Mittagsjournal 1982.09.04

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Die Zeit in fünf Sekunden ist es zwölf Uhr.
    Zwölf Uhr.
    Hier ist der österreichische Rundfunk.
    Und ich sag Ihnen Grüß Gott beim Mittagsjournal des aktuellen Dienstes, das heute Ilse Vögel moderiert.
    Ein wunderschöner Tag ist es heute spät Sommer oder schon Frühherbst.
    Man weiß es nicht so recht auf jeden Fall, aber soll das Wetter bis morgen in ganz Österreich so schön bleiben, sagen zumindest die Meteorologen.
    Auf jeden Fall 100 Prozent Bescheid wissen wir aber über das Programm des Mittagsschanals und da möchte ich Ihnen gleich unseren Gast im heutigen Samstag-Mittagsschanal ankündigen.
    Viele Worte braucht es dafür ja nicht.
    Es ist Bundeskanzler Kreisky, der in einem Gespräch mit Rudolf Nagilla und Johannes Fischer zur Situation der SPÖ, zur Krise der westdeutschen Sozialdemokraten und zum großen Themenschwerpunkt Nahost Stellung nimmt.
    Wobei Kreisky seine Vorwürfe gegen die jetzige israelische Regierung aufrechterhält und auf die Frage meint, kann man wirklich den israelischen Ministerpräsidenten Begin ebenso einen Faschisten nennen wie Adolf Hitler?
    Es gibt insoweit Gemeinsamkeiten, als Hitler auch zu den Mitteln des Krieges gegriffen hat, um seine Politik durchzusetzen.
    Genau das Gleiche gilt für Israel heute.
    Nach diesem Gespräch mit Bundeskanzler Kreisky, Sie hören es gleich nach den Nachrichten, haben wir dann noch folgende Beiträge heute im Mittagsprogramm.
    Alfons Dalma berichtet näheres über den Terroranschlag, dem der Präfekt von Palermo, Dalla Chiesa, gestern Abend zusammen mit seiner Frau und seinem Leibwächter zum Opfer gefallen ist.
    Dalla Chiesa war früher der Chef der italienischen Terrorfahndung, nun dürfte er ein Opfer der Mafia geworden sein, zu deren Bekämpfung er von Ministerpräsident Spadolini eingesetzt worden ist.
    Paul Schulmeister berichtet vom Westdeutschen Katholikentag in Düsseldorf, die Friedensdiskussion ist beherrschendes Thema.
    Entrüstet euch, fordern die jungen Katholiken.
    Im Handelskrieg zwischen den USA und Europa wegen des europäisch-sowjetischen Erdgasgeschäfts scheint es nun auf beiden Seiten Signale zu einem Einlenken zu geben.
    Auf der anderen Seite stellt die Sowjetunion nun den Telefon-Selbstwählverkehr auch zwischen den USA und Moskau ein.
    Von dieser Maßnahme sind ja auch schon andere westeuropäische Länder, darunter auch Österreich, betroffen.
    Und Kultur im Samstag-Mittag-Journal, da ziehen wir eine Zwischenbilanz der Filmbiennale von Venedig.
    Das alles, wie gesagt, nach den Nachrichten, die jetzt Eva Wächter liest, zusammengestellt hat die Meldungen Ferdinand Olbert.
    Italien.
    Die Ermordung des ehemaligen Polizeigenerals Dalla Chiesa in Palermo hat im ganzen Land Bestürzung und Empörung ausgelöst.
    Dalla Chiesa, der Präfekt von Palermo und prominente Terrorfahnder, ist gestern Abend im Zentrum der sizilianischen Hauptstadt von bisher unbekannten Tätern erschossen worden.
    Bei dem Anschlag kamen auch die Frau Dalla Chiesas und ein Leibwächter ums Leben.
    Die Attentäter hatten den Wagen des Präfekten von zwei Autos und einem Motorrad aus beschossen.
    Die Polizei vermutet die Mörder in Mafiakreisen.
    Dalla Chiesa ist erst vor kurzem als bester Terrorfahnder Italiens nach Palermo versetzt worden, um den Kampf gegen die Verbrecherorganisation zu leiten.
    Der italienische Ministerpräsident Spadolini machte die Mafia für das Attentat verantwortlich und sprach von einer tödlichen Herausforderung an den demokratischen Staat.
    Irak.
    Die irakischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben heute früh im persischen Golf vier Schiffe versenkt.
    Die amtliche irakische Nachrichtenagentur meldet, Luftwaffe und Marine hätten zwei Tanker zerstört, die sich dem Ölhafen auf der Insel Kark genähert hätten.
    Weitere zwei Schiffe seien vor dem Hafen Bandar Khomeini getroffen worden.
    Die irakische Agentur teilte nicht mit, unter welcher Flagge die Schiffe fuhren.
    Der Irak hatte Mitte August einen an seine Küste grenzenden Teil des Persischen Golfs zum militärischen Sperrgebiet erklärt.
    Ausländische Gesellschaften wurden davor gewarnt, ihre Schiffe in das Gebiet um die Insel Kark einlaufen zu lassen.
    Nahe Osten.
    Der amerikanische Verteidigungsminister Weinberger bemüht sich weiter um Unterstützung für den neuen Nahostfriedensplan Präsident Reagans.
    Weinberger ist heute in Alexandria mit dem ägyptischen Staatspräsidenten Mubarak zusammengetroffen.
    Im Anschluss an das Treffen sprach Weinberger von einer offenen und ermutigenden Unterredung.
    Er lehnte es allerdings ab, Einzelheiten bekannt zu geben.
    Vorher hatte der amerikanische Verteidigungsminister Gespräche im Libanon und in Israel geführt.
    Von Seiten Jerusalems sind die amerikanischen Vorschläge, die unter anderem einen Stopp der jüdischen Siedlungspolitik in den besetzten arabischen Gebieten vorsehen, strikt abgelehnt worden.
    In den arabischen Ländern stoßen sie dagegen auf immer stärkere Zustimmung.
    So haben Saudi-Arabien und Kuwait die Initiative Regens nun positiv beurteilt.
    Der Zentralrat der PLO erörtert heute in Tunis die Nahostpläne der USA.
    Bei den Beratungen unter Vorsitz von PLO-Chef Arafat soll auch die Haltung zum bevorstehenden arabischen Gipfeltreffen in Marokko festgelegt werden.
    Unterdessen haben die israelischen Truppen, die gestern über die Waffenstillstandslinie in den südlichen Vororten von Beirut vorgerückt waren, mit dem Rückzug aus den vorgeschobenen Positionen begonnen.
    Die Israelis haben auch einen Teil ihrer Truppen vom Flughafen Beirut abgezogen.
    Der internationale Flughafen der libanesischen Hauptstadt soll am 10.
    September wieder geöffnet werden.
    Polen.
    Nach den Unruhen der vergangenen Tage ist die Lage in Polen weiterhin gespannt.
    Die Militärbehörden haben in den Hauptunruhezentren das Kriegsrecht zum Teil drastisch verschärft.
    So wurde in Breslau und in Lubin eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.
    Der polnische Regierungssprecher Urban hat zugegeben, dass es in 34 der insgesamt 49 Provinzen zu Zwischenfällen gekommen ist.
    Die Behörden haben unterdessen das Vorgehen gegen Teilnehmer an den Massenprotesten verteidigt.
    Einige der Teilnehmer an den Krawallen in Breslau seien bewaffnet gewesen, wurde offiziell erklärt.
    Bei den Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen.
    Über 4000 Personen wurden festgenommen.
    Heute meldet die amtliche Nachrichtenagentur PAP, dass mehr als 900 Polen abgeurteilt worden sind.
    Ein 32-jähriger Mann wurde wegen der Verteilung illegaler Flugblätter der suspendierten Gewerkschaft Solidarität mit vier Jahren Gefängnis bestraft.
    Weitere 70 Personen erhielten Freiheitsstrafen bis zu eineinhalb Jahren.
    Bereits gestern sind vier führende Regimekritiker, unter ihnen Jacek Kuron und Adam Michnik, formell in Haft genommen worden.
    Sie waren bis jetzt interniert.
    Die Anklage wirft ihnen vor, den Sturz des Systems vorbereitet zu haben.
    Großbritannien.
    Der polnische Regimekritiker Jan Józef Lipski will sich in Polen den Behörden stellen.
    Lipski ist wegen schwerer Krankheit aus polnischer Haft entlassen und in eine Klinik in Großbritannien gebracht worden.
