Mittagsjournal 1979.05.22

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Schönen guten Tag, meine Damen und Herren, Sie hören das Mittagsschanal des aktuellen Dienstes.
    Eine Stunde lang gibt es wieder Berichte aus Politik, Wirtschaft und Kultur.
    Redakteur im Mikrofon ist Wolfgang Steinwendner.
    Gleicher Blick auf das, was Sie erwartet, zunächst aus dem Inland.
    Sitzung des Ministerrates.
    Anschließend nahm Finanzminister Androsch zur Konjunkturlage 1979 Stellung und Justizminister Broda präsentierte Neuformulierungen des neuen Mediengesetzes.
    Aus dem Geldbereich.
    Der Generaldirektor der Schirozentrale glaubt nicht an die Erhöhung der Sparzinsen mit erst im Juli.
    Und unternehmenspolitische Vorstellungen des neuen Generalpostdirektors.
    Die wichtigsten Auslandsthemen.
    Morgen wird in Deutschland der neue Bundespräsident gewählt.
    Später aber doch haben die Sozialdemokraten heute ihren Kandidaten gefunden.
    Rhodesian-Gespräch in London.
    Wie auch die Amerikaner dürften die Briten ihre bisherige Rhodesian-Politik überdenken.
    Die Kulturredaktion beschäftigt sich mit den Wiener Festwochen.
    Berichte über das Zelttheater und über die Ausstellung Franz Josef und die Ringstraße sind in Vorbereitung.
    Zunächst aber gibt es Nachrichten.
    Für die Nachrichten verantwortliche Chef vom Dienst ist Raimund Heller, Sprecher Wolfgang Riemerschmidt.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Parteivorstand der Sozialdemokraten hat am Vormittag in Bonn auf Vorschlag von SPD-Chef Willy Brandt die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Annemarie Renger, für die Wahl zum Bundespräsidenten vorgeschlagen.
    Am Nachmittag wird die SPD-Fraktion in der Bundesversammlung die Nominierung offiziell beschließen.
    Der Koalitionspartner der SPD, die Freien Demokraten, werden am Nachmittag in einer Vorstandssitzung darüber beraten, ob sie Frau Renger bei der morgigen Präsidentenwahl unterstützen werden.
    Wie Brandt dem SPD-Vorstand mitteilte, sei mit FDP-Chef Genscher keine Verständigung über eine gemeinsame Haltung im ersten Wahlgang zustande gekommen.
    Aussichtsreichster Bewerber bleibt der von den Unionsparteien aufgestellte Bundestagspräsident Carstens.
    CDU und CSU haben in der Bundesversammlung die absolute Mehrheit, die für die Wahl des Bundespräsidenten in den ersten beiden Wahlgängen erforderlich ist.
    Kanada.
    Etwa 14,5 Millionen Kanadier wählen heute ein neues Parlament.
    Sie stehen vor der Entscheidung, ob sie dem seit elf Jahren regierenden Liberalen Pierre Trudeau zum vierten Mal das Amt des Ministerpräsidenten anvertrauen oder ob sie dem Chef der progressiven, konservativen Partei Joe Clark eine Chance geben sollen.
    Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet.
    Derzeit verfügen die Liberalen über 141, die Konservativen über 95 und die Neue Demokratische Partei über 16 Mandate in dem 282 Sitze umfassenden Unterhaus.
    Frankreich Die Einsparung von Energie haben sich 20 Wirtschaftsminister der Mitgliedstaaten der Internationalen Energieagentur heute in Paris zum ersten Ziel gesetzt.
    Zum Abschluss ihrer Tagung einigten sich die Minister auf zwölf Forschungsprojekte für Energieeinsparung sowie auf die Entwicklung der Sonnen-, Kohle- und geothermischen Energie als Ersatz für die immer geringer werdenden Erdöl-Lieferungen.
    Für die Ausnützung der Sonnenenergie entstehen in der südspanischen Küstenstadt Almeria zwei Solarkraftwerke im Wert von einer halben Milliarde Schilling, an deren Bau auch Österreich beteiligt ist.
    Außerdem haben die Minister vereinbart, den Oktober zum Energiemonat zu erklären.
    In jedem Mitgliedsland sollen Kundgebungen stattfinden, um die Verbraucher zu überzeugen, dass Energie sparsamer verwendet werden muss.
    Großbritannien.
    Der israelische Ministerpräsident Begin wird heute zu Gesprächen mit Regierungschefin Thatcher in London erwartet.
    Er wird auch mit dem amerikanischen Außenminister Vance zusammentreffen.
    Begin will die britische Regierung und Vance über die Verhandlungsposition Israels bei den bevorstehenden Gesprächen mit Ägypten über eine Selbstverwaltung der Palästinenser in den besetzten Gebieten informieren.
    China
    Die Regierung in Peking hat Vietnam aufgefordert, konkrete Schritte zu unternehmen, um die festgefahrenen Friedensgespräche aus der Sackgasse zu führen.
    Wie die Nachrichtenagentur Neues China schreibt, würde China bei der jetzt in Peking stattfindenden zweiten Runde der Verhandlungen alles unternehmen, um den Konflikt am Verhandlungstisch zu lösen.
    Bei der ersten am 18.
    April in Hanoi begonnenen Gesprächsrunde ist kein Fortschritt erzielt worden.
    Neues China wirft der Sowjetunion vor, die negative Haltung Vietnams zu beeinflussen.
    Tschechoslowakei Der sowjetische Ministerpräsident Kassegin ist am Vormittag zu einem mehrtägigen offiziellen Besuch in Prag eingetroffen.
    Er wird unter anderem mit Ministerpräsident Strohgal konferieren.
    Zum Abschluss der Unterredungen soll ein Protokoll über Zusammenarbeit bei der Errichtung von Kernkraftwerken unterzeichnet werden.
    Österreich.
    Anlässlich des am Freitag in Moskau beginnenden Symposiums des Weltverbandes für Psychiatrie hat die österreichische Sektion der Gefangenenhilfeorganisation Amnesty International heute in einer Aussendung darauf hingewiesen, dass die Psychiatrie in der Sowjetunion nach wie vor als Mittel politischer Unterdrückung eingesetzt wird.
    Davon seien besonders Menschen betroffen, heißt es in der Aussendung, die ihr verfassungsmäßig garantiertes Recht auf freie Meinungsäußerung ausüben, sich für völkische Minderheiten einsetzen oder religiös aktiv sind.
    Wie Amnesty Österreich weiter mitteilt, sind seit dem vergangenen Weltkongress der Psychiater im Jahr 1977, bei dem auch der Missbrauch der Psychiatrie für politische Zwecke in der UdSSR behandelt wurde, nachweislich mindestens 25 Personen aus politischen Gründen
    zwangsweise in psychiatrische Anstalten eingeliefert wurden.
    Frankreich.
    Der Botschafter des zentralafrikanischen Kaiserreiches in Paris hat heute die Berichte von Amnesty International über Massaker an Kindern und Jugendlichen in Bangui bestätigt.
    Zugleich erklärte er seinen Rücktritt, untersuchte die französischen Behörden um politisches Asyl.
    Die persischen Behörden haben heute die Entwaffnung aller Zivilisten gefordert.
    Der Polizeichef der Provinz Ilam im Westiran erklärte, von den etwa 250.000 Bewohnern der Provinz seien bis zu 90 Prozent bewaffnet.
    Während der Revolution, die im Februar zur Entmachtung von Shahreza Pahlavi führte, haben sich Zivilisten im gesamten Iran in Kasernen große Mengen an Waffen und Munition beschafft.
    Weiteren zwei führenden Repräsentanten des Shah-Regimes droht in Teheran die Hinrichtung.
    Gegen die beiden Generäle wurde von einem Revolutionsgericht ein Prozess eingeleitet.
    Norwegen.
    Die Regierung in Oslo hat sich, nach den USA, besorgt über die Hinrichtungen im Iran geäußert.
    Sie äußerte außerdem die Hoffnung, dass keine weiteren Todesurteile vollstreckt würden.
    Niederlande.
    Die Justizbehörden in Den Haag haben heute ein neues Verfahren gegen den 80-jährigen Millionär und Kunstsammler Dieter Menthen angekündigt, der der Mittäterschaft an der Erschießung polnischer Juden im Zweiten Weltkrieg beschuldigt wird.
    Menthen ist bereits einmal verurteilt, aber wieder aus der Haft entlassen worden.
    Das Gericht hatte sich damals auf eine Behauptung Menthens berufen, er sei 1952 vom damaligen Justizminister Donker außer Verfolgung gestellt worden.
