Mittagsjournal 1982.04.10

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    Rechtliches

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    Die Zeit, in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Guten Tag meine Damen und Herren, beim Mittagjournal begrüßt Sie als Redakteur Karl Jakowski kurz einen Überblick über unsere vorgesehenen Beiträge bis 13 Uhr.
    Britisch-argentinischer Konflikt um Falklandinseln.
    London und Buenos Aires geben sich unnachgiebig.
    Amerikanischer Außenminister Haig zu Vermittlungsgesprächen jetzt in der argentinischen Hauptstadt.
    DDR-Regimekritiker Robert Havemann gestorben.
    Schwerer Verlust für ostdeutsche Oppositionsbewegung.
    Japan-Reise von Finanzminister Herbert Salcher.
    Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und Japan sollen intensiviert werden.
    Im Journal zu Gast ist heute der Präsident der österreichischen Caritas, Leopold Unger.
    Unger vertritt im Gespräch mit Rudolf Nagilla unter anderem den Standpunkt, dass Christen auch einen politischen Auftrag haben.
    Die Kulturredaktion informiert über den Spielfilm Die Geliebte des französischen Leutnants.
    Dieser Film ist ab heute in den Kinos zu sehen.
    Außerdem schalten wir nach den Nachrichten zur Wetterabteilung der Wiener Hohen Warte, um einiges über den weiteren Verlauf des eher tristen Osterwetters zu erfahren.
    Was es in der Welt Neues gibt, das erfahren Sie jetzt zusammengefasst in den Nachrichten.
    Verantwortlicher Redakteur ist Ferdinand Olbert und Sprecher Wolfgang Grimerschmidt.
    Der amerikanische Außenminister Haig ist nach seinem Aufenthalt in London heute früh in Buenos Aires eingetroffen, um im Konflikt um die Falkland-Inseln zu vermitteln.
    Haig erklärte nach seiner Ankunft, Argentinien und die USA seien Partner in der amerikanischen Hemisphäre und arbeiteten seit vielen Jahren eng zusammen.
    In London hatte Premierministerin Thatcher gegenüber Haig betont, Großbritannien strebe die Wiedererlangung der Souveränität über die Falkland-Inseln an.
    Nach wie vor zeichnet sich keine friedliche Lösung des Konflikts ab.
    Sowohl Großbritannien als auch Argentinien haben um die Falkland-Inseln eine militärische Sperrzone von etwa 360 Kilometern proklamiert.
    Ein britischer Flottenverband hat ab Ostermontag früh Schießbefehl gegen die argentinischen Streitkräfte.
    Der zur Falkland-Flotte gehörende britische Flugzeugträger Invincible hat angeblich Atomwaffen an Bord.
    Die Londoner Tageszeitung der Limera berichtet heute, das Schiff führe atomare Wasserbomben zur U-Boot-Abwehr mit sich.
    Diese Bomben könnten im Ernstfall von Hubschraubern abgeworfen werden.
    An Bord der britischen Schiffe haben gestern bereits Kampfübungen stattgefunden.
    Unterdessen ist das für Truppentransporte requirierte Kreuzfahrtschiff Canberra mit 2000 Soldaten an Bord aus dem südenglischen Hafen Southampton in Richtung Falkland-Inseln ausgelaufen.
    Argentinien hat in der um die besetzte Inselgruppe gezogenen Sperrzone Minenfelder angelegt.
    In einer Meldung der argentinischen Nachrichtenagentur heißt es, Großbritannien würde bei einem Versuch, die Falklandinseln zurückzuerobern, schwere Verluste erleiden.
    Bis Ende nächster Woche sollen auf den Inseln 9000 argentinische Soldaten Stellung bezogen haben.
    Die argentinische Untergrundbewegung, Montoneros, hat sich im Falkland-Konflikt hinter die Regierung in Buenos Aires gestellt.
    Der Führer der Guerrilleros-Bewegung erklärte in Kuba, seine Organisation werde an der heutigen Kurkos-Kundgebung in der argentinischen Hauptstadt teilnehmen.
    Die Kundgebung soll eine Demonstration der nationalen Einheit sein.
    Vereinte Nationen.
    Der argentinische UNO-Botschafter hat beim Weltsicherheitsrat Beschwerde gegen die Errichtung einer Blockade um die Falkland-Inseln durch Großbritannien eingelegt.
    Der Diplomat sprach von einem aggressiven Akt Londons.
    Europäische Gemeinschaft.
    Vertreter der zehn Mitgliedsländer setzten heute in Brüssel ihre Beratungen über die Falkland-Krise fort.
    Bereits gestern wurde die Solidarität mit Großbritannien erklärt und das Verbot von Waffenverkäufen an Argentinien bekräftigt.
    Österreich
    ÖVP-Generalsekretär Graf hat erklärt, die Zuspitzung der militärischen Situation um die Falkland-Inseln gebe Anlass zu grober Sorge um den Weltfrieden.
    Mit Recht finde die Sehnsucht aller Menschen nach Frieden auch in der Politik mehr und mehr ihren Ausdruck.
    Dabei müsse aber darauf geachtet werden, dass das Friedensbedürfnis der Menschen nicht von kommunistischen Agitatoren für ihre Zwecke ausgenutzt werde, meint der ÖVP-Generalsekretär.
    Gesundheitsminister Steirer hat ein modernes Chemikalienrecht gefordert.
    In einem Zeitungsinterview erklärt der Minister, Schwerpunkt eines Umweltchemikaliengesetzes müsse ein Prüfverfahren für die Zulassung neuer Chemikalien sein.
    Man sollte auch untersuchen, welche Auswirkungen bestimmte Chemikalien auf die menschliche Gesundheit haben, wie groß ihre Verbreitung und ihre Beständigkeit in der Umwelt sind und welchen Veränderungen sie unterworfen werden.
    Steirer betont, dem Schutz der menschlichen Gesundheit vor unmittelbaren oder mittelbaren Schäden komme uneingeschränkter Vorrang auch vor kommerziellen Interessen zu.
    Ein derartiges Gesetz sei auch deshalb erforderlich, weil Österreich nicht zum Importstaat chemischer Produkte werden dürfe, die im Ausland bereits verboten sind.
    Gestern, Karfreitag, starben bei Verkehrsunfällen in Österreich fünf Menschen.
    Das ist um eine Person mehr als am Karfreitag des Vorjahres.
    Nach Angaben des Innenministeriums ereigneten sich gestern 150 Verkehrsunfälle mit Personenschaden gegenüber 112 im Vorjahr.
    195 Menschen wurden verletzt, 1981 waren es 148.
    Finanzminister Salcher ist heute zu einem siebentägigen offiziellen Besuch nach Tokio gereist.
    Es ist dies der erste Besuch eines österreichischen Finanzministers in Japan.
    Salcher wird mit führenden Vertretern der Regierung in Tokio zusammentreffen und eine verstärkte Zusammenarbeit beider Länder auf wirtschaftlichem Gebiet erörtern.
    Im Wesentlichen wird der Abbau des österreichischen Handelsbilanzdefizits gegenüber Japan angestrebt.
    Das Defizit macht zurzeit etwa 7 Milliarden Schilling aus.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Der Wissenschaftler und Regimekritiker Robert Havemann ist gestern im Alter von 72 Jahren in seinem Wohnort Grünheide bei Ostberlin gestorben.
    Havemann erlag einem Lungen- und Herzleiden, an dem er seit längerer Zeit erkrankt war.
    Seit den frühen 60er Jahren hat Havemann die politische Entwicklung in der DDR kritisiert und geriet zunehmend im Gegensatz zur Staats- und Parteiführung.
    In den vergangenen fünf Jahren war der Regimekritiker mehrfach unter Hausarrest gestellt worden.
    USA.
    Die Vereinigten Staaten haben Nicaragua ein Acht-Punkte-Programm zur Verbesserung der beiderseitigen Beziehungen vorgelegt.
    Der Plan sieht direkte amerikanische Wirtschaftshilfe an Nicaragua unter der Bedingung vor, dass die Revolutionsregierung in Managua die Untergrundbewegung im benachbarten El Salvador nicht mehr unterstützt.
    Ein Sprecher des Außenministeriums in London in Washington erklärte, dies sei der letzte Versuch der USA, die sandinistische Führung Nicaraguas von ihrer Haltung in der El Salvador-Frage abzubringen.
    El Salvador
    Eine Delegation des amerikanischen Kongresses hat in San Salvador politische Gespräche mit Vertretern der Regierungskunta aufgenommen.
