Mittagsjournal 1982.05.04

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es 12 Uhr.
    12 Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Eine recht angenehme Mittagsstunde, meine Damen und Herren, zum mittagsjournal des aktuellen Dienstes.
    Das wünscht Ihnen Udo Bachmeier eine angenehme Mittagsstunde.
    Zentrales Thema auch heute wieder natürlich der Konflikt um die Falklandinseln.
    Nach der Versenkung des Argentinischen Kreuzes General Belgrano durch Großbritannien
    droht eine weitere Eskalation des Konflikts.
    Diplomatische Aktivitäten kapitulieren zunehmend vor militärischen Aktionen, scharfe Reaktionen gibt es nicht nur in Argentinien auf den britischen U-Boot-Angriff im Südatlantik, auch innerhalb Großbritanniens mehren sich die Stimmen gegen die Kriegspolitik Margaret Thatchers.
    Zum Thema Falkland, imbesonderen zum aufsehenerregenden Untergang des zweitgrößten Schiffes der argentinischen Marine, hören Sie ein Gespräch, das Edgar Sterbens mit dem österreichischen Kriegsflottenexperten Ingenieur Cosa geführt hat.
    Mehr hoffen wir dann aus Polen zu erfahren über die Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei in Warschau,
    Zehntausende Menschen haben aus Solidarität mit der Solidarität demonstriert.
    Die Polizei hat mit Tränengas und Schlagstöcken geantwortet.
    Aus Österreich hören Sie den jeweils am Dienstag fast schon zur Gewohnheit gewordenen Bericht über Journalistenfragen und Kanzlerantworten im Pressefoyer nach der Dienstagsministerratssitzung.
    Die zu erwartenden Hauptthemen, die angekündigte Fernsehkonfrontation zwischen Kreisky und ÖVP-Chef Mock,
    Und zwar über das ÖVP-Volksbegehren gegen den geplanten Bau des Konferenzzentrums bei der UNO-City und eventuell Neues über den Gesundheitszustand des Regierungschefs.
    Dazu versuchen wir ein Interview mit Primarius Neumeier zu erhalten.
    Ein Aspekt rund um die WBO-Affäre macht wieder von sich reden.
    Der Anlass, Niederösterreichs Ex-Landesparteisekretär Zimper soll aus der Untersuchungshaft entlassen werden.
    Dann erwarten wir ein Exklusivgespräch mit Heinrich Böll, einem Schriftsteller, der sich sehr für die deutsche Friedensbewegung engagiert.
    Er befindet sich derzeit in Wien und nimmt heute an einer Großveranstaltung in der Wiener Stadthalle teil.
    Heinrich Böll erklärt in dem Gespräch mit Roland Maraczke, die Friedensbewegung erfasst immer weitere Kreise, auch konservative.
    Die europäische Friedensbewegung sei aber nur in Konnex mit der Friedensbewegung in der DDR effektiv genug.
    Dann hoffen wir, im Mittagsschornal noch unterzubringen einen Beitrag über Aktivitäten ausländischer Versicherungsunternehmer in Österreich und im Kulturteil wollen wir Sie unter anderem über die Premiere Das Sparschwein von La Biche im Burgtheater informieren.
    Am Beginn des Schornals stehen wie immer die Nachrichten, verantwortlicher Redakteur ist Edgar Theider und Sprecher Wolfgang Riemerschmidt.
    Argentinien, Großbritannien, Vereinte Nationen.
    Der Konflikt zwischen Großbritannien und Argentinien um die Falkland-Inseln hat sich mit dem Tod hunderter argentinischer Soldaten dramatisch verschärft.
    Der argentinische Kreuzer General Belgrano mit 1042 Mann Besatzung an Bord ist nach einem britischen Torpedoangriff gesunken.
    Nach offiziellen Berichten aus Buenos Aires konnten bis jetzt nur 124 Besatzungsmitglieder lebend geborgen werden.
    Für die anderen bestehen in den eisigen Fluten des Südatlantiks kaum Überlebenschancen.
    Unterdessen meldete die amtliche argentinische Nachrichtenagentur TELAM, bei einem britischen Luftangriff auf Port Darwin seien Samstag elf Zivilisten getötet und weitere 17 verletzt worden.
    Das Verteidigungsministerium in London erklärte dazu, diese Information könne zunächst weder bestätigt noch dementiert werden.
    Man habe keine Möglichkeit, sie zu überprüfen.
    In London tritt heute die Regierung zu einer Sitzung zusammen, um über die weitere Vorgangsweise im Falkland-Konflikt zu beraten.
    Außenminister Pim will Premierministerin Thatcher über seine jüngsten Gespräche in den USA informieren.
    Der Weltsicherheitsrat hat eine Beratung über die Falkland-Krise beendet, ohne eine Dringlichkeitssitzung einzuberufen.
    Europäische Gemeinschaft
    Die militärischen Aspekte des Falkland-Konflikts stehen heute in Brüssel im Mittelpunkt einer Sitzung der EG-Vertreter.
    Dabei wird Großbritannien voraussichtlich die EG-Partnerländer ersuchen, ihre bisherige Solidarität für London im Falkland-Konflikt zu bekräftigen.
    Peru.
    Die Regierung in Lima hat ihre Bereitschaft erklärt, Argentinien im Falkland-Konflikt militärisch zu unterstützen.
    Staatspräsident Belaunde Terry wird sich aber weiterhin um eine Vermittlung zwischen Großbritannien und Argentinien bemühen.
    Polen.
    Nach den gestrigen schweren Zusammenstößen in Warschau und mehreren Provinzstädten herrscht wieder Ruhe.
    In der Hauptstadt blieben aber starke Milizverbände in der Umgebung des Gebäudes des Zentralkomitees und des Parlamentes stationiert.
    In offiziellen Erklärungen werden die Demonstrationen von Anhängern der Gewerkschaft Solidarität als hoffnungsloser Versuch einer Gruppe bezeichnet, verlorene Positionen wieder zu gewinnen.
    Bei den Zusammenstößen setzte die Polizei u.a.
    Tränengas, Wasserwerfer und Schlagstöcke ein.
    Zahlreiche Menschen wurden festgenommen.
    Ihnen drohen wegen Verletzung der Kriegsrechtsbestimmungen schnell Verfahren.
    Österreich.
    ÖVP-Generalsekretär Graf wirft der SPÖ vor, den Eigentumswohnbau systematisch abwürgen zu wollen.
    Anlässlich der bevorstehenden parlamentarischen Behandlung des ÖVP-Wohnbaupaketes forderte Graf die SPÖ heute auf, von ihrer, wie er sagte, eigentumsfeindlichen Haltung abzugehen und im Bautenausschuss des Nationalrates das von der ÖVP vorgelegte Wohnbaupaket zu unterstützen.
    Die Vorschläge der Volkspartei für ein Eigentumsbildungsgesetz, eine Wohnstarthilfe und eine Änderung des Wohnbauförderungsgesetzes sind nach Ansicht Grafs viel besser als die sogenannten Startwohnungen der Sozialisten, die viel zu teuer seien.
    Der Ministerrat befasste sich in seiner heutigen Sitzung mit einem Änderungsentwurf für das Strafrecht.
    Vorgesehen sind die neue Festsetzung der Wertgrenzen bei Geldstrafen, um der Inflation Rechnung zu tragen.
    Weiters ist ein Pauschalbetrag für Freigesprochene als Abgeltung für ihre Verteidigungskosten und eine Senkung der Zahl der Untersuchungshäftlinge durch neue Bestimmungen geplant.
    Die Änderungen sollen am 1.
    Jänner 1983 rechtswirksam werden.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Die Zahl der Arbeitslosen ist im April um etwa 100.000 auf 1,7 Millionen zurückgegangen.
    Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 7,2%.
    Im März waren noch 7,6% der Deutschen ohne Arbeit.
    Die Zahl der Kurzarbeiter ist nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg im April um knapp 60.000 auf etwa 490.000 zurückgegangen.
    Nach Ansicht der Bundesanstalt für Arbeit hat zwar eine jahreszeitliche Belebung des Arbeitsmarktes eingesetzt, durch eine schwache Konjunktur wird der Arbeitsmarkt aber weiter belastet.
    Iran
    Ein Flugzeug mit dem algerischen Außenminister Ben Jaja an Bord ist gestern an der türkisch-iranischen Grenze abgestürzt.
    Der Minister und 13 weitere Passagiere kamen dabei ums Leben.