    El Salvador.
    Die seit dem 11.
    Mai von Mitgliedern des revolutionären Volksblocks in der Hauptstadt San Salvador besetzte Botschaft Venezuelas ist in der vergangenen Nacht hermetisch abgesperrt worden, um die Terroristen zur Aufgabe zu bewegen.
    Wenige Stunden nach der Flucht aller Geißeln aus dem Botschaftsgebäude wurden die Wasser- und Stromversorgung unterbrochen.
    Außerdem erhielten die Besetzer keine Lebensmittel mehr.
    Die Terroristen wollen nach eigenen Angaben durchhalten, bis einige ihrer Gesinnungsgenossen aus der Haft entlassen sind.
    Ein Angebot der Regierung, sie nach Panama ausreisen zu lassen, lehnten sie ab.
    In der französischen Botschaft in San Salvador halten Terroristen weiterhin den Botschafter und weitere fünf Personen als Geiseln fest.
    Andere Mitglieder des Volksblocks halten die Kathedrale und mehrere andere Kirchen besetzt.
    Österreich.
    Der Vorstand des Instituts für Judaistik der Universität Wien, Professor Schubert, hat heute in einer Stellungnahme das Buch von Paul Henge mit dem Titel Die Bibelkorrektur als eklatantes Beispiel von Unkenntnis bezeichnet.
    Schubert betont, Henge glaube, den Stein der Weisen gefunden zu haben, durch den das neuzeitliche naturwissenschaftliche Weltbild gegen die gesamte christliche und jüdische Auslegungstradition schon im Wortlaut der Bibel entdeckt werden könne.
    Seine Erklärungen seien allerdings nicht aus einer wissenschaftlichen Analyse des Textes gewonnen, sondern in ihn hineingedeutet und daher falsch.
    Die Übersetzung hebräischer Worte durch Hänge, meint Schubert, sei geradezu grotesk und beweise, dass der Autor von Wesen und lebendiger Tradition der hebräischen Sprache nicht die geringste Ahnung habe.
    Urlauber, die mit dem Auto auf die Sommerreise gehen, sehen sich der Tatsache gegenüber, dass in den europäischen Staaten die Benzinversorgung im Wesentlichen gesichert ist.
    Im Gegensatz dazu sind für heimische Kraftfahrer der Hauptreiseländer Europas oft einschneidende Sparmaßnahmen verfügt worden.
    Ausländer sind von diesen Maßnahmen meist nicht betroffen.
    Sie müssen sich nur, wie der ÖAMTC heute betont, an Tempolimits halten und an den Tankstellen wesentlich höhere Preise als im Vorjahr bezahlen.
    Jugoslawien, Griechenland und die Türkei sind jene drei Urlaubsländer, in denen die strengsten Maßnahmen getroffen worden sind.
    In Griechenland etwa wurden für die Sommersaison 500 Radargeräte angeschafft, die das Tempolimit von 100 km in der Stunde auf Autobahnen und 80 auf den übrigen Freilandstraßen kontrollieren sollen.
    Das waren die Meldungen.
    Die Wetterlage.
    Hochdruckeinfluss und Warmluftzufuhr bewirken im Ostalpenraum Schönwetter.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Meist heiter, örtlich auch wolkenlos.
    Schwache bis mäßige Winde.
    Nachmittagstemperaturen 20 bis 27 Grad.
    Tiefstwerte der kommenden Nacht 6 bis 13 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch.
    Überwiegend sonnig und warm.
    Nachmittags hauptsächlich über den bereits schneefreien Teilen des Berglandes lokale Wärmegewitter.
    Südliche Winde.
    Tageshöchsttemperaturen 21 bis 29 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien, heiter, 22°, Nordostwind 10 km in der Stunde.
    Eisenstadt, wolkenlos, 22°, Nord 5 km.
    Linz, wolkenlos, 21°, Ost 10.
    Salzburg, heiter, 24°, Nord 10.
    Innsbruck, wolkenlos, 19°, Ost 5 km.
    Bregenz wolkig, 18 Grad, Nord 5, Graz heiter, 22 Grad, Südwind 5 Kilometer in der Stunde und Klagenfurt wolkenlos, 22 Grad, Wind still.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 12 Minuten.
    Jede Woche wieder, die Regierung ist heute Vormittag zu ihrer wöchentlichen Routinesitzung zusammengetreten.
    Rein von der Tagesordnung der Ministerratssitzung her gesehen, boten sich den Journalisten kaum Ansatzpunkte für Fragen um aktuelle Auskünfte.
    Im traditionellen Pressefoyer nach der Regierungssitzung aber nahmen dann Vizekanzler Finanzminister Androsch und Justizminister Broda zu Fragen der Wirtschaftspolitik und zu juridischen Vorhaben der näheren Zukunftstellung.
    Und wir schalten jetzt ins Bundeskanzleramt, von wo sich Hans Langsteiner und Erich Aichinger melden.
    Es klang ein wenig wie eine Regierungserklärung auf Probe, was Vizekanzlerfinanzminister Androsch in Abwesenheit Bundeskanzler Kreiskis, Ministerratsvorsitzender, heute von sich aus den Journalisten mitteilte.
    Da war von einer Konjunktur 1979 deutlich besser als erwartet die Rede, von einem Optimismus auch in der Bundesrepublik Deutschland,
    von einer verbesserten Investitionsneigung in Fremdenverkehr, Handel, Gewerbe und Industrie und von Strukturverbesserungen, die jetzt folgen müssten.
    Einen Schwerpunkt, den Androsch für die Zukunft setzen will?
    Angesichts der Tatsache, dass die Gesamtentwicklung aber von einem großen Unsicherheitsfaktor, nämlich dem,
    der Energie- und vor allem der Erdölversorgung gekennzeichnet ist.
    Jedenfalls aber von beträchtlichen Preissteigerungen und damit Kostensteigerungen aus der Energiesituation, glaube ich, ist als Drittes notwendig, dass man energisch
    sich dieser Aufgabe widmet in der nächsten Zeit, damit Situationen, wie sie in Kalifornien aufgetreten sind und Situationen, die zu entsprechenden Entscheidungen in Schweden vor wenigen Tagen geführt haben, wo, glaube ich, der Energienotstand sogar ausgerufen wurde in irgendeiner Form, dass man dies vermeidet.
    Auf der einen Seite und auf der anderen Seite trachtet die
    Verteuerung abzufangen, indem man durch Investitionen, die ja schließlich im eigenen Land getätigt werden und die damit auch Beschäftigung mit sich bringen, dass man, wo immer das möglich ist, den Energieeinsatz ersetzt durch eine bessere Ausnutzung.
    Mit seinem Vorschlag einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf 80 Stundenkilometer habe er die Diskussion aktivieren wollen, dass man alles tun müsse, um energiemäßig effizientere Fahrzeuge zu erreichen.
    Es habe ihn gar nicht überrascht, dass ein großer Teil der Österreicher sich in einer Umfrage für einen autofreien Tag ausgesprochen habe.
    Androsch weiter.
    Ich bin grundsätzlich etwa bereit, eine Änderung bei der Kraftfahrzeugsteuer zu erwägen, wenn man mir plausibel macht, dass da mit ein Effekt verbunden ist.
    Die bisherigen Vorschläge haben das aber jedenfalls noch nicht beinhaltet und ich glaube,
    dass man über die Steuern nur dann die Automobilfirmen zwingen wird, etwas zu tun, wenn es koordiniert in Europa gleichzeitig mehr oder weniger passiert.
    Wenn ein kleines Land eine solche Maßnahme ergreift, so wird das auf die Produktionsstruktur der Produzenten, fürchte ich, keinen sehr nachhaltigen Einfluss haben.
    Zur aktuellen Diskussion über die bevorstehende Erhöhung der Mineralölpreise in Österreich, Androsch, man dürfe beim Heizölpreis die soziale Komponente nicht über- und nicht unterschätzen.
    Ein Großteil der Heizölverbraucher sei nicht in den einkommensschwachen Schichten zu finden.
    Zum Budget für das nächste Jahr, für das der Finanzminister im März die Richtlinien erlassen hat, es gebe derzeit nicht artikulierte Ressortwünsche und im Mai habe es noch nie Budgetverhandlungen gegeben.
    Schon preisgegebene Details.
    Androsch will das Defizit mindestens gleich hoch halten wie heuer, nämlich 50 Milliarden Schilling brutto.
    Es wird weiter einen Abbau bei Stützungen und Subventionen geben und das zweite Abgabenänderungsgesetz von der Opposition bekämpft wird angepasst.
