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KI-generiertes Transkript
12 Uhr.
Hier ist der österreichische Rundfunk.
Guten Tag meine Damen und Herren, durchs Mittagsschanal führt sich heute Werner Löw.
Und die jetzt absehbaren Fixpunkte dieser Führung sind in Schlagzeilen folgende Themen.
Zunächst einmal die Affäre um die Burgenländische Wohnbaugenossenschaft Ost.
Sie geht heute auf zwei Ebenen weiter.
Einmal im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss mit der Einvernahme des WBO-Geschäftsführers Horst Tietze.
Und zum anderen mit der ersten Ausgleichstagssatzung im Eisenstädter Landesgericht, wo es um die Frage Ausgleich oder Konkurs für die Siedlungsgenossenschaft geht.
Dann ein Bericht vom diensttäglichen Pressefoyer nach der Ministerratssitzung und unser Blick in die Kommentarspalten der österreichischen Zeitungen von heute.
So viel vorweg, es geht dabei unter anderem um die Geschichte vom Nasenbein eines Wiener Nachtlokalmanagers, das ja am Wochenende in irgendeiner Form mit dem Gesundheitssprecher der ÖVP Wiesinger in Berührung kam.
Die geplanten Auslandsthemen dieses Journals ein Gespräch mit dem deutschen Bundesgeschäftsführer der Grünen, jener Partei also, die sich mit ihrem Erfolg bei den Landtagswahlen in Niedersachsen vorgestern recht klar als die kommende vierte Partei in Deutschland etabliert hat.
Der oberste deutsche Grüne, Lukas Beckmann, nennt das Eintreten für Umweltschutz und Frieden als die Grundziele seiner Partei.
Dann ein Bericht über die jüngsten Entwicklungen im Nahen Osten, und das heißt konkret die Zusammenstöße im Westjordanland, diesmal aus ägyptischer Sicht.
Und, näher bei uns gelegen, eine Nacht- und Nebelaktion des Zürcher Stadtrats gegen das viel umstrittene autonome Jugendzentrum.
Bauarbeiter begannen heute um zwei Uhr früh das Gebäude abzureißen.
Die Kulturredaktion schließlich informiert über das Wien-Gastspiel von Superstars der Soul-Musik.
Namen wie Wilson Pickett und Simon Dave stehen auf dem Programm.
Bei uns jetzt auf dem Programm die Nachrichten.
Zusammengestellt hat sie Fedor Holy als der verantwortliche Nachrichtenredakteur und gelesen werden sie von Wolfgang Riemerschmid.
Österreich.
Mit einer Überraschung begann heute Vormittag die Sitzung des parlamentarischen WBO-Untersuchungsausschusses.
Der aus der Untersuchungshaft vorgeführte ehemalige Geschäftsführer der burgenländischen Siedlungsgenossenschaft Wohnbau Ost, Tietze, verweigerte vorerst jede Aussage.
Er berief sich dabei auf die Menschenrechte.
Tietze erklärte, er sei nur bereit, vor einem ordentlichen Gericht auszusagen.
Nach kurzer Beratung der Ausschussmitglieder wurde Tize eingehend belehrt, dass er lediglich als Zeuge Auszusagen habe.
Letztlich behielt sich der Ex-WBO-Geschäftsführer vor, Fragen, die ihn als Beschuldigten im eigenen Verfahren belasten würden, nicht zu beantworten.
Gestern hatte der frühere WBO-Obmann Rauchwarter vor dem Untersuchungsausschuss erklärt, er habe sich in der Genossenschaft nur um die politischen Agenten gekümmert.
Alle kommerziellen Transaktionen habe Tize erledigt.
Im Landesgericht Eisenstadt stimmen heute die Gläubiger über einen von der Wohnbau Ost vorgelegten Liquidationsausgleich ab.
Den Gläubigern wird eine 40-prozentige Quote geboten.
Die Gesamtschulden der WBO belaufen sich auf etwa 1,2 Milliarden Schilling.
Schweiz.
In Zürich ist in der vergangenen Nacht völlig überraschend mit dem Abbruch des umstrittenen autonomen Jugendzentrums begonnen worden.
Zunächst wurden vor dem Gebäude parkende Autos abgeschleppt.
Anschließend fuhr ein Konvoi von zwölf Lastwagen vor, in die das Mobiliar des Jugendzentrums verladen wurde.
Ein Sprecher der Behörden teilte mit, der Zürcher Stadtrat habe den Abbruch unter größter Geheimhaltung beschlossen.
Die zum Schutz der Arbeiten aufgebotene Polizei
war erst wenige Minuten vor der Aktion unterrichtet worden.
Nach Darstellung der Stadtverwaltung hatte sich das Zentrum in jüngster Zeit zu einem Umschlagplatz für harte Drogen entwickelt.
USA.
Der dritte Flug der amerikanischen Raumfähre Columbia verläuft weitgehend normal.
Die beiden Astronauten Lausmer und Fullerton haben heute mit den Vorbereitungen für umfangreiche wissenschaftliche Experimente begonnen.
Die Raumfähre wird sieben Tage im All bleiben und die Erde 116 Mal umkreisen.
In Colorado Springs treten heute die Verteidigungsminister der NATO-Mitgliedstaaten zu Beratungen über die atomare Rüstungspolitik zusammen.
Im Mittelpunkt stehen die Genfer Abrüstungsverhandlungen zwischen Moskau und Washington sowie der sowjetische Vorschlag, die Zahl der Mittelstreckenraketen auf dem derzeitigen Stand einzufrieren.
Über den Stand dieser Gespräche wird der amerikanische Verteidigungsminister Weinberger berichten.
Außerdem soll ein Dokument über die Stärke der NATO und des Warschauer Paktes vorbereitet werden.
Vertreter der westeuropäischen Friedensbewegung werben in den Vereinigten Staaten für weltweite Abrüstung.
Bei Aufenthalten in 52 amerikanischen Städten wollen sie die Bevölkerung über ihre Anliegen aufklären und Kontakte zur amerikanischen Friedensbewegung aufnehmen.
Die Regierung in Washington wirbt angeblich Spezialisten für den Kampf in Nicaragua an.
Ein ehemaliges Mitglied der militärischen Sondereinheit, Green Barretts, erklärte gestern Abend im amerikanischen Fernsehen CBS, sein früherer Chef habe ihn für eine nicht näher bezeichnete geheime Mission in Nicaragua anheuern wollen.
Für einen sechsmonatigen Vertrag werden dem ehemaligen Vietnam-Kämpfer umgerechnet etwa 800.000 Shilling geboten worden.
Er sollte nach Nicaragua eingeschleust werden und dort dieselben Dinge tun, die er während des Vietnamkrieges bei seiner Spezialeinheit tat, sagte der Mann.
Welche Aufgaben er in Vietnam durchgeführt habe, wollte er nicht näher erläutern.
Er meinte lediglich, es sei damals sehr gefährlich gewesen.
Sein Vertrag habe damals auch eine sehr gute Lebensversicherung für seine Familie vorgesehen.
Sowjetunion.
Der inhaftierte Bürgerrechtskämpfer Juri Orlov ist nach Angaben seiner Frau todkrank.
Er leide an Tuberkulose und habe hohes Fieber, erklärte Frau Orlova vor ausländischen Journalisten in Moskau.
Orlov war im Mai 1978 unter dem Vorwurf antisowjetischer Propaganda zu sieben Jahren Arbeitslager und fünf Jahren Hausarrest verurteilt worden.
Der in einem Straflager in Ural inhaftierte Akademiker hatte die Moskauer Gruppe zur Überwachung der Anwendung des Helsinke-Abkommens in der Sowjetunion ins Leben gerufen.
Seit seiner Internierung wurde er bereits fünfmal zu schweren Kerker verurteilt.
Er soll sich zurzeit neuerlich in Isolierhaft befinden.
Großbritannien Innenminister Whitelaw hat die Befürchtung geäußert, dass es in Großbritannien im Sommer zu neuen Straßenschlachten kommen könnte.
Whitelaw erklärte gestern, es gebe Hinweise darauf, dass die Jahrestage der Rassenkrawalle des vergangenen Jahres zum Anlass neuer Unruhen genommen werden.
Der Innenminister kündigte ein härteres Vorgehen der Polizei an.
Whitelaw war in letzter Zeit ins Kreuzfeuer des rechten Flügels der Konservativen geraten, der ihm vorwarf, angesichts der Zunahme der Verbrechen um 10% im vergangenen Jahr, nicht entschlossen genug durchzugreifen.
