Mittagsjournal 1990.04.14

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Guten Tag meine Damen und Herren, zum Mittagsschanal am Karsamstag begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Am Beginn der einstündigen Information wie immer eine Übersicht über die wichtigsten Themen.
    Das slowenische Atomkraftwerk Grzko soll außer Betrieb genommen werden.
    Washington hat weiter Bedenken gegen eine Lockerung der COCOM-Bestimmungen über den Export westlicher Hochtechnologieprodukte nach Osteuropa.
    Perestroika auch in der mongolischen Volksrepublik.
    Im Sommer finden die ersten freien Wahlen statt.
    Das UNO-Flüchtlingshochkommissariat in Genf erwartet für heuer einen neuen Rekord an Asylwerbern in Westeuropa.
    Im Journal zu Gast ist heute der Wiener Weihbischof Florian Kuntner.
    Kult und Magie, das ist der Titel einer großen Ausstellung auf Schloss Schwarzenau bei Gmünd in Niederösterreich, mehr dazu dann von der Kulturredaktion.
    Wir beginnen aber jetzt mit den Nachrichten und der Osterwetterprognose, die Meldungen redigiert hat Elisabeth Mahners, Sprecher ist Günter Bahr.
    Jugoslawien.
    Das bei den Parlamentswahlen in Slowenien siegreiche Wahlbündnis Demos will das Atomkraftwerk Kresko bis 1995 außer Betrieb nehmen.
    Dies teilte ein Spitzenpolitiker der slowenischen Grünen in Belgrad mit.
    Die Grünen gehören dem Wahlbündnis Demos an.
    Aufgrund ihrer absoluten Mehrheit bei der jüngsten Wahl wird Demos mit großer Wahrscheinlichkeit die neue slowenische Regierung bilden.
    Das Atomkraftwerk Kresko liegt etwa 75 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt in einer nach Ansicht von Experten erdbebengefährdeten Region.
    Österreich hat Jugoslawien immer wieder aufgefordert, das Kraftwerk stillzulegen.
    Sowjetunion.
    Der sowjetische Präsidialrat erörtert heute weitreichende Maßnahmen zur Verbesserung der Wirtschaftslage.
    Unter Vorsitz von Präsident Gorbatschow will man offenbar eine Anhebung der Preise auf ein höheres marktkonformes Niveau beschließen.
    Auch die Privatisierung großer Teile der verstaatlichten Industrie soll zur Debatte stehen.
    Moskau droht der abtrünnigen Republik Litauen nun mit einer Wirtschaftsblockade.
    Staatspräsident Gorbatschow hat die litauische Führung aufgefordert, innerhalb von zwei Tagen alle Gesetze zurückzunehmen, die auf die Abtrennung von der Sowjetunion hin zielen.
    Andernfalls will die Zentralregierung wichtige Lieferungen in die Baltische Republik einstellen.
    Der litauische Präsident Lansbergis wies das Ultimatum zurück.
    Großbritannien.
    Präsident Bush und Premierministerin Thatcher halten die Drohungen Moskaus gegen Litauen für besorgniserregend.
    Bush und Thatcher sind zu einem Gespräch auf den Bermuda-Inseln zusammengetroffen.
    Sie erörterten auch die deutsche Frage.
    Bush meinte, ein vereintes Deutschland sollte volle Kontrolle über das gesamte Staatsgebiet ohne jede diskriminierende Einschränkung haben.
    Im Sicherheitsinteresse aller europäischen Staaten liege die Vollmitgliedschaft Deutschlands in der NATO und in ihren Militärstrukturen.
    Thatcher forderte Bush auf, die amerikanischen Streitkräfte mit ihren Atomwaffen in Europa stationiert zu lassen.
    Bundesrepublik Deutschland Der FDP-Vorsitzende Lambsdorff tritt für eine Verschiebung der für den 2.
    Dezember angesetzten Bundestagswahl ein.
    Er will die für Herbst nächsten Jahres geplante erste gesamtdeutsche Wahl auf das Frühjahr vorverlegen.
    In einem Interview für den saarländischen Rundfunk meinte Lambsdorff, wenn die verfassungsrechtlichen Bedenken für eine Verschiebung der Bundestagswahl beseitigt werden könnten, wäre dies ein Weg, um zwei Wahlen innerhalb so kurzer Zeit zu verhindern.
    Kanzleramtsminister Seithers hat den Vorschlag des FDP-Vorsitzenden zurückgewiesen.
    Seithers meinte, er sehe keinen überzeugenden Grund für eine Verschiebung der Bundestagswahl.
    Sie sei eine neuerliche, unmittelbare Legitimation durch den Wähler auch für die dann noch anstehenden Entscheidungen.
    Der Kanzleramtsminister äußerte die Hoffnung, dass die ersten gesamtdeutschen Wahlen im Herbst 1991 sein würden.
    Sowjetunion Der polnische Staatspräsident Jaruzelski besucht heute Katyn, um der 1940 vom sowjetischen Geheimdienst ermordeten polnischen Offiziere zu gedenken.
    Die Sowjetunion hat gestern erstmals zugegeben, dass die etwa 15.000 polnischen Soldaten vom damaligen stalinistischen Geheimdienst getötet worden sind.
    Jaruzelski begrüßte die Erklärung, auch der Vorsitzende der Gewerkschaft Solidarität, Lech Walesa, äußerte Befriedigung über das Eingeständnis Moskaus.
    Walesa fügte aber hinzu, dass die Bestrafung der Verantwortlichen und die Wiedergutmachung für die Familien der Opfer noch ausständig sei.
    Nahe Osten Die jüngsten Zwischenfälle in Jerusalem haben die PLO veranlasst, sich direkt an Papst Johannes Paul II.
    und an UNO-Generalsekretär Peres de Cuellar zu wenden.
    Wörtlich heißt es in dem Appell der PLO, der Schutz der heiligen Städten von Jerusalem solle unbedingt gewährleistet werden.
    Gefordert wird unter anderem die Entsendung eines UNO-Botschafters nach Jerusalem.
    Am Mittwoch hatten jüdische Siedler ein ehemaliges Hospiz für griechisch-orthodoxe Pilger im christlichen Teil der Stadt besetzt.
    Bei Auseinandersetzungen war der griechisch-orthodoxe Patriarch Diodoros nach Augenzeugenberichten von Polizistern geschlagen worden.
    USA
    Das Außenministerium in Washington hat die verschiedenen Religionsgemeinschaften in Jerusalem aufgefordert, Übergriffe zu vermeiden.
    Alle beteiligten Parteien wären gut beraten, wenn sie Toleranz bewiesen, betonte ein Sprecher des State Department.
    Das Wetter, die Aussichten bis morgen früh.
    Im Westen gebietsweise bereits Regen, sonst zunächst noch heiter bis wolkig.
    In der Folge jedoch ebenfalls Bewölkungsverdichtung und gebietsweise Regen.
    Bei Störungsdurchzug auflebender Westwind.
    Nachmittagstemperatur 8 bis 16 Grad, Tiefsttemperatur der kommenden Nacht 2 bis 7 Grad.
    Die Aussichten für morgen, den Ostersonntag.
    Anfangs noch Störungsreste, in der Folge einige Auflockerungen.
    In der zweiten Tageshälfte jedoch von Westen her erneut Bewölkungsverdichtung und gebietsweise Regen.
    Schneefallgrenze um 1200 Meter.
    Mäßiger Wind, Frühtemperatur 2 bis 7 Grad, Tageshöchsttemperatur 8 bis 14 Grad.
    Die Vorschau auf den Ostermontag.
    Gebietsweise Niederschlag, besonders an der Alpen-Nordseite.
    Schneefallgrenze nahe 1000 Meter.
    Im Süden und teilweise im Flachland auch einige sonnige Abschnitte.
    Kühl.
    Das Wetter heute um 12 Uhr.
    Wien heiter 15 Grad, Eisenstadt wolkenlos 15, St.
    Pölten heiter 12, Linz heiter 12, Salzburg heiter 14 Grad, Innsbruck heiter 13, Bregenz bedeckt 11, Graz heiter 13 und Klagenfurt heiter 11 Grad.
    Die Zeit?
    Es ist nun 12.07 Uhr.
    Das Aus für das slowenische Atomkraftwerk Krsko ist also aller Wahrscheinlichkeit nach besiegelt.
    Nach Initiativen und Protesten einer vor allem nach Tschernobyl, auch in unserem südlichen Nachbarland, erstarkten Umweltschutz- und Anti-Atomkraftbewegung und nicht zuletzt nach den Wahlen in Slowenien vom 8.