    Steuerlich abschreibbar statt derzeit 105.000 Schilling etwa 130.000 Schilling bei Neuanschaffung von Firmenautos.
    Zwei große Reformbrocken hat sich Justizminister Broda für die nächste Zeit vorgenommen.
    Das aus der letzten Gesetzgebungsperiode gleichsam übrig gebliebene neue Medienrecht und die lang erörterte und parteiintern nicht unumstrittene Mietrechtsreform.
    Beim Medienrecht, das das geltende 57 Jahre alte Presserecht weitgehend ersetzen soll, entzündete sich der Parteienstreit bislang am 14.
    Paragrafen, der die sogenannte Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches, also den Schutz der Intimsphäre, betrifft.
    Die Opposition, aber auch die Journalistengewerkschaft sah in diesen Paragrafen, der Berichte über das Privat- und Familienleben ursprünglich an die Zustimmung des Betroffenen gebunden hatte, eine Maulkorbbestimmung.
    In seinem neuen Medienrechtsentwurf will Broda nun diese Bestimmung umformulieren.
    Demnach sollen Eingriffe in die höchstpersönliche Lebenssphäre dann zulässig sein, wenn diese Berichterstattung im Interesse der Allgemeinheit unerlässlich und außerdem wahr ist.
    formulieren, dass dort wo also ein Interesse der Öffentlichkeit an Information besteht, sich der Politiker mehr gefallen lassen muss an Berichterstattung über seinen höchstpersönlichen Lebensbereich als ein
    Jemand, der nicht im öffentlichen Leben tätig ist.
    Anforderungen an den, der im öffentlichen Leben tätig ist, sind hier größer.
    Den muss er sich stellen.
    Aber die Berichte müssen wahr sein.
    Die genaue Klärung des Begriffs Intimsphäre bleibt jedoch weiterhin nicht im Gesetzestext selbst, sondern den sogenannten erläuternden Bemerkungen vorbehalten.
    Broder nannte heute den Fall des Vorarlberger Arbeiterkammerpräsidenten Jäger, dem im Wahlkampf Beziehungen zu einer Minderjährigen vorgeworfen waren, als Beispiel für eine unter das neue Medienrecht fallende Angelegenheit.
    Was Broder außer diesem §14 an seinem Entwurf noch ändern will, wollte er heute im Detail noch nicht sagen.
    Unverändert bleibt jedenfalls die Verpflichtung für Zeitungen, ihre Eigentumsverhältnisse und politische Blattlinie zu veröffentlichen, was von der ÖVP seinerzeit als realitätsfremd kritisiert worden war.
    Unverändert bleiben auch die grundlegenden Zielsetzungen des Gesetzes, nämlich der Schutz des Einzelnen vor Medienübergriffen einerseits und die Erleichterung journalistischer Berufsausübung andererseits.
    Broda sieht jedenfalls mit seiner klarstellenden Neuformulierung die wesentlichen Streitpunkte ausgeräumt.
    Ich glaube, dass damit der wesentliche Diskussionspunkt beseitigt ist und im Glaube an eine Einigung, da in den seinerzeitigen Beratungen über den Mediengesetzentwurf in unserem großen Arbeitskreis von keiner Seite bestritten worden ist, dass wir solche Bestimmungen des Persönlichkeitsschutzes brauchen, nur in der Hitze des Vor-
    des Vorwahlkampfes oder der Vorwahlbewegung war natürlich kein günstiges Klima für die parlamentarischen Beratungen.
    Ich zweifle nicht daran, dass wir uns hier finden können und rechne auch damit, dass ich Unterstützung, also Journalistengewerkschaft, erhalten werde.
    Die erste Reaktion der Volkspartei zeigt, dass Broder mit seinem Optimismus sogar Recht haben könnte.
    ÖVP-Mediensprecher Steinbauer bezeichnete die nun bekannt gewordene Neuformulierung des § 14 Mediengesetzes wörtlich als wichtigen Schritt in die richtige Richtung, der gewährleiste, dass den Medien nicht von vornherein ein Teil der Wirklichkeit verschlossen bleibe.
    Steinbauer dann noch wörtlich, über diese Neuformulierung kann man reden.
    Die Freiheitlichen haben ihre eher detailsbetreffenden Abänderungswünsche ja schon längst deponiert.
    Optimistisch ist Justizminister Broda auch, was seine geplante Mietrechtsreform betrifft.
    Ein Kern dieser Reform ist eine Neuregelung der überholten § 7 Verfahren, also der Althauserhaltung.
    Die Sozialistische Mietervereinigung ist hier für eine generelle gesetzliche Mietzinserhöhung.
    Broda tritt für die Errichtung eines Reparaturfonds ein, in dem die Mieter zeitlich begrenzt und zweckgebunden Reparaturbeiträge einzahlen sollen.
    Eine generelle Zinserhöhung kommt nach den heutigen Worten Brodas nicht in Frage, weil sie das Problem der Althausinstandhaltung nicht lösen könne.
    Broda befürwortete eine Anhebung der Mietzinsbeihilfen und kündigte auch an, den Problem der gesetzlich Verbotenen, in der Praxis aber weiter Bezahlten, Ablösen besonderes Augenmerk schenken zu wollen.
    Hier gelte es, so der Minister, zu einer Form der Zinsbildung zu kommen, die Ablösen weniger attraktiv erscheinen lasse.
    Soweit unser Bericht von der heutigen Regierungssitzung und damit zurück zum Studio des Mittagsschonals.
    Reporter im Bundeskanzleramt waren Hans Langsteiner und Erich Aichinger und jetzt die tägliche Inlandspresseschau.
    Die Auswahl aus Kommentaren hat Markus Sommersacher heute ausgewählt.
    In den Kommentaren und Leitartikeln der österreichischen Tageszeitungen wird heute vornehmlich auf das gestrige Mittagsjournalinterview von ÖVP-Generalsekretär Sixtus Lanner eingegangen, in dem dieser eine Personaldiskussion innerhalb der ÖVP als derzeit überflüssig, da nur ablenkend bezeichnete.
    Zu diesem Thema schreibt z.B.
    Hermann Polz in den Oberösterreichischen Nachrichten.
    Von einem Urlaub wieder an die Mikrofone der Interviewer zurückgekehrt, bedauerte ÖVP-Generalsekretär Lanner, dass zu viel über seine Person geredet werde.
    Vor der Wahlniederlage hat ihm indes gar nicht genug über seine Person geredet werden können und er hat keine Gelegenheit ausgelassen, sich ins Gerede zu bringen.
    Unter anderem mit missverständlichen Formulierungen zur Koalitionsfrage, die von der sozialistischen Propaganda kräftig ausgenützt und von Taus verzweifelt auszubügeln versucht wurden.
    Wenn man im öffentlichen Leben steht, kann man es sich halt nicht aussuchen, zu welchem Zeitpunkt über einen geredet werden soll und zu welchem nicht, meint Hermann Polz in den Oberösterreichischen Nachrichten.
    Unter der Überschrift Der Tratsch der ÖVP schreibt zum selben Thema Hans Besenböck in der Sozialistischen Arbeiterzeitung.
    Tratsch und Intrige, obendrein unseriös konstruiert, nennt ÖVP-Generalsekretär Lanner nun die Überlegungen, die in der Vorwoche um seine Person angestellt worden sind.
    Ob er etwa ein Amt innehat, das die ÖVP gar nicht braucht und ob er nicht besser im Bauernbund wirken könnte.
    Beide Erwägungen haben, wenn schon nicht einen Erfinder, so immerhin eine Quelle.
    Wiens ÖVP-Chef Erhard Busseck.
    Ihm, dem einzigen, wenn auch nicht überragenden Wahlgewinner der ÖVP, sind die durchaus hervorragenden Verlierer nun darup Gram, dass er über die Situation der gemeinsamen Partei lauter nachdenkt, als ihnen lieb ist.
    Minkowitsch, Lanner, alle, die nun die Vorwürfe treffen, sind plötzlich für eine abgeschottete ÖVP, in der alles intern erledigt wird.
    Ein ganz neues Gefühl bei einer Partei, die sich, wenn auch zu Unrecht, immer auch durch ein freimütiges Verhältnis zur Öffentlichkeit von den Sozialisten unterschieden wissen wollte.
    Heißt es in der sozialistischen Arbeiterzeitung?
    In der Wochenpresse kommentiert Franz Ferdinand Wolf die Diskussionsphase innerhalb der Volkspartei, für die Parteiobmann Taus Bedingungen für eine Wiederkandidatur zum Parteichef als Rahmen vorgegeben hat, so.