El Salvador.
Wenige Tage vor den umstrittenen Parlamentswahlen am kommenden Sonntag hat die linksgerichtete Opposition ihre Aktivitäten schlagartig verstärkt.
Untergrundkämpfer drangen gestern neuerlich bis in die Hauptstadt San Salvador vor und steckten 17 städtische Autobusse in Brand.
Bei einem Anschlag auf den Flughafen gelang den Guerrilleros die Zerstörung eines Teils der Luftwaffe.
Nach Darstellung der Behörden soll damit die Bevölkerung eingeschüchtert und von der Stimmabgabe abgehalten werden.
Unterdessen sind die Streitkräfte El Salvadors in Alarmzustand versetzt worden.
Die Führer der Untergrundbewegung haben neuerlich ihre Verhandlungsbereitschaft bekundet.
Eine entsprechende Mitteilung machten sie gegenüber dem venezolanischen Staatschef Herrera Campins.
Iran, Irak
Der Grenzkrieg zwischen beiden Staaten ist neuerlich aufgeflammt.
Der Iran meldet heute die Rückeroberung eines etwa 1.000 Quadratkilometer großen Gebietes um die Stadt Desfoul.
Die Darstellung der iranischen Nachrichtenagentur wurden bei der Offensive 6.000 gegnerische Soldaten gefangen genommen.
In ersten Meldungen aus Teheran war von 3.000 irakischen Gefangenen die Rede.
Die eigenen Verluste sollen gering sein.
Der Irak hat bereits gestern den Angriff der persischen Armee im Süden der Front bestätigt und die eigenen Verluste als niedrig bezeichnet.
Uganda.
In der Hauptstadt Kampala soll es gestern zu Kämpfen zwischen der Armee und Polizeieinheiten gekommen sein.
Augenzeugen berichten, bei einem Überfall von Soldaten auf die Polizeizentrale seien zwei Soldaten und zwei Polizisten getötet worden.
Nach unbestätigten Berichten drangen die Soldaten in die Polizeiwache ein und zwangen die Beamten, festgenommene Armeeangehörige freizulassen.
Die ugandische Armee gilt als besonders undiszipliniert.
In Kampala sind vor wenigen Tagen Offiziere aus verschiedenen Commonwealth-Ländern eingetroffen, um als Berater für die Armee eingesetzt zu werden.
Brasilien.
Pro Tag sterben auf der Welt 46.000 Kinder.
Wie der Sondergesandte des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Abdelaziz Al Saud, anlässlich eines Aufenthaltes in Brasilia bekannt gab, lag diese Zahl im Jahr 1980 noch bei 35.000.
Der Gesandte reist durch mehrere Länder Lateinamerikas.
Bundesrepublik Deutschland.
In München ist gestern Emmanuel Birnbaum, einer der bedeutendsten deutschen Journalisten, im 87.
Lebensjahr gestorben.
Birnbaum war Sohn eines aus Wien stammenden Musikers und Musikhistorikers.
Der Journalist galt als Kenner Osteuropas.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war er auch als österreichischer Presseattaché in Warschau tätig.
Bei Kriegsausbruch ging er nach Schweden ins Exil, wo ihn eine Freundschaft mit dem heutigen Bundeskanzler Kreisky verband.
Zwischen 1962 und 1976 war Birnbaum Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung.
Die Wetterlage.
Der Alpenraum liegt am Südrand einer ausgedehnten Hochdruckzone, die sich von den britischen Inseln ostwärts bis zum Ural erstreckt.
Vorhandene Störungsreste verlieren in unserem Land an Wetterwirksamkeit.
Die Wetteraussichten bis morgen früh.
Im Raum Niederösterreich und Burgenland über den flacheren Landesteilen meist geringe, sonst vorerst noch starke Bewölkung und besonders über dem Bergland etwas Niederschlag.
Im Tagesverlauf jedoch auch hier aufhören der Niederschlagstätigkeit und Bewölkungsauflockerung.
Mäßige Winde aus Nord bis Ost.
Nachmittagstemperaturen 3 bis 9 Grad, Frühwerte minus 4 bis plus 2 Grad.
Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
Schönwetter, meist sonnig, nur über dem Bergland tagsüber mitunter stärkere Haufenwolkenentwicklung.
Mäßiger Nordostwind.
Tageshöchstemperaturen 4 bis 10 Grad.
Die Wettervorschau auf übermorgen Donnerstag.
Im Norden und Osten Störungseinfluss.
Im Westen und Süden sonnig.
Relativ kühl.
Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
Wien wolkig, 9° Nordwind 10 km in der Stunde.
Eisenstadt wolkig, 7° Nordwind 10 km.
Linz stark bewölkt, 4° Nordwest 5.
Salzburg stark bewölkt, 4° Nordwest 5.
Innsbruck stark bewölkt, 4° Nord 10 km.
Bregenz heiter, 5° Südost 10.
Graz stark bewölkt, 6° Nordost 15 km.
Und Klagenfurt stark bewölkt, 4° Ostwind 10 km in der Stunde.
Zwölf Minuten nach zwölf und wir beginnen die ausführliche Berichterstattung im Mittagsjournal mit dem Kürzel WBO.
Die Affäre rund um die burgenländische Wohnbaugenossenschaft Ost geht heute, wie gesagt, auf zwei Ebenen weiter.
Einerseits im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Wien, andererseits im Landesgericht in Eisenstadt.
In Wien werden nach der gestrigen Einvernahme des WBO-Chefs Ernst Rauchwarther die Parlamentarier heute die Einvernahme des Geschäftsführers der WBO, Dietze, vornehmen und damit also ihre Arbeit fortsetzen.
Dabei gab es übrigens gleich den ersten Knalleffekt.
Sie haben es auch in den Nachrichten gehört.
Dietze wollte unter Hinweis auf die Menschenrechte jede Aussage vor dem Ausschuss verweigern und nur vor einem ordentlichen Gericht Rede und Antwort stehen.
Nach kurzer Beratung ist Dietze belehrt worden, dass er nur als Zeuge auszusagen habe und der WBO-Geschäftsführer hat sich daraufhin vorbehalten, auf solche Fragen keine Antwort zu geben, die ihn als Beschuldigten in seinem eigenen Verfahren belasten würden.
Auf dem anderen Schauplatz, beim Landesgericht in Eisenstadt, geht es heute um die wirtschaftlichen Verfehlungen rund um diesen WBO-Skandal.
In der ersten Tagssatzung wird Ausgleichskommissär Dr. Kirchhauer vom Eisenstedter Landesgericht zu entscheiden haben, ob zum ersten Mal eine österreichische Wohnbaugenossenschaft in den Ausgleich gehen kann oder sogar schon in den Konkurs gehen muss.
Schon vor dieser heutigen ersten Tagssatzung, zu der mehrere hundert Gläubiger erwartet wurden,
haben, die dabei das wichtigste Wort zu sagen haben, nämlich die Banken ihre Zustimmung zu einem Liquidationsausgleich erkennen lassen.
Zunächst aber ins Parlament in Wien zu Fritz Pesata.
Noch ist derzeit die Tür des Lokals 6 im Parlament.
dem sogenannten Budgetsaal dicht verschlossen.
Hinter den Türen des Lokal 6 wird seit heute 9 Uhr früh Horst Titze, früherer Geschäftsführer der WBO, als Zeuge vernommen.
Titze ist, so wie der ehemalige ÖVP-Landtagsabgeordnete Ernst Rauchwater, derzeit untersuchungsheftlich in Eisenstadt.
Er wird, wie Rauchwater, des Verbrechens der Untreue beschuldigt.
Und deshalb, weil er beschuldigt in einem künftigen Strafverfahren ist, wollte Titze heute die Aussage vor dem Untersuchungsausschuss verweigern.
Der Ausschuss konnte ihn jedoch nach längerer Belehrung überzeugen, dass er doch noch aussagen soll.
Nicht zuletzt deshalb, weil ihm Ausschussvorsitzender Holger Bauer beige Strafen angedroht hat.
Einige Angaben zur Person Titzes.
Titze wurde 1941 in Wiener Neustadt geboren, ist verheiratet und Vater eines Kindes.
Er ist ein Schulfreund des derzeit beurlaubten niederösterreichischen ÖVP-Landtagsabgeordneten Walter Zimper und er gehört wie Zimper der CV-Verbindung Neostadia an.
