Mittagsjournal 1990.07.25

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Guten Tag, zum Mittagsjournal am 25.
    Juli begrüßt Sie Udo Bachmeier.
    Die Themen.
    Bohunice bleibt im Gespräch.
    Das umstrittene GSFR-Atomkraftwerk östlich von Wien war Gegenstand eines Ministerratsbeschlusses.
    Eine Reaktion kommt auch von Landeshauptmann Haider.
    Aus Bonn erwarten wir Reaktionen zur DDR-Koalitionskrise.
    Aus Moskau Informationen zum Unionsvertrag über die Souveränität der Sowjetrepubliken.
    Die neue IRA-Terrorwelle und die Folgen.
    Der Erfolg bei der Suche nach dem Kornfeldphänomen in Großbritannien.
    Neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Adria-Algenplage.
    Das sind Themen weiterer Auslandsbeiträge.
    Die Initiative Transit errichtet eine Petition an den Nationalrat, den Lebensraum vor dem Transitverkehr zu schützen.
    Und von der Kulturredaktion kommt eine Vorschau auf die heute beginnenden Bayreuther Festspiele.
    Erster Programmpunkt, ein Nachrichtenüberblick von Christian Teuretsbacher, Wilfried Schierlbauer liest.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Mit dem gestrigen Austritt der Liberalen aus der Koalition hat sich die Regierungskrise in Ost-Berlin nun ernsthaft zugespitzt.
    Die beiden Minister der Liberalen haben bereits ihren Rücktritt angeboten.
    Auch die Sozialdemokraten wollen ihre Mitarbeit in der Regierung aufkündigen, sollte die CDU in der Frage des Beitrittstermins zur Bundesrepublik Deutschland nicht bis Freitag nachgeben.
    Ministerpräsident de Maizière beharrt weiter auf einem Beitritt erst nach gesamtdeutschen Wahlen.
    Er werde aber noch mit den Sozialdemokraten sprechen, bevor er an das Ende der Koalition glaube, sagte de Maizière.
    Die Präsidentin der DDR-Volkskammer, Bergmann-Pohl, hat die Regierung aufgefordert, die deutsche Vereinigung gemeinsam zu Ende zu bringen.
    Österreich.
    DDR-Ministerpräsident de Maizière trifft in diesen Minuten zu einem Arbeitsbesuch in Wien ein.
    Im Mittelpunkt seiner Gespräche mit österreichischen Politikern stehen Wirtschaftsfragen.
    Ein für morgen vorgesehenes Treffen mit dem westdeutschen Bundeskanzler Kohl in dessen Urlaubsort St.
    Gilgen wurde abgesagt.
    Wegen der Regierungskrise in der DDR will de Maizière seine Amtsgeschäfte in Ostberlin schon morgen früh wieder aufnehmen.
    Tschechoslowakei, Österreich.
    Das nur 100 Kilometer von Wien entfernte und als besonders risikoanfällig eingestufte tschechoslowakische Kernkraftwerk Bohonice sorgt weiter für Aufregung.
    Der slowakische Umweltminister Tirpak hat den Beobachterstatus österreichischer Experten bei der Überprüfung des Atomkraftwerks Anfang August in Frage gestellt.
    Nach Angaben der Nachrichtenagentur GTK sagte Tirpak, er könne Österreich keinen Zugang zu Informationen versprechen.
    Verfügungsberechtigt seien nur die Sowjetunion als Herstellerin der Anlage und die Untersuchungskommission der Firma Siemens.
    Umweltministerin Fleming betonte heute in einer Pressekonferenz der ÖVP-Spitze, die Bedenken Tirpaks seien schon bei ihrem Gespräch mit dem slowakischen Minister zu Beginn der Woche in Bratislava zur Sprache gekommen.
    Sie sei jedoch zuversichtlich, dass diese Hindernisse aus dem Weg geräumt werden könnten.
    Vizekanzler Riegler wertete es als großen Erfolg, dass die Prüfung von Bohunice auf den 7.
    August vorverlegt wurde.
    Schweiz nahe Osten USA.
    Das Treffen der OPEC, der Organisation Erdöl exportierender Länder in Genf, wird vom Ölkonflikt zwischen dem Irak und Kuwait überschattet.
    Der Irak wirft den Kuwaitis vor, durch überhöhte Erdölförderung die Preise zu verderben.
    An der kuwaitischen Nordgrenze sind irakische Truppen aufmarschiert.
    Die USA haben sich über die Ausweitung des Konflikts besorgt gezeigt.
    Kurzfristig wurde ein Manöver der amerikanischen Marine gemeinsam mit Einheiten der Vereinigten Arabischen Emirate im Persischen Golf angesetzt.
    USA.
    Washington und Moskau wollen angeblich in der kommenden Woche gemeinsam eine Waffenstillstandsvereinbarung für Afghanistan verkünden.
    Der amerikanische Fernsehsender ABC berichtete, die Außenminister der USA und der Sowjetunion, Baker und Cevardnace, würden bei ihrem Treffen in Sibirien den sofortigen Waffenstillstand zwischen dem kommunistischen Regime in Kabul und den muslimischen Rebellen bekannt geben.
    Die Supermächte sollen außerdem vereinbart haben, dass die Waffenlieferungen an die Bürgerkriegsparteien eingestellt werden.
    Washington wollte zu dem Bericht nicht Stellung nehmen.
    Sowjetunion.
    Im Gebiet von Stavropol in Südrussland ist die Cholera ausgebrochen.
    Ursache war offenbar verschmutztes Wasser auf einem Campingplatz.
    13 Campingtouristen wurden in Krankenhäuser eingeliefert.
    Zahlreiche weitere Personen wurden von den sowjetischen Gesundheitsbehörden zur Beobachtung in Spitäler gebracht.
    Nach Angaben der Parteizeitung Pravda wird eine Ausweitung der Seuche befürchtet, da zahlreiche Urlauber bereits heimgekehrt sind.
    Französisch Guayana.
    Eine europäische Trägerrakete vom Typ Ariane 4 ist heute Nacht erfolgreich vom Raumfahrtzentrum Kourou gestartet.
    Die Rakete brachte den deutschen Fernmeldesatelliten Copernicus 2 und einen französischen Fernsehsatelliten in ihre Umlaufbahnen.
    Am 22.
    Februar war eine Ariane-Rakete kurz nach dem Start vom Kurs wegen eines Triebwerkfehlers abgekommen.
    Sie musste zur Explosion gebracht werden.
    Als Ursache des Defekts war damals ein vergessener Putzfetzen ermittelt worden.
    Schweiz.
    Literaturnobelpreisträger Elias Canetti begeht heute seinen 85.
    Geburtstag.
    Der in Bulgarien als Sohn spanisch-jüdischer Eltern geborene Schriftsteller lebt seit zwei Jahren in Zürich.
    Er hat aber auch eine besondere Beziehung zu Wien.
    Seine Verbindung mit Wien schildert Canetti in seinen autobiografischen Romanen »Die gerettete Zunge«, »Die Fackel im Ohr« und »Das Augenspiel«.
    Die Wetteraussichten bis morgen früh, örtlich Gewitter, sonst wolkenlos oder heiter, mäßiger Nordwestwind.
    Nachmittagstemperaturen 21 bis 26 Grad, Tiefstwerte der kommenden Nacht 8 bis 14.
    Die Prognose für morgen Donnerstag, allgemein wieder sonnig, am Nachmittag im Bergland lokal Gewitter, mäßiger Nordwestwind.
    Frühtemperaturen 8 bis 14, Tageshöchstwerte 22 bis 27 Grad.
    Das Wetter übermorgen Freitag, örtlich Gewitter sonst sonnig, Tageshöchsttemperaturen bis 30 Grad.
    Die Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien Heiter 23 Grad, Eisenstadt Heiter 21, St.
    Pölten Heiter 21, Linz Heiter 20, Salzburg Heiter 22, Innsbruck Heiter 22, Bregenz Heiter 19, Graz Heiter 21 und Klagenfurt Heiter 21 Grad.
    Es ist nun 12.07 Uhr.
    Das risikoanfällige Atomkraftwerk Burunitse, nur 100 Kilometer östlich von Wien, erhitzt weiter die Gemüter.
    Teils heftige Reaktionen.
    Ausgelöst hat die Entscheidung, dass an der Überprüfung des Atommailers durch Experten des deutschen Siemens-Konzerns Vertreter des österreichischen Atomforums nur als Beobachter teilnehmen können.
    Das heißt, der Prüfbericht kann in dem Fall von Österreich nicht beeinflusst werden.
    Kanzler Franitzki sagte, bloßer Beobachterstatus für die Österreicher sei unvorstellbar.