    Jetzt spielt ÖVP-Obmann Josef Taus mit leeren Händen den Poker seines Parteilebens.
    Der Einsatz ist er selbst.
    Manche Bündekibitze aber klatschen gespannt und höflich Beifall, statt selbst mitzuspielen.
    Und so begannen auch manche ÖVP-Granden, trotz aller wohlklingenden Änderungsbekenntnisse und flott angekündigter Reformbereitschaft, langsam abzublocken.
    Harte Wahlzahlen werden da sanft interpretiert, am Beispiel eines Dorfes, das trotz des insgesamt leider ungünstigen Wahlergebnisses ohnehin ganz passable schwarze Zuwachsraten erreichen konnte.
    Sukkus, so schlecht sind wir gar nicht, nur die Wähler zu uns.
    Und so beginnt die geschlagene Volkspartei wieder lustvoll ihr traditionelles Spiel.
    Präzise analysieren und konsequenzlos diskutieren.
    Soweit die Wochenpresse.
    Abschließend ein Auszug aus dem ÖVP-Organ Neues Volksblatt, wo Walter Salzmann die Bemerkung des österreichischen Bundeskanzlers Kreisky bei einer Wahlveranstaltung der bundesdeutschen SPD für die Europawahlen kommentiert, wonach er, Kreisky, nicht wie ein anderer Österreicher gekommen sei, um für das Europaparlament zu kandidieren.
    Zu dieser Anspielung Kreiskis auf Otto Habsburg schreibt Walter Salzmann, Österreich hat seinerzeit, und das ist nicht zu vergessen, seine Kaiserfamilie in einer beispiellosen Aktion mit Schimpf und Schande verjagt.
    Österreichs Sozialisten haben, schon in der Zweiten Republik, noch immer ein Affentheater darüber aufgeführt, ob Otto Habsburg nach Österreich einreisen dürfe oder nicht.
    Der Habsburg-Komplex der Sozialisten wird nur dann unterdrückt, wenn es gilt, mit Altösterreichs Bauten oder Altösterreichs Kultur zu repräsentieren.
    Oder wenn es gilt, Bruno Kreisky unter Kaiserbildern zu vermarkten.
    Dazu freilich ist auch einem Sozialisten die Monarchie gut genug.
    Das war die Inlandspresse, schau und jetzt geht es ums Geld.
    Seit Anfang April wird intensiv über die Höhe der Bankzinsen in Österreich diskutiert.
    Hat man noch im Februar und im März nach jeder Anleihauflage die Bankschalter vorzeitig schließen müssen, weil sich die Kunden um die Wertpapiere förmlich gerissen haben, so ist die Situation jetzt umgekehrt.
    Die letzten Anleihen wurden zum Teil nur zur Hälfte verkauft und deshalb hat nun der Bund auf seine nächste Investitionsanleihe
    Juni und die Kontrollbank auf die Exportanleihe im gleichen Monat verzichtet.
    Man hat diese zwei Emissionen auf später verschoben.
    Die Folge ist natürlich, dass man sich die Frage stellt, wie kann man die Sparer wieder dazu bringen Anleihen zu kaufen.
    Soll man den Zinssatz erhöhen oder einfach auf bessere Zeiten warten?
    Zu dieser Debatte gehört natürlich auch die Frage nach den Sparzinsen.
    Am 1.
    Juli wäre eine Revision des neuen Habenzinsabkommens fällig, eines Abkommens, das seit 1.
    März die Banken zu strikter Einhaltung eines gemeinsamen Zinssatzes für Sparbucheinlagen bringt.
    Soll man bei dieser Gelegenheit diesen sogenannten Eckzinssatz verändern?
    Die Fragen zu all diesen Themen richtete Hans Adler an den Generaldirektor der Chirozentrale, Dr. Karl Pahle.
    Herr Generaldirektor Pahle, der größte Teil der Diskussion, sowohl im Kapitalmarktausschuss, im Finanzministerium, wie auch unter den Banken, dreht sich im Augenblick um die Frage, sind die Zinsen für Anleihen zu hoch oder zu niedrig und warum werden sie plötzlich nicht mehr verkauft?
    Erstens einmal hat es in Erwartung niedriger Zinsen gewisse Vorziehkäufe gegeben.
    Zweitens
    hat es im Zuge des Inkrafttretens des Habenzinsabkommens Umschichtungen von sonstigen Einlagen in höherverzinsliche Wertpapiere gegeben und damit ist eine gewisse Marktsättigung eingetreten.
    Marktsättigung ist immer eine sehr kurze und sehr vorübergehende Sache und dann schließlich ist den Leuten bewusst geworden, dass das Zinsniveau nicht mehr weiter absinken wird und es ist jetzt sicher eine gewisse abwartende Haltung festzustellen.
    Wenn man die Zinsen verändert, kann man überhaupt damit rechnen, dass die Sparer so plötzlich ihre Ansichten wieder ändern und wieder kaufen?
    Die Kaufentscheidung ist nicht nur eine
    Zinsentscheidung, obwohl der Zins natürlich gerade beim Wertpapier eine gewisse Rolle spielen und ja nicht nur Sparer Wertpapiere kaufen, sondern auch institutionelle Anleger wie Versicherungen und so weiter und auch Banken, Kreditinstitute kaufen Wertpapiere.
    Dort spielt der Zins eine größere Rolle.
    weniger beim Sparer.
    Vielmehr ist es einfach der Veranlagungsbedarf.
    Es werden ständig hohe Beträge an Wertpapieren fällig, es fallen Zinsen an und diese Beträge sollen ja wieder angelegt werden und die Leute wollen die auch wieder anlegen, sodass man dann, wenn das Geld zur Verfügung steht, tatsächlich in den Markt geht und zwar zum konkreten Zinsniveau.
    Man spricht davon, dass man die Zinsen für Anleihen von derzeit wieder 7,25% auf 7,75% so ungefähr um den 1.
    Juli herum erhöhen wird.
    Glauben Sie, ist das genug oder wäre das dann nach Ihrer Theorie überhaupt nicht notwendig?
    Ich glaube, darüber ist einfach zu früh etwas zu sagen.
    Man weiß heute nicht, ob die Zinsen tatsächlich angehoben werden.
    Das hängt von einer Reihe von Umständen ab, ganz besonders aber von der Haltung der Notenbank, die ja ihre Politik zu überdenken haben wird, ob sie weiterhin den Markt liquid hält
    ob sie eher eine bremsende Politik einschlagen will.
    Momentan zeichnet sich eher eine knappe Liquidität ab.
    Das bedeutet, dass auf dem Geldmarkt die Zinsen eher wieder hoch sind.
    Man hat auf die Konjunktur spekuliert und gesagt, die Konjunktur wird besser, es wird mehr Geld verlangt.
    wird das Geld knapper, ergo werden die Zinsen steigen.
    Frage nun, können Sie als Bankmann beobachten, in welchem Bereich eigentlich jetzt am meisten nach Krediten gefragt wird?
    Ist es schon dieser Industriebereich, der Investitionen tätigt oder ist es schon wieder der Konsumbereich, dem man eigentlich immer nachsagt, er ist schuld an dem hohen Zahlungsbilanzdefizit oder zumindest mit schuld durch seine Importe?
    Ich glaube nicht, dass man schon davon reden kann, dass jetzt die Investitionen in vollem Umfang
    angesprungen sind.
    Die Hauptnachfrage ist heute im Betriebsmittelbereich und im Konsumkreditbereich.
    Man hatte den Eckzinsfuß, also den Zinssatz für den Kleinsparer mit normaler Kündigungsfrist wieder einmal ins Gespräch gebracht und gesagt, er müsste eigentlich auch miterhöht werden, wenn man die Anleihen erhöht.
    Glauben Sie, dass mit 1.
    Juli, das wäre die nächste Korrekturfrist, irgendetwas auf diesem Sektor geschehen könnte oder sollte?
    Ich glaube nicht, dass im sparrenlangen Zinsfuß sich in den nächsten Monaten etwas ändert.
    Der Eckzinsfuß wurde ja bewusst über dem im Gesetz vorgesehenen Rahmen gehalten, nämlich mit 4%.
    Er hätte nach Gesetz auf 3,75% zurückgenommen werden können.
    Und das war also eine gewisse Leistung oder Vorleistung des Kreditapparates an eben gerade den kleinen Sparer.
    Und man wird jetzt nicht heruntergehen, wie es ursprünglich einmal vorgesehen war, dass man allenfalls Mitte des Jahres mit dem Exzinsfuß zurückgeht.
