Mittagsjournal 1976.08.17

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Zunächst aber Nachrichten.
    Verantwortlicher Chef vom Dienst ist Raimund Heller, Sprecher Wolfgang Riemerschmid.
    Libanon.
    Syrische Truppen sind heute früh auf dem Kurort Damdoun im Libanongebirge vorgerückt und bedrohen das Hauptquartier der Muslim-Einheiten in Ale.
    Nach Meldungen des Senders der christlichen Phalangisten haben sich die syrischen Truppen von Sofar aus in Bewegung gesetzt, das fünf Kilometer östlich des Kurortes liegt.
    Nach weiteren Meldungen des Phalangisten-Senders sind neue syrische Panzereinheiten in den Libanon eingedrungen.
    Syrische Einheiten haben gestern, wie gemeldet, die Ortschaft Hamanna, wenige Kilometer nordwestlich von Sofar, besetzt und den Muslim-Truppen den wichtigsten Nachschubweg abgeschnitten.
    Sowjetunion.
    Die sowjetische Parteizeitung Pravda beschuldigt in der heutigen Ausgabe Israel, sich mit der Seeblockade gegen den Nachschub für die Streitkräfte der linken Moslems offen in die Angelegenheiten des Libanons einzumischen.
    Die Pravda schreibt, dies stelle einen neuen, flagranten Aggressionsakt Israels gegen die arabischen Länder dar.
    Sri Lanka.
    Vor den Teilnehmern der Gipfelkonferenz der blockfreien Staaten in Kolombo hat heute der jugoslawische Staats- und Parteichef Tito vorgeschlagen, eine Sondersitzung der Vollversammlung der Vereinten Nationen über die Abrüstungsprobleme einzuberufen.
    Tito schlug Ferner eine internationale Aktion unter der Ägide der UNO zur Lösung der dringendsten Krisen in der Welt vor.
    In seiner Rede rief der letzte überlebende Mitbegründer der blockfreien Staaten, die Konferenzteilnehmer, auf, sich für eine weltweite Entspannung auf allen Gebieten einzusetzen.
    Tito bedauerte es, dass sich die auf der Helsinki-Schlusskonferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa beschlossene Entspannung bisher nur wenig realisiert habe.
    Der jugoslawische Staatschef meinte, grundlegende internationale Probleme könnten nicht mehr länger ohne Beteiligung aller Länder auf der Basis der Gleichberechtigung gelöst werden.
    USA
    In Kansas City wird heute der Republikanische Parteikonvent fortgesetzt.
    Am Rande dieses Kongresses haben die beiden Anwärter für die Präsidentschaftswahl am 2.
    November, Präsident Ford und Ronald Reagan, ihre intensiven persönlichen Gespräche mit den einzelnen Delegierten fortgesetzt, um sich deren Unterstützung zu versichern.
    Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur Associated Press sollen Präsident Ford nur noch drei Stimmen der benötigten 1.130 Delegiertenstimmen für seine Nominierung als republikanischer Präsidentschaftskandidat fehlen.
    Ronald Reagan hält derzeit bei einem Stand von 1.036 Stimmen.
    Von den insgesamt 2.259 Delegierten haben sich bis jetzt 96 noch nicht entschieden.
    Die Erklärung des New Yorker Senators James Buckley, er wolle sich nicht als dritter Mann um eine Kandidatur bewerben, hat eine gewisse Klärung der Situation herbeigeführt.
    Großbritannien.
    Die lang anhaltende Hitzeperiode der vergangenen Monate hat die Behörden in London veranlasst, Möglichkeiten eines Trinkwasserimports aus Skandinavien zu erwägen.
    Das Ausbleiben von Niederschlägen wird wahrscheinlich wieder zu Massen-Notschlachtungen von Rindern führen, da der Salzgehalt der Flüsse, die mit dem Meer verbunden sind, enorm gestiegen ist.
    Die letzten Wasserreserven gehen zur Neige.
    Im Raum Süd Wales wurde bereits die Wasserversorgung für mehr als eine Million Haushalte in den Nächten unterbrochen.
    Österreich.
    Der Arbe hat heute Vormittag in Wien eine Diskussion zur Frage Moped-Führerschein ja oder nein abgehalten, bei der Vertreter von Handel und Industrie, der Behörden und Exekutive, des Kuratoriums für Verkehrssicherheit und Journalisten ihre Meinung zu einer gesetzlichen Neuregelung äußerten.
    Dabei ergab sich eindeutig der Wunsch nach einer Führerscheinpflicht für die Benützer von Mopeds, die mit mehr als 40 Kilometer in der Stunde unterwegs sein wollen.
    Nach Ansicht des Arbe soll nicht weiterhin ein großer Teil der Mopedfahrer, darunter vor allem Jugendliche, gegen die gesetzlichen Bestimmungen handeln oder handeln müssen, da es mehr als 70 Prozent der rund 400.000 Mopeds in Österreich gibt, die schneller als 70 Kilometer in der Stunde fahren können.
    Vereinte Nationen.
    In einer Verhandlungsrunde der Seerechtskonferenz in New York, die sich mit dem Zugangsrecht der Binnenstaaten zum Meer und mit Transitfragen beschäftigt, konnte eine wichtige Annäherung der Standpunkte erzielt werden.
    Demnach sollen Binnenstaaten künftig hin grundsätzlich das Recht des freien Zugangs zum Meer und die damit zusammenhängende Transitfreiheit erhalten.
    Nähere Einzelheiten müssen erst in bilateralen und regionalen Vereinbarungen festgelegt werden.
    Die für heute geplante Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen über den griechisch-türkischen Ägäis-Streit ist verschoben worden.
    Dadurch sollen weitere inoffizielle Konsultationen ermöglicht werden.
    Der Termin für die nächste Sitzung sei vom Ergebnis dieser Konsultationen abhängig, erklärte der japanische Ratspräsident.
    Philippinen.
    Mehr als 250 Menschen sind heute durch ein neues, schweres Erdbeben, das die südlichen und mittleren Teile der Inselgruppe heimsuchte, getötet worden.
    Die Katastrophe ereignete sich etwa zwei Stunden nach dem jüngsten Beben in Mittelchina.
    Das Epizentrum der Erdstöße auf den Philippinen lag etwa 1000 Kilometer südlich von Manila.
    Staatspräsident Marcos hat heute die Insel Mindanao und den Sulu Archipel, die beide vor kurzem von einem Erdbeben heimgesucht worden waren, zu Notstandsgebieten erklärt.
    Durch dieses Beben kamen 175 Menschen ums Leben.
    Guadeloupe.
    Auf der französischen Karibik-Insel ist in den gestrigen Abendstunden der Gipfel des seit März aktiven Vulkans Soufrière von einer schweren Explosion erschüttert worden.
    Die teilweise starken Erdstöße, die den Boden im Umkreis von mehr als 30 Kilometer zum Beben brachten, haben den Gouverneur der Insel dazu veranlasst, die auf Beobachtungsposten befindlichen Vulkanologen und Techniker abzuziehen und mit einem Schiff der französischen Marine in Sicherheit zu bringen.
    Bereits vor einiger Zeit wurden 72.000 Menschen aus dem Gefahrengebiet evakuiert.
    Japan.
    Der ehemalige Ministerpräsident Tanaka wurde heute gegen eine Kaution von 200 Millionen Yen, das sind umgerechnet rund 12 Millionen Schilling, nach 21-tägiger Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt.
    Die Staatsanwaltschaft von Tokio hatte gestern Anklage wegen passiver Bestechung gegen Tanaka erhoben.
    Der 58-jährige ehemalige Regierungschef war am 27.
    Juli unter der Beschuldigung verhaftet worden, 500 Millionen Yen, das sind 30 Millionen Schilling, an Bestechungsgeldern der amerikanischen Lockheed-Flugzeugwerke von der japanischen Handelsfirma Marubeni erhalten zu haben.
    Die Staatsanwaltschaft erhob auch Anklage wegen Verstoßes gegen das Devisen- und Außenhandelskontrollgesetz.
    Für den Anklagepunkt Bestechung beträgt in Japan die Höchststrafe fünf Jahre Haft.
    Sowjetunion
    Der spanische Arbeiterführer Camacho hält sich derzeit zu einem Besuch in Moskau auf, um die Arbeit der sowjetischen Gewerkschaften kennenzulernen.
    Camacho will nach eigenen Angaben die Regierung in Madrid ersuchen, die Schaffung eines einheitlichen Gewerkschaftsbundes für die 13 Millionen spanischen Arbeitnehmer zu genehmigen.