Diplomkaufmann Titze war vor Jahren Prüfer bei der steirischen gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft GWS und dort in eine Affäre rund um eine Parteispende an den Steirischen Wirtschaftsbund in Millionenhöhe verwickelt.
Zu einem Verfahren war es freilich nie gekommen.
Titze wurde dann später im Rahmen des Revisionsverbandes der gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen Prüfer bei der burgenländischen WBO und dort im Jahre 1979 Geschäftsführer.
Heute bezeichnet Titze Ernst Rauchwater als wörtlich den Boss der WBO und als Seele des Unternehmens.
Titze bestätigt im Wesentlichen die gestrigen Aussagen Rauchwaters.
Demnach hat sich dieser um die politischen Kontakte und er selbst, nämlich Titze, mehr ums Geschäftige gekümmert.
Was jedoch laut Titze nicht bedeutet, dass Rauchwater nicht von allen Geschäftsdingern informiert gewesen wäre.
Ausführlich wird Titze heute auch über die Rauchwater-Millionen an ÖVP-Landesparteisäger Zimper für den Faber Verlag gefragt.
Titze kennt offenbar die Transaktion nur vom Hörensagen.
Er weiß nicht genau, ob zwei oder drei Millionen Schilling dabei im Spiel gewesen sind.
Soweit er davon wisse, habe es einmal einen Ein-Millionen-Schilling-Scheck Rauchwaters gegeben.
Dann auch noch eine Überweisung von 550.000 Schilling und eine weitere Überweisung von 450.000 Schilling auf das Konto der Rauchwarte-Sekretärin Gertrud Kittelbel.
Rauchwarte hatte gestern allerdings vor dem Untersuchungsausschuss die ganze Transaktion anders als bisher Landesparteisekretär Walter Zimper dargestellt.
Demnach habe Rauchwarter Zimper das Geld für den Faber Verlag in mehreren Raten übergeben und es von ihm auch in zwei Raten zurückgehalten.
Das Geld für den Faber Verlag, so glaubt Titze heute zumindest, soll übrigens vom Projekt einer Leichenhalle abgezogen worden sein.
Sodann wird Titze von den Ausschussmitgliedern nach politischen Interventionen gefragt.
Er sagt, dass aufgrund solcher Interventionen eine Reihe von Leuten bei der WBO eingestellt wurden, auch solche Leute, die keine ausreichenden fachlichen Qualifikationen aufgewiesen hätten.
Knapp nach elf kommt auch noch der Name von ÖVP-Bundesparteitmann Mock ins Spiel.
Mock soll, so will Titze von Rauchwater gehört haben, zugunsten des derzeit in Untersuchungshaft sitzenden Chefs der Baustofffirma Kleibl interveniert haben.
Allerdings, Rauchwater hatte gestern auf die gleiche Frage eines sozialistischen Ausschussmitgliedes geantwortet, er wisse nichts über eine solche Intervention.
Derzeit ist die Vernehmung wieder im Gang, sie soll bis 13 Uhr dauern.
Und damit wieder zurück zum Studio des Mittagsschannals.
Fritz Pessater und Johannes Fischer haben vom zweiten Sitzungstag des parlamentarischen WBO-Untersuchungsausschusses berichtet und von der derzeit noch im Gang befindlichen Einvernahme des WBO-Geschäftsführers Titze.
Voll im Gang auch ist zur Stunde in Eisenstadt die Ausgleichstagsatzung der Wohnbau Ost.
Die dem Ausgleichsverwalter gemeldeten Verbindlichkeiten betragen 1,2 Milliarden Schilling.
Mit dieser Summe ist der Ausgleich der Wohnbau Ost das viertgrößte Insolvenzverfahren der österreichischen Nachkriegsgeschichte nach Klimatechnik, Eumig und Funda.
Von der Zahl der Gläubiger ist der WBO-Ausgleich oder Konkurs, diese Frage ist ja noch offen, ist also dieses Verfahren das größte überhaupt.
Über den Stand der Verhandlungen berichtet nun direkt Hans Tesch.
Gleich zu Beginn hat der Ausgleichsverwalter zwei Möglichkeiten zur Auswahl gestellt.
den Ausgleich anzunehmen oder den Ausgleich abzulehnen, was zu einem Anschlusskonkurs führen würde.
Zurzeit läuft die Abstimmung, die Annahme des Ausgleichs scheint aber nach dem bisherigen Verlauf der Abstimmung festzustehen.
Alle erschienenen Bankenvertreter haben einem Ausgleich zugestimmt, die Gläubiger-Schutzverbände haben zugestimmt und auch einige Firmenvertreter haben bereits Ja gesagt.
Mehr als drei Viertel der angemeldeten Forderungen an die WBO dürften schon erreicht sein und auch mehr als die Hälfte der erschienenen Gläubiger dürften zustimmen.
Was eine Ablehnung des Ausgleichs bedeuten würde, hat Ausgleichsverwalter Dr. Langer gleich zu Beginn der Verhandlungen angedeutet.
Heute erreichte ihn ein Brief aus Oberösterreich, falls es zu einem Konkurs und damit zur Aberkennung der Gemeinnützigkeit kommt, sind für ein Grundstück in Oberösterreich 954.000 Schilling Grunderwerbsteuer nachzuzahlen.
Ausgleichsrichter Dr. Kirchauer hat zum Vergleich Ausgleichskonkurs gemeint, dass beim Konkurs Steuerforderungen entstehen, die bevorrechtete Forderungen sind und die Konkursmasse belasten würden.
Die Quote wurde heute dahingehend abgeändert, dass ein Liquidationsausgleich angeboten wird mit einer Quote von 40 Prozent.
Wie viel die Firmen und Banken beim Ausgleich tatsächlich erhalten werden, konnte der Ausgleichsrichter nicht sagen.
Geschätzt aber weit weniger.
Denn nach dem vorliegenden Konzept soll es mit der Wohnbau Ost so weitergehen.
Die WBO überträgt alle Rechte zur bestmöglichen Verwertung dem Ausgleichsverwalter dann als Sachwalter.
Dieser übergibt die größeren angefangenen Projekte, wie zum Beispiel in Wiener Neustadt und Eisenstadt, einem oder mehreren Generalunternehmern, die diese Projekte fertigbauen.
Bereits jetzt fast fertige Projekte werden vom Sachwalter selbst fertiggestellt und an die Siedler ins Eigentum übergeben.
Von den 1,5 Milliarden Verbindlichkeiten entfallen 700 Millionen auf Banken.
Und diese dürften auch die großen Verlierer beim WBO-Ausgleich werden.
Den Siedlern und Firmen wurde bei der Ausgleichstagsatzung von den Ländervertretern aus dem Burgenland und aus Niederösterreich Hilfe zugesichert.
wobei NÖ ursprünglich einen anderen Weg gehen wollte.
NÖ wollte das Projekt Salzerwiese in Wiener Neustadt mit einer Hypothekarklage aus der WBO herauslösen und dann mit einer eigenen niederösterreichischen Gesellschaft weiterbauen.
Die Klage wurde schon eingebracht.
Jetzt will man jedoch über Verhandlungen zu diesem Projekt gelangen.
Zur Zeit jedenfalls ist in Eisenstadt der Ausgleich noch in Gang.
Hans Tesch berichtete von der Ausgleichstagssatzung der Wohnbau Ost, Ergebnis Anmeldung eines sogenannten Liquidationsausgleichs mit einer geplanten Befriedigung der gläubigen Ansprüche in Höhe von 40 Prozent.
Neun Minuten vor halb eins ist es nächster Programmpunkt im Mittagsschanal die Inlandspresseschau.
Zusammengestellt hat sie Hans Langsteiner.
Das gestrige ÖVP-Nein zu der von der Regierung vorgeschlagenen Offenlegung größerer Parteispenden ist eines der Hauptthemen heutiger Zeitungskommentare.
Der neue ÖVP-Generalsekretär Graf hatte die ablehnende Haltung seiner Partei damit begründet, dass die SPÖ die Offenlegung indirekter Parteispenden verweigere.
Dazu liest man bei Herwig Schmidl im Kurier.
Mit indirekten Spenden ist gemeint.
Die SPÖ beherrscht nun schon über Jahre das öffentliche Leben, hat die großen Institutionen durchwandert.
Diese inserieren dann in Presseerzeugnissen der SPÖ, in denen kein kalkulierender Kaufmann je inserieren würde.
Auf diese Art erspart sich die SPÖ viel Geld.
Und deshalb will sie diese versteckte Art der Parteienfinanzierung auch nicht aufgeben.