    Man wird das nicht tun, aber ich glaube auch nicht, dass man hinauf geht.
    Dazu sind ja die Voraussetzungen auch nicht gegeben.
    Ich danke für das Gespräch, Herr Generaldirektor.
    Reporter war Hans Adler.
    Es ist jetzt 12 Uhr und 32 Minuten.
    Eine kurze Zwischenbilanz.
    Was haben wir noch im Programm für die nächsten 28 Minuten aus dem Ausland?
    In der Bundesrepublik Deutschland wird morgen der neue Bundespräsident gewählt.
    Die Sozialdemokraten haben heute ihren Kandidaten nominiert.
    Und in London gibt es Rhodesien-Gespräche.
    Wie auch die Amerikaner dürften die Briten neue Wege in ihrer Rhodesien-Politik gehen.
    Ja und dann stehen auf dem Programm noch zwei Beiträge der Kulturredaktion und zwar zu den Wiener Festwochen und die Themen das Zelttheater bei den Wiener Festwochen und die Ausstellung Franz Josef und die Ringstraße.
    Das also noch bis 13 Uhr.
    Zunächst aber ein Beitrag der Wirtschaftsredaktion.
    Am 8.
    Mai wurde nach langen und recht zähen Verhandlungen Dr. Heinrich Übleis zum neuen Generalpostdirektor bestellt.
    Heinrich Übleis leitete bisher die Abteilung Zentrale Planung und elektronische Datenverarbeitung.
    Er war damit sozusagen der Planungschef seines Vorgängers.
    Heinrich Übleis will natürlich auch neue Vorstellungen verwirklichen, so zum Beispiel mehr Kompetenzen für die Postdirektionen in den Landeshauptstädten.
    Auch der Bürokratie im Postdienst soll der Kampf angesagt werden.
    Übleis versteht die Post als Dienstleistungsbetrieb, der von den Kunden auch entsprechende Bezahlung erwartet.
    Heute nun zog der neue Postgeneraldirektor Bilanz über die letzten Jahre und er präzisierte seine Pläne.
    Herbert Huter berichtet aus der Generalpostdirektion.
    Erste Pressekonferenz also des neuen Generalpostdirektors Heinrich Übleis.
    Sprach sein Vorgänger Alfred Schlegel über sich selbst noch von einem leidenschaftlichen Beamten, allerdings mit Männersche Ambitionen, so hat der neue Postgeneral auch das Auftreten eines Managers.
    Heinrich Übleis konnte überdies ein wohlbestelltes Haus übernehmen.
    Die Post wird heuer erstmals seit Jahrzehnten einen Überschuss aufweisen.
    Man rechnet mit etwa einem Milliarde Schilling, nachdem das Defizit seit 1975 in etwa jedes Jahr halbiert worden war.
    Und der neu bestellte oberste Postfuchs Österreichs gelobte heute auch, dass die Zeit der roten Zahlen für die Post nun vorbei sei.
    Die Einnahmen stiegen letztes Jahr um 9 Prozent auf 20,3 Milliarden Schilling.
    Die Ausgaben hingegen nur um 4,7 Prozent auf 21,7 Milliarden Schilling.
    Betriebsabgang daher circa 1,4 Milliarden.
    Schwerpunkt der Ausgaben und damit der Investitionen selbstverständlich der Fernmeldedienst mit etwa 6 Milliarden Schilling.
    Die Erfolge?
    Eine erheblich verkürzte Warteliste der Telefonwerber, insgesamt 157.000.
    Der Teil am Rande?
    In Eisenstadt warten noch 60 Leute auf ihren Telefonanschluss und in Kranfurt 71.
    Heuer läuft übrigens auch das Postunternehmenskonzept aus und im Neuen, das bis Herbst vorliegen soll, werden die übrigen Postbereiche aufs Korn genommen, wie Generaldirektor Übler es ausführt.
    Wir werden, um Kunden näher zu werden in jedem Bundesland, in jeder Landeshauptstadt, eine zentrale Informationsstelle errichten.
    Wir werden Meinungsumfragen zur Ermittlung der Kundenwünsche durchführen.
    Wir wollen die postalischen Selbstbedienungseinrichtungen erhöhen.
    Mehr Münzer, mehr Postkartenbriefmarkenautomaten und insbesondere mehr Telefonzellen in ländlichen Bereichen.
    Rasche Sanierung der Postämter.
    In den nächsten Jahren werden rund 400 hier neu gebaut oder umgebaut werden.
    Im Postautosektor soll die Attraktivität gehoben werden durch bequemere Omnibusse, bequemere Sitze, Luftfederung, Heizung und auch die Fahrzeiten sollen verkürzt werden.
    Mitte der 80er Jahre wird das neue Telefonsystem, wie bereits erwähnt, eingeführt werden.
    Wir bringen in Kürze einen neuen Telefonapparat mit einem modernen Design auf den Markt.
    Die Kunden sollen durch einen wirksamen Farbprospekt über die angebotenen Farben und Möglichkeiten informiert werden.
    Wir wollen den öffentlichen Fernkopierdienst einführen, steht derzeit in Prüfung.
    Wir wollen den Selbstbefernverkehr auf außereuropäische Länder ausdehnen und natürlich verbilligen.
    Die Telefongebühren mit 1.
    Juli kommt Kanada und Amerika dran und im Oktober dieses Jahres ist die Einbeziehung einer Reihe anderer Länder in Aussicht genommen.
    Ich darf hier nur zitieren.
    Südafrika, Australien, Venezuela, Brasilien, Argentinien, Israel und Saudi-Arabien im Oktober dieses Jahres und verbunden mit gewaltigen Reduzierungen der Telefongebühren.
    Bis Sommer dieses Jahres soll übrigens auch noch ausdiskutiert werden, was mit den innerösterreichischen Telefontarifen passieren soll.
    Man spricht ja auch hier etwa von einer Auflassung der Gesprächszone 1.
    Einzug der Elektronik in den Telefondienst also etwa ab Mitte der 80er Jahre.
    Dann soll es in jenen Bereichen, in denen elektronisch gewählt wird, nur mehr Einzelanschlüsse geben, also keine Vierteltelefone mehr.
    Es ist so, wenn das digitale Telefonsystem eingeführt wird, geht es ja auch schrittweise vor sich und in den Bereichen, in denen das neue System dann eingeführt wird, wird es natürlich dann nur mehr Einzelanschlüsse geben.
    Aber wir bemühen uns jetzt bereits, weil ja der Kunde mit einem Einzelanschluss
    viel mehr anfangen kann, weil er nie behindert ist zu sprechen, verstärkt Einzelanschlüsse in Zukunft herzustellen, weil jetzt die Leitungen schon mehr zur Verfügung stehen als früher und ich glaube, dass das auch unsere Kunden verstehen werden.
    Wie es mit der Grundgebühr künftig ausschaut, das müssen wir uns noch überlegen.
    Denn die Grundgebühr bei einem ganzen Anschluss ist selbstverständlich höher als bei einem Viertelanschluss.
    Soweit der Fernmeldeverkehr.
    Im Geldzahlungsverkehr überlegt man gemeinsam mit der Postsparerkasse, ob die Kunden nicht Erlagscheine mit Schecks zahlen können.
    Und bei den Postautobussen sollen jährlich 125 Stück ausgetauscht werden.
    Soweit Auszüge aus der Pressekonferenz des neuen Generalpostdirektors und damit zurück zum Studio des Mittagsschonals.
    Das war ein Bericht von Herbert Hutter, es ist jetzt 12 Uhr und 38 Minuten Außenpolitik.
    Recht grotesk ist eigentlich, was sich derzeit im Zusammenhang mit der bevorstehenden Wahl des deutschen Bundespräsidenten tut.
    Morgen wird die deutsche Bundesversammlung über die Kandidaten abstimmen und zwar über den Kandidaten der Unionsparteien Bundestagspräsident Karstens und über den oder die Kandidaten von SPD und Freien Demokraten und hier beginnt die Groteske.
    Angesichts der Stimmenmehrheit der Unionsparteien in der Bundesversammlung hat es gestern der Kandidat der Koalition, der renommierte Wissenschaftler Karl Friedrich von Weizsäcker, abgelehnt, sich einer Abstimmung zu stellen, nachdem man ihn in letzter Minute nominieren wollte.
    Der bisherige deutsche Bundespräsident Walter Scheel hatte es schon vorher abgelehnt, sich erneut um dieses Amt zu bewerben.