    Der Regimegegner erklärte nun, er wolle verhindern, dass polnische Arbeiter glaubten, es sei für Intellektuelle leicht, das Land zu verlassen.
    Lipski ist Gründungsmitglied des polnischen Komitees zur gesellschaftlichen Selbstverteidigung.
    Österreich.
    Bundeskanzler Kreisky erklärt zum Vorgehen der polnischen Militärregierung in den vergangenen Tagen, ein derartiger Kurs sei zum Scheitern verurteilt.
    In einem Interview für die Neue Kronen Zeitung betont Kreisky, die neue Lage in Polen mache es so gut wie unmöglich, eine vernünftige Lösung zu finden.
    Was jetzt in Polen geschehe, sei sogar ärger als die Vorgänge in der Tschechoslowakei 1968 oder in Ungarn 1956.
    Er befürchte, dass seine für den Herbst geplante Initiative zur Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit Polens und zur politischen Beruhigung dieses Landes nun nicht zum Tragen komme.
    Kreisky erklärt, eine solche Aktion werde wahrscheinlich von der öffentlichen Meinung im Westen einfach nicht akzeptiert werden.
    Gesundheitsminister Steirer hat den Umweltschutz als soziale Aufgabe bezeichnet.
    In einem Interview für die Zeitschrift der Gesellschaft für Naturschutz meint Steirer, es genüge nicht, Oasen einer heilen Welt wie Sehenswürdigkeiten zu kultivieren, es müsse vielmehr für bekömmliche Umweltbedingungen auch am Arbeitsplatz und am Wohnort gesorgt werden.
    Der stellvertretende ÖVP-Bundesobmann und Wiener Vizebürgermeister Busek spricht sich in der Presse für eine Forcierung des schienengebundenen Massenverkehrs auf Kosten teurer Straßenprojekte aus.
    Zum Thema Zwentendorf erklärt Busek, bis das Atomkraftwerk aufgesperrt werden könnte, wäre es technisch längst überholt.
    USA, Sowjetunion.
    Die Sowjetunion hat nun auch den telefonischen Selbstwählverkehr zwischen den Vereinigten Staaten und Moskau eingestellt.
    Die amerikanische Botschaft in Moskau protestierte gegen diese Maßnahme und erklärte, dieser Schritt verstoße gegen die Vereinbarungen der Europäischen Sicherheitskonferenz von Helsinki.
    Bereits am 1.
    Juli hatte die UdSSR die Einstellung des Selbstwählverkehrs zu mehreren westlichen Staaten angekündigt.
    So können Telefongespräche zwischen Wien und Moskau nur noch über vorherige Anmeldungen zustande kommen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der 87.
    Deutsche Katholikentag in Düsseldorf wird heute mit Beratungen in zahlreichen Arbeitsgruppen fortgesetzt.
    Für den Nachmittag wurde eine eucharistische Prozession in der Düsseldorfer Altstadt angekündigt.
    Am Rande des Katholikentages wollen heute neuerlich mehrere kirchliche Gruppen für Frieden und Abrüstung demonstrieren.
    Bereits gestern Abend gab es eine große Friedenskundgebung, an der etwa 35.000 Menschen teilnahmen.
    Dabei erinnerte Bundeskanzler Schmidt die beiden Supermächte an ihre Verpflichtungen, die sie im Vertrag über die Nicht-Weiter-Verbreitung von Atomwaffen eingegangen sind.
    Auch CDU-Chef Kohl sprach sich für Abrüstungsverhandlungen aus.
    Dänemark.
    Königin Margrethe hat den Parteichef der dänischen Konservativen, Schlüter, mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt.
    Schlüter will versuchen, ein Kabinett zu bilden, das sich auf eine parlamentarische Mehrheit stützen kann.
    Er hat seine Absicht bekundet, Dänemark aus der schweren wirtschaftlichen Krise zu führen.
    Der bisherige sozialdemokratische Ministerpräsident Jörgensen trat zurück, nachdem er keine Mehrheit für sein Sanierungsprogramm gefunden hatte.
    Jetzt zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    Die quer über das europäische Festland reichende Hochdruckzone schwächt sich in ihrem westlichen Teil ab.
    Im Alpenraum hält der Hochdruckeinfluss unvermindert weiter an.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh.
    Gelegentlich stärker wolkig in hohen Schichten, im Allgemeinen jedoch weiterhin gering bewölkt, regional zeitweise auch wolkenlos.
    Schwache Winde aus Südost bis West.
    Nachmittagstemperaturen 23 bis 27 Grad, Frühtemperaturen morgen 5 bis 12 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Sonntag.
    Örtlich Frühnebel, tagsüber meist heiteres Wetter.
    Gegen Abend im Westen und Südwesten Österreichs einzelne gewittrige Regenschauer nicht ausgeschlossen.
    Winde aus Südost bis West.
    Tageshöchsttemperaturen 23 bis 28 Grad.
    Das Wetter übermorgen Montag.
    Im Norden und Osten weiterhin sonnig, sonst starke Bewölkung.
    Keine Temperaturänderung.
    Die Messwerte von 12 Uhr.
    Wien, Heiter 20°, Südostwind mit 5 km in der Stunde.
    Eisenstadt, Heiter 18°, Nordost 5 km.
    Linz, Heiter 19°, Südost 5 km.
    Salzburg, Heiter 22°, Nordwest 3 km.
    Innsbruck heiter 22 Grad, West 15, Bregenz heiter 17 Grad, Südost 3, Graz heiter 19 Grad, Windstille und Klagenfurt heiter 21 Grad, Südwind mit 3 Kilometern in der Stunde.
    Eva Wächter war die Nachrichtensprecherin und jetzt kommen wir zu unserer Samstag-Mittag-Journal-Serie.
    Im Journal zu Gast.
    Und im Journal zu Gast ist heute Bruno Kreisky, Bundeskanzler und Parteichef der SPÖ.
    Ihn weiter vorzustellen erübrigt sich wohl.
    Der Bundeskanzler war in den vergangenen Wochen in seinem Ferienhaus auf Mallorca, wo er Urlaub machte.
    Er kommt an diesem Wochenende wieder nach Österreich zurück.
    Die nächste große Aktion der Regierung
    wird Mitte des Monats eine Klausurtagung in Salzburg sein.
    Schwerpunkte der Fragen an den Bundeskanzler, innenpolitisch, die Frage, was passieren würde, wenn die SPÖ bei der nächsten Wahl die absolute Mehrheit nicht halten und keine Alleinregierung bilden könnte,
    und außenpolitisch die Krise der westdeutschen Sozialdemokraten und vor allem Kreiskis Verhältnis zu Israel und zur Regierung BG.
    Ein Verhältnis, das sich ja durch den israelischen Einmarsch in den Libanon und die Vertreibung der PLO weiter verschlechtert hat.
    Johannes Fischer und Rudolf Nagiller stellten die Fragen.
    Herr Bundeskanzler, ich lese Ihnen zu Beginn ein Zitat vor.
    Es lautet
    Mit diesem Israel will ich nichts mehr zu tun haben, nie mehr.
    Bruno Kreisky, das ist gestanden vor circa zwei Wochen im Stern.
    Wie ist das zu verstehen?
    Das ist so zu verstehen, dass ich persönlich, der ja immer wieder auch von israelischer Seite ersucht wurde, gewisse Dinge zu machen,
    dass ich mit diesem Israel, das heißt mit diesen heutigen Machthabern in Israel nichts zu tun haben möchte.
    Also mit der Regierung Beijing?
    Persönlich nichts zu tun haben möchte.
    Österreich wird seine korrekten Beziehungen aufrechterhalten.
    Sie werden sicher nicht verstärkt werden, aber sie werden auch nicht geschwächt werden.
    Warum wollen Sie mit Israel oder genauer mit dieser Regierung nichts mehr zu tun haben?
    Weil ich persönlich der Überzeugung bin, dass wenn die maßgebenden Männer in Israel bereit gewesen wären zu verhandeln, es in den letzten Monaten und letzten Jahren Chancen gegeben hätte, das Palästinenser-Problem auf friedliche Art zu lösen.
    Das wollen die heutigen Machthaber nicht.
    Sie wollen nicht.
    Lösungen haben, die den Palästinensern ein Mindestmaß an Existenzberechtigung zusichert und sie greifen zu den Methoden des Krieges und alles das ist mir in der Seele zuwider.