    USA.
    Das Laboratorium des Lande-Roboters der amerikanischen Planetensonde Viking 1 hat ein neues Experiment zur Erforschung des Marsbodens nach Spuren von organischem Leben begonnen.
    Das Experiment besteht darin, dass in dem Laboratorium eine Bodenprobe durch Erhitzung sterilisiert wird.
    Sollten in der Probe nach der Sterilisierung nicht mehr die gleichen chemischen Prozesse auftreten wie vorher, dann könnte daraus geschlossen werden, dass die ursprünglichen chemischen Veränderungen durch Mikroorganismen hervorgerufen worden sind.
    Ein Ergebnis des Versuches wird für kommenden Montag erwartet.
    Inzwischen warnten die Wissenschaftler in Pasadena ihre Aufmerksamkeit wieder der Schwestersonde Viking 2 zu, die zur Vorbereitung der für Anfang September geplanten neuen Roboterlandung Gebiete der nördlichen Mars-Halbkugel fotografiert hat.
    Mitglieder einer anglo-amerikanischen Expedition haben in den Höhlen von Los Tayos im Dschungel vorgeschichtliche Kultgegenstände gefunden, deren Alter auf rund 3.800 Jahre geschätzt wird.
    Die Expedition unter Leitung des amerikanischen Astronauten Neil Armstrong, der 30 Wissenschaftler und Forscher angehörten, drang etwa fünf Kilometer in die Höhlen vor.
    Der Eingang der Höhle war erst vor drei Jahren entdeckt worden.
    Das waren die Meldungen.
    Das war's.
    Tschüss.
    Und nun zum Wetter.
    Die Wetterlage.
    Der Alpenraum liegt nach wie vor im Bereich des flachen Mittelmeertiefs, sodass das unbeständige Wetter in unserem Bundesgebiet andauert.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh überwiegend stark bewölkt, lediglich im Nordosten Aufheiterungen.
    Strichweise Regen, örtlich auch Gewitter.
    Schwache bis mäßige Winde aus uneinheitlichen Richtungen.
    Nachmittagstemperaturen 17 bis 23 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht 9 bis 14 Grad.
    Die Wetteraussichten für morgen Mittwoch, wechselnde, vielfach auch starke Bewölkung, lediglich am Morgen und in den frühen Vormittagsstunden gebietsweise heiter.
    Örtlich wieder Regenschauer oder Gewitter.
    Winde meist aus West bis Nord.
    Tageshöchsttemperaturen 18 bis 23 Grad.
    Die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkig 22 Grad Nordwestwind 10 Kilometer in der Stunde.
    Eisenstadt wolkig 22 Grad Nordwind 15 Kilometer.
    Linz bedeckt Gewitter 14 Grad Nord 5.
    Salzburg bedeckt 15 Grad Süd 5.
    Innsbruck bedeckt, Regen 16°, Wind still.
    Bregenz bedeckt, 17°, Nord 3°.
    Graz bedeckt, 16°, Wind still.
    Und Klagenfurt bedeckt, leichter Regenschauer, 16°, Ostwind, 3 km in der Stunde.
    Es ist jetzt die drei Minuten viertel eins.
    Die Minderheitenfrage und das Verhältnis zwischen Mehrheits- und Minderheitsbevölkerung in Kärnten bleiben auch weiterhin Mittelpunkt der innenpolitischen Diskussionen.
    Hat der Bundeskanzler Kreisky bei seiner gestrigen Pressekonferenz an alle Kärntner im Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen um die Einweihung eines Denkmals in Kärnten neuerlich und eindringlich appelliert,
    Alles zu vermeiden, was weitere Unruhe im Land stiften könnte und dabei gleichzeitig eine Untersuchung dieser Vorfälle angekündigt, war dieses Thema auch heute bei der heutigen Sitzung des Ministerrates zur Sprache gekommen.
    Neben dem Thema Kärnten nahm auch Justizminister Broda zu Fragen der Herbstarbeit in seinem Ressort und zur Haltung der ÖVP in Sachen Scheidungsreform Stellung.
    Vor kurzem hat der ÖVP-Justizsprecher Hauser neuerlich seine Auffassung deponiert, die geplante Scheidungsreform müsse auf jeden Fall eine sogenannte immaterielle Härteklausel enthalten.
    Erich Aichinger berichtet.
    Die jüngsten Vorfälle in Kärnten, wo es bei der Weihe eines Abwehrkämpferdenkmals in St.
    Kantian zu Ausschreitungen gekommen ist, haben heute auch die Regierung in der Ministerratsvorbesprechung beschäftigt.
    Noch hat der Bundeskanzler zwar nicht den von ihm angeforderten Bericht über die Ausschreitungen, in deren Verlauf junge Slowenen kurzfristig festgenommen wurden, doch deutete Kreisky heute an, dass man in Hinkunft derartige Veranstaltungen auch ganz verbieten könne.
    Kreisky?
    Ich sage aber ganz offen, dass uns die Ruhe in Kärnten wichtiger ist und die Ruhe in Österreich wichtiger ist, als ein paar Kundgebungen, die geeignet sind.
    diese Ruhe ernst nicht zu gefährden.
    Wir haben genug Geduld gehabt.
    Ich werde dafür jedenfalls eintreten, dass wenn nicht der Appell genügt, dass man seitens der Exekutive die Maßnahmen trifft, die gesetzlich möglich sind, um halt diese ewigen Auseinandersetzungen zu vermeiden.
    Das heißt also konkret Verbot solcher Veranstaltungen?
    Wenn es notwendig ist, wird man auch das jedenfalls zu überlegen haben.
    Die rechtliche Deckung für eine derartige Maßnahme sieht Kreisky im Vereins- und Versammlungsrecht.
    Der Bundeskanzler ließ auch offen, ob nicht schon die für den 5.
    September geplante Enthüllung eines Partisanendenkmals in Kärnten durch entsprechende gesetzliche Maßnahmen unterbunden werden könnte.
    Innenminister Rösch hat an der heutigen Sitzung des Ministerrats wegen Urlaubs nicht teilgenommen.
    Bundeskanzler Kreisky betonte, dass er mit dem Innenminister noch ausführlich über dieses Thema sprechen werde.
    Justizminister Broder wurde dann mit dem vom Justizsprecher der ÖVP präsentierten Position der Großen Opposition für die Herbstverhandlungen im Parlamentarischen Justizausschuss konfrontiert.
    Zur Äußerung Hauses, die ÖVP trete bei der Scheidungsreform in Sonderfällen für die Beibehaltung einer immateriellen Härteklausel ein,
    Also auch nach dem in der Regierungsvorlage genannten Zeitpunkt von fünf Jahren soll ein Widerspruch eine Scheidung in Sonderfällen, wie gesagt, verhindern können, sagt die Justizministerbroder, die Beibehaltung einer solchen Härteklausel sei nicht im Interesse der Rechtssicherheit, auch nicht im Interesse der schutzbedürftigen Frauen.
    Also notfalls ein Alleingang der Regierungspartei?
    Ich habe in den letzten sechs Jahren gesehen, dass es in einem Zeitpunkt, wo die Verhandlungen im Justizsausschuss überhaupt noch nicht aufgenommen sind, gar keinen Sinn hat, apodiktische Erklärungen abzugeben.
    der Position des Herrn Dr. Hauser auch in diesem Punkt nur entgegensetzen, dass ich ganz fest überzeugt bin, dass wir uns in der Scheidungsreform finden werden.
    Wir werden eine Konsenslösung finden und die Frage ist viel zu wichtig, als dass man darauf verzichten könnte.
    Und man kann auch diese Frage, die jetzt für so viele Mitbürger von Bedeutung ist, auch nicht mehr allzu lange unerledigt lassen.
    Dazu besteht auch keine Notwendigkeit.
    Und ich bin zuversichtlich, dass sich die österreichische Volkspartei
    und dass wir die österreichische Volkspartei davon überzeugen werden, dass die österreichische Volkspartei nicht zurückbleiben sollte, etwa zwischen ihren deutschen Schwesterparteien, ich tue sonst nicht ausländische Beispiele heranziehen, aber die übergroße Mehrheit der CDU und auch der sehr konservativen CSU,
    hat sich für eine Regelung entschieden, und zwar im April dieses Jahres, die der Unseren entspricht, dass nämlich nach einer fünfjährigen Dauer der Auflösung der häuslichen Gemeinschaft nicht mehr eine neue Frist oder neue Unsicherheit gesetzt werden.
    Positiv äußerte sich Broder zu einer anderen Idee des ÖVP-Justizsprechers.