    Aber seit heute Vormittag gibt es einen Kandidaten oder genauer eine Kandidatin der allerletzten Minute.
    Die Sozialdemokraten haben einen Tag vor der Wahl die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Anne-Marie Renger, für dieses Amt vorgesehen.
    Ob die Freien Demokraten Frau Renger unterstützen oder ihrerseits einen Kandidaten stellen, das ist noch nicht ganz klar.
    Aus Bonn berichtet Heinz Beierlein.
    Die Sozialdemokraten sind eine disziplinierte Partei.
    Deshalb war es nicht schwierig für sie einen Kandidaten zu finden, der es auf sich nimmt, die Rolle des Verlierers in der morgigen Wahl zu spielen.
    Die Vizepräsidentin des Bundestags, Annemarie Renger, wird sich gegen den Kandidaten der Union Karstens um das Amt des Staatsoberhauptes bewerben.
    Mit mehr als 99% Wahrscheinlichkeit steht sie auf verlorenen Posten.
    Der Partei geht es darum, sozusagen mit wehender Flacke in diesem Gefecht unterzugehen.
    Während der letzten Tage war in gewisser Weise der Eindruck entstanden, die SPD bzw.
    die Bonner Regierungskoalition habe Mangel an Kandidaten und wisse nicht, wen sie gegen Karl Karstens aufstellen solle.
    Die Schwierigkeit lag jedoch keineswegs darin, sondern in anderen Umständen.
    In der ersten Phase der Diskussion um die Neuwahl des Staatsoberhaupts hatten sich SPD und FDP darauf festgelegt, den gegenwärtigen Präsidenten Scheel nochmals ins Amt zu bringen, auch wenn man nicht wusste, wie das geschehen sollte.
    In der zweiten Phase ging es darum, nach Scheels endgültigem Verzicht, einen Kandidaten gegen Carstens zu setzen, der Aussichten hatte, die Wahl möglicherweise für sich zu entscheiden.
    Das war der Gedanke, der zur Benennung Weizsäckers geführt hatte.
    Dieser überparteiliche Kandidat hätte es eventuell erreicht, dass Wahlmänner der Opposition von Carstens abspringen.
    Nach der Absage Weizsäckers sind wir nun in der dritten Phase.
    Jetzt geht es nur mehr darum, einen Zählkandidaten zu nominieren, damit es nicht bei der morgigen Abstimmung so aussieht, als sei Karstens die einzige Wahl, zu der man bloß Ja oder Nein sagen kann.
    Frau Renger ist allerdings nur die Kandidatin der SPD.
    Der Koalitionspartner, die FDP, wird sich erst heute Nachmittag zu diesem Vorschlag äußern.
    Es kann sein, dass auch die Liberalen sich hinter Frau Renger stellen.
    Ebenso gut möglich ist es jedoch, dass die Partei einen eigenen Kandidaten benennt.
    Für diesen Wahl ist vermutlich auch bei der FDP eine Frau vorgesehen.
    Aus Bonn berichtete Heinz Beuerlein.
    Rhodesian-Gespräch in London.
    Zu einem ersten direkten Gespräch in der Rhodesian-Frage sind gestern in London der amerikanische Außenminister Vance und sein britischer Amtskollege Lord Carrington zusammen getroffen.
    Bisher hat es in der Rhodesian-Frage weitgehend britisch-amerikanischen Gleichklang gegeben und es sieht ganz danach aus, als würden auch jetzt beide Länder gewisse Korrekturen in ihrer Politik gemeinsam vornehmen.
    Beide Regierungen sehen sich unter dem Druck vieler Abgeordneter, die neue schwarze Regierung von Zimbabwe, Rhodesien und der Bischof Mussarewa anzuerkennen und die Sanktionen gegen dieses Land aufzuheben.
    Anderer Meinung, naturgemäß die Guerrilla-Organisation Patriotische Front, die da argumentiert, die Sanktionen seien von der UNO verhängt worden und könnten auch nur von der UNO aufgehoben werden.
    Dessen ungeachtet, aber die Außenministergespräche in London, es berichtet Heinz Beer an.
    Reden oder nicht reden, das war die Frage.
    Eine Pressekonferenz abhalten oder nicht abhalten, wenn man nicht sagen will, das müssen sich die beiden Außenminister Vance und Lord Carrington gestern gefragt haben.
    Bitte, während der Amerikaner das Wort Rhodesien nicht einmal in den Mund nahm, so sagte der britische Außenminister.
    Wir haben natürlich viele Dinge diskutiert, insbesondere das Problem mit Rhodesia.
    Wir haben natürlich vieles diskutiert, einschließlich des Problems Houthisien, erklärte Lord Carrington, sagte aber auch nicht ein Wort mehr zu diesem Thema.
    Was für ein Glück, dass der israelische Regierungschef Menachem Begim heute nach London kommt.
    Das wurde aus Sicherheitsgründen bis jetzt geheim gehalten, aber jedenfalls ist es klar, dass man jetzt mehr über den Nahen Osten reden wird und selbstverständlich hat man auch über Rüstungsbeschränkungen
    und über andere Weltprobleme gesprochen.
    Wann genau die Gespräche zwischen Carrington und Vance weitergehen, ist nicht ganz klar.
    Entweder heute, wenn Zeit bleibt, sicher morgen.
    Warum diese Geheimnistuerei hinsichtlich Hodesiens?
    Die britische Regierung würde die Sache einstweilen gern im Kochtopf langsam sieben lassen, bis nach der Konferenz der Commonwealth-Regierungschefs in Lusaka im August.
    Das stellt aber die Geduld verschiedener Leute sehr auf die Probe.
    Und das Commonwealth, insbesondere die Regierungen in Afrika, aber auch in Asien, also in Indien vor allem, das Commonwealth hat bereits ganz deutlich gesagt, dass es beim Akzeptieren der internen Lösung in Rhodesien nicht so ohne weiteres mittun will.
    Ohne die patriotische Front, also ohne Nkomo in Sambia und ohne Mugabe in Mosambik am Verhandlungstisch,
    halten sie, das heißt die Commonwealth Länder, jede Lösung für einen Sieg der weißen Siedler in Rhodesien, vor allem eine Stärkung der Position Südafrikas.
    Und die britische Regierung kann so etwas nicht einfach ignorieren.
    So sehr die Sympathien der neuen Regierung Thatcher auf Seiten der rhodesischen Verwandten liegen mögen, so sehr man auf irgendeine Weise die wirtschaftlichen Beziehungen zu Südafrika nicht noch mehr belasten möchte.
    Denn Nigeria zum Beispiel ist als Handelspartner heute bald so wichtig wie Südafrika.
    Und der Zeitfaktor hilft den Briten auch nicht.
    Präsident Carter muss demnächst auf die Resolution des Senats reagieren, der wie bekannt in der vergangenen Woche von ihm verlangt hat, die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Rhodesien aufzuheben.
    Präsident Carter wird vor Mitte Juni seine Entscheidung bekannt geben.
    Er hat gute Gründe, seinen bisherigen Kurs nicht ändern zu wollen, sowohl aus innenpolitischen Gründen als auch, weil er befürchten muss, dass eine Anerkennung Rhodesiens die Beziehungen der USA zu Schwarzafrika gefährden würde.
    Nur über eines sind sich alle einig.
    Der Guerillakampf in und um Rhodesien muss bald auf dem Verhandlungswege beendet werden.
    Rotissing-Gespräche in London, das war ein Bericht von Heinz Behrer, um 12.45 Uhr ist es mittlerweile geworden, wir kommen zu den Kulturberichten im Mittagsjournal.
    Von heute bis einschließlich 17.
    Juni gibt es im Rahmen der Wiener Festwochen auf dem Messeparkplatz ein Zelttheater, bei dem ähnlich wie bei den Arenaveranstaltungen vor ein paar Jahren im Auslandsschlachthof St.
    Max Produktionen von Experimentalbühnen aus England, der Bundesrepublik Deutschland, aus den Vereinigten Staaten, aus Frankreich
    aus Polen und natürlich auch aus Österreich zu sehen sind.
    Eröffnet wird diese Veranstaltungsreihe mit einem Gastspiel des Theaters TU aus Krakau.
    Das polnische Ensemble bringt das Stück Operette von Witold Gombrowicz.
    Walter Gelot hat zum Zelttheaterfestival im Allgemeinen sowie zum Gastspiel des Theaters TU im Besonderen den folgenden Beitrag gestaltet.
    So präsentierte sich das Krakauer Theater Stuhl 1975 bei seinem Gastspiel beim Theaterfestival Spektrum in Villach.
