Mittagsjournal 1990.09.15

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Untertitel der Amara.org-Community
    Und ich sage Ihnen Grüß Gott beim Mittag-Journal.
    Heute Samstag, am 15.
    September.
    Isi Oberhofer führt durch die Sendung.
    Und ich sage Ihnen gleich, was wir an Themen bis 13 Uhr planen.
    Zunächst Aktuelles von der Golfkrise.
    Dann Eindrücke aus einem Trainingscamp für Freiwillige bei Bagdad.
    Vor allem Frauen, Kinder, alte Männer üben dort für den Ernstfall.
    Frankreich.
    Die UNO-Konferenz in Paris über eine Lösung der Probleme der ärmsten Länder der Welt ist gescheitert.
    Bundesrepublik Deutschland, wieder Diskussion über einen sozialen Pflichtdienst für Frauen, als gäbe es für Frauen nicht ohnehin genug soziale Pflichten.
    Österreich, Nationalteamchef Hickersberger ist zurückgetreten, drei Tage nach der blamablen Niederlage gegen die Faröer Inseln, neuer Teamchef Alfred Riedl.
    Im Journal zu Gast haben wir dann heute den designierten neuen polnischen Botschafter in Wien, den katholischen intellektuellen Publizisten und Historiker Prof. Bartoszewski.
    Er hält die Einführung des Visumzwangs für Polen für psychologisch und politisch falsch.
    Die Kulturredaktion bringt dann noch einen Vorbericht zur heutigen Premiere im Wiener Burgtheater.
    Ibsens Volksfeind steht auf dem Programm.
    Und natürlich gibt es auch Informationen über die Preisverleihung bei den Filmfestspielen in Venedig, die in diesen Minuten oder in dieser Stunde über die Bühne gehen soll.
    Zunächst aber stehen die Nachrichten wie immer auf dem Programm.
    Edgar Theider ist heute der verantwortliche Redakteur und Sprecherin Maria Piffe.
    Nahe Osten, USA.
    Der Irak bestreitet, dass Besatzungssoldaten in Kuwait in westliche Botschaftsgebäude eingedrungen seien.
    Offiziell wurde betont, kein Iraker habe die Vertretungen Frankreichs und der Niederlande in Kuwait City betreten, obwohl die Gebäude seit 24.
    August nicht mehr als diplomatische Missionen angesehen werden.
    Nach Meldungen internationaler Nachrichtenagenturen stürmten irakische Soldaten gestern mehrere Botschaften westlicher Länder und verschleppten einige Ausländer.
    Der französische Militärattaché in Kuwait ist nach Angaben des Außenministeriums in Paris zwar wieder freigelassen worden, weitere drei Franzosen gelten jedoch als vermisst.
    Staatspräsident Mitterrand kündigte eine Verschärfung der Sanktionen durch Frankreich an.
    Ein Regiment der Fremdenlegion ist in höchste Erlagenbereitschaft versetzt worden.
    Als erstes osteuropäisches Land beabsichtigt Ungarn, sich am militärischen Engagement des Westens in der Golfregion zu beteiligen.
    Dies teilte Staatspräsident Gönsch während seines Besuches in Washington mit.
    Im Golf von Oman haben gestern ein amerikanisches und ein australisches Schiff einen irakischen Tanker mit Warnschüssen gestoppt.
    Das Schiff wurde durchsucht.
    Da es keine Ladung hatte, dürfte es einen irakischen Hafen anlaufen.
    Sowjetunion.
    Staatspräsident Gorbatschow hat dem obersten Sowjet einen Plan zur Sanierung der sowjetischen Wirtschaft unterbreitet.
    Demnach sollen bis zu 60 Prozent aller staatlichen Betriebe an private Unternehmer veräußert werden.
    Staatliche Investitionen und die finanzielle Unterstützung anderer Staaten sollen eingestellt werden.
    Geplant ist ferner eine drastische Reduzierung der Ausgaben für Militär und Geheimdienst.
    Gorbatschow will aber eine Beschneidung der Machtbefugnisse der Zentralregierung im Zusammenhang mit der Wirtschaftsreform nicht zulassen.
    Die Regierung in Moskau soll demnach weiter das Recht haben, Steuern einzuheben, die Teilrepubliken sollen nur in ökonomischen Belangen ganz unabhängig sein.
    Gorbatschow bezeichnete die wirtschaftliche Situation der Sowjetunion im internationalen Vergleich als katastrophal.
    Die Zahlungsfähigkeit der Regierung sei nicht mehr gewährleistet, die Auslandsverschuldung steige unvermindert an.
    Ein schrittweiser Übergang zur Marktwirtschaft reicht nach Ansicht Gorbatschows nicht mehr aus.
    Seine Differenzen mit Ministerpräsident Ryschkow dürften sich deshalb verschärfen.
    Jugendliche Diebe haben die medizinischen Daten von etwa einer halben Million Opfer des Reaktorunglücks von Tschernobyl gelöscht.
    Die amtliche Nachrichtenagentur TASS meldet, es seien dies Daten von Menschen aus insgesamt 20.000 Städten, die nach dem Unglück im Jahre 1986 radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren.
    Die Computer mit den Datendisketten wurden aus einem Forschungsinstitut für Strahlenbehandlung in Minsk gestohlen.
    Einen über das Fernsehen ausgestrahlten Appell, die Daten nicht zu vernichten, beachteten die Diebe nicht.
    In der Zwischenzeit konnten die Täter festgenommen werden.
    Österreich.
    Seit Inkrafttreten der verstärkten Grenzüberwachung durch das Bundesheer am 5.
    September sind mehr als 500 illegale Grenzgänger aufgegriffen worden.
    Das teilte Finanzinnenminister Franz Löschner keute mit.
    Demnach waren die meisten aufgegriffenen Grenzgänger rumänische Staatsbürger und wurden sofort nach Ungarn zurückgeschickt.
    Durch die verstärkte Grenzüberwachung ist laut Löschnack auch die Zahl der rumänischen Asylwerber in Österreich auf ein Viertel abgesunken.
    Dadurch konnte wiederum die Zahl der Flüchtlinge im Lager Dreiskirchen auf weniger als 2000 gesenkt werden.
    Frankreich.
    Ohne greifbare Ergebnisse ist in der Nacht auf heute in Paris die UNO-Konferenz über die 41 ärmsten Staaten der Welt zu Ende gegangen.
    Die 130 Teilnehmerländer bekräftigten lediglich ihre Absicht, die Gesamthilfe für die ärmsten Staaten zu erhöhen.
    Es wurden aber keine gemeinsamen Zielwerte für Entwicklungshilfe vereinbart.
    Damit scheiterte eine Initiative der Entwicklungsländer, die Hilfe für die armen Staaten auf 0,2 Prozent des Bruttosozialproduktes der Geberländer zu erhöhen.
    Der Widerstand kam von den USA, der Sowjetunion und Japan.
    Großbritannien.
    Heute, vor 100 Jahren, wurde Agatha Christie geboren.
    Die im Jänner 1976 verstorbene Autorin gilt als erfolgreichste Kriminalschriftstellerin aller Zeiten.
    Sie verfasste 147 Kurzgeschichten, 90 Romane und 15 Theaterstücke, die in Dutzende Sprachen übersetzt wurden.
    Österreich.
    Nach dem Rücktritt von Teamchef Josef Egersberger steht jetzt der Neuleiter der österreichischen Nationalmannschaft fest.
    Es ist Alfred Riedl, der erst Anfang August mit der Betreuung der Nachwuchsspieler beauftragt worden war.
    Josef Egersberger ist nach dem verlorenen Spiel gegen die Ferroa Inseln zurückgetreten.
    Nun zum Wetter.
    Die Aussichten bis morgen früh.
    Bei unterschiedlicher Bewölkung, im Westen und im Südwesten etwas Regen, im Norden und im Osten gebietsweise Heite, am Nachmittag aber Durchzug mittelhoher Wolkenfelder, dabei vereinzelt auch Regenschauer möglich.
    Winter aus Nordwest.
    Nachmittagstemperaturen 16 bis 21 Grad, Tiefstemperaturen der kommenden Nacht 6 bis 13 Grad.
    Die Prognose für morgen Sonntag, im Süden bei starker Bewölkung, noch etwas Regen, sonst aufgelockert bewölkt, im Norden und im Osten auch heiter.
    Winter aus Nordwest, Tageshöchsttemperaturen 15 bis 19, im Westen bis 23 Grad.
    Noch eine Vorschau auf übermorgen Montag.
    Vor allem im Norden und im Osten meist heiter, im Westen und im Süden bei stärkerer Bewölkung.