    April dürfte dem AKW Krsko keine lange Zukunft mehr beschieden sein.
    Es soll innerhalb der nächsten fünf Jahre außer Betrieb genommen werden.
    Das erklärte heute ein Spitzenpolitiker der slowenischen Grünen, die im siegreichen bisherigen Oppositionsbündnis Demos relativ stark vertreten sind und auf einen klaren Anti-Atom-Kurs drängen.
    Auch auf österreichischer Seite gab es immer wieder Proteste gegen das nur etwa 75 Kilometer entfernt, laut Experten in einer erdbebengefährdeten Zone gelegenen Atomkraftwerk Baikursko.
    Hören Sie einen Bericht von Ernest Hauer.
    Seit 1981 ist der Druckwasserreaktor von Krüskow, etwa auf halbem Weg zwischen Zagreb und der österreichischen Grenze, in Betrieb.
    Etwa 80 Mal wurde er seither vorübergehend abgeschaltet.
    Wegen kleinerer Störfälle oder wegen Erdbeben, wie sie in dieser Gegend eher häufig vorkommen.
    Die Regierungen in Belgrad und in Ljubljana, Leibach reagierten auf Proteste gegen dieses einzige Atomkraftwerk Jugoslawiens bisher dennoch eher gereizt.
    Der Reaktor liege, was die Sicherheit angehe, im ersten Viertel unter den weltweit 450 Atomkraftwerken, meinte die slowenische Außenministerin Svetka Selcek erst im Jänner dieses Jahres in Eisenkappl.
    und bei keinem der 100 gleichartigen Reaktoren der amerikanischen Firma Westinghouse seien bisher gravierende Fehler aufgetreten.
    Der slowenische Ministerpräsident Dujan Sinigoy schrieb noch im Februar an den Kärntner Landeshauptmann Stellvertreter Ambrosi, eine Schließung von Crisco komme erst an dem Tag in Frage, an dem die vollkommene Betriebssicherheit des Werkes nicht mehr garantiert werden könne.
    Gerade an dieser Betriebssicherheit gibt es aber in Jugoslawien wie in Österreich massive Zweifel.
    Die endgültige Abschaltung des Reaktors war eine der zentralen Forderungen, als sich die jugoslawische Grünbewegung zu formieren begann.
    Und insbesondere in Kärnten wurden seit Jahren immer wieder Unterschriften gesammelt.
    Die letzte derartige Aktion erbrachte, von Kärnten ausgehend, 80.000 Unterschriften gegen Crisco.
    Der Kärntner Landtag, Spitzenpolitiker aller Parteien und auch der Kärntner Diözesanbischof Capellari wandten sich immer wieder gegen den Reaktor.
    Und auch wenn zuletzt im Jänner im slowenischen Fernsehen zu hören war, die österreichische Kampagne sei unbegründet und sie stütze sich offensichtlich auch nur auf Argumente aus serbischen Medien, die Zukunft für den Reaktor in Crisco sieht nicht mehr ganz so strahlend aus.
    Im Juni des Vorjahres beschloss das Parlament in Belgrad ein Moratorium für den Bau weiterer Kernkraftwerke, zumindest bis zur Jahrtausendwende.
    Und erst Anfang April ergab ein Wranitzki-Besuch in Belgrad, bei dem der Bundeskanzler Österreichs Vorbehalte gegen Krytsko wiederholte, die Einsetzung einer hochrangigen Expertenkommission, die ein gemeinsames Energiekonzept erörtern soll.
    Unter Einbeziehung des Problems Krytsko.
    Bei den slowenischen Wahlen am 8.
    April erreichte das Oppositionsbündnis Demos die absolute Mehrheit.
    Die Grünen sind ein Bestandteil dieses Bündnisses.
    Bei den Parlamentswahlen erzielten sie als Einzelpartei knapp 10 Prozent, doch schafften sie es als eigener Kraft, einen der vier stellvertretenden Staatspräsidenten zu stellen.
    Ihr Einfluss auf die Politik in Laibach dürfte also nicht zu unterschätzen sein.
    Und so ist die Einigung des Demos auf eine Schließung von Krisko bis Ende 1995, wie sie der slowenische Grünpolitiker Vene Kosnik bekannt gab, eine nicht wirklich überraschende Konsequenz des Wahlergebnisses.
    Und übrigens auch für Slowenien keine ganz neue Position.
    Im September des Vorjahres hatte der damalige kommunistische Ministerpräsident Sloweniens Dusan Sinigoy erklärt, an eine Schließung Kriskos sei nicht zu denken, in den nächsten fünf Jahren.
    Spätestens 1995 soll also wie Österreich auch Jugoslawien ein Land ohne Atomkraftwerk in Betrieb sein.
    Sie hören einen Bericht von Ernest Hauer.
    Nächstes Thema, die Diskussion rund um die COCOM-Vorschriften über Ausfuhrbeschränkungen von westlichen Hochtechnologieprodukten in die Staaten des Warschau-Pakts.
    Die diesbezüglich restriktive Behandlung Osteuropas bleibt vorerst aufrecht.
    Die USA wollen diesen Zustand einstweilen beibehalten.
    Das Europaparlament hingegen fordert die rasche Lockerung der COCOM-Bestimmungen.
    Diese stünden so das Hauptargument im Widerspruch zu Perspektiven einer EG-Annäherung, die die Gemeinschaft den RGW-Ländern eröffnet habe.
    Die Europaabgeordneten verwiesen in dem Zusammenhang vor kurzem auch auf die verheerende Umweltsituation in diesen Staaten, die zum großen Teil auf veraltete Technologie zurückzuführen sei.
    Die EG sollte die politischen Reformprozesse durch technische Modernisierungsmaßnahmen in diesen Ländern unterstützen, heißt es in dem von Sozialisten und Grünen im Europaparlament eingebrachten Text weiter.
    Auf Unverständnis über die Beibehaltung der COCOM-Vorschriften stößt man auch deshalb, weil etwa die Volksrepublik China, was den Ankauf von Computern und anderen hochentwickelten westlichen Produkten betrifft, nach wie vor besser behandelt wird als Ungarn, Polen oder die DDR.
    Das COCOM, jene westliche Agentur mit Sitz in Paris, die den Export dieser Produkte überwacht, kann seine Bestimmungen vorerst nicht ändern.
    Der Widerstand in den USA ist noch zu groß, berichtet aus Washington Robert Wiesner.
    Die Telefonzentrale in Budapest, deutsch-deutsche Gemeinschaftsunternehmer in Leipzig oder katholische Jungunternehmer in Krakau bemühen sich bisher vergeblich um schnelle, leistungsfähige Computer, wie sie ohne Probleme etwa nach Peking ausgeführt werden dürfen.
    Das liegt vor allem daran, dass die amerikanische Regierung noch immer an einer Überprüfung ihrer Strategien der Frage des Technologietransfers arbeitet.
    Verteidigungsminister Dick Cheney und seine Beamten sind gegen eine bedeutende Liberalisierung der Ausfuhren.
    Handelsministerium und auch die CIA gelten als Befürworter einer offeneren Exportpolitik.
    Botschafter Alan Wendt, der Technologiespezialist des Außenministeriums, hat zwar versprochen, dass die USA bei der nächsten Sitzung des COCO im Juni auf eine Reihe von Beschränkungen verzichten wollten.
    Doch Experten hier in Washington bezweifeln, dass sie den Wünschen der Europäer in West und Ost weit genug entgegenkommen werden.
    Die USA sind weiterhin darauf aus, der Sowjetunion den Zugang zu moderner westlicher Technologie zu versperren.
    Und obwohl sie den neuen Regierungen in Osteuropa mit Sympathie gegenüberstehen, fürchten sie, dass Computer und andere hochentwickelte Maschinen aus jenen Ländern leicht in die Sowjetunion weitergeliefert werden könnten.
    Unter den insgesamt 17 Mitgliedstaaten des KOKOM wächst die ungeduldige, das Zögern der Regierung in Washington.
    Die Verbündeten haben zwei Jahre auf ernsthafte Vorschläge der USA gewartet und drohen nun immer unverhohlen damit,
    die Technologieagentur zu verlassen.
    Vor allem die westdeutsche Industrie, die sich daran macht, die Wirtschaft der DDR umzukrempeln, will dort dieselben Computersteuerungen oder Werkzeugmaschinen verwenden wie in den Stammbetrieben und empfindet die Exportkontrollen als unannehmbare Einschränkungen.