    Der Delegationsleiter erklärte vor Journalisten, es bedürfe noch zäher Verhandlungen, bis in El Salvador eine Regierung der nationalen Einheit zustande komme, die für Washington annehmbar sei.
    Der Politiker schloss nicht aus, dass die Parteien der extremen Rechten ein Kabinett unter Ausschluss der christlichen Demokraten bilden könnten.
    Lobende Worte fand er für den Führer der ultrarechten Arena-Partei du Buisson.
    Türkei.
    Seit der Machtübernahme der Armee im September 1980 sollen fast 60.000 Menschen verhaftet worden sein.
    Vor Gericht stehen zurzeit mehr als 46.000 Personen.
    Der größte Teil von ihnen wird beschuldigt, Untergrundorganisationen anzugehören.
    Seit dem Militärputsch in der Türkei wurden 14 Todesurteile vollstreckt.
    Der frühere Ministerpräsident Ecevit ist heute früh neuerlich festgenommen worden.
    Ecevit war erst im vergangenen Februar nach zweimonatiger Haft aus dem Gefängnis entlassen worden.
    Er hatte eine Strafe wegen verbotener politischer Äußerungen verbüßt.
    Nordirland Belfast und Londonderry waren in der vergangenen Nacht Schauplätze von Bombenanschlägen.
    Ziele der Attentate waren Bankfilialen und Geschäfte.
    Verletzt wurde niemand.
    Es entstand allerdings beträchtlicher Sachschaden.
    Bisher hat sich noch keine Organisation zu den Anschlägen bekannt.
    Die Wetterlage.
    Der Ostalpenraum verbleibt in einer großräumigen Nordwestströmung.
    Eingelagerte Störungen gestalten den Wetterablauf wechselhaft.
    Der Osten und Süden Österreichs sind zeitweise wetterbegünstigt.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Im Süden und teilweise auch im Osten einige sonnige Abschnitte, sonst veränderlich bis stark bewölkt und besonders am Alpennordrand strichweise Niederschlag.
    Schneefallgrenze um 600 Meter Höhe.
    West- bis Nordwestwind.
    Nachmittagstemperaturen 5 bis 11 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht minus 2 bis plus 5 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Bei veränderlicher bis starker Bewölkung strichweise Niederschlag, besonders an der Alpen-Nordseite.
    Schneefallgrenze um etwa 500 Meter.
    Im Süden und Osten auch einige sonnige Abschnitte.
    Mäßiger bis lebhafter West- bis Nordwestwind.
    Frühtemperaturen minus 2 bis plus 5 Grad.
    Tageshöchstwerte 4 bis 9 Grad.
    Im Süden und Osten bis 12 Grad.
    Die Vorschau auf übermorgen Montag.
    Weiterhin wechselhaft, nur geringer Temperaturanstieg.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien stark bewölkt, 8°, Westwind 30 km in der Stunde.
    Eisenstadt stark bewölkt, 8°, Nordwestwind 30 km.
    Linz stark bewölkt, 7°, Westwind 30 km.
    Salzburg bedeckt, 6°, Nordwestwind 10 km.
    Innsbruck stark bewölkt, 7°, Südost 5 km.
    Pregenz stark bewölkt, 7°, Südwest 10 km.
    Graz, Heiter, 8°, Süd 10 km.
    Und Klagenfurt stark bewölkt, 8°, Wind still.
    Es ist jetzt elf Minuten nach zwölf, nur noch eine Meldung für die Autofahrer.
    Der Straßenverkehr, es ist alles normal, es gibt keine Verkehrsbehinderungen und es gibt keine Wartezeiten an den Grenzen.
    Und nun zum britisch-argentinischen Falkland-Inselkonflikt.
    Eine Woche nach der Invasion der britischen Inseln durch argentinisches Militär ist die Situation nach wie vor gespannt.
    Die Regierungen in London und Buenos Aires geben sich nach wie vor unnachgiebig.
    Für einen Erfolg der Vermittlungsmission des amerikanischen Außenministers Alexander Haig gibt es nach wie vor nur gedämpfte Hoffnungen.
    Ansonsten ist man weltweit ratlos, wie man den Konflikt lösen könnte.
    Nun, der amerikanische Außenminister ist nach seinen Gesprächen in London heute Nacht in Buenos Aires eingetroffen.
    Gespräche mit den argentinischen Generälen dürfte es bisher nicht gegeben haben, weil in Argentinien ist es derzeit kurz nach sechs Uhr morgens.
    Nur noch wenige Stunden hat Haig für seine Vermittlung Zeit, denn am Ostermontag um sechs Uhr früh mitteleuropäischer Sommerzeit ist ein 370 Kilometer breites Gebiet rund um die Falklandinseln Kriegsgebiet.
    London hat angekündigt, dass innerhalb der Sperrzone von den Briten alle argentinischen Kriegsschiffe oder Transportschiffe als feindlich betrachtet werden und auch angegriffen werden.
    Argentinien erklärte seinerseits, eine 200-Meilen-Zone, sie entspricht in 370 Kilometern, zum Operationsgebiet, innerhalb dessen auch Notwehrakte gesetzt werden können.
    Beide Seiten meinen es also mit ihren Drohungen ernst und zumindest in London wurde dies auch dem amerikanischen Außenminister bei seinen stundenlangen Gesprächen mit der britischen Regierungschefin Maggie Thatcher bestätigt.
    Hans Heinz Schlenker berichtet aus der britischen Hauptstadt.
    48 Stunden vor dem möglichen Beginn eines echten Krieges zwischen Großbritannien und Argentinien setzen sich unter den Briten nun unüberhörbar und immer stärker warnende Stimmen gegenüber dem bisherigen Hurra-Patriotismus durch.
    Die ausgesprochene Karnevalstimmung, mit der gestern Abend der bisherige zu einem Truppentransporter umgebaute Luxusdampfer Canberra als letztes Schiff der britischen Invasionsflotte von Southampton verabschiedet wurde, dürfte wohl die letzte Demonstration freudigenden Unbekümmertseins der Bevölkerung sein.
    Großbritanniens Leitartikler und Politiker, um ganz von der Regierung von Margaret Thatcher zu schweigen, sind dies schon längst nicht mehr.
    Sie sind sich des Ernstes der Lage und der zweifellos schlimmen Konsequenzen bewusst, wenn es tatsächlich zur Versenkung argentinischer oder gar britischer Fliegschiffe kommen sollte.
    Allerdings dämpft das keineswegs die Entschlossenheit der britischen Regierungschefin, die Falkland-Inseln und die dort von den Argentiniern festgehaltenen 1800 Geiseln zu befreien.
    Um das zu erreichen, ist sie wirklich entschlossen, vom Ostermontag morgen vier Uhr an zuerst zu schießen und argentinische Kriegsschiffe zu versenken, die dann noch von britischen U-Booten in einer 200 Meilen breiten Kriegszone um die Falkland-Inseln herum angetroffen werden.
    Mit dieser Botschaft wurde Amerikas Außenminister Alexander Haig nach seinen Lonner-Gesprächen am grünen Donnerstag nach Buenos Aires geschickt.
    Allerdings auch mit der britischen Bereitschaft, über alles mit den Argentiniern zu verhandeln.
    Jedoch erst dann, wenn die Argentinier zuvor wieder die Falkland-Inseln verlassen haben.
    Erst dann ist Margaret Thatcher bereit, sich mit der Militärkrunte niederzusetzen und über jeden, aber auch jeden Aspekt der Zukunft der Falklandinseln zu reden.
    Einschließlich der Frage, wer über die umstrittenen Territorien künftig das Hoheitsrecht ausübt.
    Doch, wie gesagt, zu all dem kann es nur kommen, wenn sich die Argentinier wieder von den Falklandinseln zurückgezogen haben.
    48 Stunden haben sie noch Zeit dazu, andernfalls krachts.
    Diese Aussicht, mehr noch aber die Möglichkeit, dass die britischen Invasionstruppen tatsächlich die Falkland-Inseln stürmen und es dann unter den Falkländern zu Kriegsopfern kommen könnte, hat diese jetzt zu zwei Initiativen veranlasst, die in London vorläufig noch mit äußerster Zurückhaltung betrachtet werden.
    Obwohl der Wunsch der Falkländer Befehl für Margaret Thatcher ist, wie sie immer wieder betont.
    So verlangte eine Gruppe falkländischer Beamter nicht nur die vorübergehende Evakuierung der Falkland-Inseln, sondern auch die Einsetzung einer Schutzmacht, die diesen Exodus vor einem britischen Angriff überwacht.