    Sie befanden sich auf dem Weg zu einem offiziellen Besuch im Iran.
    Die offizielle algerische Nachrichtenagentur hat den Absturz bestätigt.
    Das Außenministerium in Teheran hat den Irak beschuldigt, für den Flugzeugabsturz verantwortlich zu sein.
    Nach dieser Darstellung soll ein irakisches Jagdflugzeug die Privatmaschine des Ministers bereits über türkischem Luftraum angegriffen haben.
    Zwischen dem iranischen Kontrollturm und der Maschine soll bereits Kontakt hergestellt worden sein.
    Der iranische Parlamentspräsident Rafsanjani erklärte, die entsprechenden Tonbandaufzeichnungen würden die Verantwortung des Iraks an dem Flugzeugunglück beweisen.
    Iran, Irak.
    Im Krieg am Persischen Golf melden sowohl Bagdad als auch Teheran militärische Erfolge.
    Die irakischen Behörden behaupten, in der vergangenen Woche seien mehr als 16.000 persische Soldaten gefallen.
    Teheran erklärt dagegen, man habe eine erfolgreiche Großoffensive geführt.
    Zahlen über Verluste geben die Iraner nicht an.
    USA
    Beim Prozess gegen den Reagan-Attentäter John Hinckley sind heute sieben Frauen und fünf Männer, unter ihnen nur eine Weiße, als Geschworene ausgewählt worden.
    Der Prozess hat vergangene Woche vor einem Gericht in Washington begonnen.
    Hinckley ist angeklagt, am 30.
    März vergangenen Jahres den amerikanischen Präsidenten Reagan durch einen Lungenschuss schwer verletzt zu haben.
    Die Verteidiger wollen auf Unzurechnungsfähigkeit während der Tatzeit plädieren.
    Der Vater des 26-jährigen Angeklagten, ein wohlhabender Ölmanager, wird umgerechnet etwa 8 Millionen Schilling für die Verteidigung seines Sohnes ausgeben.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der portugiesische Ministerpräsident Pinto Balsamao trifft heute in Bonn zu Gesprächen mit Bundeskanzler Schmidt zusammen.
    Hauptthema dürfte der geplante Beitritt Portugals zur europäischen Gemeinschaft sein.
    Die Regierung in Bonn wird wahrscheinlich zusagen, einen möglichst raschen und reibungslosen Beitritt Portugals zum gemeinsamen Markt zu unterstützen.
    Erdgas könnte in den kommenden 20 Jahren bei einer Verringerung der Erdölabhängigkeit der Mitgliedstaaten der OECD, der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung, zunehmende Bedeutung erlangen.
    Dies ist die wichtigste Aussage in einem Bericht des Sekretariats der Internationalen Energieagentur, der heute in Paris veröffentlicht wurde.
    Nach Einschätzung der Experten liegen die potenziellen Erdgasressourcen in der Welt wahrscheinlich höher als die Erdölreserven.
    Der Verbrauch von Erdgas beträgt zurzeit nur knapp 20 Prozent des Primärenergieverbrauchs der Industrieländer.
    Nach Ansicht der Energieagentur wird Erdgas jedoch in den nächsten 20 Jahren den größten Teil der zusätzlich benötigten Energie ausmachen, der für das Wirtschaftswachstum in Europa benötigt wird.
    Österreich.
    Fast zwei Drittel der Kraftfahrzeugdiebstähle in Österreich bleiben ungeklärt.
    Eine Statistik des Innenministeriums ergibt, dass im vergangenen Jahr im gesamten Bundesgebiet knapp mehr als 13.000 Autos und einspurige Kraftfahrzeuge gestohlen oder unbefugt in Betrieb genommen worden sind.
    Die Aufklärungsquote betrug im Bundesdurchschnitt 38,5 Prozent.
    Fast 14.400 Fälle von Diebstahl aus Kraftfahrzeugen wurden angezeigt.
    Das Innenministerium hat für diese Woche eine Schwerpunktaktion, Sicherung des Kraftfahrzeuges und dessen Inhalt, proklamiert.
    Dabei wird besonders darauf hingewiesen, dass jeder Kraftfahrer nach dem Kraftfahrgesetz zur Sicherung des Fahrzeuges verpflichtet ist und bei Unterlassung dieser Pflicht sogar bestraft werden kann.
    Für Übertretungen drohen Geldstrafen bis zu 30.000 Schilling oder sechs Wochen Arrest.
    Der ÖAMTC führt in diesen Wochen in mehreren Bundesländern eine Sicherheitsaktion für Radfahrer durch.
    Die Fahrräder werden bei den ÖAMTC-Stützpunkten auf technische Mängel untersucht.
    Die Radfahrer erhalten darüber einen Prüfbericht, gleichgültig, ob sie ÖAMTC-Mitglied sind oder nicht.
    Die Wetterlage.
    Ein ausgedehntes Tiefdrucksystem lagert über Nordwesteuropa.
    Die zugehörige Front hat bereits die Schweiz erreicht, dringt aber nur sehr langsam nach Osten vor.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Im Westen und Südwesten, später auch im Norden, Bewölkungszunahme in höheren Schichten.
    Nachts auch lokal Regenschauer.
    Sonst noch vorherrschend gering bewölkt.
    Teilweise lebhafte Winde aus Südost bis Südwest.
    Nachmittagstemperaturen 17 bis 22 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Info Adelberg und Tirol zum Teil bewölkt und Regenschauer, vereinzelt auch gewittrig.
    Sonst Anfang sonnig, später teilweise Bewölkungszunahme.
    Lebhafte Winde aus Südost bis Südwest.
    Tagestemperaturen 17 bis 23 Grad.
    Die Vorschau auf übermorgen, wechselnd bis stark bewölkt, lokale Regenschauer, leichter Temperaturrückgang.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, heiter 19°, Südwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt, wolkenlos 16°, Ostwind 15 km.
    Linz, heiter 20°, Ost 10.
    Salzburg, heiter 20°, Südost 15 km.
    Innsbruck, wolkig 17°, Südost 25.
    Bregenz, heiter 16°, Südwest 10.
    Graz, Heiter 20°, Südost 10 km und Klagenfurt, Heiter 19°, Südwestwind 10 km in der Stunde.
    Mittlerweile ist es 12 Uhr und 13 Minuten geworden.
    Mit der Versenkung des argentinischen Kreuzers General Belgrano durch Großbritannien, immerhin handelte es sich um das zweitgrößte Schiff der argentinischen Marine, ist die Eskalation des Falkland-Konflikts in eine neue Phase getreten.
    Von den diplomatischen Bemühungen um Beilegung des Konflikts hat sich der Kampf um die von Argentinien besetzten Falklandinseln wieder mehr auf die Ebene des Militärischen verlagert.
    Es gilt mittlerweile als traurige Gewissheit, dass der Untergang des von britischen Torpedos getroffenen argentinischen Kreuzers mehr als 900 Matrosen das Leben gekostet hat.
    Die Überlebenschancen in den eisigen Fluten des Südatlantiks sind nur sehr gering.
    124 Besatzungsmitglieder haben überlebt.
    Das argentinische Regime hat den U-Boot-Angriff Großbritanniens als verräterisch und als offene Verletzung der UNO-Charta bezeichnet.
    Außerdem sei der Kreuzer außerhalb der 200-Meilen-Zone angegriffen worden.
    Neres aus Buenos Aires von Christian Schüller dazu.
    Die argentinische Regierung bleibt beharrlich bei ihrer Darstellung, wonach der Kreuzer sich zum Zeitpunkt des Angriffs außerhalb der von den Briten verengten Sperrzone befunden habe.
    ohne aber auf die britische Version einzugehen, wonach die Generalbelgrano auf die britische Zone zugesteuert sei.
    Wie die Bevölkerung auf die Nachricht vom Sinken der Generalbelgrano reagieren wird, ist schwer vorauszusagen.
    Denn die ersten genauen Nachrichten wurden erst um Mitternacht mit 30 Stunden Verspätung veröffentlicht.
    Und im Augenblick machen sich die Menschen hier erst auf den Weg zur Arbeit.
    Durch die hier kursierenden und offensichtlich bewusst lancierten Meldungen
    oder auch die Briten auch ein Rettungsschiff versenkt hätten, lassen eher eine Verhärtung der anti-britischen Gefühle erwarten.