    Die deutsche Vereinigung wirft noch ein weiteres Problem auf.
    Ostdeutsche Betriebe haben langfristige Lieferverpflichtungen gegenüber der Sowjetunion, darunter auch für Computer und viele andere Maschinen, die auf der Sperrliste des KOKOM stehen.
    Die Regierung in Bonn hat den Amerikanern bereits klargemacht, dass diese Verträge auf jeden Fall eingehalten werden müssten, selbst wenn sie alliierten Exportvorschriften widersprechen sollten.
    Auch die Industrie in Großbritannien, Frankreich oder anderen Verbündeten der USA scheint nicht mehr gewillt, sich den Zugang zum neuen osteuropäischen Markt durch Vorschriften aus der Zeit des Kalten Kriegs beschränken zu lassen.
    In den Hauptstädten arbeiten Diplomaten derzeit unter Hochdruck, um eine klare KOKOM-Sitzung im Juni zu verhindern.
    Robert Wiesner aus der US-Bundeshauptstadt, 12.15 Uhr.
    Die in Zentralasien zwischen China und der Sowjetunion gelegene Mongolische Volksrepublik ist der zweitälteste kommunistische Staat der Welt.
    Auf einer Fläche, die fast so groß ist wie Westeuropa, leben nur zwei Millionen Menschen.
    Politisch wurde die Mongolei jahrzehntelang von der Sowjetunion dominiert, doch seit dem Beginn der Umwälzungen in Osteuropa werden auch in der Mongolei immer mehr Stimmen laut, die eine Demokratisierung und mehr nationale Unabhängigkeit fordern.
    Nun haben sich verschiedene Oppositionsgruppen zu einem Bündnis zusammengeschlossen und für Juli werden die ersten freien Wahlen überhaupt in der Geschichte der Mongolei vorbereitet.
    Helmut Opletal informiert.
    Die drei größten Oppositionsgruppen der Mongolei, die Demokratische Vereinigung, die Sozialdemokratische Partei und die Nationale Fortschrittspartei, haben sich diese Woche zu einem Wahlbündnis zusammengeschlossen, um bei den für Juli geplanten ersten freien Wahlen die Macht der seit 70 Jahren regierenden Kommunisten im Land zu brechen.
    Der Vorsitzende der Demokratischen Vereinigung, der 28-jährige Universitätslektor Sanja Suren Sorik profiliert sich immer mehr als Führer der Vereinigten Mongolischen Opposition, seit er vor einigen Monaten zum ersten Mal bei Massendemonstrationen in der Hauptstadt Ulaanbaatar die kommunistische Partei heftig attackiert hatte.
    Sorik will jetzt eine oppositionelle Parteiorganisation im ganzen Land aufbauen.
    Die demokratische Vereinigung, die bis vor kurzem nur vage von Reformen gesprochen hatte, tritt jetzt offen für die Abschaffung des sozialistischen Systems in Staat und Wirtschaft ein.
    Sie fordert eine Mehr-Parteien-Demokratie, persönliche Freiheiten und eine unabhängige Außenpolitik.
    Aber auch in der regierenden Kommunistischen Partei der Mongolei, die sich offiziell Revolutionäre Volkspartei nennt, gärt es inzwischen und haben die Ideen der Demokratisierung an Einfluss gewonnen.
    Auf einem diese Woche in Ulaanbaatar abgeschlossenen Sonderparteitag haben die Kommunisten die Streichung ihrer Führungsrolle aus der Verfassung akzeptiert und sich zu einem Mehrparteienparlamentarismus bekannt.
    Ein Großteil der alten Führungskanitur ist ausgetauscht worden, und der neue KP-Chef Gombosawin Ochirbat tritt jetzt für einen humanen und demokratischen Sozialismus ein.
    In der Wirtschaft soll die zentrale Kommando-Wirtschaft, wie es heißt, durch eine staatlich regulierte Marktwirtschaft mit verschiedenen Eigentumsformen ersetzt werden.
    Und auch die KP tritt nun für eine blockfreie Außenpolitik der Mongolei und einen Abzug aller ausländischen Truppen, also der verbliebenen sowjetischen Streitkräfte ein.
    Die Parteizeitung UNEN hat kürzlich die Losung Proletarier aller Länder vereinigt, auch ich aus dem Zeitungskopf entfernt.
    Stattdessen heißt es jetzt, lassen wir unsere geliebte Mongolei erblühen.
    Doch ganz von selbst will die KP ihre Macht offensichtlich doch nicht aufgeben.
    Die Behörden versuchen weiterhin, die Aktivitäten der Opposition durch administrative Verbote einzuschränken.
    Eine neue Demonstrationsverordnung verlangt zum Beispiel, dass alle politischen Kundgebungen sieben Tage vorher angemeldet werden müssen, unter Angabe von voraussichtlichen Teilnehmerzahlen, Marschrouten und Programmabläufen.
    politische und wirtschaftliche Umwälzungen auch in der Mongolei.
    Informationen dazu hörten sie von Helmut Opletal.
    12.19 Uhr ist es gleich.
    im Journal zu Gast.
    Das ist heute der Wiener Weihbischof Florian Kuntner.
    Wo immer sich die katholische Kirche Österreichs gesellschaftspolitisch engagiert, steht Kuntner in der vordersten Linie.
    Er kämpft gegen politische und soziale Ungerechtigkeit.
    Als Präsident der bischöflichen Kommission Justitia et Pax protestierte er etwa stets gegen die Apartheid in Südafrika und handelte sich damit ein Einreiseverbot ein.
    Als Österreichdirektor der päpstlichen Missionswerke und als Leiter der Koordinierungsstelle der österreichischen Bischofskonferenz für die Dritte Welt fordert er Dialog zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden und Hilfe für die ärmsten Menschen der Welt.
    Als Vizepräsident der kirchlichen Osthilfeorganisation CSI prangerte er die Verfolgung von Gläubigen und Priestern in den ehemaligen kommunistischen Diktaturen Europas an.
    Mit Weihbischof Florian Kuntner spricht Roland Machatschke.
    Herr Bischof Kundner, Sie gehören zu jenen Bischöfen, die sich sozial sehr engagieren.
    Nun hat die Bischofskonferenz vor einer Woche mehr Verständnis für Ausländer verlangt, die nach Österreich kamen und kommen.
    Können Sie sich vorstellen, dass die katholische Kirche Österreichs mehr tut, als bloße Appelle auszugeben?
    Ich kann mir das nicht nur vorstellen, sondern es sind Anzeichen da von einzelnen Diözesen, von Pfarrern, namentlich genannt, die bereit sind, über das bereits jetzt vorhandene etwas zu tun.
    Namen sind uns bekannt, geht meistens über die Caritasdirektoren der einzelnen Diözesen.
    Aber die Kirche hat auch in der Vergangenheit wirklich viel getan.
    Das wird vom Staat neidlos anerkannt und auch von jenen, die ihn vermiert sind, wenn ich nur einige Beispiele nennen darf.
    In Zusammenhang mit vielen anderen Organisationen wurde bereits 1956, damals bei der großen Zahl der Flüchtlinge aus Ungarn, eine große Hilfeleistung
    auch von der Kirche gestattet, ebenso 1968.
    Und besonders haben sich Pfarren engagiert, um Vietnamflüchtlinge aufzunehmen.
    Ich glaube, wir können daher auch mit Recht vor die Öffentlichkeit hintreten, und zwar mit Recht auch als Kirche, und immer wieder appellieren an die Weite des Herzens.
    Ist der Flüchtlingszustrom oder Einwandererzustrom aus Osteuropa quantitativ nicht etwas anderes, als Vietnamflüchtlinge seinerzeit waren?
    Das stimmt, obwohl man auch die Zahlen, wie es bei uns geschieht, nicht überschätzen soll.
    Es sieht so aus, oder es wird manchmal so dargestellt, als würde Österreich nun ganz einmalig in der Welt überflutet werden.
    Ich habe zufällig die Zahlen jetzt vor mir liegen und muss feststellen, dass insgesamt circa 15 Millionen Flüchtlinge unterwegs sind.
    Während die Länder in Asien insgesamt 45,8 Prozent aller Flüchtlinge aufnehmen, fällt auf Österreich der Anteil auf 0,16.
    Das heißt im Vergleich dazu ein verhältnismäßig geringer Anteil.
    Macht aber nicht aus, dass sich bei uns Menschen schrecken.
    Und auch diese Schrecken der Menschen, meistens geht es auch zurück auf negative Erfahrungen, die einzelne Leute machen mit Menschen, die aus fremden Ländern kommen.