    Der grün-alternative Abgeordnete Pilz sprach von einer Katastrophe, wenn allein das Siemens-Gutachten zur Entscheidung über Bohonize diente.
    Denn der deutsche Konzern verfolge massive Geschäftsinteressen in der GSFR.
    Daher fordert Pilz einen eigenen Prüfbericht der Österreicher.
    Vizekanzler Riegler hofft auf einen gemeinsamen Untersuchungsbericht deutscher und österreichischer Fachleute.
    Heute gab es in der Frage Bochum-Nitze einen gemeinsamen Beschluss des Ministerrates.
    Fritz Besater fasst zusammen.
    Werden die von Österreich zur Überprüfung der Kraftwerksblöcke 1 und 2 von Bohunitze entsandten Experten in die endgültige Bewertung der dortigen Sicherheitssituation einbezogen werden oder werden sie es nicht?
    Auf diese Kurzformel könnte man derzeit die Meinungsbildung innerhalb der österreichischen Regierung wie auch der Regierung der GSFR reduzieren.
    Immerhin ist es nach Abschluss der mehrstündigen Gespräche von Umweltministerin Marilis Fleming in Pressburg vom Montagabend mit ihrem GSFR-Amtskollegen Vavroschek und Tirpak noch zu keinem endgültigen Verhandlungsprotokoll gekommen.
    Für Marelis Fleming ist andererseits, wie sie heute früh sagte, die Tatsache der totalen Information für die Österreich-Experten wichtiger als etwa die Teilnahme an der Formulierung des Prüfberichts.
    Auch habe Vavroschek I. Fleming gestern die Teilnahme zusätzlicher Experten in Bohunice angeboten.
    Fleming heute mit Festigkeit.
    Ich kann nur wiederholen, dezidiert vor vielen Journalisten, österreichischen Journalisten, die mit waren, Österreich hat Beobachterstatus, Zugang zu allen Informationen, Zugang zu jeder Sitzung.
    Nicht aber bei der Erstellung der Expertise.
    Das wird Siemens allein machen, aber unter Offenlegung aller Gründe.
    Dass vielleicht jetzt von Siemens oder auch von der Sowjetunion hier Reaktionen gekommen sind, das weiß ich nicht, das kann ich nicht beurteilen.
    Da müssten Sie Wawrosek heute fragen.
    Dass man hier vielleicht unser Gegenüber
    natürlich hier jetzt sehr stark auch unter Druck gesetzt hat.
    Das möchte ich gar nicht leugnen.
    Und dass es für sie nicht einfach ist, das wissen wir alle.
    Soweit Umweltministerin Marilis Fleming.
    Andererseits erhält der gemeinsame Bericht der Koalition an den Ministerrat, der auch einstimmig angenommen wurde, ausdrücklich folgenden Passus.
    Zitat, dass die österreichischen Experten in die abschließende Bewertung der Untersuchungen als gleichberechtigte Partner eingebunden werden.
    Zitat Ende.
    Kanzler Franz Franitzki, auf diese Problematik angesprochen, kündigte für kommende Woche politische Gespräche mit der GSFR an und er wird auch morgen Salzburg mit Präsident Václav Havel darüber sprechen.
    Ich glaube, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist auf tschechoslowakischer Seite, denn auf der einen Seite liegt eine Einladung des Ministerpräsidenten Schalfer an, mich selber vor nach Polenitia zu reisen und mich von der Sicherheit dieses Kraftwerks zu überzeugen.
    Wenn dann jemand anderer sagt, die Österreicher sollten keine Möglichkeit haben, sich von der Sicherheit zu überzeugen, so ist das ein Widerspruch.
    Ich glaube, dass dieser Widerspruch dann in konkreten Gesprächen mit der Tschechoslowakei, dass dieser Widerspruch beseitigt werden kann.
    Und ansonsten muss es materiell darum gehen, dass die von uns entsandten Experten tatsächlich in die Lage versetzt werden, auch wirklich ein wertendes Urteil zu bilden und dies der österreichischen Bundesregierung mitzuteilen und bekannt zu geben.
    Wenn sie möglicherweise nur als Zaungäste dort akzeptiert werden, dann werden sie keine ausreichende Wertung abgeben können.
    Und das ist genau der Punkt, um den es geht.
    Wir würden natürlich dann auch zu Stromlieferungen nicht bereit sein können, wenn die von Österreich entsandten Leute
    bei einer endgültigen Bewertung nicht dabei wären, um uns zu berichten.
    Denn hier muss man ja auch die industriellen Interessen abwägen.
    Wie wir informiert sind, wird eine deutsche Firma an diesen Untersuchungen maßgeblich mitwirken.
    Und wenn dann am Schluss herauskommt, dass die Mitwirkung dieser deutschen Firma womöglich zu einem größeren Geschäftsabschluss für diese Firma führt, dann haben wir ja keine Veranlassungen, irgendwelche finanzielle Leistungen zu erbringen.
    Alle diese Fragen, so der Kanzler weiter, sollen in einem Vertrag zwischen der Republik Österreich und der Tschechoslowakei geklärt werden.
    Klar ist auch nach dem Willen der Koalition, dass man, wenn die ausreichende Mitwirkung Österreichs an der Kontrolle von Bochum-Lützen nicht gegeben sein sollte, dass dann Österreich auch keinen Ersatzstrom während der Zeit der Überprüfung des Kraftwerks liefern wird, wie Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel heute klar machte.
    Wir haben ein Offert gemacht.
    dass wir eventuell Hilfestellung zur Überbrückung mit Energielieferungen machen.
    Sollte der von uns gewünschte Status der österreichischen Beteiligung nicht entsprechen, dann ist es in Ordnung, dann ist das Offertgegenstandslos.
    Es ist ja bitte unsere freie Entscheidung zu beurteilen, ob österreichische Interessen im Rahmen dieser Überprüfung ausreichend gewürdigt werden können oder nicht.
    Das ist alles.
    Und sollte, was ich nicht annehme,
    jetzt ein Streit um Worte geschehen, der zum Inhalt hat, uns hier an den Rand zu drängen, was ich wirklich nicht glaube, dann wird ihm das sofort zurückgezogen.
    Ende der Durchsage.
    Neben der sozusagen brennheißen Frage der Überprüfung von Bochonice hat der Ministerrat heute auch ein ganzes Bündel von Maßnahmen vorgeschlagen, wie man die Energiesituation im gesamten Ostblock, einschließlich der Kernkraftwerke in Slowenien, Kurska und in Ungarn, verbessern könnte.
    Soweit mein Bericht aus dem Kanzleramt und damit zurück zum Studio des Mittagsschneiders.
    Jörg Haider ist höchst unzufrieden mit der Reaktion der Regierung auf gefährliche Atomkraftwerke an den Grenzen.
    Jahrelang habe man die Entwicklung verschlafen und Atominformationsverträge mit den falschen Ländern, etwa der DDR, abgeschlossen.
    Und jetzt setze man dort an, wo die Chancen etwas zu erreichen am geringsten seien, nämlich bei der GSFR.
    So sehr ich glaube, dass Präsident Havel wirklich die Dinge in Ordnung bringen will, so wenig wird er sich durchsetzen gegenüber
    den Lobbyisten in seinem Land, denn im Grunde genommen haben die Verantwortungsträger dort in diesem Bereich nicht gewechselt.
    Es sind die gleichen Politstrategen dort noch am Werk.
    Und sie werden daher sich wehren, dass wir in irgendeiner Weise Einfluss nehmen, die Sicherheitsverhältnisse dort zu verbessern oder überhaupt mit österreichischer Hilfe einen raschen Ausstieg aus der Atomenergie sicherzustellen.
    Es muss daher im Gegenzug meines Erachtens Österreich deutlich machen, dass wir auch dann nicht bereit sind, geplante Investitionen, die auch von der Infrastruktur für die Tschechoslowakei wichtig sind, wie etwa das milliardenschwere Projekt der Bahn 2000 mit der Herstellung von entsprechenden Bahnverbindungen zu realisieren.
    Und auch beim Bestreben der GSFR in den Europarat aufgenommen zu werden, sollte Österreich vorläufig bremsen.
    Aktiv werden sollte die Regierung dagegen bei Slowenien, dessen neue Führung ja die Bereitschaft erklärt habe, das Atomkraftwerk Krško bis 1995 stillzulegen.
    Ohne österreichische Hilfe werde das aber nicht gehen.
    Dort gibt es eine Bereitschaft, daher ist es mir völlig unverständlich, warum man nicht konkrete Verhandlungen zwischen dem Bund und den Teilrepubliken Jugoslawiens, die bereit sind, diesen Ausstieg aus der Atomenergie zu machen, die selbst das versprochen haben.