    Lokale Schauer möglich.
    Noch die Messwerte abgelesen um 12 Uhr.
    Wien wolkig 18 Grad, Eisenstadt stark bewölkt 16, St.
    Pölten wolkig 17 Grad, Linz heiter 16, Salzburg wolkig 17, Innsbruck stark bewölkt 13 Grad, Bregenz bedeckt Regen 15,
    Graz 18 und Klagenfurt 17 Grad.
    Neun Minuten nach zwölf Uhr ist es in der Zwischenzeit geworden.
    Thema Nummer eins, die Golfkrise.
    Seit gestern hat sich die Situation um Kuwait wieder verschärft.
    Irakische Soldaten haben westliche Botschaften gestürmt.
    Aus der französischen Botschaft sind vier Menschen verschleppt worden, darunter der Militärattaché.
    Er selbst ist wenig später freigelassen worden.
    Von den übrigen drei Franzosen fehlt aber noch jede Spur.
    Während Bagdad offiziell diese Meldungen bestreitet, sind Washington und Paris aber schon im Schulterschluss.
    Man werde sich diese Provokation nicht bieten lassen, so die Reaktion von Frankreichs Stadtschef Mitterrand.
    Und der amerikanische Präsident fügte hinzu, Paris könne in jeder Situation mit den Amerikanern rechnen.
    In diesen Stunden ist auch der amerikanische Außenminister Baker zu Gesprächen unterwegs, die ihn nach Rom und Bonn führen.
    Die Amerikaner wollen ihre europäischen Verbündeten zu ein bisschen mehr Engagement in der Golfkrise motivieren.
    Gefragt sind sowohl finanzielle Unterstützung, aber auch Unterstützung durch Bodentruppen selbst in Saudi-Arabien.
    Japan, das erst vor zwei Tagen Zielscheibe scharfer Kritik aus dem amerikanischen Kongress war, weil es nach Ansicht der Amerikaner bisher die Operation Wüstenschild zu lax unterstützt hat.
    Japan hat seinen finanziellen Beitrag ja nun bereits auf drei Milliarden Dollar aufgestockt und auch in Bonn, so erfährt man, will man sich nun nicht knausrig zeigen.
    Während international also die Ablehnungsfront gegen Iraks Saddam Hussein hält, sucht sich der Diktator selbst auch seine Verbündeten.
    Ulrich Tilgner aus Amman.
    Ein Sieg Iraks ist ein Sieg Palästinas.
    Oder Araber und Moslems, vereinigt euch gegen die imperialistischen und zionistischen Besatzer.
    Oder auch Teilnahme an der Blockade gegen Irak ist Verrat.
    Das sind Slogans auf Transparenten, die vor dem Sportpalast und dem Königlichen Kulturzentrum in Jordaniens Hauptstadt Amman hängen.
    Am Vormittag hat hier eine Konferenz zur Unterstützung Iraks begonnen.
    Vertreter von 120 Organisationen aus verschiedenen arabischen Ländern wollen bis Montag Unterstützung für den Irak mobilisieren.
    Die Eröffnungsredner forderten einen sofortigen Abzug aller ausländischer Truppen aus der Golfregion.
    Kuwait wurde als Teil Iraks bezeichnet.
    Die Konferenz in Amman ist ein Zeichen, welch starke Unterstützung Irak unter den Massen der arabischen Welt genießt.
    Prominenteste Teilnehmer sind die Vorsitzenden der Organisationen Volksfront zur Befreiung Palästinas, Georges Habasch, und der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas, Nayar Fawadmi.
    Beide Politiker haben in Erklärungen den Rückzug der israelischen Truppen aus den besetzten palästinensischen Gebieten gefordert.
    Nur in einem solchen Fall könne es eine umfassende Friedenslösung in der gesamten Region geben.
    Habasch und Hawatme sind das erste Mal seit dem September 1970 den Tagen des Bürgerkrieges zwischen palästinensischen Guerilla-Einheiten und der Jordanischen Armee wieder in Amman.
    Ihre Anwesenheit ist ein Zeichen für die Veränderungen, die es in den vergangenen Monaten im Königreich Jordanien gegeben hat.
    Obwohl das Land die vom Weltsicherheitsrat verhängten Sanktionen gegen Irak unterstützt, ist die absolute Mehrheit der Bevölkerung auf der Seite Iraks.
    Die beiden radikalen palästinensischen Politiker sind gestern aus der syrischen Hauptstadt Damaskus angereist.
    Sie waren bisher Bündnispartner Syriens bei der Auseinandersetzung mit Israel.
    Nach der Stationierung syrischer Soldaten an der Seite der US-Truppen in Saudi-Arabien sind die radikalen Palästinenser-Organisationen zur Führung in Damaskus auf Distanz gegangen.
    Für sie ist das gestrige Treffen von US-Außenminister James Baker mit dem syrischen Präsidenten Hafez al-Assad und die sich abzeichnende Zusammenarbeit zwischen Syrien und den USA ein Verrat an der arabischen Sache.
    Dass weder Baker noch seine syrischen Gesprächspartner nach Abschluss des Besuches zu der Auseinandersetzung mit dem Irak direkt Stellung genommen haben, ist ein Zeichen, wie vorsichtig die beiden Staaten ihre neue Zusammenarbeit beginnen.
    Syrien fällt bei der Isolierung Iraks in der arabischen Welt eine Schlüsselstellung zu.
    James Baker hat die Differenzen mit Syrien in der Frage des Terrorismus betont, um einer Kritik an seiner Politik in Israel und zu Hause in den USA vorzubeugen.
    Syrien betonte vor allem die Notwendigkeit des Rückzugs Israels aus den besetzten Gebieten.
    Auch das ist ein diplomatischer Schachzug, um Kritik an den Wind aus den Segeln zu nehmen.
    Unterdessen hat Iraks Außenminister Tariq Aziz erklärt, dass sein Land keine Beschränkungen bei der Lieferung von Lebensmittelsendungen akzeptieren werde.
    Aziz sagte, die Entscheidung des Weltsicherheitsrates, Lieferungen nur im Einzelfall zuzustimmen und deren Verteilung zu überwachen, sei entwürdigend.
    Aziz bekräftigte noch einmal die Entschlossenheit Iraks, sich nicht aus Kuwait zurückzuziehen.
    Das Schicksal von drei Franzosen, die irakische Soldaten gestern in Kuwait aus der Residenz des französischen Botschafters verschleppt haben, ist weiter unbekannt.
    Mehrere Diplomaten, die ebenfalls bei Überfällen auf die Residenzen des französischen und des kanadischen Botschafters festgenommen worden waren, sind jedoch wieder frei.
    Während Großbritannien, Belgien, Kanada und Italien beschlossen haben, zusätzliche Truppen an dem Golf zu entsenden, wird in den USA eine gewaltige Waffenlieferung an Saudi-Arabien vorbereitet.
    Das Königreich soll Flugzeuge, Hubschrauber, Panzer, Raketen und andere schwere Waffen im Werte von 20 Milliarden Dollar erhalten.
    Ulrich Tildner war das zur Golf-Situation.
    Im Irak selbst scheint die Stimmung nach wie vor pro Hussein zu sein, obwohl man natürlich in einem diktatorisch regierten Land nie objektiv von außen beurteilen kann, wie die wirkliche Meinungsbildung nun aussieht.
    Aber die Menschen in diesem Land, die gerade erst unter großen Entbehrungen und leidvollen Opfern den Krieg mit dem Iran überstanden haben, sie formieren sich offensichtlich doch einmal mehr hinter ihrem Führer.
    Nicht die Besatzung des Schechtums Kuwait erregt die Gemüter.
    Was den Volkszorn eint, ist die Ablehnung gegen das amerikanische Engagement am Golf.
    Sie wollen uns nur unser Öl stehlen, hat Saddam Hussein die Situation auf den kleinsten Nenner gebracht und den Volkszorn der Irak wieder einmal für seine Zwecke kanalisieren können.
    Diesen Eindruck jedenfalls gewannen ausländische Journalisten beim Besuch mehrerer freiwilligen Trainingscamps rund um Bagdad.
    Frauen, Kinder, alte Männer, sie üben sich dort in Angriff und Verteidigung.
    Dogan Tillitsch.
    Lysnasa Digemin, 37 Jahre alt, arbeitet normalerweise als Kunstlehrerin in einem Bagdader Gymnasium.
    Jetzt liegt sie im Staub des Trainingslagers in einem Vorort von Bagdad.
    Ihr heutiges Pentium heißt Präzisionsschießen mit einer Kalaschnikow.