    Diesen Aspekt muss man jetzt sehr ernst nehmen.
    Verständnis dafür haben, dass
    Leute entsetzt sind, dass sie sich fürchten, dass sie Angst haben, dass sie auch Angst davor haben, das Problem nicht bewältigen zu können, weder personell noch vom Staats wegen, und daher bestimmte Reaktionen kommen.
    Mit solchen Reaktionen muss man rechnen.
    Ich selbst bin ja ein Beispiel dafür, weil ich mich einige Mal zum Anwalt all dieser Menschen gemacht habe, dass ich sehr negative Reaktionen bekommen habe.
    Telefonisch, meistens aber schriftlich.
    Manche anonym, manche mit vollen Namen, die, wenn man die Sache nicht kennte, an und für sich sehr beleidigend, sehr erschütternd auch sind.
    Wenn man dort zum Beispiel fordert, man möge mich erschießen oder man möge mich verhungern lassen oder man möge mich in ein Land schicken, wo man mich nicht kennt, damit ich endlich Ruhe gebe.
    Aber ich habe versucht, auf alle diese Briefe sachlich zu antworten.
    Ich habe ja manchmal wirklich das Gefühl, dass da etwas aus dem Tierreich noch vorhanden ist, dass das Artfremde abgelehnt wird, dass eine Hackordnung zum Tragen kommt.
    Hier bricht jemand ein in meine Reihen, stört meine Ruhe.
    Man kann es auch sehen an den Ängsten, die geäußert werden.
    Die nehmen uns alles weg.
    Wir haben bald nichts mehr zu essen.
    Sie werden uns unsere Arbeitsplätze wegnehmen.
    Und wir können bald selber Flüchtlinge werden.
    Das zeigt doch auf, dass hier tiefsitzende Ängste da sind.
    Und hier scheint mir die Kirche in einer ganz starken Weise auch herausgefordert zu sein.
    In den Fällen, wo Sie mit Menschen argumentieren konnten, haben Sie den Erfolg gehabt?
    Konnten Sie sie überzeugen?
    Ich habe zumindest
    auf meinem Brief, den ich zurückgeschrieben habe, keine negativen Antworten mehr bekommen.
    Und wenn ich Antworten bekommen habe, wo gestanden ist, ich bin mit Ihnen noch immer nicht derselben meine, keine Beschimpfungen mehr.
    Und das freut mich eigentlich, dass man wiederum bei solch kritischen Menschen, die ja stellvertretend darstehen für Tausende von Menschen, die ebenso denken, dass man eigentlich
    in Österreich davon sprechen kann, dass Menschen sehr weit sind, wenn sie auf Argumente eingehen.
    Und das ist für mich wiederum ein ganz großes Zeichen der Hoffnung.
    Glauben Sie also nicht, dass die Toleranz der Menschen in Österreich generell abgenommen hat im Laufe der letzten Jahrzehnte, sagen wir seit 1945?
    Das ist eine sehr schwere Frage, die man höchstwahrscheinlich untersuchen müsste.
    Ich glaube schon.
    Herr Bischof, kommt nun und können sich wahrscheinlich trotz allem immer noch mehr Menschen in Österreich vorstellen, mit osteuropäischen Einwanderern oder Flüchtlingen zu teilen, mehr als mit Afrikanern, mit Lateinamerikanern, mit Asiaten.
    Glauben Sie, dass der demokratische Aufbruch in Osteuropa
    die Probleme der dritten Welt und das Verständnis für die dritte Welt noch mehr auf ein Abstellgleis geschoben hat, als das vorher schon der Fall war?
    Ich fürchte, dass solche Tendenzen da sind.
    Man kann zum Beispiel hören,
    Wir müssen unsere ganze Kraft einsetzen, unsere finanzielle Kraft und unsere ideelle Kraft, um den Leuten im Osten zu helfen.
    Das ist nun unsere Entwicklungsaufgabe.
    Und solche Leute werden sogar sehr gerne gehört und übersehen dabei, dass die Situation im Süden unserer Erdkugel ja eine Weile schärfer ist.
    Wir haben hier in Wien eine Tagung gehabt,
    von den Päpstlich-Missionswerken.
    Teilnehmer waren alle Landes- oder Nationaldirektoren der Päpstlich-Missionswerke.
    Und wir haben dort folgende Idee miteinander beraten und ausgesprochen.
    Selbstverständlich müssen wir als Kirche auch jetzt in einem besonderen Ausmaß für unsere
    Schwesternkirchen im Osten da sein.
    Aber wir müssen auch für sie da sein, damit sie eingeführt werden in die Nord-Süd-Problematik, damit sie uns bald helfen können und dabei einsteigen wollen, also sich daran zu beteiligen.
    Und wir haben Gäste aus der Slowakei und aus Ungarn gehabt, die das sofort verstanden haben und gemeint haben, sie könnten jetzt schon etwas tun.
    Denn im Vergleich zu den südlichen Ländern wäre ihre Situation doch viel besser.
    Die Hilfe für Osteuropa von staatlicher Seite könnte natürlich auch deshalb so attraktiv sein, weil es den osteuropäischen Ländern im Vergleich zu den Drittweltländern so viel besser geht.
    Das heißt, da ist von Haus aus eine höhere Kaufkraft vorhanden und diese Kaufkraft kann natürlich durch relativ weniger Hilfe gesteigert werden, sodass also zukünftige Kundschaft für unsere Exporte da vorhanden ist.
    Ja, ich würde das Ganze noch verschärfen.
    Ohne jetzt eine Verurteilung auszusprechen, in manchen Bereichen scheint es mir ums Geschäft zu gehen.
    Der Osten, so sagte mir ein sehr honoriger Geschäftsmann, der Osten ist ein Geschäft, im Süden kannst du nur verlieren.
    Ich muss das bei der staatlichen Entwicklungshilfe auch klar feststellen.
    Österreich hat sich verpflichtet, 0,75 Prozent des Bruttonationalproduktes für die Entwicklungshilfe zu geben.
    Wir sind jetzt bei nicht einmal ganz 0,2.
    Das zeigte das auf.
    als Hilfe für den Osten angefordert worden, war man sofort bereit, einen sehr hohen Betrag, stehe ich dazu und völlig in Ordnung, das für zur Verfügung zu stellen.
    Das heißt, wo man wirklich abschreiben muss, wo man sagt, das ist einfach als ein verlorenes Geld, das ich dort gebe, im Sinne der Wirtschaft, des Geschäftes, nicht im ideellen Sinn,
    Dort habe ich auch Befürchtungen, und dort wird einer der Hauptgründe auch liegen, warum man sich viel stärker für den Osten engagiert als für den Süden.
    Weil dort ist nur langfristig etwas zu holen.
    Ich glaube aber, wenn Leute sehr lange denken, sehr weit denken, wenn sie auf die Grundwerte des menschlichen Zusammenlebens hinarbeiten, dass für eine friedliche Existenz unserer Enkelkinder,
    Eine friedliche Welt.
    Eine Welt, in der man die Natur schont.
    Eine Welt, die auf eine weltweite Gerechtigkeit nur aufgebaut ist.
    Dass unsere Nachkommen nur dann eine sinnvolle Welt haben werden.
    Wer so denkt, wird höchstwahrscheinlich auch für den Süden bereit sein, viel zu investieren.
    Und das hoffe ich, dass das noch kommen wird.
    Herr Bischof Kunden, am 15.
    Mai wird der Sozialhirtenbrief der österreichischen Bischöfe veröffentlicht.
    Er hat in der langen Diskussions- und Vorbereitungsphase schon einigen Staub aufgewirbelt.
    Ein paar ÖVP-Politiker, vor allem beim Wirtschafts- und Unternehmerflügel dieser Partei, haben ja grundsätzlich der Kirche jede Kompetenz in Wirtschafts- und Sozialfragen abgesprochen.
    Welche Wirkung erwarten Sie von diesem Hirtenbrief?
    Ich erwarte generell gesagt, dass man durch den Hirtenbrief
    das soziale Engagement der Kirche erkennt und dass jeder einzelne Christ, das wäre das Ziel des Hirtenbriefes, sich bewusst wird, dass sein Glaubensleben etwas zu tun hat mit dem Leben des Anderen, mit den Lebensbedingungen des Anderen, mit dem Leben seiner Mitmenschen auf der ganzen Welt.
    so ist, wie manchmal unsere Frömmigkeit beobachtet werden kann, oder die Frömmigkeit mancher Menschen, einzelner Menschen, Glaube und Religion, damit Kirche hat etwas zu tun mit dem Einzelnen und seinem Herrgott, ich und mein Herrgott, und alles andere ist mir eigentlich wurscht, so formulieren sie manche Leute.