    Und wo man sagen muss, dass auch die ÖVP-Minister, die im Zuge des Wahlkampfes in Slowenien
    da bei Veranstaltungen aufgetreten sind, ganz konkrete Zusagen gemacht haben, dass sie beim Ausstieg aus der Atomenergie behilflich sein würden.
    Jetzt sollen sie ihre Zusagen einlösen.
    Schließlich noch einige Sätze heil das zur Bilanz der abgelaufenen Legislaturperiode.
    Die FPÖ habe ihre Versprechen wahrgemacht.
    Ich habe gesagt, wir werden die alten Parteien vor uns hertreiben.
    Wir haben es geschafft als Opposition wie noch nie in früheren Zeiten die Regierung zu treiben.
    Wir haben es geschafft als Opposition der Regierung Veränderungen abzuringen und wir haben es geschafft als freiheitliche Opposition, wie nie zuvor, Dinge durchzusetzen, die uns die Regierung bisher verweigert hat.
    Die Regierung ist also bei der Reform und Erneuerungsarbeit der Freiheitlichen eine Erfüllungsgehilfe der Opposition geworden.
    Beweise nach Haida unter anderem die Ausländerbeschäftigungs- und die Einwandererpolitik, der Privilegienabbau und die zunehmende Auflösung der Institutionen wie etwa der Arbeiterkammern.
    Wir bleiben im weiteren Sinn noch beim Stichwort Atom.
    200 Kubikmeter strahlenden Abfalls pro Jahr produzieren in Österreich 554 Verursacher, vorwiegend Industriebetriebe und Krankenhäuser.
    Dieser radioaktive Müll wird in Seibersdorf verdichtet oder verbrannt, bis er so viel an Volumen verloren hat, dass er in rund 200 Fässer passt.
    Diese Fässer sollten entgelagert werden, aber ein Endlager ist nicht in Sicht.
    Und während Gesundheitsminister Harald Ettel nach einem Standort sucht und sich in allen Bundesländern die Gegnerschaft formiert, ist in Seibersdorf die baurechtliche Genehmigung für einen Teil des Zwischenlagers abgelaufen.
    Schon seit einem halben Jahr wird also in Seibersdorf konsenslos, das heißt illegal, Atommüll gelagert.
    Und Bürgermeister Paul Koch denkt auch nicht daran, die abgelaufene Genehmigung zu verlängern, bevor er von Minister Ettl eine Garantie bekommt, dass es tatsächlich in absehbarer Zeit ein Endlager geben wird.
    Im Gespräch mit Manfred Steinhuber erläuterte Minister Ettl heute seinen Standpunkt.
    Zur Zeit präferieren wir die Endlager-Theorie, weil das am vernünftigsten wäre, ein kontrolliertes Lager in der Form zu machen.
    Es gibt auch andere Ideen, die so ausschauen, dass wir
    überhaupt nur Zwischenlagern und auf Österreich aufgeteilt im Sinne einer allgemeinen Lastenverteilung mehrere Standorte suchen.
    Das hängt jetzt von der Projektbearbeitung und von den Studien ab.
    Das ist das eine.
    Der Herr Bürgermeister weiß, dass wir sehr zügig daran arbeiten.
    Wir werden versuchen, uns natürlich mit ihm zu arrangieren.
    Auf der anderen Seite ist es allerdings so, dass, was die Genehmigung einer neuen Lagerhalle etc.
    betrifft, es sicher der Herr Bürgermeister in der Hand hat, mit Seibersdorf, dem Lagerbetreiber, einen Vertrag zu machen.
    wonach aktives Material, das jetzt dort konditioniert wird, nach zwei Jahren oder drei Jahren, egal wie, wenn es zu keiner Lagerlösung kommt, wieder zum Verursacher zurückgehen muss.
    Darüber läuft zurzeit die Diskussion zwischen Seibersdorf und dem Bürgermeister.
    Und wir werden sehen, dass wir aus dieser Situation herausfinden.
    Der Bürgermeister sagt, im Herbst verfügt er die Schließung, wenn er nicht eine Garantie von Ihnen oder von der Regierung bekommt.
    Sind Sie in der Lage, bis zum Herbst so eine Garantie zu geben?
    Die Regierung?
    kann überhaupt keine Garantie geben, dass das Lager da oder dort gemacht wird, weil die Frage eine sehr sensible ist.
    Natürlich die dort wohnende Bevölkerung befragt werden muss und so weiter.
    Also das muss alles miteinbezogen werden.
    Die Regierung ist bemüht, eine Lösung zu finden.
    Wenn es aber kein Endlager gibt, weil jeder sagt, im nächsten Bundesland soll das geschehen, nur nicht bei mir, dann wird es in eine Lastenverteilung kommen und jedes Bundesland für sich selbst oder jeder Verursacher
    hat für die Entsorgung oder für die lagergerechte Behandlung dieses Materials zu Sorge zu tragen.
    Und in die Richtung gehen die Gespräche, gehen die Verhandlungen und das hat auch der Herr Bürgermeister in der Hand, vertraglich mit dem derzeitigen Verarbeiter oder beziehungsweise Bearbeiter des Aktivmaterials Cyberstaff vertraglich abzusichern.
    Das heißt, wenn es so läuft, wie es jetzt aussieht, werden wir im besseren Fall
    in einiger Zeit in Österreich neuen Zwischenlager haben und im schlechteren Fall werden wir womöglich 554 Zwischenlager haben, also bei jedem Krankenhaus oder bei jedem Betrieb, der solchen Müll produziert.
    Ich glaube, dass das die sinnloseste Regelung wäre, dass jeder Entsorger für sich selbst schauen muss, wie er das Material lagert.
    Ich gehe davon aus, dass die Herrn Landeshauptmänner eine Verantwortung haben,
    als Spitalserhalter und über 50 Prozent des Aktivmaterials, das wir bekommen, kommt aus dem Gesundheitsbereich, dass man landesweit Lagerlösungen sucht, wenn man nicht imstande ist, ein zentrales Lager aufzubauen, bitte das Lager, der jetzt auch alles in Seibersdorf ohne gesundheitliche Schäden für die Leute, die dort wohnen.
    Kanzleramtsminister Ettl auf Fragen von Manfred Steinhuber.
    Seit Jahren befindet sich Österreich in der Hochkonjunktur und das erleichtert auch dem Finanzminister, seinen Sparkurs durchzuhalten.
    Was aus dem Sparkurs in der Praxis wird, das zeigt sich alljährlich im Finanzschuldenbericht.
    Der Finanzschuldenbericht wird von der Postsparkasse erstellt und behandelt immer das abgelaufene Jahr.
    Über die Entwicklungen im Vorjahr berichtet Waltraud Langer.
    Anlässlich der Präsentation des Finanzschuldenberichts ließ sich noch im Vorjahr ein Fortschritt feiern.
    Die Neuverschuldung des Bundes betrug nur 49 Milliarden Schilling.
    Und nur heißt in diesem Fall, diese Summe war deutlich niedriger als die Jahre zuvor.
    Jetzt ist es selbst mit diesem Fortschritt wieder vorbei.
    Die neuen Schulden sind mit 53,5 Milliarden Schilling wieder um ein paar Milliarden Schilling höher.
    Der gesamte Schuldenberg des Bundes hat damit die stattliche Höhe von 800 Milliarden Schilling überschritten.
    Die Chance, dass Österreich statt neue Schulden zu machen einmal anfängt, den Schuldenberg abzubauen, hält der Vorsitzende des Staatsschuldenausschusses Helmut Frisch für unrealistisch.
    Auch von Unternehmungen würde niemand verlangen, dass sie keine Kredite aufnehmen dürfen.
    Mein Argument ist, solange wir eine wachsende Wirtschaft haben und der Staat auch den Zinsendienst bedienen kann als Teil des Budgets, ist natürlich der Zinsendienst eine Belastung, es ist ein Umverteilungsproblem, aber es ist kein gravierendes Problem, das sozusagen das Ende der Volkswirtschaft oder das Ende einer wirtschaftlichen Entwicklung ankündigt.
    Vergleicht man die Zunahme des Schuldenbergs mit der Zunahme des Sozialprodukts, also dem, was die Volkswirtschaft in einem Jahr an Gütern und Leistungen herstellt, so zeigt sich, dass sie ungefähr im gleichen Tempo wachsen.
    Das heißt, die Staatsschuld nimmt im Verhältnis wenigstens nicht zu.
    Wenn man diese Kennzahl nimmt, liegt Österreich im guten Mittelfeld.
    Es gibt Länder wie zum Beispiel die Vereinigten Staaten,
    oder Italien, wo die Staatsschuld ungefähr so groß ist wie das gesamte Sozialprodukt.