    Gleichzeitig forderte der Bruder des ehemaligen konservativen Erziehungsminister Mark Kallayl, dass London den Argentiniern die Falkland-Inseln aushändigt.
    Dieser Defettismus fasst der Fatscher Regierung alles andere als ins Konzept.
    Das gilt insbesondere, als er ausgerechnet zu einer Zeit gezeigt wird, in der die argentinische Seite von einem möglichen Rückzug und von Verhandlungen spricht, die britische Machtdemonstration und Entschlossenheit, notfalls auch einen Krieg zu beginnen, also durchaus wirkt.
    Die Aufgabe von US-Außenminister Alexander Heck ist es, diese konzilianteren Tendenzen zu konkretem Nachgeben zu transformieren.
    Hans Heinz Schlenker hörten sie aus London.
    Der ostdeutsche Regimekritiker Professor Robert Habemann ist gestern Abend im Alter von 72 Jahren gestorben.
    Habemann hat sich noch bis in jüngster Zeit für die Friedensbewegung in der DDR engagiert.
    Er zählte zu den Ersten, die den Appell »Frieden schaffen ohne Waffen« des Ostberliner Jugendpfarrers Eppelmann unterzeichneten.
    1910 als Sohn eines Münchner Lehrers geboren, trat Havemann schon 1932 der Kommunistischen Partei Deutschlands bei.
    Er studierte Chemie und wurde 1943 von den Nazis als Widerstandskämpfer zweimal zum Tode verurteilt.
    Nur wegen kriegswichtiger Arbeit wurde das Urteil aufgeschoben.
    Nach Gründung der DDR wurde Havemann Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts und des physikalisch-chemischen Instituts der Ostberliner Humboldt-Universität.
    Nach 13-jähriger Tätigkeit als Abgeordneter der Volkskammer wurde Hawemann schon 1958 wegen parteifeindlicher Auffassungen gemaßregelt, schließlich 1964 aus der Kommunistischen Partei Ostdeutschlands ausgeschlossen und seines Lehramtes enthoben.
    In zahlreichen Büchern trat Hawemann für freie Meinungsäußerung und eine Demokratisierung des SED-Regimes ein.
    Er weigerte sich jedoch, die DDR zu verlassen.
    Seine Bücher erschienen in der Bundesrepublik Deutschland.
    Die letzten Jahre stand der schwer erkrankte Havemann unter Hausarrest, hielt jedoch den Kontakt mit Freunden und Gesinnungsgenossen aufrecht.
    Eckhardt Beetke berichtet.
    Den real existierenden Sozialismus des Ostblocks hat er stets ebenso scharf kritisiert wie den westlichen Kapitalismus.
    Beide Systeme seien unfähig, die politischen, sozialen, ökologischen und moralischen Probleme der Welt zu lösen.
    Das war die Hauptthese Robert Havemanns
    der vom Begriff der Freiheit her den dialektischen Materialismus zu deuten suchte und sich über derlei philosophische Nachdenklichkeit zwischen alle Stühle setzte.
    Wenn man so will, sein Leben lang.
    Zum 30.
    Jahrestag der DDR schickte er keine Glückwunschadresse, wohl aber zehn Thesen an die Eurokommunisten in Italien und Spanien.
    Gipfelnd in der schon resigniert klingenden Feststellung,
    Gegner und Ideologen des realen Sozialismus seien sich einig, dass kein mittlerer Weg denkbar sei, es gebe entweder Freiheit oder Sozialismus, aber niemals beides zusammen.
    Und ihr Beweis für diese Behauptung, so schrieb Habermann wörtlich, ist der reale Sozialismus.
    Regimekritiker, Oppositioneller, Dissident, das waren die Vokabeln, mit denen man ihn einzuordnen suchte, weil er sich ansonsten nicht einordnen ließ.
    Weder im Westen noch im Osten.
    Doch weil er im Osten lebte, in der DDR, fühlten sich Staat und Partei von ihm im Besonderen herausgefordert.
    Denn in Wort und Schrift rührte Havemann als überzeugter Marxist am Machtmonopol der Partei, an der, wie er es sagte, Diktatur des Apparates.
    Und er revanchierte sich mit Veröffentlichungsverbot, Hausarrest, einer schließlich fast nahtlosen Isolierung.
    Dies zu einem Zeitpunkt,
    nämlich Mitte der 70er Jahre, als sich um Havemann ein Kreis von Intellektuellen und Künstlern versammelt hatte, den zu sprengen nur mit einer Welle von Ausweisungen oder Ausbürgerungen möglich war.
    Und dies mitten in der Phase der Entspannungspolitik.
    Doch weitaus früher schon, rund zehn Jahre zuvor, war der gelernte Chemophysiker Havemann all seiner Funktionen und Ämter beraubt worden, in der Partei, aber auch im Beruf.
    Dass er seit 1946 in der SED war, 13 Jahre lang in der Volkskammer, galt ebenso wenig wie die Tatsache, dass er seit 1932 Mitglied der kommunistischen Partei gewesen war.
    Verfolgung und Überwachung waren für ihn nichts Neues.
    In der Zeit des Nationalsozialismus hatte er im Zuchthaus gesessen, so wie Erich Honecker, der SED-Generalsekretär.
    Dieses Stück gemeinsamer Vergangenheit mit dem ersten Mann der DDR mag ihn bewahrt haben vor weitergehenden Maßnahmen jener für den Begriff Sicherheit zuständigen Stellen in der DDR.
    So erreichten denn seine Aufrufe, Appelle und Briefe immer wieder den Westen, zuletzt sein Abrüstungsappell gerichtet an Leonid Brezhnev.
    Havemann war gerade in dieser Frage nie auf einem Auge blind und das war ja das Entscheidende, das nach Ansicht der SED gefährlich an ihm
    die Verhältnisse in der eigenen Partei, im eigenen Staat unter die kritische Lupe zu nehmen und noch schlimmer, darüber zu reden und zu schreiben.
    Mehrfach hatte er das Streikrecht, die Pressefreiheit und die Freilassung aller politischen Gefangenen in der DDR verlangt.
    Themen, die für ihn wieder höchst aktuell wurden, als in Polen die neue Gewerkschaftsbewegung auf den Plan trat.
    Doch kraft eigener Erfahrungen hatte er auch ihr Ende vorausgesehen.
    Dass er Recht behalten hat, mag ihn noch mehr verbittert haben, als das ohnehin schon der Fall war.
    Denn eines steht auch zweifelsfrei fest.
    Die Arbeiterklasse, die Habemann zu verteidigen gedachte, hatte er in Wirklichkeit nie mit seinen Ideen erreicht.
    Weder in der DDR noch anderswo.
    Und die Friedensbewegung in der DDR, die er zu ermutigen suchte, schaute mehr auf die Kirche als auf ihn.
    Wolf Biermann, der Ausgebürgerte, durfte ihn noch kurz vor seinem Tode besuchen.
    Havelmanns Ableben ist bislang freilich nur im Westen gewäldet worden.
    Ostdeutscher Regimekritiker Professor Robert Habemann im Alter von 72 Jahren gestorben.
    Und jetzt Berichte aus Österreich.
    Finanzminister Dr. Herbert Salcher ist heute zu einem offiziellen Besuch nach Japan abgereist.
    In Begleitung des Ministers befindet sich eine Delegation von 20 Vertretern der Wirtschaft und der Banken.
    Ziel des Besuchs in Japan, der eine Woche dauern wird, ist es, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Industriegiganten Japan und Österreich zu vertiefen.
    Österreich will sich vor allem auf den internationalen Messen von Tokio und Osaka stärker vertreten sehen.
    Mit welchen Erwartungen Finanzminister Salcher diese Reise heute antrat, ist Thema des folgenden Interviews, das Markus Sommersacher mit dem Minister führte.
    Herr Minister, Dr. Salcher, das große Problem in den Handelsbeziehungen zwischen Österreich und Japan ist das österreichische Handelsbilanzdefizit in der Höhe von über 7 Milliarden Schilling gegenüber Japan.
    Welche Chancen bestehen nun konkret bei der Reise in Japan, dieses Handelsbilanzdefizit abzubauen?
    Die Gespräche sind so konstruiert, dass diese Frage natürlich eine der Hauptfragen ist, die zu besprechen ist.