    Ohne dass der Staat seinen Strafanspruch aufgebe, sollten durch die eingebrachten Geldstrafen zivilrechtliche Ansprüche der durch eine Straftat Geschädigten sichergestellt werden.
    Seit der Strafrechtsreform mit ihrem Prinzip der Zurückdrängung kurzer Freiheitsstrafen zugunsten von Geldstrafen hat sich das Aufkommen nach Broda mindestens verdoppelt.
    Einnahmen des Staates aus diesem Titel 100 bis 200 Millionen Schilling im Jahr.
    Dafür werden allerdings andererseits Vollzugskosten für die Häftlinge eingespart.
    Broda zur ÖVP-ID
    könnte mir fürs Erste jetzt vorstellen, das werden wir uns überlegen im Justizministerium, dass wir vielleicht eine Regelung finden, das wäre aber auch Neuland, wie wir es beim Unterhaltsvorschussgesetz gefunden haben, nämlich, dass der Staat dann die Eingänge aus den Geldstrafen zur Verfügung steht, wenn
    Exekution oder Eintreibung der Schadenersatzbeträge beim Rechtsbrecher vergeblich bleibt, dann aber der Anspruch, der dem Geschädigten zusteht, auf den Staat übergeht und der Staat eben sehen muss, dass er mit seinen größeren Mitteln sozusagen auf den zweiten Satz die Beträge hereinbringt.
    weitere Vorstellung des Justizministers, man sollte prüfen, ob nicht der Strafrichter entgegen der derzeitigen Praxis verstärkt über Zivilansprüche selbst entscheiden könnte.
    Soviel aus dem Pressefoyer nach der heutigen Ministerratssitzung und damit zurück zum Studio des Mittagsjournals.
    Danke Erich Eichinger für diesen Direktbericht und wir setzen fort mit der Presseübersicht.
    In der sozialistischen Grazer Neuenzeit befasst sich Helmut Gries mit den Kärntner-Minderheiten-Problemen.
    Anlass hierfür ist der gestrige Appell von Bundeskanzler Kreisky, gegenseitige Provokationen zu unterlassen.
    Gries schreibt, viel weiter kann ein Politiker in einem demokratischen Staat, der auf obrigkeitliche Einschränkungen der Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit verzichten will, nicht mehr gehen.
    Kreisky hat sich gleichzeitig nicht gescheut, einen besonderen Aspekt der Kärntner Vorfälle anzuschneiden.
    Seine Ankündigung, dass er die Vorfälle von St.
    Kantian bereits heute im Ministerrat zur Sprache bringen wolle und dass er eine genaue Untersuchung verlange, beweist jedenfalls, dass er den Beschwichtigungserklärungen, wie sie in diesem Zusammenhang bisher in Kärnten von Sicherheitsdirektion und Gendarmerie abgegeben wurden, nicht vorbehaltlos glaubt.
    Mit den Ausführungen des Bundeskanzlers zur Kärntner Minderheitenfrage bei der gestrigen Pressekonferenz in Wien befasst sich nicht nur die sozialistische Grazer Neuzeit, sondern auch das ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Dort meint Walter Salzmann, es wäre nicht Kreisky, hätte der Kanzler nicht mit Freuden den Ball aufgefangen, der ihm geworfen wurde.
    Bestärkt durch die Parteieneinigung über die Volkszählung besonderer Art, konnte der gute Onkel Bruno das verordnen, was ihm würdig war.
    «Kärnten braucht Ruhe», dozierte der Onkel, die Hand am Puls des Landes.
    Und dass er von Provokationen nichts halte und überdies gar einen Bericht über Sankt Kantian anfordern werde, war genau das, was das Volk noch hören wollte, meint Walter Salzmann im ÖVP-Organ Neues Volksblatt.
    Mit einem anderen Thema der gestrigen Kreisky-Pressekonferenz, nämlich den Spannungen zwischen der Wiener SPÖ und den sozialistischen Bundesländerorganisationen, setzen sich mehrere Kommentatoren auseinander.
    Sie beziehen sich dabei auf eine auf den oberösterreichischen SPÖ-Chef Hartl gemünzte Äußerung des Kanzlers, wonach sich niemand durch Aktionen gegen Wien als Landespolitiker profilieren könne.
    In den Salzburger Nachrichten schreibt dazu Gerhard Steininger.
    Der oberösterreichische Landesparteiobmann Rupert Hartl, dem der Kreisgerüffel im Besonderen galt, ist immerhin Mitglied des Bundesparteivorstandes.
    Allein das scheint ihm unserer Auffassung von innerparteilicher Demokratie das Recht zu geben, zu Vorgängen innerhalb einer so wichtigen Teilorganisation der SPÖ, wie sie die Wiener Stadtpartei darstellt, Stellung zu nehmen.
    Vor allem aber, Hartl hat auch quasi moralische Legitimation, sein Unbehagen an der verfilzten, versteinerten und nicht immer demokratischen Struktur der Wiener SPÖ mitzuteilen.
    Zum Unterschied von seinem Wiener Kollegen Leopold Graz hat nämlich der Landesparteiobmann Hartl in seiner Organisation Ordnung geschaffen.
    Erst wenn er auch dies zustande gebracht hat, darf sich Graz, dem Kreisky jetzt Hilfe leistete, über Bundesländerkritik mockieren.
    Ähnlich kritisch wie die Salzburger Nachrichten äußert sich auch der Kurier zum gleichen Thema.
    In einem Kommentar von Peter Rabel liest man zur Hartl-Kritik an der Wiener SPÖ.
    Das ist für Kreisky ein Versuch, als Landespolitiker auf Kosten Wiens Profil zu gewinnen.
    So etwas mache nicht einmal mehr die ÖVP.
    Es sei zumindest merkwürdig.
    Und er fragte extra nach, ob das deutlich genug war.
    Es war.
    In der offenen Partei SPÖ gehen die Rollläden herunter, wenn die Wiener Genossen kritisiert werden.
    Resümiert Peter Rabel im Kurier.
    Zum Abschluss noch einige Stellungnahmen zum dritten Hauptthema der gestrigen Kreisky-Pressekonferenz, der Kabinettsumbildung.
    Dazu schreibt Walter Rahming in der Kärntner Volkszeitung.
    An die Ballade des Lügenbarons Münchhausen, der sich am eigenen Schopf aus sumpfiger Landschaft zog, erinnert Österreichs Regierungstribüne.
    Da trat gestern der Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky vor sein Volk hin und verkündete eine Regierungsumbildung, die er hoch selbst als eine Sphinx ohne Rätsel benamste.
    Der Beifall gebührte Kreisky zweifellos wieder einmal dafür, wie er es versteht, das Wiener Kabinett mit dem Flair einer künftigen Wählerkoalition zu garnieren.
    In der Tiroler Tageszeitung meint Hans Thür.
    Kreiskis Kabinettsumbildung zeigt zwar seine Geschicklichkeit, aber auch seine Grenzen.
    Die eigentlichen personellen Schwachstellen seiner Mannschaft konnte er nicht eliminieren.
    Er hat sich sogar deren zwei neue dazu eingehandelt.
    Thür nennt hier die Namen Weißenberg und Heiden.
    Die kommunistische Volksstimme schließlich kritisiert die Aufnahme des nichtsozialistischen Sektionschefs Paar in die Regierung, wenn sie schreibt.
    Wir meinen, da zeigt sich augenfällig, dass sich diese Regierung immer weiter nach rechts öffnet und nach links abkapselt.
    Links, das ist in diesem Fall sogar die eigene Partei.
    Die kleinen SPÖ-Funktionäre dürfen laufen, kassieren, Flugzettel verteilen, den Wahlsieg vorbereiten.
    Wenn er errungen ist, dann ist er nicht mehr der Ihre.
    Ministrabel sind dann die anderen.
    Das also war die Presseübersicht von Hans Langsteiner zusammengestellt.
    Bundeskanzler Kreisky hat gestern seine neue Ministerliste vorgestellt.
    Die Regierungsumbildung brachte keine Überraschungen.
    Der Bundeskanzler wird Staatssekretär Heiden für das Landwirtschafts, Sektionschef Paar für das Außen und Präsident Weißenberg für das Sozialministerium als Nachfolger der Minister Weiß, Bielka und Heuser im Parteivorstand am 9.
    September vorschlagen.
    Mit dem zukünftigen Landwirtschaftsminister Günther Heiden spricht nun Hans Adler.
    Herr Staatssekretär Heiden, Sie übernehmen das Landwirtschaftsressort in Österreich in einer Zeit gewisser Umstellungen auf dem Agrarweltmarkt.