Sauber wird es in einem Raum erst, wenn kräftig gekehrt wird.
Nicht aber, wenn sich einer am anderen abputzt.
Ganz anders die Stellungnahme der Sozialistischen Arbeiterzeitung zum ÖVP-Nein zur Spendenoffenlegung.
In einem Kurzkommentar heißt es,
Im Gesetzentwurf, den die SPÖ vorgelegt hat, ist eine Veröffentlichung gegenüber einer Kommission ja nur dann vorgesehen, wenn die Spende pro Jahr 70.000 Schilling überschreitet.
Ergo, es muss eine gar beträchtliche Zahl von Leuten geben, die der ÖVP einen solchen gewaltigen Batzen Geldes zustecken.
Und dass man halt wissen will, wer das ist, hat mit banaler Neugier nichts zu tun.
So sehr das Nein der ÖVP jetzt auch überrascht, einen Grund wird's schon haben.
Mit einem anderen Thema als die Sozialistische Arbeiterzeitung befasst sich das neue Volksblatt der ÖVP.
Johann Draxler kommentiert dort einen Vorfall, in dem am vergangenen Wochenende ÖVP-Gesundheitssprecher Wiesinger verwickelt war.
In einem Wiener Nachtlokal soll Wiesinger, je nach Darstellung, mit dem Geschäftsführer des Lokals beim Anziehen des Mantels in eine körperliche Berührung ohne Folgen oder aber in eine tägliche Auseinandersetzung bis zum Nasenbeinbruch geraten sein.
Ein Vorfall, der von ÖVP-Generalsekretär Graf gestern als besonderer Fall von Bürgernähe charakterisiert worden war.
Johann Draxler schreibt dazu nun im Neuen Volksblatt der ÖVP.
In welchen Lokalen sich ein Abgeordneter nach vollbrachter Arbeit als Arzt und Gesundheitssprecher den Mantel an- und auszieht, ist einzig und allein seine Sache.
Welche Taten er allerdings in diesen Lokalen setzt, besonders wenn sie strafrechtlich relevant sein könnten, ist nicht mehr allein seine Sache.
Da hat dann auch die Partei ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.
Und das sollte sie auch.
Dr. Mox proklamierte andere Politik kann wohl kaum von jemandem verwirklicht werden, der, wenn auch nur einmalig, der Partei einen derartigen Schlag versetzt.
Auf solche Leistungen von Spitzenpolitikern muss man verzichten können.
Noch dazu, wenn es sich dabei um die Leistung eines Bereichssprechers handelt.
Der sollte die Volkspartei einmal die Regierung stellen, als Minister ausersehen wäre.
Schlagfertig sollten in der ÖVP nur die Argumente sein, niemals die Fäuste.
Und in der Wiener Zeitung heißt es in einem Kurzkommentar zum selben Thema
Jetzt wird krampfhaft versucht, das Ganze als psoffene Geschichte herunterzuspielen.
Wiesingers Rechtsanwalt sprach im Rundfunk gar von einer Berührung beim Mantelanziehen.
Zu derlei Berührungen und Berührern ein eindeutiges Nein-Danke.
Soweit die Inlandspresse scharf an heute, zusammengestellt hat sie Hans Langsteiner.
Sechs Minuten vor halb eins kommen wir ins Ausland mit unserer Berichterstattung.
Seit den Landtagswahlen im Deutschen Bundesland Niedersachsen vom vergangenen Sonntag gilt es unter allen Beobachtern als ausgemacht.
Die Bundesrepublik ist auf dem Weg zum Vier-Parteien-System.
Diese vierte Partei nach der konservativen Union, den Sozialdemokraten und den Freidemokraten sind die Grünen.
Das hervorragende Abschneiden der Grünen in Niedersachsen, sie erreichten mit 6,5% der Stimmen ja mehr als die liberale FDP, das ist neben der schweren Niederlage der Sozialdemokraten das wohl wichtigste Ergebnis dieser Landtagswahlen.
Nach den vorangegangenen Erfolgen der Grünen in den Ländern Baden-Württemberg, Bremen und Berlin stehen sie jetzt, eben nach den Niedersachsen-Wahlen, als für die FDP recht bedrohliche Konkurrenz in der Funktion als Zünglein an der Waage dar.
Das wollen sie übrigens auch durchaus bleiben.
Irgendwelche Koalitionen haben sie erklärtermaßen nicht im Sinn.
Aber, so sagte ein Sprecher der Grünen schon gestern, man sei zur Zusammenarbeit mit allen Parteien in Sachpunkten bereit, wenn die Vorstellungen der Grünen berücksichtigt würden und sie auch ernst genommen würden.
Das bleibt freilich auch nach den Grünen-Erfolgen insgesamt die Frage, wie ernst die Großparteien den kleinen Emporkömmling nicht nur in die Analysen, sondern auch in der politischen Alltagspraxis nehmen werden.
Über die Vorstellungen und Ziele der neuen vierten deutschen Partei sprach Paul Schulmeister mit dem Bundesgeschäftsführer der Grünen, Lukas Beckmann.
Herr Beckmann, Sie sind Bundesgeschäftsführer der Grünen hier in Bonn.
Nach der Niedersachsenwahl ist Ihre Partei in vier von elf Landesparlamenten vertreten.
Worauf führen Sie das zurück?
Die Bürger sind zunehmend enttäuscht von der Politik der etablierten Parteien, was im Wesentlichen zusammenhängt mit immer mehr Wachstum und immer weniger Sinn.
Die Sinnfrage der Menschen wird nicht hinreichend beantwortet.
Wir versuchen dazu, eine Antwort zu geben.
indem wir konstruktive Vorschläge machen in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, im ökonomischen Bereich, im friedenspolitischen Bereich, aber auch vor allen Dingen im ökologischen, im Umweltschutzbereich.
Sie verstehen sich also nicht mehr in erster Linie als reine Umweltschutzpartei?
Nein.
Wir haben von Anfang an eigentlich zwei wesentliche Standbeine gehabt.
Das war Ökologie und Frieden.
Friedenspolitik muss in unserer Zeit, gerade in der Bundesrepublik, wo wir ganz wesentlich bedroht sind,
Durch neue und auch durch bereits vorhandene Mittelstreckenraketen muss ein ganz wichtiger Bereich unserer konstruktiven Politik sein.
Konkret auf die Friedenspolitik gesprochen, wird das nicht eigentlich der Hauptknüller, wenn ich das so sagen darf, der Grünen sein?
Es wird kein Knüller sein.
Dafür ist das Thema viel zu brisant.
Aber es wird ein notwendiges, schwerpunktmäßiges Engagement von unserer Seite bedeuten, um dazu beizutragen,
dass zumindest die Nachrüstung verhindert wird.
Und sehen Sie da gute Aussichten dafür?
Ich gehe davon aus, dass es politisch nicht durchsetzbar sein wird, dass hier in der Bundesrepublik als auch in Europa insgesamt neue Mittelstreckenraketen stationiert werden.
Die SPD wirft Ihnen vor, Sie würden letztlich das Geschäft der Konservativen besorgen, weil Sie die SPD parlamentarisch schwächen und damit der CDU-CSU den Gewinn der Mehrheit leichter machen.
Was ist Ihr Kommentar dazu?
Wir sind nicht verantwortlich für die Misere, die wir heute in der Bundesrepublik haben, politisch gesehen, sowohl im ökonomischen Bereich als auch im friedenspolitischen Bereich.
Die Wahl in Niedersachsen zeigt sehr deutlich, dass die SPD an die CDU über 80.000 Stimmen verloren hat.
Das heißt nicht wir, sondern die SPD ist verantwortlich für die absolute Mehrheit der CDU.
Wir haben diese nicht gewollt.
Man hat oft gesagt, die Grünen seien das Sammelbecken für das links-alternative Protestpotenzial in der Bundesrepublik, angeblich 15%.
Wenn das stimmen sollte, würde Ihnen nicht der Boden dann entzogen werden, wenn der Anlass für diesen Protest kleiner würde?
Konkret, wenn sich zum Beispiel die SPD ohne Regierungsverantwortung nicht mehr zu einer eher konservativen Kompromisspolitik gezwungen sähe?
Ich glaube, dass Sie mit der Frage, den Unterschied
in der Politik der Grünen und der SPD unterschätzen.
Die SPD ist längst nicht mehr eine Partei der Arbeitnehmer oder auch der gesellschaftlich am Rande stehenden.