    Ich bin auf Einladung des Außenministers dort, werde sicher auch mit dem Handelsminister und mit dem Finanzminister zusammentreffen und so wie alle anderen europäischen Staaten hat auch Österreich das Problem des Handelsbilanzdefizits.
    In konkreter bereiten wir vor bei diesen Gesprächen den Besuch einer offiziellen japanischen Handelsdelegation, einer staatlichen Handelsdelegation in Österreich.
    Und hier wird sicherlich Grundlage für einen verstärkten Warnaustausch gelegt werden.
    Und außerdem glauben wir, dass die Fragen der Autoimporte
    Gegenlieferungen und so weiter auch Gegenstand der Gespräche sein können.
    Aber so konkret auf Detailfragen werden wir sicher nicht eingehen, sondern auch die großen Fragen der Wirtschaftspolitik und der internationalen Entwicklung in unsere Gespräche einbeziehen, denn davon hängt ja alles letztlich ab.
    Kann Österreich überhaupt damit rechnen, dieses Handelsbilanzdefizit in näherer Zukunft abgebaut zu sehen oder reduziert zu sehen?
    Ja, das hängt von den Exportanstrengungen Österreichs ab.
    Das hängt von den Möglichkeiten ab, Gegenlieferungen zu machen.
    Das hängt aber auch davon ab, dass wir Joint-Venture-Aktivitäten gemeinsam auf Trittmärkten durchführen.
    Und letztlich hängt es davon ab, ob es uns gelingt,
    unter Umständen japanische Produktionsstätten nach Österreich zu bringen und so indirekt im Export einiges aufzuholen, was wir im bilateralen Verkehr gegenüber Japan als Handelsbilanzdefizit ausweisen.
    Gegen solche legitimen Intentionen Österreichs stehen aber auf der anderen Seite die Importrestriktionen Japans.
    Sehen Sie konkrete Chancen, diese aufzuweichen?
    In dieser Frage ist die Europäische Gemeinschaft, ist die OECD, ist GATT in ständiger Kontaktnahme mit Japan.
    Das ist kein spezifisch österreichisches Problem, sondern ein Problem, das insgesamt zur Diskussion steht.
    Und wenn man die Berichte über die Verhandlungen etwa einer EG-Delegation in Japan liest, so zeigen sich gewisse Hoffnungen, die natürlich erst konkretisiert werden müssen.
    Was die Importe Österreichs aus Japan betrifft, fallen natürlich vor allem die Autoimporte ins Gewicht.
    Nun gibt es österreichische Importbestimmungen, die für Zollbegünstigungen Japans sorgen, allerdings nur unter der Bedingung, dass 17 Prozent dieser Autoimporte Österreichs aus Japan durch Einkäufe von Autozubehör kompensiert werden.
    Einkäufe, die Japan tätigen müsste.
    In letzter Zeit hat man sich in Österreich bemüht, diese Quote von 17% zu erhöhen auf 20%.
    Es gibt allerdings stärksten Widerstand von Seiten der Japaner dagegen.
    Wie ist da der letzte Stand der Verhandlungen in dieser Sache?
    Zuerst muss man mal sagen, dass Japan keine Zollbegünstigungen hat im Vergleich zu deutschen, französischen und britischen Automobilerzeugern.
    Es ist nur die Möglichkeit, wenn diese 17% Gegenlieferung von sogenannten Automotiven teilen, das ist ein wunderschönes neudeutsches Wort, das heißt mit dem Auto in Verbindung stehenden Gegenlieferungen nicht erreicht werden, dann ist der volle Zollsatz von 20% zu bezahlen.
    Andernfalls eine Gleichstellung mit anderen Importstaaten, die nicht zur EG gehören.
    Ich halte nichts davon, diese Gespräche in der Richtung zu führen, dass man unter Zwang von 17 auf 20 Prozent geht und das aus mehrerlei Gründen.
    Manche ausländische Automobilerzeuger
    haben ein bemerkenswertes Gefühl für Gespräche im richtigen Augenblick das Falsche oder im falschen Augenblick das Richtige zu sagen.
    Es sind so massive Forderungen aus dem Ausland gekommen, dass wir auf 20 Prozent erhöhen sollen, dass man das im Augenblick gar nicht mehr zur Diskussion stellen kann.
    ohne nach außen hin so darzustellen, als wäre man Befehlsempfänger aus dem Ausland.
    Das ist nicht meine Auffassung, es so zu machen.
    Ganz abgesagt davon halte ich diese Methode für nicht zielführend.
    Die 17 Prozent sind vereinbart.
    werden von den Japanern auch zugehalten.
    Und wenn man jetzt auf dieser Basis in bilateralen Gesprächen sagt, vielleicht gelingt es eine Erzeugungsstätte in Österreich zu finden, vielleicht gelingt es auf freiwilliger Basis die sehr gut anlaufenden Handelsbeziehungen zu vertiefen, dann ist das sicher der bessere Weg als mit Zwangsmitteln.
    Dazu ist Österreich sicher zu klein.
    Soweit Finanzminister Herbert Salcher, der heute nach Tokio gereist ist.
    Es ist jetzt zwei Minuten vor halb eins.
    Im Journal zu Gast.
    ist heute am Karlsamstag der Karl-Grau-Schüler und Priester Dr. Leopold Unger.
    Er ist 69 Jahre alt und Präsident der österreichischen Caritas.
    Er trägt die kirchlichen Titel Monsignore und Prelat.
    Die Caritas ist die größte österreichische Nächstenliebe-Organisation.
    Sie arbeitet in der Familienfürsorge, in der Kinder-, Jugend-, Kranken- und Flüchtlingsbetreuung sowie in der Bahnhofsmission.
    Sie betreut einige Schulen und Heime und sie schickt Hilfe ins Ausland, so wie in den vergangenen Monaten vor allem nach Polen.
    Das Geld für diese Hilfeleistungen kommt vor allem durch Spenden herein.
    Chef dieser Organisation ist seit 1950 Leopold Unger.
    Weltmann und Bettelmönch, Erfolgsmanager, der am nächsten Liebe via in Zeitungsschlagzeilen schon gefeiert worden ist.
    Rudolf Nagilla sprach mit ihm.
    Herr Prelat, eines Ihrer großen Leitbilder, vor allem in der Jugend, war Karl Kraus, habe ich gelesen, also ein sehr kompromissloser Kritiker seiner Zeit.
    Was gefällt Ihnen an ihm so gut?
    Der Angriff gegen das Böse.
    Die prophetische Funktion, die Wahrheit zu sagen, im Widerspruch zu allem, was geltende Meinung war.
    Seine Konsequenz, seine Kompromisslosigkeit.
    Natürlich auch die Sprache, natürlich auch die Präsentation, die großartig war.
    Also es war eigentlich das Pendant zu der Wirkung, die Leute wie der Hitler oder wie die Kommunisten auf andere ausgibt haben.
    Uns hat er, meine Freundin und mich, halt so begeistert, dass man keine Vorlesung versammelt hat, dass man auf diese Fackel, die ja unregelmässig erschienen ist, gewartet hat.
    mit einer Sehnsucht, die nicht vergleichbar ist, aber ähnlich ist wie die Sensationssucht, die es jetzt gibt.
    Nicht mal die Leute warten auf die nächste Nummer von irgendetwas, um zu wissen, welchen neuen Skandal gibt es.
    So was nicht.
    Sondern das Gefühl gehabt, hier steht einer allein gegen alle Schweinereien, insbesondere den Krieg.
    Denn in Wirklichkeit, und insofern ist ein Bestimmen für mich gewesen,
    war er ja der, der die Gräuel des Ersten Weltkriegs praktisch einem so nahegebracht hat, dass man schon gerochen hat, wo die nächste Gefahr kommt.
    Und er hat sie auch sehr früh erkannt.
    Er hatte den Zweiten Weltkrieg praktisch vorausgesehen.
    Er hat den Nationalsozialismus in einer Zeit, wo andere ihn als ganz harmlos angesehen haben, eben schon dargestellt als das apokalyptische Gräuel, das es war.
    Sind Sie mit der Welt
    Endlich unzufrieden, meine Suggestivfrage, wie Karl Kraus.
    Durchaus.
    Aber für mich ist das ein religiöses Problem.
    Was ist für Kraus vielleicht auch wahr.
    Aber es ist ein religiöses Problem, dieses Übermaß an Ungerechtigkeit, dieses Übermaß an Leiden verglichen mit dem, was man Leben nennt.
    Aber Kraus hat das ja so formuliert, man lebt nicht einmal einmal.