    Die Zeit der großen Getreide- und Zuckerüberschüsse ist anscheinend vorbei und Selbstversorgung ist wieder drum.
    Was sind Ihre Nahziele?
    Ja, zunächst glaube ich nicht, dass die Zeit einer relativ hohen Produktion zumindest im Bereich der europäischen Industriestaaten vorbei ist.
    Aber ganz abgesehen davon sollten wir glücklich sein, dass wir in unserem Lande eine verhältnismäßig hohe Eigenversorgung haben.
    Ich glaube, das ist aus einer Vielzahl von Gründen gut, wenn dieser Zustand in einigen Bereichen der Produktion auch zu Schwierigkeiten führt.
    Die Zielsetzung der Agrarpolitik der Bundesregierung kommt ja in der Regierungserklärung sehr deutlich zum Ausdruck.
    Ich glaube, es geht darum,
    dass wir die Einkommen der bayerlichen Familien durch eine ausgewogene Produktionsmarkt- und Preispolitik weiter verbessern.
    Große Sorge macht uns natürlich
    die Verbesserung der Agrarstruktur, die möglichst harmonisch vor sich gehen sollte.
    Wir müssen die Betriebe rationalisieren.
    Ein Schwerpunkt der Agrarpolitik wird zweifellos die Förderung der zwischen- und überbetrieblichen Zusammenarbeit sein.
    Für den Bereich der Forstwirtschaft wird diese Frage derzeit hier in Klagenfurt anlässlich des gegenwärtigen Symposiums diskutiert.
    Was wir weiter dringend brauchen, ist der weitere Ausbau der ländlichen Infrastruktur, im Besonderen der Verkehrswege.
    Und nicht zuletzt müssen wir uns auch um die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten ganz besonders kümmern, denn davon hängt ja auch ab, inwieweit unsere Landwirte mitgehen, wenn es darum geht, Veränderungen herbeizuführen.
    Sie sind vor allem als Forstmann in die Regierung bzw.
    in das Landwirtschaftsministerium als Staatssekretär eingezogen und haben seither eigentlich hauptsächlich im Gebiet der Bergbauernförderung und auf dem Forstwesen gearbeitet.
    Ist das nicht ein gewisses Handicap, wenn Sie nun im Ressort
    auch alle anderen Agenten übernehmen sollen?
    Ja, so sehe ich das nicht.
    Es war durchaus natürlich, dass ich mich besonders mit den Fragen des Forstwesens beschäftigt habe.
    Die Bergbauernpolitik und damit die Frage, die darin besteht, die Einkommensdisparitäten zwischen Berggebieten und begünstigsten Gebieten
    abzubauen, die war mir natürlich ganz besonders gestellt, aber ich muss sagen, ich habe unter Herrn Bundesminister Dr. Weiß die Möglichkeit gehabt, in allen Bereichen der Agrarpolitik, wie ich glaube, maßgeblich mitzutun und dafür bin ich dem Minister sehr dankbar.
    Man hat Ihnen anlässlich Ihres Eintrittes ins Landwirtschaftsministerium eine gewisse Kontaktschwäche vor allem zur bäuerlichen Bevölkerung nachgesagt.
    Haben Sie inzwischen Gelegenheit gehabt, das zu korrigieren?
    Sind Sie mit Bauern zusammengekommen und wie ist Ihr Kontakt nun?
    Ihr neuer Staatssekretär hat ja gestern auch sich selbst angeboten als besonderer Kontaktmann, weil er selber Bauer ist, zur bäuerlichen Bevölkerung.
    Werden Sie das ausnützen?
    Brauchen Sie diesen Kontakt?
    Inwieweit mich der künftige Staatssekretär unterstützen wird, darüber werden wir noch zu reden haben.
    Ich möchte mich selbst nicht qualifizieren und über mich selber gar nichts sagen, aber eine Feststellung darf ich treffen.
    Ich glaube, zu jenen Bundespolitikern zu zählen,
    die sehr intensiv und ich möchte fast sagen unentwegt Woche für Woche auch draußen waren und die dafür gesorgt haben, die ständige Verbindung mit den Menschen herzustellen, für die Politik gemacht werden soll.
    Ihr Staatssekretär ist vor allem Bauer.
    Werden Sie diese Möglichkeit, die Ihnen damit geboten wird, den bäuerlichen Praktiker im eigenen Ministerium zu haben, ausnutzen und eventuell ihm andere Ressorts geben, als Sie jetzt als Staatssekretär haben?
    Also, dass Sie eventuell die Forste und die Bergbauern mit in Ihre Arbeit nehmen und dafür Ihrem Staatssekretär ein anderes Ressort geben?
    Natürlich wird die Arbeitseinteilung eine andere sein.
    Der Ressortchef hat nach unserer Verfassung die Verantwortung für den gesamten Bereich und daher ist es ja ganz selbstverständlich, das war auch bisher nicht anders, dass der Minister für den ganzen Bereich mit tätig ist.
    Aber ich bin überzeugt,
    dass die praktische Erfahrung, die Herr Schober mitbringt, überaus nützlich sein wird und es wird reichlich Arbeit für ihn vorhanden sein.
    Dankeschön Herr Staatssekretär.
    Noch Staatssekretär Haydn im Gespräch mit Hans Adler.
    Es ist in wenigen Sekunden halb eins.
    Die Erde kommt nicht zur Ruhe in diesem Sommer.
    Erdbebenkatastrophe vor dreieinhalb Monaten in Norditalien.
    Auf der französischen Karibikinsel Guadeloupe raucht der Vulkan Soufrière und man rechnet zu jeder Stunde mit einem gewaltigen Ausbruch nach ersten Explosionen.
    Auch aus Ostasien werden täglich, fast täglich Erdbebenmeldungen registriert.
    Bereits am 28.
    Juli wurde aus Nordostchina ein schweres Beben gemeldet im Gebiet der Städte Peking, Tianjin, Tangshan.
    Gestern nun schlugen in den seismologischen Anstalten erneut die Anzeigegeräte aus.
    Ein Erdstoß der Stärke 7,2 nach der Richterskala ging von der südostchinesischen Provinz Sichuan aus.
    Und auch auf den Philippinen bebt die Erde.
    Dazu Einzelheiten von Hans Heine aus Hongkong.
    Anscheinend, nordwestlich von Peking, von einem gewaltigen Erdstoß erschüttert wurde, ist die fernöstliche Region zwischen Peking und Südchina noch nicht wieder zur Ruhe gekommen.
    Zwar konnten heute die nach Cannes und Hongkong evakuierten Angehörigen der diplomatischen Vertreter in Peking wieder in die chinesische Hauptstadt zurückkehren.
    Gleichzeitig aber wurden die philippinische Insel Mindanao und das Gebiet zwischen den chinesischen Provinzen Sichuan und Kanzu von neuen Beben erschüttert.
    Das Mindanao-Beben wurde nach der Richterskala dem Maßstab für die schwere von Erderschütterungen mit 8 gemessen.
    das neue südchinesische Beben mit 6,8, während die philippinischen Behörden die Zahl der Toten mit 200 Angaben liegen aus China keinerlei Angaben über Tote oder Beschädigungen vor.
    Das königliche britische Observatorium in Hongkong erklärte heute, es habe aus China auch keinerlei Hinweise auf neue Erdbebenwarnungen erhalten.
    Reisende, die während der letzten beiden Tage von China aus Hongkong eintrafen, hatten von solchen Warnungen und von Toba-Alarmen in der chinesischen Provinz Canton berichtet, die direkt an Hongkong grenzt.
    Die Flugsrepublik China hat bis heute auch keine detaillierten Angaben über Verluste und Schäden des Tangshan-Bebens gemacht.
    Offizier wurde lediglich erklärt, es habe schwere Schäden an Menschen und Einrichtungen gegeben, so jedenfalls lautet die Formulierung der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur.
    Statistisch sei zwar der zeitliche Abstand zwischen den schweren Bieben sehr groß, heißt es in Hongkong, aber Erdbeben neigt nun einmal dazu, wenn sie auftreten, in Geballterfolge aufzutreten.
    Leichtere Beben wurden in den vergangenen zwei Tagen auch im Gebiet von Canton registriert, das nur knapp 200 Kilometer von Hongkong entfernt liegt.
    Unter den chinesischen Bauern der New Territories, jener Region der britischen Grundkolonie, die unmittelbar an China grenzt, ist seitdem die Furcht gewachsen, ebenfalls von einem Erdbeben getroffen zu werden.