    Und hier müsste die Wirkung des Sozialhirtensbriefes dahingehend
    dem Einzelnen aufmerksam zu machen, dass Glaube, christlicher Glaube, so wie er sich in der Heiligen Schrift zeigt, immer etwas zu tun hat mit dem Leben des Nächsten.
    Dass mir eben der Nächste, nicht alles andere, nicht wurscht ist, sondern dass mir der Andere zum Anliegen wird, immer stärker zum Anliegen wird, und besonders jener, der schwach ist, der auf die Schattenseite des Lebens fällt.
    Wird der Sozialhirtenbrief auch bestimmte Wirkungen haben auf staatliche Einrichtungen, staatliche Organisationen?
    Das hoffe ich und ich kann versprechen, solange mir der Herrgott die Gesundheit und die Gnade gibt, dass ich so etwas wie ein Stachel im Fleisch sein werde, wie ich es auch in der Vergangenheit bereits manchmal gemacht habe.
    Wenn mir, meistens sind es ebenso meine Mitarbeiter in den vielen Institutionen, etwas auffällt, was in Österreich ist,
    wo Gerechtigkeit verletzt wird oder wo die Ursachen sind für Ungerechtigkeit oder für diktatorische Maßnahmen, dass ich aufmerksam mache, dass ich in die Öffentlichkeit gehe, auch mit den Betreffenden mich auseinandersetze.
    Alles kann man mir nachsagen, nur Freiheit nicht.
    Ich habe das immer gemacht und ich muss jetzt eines sagen, ich freue mich, in Österreich leben zu können.
    Man darf diese Sachen machen,
    Man muss gewärtig sein, dass man ein Ohrfeigen dafür bekommt.
    Das gehört einfach zum Glauben dazu.
    Man muss auch gewärtig sein, dass man sich korrigieren lassen muss.
    Auch das ist notwendig.
    Ich bin ja nicht unfehlbar.
    Aber ich kann das sagen, und ich muss auch dankbar feststellen, dass diese Worte aufgegriffen werden.
    Ich habe zuerst von negativen Beispielen gesprochen.
    Ich habe genauso positive Beispiele.
    Leute, die mir das sagen, wie froh sie sind, dass sich die Kirche auch zu solchen Dingen meldet.
    Und auch Briefe habe ich bekommen, die das also sehr befriedigend feststellen.
    Soll sich Ihrer Meinung nach, Herr Bischof Kuntner, die katholische Kirche auch umweltpolitisch engagieren?
    Sie persönlich haben es ja zum Beispiel getan und haben sich
    eine Ohrfeige der Bayerischen CSU eingehandelt einmal, in Sachen Wackersdorf, wie der Aufbereitungsanlage... Du priest, sei Gott für diese Ohrfeige.
    Heute zeigt sich ganz deutlich, dass diese Ohrfeige doch Wirkungen gehabt hat.
    Wackersdorf ist nicht zustande gekommen.
    Ja, es tut so leid, dass Franz Josef Strauß das nicht mehr erleben kann.
    Aber natürlich müssen wir uns einsetzen.
    Wir befinden uns dabei in bester Gesellschaft.
    Der Brief zum Friedenstag des Jahres 1990 des Papstes Johannes Paul II., dieser Brief beschäftigt sich genau mit der Umweltfrage.
    Ich glaube, wir müssen uns noch viel stärker für diese Umwelt engagieren.
    Viel, viel stärker, als wir es in der Vergangenheit getan haben.
    Das heißt, Engagement der Kirche in vielen Bereichen, die man nicht mehr im engeren Sinne als religiöse Bereiche, als kirchliche Bereiche ansehen kann.
    Stoßen Sie da nicht einen Teil der Gläubigen vor den Kopf?
    Ich stoße sie vor den Kopf.
    Ich stoße sie bewusst vor den Kopf.
    Nicht, dass ich sie kränken will, beleidigen will, weil nach meinem Glaubensverständnis Christentum, christlicher Glaube dort ist, wo der Mensch lebt.
    mit dem Leben des Menschen etwas zu tun hat.
    Und wo der Mensch seine Freuden hat und seine Bedrängnisse hat, wo er in Gefahr ist und wo er mehr Lebensfreude, mehr Lebensglück haben kann, dort muss die Kirche sein.
    Und nun sind diese Fragen, wie Umwelt, Ungerechtigkeit, Gefängnisse, Folter und all diese Dinge, sind nun mal Fragen, die zutiefst mit dem menschlichen Leben zusammenhängen und daher glaube ich, dass es der richtige Weg der Kirche ist, diesen Weg mit den Menschen zu gehen.
    In diesem groben Raster, progressiv, konservativ, werden Sie, Herr Bischof Kuntner, natürlich dem progressiven Lager zugerechnet.
    Sie gehören zu jenen, die den Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils weiterführen wollen.
    Ich glaube, ich sage das richtig so.
    Sind die Gegner einer solchen Entwicklung in letzter Zeit in der Kirche stärker geworden, Ihrer Meinung nach, sowohl im Kreis Ihrer Bischofskollegen als auch im Kreise der Gläubigen im Allgemeinen?
    Ja, also zuerst muss ich mich ganz und gar dazu bekennen, dass, ob das progressiv ist oder konservativ, ich weiß das nicht, dass ich ein Schüler von Franz König bin, der mich zum Priester geweiht hat, zum Bischof geweiht hat, dass ich lang mit ihm zusammengearbeitet habe, und König steht für mich so da wie Zweites Vatikanisches Konzil.
    Und dass ich mich daher zu einer
    guten Entwicklung und Vorwärtsentwicklung der Kirche bekenne, ob diese Kreise, die nun einfach da sind, und zwar in ihrer ganz negativen Form in der letzten Zeit sichtbar geworden mit dem Engelwerk, was hinter dem Engelwerk ist, das muss man ja genau durchschauen, das ist ja eine totale Ablegung von der Wirklichkeit des Menschen, den er lebt, das ist eine Flucht in irgendwelche Dinge, dass solche Kreise da sind in verschiedenen Formen, das ist für mich ganz sicher,
    Erschütternd ist für mich, dass diese Kreise Interesse haben.
    Normalerweise müsste man sie wegstecken und sagen, mit euch möchte ich überhaupt nichts tun haben, das ist mir viel zu blöd, was ihr da macht.
    Aber sie sind da, das muss man zur Kenntnis nehmen.
    Sie haben Einfluss.
    Auch in der kirchlichen Hierarchie?
    Ich hoffe nicht, dass manche Äußerungen, die diesbezüglich gemacht werden, doch einer Sorge um diese Menschen entspringen und nicht der Sympathie für diese Kreise entspringen.
    Das meine ich jetzt so, wie ich es gesagt habe.
    Aber für mich als Erschütterndes, besonders Jugendliche, für diese absurden Ideen, die da sind, gefährdet sind und einsteigen wollen, sich solchen Zirkeln anschließen,
    Ich glaube nicht, dass es sehr viele sind, nur haben sie anscheinend die Aufmerksamkeit erregt und anscheinend doch auch manche Positionen inne, die ihnen ein gewisses Sagen erlauben.
    Herr Bischof Kuntner, die Kirche geht ins dritte Jahrtausend.
    Sie hat sich in den bisherigen fast 2000 Jahren ihrer Geschichte sehr gewandelt, so gewandelt, wie sich auch die Welt verwandelt hat.
    Wir leben nicht mehr in der Welt der Antike.
    Was wünschen Sie, wenn Sie an die Zukunft der katholischen Kirche denken?
    Heute ist kein Samstag.
    Wir feiern heute die Osternacht, das Fest der Auferstehung, das größte Fest, das wir überhaupt haben.
    Das heißt doch etwas, wenn sich am Leben eines konkreten Menschen, des Jesus von Nazareth, sich das abgespielt hat, was wir alle erhoffen, dass wir unsterblich sind, und dieses Fest feiern wir.
    Und ich habe so eine Ahnung,
    die sich zweimal in meinem Leben gezeigt hat.
    Das war im Jahre 1945, damals war ich zwölf Jahre alt.
    Damals ist alles zusammengebrochen.
    Ich kann mich noch erinnern, dass wir an diesem Ostersonntag morgens, weil wir keinen Gottesdienst besuchen konnten, uns um eine Kapelle versammelt haben.