    Und was meinen Sie genau, wenn Sie sagen, nein... Wenn Sie die Mehrzahl der Menschheit anschauen, wenn Sie den Planeten wirklich anschauen und nicht meinen, das, was wir sehen, ist das Normale, so kommen Sie drauf, das, was wir als das Normale betrachten, ist die winzige Ausnahme, wenn man sich das Schicksal der meisten Menschen anschaut.
    Und schließlich auch unsere Situation ist nicht so glorreich, dass ich von allem begeistert sein kann, aber verglichen mit dem, was sich in der Welt abspielt, sind wir immer noch und auch heute noch
    Und auch trotz jetzt beginnender Arbeitslosigkeit, so eine Insel der Seligen, wie man uns einmal genannt hat.
    Herr Prelat, Ostern, das wir jetzt feiern, ist das Fest der Erlösung, das Fest der Befreiung im weitesten Sinn von den Übeln dieser Welt.
    Es gibt aber noch sehr viel Übel, wie Sie gerade selbst festgestellt haben.
    Feiern wir damit ein Fest, ich sage jetzt etwas Überspitztes wahrscheinlich, dessen 2000 Jahre alte Verheißung sich bisher jedenfalls nicht so richtig erfüllt hat?
    Das ist jedenfalls die Anfechtung unseres Glaubens.
    Dass man sich immer wieder fragt, wo ist die Realität?
    Was ist der Unterschied zwischen dem Alten Testament, das gehofft hat auf den Befreier, und wohin besteht die Befreiung, die stattgefunden hat?
    Und da bleibt einem wirklich nichts übrig, als zu sagen, was wir haben, ist eben noch nicht das Eigentliche.
    Das Eigentliche kommt erst.
    Und so müssen wir hoffen auf die Wiederkunft Christi und trotz aller Betonung, dass das Christentum den ganzen Menschen betrachtet, dass durch das Christentum, das diesseits verändert, gehört, so müssen wir doch hoffen, dass dort eben die Ordnung, die verletzt ist hier und verletzt bleibt, dann wiederhergestellt wird und das kompensiert wird für erlittenes Unrecht und dergleichen mehr.
    Anders kann ich mir das nicht vorstellen.
    Ich will mich jetzt nicht zu weit vorwagen in die Theologie.
    Nur noch eine Frage dazu.
    Sind wir so gesehen von Christus am Kreuz erlöst worden?
    Ja, er hat den Stellenwert des Schrecklichen geändert.
    Er hat aus der Sünde eine Gelegenheit durch Reue, Umkehr zur Gnade gemacht und eben aus dem Leiden
    Eine Kraft, die erlöst, die befreit von der Sklaverei, Versklavung an die Sünde, von der Versklavung an Satan, von der Versklavung an den Tod und an das physische Leiden.
    Aber die wirkliche Durchführung dieser Sache funktioniert offensichtlich nur bei der Befreiung von der Sünde, jetzt schon.
    Bei allem anderen müssen wir hoffen, dass es kommt.
    Aber wir müssen auch aktiv sein, dass es zustande kommt.
    Wir dürfen nicht, weil Christus das Leiden geheiligt hat, das Leiden der anderen akzeptieren als etwas, was eben zur christlichen Heilsordnung gehört und sagen,
    Ja gut, das ist eben das Kreuz.
    Sie sollen es tragen.
    Und selber revoltieren, wenn wir Zahnweh haben oder sonst was.
    Oder nicht befördert werden oder weniger Gehalt haben und dergleichen.
    Das ist ein entscheidender Punkt.
    Es gibt ja Gesellschaftsströmungen, die der Kirche manchmal zum Vorwurf machen, sie vertröstet die Leute sozusagen zu sehr auf die Zukunft, aufs Jenseits oder wie auch immer.
    Das Kreuz muss man tragen und so.
    Man muss aktiv sein, sagten Sie.
    Natürlich.
    Wir müssen das Abschaffbare, Böse abschaffen.
    Es bleibt genug Unabschaffbares und das ist erst das Kreuz.
    Und das heißt natürlich Veränderung des Bestehens, das heißt Veränderung nicht etwa nur des individuellen Privatlebens, sondern wo Christen die Mehrheit und wenn Christen überhaupt die herrschende Schicht, die auf diesem Planeten sind, und das sind sie, sogenannte Christen jedenfalls,
    Ja, dann haben wir die Aufgabe, Strukturen zu verändern und das soziale Leben, das politische Leben, das internationale Leben wenigstens annähernd gerecht zu machen, wenn wir schon nicht von christlich reden, nicht?
    Das klingt jetzt fast revolutionär.
    Naja, ist ja auch.
    Und darum bin ich nun nicht der allgemein verbreitenden Auffassung, dass jede Art von Revolution christlich unvertretbar wäre.
    Zum Beispiel, ein Beispiel bitte und zwar, wenn es geht aus der Jetzt-Zeit für eine Revolution, die Sie für vertretbar ansehen.
    Ja, also zum Beispiel den Aufstand gegen den Somoza, wenn wir das eine Revolution nennen.
    In Nicaragua.
    Ja.
    Was daraus wird, dass das eventuell den Weg allen Fleisches geht, nämlich dass daraus auch eine eventuell totalitäre Staatsführung mit der Zeit wird, sie ist es noch nicht.
    Darüber kann man verschiedener Meinung sein.
    Aber dass es berechtigt war, sich zu befreien von solcher Tyrannei, ist einem mehr selbstverständlich.
    Müsste die Kirche in der Dritten Welt, dafür frage ich jetzt einmal, müsste die dort im Allgemeinen revolutionärer sein, als sie es vielfach ist?
    Die Kirche ist großartig in Ländern der Dritten Welt, wenn man die sehr bescheidenen Mittel, die hier zur Verfügung stehen, jetzt meine ich nicht nur Geld, sondern auch zahlenmäßig, wenn man das in Rechnung zieht, ist es großartig, wie sie operieren.
    Ich bin begeistert vom Klerus jeder Richtung in den meisten Ländern der dritten Welt.
    Das sind nicht Beamte, die nur religiöse Pflichten erfüllen, das sind Leute, die sich identifizieren mit ihrem Volk.
    verschiedener Meinung sein können, müssen wir ihnen genauso zubieten, wie bei uns Parteizugehörigkeit oder mindestens Wahl einer bestimmten Partei.
    Ich glaube, man missversteht den jetzigen Papst, der immer dagegen auftritt, gegen gewaltsame Revolutionen.
    Man missversteht, er will nicht, dass der Klerus teilnimmt, erstens am direkten militärischen Kampf, zweitens auch an der direkten politischen Führung, womit er nicht sagt, dass Christen nicht die Verpflichtung haben,
    politisch das bestherstellbare Minimum an Gemeinwohl anzustreben, nicht wahr?
    Und eben das abschaffbare Böse nach Möglichkeit abzuschaffen.
    Es wird nie ganz gelingen.
    Aber das ist kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen.
    Wie stehen Sie zu Johannes Paul II., dem gegenwärtigen Papst?
    Ich muss bekennen, dass ich ihn, ich würde das nie sehr gerne von Regierenden behäupten, sagen, dass ich ihn sehr hoch schätze.
    Ich habe mich immer enthalten dieser gewissen Lobhudelei, die dazu gehört, nicht?
    Manche Leute meinen, dazu gehört, dass man dem Papst diese Autorität zu bilden hat.
    Ich akzeptiere seine Autorität ohne jede Schwierigkeit.
    Ich stimme mir mit ihm auch überein.
    Er hat eine persönliche Methode gefunden des direkten Sprechens zu Millionen, die eigentlich bewundernswert ist.
    Und das gefällt mir sehr.
    Bewundern Sie ihn mehr als seine Vorgänger?
    Ich habe auch den unmittelbaren Vorgänger
    eigentlich sehr hoch geschätzt.
    Ich meine nicht den Unmittelbaren, Paul VI meine ich.
    Den Unmittelbaren habe ich nicht gekannt.
    Und natürlich habe ich Johannes XXIII sehr geliebt.
    Und die anderen unterschiedlich.
    Pius XII,
    Unterschiedlich.
    Er hat so eine lange Zeit regiert und ich war ganz jung, als er Papst geworden ist.
    Mir hat nicht alles restlos gefallen an ihm, muss ich sagen.
    Ich stimme nicht mit allem überein, was die jeweiligen Päpste so ernst nehmen.
    Mir scheint es auch wichtigere Dinge zu geben als manche, die da so betont werden.
    Das trifft überhaupt auf die institutionelle Kirche im Allgemeinen zu.