    Also verglichen mit dem Sozialprodukt ist die österreichische Staatsschuld nicht so aufregend, als sie zunächst erscheint.
    Kritischer wird die Lage, wenn man sich anschaut, wie viele Zinsen für die Schulden bezahlt werden müssen.
    53,7 Milliarden Schilling waren das im Vorjahr.
    Anders gesagt, der Finanzminister muss von jedem Schilling, den er an Steuern und Gebühren kassiert, 20 Groschen für diesen Zinsendienst abzweigen.
    Auf die Frage, ob der Staat das Beste aus der jahrelang anhaltenden Hochkonjunktur gemacht hat, übt Frisch Kritik.
    Das Ziel der Regierung, bis 1992 die Neuverschuldung im Verhältnis zum Sozialprodukt auf zweieinhalb Prozent zu senken, wäre seiner Meinung nach bereits heuer zu erreichen gewesen.
    Tatsächlich waren es aber dreieinhalb Prozent.
    Die zweieinhalb Prozent in der Hochkonjunktur wären realistisch gewesen, wären möglich gewesen.
    Aber die österreichische Budgetpolitik
    hat wenig Schritte gesetzt auf der Ausgabenseite.
    Bei den Ausgaben hätte der Staat vor allem bei Beamten, Pensionen, Bundesbahnen und im Gesundheitswesen zusätzlich sparen können, findet Frisch.
    Seiner Meinung nach wären zusätzliche Einsparungen in Höhe von 16 bis 17 Milliarden Schilling möglich gewesen.
    Und damit zurück zum Studio.
    Danke, Herr Waltraut Langer.
    Stichwort Transitproblematik, zuletzt besonders aktualisiert durch die abgesagte Autobahnbrücke bei Kufstein.
    Das Transitproblem gibt es allerdings entlang aller österreichischer Durchzugsstraßen und Umweltschützer erwarten dieselben Schwierigkeiten auch für die noch in Planung stehenden Autobahnen.
    Deshalb haben das Forum österreichischer Wissenschaftler für Umweltschutz, der Verkehrsclub Österreich und die Arbeitsgemeinschaft
    Stopp Transit, die sogenannte Transit-Initiative gegründet.
    Sie soll eine Petition an den Nationalrat einleiten, die den Schutz des Lebensraumes Österreich vor dem Transitverkehr zum Ziel hat.
    Unter den Mitgliedern finden sich so bekannte Wissenschaftler wie Universitätsprofessor Hermann Knufflacher und Peter Weiß.
    Von einer Pressekonferenz der Transit-Initiative berichtet Bettina Reuter.
    Autobahnlücken sind besser als Lücken im Denken, meinen die Wissenschaftler, die sich heute gegen den Transitverkehr wenden.
    In der Petition, die die Transitinitiative an den Nationalrat richten will, fordert sie die Begrenzung des Transitverkehrs, den Vorrang für die Bahn und Mehrrechte für die Bürger.
    Und das heißt konkret bescheidmäßige Genehmigungsverfahren endlich auch für Bundesstraßen, Umweltverträglichkeitsprüfungen für Straßenbauprojekte und die Transparenz der Transitverhandlungen mit den Nachbarländern und der EG.
    Denn die Verkehrslawinen durch Österreich, so Professor Hermann Knoflacher vom Umweltforum, werden durch den weiteren Ausbau von Autobahnen nicht kleiner, sondern nur noch größer werden.
    Die Realität schaut so aus, dass ein rücksichtsloser Weiterbau von Transitautobahnen stattfindet und eine ebenso rücksichtslose Einstellung von Nebenbahnen erfolgt.
    Dazu kommt eine Realität, dass die internationalen Bahnverbindungen in einem katastrophal schlechten Betriebszustand sind und keineswegs sowohl als auch als Alternative zum Straßenverkehr gesehen werden können.
    Das heißt, die Realität ist gekennzeichnet durch sehr schöne Worte von einer irrealen Verkehrszukunft unter den gegebenen Verkehrsbedingungen.
    Und nach der These, dass das Straßenangebot erst den Bedarf weckt, sei auch zu bedenken, dass Österreich von einem Transitnetz durchschnitten würde, wenn alle geplanten Routen, als Beispiel sei nur die Ostautobahn und die Pyrenautobahn genannt, gebaut würden.
    Und an den Schnittstellen der Schadstoff- und Lärmbelastung legen jeweils die Landeshauptstädte.
    Peter Weiß vom Umweltforum fordert daher ein konsequentes Umdenken.
    Wenn wir jetzt die Milliarden,
    in die Fehlentwicklung investieren, dann verspielen wir uns die Chancen eines Umbaus unserer Wirtschaft, unserer Gesellschaft in eine wirklich umweltverträgliche Form.
    Für Günter Lutschinger vom World Wildlife Fund liegt die Ursache für die immer problematischer werdende Verkehrssituation in den großen Straßenbaubudgets.
    Die Straßenbudgets der Länder und des Bundes gemeinsam umfassen mehr als 35 Milliarden Schilling.
    Das sind, wenn Sie es auf das Bundesbudget umlegen, 7% des österreichischen Bundesbudgets, das jährlich in den Straßenbau und in die Straßenerhaltung hineinfließt.
    Das sind gewaltige Geldmittel, die natürlich in anderen Bereichen fehlen.
    Wenn Sie denken im Umweltbereich, der Ökofonds des Umweltministeriums grundelt bei 500 Millionen herum.
    In anderen Bereichen geht das Geld natürlich ab, das in den Straßenbau fließt.
    Wenn wir vom Transit reden, meinen wir ja meist Staus, Lärm und Gestank.
    Aber Wilhelm Heikenwälder von der Arbeitsgemeinschaft Bauern schildert die Auswirkungen des Transitverkehrs auf die Nahrungskette am Beispiel des Grün- und Trockenfutters für Milchvieh in Transitgebieten.
    Milch von unseren Milchviehbetrieben in Oberösterreich wird nach Innsbruck geliefert, wöchentlich zweimal mit zwei Tankzügen.
    und mit der Tiroler Milch vermengt, denn nur so kann Milch, die nicht gesundheitsgefährdend ist, in den Handel gebracht werden.
    Das heißt, durch die Vermengung mit guter oberösterreichischer Milch kann dann der Konsument in Tirol beliefert werden.
    Man muss bedenken, dass das Kalb, bevor es zur Kalbfleischfarbe wird, 1500 Liter Milch trinkt.
    Ein Kalbfleisch aus diesen Regionen in Tirol oder in Salzburg mit erhöhtem Transitverkehr.
    ist in Wirklichkeit ja nicht unbelastet oder ungefährlich, möchte ich sagen.
    Übrigens, jeder Quadratkilometer österreichischer Fläche ist bereits durchschnittlich von 2,6 Kilometern Straße durchzogen.
    Das österreichische Straßennetz umfasst derzeit mehr als 200.000 Kilometer und eine Fläche von rund 2.700 Quadratkilometern.
    Informationen von Bettina Reuter.
    Die Zeit 12.29 Uhr.
    Der in Bedrängnis geratene DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière hält sich zur Zeit in Österreich auf.
    In ca.
    10 Minuten hat er einen Gesprächstermin bei Bundeskanzler Franitzki.
    Wegen der Turbulenzen in Ostberlin muss der DDR-Regierungschef seine Österreich-Visite abkürzen.
    Zu dem ursprünglich vorgesehenen Treffen mit dem am Wolfgangsee urlaubernden Bonner Kanzler Kohl kommt es nicht.
    Für Messier gilt es nun eiligst, die DDR-internen Wogen zu glätten.
    Nach dem Beschluss der Liberalen, das Regierungsbündnis zu verlassen, ist die Ostberliner Koalition ernsthaft gefährdet.
    Der totale Bruch ist wieder wahrscheinlicher geworden.
    Denn auch die DDR-Sozialdemokraten wollen der Regierung und der Ost-CDU-Chef de Maizière den Rücken kehren.
    Er, Maizière, trage dafür die Verantwortung.
    Wegen seiner Unnachgiebigkeit in der Frage des Beitritts und des Wahlverfahrens heißt es in der Begründung.
    De Maizière will notfalls mit einer Minderheit in der Volkskammer weiterregieren.
    Bonner Reaktionen fasst im folgenden Kurt Rammersdorfer zusammen.
    Eigentlich war in Bonn nicht wirklich jemand überrascht, dass die Ostberliner Koalition zu Bruch gegangen ist.
    Denn hier laufen die Fäden zusammen, auch wenn es von offizieller Seite immer wieder zurückgewiesen wird.
    Bundesinnenminister Schäuble, der für Kanzler Kohl derzeit in Bonn die Stellung hält, ist über die Entwicklung in der DDR sogar nicht glücklich.