    Alles das halte ich für den Ausdruck einer
    faschistischen Gesinnung, nämlich mit Mitteln des Krieges solche Probleme lösen zu wollen.
    Das sage aber nicht ich, das hat schon Ben-Gurion über Begin gesagt, das haben vor Jahren einmal Einstein und andere bedeutende Persönlichkeiten aus dem Judentum über Begin und seine Bewegung gesagt.
    Und wenn man heute
    die Bücher, das Buch liest, das einer der Terroristenführer, israelischen Terroristenführer geschrieben hat, dann stellt man fest, dass sie mit den Methoden des Terrors, die sie heute den anderen verübeln, mit den Methoden des Terrors seinerzeit gearbeitet haben.
    Ist Begin, ist Sharon, sind das für Sie Faschisten?
    Für mich sind diese Männer die Exponenten einer Gesinnung, die man in der Vergangenheit mit Recht faschistisch genannt hat.
    Und ich sage noch einmal, nicht ich habe dieses Wort geprägt, sondern Ben-Gurion war das, der das über Begin gesagt hat.
    Und Begin hat sich sicher nicht geändert.
    Wo ist der Unterschied, wenn Sie sagen, in der Vergangenheit hat man das als faschistisch bezeichnet, kann man es dann auch jetzt als faschistisch bezeichnen?
    Ja, wenn man unter faschistisch eine Mentalität versteht, die darin besteht, dass man alle Probleme mit Gewalt
    mit Benachteiligung der Bevölkerungsgruppen, die man beherrscht, lösen will, dann ist das eine faschistische Gesinnung.
    Denn es ist ja kein Zweifel, dass zum Beispiel die Araber in Israel, also die Palästinenser, Menschen zweiten Ranges sind.
    Es ist ja kein Zweifel, dass es in Israel
    mindestens ein ähnliches Apartheid-System gibt wie in Südafrika.
    Nach der heutigen Terminologie wird oft auch Hitler als Faschist oder Nazi-Faschist oder wie auch immer bezeichnet.
    Gibt es da Gemeinsamkeiten?
    Es gibt insoweit Gemeinsamkeiten, als Hitler auch zu den Mitteln des Krieges gegriffen hat, um seine Politik durchzusetzen.
    Genau das Gleiche gilt für Israel heute.
    Herr Bundeskanzler, Sie nehmen, wenn es gegen Begin geht, gegen die Regierung Begin, gegen seine Leute, nehmen Sie immer sehr vehement Stellung und legen sich verbal relativ wenig Zurückhaltung auf.
    Viel weniger, als es normalerweise Leute in ihrer Position tun.
    Das führt ja manchmal auch zu Kritik.
    Wie sehen Sie dieses Problem?
    Wer spricht da eigentlich diese Worte?
    Ist das Bruno Kreisky, der Privatmann?
    Ist das der SPÖ-Vorsitzende?
    Ist es der bekannte und renommierte Sozialist?
    Ist es der Bundeskanzler Österreichs?
    Wer ist das?
    Der Bundeskanzler Österreichs ist es am wenigsten, wenn ich so sagen darf.
    Der ist für normale Beziehungen.
    Aber ich fühle mich moralisch verpflichtet deshalb,
    Weil ich ja jüdischer Herkunft bin und mir niemand vorwerfen kann, dass ich aus antisemitischer Gesinnung diese Dinge sage, sondern ich sage das aus meiner
    Gesinnung heraus, die ich während der letzten 50 Jahre immer wieder bewiesen habe.
    Was sagen Sie zur Kritik, dass ein Bundeskanzler da eigentlich zurückhaltender sein müsste im Interesse Österreichs?
    Nein, das hat gar nichts mit dem Interesse Österreichs zu tun.
    Ganz im Gegenteil.
    Ich glaube, dass das nur dem Interesse Österreichs nützt, wenn der österreichische Bundeskanzler in diesen Fragen
    sozusagen eine harte Sprache spricht.
    Ich habe auch merkwürdigerweise in den letzten Tagen hunderte Briefe von prominenten amerikanischen Juden bekommen, die mir gratuliert haben zu dieser eindeutigen Haltung, weil sie der Meinung sind, das wäre im Interesse
    sogar in ihrem Interesse gelegen, dass es jemanden gibt, den man kennt, der den Mut hat, solche Dinge zu sagen.
    Im Übrigen werde ich in diesen Tagen immer wieder im gleichen Atemzug mit den bedeutendsten Zionisten
    den es in der Geschichte gegeben hat, genannt nämlich mit dem vor einigen Tagen verstorbenen Nahum Goldman, der ja am Ende seines Lebens in sehr eindeutiger Weise sich ähnlich über Begin geäußert hat wie ich.
    Und wenn man mich fragt, woran Nahum Goldman gestorben ist, so sicher hat sein Alter eine Rolle gespielt.
    Ich würde aber sagen, an gebrochenem Herzen, denn das, was
    hier in den letzten Monaten und Jahren passiert ist, das hat einem Mann, der sein Leben dem Staat Israel gewidmet hat, hat ihn so tödlich getroffen, dass er einfach sterben musste.
    Herr Bundeskanzler, zur Bundesrepublik Deutschland, zu Ihrer Schwesterpartei, den Sozialdemokraten.
    Eine Partei, die zuschauen muss, wenn die Umfragen stimmen, wie ja die Wähler mehr oder weniger davon laufen.
    Wie gesagt, wenn die Umfragen stimmen, tendiert die SPD jetzt so von oben herunter Richtung 35, vielleicht sogar 30 Prozent.
    Was sagen Sie zu dieser Entwicklung, die Sie ja sicher aufmerksam verfolgen?
    Also erstens einmal, heute ist für ganz ausgeschlossen, dass die Sozialdemokratische Partei Deutschlands auf 30 Prozent heruntergeht.
    Das ist ausgeschlossen.
    Zweitens möchte ich sagen, dass die deutsche Partei unter sehr schwierigen Umständen zu wirken hat und dass sie unter diesen Umständen natürlich einer gewissen Verschleiß unterliegt, scheint mir selbstverständlich.
    Mehr möchte ich dazu nicht sagen, weil ich nicht die Absicht habe, mich in die deutschen Verhältnisse einzumischen.
    Darf ich Sie trotzdem weiterfragen?
    Sehen Sie dort eine Ära zu Ende gehen oder was ist das eigentlich, was sich dort abspielt?
    Dort spielt sich in einer Demokratie durchaus ein nicht ungewöhnlicher Prozess ab, dass eine Koalition, die zwölf, dreizehn Jahre gehalten hat, langsam einem Verschleiß unterliegt.
    Das kann vorkommen, es sind Koalitionen,
    haben ihre Zeit.
    Das war auch bei uns in Österreich so.
    Bei uns zum Beispiel hat sich gezeigt in den letzten Jahren der Großen Koalition, dass kaum ein Problem gelöst werden konnte.
    Die Parteien haben sich blockiert
    Und vor allem war die Große Koalition sehr teuer.
    Das ist etwas, was die meisten Menschen nicht wissen, dass man innerhalb einer solchen Koalition sich ununterbrochen kompensieren muss.
    Kriegen die einen was, müssen sofort die anderen was kriegen.
    Alles kostet doppelt so viel, sofern man überhaupt zu Lösungen kommt.
    Herr Bundesrat, können wir noch ganz kurz bei dieser Koalitionsfrage bleiben?
    Es gibt innerhalb des ÖGB etwa für den Fall des Verlusts der absoluten Mehrheit bei den nächsten Wahlen zwei Strömungen.
    Die einen sagen, dass die große Koalition günstiger sei, weil man dadurch gewisse Probleme besser lösen könne, vor allem in großen Bereichen, Sozialversicherung etc.
    Die anderen sagen, dass Koalitionen an sich nicht sehr günstig wären, eine Meinung, die sie jetzt auch vertreten haben, weil die Alleinregierung immer das Beste sei, dass aber die kleine Koalition billiger sei, etwa deutsches Modell.
    Wie sieht da Ihre Haltung dazu aus?
    Ganz grundsätzlich möchte ich noch einmal mit aller Deutlichkeit sagen, dass die Koalitionen immer sehr teuer sind, weil man immer wieder der anderen Partei sehr teure Zugeständnisse für ihre Zustimmung machen muss.