    Gezeigt wurde damals Exodus, ein Gedicht in Form eines Rituals über das Wesen des Menschen.
    Eine Aufführung, die man am besten als eine mystische Rock-Oper bezeichnen konnte.
    Das 1966 gegründete Ensemble produziert pro Jahr höchstens eine Neuinszenierung und ist schon seit Jahren bei allen Avant-Garde-Theater-Festivals, wie z.B.
    die Nancy, ein gern gesehener Gast.
    1975 war für die Theatertruppe ein Jahr der Entscheidung.
    Dazu der Leiter des Theaters, du, Dzisztof Jasinski.
    1975 bedeutete für das Theater Stu der Wechsel von einem Studententheater zu einem professionellen Theater.
    Die Basis für diesen Wechsel war die Arbeit, die in den zehn Jahren seit der Gründung geleistet worden war.
    Obwohl professionell unterscheidet sich unser Theater von anderen Berufsbühnen, weil wir auf den Methoden aufbauen, die in den Jahren der Studentenbühne erarbeitet wurden.
    Die Arbeit beim Theaters2 ist kein Beruf im üblichen Sinn.
    Es ist eine Art zu leben.
    Was den Reiz der Aufführungen des Theaters2 ausmacht, das ist die gelungene Verbindung des auf eine expressive Körpersprache ausgerichteten Ensemblespiels mit literarisch hochwertigen Texten.
    In Wien zeigt das Ensemble nun nicht wie angekündigt die Patienten nach Meister und Margarita, sondern Witold Gombrowiczs Operette.
    Wie sieht diese skurril-makabre Vision des menschlichen Daseins in der Aufführung des Theaters Du aus, Krzysztof Jasinski?
    Unsere Aufführung ist weit von dem entfernt, was man eine normale Realisierung eines Spieltextes bezeichnen könnte.
    Es ist eine theatralische Aussage, die aufgrund eines Textes gemacht wurde.
    Wir haben in die Aufführung unsere eigene Situation mit einfließen lassen, unsere Arbeitsmethode.
    Wir haben dieses Stück in der uns eigenen Weise gesehen.
    In Polen sind an den etablierten Theatern zurzeit fünf Inszenierungen von Gombrowicz' Werk zu sehen.
    Unsere Version ist von diesen Aufführungen aber ganz verschieden.
    Theatralische Arbeit und Lebensweise des Ensembles beeinflussen einander auch bei den anderen Gruppen, die im Zelttheater auftreten, wie zum Beispiel bei der englischen Pip Simmons Group, die seit elf Jahren besteht.
    Das Londoner Ensemble zeigt vom 28. bis 31.
    Mai, oui, eine negative Utopie.
    Menschen leben nach einem exakten Zeitplan eingesperrt in eine Glaswelt.
    Das New York Street Theater, man könnte es als Konkurrenz zur La-Mama-Bewegung ansehen, bringt eine Uraufführung mit dem Titel Molly nach Wien.
    Dieses Theater ist aber auch mit einer Adaption der Bremer Stadtmusikanten beim Kindertheater im Zelt vertreten.
    Gatlit Ardouz aus Nancy kritisiert Menschen und Gesellschaft mit den Mitteln der Groteske.
    Die Berliner Theatermanufaktur präsentiert zwei Produktionen, Johann Faustus und das Richtfest.
    Dieses Stück handelt von der Verbrennung einer Maschine im alten Rom.
    Am 7. und 8.
    Juni zeigt das Tübinger Zimmertheater Variété, Variété, Variationen über ein Thema von Oskar Schlemmer.
    Als heimische Gruppe schließlich ist das Ensemble-Theater vom 11. bis 17.
    Juni Gast im Zelt.
    Die von Dieter Haspel inszenierte Produktion mit dem Titel Die fröhliche Apokalypse stellt die Zeit zwischen 1848 und 1918 mit den Mitteln der Operette dar.
    Vom Kindertheater-Festival war schon kurz die Rede.
    Hier wird internationale Kost geboten.
    Das in Wien schon sehr bekannte Teatro del Sole aus Mailand, die Berliner Birne, Oemes und Oimel aus Köln, die Drombenitsch-Mimes, Le Troglodyte aus Paris, um nur einige zu nennen, bringen in der Zeit vom 23. bis 16.
    Juni an Nachmittagen Stücke für Kinder.
    Zelttheater auf dem Messeparkplatz in Wien anlässlich der Wiener Festwochen.
    Das war ein Beitrag von Walter Gelert und um die Wiener Festwochen geht es auch im Folgenden.
    Nachdem der Auftakt der Wiener Festwochen vor allem vom Theatergeschehen dominiert wurde, liefert ab heute auch die bildende Kunst einen wichtigen Beitrag zum Thema dieser Festwochen.
    Im Wiener Künstlerhaus wird nämlich heute die Ausstellung das Künstlerhaus Kaiser Franz Josef I. und die Ringstraße eröffnet.
    Eine Abteilung der Ausstellung zeigt Dokumente und Kunstwerke aus den Sammlungen und aus dem Archiv des Hauses.
    Für die andere Abteilung wurden Beispiele ausgewählt, die den Einfluss des Künstlerhauses und seiner Mitglieder auf die künstlerische Entfaltung der Ringstraße demonstrieren.
    Aber näheres zu all dem von Konrad Zobel.
    Am 20.
    Dezember 1857 bewilligte Kaiser Franz Josef die Auflassung der Umwallung und Befestigung der Wiener Innenstadt.
    Zwei Jahre später genehmigte er die Grundplanung für die Stadterweiterung und die damals größte städtische Bauplanung der Welt wurde in Angriff genommen.
    Ihr Herzstück, eine über vier Kilometer lange Palaststraße, die Ringstraße.
    Diese erste Stadterweiterung brachte aber auch die Errichtung des Künstlerhauses, eines großen Ausstellungsgebäudes für jene Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens, deren Maler, Bildhauer und Architekten die Begründer des baulichen, plastischen und malerischen Ringstraßenstils waren.
    Ausstellungsinitiator Karl-Heinz Roschitz sagt dazu,
    ob sie zu Makart schauen, ob sie bei einem Plastiker wie Tilgner, bei einem Maler wie Griepenkerl, bei einem Maler wie Karl Rahl, bei einem Architekten wie Hase-Nauert, Joffiel von Hansen, Heinrich Verstl und wie alle diese bedeutenden Künstler heißen, sie alle waren Mitglieder, Ehrenmitglieder, zum Teil sogar Gründer dieses Hauses.
    Gerade im Gegensatz zur Sezessionskunst galt das Künstlerhaus Lange als Hort des Konservativen.
    Auch diesen Eindruck versucht die Ausstellung, die unter anderem amüsante Einblicke in das damals sehr bunte Innenleben dieser Künstlervereinigung mit ihrer Schützengilde, ihren Radfahrer- und Kegelclubs gibt, zu verwischen.
    Im Mittelpunkt freilich steht das Gesamtkunstwerk Ringstraße.
    Jahrzehntelang hat man die Wiener Ringstraße als eine wirklich grässliche Stilmelange betrachtet.
    Und wenn ich bedenke, dass gerade vorhin noch ein Herr in die Halle gekommen ist und gesagt hat, naja, das ist ein Gruselkabinett eigentlich, dann sehe ich auch schon richtig, wie wichtig solche Ausstellungen zum Thema Wiener Ringstraße und Gründerzeit sind.
    Denn man darf schließlich nicht vergessen, dass in diesem Wiener Künstlerhaus und vor allem auf der Wiener Ringstraße einige der bedeutendsten Künstler des 19.
    Jahrhunderts überhaupt gewirkt hatten.
    Die Wiener Ringstraße hat eine so enorme Bedeutung gehabt, weil sie gerade durch den Bauboom, den sie ausgelöst hat, zum ersten Mal nach der starren und sehr sparsamen Metternich-Ära endlich wieder alle Künste berücksichtigt hat.
    Die großen Architekten, genauso wie das Kaiserhaus, die Aristokraten, haben sich wieder neue, reich ausgestattete Paläste gewünscht.
    Das bedeutete, dass das Kunsthandwerk ebenso wieder zum Zug kam, wie die Malerei, wie die große Skulptur, wie die Bauplastik, wie die Holzplastik, wie alle diese Elemente.
    Und gerade deshalb ist auch die Industrie dann so reich geworden.
    Das heißt, die Industriellen, die Künstler gefördert haben, hatten selbst wieder die Chance, daraus sehr viel Gewinn zu ziehen.
    Der soziale Aspekt der Ringstraße ist allerdings weniger erfreulich.