    Dennoch hat es die Regierung hier offensichtlich in Verlegenheit gebracht, dass der Verlust des Schiffes, der als großen Teil seiner Besatzung am Sonntagnachmittag zu einem Zeitpunkt passiert ist, als Buenos Aires gerade einen peruanischen Vorschlag über einen Waffenstillstand abgelehnt hat.
    So hat General Galtieri gestern eine hochrangige Delegation nach Lima entsandt, um die argentinische Haltung darzulegen,
    hat prompt erreicht, dass die Peruaner die Ablehnung der Argentinier gerechtfertigt haben.
    Ob der jüngste Zwischenfall die diplomatischen Bemühungen um eine Lösung des Falkland-Konflikts beschleunigen kann, ist schwer vorauszusagen.
    In Buenos Aires erwartet man jedenfalls, dass es ungeachtet der Versenkung des General Belgrano in den nächsten Tagen zu einer Sitzung des Weltsicherheitsrates kommen könnte.
    Wie der ununterlegierte Panama Sud einzige Vertreter Lateinamerikas im Sicherheitsrat in einem Fernsehinterview erklärt hat,
    Soviel aus Buenos Aires.
    Von Margaret Thatcher, dem ersten weiblichen Kriegspremier der britischen Krone, sie lässt sich in erster Linie vom konservativen Unterhausabgeordneten Winston Churchill Jr.
    beraten, sind heute weitere Anweisungen zu erwarten.
    In einer Sitzung des britischen Kabinetts wird über die weitere Vorgangsweise im Falkland-Konflikt beraten, über eine Vorgangsweise, die in der britischen Öffentlichkeit bisher auf nur geteilte Zustimmung gestoßen ist.
    Dazu sowie zur aktuellen britischen Position im Falkland-Konflikt folgender Beitrag Hans Heinz Schlenkers aus London.
    If there is a threat to our own ships and to our own men, we have no possible option but to respond to that threat.
    Our first duty is to protect our own men.
    ... und General Belgrano war ein Bedrohungspflichtiger für unsere Männer.
    Deshalb war es ganz korrekt, dass sie von unseren Soldaten angegriffen wurde.
    Mit diesen Worten rechtfertigte Verteidigungsminister John Nott schon gestern Abend die Versenkung des einzigen argentinischen Kreuzers General Belgrano durch ein britisches U-Boot.
    Dabei sagte er, sie werden zugeben, dass wir bei einer Bedrohung unserer Fische und Seeleute keine andere Möglichkeit haben, als darauf zu reagieren.
    Es ist unsere vornehmste Pflicht, unsere Seeleute zu schützen.
    General Belgrano bedrohte sie, deshalb war es korrekt, das Seeschiff anzugreifen.
    Kein Zweifel, die britische Regierung ist beruhigt.
    Der Verlust von möglicherweise mehr als 500 argentinischen Menschenleben hat bei dem inzwischen so gut wie sicheren Untergang des Kreuzes sowie bei dem ganz sicheren Untergang zweier von britischen Hubschraubern versenkter Patrouillenboote auch die Briten erschüttert.
    Schon beeilen sich die Zeitungen herauszustellen, dass sowohl das U-Boot als auch die Hubschrauber Erbarmen mit den Argentiniern zeigten, dass U-Boot 2 den Kreuzer begleitende Fregatten entkommen ließ.
    die Hubschrauber-Überlebungsausrüstungen den argentinischen Seeleuten des einen in Brand geschossenen Patrouillenbootes hinunterwarfen.
    Tatsächlich befürchtete auch Margaret Thatcher schon von Anfang des Konflikts an, dass sich die Stimmung und Sympathien, die ihr in der britischen Bevölkerung und auf der Welt entgegengebracht werden, bei großen Verlusten auf argentinischer oder britischer Seite ins Gegenteil verkehren könnten.
    Darum betonten sie und ihre Minister, wie auch gestern wieder John Knotts,
    dass die britische Falkland-Flotte nur ein Minimum an Gewalt und auch nur in Selbstverteidigung anwendet.
    Alle von dir bisher unternommenen militärischen Aktionen werden jedoch mit dem Recht auf Selbstverteidigung begründet.
    Solange das der Fall ist, kann Margaret Thatcher auch mit der Labour-Opposition und den anderen Oppositionsparteien rechnen.
    Ehrenführer haben das immer wiederholt.
    Gleiches werden sie heute Nachmittag tun, wenn das Unterhaus erstmals nach dem langen bis auf den gestrigen Montag verlängerten Wochenende wieder zusammentritt.
    Doch ungeachtet dessen sind sie beunruhigt, dass sich Margaret Thatcher augenblicklich sowohl diplomatisch als auch militärisch eingegraben hat.
    Militärisch mag das zwar recht sein, aber nicht diplomatisch, betonten heute Morgen schon eine ganze Reihe von Labour-Politikern.
    Sie wollen diplomatische Aktionen von der britischen Regierung sehen und nicht Reaktionen.
    Und das klingt auch schon immer stärker in den telefonischen Diskussionen an, die einige kommerzielle Sender mit ihren Hörern über den Äther führten.
    Danach und nach den bisherigen Meinungsumfragen ist bereits eines sicher.
    Wären jetzt nicht vermutlich bis an die 500 Argentinier, sondern Briten ertrunken, Margaret Thatcher würde wieder rapide ihren durch ihre bisherige Falkland-Politik ständig
    Eines kann man zusammenfassend sagen, der Falkland-Konflikt ist ganz überschattet vom britischen Angriff auf den mittlerweile gesunkenen argentinischen Kreuzer General Belgrano.
    Der mit 1042 Mann Besatzung gesunkene argentinische Kreuzer hat im Jahr 1941 den Großangriff der Japaner auf Pearl Harbor überstanden.
    Das 13.000 Tonnen große und 185 Meter lange Schiff war von den Amerikanern als Kreuzer der Brooklyn-Klasse gebaut und im Jahr 1938 dann in Dienst gestellt worden.
    1951 kauften es die Argentinier für 7,8 Millionen Dollar und tauften es zuerst am 17.
    Oktober später in General Belgrano um.
    Nun haben wir ein Gespräch.
    Ich hoffe, wir sind soweit.
    Und zwar spricht im Nebenstudio Edgar Sterbens mit dem Militärtechniker und Kriegsflottenexperten-Diplom-Ingenieur Franz Kosar über dieses Schiff, das nun versunken wurde.
    Der Untergang des argentinischen Kreuzers General Belgrano hat möglicherweise hunderte Menschenleben gefordert.
    Laut Angaben aus Buenos Aires sind von den 1000 Mann Besatzung bisher nur 123 lebend geborgen worden.
    Der Kreuzer wurde am Sonntag vom britischen Atombetriebenen U-Boot The Conqueror aus torpediert und ist im Laufe des gestrigen Tages gesunken.
    Man hatte also nach der Torpedierung fast 36 Stunden Zeit,
    um die Besatzungsmitglieder zu retten.
    Dennoch ist der Kreuzer offenkundig nahezu mit Mann und Maus untergegangen.
    Herr Diplom Ingenieur Koser, Sie als Militärtechniker und Kriegsflottenexperte haben Sie eine Erklärung.
    Es gibt hier nur eine Möglichkeit.
    Grob ausgedrückt gewisse Schlamperei.
    Einerseits lässt man ein Schiff dieser Größe nicht ohne Geleitschutz fahren, vor allem wo man weiß, dass englische Atom-U-Boote in dieser Gegend operieren.
    Und andererseits handelt es sich um ein relativ altes Schiff, das natürlich gegen U-Boote noch mehr gefährdet ist als moderne Einheiten.
    Wenn ein solcher Geleitschutz bei dem Kreuzer gewesen wäre, hätte ohne weiteste Möglichkeit bestanden, eine größere Anzahl der Besatzung zu retten.
    Die zweite Sache war, dass man vermutlich unterschätzt hat, entweder den Schaden oder überschätzt die eigene Lecksicherung, sodass man nicht mit dem Untergang gerechnet hat.
    Ansonsten wäre es natürlich innerhalb von 36 Stunden ohne weiteres möglich gewesen, entsprechende Hilfsschiffe zur Übernahme der Besatzung heranzubringen.
    Vor allem dadurch, dass das Schiff ja nicht so weit von argentinischen Gewässern weg gewesen wäre.
    Und ganz egal, ob es Schlepper oder sonstige Fahrzeuge gewesen wären, hätte man mehr Besatzungsmitglieder retten können.
    Aus Buenos Aires heißt es, dass die schlechten Wetterbedingungen dafür verantwortlich seien, dass man nicht genügend Rettungsboote zu See hat bringen können.