    Ich für meinen Teil bin also der Meinung, dass die beste politische Lösung die wäre, man gibt einer Partei ein eindeutiges Mandat zum Regieren und diese Partei versucht, so wie wir das in den letzten zwölf Jahren immer wieder getan haben,
    zu einer gewissen Zusammenarbeit mit der Opposition zu kommen.
    Das ist auch in den meisten Fällen gelungen.
    Was nun die Koalition an sich betrifft, so möchte ich sagen, dass ich mir darüber den Kopf heute überhaupt nicht zerbreche.
    weil zuerst einmal die Wahlen abgehalten werden müssen und erst im Lichte der Wahlergebnisse diese Frage überhaupt überlegt werden muss.
    Ich halte jede Spekulation im gegenwärtigen Zeitpunkt für verfrüht, aber ich habe nichts dagegen, dass sich die Leute hier darüber den Kopf zerbrechen.
    Ich für meinen Titus nicht.
    Sie, Herr Bundeskanzler, haben am 20.
    April eine Bemerkung gemacht, die allgemein mit großem Interesse aufgenommen wurde.
    Sie haben gesagt, Sie würden Ihre frühere Äußerung, Sie seien kein Koalitionskanzler, überdenken.
    Auch das hat zu Spekulationen geführt, wonach Sie unter Umständen bereit wären, auch einer Koalitionsregierung vorzusteigen.
    Nein, das ist eine irrtümliche Auffassung.
    Ich habe damals den Standpunkt vertreten, dass die Stellungnahme zur Koalition erst frühestens auf dem kommenden Parteitag erfolgen könne und ich für meinen Teil
    Ich wiederhole eigentlich das, was ich immer gesagt habe.
    Ich bin ein Mann der Zusammenarbeit, aber ich bin nicht von vornherein ein Mann der Koalition.
    Das wäre aber auch nicht ausgeschlossen.
    Ich halte das deshalb für ausgeschlossen, weil wenn es eine Notwendigkeit einer solchen Koalition gäbe, dann nur wenn die sozialistische Partei ihre Mehrheit verliert,
    Und dann ist auch gar nicht einsehbar, warum ich dann selber hier diese Aufgaben erfüllen sollte.
    Ich bin der Auffassung, dass dann die Zeit zum Wechsel gekommen ist.
    Das heißt, wenn Sie die Absolute verlieren sollten, würden Sie sich zurückziehen?
    Würde ich jedenfalls nicht sehr gerne die Aufgaben, die ich heute zu erfüllen habe, weiter erfüllen.
    Das ist dann eine andere Art des Regierens und da mussten sich dann vielleicht andere Leute bemühen und bewähren.
    Würden Sie sich nicht breitschlagen lassen zu bleiben?
    Ich würde eigentlich heute
    sagen, dass wenn die Notwendigkeit einer Koalition sich aus dem Wahlergebnis ergibt, dann hat das Wahlergebnis sozusagen zu respektiert zu werden und dann werde ich für meinen Teil auch die Konsequenzen daraus zu ziehen haben.
    Aber das kann ich heute alles nicht sagen.
    Glauben Sie, dass man Sie überhaupt breitschlagen würde, wenn die Wahl so ausging?
    Weil die SPÖ hat sicher noch weit aus die Relative, das ist anzunehmen, aber verloren hätten Sie die Wahl irgendwie doch.
    Das würde Sie doch auch schädigen in Ihrer Reputation.
    Ich möchte mir da über den Kopf nicht allzu sehr zerbrechen.
    Ich für meinen Teil werde
    sozialistische Partei in dieser Wahlbewegung führen.
    Und ich werde alles tun, was ich kann, wozu ich in der Lage bin, um dem österreichischen Volk zu sagen, welche Vorteile sich aus einer eindeutigen Mehrheitssituation ergeben.
    Alles andere müssen dann die Österreicherinnen und Österreicher selber bestimmen.
    Herr Bundeskanzler, zum Schluss, wie geht es Ihnen gesundheitlich?
    Mir geht es sehr gut.
    Sie sitzen ja hier vor mir.
    Sie können sich ja selber ein Bild machen.
    Ich fühle mich gut.
    Ich habe den Sommer gut verbracht.
    Ich habe zwar einige Male unterbrechen müssen, war während dieses Urlaubs eine Woche lang in Wien, mitten im August, aber ich habe viel arbeiten können, habe viel gelesen und fühle mich eigentlich meinem Alter entsprechend sehr wohl.
    Und ganz zum Schluss, manchmal werden wir von Zuhörern kritisiert, wenn wir nicht nur Sie Politiker überhaupt im Urlaub interviewen und sozusagen nicht in Ruhe lassen.
    Was sagen Sie denn da dazu?
    Wissen Sie, wenn man sich so einen Beruf ausgesucht hat, dann muss man sich gefallen lassen, dass die Menschen immer wieder einen über verschiedene Sachen befragen und deshalb bin ich relativ bereitwillig, wenn es um solche Dinge geht.
    habe das Gefühl, dass man hier eine Verpflichtung erfüllt, die halt einem öffentlichen Mandatar auferlegt ist.
    Und ich beschwere mich daher nicht darüber.
    Danke für das Gespräch.
    Aber vielleicht müsste man auch einmal die Politikergattinnen fragen, was sie zur totalen Präsenz ihrer Männer in der Politik zu sagen haben.
    Bundeskanzler Kreisky jedenfalls war heute unser Gast im Journal.
    Und mit innenpolitischen Fragen geht es weiter in der Inlandspresse.
    Ich schaue, Hans Langsteiner hat sie zusammengestellt.
    Zahlreiche Zeitungskommentatoren benutzen das Ende der innenpolitischen Sommerpause zu längerfristigen Überlegungen über die Wahlchancen von Regierung und Opposition.
    Karl Danninger zeichnet in den oberösterreichischen Nachrichten folgendes Bild der Regierungspartei.
    Trotz des überaus geschickten Aufbaues dreier Kronprinzen für die wesentlichen Arbeitsbereiche des Langzeitkanzlers, Sinovaz in der Regierung, Fischer im Parlament, Blecher in der Partei, hängt der Erfolg letztlich aber doch an Kreisky, an einem gesunden Kreisky.
    Auf nichts reagiert die SPÖ daher so empfindlich wie auf Mutmaßungen über den Gesundheitszustand des Kanzlers.
    Denn mit einem unsicheren Kreisgeh wäre das Argument, warum soll man denn jetzt in der Krise den erfahrenen Kutscher wechseln, nur noch halb so viel wert.
    Hier läge eine Chance der ÖVP, auf die sie allerdings keinerlei Einfluss hat.
    Von Personalüberlegungen, wie sie soeben die oberösterreichischen Nachrichten angestellt haben, hält das ÖVP-Organ Neues Volksblatt weniger.
    Peter Klar meint dort in seinem Leitartikel,
    Österreichs politisch interessierte Öffentlichkeit spricht ja bekanntlich auf Personaldiskussionen weit lieber an, als auf noch so wichtige Sachfragen.
    Und so mag es den Strategen in der SPÖ-Zentrale nur recht sein, dass sich die Leute mehr über Ministersessel, denn über Budget-, Steuer- und Wirtschaftsprobleme erhitzen.
    Zwei Ziele werden damit mühelos erreicht.
    Einmal die Verdrängung eben dieser wichtigen Sachprobleme aus dem öffentlichen Bewusstsein und dann vor allem die Verfestigung des Gedankens im Unterbewusstsein der Menschen, dass nur Kreisky oder zumindest die SPÖ darüber zu befinden hätten, welche Männer und Frauen den Staat zu lenken haben.
    Der Gedanke, dass man den ausgeleierten Motor des Staatsvehicles als Ganzes austauschen könne und nicht nur einige Ersatzteile erneuern müsse, soll möglichst unterdrückt werden.
    Er soll gar nicht aufkommen.
    Für einen politischen Führungswechsel, wie ihn Peter Klar soeben im Neuen Volksplatz skizziert hat, hat sich ja erst gestern ÖVP-Obmann Mock in einer Pressekonferenz ausgesprochen.
    Seine politischen Alternativen stoßen in den Zeitungen der Regierungspartei auf wenig Gegenliebe.
    So meint etwa Elisabeth Strasser in der sozialistischen Grazer Neuen Zeit.
    Es ist noch nie als besonders klug empfunden worden, das Fell des Bären zu verteilen, bevor er erlegt ist.
    Und wenn man sich ansieht, womit die große Oppositionspartei antritt, um den Bären zu erlegen, oder besser diese Regierung, die immerhin im nächsten Jahr 13 Jahre amtiert, dann kann man nur sagen, mager, mager.