    Der Austritt der FDP und ähnliche Überlegungen bei der SPD sind für ihn unverantwortlich.
    Angesichts der Entwicklung in Deutschland und angesichts des Einigungsprozesses können wir nicht verstehen, dass SPD und FDP die Regierung de Maizière willkürlich zum Scheitern bringen wollen.
    Auswirkungen auf die Bonner-Koalition sieht Schäuble vorerst keine.
    Dass sich FDP-Chef Lambsdorff als besonderer Kritiker der Ost-CDU und de Maizière hervorgetan hat, tut Schäuble damit ab, dass Lambsdorff eben Vorsitzender einer gesamtdeutschen FDP werden wolle.
    Der FDP-Chef hatte die Entscheidung de Maizière, seine Abstimmungskoalition mit der PDS gegen die Regierungskoalition zu bilden, als unverzeihlich angeprangert, so Lambsdorff im Originalton.
    Wechselnde Mehrheiten seien das Ende jeder Koalition, meint der Liberale durchaus mit einem auf Bonn gemünzten, warnenden Unterton.
    Im Übrigen begrüßt er das
    Ausscheiden der DDR-Liberalen.
    Kein Wunder hatte Lambsdorff, doch mit Nachdruck der Schwesterpartei diese Linie mit auf den Weg gegeben.
    Nur vordergründig geht es um einen Streit um den Beitrittstermin.
    Tatsächlich geht es in erster Linie aber darum, eine bestmögliche Ausgangsposition für die gesamtdeutsche Wahl zu ergattern.
    Offiziell will man davon nichts wissen, inoffiziell wird aber in den Parteistuben bereits diskret gerechnet.
    Das ergibt durchaus bekannte Konstellationen.
    So sind die Interessen von SPD und FDP relativ deckungsgleich.
    Auf der anderen Seite stehen die Konservativen, aber auch die Grünen und die SED-Nachfolgerin PDS.
    Während die einen Vorteile in einem gesamtdeutschen Wahlgebiet sehen mit einer 5%-Sperrklausel, wünscht sich die Gegenseite durchaus getrennte Wahlen.
    In diesem Fall würden PDS und andere linke Gruppierungen am Wählerpotenzial der SPD knappern, von der Unionspartei nicht ungern gesehen.
    Bei einer einheitlichen 5%-Hürde würden die kleinen DDR-Parteien draufzahlen, sowohl Bündnis 90, Neues Forum, aber auch die PDS, die deswegen schon überlegt, in Gesamtdeutschland anzutreten.
    Aber auch der CSU-Ableger, die DSU, hätte dann null Chancen.
    Das erklärt wahrscheinlich auch die Haltung der Ost-CDU.
    Druck aus München dürfte dabei mit im Spiel sein.
    Denn auch die CSU ist daran interessiert, dass ihre Schwesterpartei nicht an Stellenwert verliert.
    Denn damit wäre ein weiterer Abstieg der CSU vorprogrammiert.
    Weniger Sorgen haben die Liberalen.
    Sie dürften auf jeden Fall den Sprung ins Parlament schaffen.
    Ob so oder so.
    Dass sich die Liberalen für ein einheitliches Wahlgebiet so stark machen, dass sie sogar die Koalition verlassen, liegt aber letztendlich wahrscheinlich weniger in mathematischen Überlegungen, sondern man will, wie so oft auch in der Vergangenheit, das Zünglein an der Waage spielen.
    Kurt Rammersdorfer war das aus Bonn.
    Inhalt der Sowjetunion soll künftig jede der Republiken ihre Souveränität wahren können.
    Das ist im Kern der Inhalt eines neuen Unionsvertrags der UdSSR, den Sowjetpräsident Gorbatschow angekündigt hat.
    Doch in diesem Jahr soll das Dokument vorliegen und zur Diskussion gestellt werden.
    Doch die Debatte darüber wird angesichts der Eigenständigkeitsbestrebungen in fast allen Teilen des Vielvölkerreiches bereits seit längerem geführt.
    Mehrere Teilrepubliken der Sowjetunion haben bereits Erklärungen verabschiedet, die Republiksgesetze über das Unionsrecht stellten.
    Aus Moskau zur aktuellen Diskussion Raimund Löw.
    Wie Gorbatschow selbst sich die Aufteilung der Kompetenzen zwischen Zentrum und Teilrepubliken vorstellt, das stellte er dieser Tage im engen Kreis der Chefs der Teilrepubliken vor.
    Die Sowjetunion wird auch in Zukunft eine starke Zentralmacht brauchen.
    Das ist auch im Interesse der Republiken, so lautet sein Credo.
    Nicht nur Landesverteidigung, Staatssicherheit und Außenpolitik sollen nach der Vorstellung Gorbatschows Sache der Union sein.
    Die zukünftige zentrale Regierung soll auch die Währungspolitik bestimmen, Waren, Standards und Preise beeinflussen und das Transportsystem in den Händen halten.
    Auch die Energieversorgung, also Öl und Gas, Kohle und elektrischer Strom, müssen seiner Meinung nach auf gesamtsovietischer Ebene geregelt sein.
    Boris Jelzin, der da einigermaßen anderer Meinung ist, hatte zu dieser Sitzung einen Stellvertreter geschickt.
    Er urlaubt zurzeit im lettischen Ostseehafen Jurmala.
    Und Litauns Parlamentspräsident Landsbergis zog es vor, die umgängliche Ministerpräsidentin Brunskene allein in den Kreml fahren zu lassen.
    Der einzige, der Gorbatschows Prinzipien für einen neuen Unionsvertrag widersprach, soll Außenminister Schewadnace gewesen sein.
    Das zumindest berichtet ein Landsbergis Stellvertreter in Vilnius.
    Ein ausgesprochener Krach zwischen Gorbatschow und seinem Vertrauten und Außenminister wird seither in der Umgebung des Präsidenten eifrig dementiert.
    Aber zumindest die Litauer finden, dass der Georgia-Schewadnace ihren Anliegen verständnisvoller gegenübersteht als der Russe Gorbatschow.
    Gorbatschows Prinzipien für den Neubau der Sowjetunion stehen auf jeden Fall auch zu den Souveränitätsplänen des russischen und des ukrainischen Parlaments einigermaßen quer.
    Boris Jelzin will für die russische Föderation ja die volle Kontrolle über alle Bodenschätze, ein eigenes Bankensystem und eine eigene Staatssicherheit.
    Die Ukraine besteht auf ihrem Recht auf eigene Streitkräfte und erwägt in Zukunft sogar den Status eines neutralen Landes.
    Arkady Maslennikov, der Sprecher Gorbatschows, findet diese weit auseinanderliegenden Vorstellungen im Gespräch mit dem ORF nicht so schlimm.
    Das sind Ausgangspositionen für Verhandlungen.
    Und in Verhandlungen geht bekanntlich jede Seite mit Maximalvorstellungen hinein.
    Der Gorbatschow-Sprecher weist darauf hin, dass der Präsident sich durchaus auch einen von Republik zu Republik sehr unterschiedlichen Grad an Selbstständigkeit vorstellen kann.
    Grundsätzlich will Gorbatschow die Sowjetunion als Bundesstaat.
    Aber zum Beispiel mit den Balken könnte sich auch ein viel loseres Verhältnis entwickeln, näher dem Bild eines Staatenbundes.
    Demnächst sollen die Verhandlungen zwischen dem Kreml und Litauen beginnen.
    Und nach Monaten des Kriegs der Worte lobt der Präsidentensprecher gleich mehrmals den Realismus, der seit kurzem in Vilnius eingezogen sei.
    Unter Druck kommt Gorbatschow dieser Tage neuerlich vom südlichen Krisenherd aus dem Kaukasus.
    Der Parlamentspräsident Aserbaidschans hat dem sowjetischen Staatschef nach eigenen Worten ein richtiggehendes Ultimatum gestellt.
    Das straffreie Agieren tausender Angehöriger irregulärer armenischer Verbände müsse so schnell wie möglich unterbunden werden.
    Trotz eines Befehls Gorbatschows zur Entwaffnung der armenischen Freischörler paradieren diese völlig offen in der Hauptstadt Yerevan und kontrollieren einen Teil der Grenze zu Aserbaidschan.
    Erst vor Kurzem musste sogar der armenische Innenminister das Parlament der Republik zu Hilfe rufen, weil sein Ministerium von Bewaffneten umzingelt war.
    Keine einfache Angelegenheit, bei einem derartigen Stand der Nationalitätenkonflikte politische Lösungen zu finden und die Sowjetunion gleichzeitig in ihren heutigen Grenzen zu bewahren, die Gorbatschow das möchte.