    Gruppen von Bewohnern campieren nur noch in Felden und wagen sich nicht mehr in ihre leicht gebeuten Häuser.
    wie heute Lebensmittel und vor allen Dingen Taschenlampen und Batterien.
    Während vor zwei Tagen eine komplette Taschenlampe dort noch für vier Hongkong-Dollar etwa 40 Schillingen zu haben war, kostet sie heute bereits das Doppelte.
    Das Observatorium von Hongkong hat seit heute Morgen auch einen besonderen Erdbebenwarnwinst eingerichtet, obwohl, wie der Leiter des Instituts versicherte, Hongkong in einer Region nur geringer Erdbebengefährdetung liege und das letzte im Jahre 1969 in der Kronkolonie aufgetretene schwerere Beben lediglich Lampen zum Schwingen, Flüssigkeiten zum Schwappen und Türen zum Zuschlagen gebracht habe.
    Soviel also von Hans Heine aus Hongkong und wir bleiben beim Thema Naturkatastrophen.
    Vor rund dreieinhalb Monaten am 6.
    Mai um 9 Uhr Abend hat ein erdbebenweite Teile der oberitalienischen Region Friaul fast völlig zerstört.
    Etwa 1000 Menschen waren dabei ums Leben gekommen, hunderttausende wurden obdachlos.
    Eine der Städte, die von dem Beben schwer heimgesucht wurde, ist Gimona, eine Stadt an der Hauptstraße zwischen Tarvis und Udine.
    Eugen Freund hat Gimona am Tag nach dem Beben besucht.
    Und auch jetzt, dreieinhalb Monate später, war er in Gimona.
    Seine Eindrücke schilderte er im folgenden Bericht.
    Gimona, drei Monate nach der Stunde Null.
    Die Stadt ist der Trümmerhaufen geblieben, zu dem sie am 6.
    Mai dieses Jahres geworden ist.
    Damals um 9 Uhr am Abend haben mit einem Schlag tausend Menschen ihr Leben und hundertmal mehr ihr Hab und Gut verloren.
    Die Toten sind mittlerweile begraben.
    Den Überlebenden geht's schlimmer.
    Sie haben noch immer kein festes Dach über dem Kopf.
    Noch immer hausen 70.000 Menschen in Zelten, nur wenige in Holzhäusern, die eher lieblos hingestellten Bauhütten ähneln als menschenwürdigen Unterkünften.
    Wer nicht im Zelt wohnt, in den Baracken, in Wellblechhäuschen, hat sich zu Hause einquartiert.
    Zu Hause, ein Ausdruck für eine Zufluchtstätte, die nur deshalb dieses Attribut verdient, weil sich der Standort nicht verändert hat.
    Zum Teil müssen die Kellerräume als Unterkünfte herhalten.
    Das Dach, früher eben ein oder zwei Stockwerke darüber, ist jetzt provisorisch über den Trümmern aufgestellt worden.
    Wenn es regnet, und so viel wie heuer hat es hier schon lange nicht mehr geregnet, soll wenigstens der Keller trocken bleiben.
    Apropos trocken.
    Überall sieht man Nylonplanen, fast jedes Zelt ist damit umhüllt, die Dächer sind zusätzlich damit abgedeckt.
    Was immer geschützt werden muss, wird mit diesen Planen eingewickelt.
    Verschnürt für später.
    Fährt man langsam durch die Stadt, wird man nicht den Eindruck los.
    Die viel gepriesene Improvisationskunst der Italiener hat hier versagt.
    Natürlich, kein Mensch muss auf der Straße schlafen, aber wieder Herstellungsarbeiten scheinen nur schleppend vor sich zu gehen.
    Lediglich dort, wo an Häusern nur kleine Schäden, kleine Löcher von wenigen Quadratmetern entstanden waren, sind diese zugemauert worden.
    Viele Häuser sind, wenn es nicht ohnehin das Beben besorgt hat, dem Erdboden gleichgemacht.
    Das Krankenhaus, von dem es unmittelbar nach der Katastrophe vom 6.
    Mai geheißen hat, es muss niedergerissen werden, wird wiederhergestellt.
    Der Neubau, noch nicht bezogen, wird restauriert.
    Was noch ins Auge sticht?
    Ein Kind sitzt am Rande eines Schutthaufens an der Straße.
    Zuerst denke ich, es unterhält sich an den vorbeifahrenden Autos.
    Beim Näherkommen wird es deutlicher.
    Das Kind, es ist ein Mädchen von neun oder zehn Jahren, hält eine Zeichnung in die Höhe.
    Mit schwarzen Strichen ist das Drama dieser Stadt gezeichnet, wird das Bild Pfeil geboten.
    Ein zertrümmertes Haus, ein paar Steine, sonst nichts.
    So sieht das Kind seine Stadt.
    Nur wer nicht selbst gesehen hat, wie diese Kinder fast noch mehr als ihre Eltern vor dem Nicht stehen, wird sagen, hier wird mit dem Beben Geschäft gemacht.
    Geschäft machen nur jene, die ihre Läden am Straßenrand, ihre Verkaufsstände wieder geöffnet haben.
    Der Strom jener, die die Straße Tarwiz-Udine benutzen, um ans Meer zu fahren, scheint ungebrochen.
    Und auch der Strom jener Leute, die in eben diesen Läden einkaufen, was traditionellerweise gekauft wird.
    Schuhe, Lederwaren, Keramik.
    Die Straßen sind längst repariert, waren früher Brücken nur über Stufen zu basieren, gewisse Abschnitte von Felsen zerschlagen, Ränder abgebröckelt, ist davon nun nichts oder fast nichts mehr zu sehen.
    Dem Moloch-Tourismus hat man offenbar schneller helfen können als den Obdachlosen von Gemona.
    Zu viel von Eugen Freund.
    Für morgen erwarten wir ein Gespräch mit dem Bürgermeister von Gemona.
    Was dem einen zu viel ist, dem anderen zu wenig, denn im Gegensatz zu Italien fehlt in Großbritannien der Regen.
    Deshalb denkt man jetzt dort ernstlich daran, Trinkwasser aus Skandinavien zu importieren, nachdem kein Ende der ersten Trockenheit seit dem Jahre 1727 abzusehen ist.
    Es werden, wie in London bekannt wurde, Pläne studiert, mit riesigen Tankern Trinkwasser nach Großbritannien zu transportieren.
    Sollte es auch im Herbst nicht genügend Regen geben, dann steht den Briten ein harter Winter ins Haus.
    Nicht nur die häuslichen Wasserhähne werden spärlich fließen, auch die Industrie muss mit schweren Rückschlägen rechnen.
    Für die britische Landwirtschaft ist dieser Sommer ohne dies bereits zur Katastrophe geworden.
    Nun aber stehen vielleicht Massen-Not-Schlachtungen von Rindern bevor.
    Durch die Trockenheit ist auch der Salzgehalt zahlreicher durch die Gezeiten mit dem Meer in Verbindung stehender Flüsse drastisch gestiegen.
    Sie hören Heinz Beer an.
    In Shakespeare's Was Ihr Wollt steht der schöne Satz, denn der Regen, der regnet jeglichen Tag.
    Wohlgemerkt in Was Ihr Wollt, nicht in der harten Wirklichkeit dieses ewig trockenen Sommers.
    Die Wettermacher haben für die nächsten vier Wochen vorausgesagt, fast überall auf den britischen Inseln trockenes, antizyklonisches Wetter.
    Ein oder zwei kurze Unterbrechungen mögen eintreten, Ende August oder Anfang September.
    Aber die Temperaturen werden überdurchschnittlich sein.
    Regenfälle werden überhaupt unter Durchschnitt.
    Also erst in der zweiten September Hälfte besteht Hoffnung auf die herrliche Abkühlung und auf Regenwetter Lustigkeit.
    Dementsprechend sieht es auch hier aus.
    Der herrliche Rasen auf dem berühmten Lord Cricket Platz, den gibt es kaum.
    Wie sie das gemacht haben, auf beiden Seiten des Streifens zwischen den Wickets, wo da gespielt wird.
    etwas grün zu erhalten, das weiß ich nicht.
    Aber der riesige Platz selbst ist gelb und staubig, so wie ein Fußballfeld in der bösen alten Zeit, wo man nicht hat fallen dürfen, weil man sich sonst Argerisswunden zuzog mit Sandinjektionen, Steinchen-Einpflanzung.
    Der britische Landwirtschaftsminister macht eine Tour im Lande und gräbt armselige Zuckerrüben aus dem sandigen Boden.