    Neben ihr liegt ihr 10-jähriger Sohn ebenfalls in der Uniform der irakischen Freiwilligenarmee.
    Die Lehrerin erzählt uns, dass sie noch zwei kleinere Kinder habe.
    Jeden Abend verlässt sie das Lager, um ihren Haushalt in Ordnung zu bringen und die beiden Kinder zu versorgen.
    Sie erzählt aber auch, dass sie stolz darauf ist, sich entschieden zu haben, als Freiwillige gegen die amerikanischen Feinde zu kämpfen.
    Hayriye Kasim-Heday ist im selben Lager Kommandeur in einer Gruppe von 30 Frauen, die sich ebenfalls freiwillig zur Armee gemeldet haben.
    Die Jüngste ist gerade 15 geworden, die Älteste 50 Jahre alt.
    Sie machen auf mich einen ganz anderen Eindruck, als die Frauen in der amerikanischen Armee, wie ich sie aus Fernsehen berichten kenne, die athletisch groß und gut trainiert sind.
    Die Frauen der irakischen Freiwilligenarmee sind Mütter und oft Großmütter, die nach den Worten von Frau Kasim-Hüday eines verbindet.
    Wir alle, so sagt sie, kämpfen dafür, dass unsere Babys nicht ohne Nahrung und Milch bleiben.
    Unter den uniformierten Teenagern allerdings sind einige so attraktiv, dass die ausländischen Fotografen nur Augen für sie zu haben scheinen.
    Im atemischen Bezirk von Baghdad treffe ich Sultan Hussein el-Ubaidi.
    Der 43-jährige Rechtsanwalt ist derzeit Kommandant des Lagers Quliati, in dem 560 Männer im Alter zwischen 18 und 70 Jahren für den Einsatz an der Front ausgebildet werden.
    Wie er selbst auch sind es alles Freiwillige.
    Natürlich ist es für einen Journalisten aus dem Ausland schwer zu beurteilen, ob sich diese Männer alle tatsächlich freiwillig gemeldet haben.
    Der Druck des Einparteienregimes von Saddam Hussein lastet schwer auf dem Land.
    So ist nicht in jedem Fall klar, wie viel Angst die Bereitschaft beeinflusst, sich als Freiwilliger zu melden.
    Doch überall, sowohl in den Lagern wie auf der Straße, reagieren die Menschen auf unsere Fragen mit einem starken Anti-Amerikanismus und einer großen Sympathie für Saddam.
    Die psychische Atmosphäre ist nicht die eines Landes, das ein anderes angegriffen und besetzt hat.
    Es ist die Psychologie eines Volkes, das sich selbst angegriffen sieht.
    So auch bei El Ubaidi.
    Der Rechtsanwalt versichert mir, dass er ein Land in Frieden leben wolle.
    Und wörtlich fährt er fort.
    Doch wenn die Amerikaner uns angreifen, werden wir antworten und sie zerschlagen.
    Sollte es Krieg geben, wird sich die Weltkarte verändern.
    Auf meine Frage, ob er als gebildeter Mann es nicht als Einschränkung empfinde, in einem undemokratischen Ein-Parteien-System zu leben, antwortet er,
    Das Ein-Parteien-System war notwendig wegen der speziellen Umstände in unserem Land.
    Es wird schon bald ein neues Gesetz geben, das die Existenz weiterer Parteien erlaubt.
    Doch im Moment sind wir auf die Verteidigung unseres Landes konzentriert.
    Ununterbrochen melden derweil die irakischen Medien die ständig wachsende Zahl der Freiwilligen.
    Informationsminister Latif al-Jazim bestätigte, dass sich inzwischen über fünf Millionen Menschen der Freiwilligenarmee angeschlossen hätten.
    Selbst die Kurden sind nach der Darstellung des Ministers bereit, ihre Heimat an der Seite irakischer Soldaten zu verteidigen.
    Im Nordirak besteht die Hälfte der freiwilligen Armee aus Kurden.
    Offensichtlich haben sich in den hauptsächlich von Kurden bewohnten Nordprovinzen in den letzten Wochen über zwei Millionen Menschen zur Armee gemeldet.
    Das widerspricht dem im Westen verbreiteten Eindruck, dass vor allem die irakischen Kurden zu einem Sturz der Damose ins Wesentliche beitragen könnten.
    Typisch für die Stimmung, die mir überall im Land entgegenschlägt,
    ist ein Name, den sich die Männer und Frauen des Trainingslagers Eldura gegeben haben.
    Sie nennen sich Großväter, Mütter und Kinder gegen die amerikanische Rambo-Armee.
    Jetzt nach Europa.
    Absolut ohne Ergebnis zu Ende gegangen ist die UNO-Konferenz in Paris über eine Lösung der Probleme der 41 ärmsten Staaten der Welt.
    Zwar bekräftigten die 130 Teilnehmerländer, sie wollten ihre Gesamthilfe im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft erhöhen, aber das, worauf es wirklich ankommt und das dringlich, nämlich konkrete Zusagen, die wurden nicht gegeben.
    So scheiterten die Entwicklungsländer auch mit ihrem Wunsch, die Reichen sollten wenigstens als Zielvorstellung 0,20 Prozent ihres Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe zur Verfügung stellen.
    Vor allem die USA, Japan und die USSR legten sich gegen diese Forderung quer.
    Aber hören Sie mehr direkt aus Paris von Hans-Joachim Kruse.
    Um eine völlige Pleite zu vermeiden, hat man sich bei der UNO-Konferenz über die am wenigsten entwickelten Länder in Paris auf einen Kompromiss geeinigt, der es anscheinend allen recht macht.
    Das Rezept heißt, jeder nach seinen Möglichkeiten.
    Das heißt, man steckt kein deutliches Ziel ab für die Höhe der Hilfe, die die reichen Länder den ganz Armen geben sollten.
    Bei der letzten Konferenz über die ganz Armen vor neun Jahren hatten die Reichen versprochen, 0,15 Prozent ihres Bruttosozialprodukts für die Hungerleider zu geben.
    Dieses Ziel wurde nicht erreicht.
    Im Schnitt gaben die Reichen nur 0,09 Prozent.
    Dabei wurde die Zahl der ganz armen Länder und der ganz armen Menschen immer größer.
    Während damals nur 31 Länder zu den ganz Armen gehörten, sind es heute 41.
    Jeder zehnte Bewohner der Erde scheint ohne Hoffnung zu sein, aus dem Elend zu kommen.
    Im Gegenteil, mit der Golfkrise, mit Verteuerung von Rohöl und noch mehr Schuldenlast, wird die Lage noch aussichtsloser.
    Wer ist heute bereit, sich um die Ärmsten der Armen zu kümmern?
    Weil man in Paris keine Einigung über mehr Hilfe erreichen konnte, hat man vier Kategorien geschaffen.
    Ganz oben sind die Skandinavier, die Holländer und andere reiche Länder, die fast 0,4 Prozent ihres Bruttosozialprodukts geben.
    Dann kommt das Mittelfeld mit zwei Kategorien von Ländern, die 0,15 Prozent überschreiten oder wenigstens erreichen wollen.
    Und dann kommen die reichen Geizhelze, zu denen die Vereinigten Staaten und Japan gehören.
    Die Amerikaner und andere Länder, die nicht viel mehr als bisher geben wollen, begründen ihre Sparsamkeit damit, dass sie andere Prioritäten haben.
    Sie verlangen auch radikale Reformen in den Empfängerländern, um ihre Hilfe wirksamer zu machen.
    In der Tat sind sich alle 130 Länder, die hier in Paris vertreten waren, darüber einig,
    dass man neue Entwicklungsmodelle schaffen muss, nachdem die bisherigen offenbar gescheitert sind.
    Die Reichen erwarten von den Armen, dass sie schrittweise Demokratie wagen und Menschenrechte achten.
    Man erwartet, dass sie gescheiterte marxistische Modelle verwerfen, wenn sie von den westlichen Ländern Entwicklungshilfe haben wollen.
    Man drückt es nicht so aus, aber es ist klar, dass Entwicklungshilfe nicht mehr missbraucht werden darf, um brutale, korrupte Systeme und Oligarchien zu erhalten und Waffenarsenale zu füllen.
    Man will in Zukunft mehr nicht-staatliche Hilfe von Bürgerkomitees, freiwilligen Helfern und Dorfgemeinschaften fördern.
    Schließlich muss man versuchen, ein fundamentales Problem in den Griff zu kriegen.
    Das ist die Bevölkerungsexplosion.