    Auch das scheint etwas zweifelhaft, denn ein derartiges Schiff hat nicht nur eine größere Anzahl von Rettungsbooten bei sich, sondern auch aufblasbare Schlauchboote und dergleichen.
    Und wenn andere Schiffe in der Nähe sind, kann man durch das Hinüberschießen von Leinern auch auf diese Art und Weise unabhängig von der Wetterlage noch eine größere Anzahl von Besatzungsmitgliedern bergen.
    Also zu wenig Rettungsboote, keine Begleitschiffe.
    Und vor allem kein Anlaufen von Hilfsmaßnahmen.
    Eine Frage, die sich natürlich auch stellt, ist, welchen Auftrag könnte dieser Kreuzer gehabt haben?
    Die Torpedierung erfolgte ja südlich der sogenannten Staateninseln, etwa 50 Kilometer entfernt von der Feierlandküste am Südzipfel Argentiniens, zur geografischen Orientierung.
    Dort in der Nähe ist also auch das berühmte Kap Horn.
    Welchen Auftrag könnte dieser Kreuzer gehabt haben?
    Welche militärtechnische Aufgaben?
    Es gibt praktisch nur eine Möglichkeit,
    Und zwar wäre es die, dass er zur Küstenbeschießung auf den von den britischen Truppen zurückeroberten Südgeorgien eingesetzt werden sollte.
    Denn zufolge seiner Bewaffnung, die ja nicht mehr auf dem letzten Stand der Technik ist, war nur mehr die Hauptartillerie, also diese 15,2 Zentimeter Geschütze praktisch von Wirkung und die sind bei der derzeitigen Lage in diesem Seegebiet nur zur Küstenbeschießung mehr geeignet.
    Wie viele heutige Kreuzer heute überhaupt im Zeitalter der ferngelenkten Torpedos und der atombetriebenen U-Boote?
    Fast keine mehr.
    Sie finden derartige Schiffe daher auch fast nur mehr bei kleineren Marinen.
    Das heißt, bei Flotten, die von den Großmächten derartige Schiffe übernommen haben, neu gebaut, werden derartige Fahrzeuge nicht mehr.
    Zumindest nicht mehr mit dieser Bewaffnung.
    Denn die derzeitigen Schiffe sind mehr auf den Einsatz gegen Luftziele ausgerichtet, aber nicht mehr, wie im vorliegenden Fall, mit nahezu ausschließlicher Seezielbewaffnung.
    Also eigentlich ein weiterer anachronistischer Aspekt in dieser ganzen Auseinandersetzung.
    Sicher, aber wie gesagt, gerade diese kleinen Marinen haben meistens sozusagen abgelegte Schiffe der Großmächte zur Verfügung, da sie diese natürlich zu einem Bruchteil des Preises, den ein modernes Schiff kosten würde, in die Hand bekommen können.
    Herr Diplomatische Narkosa, vielen Dank für dieses Gespräch.
    Dieses Gespräch führte Edgar Sterbens.
    Soweit genug vorläufig zum Thema Falkland.
    Mittlerweile ist es 12 Uhr und 25 Minuten geworden.
    Nach längerer Zeitpause sorgt nun wieder Polen für Schlagzeilen.
    Der Anlass, schwere Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei in Warschau und mehreren Provinzstädten Polens.
    Auseinandersetzungen, nach denen jetzt allerdings wieder Ruhe eingekehrt ist.
    Die Polizei war mit Schlagstöcken und Tränengas gegen Demonstranten vorgegangen, die Aufhebung des Kriegsrechts und die Freilassung des internierten Gewerkschaftsführers Walesa gefordert hatten.
    Nach einem Bericht des polnischen Fernsehens sind mehrere Dutzend Manifestanten festgenommen worden.
    Der stellvertretende Ministerpräsident Rakowski erklärte, er bedauere, dass die Befürworter einer nationalen Einheit sich zu Redelsführern der Unruhen gemacht hätten.
    Die Hintergründe der Ausschreitungen analysiert im folgenden Friedrich Orta.
    Das Parlament in Warschau wollte an diesem 3.
    Mai, dem traditionellen Verfassungsgedenktag, die nationale Verständigung beschwören.
    Aber es blieb wieder einmal nur bei Worten.
    Den Tränengas, Wasserwerfer und Schlagstöcke der Polizei machten deutlich, dass für Solidaritätssympathisanten in der vom Militärrat kontrollierten polnischen Gesellschaft kein Platz ist.
    Wir wollen Lech und nicht Wojciech, riefen die Demonstranten und forderten damit die Freilassung des inhaftierten Gewerkschaftsführers und ein Ende der Herrschaft des Armeegenerals.
    In der Warschau-Altstadt skandierten tausende Solidaritätsparolen, entrollten Spruchbänder und Fahnen.
    Zu den Zusammenstößen war es gekommen, als die Menschenmassen vom Schlossplatz in die angrenzenden Straßen zogen.
    Die Bereitschaftspolizei trieb die Leute vor sich her.
    Fliehende Demonstranten formierten sich immer wieder neu, rissen rote Fahnen ab und verbrannten sie.
    Die einschreitenden Polizisten bedachte die Menge mit Schmierufen wie Gestapo.
    Der Winter gehört euch, uns der Frühling.
    Das war die allgemein weit verbreitete Protestparole, die in den vergangenen viereinhalb Monaten des Kriegsrechts auf Häuserwänden zu lesen war.
    Dass die Idee der Solidarität noch lebt, das haben die Vorfälle der vergangenen Tage gezeigt, wenn auch das Militärregime Erfolge verbuchen kann.
    Der spektakulärste ist sicher die Tatsache, dass es gelang, den früheren Führer der Bauerngewerkschaft Kuwai umzudrehen.
    Der 24-jährige Landwirt, der früher einer der schärfsten Kritiker der offiziellen Bauerngewerkschaft war, schwärmte bei einem öffentlichen Fernsehauftritt von der künftigen Zusammenarbeit mit der Regierung.
    Folgebeispiele von Gesinnungswandel dieser Art sind Jaruzelskis Beratern mehr als willkommen.
    Denn anders wird sich die Deklaration zur nationalen Verständigung, die vom Parlament verabschiedet wurde, nur schwer verwirklichen lassen.
    Eine Rückkehr zu den Verhältnissen vor den Streiks vom August 1980 wird in dem Dokument zwar ausgeschlossen, gleichzeitig wird aber neuerlich betont, dass der sozialistische Staat mit Entschiedenheit verteidigt werden muss.
    Deshalb darf es die Solidarität in der alten Form auch nicht mehr geben.
    Das hat auch nach dem jüngsten Aufruhr Vizepremier Rakovski mit Nachdruck wiederholt.
    Es werde der Solidarität nicht gestattet werden, als oppositionelle Kraft zurückzukehren, sagt Rakovski vor dem Parlament.
    Unterstützt würde hingegen der Wiederaufbau einer unabhängigen Gewerkschaft, die die Arbeiter, Vertreter und Schützer.
    Die Unruhen der vergangenen Stunden sind für den Vizepremier ein Beweis, dass die Gegner des Sozialismus versuchten, die Gesellschaft zum Kampf gegen die Staatsorgane zu mobilisieren.
    Aber, so sagte Rakowski, wenn sie glaubten, ihre Ziele erreichen zu können, begehen sie einen tragischen Fehler.
    Wie schon so oft, kommt auch in diesem kritischen Augenblick der katholischen Kirche eine wichtige Aufgabe zu.
    Diese wird auch von den Parlamentariern im gestern verabschiedeten Dokument bestätigt, wenn es an einer Stelle heißt, die Kirche sei für die Schaffung eines Klimas der nationalen Verständigung ein wichtiger Faktor.
    Papst Johannes Paul II.
    hat die Hoffnung nicht aufgegeben, Polen noch in diesem Jahr besuchen zu können.
    Das Klima des Vertrauens und der Versöhnung, das er im Landeiner Weichsel vorzufinden hofft, ist noch lange nicht erreicht.
    Nach der Machtübernahme der Militärs hat es geheißen, die Truppen würden nach drei Monaten in die Kasernen zurückkehren.
    Davon ist im Augenblick nichts mehr zu hören.
    Aus Kreisen des Militärrats hört man viel mehr.
    Erst in drei Jahren würde an die Macht der Offiziere wieder die Parteiherschaft treten.
    Friedrich Orther war der Berichterstatter.
