auftreten mit der Miliz.
Man versucht ja von der Regierung aus,
Miliz und Armee möglichst nah aneinander zu spannen, weil ja in der Bevölkerung immer noch das Militär beliebt und die Miliz verhasst ist.
Man sieht mehr als früher auch sowjetische Soldaten ab und zu in Lastwagen über die Straßen fahren.
Die Manöver, die jetzt im Gange sind, sind ganz sicher als eine Demonstration zu werten einerseits der Bündnistreue Polens, des stärkeren Aneinanderrückens sowohl in militärischer wie in wirtschaftlicher Hinsicht Polens an den Warschauer Pakt und an die sowjetischen Verbündeten, aber es ist sicher auch eine
Gebärde an die Bevölkerung im Hinblick auf das kommende Frühjahr, wo ja viele in Polen entweder erhoffen oder fürchten, je nachdem, dass es zu massiven Protesten kommen wird, vor allem deshalb, weil sich im Frühjahr die katastrophale Teuerung erst so richtig auswirken wird und viele befürchten, dass dann auch die Bevölkerung zu Explosionen des Protests greifen wird.
Noch ein persönlicher Eindruck würde, glaube ich, interessieren.
Es heißt seit einiger Zeit, die Geschäfte in Polen seien wieder voller.
Die Bevölkerung könne mehr kaufen als früher.
Stimmt das?
Ja, das ist sicher der frappierendste Eindruck, wenn man zum ersten Mal nach dem Krieg wieder nach Polen kommt, dass die schrecklichen langen Schlangen vor den Geschäften verschwunden sind.
Man hat ja vorher 18, 15 Stunden anstehen müssen.
Diese Schlangen sind praktisch verschwunden.
In den Geschäften gibt es durchaus nicht alles zu kaufen, aber die Zeit der leeren Regale ist vorbei.
Das hat aber nicht damit zu tun, dass plötzlich die Ware wieder in großer Menge da ist.
Es gibt Leute, die sagen, dass man jetzt eben doch heimliche Depots geöffnet hat, von denen die Gewerkschaft ja immer behauptet hat, dass es solche Depots gibt.
In erster Linie ist dafür aber sicher die Teuerung verantwortlich.
Es haben sich ja die Lebenshaltungskosten ungefähr vervierfacht.
Eine offizielle Statistik hat gesagt, dass ein Drittel der Bevölkerung jetzt unter dem Existenzminimum oder dem polnischen Existenzminimum lebt.
Und wir haben selber viele, viele Leute getroffen, die gesagt haben, dass sie sich nicht einmal das bisschen, was auf den Coupons, auf den Lebensmittelmarken drauf ist, leisten können.
Das heißt, die Fülle, die scheinbare Fülle der Waren ist die Kehrseite der Medaille, der
wirklich furchtbaren Armut der Bevölkerung und man muss sagen, dass wenn es die Hilfe aus dem Westen, auch aus dem Osten, der Lebensmitteltransporte nicht gäbe, die Polen wahrscheinlich überhaupt nicht über die Runden kämen.
Vielen Dank, Frau Kutnowe, für diese Direktinformationen nach einer zehntägigen Reise durch Polen.
Verehrte Zuhörer, wie Sie vielleicht während des Wochenendes den Hörfunknachrichten und Zeitungsberichten entnommen haben, wurde am vergangenen Freitag die Evita-Hauptdarstellerin Isabel Weiken nach einer Einspielvorstellung im Theater an der Wien von zwei unbekannten Männern überfallen und niedergeschlagen.
Die Schauspielerin erlitt dabei eine Augenverletzung, die glücklicherweise ohne Folgen bleiben wird, und einen Nasenbeinbruch.
Jürgen Jungwirth und Walter Gellert haben heute versucht zu erfahren, wie weit die Ermittlungen der Polizei gediehen sind und wie man im Theater an der Wien reagiert hat.
Zu Beginn noch einmal ganz kurz zum Hergang des Überfalls.
Isabel Weiken war gerade dabei gewesen, das Tor ihres Wohnhauses aufzusperren, als ein ihr unbekannter Mann auf sie zuging und sie fragte, wie spät es sei.