    Es hat beispielsweise wenig Sinn, die Versorgung der hungernden Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu sichern, wenn die Verbesserung dann automatisch zu einer Steigerung der Geburtenrate und neuen Hungersnöten führen muss.
    Mutige Bevölkerungspolitik tut Mut.
    Die 41 ganz armen Länder haben in Paris zugesagt, dass sie angemessenen Maßnahmen mit Beteiligung der Bevölkerung ergreifen wollen.
    Im Jahre 2000 wird man dann erneut Bilanz ziehen.
    Hans-Joachim Kruse war das aus Paris.
    Vom akuten Pflegenotstand in die totale Pflegekatastrophe, so sieht die Gewerkschaft öffentliche Dienste in der Bundesrepublik Deutschland, dass Vereinte Deutschland schlittern, wenn nicht bald etwas geschieht.
    Die Gewerkschaft fordert nämlich eine Aufstockung der rund 400.000 Arbeitsplätze im Gesundheitswesen um 100.000, also um rund 25 Prozent.
    In Wirklichkeit wurde dieses Personaldefizit bis jetzt durch die Zivildiener ausgeglichen.
    Ihre Zahl sinkt jedoch nicht nur, weil jetzt die geburtenschwachen Jahrgänge kommen, sondern weil die Verkürzung der Wehrdienstzeit sich natürlich auch im Zivildienst auswirkt.
    Geld für die Aufnahme von mehr Pflegepersonal will der Staat nicht hergeben.
    Und so ist wieder einmal die Idee von der Dienstverpflichtung der Frauen laut geworden.
    Zum Dienen sind sie ja fast geboren.
    Aus Bonn berichtet Susanne Scholl.
    Abrüstung ist ein schönes Wort.
    In der Bundesrepublik hat es in jüngster Zeit aber auch einen etwas negativen Anstrich bekommen.
    Seit klar ist, dass mit der Verkürzung des Wehrdienstes auch der Zivildienst gekürzt wird und es damit im sozialen Pflegebereich zu massiven, kaum zu bewältigenden Endpässen kommen wird.
    Denn auch das ist eine Erfahrung, mit der man sich jetzt plötzlich konfrontiert sieht.
    Ein beträchtlicher Teil jenes sozialen Bereichs, der unter dem Begriff Pflegedienste fällt, wurde bisher von den Zivildienern abgedeckt.
    Jenen jungen Männern, die aus Gewissensgründen den Wehrdienst verweigerten und dafür wesentlich länger als die normalen Grundwehrdiener zur Linderung des auch in der Bundesrepublik eklatanten Pflegenotstandes beitrugen.
    Wie gesagt, das Ende des Kalten Krieges, der Abschluss der 2 plus 4 Verhandlungen und damit die Verpflichtung Gesamtdeutschland, seine Truppen zu reduzieren,
    bringen auch den Zivildienern eine kürzere Dienstverpflichtung.
    Und den Organisationen, wo die Zivis, so der Volksmund, vor allem eingesetzt waren, arge Personalprobleme.
    Dabei, so rechnete jüngst ein Journalist in der Frankfurter Rundschau Politikern und sonstigen Verantwortlichen vor, könnte man sämtliche Zivildiener durch ausreichend bezahlte Fachkräfte ersetzen, bei Mehrkosten von 2,2 bis 2,4 Milliarden Mark im Jahr.
    angesichts der Kosten des sowjetischen Abzugs aus der DDR und sonstiger bevorstehender Ausgaben eine relativ kleine Summe.
    Doch die Überlegungen der zuständigen Stellen gehen derweil in eine ganz andere Richtung.
    Einführung eines allgemeinen Sozialdienstes, echte Wahlmöglichkeit zwischen Wehr- und Ersatzdienst, die es in der Nord-DDR seit dem Frühjahr gibt, Medizinstudenten sollten eine Zeit lang Pflegedienste übernehmen und auch das sogenannte soziale Pflichtjahr für Frauen, gleichzusetzen der Wehrpflicht für Männer, spuckt in den Köpfen herum.
    was natürlich auch manche ihre Miniszenz weckt.
    So hieß es von Seiten der bundesdeutschen Caritas, ein solches soziales Pflichtjahr würde angesichts der Zwangsverpflichtungspraktiken der Nazis geschichtlich doch sehr belastet sein.
    Das Gegenargument haben viele Politiker allerdings auch schnell bei der Hand.
    Man rede nun doch schon so viele Jahre von der Gleichberechtigung von Mann und Frau.
    Warum gäbe es dann immer noch nur die Wehrpflicht für die Männer?
    Dass von dieser Form von Emanzipation selbst die Feministinnen seit Jahren abgekommen sind, tut der Diskussion keinen Abbruch.
    Eine Frage, die sich dabei die wenigsten stellen, ist die folgende.
    Ob es wirklich im Sinn eines echten Sozialstaates sein kann, jene Dienste an Alten, Kranken, Pflegebedürftigen ausschließlich von ungeschulten und in der schlechtesten aller Varianten dienstverpflichteten Personen übernehmen zu lassen.
    Das Nachdenken über diese Frage ist zwar im Gang, konkrete Vorschläge, die es möglich machen würden, diese gesellschaftlich so wichtigen sozialen Dienste auch vom Sozialprestige und den Begleitumständen her so attraktiv zu gestalten, dass junge Menschen sie auch freiwillig übernehmen würden, die fehlen allerdings noch.
    Doch angesichts der Lücken, die durch den verkürzten Zivildienst schon jetzt entstehen, wird man um diese Überlegungen wohl nicht mehr lange herumkommen.
    Ein Beitrag von Susanne Scholl aus Bonn war das, drei Minuten vor halb eins jetzt nach Österreich.
    Am Mittwochabend dieser Woche war es, da ist in die ohnehin nicht mehr so ganz heile Welt unserer Nationalkicker die Katastrophe hereingebrochen.
    EM-Qualifikationsspiel in Landskrona, Spiel gegen die Mannschaft der Farröer Inseln.
    Wer wusste zu diesem Zeitpunkt überhaupt genau, wo das ist?
    Seit vergangenem Mittwoch wissen es auch nicht Fußballfreaks.
    Nach der blamablen 1-0-Niederlage gegen ein bis dato gar nicht vorhanden gewesenes Team, zumindest nicht in dem Sinn, dass man den Verrörern, dass man mit ihnen in irgendeiner Weise gerechnet hätte.
    Nach dieser Niederlage macht sich nun Katzenjammer breit, personelle Konsequenzen werden gezogen.
    Heute Vormittag ist der Teamtrainer zurückgetreten.
    Adi Niederkorn berichtet von einer Pressekonferenz, die soeben zu Ende gegangen ist.
    Die Pressekonferenz in den VIP-Räumen des Praterstadions ist zwar auch im Gange, die Würfel sind aber bereits gefallen, die Weichen für die Zukunft der österreichischen Fußballnationalmannschaft gestellt.
    Die erwartete Entscheidung von ÖFB-Präsident Beppo Maurhardt, Josef Hickersberger ist nicht mehr Teamchef der österreichischen Fußballnationalmannschaft.
    Hickersberger hat seinen Rücktritt freiwillig angeboten, Maurhardt hat angenommen.
    Die zweite, die unerwartete Entscheidung Hickersbergers Nachfolger steht auch bereits fest,
    Neuer Teamchef ist der bisherige Co-Trainer Alfred Riedl.
    Ein Vertrag wurde zwar noch nicht ausgehandelt, Mauhard bezeichnete Riedl zwar nicht als Notlösung, sein Wunschkandidat Nummer 1 wäre aber Ernst Happl vom FC Tirol gewesen.
    Eine Lösung, die aber an finanziellen Mitteln des ÖFB gescheitert ist.
    Ja, danke Adi Niederkorn, er hat aus dem Wiener Prater Stadion von einer Pressekonferenz berichtet.
    Und jetzt zu unserer Samstag-Mittagschanalserie.
    Im Journal zu Gast.
    Zu Gast heute, das ist der designierte neue polnische Botschafter in Wien, Wladyslaw Bartoszewski.
    Kein Berufsdiplomat, vielmehr ein Intellektueller, der als katholischer Wissenschaftler, Historiker, Publizist und viele Jahre als Generalsekretär des polnischen Pen Clubs weit über die Grenzen seines Landes hinaus bekannt geworden ist.
    Mahnendes Gewissen schon in der Zeit der Nazi-Okkupation Polens.
    Partuszewski war Widerstandskämpfer und Mitarbeiter der polnischen Exilregierung.
    Nach dem Krieg unter dem kommunistischen Regime mehrmals, dann aus politischen Gründen inhaftiert, was im 1981 auch gleich wieder passierte, als er sich für die Solidarność engagierte.