    Schwister, Eltern, Nachbarn.
    Dort haben wir gebetet, und es war ein sehr schöner Tag damals, der 1.
    April 1945.
    Und damals habe ich als Zwölfjähriger so etwas wie Hoffnung gespürt.
    Das wird jetzt total anders, obwohl nach außen hin alles ganz anders ausgeschaut hat.
    Wer jemals 1945 gesehen hat, erlebt hat, weiß, dass damals bei uns hier eine Welt total am Boden lag.
    Und trotzdem war diese Hoffnung da, und diese Hoffnung hat sich bestätigt.
    Und ich muss sagen, dass ich heuer, zu Ostern 1990, ebenso von einer solchen Hoffnung erfasst bin.
    Wir erleben zum ersten Mal in einem viel, viel stärkeren Ausmaß noch als damals etwas, was einen Frieden verspricht, der durch die ganze Welt geht, einen Weg der Menschen in die Einheit.
    ein Weg in die bessere Zukunft.
    Und so glaube ich auch, dass heute die Hoffnung berechtigt ist, dass wir wirklich einer besseren Zukunft entgegengehen und dass die nachfolgenden Generationen vielleicht auch viel, viel tiefer den Glauben und die Auferstehung erfahren können.
    Ich danke für dieses Gespräch.
    Der Wiener Weihbischof Florian Kuntner war heute im Journal zu Gast.
    Mit ihm sprach Roland Machatschke.
    Die Zeit, es ist nun 12.39 Uhr, zwischendurch im Mittagsschonal ein paar Takte Musik.
    Untertitelung des ZDF, 2020
    Nächstes Thema im Mittagsjournal, die europäische Asylantenfrage.
    In Österreich sind derzeit rund 20.000 Asylwerber gemeldet, rund die Hälfte davon Rumäner.
    Vor dem Hintergrund der prekären Flüchtlingssituation haben zuletzt die Minister Geppert und Löschnack ein Ressort
    Übereinkommen für eine verbesserte Integration von Asylanten geschlossen.
    Nicht zuletzt dieses Problem kommt verstärkt auch auf andere westliche Staaten zu.
    Westeuropa insgesamt steht in den kommenden Monaten noch eine Asylantenwelle großen Ausmaßes bevor.
    Davon geht das UNO-Flüchtlingskommissariat in Genf aus.
    hatten im Jahr 1973 noch 15.000 Asylwerber um Aufnahme gebeten, so waren es zehn Jahre später bereits mehr als 60.000.
    In diesem Jahr nun ist ein Rekord zu erwarten.
    Marion Lorenz, Genf.
    1990 rechnet das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR mit einem neuen Zustrom von 500.000 bis 600.000 Menschen.
    95 Prozent von ihnen, so urteilt UNHCR-Experte Jonas Wittgren, sind keine politisch Verfolgten, sondern Menschen auf Jobsuche.
    Sie missbrauchen die UNO-Flüchtlingskonvention als Einwanderungsmechanismus, um sich die Einreise in die reichen Länder zu erschwindeln.
    Mit derart harten und offenen Worten will das UNHCR Alarm schlagen, denn wenn dieser Missbrauch nicht gestoppt wird, muss mit einem Zusammenbruch des gesamten Rechtssystems zum Schutz echter politischer Flüchtlinge gerechnet werden.
    Flüchtlingsexperte Wittgren war schwedischer Staatssekretär für Asylantenfragen, bevor er vom Genfer Flüchtlingshochkommissar zum Koordinator einer neuen OECD-Asylpolitik ernannt wurde.
    Sein Vorschlag lässt aufhorchen.
    Die reichen Staaten müssen sich zu einer offiziellen, gezielten und kontrollierten Einwanderungspolitik durchringen.
    Denn nur wenn Westeuropas Grenzen für Jobsuchende Ausländer zumindest teilweise geöffnet werden, kann der gigantische Asylantenstrom von all den falschen, den sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen, gesäubert werden.
    Ich sehe keine andere
    Lösung als ein bisschen mehr über Einwanderungspolitik am europäischen Ebene zu sprechen.
    Das heißt, regulierte Einwanderung, kontrollierte.
    Es geht nicht an, so empört sich der UNHCR-Experte, dass die OECD-Staaten pro Jahr 5 Milliarden Dollar Sozialhilfe für falsche Flüchtlinge aufwenden.
    Das ist zehnmal mehr als der UNO-Flüchtlingshochkommissar für seine gesamte Afrika-Hilfe zur Verfügung hat.
    Obendrein wird der Berg der noch offenen Asylverfahren immer größer.
    Über 300.000 Ausländer warten derzeit in Westeuropa auf einen endgültigen Entscheid und am Jahresende dürften es fast eine halbe Million Menschen sein.
    Politisch allerdings stößt dieser gewagte Einwanderungsvorschlag bei den meisten Regierungen angesichts des zunehmenden Rechtsruckes und der steigenden Aussiedlerzahlen aus Osteuropa auf wenig Gegenliebe.
    Sieht Wittgren in Ländern wie Deutschland, Österreich oder Frankreich überhaupt eine Chance für ein derartiges Einwanderungskonzept?
    Kurzfristig nein, natürlich nicht.
    Und wenn ich spreche über Einwanderung, ich spreche über, sagen wir, das ist in die 20-, 40-, 50-jährige Perspektive.
    Es ist wahr, dass heute Europa hat etwa 6% der Gesamtbevölkerung im Welt, in etwa 10, 15 Jahren 3%.
    Und sowieso wird es ein schrecklicher Migrationsdruck sein.
    Immerhin, die Skandinavier, Holland und die Schweiz unterstützen schon jetzt diese Einwanderungsidee.
    Die Eidgenossenschaft will sogar demnächst ihrer zweiten Ausländergeneration die erleichterte Einbürgerung gewähren.
    Fest steht jedenfalls, dass die Zahl der Immigranten bis zum Jahre 2000 sprunghaft anwachsen wird.
    Unter anderem deshalb, weil die Einführung der Marktwirtschaft in Osteuropa viele Opfer fordert.
    Die dortigen Lebenshaltungskosten, so Jonas Wittgren, werden derart explodieren, dass tausende von Polen, Tschechen, Jugoslawien oder Bulgarien nach Westeuropa flüchten.
    Und dieser Druck der Wirtschaftsflüchtlinge schreie geradezu nach einem ökonomisch und auch menschlich vertretbarem Ventil.
    Nur durch gezielte, durchaus auch scharf kontrollierte Einwanderungsangebote lasse sich dieser Strom sinnvoll kanalisieren.
    Die Staaten suchen sich jene Arbeitskräfte aus, die sie brauchen, vermeiden die astronomischen Sozialkosten für falsche Asylanten und erhöhen gleichzeitig die Aufnahmechancen für tatsächlich politisch verfolgte Menschen, also für echte Flüchtlinge.
    Noch nie waren so offene Worte, so harte Forderungen aus dem UNHCR zu hören gewesen, wie unter dem neuen norwegischen Flüchtlingshochkommissar Stoltenberg.
    Dem Missbrauch des Asylrechtes, so Jonas Wittgren, müsse endlich ein Riegel vorgeschoben werden und dazu seien Selbstzwangsmaßnahmen angezeigt.
    Wenn jemand nicht ein Flüchtling ist und wenn er nicht einen Platz als Einwanderer bekommen kann,
    Dann muss das Nichtflüchtling zurückgeführt werden.
    Wir haben nichts gegen, dass jemand zurückgeschickt ist.
    Wenn wir das sagen, dann töten wir die Genf-Kommission.
    Vor neuer Asylantenwelle in Westeuropa, Sie hörten einen Beitrag von Marion Lorenz.
    In Italien mehren sich seit einiger Zeit die Anzeichen, dass einstige Mitglieder der 1981 verbotenen, berüchtigten Geheimloge P2 des Licio Celli ihr Treiben wieder aufleben lassen könnten.
    Genähert wurden solche Vermutungen auch durch das kürzliche Geständnis des Medienzaren Berlusconi, einst ebenfalls bei der P2 dabei gewesen zu sein.
    Auf der vor bald zehn Jahren entdeckten Mitgliederliste der Geheimloge fanden sich 962 Namen hochrangiger Persönlichkeiten und ebenso wie damals will jetzt wieder ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss die P2-Angelegenheiten untersuchen.
    Jedenfalls liegt ein entsprechender Antrag seit kurzem bei den zuständigen parlamentarischen Gremien.
    Aus Rom berichtet Rolf Gallus.