Die SPD ist eine Partei, die verfilzt ist mit dem Unternehmertum, ganz wesentlich, wohingegen die Grünen ein völlig anderes Politikverständnis haben.
Ich bin ganz sicher, dass die Sozialdemokraten in absehbarer Zeit, das heißt über einen Zeitraum von den nächsten zehn Jahren, es nicht nur sehr schwer haben werden, regierungsfähig zu sein, sondern dass sie es zunehmend schwer haben werden, oppositionsfähig zu sein, weil einfach die politischen, kreativen Impulse für einen notwendigen Neueinsatz in dieser Partei nicht mehr vorhanden sind.
Sie sehen die Grünen als dauerhafte Erscheinung in der westdeutschen Parteienlandschaft und in den Parlamenten.
Wie sehen Sie denn jetzt konkret die Chancen bei den kommenden Landtagswahlen, zunächst in Hamburg, Anfang Juni, dann in Hessen, Ende September und später in Bayern?
Die Chancen in Hamburg und Hessen sind sehr gut.
Es besteht überhaupt kein Zweifel, dass die Grünen dort in die Parlamente einziehen werden.
Möglicherweise mit einem noch höheren Stimmenanteil als der Niedersachsen.
Ich gehe davon aus, dass diese Situation, das Vertrauen, was also Menschen den Grünen gegenüber zeigen, auch bei der Abgabe ihrer Stimmen, sich auch auf die Situation in Bayern auswirken wird.
Für die Grünen ist es in Bayern mit Sicherheit schwieriger als in anderen Landesverbänden, aber ich denke, dass im Zuge einer allgemeinen Bewusstseinsveränderung, was sich dann auch in Wahlen zeigt, auch die Grünen in Bayern eine sehr gute Chance haben werden.
Und Ihr Optimismus würde auch für die Bundestagswahl 1984 gelten?
Ich kann mir nicht nur aufgrund der Wahlergebnisse, sondern geradezu aufgrund der sehr starken Basisbewegung, die sich auch am 10.
Oktober letzten Jahres hier in Bonn bei der großen Friedensdemonstration gezeigt hat, kann ich mir für die Zukunft einen Bundestag ohne die Grünen nicht mehr vorstellen.
Vielen Dank, Herr Beckmann.
Mit Lukas Beckmann, dem obersten Grünen der Bundesrepublik Deutschland, dem Bundesgeschäftsführer der Grünen, sprach Paul Schulmeister.
Eine Minute nach halb eins, Zeit also für den üblichen Halbzeitblick auf das noch verbleibende Programm.
Aus dem Inland erwarten wir noch den Bericht von Pressegesprächen im Anschluss an die Sitzung des Ministerrates.
Aus dem Ausland wollen wir Sie noch informieren über die Nacht- und Nebelaktion des Zürcher Stadtrates gegen das viel umstrittene Autonomer Jugendzentrum.
Von der Kultur erwarten wir einen Bericht über die Wien-Station der Welttournee der Superstars der Soulmusik und als nächster Auslandsbeitrag der angekündigte Beitrag aus dem Nahen Osten, Thema Westjordanien.
Das israelische Parlament soll ja heute über drei Misstrauensanträge der Arbeiterpartei, der Kommunisten und der kleinen Chinui-Partei gegen Ministerpräsident Begim abstimmen.
Die Oppositionsparteien stellen diese Misstrauensanträge eben im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um die Ablösung eines Stadtrates in Westjordanien.
Die Araber in Westjordanien befürchten, dass diese Maßnahmen der israelischen Verwaltung ein schleichender Übergang zur Annexion sein könnten.
Die arabischen Bürgermeister in Westjordanien haben wegen der Absetzung des Stadtrates also zu einem bis Mittwoch befristeten Generalstreik aufgerufen.
Am Wochenende schon waren bei Protestaktionen ein 17-jähriger Araber getötet und mindestens zwölf weitere von israelischen Soldaten verletzt worden.
Und bei neun Demonstrationen gestern kamen nach israelischen Angaben wieder Menschen zu Schaden.
Drei Araber wurden verletzt, ein Jugendlicher, ein weiterer Jugendlicher wurde erschossen.
Die Lage in Westjordanien, die ist voraussichtlich auch bei einem Treffen von Ministerpräsident Begim mit einem ägyptischen Sonderbotschafter ein Thema.
Ein Sonderbotschafter, der schon gestern Abend in Israel eingetroffen ist.
Ägypten hat sich besorgt über die Auseinandersetzungen in Westjordanien geäußert.
Hauptthema des Gesprächs mit dem Sonderbotschafter aus Ägypten ist allerdings eine Grenzstreitigkeit, die beim Rückzug Israels aus der Sine-Halbinsel aufgetreten ist.
Hören Sie nähere Einzelheiten von Klaus Metzler aus Kairo.
Es geht uns die Westbank an, uns interessiert der Sinai und sonst nichts.
Auf diesen Länder gebracht lässt sich derzeit Ägyptens Tagespolitik weitgehend vereinfachen.
Wie schon nach Israels Überfall auf den irakischen Atomreaktor und die Bombardierung dicht besiedelter Wohnviertel Beirut scheinen auch die sich zuspitzenden Vorgänge im besetzten Westjordanland wieder einmal die Vermutung zuzulassen, dass für Kairo zunächst das nationale Interesse Vorrang hat und dann erst die arabische Solidarität kommt.
Irgendwie konnte man sich nie so ganz des Eindrucks erwehren, dass ägyptische Proteste, betrafen sie den Nachbarn Israel, wenn auch harsch, so doch immer etwas halbherzig ausfielen.
Ein Beweis vielleicht dafür, wie viel Ägypten am Frieden mit Israel liegt, wo man dies auch weiß und Brüskierungen nicht scheut, die durchaus als eine Art Test verstanden werden durften, der da heißt, mal sehen, wie weit wir gehen können.
Die Forderung Ministerpräsident Begims, der ägyptische Präsident müsse, wenn er Israel überhaupt besuchen wolle, auch nach Jerusalem kommen, war daher im Grunde nichts anderes als eine Ausladung.
In Kairo reagierte die Regierung diplomatisch.
Mubarak mit der ihm eigenen Zurückhaltung und Kühle, dies entspricht nicht diplomatischen Protokoll, einem Staatspräsidenten vorzuschreiben, wohin er sich zu begeben hat.
Der Israel-Besuch Mubaraks wurde erst einmal verschoben, wenngleich sich Außenminister Kamal Hassan Ali nach seinen jüngsten Gesprächen in Tel Aviv, wo ergebnislos versucht wurde, die letzten Streitfragen bezüglich der endgültigen Sinairie-Räumung durch Israel beizulegen, beeilt zu erklären, der Staatsbesuch könne ja zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.
Die ägyptischen Medien informieren nur knapp über die Vorgänge jetzt auf der Westbank, wie sie das fast immer getan haben.
Ohne Polemik, im Nachrichtenstil werden im Fernsehen Bilder und Filmstreifen über die Demonstrationen im Westjordanland und die Polizeiaktionen gezeigt.
Die Kritik am Nachbarn hält sich in Grenzen.
Fast genau nur noch vier Wochen sind es bis zum 25.
April, an dem der Sinai wieder ägyptisch sein wird.
Nur ein Ägypter kann ermessen, welche Symbolkraft der Wüstenhalbinsel, die ja bereits zu Asien gehört, zukommt.
Schließlich will Hosni Mubarak, wollte bereits sein Vorgänger Sadat den abgefallenen arabischen Brüdern beweisen, wozu ein Friedensvertrag mit Israel gut sein kann.
Er wird es wohl beweisen können.
Die Israelis räumen, letzte Grenzstreitigkeiten hofft man, noch vor dem Datum klären zu können.
Wie es dem Stil und der schon nicht mehr ganz neuen ägyptischen Führung entspricht, dämpft die Kairoer Regierung große Erwartungen hinsichtlich eines rauschenden Jubelfests.
Der Tag soll in Würde und Stolz und eher nachdenklich begangen werden, ungewohnt für die zu Emotionen neigenden Ägypter.
Der Präsident hat ihnen Realitätssinn und Fleiß abverlangt.
Augenauswischerei, wie sie lange betrieben wurde, gilt nicht mehr.
Und um wachsende israelische Zweifel nach dem 25.
April werde sich Ägypten wieder den arabischen Freunden zuwendend zu zerstreuen.
Wenn vielleicht wohl kein Zweifel daran mehr bestehen durfte, beteuert Mubarak immer wieder, dass dies für ihn heißt, das eine zwar zu tun, das andere aber nicht zu lassen.
