Mittagsjournal 1992.07.21

Video-Player wird geladen.
Advertisement
Aktueller Zeitpunkt 00:00
Dauer 00:00
Geladen: 0%
Streamtyp LIVE
Verbleibende Zeit 00:00
1x
  • Marker
  • Beschreibungen aus, ausgewählt
  • Untertitel aus, ausgewählt
    x
    ZOOM HELP
    Drag zoomed area using your mouse or a finger.
    100%

    Rechtliches

    Zitieren

    KI-generiertes Transkript

    Das war's.
    Aus dem Studio des Mittagsjournals meldet sich Herbert Dobrowolny.
    Guten Tag, meine Damen und Herren.
    Die Schlagzeilen für die kommende Stunde.
    Schicksal der bosnischen Zugsflüchtlinge nun geklärt.
    Situation in Sarajevo, wo der Flughafen seit den Vormittagsstunden wieder offen ist.
    Serbische Reaktionen auf die jüngsten diplomatischen Initiativen.
    Wie werden die Hilfsgüter der Aktion Nachbar in Not in Osijek verteilt?
    Pressekonferenz zur Finanzierung des tausendsten LKWs.
    dieser ORF, Caritas und Rotkreuz Hilfsaktion, Fortsetzung der Diskussion um das Frauenpensionsalter, Jörg Haider beschuldigt die ÖBB über eine Bank verdeckt Schulden zu machen, Zwischenbilanz des Sommerfremdenverkehrs in Österreich,
    Untersuchung, wie sehr ausländische Kinder die Arbeit und die Atmosphäre an den Schulen beeinflussen, italienische Lehrer soll wieder abgewertet werden, Probleme Jeldzins mit seinen Parteifreunden und Eröffnung der Bregenzer Festspiele.
    Soweit also einige Programmschlagzeilen.
    Am Anfang stehen die Nachrichten, die Georg Schalgruber verfasst hat.
    Gelesen werden sie von Herbert Slavik.
    Bosnien-Herzegowina.
    Der Flughafen von Sarajevo ist heute Vormittag wieder geöffnet worden.
    Die Hilfsflüge der UNO aus Zagreb sollen verstärkt werden, falls die relative Ruhe andauert.
    Der nun schon 39. von der EG vermittelte Waffenstillstand hat sich zwar als brüchig erwiesen, in allen Landesteilen sind die Kämpfe weitergegangen.
    Doch hat sich in Sarajevo die Situation wieder etwas beruhigt.
    Die Außenminister der Europäischen Gemeinschaft wollen sich für einen Ausschluss von Rest-Jugoslawien aus der UNO und aus anderen internationalen Organisationen einsetzen.
    Milan Panic, der Ministerpräsident von Rest-Jugoslawien, glaubt nicht, dass es soweit kommen wird.
    Er meinte, Russland werde notfalls mit einem Veto den Ausschluss seines Landes verhindern.
    Als Hilfe für die Flüchtlinge haben die EG-Außenminister eine Soforthilfe in Höhe von umgerechnet 1,7 Milliarden Schilling bereitgestellt.
    Die meisten Mitgliedsländer des gemeinsamen Marktes konnten allerdings nicht dazu motiviert werden, feste Kontingente für Kriegsflüchtlinge zuzusagen.
    EG-Vermittler Lord Carrington will heute nach Belgrad kommen, um unter anderem mit dem serbischen Präsidenten Milosevic zu konferieren.
    Stundenlange Beratungen des UNO-Sicherheitsrates haben keine Entscheidungen gebracht.
    Offensichtlich soll zunächst ein Bericht des UNO-Generalsekretärs abgewartet werden.
    Auch scheinen die Ratsmitglieder die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in Bosnien-Herzegowina nicht aufgegeben zu haben.
    Österreich.
    Die Österreicher haben in den vergangenen sieben Wochen 300 Millionen Schilling für die Flüchtlinge im ehemaligen Jugoslawien gespendet.
    Die Organisatoren der Aktion Nachbar in Not, Caritas-Direktor Helmut Schüller, Rotkreuz-Präsident Heinrich Dreichel und ORF-Generalsekretär Kurt Bergmann geben heute im Rahmen einer Pressekonferenz die Finanzierung des tausendsten LKB bekannt.
    Aus einer IFES-Umfrage geht jetzt hervor, dass Lehrer, Eltern und Schüler weniger Probleme mit Ausländerkindern haben, als die öffentlich geführte Diskussion zu diesem Thema vermuten lässt.
    Zwei Drittel aller Lehrer meinen, dass Schüler mit nicht deutscher Muttersprache auf den Unterricht positive oder keine Auswirkungen haben.
    Bei den Eltern sind 90 Prozent, bei den Schülern 93 Prozent diese Meinung.
    Und Rechtsminister Scholten sagte dazu, die Umfrage zeige, wie absurd die schulpolitische Diskussion in jüngster Zeit verlaufe.
    FPÖ-Bundesparteiobmann Haider kritisierte die Umfrage als bestellt und warf Minister Scholten wörtlich vor, mit gezinkten Karten zu spielen.
    Kritisch äußerte sich auch eine Sprecherin der Grünen in der Wiener Rathausfraktion.
    Die Bregenzer Festspiele werden heute von Bundespräsident Klestil eröffnet.
    Sie dauern bis 23.
    August.
    Unter anderem wird die Vorjahrskarmen wiedergespielt.
    1991 wurde mit fast 150.000 Besuchern ein neuer Zuschauerrekord registriert.
    Man hofft, ihn bei gutem Wetter heuer überbieten zu können.
    Nahe Osten.
    Der neue israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin ist heute nach Kairo gekommen.
    Es ist das erste israelisch-ägyptische Gipfeltreffen seit sechs Jahren und die erste Auslandsreise Rabins seit seinem Amtsantritt.
    Die Beziehungen zwischen Israel und Ägypten haben sich unter dem früheren Regierungschef Shamir verschlechtert.
    Durch die Änderung der israelischen Siedlungspolitik konnten sich die Dinge nun wenden.
    Der amerikanische Außenminister Baker setzt seine derzeitige Nahost-Mission mit Gesprächen in Jordanien fort.
    USA.
    Enttäuschte Anhänger des texanischen Milliardärs Ross Perot wollen diesen nun per Gerichtsbeschluss zu einer Kandidatur bei der Präsidentenwahl im November zwingen.
    In der Klage heißt es, zahlreiche Bürger hätten auch finanziell viel gegeben, um Perot zu unterstützen.
    Der 62-Jährige solle nun gezwungen werden, sein Versprechen zu halten.
    Ross Perot hat am Donnerstag mit der Begründung, er sei chancenlos, erklärt, doch nicht anzutreten.
    Beim Absturz eines Testmodells für einen Senkrechtstarter sind sieben Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen.
    Der Bau dieses Transportflugzeuges ist in den USA sehr umstritten.
    Sogar der Verteidigungsminister ist dagegen.
    Er kann sich aber im Kongress nicht durchsetzen, denn Parlamentarier, vor allem aus Texas, fürchten um tausende Arbeitsplätze.
    Schon vor etwa einem Jahr ist der erste Prototyp beim Jungfernflug abgestürzt.
    Damals gab es keine Opfer.
    Italien Nach dem Attentat auf den Mafiajäger Paolo Borsellino in Palermo hat der Innenminister neuerlich einen verstärkten Kampf gegen das organisierte Verbrechen angekündigt.
    Bei dem Bombenanschlag sind gemeinsam mit dem prominenten Mafiajäger auch fünf seiner Leibwächter gestorben.
    Das Verbrechen hat in ganz Italien tiefe Betroffenheit ausgelöst.
    Der Innenminister sagte nun, in wenigen Monaten wird es eine wirksame Anti-Mafia-Behörde mit 2.000 bis 3.000 Mitarbeitern geben.
    Der Staat müsse auf die neue Terror-Offensive mit aller Härte reagieren.
    Soweit also die Nachrichten und wie das Wetter wird, das verrät Ihnen jetzt Robert Lenger.
    28 bis 34 Grad werden heute erwartet.
    Die Hitzewelle erreicht ihren vorläufigen Höhepunkt.
    Das Azorenhoch macht sich in ganz Österreich bemerkbar.
    Es ist sonnig und heiß.
    Und die Wettermeldungen von 12 Uhr.
    Wien wolkenlos 29 Grad, Südostwind 20 Kilometer pro Stunde.
    Eisenstadt wolkenlos 28, St.
    Pölten wolkenlos 29,
    Linz-Heiter 27, Salzburg-Heiter 30°, Innsbruck-Heiter 29, Pregenz-Heiter 28, Graz-Wolkenlose 24 und Klagenfurt-Heiter 24°.
    Am wärmsten wird es heute an der Alpen-Nordseite, also in Salzburg, Ober- und Niederösterreich.
    Hier macht sich zusätzlich leichter Föhn bemerkbar.
    Auf dem Feuerkogel in 1600 Meter Höhe hat es bereits beachtliche 24°.
    Im Bergand von Vorarlberg bis Salzburg kommt es allerdings gegen Abend zu einzelnen Gewittern, die in der Nacht bis in die Obersteiermark ziehen.
    Im Wiener Becken und im Burgenland weht starker Südostwind.
    Morgen Mittwoch wird es schwül, die Frühweite liegen zwischen 15 und 21 Grad.
    Im Osten und Süden ist es noch sonnig und sehr warm, bei Temperaturen um 30 Grad.
    Von Westen her erreicht eine Gewitterzone Österreich.
    Von Vorarlberg bis Oberösterreich gibt es bereits in der Früh Wolken und einige Regenschauer und Gewitter.
    Die Höchsttemperaturen liegen hier nur um 24 Grad.
    Gegen Abend muss man dann in ganz Österreich mit Gewittern rechnen, die zum Teil sehr heftig sein können.
    Am Donnerstag lockert es im Westen wieder auf, die Gewitterzone zieht weiter nach Ostösterreich.
    Hier bilden sich dann die meisten Regenschauer und Gewitter.
    Die große Hitze ist damit vorläufig vorbei, es bleibt aber sommerlich warm.
    Soweit also die Wetteraussichten prognostiziert von der ORF Wetterredaktion des Hörfunks.
    12 Uhr und 9 Minuten wird es in wenigen Sekunden.
    Tagelang saßen tausende Kriegsflüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina an der kroatisch-slowenischen Grenze in Eisenbahnzügen fest, unter teils unmenschlichen Bedingungen.
    Nach dramatischen Hilfsappellen fand ein Großteil von ihnen hauptsächlich Frauen und Kinder Aufnahme in Österreich und in Italien.
    Für die Männer im wehrfähigen Alter ist das Martyrium allerdings noch nicht zu Ende.
    Im Gegenteil, sie werden ins Kriegsgebiet zurückgeschickt, berichtet Gerhard Roth.
    Während ihre Frauen und Kinder in Österreich und Italien Aufnahme gefunden haben und nun zumindest in Sicherheit sind, ist das Schicksal der etwa 2.500 Männer aus dem dritten Zug weiterhin ungewiss.
    Die kroatischen Behörden haben den Männern, den Wehrpflichtigen von 16 bis 60, die Ausreise verweigert.
    Begründet hat man dies mit einer durch nicht belegbaren Vereinbarung mit der Regierung von Bosnien-Herzegowina.
    Die Männer wären demnach eigentlich als Deserteure, als Fahnenflüchtige zu behandeln, sagt man.
    Es sei schon eher großzügig gewesen, dass man sie überhaupt über die Grenze gelassen habe.
    Sonst schert sich Kroatien ja eher wenig um die Hochheitsrechte von Bosnien-Herzegowina.
    In diesem Fall scheint aber jedes Mittelrecht um die kampfmüden, verzweifelten Männer wieder an die Front zu zwingen.
    ins Kampfgebiet, wo sie wieder der geballten Kampfkraft der serbischen Armeeverbände ausgeliefert sind und sie schon in Nordbosnien mit nackten Händen gegen schwere Artillerie und Panzer angehen müssten.
    So hat man die Männer in der Nacht auf Sonntag wieder in den Zug gezwungen.
    Ernsthaften Widerstand gab es keinen.
    Die starken kroatischen Polizeikräfte, die man um den Bahnhof zusammengezogen hatten, ließen Proteste erst gar nicht zu.
    Die nächste Station des Kreuzwegs war dann die Hafenstadt Rijeka.
    Die stundenlange Fahrt im überfüllten Zug, 2.500 Mann, aufgeteilt auf zwölf Waggons, bei Temperaturen um die 36 bis 40 Grad, müssen ein wahres Martyrium gewesen sein.
    An Wassern und Lebensmitteln hatte es ja schon im Bahnhof von Sabgesic gefehlt.
    In Rijeka wurden dann die Männer wieder eskortiert von Miliz und Militärpolizei auf ein Fährschiff verfrachtet.
    Als nächster Hafen soll Split angelaufen werden, wie von einem Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes zu erfahren war.
    Von Split aus, das ohnehin mit Flüchtlingen überfüllt ist, kann es dann nur zurückgehen nach Bosnien, irgendwie auf dem Landweg, über Bahn oder LKW-Konvois.
    Doch am Hafen von Rijeka ist es zu ersten handgreiflichen Auseinandersetzungen mit der kroatischen Polizei gekommen.
    Dort wurden die letzten Frauen, die sich mit ihren Männern noch in den Zug schmuggeln konnten, aussortiert.
    Von dem, was sich zur Stunde am Schiff abspielt, weiß man natürlich nichts.
    Vertreter von internationalen Hilfsorganisationen wurden keine zugelassen oder haben sich erst gar nicht um die Männer bemüht.
    In Sarajevo soll nach Meldungen von heute Vormittag der Flughafen wieder offen sein.
    Das heißt, Hilfsflüge erreichen die eingeschlossene Stadt.
    Über die momentane Situation ein Bericht von Walter Erdelitsch.
    Um 8.07 Uhr heute früh landete eine französische Militärmaschine auf dem Flughafen von Sarajevo, nachdem gestern der Flugverkehr wegen schwerer Kämpfe eingestellt werden musste.
    Die internationale Luftbrücke ist damit wieder in Betrieb, wenn auch nur mit halber Kraft.
    Statt der 20 Flüge pro Tag, die bisher hereinkamen, sind es aus Sicherheitsgründen während der nächsten Tage nur noch 10.
    Wo früher manchmal zwei bis drei Maschinen zur selben Zeit entladen wurden, darf nun nur jeweils eine Maschine auf dem Flugplatz sein.
    Die UNO-Truppen, die den Flughafen absichern, kommen inzwischen aber nicht nur militärisch, sondern auch politisch unter Beschuss.
    Zwischen dem bosnischen Präsidium und den UNTRO-Voreinheiten herrscht dicke Luft.
    Der Anlass war, dass ein Aufklärungskonvoi der Blauhelme gestern von einer Einheit der bosnischen Territorialverteidigung aufgehalten und zur Herausgabe der Waffen aufgefordert worden ist.
    Die 24 UNO-Soldaten, die bald von etwa 100 aufgebrachten Bewaffneten umringt waren, verweigerten dies aber.
    Ihnen wurde vorgeworfen, Waffen und Munition an die serbischen Chetniks zu liefern.
    Erst als der bosnische Verteidigungsminister eingriff, wurden die Blauhelme wieder freigelassen.
    Der Kommandant der UNPROFOR, General McKenzie, bestand dann noch auf einer Durchsuchung des Konvois durch die Bosnier.
    Dabei wurden nur die persönlichen Waffen der UNO-Soldaten gefunden.
    Der Vorwurf des Schmuggels erwies sich als haltlos.
    Damit hätte der Zwischenfall bereinigt sein können, hätte nicht das bosnische Fernsehen auch am Abend noch die Geschichte mit dem Waffenschmuggel weiter verbreitet.
    Es scheint, als solle ganz bewusst Stimmung gegen die Blauhelme gemacht werden.
    General McKenzie, nach den möglichen Gründen für die Vorgangsweise der bosnischen Regierung befragt, sagte heute, wenn man davon ausgeht, dass die Regierung auf eine internationale Militärintervention hinarbeitet, dann stören UNO-Truppen nur, weil sie ja eine Friedenstruppe sind.
    Der General sagte auch, dass die UNO-Truppen bei der Bevölkerung von Sarajevo von Anfang an nur eine sehr geringe Akzeptanz vorgefunden haben.
    Die Leute hier missverstehen die Aufgabe der Blauhelme ganz einfach.
    Sie sehen die Waffen und die Panzerwagen und ärgern sich, dass die UNO sie nicht mit Waffengewalt unterstützt.
    Der 52-jährige Zwei-Sterne-General Mackenzie, der hier in Sarajevo seinen 8.
    UNO-Einsatz leistet,
    sagte, der Einsatz hier sei zehnmal so schwierig wie alle anderen vorherigen zusammengenommen.
    Vor allem deshalb, weil es zu keinem Waffenstillstand kommt und weil die Konfliktparteien nicht mehr zu Gesprächen an einen gemeinsamen Tisch zu bekommen sind.
    Nun zu weiteren politischen Reaktionen.
    Die EG will ja das neue Jugoslawien aus der UNO ausschließen, dagegen möchte Milan Panic Russland mobilisieren, um im Sicherheitsrat ein Veto einzulegen.
    Die Außenminister der Gemeinschaft konnten sich auf keine Aufnahmequote für Flüchtlinge einigen und wollen dafür Milliardenbeträge zur Verfügung stellen.
    International nimmt das Unverständnis für das sinnlose Schlachten immer mehr zu, nur reicht der Druck der Empörung nicht aus, ein Einstellen der Kampfhandlungen zu erreichen.
    Wie man nun auf serbischer Seite auf die jüngsten diplomatischen Initiativen reagiert, hat Georg Dox recherchiert.
    Als ungerecht und unverständlich bezeichnete Serbiens starker Mann Slobodan Milosevic zum wiederholten Mal die Sanktionen der europäischen Gemeinschaft.
    Nun soll aus EG-Initiative Rest-Jugoslawien aus allen internationalen Organisationen und den Vereinten Nationen ausgeschlossen werden.
    Die Haltung der europäischen Gemeinschaft dürfte auch bei den Gesprächen im Mittelpunkt stehen, die heute der Sonderbotschafter der EG für Jugoslawien, Lord Carrington, hier in Belgrad führen wird, wenn auch die Lage der Albaner in Kosovo der offizielle Anlass der EG-Mission ist.
    Zur Stunde verhandelt Lord Carrington mit Milosevic am Nachmittag, steht als protokollarische Pflichtübung ein Besuch beim Präsidenten Westjugoslawiens Dzozic auf dem Programm.
    Worum geht es, Lord Carrington?
    Der letzte Friedensversuch hielt gerade 15 Minuten.
    Statt einer Feuerpause gab es die schwersten Kämpfe seit Tagen.
    Die Luftbrücke nach Sarajevo musste eingestellt werden.
    Die europäische Gemeinschaft wird fragen müssen, wie es um die Glaubwürdigkeit der Belgrader Politik bestellt ist, die ihren Ministerpräsidenten, den Serboamerikaner Milan Panic, nach Sarajevo schickte, um der Öffentlichkeit mitzuteilen, ich bringe den Frieden, während gleichzeitig die Stadt Sarajevo unter schweren Beschuss geriet.
    Eine Schlüsselrolle bei dem Ausschlussrest Jugoslawiens auf die internationalen Organisationen kommt Russland zu, das wegen seiner historischen Bindungen zu Serbien auch diesmal zur Zurückhaltung mahnen wird.
    Der Hauptgrund dafür, dass Russland nicht einmütig mit den europäischen Sanktionen mitziehen kann, liegt darin, dass Jelzin den national-slawisch orientierten Reformkritikern nicht weitere Angriffsmöglichkeiten bieten will.
    Yeltsin und sein Außenminister Kozyrev werden sicher nicht ihre mühsam erworbene internationale Reputation leichtfertig für Belgrad aufs Spiel setzen.
    Auch wenn Ministerpräsident Panitsch seine Hoffnung darauf richtet, Russland werde das Schlimmste, den Ausschluss Jugoslawiens aus den Vereinten Nationen,
    Und nach diesem Beitrag von Georg Dox ein Programmhinweis auf unser Journal Panorama heute Abend.
    Die Situation in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo ist Thema unseres Panoramas.
    Hans-Christian Unger und Fritz Besata sind in der Vorwoche aus der umkämpften und seit Monaten belagerten Stadt wieder zurückgekehrt.
    Wie mehr als 300.000 Menschen unter diesen Bedingungen dennoch überleben können, schildert dieses Journal Panorama im Anschluss an das Abendjournal ab etwa 18.20 Uhr auf Österreich1.
    In Kroatien, wo sich mindestens 600.000 Flüchtlinge aufhalten, sowohl kroatische, aber auch mehrheitlich bosnische Menschen, ist die Lage in den zahlreichen Lagern angespannt.
    Besser haben es jene Vertriebenen, die privat untergebracht sind.
    Aber auch sie blicken mit großer Sorge dem kommenden Winter entgegen.
    In Ostslawonien, im Gebiet der ehemals umkämpften Städte Osijek und Vinkovci, ist die militärische Lage derzeit ruhig.
    Anders ist es rund 80 Kilometer weiter südwestlich.
    an der kroatisch-bosnischen Save-Grenze, wo sich derzeit Karl Jekowski aufhält.
    Hier sein Bericht.
    Wenn sich die Lage nicht ändert, werden wir hier sterben müssen.
    Man lässt uns nicht nach Kroatien und nach Hause können wir auch nicht mehr.
    Und wenn wir nach Kroatien dürfen, werden die Männer in ein Lager gebracht und schlecht behandelt und die Frauen und Kinder werden nach Italien geschickt und so haben wir keinen Ausweg.
    Soweit diese Frau mit einem drei Monat alten Kind am Arm auf der postischen Seite des Tavi-Ubers.
    Seit zwölf Tagen harrt sie mit 1500 anderen Flüchtlingen unter unmenschlichen Bedingungen aus, um nach Kroatien zu dürfen.
    Mit den notwendigsten Lebensmitteln wird sie vom Roten Kreuz in Bosanski-Prot versorgt.
    Möglich gemacht durch die Aktion Nachbar in Not.
    Wie schwierig die Lage hier im bosnisch-kroatischen Grenzgebiet ist, ist schon daraus zu sehen, dass in der Vorwoche an einem Tag 20.000 Flüchtlinge von Bosnien über die einzig noch intakte Save-Brücke nach Slavonski-Prot flüchteten.
    In der Stadt mit rund 100.000 Einwohnern sind 50.000 Flüchtlinge untergebracht und müssen auch mit Lebensmitteln versorgt werden.
    Und so wurde in dieses Gebiet ein LKW der Aktion Nachbar in Not direkt umgeleitet.
    Caritas und Rotes Kreuz versorgen die Stadt und die angrenzenden Teile Nordbosniens.
    Die Lebensmittel erhalten sie entweder direkt aus den Zentrallagern der Aktion vom Roten Kreuz in Ossik oder jenem der Caritas in Tschakowo.
    Caritas-Vizedirektor George Luca... Die Leute aus Nordbosnien holen sich die Lebensmittel entweder von hier, unserem Zentrallager,
    oder auch von Swanski Brodab.
    Zur Kontrolle, damit ein möglicher Schwarzhandel verhindert wird, kommt auch ein Priester mit.
    In die von den Serben okkupierten Gebieten können die Leute nicht hinaus und so können auch wir nicht hineinliefern.
    Von Caritas und Roten Kreuz werden in Slavonien allein 150.000 Flüchtlinge und Vertriebene verzorgt.
    Die meisten davon in Ostzirk, Čakovo,
    Schlafanskebrot, Winkhoffstee und Schupanjá, um nur die wichtigsten Orte aufzuzählen.
    Derzeit ist ausreichend für Hilfe gesorgt, aber sollen die Lebensmittellieferungen, so wie zum Beispiel Ende Februar und im März nachlassen, dann kommt es zur Katastrophe.
    Meinen Rotes Kreuz und Caritas.
    Beide Organisationen fürchten sich vor dem Winter.
    So sagte mir der Chef vom Roten Kreuz in Ossiekam.
    Er ist auch für das Zentrallager der Aktion Nachbar in Not verantwortlich.
    Die Aktion Nachbar in Not wird hier als eine große Hilfe angesehen.
    Über den Winter darf ich gar nicht denken.
    Für den Winter werden wir bestimmt Kleidung, Schuhe, Decken,
    aber auch Glas und vieles anderes brauchen.
    Besorgt auch der Caritas-Direktor von Tschakovo.
    Er nennt als Beispiel das Lager Tschakovo, wo rund 3.000 Flüchtlinge leben.
    Wörtlich sagt er mir, wie diese Menschen, Frauen und Kinder, in den nicht beheizbaren Zelten den Winter überleben sollen, das weiß ich nicht.
    Seit Ende Mai läuft nun die auf Anregung der Bundesregierung und des ORF gestartete Aktion Nachbar in Not, gemeinsam durchgeführt mit Caritas und Roten Kreuz.
    Und heute konnten die Initiatoren und Mitgestalter dieser größten humanitären Hilfsaktion Österreichs in der Nachkriegsgeschichte eine stolze Bilanz ziehen.
    Tausend LKWs sind finanziert worden.
    Hans-Christian Unger berichtet aus dem Presseclub Concordia.
    Getreu dem Bibelwort, wenn dich jemand um deinen Rock bittet, dann gib ihm auch deinen Mantel, hat dem Pfarrer sein goldenes Messgewand um 20.000 Schilling für Nachbar in Not versteigert.
    Ein Beispiel unter vielen, die letztlich dazu geführt haben, dass bereits jetzt 1.000 Lastkraftwagen mit einer Gesamtwertanladung von 300 Millionen Schilling Hilfe in die betroffenen Gebiete bringen kann.
    Großes Lob daher heute von Caritas-Direktor Helmut Schüller.
    Verbunden mit der Hoffnung, auch andere europäische Staaten mögen diesem Beispiel der bisher größten heimischen Spendeninitiative nach dem Zweiten Weltkrieg folgen.
    Ich glaube, die österreichische Bevölkerung hat sich mit dieser Aktion dieser ganz unglaublichen Not in unseren südlichen Nachbarländern in einer ganz eindrucksvollen Weise zugewandt.
    und zwar nicht nur dem Interesse nach, sondern auch den Taten nach.
    Und zwar kann man sagen, auch wirklich alle Teile der Bevölkerung, ich erinnere noch einmal daran, dass es nicht wenige Schulklassen, Kinder und Jugendliche waren, die hier noch, solange der Schulbetrieb bis zum Ferienbeginn funktioniert hat, zum Beispiel hier ganz großartige und sehr, sehr einfallsreiche Initiativen gesetzt hat, aber
    Es sind viele Menschen, die Hilfe noch nicht erreicht hat und es werden noch viele sein, noch viel mehr sein, die der Hilfe bedürfen.
    Und das ist ein weiterer Übergangsgedanke zu der Hoffnung, dass sich auch die anderen Länder Westeuropas diesem großen Hilfewerk, das inzwischen geworden ist, anschließen.
    558 Lastzüge haben Hörer und Seher gespendet, 366 Firmen und Organisationen, 41 haben die Schulen, 35 verschiedene Pfarren finanziert.
    400 Lkw haben die Hilfsgebiete bereits erreicht.
    Mit insgesamt jeweils 1200 Tonnen Fleisch- und Fischkonserven, Milchpulver, Zucker und Mehl.
    Dann unter anderem auch allein 800 Tonnen Teigwaren, sowie einer gewaltigen Menge von Öl, Waschmitteln, spezieller Kindernahrung, sowie Hygieneartikeln.
    Der Präsident des Roten Kreuzes, Heinrich Dreichl, hat sich erst kürzlich von der Effizienz der Verteilungsorganisation an Ort und Stelle persönlich überzeugt.
    Ich habe mir das zunächst in dem großen Zentrallager in Agram sehr genau angeschaut.
    durchaus aussagefähige Buchhaltung, eine Lagerbuchhaltung.
    Lager jetzt im Sinne von Warenlager, nicht von Gefangenenlager oder Flüchtlingslager.
    Lagerbuchhaltung.
    Es ist eine Eingangs- und Ausgangsbelege rückenlos geführt.
    Es sind auch die organisatorischen Einrichtungen da.
    Es ist ein kompetent geführtes Lager.
    Und das festzustellen, dafür besitzt ein Ex-General der Kreditanstalt Bankverein vermutlich Kompetenz genug.
    ORF-Generalsekretär Kurt Bergmann wird die Aktion bis in den Herbst mit den beiden Organisationen Caritas und Rotes Kreuz weiterführen, konstatiert derzeit jedoch eine leichte Spendenmüdigkeit.
    Und auch er hofft auf Nachahmer im Ausland.
    Wir bereiten vor für den 29.
    Juli bei der nächsten großen Flüchtlingskonferenz, die am UNO-Sitz in Genf stattfindet,
    die von der Hochkommissarin für das Flüchtlingswesen Ogata veranstaltet wird.
    Wir bereiten vor, dort eine Präsentation zu machen, weil wir glauben, dass neben den staatlichen Hilfen in Europa ein sehr starkes Potenzial vorhanden ist, den Nachbarn zu helfen, wenn man das entsprechende Instrumentarium zur Verfügung stellt.
    Und hier wollen wir unsere Erfahrungen einbringen.
    Die erste Initiative in dieser Richtung schon heute.
    Zahlreiche Botschaften im Ausland informieren die dort ansässigen Medienvertreter über Nachbar in Not.
    Mit den vielen Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien kam, so glaubten zumindest einige Politiker, ein großes Problem vor allem an die Wiener Schulen.
    In manchen Schulklassen saßen nämlich plötzlich mehr Ausländer Kinder als Österreicher.
    Viele unter ihnen sprachen kaum Deutsch und konnten daher dem Unterricht nicht folgen.
    Von überforderten Lehrern war die Rede und davon, dass die einheimischen Kinder in ihrem Weiterkommen behindert würden.
    Die Kritik, die vor allem von der FPÖ kam, gipfelte kurz vor Beginn der Sommerpause im Nationalrat in einer dringlichen Anfrage an Unterrichtsminister Scholten, in der die FPÖ von einem Scheitern der sozialistischen Bildungspolitik sprach.
    Eine heute veröffentlichte Umfrage zeigt nun, dass betroffene Schulkinder und deren Eltern kaum Probleme im Umgang mit den Ausländerkindern sehen.
    Befragt wurden Eltern, Lehrer und Schüler an 300 Schulen in ganz Österreich.
    Details aus der Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts des IFES nun von Ingrid Thurnherr.
    Durchwegs gute Noten geben sowohl Eltern und Schüler als auch Lehrer den Schulklassen mit Schülern nicht deutscher Muttersprache.
    In allen Schultypen und Altersstufen sehen mehr Betroffene aus solcher Art gemischten Klassen Vorteile als Nachteile.
    Am positivsten bewerten die Schüler selbst den Unterricht gemeinsam mit Ausländerkindern.
    Jeder dritte Schüler ist überzeugt, dass die Teilnahme von Kindern nicht deutscher Muttersprache positiv für den Unterricht ist.
    Fast zwei Drittel der Schüler spüren keine Auswirkungen und negativ beurteilen nur acht Prozent der befragten Schüler den Einfluss ihrer ausländischen Klassenkameraden.
    Bei den Eltern glauben laut dieser Umfrage drei Viertel, dass der Schulerfolg ihrer Kinder nicht beeinträchtigt ist.
    Nur sieben Prozent der Eltern sehen negative Auswirkungen, mehr als doppelt so viele glauben, dass ihre Kinder profitieren.
    Den Unterrichtserfolg sehen acht von zehn Lehrern positiv oder nicht beeinträchtigt.
    Nur 17 Prozent glauben an einen geringeren Lernertrag.
    Generell lässt sich sagen, dass relativ junge Lehrer, eher ältere Schüler, also in den obersten Schulstufen, und besser gebildete Eltern die wenigsten Probleme mit den Ausländerkindern haben.
    Übrigens ist auch der Anteil jener Eltern, die an positive Auswirkungen auf die Persönlichkeit ihres Kindes glauben, weit größer als der Anteil jener, die die Persönlichkeitsentwicklung durch Ausländerkinder gefährdet sehen.
    Die Gesamtbenotung, die Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam dem österreichischen Schulsystem geben, liegt übrigens mit 2,4 bis 2,8 durchaus positiv.
    Als Reaktion auf das Ergebnis dieser Umfrage sagte Unterrichtsminister Rudolf Scholten, hier zeige sich, wie absurd die Schuldiskussion in letzter Zeit verlaufe.
    Man dürfe den sensiblen Schulbereich nicht zum Thema tagespolitischer Streitereien machen, warnte der Unterrichtsminister.
    Schönfärberei bestellte Umfrage.
    Kritik dieser Art kam bereits von beiden Oppositionsparteien.
    Die grüne Wiener Gemeinderätin Susanne Jerusalem sagte, das starre Schulsystem sei offenbar nicht in der Lage, auf neue Gegebenheiten zu reagieren.
    Und das lasse sich auch durch solche Umfragen nicht vom Tisch wischen.
    FPÖ-Chef Jörg Haider warf Scholten vor, er wolle mit dieser äußerst fraglichen, bestellten Meinungsumfrage die Realität auf den Kopf stellen.
    Scholten sei daher Rücktrittskandidat Nummer 1.
    Der Obmann des Parlamentarischen Unterrichtsausschusses, der ÖVP-Abgeordnete Josef Höchtl, hat unterdessen ein Maßnahmenpaket angekündigt, das mit Sprachkursen und Begleitlehren die Integration von Ausländerkindern an den Schulen erleichtern soll.
    Dieses Maßnahmenpaket soll bis Ende Oktober vorliegen.
    Recht unterschiedliche Reaktionen hat der ÖVP-Vorstoß nach einer Verlängerung des ungleichen Pensionsalters für Frauen und Männer ausgelöst.
    Nachdem Vizekanzler Bussek am Wochenende in einem Interview gemeint hatte, das Pensionsalter solle per Verfassungsbestimmung befristet festgeschrieben werden, erläuterte gestern ÖVP-Generalsekretärin Korosek, dies wäre der Vorschlag der ÖVP für den Fall, dass das Gleichbehandlungspaket gegen die Stimmen der Wirtschaft nicht durchgesetzt werden könnte und die Befristung
    könnte fünf oder zehn Jahre betragen.
    Was davon in den beiden Koalitionsparteien gehalten wird, fasst nun Manfred Steinhuber zusammen.
    Für die ÖGB-Frauen ist die Verlängerung des Pensionsalters durch eine Verfassungsbestimmung nur das allerletzte Mittel.
    Ihnen geht es um die Realisierung des Gleichbehandlungspaketes.
    Und das meint auch Sozialminister Josef Heson, wenn er betont, er stehe auf der Seite der Frauen.
    Sobald also viele dieser Fragen, die zu Recht von den Frauen angesprochen werden, nicht verwirklicht werden können, gibt es meinerseits keinen Vorschlag zur Erhöhung des Frauenpensionsalters.
    Aber es könnte sein, dass bei einem Kompromiss, der immer wieder im Raum steht, doch darüber nachgedacht werden muss, in welchen Schritten, in welchen Etappen sich hier das Pensionsalter hinaufgehoben wird und wann der Zeitraum der Anhebung überhaupt wirksam wird.
    Aber die ÖVP hat ja hier durch die Meinung der Frau Korasek oft eine sehr unterschiedliche Aussage getroffen.
    Vor wenigen Wochen hat die Frau Korasek noch behauptet, das geht überhaupt nicht und sie werden am 19.
    September demonstrieren.
    Jetzt ist sie von der Demonstration bereits also abgerückt.
    Ich weiß nicht, welche Order sie bekommen hat.
    Jetzt ist sie wieder auf der Seite mehr oder weniger, es könnte
    oder es wäre möglich, das Pensionsalter bei einem gewissen Zeitpunkt also hier wirksam werden zu lassen.
    Ich habe immer eine klare Linie vertreten.
    Ich bin der Meinung, dass etwa der Zeitraum so angesetzt werden müsste, dass eine heute 40-jährige Frau oder 35-jährige Frau davon nicht betroffen ist.
    Aber auch hier muss das ganze Paket also ausverhandelt sein.
    Die Bedingung ist also das Gleichbehandlungspaket.
    In der ÖVP dagegen wird Sorge um die Verfassung laut, denn das Pensionsalter kann nur bei zwei Drittel Mehrheit und gegen den erklärten Willen des Verfassungsgerichtshofes verlängert werden.
    Die Bedenken formuliert der ÖVP-Abgeordnete Kohl.
    Also in erster Linie würde ich als Politiker und als stellvertretender Obmann des Verfassungsausschusses, dem ja die Verfassung auch anvertraut ist, sagen, dass mir eine Verfassungsbestimmung
    Können Sie sich vorstellen, dass man im Parlament den Klubzwang aufhebt, um es den einzelnen Abgeordneten zu ermöglichen, sozusagen nach ihrem Verfassungsgewissen zu entscheiden?
    Sie werden lachen, aber ich habe noch nie einen Klubzwang gespürt, mit einer einzigen Ausnahme.
    Und das war schon viele, viele Jahre her, als es um Zwentendorf ging.
    Ich bin zum Beispiel in der letzten Juli-Session zweimal bei Abstimmungen sitzen geblieben.
    Was im Hintergrund Ihrer Frage liegt, nämlich wird nicht das Parlament verweigern so eine Verfassungsdurchbrechung?
    Das ist sicher eine offene Frage.
    Haben Sie persönlich für sich schon eine Entscheidung getroffen?
    Nein, ich habe noch keine Entscheidung getroffen.
    Ich habe eine Meinung.
    Aber diese Meinung bedarf erst der Diskussion im Parlamentsklub.
    Denn ich stehe also an sich Verfassungsdurchbrechungen als Verfassungsexperte und einer der Hüter der Verfassung sozusagen, der kleinen Hüter der Verfassung, stehe ich Verfassungsdurchbrechungen äußerst kritisch gegenüber.
    Einer, der sich schon entschieden hat, ist ÖVP-Justizsprecher Michael Graf.
    Ich finde, man soll nicht eine Verfassungsbestimmung machen, also die Verfassung ändern, nur weil man sich vor der Frau Minister Donald fürchtet und das ist offensichtlich.
    bei beiden Koalitionsparteien der Fall.
    Es sieht so aus, als ob dieser neue Vorschlag auf Verlängerung eine Notlösung wäre.
    Sie haben im Parlament, wenn ich richtig informiert bin, schon einmal nicht mitgestimmt bei der Verlängerung.
    Das ist richtig und ich sehe derzeit auch keine Möglichkeit, dass ich bei einer neuen Verfassungsbestimmung zustimmen könnte.
    Und Frauenministerin Johanna Donaul, von Graf soeben als Objekt der Angst bezeichnet, wehrt sich.
    Herr Graf soll bitte nicht sagen, weil man Angst hat vor den Frauen, wenn man dann auch nicht sagt, ich bin es ja nicht, das sind ja die Frauen, soll man das per Verfassungsgesetz festschreiben.
    Ich habe immer gesagt, man muss das bestehende Pensionsalter festschreiben mit einer Zweidrittelmehrheit im Parlament, solange noch tatsächliche Ungleichheit herrscht.
    Von einer Festschreibung auf einige Jahre, um Zeit zu gewinnen, halten Sie auf jeden Fall nicht.
    Nein, Herr Siebenbürger, das würde ja nichts anderes heißen als, dass wir eine bestehende Ungleichbehandlung verfassungsmäßig sanktionieren.
    Und zwar befristet.
    Schon so viele Jahre darf die Ungleichbehandlung noch verfassungsmäßig festgeschrieben passieren.
    Und genau so geht es nicht.
    Es muss Folgendes passieren.
    Wir brauchen eine Pensionsreform, wo wir es wissen,
    für die Frauen die Anrechnung der Kindererziehungszeiten verbessern, ja, durch eine Neugestaltung.
    Wir brauchen Verhandlungen, wo die Gleichbehandlung, die Maßnahmen für die Gleichbehandlung vereinbart werden, auch mit einem fixen Zeitplan vereinbart werden, und gleichzeitig brauchen wir aber, nachdem ja das nicht von heute auf morgen zu realisieren ist, eine Festschreibung des derzeit bestehenden Pensionsalters, aber doch bitte mit keiner Frise,
    Die Regierung kann doch nicht sagen, nach gut zehn Jahren dürfen die Frauen noch ungleich behandelt werden, meint Johanna Donal.
    12 Uhr und 35 Minuten.
    Nach den Milliardenverlusten im Ausland kämpfen die österreichischen Banken heuer mit einer Pleitenwelle, Stichwort Halango, im Inland.
    Und durch den harten Konkurrenzkampf werden Österreichs Sparern Zinsen geboten, von denen Bankkunden im übrigen Europa nur träumen können.
    Das alles ramponiert natürlich die Bankbilanzen, die Gewinne sinken rapide.
    Die CA hat heute ihre Halbjahresbilanz veröffentlicht.
    Dieter Bornemann fasst im Folgenden die Ansicht von CA-Generaldirektor und Bankensprecher Guido Schmidt-Chiari zusammen.
    Lachende Gesichter sind selten geworden in den heimischen Banken.
    Durch den extremen Konkurrenzkampf zwischen den Banken werden den Kunden Konditionen geboten, die den Banken an die Substanz gehen.
    CA-Generaldirektor Schmidt Chiari sieht aber vor allem externe Gründe für das hohe Zinsniveau in Österreich.
    Wir haben durch die Bindung an die D-Mark ein vorgegebenes Zinsniveau, grosso modo.
    Und davon können wir uns nur geringe Abweichungen erlauben.
    Als erste werden nun die Kreditnehmer zur Kasse gebeten.
    Wir rechnen entsprechend der Erhöhung des Diskontsatzes von einem halben Prozent mit einer Vertauung von bis zu einem halben Prozent.
    Derzeit liegt das Zinsniveau für einen Privatkredit offiziell bei 13,5%.
    Aber auch die Sparer werden in Zukunft weniger Zinsen bekommen.
    Bereits vor einer Woche, noch vor dem Zinsenschub aus Deutschland, haben die Bank Austria die erste österreichische und Raiffeisen angekündigt, die Sparzinsen zu senken und zwar bei den Einlagen die Höchstsätze, die über 5% liegen.
    Der Eckzinssatz soll unverändert bleiben.
    Auch die CA wird mitziehen.
    Schmidt-Keary dazu.
    wird es hier in Einzelpositionen zu einer Verschlechterung kommen können.
    Was im weiteren Jahresverlauf noch alles geschehen wird, kann niemand vorher sagen.
    Fest steht also, dass sich die Banken auf eine Senkung der Sparerzinsen einigen.
    Nach Meinung des Bankexperten des Instituts für Wirtschaftsforschung, Peter Moslechner, stehen die heimischen Banken im europäischen Vergleich einfach schlecht da.
    Und es kommt ein neues Bankwesengesetz, das den Banken mehr Erträge und Eigenkapital vorschreibt.
    Gespart kann aber fast nur bei den Zinsen werden, denn sie machen 80 Prozent aller Kosten der Banken aus.
    Schmidt Chiari zu den schwachen Erträgen in seiner Branche.
    Der Grund liegt primär im überzogenen Wettbewerb.
    Wir haben sehr viele Banken.
    Wir haben weiters nicht durchwegs gleiche Wettbewerbsvoraussetzungen.
    Und das ist dann die Folge.
    Die Bedarfsspanne, also das, was ich erwirtschaften muss,
    Um einen Gewinn zu erzielen, liegt bei den österreichischen Banken etwas niedriger als im Schnitt der deutschen Banken, weil wir hier unter dem Druck des Marktes schon vieles an Rationalisierungen vorgezogen haben.
    Dass der ruinöse Wettbewerb der Banken aber beendet werden muss, weiß auch Schmidt Chiari.
    Dass das aber auf dem Rücken der Kunden ausgetragen wird, will der CA-Chef nicht gelten lassen.
    Wenn wir einen Konkurrenzkampf austragen, so kommt er den Kunden zugute.
    Wenn wir jetzt hier Extreme bereinigen,
    so ist das langfristig auch im Interesse der österreichischen Wirtschaft, denn ein funktionsfähiges Bankwesen gehört zu einem modernen Industriestaat.
    Es ist wirklich meine feste Überzeugung, dass die Zielsetzungen, die ja schon im geltenden Kreditwesengesetz, aber noch deutlicher durch verschärfte Kapital- und Unterlegungspflichten im neuen Bankwesengesetz stipuliert sind, ja den Interessen der gesamten österreichischen Wirtschaft dienen.
    Das Teilbetriebsergebnis, die Maßzahl der Ertragskraft einer Bank, sank bei der CA im ersten Halbjahr um fast 10 Prozent auf 845 Millionen Schilling.
    Der Fremdenverkehr ist eine der Stützen der österreichischen Wirtschaft und er ist von Golfkrise und Wirtschaftsflauten bisher im Wesentlichen verschont geblieben.
    Im Gegenteil, das Jahr 1991 war dank Golfkrieg, abgesehen vom Städtetourismus, sogar ein ausgezeichnetes Jahr, weil viele Urlauber auf Flugreisen verzichteten.
    Heuer läuft es nicht ganz so gut.
    Die Tourismuswirtschaft klagt über gedrückte Preise und nur mäßige Nachfrage.
    Alle Hoffnungen hängen an der zweiten Sommerhälfte und am Herbst.
    Mehr von Josef Schweizer.
    Man könne nicht sagen, dass man generell abgestürzt sei, tröstet Fachverbandsvorsteher Peter Mühlbacher.
    Mai- und Juni-Zahlen zeigten ein schwaches Plus von 0,1 Prozent.
    Man sei vom letzten Jahr verwöhnt.
    Für heuer hofft Mühlbacher,
    dass der August gut wird und dass der Herbst ausgezeichnet wird.
    Wenn man die Gründe hinterfragt, so darf man für die Stadthotellerie hier im Besonderen Wien, Salzburg und Innsbruck sagen, dass es eine leichte Erholung seit der Golfkrise gibt.
    Es ist aber noch nicht wieder gut gemacht, wir sind noch nicht dort, wo wir gerne sein wollten.
    Und für die Ferienhotellerie müssen wir feststellen, es beeinflusst uns im Moment negativ die wirtschaftliche Lage in Deutschland.
    Der Zusammenschluss oder das Wiedervereinen Deutschlands, diese wirtschaftliche Situation, prägt sehr wohl auch die Ausgabefreudigkeit.
    Es hat uns der Streik in Deutschland vor einem Saisonstart nicht gut getan, wo es also um Gruppentourismus geht, wo es eine Verunsicherung
    bei den älteren Gästen, die also gerne Busreisen in der Vorsaison machen, also hier eine Verunsicherung gegeben.
    Wir müssen aber auch feststellen, dass immer, wenn es um den Fußball gegangen ist, auch diese Zeit durchaus nicht von Gästen in Österreich übersät war.
    Also auch die Fußball-Europameisterschaft hat hier ihren Beitrag geleistet, dass es nicht so gut läuft.
    Und generell zeige sich jetzt schon seit 10 Jahren der Trend zum Österreich-Urlaub in der zweiten Saisonhälfte.
    Preisprobleme habe die Branche nicht generell, versichert Mühlbacher.
    Spezialisten wie Sport- oder Kurhotels gehen es gut, den Preisdruck spüren vor allem die Städte.
    Ein besonderes Problem ist Kärnten.
    Durch die Jugoslawien-Krise ist Kärnten in eine Randlage gedrängt worden.
    Ein guter Herbst könnte fehlende Urlauberzahlen noch ausgleichen.
    Allerdings meldet Dänemark einen Zustrom von Feriengästen, die unter anderem in Kärnten jetzt fehlen.
    Tirol klagt über eine schlechte Vorsaison, der echte Saisonbeginn wird für August mit dem Ferienbeginn in Nordrhein-Westfalen erwartet.
    Was Österreichs Tourismusbranche zu spüren bekommt, ist auch die Verlagerung der Transitrouten.
    Wir haben viele Transitrouten, die also jetzt nicht frequentiert sind.
    Wenn Sie heute die Tauernautobahn oder die Bürenautobahn befahren, da glauben Sie, Sie sind im November oder im April unterwegs.
    Da ist es relativ ruhig.
    Und es haben sich natürlich Verkehrswege verlagert und das ist der Donauweg über Ungarn Richtung dem Süden zu.
    Und hier also fallen natürlich schon weite Landstriche und
    und Betriebe natürlich aus ihrer wirtschaftlichen Lage ab und haben sicherlich mit Problemen zu rechnen.
    Das ist gar keine Frage.
    Und es kommt natürlich dadurch ein verschärfter Preisdruck insgesamt, der sich heuer noch nicht auswirkt, ist möglicherweise nächstes Jahr oder für die Verhandlungen für das nächste Jahr das Druckmittel.
    Weitere Sorgen des fremden Verkehrs abgesehen vom Geschäft, die hohen Zinsen, zu wenig Förderung und Kontrollaktionen der Arbeitsmarktverwaltung.
    Mühlbacher spricht von regelrechten Fotosafaris, die die Inspektoren in den Betrieben veranstalteten.
    Und noch etwas ist dem Fachverband der Hotel- und Beherbergungsbetriebe ein Dorn im Auge.
    Der Plan von Verkehrsminister Klima, die 0,5 Promille-Grenze auf Österreichs Straßen einzuführen.
    Ein Bericht von Josef Schweinzer.
    Die italienische Lire ist auf ihrem historischen Tiefstand abgerutscht und steht unmittelbar vor der Abwertung.
    Mit 761 Lire für eine D-Mark oder 108 Lire für einen Schilling.
    Und auch an der Börse herrscht derzeit Panik und war gestern mit Kursverlusten von über 6 Prozent ein schwarzer Tag.
    Die Ursachen sind neben den zerrütteten Staatsfinanzen und den verzögerten wirtschaftspolitischen Gegenmaßnahmen nicht zuletzt auch die politische Krise nach dem Mafia-Massaker von Palermo.
    Richard Gasser aus Italien.
    Lira-KO, Börse kaputt.
    Auf diesen prägnanten Nenner bringen heute die Zeitungen den gestrigen schwarzen Montag.
    Das Massaker von Palermo überschattete auch die Börsenaktivitäten und ließ die Landeswährung regelrechter hinschmelzen gegenüber der starken D-Mark.
    mit der auch der österreichische Schilling stets mitzieht.
    Nur mit massiven Stützungskäufen der Banca d'Italia konnte der Höhenflug der Mark und gleichzeitig der freie Fall der Lira leicht gebremst werden.
    Der Mailänder Börsenindex fiel gestern gleichzeitig um fast 6 Prozent.
    Fast 100 Milliarden Schilling wurden in den Wind geschrieben.
    Seit Anfang Juli ist der Börsenindex um 117 Punkte gefallen.
    seit Jänner um über ein Fünftel, von 1076 auf heute gerade 810.
    Sieben Monate freier Fall, wobei jedes politische Desaster und nicht zuletzt die Mafia-Massaker einen neuen Einbruch markieren.
    Seit Wochen schon steht Elira massiv unter Druck, der von Spekulationsmanövern noch verstärkt wurde.
    Nur durch ein drastisches Wirtschaftsprogramm der Regierung Amato konnte sie vorübergehend entlastet werden.
    Der Diskontsatz wurde in drei Wochen zweimal angehoben auf derzeit 13,75 Prozent.
    Mit Sondersteuern und Gebührenerhöhungen sowie Einsparungen sollten 300 Milliarden Schilling aufgebracht werden, um das Budgetdefizit bei 1.800 Milliarden Schilling zu blockieren.
    Die gesamte Staatsverschuldung hat inzwischen die sagenhafte Summe von 150 Millionen Milliarden Lire überschritten.
    Das sind drei Milliarden Schilling pro Kopf eines jeden Italieners.
    Doch die vor zehn Tagen beschlossene wirtschaftspolitische Roskow wird nun von politischen und parlamentarischen Hürden neuerlich verzögert, wie Zentralbankpräsident Carlo Azzedio Ciampi seine Regierung kritisiert.
    Man kann Italien nicht an einem Tag sanieren.
    Wir dürfen aber für diese Sanierung nicht einen einzigen Tag verlieren, warnt der Bank Italia-Gouverneur.
    Ciampi und auch viele Industrielle wollten fast um jeden Preis eine Lira-Abwertung verhindern.
    Eine Abwertung sei unnütz, so Ciampi.
    Verteuere die Importe, ohne die Exporte ernsthaft zu fördern.
    Stattdessen müsse endlich die Inflation von derzeit 5,6 Prozent heruntergedrückt werden, um Italien in der europäischen Währungsschlange zu halten.
    Mit maroder Wirtschaft und quasi Staatsbankrott wird sich Italien aber der Macht der Tatsachen nicht mehr länger widersetzen können.
    12.45 Uhr, dreiviertel eins.
    Einen der schwersten Jobs der Welt hat derzeit zweifellos der russische Präsident Boris Jelzin.
    Die Wirtschaft ist bankrott, die staatlichen Strukturen brechen zusammen, die Bevölkerung ist enttäuscht und demoralisiert.
    Doch nun bekommt Jelzin auch zunehmend Probleme mit seinen eigenen Mitkämpfern, die ihm den Verrat russischer Interessen vorwerfen und die Reformpolitik Jelzins boykottieren.
    Aus Moskau ein Bericht von Susanne Scholl.
    die sich offen als Kommunisten oder auch als sogenannte russische Patrioten deklarieren, ist heutzutage in Russland jeder, der mit Politik zu tun hat, zumindest verbal ein Demokrat.
    Im Namen der Demokratie kritisiert oder unterstützt man die Regierung, den Präsidenten, die Reformvorhaben.
    Vor allem aber liefern sich jene, die über Einfluss verfügen, ebenfalls im Namen der Demokratie, zurzeit heftigste Machtkämpfe.
    Da ist zum einen Parlamentspräsident Russland, Kass Bulatov.
    Vor einem Jahr noch galt er als treuer Yeltsin-Mann.
    Während des August-Budgets stand er auf der Seite des russischen Präsidenten und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er für ein neues, reformiertes, demokratisches Russland sei.
    Doch inzwischen hat sich das Blatt einigermaßen gewendet.
    Raspulatov, mit Yeltsins Hilfe auf den Posten des Parlamentspräsidenten gehievt, versucht nun mit Hilfe dieses Parlaments, das noch vor der russischen Wende gewählt wurde und entsprechend zusammengesetzt ist,
    Das heißt, eine im russischen Sprachgebrauch als konservativ zu bezeichnende Mehrheit aufweist, Jelzin und dessen Reformpläne zu blockieren, wo er nur kann.
    Wohlmeinende bescheinigen ihm, er tue dies auf Sorge um Russland.
    Weniger Wohlmeinende sehen dagegen lediglich Machtstreben in den jüngsten Aktionen und Äußerungen Raspulatos.
    Zum Beispiel in seinem Aufruf, die Putschisten des Vorjahres auf dem Gefängnis zu befreien.
    Zum Beispiel in seinem fürs erste Mal nur zum Teil geglückten Versuch, die Presse wieder an die Kandare zu legen.
    Zum Beispiel in seinen verschiedenen Äußerungen zu den Krisenherden an den Grenzen Russlands.
    Ähnlich verhält es sich mit Jelzins Vizepräsident Alexander Rutschkeu.
    Auch er galt vor einem Jahr als verlässlicher Jelzingetreuer.
    Auch er versucht jetzt, sich mittels Kritik am Präsidenten zu profilieren.
    Rutschkeu wie Shaspulatov haben es vor allem auf die Reformpläne abgesehen.
    verlangen Korrekturen im eingeschlagenen Wirtschaftskurs, sprechen von volksfeindlicher Vorgangsweise der Regierung Gaidar und meinen eigentlich den Präsidenten.
    Einer der Hauptvorwürfe gegen Jelzins und seine Regierung, den die Leute um Rutz-Koay, aber auch um Raspulato verheben, lautet, ihre Politik sei nicht dazu angetan, der Größe Russlands gerecht zu werden.
    Die Anhänger Boris Jelzins und seiner Regierung, hierzulande bereits mit dem schönen Namen Radikaldemokraten versehen,
    tun sich in dieser Situation einigermaßen schwer.
    Erst Wochen nachdem Altkommunisten und Nationaldemokraten tagelang den Moskauer Fernsehsender Ostankino belagert hatten, entschlossen sie sich zum Beispiel zu einer Gegendemonstration, die mehr als schwach ausfiel.
    Zwar haben sie sich unter Führung des kürzlich zurückgetretenen Moskauer Bürgermeisters Popov zu einem Pro-Yeltsin-Block zusammengeschlossen, haben bei dieser Gelegenheit auch deutlich gemacht, was Siruzkoi, Kaspulatov und Konsorten vorwerfen,
    nämlich die Blockade der Reformen und der Versuch, die alten Hierarchien aufrechtzuerhalten.
    Im Übrigen aber überlassen sie die Öffentlichkeit nach wie vor weitgehend ihren Gegenspielern.
    Für die Menschen in Russland sind diese parteipolitischen Querellen kaum noch nachvollziehbar.
    Waren doch die Hauptprotagonisten vor einem Jahr noch alle die Helden des demokratischen Widerstands.
    Dass diese Auseinandersetzungen allerdings den ohnehin schon mehr als schwierigen Weg Russlands in eine wirklich demokratische Zukunft noch weiter erschweren,
    Inzwischen wohl jedem hier klar geworden.
    In Bregenz wurden heute Vormittag die 47.
    Festspiele eröffnet.
    Das vierwöchige Festival steht auch heuer wieder ganz im Zeichen des Spiels auf dem See.
    Allein für die aufgefrischte Carmen-Produktion Jérôme Savary's wurden bereits an die 130.000 Karten verkauft.
    Markus Barney gestaltete über die Eröffnung der Festspiele den folgenden Beitrag.
    Während im Festspielhaus noch die traditionelle Fanfare den Beginn des heurigen Festspielsommers verkündete, hatten sich vor dem Haus bereits zahlreiche Schaulustige eingefunden.
    Klestilschauen ist heute das Motto und der Bundespräsident kam diesem Wunsch in der Programmplanung entgegen.
    In diesen Minuten beginnt hier ein Empfang für alle, also nicht nur für die 1600 geladenen Gäste und der Bundespräsident hat sich bereits und das Volk gemischt.
    Im Haus selbst war diesmal während der Eröffnungszeremonie weniger von den internen Problemen als vielmehr von der Rolle der Kultur in Zeiten des Umbruchs die Rede.
    Die Festspiele haben ja derzeit kaum um ihre Anerkennung zu kämpfen.
    Eine soeben veröffentlichte Studie weist ihnen große Akzeptanz in der Bevölkerung zu und selbst die Probebühne vor Jahren, noch Streitpunkt Nummer eins, ist inzwischen in einer kleineren Version als ursprünglich geplant, so gut wie beschlossen.
    Festspielpräsident Romberg konnte sich daher heute darauf beschränken, den Subventionsgebern zu danken.
    Unterrichtsminister Scholten stellte angesichts der gegenwärtigen Vorgänge in Europa die Frage, ob die Kunst nicht in Legitimationszwang gerate.
    Ähnlich, wie sie es auch schon bei der Gründung der Bregenzer Festspiele unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg zu sein schien.
    Lassen Sie mich diese Frage, die bereits bei den ersten Bregenzer Festspielen anklingt, klar und eindeutig beantworten.
    Nein.
    Gerade in dieser Unsicherheit vermag die Kunst, die notwendigen Fragen zu formulieren,
    ohne vorschnell Antworten geben zu müssen.
    Gerade in einer Welt, die erst um ihr Gefühl geringt, wird Kultur für den Einzelnen zum Lebensmittel, zu einem Überlebensmittel des Geistes, der sich selbst finden will.
    Ähnliche Worte dann auch von Bundespräsident Klestil, der an seinen Besuch bei Präsident Havel und die Rolle der Kunst in den großen Umbruchprozessen in Osteuropa erinnerte.
    Die Kultur ermöglicht von ihrem Wesen her vielfältige Grenzüberschreitungen und ist eine unersetzliche Nahrung für Geist und Seele.
    Sie steht gleichzeitig an vorderster Front im Kampf gegen Provinzialismus und Nationalismus, aber auch gegen eine schleichende Nivellierung aller Werte.
    In diesem Sinne sind auch die Bregenzer Festspiele für mich gerade in dieser Zeit des Krieges, der Ratlosigkeit und der Ängste ein wichtiges Zeichen des Dialogs und der Besinnung.
    Ich wünsche der Festspielleitung und der Präsident Romberg bei der Verwirklichung der großen Vorhaben auch für die kommenden Jahre jeden Erfolg.
    Mit diesem Wunsch und in Dankbarkeit gegenüber dem Land, der Stadt Bregenz und den Künstlern und Organisatoren erkläre ich die Bregenzer Festspiele 1992 für eröffnet.
    So wird also der Bericht von Markus Barney zu der Eröffnung der Bregenzer Festspiele 1992.
    Damit sind wir am Ende unseres Beitragsteils.
    Zu gewohnten Zeit, jetzt nämlich drei Minuten vor Journalende, gibt es jetzt eine Zusammenfassung der wichtigsten Meldungen.
    Geschrieben hat sie Kollege Tarec Bacher und gelesen werden sie jetzt von Herbert Slavik.
    Bosnien-Herzegowina.
    Der Flughafen von Sarajevo ist heute Vormittag wieder geöffnet worden.
    Die Kämpfe sind etwas abgeflaut, die UNO-Hilfsflüge sollen jetzt verstärkt werden.
    In den anderen Teilen Bosnien-Herzegowinas gingen die Gefechte heute weiter.
    Der am Wochenende ausgerufene Waffenstillstand blieb weiter unbeobachtet.
    Europäische Gemeinschaft.
    Die EEG-Außenminister verlangen den Ausschluss Rest Jugoslawiens aus der UNO und den anderen internationalen Organisationen.
    Bei ihrem Treffen in Brüssel beschlossen die Minister außerdem eine Soforthilfe für die Kriegsflüchtlinge in Höhe von umgerechnet 1,7 Milliarden Schilling.
    Fixe Zusagen Vertriebene aufzunehmen gab es allerdings nicht.
    Kroatien.
    In Kroatien werden immer wieder Flüchtlingsfamilien aus Bosnien auseinandergerissen.
    Die kroatischen Behörden erlauben nur den Frauen und Kindern die Ausreise.
    Die Männer werden als Wehrpflichtige nach Bosnien zurückgeschickt, weil dort allgemeine Mobilmachung gegen die Serben gilt.
    So wurden jetzt wieder 2.500 bosnische Männer gewaltsam von ihren Familien getrennt, mit Zügen nach Rijeka und von dort mit dem Schiff weiter nach Split gebracht.
    Österreich.
    Die Österreicher haben jetzt bereits den tausendsten Lastwagen für die Aktion Nachbar in Not finanziert.
    In den vergangenen sieben Wochen wurden 300 Millionen Schilling für die Kriegsopfer im früheren Jugoslawien gespendet.
    400 Lastwagen mit Hilfsgütern sind bereits im Kriegsgebiet eingetroffen.
    Rotkreuz-Präsident Dreichel konnte sich von der gut funktionierenden Verteilungsaktion überzeugen.
    Caritas-Chef Schüller äußerte die Hoffnung, dass andere europäische Staaten ähnliche Aktionen durchführen.
    Der URF wird die Aktion Nachbar in Not gemeinsam mit Caritas und Rotem Kreuz bis in den Herbst fortsetzen.
    An den österreichischen Schulen gibt es kaum Probleme mit ausländischen Kindern.
    Das geht aus einer IFES-Umfrage unter Lehrern, Eltern und Schülern hervor.
    Zwei Drittel der Lehrer meinen, Schüler mit nicht deutscher Muttersprache würden sich auf den Unterricht entweder gar nicht oder positiv auswirken.
    Bei den Eltern sind 90 Prozent, bei den Schülern 93 Prozent dieser Meinung.
    FPÖ-Chef Haider sprach von einer bestellten Umfrage und warf Unterrichtsminister Scholten vor, die wirklichen Ängste der Lehrer, Schüler und Eltern einfach vom Tisch zu wischen.
    Die Sprecherin der Grünen im Wiener Gemeinderat, Susanne Jerusalem, warnte, dass viele verunsicherte Eltern der Argumentation von Scharfmachern folgten und ihre Kinder in Privatschulen geben wollen.
    Nahe Osten.
    Der neue israelische Ministerpräsident Rabin ist zu seinem ersten offiziellen Besuch in Kairo eingetroffen.
    Rabin will mit Präsident Mubarak den Nahostfriedensprozess erörtern.
    Es ist das erste israelisch-ägyptische Gipfeltreffen seit sechs Jahren.
    Das Treffen des amerikanischen Außenministers Baker mit Syriens Präsident Assad, das für heute geplant war, wurde abgesagt.
    Assads Mutter ist heute gestorben.
    Baker setzt seine Nahost-Mission mit Gesprächen in Jordanien fort.
    USA.
    Beim Absturz des Prototyps eines neuen Senkrechtstarters sind sieben Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen.
    Bereits vor einem Jahr ist eine erste Maschine dieses Typs abgestürzt.
    Damals gab es keine Opfer.
    Der Bau des militärischen Transportflugzeuges ist in den USA umstritten.
    Sogar Verteidigungsminister Cheney ist dagegen.
    Kongressmitglieder bestehen aber auf die Produktion des Senkrechtstarters, weil sie den Verlust von tausenden Arbeitsplätzen fürchten.
    USA.
    Enttäuschte Anhänger wollen den texanischen Milliardär Ross Perot jetzt per Gerichtsbeschluss zwingen, doch noch bei der Präsidentenwahl zu kandidieren.
    In der Klage heißt es, Bürger hätten viel gezahlt, um Perot zu unterstützen.
    Perot hat in der vergangenen Woche erklärt, er sei chancenlos und wolle daher im November nicht zur Wahl antreten.
    Kurz noch das Wetter heute Nachmittag.
    Sonnig und heiß bis 34 Grad in Ostösterreich, zum Teil starker Südostwind.
    Gegen Abend im Westen gewittrig.
    Das war das Mittagschanal.
    Am Mikrofon war Herbert Dobrowolny.
    Auf Wiederhören.

    Beiträge dieses Journals

    Nachrichten
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wetter
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Natur ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Lage in Sarajewo
    Hilfskonvois erreichen Sarajewo nun besser, Konflikt zwischen bosnischen Autoritäten und UNPROFOR
    Mitwirkende: Erdelitsch, Walter [Gestaltung]
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Serbische Reaktionen auf die jüngsten diplomatischen Initiativen
    Serbien will Russland mobilisieren, um den drohenden Ausschluss von allen internationalen Organisationen entgegenzuwirken.
    Mitwirkende: Dox, Georg [Gestaltung]
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Wie "Nachbar in Not"-Hilfsgüter in Osijek verteilt werden
    Einblendung: Flüchtlinge, Caritas-Direktor Csakovo
    Mitwirkende: Jirkovsky, Karl [Gestaltung] , Anonym, bosnischer Flüchtling, bosnische Flüchtlinge [Interviewte/r] , Csakovo, ... [Interviewte/r]
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Der tausendste "Nachbar in Not" LKW
    Einblendung: Treichl, Bergmann
    Mitwirkende: Unger, Hans Christian [Gestaltung] , Bergmann, Wolfgang [Interviewte/r] , Treichl, Heinrich [Interviewte/r]
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Ausländerkinder in unseren Schulen
    Befragte Eltern, Lehrer und Schüler an 300 Schulen sehen im Umgang mit ausländischen Kindern kaum Probleme. Am positivsten sehen die Schüler selbst die Teilnahme der ausländischen Kinder.
    Mitwirkende: Thurnher, Ingrid [Gestaltung]
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik ; Politik Österreich ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Fortsetzung der Diskussion um das Frauenpensionsalter
    Einblendung: Hesoun, Khol, Graff, Dohnal
    Mitwirkende: Steinhuber, Manfred [Gestaltung] , Hesoun, Josef [Interviewte/r] , Khol, Andreas [Interviewte/r] , Graff, Michael [Interviewte/r] , Dohnal, Johanna [Interviewte/r]
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Politik ; Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Die Bankenhaltung zu Zinsentwicklung und Ertragslage
    Interview: Schmidt-Chiari
    Mitwirkende: Bornemann, Dieter [Gestaltung] , Schmidt-Chiari, Guido [Interviewte/r]
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Sommerfremdenverkehr Zwischenbilanz
    Einblendung: Peter Mühlbacher, Fachverbandsvorstand für Tourismus
    Mitwirkende: Schweinzer, Josef [Gestaltung] , Mühlbacher, Peter [Interviewte/r]
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Abwertung der Lira und Staatsdefizite in Italien
    Politische Skandale und Mafiamorde bringen Kurs der Lira weiter zum Fallen. Pro-Kopf-Verschuldung steigt.
    Mitwirkende: Gasser, Richard [Gestaltung]
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Gesellschaft ; Wirtschaft ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Russischer Parteikader
    Auch in den eigenen Reihen hat Jelzin verstärkt mit Kritik zu kämpfen, vor allem wegen seiner Wirtschaftsreformen.
    Mitwirkende: Scholl, Susanne [Gestaltung]
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Ort: Moskau
    Schlagworte: Politik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten
    Eröffnung der Bregenzer Festspiele
    Einblendung: Scholten, Klestil
    Mitwirkende: Barnay, Markus [Gestaltung] , Scholten, Rudolf [Interviewte/r] , Klestil, Thomas [Interviewte/r]
    Datum: 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte: Politik Österreich ; Unterhaltung ; Kultur ; Musik ; E-Musik ; Radiosendung-Mitschnitt ; 20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ: audio
    Inhalt: Nachrichten

    Katalogzettel

    Titel Mittagsjournal 1992.07.21
    Spieldauer 00:57:52
    Mitwirkende Dobrovolny, Herbert [Moderation]
    ORF [Produzent]
    Datum 1992.07.21 [Sendedatum]
    Schlagworte Gesellschaft ; Radiosendung-Mitschnitt
    20. Jahrhundert - 90er Jahre
    Typ audio
    Format DAT [DAT-Kassette]
    Sprache Deutsch
    Rechte Mit freundlicher Genehmigung: ORF
    Signatur Österreichische Mediathek, jm-920721_k02
    Medienart Mp3-Audiodatei
    Gesamtwerk/Reihe Mittagsjournal

    Information

    Inhalt

    Nachrichten

    Verortung in der digitalen Sammlung

    Schlagworte

    Gesellschaft , Radiosendung-Mitschnitt
    Mediathek Logo