    Vor einem Jahrzehnt bemühte sich schon einmal eine parlamentarische Untersuchungskommission, sich Kenntnis von den konspirativen Absichten Jellies zu verschaffen.
    Dabei wurde festgestellt, dass die P2 Verbindungen zu den freilich korrupten Geheimdiensten unterhielt,
    zwecks Schaffung einer rechtsautoritären Regierungsform in Italien.
    Ferner brachte Cellis Verhalten ihn in den hinreichenden Verdacht, er und sein Geheimbund seien in schwere Devisenvergehen und dunkle Finanzaffären sowie in staatsgefährdende Umtriebe und in blutige Terrorakte verwickelt.
    Ausdrücklich erwähnt wurde der Bombenanschlag im Bahnhof von Bologna vom August 1980, bei dem 85 Menschen ums Leben kamen und über 200 verletzt wurden.
    Jedenfalls tauchte Djeli nach dem Attentat im Ausland unter.
    In einem Abwesenheitsverfahren wurde der ehrenwerte Logenmeister, wie er sich nannte, zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
    Währenddessen betrieb er seine unsauberen Geldgeschäfte in Südamerika, via Schweiz und Italien.
    Im Frühjahr 1988 wurde Gelli von den Schweizer Behörden an die italienische Justiz ausgeliefert, aber nur wegen seiner mutmaßlichen Beihilfe am betrügerischen Bankrott der privaten Mailänder Kreditanstalt Banco Ambrosiano in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar.
    Der Ambrosiano-Prozess beginnt im Mai.
    Die Untersuchungsrichter Pizzi und Blichetti, die das Ermittlungsverfahren durchführten, hegen keinen Zweifel darüber, dass Gelli zusammen mit seinen Komplizen an der gigantischen finanziellen Ausblutung der Mailänder Bank ausschlaggebend beteiligt war.
    Aber sie erwirkten keinerlei vorbeugende Maßnahmen gegen ihn.
    Denn Djeli lebt heute unbehelligt in seiner Luxusvilla bei Arezzo in der Toskana.
    Angeblich herzleidend entzog er sich durch ärztliche Gutachten, sowohl der über ihn verhängten Haftstrafe wegen des Bologna-Anschlags als auch der Untersuchungshaft im Ambrosiano-Skandal.
    Ungehindert empfängt er hohe Besuche oder seine Anwälte, spricht mit Medienvertretern und verfasst seine Memoiren.
    Gelli schrieb auch ein Pamphlet mit dem Titel Schatten über dem Untersuchungsverfahren der Banco Ambrosiano, das er vielen Journalisten sandte.
    Darin beschuldigte er die Richter Pizzi und Brichetti, sie hätten vorsätzlich die Wahrheit in der Bankenaffäre vertuscht.
    Es ist daher anzunehmen, dass diese Unterstellung das Leitmotiv seiner Verteidigungslinie beim Prozess sein wird.
    Berichterstatter aus Rom war Rolf Gallus.
    10 vor 1, ein Beitrag der Kulturredaktion.
    Mit dem für eine Ausstellung enormen Kostenaufwand von 30 Millionen Schilling wurde auf Schloss Schwarzenau bei Gmünd in Niederösterreich eine Ausstellung zum Thema Kult und Magie eingerichtet.
    Die Mammutschau, laut den Veranstaltern ohne öffentliche Stützung finanziert, wird heute eröffnet und ist bis Ende Oktober zugänglich.
    Im Folgenden ein Beitrag gestaltet von Eva-Maria Klinger.
    Die materielle Befriedigung brachte in der saturierten westlichen Welt den Verlust von Idealen mit sich.
    Seit den 60er Jahren blühen New Age und Esoterik, die das ideelle Vakuum mit spirituellen Kräften zu füllen suchen.
    Es erwacht die Hinwendung zum Okkulten, die Sehnsucht nach Überwindung des physisch Materiellen, das Interesse an Magie und Schamanismus.
    Mit der Ausstellung Kult und Magie als Gesamtkunstwerk entworfen, sollen durch Licht, Musik und Sprache, durch die fantasievolle architektonische Gestaltung der Erlebnisräume alle Sinne angesprochen werden.
    In diesem Raum ist ein Grundgesetz dargestellt, das alle verschiedenen Bereiche der Magie und der Wahrsagung durchzieht.
    Es handelt von der Verbindung zwischen der Erde und dem Universum.
    Eine alte Legende berichtet uns von der smaragdenen Tafel.
    Auf ihr sind die Zusammenhänge von der Geisteswelt mit dem Menschen in phönizischer Schrift niedergelegt.
    Ihre grundlegende Aussage lautet, wie oben, so auch unten.
    Will heißen, was immer im Geistigen geschieht, findet seine Entsprechung auf Erden.
    Und umgekehrt.
    Der wissenschaftliche Leiter des Unternehmens ist der Parapsychologe Elmar Gruber.
    Er betont die Seriosität in der Auswahl der Mittel.
    Von schwarzen Messen und Feuerläufern hat man Abstand genommen, obwohl es entsprechende Rahmenveranstaltungen geben wird.
    Das Konzept lautet
    kultische Bräuche und magische Handlungen einfach darzustellen, um, ich möchte mal sagen, so eine Art esoterischen Voyeurismus zu befriedigen, sondern vielmehr eben das verbindende Element hinter Kult und Magie in den verschiedenen Zeiten und Kulturen darzustellen, klarzumachen und dieses verbindende Element auch dem Besucher selbst näherzubringen in einer Form, die ihn selbst in das Geschehen mit einbezieht.
    Das verbindende Element Hinterkult und Magie, das ist eben eine geistige Sehnsucht, die seit der Morgenröte der Menschheitsgeschichte, seit dem Entstehen von Bewusstsein eigentlich in die Welt gekommen ist, möchte ich mal sagen.
    Als der Mensch begann, sich eben nicht nur als ein materielles oder triebgesteuertes Wesen zu begreifen,
    sondern seine Heimat auch über die Welt hinaus verlegt hat, in eine geistige Heimat sozusagen.
    In 15 Räumen wird der Besucher in verschiedene Zeiten und Kulturen entführt.
    In die ägyptische Pyramide, den tibetischen Tempel, zu Voodoo, in das Reich der Alchemie, der Geheimbünde und der Schamanen.
    Der Schamane ist jener, der ja ins, unter Anfangszeichen, Jenseits reist, der geistige Welten bereist, die Topografie des Jenseits erkundet, der zum ersten Mal Mythen von Mythen Kunde bringt,
    Also von einem Geschehen in einer Zeit vor der Zeit, von einem Geschehen aber das gleichzeitig auch immer anwesend ist und damit uns selbst mit den geistigen Welten verbindet.
    Der Schamane Don Eduardo Calderón aus Peru erklärt die geheimnisvolle Sprache der Zeichen, zum Beispiel der Spirale.
    Der Spirale ist eine Figur.
    Die Spirale ist eine metaphysische Figur der Menschheit, die uns die Möglichkeit gibt, die Kraft, die Energie aufzunehmen.
    Für uns, für unsere Kultur, vor allem für uns in Amerika, bedeutet die Spirale sowohl Geburt als auch Tod.
    Das heißt auch die Wiedergeburt.
    Ich habe mir einen Zusammenhang ausgesucht und das beginnt bei Alchemie und geht über Magie durch einen Erkenntnistunnel.
    bis in einen Raum, wo man auf sich selbst zurückgeworfen wird.
    Das ist immer wieder eine Forderung gewesen, die ich auch in anderen Arbeiten gestellt habe, dass der Besucher angeregt wird, eigentlich das Museum seiner Fantasie zu öffnen.
    Wenn Sie möchten, betreten Sie nun das magische Quadrat vor Ihnen.
    Es stellt eine uralte Zauberformel dar, deren Buchstaben auf die Bibelgestalt Henoch des Alten Testaments zurückgehen.
    Wenn Sie möchten, lassen Sie sich auf Schloss Schwarzenau für eine Weile in die mystische Welt von Kult und Magie entführen.
    Kult und Magie, Thema einer Schau auf Schloss Schwarzenau in Niederösterreich nach Eva Maria Klinger, kommt nun im Nachrichtenstudio wieder Günter Bahr zu Wort.
    Jugoslawien.
    Das Wahlbündnis Demos, es hat die Parlamentswahl in Slowenien gewonnen, will das Atomkraftwerk Kresko bis 1995 stillegen.
    Dies teilte ein Spitzenpolitiker der slowenischen Grünen in Belgrad mit.