    Raymond Löw war das aus der sowjetischen Hauptstadt.
    12.37 Uhr, zwischendurch ein Hinweis auf das heutige
    Sozialismus oder Tod.
    Mit solchen Parolen klammert sich das Regime Fidel Castro an die Macht.
    Nach mehr als 30 Jahren wird die beinahe letzte übrig gebliebene Bastion des Ostblocks in den Untergang mitgezogen.
    Der Maximo Lida selbst gibt Durchhalteparolen aus.
    Kuba nach dem europäischen Revolutionsjahr 1989.
    Eine Bestandsaufnahme von Josef Manola.
    Heute, ab 1820, Programm Österreich 1 im Journal Panorama.
    Gestern hat die irisch-republikanische Armee, IRA, erneut zugeschlagen.
    Auf das Konto der Terrororganisation gingen bei einem Anschlag in einem Vorort der nordirischen Stadt Armaa vier Tote.
    Die Opfer sind drei Polizisten und eine Nonne.
    Eine Bombe explodierte auf einer Ausfallstraße, der Stadt als ein Wagen der nordirischen Polizeitruppe mit drei Beamten vorbeifuhr.
    Das Auto der getöteten Nonne wurde ebenfalls von der Detonation erfasst.
    Die Brutalität der Terroristen macht auch zunehmend vor Zivilpersonen nicht halt.
    Terrorüberfälle in Nordirland haben seit Anfang dieses Jahres bereits mehr als 20 Zivilisten das Leben gekostet.
    Vor dem Hintergrund des jüngsten Terroranschlags ein Bericht aus Nordirland von Martin Alliot.
    Aus dem Chor der rituellen Verurteilungen in London, Dublin und Belfast klangen einige Stimmen heraus, die darauf hinwiesen, dass trotz gelegentlicher IRA-Anschläge in England, den Niederlanden oder der Bundesrepublik nach wie vor das meiste Blut in Nordirland selbst fließt.
    Und wie fast immer war auch gestern die IRA verantwortlich.
    In ihrem über Nacht veröffentlichten Bekennerschreiben bezeichnet die Organisation den bisher blutigsten Anschlag in diesem Jahr als militärische Operation.
    und meint damit ohne Zweifel, dass ihre am Straßenrand versteckte Bombe drei Polizisten in ihrem zivilen Fahrzeug tötete.
    Doch die IRA schweigt sich aus über das vierte Opfer, die 37-jährige Nonne Kathleen Dunn, deren entgegenkommendes Fahrzeug ebenfalls von der Explosion erfasst und über die Hecke geschleudert wurde.
    Vermutlich wird die Unglückliche in den internen Statistiken der IRA nicht, wie so viele andere zuvor, unter der Rubrik «Irrtümer und Fehler» verzeichnet werden, sondern in der Kolumne «Passanten und Pechvögel».
    Der Umstand allerdings, dass mit Catherine Dunn die erste katholische geistliche bzw.
    Ordensangehörige seit 1971 im Nordirland-Konflikt getötet wurde,
    wird unter den praktisch ausschließlich katholischen Anhängern und Sympathisanten der IRA nicht unbemerkt bleiben und wird die Strategien der Gewalt in ihrer Überzeugung bestärken, in Zukunft einen noch größeren Anteil ihrer Anschläge außerhalb Nordirlands zu verüben.
    Die Logik dahinter ist zynisch, aber unwiderlegbar.
    Die wichtigsten Sympathisanten der IRA befinden sich in Nordirland,
    Und ihre Gunst wird sowohl durch Irrtümer wie auch durch den Tod unbeteiligter Passanten ständig aufs Spiel gesetzt.
    Derselbe Tathergang außerhalb Irlands löst längst nicht dieselbe Empörung aus, wie die Ermordung eines sechs Monate alten Kindes und einer deutschen Soldatenehefrau in Deutschland im vergangenen Jahr bewies.
    Alle diese Überlegungen gewinnen gegenwärtig an Bedeutung.
    Denn die Hoffnungen auf einen bevorstehenden diplomatisch-politischen Durchbruch im Nordirland-Konflikt entschwinden mit jedem Tag weiter in der Ferne angesichts des haarspalterischen Privilegienstreits der Politiker.
    Und wie jedes Mal werden auch diesmal der Terror und die Gewalt die Initiative übernehmen, sobald die Politiker den erneuten Bankrott zugegeben haben.
    Martin Alliot mit einem Bericht aus Nordirland.
    12.41 Uhr ist es mittlerweile geworden.
    Ein Rätsel hält die britische Öffentlichkeit zur Zeit in Atem.
    Die geheimnisvollen Figuren in Getreidefeldern Südenglands.
    Seit mehr als zehn Jahren werden Sommer für Sommer im reifenden Getreide Flächen gefunden, in denen die Halme niedergedrückt, aber nicht gebrochen sind, in Wirbeln liegen.
    die verschiedene Drehrichtungen zeigen und am häufigsten die geometrische Form eines Kreises bilden.
    Gelegentlich werden konzentrische Kreise gefunden, bei denen der äußere Ring entgegengesetzt zur inneren Kreisfläche verwirbelt ist.
    In diesem Jahr sind neue Muster hinzugekommen, Rechtecke und achsensymmetrische Figuren, die an stilisierte Bäume erinnern.
    Mit einem Millionenaufwand ist nun die Rundfunkgesellschaft BBC zusammen mit einer japanischen Firma daran gegangen, das Geheimnis mittels Infrarotkameras und anderen technischen Geräten zu entschlüsseln.
    In einer Gegend, in der schon früher Kornfeldkreise aufgetaucht sind, wurde die Batterie von Kameras, Rekordern und Instrumenten aufgestellt, vorgestern Nachts.
    Heute Nacht schon bekam das BBC-Team gleichsam auf dem Präsentierteller seine Aufgabe geliefert.
    Roland Adowitzer berichtet aus London.
    In der ersten Nacht konnten die unbekannten Kräfte, die hinter den Figuren im englischen Chor stecken, der Verlockung noch widerstehen.
    Doch in der zweiten Nacht der Operation Amsel, bei der die BBC und eine japanische Fernsehanstalt seit Montag bestimmte Felder in Wiltshire Tag und Nacht mit Infrarotkameras beobachten, schlugen sie zu.
    Als heute früh über Westbury in Wiltshire die Sonne aufging, trauten die Mitarbeiter der Aktion auf ihrem Hügel den Augen nicht.
    Während der Nacht war in jenen Feldern, die man ausgewählt hatte, weil in ihnen in den vergangenen zehn Jahren stets Figuren aufgetreten waren, etwas geschehen.
    Was genau, schilderte uns am Telefon David Morgenstern, Producer der BBC, für die Operation Amsel.
    Es sind zwei große Kreise.
    Einer davon ist von einem Ring umgeben, der andere von drei Ringen.
    Außerdem gibt es noch vier kleinere Kreise, zwei in der Nähe von jedem größeren Kreis.
    Zwischen den großen Kreisen liegen drei Linien.
    Das Ganze ist in der Mitte eines Feldes keine halbe Meile von uns entfernt.
    Die wichtigste Frage lautet nun, wie sind die Figuren entstanden?
    Sind Raumschiffe mit kleinen grünen Männchen erschienen?
    Sind Lichteffekte aufgetreten?
    Was sagen die Infrarotkameras?
    Des Rätsels Lösung steht noch aus.
    David Morgenstern und sein Team sind gerade dabei, die Videobänder der vergangenen Nacht zu sichten.
    Irgendwann während der Nacht, wir wissen die genaue Zeit noch nicht, geschah es.
    Gerade sehen wir uns die Bänder an.
    Ich war zu der Zeit nicht an Ort und Stelle und habe es erst gegen 5 Uhr morgens erfahren.
    Wir haben nichts bemerkt bis zum Sonnenaufgang, also schauen wir uns jetzt die Bänder an.
    Es gab erste Meldungen über orange Lichterscheinungen, die aber nicht bestätigt sind.
    Eines ist sicher, Raumschiffe sind über Westbury keine erschienen.
    Die Science-Fiction-Theorie Landeplatz für UFOs scheidet also aus.
    Pat Delgado, der seit zehn Jahren dem Phänomen auf der Spur ist, sagte uns gestern, er erwarte sich von der Operation Amsel keine Ergebnisse.
    Der Hobbyforscher war der Meinung, jene unbekannte Intelligenz, die seiner Ansicht nach hinter den Kornfeldfiguren steckt, werde sich nicht auf frischer Tat ertappen lassen.
    Nun wartet also alles gespannt auf die Auswertung der Bänder.
    Wenn nichts zu sehen ist, wird das Phänomen der Kornfeldfiguren endgültig in die Galerie der großen Rätsel dieser Erde eintreten.