    Ich habe das Gefühl, dass wir gewisse heilige Kühe zu stark pflegen.
    Also eine der heiligen Kirchen ist die Geburtenverhütung, verglichen mit den Gefahren, die uns drohen, verglichen mit dem Hunger in der Welt.
    Nicht wahr, ist das ein relativ sekundäres Problem, will ich damit nur sagen.
    Wie sehr sind Sie eigentlich Katholik?
    Könnten Sie genauso Protestant sein, zum Beispiel?
    Das wage ich nicht.
    Am Katholizismus bejahe ich einfach nicht so sehr einseitig eine Definition in diesem Sinn.
    Alles was katholisch ist, ist wahr und alles was wahr ist, ist katholisch.
    Wenn also die katholische Kirche Recht hat, dann hat sie sehr viel noch zu assimilieren und zu akzeptieren von Wahrheit, die es ganz woanders gibt.
    unter Umständen bei Feinden der Kirche.
    Wir haben von Feinden der Kirche sehr viel gelernt.
    Zum Beispiel?
    Konkret?
    Die Französische Revolution haben wir erst rezipiert im Zweiten Vatikan.
    150 Jahre später?
    Ja.
    Und einige Elemente auch des Marxismus werden wir zweifellos rezipieren und haben manche rezipiert und dergleichen mehr.
    Zum Beispiel?
    Ja, dass es so etwas gibt wie eine Auseinandersetzung von Klassen und so weiter.
    Ich bin da nicht momentan gefasst auf eine zu genaue Definition.
    Aber es gibt immer Elemente des Richtigen in dem was falsch ist.
    Sonst würde das Falsche gar nicht die Menschen für sich gewinnen können.
    Es gibt falsche Systeme.
    die die richtigen Leute anziehen.
    Es gibt richtige Systeme, die von den falschen Leuten praktisch einem eingetrommelt werden und an die man dann nicht glaubt.
    Aus diesem Grund.
    Herr Prelat-Ungar, bis jetzt habe ich Sie sehr als Kirchenmann gefragt, der überall geachtet wird.
    Übrigens, heute hat mir jemand gesagt, als ich ihn gefragt habe, wie wird der Prelat Ungar in der katholischen Kirche bewertet, habe ich gehört, höchst geachtet, aber gefürchtet.
    Womit erklären Sie sich das, nur kurz in Parenthese?
    Ich weiß nicht.
    Ich glaube, mit einer gewissen Strenge beim öffentlichen Reden, aber die vielleicht zusammenhängt mit einer gewissen
    Ängstlichkeit, wie das ja immer so ist, wenn Leute sehr entschlossen auftreten, müssen sie eine innere Furcht überwinden.
    Also ich bin nicht so fürchterlich, wie ich öffentlich wirke, aber ich wirke vielleicht so.
    Ja, also ich komme jetzt zu Ihnen als Caritas-Chef, also als Chef einer Organisation, die Gutes tut.
    Will, ja.
    Gutes tun will, tun Sie es auch?
    Oh ja, einiges, ja.
    Warum spenden die Menschen?
    Aus Mitleid, würde ich sagen, die meisten.
    Aus Mitleid.
    Weil sie sich freikaufen wollen?
    Nein, das glaube ich nicht.
    Die guten Leute haben das schlechte Gewissen zwar, und die Schlechten haben ein gutes Gewissen, aber diese gewissen reichen Schlechten, die wollen sich nicht freikaufen.
    Ich finde das vollständig in Ordnung, dass sie das Tausendfache und das Zehntausendfache haben.
    und fühlen sich nicht im Leisesten, außer aus Eitelkeit oder im Zusammenhang mit bazaarartigen Aktivitäten und Lotterien und dergleichen, etwas herzugeben.
    Uns geben Arme, auch reiche Leute geben uns etwas, weil sie Mitleid haben mit der Not von Leuten, denen es schlechter geht als ihnen.
    Wer spendet?
    Was sind das für Leute?
    Im Großen und Ganzen die ärmeren Leute.
    Die reicheren wenig?
    Oft die ganz Armen.
    Oft die ganz Armen, also Rentner.
    mit Minimaleinkommen.
    Und die Wohlhabenderen spenden jedenfalls relativ weniger?
    Es gibt Ausnahmen, es gibt schon Ausnahmen, rühmliche Ausnahmen.
    Im Großen und Ganzen geben sie weniger.
    Sie haben ja auch kein Geld.
    Wer mehr als ein bestimmtes Einkommen, der hat ja das veranlagt, das arbeitet für ihn irgendwo, irgendwie.
    Die haben ja gar nichts, die haben ja auch kein Geld bei sich.
    Und wofür spenden die Menschen am ehesten?
    Für Katastrophen, von denen sie das Gefühl haben, sie sind sozusagen an der Torschwelle.
    Über der Grenze vor der Haustür oder im Land vielleicht sogar?
    Im Land, komischerweise, geben sie uns nicht so viel.
    Nicht gar so komischerweise, weil sie immer wieder hören, dass wir ein Sozialstaat sind.
    Und weil sie ja Steuern zahlen.
    Und weil sie meinen, eigentlich müsste da etwas vorhanden sein.
    Im Inland kriegen wir wesentlich weniger Spenden.
    Ich habe um die Antipathien, die uns polen,
    die Polenhilfe eingetragen hat, und wir kriegen sehr beleidigende Briefe immer wieder, gezeichnet oder ungezeichnet, dass das ja Mörder waren, die die Heimatvertriebenen auf dem Gewissen haben und dergleichen mehr, haben wir zum Beispiel aufgefordert zu einer Hilfe für die Sandler.
    Und für die haben wir wesentlich weniger im Verhältnis bekommen als für irgendetwas anderes.
    Das ist wohl eine Schwäche der meisten Menschen, dass sie sich die Notleidenden in der Ferne als Idealfiguren vorstellen, während sie in der Nähe sehen, ja der trinkt ja, oder der hat getrunken, oder der ist verheiratet mit jemand, oder hat ein Verhältnis mit jemand, der einem nicht gefällt.
    Und das reduziert sehr stark die Bereitschaft, sich einzusetzen.
    Und das ist ja eigentlich unser wirkliches Versagen, das wirkliche Versagen der Caritas und der Kirche.
    Wir reagieren genauso wie die Zeitgenossen Jesu, die sehr gute Pharisäer waren, nicht Heuchler.
    Die meisten waren gute Pharisäer.
    Und gute Pharisäer haben ein Zehntel hergegeben von dem, was sie hatten, freiwillig.
    Und damit die damalige Kirche erhalten, aber auch die Armen.
    Aber man gibt es nur denen,
    die dementsprechend, was man für richtig hält.
    Während Jesus genau das Gegenteil doziert hat durchs Verhalten, nicht?
    Er hat sich die Sünde ausgesucht, er hat diesen Skandal immer wieder bewirkt, das Ärgernis der Pharisäer.
    Und wir bringen das aber nicht zustande.
    Da hat sich nichts geändert?
    Da hat sich nichts geändert, wenn jemand assoziiert ist mit etwas, was man mit Recht ablehnt,
    Drogensucht, Trunksucht, das und das und das und das.
    Assoziiert ist genügt das schon, dass man ihm weniger hilft.
    Man hilft immer wieder am liebsten dem braven, unschuldigerweise in eine katastrophale Situation gekommenen Mitmenschen, das ja.
    Aber der Person, der ein Trinker ist, dem Alkoholik überhaupt, dem Drogensüchtigen überhaupt, dem Strafentlassenen,
    Wer will dem helfen?
    Fast niemand.
    Das sind ganz kleine Minoritäten.
    Und in Wirklichkeit wäre das unsere Aufgabe im Sozialstaat, nicht?
    Wie ist es mit der Dritten Welt?
    Spenden für die Dritte Welt?
    Sehr, sehr große Bereitschaft.
    Sehr große Bereitschaft.
    Weil es so weit weg ist?
    Das will ich nicht so formulieren.
    Aber es wäre schon schwerer,
    wenn sie konfrontiert werden mit gewissen Dingen, die dort nicht schön sind.
    Herr Brellat, zum Schluss.
    Auch die Caritas entwickelt sich, wie alles sich entwickelt, und wird verändert, wie die Dinge ja verändert werden sollen, wie Sie sagten.
    Wohin verändert sich die Caritas?
    Zum Schluss also noch meine Bitte um eine kurze Vision.
    Wie wird denn die Caritas im Jahr 2000 ausschauen?