    In einem Bezirk wurden anstelle von den gewöhnlichen 400 nur 150 Arbeiter eingestellt.
    in den Konservenfüllwerkstätten.
    Die Erbsenernte ist nur 40 Prozent von der Norm, Erdbeeren 50 Prozent und Fisolen gar nur 30 Prozent des gewöhnlichen Ertrags.
    Der Minister hat gestern von Preiserhöhungen bei Lebensmitteln gesprochen, die durch die Schwierigkeiten bedingt sind, an denen die Landwirtschaft leidet.
    Er hat gestern East Anglia und die Midlands besucht und ist heute in Somerset, Dorset und Deben, also im Südwesten.
    Dies sind die am ärgsten betroffenen Gebiete in England.
    Aber auch Süd Wales leidet sehr unter Trockenheit.
    Am allerärgsten ist es auf den Kanalinseln.
    In Jersey begann die Wasserrationierung Sonntag Mitternacht.
    Hier kann man einen Vorgeschmack dessen bekommen, was ganz England droht, wenn die Wettervoraussagen wirklich stimmen.
    Ein Großbäcker in Jersey zum Beispiel erklärte, wenn man ihm nur drei Viertel seines normalen Wasserverbrauchs erlaube,
    dann müsste er die Brotproduktion ernstlich einschränken, weil neun Zehntel seines Wasserverbrauchs beim Brotbacken verwendet wird.
    Friseure, Wäschereien müssen Kurzarbeit einführen.
    Schulen, Sportplätze, Büros und die leichte Industrie müssen ihren Wasserverbrauch um zwei Fünftel einschränken.
    Hier in England ist es einstweilen noch nicht ganz so weit.
    Im Westen wurden die sogenannten Standpipes aufgestellt, wo die Wasserbehörde das Wasser einfach abdrehen kann.
    Aber erst für die Rationierung im nächsten Monat, wenn nicht doch noch ein Wunder geschieht.
    Von den zehn Wasserämtern, die um Vollmachten angesucht haben, bestehen drei, nämlich Yorkshire, Wales und der Südwesten, darauf, dass sie das Wasser jederzeit sogar für die Industrie ganz abschalten können.
    Die anderen sind toleranter.
    Aussichten zum Beispiel für die Kartoffelernte sind sehr schlecht.
    Viele Natwirte in Devonshire haben bereits begonnen, ihr Vieh mit dem Winterfutter zu füttern.
    Was natürlich, wenn es wirklich so weitergeht, auch zu der Notwendigkeit führen könnte, mehr Vieh zu schlachten.
    Kleiner Vorteil für die Städter.
    Fleisch könnte dann etwas billiger sein.
    Interessant ist es, dass eigentlich eine einzige Feldfrucht in dieser Trockenheit gut dasteht, nämlich der Mais.
    Dem passt natürlich das für England unnatürliche Klima.
    Etwas Gutes hat diese Trockenheitsmisere.
    Endlich will man einen großen Plan für die Wasserversorgung des ganzen Landes aufstellen.
    Es gibt nämlich im ganzen Land global genug Wasser, nur ist es nicht immer am richtigen Platz.
    Planungsminister Silken hat die Wasserbehörden aufgefordert, einen solchen Plan auszuarbeiten.
    Man erwartet also eine Planungsstrategie für den Winter.
    Desalination.
    Es gibt hier Spezialisten, die solche Entsaltungsanlagen für den Nahen Osten produzieren.
    Also diese Desalination sei für Großbritannien nicht nötig, sagen die Experten, und wäre zu teuer.
    Das können sich nur Araber leisten.
    Bei dieser Gelegenheit wird eine unglaubliche Tatsache bekannt.
    Von dem auf England fallenden Regen werden hier nur ein bis zwei Prozent tatsächlich verwendet.
    Da scheint also denn doch ein gewisser Spielraum für die Herrn Planer gegeben.
    Heinz Behren aus London.
    Seit gestern tagt in Kolumbo, der Hauptstadt des früheren Ceylon und Sri Lanka, tagt also in Kolumbo der Gipfel der Blockfreien unter Teilnahme von prominenten Politikern wie Jugoslawiens Präsident Tito, Ägyptens Anwalt Sadat, Libyens Staatschef Gaddafi oder Indiens absolutistische Regierende Indira Gandhi.
    Sri Lankas Regierungschefin Mandaranaike hat beim Eröffnungsreferat auch gleich die Devise, das Motto der Konferenz festgelegt.
    Kooperation statt Konfrontation mit den Industrieländern.
    Sie hören einen Bericht der BBC.
    Am ersten Tag der Gipfel-Konferenz der blockfreien Staaten in Colombo erklärte Präsident Sadat, der innerhalb der Bewegung eine einflussreiche Stellung einnimmt, die blockfreie Bewegung müsse konkrete politische und militärische Maßnahmen gegen Israel, Rhodesien und Südafrika ergreifen, wenn die Aggressoren nicht den Eindruck gewinnen sollen, sie könnten Gebiete ungehindert besetzt halten.
    Sadat sagte, es wäre kein Zufall gewesen, dass der Krieg gegen Israel 1973 nur einen Monat nach der blockfreien Konferenz in Algier geführt wurde, bei der die blockfreien Ägypten ihre Unterstützung zugesagt hatten.
    Er rief die jetzige Konferenz auf, sich auf entscheidende, wegbereitende Schritte zu gemeinsamen politischen und militärischen Handeln zu einigen.
    Beobachter bei der Konferenz weisen darauf hin, dass Ägypten, unterstützt von den meisten anderen arabischen Ländern, trotz Sadats militanter Rede gegen die Resolution seien, die Israels Ausschluss aus den Vereinten Nationen fordert.
    Die blockfreie Bewegung ist jedoch einig in ihrer oppositionellen Haltung gegen Israel und vielleicht hat Präsident Sadat diese radikalen Forderungen gestellt, um jeder Kritik an seiner Stellungnahme von Seiten des syrischen Präsidenten Assad vorzubeugen, der heute auf der Konferenz sprechen wird, und auch von Seiten des PLO-Führers Yassir Arafat, der nun ebenfalls in Kolombo eingetroffen ist.
    Die Konferenz, an der 85 Staaten teilnehmen, wird sich jedoch mehr mit wirtschaftlichen Fragen befassen als mit politischen.
    Einer der einflussreichsten Führer in der blockfreien Bewegung ist Präsident Tito von Jugoslawien als eines der Gründungsmitglieder.
    Auch Frau Gandhi übt großen Einfluss aus, da ihr Vater Gründungsmitglied war und auch weil Indien eine so große Bevölkerung hat.
    Führende Politiker der ganzen Welt nehmen an der Konferenz teil, außer Politiker der westlichen Länder des Ostblocks und Chinas.
    Die Regierungschefin von Sri Lanka, Frau Bandaranaike, hielt die Eröffnungsrede.
    Sie wies auf die ständig sich erweiterte Kluft hin zwischen Preisen von Rohmaterialien der dritten Welt und den Preisen von Fertigwaren in den Industriestaaten.
    Sie unterbreitete Vorschläge für eine größere Unabhängigkeit der Entwicklungsländer von den Industriestaaten.
    Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, der als Beobachter an der Konferenz teilnimmt, antwortete auf Anschuldigungen, die Vereinten Nationen seien zu sehr von den beiden Großmächten beherrscht.
    Noch bevor der erste Konferenztag zu Ende ging, hatte Präsident Boumediene von Algerien den Streit mit seinen Nachbarländern zur Sprache gebracht.
    Die meisten Konferenzteilnehmer sind aber weiterhin optimistisch und glauben, dass wirtschaftliche Notwendigkeiten den Vorrang vor politischen Erwägungen haben werden.
    So viel also aus Kolombo.
    Die vorerst nur verbale Konfrontation zwischen Ägypten und Libyen geht weiter.
    Sie wird vor allem von Seiten der Ägypter betrieben, die erklären, Libyens Staatschef Gaddafi bereite den Sturz vom Präsident Sadat vor.
    Er unterstütze Saboteure mit Millionen-Dollar-Beträgen und bilde an der Grenze Untergrundkämpfe aus.
    Sadat erklärte nun vor seiner Ankunft in Kolombo, ich werde Gaddafi diesmal nicht ungeschoren lassen.
    Er muss die Verantwortung für das übernehmen, was er tut.
    Nun, die starken Worte Sadats sind nicht von ungefähr.
    Schließlich muss er teilweise wirtschaftliche interne Schwächen abdecken und davon ablenken.
    Und wie Matthias Hart aus Kairo berichtet, ist er nicht unumstritten.