Den weiteren Hergang schilderte heute Vormittag der Garte der Schauspielerin, der Volkstheaterschauspieler Georg Trenkwitz, meinem Kollegen Jürgen Jungwirth.
Es waren plötzlich sehr schnell zwei Männer da, einer auf der drübenen Straßenseite, einer bei ihr, der sie nach der Uhrzeit fragte.
Sie sagt, sie hat keine Uhr und dreht sich um zu ihm und kriegt in dem Moment einen Schlag ins Gesicht.
Sie spürt das Auge anschwellen, schaut den an, er schaut sie an und schlagt höchstwahrscheinlich noch einmal zu, dass sie hingefallen ist, geschrien hat und davon, auf und davon.
Und wie sie sich umdreht, waren die zwei auch sofort weg, haben Tasche und alles liegen gelassen.
Glauben Sie, dass er nachgeschlagen hat, weil sie ihm zu wenig verletzt erschienen?
Ist möglich.
Ist leider möglich.
Was glauben Sie, steckt hinter der ganzen Sache?
Das kann man sehr schwer sagen.
Wir haben die Vermutung natürlich, dass es wirklich ein gezielter Angriff auf die Person meiner Frau war.
Aber irgendwelche Anhaltspunkte haben wir natürlich nicht.
Noch nichts Neues weiß man auch bei der Wiener Polizei.
Dr. Josef Siska vom Sicherheitsbüro zu Jürgen Jungwirth.
Es werden eine Reihe von Spuren überprüft, wobei selbstverständlich auch nicht außer Acht bleibt, wer Interesse haben könnte, dass Frau Isabel Tränkwitz-Weiken überfallen wurde.
Näheres lässt sich beim derzeitigen Stand der Ermittlungen noch nicht sagen.
Im Theater an der Wien wird Evita allerdings weitergespielt.
Für Isabel Weiken springt zur Zeit Vera Gutmann ein, die bereits im vergangenen Jahr als Alternativbesetzung im Theater an der Wien zu sehen war und auch ausgezeichnete Kritiken erhalten hat.
Vera Gutmann ist jetzt übrigens aus einem Vertrag an den städtischen Bühnen in Augsburg ausgestiegen, wo sie die Eliza im Musical My Fair Lady hätte spielen sollen, um die Vorstellungsserie im Theater an der Wien zu retten.
Sie zeigte sich heute Vormittag von der ganzen Affäre konsterniert.
Ich bin erschüttert.
Verkraftend durch es nicht, sagen wir noch nicht.
Ich glaube, dass ich gestern eine ganz gute Vorstellung gemacht habe, aber es hat einen derart bitteren Beigeschmack, dass ich keine wirkliche Freude empfinde.
Und ich seit zwei, drei Tagen, seit zwei Tagen, wo man es weiß, derartig konfus bin, dass ich meine Rolle eher in Trance abliefere und zu Hause einfach da sitze und nicht weiß, was ich tun soll.
Das, was Sie ansprachen, ist sicher möglich, dass einige Leute glauben.
Und es deprimiert mich dermaßen, dass ich eben nicht weiß, wie ich reagieren soll, nicht, wie ich mich verhalten soll.
Was soll ich machen?
Es ist passiert.
Ich bin vollkommen schuldlos.
Allen Aufregungen zum Trotz fand gestern die Premiere von Evita statt.
Es ist die zweite Aufführungsserie.
Das Theater an der Wien hat übrigens auch für seine Hauptdarstellerinnen Polizeischutz angefordert und erhalten.
Direktor Rolf Kutscherer?
Zuerst muss ich sagen, es hat ja die Frau Gutmann bereits Einspielvorstellungen gespielt.
Also sie war perfekt studiert, das ist klar.
Nur die Geschichte mit ihrer Kollegin, mit der Weiken, hat sie natürlich ungeheuer belastet.
wie uns alle, ja, und sie ist eigentlich mit Todesängsten behaftet gewesen und auf die Bühne gegangen.
Und natürlich muss man sich dann als Theaterdirektor also um sie kümmern und ich hab halt dann eben alles getan, um ihr
Also sie soll alles vergessen, was jetzt rundherum ist.