    Das wage ich nicht zu sagen, weil ich nicht weiß, ob vor dem Jahr 2000 nicht ein Weltkrieg uns praktisch in die Steinzeit zurückbefördert.
    Angenommen, das ist nicht so.
    Die Dinge entwickeln sich so geradlinig in der Richtung, in der sie jetzt laufen.
    Es wird ein entsetzliches Elend in der dritten Welt geben und bei uns das Problem einer Diktatur des geistigen Proletariats praktisch.
    Sowohl in der Ersten wie in der Zweiten Welt.
    Das heißt, in den kommunistischen Ländern wird der Staat die Nichtbeschäftigung ausgleichen durch eine Art Zwangserziehung und Beriesenung mit irgendwelcher Propaganda.
    Und bei uns wird es praktisch die systematische Dummheit sein, die den Leuten die Freizeit ausfüllt, die immer größer werden wird.
    Und in der Dritten Welt, was da sein wird, ist unvorstellbar, außer wir entschließen uns jetzt.
    die dritte Welt zu unserem Partner zu machen, sie groß zu machen, etwa wie die Amerikaner nach dem Krieg uns groß gemacht haben, dann ist alles viel besser.
    Und dann haben wir eigentlich Aufgaben, die lohnender sind, als sich von den Massenmedien vertrotteln zu lassen.
    Also mit sehr viel Optimismus können Sie uns heute im Kar-Samstag, einen Tag vor Ostern, dem Fest der Erlösung, leider nicht dienen.
    Ich glaube trotzdem, und das möchte ich doch noch sagen, da Jesus offensichtlich ein anderes System hatte, nämlich keines, als wir, die immer System haben, glaube ich an die
    ansteckende Wirkung auch der kleinen Bemühung, wenn die kleine Bemühung nicht eine aus Kleinlichkeit kleine Bemühung ist, sondern ähnlich ist wie die Bemühung der Witwe, die ihm den Groschen in den Tempelopferkasten geworfen hat.
    Aber der Groschen war alles, was sie hatte.
    Wenn es genug Einzelne gibt, die das tun, dann glaube ich tatsächlich, dass wir Wunder wirken können.
    Und Jesus hat vorausgesagt, wir können größere Werke tun als er selbst.
    Das ist damit gemeint.
    Danke für das Gespräch.
    Prelat Leopold Unger, Österreichs Caritas-Direktor, war heute am Karsamstag im Journal zu Gast.
    Und wir setzen fort mit einem Blick in die Kommentarspalten der heutigen österreichischen Tageszeitungen, Auswahl der Zitate Hans Langsteiner.
    Ein Kurzkommentar in der Presse konstatiert wachsende Brutalität in den innenpolitischen Auseinandersetzungen.
    Man liest.
    In den letzten beiden vorösterlichen Wochen hat sich der Stil der Innenpolitik auf breiter Front verschlechtert.
    In der ÖVP herrscht größte Verlegenheit, wie nunmehr im WBO-Zeichen politische Verantwortung definiert werden soll.
    Zum schwer angeschlagenen Landesparteiobmann Sauerzopf fällt Volkspartei Spitzenfunktionären einfach nichts mehr ein, und das öffentlich.
    Dieser Stil ist neu, aber dafür schlecht.
    Über Hofner und Steger, beide, wie man hört, Rechtsanwälte, braucht man wirklich nichts mehr zu sagen.
    Dahin also können sich Politiker im Schutzmantel der Immunität versteigen.
    Die SPÖ schließlich baute, indem sie das Konferenzzentrum zu bauen anhebt, am Grabmal der direkten Demokratie.
    Volksbegehren, Volksbefragung, Meinungsforschung, einerlei.
    Man wünschte sich wirklich, die Verfassung sähe einen Schiedsrichter vor, der Entgleisungen mit gelben und roten Karten ahnden könnte.
    In den oberösterreichischen Nachrichten scheint Karl Danninger an solche Überlegungen direkt anzuknüpfen, wenn er schreibt,
    Wer würde noch Begriffe wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Pflichtbewusstsein mit dem Begriff Politik in Verbindung bringen?
    Es wird ein langer Weg sein, bis die sogenannten staatstragenden Parteien wieder das Vertrauen zurückerobert haben, das sie durch Missachtung von Wähler und Wählerauftrag konsequent verspielt haben.
    Der Autor meint dann, dass erste Schritte in dieser Richtung bereits getan seien und erwähnt in diesem Zusammenhang schulpolitische Äußerungen des SPÖ-Bildungssprechers Schnell und die Forderung von ÖVP-Obmann Mock nach einer neuen Art der Politik.
    Eine Politik des Wesentlichen.
    Eine Politik, die verhindert, dass sich Kräfte breit machen, die nur einige wenige sich herbeiwünschen.
    Dazu wird es aber unabdingbar notwendig sein, wieder eine Politik für jene zu machen, die die Demokratie mittragen, die Wähler.
    Nicht eine Politik für Politiker.
    Von einer geänderten Politik, freilich in etwas anderem Zusammenhang, ist auch im heutigen Leitartikel der sozialistischen Arbeiterzeitung die Rede.
    Herbert Lackner empfiehlt dort seiner Partei sinngemäß, im Hinblick auf die Jungwähler verstärkt auf grüne Alternativströmungen und Friedensbewegungen zu reagieren.
    Hier scheint für die SPÖ in diesen letzten zwölf Monaten vor der Wahl eine große Herausforderung zu erwachsen.
    Begegnet kann ihr nur mit großer Offenheit werden, mit Toleranz und Fantasie und bisweilen auch mit Selbstkritik.
    Es geht nicht darum, diese Bewegungen kurzfristig zu integrieren, sondern darum, sie mit Ehrlichkeit zu überzeugen, auch von der Bereitschaft zum Umdenken, wo notwendig.
    Nicht umsonst ist Gesundheitsminister Steirer innerhalb weniger Monate zu einer praktisch unumstrittenen Leitfigur geworden.
    An all das sollte man jetzt denken, in den Wochen vor der Wahl.
    Wenn einmal die Politiker konterfeist, die Plakatwände ziehen, ist es zu spät.
    Und nun neun Minuten vor ein Skulptur-Mittagsjournal.
    Einer der interessantesten und schönsten Filme, der zu Ostern im österreichischen Kinos zu sehen ist, ist der heute anlaufende Streifen »Die Geliebte des französischen Leutnants«.
    Der englische Regisseur Karel Reis verfilmte dabei den internationalen Bestseller-Roman »The French Lieutenant's Woman« von John Falls nach einem Drehbuch von Harold Pinter.
    Meryl Streep, die für ihre Rolle in Kramer gegen Kramer einen Oscar erhalten hatte und auch diesmal wieder für die Auszeichnung nominiert worden war, spielt die Hauptrolle.
    Ihr Partner ist der bei uns noch unbekannte Jeremy Irons.
    Hören Sie näheres von Konrad Sobel.
    The French Lieutenant's Woman ist ein viktorianischer Roman, geschrieben mit dem Wissen des 20.
    Jahrhunderts und noch viel mehr als das.
    So begrüßte der Kritiker der Financial Times im Jahre 1969 den nach The Collector und The Maggers dritten großen Roman von John Fowles.
    Fauls ist ein Schriftsteller, der wie so viele angelsächsische Autoren seinen populären Erfolg nicht aus literarischen Kompromissen herleitet, sondern aus dem Vermögen, traditionelle Formen und Inhalte auf ebenso intelligente und originelle wie spannende Weise abzuwandeln.
    Die Geliebte des französischen Leutnants spielt in der viktorianischen Welt unterdrückter Sexualität und grausamer Heuchelei.
    Die zentralen Figuren sind der, abgesehen von seiner paläontologischen Forschertätigkeit, recht konventionelle junge Gentleman Charles und das von der kleinstädtischen Gesellschaft wegen einer angeblichen Affäre mit einem französischen Leutnant geächtete Mädchen Sarah, das sich auf eine von der Umwelt als krankhaft verstandene, rätselhafte Weise um ein Leben jenseits der allgemeinen Doppelmoral bemüht.
    Die Liebesgeschichte zwischen den beiden wird von Fouls durch einen ständigen Kommentar relativiert, der einerseits detailliert die damals gültigen sozialen Grenzen der Verhaltensmöglichkeiten aufzeigt und andererseits dem Leser die eigene literarische Vorgangsweise und wechselnde Erzähllaune verdeutlicht.
    Das geht so weit, dass Fouls sogar mit zwei Schlüssen, einem Happy End und einem nüchternen realistischen Ausklang aufwartet.