    Roland Adrowitzer aus London mit Informationen über die geheimnisvollen Figuren in Getreidefeldern Südenglands.
    Bis zum nächsten Beitrag ein paar Takte Musik.
    Untertitel der Amara.org-Community
    Ein Blick auf die Uhr, 12.47 Uhr.
    Zu Zehntausenden sind sie auch heuer wieder ausgeblieben, Urlauber an der oberen Adria.
    Meldungen über die Vergiftung des Meeres, über eine neue zu erwartende Algenpest haben vor allem Italien ein Tourismus-Tief beschert.
    Fieberhaft in Gang gesetzte Maßnahmen sollen nun durch eine weitere im Kampf gegen Algenschleim bereichert werden, berichtet Rolf Gallus.
    Obwohl von den Algen bisher jede Spur fehlt, das Meer zurzeit klar und blau ist, hält es der Kommissar der neugeschaffenen Behörde zur Sanierung des Adriatischen Beckens und seines Hinterlands, Paolo Arata, für nötig, die Barrieren gegen den Algenschleim an der Küste der Adria südlich von der Pomündung bis um Ancona zu installieren.
    Dies kündigte Arata auf einer Pressekonferenz an.
    Vorerst werden allerdings nur 17 Kilometer solcher Barrieren zum Abhalten eventueller alten Teppiche vor den Strandbädern aufgestellt, nämlich vor Numana bei Ancona, vor Pesaro, Riccione, Rimini, Cesenatico, Cervia sowie vor dem Lido von Ravenna und dem Lido von Comacchio knapp unterhalb des Po-Deltas.
    Also zum Schutz jener adriatischen Badeorte,
    die vor genau einem Jahr von einer katastrophalen Algeninvasion heimgesucht wurden.
    Kostenaufwand für die künstlichen Vorrichtungen gegen den klebrig-schleimigen geballten Tang, immerhin 40 Milliarden Lire, das sind umgerechnet rund 385 Millionen Schilling.
    Die Barrieren werden ungefähr einen halben Kilometer vor der Küste der betreffenden Strandbäder angebracht.
    Konstruiert wurden zwei Typen.
    Einmal handelt es sich um ein fest verankertes Netz aus Kunststoff, das während der ganzen Badesaison im Meer hängen wird.
    Und zweitens gibt es Barrieren, die transportabel sind und je nach Algengefahr und Dringlichkeit da oder dort aufgestellt werden.
    Freilich, die Installation der Barrieren erfordert mindestens einen Monat Arbeit.
    Also werden sie frühestens gegen Ende August ihre Funktion erfüllen können.
    Ihr verspäteter Einbau ist daher im Wesentlichen als ein Zugeständnis des Kommissars.
    an die aufgebrachten Hoteliers und Verantwortlichen der Tourismusbranche der Adria anzusehen.
    Denn trotz der bisher sonnigen und algenfreien Saison mit sauberem Meer weit und breit sind die Buchungen ausländischer Touristen im Vergleich zum Vorjahr, besser im Vergleich zum Zeitraum vor der Algenschwemme des Vorjahres, um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen.
    Auch wenn die Algen noch nicht aufgetaucht sind, kann niemand garantieren, dass die Adriatischen Strände im Süden der Po-Mündung diesen Sommer über davon ganz verschont bleiben.
    Sie hörten Rolf Gallus.
    10 Vereins setzt ein Beitrag der Kulturredaktion.
    In Bayreuth beginnen heute Abend die diesjährigen Richard-Wagner-Festspiele.
    Bis Ende August sind sieben Opern des deutschen Komponisten zu sehen, darunter der komplette Ring des Nibelungen in der Neudeutung durch Harry Kupfer und die Lohengrin-Inszenierung des Filmregisseurs Werner Herzog.
    Eröffnet aber werden die Bayreuther Festspiele heuer mit dem fliegenden Holländer in einer Inszenierung des Chefs der Münchner Kammerspiele Dieter Dorn.
    Martin Traxl beginnt seinen Vorbericht mit einer musikalischen Kostprobe daraus.
    Mit Gewitter und Sturm aus Erden hin, mein Leben in dir nah.
    Die Geschichte vom fliegenden Holländer, der dazu verdammt ist, auf den Weltmeeren umherzuirren, die sie in ein junges Mädchen durch ihre Treue erlöst, diese von Richard Wagner aufgegriffene Sage aus dem frühen 19.
    Jahrhundert, hat in Bayreuth schon die unterschiedlichsten Deutungen erfahren.
    Zuletzt versuchte Starregisseur Harry Kupfer, dieses Märchen zu entzaubern.
    Er zeigte den Holländer als rücksichtslosen Patriarchen, der nur seine Erlösung im Sinn hat und erklärte die junge Senta zum klinischen Fall.
    Ganz anders sieht das der diesjährige Regisseur Dieter Dorn, Chef der Münchner Kammerspiele und immer noch seltener Gast im Opernfach.
    Dorn möchte der Geschichte ihre Romantik lassen.
    Er sieht im Holländer den ewig Rastlosen, den Außenseiter der Gesellschaft, das Sinnbild des Künstlers.
    Und in Senta die kompromisslos Liebende.
    Man muss versuchen den Mut zu entwickeln und das haben wir getan.
    diese Märchen, dieser trivialen, dieser mythischen Geschichte, dieser naiven Geschichte wirklich so nachzugehen, wie sie da komponiert ist und wie sie da steht in der Partitur und im Text.
    Und sich der Erklärungen über die Figuren und der Interpretation möglichst zu enthalten und darauf zu
    Vertrauen, dass sich das, wenn man die Geschichte erzählt, so wie man ein Märchen erzählt, dass sich das abbildet.
    Warum eine Figur so und so und so.
    Die Titelpartie singt erstmals der gebürtige Wiener Bernd Weickl, der zwar bereits fast 20 Jahre in Bayreuth tätig ist, sich aber bis heuer mit dem Holländer Zeit gelassen hat.
    Die Stimme müsse wachsen und eine gewisse Reife erlangen, um der Rolle gerecht zu werden, meint er.
    Die Figur selbst sieht Bernd Weickl ganz ähnlich wie der Regisseur.
    Am meisten der suchende, nach der blauen Blume suchende Romantiker gleichsam, wie auch eben der Mythos und Mythen basieren ja immer auf einer
    Realität.
    Sie sind ja nur dann, wie Märchen eben sind, fürs Volk besonders gut zu erzählen.
    Aber der Inhalt ist eine ganz klare Aussage eigentlich für den verzweifelt suchenden Menschen oder Künstler speziell, den ich da entdecke.
    Seine Partnerin ist die irische Sängerin Elisabeth Connell.
    Vor zehn Jahren hier in Bayreuth noch im Mezzofach, nämlich als Ortrud in Lohengrin erfolgreich, kehrt sie nun als Sopranistin zurück.
    Sie empfindet Senta auch nicht als verrückte, aufmüpfige Göre, sondern als selbstbewusstes, eigenwilliges Mädchen.
    Sie ist ein bisschen mehr emanzipiert.
    Sie kann mit Eric laufen, und das ist nicht eine Verlobung.
    Es war nicht eine Verlobung, wir waren nur zusammen.
    Und vielleicht in dieses Dorf, wenn man 2-mal mit einem Mann ein bisschen spazieren gehen.
    Das ist sehr ernst.
    Wenn diese Geschichte mit Liebestod und Erlösung doch etwas märchenhaft und verstaubt anmuten mag, so findet Bernd Weikl doch einen direkten Bezug zu unserer heutigen Gesellschaft.
    Ich glaube schon, dass das durchaus en vogue ist, heute die Geschichte.
    Denn suchende sind wir mehr denn je, besonders in unserer großen Industriegesellschaft und
    letzten halben Jahrhundert.
    Es gibt so viele Menschen auf der Erde, alle sind Suchende.
    Wenn ich in New York bin, sehe ich oft diese verzweifelten Gesichter in dieser Großstadt von, glaube ich, 16 Millionen, die da zusammenkommen.
    Und je größer die Stadt ist und je größer die Ballungsgebiete heute werden, umso mehr sind die Menschen dort vereinsamt und Suchende eigentlich nach einem Glück, nach Familienglück, nach einem Heil, eigentlich nach Zufriedenheit, nach einer bodenständigen Bürgerlichkeit vielleicht auch.
    Nach dem von Martin Traxl gestalteten Beitrag zum Auftakt der Bayreuther Festspiele, jetzt im Mittagsjournal ein aktueller Meldungsblock.
    Österreich.
    Die Äußerungen des slowakischen Umweltministers Tirpak über den Status österreichischer Experten bei der Überprüfung des Atomkraftwerkes Bohunice haben in Österreich Kritik ausgelöst.