    Der 1922 in Warschau geborene Patuschewski hat seit 1982 Gastprofessuren an verschiedenen Universitäten Deutschlands.
    Er hat 1986 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels verliehen bekommen.
    Und Anfang Juni dieses Jahres hat der Außenpolitische Ausschuss des Abgeordnetenhauses in Warschau der Berufung Patuschewskis als neuer Botschafter in Österreich zugestimmt.
    Dieses Amt wird der 67-Jährige in den nächsten Tagen antreten.
    Und das zu einem Zeitpunkt, wo es in den Beziehungen zwischen Wien und Warschau doch zu einer nicht unbeträchtlichen atmosphärischen Verstimmung gekommen ist.
    Seit neun Tagen gilt wieder eine Visumpflicht für Polen.
    Und Bartoszewski macht kein Hehl daraus, dass er diese Maßnahme der österreichischen Regierung für psychologisch und politisch ganz schlecht hält.
    Ulrich Brunner im Gespräch mit Professor Bartoszewski.
    Herr Bartoszewski, Sie werden polnischer Botschafter in Österreich, nur wenige Tage nach Einführung des Visums für Polen in Österreich.
    Mit welchem Gefühl treten Sie denn da Ihren neuen Posten an?
    Ich glaube, die polnisch-österreichische Beziehungen, die polnisch-österreichische Geschichte, die mitteleuropäische und mittelosteuropäische Geschichte spielt viel größere Rolle als die vorübergehenden Probleme, Regulierungen, Vorschriften und so weiter und so fort.
    In dem Sinn bin ich sicherlich sehr glücklich, dass ich gerade in dem Moment meine Mission in Wien anfangen soll.
    in welchem gewisse Schatten fallen und in welchem die Leute in der Schlange in Warschau und in der Schlange in der Hitzinger Hauptstraße auch stehen, um die Formalitäten zu erledigen.
    Die Hauptsache ist aber, glaube ich, auf kühle, nüchterne, sachliche und freundliche Weise
    entgegenkommend die Situation betrachten, die Ursachen untersuchen und die Folgen mildern.
    Also die Auslegung des Begriffs, man muss liberal auf den beiden Seiten entgegenkommend handeln.
    Und ich glaube, die österreichische Seite in Warschau, soweit ich informiert bin, und ich habe entsprechende Gespräche am 8., 9., 10.
    September noch mit dem österreichischen Botschafter in Warschau geführt.
    Die österreichische Seite ist sehr wohl entgegenkommend gesinnt.
    Sie meinen entgegenkommend bei der Ausstellung von Wiesn?
    Ja, ich habe Versprechen gehört, jeder Pole, der nicht vorbestraft ist, der keine kriminellen Delikte begangen hat, der sich melden wird im Prinzip,
    ohne weiteres die Einreisegenehmigung nach Österreich bekommen.
    Vor einigen Wochen haben Sie das etwas kritischer gesehen.
    Da haben Sie gesagt, die Einführung der Visumpflicht wäre für Polen eine psychologische Katastrophe.
    Das ist auch psychologisch falsch.
    Denn ich sage nicht, was mit der Ibn Ra'al ist.
    Es ist geschehen.
    Man muss jetzt anschauen, die Ursachen, aber auch in die Zukunft schauen.
    Es ist psychologisch falsch, im Moment in welchem
    die Ungarn, die Tschechen endgültig die Freiheit bekommen haben, nach Westen ohne großen Schwierigkeiten durch Österreich zu reisen oder Österreich als Land zu besuchen, wenn man in dem selben Moment für die Polen, die bisher mehrere Jahre schon diese Freiheit gehabt haben, die Grenze sperrt sozusagen.
    Ja, das ist psychologisch falsch.
    Und dazu, die Polen sind als Volk sehr empfindlich.
    Meine Landsleute sind mehr empfindlich oft als viele anderen.
    Die denken nicht immer so ganz nur nüchtern, sachlich, rational.
    Sie denken oft so ein bisschen
    im Bereich der Gefühle, also warum sind wir jetzt von der Seite angegriffen, die Österreicher waren uns immer so, na wir mögen die Österreicher, anders als die Deutschen waren die Österreicher für uns nie ein Problem gewesen, auch in der Nachkriegszeit war jemand, der Polen besucht hat und Deutsch gesprochen hat, wenn er Österreicher gewesen war, immer gerne gesehen und das ist der Fall.
    und jetzt plötzlich von der Seite.
    Also das sind solche gekränkte Gefühle.
    Andererseits aber regieren in der Politik und in den Beziehungen nicht nur die Gefühle.
    Österreich ist ein Land, mit welchem wir traditionell gute Beziehungen gehabt haben.
    Ein Land, welches uns Polen auch im Großen und Ganzen sehr geholfen hat, auch wirtschaftlich.
    Im Proport zu der Größe des Landes sind die Österreicher bei uns an der ersten Stelle.
    Ein Pole darf auch nicht vergessen, Österreich hat bei uns drei Milliarden Dollar.
    bei 7 Millionen Bevölkerung.
    Das bedeutet viel mehr als die Deutschen oder Amerikaner.
    Und in dem Sinn müssen wir auch sachlich die Situation anschauen.
    Die Österreicher waren immer entgegenkommend.
    Im Moment kriegen sie Schwierigkeiten.
    Es ist auch eine gewisse Taktik in der Vorwahlzeit.
    Sicher spielen die pragmatischen Momente
    teilweise populistische Momente eine gewisse Rolle.
    Rechnen Sie damit, dass man später das Visum wieder aufhebt?
    Ich möchte glauben, ich wäre ganz unglücklich, meine Mission anzufangen in der Überzeugung, ich bin am Anfang einer neuen negativen Epoche der österreichisch-polnischen und polnisch-österreichischen Beziehungen hier angekommen.
    Ganz im Gegenteil, ich glaube, es sind vorübergehende Schwierigkeiten.
    Wir müssen auch in Polen
    die Probleme untersuchen.
    Wir müssen die Kontrolle verstärken.
    Ich glaube, man kann gut zusammentun, verschiedenes, auch im Bereich des Zolls und der Grenzkontrolle.
    Ich weiß, dass die entsprechenden polnischen Ämtern guten Willen haben und bereit sind zur weitgehenden Kontrolle.
    Es liegt nicht im polnischen Interesse, die kriminellen Fälle, die vorkommen, egal wo, auch in Österreich, herunterspielen.
    Das wollen wir nicht, aber auch nicht hochspielen.
    Herr Bartoszewski, das Ganze ist ja natürlich nicht nur ein Problem zwischen Österreich und Polen.
    Man könnte ja sagen, außer Österreich gewährt niemand in Europa den Polenvisum Freiheit.
    Wenn man von Luxemburg absieht, ist das nicht dann ein europäisches Problem?
    Ja, aber die letzte verlorene Chance bedeutet auch die gekränkte Liebe.
    Liegt nicht das wirkliche Problem darin, dass die große Masse der Polen Einkommen hat, so niedrige Einkommen hat, dass der Weg in den Westen so verlockend wird und auch der Weg zum Schwarzhandel so verlockend wird und zur Schwarzarbeit?
    In niedrigen Einkommen in Polen, also ein ökonomisches Problem.
    Sicher, aber bitte, ich wäre nicht der Meinung, dass zum Beispiel unsere tschechischen Nachbarn oder slowakischen Nachbarn so gut entlohnt sind.
    Nein, Sie haben ganz bescheidene Löhne.
    Ja, aber sehr bescheidene Löhne.
    Sie können sich nicht viel leisten für Ihre Löhne.
    Sie leben sehr bescheiden.
    Schauen Sie auf Ihre Wagen, die auch nach Österreich kommen.
    Schauen Sie auf Ihr Kleid.
    Sie sind anständig, relativ sauber.
    soweit, aber reich sind sie nicht, wohlsituiert auch im Sinn der gutbürgerlichen Situation sind sie nicht.
    Diese Lehrer, diese Krankenschwester, diese kleinen Leute, diese Techniker, nicht wohlsituierte Sänger oder Sportler, aber diese durchschnittlichen Leute, die Masse der Menschen.
    Aber bitte schauen Sie, kann ein portugiesischer, ein griechischer, ein süditalienischer Arbeiter
    oder alles kaufen, reist er so viel?
    Ist er sowohl situiert in den westlichen Ländern des Systems?
    Es sind auch Unterschiede zwischen einem Portugieser und einem Schweizer, einem Deutschen, einem Schweden.