    Die noch geplanten Beitragsthemen im Mittagjournal, 12.30 Uhr ist es nämlich jetzt gleich, die Zwischenansage.
    Wir bringen noch ein Exklusivinterview mit Heinrich Böll.
    Wir berichten über die Sitzung des Ministerrats, besser gesagt über die Ergebnisse des Pressefoyers nach der Regierungssitzung.
    Dann ist noch ein geplant die Inlandspresse zum Thema ÖVP-Volksbegehren gegen das Konferenzzentrum bei der UNO-City.
    Wir bringen dann noch einen Beitrag über die Aktivitäten ausländischer Versicherungsunternehmer in Österreich und im Kulturteil dann eine Vorschau auf die Premiere im Burgtheater, das Sparschwein von Lapitsch.
    Nun zu unserem angekündigten Exklusivinterview.
    Zwei prominente Vortragende hat das Dr. Karl Renner Institut für eine Veranstaltung heute Abend in Wien eingeladen, den deutschen Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll.
    Er spricht über Feindbild und Frieden und außerdem den aus der Sowjetunion ausgebürgerte Schriftsteller und Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels Lev Kopelev.
    Er spricht über Frieden zwischen Ost und West.
    Heinrich Böll hat sich in der deutschen Friedensbewegung sehr engagiert und war auch einer der Redner bei der großen Friedenskundgebung in Bonn im Oktober des Vorjahres, an der 250.000 Menschen teilgenommen hatten.
    Böll ist heute Mittag in Wien angekommen.
    Auf dem Flughafen führte Roland Machatschke mit ihm das folgende Gespräch.
    Herr Böll, Sie haben einmal gesagt, wenn es noch einmal zum Krieg käme, dann würde Deutschland als Schlachtfeld wieder vereinigt sein, als Schlachtfeld, nicht auf dem Schlachtfeld.
    In vielen Ihrer Werke geht es um den Krieg, um Menschen im Krieg, um Menschen nach dem Krieg.
    Wie weit ist Ihr Denken durch diesen Krieg, durch den Zweiten Weltkrieg geprägt worden?
    Ich glaube, dass meine Altersklasse den Krieg schon vorerlebt hat, bevor er ausbrach.
    Wir haben ja von unserem 16., 17.
    Lebensjahr an auf den Krieg zugelebt, von dem wir sicher wussten, dass er kommen würde.
    Insofern
    war der Krieg, der Drohende, der dann auch ausbrach und der Erlebte natürlich, wie es meinem Alter entspricht, hatte einen Einfluss auf meine Arbeit gehabt, aber nicht der Krieg allein.
    Ich glaube, dass der Krieg als äußeres Erlebnis nicht so wichtig gewesen ist.
    Aber dieses Auf-den-Krieg-Zuleben, der mit der Machtergreifung Hitlers unausweichlich wurde, das hat möglicherweise meine Arbeit, meine existenzielle Haltung, meine politische mitbestimmt.
    Sie haben zusammen mit Lev Kopelev das Buch verfasst oder geben es heraus, Warum haben wir aufeinander geschossen?
    Lässt sich kurz sagen, warum haben Sie aufeinander geschossen?
    Und die Frage, die man daran anknüpfen müsste, was muss geschehen, damit Sie nicht wieder aufeinander schießen?
    Ich kann das Buch, das
    Ein längeres Gespräch, das wir miteinander geführt haben, enthält nicht kurz zusammenfassen.
    Ich glaube, wir sind beide zu dem Ergebnis gekommen, dass dieses Aufeinanderschießen in unserem Falle in Anführungsstrichen sowohl unbegründet wie sinnlos war und dass es darauf ankommt,
    in unserem Werk, die wir Autoren sind, keine Feindbilder zu dulden.
    Gar nicht zu dulden.
    Ich glaube, dass die Literatur, auch die größere, die höhere, die bessere oder die schöne, wie man nennt, nicht unschuldig ist an der Entstehung von Feindbildern, die dann, wenn ein Krieg geplant ist oder wenn er provoziert ist, auf der niedrigsten Stufe zur Propaganda werden.
    Ich glaube, das war mit das Ergebnis unseres Gesprächs.
    Feindbild und Frieden, das ist ja das Thema Ihres Vortrages heute Abend.
    Um welche Feindbilder geht es da?
    Nicht um alle, aber um die Entscheidenden.
    Vor allem möchte ich mich auch beschäftigen mit dem Feindbild Kommunismus, das ja inzwischen auf breitester Ebene angewendet wird.
    fast auf jeden Menschen, der nicht jede Räuberei und jeden Mord, der aus Besitzgier begangen wird, billigt.
    Was ich gestern in Nachrichten gesehen und heute sehr früh gehört habe, ist leider so, dass es neue Feindbilder schafft und alte bestätigt.
    meinen Sie damit den Falkland-Konflikt?
    Ich meine auch, was in Polen vor sich geht.
    Die Sowjetunion nimmt eine große Schuld auf sich, indem sie das duldet, indem sie der jetzigen polnischen Führung nicht anderes empfiehlt oder anderes möglich macht.
    Ich glaube, dass das eine sehr beunruhigende Entwicklung ist.
    Und es wird für das polnische Volk das Feindbild Kommunist, Russe leider für lange, lange Zeit prägen.
    Welche Hoffnungen haben Sie auf Frieden, jetzt ganz allgemein gesprochen, in Zusammenhang mit der Friedensbewegung in West und in Ost?
    Und vor allem, wenn Sie Hoffnungen haben, Herr Böll, steigert es Ihre Hoffnung, wenn Sie hören, dass in der DDR trotz aller staatlichen Drangsalierungen eine Friedensbewegung existiert, die sich sogar noch öffentlich manifestiert?
    Ich glaube, man sollte zunächst feststellen, dass die Friedensbewegung
    eine Anti-Aufrüstungsbewegung ist.
    Ausgehend von dem Gedanken, dass weiteres Rüsten in die Absurdität des bestehenden Rüstens hinein dem Frieden nicht dient.
    Und wie sich zeigt, hat diese Bewegung ja Folgen.
    Sie verbreitet sich immer mehr.
    Es stellt sich heraus, dass sie nicht kommunistisch infiltriert ist, wie man im Anfang wahrscheinlich gehofft hat, um sie diffamieren zu können.
    Sie greift um sich, selbst in sehr konservative Kreise der Vereinigten Staaten hinein.
    Und für mich ist sie undenkbar ohne die Friedensbewegung in der DDR.
    Jede weitere Kundgebung der Friedensbewegung, die nicht darauf besteht, die Friedensbewegung in der DDR zu stärken, schadet der Friedensbewegung hier.
    Ich halte das für sehr wichtig.
    utopisch, theoretisch oder illusionär betrachtet, müsste natürlich auch eine Friedensbewegung in der Sowjetunion entstehen.
    Das würde voraussetzen, dass die Bevölkerung da über ihre Rüstung informiert ist, mindestens so gut,
    oder halbwegs so gut, wie wir über unsere informiert sind.
    Und ich könnte mir denken, dass sehr viele Menschen in der Sowjetunion, wenn sie wüssten, welches Waffenpotenzial oder Arsenal auch die Sowjetunion hat, schon so etwas gerne gründen würden wie eine Friedensbewegung.
    Heißt das, dass Heinrich Böll Hoffnungen auf Frieden hat?
    Wenn ich diese Hoffnung nicht hätte,
    würde ich gar nicht über Frieden, Friedensbewegung, Rüstung, die Gefahren der Rüstung sprechen.
    Danke für das Gespräch.
    Mit Heinrich Böll sprach Roland Machatschke.
    Ein Hinweis noch einmal in dem Zusammenhang.
    Heute Abend findet in der Wiener Stadthalle die erwähnte Veranstaltung zum Thema Frieden statt.
    Prominenteste Teilnehmer sind Heinrich Böll und Lev Kopelev.
    Auch Bundeskanzler Kreisky wird anwesend sein.
    Beginn der Veranstaltung des Renner-Instituts ist um 18.30 Uhr in der Wiener Stadthalle.
    Der Eintritt ist frei.
    Von der Friedenshoffnung noch einmal zurück zur bitteren Realität, im Besonderen zum Konflikt um die Falkland-Inseln.
    Dieser Konflikt stand auch im Mittelpunkt der Journalistenfragen nach der Ministerratssitzung in Wien.
    Die Haltung des Bundeskanzlers in dieser Auseinandersetzung, aber auch wie so oft an vergangenen Dienstagen zu seiner persönlichen politischen Zukunft, fasst nun Hans Langsteiner im folgenden Direktbericht aus dem Bundeskanzleramt zusammen.