    Es gibt eine innere Opposition in seinem Land.
    Die ägyptische Regierung hat zugegeben, dass es in Ägypten geheim operierende Oppositionsgruppen gibt, die gegen das Regime von Präsident Anwar Sadat agitieren und offenbar auch agieren.
    Auch wenn die ägyptische Regierung darlegt, dass hinter den Bombenanschlägen der letzten Wochen und Tage die Hand des libyschen Staatschefs Gaddafi sichtbar geworden sei, lässt sich die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Gaddafi für seine Aktionen entgegenkommend findet bei Ägyptern, die fanatisch und rucklos genug bereit sind, als Bombenleger zu fungieren, aus oppositioneller Überzeugung oder aus Fanatismus.
    Die in diesen Wochen zu Ende gehende erste sechsjährige Amtszeit Sadats und seine bevorstehende als sicher geltende Wiederwahl sind sicherlich die Ursache erhöhter oppositioneller Aktivität.
    Bei einer von praktischen Erwägungen und nur wenig ideologiebestimmten Politik, wie sie Sadat in den vergangenen sechs Jahren verfolgt hat, ist Widerstand der Ideologen, der Anhänger von reinen Lehren, seien sie links oder rechts angesiedelt, nur natürlich.
    Die von Sadat verordnete oder gewährte innenpolitische Liberalisierung, die auf jeden Fall Gedankenfreiheit und auch weitgehend Artikulationsfreiheit, wenn auch noch nicht die volle Koalitionsfreiheit gebracht hat, hat der legalen Opposition, das heißt der innerhalb der gegebenen politischen Ordnung des Landes operierenden Opposition, neue Kanäle geöffnet und Freiheiten gebracht.
    Sie artikuliert sich vor allem auf der linken Seite des politischen Spektrums.
    Sprachrohr ist dabei die linkstheoretische Monatsschrift Al-Taliyah, in der die Politik der derzeitigen Führung oftmals unsanft gezaust wird.
    Politisch organisiert ist diese Richtung im Linken, der von Sadat als Vorläufer künftiger Parteien geschaffenen sogenannten Foren.
    Allerdings gibt es auch eine außerorganisatorische Opposition, vor allem unter den Intellektuellen und den Studenten, wo einzelne Gruppen sogar offen zugeben oder zumindest zugaben,
    von der sowjetischen oder von anderen kommunistischen Botschaften in Kairo finanziert und unterstützt zu werden.
    Nachdem die Regierung kürzlich gegen diese Art der Entwicklungshilfe vorgegangen ist und offenbar warnend einige Ostblock Diplomaten aus dem Lande hinauskomplimentiert hat, ist nicht auszuschließen, dass diese am äußeren Rande des politischen Spektrums angesiedelten Linksgruppen in den Untergrund gehen.
    Dort befindet sich schon seit längerem der äußere rechte Rand der Politgruppen dieses Landes,
    das von extremistischen Strömungen auch nicht verschont bleibt.
    Diesen erzreaktionären, islamisch-religiös motivierten Gruppen wird eine mögliche Allianz mit dem ähnlich motivierten libyschen Staatschef Gaddafi nicht ohne Grund angelastet.
    Sie und Gaddafi sprechen die gleiche Sprache.
    Sie sehen die vom Sadat-Regime gewährte Freiheit als Libertinage, als Verstoß gegen die strengen Regeln des Koran, ihres heiligen Buches.
    Ihnen ist zum Beispiel ein Vorgang wie der derzeit in Kairo stattfindende internationale Film Festival ein Dorn im Auge, da sie alle Einflüsse von außen mehr oder weniger als schädlich ansehen.
    Ihnen widerstrebt die von Sadat betriebene Öffnung des Landes, weil ihre Philosophie isolationistisch aussieht.
    Man sieht diese Gruppen am äußersten rechten Rand der immer noch verbotenen, aber doch existenten Moslem Bruderschaft.
    Und Kenner halten es für denkbar, dass diese Fanatiker auch bereit sein könnten, für ihre Auffassung von göttlicher Ordnung Bomben zu legen, selbst wenn sie ihnen aus dem Ausland geliefert werden sollten.
    Matthias hat aus Kairo und nun Kulturberichte, der erste kommt aus Salzburg.
    Am 27.
    August wird hier im Rahmen eines Konzertes des Berliner Philharmonischen Orchesters unter Herbert von Karajan Gerhard Wimbergers Komposition, Plays für zwölf Violoncelli, Solo, Bläser und Schlagzeug zum ersten Mal zu hören sein.
    Gerhard Wimberger lebt in Salzburg und ist Professor am Mozarteum.
    Mit ihm sprach Volkmar Paschalk.
    Herr Professor Wimberger, Ihre Komposition »Bläß« geht, glaube ich, auf eine Anregung von Herbert von Karajan zurück.
    Ja, vor etwa zwei Jahren fragte mich Herr von Karajan, ob ich die zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker kenne.
    Ich konnte diese Frage bejahen.
    Ich bin mit einigen dieser Herren freundschaftlich verbunden.
    Einige haben sogar mit mir zusammen in Salzburg studiert.
    Ich konnte diese Frage bejahen und er fragte mich, ob ich Lust hätte ein Stück zu schreiben für diese zwölf Herren und für Bläser und Schlagzeug.
    sagte natürlich mit großer Begeisterung zu und jetzt freue ich mich auf die Aufführung.
    Welche Bläsergruppen haben Sie etwa eingesetzt?
    Ich habe keine extravagante Bläserbesetzung genommen, sondern doppelte Holzbläser, zwei Hörner, zwei Posaunen, zwei Trompeten und drei Mann Schlagzeug.
    Die üblichen Marimbaphon und Vibraphon natürlich und Gongs und Trommeln, Tom-Toms und die übliche Besetzung.
    Sonst an etwas unüblichen Instrumenten.
    Es kommt im letzten Satz eine elektrische Bassgitarre vor.
    Können Sie uns etwas über die Tonsprache dieser Komposition sagen?
    Es ist zum Teil in freier Adonalität geschrieben, allerdings ohne rein technisch gearbeitet zu sein.
    Es ist zum Teil ziemlich tonal gehalten, ganz so wie es der musikalische Ausdruck erforderte.
    Wird dieses Stück gegliedert sein?
    Es sind vier Sätze, die zum Teil ineinander übergehen.
    Der erste Satz, genannt Konfrontation, ist eine Konfrontation
    des Publikums mit dem Stück.
    Es ist eine Konfrontation der zwölf Celli, das zwölf Solo Celli mit dem Orchester.
    Der zweite Satz ist ein Ostinato.
    Eine rhythmische Figur geht ostinat durch den Satz und der Satz ist tonal auf einen Ton gestellt, also quasi ein großer Orgelpunkt mit einer großen Entwicklung.
    Der dritte Satz ist genannt Nostalgie.
    Das ist die Sehnsucht nach der Sehnsucht.
    Es werden in dem Satz mit dem musikalischen Material, mit dem Intervallmaterial von zehn bekannten Themen der großen musikalischen Weltliteratur, wird komponiert und daraus die musikalischen Spannungen erzeugt.
    Man kann diese Motive ruhig auch erkennen, aber das ist nicht der Zweck dieses Satzes.
    Der letzte Satz, genannt Swing,
    bringt ganz leichte Jazz-Elemente und gibt gegen den Ende des Stückes zunehmend Maße auch Möglichkeit, ganz im begrenzten Raum zu improvisieren.
    Sind das bekannte Werke der Klassik, die Sie in dem dritten Satz zitieren?
    Ja, es ist aus Werken zitiert,
    die Herr von Karajan besonders nahe liegen und die er auch besonders gut interpretiert.
    Also da habe ich versucht, eine direkte Beziehung zum Anreger und Dirigenten des Stückes zu geben.
    Eine Huldigung oder eine leichte Ironisierung der Salzburger Festspiele, die doch so konventionelle Programme meistens bringen?
    Nein, das ironische Element möchte ich da nicht unterstellen.
    Es ist eine Huldigung und es ist eine Verarbeitung.
    Es ist also ein Gruß an eine musikalische Welt,
    die heute zwar sehr viel zu hören ist, sehr viel gespielt wird, aber die uns heute doch in kreativer Hinsicht sehr weit entfernt liegt.
    Was ist überhaupt die derzeitige Arbeit des Komponisten Gerhard Wimberger?
    Haben Sie wieder größere Arbeiten, mit denen Sie sich beschäftigen, Opern, Oratorien?