    Und im ebenfalls sozialistischen Oberösterreichischen Tagblatt ergänzt Hermann Czekal.
    Und weiter.
    Wenn also der Kanzler dieser Tage meinte, die SPÖ habe auch bei nächsten Wahlen gute Chancen, wieder die absolute Mehrheit zu erreichen, wird er wahrscheinlich recht haben.
    Vor allem dann, wenn es gelingen sollte, in den nächsten Monaten verwirrende Widersprüche auszuschalten und sich einer gemeinsamen Sprache zu bedienen.
    Dann dürfte dem logischen Nachfolger Bruno Kreiskis, Bruno Kreisky, nichts mehr im Wege stehen.
    Zwei Minuten nach halb eins ist es jetzt zu unseren Auslandsberichten.
    Die Stichworte dafür kurz noch einmal zur Erinnerung.
    Westdeutscher Katholikentag, Handelskrieg, USA, Europa, Signale zu einem Einlenken sind da zu sehen.
    Die UdSSR schränkt den Telefonselbstfehlverkehr nun auch zwischen den USA
    und Moskau ein.
    Wir ziehen eine Zwischenbilanz der Film Biennale von Venedig und neuer Terroranschlag in Italien.
    Das ist gleich unser nächster Beitrag.
    Denn in Italien hat die Mafia wieder zugeschlagen, die ja alles andere als ehrenwerte Gesellschaft
    und ein prominentes Opfer gefunden, den Karabinieregeneral Dalla Chiesa, den ehemaligen Chef der italienischen Terrorfahndung, der erst im Mai dieses Jahres zum Präfekten von Palermo ernannt worden ist, um die Mafia in Sizilien zu bekämpfen.
    Jene Mafia, die schon längst keine Untergrundorganisation mehr im Sinn des Wortes ist, reicht ihr Arm doch in sehr viele öffentliche und politische Bereiche, vor allem im Schwerpunktraum Sizilien.
    Mit Dalla Chiesa ums Leben gekommen sind seine Frau und ein Leibwächter.
    Ministerpräsident Spadolini, der Dalla Chiesa persönlich mit dem Kampf gegen die Mafia in Sizilien beauftragt hatte, sprach nach dem Attentat von einer tödlichen Herausforderung an den demokratischen Staat.
    Die Verantwortung für den Anschlag übernommen hat eine bisher unbekannte Organisation, die sich Guerillapartei nennt.
    Auch erste Gerüchte gibt es, dass es sich um einen Anschlag von Neofaschisten gehandelt haben könnte.
    Die meisten Verdachtsmomente weisen aber offensichtlich doch in Richtung Mafia.
    Alfons Thalmer berichtet.
    dass der Dynamik des Anschlags, dem gestern Abend in Palermo General Dalla Chiesa und seine junge Frau sowie der Polizist ihrer Begleitung zum Opfer gefallen sind, lassen sich zunächst einige Schlussfolgerungen ableiten.
    Der vor vier Monaten zum Sicherheitschef von Palermo ernannte General de Carabinieri hatte seinen Amtssitz, die Präfektur der sicilianischen Hauptstadt, am späten Abend verlassen.
    Er wurde von seiner Frau abgeholt, die das kleine, weiße Auto Bianchi lenkte, während ein Dienstwagen folgte, geführt allerdings allein von Polizeibeamten.
    Jeden Abend pflegte der General, einen anderen Heimweg zu nehmen.
    Nur er kannte die Wahl.
    Die Wache vor einer Kaserne der Zollpolizei hatte den Dienstwagen im Vorbeifahren bemerkt und erkannt.
    Sie folgte ihm mit dem Blick, bis er um die Ecke verschwand, beachtete aber nicht den davor fahrenden Kleinwagen.
    Der Wache kam verdächtig vor, dass das dunkelblaue Amtsauto von einem schweren japanischen Motorrad beschattet zu sein schien.
    Bevor noch die Zollwache sich darüber schlüssig werden konnte, hörte man schon aus der dunklen Nebenstraße ein infernalisches Maschinenpistolenfeuer.
    Die Finanzpolizisten liefen hin, sahen gerade noch einen großzylindrigen BMW und einen Fiat 131 sowie das Motorrad um die Ecke verschwinden.
    Übrigens, alle drei Fahrzeuge wurden später im gleichen Stadtteil brennend aufgefunden.
    Im von allen Seiten durchlöcherten Dienstwagen lag bereits im Koma der Polizist.
    Zunächst wurde gar nicht bemerkt, dass etwa 100 Meter weiter, mit über 40 Durchschüssen, der kleine Auto Bianchi an einer Hausmauer geendet war, in dem Dalakesa und seine Frau mit mehreren Kopfeinschüssen tot lagen.
    Eine Unmenge von Patronenhülsen gab sofort über die Attentatswaffen Abschluss.
    Mindestens drei, wenn nicht fünf russische Kalashnikov-Maschinenpistolen.
    Nun, daraus ergibt sich, dass der Anschlag mit einem enormen Aufwand an Organisation und Personal geplant und durchgeführt worden ist.
    Der Motorradfahrer hatte die Aufgabe, in der Nähe der Präfektur auf die Abfahrt des Generals zu lauern und den Wagen Balakesas zu identifizieren, per Funk mit den Killerautos in Verbindung zu stehen und diese über den Weg unterrichten, den das Ehepaar eingeschlagen hatte.
    Die Feuerkraft der Attentäter sollte jeden Fehlschlag ausschließen.
    Auf symbolische Mafia-Waffen, Jagdgewehre mit verkürzten Läufen, wurde zugunsten der modernsten Schusswaffen verzichtet.
    Symbolisch war dagegen der Schauplatz, 100 Meter von der Kaserne der Finanzwache entfernt.
    General de la Chiesa war gerade dabei, gegen die Mafia eine Großaktion zu starten.
    Die Mafiosi sind nämlich wegen ihrer Verbrechen fast niemals zu fassen.
    weil es Bereise und Zeugen nie gibt.
    Die enormen Geldmittel der Mafia werden aber in verschiedensten Formen investiert, wobei natürlich keine Steuern gezahlt werden.
    Die Steuerhinterziehung ist aber leicht nachzuweisen.
    Dalla Chiesa hatte die Absicht, die notorischen Mafiosi wegen des Steuerdelikte festzunehmen und nach den neuesten Gesetzen zu Gefängnisstrafen verurteilen zu lassen.
    Finanzminister Formica hat das vor zwei Tagen
    allerdings ganz groß angekündigt.
    Der Mord an Balakiesa war die Antwort der Mafia in eine Sprache, die geeignet ist, den Beamten der Finanzfahndung eine solche Angst einzujagen, dass sie sich nicht mehr trauen werden, die Waffe der Steuergesetze gegen die Mafia dort anzuwenden, wo sie am empfindlichsten ist, in ihren sogenannten normalen Geschäften mit dem erpressen, gestohlenen und erdaunerten Geld.
    Ob die Mafia dabei jetzt versucht, den Anschein einer politischen Terroristentat vorzugeben, ist irrelevant.
    Nur sie konnte dieses Attentat in Palermo durchführen.
    Alfons Thalmer berichtet er aus Rom.
    Kehrt um und glaubt, erneuert die Welt.
    Das ist an sich das Motto des 87.
    Deutschen Katholikentages, der nach 5-tägiger Dauer morgen in Düsseldorf zu Ende gehen wird.
    Eine Monsterveranstaltung, zu der mehr als 80.000 Menschen gekommen sind und auf der sich immer mehr ein Thema als das alles beherrschende Zentralthema herauskristallisiert.
    Das Thema Frieden und Abrüstung.
    Kehrt um, entrüstet euch, fordern daher in Abwandlung des offiziellen Mottos die Vertreter des sogenannten Katholikentages von unten.
    Vertreter kritischer Gruppierungen, die auf eigenen Veranstaltungen all die heißen Eisen aufgreifen, für die im offiziellen Programm offensichtlich kein Platz war.
    Da geht es etwa um die Zulassung von Frauen zum Priesteramt, um die Abschaffung des Zölibats, um mehr Toleranz für Homosexuelle, um ein echtes Vorankommen der Ökumene und immer wieder um die Frage, ist das Evangelium Anleitung auch zum konkreten gesellschaftspolitischen Handeln?
    Wobei wir wieder bei der Friedensthematik werden.