    Die Grünen gehören dem Wahlbündnis Demo an.
    Aufgrund seiner absoluten Mehrheit bei der jüngsten Wahl wird Demos mit großer Wahrscheinlichkeit die neue slowenische Regierung bilden.
    Das Atomkraftwerk Kresko liegt etwa 75 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt in einer Region, die nach Ansicht von Experten äußerst erdbebengefährdet ist.
    Österreich hat Jugoslawien wiederholt aufgefordert, das Kraftwerk außer Betrieb zu nehmen.
    Sowjetunion
    Moskau droht der abtrünnigen Republik Litauen nun mit einer Wirtschaftsblockade.
    Staatspräsident Gorbatschow hat die litauische Führung aufgefordert, innerhalb von zwei Tagen alle Gesetze zurückzunehmen, die auf die Abtrennung von der Sowjetunion hin zielen.
    Andernfalls will die Zentralregierung die Lieferung wichtiger Güter in die Baltische Republik einstellen.
    Der litauische Präsident Lanz Bergis hat das Ultimatum zurückgewiesen.
    Großbritannien, USA.
    Präsident Bush und Premierministerin Thatcher halten den Konflikt zwischen Moskau und Litauen für besorgniserregend.
    Bush und Thatcher sind zu einem Gespräch auf den Bermuda-Inseln zusammengetroffen.
    Sie diskutieren auch die deutsche Frage.
    Bush meinte, ein vereintes Deutschland sollte volle Kontrolle über das gesamte Staatsgebiet ohne jede diskriminierende Einschränkung haben.
    Thatcher forderte Bush auf, die amerikanischen Streitkräfte mit ihren Atomwaffen in Europa stationiert zu lassen.
    Bundesrepublik Deutschland.
    Der Vorsitzende der FDP, Lambsdorff, schlägt eine Verschiebung der für den 2.
    Dezember angesetzten Bundestagswahl vor.
    Lambsdorff will die für Herbst nächsten Jahres geplante erste gesamtdeutsche Wahl auf das Frühjahr vorverlegen.
    In einem Interview für den saarländischen Rundfunk meinte Lambsdorff, wenn die verfassungsrechtlichen Bedenken für eine Verschiebung der Bundestagswahl beseitigt werden könnten, wäre das ein Weg, um zwei Wahlen innerhalb äußerst kurzer Zeit zu verhindern.
    Kanzleramtsminister Seithers lehnt den Vorschlag des FDP-Vorsitzenden ab.
    Seithers sagte, er sehe keinen überzeugenden Grund für eine Verschiebung der Bundestagswahl.
    Sie sei eine neuerliche und unmittelbare Legitimation durch den Wähler auch für die noch anstehenden Entscheidungen.
    Der Kanzleramtsminister erwartet die ersten gesamtdeutschen Wahlen im Herbst 1991.
    Sowjetunion
    Der Präsidialrat berät heute weitreichende Massnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage.
    Unter Vorsitz von Präsident Gorbatschow soll offenbar eine Anhebung der Preise auf ein marktgerechtes Niveau beschlossen werden.
    Auch die Privatisierung großer Teile der verstaatlichten Industrie steht zur Debatte.
    Die lettischen Kommunisten, die für die Unabhängigkeit der Republik eintreten, werden an diesem Wochenende eine eigene Partei gründen.
    Der Gründungskongress hat am Vormittag in Riga begonnen.
    Die mehr als 500 Delegierten wollen ein eigenes Programm beschließen und eine neue Parteileitung wählen.
    Ihr Ziel ist die Wiederherstellung eines eigenen Staates Lettland.
    Die kommunistische Partei hat sich bei ihrem jüngsten Parteitag gespalten.
    Etwa ein Drittel der damaligen Delegierten verließ den Parteitag, um eine von der KPDSU unabhängige Organisation zu bilden.
    Der polnische Staatspräsident Jaruzelski besucht heute Katyn, um der 1940 vom sowjetischen Geheimdienst ermordeten polnischen Offiziere zu gedenken.
    Die Sowjetunion hat gestern erstmals zugegeben, dass die etwa 15.000 Soldaten vom damaligen stalinistischen Geheimdienst getötet worden sind.
    Der Vorsitzende der Gewerkschaft Solidarität, Valesa, äußerte sich ebenso wie Jaruzelski befriedigt über das Schuldeingeständnis Moskaus.
    Valesa betonte jedoch, dass die Bestrafung der Verantwortlichen und die Wiedergutmachung für die Familien der Opfer noch ausständig seien.
    Österreich
    Weihbischof Florian Kuntner sieht durch den Unbruch in Osteuropa eine Gefahr für die Unterstützung der Dritten Welt.
    Kuntner sagte in der Hörfunkreihe im Journal zu Gast, Hilfe für den Osten sei beliebter und einfacher, weil sie schneller Erfolge zeige.
    Die Situation im Süden der Erdkugel sei aber weitaus bedrohlicher.
    Das Wetter, die Aussichten für Österreich bis heute Abend.
    Von Westen her Wetterverschlechterung, Nachmittagstemperaturen 8 bis 16 Grad.
    13 Uhr, das war das Mittagsschonal vom 14.
    April bis zum Schonal um 5 Uhr morgen am Ostersonntag verabschiedet sich Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Mitwirkende: Manas, Elisabeth [Gestaltung]
    Datum: 1990.04.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1990.04.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Slowenien: Vor möglicher Sperre des AKW Krško
    Das Aus für das slowenische Atomkraftwerk Krško ist wahrscheinlich besiegelt. Der Wahlsieg der Atomkraftgegner und die Anti-Atombewegung nach Tschernobyl erzeugen Druck.
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung]
    Datum: 1990.04.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    USA wollen Cocom-Liste gegen Osteuropa nicht lockern
    Bei der Diskussion rund um die Cocom-Vorschriften über die Ausfuhrbeschränkungen von westlichen Hochtechnologiepordukten in die Staaten des Warschauer Paktes steht die Meinung des Beibehaltens der USA gegen die Meinung der Lockerung der EG.
    Mitwirkende: Wiesner, Robert [Gestaltung]
    Datum: 1990.04.14 [Sendedatum]
    Ort: Washington D.C.
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    In Journal zu Gast: Florian Kuntner
    Der Wiener Weihbischof Florian Kuntner ist stark involviert in die gesellschaftspolitischen Initativen der katholischen Kirche. Als Präsident der bischöflichen Kommission "Justitia et Pax" trat er besipielsweise gegen die Apartheit in Südafrika ein. Interview: Weihbischof Florian Kuntner.
    Mitwirkende: Machatschke, Roland [Gestaltung] , Kuntner, Florian [Interviewte/r]
    Datum: 1990.04.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    UNO zu Asylanten-Explosion in Westeuropa
    Das UNO-Flüchtlingskommissariat (UNHCR) in Genf geht von weiteren großen Flüchtlingswellen nach Westeuropa aus. Durch den explosionsartigen Anstieg ist 1990 das absolute Rekordjahr in dieser Hinsicht. Einblendung: UNHCR Koordinator Jonas Widgren
    Mitwirkende: Lorenz, Marion [Gestaltung] , Widgren, Jonas [Interviewte/r]
    Datum: 1990.04.14 [Sendedatum]
    Ort: Genf
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Italien: Wieder P2-Untersuchungsausschuss im Parlament
    Die Gerüchte um ein Wiederaufleben der 1981 verbotenen Geheimloge P2 kommen in Italien auf. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss will erneut darüber ermitteln.
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1990.04.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Ausstellung "Kult und Magie" im Schloss Schwarzenau
    Mit einem enormen Kostenaufwand von 30 Millionen Schilling wurde auf Schloss Schwarzenau bei Gmünd eine Ausstellung zum Thema Kult und Magie eingerichtet. Einblendung: Anonyme Sprecherstimme der Ausstellung, Interview: Wissenschaftlicher Leiter Elmar Gruber, Einblendung: Schamane Don Eduardo Calderon, Interview: Bühnenbildner Hans Hoffer
    Mitwirkende: Klinger, Eva Maria [Gestaltung] , Gruber, Elmar [Interviewte/r] , Anonym, Ausstellungssprecherstimme [Interviewte/r] , Calderon, Don Eduardo [Interviewte/r] , Hoffer, Hans [Interviewte/r]
    Datum: 1990.04.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kurzmeldungen
    Datum: 1990.04.14 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1990.04.14
    Spieldauer 00:59:41
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Gestaltung]
    ORF [Produzent]
    Datum 1990.04.14 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-900414_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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