Mit einer dringenden Botschaft an Menachem Begin ist gestern Dr. Osama al-Bas, der wendige Staatssekretär im Kairo-Außenministerium, nach Israel gereist.
Kairo will im Gespräch bleiben und das ist gut angesichts der dunklen Wolken, die wieder einmal in der Ost aufzuziehen begonnen haben.
Klaus Metzler berichtet aus Kairo.
In der Zürcher Limmatstraße nicht weit vom Hauptbahnhof, da hat heute Nacht die Spitzhacke, ist heute Nacht die Spitzhacke in Aktion getreten.
Unter dem Schutz eines massiven Polizeiaufgebots haben Bauarbeiter des Zürcher Hochbauamts damit begonnen, das umstrittene autonome Jugendzentrum
AJZ abzureißen.
Der Stadtrat hatte den Abbruch unter größter Geheimhaltung bis zur letzten Stunde beschlossen.
Die aufgebotenen rund 100 Polizisten wurden erst im letzten Moment informiert.
Die ganze Überraschungsaktion hat um 2 Uhr früh begonnen und rund 100 Jugendliche haben da völlig überrumpelt das Geschehen verfolgt.
Zuerst wurden 14 parkende Autos abgeschleppt, dann fuhr ein Konvoi von Lastwagen vor, in den das Mobiliar des Jugendzentrums verladen wurde.
Dieses AJZ war erst vor zehn Tagen erneut geschlossen worden, nachdem der Trägerverein angesichts des Drogenproblems von seinem Vertrag mit der Stadt zurückgetreten war.
Das Jugendzentrum hatte sich nach offiziellen Angaben zu einem Zentrum für den Handel mit harten Drogen wie etwa Heroin entwickelt.
Hören Sie in ihrer Einzelheiten von Konrad Töns.
Heute früh wurde in Zürich eine Legende zerstört.
Das autonome Jugendzentrum, vor zwei Jahren von Jugendlichen der Stadt Zürich abgetrotzt, ist vor wenigen Stunden dem Erdboden gleichgemacht worden.
Damit ist vorläufig ein Strich und eine verzweifelte und auch verfehlte Jugendpolitik in der größten Schweizer Stadt gezogen worden.
Eine kurze Rückschau.
Vor zwei Jahren begann die Zürcher Jugend zu rebellieren, zu krawallieren.
Mit einer ungeheuren Wucht und Dynamik trafen die Ausschreitungen die Zürcher Behörden, die sich auch in den vergangenen Jahren mit der Jugendpolitik schwer taten.
Eine Trägerschaft spielte dem AJZ Pate, die sozialdemokratische Partei der Stadt Zürich, und die Landeskirchen des Kantons.
Die Stadt gab Geld.
Im autonomen Jugendzentrum bildeten sich Arbeitsgruppen, die sich Jugendlichen, sozialen Randgruppen, annahmen.
Die Zürcher Bewegung splitterte sich damit auf, die von mehreren hundert Jugendlichen besuchten Vollversammlungen büssten ihre Attraktivität ein, immer weniger kamen.
Und damit auch verbunden, immer weniger Ausschreitungen waren die Folge.
Vor 14 Tagen fand hier in Zürich Wahlen statt.
Die Bewegung stellte einen eigenen Kandidaten, der in der Wahl zum Stadtrat immerhin 10% Stimmenanteile erhielt.
Die Sozialdemokraten, die sich für das IJZ einsetzen, verloren ihre über 50-jährige Vormachtstellung an die bürgerlichen Parteien.
Im Stadtrat selbst, der Exekutive, verloren die Sozialdemokraten ihre Dominanz.
Was heute Morgen geschehen ist, scheint eine Abrechnung des alten Stadtrates mit dem ungeliebten Kind AJZ zu sein.
Gleichzeitig will man dem neuen Stadtrat, der am 1.
April seine Geschäfte aufnehmen wird, einen neuen Start in der Jugendpolitik ermöglichen.
Ob Zürich allerdings den Weg zur heutigen Jugend findet, das ist hier und auch anderswo eine offene Frage.
aus, also für das Autonome Jugendzentrum in Zürich.
Und aus der Schweiz zurück nach Österreich zu unserem mehrfach angekündigten Beitrag und unserem Bericht von der Sitzung des Ministerrats und dem anschließenden Pressegespräch danach.
Drei Themenbereiche standen da im Vordergrund.
Erstens die Frage der Offenlegung von Parteispenden.
Zweitens die Beteiligung des Bundes an diversen Wirtschaftsbetrieben und drittens auch die Frage des Wiener SPÖ-Spitzenkandidaten bei den nächsten Wahlen.
Mehr darüber von Markus Sommersacher.
Notfalls auch ohne die Mitwirkung der ÖVP will Bundeskanzler Kreisky eine Offenlegung von Parteispenden durch Gesetze verordnen.
Auch das Nein, dass gestern der neue ÖVP-Generalsekretär Graf zur Absicht deponierte, diese Spenden ab der Höhe von 70.000 Schillingen offenlegen zu lassen, kann ihn nicht abschrecken, sagte der Kanzler heute.
Ich bin grundsätzlich der Auffassung, wenn man von der Richtigkeit einer Sache überzeugt ist, dann muss man sie auch vertreten, wenn andere nicht bereit sind mitzugehen.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir
alleine eine solche Lösung oder mit der FPÖ, je nachdem, ob sich da etwas machen lässt, dass wir so etwas beschließen.
Ich halte das für wichtig, dass die Spenden an die Parteien offengelegt werden.
Die FPÖ meint aber, dass dadurch das Datenschutzgesetz verletzt würde.
Muss man diesen Einwand nicht berücksichtigen?
Das glaube ich nicht, dass das Datenschutzgesetz dadurch verletzt wird, wenn derjenige, der
diese Spende gibt, im Vorhinein weiß, dass er damit rechnen muss, dass das veröffentlicht wird, dann wird das Datenschutzgesetz nicht.
Er wird ja nicht gezwungen dazu, sondern er soll wissen, es wird das veröffentlicht.
Es gibt ja Leute, die vor ihrem Tod Rentner bei uns zum Beispiel, die ja so ihr kleines
Vermögen, weil sie allein sind, der Partei vermachen und was soll das für eine Schande sein, sowas zu veröffentlichen.
Und wenn einer ein Interesse hat, einer Partei einen größeren Betrag zuzuführen, ich halte das, die 70.000-Grenze für viel zu hoch, die Hälfte würde ja auch genügen, dann soll das veröffentlicht werden, weil man das ja auch begründen kann.
Das ist jedenfalls anständiger als dieses Hin und Her,
Geschiebe von Beträgen, die dann also alle irgendwo versickern.
Und Sie glauben nicht, dass es dann trotzdem noch irgendwie so eine Grauzone geben wird, wo unter der Duche doch wieder die Gelder verschoben werden, ohne dass das offen gelegt wird?
Schauen Sie, es gibt heute viele Gesetze, die Verbrechen verhindern sollen.
Aber wir leben in einer sündigen Welt, in der natürlich
Nicht alle sichern die Gesetze erhalten, aber dann handeln sie eindeutig gesetzwidrig.
Soviel von Bundeskanzler Kreisky zur Frage der Offenlegung von Parteispenden.
Im Übrigen kündigte der Regierungschef an, dass Finanzminister Salcher bald Vorschläge für eine Neuordnung der staatlichen Bankenaufsicht vorlegen wird.
Auch in anderen Bereichen werden die Beteiligungen des Bundes an Wirtschaftsbetrieben neu geregelt.
Und zwar sollen die Betriebe, an denen der Staat beteiligt ist, nicht mehr wie bisher fast automatisch der Aufsicht durch das Finanzministerium unterstehen.
Industriebeteiligungen werden zum Beispiel der Dachorganisation der Verstaatlichen Industrie, der OIAG, untergeordnet.
Die Straßenbausondergesellschaften kommen unter die Aufsicht des Bautenministers.
Kreisgenommen heute auch zu Erklärungen des Wiener ÖVP-Chefs Busseckstellung,
wonach er nicht den Wiener Bürgermeister Kratzer als Spitzenkandidaten der SPÖ bei den nächsten Gemeinderatswahlen in Wien erwarte, sondern Kulturstaatrat Helmut Zilk.
Kreis geht dazu.
Ich halte dieses Gerücht für bewusst ausgestreut, weil der Herr Dr. Bussek
hier für den Wiener Landesparteitag, der am 15.