    Paul Schulmeister berichtet aus Düsseldorf.
    Die Politisierung ist nur scheinbar.
    Stärker geprägt wird der 87.
    Deutsche Katholikentag durch die unübersehbare, neu auflebende Glaubensbereitschaft gerade bei den 10.000 Jugendlichen, die seit Donnerstag im Düsseldorfer Messegelände zusammenströmen.
    Vielleicht ein Fünftel von ihnen Protestanten, wie das umgekehrt auch bei den alternierend stattfindenden evangelischen Kirchentagen der Fall ist.
    Zumindest bei solchen Anlässen hat die Praxis des ökumenischen Zusammenlebens die noch bestehenden Schranken zwischen den Konfessionen vollständig hinter sich gelassen.
    Vereinzelt, aber immer lauter, werden daher auch gemeinsame Kirchentage gefordert, wie dies ähnlich erst und letztmals vor elf Jahren bei einem Pfingsttreffen in Augsburg der Fall war.
    Wie nie zuvor ist dieser Düsseldorfer Katholikentag von der Jugend beherrscht.
    Übervoll dabei jene Veranstaltungen, wo sich der Wunsch nach religiöser Erfahrung verbinden lässt mit dem Drang nach konkretem Engagement.
    Für soziale oder dritte-Welt-Projekte oder eben für den Frieden.
    Da wird über Jugendunruhe und Hausbesetzungen ebenso diskutiert, wie über das Verhältnis von Bergpredigt und militärischer Landesverteidigung.
    Die anfänglichen Sorgen der Veranstalter, der Katholikentag könnte von linksoppositionellen Gruppen, die sich in Düsseldorf als Initiative Kirche von unten etabliert haben, zu einem Anhängsel der vor allem NATO-kritischen Friedensbewegung umfunktioniert werden, haben sich als unbegründet herausgestellt.
    Kontroversen aber auch hier, wenn etwa der Protestant Erhard Eppler vehement sein Nein zur geplanten Aufstellung atomarer Mittelstreckenwaffen in Westdeutschland begründet, von einem Ex-General dagegen, unter gemäßigten Pfiffen und Buhrufen,
    auf die in Europa friedensstabilisierende Wirkung des Gleichgewichts in den letzten Jahrzehnten hingewiesen wird.
    Oder wenn etwa Bischof Matthiesen aus Texas Gottvertrauen statt Atomwaffen verlangt, die christlich durch nichts zu rechtfertigen seien.
    Der Friedensforscher Mechtersheimer, Ex-Offizier, Ex-CSU-Mitglied, sogar ein entsprechendes Sündenbewusstsein fordert, während einer der Veranstalter, Generalsekretär Kronenberg, die nukleare Abschreckung ausdrücklich bejaht und bestreitet, dass die Bergpredigt politischen Pazifismus begründe.
    Das Wort von der anderen Wange, die man hinhalten soll, heiße nicht, auch die Wange eines anderen hinzuhalten.
    Seinen politischen Höhepunkt erlebte der Katholikentag gestern Nacht, als ihn nur zu zwei Drittel gefüllten Rhein-Stadion im Rahmen einer Massenkundgebung zum Thema Frieden stiften, auch Kanzler und Kanzlerkandidat Helmut Schmidt, SPD und Helmut Kohl, CDU, sprachen.
    Rängern hatten sich tausende kritische Christen eingefunden.
    Auf missliebige Ausführungen der Redner antworteten sie mit Pfiffen, dem massenweisen Hochheben roter Karten oder Transparenten mit Worten wie Lüge, Wieso, Blablabla und natürlich zahllosen pazifistischen Losungen.
    CDU-Chef Kohl plädierte energisch für das westliche Verteidigungsbündnis, rief aber zugleich dazu auf, die Abrüstungsverhandlungen mit dem Osten mit ganzer Kraft fortzusetzen.
    Nachdrücklich warnte er vor Friedensillusionen, die der geschichtlichen Erfahrung widersprechen.
    Ein wachsendes Machtgefälle zwischen Ost und West kann gerade jetzt mitten in wichtigen und wie ich hoffe, hoffnungsvollen
    Verhandlungen die Sowjetunion zu einer verhängnisvollen Bereitschaft zum Risiko verführen, die mehr als alle anderen Faktoren die nukleare Apokalypse heraufbeschwört.
    Wenn wir uns nicht in eine sowjetische Abhängigkeit begeben wollen, wenn wir nicht wollen,
    dass eine Pax Sovietica, die immer auch einen Archipelkulak enthält, unser Schicksal bestimmt, dann haben wir keine Alternative zur Verteidigungsbereitschaft der freien Welt.
    Um differenziertere Töne bemühte sich später Bundeskanzler Schmidt, der, ganz anders als noch vor einem Jahr, viel Verständnis für die Friedensbewegung fand.
    Nach einer atomaren Totalvernichtung wird es niemanden mehr geben, der klagen kann oder neu beginnen.
    Wir sitzen auf einem Pulverfass.
    Wir haben Angst.
    Aber wir schaufeln immer noch mehr Pulver in dieses Fass hinein.
    Wir reden von Sicherheit.
    Aber wir meinen unsere Sicherheit.
    Es protestieren hier nicht nur idealistisch gestimmte Pazifisten oder weltfremde Utopisten, sondern hier äußert sich immer dringender der Zweifel an der Weisheit und an der Fähigkeit der Strategiedenker,
    ob sie überhaupt fähig sind, aus dem Teufelskreis von Vorrüstung und Nachrüstung endlich auszubrechen.
    Der westdeutsche Regierungschef erneuerte seinen Appell an die Supermächte, endlich ihren Teil zur Abrüstung beizutragen, zu dem sie sich verpflichtet hätten.
    Unverhüllt machte er aber auch die SS-20-Raketenrüstung, die einen zumindest völlig übertriebenen Sicherheitskomplex der Sowjetunion offenbare, für die westlichen Gegenmaßnahmen verantwortlich.
    Mit heftiger Kritik an den, wie er sagte, Protestschreiern im Stadion begründete Schmidt dann die Notwendigkeit militärischer Landesverteidigung.
    Wenn aber einer nicht nur für sich selbst Verantwortung trägt, sondern auch für einen anderen.
    Zum Beispiel, wenn er Verantwortung trägt für ein Kind, das ihm anvertraut ist.
    Und wenn dann das Kind mit Gewalt angegriffen oder misshandelt,
    oder missbraucht wird, dann sieht die Sache ganz anders aus.
    Dann wird er sich sittlich verpflichtet fühlen, das Kind so gut zu verteidigen, wie er es kann.
    Das gilt erst recht für diejenigen, die für das Leben, für die Unversehrtheit
    für die Menschenwürde und die Freiheit vieler anderer Menschen verantwortlich sind.
    Deshalb darf ein Einzelner zwar sagen, ich wehre mich nicht, und wenn es meine Freiheit und mein Leben kostet.
    Aber eine Regierung darf nicht sagen, wir verzichten für unser ganzes Volk darauf, uns zu wehren, und wenn es unsere Freiheit oder unser aller Leben kostet.
    Das darf sie nicht.
    Nachmittag wollen in Düsseldorf zehntausende jugendliche Pazifisten in einer eigenen Massendemonstration ihre Auffassung von einseitiger Abrüstung und einer kriegsbedrohenden NATO-Politik, wie sie meinen, bekunden.
    Ein Bericht vom Deutschen Katholikentag in Düsseldorf war das.
    Gibt es wirklich so etwas wie einen Handelskrieg zwischen den USA und Europa?
    Das fragt man sich seit Mitte Juni, seit Ronald Reagan seine Absicht bekräftigt hat, mit einem Embargo das Erdgasröhrengeschäft zwischen den Westeuropäern und der Sowjetunion zu verhindern oder doch zu erschweren.
    Was von Anfang an auf den entschiedenen Widerstand der betroffenen Regierungen in Westeuropa gestoßen ist.
    Wobei die Europäer zusätzlich empört waren, als sich herausstellte, dass die Amerikaner ihre Sanktionspolitik gegenüber der UdSSR zum Trotz
    weiterhin ihren Weizen blühen ließen, für Geschäfte mit derselben UdSSR.
    Nun scheint es aber fast so, als sollte die Suppe doch nicht so heiß gegessen werden, wie man sie gekocht hat.
    Signale zum Einlenken gibt es aus Washington seit neuestem ebenso, wie von Seiten der Europäer nach einem Treffen der Außenminister von Großbritannien, Italien, der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich gestern in London.