    Auch, also das soll man nicht übertreiben.
    Selbstverständlich, wir sind jetzt in Polen arm, aber ich glaube, ich glaube tief, wir haben alle Chancen,
    in 10, 15 Jahren das nachzuholen.
    Aber die jungen Leute, und wir sind ganz anders als die Mehrheit der westlichen Gesellschaften, ein sehr junges Volk, wir haben Millionen junge Menschen, und diese jungen Menschen sind in der ganzen Welt ungeduldig.
    Die wollen nicht warten fünf Jahre.
    Die sagen, ja, ich will schon jetzt möglichst guten Wagen haben.
    Ich will schon jetzt auch hart arbeiten, aber schnell Erfolg haben.
    Und wie kann man den Menschen verbieten in der Demokratie, die wir jetzt haben, das, was man verboten konnte im Kommunismus.
    Jetzt kann man nichts verbieten.
    Er kann alles tun, was er will, auch Falsches.
    auch Falsches.
    Das bringt mich zur nächsten Frage zur politischen Lage in Polen.
    Wie schätzen Sie denn derzeit ganz allgemein die politische Lage in Polen ein?
    Also im geistigen Bereich auf dem hohen Etage der Politik wird es um
    geistige Freiheit geht, um die Pressefreiheit, um die Medienfreiheit, ist Polen einer der freiesten Länder der Welt.
    Man kann total jeden beschimpfen.
    Man kann in der Tageszeitung, was ich nicht gerne sehe, führende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens beschimpfen.
    Man kann fast Verleumden
    den Staatspräsidenten, den Ministerpräsidenten, die Minister, die Abgeordnete, man kann alles tun.
    Sie meinen, das geht weiter als bei uns?
    Ich glaube, so weit wie in Österreich.
    Wenn ich vergleiche gewisse kritische Äußerungen in Bezug auf führende Persönlichkeiten dieses Staates in früheren Jahren und in Polen jetzt, scheint mir das sehr bekannt zu sein.
    In dem Sinn sind wir schon gleich frei.
    Jeder Schauspieler... In welchem Sinne nicht?
    Also, die Freiheit ist nicht nur die Freiheit, alles zu tun, es ist auch damit verbunden, das Verantwortungsbewusstsein, die politische Kultur, eine gewisse politische Erfahrung.
    Denn im anderen Fall ist der Mensch zwar theoretisch und juristisch formell frei,
    aber er begrenzt und bedingt negativ selbst eigene Freiheit durch seine falschen Handlungen.
    Und ich muss sagen, unser Problem ist jetzt noch, was auch verständlich ist, nach 50 Jahren der Nicht-Existenz der Demokratie,
    Ab 1939, nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit unter Druck des Stalinismus, später des milderen Kommunismus, Brezhnevismus, Gott weiß, wie man das qualifizieren soll.
    Sie sagen, es gibt einen Mangel an Erfahrung in politischer Kultur.
    Nun gibt es Stimmen, die sagen, die Solidarność müsste zerfallen und das Beste, was Polen passieren könnte, wäre, dass es mehrere Parteien gibt, Regierungsparteien und Oppositionsparteien.
    Die Solidarność als alleinige Bewegung, das tut Polen auf Dauer nicht gut.
    Wie sehen Sie das?
    Ja, ich glaube, solche Meinungen sind berechtigt, die andere auch.
    Das ist gerade jetzt der Preis der Demokratie, dass wir ganz unterschiedliche Meinungen haben zum Problem der Zukunft des Staates und der Gesellschaft.
    Wie kann man die Parteien gründen?
    Soll man das befehlen oder von oben organisieren oder einführen mit einem Dekret, mit einer Entscheidung oder sollen die Leute von unten sich organisieren, diese Parteien registrieren?
    Das ist lächerlich leicht in Polen sowie in Österreich.
    Also in dem Sinn kann man das auch in Polen tun, nur im Moment gerade wirkt negativ
    diesen Mangel an politischer Erfahrung.
    Die Leute beschimpfen sich, führen Polemiken, nicht immer auf dem guten Niveau, unterschiedlich, auch auf dem guten Niveau, aber unterschiedlich, und die gründen kaum Parteien.
    Und die Solidarität, die Solidarität war ursprünglich eine Gewerkschaft, aber wir sollen uns doch nicht selbst betrügen, es war nicht nur eine Gewerkschaft, es war eine soziale Bewegung.
    mit neuneinhalb Millionen Menschen.
    Jetzt ist aber keine Bewegung derart weiter möglich oder nötig, kann man streiten, jedenfalls ist nicht zu machen, eine Bewegung ohne
    ohne Programm.
    Denn es gibt kein gemeinsames Programm dieser Bewegung.
    Es gibt unterschiedliche Tendenzen.
    Es gibt dort sozialdemokratisch und christlichdemokratisch und nationalkonservativ und liberal motivierte Leute, die alle gegen Kommunismus gewesen waren.
    Das ist doch klar.
    Ja, aber unser Einheitsprogramm ist offensichtlich zu wenig auf Dauer.
    Sicher ist es zu wenig, aber Solidarität hat auch kein festes Programm.
    Also es ist überhaupt kein Programm zu diskutieren.
    Ich glaube, das muss sich noch entwickeln und hier kommen wir zum Problem, das kann man unterschiedlich beurteilen, ob es richtig ist, alles beschleunigen zu wollen.
    Gott weiß, was soll man eigentlich beschleunigen und mit welchem Programm.
    oder diese reifen Prozesse noch zulassen, dass die Leute im Laufe der Zeit, in kommenden Monaten, immer mehr Gruppen und Gruppierungen etablieren werden, ja, organisieren werden, oder irgendwelche Sachen von oben den Menschen aufzufingen.
    Es sind unterschiedliche Meinungen.
    Es gehört mir nicht als Diplomaten jetzt
    eine oder andere Meinung hier bevorzugen, weil ich doch meine Landsleute repräsentiere, die unterschiedlicher Meinung sind.
    Dann darf ich Sie jetzt auch nicht fragen, ob Sie für oder gegen Walesa als Präsident sind.
    Ja, Sie können mir fragen, ich kann Ihnen beantworten.
    Ich bin der Meinung, dass Herr Walesa ein hochverdienter Pole ist.
    Ich bin aber im Prinzip, im Prinzip der Meinung, dass es gesund ist, so wie auch in Österreich,
    immer mehr als einen Präsidentschaftskandidaten haben bei den Wahlen, denn das ist erst die Demokratie.
    Herr Bartoszewski, noch eine Frage zu Ihnen persönlich.
    Ihr Schicksal kann einen ja nicht ganz unbeeindruckt lassen.
    Sie waren im KZ, weil Sie Juden geholfen haben.
    Sie haben am Warschau-Aufstand teilgenommen und Sie waren von den Kommunisten eingesperrt.
    Insgesamt waren Sie fast acht Jahre interniert in Gefängnissen, gedemütigt.
    Wenn man Ihre Publikationen liest, dann findet man trotzdem keinen Hass, keine Schuldzuweisungen an Gruppen.
    Ist das Ihr katholischer Glaube oder ist das Ihre grundsätzliche Einstellung überhaupt?
    Ich glaube beides, also ich bin katholischer Christ, ich war so erzogen, ich habe auch katholisches Gymnasium absolviert, aber ich war auch so zu Hause erzogen in einer liberalen Familie, Familie eines Bankbeamten, wo man die Leute geschätzt hat laut Fähigkeiten und Anständigkeit, also anständig und verantwortungsbewusst,
    und nicht so sehr, welcher Herkunft er ist oder welches Glaubens er ist, sondern ob er anständig ist.
    Und kann sein, solche Erziehung hat auch gewisse Spuren gelassen.
    Also ich schaue auf die Leute, auf die Menschen, egal welcher Nationalität.
    im Prinzip optimistisch und entgegenkommend.
    Wenn ich mich enttäusche nachher, dann ändere ich meine Meinung über den konkreten Fall.
    Aber ich bin entgegenkommend von Natur.
    Und bitte, ich kenne keine bessere Rezepte, als die Brücken zu bauen.
    Nach den Erfahrungen der Epoche der totalen Ideologien in Europa und gerade, was Sie selbst gesagt haben, habe ich das persönlich
    auf meinem eigenen Leib, auf meinem Körper gut gespürt den Nationalsozialismus und den Kommunismus.
    Nach diesen zwei schrecklichen Erfahrungen Europas gibt es keinen anderen Weg als
    den Weg der Mitte, der Anständigkeit, des liberalen, menschlichen, toleranten Denkens.
    Ich sehe keine besseren Rezepte.