    Bundeskanzler Kreisky, nach eigenen Angaben zu alt, um sich mit Lateinamerika noch in allen Details zu befassen, glaubt derzeit noch an die Möglichkeit einer friedlichen Beilegung des Falkland-Konflikts.
    Nachdem Ministerrat auf die jüngste Eskalation in diesem Konflikt angesprochen, meinte der Kanzler heute zunächst einleitend.
    Ich bin nach wie vor der Meinung, dass mit Ausnahme einzelner Kampfhandlungen sich ein Krieg vermeiden lassen wird, ein voller Krieg vermeiden lassen wird, weil ich mir nicht vorstellen kann, was das
    was ein solcher Krieg bringen sollte.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass heute führende Staatsmänner in der Welt hier so etwas in Gang setzen.
    Denn sie müssen ja schließlich daran denken, dass wenn einmal Kriege vom Zaun gebrochen werden, dann kann man sich nicht aussuchen, wo dann die Fortsetzung oder wo dann die Dinge weitergehen.
    Wem misst Kreisky nun größere Schuld an diesem Konflikt zu?
    Sicher und eindeutig dem Staat, der eine militärische Aggression begonnen hat.
    Denn wenn jeder Staat, der irgendwo Ansprüche anmeldet, seine Truppen in Bewegung setzt und den Versuch ernsthafter Verhandlungen nicht macht,
    ist das eine Katastrophe.
    Denken Sie an alles das, was es da seit dem Zweiten Weltkrieg an unbefriedigenden Lösungen gibt.
    Und wenn da jeder sich selber zum Richter macht, dann geht der letzte Rest dieser internationalen Friedensordnung, wie wir es ja doch in großen Teilen der Welt haben, verloren.
    Schienkreisky hier also noch Argentinien als Hauptschuldigen an der Krise zu brandmarken, so macht er wenig später deutlich, dass er auch England ein gerüttelt Maß an Mitschuld zuschiebt.
    Hier geht es um eine Entscheidung, die aus einer gewissen Grundmentalität heraus sich ergeben hat.
    Großbritannien wird im Augenblick von einer konservativen Regierung regiert, zu deren Vorstellungswelt eben noch die des Empires gehört.
    Persönlich bin ich überzeugt, dass eine Labour-Regierung, wie sie das ja in der Vergangenheit immer wieder bewiesen hat, wahrscheinlich eine solche
    Auseinandersetzung in der Weise nicht geführt hat.
    Die bisherige Vermittlerrolle der Vereinten Nationen beurteilte Kreisky wörtlich als düster, meinte aber, die besten Mittlerdienste würden nichts nützen, wenn beide Konfliktsparteien nicht wollten.
    Apropos Vermittlerdienste, glaubt Kreisky an ein Treffen Reagan-Breschneff in Wien, wie dies Gerüchte kolportieren?
    Aus früheren Gesprächen mit dem inzwischen verstorbenen amerikanischen Botschafter Cummings zieht Kreisky den Schluss?
    gibt das auf Seiten des Präsidenten Reagan, so habe ich angenommen, eine gewisse Bereitschaft auch so ein Treffen, ein solches Treffen in Österreich teilzunehmen.
    Bleibt also jetzt noch die Stellungnahme der Sowjetunion abzuwarten.
    Mein Als Sekretär bei Genev hat in der Vergangenheit Österreich gegenüber so viele Beweise seiner Sympathie geliefert, auch was Begegnungen in Österreich betrifft, so wie überhaupt die Sowjetregierung, dass ich keinen Grund zur Annahme mehr habe, dass das von sowjetischer Seite nicht
    gerne gesehen wird.
    Soviel also zur Außenpolitik.
    Nun noch zu Kreiskis persönlicher Zukunft.
    Morgen wird ein fünfköpfiges Ärztekonsilium zusammentreten und den Regierungschef über die gesundheitlichen Voraussetzungen einer möglichen neuen Kandidatur beraten.
    Noch im Mai will Kreisky dann seine Entscheidung nach SPÖ-internen Diskussionen bekannt geben.
    Meine Herren, ich weiß nicht, warum Sie so eilig haben.
    Die Legislaturperiode dauert noch fast ein Jahr.
    Ich bin, wie Sie sich überzeugen können, wenn Sie wollen, noch deutlicher jedenfalls in der Lage, meine Regierungsgeschäfte zu führen.
    Ich bin sogar stolz darauf, dass ich durch gewisse Pausen sie sehr ferasch erledigen kann und sodass wir uns in keinem Notstand befinden.
    Gesundheitsminister Steirer, Mitglied dieses erwähnten Ärztekonsiliums, machte deutlich, dass sich der Rat der Mediziner jedenfalls auf die volle Gesetzgebungsperiode von vier Jahren beziehen werde.
    Dass also eine befristete Kandidatur des Kanzlers aus Sicht der Ärzte nicht zur Diskussion steht.
    Der Herr Bundeskanzler hat eben diese Dinge schon öffentlich erklärt, dass er die Absicht hat, wenn er noch einmal kandidiert, die volle Länge zu kandidieren.
    Und das halte ich für ein offenes Wort, dass es an die österreichische Bevölkerung hier damit gerichtet wird.
    Also es wird sicherlich keine Kompromisse in dem Sinne geben, dass wir jetzt sagen, er ist vielleicht für drei Monate Arbeitstätig.
    Eines ist sicherlich dabei, und bitte Herr Bundeskanzler, empfehlen Sie ein Arbeitsausmaß auf das eines
    Normalkrise in Menschen zu reduzieren.
    Soweit mein Bericht vom heutigen Ministerrat und damit zurück zum Studio des Mittagsjournals.
    Aus dem Bundeskanzleramt hörten Sie Hans Langsteiner.
    Der frühere ÖVP-Landesparteisäger Walter Zimper wird heute genau ein Monat nach seiner Verhaftung aus der Untersuchungshaft entlassen.
    Die Entlassung wurde vom Untersuchungsrichter und vom Staatsanwalt
    in Eisenstadt beantragt.
    Zimper war im Zuge der WBO-Ermittlungen verhaftet worden, nachdem er die Übernahme mehrerer Geldbeträge vom früheren WBO-Chef Rauchwater nicht vollständig aufklären konnte.
    Nähere Einzelheiten nun von Robert Heger vom Studio Burgenland.
    Nach einmonatiger Untersuchungshaft wurde also der ehemalige niederösterreichische ÖVP-Landesparteisekretär Walter Zimper in dieser Stunde aus dem Gefangenenhaus des Eisenstädter Landesgerichts entlassen.
    Und zwar aufgrund einer gemeinsamen Absprache zwischen dem Untersuchungsrichter und der Staatsanwaltschaft.
    Die Begründung des leitenden Staatsanwalts, Hofrat Dr. Reiter, die Erhebungen sind so weit fortgeschritten, dass der Haftgrund der Verabredungsgefahr nicht mehr besteht.
    Daher wurde die zweimonatige Frist abgekürzt.
    Zimper wurde gegen Gelöbnis freigelassen, das heißt, dass er nach dem § 180 der Strafprozessordnung keinen Versuch unternehmen darf, die Voruntersuchung zu vereiteln oder zu erschweren.
    Es lag also vom Verteidiger Zimpers kein Enthaftungsantrag vor, die Behörden haben aus eigenem entschieden.
    Walter Zimper wurde am 5.
    April dieses Jahres festgenommen bzw.
    er hat sich freiwillig zur Einvernahme gestellt.
    Der Haftgrund, Verdacht auf Beteiligung am Verbrechen der Untreue, § 153 des Strafgesetzbuches,
    Konkret ging und geht es noch um rund 4 Millionen Schilling, und zwar um 2 Millionen Schilling im Zusammenhang mit der Sanierung des Faber Verlags, um eine Parteispende in der Höhe von 1,5 Millionen Schilling und um weitere 400.000 Schilling WBO-Gelder.
    Noch im Sommer wird die Anklagebehörde darüber entscheiden, ob das Verfahren eingestellt wird oder ob es, was eher anzunehmen sein dürfte, zu einer Anklageerhebung kommen wird, voraussichtlich noch im Sommer.
    Derzeit befinden sich im Eisenstädter Landesgericht noch Ernst Rauchwarther, Horst Dietze, Helmut Hasendorfer und Klaus Buben in Untersuchungshaft.