    Klaus Emmerich analysiert die Situation.
    Das Nicht-Ergebnis westeuropäischer Beratungen in Sachen Pipeline wird in Washington mit Erleichterung aufgenommen.
    Inoffiziell heißt es, nun sei die Bahn frei für einen ruhigen und nüchternen Ausgleich und für das, was bei zahlreichen früheren Fällen internationaler Rechtsunsicherheit schließlich gelungen sei, Verständigung auf dem Kompromisswege.
    Was bei einem Welt-Öl-Kartell, bei einem Glühlampen-Kartell, bei einem Röhren-Embargo oder bei Streitereien um Uran in den letzten Jahren und Jahrzehnten durch meist diskreten Interessenausgleich gelungen sei, werde nun nach der westeuropäischen Zurückhaltung auch im Fall der Gaspipeline immerhin möglich.
    Auch in Washington gesteht man freilich ein, dass das lautstarke Beharren der Politiker diesseits und jenseits des Atlantiks
    eine Lösung in der Mitte nicht gerade erleichtere.
    Offiziell wird in Washington zum Beschluss der vier westeuropäischen Regierungen die Angelegenheit weiter zu prüfen und Rechtsexperten mit dem Problem zu befassen überhaupt nicht kommentiert.
    Dies liegt wohl weniger am verlängerten Wochenende der Amerikaner, am Montag ist hier Labor Day, einer der höchsten Feiertage, sondern daran, dass auch die US-Seite die Angelegenheit am liebsten herunterspielen möchte.
    In Amerika und in Europa geht es darum, ohne Gesichtsverlust jetzt weiterzukommen.
    Als einen Beitrag zu diesem Bemühen wertet man in amerikanischen Regierungskreisen das eigene Verhalten gegenüber europäischen Firmen, die trotz US-Wunsch Pipeline-Gerät an die Sowjetunion liefern.
    Keine Bestrafung durch allgemeine Liefersperren für amerikanisches Material, sondern nur begrenzte Gegenmaßnahmen im direkten Zusammenhang mit der Pipeline.
    Während innerhalb der USA die Diskussion noch fortdauert, ob es sich hier um eine Klarstellung handelt, wie die Region Reagan immer wieder erklärt, oder um einen Rückzieher, wie amerikanische Kritiker meinen, während also das ganze Verhalten Washingtons in den USA selber unterschiedlich beurteilt wird, sind Experten bereits am Werk.
    Führende Rechtsanwälte, Völkerrechtler und Patentsachverständige von beiden Seiten des Atlantiks
    widmen schon seit einigen Tagen ihre ganze Aufmerksamkeit einem Lösungsmodell.
    Sie gehen davon aus, dass die Durchsetzung von Firmenwünschen oder staatlichen Auflagen bei Mutter- oder Tochtergesellschaften, die in mehreren Ländern gleichzeitig tätig sind, im Vollzug nach wie vor eine graue Zone bilden.
    Völkerrecht, Privatrecht, Patentrecht,
    und internationale Geflogenheiten reichten im Fall der Fälle derzeit noch nicht aus, um solche frontale Zusammenstöße zu vermeiden, wie bei der Gaspipeline.
    Während es also Anzeichen gibt, dass der Handelskrieg zwischen den USA und Europa doch nicht stattfindet, dass man so etwas wie einen Kompromiss ohne Gesichtsverlust auf beiden Seiten sucht, gibt es auf der anderen Seite eine beginnende Eiszeit, zumindest im Telefonverkehr zwischen Moskau und mehreren westeuropäischen Ländern und seit gestern auch den USA.
    Die sowjetischen Behörden haben den Selbstwählverkehr drastisch eingeschränkt und das bedeutet in der Praxis stundenlange Wartezeiten, wie wir es auch hier in Österreich zu spüren bekommen.
    War es noch vor kurzem problemlos möglich, unseren Korrespondenten Otto Hörmann praktisch innerhalb einer Minute von Wien aus in Moskau telefonisch zu erreichen, so hat es nun mit Voranmeldung und das als dringendes Gespräch deklariert immerhin fast sechs Stunden gedauert.
    Schon spricht man von einer Verletzung der Vereinbarungen von Helsinki.
    Die sowjetischen Behörden berufen sich auf technische Probleme.
    Otto Hörmann berichtet.
    Die letzten telefonischen Schotten wurden dicht gemacht, während zugleich in Moskau eine riesige internationale Chemiemesse stattfindet.
    Allein aus Österreich sind 40 Firmen vertreten und an die Teilnehmer richtete der Ministerrat der UdSSR eine Grußadresse des üblichen entspannungsfreudigen Inhalts.
    Die UdSSR verfolgt eine friedliche Außenpolitik, hieß es darin,
    und tritt konsequent für die weitere Ausweitung des wirtschaftlichen, wissenschaftlich-technischen und kulturellen Austausches ein."
    Ende des Zitats und wohl auch Ende des Helsinki-Prozesses.
    Sollte jemand einen Widerspruch entdecken zwischen dem salbungsvollen Inhalt der Grußadresse und dem Abschalten der Telefonverbindungen ins westliche Ausland, so kann der ausländische Beobachter, der die Sowjetunion tag ein, tag aus hautnah erlebt, nur sagen,
    Ungereimtheiten und Widersprüche gehören zur Tradition und das Verhältnis zur Realität ist hier sowieso ein anderes.
    Nicht umsonst führt die sowjetische Paradezeitung dem Namen Pravda Wahrheit.
    Es gibt gute und schlechte Gespräche, soll Gromyko das Abschalten gerechtfertigt haben.
    Frei durchwählen nach Österreich kann die Außenhandelstelle in Moskau und der österreichische Botschafter aus seiner Residenz.
    Der Botschaft selbst ist diese Möglichkeit seit längerem zugesagt worden.
    Raufen um die Telefonate in Moskau-Österreich wehren sich die österreichischen Firmen.
    Aber wer wird schon die Courage zum Protest haben, steigt der österreichische Export Richtung Sowjetunion in der letzten Zeit doch bemerkenswert an.
    Und wenn der Korrespondent des ORF in seiner Arbeit behindert sein sollte, er ist bescheiden genug, seine Gespräche in die von Gromyko genannte Kategorie der schlechten Gespräche einzureihen.
    Und die Liste der Schikanen für Journalisten ist sowieso lang.
    In noch einer Beziehung steht Moskau seit mehr als einem Jahr an vorderster Front jener, die die internationalen Kontakte per Telefon nach Kräften behindern.
    Kostet eine Minute Gespräch von Wien nach Moskau 14 Schilling, so kostet eine Minute von Moskau nach Wien 3 Rubel an die 70 Schilling allein für eine Minute.
    Offiziell begründet werden die Telefonabschaltungen hier mit einer Umorganisierung des innersovjetischen Telefonnetzes.
    Manche Moskauer Beobachter glauben den Grund eher in einer Umorganisierung der politischen Machtspitze im Kreml und einer damit verbundenen Klimaverschärfung zu sehen.
    Und jetzt noch ein Kulturbeitrag im Mittagsschanal.
    Vor einer Woche ist die 50.
    Filmbiennale, das älteste Filmfestival der Welt, auf dem Lido von Venedig eröffnet worden.
    Die Hälfte der insgesamt 120 neuesten Filme der Weltproduktion wurde inzwischen gezeigt.
    Trends für die kommende Filmsaison sind bereits abzulesen.
    Auch lassen sich Vermutungen darüber anstellen, welche Beiträge mit den insgesamt vier goldenen Löwen am 8.
    September ausgezeichnet werden.
    Karim Bauer zieht eine Zwischenbilanz.
    Nach einem sehr verregneten und ruhigen Auftakt mit dem geheimnisunwitterten, groß angekündigten russischen Film Agonie um den Mönch Rasputin und mit dem französischen Beitrag der Große Bruder mit Frankreich-Star Gerard Depardieu, beide Streifen konnten nicht so ganz überzeugen, schlug Karel, der letzte Film von Rainer Werner Fassbinder, wie eine Bombe ein.
    Von Skandal bis hohe Kunst reichten die Pro- und Kontrarufe der Kritiker
    Die Themen Homosexualität und Verbrechen, die der verstorbene bundesdeutsche Filmemacher nach Jean Genets Romanvorlage behandelt hatte, ließen niemanden gleichgültig.