    Die ineinander verwobenen Schichten von romantischem Stoff und intellektueller Analyse konnten natürlich mit filmischen Mitteln nicht direkt übertragen werden.
    Der Drehbuchautor des Films, Harald Pinter, einer der wichtigsten zeitgenössischen Dramatiker, ließ sich denn auch eine ganz andere Lösung einfallen, die aber zu einem ähnlich überzeugenden, weil distanzierenden Resultat führt.
    Im Film gibt es nämlich eine Parallelhandlung, die eine sogenannte moderne Liebesbeziehung einführt, die sich während der Dreharbeiten der Verfilmung der viktorianischen Romanze zwischen den übrigens anderweitig verheirateten Darstellern von Sarah und Charles entwickelt.
    Nicht zuletzt auf diese Weise wird jener Effekt erreicht, den Bert Precht bei einer seiner Inszenierungen anpeilte, indem er im Zuschauerraum Plakate mit der Aufschrift »Glotzt nicht so romantisch« aufhing.
    Schließlich werden auch die alternativen Schlusskapitel von Fauls Roman im Film auf die beiden Handlungsstränge aufgeteilt.
    Die dabei entstehenden reizvollen Kontraste klingen zum Beispiel auf der musikalischen Ebene so.
    Widersprüche und verschiedene Interpretationsmöglichkeiten sind auch innerhalb der Handlungsebenen immer präsent.
    Im folgenden Szenenausschnitt schüttet Sarah Charles scheinbar ihr Herz aus, was ihre Vergangenheit betrifft.
    Tatsächlich aber verfolgt sie mit gezielten Unwahrheiten ganz bestimmte Absichten.
    Ich könnte Ihnen erzählen, dass er mich überwältigte.
    Oder dass er mich betäubte, aber so war es nicht.
    Nun kommt gleich ein Geständnis, aber ob es wahr ist, fragt sich der Zuschauer erst viel später.
    Ich habe mich ihm hingegeben.
    Ich tat es.
    Denn ich wollte nie mehr dieselbe sein.
    Jetzt war ich endlich die Außenseiterin, für die man mich hielt.
    Ich wusste, es war mein Schicksal, niemals einen Gleichgestellten zu heiraten.
    Ich wählte bewusst die Schande.
    Es ist meine Schande, die mich am Leben hält.
    Und mein Wissen, dass ich nicht wie andere Frauen bin.
    Ich, ich werde nie das haben, was Sie haben.
    Kinder, einen Ehemann und die Freuden eines Heims.
    Manchmal tun Sie mir leid.
    Ich habe eine Freiheit, die Sie sich nicht vorstellen können.
    Keine Kränkung, keine Beschuldigung stört mich.
    Niemand kann mir mehr etwas anhaben.
    Ich bin jenseits aller Grenzen.
    Ich bin kaum noch ein menschliches Wesen.
    Ich bin des französischen Leutnants Hure.
    Die Ambivalenz in diesen nach jeder Wendung der Handlung aufs Neue verschieden interpretierbaren Aussagen macht aber nur einen Teil des Reizes dieses Films aus, der von den österreichischen Filmkritikern in den gestrigen Tageszeitungen einhellig als hervorragend eingestuft wurde.
    Eindeutig ist dabei das Verdienst von Meryl Streep als Sarah.
    Ihre Gescheitheit, schreibt etwa Franz Manola in der Presse, verdanken die Autoren mehr noch als ihre Schönheit das Gelingen des Projekts.
    Sie ist in beiden Rollen die perfekte Besetzung und dazu noch das, was sie in einer der beiden Rollen spielt.
    Ein wirklicher, ganz großer Star, wie es ihn heute eigentlich gar nicht mehr geben dürfte."
    Damit aber mein Beitrag auch ein etwas nüchterneres Ende hat, noch eine der reservierteren Kritiken, wie sie im englischsprachigen Raum vorherrschten.
    Das amerikanische Wochenmagazin New Yorker schreibt, Und um auch diese Kritik noch zu relativieren, sei noch der Eindruck von Rodolfion im Kurier zitiert.
    Romantisch und dramatisch erweckt der Film Gefühle, Anteilnahme und Betroffenheit, ohne dass man sich dessen genieren müsste.
    Was löst die Geliebte des französischen Leutnants nun wirklich aus?
    Betroffene Anteilnahme oder beobachtende Distanz?
    Ich glaube, das Interessanteste an diesem Film ist, dass er beides fast gleichzeitig entstehen lässt.
    Die Geliebte des französischen Leutnants, dieser Film, ist ab heute in den Kinos zu sehen und wir schließen dieses Mittagsjournal mit Nachrichten.
    Argentinien, Großbritannien.
    Der amerikanische Außenminister Haig ist nach seinem Aufenthalt in London heute früh in Buenos Aires eingetroffen, um im Konflikt um die Falkland-Inseln zu vermitteln.
    Haig erklärte, Argentinien und die USA seien Partner in der amerikanischen Hemisphäre und arbeiteten seit vielen Jahren eng zusammen.
    Der zur Falkland-Flotte gehörende britische Flugzeugträger Invincible hat angeblich Atomwaffen an Bord.
    Die Londoner Tageszeitung Daily Mirror berichtete, das Schiff führe atomare Wasserbomben zur U-Boot-Abwehr mit sich.
    Vereinte Nationen.
    Der argentinische UNO-Botschafter hat beim Weltsicherheitsrat Beschwerde gegen die Errichtung einer Blockade um die Falkland-Inseln durch Großbritannien eingelegt.
    Der Diplomat sprach von einem aggressiven Akt Londons.
    Europäische Gemeinschaft.
    Vertreter der zehn Mitgliedsländer setzen heute in Brüssel ihre Beratungen über die Falkland-Krise fort.
    Bereits gestern wurde das Verbot von Waffenverkäufen an Argentinien bekräftigt.
    Österreich
    Nach Ansicht von ÖVP-Generalsekretär Graf gibt die Zuspitzung der militärischen Situation um die Falkland-Inseln Anlass zu großer Sorge um den Weltfrieden.
    Graf meinte, die Sehnsucht aller Menschen nach Frieden finde mit Recht mehr und mehr ihren Ausdruck.
    Allerdings müsse darauf geachtet werden, dass das Friedensbedürfnis nicht von kommunistischen Agitatoren ausgenutzt werde.
    Der Präsident der österreichischen Caritas, Prelat Ungar, hat erklärt, er stimme nicht mit allen Punkten überein, die die Päpste bisher vertreten hätten.
    Als Beispiel nannte Ungar die Empfängnisverhütung.
    Dies sei ein relativ zweitrangiges Problem, meinte der Caritas-Chef, verglichen etwa mit dem Hunger in der Welt.
    Und zum Abschluss die Wetteraussichten bis heute Abend.
    Im Osten und Süden einige Auflockerungen, sonst eher reichlich bewölkt, strichweise Niederschlag.
    Schneefallgrenze um 600 Meter Höhe.
    Nachmittagstemperaturen 5 bis 11 Grad.
    In wenigen Sekunden wird es 13 Uhr.
    Die Mittagsinformation ist beendet.
    Karl Jokowski verabschiedet sich für Redaktion Technik und wünscht Ihnen noch ein schönes Osterfest.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1982.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1982.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Argentinien - Großbritannien - USA: US-Außenminister Haig auf Vermittlungsreise in Buenos Aires
    Mitwirkende: Schlenker, Hans Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1982.04.10 [Sendedatum]
    Ort: London [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Zum Tod von DDR-Regimekritiker Robert Havemann
    Mitwirkende: Bethke, Ekhart [Gestaltung]
    Datum: 1982.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Finanzminister Salcher unterwegs nach Japan
    Interview: Finanzminister Salcher
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung] , Salcher, Herbert [Interviewte/r]
    Datum: 1982.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Prälat Dr. Ungar
    Interview: Prälat Dr. Ungar
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Ungar, Leopold [Interviewte/r]
    Datum: 1982.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    "Die geliebte des französischen Leutnants" - Kinofilm mit Drehbuch von Harold Pinter
    Einblendung: Musik, Szenenausschnitt in deutscher Synchronfassung
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung]
    Datum: 1982.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte: Kultur ; Film ; Literatur ; Musik ; U-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1982.04.10
    Spieldauer 01:00:02
    Mitwirkende Jirkovsky, Karl [Moderation] [GND]
    Henke, Reinhold [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1982.04.10 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-820410_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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