    Wie ich soeben erfahren konnte, war Zimper nicht bereit, eine Stellungnahme abzugeben.
    Im Mittelpunkt unserer heutigen Presseschau stehen Kommentare zum bevorstehenden Volksbegehren gegen den Bau des Konferenzzentrums in der UNO-City in Wien.
    Die Eintragungsfrist für dieses Volksbegehren, das von der ÖVP eingeleitet wurde, beginnt nämlich nächste Woche.
    Bundeskanzler Kreisky hat gestern bei der Eröffnung einer Ausstellung in Wien, bei der ein Modell des Konferenzzentrums gezeigt wird, den Bau noch einmal verteidigt.
    Und ÖVP-Bundesparteiobmann Mock hat den Bundeskanzler gestern zu einer Fernsehdiskussion über den Bau des Konferenzzentrums aufgefordert.
    Der Bundeskanzler hat diese Aufforderung angenommen.
    Die Fernsehdiskussion wird diesen Freitag stattfinden.
    Auszüge aus Zeitungskommentaren über den Bau der UNO-City und die bevorstehende Fernsehdiskussion hat Irmgard Bayer zusammengestellt.
    In den Salzburger Nachrichten heißt es in einem kurzen Kommentar.
    Die Herausforderung zur Fernsehdiskussion ging Montag von Alois Mock aus, der sich von Kreisky's Mairede mit der Bezeichnung Schwindel für das Volksbegehren der ÖVP gegen das Konferenzzentrum provoziert fühlte.
    Dass Kreisky den Ball gleich aufnahm, zeigt, wie ernst es ihm um die Sache ist.
    Die Salzburger Nachrichten zitieren dann Umfragen, die angeblich zeigen, dass schon 70 Prozent der Bevölkerung den Bau des Konferenzzentrums ablehnen und schreiben, die beiden Diskutanten gehen ein etwa gleich hohes Risiko ein.
    Mock jenes, dass es Kreisky gelingen könnte, sein Konferenzzentrum den Österreichern schmackhaft zu machen.
    Kreisky wiederum muss damit rechnen, dass es Mock glückt, sich in dieser Diskussion zu profilieren und die Aufmerksamkeit stärker auf das Volksbegehren zu lenken als bisher.
    Wie immer die Sache ausgehen wird, sie kann des Interesses der Bürger sicher sein.
    Mit solchen Aktionen bringt man die Leute dazu, sich mit Politik zu beschäftigen.
    Reinhard Hampl in den oberösterreichischen Nachrichten.
    Wenn nicht schon der ÖVP-Generalsekretär Graf von einem Probegalopp gesprochen hätte, müsste man das wütend keifende Getue um das Wiener UNO-Zentrum jetzt als solchen bezeichnen.
    Es dröhnt und nebelt und zischt, wie in Zeiten eines Intensivwahlkampfes.
    Und Reinhard Trampels Prognose für die TV-Diskussion?
    Ja, wenn das so ist, dann muss das ja ein heiterglattes Fernsehduell werden.
    In der Presse wird kritisiert, dass noch immer nicht klar sei, wie viele Arbeitsplätze durch den Bau des Konferenzzentrums gesichert werden könnten.
    Bruno Kreisky will bauen lassen.
    Aber wie vielen Österreichern damit dauernde und sichere Arbeitsplätze geschaffen werden, das steht weiter in den Sternen.
    102 Arbeiter würden beschäftigt, sagt der ÖVP-Abgeordnete Schüssel.
    Viel, viel mehr, antwortet Kreisky.
    Sein Architekt Johann Staber freilich kann auf Anheb überhaupt nicht sagen, wie viele Personen später dann zum Betrieb des Konferenzpalastes nötig sein werden.
    Die Verantwortlichen, so fordert die Presse, sollten der Öffentlichkeit wirklich bald reinen Wein einschenken.
    Und auch das ÖVP-Organ Neues Volksblatt geht heute auf den Bau des Konferenzzentrums ein.
    Martin Stiegelmeier?
    Bundeskanzler Kreisky bekommt für den Bau keinen Pfifferling, obwohl er der eigentliche Motor hinter dem Projekt ist.
    Weshalb bemüht er sich dann so sehr?
    Warum ging er sogar so weit, für das Konferenzzentrum den Anflug von Lächerlichkeit in Kauf zu nehmen?
    Die Antwort im Neuen Volksblatt?
    Großprojekte können für die Wirtschaft wie Flaggschiffe wirken.
    Wenn sie im Schlepptau andere wirtschaftliche Projekte nach sich ziehen, ist der Wimpel auf ihren Fahnenmästen kein verlorenes Symbol.
    Wenn aber die wirtschaftspolitische Wirkung gleich null ist, nur 102 Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft, sichert der Bau des UNO-Konferenzpalastes in den nächsten zwei Jahren.
    Das ist jetzt bereits sicher.
    Mittlerweile ist es 12 Uhr und 50 Minuten geworden.
    Noch einmal zurück zum Thema Polen.
    Über die gestrigen Straßendemonstrationen in Warschau, über das erste nach außen hin sichtbare kräftige Lebenszeichen der Bewegung Solidarität und über die heutige Sitzung des polnischen Parlaments hat uns nämlich eben ein fernschriftlicher Bericht von Ludwig Tam aus der polnischen Hauptstadt erreicht.
    Wir verlesen nun diesen Bericht.
    Auf dem Altstadtmarkt und an den anderen Stellen der Hauptstadt waren heute Vormittag Arbeiter und Handwerker damit beschäftigt, die Spuren der gestrigen Straßenschlachten zu beseitigen.
    In der Altstadt war das nur tränenden Auges möglich, denn noch heute Vormittag war die Luft am Schlossplatz und in den angrenzenden Straßen um die Kathedrale so mit Reizgas gefüllt, dass Anwohner und Passanten dadurch behindert wurden.
    In der Altstadt, auf dem Karazinski-Platz nahe der chinesischen Botschaft und auf der Weichselbrücke nach Prag war es am Nachmittag und in den Abendstunden zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Zehntausenden von jugendlichen Demonstranten und Milizeinheiten gekommen, die mit Tränengas, Wasserwerfern und Schlagstöcken vorgingen und auch unbeteiligte Passanten und Anwohner verprügelten.
    Zusammenstöße gab es in zahlreichen Teilen der Stadt.
    Eine etwa 30.000-köpfige Menschenmenge zog am Spätnachmittag die rote Fahne vom Hohen Mast am Hauptbahnhof und hießte eine Flagge der Solidarität.
    Auch sonst wurden allenthalben rote Fahnen abgerissen.
    Die auseinandergetriebenen Teilnehmer an den Demonstrationen, die ein Wiederaufleben der Gewerkschaftssolidarität, die Freilassung der Internierten und eine Amnestie für die im Schnellverfahren Verurteilten verlangten, flüchteten teilweise in die Kirchen der Altstadt.
    In der überfüllten Kathedrale, in die inzwischen ebenfalls Tränengas geströmt war, fand ein feierlicher Gottesdienst statt, der sich bis 19.30 Uhr hinzog.
    Um diese Zeit hatte die Miliz die Kathedrale umstellt und ließ nur einen Ausweg offen, unter der Bedingung, dass die Kirchenbesucher friedlich abzögen.
    Diese gingen dann, Marienhymnen singend und das V-Zeichen zeigend, durch das Milizspalier.
    Unruhig blieb es noch bis in die späten Abendstunden.
    Die Zeitungen berichten heute unter der Überschrift Straßen zwischen Velle in Warschau und einigen anderen Städten einheitlich über die Vorkommnisse.
    Einige Dutzend Beteiligte seien festgenommen worden.
    Sie sollen in Schnellverfahren nach dem Kriegsrecht abgeurteilt werden.
    Bei den Zwischenfällen sei es zu Exzessen, Verwüstung und öffentlicher Gebäude, Zertrümmerung von Scheiben und Beschädigung von Autos gekommen.
    Seit gestern werden die Warschauer wieder mit dem Entzug des Telefons bestraft.
    Alle Apparate sind abgestaltet.
    In der heute fortgesetzten SEM-Sitzung über die Kulturpolitik kamen die Redner immer wieder auf die gestrigen Ereignisse zu sprechen.
    Staatsratsmitglied Jan Szczepanski, ein parteiloser Soziologe, der sich schon im Vorjahr um einen Ausgleich zwischen Staatsmacht und Solidarität bemüht hatte, forderte mehr Informationen von der Regierung über die gestrigen Ereignisse, weil man im Parlament nicht über nationale Verständigung sprechen könne, während es draußen Unruhe gäbe.