Mai stattfindet, eine gewisse Unruhe schaffen, wähle ich heute von diesem Gerücht gar nichts.
Das heißt also, auf dem Wiener SPÖ-Landesparteitag Mitte Mai wird Kratz wiedergewählt, nach aller Voraussicht nach.
Davon bin ich überzeugt.
Und ich sage noch einmal, hier will der Herr Dr. Bussek nach seiner bekannten Art
ein bisschen so die Leute durcheinander bringen.
Da hat er sogar Sie einbezogen mit der Idee, Zilg wäre Ihr Wunschkandidat.
Nein, das ist jedenfalls eindeutig nicht wahr.
Eins muss ich sagen, ich muss das schon besser wissen als der Herr Dr. Bussek.
Sind Sie eigentlich zufrieden mit Graz?
Ich kenne gerade seit vielen Jahren Haltin für einen außerordentlich intelligenten und integren Menschen und bin, was meine Person betrifft, mit ihm auch sehr zufrieden.
Soweit das Wichtigste vom Pressefoyer nach dem Ministerrat und damit wieder zurück zum Studio des Mittagschanals.
Markus Sommersacher berichtet aus dem Bundeskanzleramt.
Eine halbe Minute vor 3 Viertel 1, oder Viertel vor 1, damit das auch in den westlichen Bundesländern nicht so komisch klingt, wie in unserer östlichen Aussprache mit 3 Viertel.
Um 3 Viertel 1 also wechseln wir zur Kulturberichterstattung.
Und da wieder wird der erste Beitrag die Geschichte von Soul in Wien sein.
Hier ein paar Takte vom Soul-Duo Sam & Dave.
Untertitelung des ZDF, 2020
Untertitelung im Auftrag des ZDF, 2020
I'm a Soulman mit dem Soulduo Sam & Dave.
Ja, 10, 15 Jahre ist es her, dass die Hochzeit der sogenannten Soulmusik war, wo sie weltweite Popularität genossen hat.
Und einige der Spitzenstars von damals beweisen derzeit mit einer erfolgreichen Welttournee, dass der Soul wieder im Kommen ist.
Wilson Pickett, Simon Dave Eben, Carla Thomas und Eddie Floyd werden dabei heute Abend in einer dreieinhalbstündigen Show im Wiener Konzerthaus auftreten.
Hören Sie Neres von Conrad Sobel, der den folgenden Beitrag gestaltet hat.
Untertitelung des ZDF, 2020
Das ist Seoul, the land of thousand dances, das Land der tausend Tänze.
Vitale Gefühlsentblößung, pulsierende Rhythmen, eine Musikrichtung, die ihre Wurzeln im Blues der Städte und im Gospelgesang des Mississippi-Deltas hat.
Die 60er Jahre brachten die schwarzen Rhythmen Bluessänger, die sich lange Zeit gegen die Musik der weißen Rockstars überhaupt nicht durchsetzen konnten, aus der Obskurität der Ghetto-Clubs heraus in das nationale und bald auch das internationale Rampenlicht.
Ein Trend, der von neugegründeten schwarzen Plattenfirmen und Studios in Memphis und Detroit, später auch in Philadelphia, durchgesetzt wurde und in der weltweiten Vermarktung der Soulmusik ihren Höhepunkt fand.
Ray Charles sagte einmal, Soul ist wie Elektrizität.
Wir wissen nicht, was es ist, aber es ist eine Kraft, die einen Raum aufleuchten lässt.
Aber viele der hellen Sterne am Solhimmel verglühten noch bevor sich die weißen Plattenkäufer von den stereotyp gewordenen Mustern der Instrumentierung und des Staccato-Gesangs abwandten oder auf die verwässerten Produkte des sogenannten Filly-Sounds auswichen.
Otis Redding stürzte mit seinem Flugzeug in einen eisigen See, Sam Cooke wurde vor einem Hotel in Los Angeles erschossen, Little Willie John starb im Gefängnis, Jackie Wilson kollabierte und lag lange im Koma.
Ein Symbol für die Lage der Soulmusik überhaupt, als die Disco-Welle alles überschwemmte.
Die meisten schwarzen Sänger mussten aus den großen Konzerthallen, Sportstadien und teuren Hotels wieder in die kleinen Clubs ausweichen.
Doch seit einiger Zeit ist das sogenannte Funky-Feeling der Schwarzen wieder in, und damit ist auch der Soul wieder im Kommen.
Das meint auch einer der wichtigsten Exponenten der Soul-Musik, Wilson Pickett.
Nach seinen vielen Hits, angefangen von »If You Need Me« und »In The Midnight Hour« zu »Mastering Sally« und »Hey Jude«, war es in den 70er-Jahren ganz still um ihn geworden.
Nun ist er einer der Stars der Soul-Tournee 82.
Gestern Abend sang er in Oslo.
Vor seinem Abflug nach Wien sagte er mir am Telefon, dass es sieben bis acht Jahre lang sicherlich einen großen Engpass in der Soul-Musik gegeben habe, dass aber die Disco-Welle nun wieder zu Ende gehe und der Soul zurückkomme.
Soul müsse zurückkommen, denn da gebe es Texte und Inhalte, die einfach nicht absterben können.
Es war definitiv eine tolle Idee, Soul-Musik für sieben oder acht Jahre zu machen.
die Disco-Wave, weißt du?
Ich denke, Disco hat jetzt seinen Start.
Soul-Musik kommt zurück.
Es muss zurückkommen, weil wir mit Liedern umgehen.
Und jede Musik, die mit Liedern umgeht, muss nie sterben, was mich betrifft.
Wir fühlen, was wir tun.
Wir tun nichts Plastisches.
Ein Kennzeichen der Soulmusik sei es, sagt Wilson Pickett, dass sie aus Gefühl und nicht aus Plastik bestehe.
Musik aus Plastik, wie die Discomusik, hätte das Problem, dass niemand einen individuellen Stil habe.
Alle Sänger, alle Nummern, alle Bands würden da gleich klingen.
Hingegen habe in der Soulmusik jeder seinen Stil und eine individuelle Art, mit dem Material umzugehen.
Über das Konzertprogramm der Soul Tournee sagt Wilson Pickett,
Wir bringen alle unsere alten Hits, auch Nummern aus den neueren Platten, aber ich habe herausgefunden, dass die Leute viel lieber die alten Sachen hören.
Sobald ich ein älteres Lied singe, beginnt das Publikum mitzugehen.
Ich glaube ja auch nicht, dass die neuen Aufnahmen so gut sind wie die alten.
Wenn Sie meine ehrliche Meinung wollen, ich würde bei mir zu Hause auch nicht meine neuen Platten spielen, vielleicht eine oder zwei Nummern daraus.
Aber die alten Alben sind einfach besser.
I may play a song or two out of it, but as far as playing the whole album all the way through, I wouldn't do it.
Because it's not as good as the old album.
Wilson Pickett, ein Superstar des Soul, heute Abend im Wiener Konzerthaus.
Ja, wir haben das Mittagsschanal in Ö3 und Ö1.
Dieser Beitrag von Konrad Sobel war der für die Ö3-Hörer, jetzt kommen die Ö1-Hörer auf ihre Rechnung.
Stichwort Johann Wolfgang von Goethe.
Gerade in Hessen, dem Geburtsland des Frankfurters Goethe, ist die Verehrung für den Dichter ja besonders groß.
Das zeigt sich zur Zeit auch in vielen Veranstaltungen in der Heimat Goethes, anlässlich des 150.
Todestages.
Mit der Goethe-Tradition in Hessen setzt sich ein vor kurzem erschienenes Buch auch auseinander, das von Dietmar Grieser, der durch seine Reisen an die Schauplätze der Weltliteratur bekannt geworden ist, stammt.
Goethe in Hessen ist der Titel dieses Bandes und mit dem Autor sprach Volkmar Parshalk.
Der literarische Topograph Dietmar Grieser, dem wir schon eine Serie von Bänden über Schauplätze der Weltliteratur und der österreichischen Literatur verdanken, ist auch zum Goethejahr fündig geworden.
Er hat im Inselverlag in Frankfurt ein Buch »Goethe in Hessen« veröffentlicht.
Und zwar kein historisches Buch, sondern was sich heute dort tut, nicht wahr?
an Goethe-Verehrung in seiner engeren Geburtsheimat Hessen.