    Und bei der Erziehung der jungen Generation in Europa muss man doch die Leute zur besseren Zukunft erziehen.
    Und diese bessere Zukunft ist eine Zukunft ohne Hass.
    Wohin der Hass führt, haben wir noch letztens in mehreren Ländern gesehen, auch bei den Veränderungen im Ostblock.
    Und ich bin ganz glücklich, dass in meinem Land, in meiner Heimat, in Polen, diese Umwandlung, dieser Umbruch stattgefunden hat, auf, sagen wir, polnische und nicht auf rumänische Weise.
    Ich danke für das Gespräch.
    Bei Ulrich Brunner heute im Schanal zu Gast war Wladyslaw Bartoszewski demnächst also neuer polnischer Botschafter in Wien.
    Drei Minuten nach drei Viertel eins weitere Beiträge im Mittagsschanal.
    Die größte Wirtschaftsmacht der Welt hat finanzielle Probleme.
    Die amerikanische Regierung und der Kongress verhandeln seit Monaten über Maßnahmen, das Defizit des Staatshaushaltes umgerechnet fast 2000 Milliarden Schilling einzugrenzen.
    Der Zusammenbruch vieler Sparer und sogenannter Leihkassen kostet die amerikanischen Steuerzahlen in den nächsten 30 Jahren 1.500 Milliarden Schilling.
    Und jetzt warnt die Notenbank vor einer drohenden Krise der Handelsbank.
    Franz Kössler informiert.
    Sie galten bisher als über jedes Risiko erhaben.
    Doch in den letzten Monaten sind vor allem an der Ostküste die Realitätenpreise in die Tiefe gefallen.
    Genau dort, wo die amerikanischen Handelsbanken den Schwerpunkt ihrer Investitionen gesetzt haben.
    Aggressiv haben große Unternehmen sich in den letzten Jahren gegenseitig aufgekauft.
    Finanziert wurden diese Operationen durch Bankkredite, die nun kaum zurückgezahlt werden können.
    Beide Faktoren lassen jetzt eine weitreichende Bankenkrise befürchten.
    Eine Untersuchungsbehörde des amerikanischen Kongresses hat Alarm geschlagen.
    Die Notenbank warnt vor drohenden schwerwiegenden Insolvenzen.
    Mehr als 12.000 Banken gibt es in Amerika.
    Der größte Teil von ihnen gilt als gesund.
    Aber fast 1.000 mittelgroße Anstalten stehen auf der Sorgenliste der Regierung und 35 von ihnen könnten demnächst zahlungsunfähig werden.
    Ein Bundesfonds garantiert alle Einlagen bis zu einer Million Schilling.
    Sie werden aus dem Fonds zurückbezahlt.
    Durch die sich vertiefende Krise wird aber immer häufiger davon Gebrauch gemacht und der Fonds wird langsam aber sicher ausgetrocknet.
    Auch nur ein einziger Bankrott einer größeren Bank warnt einen Untersuchungsbericht, der in dieser Woche veröffentlicht worden ist, könnte ihn endgültig aufzehren.
    Dann würde genau der Fall eintreten, den die Krise der Spar- und Leihkassen hervorgerufen hat.
    Der Versicherungsfonds reichte nicht mehr aus, die Steuerzahler müssen die gesalzene Rechnung begleichen.
    Bei jener Krise kamen Betrügereien und persönliche Bereicherungen und nicht zuletzt politische Protektionen zum Vorschein.
    Der Sohn Präsident Bush ist in einen solchen Skandal verwickelt.
    Um eine Wiederholung der Krise zu verhindern, hat das Bankenkomitee des Kongresses dringende gesetzliche Maßnahmen gefordert.
    Guter Rat ist jedoch teuer und der mächtige Notenbankpräsident hat in den vergangenen Tagen vor drakonischen Maßnahmen gewarnt.
    Sie könnten die Banken erst recht in Zahlungsschwierigkeiten
    und das gesamte Finanzsystem der Vereinigten Staaten in Schwierigkeiten bringen.
    Erhöht man etwa die Prämien der Banken für die Einlagenversicherung, könnten viele Banken insolvent werden.
    Erhöht man hingegen die gesetzlich vorgeschriebene Mindestreserve der Banken, könnte ihre ohnehin schon restriktive Kreditpolitik noch verschärft und dadurch das Wirtschaftswachstum spürbar gebremst werden.
    Da ohnehin schon viele Faktoren auf einen Rückgang des Wachstums
    der größten Wirtschaft der Welt deuten, besteht die Befürchtung, dass eine Bankenkrise unaufhaltsam zu einer Rezession der amerikanischen Wirtschaft führen würde.
    Und jetzt Berichte der Kulturredaktion.
    Heute Abend hat im Burgtheater die Peinmann-Inszenierung von Ibsens' Volksfeind mit Karl-Heinz Hacl in der Titelrolle Premiere.
    Im Mittelpunkt des vor rund 100 Jahren uraufgeführten Stücks steht ein Kämpfer für Recht und Sauberkeit, der sich gegen eine korrupte Gesellschaft nicht durchsetzen kann.
    Das zeit- und ortlose Bühnenbild hat Xenia Hausen entworfen, die Kostüme Jorge Jara, neben Karl-Heinz Hackl spielen Wolfgang Gasser, Kurzowinetz, Markus Boisen, Maria Biller und Julia von Sell.
    Peimanns Beitrag zum Wahlkampf, wie er sagt, ist in diesem Monat 16-mal angesetzt.
    Eva-Maria Klinger war in der Generalprobe.
    Was ich will, ist ganz einfach.
    Den Költern klar machen, dass die sogenannten Freiheitlichen,
    die schlimmsten Feinde jedes Freimanns sind.
    Dass Parteiprogramme jeder Wahrheit den Hals umdrehen, dass der Zweck Gerechtigkeit und Moral auf den Kopf stellen, dass so das ganze Leben hier unerträglich wird.
    Weg mit den Parteibonds!
    Diesen Kampf kämpft der aufrechte Einzelgänger Dr. Stockmann freilich vergebens.
    Seine Mitbürger erklären in kurzer Hand zum Volksfeind, weil er herausgefunden hat, dass das lukrative Heilbad durch Industrieabwässer verseucht ist, wodurch die Kurgäste nicht gesund, sondern krank werden.
    Die Versammlung stellt fest, der Wahlarzt Dr. Thomas Stockmann ist ein Volksfeind.
    Die Bürger wollen weder die Kosten für die Entgiftung tragen, noch das Kurbad für die Dauer der Entsorgung schließen.
    Der Umweltskandal soll einfach vertuscht werden.
    Gegen diese gewinnsüchtige, käufliche Masse versucht der Redliche, wie Michael Kohlhaas anzukämpfen.
    Der schlimmste Feind der Wahrheit und der Freiheit, das ist die sogenannte kompakte Mehrheit.
    Diese verfluchte, kompakte Mehrheit.
    Des Badearztes Dr. Stockmann Gegenspieler ist der Bürgermeister.
    Gespielt von Wolfgang Gasser, Proponent der erzkonservativen Forderung.
    Die Öffentlichkeit braucht keine neuen Gedanken.
    Der Bürgermeister trägt übrigens Lodenmantel und Gamsbart.
    Sonst hält sich Regisseur Klaus Peimann, der zum ersten Mal in seinem Leben Ibsen inszeniert, von absichtsvollen Attacken zurück.
    Der Text von Thomas Brasch, häutig und knapp formuliert, braucht keine Aktualisierung.
    Klaus Peimann?
    Das geht mir ziemlich auf den Wecker, dass dadurch, dass es da drüben nicht geklappt hat und zusammenbricht, dass jetzt hier plötzlich alles so wunderbar sein soll.
    sah einfach die große Möglichkeit in dieser wunderbaren grotesken Komödie oder Satire vom Ibsen eben bestimmte Dinge so aufzuspießen, die mich hier ärgern.
    Und die Käuflichkeit und Manipulierbarkeit der sogenannten Öffentlichkeit, also der Politiker, vieler Politiker, der meisten Politiker und vieler Journalisten,
    Das greift der Ibsen natürlich, glaube ich, unnachahmlich, graziös und erbarmungslos weiß auf.
    Und das macht mir einfach Spaß, dass mindestens eben unsere Wiener Zuschauer sich in der Phase, wo sie sich endgültig entscheiden müssen, was, ob und wen sie wählen, sie einmal noch wirklich das ganze Spektrum der Gefährdungen und
    Schauerlichkeiten, die sich in solchen Demokratien, solchen überfetteten und käuflichen Demokratien eben angesammelt haben.