    Ein hier im Studio verlesenes Fernschreiben von Ludwig Tam aus Warschau.
    Sechs Minuten vor 13 Uhr zu unserem Kulturbericht im Mittagsschanal.
    Die ursprünglich für Mittwoch angesetzte österreichische Erstaufführung der Komödie von La Pitch, das Sparschwein, wurde jetzt aufs Sonntag verschoben.
    In der von einem französischen Team betreuten Premiere spielen unter anderem Gabriele Schuchter, Sebastian Fischer, Johannes Schauer und Rudolf Wesseli.
    Erich Gabriel sprach mit dem Regisseur Jean-Paul Roussillon, der an der Burg Jean-Fédors Dame von Maxime und Molière's Geizigen inszeniert hat.
    Barbara Bastl hat übersetzt.
    Roussillon, spielt man an der Comédie La Piche?
    Oh, oui, bien sûr.
    La Piche, j'ai joué à la Comédie française depuis beaucoup de temps.
    Ja, La Piche wird an der Comédie gespielt, und zwar schon seit langer Zeit, immer wieder.
    Et à titre personnel, je veux dire, j'en ai joué beaucoup.
    Und er selbst hat sehr viel in Derbystücken gespielt, wie viele seiner Kollegen von der Komödie.
    Im deutschsprachigen Raum sind Labish und Fedot-Stücke meist so Spring-Stücke.
    Sie werden wahnsinnig rasch gespielt.
    Ist das auch im Französischen so?
    Für Frankreich ist es allgemein so, dass die Schreibweise von Labish und Fedot impliziert ein sehr schnelles Tempo und es verlangt, aber trotzdem ist das nicht identisch für beide Autoren, sondern
    Es kann ein sehr unterschiedliches Tempo sein, das Labis-Stücke verlangen und Fidor-Stücke.
    Es ist also nicht das gleiche Tempo.
    Wodurch unterscheidet sich jetzt die Arbeit an diesen Stücken zwischen französischen Schauspielern und deutschsprachigen Schauspielern?
    Er möchte sich kein wirkliches Urteil über deutschsprachige Schauspieler im Zusammenhang mit solchen Stücken erlauben.
    Es ist nur sicher so, dass französische Schauspieler
    einfach von der Ausbildung her und von ihrer Theaterpraxis mit dieser Art Stücken aufwachsen und es ihnen daher vielleicht leichter fällt, weil sie das Tempo, den Rhythmus, den diese Stücke verlangen, sehr viel automatischer gebrauchen lernen, weil sie es sehr, sehr früh spielen müssen und immer wieder spielen, diese Art Stücke und daher vielleicht leichter damit fertig werden als deutschsprachige Schauspieler.
    Muss man da jetzt nicht sehr aufpassen, dass jetzt die Schauspieler, wie im Burgtheater, die deutschsprachigen Schauspieler, jetzt nicht von ihnen einen bestimmten Rhythmus, einen französischen Rhythmus übernehmen?
    Möglicherweise kann es eine Gefahr sein, ein Vorteil, etwas Interessantes oder etwas Gefährliches.
    Er geht aber davon aus, dass es sicher, wenn der Direktor des Burgtheaters jemanden wie ihn ans Burgtheater ruft, um ein Stück von La Viche zu inszenieren, in dem Wissen darum, dass es ein Regisseur ist, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist, dass es dann ganz bewusst geschieht.
    um eben das einzubringen, was das französische Theater und möglicherweise auch den Stil für La Biche und einen gegebenen Rhythmus und ein Tempo und die französische Auffassung zu solchen Stücken eben mit unseren Schauspielern einzubringen.
    Und was hat Sie so besonders am Sparschwein gereizt?
    Für mich ist es eine Arbeit, die sich sehr unterschiedlich macht.
    Für ihn ist dieses Stück interessant, weil es innerhalb des Werkes von Labish vielleicht ein Sonderfall ist, weil es ein Stück ist, das auf der Basis einer großen Ernsthaftigkeit eine Kritik an Menschen aus einer bestimmten Epoche ermöglicht.
    Und Labish ist für Frankreich überhaupt der Erste der Autoren, der musikalische Komödien überhaupt erfunden hat, begonnen hat.
    Für ihn ist es interessant, aus der Epoche Figuren zu zeigen, die sehr kritisierbar sind, gerade in ihrer Kleinkarriertat, aus ihrem Milieu heraus, aus den Sitten der Epoche, in denen sie in strenger Erziehung sehr verfangen sind.
    Und die Kritik an diesen Menschen zu ermöglichen,
    was auch historisch eine sehr, sehr wichtige Epoche war, die sehr bedeutsam war auch für die weitere Folge der Entwicklung in Frankreich.
    Und jetzt, kurz vor 13 Uhr, noch einmal ins Nachrichtenstudio.
    Österreich.
    Der frühere Landesparteisekretär der niederösterreichischen ÖVP, Zimper, ist gegen Gelöbnis aus der Untersuchungshaft in Eisenstadt enthaftet worden.
    Nach dem Ministerrat zeigte sich Bundeskanzler Kreisky davon überzeugt, dass sich im Falkland-Konflikt ein voller Krieg vermeiden lassen werde.
    Zum Gipfeltreffen Reagan-Brezhnev, möglicherweise in Wien, meinte Kreisky,
    Er halte die Konferenz in der Bundeshauptstadt für durchaus denkbar.
    Großbritannien, Argentinien.
    Der Konflikt zwischen beiden Ländern um die Falklandinseln hat sich neuerlich verschärft.
    Nach einem britischen Torpedoangriff ist der argentinische Kreuzer General Belgrado mit 1042 Mann Besatzung gesunken.
    Bis jetzt konnten nur 124 Besatzungsmitglieder lebend geborgen werden.
    Und zum Abschluss die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Im Westen, Wolkenfelder, sonst sonnig, warm.
    Ja und damit ist eine Stunde ausführlicher Information aus dem Studio des Mittagsjournals beendet.
    Fürs Team des aktuellen Dienstes verabschiedet sich Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.
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    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1982.05.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1982.05.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großbritannien - Argentinien - Falklandkrieg: Nach Versenkung des argentinischen Kreuzers General Belgrano - Stimmung in Argentinien
    Mitwirkende: Schüller, Christian [Gestaltung]
    Datum: 1982.05.04 [Sendedatum]
    Ort: Buenos Aires [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Großbritannien - Argentinien - Falklandkrieg: Nach Versenkung des argentinischen Kreuzers General Belgrano - Auswirkungen auf die britische Öffentlichkeit
    Einblendung: Verteidigungminister John Nott
    Mitwirkende: Schlenker, Hans Heinz [Gestaltung] , Nott, John [Interviewte/r]
    Datum: 1982.05.04 [Sendedatum]
    Ort: London [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Polen: Nach Unruhen Parlamentssitzung in Warschau
    Mitwirkende: Orter, Friedrich [Gestaltung]
    Datum: 1982.05.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wissenschaft und Forschung ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Exkulsiv-Interview mit Heinrich Böll vor dessen Referat im Karl-Renner-Institut über "Feindbild und Friede"
    Interview: Heinrich Böll
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Böll, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1982.05.04 [Sendedatum]
    Ort: Schwechat, Flughafen Wien-Schwechat [Aufnahmeort]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Wissenschaft und Forschung ; Literatur ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressefoyer nach dem Ministerrat: Falkland, Reagan-Breschnew-Gipfel, Zukunft Kreisky's
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky, Umweltminister Steyrer
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Steyrer, Kurt [Interviewte/r]
    Datum: 1982.05.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Medizin ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    WBO-Skandal: Walter Zimper enthaftet
    Mitwirkende: Heger, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1982.05.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Vorschau auf Premiere im Burgtheater: "Das Sparschwein" von Eugène Labiche - Interview mit Jean Paul Roussillon
    Interview: Jean Paul Roussillon
    Mitwirkende: Gabriel, Erich [Gestaltung] , Roussillon, Jean Paul [Interviewte/r] , Bassel, Barbara [Übersetzer/in/Dolmetscher/in]
    Datum: 1982.05.04 [Sendedatum]
    Ort: Wien, Burgtheater [Ort der Aufführung]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Kultur ; Theater ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1982.05.04
    Spieldauer 01:00:11
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    Wendl, Fritz [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1982.05.04 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-820504_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
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