    Ich habe jetzt ein Stück für eine kleinere Besetzung und Bariton geschrieben, in dem Tonbandzuspielungen vorkommen.
    Da habe ich
    in der letzten Zeit mit dem elektronischen Studio der Hochschule Mozarteum ziemlich lange gearbeitet und die Tonbandzuspielungen hergestellt.
    Ich habe jetzt wieder Opernpläne und es wird voraussichtlich die nächste Zeit mich an der Oper beschäftigen.
    Interviewer war Volkmar Paschalk und unser zweiter Beitrag, meine Damen und Herren, befasst sich mit der Gorki-Renaissance auf den deutschen Bühnen.
    Dazu aus Hamburg Dieter Bub.
    Der alte und sein jammerndes Weib suchen Zuflucht in ihrer Kammer, die glücklose Tochter verzweifelt nach einem missglückten Selbstmordversuch nur am Körper genesen, lehnt sich auf dem Klavierhocker zurück und ihre Ellenbogen schlagen die Schlussdissonanz auf den Tasten des Pianofortes.
    Es ist eine schreckliche Zeit, alles kracht, alles bricht zusammen, hat der Vater geklagt.
    Seine kleine Welt, bestimmt vom engen Horizont des kleinen Bürgers, vom patriarchalischen Anspruch, von Habgier-Geltungssucht, den Forderungen nach Gehorsam und Dankbarkeit, ist aus den Fugen geraten.
    Die Versuche des Sohnes auf der Universität der neuen Bewegung, die mitbestimmen und nicht nur lernen will, folgen zu wollen, sind mit dem Ausschluss bestraft worden.
    Die fade Tochter, die alles unabänderlich langweilig und laut empfindet, die leben möchte, doch unfähig dazu ist, bleibt ohne Mann, das Pflegekind benachteiligt ohne höhere Bildung, fahre auf einer Lokomotive,
    bricht zusammen mit der jungen Näherin Polja aus, lässt sich nicht kommandieren von Schweinen, Dummköpfen und Gaunern, die verschwinden werden wie Ausschlag und Eiterbeulen an einem gesunden Körper.
    Dieser Nil symbolisiert die neue Generation, die nicht wie die wohlhabenden Kleinbürger sozusagen neben dem Leben herlaufen,
    die sich der Banalität der Kraft, welche sogar die Helden besiegt, entzieht, in deren Welt nicht, wie es Gorky formuliert, ein fetter Mensch mit einem Schmierbauch steht, der alle guten Dinge des Lebens wie ein bodenloser Sack verschlingt.
    Dieses Chanspiel »Die kleinen Bürger«, mit dem das Ernst-Deutsch-Theater seine Jubiläumsspielzeit eröffnete – das einstmals junge Theater wurde vor 25 Jahren in Hamburg gegründet – schildert die Zeit des Aufbruchs in einer russischen Kleinstadt zu Beginn dieses Jahrhunderts.
    Es zeigt, wie sich Bewusstsein entwickelt, wie Aufbegehren wächst, das sich entladen wird gegen den Willen der großen und kleinen Besitzenden.
    Die Instrumente werden schon gestimmt, es geht bald los.
    Der optimistische Trunkenbolt und Philosoph Tietjereff spielt die Masse jes und das Publikum klatscht.
    Er summt die Internationale, ein paar Takte nur, und die Kleinbürger im Parkett lachen.
    Dabei hat Karl Parüla, der dieses Stück bereits mehrfach inszeniert hat, unter anderem in Ost-Berlin und Zürich, die pathetischen Gorki-Passagen gedämpft.
    Der Aufbruch in die neue Zeit ist zwar für einen Augenblick große Giste, aber längst nicht, wie bei den Sommergästen Peter Steins in Berlin, die abschließende eindrucksvolle Passage.
    Im Hause des kleinen Bürgers bleiben Vater, Mutter und zwei Kinder zurück.
    Der leibliche Sohn hat sich nur vorübergehend bei einer Witwe im ersten Stock einquartiert.
    Er wird eines Tages herunterkommen, um die Stelle des Alten zu übernehmen.
    Parüla, der im Ernst-Deutsch-Theater eine exzellente Truppe vorfand, lässt vor einem bedrückenden, dumpfen Bühnenbild hartnaturalistisch bis an die Grenze des erträglichen Spielen.
    Den turbulenten Szenen fehlt zuweilen die ordnende Führung.
    Dennoch ein erfolgreicher Saisonauftakt in Hamburg, ein sehenswertes Stück, das in vielem nicht sein Aktualität eingebüßt hat, auch schon wieder für die Sowjetunion selbst, in der sich ein neuer Stand kleiner Bürger etabliert hat.
    Soviel zum Thema Guarque Renaissance auf deutschen Bühnen.
    Und wir schließen mit Kurzmeldungen.
    Philippinen.
    Von offizieller Seite wurde heute in Manila bekannt gegeben, dass die schwere Erdbebenkatastrophe auf den südphilippinischen Inseln wahrscheinlich mehr als 1000 Menschenleben gefordert hat.
    Die meisten Todesopfer wurden auf der Insel Mindanao, 800 Kilometer südlich von Manila, verzeichnet.
    Über die Auswirkungen des Bebens auf die Provinz Sichuan im Süden Chinas lagen bis Mittag noch keine Meldungen vor.
    Österreich Im Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen in Kärnten bei der Weihe eines Abwehrkämpferdenkmals hat Bundeskanzler Kreisky heute nach der Sitzung der Regierung angekündigt, dass man sich ein Verbot solcher Veranstaltungen überlegen müsse, falls sein Appell an alle Kärntner nicht ausreichen sollte.
    Die Ruhe in Österreich und besonders in Kärnten, meinte der Bundeskanzler, sei zu wichtig, um sie durch solche Kundgebungen stören zu lassen.
    Bürgermeister Graz teilte heute im Wiener Stadtsenat mit, dass er Auftrag gegeben habe, rasches die Unterlagen für ein generelles Projekt der neuen Reichsbrücke auszuarbeiten.
    Stadtrat Nikola fügte ergänzend hinzu, man denke daran, die U-Bahn-Brücke unmittelbar neben der neuen Reichsbrücke zu bauen.
    Bei einer vom Arbe heute in Wien veranstalteten Diskussion über die Frage, ob ein Moped-Führerschein eingeführt werden soll oder nicht, hat sich eindeutig der Wunsch nach einer Führerscheinpflicht für die Benutzer von Mopeds ergeben, die mit mehr als 40 Kilometer in der Stunde fahren wollen.
    Mit diesen Kurzmeldungen, meine Damen und Herren, verabschieden wir uns für das Team des Mittagsschonals.
    Sagt auch wieder Herr Bruno Berger.
    Wir melden uns wieder um 18.15 Uhr im Programm Österreich 1 mit dem Abendschonal.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1976.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetterbericht
    Datum: 1976.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerrat: Minderheiten in Kärnten, Scheidungsreform
    Einblendung: Bundeskanzler Kreisky und Justizminister Broda
    Mitwirkende: Eichinger, Erich [Gestaltung] , Kreisky, Bruno [Interviewte/r] , Broda, Christian [Interviewte/r]
    Datum: 1976.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Inlandspresse: gestrige Pressekonferenz von Bundeskanzler Kreisky
    Mitwirkende: Langsteiner, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Interview mit Staatssekretär Günter Haiden, dem zukünftigen Landwirtschaftsminister
    Mitwirkende: Adler, Hans [Gestaltung] , Haiden, Günter [Interviewte/r]
    Datum: 1976.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wieder Erdbeben in Südostasien
    Mitwirkende: Heine, Hans [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italien: Lokalaugenschein in Gemona - Dreieinhalb Monate nach dem Erdbeben in Friaul
    Mitwirkende: Freund, Eugen [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trockenheit in Großbritannien: schwere Schäden in der Landwirtschaft, Wasserknappheit
    Mitwirkende: Beran, Heinz [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Salzburger Festspiele: Komposition von Gerhard Wimberger uraufgeführt
    Interview: Komponist Gerhard Wimberger
    Mitwirkende: Parschalk, Volkmar [Gestaltung] , Wimberger, Gerhard [Interviewte/r]
    Datum: 1976.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Renaissance von Maxim Gorki auf deutschsprachigen Bühnen
    Mitwirkende: Bub, Dieter [Gestaltung]
    Datum: 1976.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

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    Titel Mittagsjournal 1976.08.17
    Spieldauer 00:59:08
    Mitwirkende Berger, Bruno [Moderation]
    Brandl, Hellfried [Regie] [GND]
    ORF [Produzent]
    Datum 1976.08.17 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 70er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
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