Also die Hauptstationen sind natürlich die Geburtsstadt Frankfurt, die Wertherstadt Wetzlar, wo es die berühmte Begegnung mit der Charlotte Bouff gegeben hat, in Darmstadt, wo er immer als junger Mensch hinübergefahren ist, um sich dem Kreis der Empfindsamen anzuschließen, wo es zur Begegnung mit Johann Heinrich Merck kam, dem Urbild des Mephisto, wogegen nun die Darmstädter etwas haben.
Wiesbaden, wo er in späteren Jahren als Kurgast geweiht hat und schließlich der Rheingau, wo es so Stationen wie die Brentanos zum Beispiel gegeben hat.
An allen diesen Orten habe ich recherchiert, was sich da heute rund um Goethe, Verehrung tut oder auch nicht tut.
Was ist da zu finden?
Sind das Gedenktafeln, Statuen, Häuser oder wie ist das?
Naja, das alles natürlich.
Diese organisierten Dinge haben mich weniger interessiert, sondern die Dinge am Rande.
Ich sag vielleicht ein Beispiel.
In Frankfurt ist die Köthe-Verehrung, wie Sie sich denken können, so übermächtig, dass er sich wo auch befindet, bei den Dinosauriern im Senckenberg-Museum.
Das ist ein großes naturhistorisches Museum, das auf ihn zurückgeht.
Er hat das angeregt, diese Gründung.
Und dort hat man ihm natürlich auch gehuldigt und da hängt ein Goethe-Porträt bei den Dinosauriern, also ein Riese unter Riesen.
Das zeigt etwa die Dimensionen, in denen sich das in Hessen natürlich abspielt.
Sind das Ihrer Meinung nach nur Auswüchse oder steckt da auch ein gewisser
Grad an Verehrung und Anerkennung für den größten deutschen Dichter darin.
Ja, ja, ganz sicher, nicht?
Und er erfasst auch Bevölkerungsschichten wie zum Beispiel die Heimatvertrieb.
Ich habe eine sehr hübsche Beobachtung gemacht in einem kleinen Dorf bei Wetzlar, das heißt Garbenheim, das ist das Wahlheim im Werther.
wo Goethe eben als junger Mensch gern eingekehrt ist und da gibt es natürlich ein Heimatmuseum und dort hat man nachgebildet, in ungeheuerlicher Fleißarbeit, das Modell dieses Platzes, an dem er also da den Kakao getrunken hat.
Und ich habe mich erkundigt, welcher alte Garbenheimer hat denn das gemacht?
Niemand, ein Flüchtling, der dort seit einigen Jahren lebt.
Es ist also ein Kult, der wirklich alle erfasst und der auf der Höhe der Zeit ist.
Was war für Sie das interessanteste Erlebnis, das Skurrilste, das Wichtigste?
Naja, das Skurrilste vielleicht, dass man sogar dem Mineralogen Goethe huldigt.
Er war ja ein Gesteinsnarr, hat immer das Hämmerchen mit sich geführt.
Und da gibt es bei Wiesbaden einen Berg, so ein Ausflugsziel, wir würden sagen hier in Heuriger.
Und dort hat man einen Gesteinskasten angelegt mit eben jenen Steinen, an denen auch er geklopft hat, Quarzite, die er untersucht hat.
Da kann man also sogar den Mineralogen Goethe, wenn man will, imitieren.
Das sind so die Curiosa am Rande.
Interessant und fast dramatisch ist wieder so etwas wie Darmstadt, wo es die berühmte Fabrikantenfamilie Merck
gibt, nicht wahr?
Der Urahn ist jener Jugendfreund Johann Heinrich Merck, Goethes Jugendfreund.
Er ist also, das zieht sich durch die Literaturgeschichte, das Urbild des Mephisto.
Goethe selbst nennt ihn Mephistophelisch immer wieder.
Und die Familie Merck hat gefunden, das ist ein Makel, der an ihnen anhaftet und der muss beseitigt werden und so hat man in Darmstadt vor einigen Jahren
einen Germanisten gedungen, um schönes Geld, nicht wahr, dass er ihnen diesen Makel, dass er sie von diesem Makel befreit und das ist geschehen.
Gibt es für Sie, Herr Gries, einen ernsten Kern in diesem Werk oder ist es nur so, dass Sie sich so ein bisschen über die
Germanistenpraxis lustig machen wollen, die also versucht, von einem bedeutenden Geist, von einem bedeutenden Dichter das Leben in allen Einzelheiten zu erfassen, auch da, wo es für die Dichtung nicht wichtig ist.
Ich habe für mich entdeckt den Naturwissenschaftler Goethe, den ich also immer völlig vernachlässigt habe, und das ist auch das, was ich jetzt als Folge dieses Buches für mich lese.
Soweit Dietmar Grießer, der bekannte Besucher von Schauplätzen der Weltliteratur.
Mit ihm sprach Volkmar Paschak und der Anlass ist das Erscheinen des neuen Grießer-Buchs Goethe in Hessen.
Drei Minuten vor eins noch einmal Kurzmeldungen.
Im Landesgericht Eisenstadt findet zur Stunde die Abstimmung über den von der Wohnbau Ostfuhr gelegten Liquidationsausgleich statt.
Den Gläubigern wird eine 40-prozentige Quote geboten.
Mit einer Annahme des Ausgleichs wird gerechnet.
Die WBO wird dann alle Rechte dem Ausgleichsverwalter übertragen.
Projekte, die in der Endphase sind, sollen dann fertiggestellt und den Siedlern übergeben werden.
Vor dem parlamentarischen WBO-Untersuchungsausschuss hat heute der ehemalige Geschäftsführer der burgenländischen Siedlungsgenossenschaft, Tietze, zunächst die Aussage verweigert, weil er Beschuldigter in einem Strafverfahren ist.
Er berief sich dabei auf die Menschenrechte, wurde aber von den Ausschussmitgliedern darauf aufmerksam gemacht, dass er lediglich als Zeuge gehört wird.
Tietze sagte, Rauchwarter sei die Seele und der Chef des Unternehmens gewesen.
Es habe keine wesentliche Transaktion oder irgendeine Geldbewegung ohne Wissen Rauchwarters gegeben.
Zwischen Vertretern der Gemeinde Wien und der Müllverwertungsfirma Rinter finden heute Verhandlungen über einen neuen Vertrag mit einer leistungsgerechten Bezahlung statt.
Gestern war der Vorstandsvorsitzende der Rinter AG, Kuderna, aus der Firma ausgeschieden.
Bundeskanzler Kreisky hat heute nach dem Ministerrat zur Frage der Offenlegung der Parteispendenstellung genommen.
Kreisky sagte, seiner Meinung nach wäre die Veröffentlichung des Spendernamens kein Verstoß gegen das Datenschutzgesetz, weil der Betreffende ja vorher weiß, dass er genannt wird.
Kreisky kündigte ferner an, dass Finanzminister Salcher demnächst eine Neuordnung der staatlichen Bankenaufsicht vorlegen wird.
Sowjetunion.
Der inhaftierte sowjetische Dissident Yuri Orlov ist nach Angaben seiner Frau todkrank.
Er leidet an Tuberkulose und hat hohes Fieber.
Trotz seiner schweren Erkrankung soll er sich wieder in Einzelhaft befinden.
Professor Orlov war im Mai 1978 unter der Anklage antisowjetischer Propaganda zu sieben Jahren Arbeitslager und fünf Jahren Hausarrest verurteilt worden.
Und nur noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
Im Osten sonnig, sonst vorerst noch stärker bewölkt und etwas Niederschlag.
Im Tagesverlauf allgemein Wetterbesserung.
Tageshöchsttemperaturen 3 bis 9 Grad.
Und mit den Kurzmeldungen geht dieses Mittagsjournal zu Ende.
Werner Löw war der Redakteur im Mikrofon.
Im Namen von Redaktion und Technik noch einen schönen Tag.
Einblendung: "Soulman" - Sam & Dave, "Land of 1000 Dances" - Wilson Pickett, Wilson Pickett
Mitwirkende:
Zobel, Konrad [Gestaltung]
, Moore, Samuel David [Interpret/in]
, Prater, David [Interpret/in]
, Pickett, Wilson [Interpret/in]
, Pickett, Wilson [Interviewte/r]
Datum:
1982.03.23 [Sendedatum]
Ort:
Wien, Konzerthaus [Veranstaltungsort]
Schlagworte:
Gesellschaft
;
Politik Österreich
;
Politik
;
Kultur
;
Musik ; U-Musik
;
Radiosendung-Mitschnitt
;
20. Jahrhundert - 80er Jahre
Typ:
audio
Inhalt:
Nachrichten