    Während der Pressekonferenz, bei der neben Hauptdarsteller Brad Davies, neben dem österreichischen Kameramann Xaver Schwarzenberger und neben dem Wiener Schauspieler Hanno Pöschl auch Jeanne Moreau anwesend war, äußerte eine Journalistin ihre Bedenken.
    Sie meinte, dass so ein Film die öffentliche Moral zerstören könne,
    und fragte nach der Botschaft dieses Filmes.
    Jeanne Moreau meinte dazu.
    Vor allem einmal, warum soll man von einem Film eine Botschaft erwarten, begann Jeanne Moreau ihre Überlegungen.
    Wir leben jetzt in einer Zeit, in der die Leute wissen sollten, was sie von einem Film zu halten haben.
    Zweitens, die Öffentlichkeit moralisch oder sexuell zu zerstören, weil ein Buch von einem Dichter von einem Mann mit ungeheurem Talent verfilmt worden ist und weil es von Sex, Tod und Mord handelt.
    Es ist ein Weg zur inneren Reinheit, die Suche eines Menschen nach dem Weg in seinem Leben.
    Und nicht jedermanns Weg ist immer mit Rosen bestreut.
    Neben dem viel diskutierten Garelle traten dann zwei sehr klassisch gemachte Filme als eventuelle Anwärter auf den Schauspielerpreis in den Vordergrund.
    Der schwedische Beitrag Ingenieur Andres Luftfahrt mit einem großartigen Max von Söder in der Hauptrolle.
    Er spielt den schwedischen Forscher Salomon August André, der 1897 mit zwei Gefährten eine Nordpol-Expedition mit einem Ballon unternommen hat.
    Auch der portugiesische Streifen Die Fremde hat eine hervorragende schauspielerische Leistung aufzuweisen.
    die von Fernando Rey.
    Er stellt einen Mann dar, der von seiner Frau verlassen wird und nun die Erinnerungen an seine verstorbene Mutter sucht.
    Als nächster ernstzunehmender Preisanwärter kam dann der amerikanische Spielfilm Tempest von Paul Masuzki, der bei uns vor allem durch seine entheiratete Frau bekannt geworden ist.
    Tempest ist frei nach Shakespeares gleichnamigen Bühnenwerk entstanden.
    Masuzki hat einige Ideen daraus für seinen Film entnommen.
    in dem er die Mitleidskrisis eines Mannes erzählt, der sich gleicherweise durch seinen Beruf und durch seine Ehe überfordert sieht.
    Warum Arsuski shakespeerische Ideen in seinen Filmen übernommen hat, erklärte er bei der Pressekonferenz.
    Ersten, um einen Film zu machen begann er,
    indem man, wie bei Shakespeare, von der Komödie zum Drama, von Musik zur Zauberei wechseln kann.
    Zweitens war er sehr interessiert an dem Vater, der mit seiner Tochter, einem Teenager, auf einer Insel ist.
    Das Ehepaar spielen das berühmte Schauspieler-Ehepaar John Cassavetes und Jenna Rollins, die gefährdenden Brabanden, die um das Glück dieser Ehe kreisen, Susan Sarandon und Vittorio Gassmann.
    Den absoluten Höhepunkt dieser Jubiläumspionale wird dieses Wochenende bringen.
    Woody Allens Sexkomödie einer Midsommarnacht und Stand der Dinge von Wim Wenders stehen auf dem Programm.
    Dann folgen noch als ernstzunehmende Konkurrenten um die Goldenen Löwen, Franco Brussatis Guter Soldat, Christoph Zanussis Imperativ mit Robert Powell und Brigitte Fossé und Blade Runner, ein Thriller mit Harrison Ford in der Hauptrolle.
    Soviel zu den interessantesten Filmen, die im Rahmen des Cinema82 des Hauptwettbewerbs gezeigt werden.
    Sie weisen die Kriterien auf, mit denen Filmbiennale-Leiter Carlo Lizzani seit vier Jahren versucht, einen Wettbewerb für künstlerische Filme aufzubauen.
    Für Kommerzfilme wie beispielsweise Spielwerks ET oder Poltergeist gibt es die Reihe Mittags-Mitternachts.
    Und jetzt gibt's noch einmal Kurzmeldungen.
    Bundeskanzler Kreisky hat heute zu zahlreichen außen- und innenpolitischen Fragen Stellung genommen.
    Zum Thema Nahost kritisierte er neuerlich scharf die Regierung Begin.
    Er wolle mit den heutigen Machthabern in Israel nichts mehr zu tun haben, sagte Kreisky.
    Hätte es seitens Israels eine Verhandlungsbereitschaft gegeben, hätte man in den vergangenen Jahren eine Lösung gefunden.
    Aber in Israel wolle man derzeit den Palästinensern nicht ein Mindestmaß an Existenzberechtigung zu erkennen.
    Ausdrücklich verwies der Bundeskanzler aber darauf, dass Österreich korrekte Beziehungen zu Israel aufrechterhalten werde.
    Zur österreichischen Innenpolitik vertrat Kreisky den Standpunkt, dass Koalitionen, insbesondere eine große Koalition, sehr teuer seien.
    Er sei ein Mann der Zusammenarbeit, aber nicht von vornherein ein Mann der Koalition, formulierte der Regierungschef.
    Im Falle des Verlustes der absoluten Mehrheit der SPÖ möchte Kreisky für eine Koalitionsregierung auch nicht mehr zur Verfügung stehen.
    Wenn die Notwendigkeit einer Koalition bestehe, werde er für seinen Teil die Konsequenzen ziehen.
    Abschließend sagte Bundeskanzler Kreisky, es gehe ihm gesundheitlich gut, er habe den Sommer gut verbracht und fühle sich seinem Alter entsprechend sehr wohl.
    Italien.
    Das ganze Land steht im Banne der Ermordung des ehemaligen Polizeigenerals Dalla Chiesa, der gemeinsam mit seiner Frau und einem Leibwächter in Palermo erschossen worden ist.
    Die Polizei vertritt die Ansicht, die Mörder seien in Mafia-Kreisen zu suchen.
    Dalla Chiesa ist erst vor kurzem als bester Terrorfahnder Italiens nach Palermo versetzt worden, um den Kampf gegen diese Verbrecherorganisation zu leiten.
    Die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend allgemein sonnig und warm mit Nachmittagstemperaturen zwischen 22 bis 27 Grad.
    Das waren also nur noch zwei Meldungen am Ende unseres Samstag-Mittagschanals.
    Wir hören uns dann wieder am Sonntag um 17 Uhr in den Programmen Österreich 1 und Ö3 beim Sonntagschanal.
    Ich verabschiede mich von Ihnen.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Trailer - Im Journal zu Gast: Bundeskanzler Bruno Kreisky - Nahostkonflikt, Innenpolitik, BRD
    Interview: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Fischer, Johannes [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1982.09.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Nachrichten
    Datum: 1982.09.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Wetterbericht
    Datum: 1982.09.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Im Journal zu Gast: Bundeskanzler Bruno Kreisky - Nahostkonflikt, Innenpolitik, BRD
    Interview: Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Nagiller, Rudolf [Gestaltung] , Fischer, Johannes [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r]
    Datum: 1982.09.04 [Sendedatum]
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    Inlandspresseschau: Innenpolitik
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1982.09.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Italien: Mafia-Hintergründe zur Ermordung des Präfenkten von Sizilien Carlo Alberto Dalla Chiesa
    Mitwirkende: Dalma, Alfons [Gestaltung]
    Datum: 1982.09.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD: Deutscher Katholikentag in Düsseldorf
    Einblendung: CDU-Obmann Helmut Kohl, Bundeskanzler Helmut Schmidt
    Mitwirkende: Schulmeister, Paul [Gestaltung] , Kohl, Helmut [Interviewte/r] , Schmidt, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1982.09.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA - Europa: Amerikanische Reaktion auf europäisches Einlenken im Erdgasröhren-Krieg
    Mitwirkende: Emmerich, Klaus [Gestaltung]
    Datum: 1982.09.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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    Inhalt: Nachrichten
    Telephonsperre von der UdSSR
    Mitwirkende: Hörmann, Otto [Gestaltung]
    Datum: 1982.09.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italien - Filmbiennale in Venedig
    Einblendung: Jean Moreau, Paul Mazursky
    Mitwirkende: Baur, Karin [Gestaltung] , Moreau, Jean [Interviewte/r] , Mazursky, Paul [Interviewte/r]
    Datum: 1982.09.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 80er Jahre
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