    Nicht nur das Bad.
    Unser ganzes Leben ist vergiftet.
    Die ganze bürgerliche Gesellschaft steht auf verseuchten Gründen.
    Dieser Volksfeind Dr. Stockmann ist in seinem Fanatismus nicht jedermann sympathisch.
    Soll er eine Leitfigur für den sogenannten mündigen Bürger sein?
    Der Ibsen hat mal gesagt, also der Stockmann ist halt so ähnlich wie er selber, bloß noch ein bisschen schlimmer.
    Und klar, dass ich an Menschen denke wie Thomas Bernhardt oder auch manchmal an mich selber.
    mit unseren Verabsolutierungen und unseren berechtigten Wutausbrüchen, dass alles Idioten sind und alles Wahnsinnige, dann ist ja doch diese aus dem Schmerz und aus der Ohnmacht geborene Verabsolutierung und Generalisierung mancher Schlüsse vom Stockmann
    Also rückzublenden auf Heldenplan, die sechseinhalb Millionen Debile.
    Ich meine, das ist doch sprichwörtlich geworden.
    Und es stimmt natürlich hundertprozentig, was der Bernhard gesagt hat, wie es auch hundertprozentig nicht stimmt.
    Und diese Stockmann-Figur begibt sich auch in seiner Verzweiflung, in seiner Wut wie Don Quijote schließlich dann auf Positionen, die er natürlich klaren Kopfes so nicht einnehmen kann, die ich aber genau verstehe und auch ihm mit Sympathie begegne.
    Karl-Heinz Hackl spielt in Peimanns fünfter Saison seine erste bedeutende Hauptrolle.
    Es ist die schönste Rolle meines Lebens, wenn ich mir überlege.
    Wirklich die schönste Rolle.
    Komisches, tragisches, ein Thema, das wunderbar ist, das in die heutige Situation passt.
    Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.
    Die Arbeit mit Peimann war hervorragend.
    Eine einzige Bereicherung für mich.
    Ich weiß, dass ich einen Riesenschritt gemacht habe.
    Ich bin sehr, sehr glücklich.
    Eigentlich müsste auch das Publikum glücklich sein.
    Heute Abend hat Ibsen Premier im Wiener Burgtheater der Volksfeind.
    In Venedig sind soeben die 47.
    Filmfestspiele zu Ende gegangen.
    Das Festival, an dem Österreich mit Robert Dornhelms Requiem für Dominique nur außer Konkurrenz vertreten war, stand ganz im Zeichen neuer Hollywood-Produktionen sowie von Frauenfilmen.
    An wen sind nun die begehrten Löwentrophäen vergeben worden?
    Karim Bauer hat sich gemeldet.
    Leone d'Oro, per il miglior film in concorso.
    Rosencrantz und Guildenstern sind tot.
    Prämio speciale della giuria al film An Angel at My Table.
    Die Gen-Campion.
    stehen die Ovationen hingegen für den neuseeländischen Streifen ein Engel on my Table, den der Großteil der internationalen Presse als Sieger sehen wollte.
    Dieser erhielt den silbernen Löwen den Spezialpreis der Jury.
    On Angel on my Table ist Jane Campions Verfilmung der Lebensgeschichte der neuseeländischen Schriftstellerin Janet Frame.
    durch tragische Familienereignisse psychisch labil geworden, findet sie ihr seelisches Gleichgewicht durch außerordentliche schriftstellerische Leistungen wieder.
    Die Auszeichnung für ein Angel on my Table der Neuseeländerin Jane Campion ist eine weitere Bestätigung der Erstarkung des schwachen Geschlechts im Filmbereich.
    Zum ersten Mal gab es in Venedig vier Frauen in der Jury, vier Regisseurinnen außer und fünf in Konkurrenz um die Siegestrophäe.
    Sollte sich dieser Trend weiterhin verstärken, dann, so meinte ein italienischer Kollege, müsse man bei der Filmbiennale in Zukunft goldene und silberne Löwinnen verteilen.
    Zuletzt noch ganz kurz Wichtiges in Meldungsform.
    Nahe Osten, USA.
    Der Irak bestreitet, dass Besatzungssoldaten in Kuwait in westliche Botschaftsgebäude eingedrungen sind.
    Nach Meldungen internationaler Nachrichtenagenturen stürmten gestern irakische Soldaten mehrere Botschaften westlicher Länder und verschleppten einige Ausländer, unter ihnen drei Franzosen.
    Staatspräsident Mitterrand hat eine Verschärfung der Sanktionen durch Frankreich angekündigt.
    Ein Regiment der Fremdenlegion ist in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden.
    Als erstes osteuropäisches Land hat Ungarn angekündigt, sich am militärischen Engagement des Westens in der Golfregion zu beteiligen.
    Frankreich.
    Ohne Ergebnis ist in Paris die UNO-Konferenz über die 41 ärmsten Staaten der Welt zu Ende gegangen.
    Die 130 Teilnehmerländer bekräftigten lediglich ihre Absicht, die Gesamthilfe für die ärmsten Staaten zu erhöhen.
    Österreich.
    Seitdem die Grenzen durch das Bundesheer verstärkt überwacht werden, sind mehr als 500 illegale Grenzgänger aufgegriffen worden.
    Das erteilte Innenminister Löschnack heute mit.
    Die meisten aufgegriffenen Grenzgänger waren rumänische Staatsbürger, sie wurden sofort nach Ungarn zurückgeschickt.
    Nun noch die Wetteraussichten bis zum Abend.
    Im Westen und im Südwesten etwas Regen, im Norden und im Osten mittelhohe Wolkenfelder.
    Nachmittagstemperaturen 16 bis 21 Grad.
    Und das war es im Mittagschanal.
    Wir verabschieden uns und wünschen noch ein angenehmes Wochenende.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1990.09.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1990.09.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Golfkrise: Aktuelle Lage
    Irakische Soldaten haben in Kuwait westliche Botschaften gestürmt und Botschafter entführt. Amerikaner wollen von Europäern mehr Engagement und Unterstützung, Zusammenarbeit zwischen Syrien und den USA.
    Mitwirkende: Tilgner, Ulrich [Gestaltung]
    Datum: 1990.09.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Pariser Konferenz der ärmsten Länder gescheitert
    Keine konkreten Ziele über die Summen, die die reichsten Länder den ärmsten Ländern geben sollen, erreicht. Keine Einigung über mehr Hilfe. Golfkrise und Teuerung mindern die Bereitschaft der reichen Staaten, Entwicklungsländern zu helfen.
    Mitwirkende: Kruse, Hans Joachim [Gestaltung]
    Datum: 1990.09.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    BRD: Kontroverse um Pflichtdienst für Frauen
    Durch schwache Geburtenjahrgänge und verkürzte Wehrdienstzeit, die auch Auswirkungen auf die Zivildiener hat, kommt es immer mehr zu Pflegenotstand in Altenheimen und Spitälern. Viele Politiker denken nun über ein verpflichtendes soziales Jahr für Frauen an.
    Mitwirkende: Scholl, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1990.09.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sport: Hickersberger zurückgetreten
    Mitwirkende: Niederkorn, Adam [Gestaltung]
    Datum: 1990.09.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Sport ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Wladyslaw Bartoszewski
    Interview: Wladyslaw Bartoszewski
    Mitwirkende: Brunner, Ulrich [Gestaltung] , Bartoszewski, Wladyslaw [Interviewte/r]
    Datum: 1990.09.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bankenkrise in den USA
    Vor allem mittelgroße Banken drohen, durch gescheiterte Immobiliengeschäfte zahlungsunfähig zu werden, Steuerzahler müssen für Bankenkrise aufkommen.
    Mitwirkende: Kössler, Franz [Gestaltung]
    Datum: 1990.09.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Technik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Ibsens "Volksfeind" an der Burg
    Einblendung: Ausschnitte "Volksfeind", Claus Peymann, Karlheinz Hackl
    Mitwirkende: Klinger, Eva Maria [Gestaltung] , Peymann, Claus [Interviewte/r] , Hackl, Karlheinz [Interviewte/r]
    Datum: 1990.09.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Unterhaltung ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Kultur: Preisverleihung bei den Filmfestspielen in Venedig
    Einblendung: Ausschnitt Preisverleihung
    Mitwirkende: Baur, Karin [Gestaltung]
    Datum: 1990.09.15 [Sendedatum]
    Schlagworte: Theater ; Kultur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1990.09.15
    Spieldauer 00:59:29
    Mitwirkende Oberhofer, Ilse [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1990.09.15 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format TKA [Tonband auf Kern (AEG)]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-900915_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
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