Denn es ist ja nicht angenehm, von der Kriminalpolizei ins Theater gebracht zu werden und weggeholt zu werden.
Und es waren ja gestern auch eine Menge Kriminalbeamten den ganzen Abend da.
Für uns alle ist es eine fürchterliche Spannung gewesen.
Na, da war es natürlich meine Aufgabe.
Und ich bin halt immer in den entscheidenden Momenten hinter der Bühne gewesen und hab mit der Gutmann ein bisschen geredet und hab ihr Mut gemacht.
Denn sie musste ja Ungeheueres überwinden.
In der Zwischenzeit probiert Daniela Ziegler die Evita.
Sie wurde bereits vor einiger Zeit für ein Berlin-Gastspiel des Theaters an der Wien mit diesem Stück engagiert.
Evita wird im Theater des Westens in Berlin von September bis Ende Februar zu sehen sein.
Ein weiteres Gastspiel ist im Deutschen Theater München und zwar im Mai übernächsten Jahres geplant und zwar zwei Monate.
Und abschließend noch einmal zurück zu den wichtigsten Tagesereignissen in den Kurznachrichten.
Österreich.
Der Verbraucherpreisindex ist im Februar im Vergleich zum Februar vergangenen Jahres um 6% gestiegen.
Gegenüber Jänner 1982 hat das Statistische Zentralamt die Steigerung mit 0,4% errechnet.
Im Jänner betrug die Inflationsrate im Vergleich zum Jahr 0,6%.
Damit hat sich der Trend zu einem leichten Rückgang der Preissteigerungen fortgesetzt.
Verbilligungen gab es im Februar bei Benzin- und Bohnenkaffee, Verteuerungen bei Pauschalreisen und Skiliftgebühren.
Handelsminister Staribacher hat heute bestätigt, dass bei den Gesprächen mit der libyschen Delegation anlässlich des Gaddafi-Besuchs der Wunsch geäußert wurde, künftige österreichische Projekte mit Erdöl zu bezahlen.
Unter den großen Projekten, die Österreich Libyen angeboten hat, sind eine Meerwasserentsalzungsanlage sowie die Lieferung von 30.000 Stück Schlachtvieh.
Bereits in dieser Woche verhandelte Föst Alpine in Tripolis konkret über ein Projekt zur Errichtung von Ausbildungszentren in Libyen.
Die ÖVP hat heute neuerlich Kritik am Besuch des libyschen Revolutionsführers Gaddafi geübt.
Der außenpolitische Sprecher der großen Oppositionspartei Steiner erklärte, die Visite Gaddafis habe Österreichs Ansehen bei befreundeten Staaten, vor allem bei den USA, beeinträchtigt.
Nach Meinung der ÖVP hätte sich Bundeskanzler Kreisky stärker von Gaddafi distanzieren müssen.
Der ÖVP-Sprecher sagte, er glaube, dass die Bundesregierung von einer Neutralitätspolitik zu einer Politik der Blockfreiheit abweiche.
Nun die Wetteraussichten für ganz Österreich bis morgen früh.
Durchwegs sonnig, Nachmittagstemperaturen 4 bis 10 Grad.
Meine Damen und Herren, das ist wieder der Schlusspunkt hinter einer Stunde Mittagsinformation.
Das Neueste hören Sie in den stündlichen Nachrichten und im Abendjournal ab 18 Uhr.
Einblendung: Georg Trenkwitz (Ehemann), Josef Siska (Wiener-Polizei), Vera Gutmann, Direktor am Theater an der Wien Rolf Kutschera
Mitwirkende:
Jungwirth, Jürgen [Gestaltung]
, Gellert, Walter [Gestaltung]
, Trenkwitz, Georg [Interviewte/r]
, Siska, Josef [Interviewte/r]
, Gutmann, Vera [Interviewte/r]
, Kutschera, Rolf [Interviewte/r]
Datum:
1982.03.15 [Sendedatum]
Schlagworte:
Politik
;
Politik Österreich
;
Gesellschaft
;
Kultur
;
Musik ; U-Musik
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten