Mittagsjournal 1992.07.04

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    Rechtliches

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    KI-generiertes Transkript

    Schönen Tag und willkommen beim Samstag-Mittag-Journal.
    Louis Glück führt Sie durch die Sendung und das sind die Themen heute Mittag.
    Priegt Milan Babic, der designierte Ministerpräsident, die Wende in Serbien und vielleicht dann auch die Wende des Krieges in Bosnien?
    Flüchtlinge in Österreich berichten über ihre brutale Abschiebung aus Bosnien durch die Serben.
    Vaclav Havels Abwahl als weiterer Schritt zum Zerfall der CSFR.
    Kein Ende der französischen LKW-Blockaden.
    Der italienische Mega-Parteispenden-Skandal.
    Viele Reisebüros in Österreich verweigern Kreditkarten.
    Shakespeare musikalisch bei der Sturiarte in Graz.
    Und dem Journal zu Gast ist heute, anlässlich des Schulschlusses, der Pädagogik-Professor Marian Heitger.
    Am Beginn der Nachrichten, Überblick, Redakteurin Andrea Maiwald, Sprecher Stefan Pokorny.
    Bosnien-Herzegowina.
    Trotz der schweren Kämpfe in der Nacht will die UNO den Flughafen von Sarajevo offen halten.
    UNO-General McKenzie sagte, sollte der Luftkorridor beschossen werden, müssten die Blauhelme ihre Aktion aber abbrechen.
    Bei den jüngsten Gefechten im Bezirk Dobrinja in der Nähe des Flughafens sind vier Kinder getötet worden.
    Die Lage hat sich in der Früh wieder beruhigt, die Kämpfe könnten aber jederzeit wieder aufflammen.
    Heute ist ein erstes Transportflugzeug aus Deutschland mit Hilfsgütern in Richtung Sarajevo gestartet.
    Gestern wurden etwa 50 Tonnen Lebensmittel und Medikamente in die bosnische Hauptstadt gebracht.
    Bei der gemeinsam von ORF, Caritas und dem Roten Kreuz durchgeführten Aktion Nachbar in Not sind bereits mehr als 220 Millionen Schilling gespendet worden.
    Durch eine Sammelaktion am Biener Stephansplatz soll morgen der 750.
    Lkw finanziert werden.
    UNO-Generalsekretär Butros Ghali hat den Österreichern für ihre Hilfsbereitschaft gedankt.
    Großbritannien.
    Premierminister Major hat vor einem militärischen Eingreifen der EG-Staaten im früheren Jugoslawien gewarnt.
    In einem Interview sagte Major, um die Bürgerkriegsparteien gewaltsam zu trennen, wären gewaltige Truppenkontingente notwendig, die über einen längeren Zeitraum in Bosnien stationiert bleiben müssten.
    Großbritannien hat seit drei Tagen den Vorsitz im EG-Ministerrat.
    Serbien.
    Der neue Ministerpräsident Panic will vor allem Geschäftsleute in seine Regierung holen, um die Wirtschaft sanieren zu können.
    Als Hauptziel nannte der amerikanische Unternehmer, er ist gebürtiger Serbe, aber die Beendigung der Kämpfe in Bosnien.
    Damit will Panitsch die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Serbien und Montenegro erreichen.
    Die Proteste gegen Präsident Milošević dauern an.
    Etwa 40.000 Menschen schlossen sich am Abend in Belgrad den Studenten an, die seit Wochen den Rücktritt Miloševićs fordern.
    Polen.
    Bei den Verhandlungen über eine Koalitionsregierung gibt es Fortschritte.
    Das teilten Vertreter von acht bisher zerstrittenen Parteien, die aus der Gewerkschaft Solidarität hervorgegangen sind, nach mehrstündigen Gesprächen mit.
    Der vor vier Wochen gewählte Regierungschef Pawlak von der Bauernpartei nimmt an den Verhandlungen nicht teil.
    Angeblich haben sich die acht Parteien bereits auf die Juristin Hanna Suchocka als Kandidatin für das Amt des Ministerpräsidenten geeinigt.
    Präsident Vanessa könnte damit das Rücktrittsangebot Pavlaks annehmen.
    Moldawien.
    Der gestern vereinbarte Waffenstillstand für die umstrittene Dniester-Region zeigt keine Wirkung.
    Bei neuen Kämpfen zwischen moldawischen Truppen und russischsprachigen Separatisten sind mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen.
    Erst gestern hatten sich die Präsidenten Moldawiens und Russlands, Snegu und Jelzin, auf einen Friedensplan geeinigt.
    Ukraine.
    Die Regierung in Kiew will einen internationalen Wettbewerb ausschreiben, um eine dauerhafte Sicherung für den Unglücksreaktor von Tschernobyl zu finden.
    Der Gewinner wird mehr als 200.000 Schilling bekommen.
    Am Betonmantel, der den Reaktor derzeit umgibt, haben sich bereits riesige Risse gebildet.
    Jetzt wird ein neuer Schutzmantel gesucht, der innerhalb von wenigen Jahren gebaut werden kann.
    Er soll die Umgebung langfristig vor radioaktiver Strahlung schützen.
    Frankreich.
    Der Protest der Lkw-Fahrer führt in ganz Frankreich zu schweren Verkehrsbehinderungen.
    Die Lastwagenfahrer haben ihre Blockaden in der Früh auf den Westen des Landes ausgedehnt.
    Die stundenlangen Verhandlungen mit der Regierung sind in der Nacht gescheitert.
    Die Lkw-Fahrer protestieren gegen das neue Strafpunktesystem für Verkehrszünder.
    Unter anderem ist die wichtigste Nord-Süd-Verbindung Frankreichs seit Tagen lahmgelegt.
    Der Urlauberreiseverkehr muss in vielen Gebieten großräumig umgeleitet werden.
    Libanon.
    Bei der Explosion einer Autobombe in der Hafenstadt Chunié sind drei Menschen getötet und zwei verletzt worden.
    Der Sprengsatz detonierte vor dem Fußballstadion.
    Augenzeugen berichteten von einem Maschinengewehrfeuer nach der Explosion.
    Die von Christen bewohnte Stadt liegt etwa 15 Kilometer nördlich von Beirut entfernt.
    Die Hintergründe des Attentats sind noch unklar.
    Italien.
    Die Schauspielerin Gina Lollobrigida feiert heute ihren 65.
    Geburtstag.
    Der internationale Durchbruch gelang ihr in den 50er-Jahren mit Filmen wie Fanfan der Hussar, Die Schönen der Nacht und Liebe, Brot und Fantasie.
    Sie galt als Sexsymbol und filmische Botschafterin Italiens.
    Jetzt arbeitet Lollobrigida als Fotografin.
    Ja, und Gunda Shula, die arbeitet jetzt als Meteorologin.
    Hier die Wetterprognosen.
    Eine Kaltfront nähert sich von Westen her.
    Davor bildet sich eine Gewitterzone aus, die bereits vor Adlberg erreicht hat.
    Ab morgen wird es kühler.
    Die Meldungen von 12 Uhr.
    Wien wolkig 27 Grad, Eisenstadt wolkenlos 27, St.
    Pölten heiter 25, Linz wolkig 23, Salzburg heiter 26 Grad, Innsbruck stark bewölkt 22, Bregenz bedeckt 16, Graz heiter 25 und Klagenfurt heiter 24 Grad.
    Regenschauer und Gewitter kündigen sich in den nächsten Stunden auch für Tirol, Salzburg und Oberösterreich an.
    Im Osten und Süden bleibt aber die Sonne bis zum Abend.
    Nachmittagstemperaturen zwischen 23 Grad im Westen und 29 im Osten.
    Morgen ist es schon von der Früh an meist stark bewölkt, den ganzen Tag über immer wieder Regen und auch einzelne Gewitter.
    Wenn es auflockert, dann nur kurz und am ehesten in Niederösterreich, Wien und im Burgenland.
    Hier kommt der Wind nach wie vor aus Süden und lässt die Temperaturen noch auf 25 Grad steigen.
    Im Großteil Österreichs liegen die Höchstwerte nur noch um 20 Grad.
    Auch am Montag regnet es, intensiv und anhaltend, vor allem im Bergland.
    Um die 20 Grad und das nun auch im Osten.
    Ja und jetzt habe ich nach Gunter Schuller noch eine hübsche Dame bei mir, Heidi Mieshoff von unserer Verkehrsredaktion.
    Wie sieht es denn aus, Heidi Mieshoff, mit dem Reiseverkehr heute zu Ferienbeginn?
    Salzburg, B159 Salzachtalbundestrasse vor Golling bei der Abzweigung nach St.
    Koloman.
    Sperre nach einem Unfall.
    Steiermark, S35 Bruckerschnellstrasse bei Pegau Richtung Bruck.
    Nach einem Unfall ist dieser Bereich nur einspurig befahrbar.
    Burgenland und hier steht der Stauschwerpunkt.
    Auf der B10 der Budapester Bundesstraße Kolonnenverkehr.
    A4-Ostautobahn in Höhe der Abfahrt Neusiedl circa 4 Kilometer Rückstau.
    Stauungen auch in der Ortsdurchfahrt Neusiedl rückreichend bis auf die B50.
    Die Wartzeiten an den Grenzen.
    Nickelsdorf 10 Kilometer Stau und rund drei bis vier Stunden Wartezeit bei der Ausreise.
    Heiligenkreuz drei Stunden bei der Ausreise.
    Autobahn Grenzberg in Salzburg bei der Einreise nach Österreich 5 bis 6 Kilometer Stau und rund eine Stunde Wartezeit und in Hörpranz ein Kilometer Stau bei der Einreise.
    Generelle Situation also an den Grenzen doch recht intensiv, aber so im Land auf den Transitrouten undramatisch noch.
    Ist richtig, wir hätten uns mehr erwartet, aber wollen wir nichts verschreien.
    Und gibt es Prognosen, könnte sich am Nachmittag kulminieren oder eventuell auch morgen?
    Ich würde sagen, dass es am Nachmittag sicher noch stärker wird.
    Ja, danke Heidi Miesauf.
    Und wir kommen zur Politik um 12.09 Uhr.
    Es klingt fast unglaublich, was der designierte serbische Ministerpräsident Milan Panić in seinen ersten Erklärungen in Belgrad so von sich gibt.
    Ich will Frieden suchen.
    Die Bundesarmee muss sich zurückziehen.
    Weg mit den paramilitärischen Verbänden.
    Wir brauchen Neuwahlen und eine echte Demokratie.
    Wir müssen auf unsere Multinationalität stolz sein.
    Ich habe selber auch Kroaten und Moslems in der Familie.
    Wir müssen alle den Hass überwinden.
    Eine solche Politik kann dem serbischen Präsidenten Milosevic nicht schmecken und so fragt man sich überall, bringt der 62-jährige aus Belgrad gebürtige Milan Panic, der 1956 in die USA emigrierte und dort als Pharma-Industrieler reich wurde, die Wende aus Belgrad Kurt Rammersdorfer?
    Wenn er es ernst meint mit seinen demokratischen Absichten, dann wird der designierte Ministerpräsident des neuen Jugoslawiens die Einladung der Opposition nicht ausschlagen können.
    Heute Abend soll Milan Panic vor den Demonstranten in der Belgrader Innenstadt sprechen, zwischen 20 und 24 Uhr.
    Man darf gespannt sein, ob der neue Mann dieser Bitte, besser gesagt dieser Aufforderung, nachkommen wird.
    Es wird die erste Nagelprobe für den erfolgreichen Geschäftsmann aus Kalifornien.
    Nur wenn er heute Abend vor die Opposition tritt, hat er die Chance, überhaupt ernst genommen zu werden.
    Hat er Gelegenheit, Zweifel an seiner Person zu beseitigen.
    Denn trotz aller Beteuerungen für Demokratie und Privatwirtschaft einzutreten, so haftet dem neuen Mann doch der Strahlgeruch an, im Dunstkreis der gewendeten Kommunisten an die Macht zu kommen.
    Sozusagen als liberales Aushängeschild nach außen, wohl auch um die Vereinigten Staaten etwas milder zu stimmen.
    Eine steht jedenfalls fest.
    Sollte Panitsch heute seine Chance nützen und zur Opposition sprechen, so sind ihm zur Begrüßung Ovationen sicher.
    Ob er allerdings auch so verabschiedet wird, das hängt einzig und allein von Panitsch selber ab.
    Vuk Traskovic, Kopf der Oppositionsbewegung Tepos, steht dem neuen Ministerpräsidenten mit einer gehörigen Portion Skepsis gegenüber.
    Zwar begrüßt er, dass sich Panitsch für Rede- und Pressefreiheit einsetzen will, willkommen heißt er ihm trotzdem nicht, weil er aufgrund einer undemokratischen Verfassung nächste Woche in sein Amt gehievt werden soll.
    Große Zurückhaltung auch von der liberalen Partei Serbiens, ebenfalls Bestandteil der Opposition.
    In Anspielung auf den geschäftlichen Erfolg von Panic heißt es hier, dass selbst der größte Geschäftsmann der Welt den festgefahrenen Karren nicht flott bekommen könne.
    Wenn das Fahrzeug kaputt sei, in Anspielung an die dann niederliegende serbische Wirtschaft, dann nütze auch der beste Fahrer nichts.
    Milan Panic steht wahrlich vor einer ungeheuren Aufgabe, die der Quadratur des Kreises nahekommt.
    Meint er es wirklich ernst mit seinen im freiheitlichen Amerika verinnerlichten Grundsätzen, dann scheint nämlich ein Konflikt auch mit den Machthabern rund um den serbischen Präsidenten Milosevic geradezu vorprogrammiert.
    Als Ministerpräsident möchte er das Land
    nicht nur demokratisch, sondern auch wie ein Vorstandsvorsitzender führen.
    Ohne Politiker, sondern ausschließlich mit Leuten aus der Wirtschaft.
    Bleibt abzuwarten, was dann der Aufsichtsratsvorsitzende, sprich Milosevic, dazu zu sagen hat.
    Kurt Rammersdorfer hat aus Belgrad berichtet.
    In Österreich hat sich die Flüchtlingssituation insoweit stabilisiert, als kaum mehr Nachschub kommt.
    Vergangene Nacht wurden wieder fast 250 Flüchtlinge von den österreichischen Grenzorganen zurückgeschickt nach Ungarn, weil sie kein Visum hatten.
    Ungarn lässt Flüchtlinge, die bei der Einreise Österreich als Ziel angeben, gar nicht weiterfahren.
    Sie kommen in ungarische Lager, zurückgeschickt werden aber alle, die offenbar von den Serben deportiert werden.
    Ungarn sucht Österreich um Verhandlungen über das Flüchtlingsproblem, denn die Kapazitäten reichen nur mehr für einige Tage, heißt es in Budapest.
    Mehr als 100.000 Flüchtlinge halten sich bereits in Ungarn auf.
    Inzwischen hat Außenminister Alois Mock die Verschickungen von Moslems und Kroaten aus Bosnien durch die Serben als flagranten Verstoß gegen das Völkerrecht bezeichnet.
    Mock sprach sogar von Erschießungen und verwendete das Wort Völkermord.
    Beweise für diese sogenannten ethnischen Flurbereinigungen gibt es auch in Österreich.
    Im Pfarrhof Korneuburg etwa hat Franz Simbürger Flüchtlingsfamilien aus dem bosnisch-serbischen Grenzgebiet gefunden.
    Persönliche Daten, Namen, Beruf, Geburtsdatum geben die Flüchtlinge im Gespräch nicht an.
    Aus Angst um Verwandte, die noch in Bosnien sind, von denen sie aber keine Nachricht mehr haben.
    Am 9.
    April wurde Zvornik angegriffen, ein Ort an der Drina, dem Grenzfluss zwischen Bosnien und Serbien.
    Die Menschen flüchteten zunächst ins Landesinnere von Bosnien, dann wurden sie von den Serben unter Garantien für Leib und Leben aufgefordert, zurückzukehren.
    Doch bei der Rückkehr wurden die meisten verhaftet, in Lager gebracht.
    Ein etwa 50-jähriger Mann aus einem Dorf nahe bei Zvornik erzählt,
    Ich habe Leute gesehen, die man nicht kennen kann.
    Sie waren so blau.
    Sie waren bei mir.
    Zwei alte Männer, beide 90 Jahre alt, wurden erschlagen, weil die Chetniks, die Serben, Geld bei ihnen vermuteten.
    Aber sie hatten kein Geld.
    Am 20.
    Mai wurden sechs Männer und zwei Frauen der Hals aufgeschnitten.
    Das waren vier Serben, die nennen sich Koladschi, Halsabschneider.
    Er selbst, so erzählt der Mann, wurde aus dem Lager wieder entlassen.
    Er musste unterschreiben, dass er freiwillig auf all seinen Besitz verzichtet, bevor er weggehen dürfte.
    Unser Haus steht direkt an der Drina, da sind Leichen geschwommen an der Oberfläche.
    Hinter dem Haus haben wir auch eine Leiche gefunden, aber es war nicht mehr zu erkennen, wer das war.
    Mit Autobussen sind sie dann nach Subotica an der ungarischen Grenze gefahren.
    Dort gab es auch wieder ein Lager.
    Die Menschen mussten auf der nackten Erde, teilweise im Freien, schlafen.
    Zu essen gab es nur ein Stück Brot pro Tag.
    Der Mann hat noch seinen alten, im früheren Jugoslawien ausgestellten bosnischen Pass.
    Für seinen Sohn, 14 Jahre alt, erhielt er einen serbischen Pass.
    Dafür wurde ihm alles an Schmuck abgenommen, was er besaß.
    Wo seine Frau ist, weiß er nicht.
    Von Leichen berichtet auch ein zweiter, ebenfalls etwa 50 Jahre alter Mann.
    Da gab es einen Teich, da schwammen mindestens 20 Leichen, teilweise ohne Kopf oder ohne Arme, ohne Beine, alles verstümmelt.
    Dieser Mann lebte in Zvornik selbst.
    Zvornik ist eine Stadt, da kamen sie nicht so schnell hinein.
    Aber ich wurde angerufen von Serben, ob ich nicht weggehen wollte oder ob sie mich auf der Drina wegschicken sollten.
    Auch dieser Mann schlug sich mit Bussen nach Subotica durch, erhielt dort einen serbischen Pass, musste auf alles schriftlich verzichten.
    Viele sind gleich zu Kriegsbeginn, Anfang April, ins Landesinnere von Bosnien geflüchtet.
    Dann wurden sie über Radio aufgefordert, in ihre Dörfer zurückzukehren, erzählt eine Frau.
    Nach einem Monat wurden wir aufgerufen zurückzukehren, aber da wurden die Männer und die jungen Burschen sofort verhaftet.
    Seitdem weiß ich nichts mehr von meinem Mann und meinem zweiten Sohn.
    Ein Sohn ist schon vor Monaten nach Deutschland geflüchtet, von ihm hat sie nur eine Telefonnummer.
    Den jüngsten Sohn hat sie selbst mit nach Österreich, nach Korneuburg genommen.
    Das Geld für den Pass und die Reise haben ihr Bekannte gegeben, die dafür in Subotica all ihren Schmuck hergeben mussten.
    ein anderer Mann aus einem Grenzdorf weiter südlich erzählt.
    Anfang April seien die Soldaten, die Chetniks, gekommen und hätten das Dorf besetzt.
    Einen Monat lang habe man nebeneinander gelebt, kaum miteinander gesprochen, aber ansonsten sei alles normal gewesen.
    Am 8.
    Mai, um 15 Uhr, ohne irgendeinen Grund, kamen sie in die Dörfer, mit Waffen, Zollern, Messer, Pistolen, Granaten,
    Am 8.
    Mai, ohne irgendeinen Grund, sind die dann in Häuser reingeplatzt, haben Menschen umgebracht, mit Granaten geworfen, geschossen.
    Die Leute sind dann geflüchtet in Panik.
    Unsere Häuser waren ca.
    150 Meter entfernt.
    Wir sahen alles, als wir begonnen haben zu flüchten.
    Als sie flüchteten, kamen sie auf einen Berg.
    Von dort haben sie ein bisschen zugeschaut.
    In einem Ort haben sie 350 Häuser verbrannt.
    Alles, was dort geblieben ist, haben sie umgebracht.
    Nur drei oder vier Frauen sind am Leben geblieben.
    Von diesem ganzen Ort.
    Die Bewohner zahlreicher Dörfer flohen in einen Wald, der dann von Chetniks umstellt wurde.
    Es gab nichts zu essen, nur ein Kilo Würfelzucker für die Kinder.
    Bewohner, die versuchten Essbares aus den Dörfern zu holen, kamen nie mehr zurück.
    Die Kinder durften nicht reden, nicht husten, nicht weinen, damit sie von den Chetniks nicht gehört wurden.
    Diesen Mann ist mithilfe eines Serben, der ihn mit Frau und Kind in einer Couch versteckte, die Flucht nach Serbien und dann weiter nach Subotica und Österreich gelungen.
    Siebentausend Menschen waren in dem Wald, erzählt er.
    Vielleicht tausend konnten fliehen, die anderen sind sicher umgekommen.
    Alle Dörfer sind zerstört, niedergebrannt.
    Das Kind, der sechsjährige Sohn, hat offenbar fast alles der dramatischen Umstände verdrängt.
    Ich war mit Mama, Papa und Grossvater im Wald, dann sind wir über die Grenze nach Österreich gekommen, erzählt der Bub.
    Die Mutter merkt allerdings die Veränderungen am Kind, auch wenn sich die Spannung jetzt in Österreich sichtlich löst.
    Das Kind ist sehr verängstigt, obwohl er weiß, dass er jetzt in Österreich lebt und es da sehr ruhig ist.
    Also nichts kann ihm passieren.
    Jedes Mal, wenn ein Flugzeug fliegt, versteckt er sich gleich und gleich tut er zittern.
    Also verängstigt bis es geht nimmer.
    Flüchtlinge aus Bosnien erzählten Franz Simbürger ihre Leidensgeschichte.
    Ein Wort noch zu Sarajevo.
    Dort wird weiter gekämpft, recht heftig wieder in letzter Zeit.
    Trotzdem bleibt der Flughafen offen.
    Die Hilfsflüge werden fortgesetzt.
    Das Problem ist, dass die Weiterleitung der Hilfsgüter dann zur Bevölkerung durch die Kämpfe praktisch unmöglich ist.
    Die Gefahr besteht, dass die Lebensmittel am Flughafen kaputt gehen.
    Themenwechsel jetzt im Mittagsjournal.
    Einen Scheidungsweisen nennt die Süddeutsche Zeitung heute den tschechoslowakischen Staatspräsidenten Vaclav Havel, der gestern im Prager Parlament, wie erwartet, keine Mehrheiten für seine Wiederwahl fand.
    Das Ende der zweieinhalbjährigen Ära des Dichterpräsidenten ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Ende der Tschechoslowakei.
    Einige Monate noch wird Havel als Konkursverwalter des Einheitsstaates regieren.
    und dann wohl das Staatsoberhaupt der Tschechen werden, denen die Slowaken den Rücken kehren.
    Havel wollte bis zum Schluss seine Volksabstimmung über die Einheit und die wäre vielleicht gar nicht nach dem Geschmack des Pressburger Separatisten Wladimir Mechia rausgegangen, aber der Zug ist offenbar abgefahren und in Prag stellt Vaclav Klaus, ohne den slowakischen Klotz am Bein, die Weichen für den Aufschwung seines böhmisch-meerischen Staates.
    Barbara Kutnow-Ekalerje meldet sich mit einer Analyse.
    ein weithin sichtbares Zeichen für den verschiedenen Weg der Tschechen und Slowaken, ein Schritt zur Beschleunigung der Scheidung, das Ende der Ära der sanften Revolution.
    Das waren heute die Reaktionen auf die Nicht-Wiederwahl von Václav Havel zum Staatspräsidenten.
    Havel selber hat seine Schlussfolgerung schon im Vorhinein abgegeben.
    Er halte sich nicht für den einzigen geeigneten Mann im Lande, er nehme die Niederlage sportlich,
    Und im Übrigen gedenke er nicht, aus dem politischen Leben zu verschwinden.
    In einer Volkswahl nach österreichischem Muster wäre Havel vermutlich gewählt worden, dank seiner ungebrochenen Popularität bei den Menschen in den tschechischen Ländern.
    Im Parlament war sein Abschneiden freilich noch schlechter als allgemein erwartet.
    Im slowakischen Teil der Nationalitätenkammer bekam er 18 von 75 Stimmen.
    Das heißt, dass nicht einmal seine erklärten Unterstützer, Christdemokraten und Ungarn vollzählig für ihn gestimmt haben.
    Im tschechischen Teil votierten schwache 47 von 75 für Havel.
    Das ist ungefähr der Anteil der Regierungskoalition.
    Die Linke, auch die gemäßigte, hat ihn abgelehnt.
    Bei der gestrigen Wahl war Havel der einzige Kandidat, nachdem ein von den rechtsradikalen Republikanern vorgeschlagener Slowake in letzter Minute seine Kandidatur zurückgezogen hatte.
    Dass bei den kommenden Wahlgängern noch ein anderer Präsident gewählt wird, ist als ausgeschlossen.
    Watzlaw Klaus, Partei ODS, die sich auf Havel festgelegt hat, kann alle anderen Bewerber blockieren.
    Nach der Auslauffrist Ende September dürfte das Land also keinen Präsidenten haben.
    Ein weiterer Ansporn für die Republikparlamente, nun schnell mit der sogenannten zivilisierten Scheidung ernst zu machen.
    Die diplomatische Außenarbeit auf Republik-Ebene hat schon begonnen.
    Heute ist Premierminister Václav Klaus in London bei Premierminister Major, um ihm und damit der europäischen Gemeinschaft die neue Situation zu erklären.
    Nächste Woche ist Václav Klaus bei der KZE in Helsinki.
    Kein Zweifel, dass die internationale Öffentlichkeit in ihm dort schon das künftige tschechische Staatsoberhaupt sehen wird.
    Die Prager Zeitung Lidova Novinny schrieb heute, die Krone der tschechischen Könige ist schließlich auch sehr gleitsam.
    Nach Barbara Kudenhofes Analyse nun sechs vor halb eins nach Österreich.
    Schulschluss war gestern im Osten des Landes und deshalb ist die Schuldiskussion nun das nächste Thema.
    Vieles bewegt Schüler und Lehrer, Eltern und Politiker, vom Aufsteigen mit Fünfer bis zur generellen Notendiskussion, von der Ganztagsschule bis zur Matura-Reform, von der Lehrplanreform bis zur Begabtenförderung, vom Leistungsdruck bis zur Ausländerproblematik.
    Themen, die viele betreffen, Themen auch mit viel ideologischem Hinter- und Untergrund.
    Marian Heitker, der Leiter des Instituts für Erziehungswissenschaften der Universität Wien, ist deshalb jetzt unser Gesprächspartner.
    Der aus Deutschland stammende Pädagoge exponierte sich schon vor 20 Jahren für die Hochschulreform.
    Nach wie vor gilt er als Vordenker des Erziehungswesens, allerdings ohne gesuchten Modernismus, sondern den klassischen Werten der Aufklärung verpflichtet.
    Marian Heitker ist nun bei Hans Besenböck.
    Im Journal zu Gast.
    Herr Professor Heitger, viele Schüler, die gestern ihre Zeugnisse in die Hand bekommen haben, die werden die Noten angeschaut haben und sich gedacht haben, bei der einen oder bei der anderen Note, na das ist aber ungerecht.
    Jetzt ist das sicher ein bisschen ein Selbstschutz der Schüler auch.
    Aber hat der eine oder andere Schüler nicht doch auch Recht?
    Es ist gar keine Frage, dass der eine oder andere Recht hat und dass es eine absolute Objektivität der Noten gar nicht geben kann und auch nicht gibt.
    Allerdings, meine ich, müsste man andererseits darauf hinweisen,
    dass bei der unendlichen Vielzahl von Noten natürlich einige dabei sind und die werden ganz besonders hoch gespielt.
    Und jedes Jahr taucht ja auch die gleiche Diskussion wieder auf, sollen Noten gegeben werden, sollen sie nicht gegeben werden, verbal, mit Ziffern oder was auch immer.
    Was ist denn Ihre Meinung dazu?
    Sollen Noten gegeben werden und in welcher Form?
    Ich würde ein bisschen grundsätzlicher die Sache angehen.
    Für mich gehört das Prüfen zum pädagogischen Geschäft, wenn Sie so wollen.
    Das Prüfen allerdings nicht verstanden im Sinne, dass ich mit einem Zentimetermaß an jemanden herangehe und sozusagen ihn als ein Objekt dann messe, zu groß oder zu klein oder sonst etwas.
    Sondern das Prüfen aus zweierlei Gründen.
    Einmal,
    Das klingt vielleicht sehr idealistisch, aber ich kann nicht umhin, es zu fordern.
    Einerseits, also zu einmal, damit der Mensch lernt, auch der junge Mensch lernt, sich selbst zu beurteilen.
    Das halte ich ja für den Hauptsinn dieser Prüfung, dass man sich selbst einschätzen lernt.
    Es ist ja wohl bekannt, dass Sokrates den Begriff der Weisheit an das Wissen und das eigene Nichtwissen gebunden hat.
    Wenn wir also mit der Schule einen Bildungsauftrag verbinden wollen, dann muss man auch lernen, sich selbst richtig einzuschätzen.
    Zum Zweiten aber auch, sollte dieses eine Korrektur für den Lehrer selbst sein.
    Das heißt, er sollte, wenn schlechte Noten, also wenn die Prüfung ein schlechtes Bild gibt, sich selbst fragen, ob er denn wohl richtig unterrichtet hat.
    Ich würde also die Notwendigkeit des Prüfens zum Pädagogischen hinzuzählen.
    Die andere Frage ist jetzt, wie benote ich dieses?
    Und hier tritt das Pädagogische in den Bereich des Rechtlichen ein.
    des Rechtlichen, das heißt der Gleichheit vor dem Gesetz.
    Das heißt, Noten sollen vergleichbar sein, dass für die gleiche Leistung die gleiche Note gegeben wird.
    Ist das wirklich der Fall in der jetzigen Realität?
    Und das bezweifle ich, dass das der Fall ist.
    Ich bezweifle auch, dass das in diesem Sinne so möglich ist überhaupt.
    sodass ich eigentlich eher der Meinung bin, dass man nicht ein solches Gewicht auf die Noten legen sollte, wie man das jetzt tut, sondern mehr auf den Gesamteindruck.
    Dadurch wird natürlich die Gefahr für den Lehrer oder die Gefahr für den Schüler größer, dass subjektive Momente einfließen.
    Wobei ich aber auch andererseits wieder sage, die Objektivität, die man bei Tests und bei Ähnlichen heute behauptet, das ist ja eine Scheinobjektivität, die gibt es da ja auch nicht.
    Also hat man da sozusagen dem Test der schriftlichen Prüfung der Objektivität zu sehr gehuldigt, als einem falschen Gott?
    Ja, das glaube ich sicher.
    Und Sie sind mehr für mündliche Prüfungen, in denen die Schüler auch zeigen können, was sie für Persönlichkeiten sind?
    Das ist völlig richtig.
    Ich bin mehr für mündliche Prüfungen, in denen sie zeigen können, welche Möglichkeiten sie haben, wenn ihnen eine Aufgabe gestellt wird.
    Wenn Prüfungen nach dieser Art ablaufen, wie Sie es jetzt beschreiben, was soll dann an Ihrem Ende stehen?
    Eine mündliche Beurteilung oder doch eine Note in Ziffern?
    Ich würde dann allerdings eher eine Ziffernote geben, weil die mündlichen Beurteilungen in Gefahr sind,
    selbst wieder floskelhaft zu werden, in Gefahr sind, auch die Vergleichbarkeit nicht zu gewährleisten und in Gefahr sind, sozusagen ein Gesamturteil über einen Menschen abzugeben.
    Wobei, wie soll ich das einmal sagen, man sie beobachten muss und das ist ja ein ganz großes Problem, das wir zur Zeit mit den Noten haben.
    dass sie als Disziplinierungsmittel benutzt werden.
    Das ist das Schlimmste, was passieren konnte.
    Es ist leider passiert.
    Hier würde ich aber sagen, hier darf man nicht jetzt einseitig den Lehrern die Schuld geben.
    Die sind manchmal in einer hilflosen Situation und wissen überhaupt nicht mehr, noch Disziplin in irgendeiner Klasse zu gewinnen, dass sie unterrichten können, nicht damit sie herrschen wollen.
    Das sollte man auch einmal sagen.
    Sondern damit sie einen vernünftigen Unterricht machen können und fangen deshalb an damit,
    die Note als Disziplinierungsmittel zu gebrauchen.
    Und das ist natürlich die völlige Perversion, so etwas zu machen.
    Wirkt demotivierend, ist ungerecht, zeigt auch im Grunde eine, ich sage es mal so hart, eine miese Haltung.
    Wenngleich ich natürlich auch mal verstehen kann, dass jemand sagt, also ich bin so fertig, ich kann gar nicht anders, ich muss jetzt da mit tun.
    Die Probleme mit den Noten, die wir jetzt besprochen haben, die sind ja nur ein Zeichen, ein Symbol für die vielen Probleme, die es im Schulwesen gibt.
    Steckt Ihrer Meinung nach das Bildungssystem in einer Krise?
    Ja, das Bildungssystem steckt in einer Krise und zwar einerseits, wenn ich es nun ganz vom Fundamentalen her sehe, dass uns eine zeitgemäße Bildungsidee scheinbar entkommen ist.
    Vor 15, 20 Jahren hat es doch eine große Begeisterung dafür gegeben, dass so bestimmte Schlagworte für alle verbindlich waren.
    Selbstbestimmung, Emanzipation, Urteilsfähigkeit und so weiter.
    Und das scheint mir heute alles ein bisschen verflacht zu sein wieder.
    Warum?
    Ja, weil möglicherweise die Erwartungen überzogen waren.
    Die Vorstellung, man könne jetzt, wenn man die richtigen sozialwissenschaftlichen Methoden und Mittel hätte, gewissermaßen den Menschen von außen her gebildet machen,
    Das war sicher eine falsche Vorstellung.
    Und das muss man wahrscheinlich auch denen ankreiden, die so etwas behauptet haben, die offensichtlich den Widerspruch zwischen Technologie und Ökonomie auf der einen Seite und Anspruch von Selbstbestimmung auf der anderen Seite nicht gesehen haben, die das miteinander verbinden wollten.
    Das lässt sich nicht so verbinden, jedenfalls wie es da angesetzt wurde.
    Und von daher gibt es ja heute in der Pädagogik eine ziemlich große Skepsis.
    Welche Schlüsse würden Sie jetzt aus dieser Erfahrung, dass das nicht geklappt hat, das Verwirklichen der Herrenideale von vor 20 Jahren, welche Schlüsse würden Sie daraus heute für die Bildungspolitik ziehen?
    Zunächst einmal würde ich nach wie vor sagen, das Erbe der Aufklärung des Menschen, der
    nun wirklich aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit heraustreten soll, dieses Erbe können wir nicht mehr aufgeben.
    Das würde ich für ganz falsch halten.
    Das zweite ist, wir müssen, glaube ich, aufhören damit zu sagen, die Schule ist ein lieblicher Spaziergang, da marschieren wir durch, sondern denken kostet Mühe.
    Denken tut weh.
    Es tut weh, Vorurteile aufzugeben.
    Es tut weh, das eigene Nichtwissen und Nichtkönnen einzusehen.
    Aber alles das sind auch Momente von Bildung, die dann, wenn man sie einmal durchschritten hat und wenn man einmal verstanden hat, was damit gemeint ist,
    ja auch so etwas bringen wie eine große Befriedigung, eine große Befreiung, die aber nicht so vordergründig ist, wie das vorher angesehen wurde.
    Jetzt ist das sehr abstrakt, sehr schön zwar, sehr edel, aber sehr abstrakt.
    Wie würden Sie das konkret umsetzen in der täglichen Schulpraxis?
    Ich würde zunächst einmal die Ernsthaftigkeit von Aufgaben in der Schule wieder herausholen.
    Ich würde mich wenden gegen diesen, das vielleicht jetzt sehr subjektiv, aber ich sage es dennoch,
    Psychobrumge in den Schulen um sich gegriffen hat.
    Ich würde eine andere Lehrerbildung machen, in der dem Lehrer einmal mehr bewusst werden sollte, dass das Lehren eine ungemein schwierige Aufgabe ist, nämlich einerseits
    Dergestalt, dass er weiß, was er zu lehren hat.
    Das muss er überschauen.
    Und andererseits, dass er sich bezieht auf die Schüler, die er unterrichtet.
    Und dass er weiß, dass jeder Schüler und jede Klasse einmalig ist und dass er nicht das Schema von der einen Klasse auf die andere übertragen kann.
    Hier müsste also sehr viel in der Lehrerbildung geschehen.
    Wenn ich die häufigsten Kritikpunkte zusammenfasse, die es am jetzigen Bildungssystem gibt, dann lauten die,
    Die Schüler plagen sich unheimlich, sind an der Grenze der Überforderung.
    Nichts geht fast mehr ohne Nachhilfe.
    Die Lehrer sind im Dauerstress, wahnsinnig angestrengt.
    An den Universitäten häufen sich die Studienabbrecher.
    Und am Ende sagt die Wirtschaft, sie kriegt Leute, die nicht das können, was sie, die Wirtschaft, eigentlich braucht.
    Wenn man da einen Strich macht unter die Bilanz, dann ist das ja eigentlich ein vernichtendes Ergebnis.
    Unter einem unglaublichen menschlichen Aufwand, unter Hingabe von Milliarden, Jahr für Jahr, wird etwas erzeugt, womit am Ende niemand glücklich und zufrieden ist.
    Wie gibt es denn sowas eigentlich?
    Was ist da schiefgegangen?
    Im Phänomen stimme ich Ihnen zu.
    Möglicherweise packen wir auch zu viel in die Unterrichtsstunde hinein, statt dass wir den Schülern helfen, dass sie am Einzelnen das wirkliche Denken und Argumentieren lernen.
    Eine Nebenbemerkung dazu, die mich seit Jahren verbittert, kann ich fast sagen.
    Immer wenn die Gesellschaft ein Problem hat, das sie selbst zu lösen nicht in der Lage ist, schiebt sie dieses der Schule zu, die soll das schon machen.
    Ich nenne Ihnen Beispiele.
    Umwelt.
    Die Wirtschaft ist nicht in der Lage, die Umwelt so in Ordnung zu bringen, wie wir es uns vorstellen.
    Schon entdeckt die Pädagogik Umwelterziehung oder Ökopädagogik.
    Sexualerziehung, da haben wir dasselbe.
    Familie oder Gesellschaft ist nicht in der Lage, schon soll die Schule das machen.
    Man könnte die Beispiele ausweiten.
    Die Schule ist auf diese Weise einfach hin überfordert.
    Und dazu kommt dann ja noch eines, dass man der Schule zwar alle diese Aufgaben zu diktiert,
    aber andererseits sie in der Öffentlichkeit ständig infrage stellt, diskriminiert fast.
    Wobei ich ja eher dafür wäre, dass man ihr diese vielen neuen Aufgaben nicht gibt, sondern ihr zentrale Aufgaben der Menschenbildung zuweist und die soll sie aber auch dann gründlich
    Also eine neue Bescheidenheit in der Schule.
    Richtig.
    Der Rousseau hat das schöne Wort geprägt, das Geheimnis der Pädagogik sei, nicht Zeit zu gewinnen, sondern Zeit zu verlieren.
    Das widerspricht aber der ökonomischen Tendenz unserer Zeit.
    Da geht es ja möglichst viel, in möglichst kurzer Zeit, mit möglichst wenig Aufwand.
    Das ist das ökonomische Prinzip.
    Das taugt nicht für die Pädagogik.
    Müssen wir wieder Eliten ausbilden?
    Wir müssen die Möglichkeit geben, dass junge Menschen, ich weiß jetzt nicht, ob ich das Elite nennen würde, dass junge Menschen Bildung in allergrößter und höchster Wertigkeit gewinnen.
    Das sind nicht immer die, die nach außen hin strahlen und als die Eliten angesehen werden.
    Das sind aber vielleicht diejenigen, die wesentlich die Kultur eines Landes
    vielleicht sogar manchmal etwas unbemerkt mitbestimmen.
    Sie meinen, man habe ein bisschen unterschätzt, dass es so etwas geben muss wie Elitenbildung in den letzten 10, 20 Jahren?
    Man hat das unterschätzt, und zwar aus einem ursprünglich großen sozialen Engagement.
    wo der Begriff der Elite identisch gesetzt wurde mit dem Besitzen von Privilegien.
    Das sollte nicht wiederkommen.
    Wir sollten aber nicht unterschätzen die Notwendigkeit, tatsächlich jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten,
    sich in dem, wozu sie in der Lage sind, möglichst gut zu bilden und auszubilden.
    Das halte ich für ganz gravierend.
    Also man darf Elite nicht begreifen als eine
    solitäre Erscheinung im Sinne des egoistischen Habenwollens.
    Wenn ich Ihnen jetzt so zuhöre, drängt sich mir die Frage auf, haben wir bei dem edlen und durchaus sympathischen Ziel der Chancengleichheit, hat er die Bildungspolitik der letzten 20 Jahre die Risken unterschätzt, die da drinnen stecken?
    Nicht die Risken, sondern für meine Beriffe hat sie es falsch gemacht.
    Sie hat nicht unterschieden zwischen der Gleichheit der Chancen
    und der Ungleichheit der Wahrnehmung dieser Chancen.
    Sie hat, glaube ich, in der Tat, und hier komme ich auf ein Thema, wo ich mir schon viel Tadel zugezogen habe, versucht, eine richtige politische Idee zu begründen durch Schulversuche.
    die dann nur Alibifunktion hatte, hatten diese Schulversuche, weil nämlich dann am ersten von Chancengleichheit die Rede war, wenn am Ende alle das Gleiche und eine gewisse Gleichheit, halte ich für ganz falsch.
    Sondern die Chancengleichheit ist ein, wenn Sie so wollen, ein Prinzip, ein Regulativ einer demokratischen Bildungspolitik.
    Da lasse ich überhaupt nicht mit mir handeln, da stehe ich voll und ganz dazu.
    Aber Chancengleichheit heißt eben Gleichheit von Chancen.
    Aber ich freue mich doch, wenn daraus jeweils verschiedene Persönlichkeiten, die sich in einer besonderen Weise darstellen, hervorgehen können.
    Vielen Dank für das Gespräch.
    Professor Marian Heitker war bei Hans Besenböck im Journal zu Gast.
    Schulschluss, Ferienbeginn, wir bleiben bei diesem Thema, Ferienbeginn, auch Beginn natürlich der Reisezeit.
    Und wer seinen Urlaub im Reisebüro bucht und anschließend mit der Kreditkarte bezahlen will, der wird immer öfter enttäuscht.
    Seit Beginn dieses Jahres hat nämlich ein Großteil der heimischen Reisebüros die Verträge mit den Kreditkartenfirmen gekündigt.
    Grund waren die, nach Meinung der Reisebüros, überhöhten Desagios, die sie bezahlen müssen.
    Desagio, das ist jener Prozentsatz der Rechnung, der beim Bezahlen mit Kreditkarte vom Reisebüro an die Kreditkartenfirma abgeliefert werden muss.
    Ein Bericht dazu von Dieter Bornemann.
    Leider.
    Sie haben eine, aber wir nehmen keine.
    Das bekommen viele Reiselustige zu hören, wenn sie nach der Buchung im Reisebüro mit ihrer Kreditkarte bezahlen wollen.
    Ende des vergangenen Jahres haben nämlich fast alle der 2400 österreichischen Reisebüros ihre Verträge mit den Kreditkartenorganisationen gekündigt.
    Günther Arloff, Sprecher der Reisebüros.
    Der Dissertionssatz war generell 3% der Kreditkarten.
    Wenn man davon ausgeht, dass das Reisebüro einen Ertrag zwischen 8 und 10% durch die Vermittlung von Produkten verdient, dann heißt das, dass wir zwischen 30 und 40% unserer Erträge weitergegeben haben an die Kreditkartenfirmen, nur für die Zahlungsform.
    Den Reisebüros war die Annahme von Kreditkarten also schlichtweg zu teuer.
    Das Disarjo, also der Teil vom Rechnungsbetrag, den die Reisebüros an die Kartenfirmen zahlen müssen, ist ihnen zu hoch.
    Aber Helmut Nalig, Chef von Visa in Österreich, kontert.
    Die genannten 10% sind die Ausgangsbasis, also bei entsprechenden Umsatzvolumina.
    erhalten auch die Reisebüros eine höhere Provision.
    Zum Zweiten glauben wir, dass es wahrscheinlich sinnvoll und notwendig sein wird, dass die Provision, die zum Beispiel an die Kreditkartenorganisationen zu bezahlen sind, vielleicht zwischen Reisebüros und Veranstaltern geteilt werden.
    Davon wollen diese aber wenig wissen.
    Auch beim Versicherungspaket, das für den Karteninhaber nur gültig ist, wenn er die Karte verwendet, schieben sich die Kontrahenten gegenseitig den schwarzen Peter zu.
    Reisebüro-Sprecher Arlof.
    Das ist eine Sache, die sich primär das Kreditkartenunternehmen mit seinen Kunden ausmachen muss.
    Wir stellen dem Kunden sehr preisgünstige Versicherungen zur Verfügung, die weit unter jenen Beträgen liegen, die wir aus dieser Art schon zahlen müssten.
    Teilweise haben wir uns entschlossen, diese Versicherung dem Kunden auch gratis zur Verfügung zu stellen, sodass
    dieser Aspekt dann für sich nicht dazu geführt hat, dass die Kunden auf uns böse waren.
    Und Visa-Chef Nahlig dazu?
    Vom Versicherungspaket, das Visa und Eurocard den Karteninhabern anbietet, ist es so, dass lediglich eine Versicherung
    Das trifft zum Beispiel bei einem Verkehrsunfall zu.
    ist lediglich gebunden an die Verwendung der Karte und nicht an die Bezahlung der Reise.
    Die Reisebüros fürchten, dass immer mehr Kunden mit Kreditkarte bezahlen wollen und dadurch ihre Gewinnspanne schrumpft.
    Günther Ardoff?
    Man darf nicht vergessen, dass die Kreditkartenhalter enorm zunehmen.
    Vor ein paar Jahren haben in den Reisebüros noch drei bis fünf Prozent aller Kunden mit Kreditkarte bezahlt.
    Heute dürfte dieser Prozentsatz weit über 10 Prozent liegen und man spricht davon, dass die Kreditkarte bis zum Jahr 1995 sich verdreifachen wird.
    Es würde heißen, dass die Reisebüros sicherlich zu diesem Zeitpunkt alle in roten Zahlen sind.
    Doch bevor es soweit kommt, konnte doch noch teilweise Einigung erzielt werden.
    In etwa 600 Reisebüros wird vor allem die Diners Club Karte angenommen.
    Diners Club hat, im Gegensatz zur Konkurrenz, nachgegeben und verlangt statt drei eineinhalb Prozent.
    Davon wollen die beiden großen Vertreter der Branche Eurocard und Visa aber nichts wissen.
    Helmut Nalig?
    Bevor ein Geschäft mit Verlust gemacht wird, müssen wir darauf verzichten.
    Und so müssen Freunde von Plastikgeld entweder ihre Kreditkarte oder aber ihr Reisebüro wechseln.
    Dieter Bornemann hat diesen Beitrag gestaltet.
    Fahren Sie nicht mit dem Auto nach Frankreich, warnen die Autofahrerclubs auch in Österreich.
    Denn zwischen Calais und Marseille blockieren französische Fernfahrer seit Montag an mehr als 100 immer wieder wechselnden Stellen die Transitrouten.
    Die Aktion Rambo ist ein Protest gegen die Einführung einer Verkehrssünderkartei mit Strafpunktesystem.
    die die Pariser Regierung im Kampf gegen 10.000 jährliche Verkehrstote eingeführt hat.
    Rechtzeitig zu Ferienbeginn ätzen die Kritiker, denn am Wochenende wollen sich vier Millionen Franzosen auf den Weg machen in Richtung Süden und Sonne.
    Trotzdem steht die Bevölkerung mehrheitlich hinter der Blockade, vielleicht sind das die, die erst später auf Urlaub fahren.
    Die Regierung hält Krisensitzungen ab und der neue Premier Bédégois muss sich Unfähigkeit vorwerfen lassen.
    Lorenz Galmezza.
    Straßenblockaden um Bordeaux aufgehoben, Achtung neue Absperrungen bei Caen und Le Havre.
    Fernfahrer geben Teilstrecke der Autobahn im Norden von Paris frei, zwei neue Blockaden um Lyon.
    So lauten die Verkehrsmeldungen schon seit Tagen und auch heute ist keine wesentliche Besserung der Situation abzusehen.
    Die rund 150 Straßensperren konzentrieren sich vor allem auf die Hauptverbindungsachse Nord-Süd von Lille über Paris, Lyon hin zum Mittelmeer und nach Spanien.
    Nicht nur die Autobahnen sind blockiert, sondern auch viele Bundesstraßen, sodass Umleitungen und Ausweichverkehr über kleine Landstraßen geleitet werden müssen.
    Vor allem für die ausländischen Urlaubsreisenden eine verwirrende, zeitaufwendige und belastende Odyssee.
    Die Verkehrsbehörden haben deshalb die Franzosen dazu aufgerufen, den für heute vorgesehenen ersten großen Aufbruch in die Sommerferien nach Möglichkeit zu verschieben.
    Auf wie lange?
    Niemand kann das voraussagen.
    Denn erst heute Morgen haben verschiedene Gewerkschaften der Fernfahrer zu neuer Mobilisierung und Kampfbereitschaft aufgerufen, nachdem die Verhandlungen mit den Transportunternehmern und der Regierung in der vergangenen Nacht nach zwölf Stunden ergebnislos eingestellt wurden.
    Die Regierung beharrt auf der Einführung des Sechs-Punkte-Führerscheins nach dem Modell der Flensburger Verkehrssünder-Datenkartei.
    Als einzigen Kompromiss hat sie den Fernfahrern angeboten, dass die Auswertung der Fahrtenschreiber nicht als Grundlage für Eintragungen in die Punktekartei dienen soll, dass also nur in flagrant die ertappte Fahrer bestraft werden.
    Gut, aber zu wenig, antworten die Routier.
    Im Gegenzug bietet die Regierung Verhandlungen über Löhne, Arbeitsbedingungen und vor allem über das Prämiensystem, das die Fernfahrer praktisch zu Geschwindigkeits- und Arbeitszeitüberschreitungen zwingt, wenn sie anständig verdienen und der wilden Konkurrenz standhalten wollen.
    Aber auf diesem Gebiet zeigen sich die Transportunternehmer wenig entgegenkommend.
    Der Konflikt geht somit über den Punkteführerschein hinaus und wird zunehmend politisiert.
    Die Gewerkschaften versuchen die spontan entstandene Protestbewegung unter Kontrolle zu bekommen und die konservativen Oppositionsparteien kritisieren vehement die sozialistische Regierung.
    Die Einführung des Punkteführerscheins sei ungeschickt vorbereitet worden, der Staat sähe datenlos zu, wie Millionen Franzosen als Geißeln genommen werden und der Wirtschaft schon am sechsten Protesttag Millionenschäden erstanden sind.
    Gelassen bleiben einstweilen die Bürger.
    60 Prozent zeigten in einer Umfrage Verständnis für die Proteste der Fernfahrer, nur 38 Prozent verurteilten sie.
    Innenminister Killes hat zwar jedem Blockierer einen zweimonatigen Führerscheinentzug angedroht, die Sondereinheiten der Polizei blieben bisher aber diskret.
    Sie griffen nur ein, um die zeitweise unterbundene Benzinversorgung sicherzustellen, eine frontale Konfrontation wie Premierminister Bérégovoy vermeiden.
    Frankreichs Highways ist die Hölle los, die Trucker machen, Mobil-Lorenz Galmezza hat berichtet.
    Der österreichische AKH-Skandal der 70er Jahre oder der deutsche Flix-Spenden-Skandal der 80er Jahre erscheinen wie kleine Kavaliersdelikte, wenn man sie mit den Dimensionen des aktuell italienischen Parteispenden-Skandals vergleicht.
    500 Milliarden Schilling, fast ein österreichisches Budget, flossen im Mutterland des organisierten Verbrechens als Schmiergeld für Großaufträge von Baufirmen in Parteikassen.
    Gegen hunderte Unternehmer und Politiker wird ermittelt, Dutzende sind in Haft,
    Und involviert sind unter anderem Bettino Craxi, der Sozialistenchef, der deshalb nicht Premierminister werden konnte, der Christdemokrat Giovanni Goria, ausgerechnet Justizminister im neuen Kabinett Amato, und auch Carlo Bernini, bei uns bekannt als damaliger Verkehrsminister und Streicherkontrahent bei den Transitstreitigkeiten mit Italien.
    Richard Gasser berichtet.
    Über das volle Ausmaß des italienischen Schmiergeldskandals fehlt längster Überblick.
    Was mit ersten Verhaftungen im Februar in Mailand als scheinbar lokales Phänomen begonnen hatte, hat mittlerweile ganz Norditalien erfasst.
    Mittel- und Süditalien bleiben vorerst nur deshalb ausgesperrt, weil sich hier die Justiz nicht rührt.
    Schmiergelder an die Parteien bei öffentlichen Aufträgen gehören zum politischen System Italiens.
    Der Großteil der Parteienfinanzierung ist illegal.
    Das hat heute Sozialistenchef Bedino Craxi bei der Vertrauensdebatte im Parlament zugegeben.
    Wenn also alle schuldig sind, könne man damit nicht die gesamte Politikerklasse kriminalisieren, ohne das demokratische System zu gefährden, warnte Craxi feierlich, dessen Partei am tiefsten im Schmiergeldzumpf steckt.
    Tatsächlich verlangten Parteifreunde auch schon offen eine Generalamnestie und Einstellung aller Verfahren.
    Doch die norditalienische Justiz geht unerschrocken weiter und untersucht Auftrag um Auftrag.
    Nach Flughafen, U-Bahn, Spitälern und Theaterbauten war gestern in Mailand der gemeindeeigene Fruchthof dran.
    Für Lizenzen und Genehmigungen mussten dort die Groß- und Kleinhändler gesalzene Schmiergelder zahlen.
    Gleichzeitig wurde das Parteilokal der Christdemokraten sowie Büros und Zweitwohnungen von Regionalpolitikern durchsucht.
    In Florenz wurden gestern zwölf Bauunternehmer und Politiker verhaftet, darunter auch der vor drei Wochen zurückgetretene Bürgermeister Gianni Conte, wegen Korruption, Unterschlagung und Garbandenbildung.
    Zwei Baugesellschaften hatten dort billiges Ackerland aufgekauft und mit millionenschweren Schmiergeldern dann dafür gesorgt, dass es in südteures Bauland umgewidmet wurde, das sie dann wiederum der Gemeinde verkauft haben.
    um dort dann selbst 500 Wohnungen zu bauen und wieder zu schmieren.
    In Venedig wurden bei Autobahnbauten Handgelder weitergereicht und stehen nun höchste Politiker unter Anklage, darunter der bisherige Verkehrsminister Carlo Bernini.
    Aber auch ein Mann der neuen Regierung gerät in den Strudel, weil sein ehemaliger Sekretär und Freund in Mailand kniedief drinsteckt.
    Vorerst kann sich Finanzminister Giovanni Gorria aber halten, weil ihm selbst nichts Illegales nachgewiesen wurde.
    Er selbst und Ministerpräsident Giuliano Amato haben den Rücktritt dezidiert abgelehnt.
    Die sogenannte moralische Frage bemühen zwar alle in der heutigen Parlamentsdebatte, nachdem Ministerpräsident Giuliano Amato auch eine neue Ethik in der Politik angekündigt hatte, doch es fehlt jedes Schuldbewusstsein.
    Schuld sei das politische System Italiens, das diese riesige Korruption hervorgebracht habe und nicht die Parteien oder gar die einzelnen Politiker,
    die die Hand aufhalten und kassieren.
    Frei nach dem Motto, wenn alle stehlen, dann stehlt niemand, erteilt sich Italiens Politikerklasse bereits selbst die Absolution.
    Megaskandal und Parteispende in Italien, Richard Gasser hat berichtet.
    Der Kulturbeitrag im Mittagsschanal des Grazer Musikfestivals Styriarte läuft derzeit sozusagen fortissimo auf vollen Touren.
    Zur Tradition des von Nikolaus Arnon Kur geleiteten Festspiels gehören auch die Feste im Schlosspark in Eckenberg, die allerdings in den letzten beiden Jahren wetterbedingt ausgefallen sind.
    Heuer will man mit einem großen Shakespeare-Fest einen neuen Anlauf versuchen.
    Heute und morgen sollen Darsteller und Besucher in Kostümen durch den Schlosspark ziehen.
    Hören Sie mehr von Peter Wolf.
    Sommernachttraum, das Generalthema von Storiate 92, führt auch logisch zum Motto des Festes in Eggenberg, zu den musikalischen Begegnungen mit William Shakespeare.
    Ein musikalisch-theatralisch-kulinarisches Fest hat Martis Huber konzipiert, mit Text- und Szenenkollagen des Jungen Studententheaters der Uni unter dem Motto Küsse, Bisse, Risse und Shakespeare für Kinder von Wolfgang Dobrowski und Dorothee Steinbauer.
    Sommernachtstraum mit Pommes frites und Ketchup.
    Der Unterschied zur großen Bühne ist, das Ketchup ist nur zum Essen da.
    Scheinbar blutbeschmiert sind die Zuschauer, die aber auch Akteure sein sollen.
    Musikalisch wird vieles geboten, von Webers Oberon-Overtür bis zur Old Story, der Dixieland-Band, die Mendelssohn und Börsl à la Jazz spielen werden und Raritäten wie Tchaikovskys Rumi und Julia und der Sturm und auch Beethovens Streichquartett Opus 130.
    einen großen Musikdeuter Arnold Schering, der Beethoven analysiert hat und einigen Streichquartetten Beethovens auf diese Weise Shakespeare-Theaterstücke zuordnet.
    Und eines dieser Shakespeare-Theaterstücke, nämlich den Sommernachtstraum, glaubte Schering in Beethovens Streichquartett Opus 130 zu finden.
    Und wir führen das auf, das Publikum kann schauen, ob das seine Richtigkeit hat.
    An das PT-Publikum ergeht die Einladung, sich in Shakespeare-Kostümen zum Fest zu begeben.
    Aber wer als Hamlet in Frack oder in sonstiger heutiger Straßengleitung kommt, ist gegen Entrichtung des Eintrittsobelos von 380 Schilling zum Eintritt und zur Labung an drei reichhaltigen Buffets willkommen.
    Ich stelle mir das irgendwie sehr lustig und fantasievoll vor, wenn man Publikum und Ausführende irgendwann nicht mehr auseinander kennt und dort so ein buntes Treiben sich entwickelt.
    Bleibt noch die Frage des Wetterrisikos.
    Der Schlechtwettereinbruch beim Fest für Mozart vor drei Jahren hat ja dann zum Fiasko geführt, weil das Schlechtwetterprogramm nicht genügend vorbereitet war und das Publikum sich plötzlich in die Seele und zum Buffet drängte.
    Mathis Huber will jedenfalls das Fest bei jedem Wetter stattfinden lassen.
    Die Feste in Eckenberg haben sich immer durch eine ganz charmante und tolle Stimmung ausgezeichnet, solange bis ein Fester mal im Regen ertrunken ist.
    Wir haben uns gedacht, Regen kann im Jahr 1992 kein Naturereignis mehr sein, dem man nicht begegnen oder dem man sich nicht entgegenstellen kann.
    Nach den Erfahrungen des Eröffnungsfestes in der Altstadt am vergangenen Wochenende dürften jedenfalls die beiden Feste für Shakespeare in Eckenberg heute und morgen Sonntag wieder ein Publikumserfolg werden.
    Grazer Shakespeare-Fans also auch für den Eckenberger Schlosspark.
    Das war ein Bericht aus der Steiermark und nun die Schlussnachrichten.
    Bosnien-Herzegowina.
    Trotz der schweren Kämpfe in der vergangenen Nacht will die UNO den Flughafen von Sarajevo offen halten.
    UNO-General McKenzie kündigte an, sollte der Luftkorridor beschossen werden, müssten die UNO-Soldaten ihre Aktion abbrechen.
    Bei den jüngsten Gefechten im Bezirk Dobrinja in der Nähe des Flughafens sind vier Kinder getötet worden.
    Die Lage hat sich in der Früh wieder beruhigt, die Kämpfe könnten aber jederzeit wieder aufflammen.
    Heute ist ein erstes Transportflugzeug aus Deutschland mit Hilfsgütern in Richtung Sarajevo gestartet.
    Gestern wurden etwa 50 Tonnen Lebensmittel und Medikamente in die bosnische Hauptstadt gebracht.
    Kroatien.
    Die Hafenstadt Dubrovnik liegt abermals unter dem Beschuss serbischer Truppen.
    Nach Angaben der kroatischen Nachrichtenagentur HINA ist Generalalarm ausgelöst worden.
    Ungarn, Österreich.
    Die ungarische Regierung hat offenbar eine diplomatische Offensive im Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle aus dem ehemaligen Jugoslawien gestartet.
    Nach Presseberichten wurden 40 ungarische Vertretungen im Ausland angewiesen, die jeweiligen Regierungen über das Problem zu informieren.
    Ungarn strebt Direktverhandlungen mit Österreich über das Flüchtlingsproblem an.
    Außenminister Mock hat die von den Serben betriebene Zwangsaussiedlung massiv kritisiert.
    Mock sprach von einem flagranten Verstoß gegen die Menschenrechte.
    Sollten sich Berichte über Erschießungen und schwerwiegende seelische und körperliche Misshandlungen bewahrheiten, so läge ein eindeutiger Fall des Verbrechens des Völkermordes vor, sagte Mock.
    Er forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, Maßnahmen zum Schutz der Betroffenen zu ergreifen.
    Bei der gemeinsam von ORF, Caritas und dem Roten Kreuz durchgeführten Aktion Nachbar in Not sind bereits mehr als 220 Millionen Schilling gespendet worden.
    Durch eine Sammelaktion am Wiener Stephansplatz soll morgen der 750.
    LKW finanziert werden.
    UNO-Generalsekretär Butros Ghali hat den Österreichern für ihre Hilfsbereitschaft gedankt.
    Serbien.
    Der neue Ministerpräsident Panic plant die Berufung von Wirtschafts- und Finanzexperten in sein Kabinett.
    Panic, der als gebürtiger Serbe in den USA zum erfolgreichen Unternehmer aufstieg, will vor allem die schwere Wirtschaftskrise seines Heimatlandes überwinden.
    Außenpolitisch dreht er ein Ende der Kämpfe in Bosnien-Herzegowina an.
    Das Wetter in Österreich, im Osten und Süden heute Nachmittag noch meist sonnig, von Vorarlberg bis Oberösterreich zunehmend gewittrig.
    Die Temperaturen am Nachmittag 23 bis 29 Grad.
    Das war das Mittagsschanal.
    Wir sagen ein herzliches Dankeschön fürs Zuhören und wünschen ein schönes Wochenende.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1992.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1992.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Urlauberreiseverkehr
    Mitwirkende: Misof, Heidi [Gestaltung]
    Datum: 1992.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Bosnische Flüchtlinge in Österreich
    Einblendung: Bosnische Flüchtlinge. Berichte über "ethnische Säuberungen" serbischer Tschetniks an bosnischen Zivilisten
    Mitwirkende: Simbürger, Franz [Gestaltung] , Anonym, bosnischer Flüchtling, bosnische Flüchtlinge [Interviewte/r] , Anonym, Übersetzer [Interviewte/r]
    Datum: 1992.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Gesellschaft ; Krisen und Konflikte ; Krieg ; Ethnie ; Nationalismus ; Straftaten ; Asyl ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre ; Bosnien-Herzegovina ; Jugoslawien
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Die CSFR nach der Abwahl Havel
    Havel wird wohl Staatspräsident der Tschechen werden, in einer Volkswahl hatten sich einmal Havels offizielle Unterstützer vollzählig für ihn gestimmt.
    Mitwirkende: Coudenhove-Kalergi, Barbara [Gestaltung]
    Datum: 1992.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Im Journal zu Gast: Marian Heitger
    Einblendung: Marian Heitger
    Mitwirkende: Besenböck, Hans [Gestaltung] , Heitger, Marian [Interviewte/r]
    Datum: 1992.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Bildung ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Viele Reisebüros verweigern Kreditkarten
    Einblendung:Nalig, Arlow
    Mitwirkende: Bornemann, Dieter [Gestaltung] , Arlow, Günter [Interviewte/r] , Nalig, Helmuth [Interviewte/r]
    Datum:
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    LKW-Blockaden in Frankreich werden innenpolitisches Thema
    "Aktion Rambo", Protest gegen Verkehrssünderkartei in Nord-Süd-Hauptverbindungsachsen, auch viele Bundesstraßen blockiert.
    Mitwirkende: Gallmetzer, Lorenz [Gestaltung]
    Datum: 1992.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Mailänder Korruptionsskandal weitet sich aus
    Schmiergeldskandal hat sich über ganz Norditalien ausgebreitet, es geht vor allem um illegale Parteifinanzierung, zahlreiche Verhaftungen hochrangiger Politiker und Unternehmer.
    Mitwirkende: Gasser, Richard [Gestaltung]
    Datum: 1992.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Musikalisches Shakespeare-Fest bei der Styriarte
    Einblendung: Mathis Huber
    Mitwirkende: Wolf, Peter [Gestaltung] , Huber, Mathis [Interviewte/r]
    Datum: 1992.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1992.07.04
    Spieldauer 00:57:51
    Mitwirkende Glück, Luis [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1992.07.04 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Politik ; Politik Österreich ; Nachrichten ; Krieg ; Krisen und Konflikte ; Ethnie ; Nationalismus ; Straftaten ; Asyl ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-920704_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

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