    Als die Ringstraße errichtet wurde oder als man sie plante, um auch die Wohnungsnot im viel zu beengten Wien zu lindern, stellte sich nach kürzester Zeit heraus, dass daraus großartige Spekulationsgründe geworden waren und dass im Grunde vor allem ein paar Leute nur profitiert haben.
    Genau die großen Industriellen, die Bankjes, also das Bürgertum, das sich auf dieser Ringstraße selbst ein Denkmal gesetzt hat.
    Zum Schauen gibt es in dieser Ausstellung eine ganze Menge.
    Wir haben eine Reihe von Objekten hervorgeholt, zum Beispiel aus dem Gipsfigurenmuseum unter der Wiener Hofburg, wo nie vollendete Denkmäler lagern.
    Und da gibt es ja nun einiges, das sehr originell, manches sogar sehr skurril wirkt.
    Wir haben aber auch Möbel herausgeholt, wir haben Kunstgewerbe aus den Depots der Wiener Museen geholt.
    Also ich glaube, es ist eine sehr reiche, für manchen Geschmack vielleicht sogar zu reiche Ausstellung.
    Aber andererseits, ich glaube, man muss einmal die ganze Vielfalt dieser Epoche zeigen, um wirklich sagen zu können, wie gut sie war.
    Und vielleicht gibt diese Ausstellung auch den Anlass zu einer Generalbestandsaufnahme all dessen, was heute besonders bei den kleineren Bauschöpfungen und Interieurs der Ringstraßenarchitektur schleunigst saniert gehört.
    Ringstraßenausstellung im Wiener Künstlerhaus, das war ein Bericht von Konrad Zobel und jetzt fünf Minuten vor 13 Uhr noch einmal das Wichtigste in Kürze.
    Österreich
    Vizekanzler Finanzminister Androsch sagte heute nach der Sitzung des Ministerrates, die Konjunktur habe sich in den ersten fünf Monaten dieses Jahres deutlich verbessert und sei sogar günstiger verlaufen als prognostiziert.
    Es gebe sowohl positive Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation als auch Erfolge bei der Stabilität, meinte Androsch und betonte, die Inflationsrate sei zum ersten Mal niedriger als die der Bundesrepublik Deutschland.
    Justizminister Broda sagte nach dem Ministerrat, im Medienrecht seien die Bestimmungen zum Schutz der Intimsphäre geändert worden.
    Der neue Generalpostdirektor Heinrich Übleis hat heute sein neues Unternehmenskonzept vorgelegt.
    Vorgesehen ist in erster Linie die Verbesserung der Dienstleistungen der Post- und Telegrafenverwaltung durch Meinungsumfragen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Parteivorstand der Sozialdemokraten hat auf Vorschlag von SPD-Chef Brandt die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Annemarie Renger, für die Wahl zum Bundespräsidenten vorgeschlagen.
    Die Nominierung wird am Nachmittag offiziell beschlossen.
    Kanada.
    Etwa 14,5 Millionen Kanadier wählen heute ein neues Parlament.
    Allgemein wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der seit elf Jahren regierenden liberalen Partei unter Ministerpräsident Trudeau und der progressiv-konservativen Partei unter Joe Clark erwartet.
    Tschechoslowakei Der sowjetische Ministerpräsident Kassigin ist zu einem mehrtägigen offiziellen Besuch in Prag eingetroffen.
    Kassigin wird mit Ministerpräsident Strogal ein Protokoll über Zusammenarbeit bei der Errichtung von Kernkraftwerken unterzeichnen.
    Frankreich
    Die 20 Wirtschaftsminister der Mitgliedstaaten der Internationalen Energieagentur haben heute in Paris die Einsparung von Energie zum Hauptziel erklärt.
    Zum Abschluss ihrer Tagung einigten sich die Minister auf zwölf Forschungsprojekte für Energieeinsparung sowie auf die Entwicklung der Sonnen-, Kohle- und geothermischen Energie.
    Norwegen.
    Ein Plan der Regierung in Oslo, der kleinen Freihandelszone EFTA durch Zusammenarbeit mit den europäischen Gemeinschaften eine neue Dimension zu geben, gilt als gescheitert.
    Der Vorschlag Norwegens stieß in erster Linie auf den Widerstand der Schweiz.
    Großbritannien.
    Der amerikanische Außenminister Vance setzt heute die Gespräche mit seinem britischen Amtskollegen Lord Carrington fort.
    Vance wird heute auch mit Ministerpräsident Begin in London zusammentreffen.
    Israel.
    Nach israelischen Presseberichten will Ministerpräsident Begin mehrere arabische politische Gefangene freilassen.
    Damit will Begin offensichtlich eine Gäste des guten Willens anlässlich seines Treffens mit dem ägyptischen Staatspräsidenten Sadat am kommenden Wochenende in El Arish und Beersheba setzen.
    Mehrere tausend Krankenpflegerinnen sind heute in den Streik getreten, um Lohnerhöhungen durchzusetzen.
    Für Donnerstag haben die Gemeindebediensteten eine Arbeitsniederlegung angekündigt.
    Niederlande.
    Die Justizbehörden haben heute ein neues Verfahren gegen den mutmaßlichen Kriegsverbrecher und Kunstsammler Peter Menten angekündigt.
    Er wurde bereits einmal verurteilt, aber wieder aus der Haft entlassen.
    Und jetzt noch ein Hinweis auf eine Sendung der Wirtschaftsredaktion, nämlich auf den Wirtschaftskompass zu hören heute Abend von 20 bis 20.30 Uhr auf Österreich 1 und die Themen Verbrechen in Soll und Haben, was ist Wirtschaftskriminalität?
    Wirtschaftskriminalität hat es immer schon gegeben, aber im Zeitalter der Elektronik werden die Möglichkeiten, kriminelle Delikte im Bereich wirtschaftlicher Aktivitäten zu begehen, so kompliziert, dass eigentlich das Fehlen einer Definition, was denn eigentlich Wirtschaftskriminalität sei, einen ernsten Mangel darstellt.
    Ein zweites Thema, die künstliche Gehirnzelle verändert die Wirtschaft.
    Die Mikroelektrotechnik eröffnet ungeahnte technische Möglichkeiten, Produktionssteuerungen den Menschen wegzunehmen und der denkenden Maschine, dem Computer, zu übertragen.
    Und was es damit auf sich hat, auch das erfahren Sie heute Abend im Wirtschaftskompass.
    Und dazu kommt noch das Börsengespräch.
    Wie gesagt, Wirtschaftskompass heute Abend von 20 bis 20.30 Uhr auf Österreich 1.
    In einer halben Minute ist es 13 Uhr.
    Das Mittagsjournal ist beendet.
    Für das Team verabschiedet sich Wolfgang Steinwendner.
    Guten Tag noch.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1979.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1979.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz nach Ministerrat: Wirtschaftspolitik und Medien, Mietrecht
    Einblendung: Androsch, Broda
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Langsteiner, Hans [Gestaltung] , Androsch, Hannes [Interviewte/r] , Broda, Christian [Interviewte/r]
    Datum: 1979.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Medien und Kommunikation ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresseschau: Personaldiskussion VP, Kreisky zu Habsburg
    Mitwirkende: Sommersacher, Markus [Gestaltung]
    Datum: 1979.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Chef der Girozentrale, Karl Pale, zu Zinsendebatte
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Pale, Karl [Interviewte/r]
    Datum: 1979.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Post will ihr Service entscheidend verbessern
    Einblendung: Gen.Dir. Übleis
    Mitwirkende: Hutar, Herbert [Gestaltung] , Übleis, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1979.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bundestags-Vizepräsidentin Annemarie Renge als SPD-Präsidentschaftskandidatin
    Mitwirkende: Bäuerlein, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1979.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Rhodesien-Gespräche Vance-Callaghan in London
    Einblendung: Callaghan
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung] , Callaghan, James [Interviewte/r]
    Datum: 1979.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Zelttheater bei Wiener Festwochen
    Einblendung: ?
    Mitwirkende: Gellert, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1979.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Ausstellung im Wiener Künstlerhaus "Franz Josef I und die Ringstraße"
    Einblendung: Roschitz
    Mitwirkende: Zobel, Konrad [Gestaltung] , Roschitz, Karlheinz [Interviewte/r]
    Datum: 1979.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1979.05.22
    Spieldauer 00:59:57
    Mitwirkende Steinwendner, Wolfgang [Moderation] [GND]
    Vockenhuber, Hans [Regie]
    ORF [Produzent]
    Datum 1979.05.22 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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