    Tirpak hatte erklärt, er könne Österreich keinen Zugang zu Informationen versprechen.
    Verfügungsberechtigt seien nur die Untersuchungskommission der Firma Siemens und die Sowjetunion als Herstellerin der Anlage.
    Bundeskanzler Franitzki meinte dazu, Österreich müsse sich von der Sicherheit der Anlage überzeugen können.
    Deshalb müssten die Experten in die Lage versetzt werden, sich an Werten des Urteils zu bilden und dies der Bundesregierung bekannt zu geben.
    Er hoffe aber, dass in dieser Frage noch nicht das letzte Wort gesprochen sei.
    Wirtschaftsminister Schüssel sagte, sollten die österreichischen Interessen nicht ordentlich gewürdigt werden, so könnte es für Bohunice für den Untersuchungszeitraum auch keinen Ersatzstrom liefern.
    Auch künftige Stromlieferungen kämen dann nicht in Frage.
    Umweltministerin Fleming sagte, die Tschechoslowakei habe ihr den Zugang der österreichischen Experten zu allen Informationen und Sitzungen zugesagt.
    Sie halte die Teilnahme an der totalen Information für wichtiger als die Beteiligung am Prüfungsbericht.
    FPÖ-Obmann Haider erklärte zu den grenznahen Atomkraftwerken, die Regierung betreibe eine schlechte Politik.
    Sie konzentriere sich auf die Tschechoslowakei, obwohl dort die Chancen sehr gering seien, tatsächlich zu einer Abschaltung der Atomkraftwerke zu kommen.
    Österreich sollte eher Slowenien behilflich sein, dass ich bereit erklärt habe, das Atomkraftwerk Krško bis 1995 stillzulegen.
    Gesundheitsminister Ettel will sich bemühen, für den radioaktiven Müll in Österreich ein Endlager zu finden.
    Derzeit werden etwa 200 Fässer mit radioaktivem Müll in Saibersdorf zwischengelagert.
    Der Bürgermeister von Saibersdorf hat angekündigt, er werde die Genehmigung dafür im Herbst nicht mehr verlängern.
    Ettel sagte, sollte es unmöglich sein, ein Endlager anzulegen, so müsste es zu einer Lastenverteilung kommen.
    Dann sollten Lagerstätten in den einzelnen Bundesländern angelegt werden.
    Der Vorsitzende des Staatsschuldendienstes, Helmut Frisch, hat einen Abbau der Neuverschuldung Österreichs als unrealistisch bezeichnet.
    Frisch sagte, solange man sich Kredite leisten könne, nehme man sie auch auf, das sei in der Privatwirtschaft gleich wie beim Staat.
    Frisch kritisierte allerdings, dass die Neuverschuldung Österreichs im vergangenen Jahr um etwa ein Prozent höher war, als sie hätte sein müssen.
    Bei den Ausgaben ist nach Ansicht Frischs zu wenig gespart worden.
    Deutsche Demokratische Republik.
    Die Regierungskrise in Ost-Berlin dauert an.
    Die Liberalen sind bereits gestern aus der Koalition ausgetreten.
    Die Sozialdemokraten wollen ihre Mitarbeit aufkündigen, wenn die CDU in der Frage des Beitrittstermins zur Bundesrepublik nicht bis Freitag nachgibt.
    Die CDU und ihr Ministerpräsident de Maizière wollen einen Beitritt erst nach gesamtdeutschen Wahlen.
    Liberale und Sozialdemokraten treten dagegen für den Beitritt schon für 1.
    Dezember, also einen Tag vor den gesamtdeutschen Wahlen, ein.
    De Maizière erklärte, er wolle noch mit den Sozialdemokraten sprechen, bevor er an das Ende der Koalition glaube.
    Die Präsidentin der DDR-Volkskammer, die christliche Demokratin Bergmann-Kohl, hat die Regierung aufgefordert, die deutsche Vereinigung gemeinsam zu Ende zu bringen.
    Österreich.
    DDR-Ministerpräsident de Maizière ist zum Mittag zu einem Arbeitsbesuch in Wien eingetroffen.
    Im Mittelpunkt seiner Gespräche mit österreichischen Politikern stehen Wirtschaftsfragen.
    Ein für morgen angekündigtes Treffen mit dem westdeutschen Bundeskanzler Kohl in dessen Urlaubsort St.
    Gilgen wurde abgesagt.
    Wegen der Regierungskrise in der DDR will de Maizière seine Amtsgeschäfte in Ostberlin schon morgen früh wieder aufnehmen.
    Nun noch die Wetteraussichten für Österreich bis heute Abend.
    Örtlich Gewitter, sonst sonnig und warm.
    Es ist gleich 13 Uhr, eine Stunde Mittagsjournalinformation ist beendet.
    Einen recht angenehmen Nachmittag wünscht Udo Bachmeier.
    Auf Wiederhören.
    Untertitel der Amara.org-Community

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ministerratsbeschluss zu Bohunice
    Einblendung: Marilies Flemming, Franz Vranitzky, Wolfgang Schüssel
    Mitwirkende: Pesata, Fritz [Gestaltung] , Flemming, Marilies [Interviewte/r] , Vranitzky, Franz [Interviewte/r] , Schüssel, Wolfgang [Interviewte/r]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz: Haider zu Bohunice
    Einblendung: Jörg Haider
    Mitwirkende: Hauer, Ernest [Gestaltung] , Haider, Jörg [Interviewte/r]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik Österreich ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Situation Seibersdorf
    Einblendung: Gesundheitsminister Harald Ettl
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Ettl, Harald [Interviewte/r]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Medizin ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Finanzschuldenbericht Österreichs
    Einblendung: Helmuth Frisch
    Mitwirkende: Langer, Waltraud [Gestaltung] , Frisch, Helmut [Interviewte/r]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pressekonferenz Transitsituation
    Einblendung: Hermann Knoflacher, Peter Weihs, Günther Lutschinger, Wilhelm Heikenwäler
    Mitwirkende: Roither, Bettina [Gestaltung] , Knoflacher, Hermann [Interviewte/r] , Weihs, Peter [Interviewte/r] , Lutschinger, Günther [Interviewte/r] , Heikenwälder, Wilhelm [Interviewte/r]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bonner Reaktion zu DDR-Koalitionskrise
    DDR-Ministerpräsident de Maizierè muss wegen Regierungskrise seinen Österreich-Besuch verkürzen. Bonn reagiert wenig überrascht auf die Koalitionskrise.
    Mitwirkende: Rammerstorfer, Kurt [Gestaltung]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Umgestaltung der Sowjetunion in einen Staatenbund
    Diskussion um eine mögliche zukünftige Zentralunionsregierung und Neubau der Sowjetunion
    Mitwirkende: Löw, Raimund [Gestaltung]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Ort: Moskau
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Trailer Panorama: Kuba
    Einblendung: Sprechchöre, Fidel Castro
    Mitwirkende: Manola, Josef [Gestaltung] , Castro, Fidel [Interviewte/r]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    IRA-Terroranschläge
    Terroranschlag gegen 3 Polizisten und eine Nonne, die durch eine Autobombe in der nordirischen Stadt Armagh getötet wurden
    Mitwirkende: Alioth, Martin [Gestaltung]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Großbritannien: Erste Erfolge bei Kornfeld-Untersuchungen
    Einblendung: David Morgenstern, BBC-Producer. Geheimnissvolle Figuren in Getreidefelder, vor allem konzentrische Kreise und Achsensysteme, BBC will Rätsel mit Infrarotkameras entschlüsseln.
    Mitwirkende: Adrowitzer, Roland [Gestaltung] , Morgenstern, David [Interviewte/r]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Ort: London
    Schlagworte: Unterhaltung ; Medien und Kommunikation ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Algenbekämpfung in der Adria
    Algenproblem in der oberen Adria wird zum Problem für Badeorte und Tourismus, künstliche Barrieren, die Algen abhalten sollen, werden eingesetzt.
    Mitwirkende: Gallus, Rolf [Gestaltung]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Technik ; Wissenschaft und Forschung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Beginn der 79. Bayreuther Festspiele
    Einblendung: Ausschnitt "Der fliegende Holländer", Dieter Dorn, Bernd Weikl, Elizabeth Conell
    Mitwirkende: Traxl, Martin [Gestaltung] , Dorn, Dieter [Interviewte/r] , Weikl, Bernd [Interviewte/r] , Conell, Elizabeth [Interviewte/r]
    Datum: 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1990.07.25
    Spieldauer 00:59:03
    Mitwirkende Bachmair, Udo [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1990.07.25 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-900725_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Inhalt

    Nachrichten

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    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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